Von den Heidelberger Theologen liegt uns eine Ausgabe ihres "Theologenkommentars" aus dem Januar 1973 vor. Es darf berechtigterweise gemutmaßt werden, dass ein Teil der Heidelberger Theologen mit den Gruppierungen um die "Kommunistische Gruppe (Neues Rote Forum) Mannheim-Heidelberg" sympathisierte, aus denen u. a. im Juni 1973 der KBW hervorging. Zumindest ist dies aus der "Programmdebatte" der Gruppe herauszulesen. Im "Theologenkommentar" wird dazu auch Reklame für die "Sondernummer des Neuen Roten Forum: Das Programm der westdeutschen Kommunisten - Stellungnahme" gemacht.
Januar 1973:
In Heidelberg erscheint im Januar, von der Basisgruppe Theologie herausgegeben, der 'Theologenkommentar' Nr. 3. Auf dem Cover heißt es: "Für das Bündnis der Arbeiterklasse mit der fortschrittlichen Intelligenz" versus "Sozialistische Berufsperspektive." Inhalt der Ausgabe ist:
- "Für das Bündnis der Arbeiterklasse mit der fortschrittlichen Intelligenz";
- "Welche revolutionären Forderungen stellt das revolutionäre Proletariat an Staat und Kirche in Bezug auf die Kirche";
- "Was sind die politischen Aufgaben fortschrittlicher Pfarrer"; sowie
- "Welche Bedeutung hat die spätere berufliche Tätigkeit für unsere Politik an der Hochschule?"
Der Ausgabe liegt noch ein Korrekturblatt bei.
Zur "Trennung von Staat und Kirche" wird darauf verwiesen, dass dies u. a. "Forderungen der Arbeiterbewegung" und "ihrer politischen Partei zur Zeit des Staatskirchentums"(im 19. Jahrhunderts, d. Verf.) gewesen seien. "Für das Proletariat" sei "die Kirche weder politisches Kampfinstrument gegen die Herrschaft der Bourgeoisie noch ein ideologisches Instrument für seine Diktatur. Das Proletariat kann sich nicht auf vorgegebene Institutionen oder Parteien stützen, es muss sich seine eigenen politischen Instrumente schaffen, seine Partei und schließlich seinen Staat als politische Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus. Das Proletariat kämpft für die Trennung von Staat und Kirche, nicht, um sie in seiner Diktatur für sich einzusetzen, sondern nur, um die ideologische Auseinandersetzung mit der Kirche führen zu können, ohne dass diese den bürgerlichen Staat und die herrschende Klasse hinter sich wissen kann."
Zu den Aufgaben von Pfarrern heißt es: "Ihrer Ausbildung nach sind sie zum Prediger, zum Theologen, allenfalls noch zum Sozialtechniker qualifiziert, in ihrer beruflichen Praxis läuft diese Ausbildung darauf hinaus, zu allem und zu nichts qualifiziert zu sein. Sie sind Spezialisten für das Allerallgemeinste, d. h. reine Ideologen, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Erscheinungen dieser Welt auf dem Hintergrund einer umfassenderen, über diese Welt hinausgehende Wirklichkeit zu erklären und Verhaltensmaßregeln zu entwickeln, die sich nicht auf innerweltliche Ziele beschränken."
Der Pfarrer knüpfe zu diesem Zweck "an religiöse Vorstellungen im Volk an" und fasse sie "gemäß der kirchlichen Tradition theologisch zusammen". Die Kirche müsse "ihre Pfarrer immer wieder dazu anhalten, sich in die Politik einzumischen … Die Kirche muss, um möglicher Kritik vorzukommen, sich als nützlicher Teil der Gesellschaft ausweisen können, d. h. sie darf nicht nur auf Jenseits vertrösten, sondern sie muss sich beteiligen an karitativen und sozialen Maßnahmen, die wenigstens an den Phänomenen der Klassengesellschaft herumkurieren …"
Geworben wird für die 'Kommunistische Jugendzeitung' (KJZ)des KAJB (NRF) Mannheim-Heidelberg und für das NRF 6/1972.
Laut KHG Göttingen (vgl. 25.4.1973), die von diesem 'Kommentar' berichtet, ist die Basisgruppe "faktisch eine KHG (NRF)-Institutsgruppe".
Quellen: Theologenkommentar Nr. 3, Heidelberg Jan. 1973; Fachkollektiv Theol. Fak. Nr. 3, Göttingen 25.4.1973, S. 9f
Letzte Änderung: 04.11.2019