Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO

Leonhard Mahlein

Beiträge zur Biografie 1969 - 1978

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 12.10.2007

Leonhard 'Loni' Mahleins Lebensgeschichte wird hier nur anhand weniger, oft peripherer Quellen beschrieben. Immer wieder tritt er auf Versammlungen der IG DruPa auf, so in Berlin (vgl. 17.11.1969, 26.1.1976), aber auch in Bayern (vgl. 16.4.1971) und NRW (vgl. 8.5.1971) sowie natürlich auf den bundesweiten DruPa-Tagungen (vgl. 24.10.1971).

Andererseits aber ist er auch einer der wichtigsten DGB-Führer und auch SPD-Führer der sozialliberalen Ära, wird daher wiederholt für den angeblichen Verrat der DGB-Gewerkschaften oder deren Täuschungsversuche etc. verantwortlich gemacht, wie auch durch die KPD/ML-ZB (vgl. 29.8.1970) und später durch die KPD (vgl. 10.1.1977). So soll er gar ein staatliches Streikverbot angekündigt haben (vgl. 18.3.1971).

Die Kritik verschärft sich natürlich besonders in den Drucktarifrunden, wo er immer wieder im Fadenkreuz der Kritik steht, wie zuerst aus der Drucktarifrunde 1971 geschildert (vgl. 11.2.1971), aber auch aus den Drucktarifrunden 1973 (vgl. 30.3.1973, 14.4.1973), wo es offenbar gar zu Parolen gegen ihn auf der Demonstration kommt (vgl. 11.4.1973), und 1976 (vgl. 10.5.1976, 18.5.1976), sowie abschließend aus der Drucktarifrunde 1978, in der Mahlein offenbar Selbstkritik übte (vgl. 16.3.1978).

Die dritte, hier nur ganz kurz angeschnittene, Schiene seines politischen Wirkens betrifft den Einsatz für die Entspannung (vgl. Sept. 1970) bzw. für die Normalisierung des Verhältnisses zur DDR, die vor allem der damals vehement antisowjetischen und damit auch radikal-anti-ostdeutschen KPD sauer aufstößt (vgl. 25.10.1976). Mahleins kollegiales Verhalten gegenüber der DKP – im Gegensatz zum Verhalten der Neuen Linken gegenüber - allerdings fällt bereits zuvor auf (vgl. 24.3.1972), auch wenn er sich dabei zunächst durchaus gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse ausspricht (vgl. 26.6.1972), die aber dann in den Fällen Mettke und Reisner offenbar auch von Mahlein mitgetragen werden (vgl. 15.12.1972). Es wundert nicht, dass selbst biedere Offenbacher Gewerkschafter sich davor fürchten, von Mahlein und seinen Freunden in die ML-Ecke gestellt zu werden (vgl. 17.3.1973). Leonhard Mahleins eigene Debatte mit der Neuen Linken im Jahr 1972 wird in einem separaten Beitrag geschildert.



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

17.11.1969:
Innerhalb von Spartacus - IAfeKJO Berlin wird berichtet über die DruPa, die eine Allgemeine Mitgliederversammlung durchführt, "an der knapp 300 überwiegend im Rentenalter befindliche Mitglieder teilnahmen. Der Bundesvorsitzende Loni Mahlein hielt einen Vortrag über 'Aufgaben und Ziele gewerkschaftlicher Arbeit'. Die Gen. A und B lieferten Beiträge über Berufsausbildung, innergewerkschaftliche Demokratie, Urlaubsregelung und Lohnpolitik. Die Forderung nach Lehrlingsstipendium und Staatlichen Lehrwerkstätten wurden wie die anderen Beiträge mit Beifall bedacht. Auf der Versammlung waren mehrere SEW-Leute."
=Spartacus-IAfeKJO-PG DruPa:Bericht der Projektgruppe Druck und Papier,Berlin 25.11.1969

29.08.1970:
Die Nr.28 des 'KND' (vgl. 26.8.1970, 1.9.1970) erscheint.
Die IG DruPa habe sich scharf mit Bundeswirtschaftsminister Schiller auseinandergesetzt. Der DruPa Vorsitzende Mahlein habe die Forderung Schillers nach Orientierung der Lohn- und Preisentwicklung an der Normalisierung der Konjunktur kritisiert. Die KPD/ML-ZB führt dazu aus:"
Mahlein tut einfach so, als vertrete die Sozialdemokratie grundsätzlich die Interessen der Arbeiterklasse, als sei es nur Schiller, der die Angriffe der Kapitalisten auf die Arbeiterklasse erleichtert und mithilft durchzuführen. Mahlein will die Illusion verbreiten, die verschärften Angriffe der Kapitalisten gingen nicht auf das Konto der SPD."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28,Bochum 29.8.1970

September 1970:
Vermutlich Ende August oder Anfang September wird, laut DKP, folgende Einladung für eine KSZE verfaßt und für diese um Unterschrift gebeten:"
In der internationalen öffentlichen Diskussion ist der Gedanke einer Konferenz über Fragen der Festigung der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ins Zentrum der Aufmerksamkeit getreten. Mit der Konferenz soll ein entscheidender Schritt getan werden, um auf der Grundlage der bestehenden Verhältnisse die Gefahr militärischer Konflikte in Europa auszuschließen, die Rüstungslasten zu vermindern und eine Periode wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs und der Kooperation einzuleiten. Die Völker verknüpfen mit dieser Idee die Überzeugung, daß es möglich ist, einen Anfang neuer, endgültig friedlicher Beziehungen zwischen allen Staaten Europas zu setzen. ...

Folgende Persönlichkeiten haben die Anregung unterschrieben. Die Angaben über Beruf und Funktion dienen lediglich der Information.
...
Leonhard Mahlein - Vorsitzender der IG Druck und Papier (DP,d.Vf.)"
=Unsere Zeit Nr.38,Essen 19.9.1970,S.5

11.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der Drucktarifrunde (DPTR) der IG DruPa:"
9% IN DER DRUCKINDUSTRIE
...
Am Donnerstag haben sich die rechten IG D.u.P.-Bonzen mit den Kapitalisten vor dem obersten Schlichtungsamt für die Druckindustrie auf eine Lohnerhöhung von 9% (!) geeinigt. Der neue Wochenecklohn beträgt jetzt 255,25 gegenüber bisher 234,18 DM. Das macht im Monat rund 80 Mark mehr aus, wovon bei den zahlreichen Preiserhöhungen in der letzten Zeit (...) kaum etwas übrig bleiben wird.

