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Von Cumulus Freiburg lagen uns fast ausschließlich betriebliche und örtliche Quellen aus Freiburg selbst vor. Nur einmal konnte bisher eine überörtliche Erwähnung gefunden werden.
Bei Cumulus Freiburg scheint nach dem Inhalt unserer Datenbank fast ausschließlich der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg bzw. ab Mitte 1973 der Kommunistische Bund Westdeutschland (KBW) aktiv gewesen zu sein.
Das erste in unserer Datenbank erfaßte Ereignis aus diesem Klein- bis eben gerade Mittelbetrieb der Metallindustrie mit Anfang der 70er Jahre an die 400 Beschäftigten, ist die Einführung eines neuen Lohnsystems und zwar, laut Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg, "eines Akkordlohns auf Prämienbasis" (vgl.9.9.1971) wodurch der BKA eine angestrebte Steigerung der Profite seitens der 'Sauter-Kapitalisten' unterstellt, wobei der Betriebsrat nicht aufgepaßt habe, erst durch das Flugblatt des BKA aufmerkte.
Bereits das erste Flugblatt des BKA führt nach dessen bericht zu schikanösen Verhören von Beschäftigten und zwei, freiwilligen, Kündigungen.
Weitere freiwillige Kündigungen scheinen allerdings, wenn wir dem nächsten dokumentierten Flugblatt des BKA (vgl. 5.10.1971) folgen, gerade das Ziel der Geschäftsleitung zu sein. Der BKA greift nun den Betriebsratsvorsitzenden Protze persönlich als "Kapitalistenvertreter im Gewerkschaftskittel" an, wobei auch die Interessen der Lehrlinge und der Jungarbeiterinnen benannt werden.
Bei der Verteilung des zweiten BKA-Flugblattes am 5.10.1971 zeigt sich die Geschäftsleitung gar gefällig gesprächsbereit, der BKA aber bleibt beharrlich bolschewistisch kontaktscheu gegenüber den Kapitalisten und ihren Sachwaltern, trägt die Sache lieber öffentlich bzw. schriftlich aus.
Erneut wird der BKA zur Frage des Weihnachtsgelds 1971, mit einem betrieblichen Flugblatt tätig (vgl.10.12.1971), welches niedriger liege als bei anderen Metallbetrieben in der Stadt.
Der BKA propagiert auch bei Cumulus den Klassenkampf bzw. den proletarischen Parteiaufbau (vgl.10.1.1972), greift dann erneut das MTM-System an (vgl. 17.1.1972), dessen Einführung der BR-Vorsitzende Protze stillschweigend dulde (vgl. 26.1.1972), während der BKA dies vielmehr in den Zusammenhang der allgemeinen Ausplünderung der Arbeiterklasse und des Volkes stellt, wie sie auch durch die Fahrpreiserhöhungen geschieht (vgl. 26.1.1972).
Eine Betriebsversammlung (BV - 15.3.1972) dient der eifrigen Diskussion des MTM-Systems sowie von Fragen der Ernährung (Kantine) und Verdauung (Klos). Womit für den BKA die bisherige Untätigkeit des BR-Vorsitzenden Protze sich nunmehr als Bremserei darstellt.
Nicht von ungefähr ruft der BKA Freiburg bei den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. 17.5.1972) dann zur Abwahl von Protze und seiner Freunde von der gleichen Liste auf.
Vergleichsweise erfolgreich scheint bei den BRW 1972 bei Cumulus Freiburg aber lediglich eine Angestelltenliste gewesen zu sein (vgl. 21.6.1972)
Der BKA ersetzt seine betrieblichen 'Klassenkampf' Extrablätter für Cumulus (vgl. 18.10.1972) durch eine Publikation für die örtliche Metallindustrie (vgl. 7.11.1972, 6.12.1972), berichtet darin und auch anderswo weiter von Cumulus (vgl. 13.9.1973), kann dort nach seiner Auflösdung in den Kommunistischen Bund Westdeutschland auch, trotz oftmaliger Verwechselung mit der DKP, dessen Zentralorgan, die Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) zunächst recht zahlreich verkaufen (vgl. 11.7.1973), wobei die Verkaufziffern zu sinken scheinen (vgl. 12.9.1973, 26.9.1973).
Schließlich (vgl. 8.1.1975) wird auch Cumulus einmal nicht nur vom BKA bzw. KBW, sondern auch einer anderen linken Gruppe, nämlich der KPD erwähnt.
09.09.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet aus dieser Woche:"
CUMULUS - VERSCHÄRFUNG DES ARBEITSDRUCKS DURCH NEUES LOHNSYSTEM
Seit einiger Zeit müssen die Kollegen bei Cumulus, einem Betrieb
des Sauter-Konzerns. für jeden Arbeitsvorgang die Zeit abstempeln,
was noch vor einigen Monaten nicht notwendig war. Die Arbeitsleistung
(Stückzahl/Zeit), die von den Arbeitskräften ablesbar ist,
wird in der Verwaltung auf sogenannte Stammkarten eingetragen, auf
denen schon fast alle im Betrieb vorkommenden Arbeitsvorgänge
eingetragen sind.
Die Geschäftsleitung bei Cumulus kann dadurch genau kontrollieren,
wieviel jeder einzelne leistet, ob er langsamer oder schneller arbeitet
als andere Kollegen. Und was hat die Geschäftsleitung von diesen
Zahlen?
Überall im Betrieb redet man von einer Umstellung des Lohnsystems.
Und als der BKA letzte Woche in einem Betriebsflugblatt (vgl.
5.10.1971, d.Vf.) klar und offen aussprach, daß die
Einführung eines Akkordlohns auf Prämienbasis geplant sei,
kam weder von der Geschäftsleitung noch vom Betriebsrat ein
Widerspruch, obwohl sonst kräftig am Flugblatt rumgemäkelt
wurde.
Bisher gibt es bei Cumulus einen festen Stundenlohn, der allerdings
eine Erhöhung gut vertragen könnte und eine völlig
undurchsichtige Gruppenprämie, die von der Geschäftsleitung
nach Lust und Laune festgelegt und jederzeit gestrichen werden kann. In
Zukunft soll nun eine Art Akkordlohn eingeführt werden, wo sich
die Prämie nach der von jedem einzelnen geleisteten Stückzahl
bemißt. DADURCH SOLLEN DIE KOLLEGEN BEI CUMULUS ZU IMMER
HÖHEREN STÜCKZAHLEN ANGETRIEBEN WERDEN, UM VIELLEICHT EIN
PAAR LÄCHERLICHE PFENNIGE MEHR ZU VERDIENEN.
