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Gaggenau

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 2.11.2007

Das aus Gaggenau von der örtlichen KBW-Zelle teilweise vorliegende Material wurde bisher nicht ausgewertet, so dass lediglich überörtliche Quellen erschlossen werden.

Der dominierende Betrieb in Gaggenau ist Daimler-Benz, von den Gaggenauer Werken konnte hier bisher nichts dokumentiert werden. Bei Daimler Gaggenau aber wird um die Akkordsätze gestreikt (vgl. 13.7.1970, 1.8.1970) und natürlich auch in der Metalltarifrunde (MTR) 1970 wiederholt gewarnt (vgl. 2.10.1970, 23.10.1970), während die Lehrlingsmetalltarifrunde 1971 offenbar ein beschämendes Licht auf die innergewerkschaftlichen Kommunikationsstrukturen wirft (vgl. 26.1.1971, 1.2.1971). Die Gaggenauer Gewerkschaftsjugend soldiarisiert sich mit der Freiburger (vgl. 24.4.1971) und auch in der Metalltarifrunde (MTR) 1971 kommt es bei Daimler Gaggenau wieder zum Warnstreik (vgl. 10.11.1971).

Ob die SDAJ in Gaggenau tätig war, bleibt unklar (vgl. Mai 1972), ebenso wie bei der RJ/ML (vgl. Juli 1972, Jan. 1973).

Auf jeden Fall in Gaggenau aktiv aber war der KOV der KPD (vgl. Jan. 1974, Apr. 1974), später auch die KPD selbst mit ihrer Sympathisanthengruppe (vgl. 4.9.1974).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

13.07.1970:
In den Daimler-Benz Werken Mannheim und Gaggenau streiken, laut einem Bericht der WAZ vom 14.7., 2 200 Kollegen drei Stunden lang für eine Neufestsetzung der Akkordlöhne.
=WAZ 14.7.1970,nach Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.15,Bochum 15.7.1970;
Rote Fahne - Röchling Nr.7,Völklingen o.J. (1970)


01.08.1970:
In der Nr.4 der 'Sozialistischen Betriebskorrespondenz' (vgl. 1.7.1970, 10.9.1970) wird berichtet, bei Daimler-Benz hätten in Mannheim 1 000 Kollegen gegen die Analytische Arbeitsplatzbewertung (AAB) gestreikt und gleichzeitig auch 700 Kollegen des Werkes in Gaggenau.
=Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.4,Offenbach 1.8.1970

02.10.1970:
In Gaggenau streiken, laut KPD/ML-ZB, eine Stunde lang 5 000 bei Daimler, wo es bisher fast noch nie zu spontanen Streiks gekommen sei. Auch laut 'EXI' beteiligen sich 5 000 bei Daimler-Benz in Gaggenau an einem Warnstreik im Rahmen der Metalltarifrunde (MTR).
=Express International Nr.107,Frankfurt 16.10.1970,S.6;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.39,Bochum 7.10.1970


23.10.1970:
Die DKP berichtet von der Metalltarifrunde (MTR), daß heute 4 000 bei Daimler-Benz Gaggenau streiken.
=Unsere Zeit Nr.44,Düsseldorf 31.10.1970,S.2

26.01.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der Lehrlingsmetalltarifrunde (LMTR) in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW):"
LEHRLINGSTARIFVERHANDLUNGEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Am 26.1. wurden die IGM-TARIFE für Lehrlinge im Bezirk Nordwürttemberg/Nordbaden gekündigt und am gleichen Tag die neuen Tarife abgeschlossen. Das Ergebnis: 40 Mark mehr für die ersten drei Lehrjahre, 45 Mark für das vierte Lehrjahr.

Noch eine Woche, nachdem die 'Verhandlungen' über die Bühne gelaufen waren, wußten die IGM-Ortsverwaltungen von Ludwigsburg, Gaggenau und Singen überhaupt nicht, daß Verhandlungen stattgefunden hatten. In diesen Städten fanden noch Versammlungen statt, auf denen die Lehrlinge berieten, welche Forderungen sie aufstellen sollten.

