Jungarbeiter und Lehrlingspresse - Organ der Frankfurter und Groß Gerauer Jungarbeiter- und Lehrlingsgruppen der Revolutionären Jugend (ML), Jg. 1, Nr. 2, März 1971

29.03.1971:
An Frankfurter und Groß Gerauer Berufsschulen gibt die RJ/ML OG Walldorf/Mörfelden vermutlich in dieser Woche die auf März datierte Nr. 2 der 'Jungarbeiter- und Lehrlingspresse' (JLP - vgl. 15.2.1971, 12.4.1971) mit 8 Seiten DIN A 4 heraus.
Verantwortlich zeichnet nun Karl Napp, der ebenso wie Fritz Kainer in der Frankfurter Ernst Thälmann Straße wohnen soll, während Kontakt über das Postfach von H. Schmidt möglich ist. Der Leitartikel behandelt die Verbesserungen durch das BBiG, wie die Freistellung zum Schreiben des Berichtsheftes, die in Frankfurt bei T&N verspätet eingeführt (vgl. 1.1.1971) wurde, während es ebenfalls in Frankfurt noch schlimmer ist:"
Bei Messer Griesheim, Lurgi, Holzmann usw. denken die Kapitalisten bis heute noch nicht daran unseren im BBiG verankerten Rechten nachzukommen." Zu den anderen Verbesserungen wird u.a. auf eine Fleischerei in Nauheim (Kreis Groß Gerau) eingegangen (vgl. 11.1.1971). Weitere Zwischenüberschriften sind:"
Weshalb verweigern die Kapitalisten uns unsere Rechte? … Wie reagieren die Kapitalisten?", hier wird berichtet von den angeblichen Ulmer Himmelwerken, die aber ebenso wie die Vorgänge in "Was tut die rechte Gewerkschaftsführung" aus Tübingen stammen. Der letzte Absatz fordert:"
KAMPF FÜR DEN STURZ DES KAPITALISMUS!

Kollegen!
Wir dürfen bei dem Kampf für die Durchsetzung der geringfügigen Verbesserungen des BBiG nicht stehen bleiben. Wir können unsere Lage nicht grundsätzlich verbessern, solange wir in einem kapitalistischen Staat leben. Im Kapitalismus zählen nur die Profitinteressen einiger weniger. Die Interessen und Rechte von uns Werktätigen werden mit Füssen getreten. Um unsere Lage wirklich verbessern zu können müssen wir für den Sturz des Kapitalismus kämpfen, den wir nur dann erreichen werden, wenn wir uns in einer revolutionären Organisation zusammenschließen. Die revolutionäre Organisation der Arbeiterjugend ist die REVOLUTIONÄRE JUGEND (ML) - RJ(ML)."

Aus Frankfurt wird in "Es ist soweit" berichtet von der anstehenden Einführung des Stufenplanes bei T&N und von der Metallberufsschule Werner von Siemens in "Der Lehrermangel ist kein Zufall", wo es heißt:"
WIE SIEHT ES AUS?
Seit Jahren herrscht an allen Berufsschulen ein akuter Lehrermangel. Er nimmt von Jahr zu Jahr krassere Formen an. An der Werner von Siemens Schule in Frankfurt wurden ca. 600 Lehrlinge kurz vor der Prüfung für 3 Monate von der Berufsschule beurlaubt." Danach folgt der Artikel in "Diese Zustände sind beabsichtigt! … Und das BBiG? … Erhöhte Profite … der Stufenplan ist ein weiterer Versuch die Arbeiterklasse zu spalten" grob dem Flugblatt der GE Frankfurt 2 der RJ/ML OG (vgl. März 1971) und fährt fort:"
Wir müssen uns gegen die unverschämten Angriffe auf die Interessen der Arbeiterjugend wehren.
Dies erkannten die betroffenen Lehrlinge der Werner von Siemens Schule. Sie wehrten sich mit der Waffe des Streiks gegen die unverschämten Angriffe auf ihre Lebensinteressen. Auch in Darmstadt, wo der Lehrermangel ebenfalls immer krasser wird, wehrten sich die Lehrlinge mit Streiks. In einer Demonstration unter Führung der RJ(ML) Darmstadt verliehen sie ihren berechtigten Forderungen Nachdruck. Die Groß Gerauer Lehrlinge verliehen ihrem Protest gegen den Lehrermangel und der verschärften Ausbeutung im Betrieb durch eine Demonstration durch Groß Gerau Ausdruck."

Aus Groß Gerau wird berichtet aus der KFZ-Werkstatt Nold über Verstöße gegen das BBiG, ähnlich denen bei Faulstroh (vgl. 15.2.1971). In einer Vorbemerkung der Redaktion heißt es:"
In den Kleinbetrieben hat es der Kapitalist nötig, jede zur Verfügung stehende Arbeitskraft voll auszunützen, denn, um mit seiner Konkurrenz mithalten zu können, ohne auf ein schönes Leben zu verzichten, muß er immer wieder neu investieren, immer neuere Maschinen anschaffen. Dies ist ein unumstößliches Gesetz im Kapitalismus, daß der kleine Unternehmer seine Arbeiter stärker auspressen muß, um mit seiner Konkurrenz, den Großkapitalisten (Monopolbourgeoisie) , die über viel größere Mittel als er verfügt, mithalten zu können. Dies kam schon durch den letzten Bericht eines Metzgerlehrlings aus Nauheim klar zum Ausdruck" (vgl. 11.1.1971).

Mit dem BVG befaßt man sich in "Neuer Wein in alten Schläuchen!", wobei der Titel wohl ein wenig verrutscht ist, die Tendenz des Artikels jedenfalls entlarvt das BVG als alten Wein von 1952. Noch immer müsse das Streikrecht für Lehrlinge erkämpft werden.
Q: Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr. 2, Frankfurt/Groß Gerau März 1971

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