Um eine Berechnungsgrundlage für die Prämien zu haben, hat
die Geschäftsleitung die Arbeitskarten eingeführt. Und es ist
ja klar, daß die Geschäftsleitung die für sie
günstigsten, also höchsten Stückzahlen nimmt.
Deshalb hat der BKA die Kollegen bei Cumulus aufgefordert, ihr
Arbeitstempo aufeinander abzustellen und sich nicht gegenseitig
ausspielen zu lassen. Niemand verdient auf die Dauer mehr, wenn er
schneller arbeitet als die anderen und sich dabei kaputt macht, weil
dadurch nur die Geschäftsleitung hohe Richtsätze ansetzen
kann und somit letztlich keiner der Arbeiter etwas davon hat.
DIE UMSTELLUNG DES LOHNSYSTEMS HAT NUR EINEN ZWECK: DURCH MEHR ARBEIT
FÜR DIE KOLLEGEN, MEHR PROFIT FÜR DIE UNTERNEHMER!
Von der Geschäftsleitung, die die Interessen der
Sauter-Kapitalisten vertritt, haben die Kollegen bisher nichts von
einer Umstellung des Lohnsystems gehört. Aber auch der
Betriebsrat, der gewählt ist, um die Interessen der Belegschaft zu
vertreten, hat man bisher nichts erfahren.
Als nun der BKA letzte Woche das Flugblatt verteilte, und sofort eine
BETRIEBSVERSAMMLUNG forderte, fragten einige Kollegen
Betriebsratsmitglieder, ob nun eine Betriebsversammlung stattfinde. Die
Antworten waren bezeichnend: 'Daraus wird nichts, da kommt doch nichts
bei raus'.
Der Betriebsrat von Cumulus tagte noch am Tag des Erscheinens des
Flugblattes. Mitglieder der Betriebsleitung machten dort dem
Betriebsrat klar, daß alles im Flugblatt nicht stimme. Der
Betriebsrat müsse dies den Arbeitern klarmachen, was dann auch
einige Betriebsratsmitglieder versuchten. Den Vogel schoß
Betriebsratsvorsitzender Brotze ab, der rumtönte: 'Das sind doch
alles Idioten. Wenn rauskommt, wer die Informationen gegeben hat, der
fliegt.' STATT SCHLEUNIGST EINE BETRIEBSVERSAMMLUNG ABZUHALTEN UND MIT
DER BELEGSCHAFT ZU BESPRECHEN, WIE MAN SICH GEGENÜBER DER
GEPLANTEN UMSTELLUNG DES LOHNSYSTEMS VERHÄLT, MACHT SICH DIESER
BETRIEBSRAT OFFENSICHTLICH SORGEN UM DIE PROFITE DER KAPITALISTEN.
Das Flugblatt fand bei vielen Kollegen von Cumulus Zustimmung. Deshalb
bleibt unsere Forderung stehen SOFORT BETRIEBSVERSAMMLUNG".
Von den Folgen des Flugblatts berichtet der BKA:"
MEISTER FÜHRT VERHÖR DURCH: 2 KÜNDIGUNGEN
Die Geschäftsführung von Cumulus will natürlich wissen,
wer die Kollegen bei Cumulus sind, die den BKA informieren oder sich
dort organisiert haben. Als das letzte Flugblatt erschien, wurde
sogleich eifrig angekreuzt, was von wem stammen könne. Der Meister
Dufner tat sich vor allem hervor! Er nahm sich die junge Arbeiterin
S.G. vor und beschuldigte sie eine Informantin zu sein. In
unverschämter Weise versuchte er sie zu einem 'Geständnis' zu
zwingen. Das Ganze sollte wohl Abschreckungswirkung für die
übrigen Kollegen haben!
Zufällig kam der Bruder des Mädchens hinzu, der seiner
Schwester helfen wollte. Er sagte, daß das nicht stimme, und
daß im übrigen genauso gut er der Informant sein könne.
Es entwickelte sich eine harte Auseinandersetzung, in deren Verlauf
Dufner den Bruder des Mädchens zur Tür hinausdrängte.
Der Bruder kündigte nach diesem Vorfall sofort, er wolle nicht
länger in einem derartigen Betrieb arbeiten. Kurz später kam
der Vater der beiden in den Betrieb und kündigte für seine
Tochter. Er könne als Vater nicht zulassen, daß seine
Tochter noch länger einer derartigen Behandlung ausgesetzt sei.
Eine berechtigte Wut über ein unverschämtes Verhalten!
Nur, Kollegen, was kommt für einen Arbeiter nach einer solchen
Kündigung? Vielleicht sind im nächsten Betrieb die Wände
anders gestrichen, vielleicht sind die Handtücher auf den
Toiletten sauber, und der Lohn ein paar Pfennige höher. Was aber
bleibt ist das Ausbeutungsverhältnis, die tagtägliche
Schufterei für den Reichtum und die Macht der Kapitalisten. DIE
ARBEITER KÖNNEN SICH NICHT AUS DEM KAPITALISMUS
HERAUSKÜNDIGEN, SIE KÖNNEN IHN NUR VERÄNDERN. Die Frank
und Co., und die sitzen in jedem Betrieb, rechnen damit, daß die
meisten den Ärger in sich reinfressen und immer wieder mal ein
paar aus Wut oder Verzweiflung kündigen, für die dann neue
nachkommen. So ändert sich nie etwas! Die Antwort auf die
ständigen Übergriffe der Kapitalisten kann nur sein,
daß wir die Gemeinsamkeit unserer Lage erkennen, und als ersten
Schritt uns gewerkschaftliche organisieren, um im Betrieb den
entschlossenen Kampf gegen unsere Ausbeuter aufzunehmen. Dazu
müssen wir dann einen Vertrauensleutekörper (VLK,d.Vf.) aus
Kollegen aufbauen, die der Sozialpartnerschaftspolitik der
Gewerkschaftsführer eine entschlossene Absage erteilen und nichts
anderes vertreten, als die Interessen der Belegschaft. Das müssen
die ersten Schritte sein."
