Jungarbeiter und Lehrlingspresse - Berufsschulzeitung der Revolutionären Jugend (Marxisten-Leninisten) für Frankfurt und Groß-Gerau, Jg. 2, Nr. 10, Jan. 1972

14.12.1971:
Die RJ/ML des KAB/ML berichtet aus Frankfurt:"
Große Betrugskampagne der Frankfurter Rundschau

Am 14. Dezember startete die FR Hand in Hand mit den Kapitalisten eine Betrugskampagne gegen uns Jungarbeiter und Lehrlinge. Unter der Überschrift 'Wer will WAS werden' gaukelte sie uns vor, wir hätten die große Chance im Berufsleben nur noch nicht erkannt. Alles sei eine Frage der Berufsberatung. Dabei weiß jeder von uns, welche Funktion die 'Berufsberatung' im Kapitalismus hat: Sie lenkt uns entsprechend den Bedürfnissen der Industrie in bestimmte Berufe, die gerade 'verlangt' werden. Mit Tests und ähnlichen 'wissenschaftlichen' Methoden wollen sie uns erzählen, wir seien für diesen oder jenen Beruf begabt. Unverschämt wird die FR dann, wenn sie schreibt: 'Noch nie hatten junge Menschen bei der Berufswahl so viele Möglichkeiten wie heute. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage klafft immer mehr zugunsten der Suchenden auseinander.' …
Zum Schluß rät uns dieses 'unabhängige' Sprachrohr der sozialreaktionären SPD-Führung noch höhnisch: ' Auch im Berufswunsch gilt es, den gesunden Kompromiß zwischen Illusion und Realität zu finden.' Nun wir werden dem Tip der FR folgen, und uns 'erst informieren - dann entscheiden.' Unsere Entscheidung aber wird heißen: Kampf dem kapitalistischen Ausbeutungssystem und seinen Handlangern."
Q: Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr. 10, Frankfurt/Groß Gerau Jan. 1972, S. 5

10.01.1972:
Die RJ/ML des KAB/ML berichtet aus Frankfurt:"
Am 10. Januar marschierten vor dem Gebäude der Postgewerkschaft fast 200 Lehrlinge des Frankfurter Fernmeldeamtes II auf und forderten eine Erhöhung ihrer lächerlich niedrigen 'Lehrlingsvergütung'. Sie eröffneten damit die 3. Runde der Tarifverhandlungen für die 195 000 Arbeiter und Angestellten der Bundespost. Die Demonstration ist ein Zeichen der Einheit zwischen den Arbeitern und den Lehrlingen als Teil der Arbeiterklasse."
Q: Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr. 10, Frankfurt/Groß Gerau Jan. 1972, S. 4