Die Forderung nach Vorweganhebung wurde 'für diese Tarifrunde zurückgezogen, da sie nicht durchsetzbar war', so Eugen Stolz vom IG Druck Hauptvorstand.

Dieser Verrat der rechten Gewerkschaftsführer kam nicht überraschend, er war von langer Hand vorbereitet (...). Jetzt nach der Einigung gab der Vorsitzende der IG Druck, Mahlein, im Fernsehen folgendes Interview: 'Herr Mahlein, 5 Tage und 4 Nächte hat es gedauert, bis zu einer Einigung kam. Aber es hat jetzt den Anschein, als ob sie haben zurückstecken müssen.'

'Ich würde das nicht als Zurückstecken empfinden. Wir haben eine dreigliedrige Forderung gestellt: einmal die 10%ige Vorweganhebung, eine lineare Lohnerhöhung von 12% und eine Regelung für die Vergütung der Auszubildenden. (Mahlein verschweigt hier, daß die Forderung konkret hieß: Erhöhung der 'Lehrlingsvergütungen' um 25 - 75% gestaffelt nach Lehrjahren!) Wir haben einen Abschluß getätigt mit einer linearen Lohnerhöhung von 9% und einer Erhöhung der Ausbildungsvergütungen im ersten Jahr um 20, im zweiten Jahr um 30 und im dritten Jahr um 40%!'

Sie hatten aber auch gefordert eine 10%ige Vorweganhebung. Hiergegen hatten sich die Arbeitgeber entschieden gewehrt. Dies ist nun nicht zu ihren Gunsten ausgefallen.'

'Das ist sicher der schwierigste Punkt dieser Verhandlungen gewesen. Wir haben mit dieser 10%igen Vorweganhebung den Versuch machen wollen, eine größere Tarifwahrheit in der Druckindustrie herzustellen, nachdem wir feststellten, daß es doch ziemlich stark und erhöhte übertarifliche Zulagen gibt.'

'Vor diesen Schlichtungsverhandlungen hatten Sie und ihre Mitglieder von Streik gesprochen, von einem möglichen Streik. Es hat aber den Anschein, daß ein Streik zu dieser Situation etwas unpopulär gewesen wäre. War dies ein Grund mit, daß es heute endgültig zu einer Einigung gekommen ist?'

'Ich glaube, das ist nicht richtig dargestellt, nicht WIR haben von Streik gesprochen, sondern die Frage des Streiks oder der Streikbereitschaft wurde zum ersten mal von der Arbeitgeberseite genannt. Wir haben darauf geantwortet: wenn es der Fall sein sollte, wir sind darauf eingestellt. Ich glaube nicht, daß man sagen könnte, Streik würde nicht in die gegenwärtige Landschaft passen. Ich glaube, andere Industriegewerkschaften wie z.B. die ÖTV haben gezeigt, daß man streiken kann. Aber wir haben diesen Abschluß getätigt, weil wir meinten, daß es in dieser Situation besser wäre, die Erhaltung des Arbeitsfriedens beizubehalten.'"

Das habe auch Wirtschaftsminister Schiller gut gefunden (vgl. 14.2.1971).
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.13,Bochum 17.2.1971,S.1f

18.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich von Äußerungen im Rahmen der Bundesfrauenkonferenz der DP:"
GEWERKSCHAFTSFÜHRER: SPD-REGIERUNG VERBIETET STREIKS

Der Vorsitzende der IG Druck Mahlein hat am 18. März in München erklärt, er halte es für möglich, daß 'STREIKS ZUR ERZWINGUNG VON LOHNERHÖHUNGEN, DIE ÜBER DIE AMTLICHEN ORIENTIERUNGSRENZEN HINAUSGEHEN, FÜR GESETZWIDRIG ERKLÄRT WERDEN.' Man könne sich auch vorstellen, daß die Regierung für Lohnforderungen oberhalb der Orientierungsmarken Schlichtungsverhandlungen zwingend vorschreibe!

Diese Äußerungen Mahleins deuten klar darauf hin, daß die SPD-Führer ein Gewerkschaftsgesetz zur Knebelung der Arbeiterklasse vorbereiten. Die Gewerkschaftsbonzen sind von den Plänen der SPD-Regierung offensichtlich unterrichtet".

Die Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus der KPD/ML-ZB in Münster (IGM-Bereich - vgl. 31.5.1971) berichten über die SPD-Regierung:"
Sie läßt durchblicken, daß man, wenn dieses Lohndiktat nicht eingehalten wird, von den Notstandsgesetzen (NSG,d.Vf.) Gebrauch machen kann und dem Arbeiter das Streiken für höhere Forderungen verbieten könnte (so von IG Druck und Papier-Vorsitzenden Leonhard Mahlein in einer DPA-Meldung zitiert). Es stand unter anderem im Hamburger Abendblatt vom 19.3.1971 unter der Überschrift 'Streikverbot möglich?'"
=Roter Metall Arbeiter Nr.7,Münster o.J. (1971),S.7;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.23,Bochum 24.3.1971,S.6


16.04.1971:
In Augsburg beginnt, nach eigenen Angaben, der 10. ordentliche Landesbezirkstag der DruPa Bayern, der bis zum 18.4.1971 andauert.
Der erste Vorsitzende der DruPa, Leonhard Mahlein, habe sich entschieden gegen den Vorwurf gewandt, die Gewerkschaften handelten autoritär. Wer so argumentiere und zudem radikal nach der Revolution rufe, verkenne völlig, daß die Revolution selbst das Autoritärste sei. Die Delegierten sollten Schluß machen mit unnützen theoretischen Auseinandersetzungen und sich stärker der eigentlichen Aufgabe der Gewerkschaften zuwenden, den Fortschritt zu erkämpfen.
=druck und papier Nr.9,Stuttgart 3.5.1971

08.05.1971:
In Hagen beginnt die IG DruPa, nach eigenen Angaben, ihren zweitägigen 10. ordentlichen Landesbezirkstag NRW, der sich u.a. mit der eigenen Neuaufgliederung befaßt. Leonhard Mahlein fordert dazu auf, die bisher geübte politische Zurückhaltung aufzugeben. Zum BVG wird u.a. ein Initiativantrag angenommen, der den DGB zur Organisierung eines Marsches auf Bonn auffordert. Die DKP bei Hoesch Dortmund berichtet, daß dieser einstimmig angenommen wurde.
=Heiße Eisen Chemie-Ergebnis warnt,Dortmund o.J. (1971),S.3;
druck und papier Nr.11,Stuttgart 31.5.1971;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.32,Bochum 28.4.1971,S.16