Quellen: Klassenkampf Nr.13 und 14,Freiburg 22.9.1971 bzw. 13.10.1971,S.10 bzw. S.10ff
05.10.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet:"
CUMULUS GESCHÄFTSLEITUNG RECHNET MIT KÜNDIGUNGEN
Am 5. Oktober verteilten wir bei Cumulus ein weiteres Betriebsflugblatt
(vgl. 9.9.1971, 10.12.1971,d.Vf.) - unter der Überschrift 'AKKORD
IST MORD'. Wir zeigten noch einmal, daß die Einführung des
Akkord den Arbeitern nichts bringt, was zum Beispiel die Kollegen von
Intermetall zur Genüge erfahren haben. Andererseits zeigten wir,
wie sehr der Akkord unsere Gesundheit kaputt macht, zu
Arbeitsunfällen und zu Frühinvalidität führt.
Daraus folgten die Parolen:
ABLEHNUNG DES AKKORD - BEIBEHALTUNG DES STUNDENLOHNS!
In einem weiteren Abschnitt zeigten wir, daß 7 - 8%
Lohnerhöhung für die Metaller in den jetzigen
Tarifverhandlungen (MTR,d.Vf.) zu wenig sind. Die Lebenshaltungskosten
einer sogenannten 'Arbeitnehmerfamilie' mit 4 Personen sind von
September 1970 bis September 1971 nach offiziellen Zahlen um 6,4%
gestiegen. Wenn man berücksichtigt, daß die Zunahmerate von
Monat zu Monat steigt, daß vor allem im nächsten jahr
gewaltige Steuererhöhungen auf uns zukommen (Tabak, Branntwein,
Benzin) wird klar, daß die 11% LOHNERHÖHUNG DAS MINDESTE
IST, WAS DIE METALLARBEITER BRAUCHEN, UM NUR SO WEITERLEBEN ZU
KÖNNEN WIE BISHER. Deshalb unsere Parolen:
DIE VOLLEN 11% - WEG MIT DEN LOHNLEITLINIEN - RAUS AUS DER KONZERTIERTEN AKTION!
Klar ist, daß die Belegschaft bei Cumulus für ihre
Auseinandersetzungen mit den Sauter-Kapitalisten andere Vertreter
braucht als Betriebsrat (BR,d.Vf.) Protze. Dieser Kapitalistenvertreter
im Gewerkschaftskittel macht noch nicht einmal das, was gesetzlich
vorgeschrieben ist, nämlich 4 Betriebsversammlungen (BV,d.Vf.) im
Jahr abzuhalten. Er unterstützt vielmehr die Geschäftsleitung
darin, keine Betriebsversammlung abzuhalten, weil beide Unruhe
befürchten, nicht nur wegen der Einführung des Akkord. Wir
schrieben im Flugblatt:
- daß der Betriebsrat im Frühjahr über die Köpfe
der Kollegen den Betriebsurlaub festgelegt hat, und als eine Arbeiterin
sich bei Protze beschwerte und sagte, so könne man das nicht
machen, da müsse man auch die Arbeiter um ihre Meinung fragen, er
ihr antwortete: wenn es ihr nicht passe, dann könne sie ihre
Papiere holen.
- daß der Personalchef zu kranken Kollegen heim geht und so unzulässigerweise Krankheitskontrollen durchführt.
- daß die Arbeiterinnen, die vormittags in die Schule gehen, kein
Mittag machen dürfen mit der Begründung, sie hätten auf
dem Weg in den Betrieb genug Zeit.
- daß auf den Frauentoiletten kontrolliert wird, ob Arbeiterinnen dort miteinander sprechen oder sich ausruhen!
- daß auch in der Abteilung, wo Protze arbeitet, die LEHRLINGE
als billige Hilfsarbeiter (Kisten schleppen) ausgenutzt werden, obwohl
dies nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG,d.Vf.) unzulässig ist.
- daß auf den Toiletten schmutzige Handtücher hängen.
Der Betriebsrat hält keine Betriebsversammlung ab, er vertritt nicht die Interessen der Arbeiter, deshalb forderten wir:
WEG MIT DIESEM BETRIEBSRAT - NEUWAHLEN!
BEI FRANK UND CO.
Kaum hatte die Geschäftsleitung das Flugblatt, aus dem wir eben
Abschnitte wiederholt haben, in den Fingern, tauchten auch schon Frank
und Becker bei den Verteilern auf und suchten um eine UNTERREDUNG nach:
in unserem Flugblatt stünden falsche Informationen, wir
müßten doch auch ein Interesse daran haben, richtige
Informationen zu erhalten.
Unsere Verteiler waren in einer schwierigen Situation: für uns
Kommunisten sind die Kapitalisten und ihre Geschäftsführer
keine Gesprächspartner. Die Frank, Becker, Gilch und Co. stehen
auf dem Klassenstandpunkt der Kapitalisten, ihr Problem ist, wie man
aus der Arbeit der Belegschaft möglichst viel Profit schlagen
kann, da gibt es nichts rumzudiskutieren. Daß die Verteiler
dennoch dem Angebot zu einem Gespräch folgten, hatte allein einen
Grund: SIE HOFFTEN, FÜR DIE KOLLEGEN BEI CUMULUS WEITERE
INFORMATIONEN ÜBER DIE KÜNFTIGEN MASSNAHMEN DER
GESCHÄFTSLEITUNG RAUSZUKRIEGEN. In dem Gespräch
erklärten sie aber, daß die Geschäftsleitung, wenn sie
was zu sagen hat, es den Arbeitern, Angestellten und Lehrlingen bei
Cumulusa direkt zu sagen hat, weshalb wir auch künftig derartige
'Gesprächsangebote' ablehnen werden.
Was waren also die 'falschen Informationen' in unserem Flugblatt, nach
Meinung der Geschäftsleitung: Die Umsätze seien gar nicht so
hoch, Krankheitskontrollen oder Androhung von solchen gäbe es
nicht, von Kontrollen auf den Toiletten könne keine Rede sein, und
wenn die Handtücher schmutzig seien, so läge das nicht an den
Handtüchern, sondern an den Arbeitern.
IM EINZELNEN:
- Wir schrieben im Flugblatt am 9. September, der UMSATZ betrage
derzeit monatlich cirka 2 Millionen DM, nach Angabe der
Geschäftsleitung seien es bis August 1971 nur 1,83 Millionen DM
gewesen. Und im Dezember 1970 seien es nicht 3 sondern 2 Millionen
gewesen. JEDENFALLS STEHT FEST, daß der NEUBAU für 3,2
Millionen zu 50% 'selbstfinanziert' ist, wie sich die
Geschäftsleitung ausdrückte, oder anders ausgedrückt,
SCHON JETZT ZU 50% AUS GEWINNEN BEZAHLT IST, DIE WIR ERARBEITET HABEN.
Was die Geschäftsleitung dazu meint?
