Die hier vorgestellte Zeitung der Studentenschaft Baden-Württemberg dokumentiert die durch das Hochschulgesetz (HG) enttäuschten Hoffnungen der Studentenbewegung aber auch der Assistenten auf eine Reform der Ordinarienuniversität, während sich zugleich im Gefolge des Attentats auf Rudi Dutschke eine Radikalisierung vollzog, die in der 'Zeitung' anhand der Osterunruhen in Esslingen dargestellt wird.
06.05.1968:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die "Zeitung der Studentenschaften des Landes Baden-Württemberg zum Hochschulgesetz des Landtags vom April 1968" zum HG. Sie wird "herausgegeben in der Erkenntnis, dass dieses Gesetz die Krise des bestehenden Hochschulwesens verlängern wird, mit dem Willen, Widerstand gegen dieses Gesetz zu leisten und die Forderung nach einer neuen Universität zu bekräftigen." Die Auflage von 50 000 Stück werde vertrieben an der Uni Freiburg (10 000), der Uni Heidelberg (10 000), der TU Karlsruhe (6 000), der Uni Mannheim (4 000), der TU Stuttgart (6 0000), der Uni Tübingen (10 000), der PH Heidelberg (500) und der Hochschule für Gestaltung Ulm (300).
Enthalten sind die Artikel:
- "Hochschulgesetz gegen die Studenten. Lehren aus der Behandlung studentischer Vorschläge", mit den Abschnitten "Mußte das Gesetz reaktionär werden?" und "Gute Manieren bringen nichts ein", von Nicolaus Becker, Freiburg;
- "Parlamentarismus am Beispiel der Verabschiedung des Hochschulgesetzes";
- "Natürlicher Anspruch auf Geltung. Interview mit Herrn Dr. Filbinger" mit den Abschnitten "Autoritas muß glaubhaft repräsentiert werden." und "Bereitschaft zur Diskussion vorhanden?" vom 5.3. und 8.4.1968;
- "Reform durch Novellierung. Interview mit Frau Dr. Mugdan, Kandidatin der DL";
- "Der Leidensweg eines Gesetzes. Aus dem Schlußwort von Dr. Vogt (FDP)";
- "Das Todesurteil von Ulm. Bund und Land streichen Zuschüsse. Stuftung gibt HfG preis" von Joachim Heimbacher, Ulm;
- "Vom Hochschulgesetz zur Technokratenuniversität. Perspektiven für die studentische Hochschulpolitik", von Burkhart Braunbehrens, Heidelberg;
- "Die Hierarchie bleibt. Rechte des Mittelbaus werden nur scheinbar verbessert", von Siegfried de Witt, Freiburg;
- "Erst Erfahrungen sammeln. Studentische Aufgaben in der Grundordnungskommission" zur GO, von Bodo Voigt, Heidelberg;
- "Hochschuldemokratie - aus den Münchener Beschlüssen des VDS";
- "'Das Wesen des Assistenten und seine Erscheinungen im Gebiet der Freiheit'", von Dr. Klaus Jürgen Gantzel, Mannheim;
- "Abhängige Universität. Die Fiktion der Autonomie wird durch staatliche Eingriffe zerstört", von Bodo Voigt, Heidelberg;
- "Der autonome Ordinarius. Skurriles Selbstverständnis Freiburger Physikprofessoren";
- "Die Lage in Eßlingen ist ganz ausgezeichnet" zu den Springerunruhen (vgl. 12. und 15.4.1968) mit dem Abschnitt "Schäferhunde gegen Demonstranten";
- "Heidelberger Resolution" von einem Teach-In am 18.4.1968 zum Attentat auf Rudi Dutschke und den Springerunruhen;
- "Verselbständigte Gewalt" zu den beiden bei den Springerunruhen getöteten Unbeteiligten, Klaus Frings und Rüdiger Schreck, von Eckhard Jaus;
- "Vorsorglicher Austritt. AStA Karlsruhe verläßt VDS wegen 'politischer Agitation'" was gemeinsam mit den Asten der Unis Saarbrücken und Würzburg und der TH Clausthal geschah;
- "Keine Beschränkung mehr auf die Universität. Der Verband Deutscher Studentenschaften emanzipiert sich" zur Politisierung des VDS, mit einem Kasten "Aus dem Vietnam-Beschluß des VDS", von Siegfried de Witt, Freiburg; sowie
- "Disziplinarrecht" von N. Becker, S. de Witt und B. Braunbehrens.
Quelle: Zeitung der Studentenschaften des Landes Baden-Württemberg zum Hochschulgesetz des Landtags vom April 1968, Mannheim o. J. (1968)
Letzte Änderung: 04.11.2019