17.01.1972:
Vermutlich in dieser Woche geben die Ortsgruppen Frankfurt und Groß Gerau der RJ/ML des KAB/ML die Nr. 10 ihrer Berufsschulzeitung 'Jungarbeiter und Lehrlingspresse' (vgl. Dez. 1971, März 1972) mit 6 Seiten DIN A 4 heraus. Verantwortlich zeichnet J. Möcks in Frankfurt. Im Leitartikel "Unsere Interessen verkauft" äußert man sich zu den Lehrlingsmetalltarifverhandlungen (LMTR der IGM):"
Für die hessischen Metall-Lehrlinge ist die Tarifrunde abgeschlossen. Der Kampf der Arbeiterklasse für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wurde von den rechten Gewerkschaftsführern sabotiert. Das Ergebnis für uns Lehrlinge: 50 - 70 DM Erhöhung der 'Ausbildungsvergütung'. Das ist ein Hohn und eine Unverschämtheit. Das wußten auch die rechten Gewerkschaftsführer und vollzogen diesen Verrat an unseren Interessen stillschweigend hinter den Kulissen. Wer Glück hatte, konnte dann in der Zeitung eine kleine Notiz darüber entdecken. Was bleibt uns zu tun? Wenn wir nach Baden-Württemberg schauen, wo die Metall-Lehrlinge noch im Kampf stehen und wenn wir uns deren Forderungen ansehen, dann können wir etwas lernen für die nächsten Tarifverhandlungen. In Baden-Württemberg haben die rechten Gewerkschaftsführer einfach und ohne auf die Wünsche der Lehrlinge einzugehen 80 DM mehr von den Kapitalisten gefordert." Im Gegensatz dazu fordert die RJ/ML u.a. einheitliche Tarifverträge und 60% vom Ecklohn:"
Die RJ/ML hat den entschiedenen Kampf für die Forderungen der Metallehrlinge in Baden-Württemberg aufgenommen. Viele gewerkschaftliche Jugendgruppen haben sich bereits hinter diese berechtigten Forderungen der Arbeiterjugend gestellt. In Betriebsjugendversammlungen, Betriebsjugendzeitungen und Berufsschulzeitungen werden unsere Forderungen diskutiert und um ihre Durchsetzung gekämpft. Mit Unterschriftensammlungen und Demonstrationen zeigt die Arbeiterjugend an vielen Orten ihre Bereitschaft, für diese Forderungen zu kämpfen, bis sie durchgesetzt sind. Besonders die Lehrlinge und Jungarbeiter an der Philipp Holzmann Schule müssen aufpassen, wenn Ende März - Anfang April die Gewerkschaft Bau Steine Erden die Tarife kündigt und müssen dann ihre Forderungen klar auf den Tisch legen" (vgl. 27.2.1972). Lehrlings- und Jungarbeiternachrichten kommen aus Nürnberg, Stuttgart, über Jugendvertreterentlassungen in Reutlingen und Rottenburg, eine Lehrlingsbefragung in Kaiserslautern und von der Frankfurter Post (vgl. 10.1.1972). Eingegangen wird auch auf die Lehrstellenkampagne der 'Frankfurter Rundschau' (vgl. 14.12.1971).

"In eigener Sache" wird erklärt:"
Kolleginnen, Kollegen!
Es sind jetzt bereits 10 Nummern unserer Berufsschulzeitung 'Jungarbeiter und Lehrlingspresse' erschienen. Wie Ihr wißt, verteilen wir sie kostenlos. Doch Ihr könnt Euch vorstellen, daß die Kosten für das notwendige Material nicht gering sind. Diese Kosten tragen bisher die Mitglieder unserer Ortsgruppe. Dazu kommen noch die zahlreichen Stunden, die die Genossen nach Feierabend oder am Wochenende aufbringen, um die Artikel zu schreiben, das Layout anzufertigen und um die Zeitung schließlich zu drucken.

Kolleginnen, Kollegen, da die Zeitung immer besser werden soll, die jetzigen Mängel behoben werden müssen, brauchen wir die Hilfe derjenigen, die die 'Jungarbeiter und Lehrlingspresse' regelmäßig lesen. Berichtet uns über die Lage im Betrieb und über Diskussionen in der Berufsschule, schreibt SELBST Artikel!

Die anfallenden Kosten können wir langfristig nicht alleine tragen. Wir bitten Euch, uns finanziell zu unterstützen. Die Spenden könnt Ihr auf unser Konto überweisen. Ihr könnt auch den Verteilern regelmäßig einen Groschen geben.

Weiter bitten wir diejenigen, die Interesse haben bei den technischen Vorbereitungen zu helfen, uns anzusprechen.

Nur wenn die technischen und finanziellen Voraussetzungen erfüllt sind, kann unsere Zeitung auch weiterhin und immer besser auf die Interessen der Arbeiterjugend eingehen und dazu beitragen, daß immer mehr Kollegen den richtigen Weg zur grundlegenden Verbesserung unserer Ausbildung und unserer Lage im Betrieb einschlagen."
Q: Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr. 10, Frankfurt/Groß Gerau Jan. 1972

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