Die hier vorgestellte Broschüre der IG Metall gibt einen Überblick über die Aktionen der Videocolor-Belegschaft in Ulm für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Nach einem fast 3-wöchigen Streik erklärte das Streikkomitee am 28.1.1982, dass das Ziel, "die Arbeitsplätze bei Videocolor zu erhalten, nicht erreicht wurde". Später wurde das Werk geschlossen.
Neben einer Reihe von Solidaritätsbekundungen aus dem In- und Ausland, der örtlichen Presse, der Einzelgewerkschaften des DGB für den Streik der Belegschaft gegen Arbeitsplatzvernichtung und Lohnraub war es vor allem die Bezirksleitung der IG Metall Stuttgart (Franz Steinkühler) und der Vorstand der IG Metall Frankfurt/M. (Sozialplanverhandlungen), die den Arbeitskampf tatkräftig unterstützten.
Die Gründung eines Streikkomitees bei Videocolor (13.1.1982) befeuerte den Beschluss eines unbefristeten Arbeitskampfes, der vermutlich mit der Erklärung des Komitees vom 28.1. ein Ende fand. Mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen versuchte die Belegschaft auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen.
Die Broschüre gibt zudem einen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung des Fernsehens, des Farbbildröhrensystems, der ersten Produktionsanlagen und der weiteren Entwicklung (PAL-System) der AEG-Telefunken und den Bau des Farbbildröhrenwerks in Ulm ab 1965.
Berichte über Videocolor finden sich u. a. hier:
Wir danken der Verwaltungsstelle Ulm der IG Metall für die freundliche Unterstützung.
April 1982:
Vermutlich im Frühjahr 1982 erscheint, von der IG Metall Verwaltungsstelle Ulm herausgegeben, die Broschüre: "Der Kampf um die Arbeitsplätze bei Videocolor. Eine IGM-Dokumentation".
Im Vorwort heißt es dazu u. a.: "Der Erhalt unserer Arbeitsplätze bei Videocolor war unser Ziel, für das wir, deutsche wie ausländische Kolleginnen und Kollegen, fast drei Wochen gekämpft haben.
Viele Organisationen und Einzelpersonen haben uns bei unserem Kampf durch Solidaritätsbekundungen unterstützt. Ihnen gilt an dieser Stelle noch einmal unser Dank und die Versicherung, daß diese Unterstützung uns in den Auseinandersetzungen gestärkt hat. Insbesondere die tatkräftige Unterstützung der IG Metall hat wesentlich zum Gelingen des Arbeitskampfes beigetragen.
Wir haben das Ziel unseres Kampfes nicht erreicht. Wir wissen, dass durch die zusätzlich erreichten 12,5 Mill. DM und die Weiterbezahlung des Lohnes während des Streiks keiner unserer Arbeitsplätze erhalten bleibt. Trotzdem glauben wir, dass unter Berücksichtigung der ökonomischen, politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen unser Arbeitskampf positiv zu werten ist …
Darum war unser Kampf nicht vergeblich, sondern wir sehen ihn, sofern wir bereit sind, aus den Erfahrungen zu lernen, als ermutigendes Beispiel für zukünftige Auseinandersetzungen an. Denn: Arbeitsplatzvernichtung und eine sich daraus ergebende Arbeitslosigkeit mit ihren Auswirkungen wird auch zukünftig eine ständige Herausforderung für die Arbeitnehmer sein. Der Kampf um Videocolor hat hierzu ein bundesweites Signal gesetzt.
Die vorliegende Dokumentation hat daher die Aufgabe, all denjenigen, die mit Interesse unseren Arbeitskampf verfolgt haben, umfassend das Ziel und den Ablauf unseres Arbeitskampfes darzustellen. Um dieses zu erreichen, enthält die Dokumentation Informationen über die Geschichte und Unternehmenspolitik von Videocolor und eine ausführliche Beschreibung des Ablaufes des Arbeitskampfes.
Darüber hinaus soll diese Dokumentation auch eine Hilfe für diejenigen sein, die künftig ebenfalls für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen müssen".
Inhalt der Broschüre:
"1. Vorwort
2. Vom AEG-Farbbildröhrenwerk in Videocolor
3. Videocolor-Farbbildröhrenwerk im Donautal
4. Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarktsituation in Ulm
5. Konsequenzen für die betriebliche Interessenvertreterarbeit
6. Der Arbeitskampf bei Videocolor
6.1 Ablaufbeschreibung des Arbeitskampfes unter Einbeziehung von Dokumenten und Presseartikeln
6.2 Träger und unterstützende Faktoren des Arbeitskampfes
a) die Arbeit des Streikkomitees
b) die Arbeit des Solidaritätskomitees
c) betriebliche und außerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit
d) kulturelle Aktivitäten
e) internationale Kontakte
f) Solidaritätsgruppe der Frauen
g) Beispiele für Solidaritätsbekundungen
h) Zur Bedeutung der Presse im Arbeitskampf
6.3 Bewertung des Arbeitskampfes
a) Udo Tischer, Sprecher des Streikkomitees
b) Karl-H. Becker, Betriebsratsvorsitzender von Videocolor
c) Horst Müller, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, Ulm
d) Franz Steinkühler, Bezirksleiter der IG Metall, Stuttgart
7. Schluss".
Quelle: IGM Verwaltungsstelle Ulm (Hrsg.): Der Kampf um die Arbeitsplätze bei Videocolor. Eine IGM-Dokumentation, Ulm, o. J. (1982)
Letzte Änderung: 04.11.2019