Dieser üble Verrat der Gewerkschaftsbonzen zeigt, wie leicht die Lehrlinge über's Ohr gehauen werden können, wenn es nur um sie geht. Deshalb fordert der KJVD: keine getrennten Tarifverhandlungen mehr!"

Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. März 1971) berichtet:"
LEHRLINGSTARIFVERHANDLUNGEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG
KEIN LEHRLING WUSSTE BESCHEID

Am 26.1.1971 wurden die IG Metall-Tarifverhandlungen für Lehrlinge im Bezirk Nordbaden/Nordwürttemberg gekündigt und gleichzeitig die neu abgeschlossen. Das Ergebnis: 40 Mark mehr für die ersten drei Lehrjahre, 45 Mark mehr für das vierte Lehrjahr.

Für die Lehrlinge waren drei Jugendfunktionäre anwesend. Sie waren aber auch die einzigen, die über diese Tarifverhandlungen wirklich Bescheid wußten. Alle anderen Lehrlinge waren auf die Informationen in den Gewerkschaftsnachrichten angewiesen. Und da stand: Kündigung der Tarife am 31.1.1971. Noch eine Woche, nachdem schon alles vorbei war, wußten Ortsleitungen wie Ludwigsburg, Gaggenau und Singen usw. nichts davon, daß Verhandlungen stattgefunden hatten.

In diesen Städten fanden noch Versammlungen (vgl. 1.2.1971,d.Vf.) statt, auf denen die Lehrlinge berieten, welche Forderungen sie für die Verhandlungen aufstellen wollten, wie sie sie durchsetzen wollten.

Der KJVD hat die Lehrlinge schon seit dem Dezember davor gewarnt, daß die Bonzen die Verhandlungen still und heimlich über die Bühne ringen wollen. Er hat von vornherein klargestellt, daß wir die Forderungen der Arbeiterjugend gegen die Gewerkschaftsführer durchsetzen müssen. Und die Tatsachen zeigen, wie recht er hatte.

Die Gewerkschaftsführer stellen nicht nur von sich aus eine Forderung nach 50 DM mehr für alle Lehrjahre auf, ohne auch nur in einzigen Gewerkschaftsgruppe die Lehrlinge nach ihren Forderungen zu fragen.

Sie halten es noch nicht einmal für nötig, die Lehrlinge darüber zu informieren, wann die Verhandlungen sind. Sie hüllten sich noch eine ganze Woche nach dem Abschluß in Schweigen.

Das ist ein ungeheurer Verrat an den Lehrlingen. Das ist aber auch ein Signal für die Jungarbeiter und für die älteren Kollegen. Das heißt für uns alle: Schließen wir uns zusammen, nehmen wir den Kampf auf gegen diese Verräter. Unser erstes Ziel muß es sein, für eine Zusammenlegung der Tarifverhandlungen für Lehrlinge und für die anderen Kollegen zu kämpfen. Wir haben ja gesehen, wie leicht es die Gewerkschaftsführer hatten, die Lehrlinge allein fertigzumachen.

Darum:
KEIN GETRENNTEN TARIFVERHANDLUNGEN MEHR!

Kämpfen wir unter der Führung der einzigen Organisation, die auch bei diesen Tarifverhandlungen auf der Seite der Lehrlinge stand - kämpfen wir mit dem KJVD!"