Die Arbeiter und Angestellten sollten doch froh sein, daß man
ihnen dadurch neue Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten
anbiete! Die Arbeiterklasse sollte sich also nach Ansicht von Frank und
Co. bei den Kapitalisten für ihre eigene Ausbeutung bedanken. So
sieht das Weltbild dieser Herren aus: die Arbeiter sollen froh sein,
wenn sie arbeiten und den Kapitalisten immer mehr Reichtum
anhäufen dürfen. Diese Herren können nicht begreifen,
weil sie auf dem Standpunkt der Kapitalisten stehen, daß es auch
ohne Kapitalisten, ohne Privateigentum an Produktionsmitteln, ohne
Ausbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Bevölkerung in
einer anderen, der sozialistischen Gesellschaft gehen kann, und viel
besser gehen kann!
- zu den Krankheitskontrollen: Becker gab zu, daß er in 2
Fällen kranke Kollegen zu Hause besucht habe, aber nicht etwa um
zu kontrollieren, ob sie wirklich krank sind, sondern aus Sorge um das
Wohlergehen seiner Mitarbeiter! Sonst habe er nie Kontrollen gemacht
oder angedroht. Alle Kollegen, die davon betroffen waren, werden
wissen, wie wahr diese Behauptung ist!
- zu den dreckigen Handtüchern: wenn solche auf den Klos
rumhängen würden, dann nicht deshalb, weil sie zu selten
gewechselt würden, sondern weil die Arbeiter sie zu schmutzig
gemacht hätten. - Unverschämtheit!
- zu den Toilettenkontrollen: die gäbe es selbstverständlich
nicht. Wie kommt es dann aber, daß der kaufm. Direktor Frank sich
darüber aufregen kann, daß durch zu langes Händewaschen
auf den Klos vor der Mittagspause Produktionsausfälle
entstünden? Wie will Frank dies wissen, wenn nicht kontrolliert
wird?
Entlarvend ist die Bemerkung des Herrn Gilch in diesem Zusammenhang zur
Frage, warum die Geschäftsleitung Akkordarbeit einführen
will. Er meinte so nebenbei, daß es so etwas bei dem neuen
Lohnsystem nicht mehr geben würde, weil dann die 5 Minuten vor der
Pause nicht mehr 'zu Lasten des Betriebs', sondern zu Lasten jedes
einzelnen gehen würden. Herr Gilch sieht sehr klar: AKKORD
BEDEUTET, DASS WIR DAS LETZTE AUS UNS HERAUSHOLEN MÜSSEN, DASS UNS
JEDE KLEINE VERSCHNAUFPAUSE GELD KOSTET, DASS WIR UNS FÜR DEN
PROFIT DER KAPITALISTEN KAPUTT MACHEN MÜSSEN, UM DAS ALS LOHN ZU
BEKOMMEN, WAS FÜR UNS ABFÄLLT. GENAU DESHALB MÜSSEN WIR
GEGEN DEN AKKORD SEIN!
DIE GESCHÄFTSLEITUNG BESTÄTIGTE, DASS MIT DER UMSTELLUNG AUF
EINE ART AKKORD ZU RECHNEN SEI. Die Vorbereitungen für das neue
System seien tatsächlich weit gediehen, und seine Einführung,
'zunächst auf Probe' sei beschlossene Sache. Wer wird bestimmen,
ob die 'Probe' gelungen ist? Etwa die Kollegen bei Cumulus? Nach
Auffassung der Geschäftsleitung bestimmt nicht!
Die Umstellung des Arbeitsablaufs wird in einigen Abteilungen so
aussehen, daß sogenannte Tischkreisförderer eingeführt
werden sollen. das ist das gleiche wie ein Fließband, nur
sitzen die Kolleginnen (es sollen vor allem Frauen sein) an einem
großen runden Tisch, nehmen das Produkt vom Tisch, wenn eine
Lampe aufleuchtet, arbeiten daran ihr Teil und legen das Produkt
zurück auf den Tisch, wo es dann weiterbefördert wird.
Die GESCHÄFTSLEITUNG 'rechnet damit', daß einige Kollegen
diesen Druck nicht mitmachen wollen, sie RECHNET MIT EINIGEN
KÜNDIGUNGEN. Wem etwas bei Cumulus nicht paßt, so sagen sie,
dem steht jederzeit die Tür der Geschäftsleitung offen, und
wem's gar nicht paßt, so denken sie, der kann gehen.
Kündigungen, das akzeptieren sie, neue Arbeitskräfte sind
derzeit zu finden. Was sie nicht akzeptieren ist solidarischer
Widerstand der Belegschaft.
Das wäre 'Mord' an unserer leistungsorientierten Wirtschaft, wenn
die Arbeiter ihr Arbeitstempo aufeinander abstellen würden und
gegen Akkord seien. Das, und nicht der Akkord, so meinten sie, sei Mord!
SIE HABEN ALSO BEGRIFFEN, DASS DIE SOLIDARITÄT DER ARBEITERKLASSE,
IHR GESCHLOSSENER KAMPF GEGEN DIE IMMER SCHÄRFER WERDENDEN
ANGRIFFE DER KAPITALISTEN UND IHRES STAATES GEFÄHRLICH WERDEN -
GEFÄHRLICH FÜR DAS KAPITALISTISCHE SYSTEM."
Q: Klassenkampf Nr.14,Freiburg 13.10.1971,S.9ff
10.12.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extrablatt
seines 'Klassenkampf' (vgl. 9.12.1971, 13.12.1971) für Cumulus
(vgl. 5.10.1971, 10.1.1972) mit einem Umfang von 2 Seiten DIN A 4
heraus:"
WEIHNACHTSGELD
DANKE FÜR DIE GROSSHERZIGE 'ZUWENDUNG'!
Kolleginnen und Kollegen!
In diesen Tagen haben wir den schönen Brief der
Geschäftsführung erhalten, mit dem jeder von uns beiliegend
je nach 'Betriebszugehörigkeit und Einsatzbereitschaft sowie unter
Berücksichtigung etwaiger Fehl- und Krankheitstage' (Brief der
Geschäftsführung) sein Weihnachtsgeld erhielt. So billig wie
das letzte Jahr konnte es sich CUMULUS diesmal nicht leisten. Aber
dennoch liegt das Weihnachtsgeld bei Cumulus, soweit wir es
überprüfen konnten, niedriger als in anderen Metallbetrieben:
bei uns erhält man nach dem 1. Jahr nur 25%, erst nach 5 Jahren
50% des Monatslohns. Das heißt für viele bei CUMULUS
Weihnachtsgeld etwa 30% des Monatsgehalts. Vor allem für die
Frauen ist das alles andere als begeisternd! Bei Hellige z.B. ist nach
Auskunft eines dort arbeitenden Kollegen das Minimum für das
Weihnachtsgeld 40% des jeweiligen Monatsgehalts. Und dann ist dieser
Brief noch in einem Ton geschrieben, als ob man von uns ein 'Danke
schön' erwartet für diese 'einmalige, freiwillige Leistung'
(Brief).