24.10.1971:
Für heute ruft die IG DruPa ihren 9.ordentlichen Gewerkschaftstag unter dem Motto "Wir wollen Gerechtigkeit schaffen" in Nürnberg ein, der bis zum 30.10.1971 dauern soll.
Wir zitieren aus dem Zentralorgan der DruPa, der 'druck und papier':"
Die festliche Eröffnung des neunten ordnentlichen Gewerkschaftstages fand am 24. Oktober in einer vollbesetzten Halle in Anwesenheit vieler prominenter Gäste aus dem öffentlichen Leben statt. Der Vorsitzende der IG Druck und Papier, Leonhard Mahlein, begrüßte in seiner Ansprache besonders herzlich Bundeskanzler Willy Brandt, dem er unter stürmischen Beifall aller Anwesenden herzlich zur Verleihung des Friedensnobelpreises gratulierte. Mahlein ließ jedoch keinen Zweifel daran, daß die IG Druck und Papier bei voller Zustimmung zur Friedenspolitik den innenpolitischen Kurs der Regierung weiterhin kritisch beobachten werde."

"Die mündliche Geschäftsberichterstattung des Hauptvorstands wurde mit den Ausführungen des Kollegen Mahlein eröffnet. Der erste Vorsitzende der Organisation beschäftigte sich dabei mit den Problemen des Betriebsverfassungsgesetzes (BVG,d.Vf.), der konzertierten Aktion und der Organisationspolitik der Gewerkschaften."
Mahlein betont dabei u.a., daß die Differenzen zwischen Weltgewerkschaftsbund (WGB) und Internationalem Bund freier Gewerkschaften (IBFG) zu einer Unentschlossenheit führten, die dem europäischen Kapital nur recht sein könne. Beim BVG droht hauptsächlich eine Verschlechterung durch den Tendenzschutz.

Weiter wird festgestellt:"
Es kann ... auf keine Fall Aufgabe der 'konzertierten Aktion' sein, die gewerkschaftliche Tarifpolitik an Lohnleitlinien oder Orientierungsdaten binden zu wollen, um damit die Tarifautonomie indirekt oder direkt aufzuheben. Abgesehen davon, stellt sich die Frage, ob nicht schon durch die Mitwirkung der Gewerkschaften in dieser autoritären 'konzertierten Aktion' die parteipolitische Unabhängigkeit der Gewerkschaften berührt wird. Ich nenne die 'konzertierte Aktion' deshalb autoritär, weil hier von der Bundesregierung konkrete Tariflohn- oder Effektivlohn-Erhöhungssätze vorgegeben werden, bei deren Festlegung weder das Parlament noch die sozialen Gruppen mitbestimmen können, die aber doch einen entscheidenden Einfluß auf die Öffentlichkeit als auch auf die Tarifverhandlungen ausüben. Diese IG Druck und Papier wird jedenfalls ihre Tarifpolitik zwar in Kenntnis der wirtschaftlichen Fakten und der Zielvorstellungen der Regierung auch weiterhin unabhängig in eigener Verantwortung und Entscheidung gestalten, eine 'konzertierte Aktion' in der gegenwärtigen Form wird deshalb von uns für überflüssig gehalten."
=Druck und Papier Nr.1, 22, 23, 1 und 2,Stuttgart 11.1.1971, 1.11.1971, 15.11.1971, 10.1.1972 bzw. 24.1.1972

21.02.1972:
In der Nr.4 der 'druck und papier' der IG DruPa erscheint u.a. ein Artikel von Leonhard Mahlein: "Die sogenannten 'Neuen Linken' - Beginn einer notwendigen Auseinandersetzung" (vgl. 24.1.1972, 20.3.1972).
=druck und papier Nr.4,Stuttgart 21.2.1972

24.03.1972:
Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet:"
DKP: DIE UNENTBEHRLICHEN

In der Ausgabe der DKP-Zeitung 'UZ' vom 24.3.1972 fand sich auf der ersten Seite folgende bemerkenswerte Meldung:
'UNENTBEHRLICH

Frankfurt. UZ. - Auf die DKP-Funktionäre könnten die Gewerkschaften nicht mehr verzichten, 'sie haben sich im Bewußtsein vieler Arbeitnehmer längst unentbehrlich gemacht.' Das schreibt die 'Frankfurter Rundschau' (FR,d.Vf.) zu den gegenwärtigen Betriebsratswahlen (BRW,d.Vf.) Wenn führende DGB-Funktionäre Splittergruppen und Sektierern eine klare Absage erteilten, sei die DKP damit nicht gemeint, das habe der Vorsitzende der IG Druck und Papier (DruPa,d.Vf.), Leonhard Mahlein, ausdrücklich betont.'

Eine bürgerliche Zeitung wie die 'Frankfurter Rundschau' bescheinigt also der DKP ihre Unentbehrlichkeit in den Gewerkschaften. Und der DKP, die nicht müde wird zu betonen, sie sei die Partei der Arbeiterklasse, ist dieses Lob aus dem Munde der Bourgeoisie keineswegs peinlich. Im Gegenteil, sie brüstet sich damit und bucht es als Erfolg in ihrem Kampf um Anerkennung durch die bürgerliche Demokratie. Eine kommunistische Partei, die sich von der Bourgeoisie und ihren Knechten in Gewerkschaftsvorständen Unentbehrlichkeit bescheinigen läßt, eine solch Partei mag für die Kapitalisten vielleicht einmal unentbehrlich werden, wenn es der SPD nicht mehr gelingt, die Arbeiter vom selbständigen Kampf abzuhalten, für die Arbeiterklasse aber ist sie nicht nur höchst entbehrlich, sondern schädlich."
=Wahrheit Nr.3,Bremen Apr. 1972,S.8

26.06.1972:
Die Nr.13 der 'druck und papier' (vgl. 12.6.1972, 10.7.1972) der DruPa erscheint. Der erste Vorsitzende der DruPa, Leonhard Mahlein, äußert sich zum gerade stattfindenden DGB-Bundeskongreß (vgl. 25.6.1972):"
Ja zur Einheitsgewerkschaft

Wir alle wissen aber aus eigener Erfahrung, daß es immer wieder Kräfte verschiedener Richtungen gibt, die Gegner der Einheitsgewerkschaften waren und sind. Diese Kräfte knabbern schon seit langem an der Einheit der Gewerkschaften. Da sind die 'Ultralinken' oder 'Neuen Linken', wie sich diese kleinbürgerlichen Intellektuellen nennen, die mit ihren abenteuerlichen, linkssektiererischen Aktivitäten auf die Zersplitterung der Gewerkschaftsbewegung und die Zerstörung der Einheitsgewerkschaft setzen. Doch den Gewerkschaften droht eine Gefahr nicht in erster Linie von 'ultralinks'."