Angekündigt wurde die LMTR auch durch die RJ/ML des KAB/ML (vgl. Dez. 1970).
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.3,Bochum März 1971,S.3;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.17,Bochum 3.3.1971,S.7;
Rebell Nr.1,Tübingen Dez. 1970,S.6


01.02.1971:
Die KPD/ML-ZB (vgl. 3.3.1971) und ihr KJVD (vgl. März 1971) berichten von der Lehrlingsmetalltarifrunde (LMTR) der IGM in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW), daß trotz deren Abschluß am 26.1.1971 im Bereich der Ortsverwaltung Gaggenau diese Woche noch eine Versammlung zur Aufstellung der Forderungen stattfand, da die Ortsverwaltung nichts vom Abschluß wußte.
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.3,Bochum März 1971,S.3;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.17,Bochum 3.3.1971,S.7


24.04.1971:
Auf der Regionaltagung Süd des DGB Landesbezirks Baden-Württemberg Abteilung Jugend, solidarisieren sich Vertreter aus u.a. Gaggenau mit dem Gewerkschaftlichen Maikomitee 1971 in Freiburg (vgl. 22.4.1971, 30.4.1971).
=Gewerkschaftliches Maikomitee 1971,Freiburg o.J. (1971)

10.11.1971:
In Nordbaden/Nordwürttemberg streiken, laut KB und KBB, 100 000 in über 60 Metallbetrieben bis zu zwei Stunden lang, u.a. bei Daimler Gaggenau. Laut BKA Freiburg streiken über 100 000 in über 100 Betrieben eine halbe bis eine ganze Stunde lang. Laut RKJ der GIM sind rund 120 000 Metaller in kurzfristige Proteststreiks getreten.
=Was Tun Nr.11/12,Mannheim Dez. 1971,S.4 und 10f;
Metallkampf Nr.5,Eutin 22.11.1971;
Klassenkampf Extrablatt,Freiburg 16.11.1971;
Kommunistische Arbeiter Zeitung Sdr.ausgabe,Flensburg 22.11.1971;
KBB:Einigkeit macht stark - Beharrlichkeit führt zum Ziel!,Bremen 11.11.1971


10.11.1971:
Bei Daimler-Benz in Gaggenau wird heute, laut BKA Freiburg, anläßlich der Metalltarifrunde (MTR) Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW) ein Warnstreik durchgeführt.
=Klassenkampf Extrablatt,Freiburg 16.11.1971

Mai 1972:
Die SDAJ Baden-Württemberg der DKP gibt bei Daimler-Benz für die Werke Esslingen, Gaggenau, Mannheim, Sindelfingen und Stuttgart vermutlich im Mai die Nr.3 ihrer Konzernzeitung 'Linksabbieger' für Lehrlinge und Jungarbeiter heraus.
=Linksabbieger Nr.3,Stuttgart 1972

Juli 1972:
Die Nr.7 des 'Rebell' (vgl. Juni 1972, Aug. 1972) der RJ/ML des KAB/ML berichtet u.a. über Daimler Gaggenau.
=Rebell Nr.7,Tübingen Juli 1972

Januar 1973:
Die Nr.1 des 'Rebell' (vgl. Dez. 1972, Feb. 1973) der RJ/ML des KABD berichtet u.a. aus Baden-Württemberg vom Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) bei Daimler-Benz Gaggenau.
=Rebell Nr.1,Tübingen Jan. 1973

Januar 1974:
An Gaggenauer Gymnasien führen die Freunde des KOV der KPD vermutlich im Januar Solidaritätsaktionen mit den 4 Schülern des Gymnasiums Wiesloch (vgl. Jan. 1974) durch.
=Schulkampf Nr.2,Dortmund Feb. 1974

April 1974:
Die Regionalleitung Baden-Württemberg des KOV der KPD beschließt vermutlich im April ihr Aufgebot zum ersten Parteitag der KPD (vgl. 26.6.1974). U.a. wird eingegangen auf Gaggenau.
=Schulkampf Nr.4,Dortmund Mai 1974

04.09.1974:
In der Nr.36 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 28.8.1974, 11.9.1974) der KPD berichtet die Sympathisantengruppe Gaggenau aus Baden-Baden über Stolzenberg Büromöbel.
=Rote Fahne Nr.36,Dortmund 4.9.1974

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