Kollegen, haben wir nicht ALLE das ganze Jahr über geschafft und
gerackert? Und jetzt sollen wir es uns gefallen lassen, daß jeder
EINZELNE von uns von Frank und Becker eingestuft wird nach dem Motto
'Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen'? Hat
nicht jeder von uns so viel 'Einsatzbereitschaft' gehabt, daß es
für Cumulus zu einem Neubau langte? Und ist es nicht eine
Unverschämtheit, wenn DIE Kollegen, die krank waren, dafür
auch noch dadurch bestraft werden, daß sie weniger Weihnachtsgeld
als die anderen bekommen? Geht da nicht bei Frank und Becker die
Überzeugung ein, daß krank sein doch nur 'blau machen'
bedeutet, was bestraft werden muß?
KOLLEGEN, DIE KAPITALISTEN SIND ALLE AUSBEUTER.
Aber diese Masche, daß die sogenannten 'Fehltage' eine Rolle bei
der Berechnung des Weihnachtsgeldes spielen, gibt es unseres Wissens in
keinem anderen Metallbetrieb in Freiburg außer bei CUMULUS. Man
denke nur, was diese 'Berechnungsart' für ältere Kollegen
bedeutet, die ein ganzes Leben lang für die Kapitalisten schuften
mußten und jetzt einfach nicht mehr so können!
Und ein anderer Punkt. Ist es richtig, wenn Frank und Becker so tun,
als ob es sich bei dem Weihnachtsgeld um ein großherziges Almosen
ihrerseits gehandelt habe? Wir haben das Jahr über hart gearbeitet
und dennoch hat es bei uns für NOTWENDIGE Anschaffungen oft nicht
gelangt. Das Weihnachtsgeld brauchen wir deshalb dringend für
diese Anschaffungen. Dieses Geld ist nichts anderes als VORENTHALTENER
LOHN, der uns dann als 'milde Gabe des Unternehmens' zu Weihnachten
überreicht wird! Unser Kampf muß dahin gehen, das von der
Willkür der Kapitalisten abhängige betrieblich
unterschiedliche Weihnachtsgeld zu einem TARIFLICH ABGESICHERTEN 13.
MONATSGEHALT zu machen. Das ist es, was wir brauchen!
Verschwinden muß auch die Klausel, daß wir das
Weihnachtsgeld zurückzahlen müssen, wenn wir im folgenden
Jahr bis zum 31.3. kündigen oder fristlos rausgeschmissen werden.
Mit dieser Regelung sollen wir dazu gebracht werden, alles zu
schlucken, nichts zu sagen, nur um das Weihnachtsgeld nicht wieder zu
verlieren. Dabei erhalten wir das Weihnachtsgeld für die Arbeit im
abgelaufenen Jahr, und sind dennoch im neuen Jahr gebunden. Es gibt
keinen schäbigen Trick, auf den die Kapitalisten nicht kommen!
Am Ende des Briefes schreiben Frank und Becker dann, daß sie sich
freuen würden, wenn wir durch 'Einsatz auch im Jahre 1972' sie in
die Lage versetzen würden, 'wiederum eine solche Zuwendung
auszuschütten'. SO ist das also. Aus uns soll durch
Einführung des Akkord und sonstiger Rationalisierung deshalb viel
rausgepreßt werden, damit Frank und Becker uns wieder
Weihgnachtsgeld zahlen können - keineswegs aber, damit der Neubau
bald abbezahlt ist. Was für gutherzige Menschen doch in der
CUMULUS-Geschäftsführung sitzen: die FREUEN sich, wenn sie an
uns Weihnachtsgeld zahlen dürfen und nicht etwa, wenn sie einen
möglichst hohen Profit an die Zentrale in der Schweiz melden
können.
KOLLEGEN, WIR LASSEN UNS NICHT EINLULLEN, AUCH NICHT MIT SO SCHÖNEN WORTEN KURZ VOR WEIHNACHTEN!
Wir sehen die Wirklichkeit: die Preiserhöhungen, das Verhalten der
Kapitalisten jetzt in der Lohnrunde, den auf uns zukommenden Akkord,
die Fließbandmaschinen im Neubau. Wir müssen sehen,
daß wir unseren ganzen 'Einsatz' brauchen, um uns der
ständig schärfer werdenden Angriffe auf unsere
Lebensverhältnisse zu erwehren. Wir brauchen auch bei CUMULUS
unseren ganzen 'Einsatz', um uns gegen die Sauter-Kapitalisten und ihre
Handlanger zusammenzuschließen."
Q: Klassenkampf Extrablatt Cumulus,Freiburg 10.12.1971
10.01.1972:
Der BKA Freiburg gibt, nach eigenen Angaben, bei Cumulus ein
'Klassenkampf' Betriebsflugblatt (vgl. 10.12.1971, 17.5.1972) heraus,
in dem es u.a. heißt:"
Unterstützt den Aufbau der Betriebsgruppen des BKA, damit in jedem
Betrieb feste Kerne des Kampfes gegen die Kapitalisten entstehen."
Q: BKA/KJB Freiburg:Antwort auf den 'Offenen Brief'
der KPD/ML (Rote Fahne) an den Bund Kommunistischer Arbeiter und den
Kommunistischen Jugendbund,Freiburg März 1972,S.4
17.01.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
CUMULUS
Bei Cumulus laufen die Vorbereitungen zur EINFÜHRUNG DES
MTM-SYSTEMS auf Hochtouren. Bei MTM werden die Vorgabezeiten nicht
gestoppt, sie sind schon 'wissenschaftlich' errechnet. Nur weiß
keiner, wie die sogenannten Normalzeiten zustande gekommen sind.
Für die Kapitalisten ist MTM außerdem deshalb
profitsteigernd, weil mit Einführung dieses Systems 'alle nicht
unmittelbar zum Arbeitsfortschritt beitragenden Bewegungen'
ausgeschaltet werden sollen (so in der Informationsschrift über
die Einführung des MTM bei Bosch). Dementsprechend sind auch die
neuen Kreisförderer bei Cumulus konstruiert.