Mahlein spricht sich gegen Unvereinbarkeitsbeschlüsse aus:"
Bist du ein guter Gewerkschafter? Vertrittst du konsequent die Interessen der Mitglieder? Bist du bereit nach der Satzung und den Beschlüßen deiner Gewerkschaft zu handeln? Ein anderer Maßstab darf im Interesse der Einheit und Geschlossenheit unserer Gewerkschaftsbewegung nicht gelten. Das sollte auch Geltung haben für Mitglieder, die sich gegenwärtig noch zur DKP bekennen, solange sie sich im Rahmen der Satzungen, der Beschlüße und der Zielsetzung der deutschen Gewerkschaften im Sinne des DGB-Grundsatzprogrammes bewegen. Denn ich halte es einfach als Gewerkschafter für unwürdig, wenn wir die primitive Gleichstellung von rechts und links, von Faschismus und Kommunismus nach Herrn Springers Motto mitmachen."
=druck und papier Nr.13,Stuttgart 26.6.1972

15.12.1972:
Der Hauptvorstand der IG Druck und Papier (DruPa) beschließt heute den Ausschluß (UVB) von Mettke und Reisner aus der DJU Berlin.

Die Marxisten-Leninisten (ML) Dotmund (vgl. 2.1.1973) berichten:"
AUSSCHLUSS VON GEWERKSCHAFTSMITGLIEDERN

Am 15.12. schloß die IG Druck und Papier 2 Journalisten aus. Begründung: Sie hatten zu einer Spendenaktion für die Arbeiter der Berliner Officina-Druckerei aufgerufen, die im August (vgl. 28.8.1972,d.Vf.) plötzlich geschlossen worden war. Und das sei 'gewerkschaftsschädigend', fand der Vorsitzende der IG Druck und Papier, Leonhard Mahlein, in dem Verfahren vor dem Hauptvorstand (HV,d.Vf.). Der wirkliche Grund: Diese Aktion legte nicht nur offen, daß die Gewerkschaftsführung nichts für ihre entlassenen Mitglieder tat, sie zeigte zudem, daß der Betriebsrat die Schließung der Druckerei als normalen 'Betriebsunfall' deckte, was für die Eigentümer aufgrund des Berlin-Hilfegesetzes zu einem lohnenden Geschäft wurde.

Tatsächlich handelte also die Gewerkschaftsführung gewerkschaftsschädigend, als sie sich nicht für die Interessen der entlassenen Kollegen einsetzte. Was bleibt dann anders übrig, als den Kampf für seine Forderungen selbst zu organisieren?"

Berichtet wird auch in:
- Bayern in München durch die Druckbetriebsgruppe der ABG (vgl. März 1973);
- Bremen durch den KB Bremen (vgl. 10.3.1973).
=Die Rote Front Nr.1 und 8,Dortmund Jan. bzw. Apr. 1973,S.6;
Roter Widerdruck Nr.20,München März 1973


17.03.1973:
Es erscheint der 'Express' Nr.3 (vgl. 21.2.1973, 16.4.1973).
Von H.H. erscheint auf Seite 3 der Artikel:"
RGO - NEUER BUHMANN GEGEN GEWERKSCHAFTSOPPOSITION
...
Die Kraftmeierei und Anbiederung der ML-Leute würde uns nicht weiter beschäftigen, wenn nicht der DGB-Bundesvorstand und die Einzelgewerkschaftsvorstände diese Aktivitäten mit besonderem Interesse verfolgen würden. Dort wird man seit längerer Zeit schon mit dem Kummer nicht fertig, den die Kollegen in den Betrieben und Verwaltungen ihren Angestellten in der Organisation ständig bereiten. Ständig bekommen diese Angestellten der Organisation Vorwürfe zu hören, mit nichts mehr sind diese Arbeiter zufrieden. Ja sie schrecken nicht einmal mehr davor zurück, Tarifpolitik auf eigene Faust machen zu wollen. Da man in den Gewerkschaftshäusern den Kollegen in den Betrieben und Verwaltungen noch nie besonders viel Mut und Kampfbereitschaft zugetraut hat und es über Jahre hinweg auch in der Organisation friedlich zuging, muß jetzt natürlich der Verdacht entstehen, daß da Aufrührer, Drahtzieher und Dunkelmänner am Werk sind. Recht großzügig steckt man dann alles in einen Topf. Die großmäulige ML-Opposition entspricht den Denkschablonen, mit denen man die Bewegung an der Basis sieht, beurteilt und bekämpft.

Wir werden Mahlein und Stotz - um nur zwei dieser Vertreter zu nennen – kaum daran hindern können, mit ihren Mitteln Politik machen zu wollen. Wenns drauf ankommt, dann sind wir für sie alle MLer."
=Express Nr.3,Offenbach 17.3.1973

30.03.1973:
Die KPD (vgl. 4.4.1973) berichtet von der Drucktarifrunde (DTR) der DruPa:"
DRUPA-TARIFRUNDE: DEN STREIK ORGANISIEREN!

Gezwungen durch den Druck oppositioneller Kollegen, sah sich Drupa-Bonze Mahlein gezwungen, für Freitag die Urabstimmung anzukündigen. Das entschlossene Auftreten klassenbewußter Drupa-Gewerkschafter in Mitglieder-und Delegiertenversammlungen für die '40 DM mehr pro Woche' hatte bereits zu der relativ hohen 13-Prozent-Forderung geführt. Das 9-Prozent-Angebot der Kapitalisten wurde abgelehnt.

Bedeutet das nun, daß Mahlein und Co. zum Streik bereit sind?