Die ARBEIT UNTER MTM IST NOCH AUFREIBENDER als unter jedem anderen
Akkord-System. Wir haben gehört, daß die Frauen bei Bosch,
Stuttgart, die unter MTM arbeiten müssen, nach 5 Jahren an andere
Arbeitsplätze versetzt werden müssen, wo nicht nach MTM
gearbeitet wird.
In Freiburg gibt es bisher MTM in keinem Betrieb. Bei der Intermetall
sollte vor Jahren MTM eingeführt werden, was damals abgewehrt
wurde. MTM kann als neue Entlohnungsform NUR MIT ZUSTIMMUNG DES
BETRIEBSRATES eingeführt werden (Manteltarifvertrag, Paragraph
10). Vom jetzigen BETRIEBSRAT unter seinem Vorsitzenden Protze hat die
Belegschaft noch nichts gehört. Auch nur die längst
fällige Betriebsversammlung abzuhalten weigert sich Protze
beharrlich. So wird planmäßig versucht zu verhindern,
daß sich in der Belegschaft Widerstand organisieren kann. Dieser
Betriebsrat will es so weit kommen lassen, daß eines Tages die
Belegschaft nur stumm dasitzen und sich anhören kann, wie die
Geschäftsleitung die Einführung von MTM gnädigst bekannt
gibt."
In einem zweiten Bericht von Cumulus heißt es:"
Ein Arbeiter bei Cumulus fragte uns: 'in meinem Arbeitsvertrag mit
Cumulus heißt es unter Ziffer 8: 'Der Arbeitnehmer ist bereit,
sich auf Wunsch und Kosten der Firma untersuchen zu lassen und befreit
den untersuchenden Arzt bzw. auch den Hausarzt der Firma gegenüber
von der SCHWEIGEPFLICHT, soweit das Untersuchungsergebnis einen
Einfluß auf die Verwendungsfähigkeit haben kann'. Kann
Cumulus sich auf diese Klausel berufen, wenn's mal darauf ankommt?'
Soweit wir diese Sache nachprüfen konnten, steht fest, daß
diese Ziffer NICHT RECHTMÄSSIG ist. Die Aufhebung der
ärztlichen Schweigepflicht kommt nur in besonderen
Einzelfällen in Betracht, eine derart pauschale Entbindung von der
Schweigepflicht im Arbeitsvertrag ist nicht zulässig.
Nur Kollegen, machen wir uns keine Illusionen über das
Zusammenspiel vieler Ärzte mit den Personalbüros der
Kapitalisten. Fein umschrieben heißt es im Handbuch über die
'Ärztliche Auskunft' eines Dr. Dr. Hestel: 'Die gesundheitliche
Lage des Menschen ist für seinen Arbeitseinsatz von wesentlicher
Bedeutung. Daraus ergibt sich ein natürliches Interesse des
Arbeitgebers an ärztlichen Erkenntnissen über seine
Arbeitnehmer. Deshalb ist auch eine sachlich eng begrenzte Auskunft
durch den Arzt OHNE ENTBINDUNG DES ARZTES VON DER SCHWEIGEPFLICHT
zuzulassen.' Der Dr. Dr. Hestel begrüßt ein derartiges
Verhalten der Ärzte, weil es den 'sozialen Notwendigkeiten
Rechnung trägt' und 'dem Arbeitgeber die Durchführung seiner
Fürsorgepflicht erleichtert, häufig erst ermöglicht.'
Wie die Durchführung der 'Fürsorgepflicht' dann aussieht,
kennen wir. Im Personalbüro überlegt man sich, wie man den
lieben Mitarbeiter am besten los wird.
Während also die Ärzte sehr freizügig sind, was die
Schweigepflicht über unsere Krankheiten angeht, nehmen sie es mit
ihrer 'Schweigepflicht' sehr genau, was die wirklichen URSACHEN UNSERER
KRANKHEITEN betrifft. Oder hat schon mal jemand den Arzt, der 2 mal die
Woche bei Intermetall auftaucht sagen hören, daß 80% der
Frauen bei Intermetall dieselben Kreislaufbeschwerden haben und
daß diese Beschwerden ihre wesentliche Ursache in den
Arbeitsbedingungen haben? Doch wenn ein Arzt dies sagen würde,
dann müßte er auch sagen, daß eine an der
Profitmaximierung orientierte Wirtschaft sich notwendigerweise gegen
den arbeitenden Menschen richten muß, bis hin zu so
ausgeklügelt arbeiterfeindlichen Systemen wie MTM. Ausbildung
privilegierte Stellung der Ärzte im Kapitalismus erklären,
warum die Ärzte an diesem Punkt gerne die 'Schweigepflicht'
zugunsten der Kapitalisten akzeptieren."
Q: Klassenkampf Nr.17,Freiburg 26.1.1972,S.6
26.01.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen
'Klassenkampf' Nr.17 (vgl. 21.12.1971, 26.1.1972) mit 8 Seiten DIN A 4
heraus. Berichtet wird u.a. von Cumulus:"
VIELE BETRIEBSRÄTE SIND HANDLANGER DER KAPITALISTEN
... so wie Cumulus-Betriebsrat Protze, der nichts gegen die Einführung von Akkordarbeit und MTM-System unternimmt".
Q: Klassenkampf Nr.17,Freiburg 26.1.1972
26.01.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extrablatt
seines 'Klassenkampf' (vgl. 26.1.1972, 18.2.1972) für die
arbeitende Bevölkerung mit 4 Seiten DIN A 4 heraus. Dieses wird
vermutlich nicht wie normalerweise nur vor den Betrieben, sondern auch
in der Stadt verteilt:"
FAHRPREISERHÖHUNG
NEUER ANGRIFF AUF LÖHNE UND GEHÄLTER ...
Im Zentrum steht der direkte Angriff auf das Lohn- und Gehaltsniveau.
Die Tarifabschlüsse bei Chemie, Metall und jetzt auch im
Öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.) zwischen 4und 6% netto
bedeuten angesichts der Steigerung der Lebenshaltungskosten 1971 von 7%
eine VERSCHLECHTERUNG UNSERER LEBNSSITUATION. Und jeden Tag lesen wir
von neuen Preis-, Gebühren- und Steuererhöhungen (Post,
Eisenbahn, Verbrauchssteuern usw.). Zudem wird durch die ständige
Steigerung des Arbeitstempos, neue Arbeitsplatzbewertungsmethoden (wie
jetzt bei Cumulus (IGM-Bereich,d.Vf.)) und Rationalisierungen ein
direkter Angriff auf die Arbeitskraft jedes einzelnen Arbeiters und
Angestellten unternommen. Die Konsequenz: ständige ERHÖHUNG
DER ARBEITSUNFÄLLE UND EIN ANSTEIGEN DER
FRÜHINDIVIDUALITÄT. ..."