Die bürgerliche Presse versucht, diesen Eindruck zu erwecken. In Wirklichkeit wollen die Bonzen aber nach bekannter Manier durch die Urabstimmung nur Dampf ablassen. Schließlich ist in der Drupa seit 1952 nicht mehr gestreikt worden. Der Hinweis Mahleins, daß über die 'Form des Arbeitskampfes' noch beraten werden müsse - sowie die Ankündigung, daß nach der Urabstimmung ein neues Angebot der Kapitalisten erwartet würde, deuten an, daß die Bonzen trotz ihrer 'Streikleitung' in Stuttgart nur Wind machen, um die Kollegen zu täuschen."
=Rote Fahne Nr.14,Dortmund 4.4.1973,S.4

11.04.1973:
Die KPD berichtet von der Drucktarifrunde (DTR):"
Die Drucker in Hamburg reagierten richtig auf den Abschluß: Am Morgen danach zogen sie auf die Straße, um gegen den Verrat zu demonstrieren.

Über diese Aktion berichten die Hamburger Genossen:
'Mahlein weg! Hat kein Zweck!'

Unter dieser Parole demonstrierten am 11.4. Kollegen von Broschek, Springer, Gruner und Jahr (G+J,d.Vf.), Auer und Bauer. Empört über den Abschluß der Tarifkommission bei 10,8 Prozent hatten sich die Kollegen von Broschek und Lehrlinge von der Berufsschule bei Springer eingefunden. Gemeinsam zogen sie durch die Innenstadt zu Auer und zum Bauer-Verlag, wo die Kollegen bereits auf den Demonstrationszug warteten. Von dort ging es zum Gewerkschaftshaus. Wolf wurde aufgefordert, sich den Fragen der Kollegen zu stellen. Die Demonstrationsteilnehmer waren nicht bereit, irgendwelche Delegationen verhandeln zu lassen, sondern zogen alle in den Saal.

Wolf blieb nichts anderes übrig, als sich zu stellen. Auf die Fragen hatte er nichts anderes zu tun, als den Kollegen die bereits bekannten Tatsachen über den Verlauf der Tarifauseinandersetzungen zu schildern. Die Kollegen unterbrachen ihn wiederholt mit den Ausrufen: 10,8 Prozent sind zu wenig. Die Forderung der Anwesenden nach einer Mitgliederversammlung mit Stimmrecht aller noch vor der Urabstimmung, wurde mit dem in diesen Fällen üblichen Hinweis auf die Satzung abgewiegelt. Der Hamburger Vorstand will darüber beraten, ob am Sonntag eine außerordentliche Delegiertenversammlung stattfindet.

Beispielhaft zeigte ein Redner der Demonstranten auf: Die Mitglieder hatten für 40 DM gestimmt, 13 Prozent wurde als Forderung aufgestellt, alle haben für 13 Prozent gestreikt und bei 10,8 Prozent wurde abgeschlossen. Auf die Erklärung Wolfs, es habe in der ganzen Geschichte der Tarifbewegung immer einen niedrigeren Abschluß als die ursprüngliche Forderung gegeben, wurde zu recht erwidert, dann werde es Zeit, daß sich das ändert.

Auf die Frage nach der Laufzeit des neuen Vertrages hüllt Wolf sich wohlweislich in Schweigen. Vier Wochen meinte einer im Hinblick auf die ständigen Preissteigerungen und den niedrigen Abschluß.

Schwerpunktstreiks, die Wolf als überaus schwierig, aber zugleich als überaus wirkungsvoll darstellte, waren in vielen Fällen nichts anderes, als verlängerte Frühstückspausen. Die Nadelstichtaktik der Gewerkschaftsführung kitzelt die Unternehmer nur und bringt sie zum Lachen.

Wolfs unternehmerfreundliche Politik wurde auch gegenüber den Lehrlingen deutlich. Anstatt sich mit ihrem Streik zu solidarisieren, wies er darauf hin, daß ihr Streik nicht legal und gegen die Schulverfassung gerichtet sei. Die Broschek-Kollegen berichteten von einer Resolution, die sie verabschiedet haben. Sie drückten ihre Empörung über den 10,8 Prozent-Abschluß und die Auflösung der Streikleitung bei Broschek direkt nach dem Abschluß aus. Sie forderten für sich und alle Betriebe sofort außerordentliche Betriebsversammlungen."
=Rote Fahne Nr.16,Dortmund 18.4.1973,S.4;
Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.3,Dortmund Mai 1973,S.*


14.04.1973:
In Dortmund-Mengede beginnt der zweitägige nationale Kongreß oppositioneller Gewerkschafter im Saalbau (vgl. 1.4.1973, 16.4.1973), der, laut der aufrufenden KPD, von über 500 Gewerkschaftern besucht wird.

Die 'RGO' berichtet u.a.:"
THESEN ZUR ARBEIT IN DER IG METALL
...
2. Das z.Zt. schwächste Kettenglied ist die Eisen- und Stahlindustrie. Die Streiks von Hoesch und Mannesmann haben noch genauso ihre Nachwirkungen bei den Kollegen, wie die allgemeine Lohn- und Tarifdiskussion. Wenn auch der 10,8% Abschluß in der DRUPA offener Verrat der Mahlein und Co. ist, so eröffnet er taktisch dem Argument starke Wirkung, daß bei entschlossenen Streiks andere Ergebnisse als 46 Pfennige herauskommen."
=Revolutionäre Gewerkschafts Opposition Nr.3 und 6/7,Dortmund Mai 1973 bzw. Sept. 1973

26.01.1976:
In Berlin findet, laut KPD, vermutlich in dieser Woche eine DP-Mitgliederversammlung unter Anwesenheit von Loni Mahlein statt.
=Rote Fahne Nr.5,Köln 4.2.1976

10.05.1976:
Das KPD-RK NRW gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt zur Drucktarifrunde (DTR) der DP heraus:"
POLIZEILICHE STAATSGEWALT GEGEN DRUCKARBEITER
DEN STREIK ENTSCHLOSSEN FORTFÜHREN!
...
Der angeblich über den Klassengegensätze stehende Staatsapparat hat mit seinen Polizeieinsätzen wieder einmal deutlich bewiesen, daß er fest an der Seite der Kapitalisten steht. In vielen Städten ging die Polizei gegen Streikposten vor, um die Auslieferung sogenannter Notausgaben zu erzwingen. In Reutlingen (vgl. 6.5.1976,d.Vf.) konnte die Auslieferung nur nach massivem Polizeiaufgebot und brutalem Vorgehen gegen die Streikposten, bei dem 30 Drucker verhaftet wurden, durchgeprügelt werden. Einen mutigen und siegreichen Kampf führten die Druckereiarbeiter des Tagesspiegel in Berlin (vgl. 8.5.1976,d.Vf.). Zum Erschrecken der Kapitalisten waren am Samstag in aller Frühe 300 Arbeiter erschienen, um die Auslieferung einer Notausgabe zu verhindern. Mit Brettern und Steinen wurden Barrikaden errichtet. Als die Lastwagen ausbrechen wollten, rückte aus dem Hinterhalt plötzlich Polizei an, um mit Schlagstock- und Tränengaseinsatz die Durchfahrt zu erzwingen. Doch diese Büttel der Kapitalisten mußten sich zahlreiche Beulen holen und konnten trotz brutalem Einsatz die Auslieferung nicht erzwingen. Dies ist aber auch eine beispielhafte Antwort auf Mahleins Aufruf, die Streikposten nicht zu verstärken und die Auslieferung von Notausgaben nicht zu verhindern.