Q: Klassenkampf Extrablatt für die arbeitende Bevölkerung,Freiburg 26.1.1972
15.03.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet von:"
CUMULUS
Letzten Mittwoch nachmittag war BETRIEBSVERSAMMLUNG, die erste seit
über zwei Jahren. Die Kantine war gerammelt voll, die meisten
waren gekommen (ca. 200).
Zunächst hielt der bisherige Betriebsratsvorsitzende Protze seinen
Un-Tätigkeitsbericht: in den vergangenen drei Jahren hätten
zwei Betriebsversammlungen und zwei Betriebsausflüge
stattgefunden, außerdem habe der Betriebsrat alle zwei Monate
getagt, in letzter Zeit sogar öfter. Über diesen 'Bericht'
wurde gar nicht mehr diskutiert, da die Kollegen Protze, und
diejenigen, die von ihm unterstützt werden, ohnehin nicht mehr in
den Betriebsrat wählen (bei den BRW,d.Vf.).
Dann versuchte die Geschäftsleitung die Umstellung des Lohnsystems
auf Akkord zu 'verkaufen'. Das neue Prämiensystem sie 'gerechter',
meinte Personalchef Becker. Was er aber wirklich meinte, war
'Profit-gerechter', weil die Kollegen in Zukunft alles aus sich
herausholen sollen, um die Norm zu erreichen und sogar zu
überschreiten - was natürlich den Umsatz und den Profit hebt.
Der technische Ass. Becker versuchte dann die Festlegung der Norm
(100%) durch das MTM-System zu verteidigen. Wenn man den Arbeiter mit
der Stoppuhr abstoppe, dann könne der immer noch schummeln. Bei
MTM seien aber die Normen schon 'wissenschaftlich' berechnet! Die
Arbeiter und Arbeiterinnen bei Bosch Stuttgart haben MTM übersetzt
mit Mit Teuflischen Methoden! Das ist ihre Erfahrung mit diesem
'wissenschaftlichen' System!
Schon während und vor allem nach diesen Ausführungen entstand
eine heftige Diskussion. Eine Reihe von Kollegen meldete sich zu Wort
und zeigten der Geschäftsleitung, daß sie sich nicht
für dumm verkaufen lassen. Die Umstellung der Arbeit und des Lohns
bedeute nichts anderes als die Einführung von Akkord, auch wenn
das Kind einen anderen Namen habe.
Dann entstand eine heftige Diskussion über das Mittagessen und die
Klos. Der bisherige Betriebsratsvorsitzende Protze hat Anträge der
Kollegen auf Betriebsversammlungen immer damit abgelehnt, daß ja
doch niemand etwas sagen würde. Genau das Gegenteil ist
eingetroffen! Die Geschäftsleitung und Protze gerieten in die
Schußlinie, und die Kollegen haben klargemacht, daß sie
nicht länger bereit sind, sich von der Geschäftsleitung
'überfahren' zu lassen."
Q: Klassenkampf Nr.19,Freiburg 23.3.1972,S.5 und 10
15.05.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt bei Cumulus eine Ausgabe seines 'Klassenkampf' (vgl. 10.1.1972, 18.10.1972) mit zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von D. Friedrich zu den BRW heraus:"
BETRIEBSRATS-WAHL!
Heute ist Betriebsratswahl. Manche Kollegen sagen: 'Ist mir doch egal, wer gewählt wird, es bleibt doch alles beim Alten.'
Doch andere Kollegen sagen: 'Der alte Betriebsrat muß weg. Wir müssen Kollegen wählen, die wirklich zu uns gehören und mit uns zusammen die Interessen der Belegschaft gegen die Geschäftsleitung vertreten.' Wir sind der Ansicht, daß diese Kollegen recht haben, und daß wir heute alle dem bisherigen Betriebsratsvorsitzenden Protze und den anderen, die mit ihm auf einer Liste kandidieren, eine Abfuhr erteilen müssen.
Manche meinen: 'der Protze taugt wirklich nichts, aber z.B. der Schlieter und noch ein paar andere sind doch ganz gut.' Ist es aber nicht bezeichnend, daß diese 'anderen' mit Protze zusammen auf einer Liste kandidieren! Da müssen sie doch offensichtlich Protzes Verhalten als Betriebsrat gar nicht so schlecht finden und vorhaben 'in seinem Sinne' weiterzumachen. Wenn diese Liste gewählt wird, auf der Protze und Co. kandidieren, dann hat die Geschäftsleitung was zum Freuen -
und für uns geht alles weiter wie bisher:
- Nehmen wir zum Beispiel die Betriebsvereinbarung über die Einführung eines Einzelprämien-Akkord Systems. Noch weiß keiner, wie die Sache aussehen wird, wenn die Umstellung wirklich durchgeführt wird und dann der Einarbeitungszuschlag wegfällt. Klar ist nur, daß die Arbeitshetze immer mehr zunehmen wird, nicht nur an den Tischkreisförderern, sondern bei allen Arbeitern und auch bei den Angestellten.
- Oder nehmen wir die unglaubliche Regelung mit dem Weihnachtsgeld. Der Betriebsrat unternahm nichts gegen die unglaubliche Regelung, nach der Krankheitstage einen Abzug beim Weihnachtsgeld bedeuten.
- Wie war es mit den hygienischen Verhältnissen im Betrieb und der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften? All das war Betriebsrat Protze und Co. ziemlich egal. Ihr Hauptproblem war, wer im Betrieb Kommunist ist und mit dem BKA Kontakt hat. Doch daß Kollegen jahrelang unter Anwendung von giftiger Säure arbeiten mußten, oder z.B. der Aufzug zum Verpackungslager ewig lang ohne Sicherheitsvorkehrung war, konnte den alten Betriebsrat nicht stören.
Viele Kollegen wissen: wenn man zu Protze ging und was sagte bekam man zur Antwort: 'Ja, ja ist gut, wird gemacht' - und danach wurde überhaupt nichts gemacht.
Jetzt haben wir die Möglichkeit, eine andere Liste und einen anderen Betriebsrat zu wählen - und diese Möglichkeit sollten wir nutzen.