KOLLEGEN! Die Gewerkschaftsführung war gezwungen, sich in dieser Tarifrunde nach außen hin kämpferisch zu geben. Sie mußte auf den Wunsch der Masse der Gewerkschaftsmitglieder eingehen, den Lohnraubplänen der Kapitalisten entgegenzutreten, wollte sie nicht noch mehr ihren reaktionären Einfluß auf die Kollegen verlieren. Sie schlugen radikale Töne an, wollten das Lohndiktat der Unternehmer brechen und drohten mit dem Satz: 'Wer Wind sät, wird Sturm ernten!' Doch als die Kapitalisten auf ihren 5,4% beharrten, veranlaßten die Gewerkschaftsführer, daß nur ein Fünftel der Gewerkschafter in den Streik geschickt wurden. Dies obwohl sie wußten, daß die Kapitalisten mit Aussperrung antworten würden. Als das geschehen war, ging man hinter dem Rücken der Kollegen den Kuhhandel ein: Aussetzung der Aussperrung - Aufnahme der Produktion. Die 9%-Forderung, für die fast 90% der Druckarbeiter ihr Ja zum Streik gegeben haben, existiert für die Drupa-Bonzen schon gar nicht mehr. Mahlein und Co. reden nur noch von einer 6 vor dem Komma. Als die Druckkapitalisten dieses 'Angebot' nicht erfüllen wollten, konnte man sich dem Willen der Drucker nach Fortsetzung des Streikss nicht entziehen. Doch auch jetzt versucht man laufend Bremsklötze auszuwerfen. So haben sich Mahlein und Co. offen für die Ausslieferung von Notausgaben ausgesprochen. Die Gewerkschaftsführung weigert sich weiterhin, daß die Streikleitungen (selbst die betrieblichen) von den Kollegen gewählt werden."
=KPD-RK NRW:Polizeiliche Staatsgewalt gegen Druckarbeiter. Den Streik entschlossen fortführen!,Dortmund o.J. (Mai 1976)

18.05.1976:
Das KPD-RK NRW gibt heute das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Marianne Brentzel, Dortmund, Münsterstr. zur DTR der DP heraus:"
NEIN ZU 6%!

Heute hat die DRUPA-FÜhrung zur Urabtimmung über den 6% Abschluß aufgerufen.

Kolleginnen und Kollegen,

habt ihr für diesen Abschluß gestreikt? Dafür Streikposten gestanden, den Kampf organisiert? Seit Beginn des Streiks hat die bürgerliche Propaganda, Rundfunk und Fernsehen Kübel von Schmutz über Euch ausgegossen. Ihr habt euch dadurch in eurem gerechten Kampf nicht beirren lassen. Eue Kampfbereitschaft hat Unterstützung unter den breiten Massen der Arbeiter und Werktätigen in unserem Land gefunden. Denn darüber was der Arbeiter zum Leben braucht, darüber kann nur der Arbeiter bestimmen.

DEN KAMPF IN DIE EIGENE HAND NEHMEN!

Wer jetzt 'Ja' zu den 6% sagt, der überläßt es den Gewerkschaftsführern zu entscheiden, was der Arbeiter braucht. Mahlein und Co. haben von Anfang an eine Politik gegen die Interessen der Druckarbeiter verfolgt, trotz 'radikaler' Töne. Sie wollten von Anfang an im Rahmen der staatlich festgelegten Lohnleitlinien bleiben und einen Abschluß zu Wege bringen, der mit den Interessen der Kapitalisten vereinbar ist. Sie haben die Herausgabe von Notausgaben gebilligt - Mahlein rief dazu auf, die Auslieferung der Notausgaben nicht zu verhindern. Ging die Polizei mit Gummiknüppeln und Tränegas vor, um Streikbruch zu unterstützen und selbst zu organiseren - Mahlein sprach sich dagegen aus, die Streikposten zu verstärken! Jetzt stellen sie sich hin und schreien 'Sieg', die Drucker haben für eine '6 vor dem Komma' gekämpft und sie durchgesetzt. Allerdings waren es die Drucker, die diese Erhöhung durchgesetzt haben; wenn es nach Mahlein und Co. gegangen wäre, dann hätte es keinen dreiwöchigen Streik gegeben. Denn der Motor des Streiks waren nicht etwa die gnädigen Beschlüsse des herrn Mahlein, wie er es jetzt hinzustellen versucht, sondern der wirtsachaftliche Druck unter dem die Arbeiter und Werktätigen in unserem land zu leiden haben! Die Ausplünderung der Arbeiterklasse, Arbeitshetze und Rationalisierung, Abbau von Arbeitsplätzen werden in den nächsten Monaten noch zunehmen. DESHALB KANN DER JETZIGE STREIK NUR DER AUSGANGSPUNKT FÜR DEN WEITEREN KAMPF SEIN, NICHT DER ABSCHLUSS wie es die Kapitalisten so gerne sähen! Es steht die Frage:

Unter Führung der Gewerkschaftsbonzen oder im selbständigen Kampf fortfahren? Viele Belegschaften haben spontan richtig gehandelt: sie haben die Möglichkeiten des legalen Streiks genutzt, um in eigener Regie den Kampf zu verstärken: gegen Streikbrecher, gegen Polizeiprovokationen. Sie haben Verbindung untereinander hergestellt. Von der Furcht getrieben, daß dies Schule machen könnte, hat die DRUPA-Führung den Streik stets wieder auf ihre 'Taktik' zurückgeschraubt. Viele Kollegen sagen jetzt: Man hat es doch gesehen, auf uns gestellt können wir nichts machen. Im Gegenteil: Nur auf sich gestellt kann die Arbeiterklasse etwas erreichen! Was heute nicht gelingt, wird morgen gelingen!