Ein besserer Betriebsrat kann allein nichts erreichen - wenn er es auch noch so versucht. Das Entscheidende ist, daß Alle im Betrieb, ob Arbeiter oder Angestellter, ob Frauen oder Männer zusammenhalten und mit ihrem Betriebsrat eine Front gegen das Kapital bilden. Manche meinen noch, daß man mit Geschick und Nachgiebigkeit letztlich viel weiter komme. Aber die Erfahrungen zeigen genau das Gegenteil! Dort, wo die Arbeiter und Angestellten wirklich zusammenhalten, können sie verschärfte Arbeitshetze und raffinierte Lohndrückerei abwehren. Dort, wo sie glauben, daß man 'ja auch die Geschäftsleitung verstehen müsse' und ja nicht 'so radikal' auftreten dürfe, dort werden die Arbeiter von den Kapitalisten übers Ohr gehauen und jeder einzeln auseinandergenommen.
Die Kapitalisten versuchen mit ihrem Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) den Betriebsrat zu einem Hampelmann der Geschäftsleitung zu machen. Der Betriebsrat soll dafür da sein, daß die Belegschaft ihre Interessen nicht selbst vertritt, sondern auf den Betriebsrat hofft - das wünscht sich die Geschäftsleitung. Wir brauchen genau das Gegenteil: wir brauchen einen Betriebsrat, der engen Kontakt mit uns hält, der nur unsere Interessen vertritt und nicht die der Geschäftsleitung. Und zum engen Kontakt gehört unter anderem auch, daß vier Betriebsversammlungen (BV,d.f.) im Jahr gemacht werden und nicht eine Betriebsversammlung in zwei Jahren, wie es der bisherige Betriebsrat machte.
Kollegen, Kolleginnen,
es kommt auf uns selber an, auch heute bei den Betriebsratswahlen. Wir müssen Schluß machen mit dem Ausverkauf unserer Interessen!
KEINE STIMME DEM ALTEN BETRIEBSRAT UND DENEN, DIE MIT IHM ZUSAMMEN KANDIDIEREN!"
Q: Klassenkampf Cumulus,Freiburg 17.5.1972
21.06.1972:
Im 'Klassenkampf' Nr.22 (vgl. 19.6.1972, 19.7.1972) beschäftigt
sich der BKA Freiburg u.a. mit den Betriebsratswahlen (BRW) u.a. bei
Cumulus wo es eine positiv beurteilte oppositionelle Liste von
Angestellten gab, die 35% erhielt.
Q: Klassenkampf Nr.21 und 22,Freiburg 17.5.1972 bzw. 21.6.1972,S.12 bzw. S.1ff
13.09.1972:
In der Nr.24 des 'Klassenkampfes' berichtet der BKA Freiburg (vgl. 19.7.1972, Okt.1972) u.a. von Cumulus.
Q: Klassenkampf Nr.24,Freiburg 13.9.1972
18.10.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt bei Cumulus eine Ausgabe seines 'Klassenkampf' (vgl. 17.5.1972) mit zwei Seiten DIN A4 heraus: "Einführung des Akkord hat begonnen!". Beigelegt ist das Flugblatt des zentralen Vietnam-Komites Freiburg vom selben Tag.
Q: Klassenkampf Cumulus,Freiburg 18.10.1972; Zentrales Vietnam-Komitee: Solidarität mit dem Kampf des vietnamesischen Volkes,Freiburg 18.10.1972
07.11.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf für die Kollegen der Metallindustrie' Nr.2 (vgl. 23.10.1972, 27.11.1972) heraus. Der 'Klassenkampf für die Kollegen der Metallindustrie' erscheine für acht Betriebe, u.a. Cumulus, ITT und Kromer, mit einer Auflage um die 2 000.
Q: Klassenkampf für die Kollegen der Metallindustrie Nr.2,Freiburg 7.11.1972,S.3
06.12.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf für die Kollegen der Metallindustrie' Nr.6 (vgl. 30.11.1972, 20.12.1972) heraus. Berichtet wird auch von der Betriebsversammlung bei Cumulus am 21.11.1972.
Q: Klassenkampf für die Kollegen der Metallindustrie Nr.6,Freiburg 6.12.1972,S.4
11.07.1973:
Die KBW OG Freiburg berichtet über den Verkauf von 19 Exemplaren
der ab heute erscheinenden 'KVZ' Nr.1 bei Cumulus Freiburg (400
Besch.):"
Ein Großteil der Kollegen hat die KVZ bewußt gekauft,
kannte den Preis, wußte über die Gründung des KBW
Bescheid etc. Einige ausländische Kolleginnen (Spanien) waren sehr
an der KVZ interessiert, verlangten sie aber in ihrer Heimatsprache, da
sie sonst nichts davon hätten. Wichtig aus dem Bericht ist:
Ungefähr zehn Kollegen sind herangekommen und sahen den
Leitartikel mit der Überschrift 'Breschnew bei Nixon' und meinten,
das ganze sei eine Lobhudelei auf Breschnew. Sie sagten: 'Dann
weiß ich, aus welcher Ecke das kommt' (gemeint war die DKP) und
gingen weiter."
Q: KBW-OG Freiburg-OL:Bericht über den Verkauf der KVZ Nr.1 in Freiburg,Freiburg o.J. (1973)
12.09.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.2 verkauft die OG Freiburg des KBW bei Cumulus Freiburg 10 Exemplare.
Q: KBW-OG Freiburg:Verkaufsbericht KVZ Nr.2,Freiburg o.J. (1973)
26.09.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.3 verkauft die OG Freiburg des KBW bei
Cumulus 5 Exemplare. Zum Betriebsverkauf heißt es:"
Zum Verkauf selbst: vorausgesetzt, das Verkaufen (vor allem bei:
Bahnhof, Raimann, Cumulus, Blessing, Gütermann und Ramie)
hätte besser geklappt, ist sicher, daß die Zahl von 360
für Nr.2 hätte gehalten werden können, wenn nicht gar
etwas mehr verkauft worden wäre (vor den Betrieben)."
Q: KBW-OG Freiburg:Verkaufsbericht KVZ Nr.3,Freiburg o.J. (1973)
08.01.1975:
In der Nr.1 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 18.12.1974, 15.1.1975) berichtet
die KPD u.a. mit einer Arbeiterkorrespondenz aus Freiburg aus dem IGM
Ortsverein, der u.a. zuständig ist Cumulus.
Q: Rote Fahne Nr.1,Dortmund 8.1.1975
Der Beitrag wurde am 13.2.2005 erstellt; letzte Änderungen am 25.7.2009.
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