DER BÜRGERLICHE STAATSAPPARAT IST DIE UNTERDRÜCKUNGSMASCHINERIE DES MONOPOLKAPITALS!

Die SPD-Regierung und mit ihr die CDU jubeln jetzt: die Freiheiten des Bürgers sind wieder hergestellt! Ein Lob für den Schlichter Fahrtmann! Die Vernunft hat gesiegt! Welche Vernunft denn, die der Kapitalisten oder die der Arbeiter? Die 'Vernunft' von der die Schmidt, Kohl etc. reden, das ist die Vernunft der Kapitalisten und ihres staatlichen Machtapparats. Wir haben diese 'Vernunft' zu spüren bekommen als die Polizei wie in Dortmund bei den 'Ruhrnachrichten' (RN - vgl. S2.*.1976,d.Vf.) die Auslieferung der Notausgaben schützte oder wie in München und Westberlin bei Mercator auf die Streikposten prügelte und selbst Streikbrecherarbeiten übernahm. Diese 'Vernunft' macht sich nur Sorgen um die Freiheit der Kapitalisten, ihre Hetze zu verbreiten, die Freiheit Profite machen zu können, die Freiheit die Arbeiterklasse unterdrücken zu können. Auch wenn SPD-Abgeordnete zynisch ihre 'Solidarität' erklärten, diese Regierung, dieser Staatsapparat dient dem Monopolkapital und ist gegen die Arbeiterklasse und ihren Kampf gerichtet. Seine einzige Aufgabe besteht darin die Arbeiterklasse und die Volksmassen in unserem Land zu unterdrücken und niederzuhalten. Das ist die 'Vernunft' von der die Schmidt und Kohl, die Mahlein, Loderer und Vetter, die Fahrtmann und Schleyer nicht müde werden zu schwafeln!

D'K'P (DKP,d.Vf.) - SCHLIMMSTER FEIND IN DEN REIHEN DER ARBEITERKLASSE!

In diese Reihe der 'Vernünftigen', die angeblich nur das Beste für den Arbeiter wollen, reihen sich, klein aber schlau, die Vertreter der D'K'P ein. Sie nennen sich Kommunisten, sind in Wirklichkeit jedoch die schlimmsten Feinde der Arbeiter, sie haben den Kommunismus verraten, so wie es Breschnew (KPdSU,d.Vf.) und Honecker (SED,d.Vf.) getan haben. Sie preisen das sozialfaschistische Völkergefängnis Sowjetunion als 'sozialistisch' und 'Arbeiterstaat', die DDR als Alternative zum westdeutschen Kapitalismus. Was es mit dieser 'Alternative' auf sich hat zeigte sich ganz offen bei der Essener 'Tiefdruck'. Dort wird gerade eine Rollenoffset aus der DDR überholt. Als die Monteure aus der DDR während des Streiks das Werk betreten wollten, stellten sich ihnen die Streikposten entgegen und forderten sie auf, sich mit ihnen zu solidarisieren. Mit dem Hinweis darauf, daß sie den Auftrag hätten, trotz Streik zu arbeiten und daß sie mit dem Streik ja nichts zu tun hätten, setzten sie ihre Reparaturarbeiten fort. Das ist die 'sozialistische' Solidarität, die die DKP meint, wqenn sie scheinheilig den Streik unterstützt. Ihnen geht es genausowenig wie Mahlein, Schmidt und Schleyer um die Interessen der Arbeiter, sie wollen dem Arbeiter auch nur einreden, daß er ja nichts zu Wege bringen kann. Voller Haß hetzen sie gegen die sozialistischen Länder wie die VR China, die VR Albanien und gegen die KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS. Oft tarnen sie sich als Nur- Gewerkschaftler (inzwischen ist jeder vierte Gewerkschaftsfunktionär DKP-Mitglied) und reden davon, die Macht in die Redaktionsstuben auszuweiten, Lohnkampf sei Machtkampf usw. Dies alles soll dazu dienen, die Arbeiterklasse von einer radikalen Kampfansage gegen das kapitalistische System, gegen den kapitalistischen Staatsapparat und seinem gewaltsamen Sturz abzuhalten. Sie wollen sich mit dieser Taktik Posten sichern, um selbst für die von ihnen angestrebte sozialfaschistische Diktatur nach dem Vorbild der DDR Positionen zu erobern. Um sich von Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muß die Arbeiterklasse den Kampf um die politische Macht aufnehmen. Lohnkämpfe können nur dazu dienen, sich gegen die wirtschaftliche Not zur Wehr zu setzen, das kapitalistische Lohnsystem kann dadurch nicht beseitigt werden. Wenn es um den politischen Kampf geht steht nur die Frage: Diktatur der Bourgeoisie oder Diktatur des Proletariats und nicht der Kampf um eine 'antimonopolistische Demokratie' der D'K'P. Ihre soziale Befreiung wird die Arbeiterklasse nur erreichen können, wenn sie den Kampf für die Diktatur des Proletariats, für ein UNABHÄNGIGES, VEREINTES, SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND aufnimmt. Dafür kämpft die KPD.

Die KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS ruft euch auf: bleibt bei euren gerechten Forderungen! SAGT NEIN ZU DEM 6% ABSCHLUSS. BRECHT MIT DEN FEINDEN DER ARBEITERKLASSE! NIEDER MIT DER SPALTUNG DER ARBEITERKLASSE! SCHAFFT EINE EINHEITSFRONT GEGEN MONOPOLKAPITAL, SCHMIDT-REGIERUNG UND GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG!

SOFORTIGE EINBERUFUNG VON BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNGEN UND VOLLVERSAMMLUNGEN!"
=KPD-RK NRW:Nein zu 6%!,Dortmund o.J. (18.5.1976)

25.10.1976:
Vermutlich in dieser Woche halten sich, laut KPD, Hensche und Mahlein von der DruPa in der DDR auf. Die 'Druck und Papier' der DP betreibe u.a. aus diesem Anlaß sowjetische Propaganda.
=Rote Fahne Nr.44,Köln 3.11.1976

10.01.1977:
Das KPD-RK NRW gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt zur MTR der IGM bzw. ÖDTR der ÖTV heraus:"
KPD ZUR METALL- UND ÖTV-TARIFRUNDE
GEGEN LOHNRAUB UND ARBEITSHETZE!
...
Gegenwärtig spielen sich die Gewerkschaftsführer als Kritiker der Regierung auf. Vetter fand starke Worte über die 'kapitalistischen Züge in unserer Wirtschaftsordnung' und wetterte scheinheilig über 'die überproportionale Gewinnbegünstigung der Unternehmer durch die Regierung'. Loderer 'warnte' in der vergangenen Woche (vgl. 3.1.1977,d.Vf.) davor, daß in den nächsten Jahren in Bonn 'eine kaum erträgliche Kompromißpolitik betrieben werde. Heißt das, daß sich die Herren SPD-Gewerkschaftsführer geändert haben? Geht es ihnen etwa nicht mehr um die Durchsetzung der Schmidtschen Politik der sozialen Demontage gegen die Arbeiter und Werktätigen? Geht es den Herren Loderer, Kluncker, Hauenschild und Mahlein nicht mehr darum, die Arbeiterklasse immer wieder vom Kampf um ihre berechtigten Interessen abzuhalten? Mit Sicherheit nicht! Die SPD-Gewerkschaftsführer sind Teil der herrschenden Ausbeuterklasse und Nutznießer der Auspressung und Ausplünderung der Arbeiter und Werktätigen. Aber in einer Zeit der andauernden Massenarbeitslosigkeit, des Lohnraubs und der steigenden Arbeitshetze müssen sie 'Kritik' anmelden, damit ihr Ansehen als 'Arbeitnehmervertreter' nicht weiter ramponiert wird. Gleichzeitig jedoch tischen sie selbst die verschiedensten Konjunkturprogramme auf, um 1. vom Lohnkampf abzulenken und 2., um sich auch weiterhin ihrer Hauptaufgabe, 'Arzt am Krankenbett des Kapitalismus' zu sein, zu widmen.

WAS STECKT HINTER DEM GEREDE DER GEWERKSCHAFTSFÜHRER VON DER ARBEITSZEITVERKÜRZUNG?

Im Zusammenhang damit steht auch, daß sie die seit langem geführte Diskussion über die Arbeitszeitverkürzung jetzt demagogisch aufgenommen haben. Vetter tat sich dabei besonders hervor, indem er den Arbeitern die Arbeitszeitverkürzung für den Preis massiver Lohneinbußen verkaufen wollte. Demagogisch redete er im DGB-Organ 'Welt der Arbeit' (WdA, - vgl. S2.*.197*, d.Vf.) davon, daß sich 'die Gewerkschaften nicht mit einem Arbeitslosensockel von einer runden Million abfinden' könnten, während gleichzeitig die Herren 'Arbeitnehmervertreter' in den Aufsichtsräten und die Gewerkschaftsführer in den Betriebsräten sich immer wieder mit den Kapitalisten über Rationalisierungen und Massenentlassungen einigen. Vetters Kumpanen Mayr, Mahlein, Hauenschild und Kluncker hielten gegenüber ihrem Chef verbal an der Verbindung von Arbeitszeitverkürzung und entsprechendem Lohnausgleich fest, um sich nicht zu stark zu demaskieren."
=KPD-RK NRW:Gegen Lohnraub und Arbeitshetze!,Dortmund o.J. (Jan. 1977)

26.01.1977:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.4 (vgl. 19.1.1977, 2.2.1977) heraus. Eingegangen wird u.a. auf die IG DruPa (DP) und Mahlein.
=Rote Fahne Nr.4,Köln 26.1.1977

16.03.1978:
Das KPD-RK NRW gibt ein Flugblatt zur DTR der DP bzw. der MTR der IGM heraus:"
SCHLUSS MIT DER AUSSPERRUNG!
SOLIDARISIERT EUCH MIT DEN STREIKENDEN ARBEITERN BEI DRUCK UND METALL!
...
WORUM GEHT ES DEN SETZERN UND DRUCKERN?

Duch die Einführung elektronischer Verfahren in der Texterfassung und Satzherstellung werden alte und technisch überholte Verfahren überflüssig gemacht. Gegen den technischen Fortschritt wendet sich keiner der streikenden Kollegen. Wofür sie kämpfen, ist die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze, die Erhaltung ihrer Qualifikation als Facharbeiter. Das Setzen von Text, die Gestaltung von Zeitungsseiten ist Facharbeit und muß von Favcharbeitern geleistet werden, auch an den neuen Geräten. Die Druckkapitalisten und Verleger jedoch wollen die Journalisten und angelernten Sekretärinnen an die Geräte setzen und insgesamt 40 000 Setzer in nächster Zeit auf die Straße werfen. Gleichzeitig propagieren sie, ihr 'technischer Fortschritt' sichere Arbeitsplätze und sie verteufeln die Setzer und Drucker als 'Maschinenstürmer'.

Mit ihrer Propaganda und bundesweiter Aussperrung wollen sie die Gewerkschaft - auch in finanzieller Hinsicht - unter Druck setzen und die Kämpfenden von den übrigen Arbeitern isolieren. Doch die Kampfbereitschaft der Setzer und Drucker steht und die Solidarität aus anderen Betrieben und Gewerkschaften nimmt zu!

WIE VERHÄLT SICH DIE DGB-FÜHRUNG?

Trotz gegenteiliger Beteuerungen (die insbesondere von der 'UZ' - Zentralorgan der pseudokommunistischen DKP - eifrig weiterverbreitet werden) hat DGB-Chef Vetter keinen einzigen wirksamen Schritt der organisierten Unterstützung geleistet. Selbst DruPa-Chef Mahlein mußte im Gewerkschaftsorgan Kritik üben. Von den Kapitalisten unter Druck gesetzt und von den DGB-Führern allein gelassen, kämpft die IG-Druck nicht nur um Erhaltung von Arbeitsplätzen, sondern auch um ein Stück ihrer Existenz als Organisation.

Gleichzeitig jedoch hat sich die DruPa-Führung an wichtigen Forderungen zu Abstrichen bereit erklärt. Vor der letzten Geheimverhandlung mit Stingl (vgl. S1f*.1978,d.Vf.) gab es - wie schon vorher - keine innergewerkschaftliche Diskussion des Verhandlungskonzepts. Von den Arbeitern wird das Beharren auf Schwerpunktstreiks in vier bzw. fünf Betrieben kritisiert."
=KPD-RK NRW:Schluß mit der Aussperrung!,Dortmund 16.3.1978


Valid HTML 4.01!   Valid CSS!


[ Zum Seitenanfang ]  [ Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO ]