Der TN-Arbeiter - Zeitung für die Kollegen der Firma T&N, Jg. 1, Nr. 6, Sept. 1971 [Fragment]

27.09.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt die OG Frankfurt der RJ/ML des KAB/ML die Nr. 6 des 'TN-Arbeiters' (vgl. Aug. 1971, 15.11.1971) für September heraus. Verantwortung für die 14 Seiten übernimmt J. Möcks. Der Leitartikel ist "Kampf dem Lohndiktat!", wo es heißt:"
VERSCHÄRFTE ANGRIFFE AUF DIE LAGE DER WERKTÄTIGEN
Wie in den meisten Tarifgebieten wurde in den letzten Wochen auch die Forderung der Tarifkommission in Hessen zur kommenden Lohnrunde beschlossen. Diese Forderung liegt zwar mit 11% noch mit an der Spitze der Forderungen der rechten Gewerkschaftsführer, verglichen mit den 9% - 11% in den anderen Tarifgebieten. Jedoch liegt die 11%-Forderung weit unter den Forderungen der Vertrauensleute, die eine Lohnerhöhung um 15% fordern. Doch selbst diese miese 11%-Forderung der rechten Gewerkschaftsführer wollen die Metallbosse im Bündnis mit der SPD/FDP-Regierung (Lohnleitlinien 7%) noch unterbieten. So bezeichnete z.B. der Unternehmerverband der badischen Eisen- und Metallindustrie die 11%-Forderung in Baden-Württemberg als 'bestürzende und hoch überzogen'.

IG METALL VERTRAUENSLEUTE FORDERN 15% - KEINE 11%

Die Forderung nach 15% mehr Lohn ist absolut berechtigt. In den Jahren seit der Krise 1966/67 gingen die Profite der Metallbosse rasant in die Höhe. 1969 stiegen sie um 30%. Im Gegensatz zu den Profiten stiegen die Löhne in den vergangenen Jahren weit weniger. Ab 1.1.1969 wurden sie um 3% erhöht, ab 1.9. um 8%. Ab 1.10.1970 wurden sie um 10% angehoben. Seit dem vorigen Jahr stiegen aber die Preise um 6%. Die Produktivität wurde um 3% gesteigert. Eben deshalb fordern auch die Vertrauensleute der Fa. MAN Hamburg 15% mehr Lohn, deshalb stellte der Vertrauensleutekörper der Fa. Klimsch und Co. Frankfurt die gleiche Forderung auf."

In "TN-Vertrauensleute" heißt es:"
Unverständlich ist, daß der Vertrauensleutekörper der IG Metall bei TN immer noch nicht zusammengetreten ist. Ist unser Vertrauensleutekörper etwa mit der 11%-Forderung der rechten Gewerkschaftsführer einverstanden? Doch wohl kaum. Warum teilt man dann die Ablehnung dieser Forderung nicht den rechten Gewerkschaftsführern mit, so wie es der Vertrauensleutekörper bei Opel Rüsselsheim gemacht hat. Wir fragen hier unseren Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Hoffmann, der Mitglied des Vertrauenskörpers ist: Machst Du nichts weil Du zu lahm bist oder machst Du nichts weil Dir die Einhaltung der Lohnleitlinien Deines SPD-Parteifreundes Schiller näher liegt als die Interessenvertretung Deiner Kollegen?"

In "Betriebsversammlung", die immer noch nicht stattfand, heißt es u.a.:"
Und mag Kollege Hoffmann noch so sehr auf uns Kommunisten fluchen, einige Fragen werden wir trotzdem stellen:
Kollege Hoffmann, warum verhinderst Du, daß die Kollegen auf einer Betriebsversammlung ihre Forderungen zur Tarifrunde vorbringen können? Hast Du etwa Angst, daß die Kollegen nicht mit den 7%-Lohnleitlinien Deiner SPD-Parteifreunde in der Regierung einverstanden sind? Hast Du Angst, daß Forderungen wie die nach Abschaffung der unteren Lohngruppen, nach einem 13. Monatseinkommen, nach 15% Lohnerhöhung und Forderungen zum Kampf gegen das arbeiterfeindliche BVG, daß Deine Parteifreunde in der SPD/FDP-Regierung verabschieden wollen, gestellt werden? Und hast Du Angst, daß Du gefragt wirst, was Du als unser Interessenvertreter getan hast um unsere Interessen auch gegenüber den rechten Gewerkschaftsführern durchzusetzen.

Kollege Hoffmann!
Wenn Du meinst, daß wir Dir mit den vorliegenden Fragen Unrecht getan haben, was wir nicht annehmen, so erklären wir uns bereit Deine Gegendarstellung ungekürzt und unverändert in der nächsten Ausgabe zu veröffentlichen. Solltest Du auf dieser Gegendarstellung nicht bestehen, werden die Kollegen schon wissen, was mit Dir los ist."

Vermutlich übernommen werden Artikel aus zentralen Organen des KAB/ML unter den Titeln:
- "Preissteigerungen und Lohnkampf im Zusammenhang sehen!";
- "Metaller kampfentschlossen";
- "Nixons Reise nach Peking - Bankrotterklärung der amerikanischen Chinapolitik";
- "Streikrecht für Lehrlinge durchsetzen!" und
- "Für unsere Forderungen müssen wir kämpfen" zur Lehrlingsmetalltarifrunde.

Für morgen wird der Verkauf der 'Roten Fahne' des KAB/ML angekündigt. Eingegangen wird auch auf den Ausbildungsleiter und die "Betriebsjugendgruppe der IGM bei TN", wo gesagt wird:"
Die gewerkschaftliche Jugendgruppe bei TN im Frankfurter Lehrlingscenter (FLC), die früher bestanden hatte, löste sich während der Sommerferien auf, weil die Leitung des FLC unter Mithilfe der SDAJ-Mitglieder die Arbeit der TN-Gruppe unmöglich machte, indem sie z.B. Flugblätter der Gruppe nicht druckte und sich in die inneren Angelegenheiten der TN-Gruppe einmischte. Als Antwort auf diese Sauerei haben aktive Gewerkschafter bei TN die Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN gegründet. Diese Gruppe, in der immer mehr junge Gewerkschaftsmitglieder bei TN mitarbeiten, hat sich zwei Aufgaben gestellt:
Zum einen will die Gruppe die Interessen der Jungarbeiter und Lehrlinge gegenüber den TN-Bossen vertreten. Dauz ist eine Zusammenarbeit mit den Jugendvertretern und dem Betriebsrat unerläßlich. Erste Schritte dazu sind bereits unternommen und einige Jugendvertreter arbeiten in der Gruppe bereits mit. …
Zum anderen will die Gruppe durch gewerkschaftliche Bildungsarbeit allen ihren Mitgliedern das Rüstzeug zum Kampf gegen die TN-Bosse vermitteln. Die RJ(ML) ist der Meinung, daß durch die Schaffung der Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN ein Schritt vorwärts getan wurde auf das Ziel, eine konsequente gewerkschaftliche Interessenvertretung bei TN zu schaffen. Wir rufen deshalb allen Jungarbeitern und Lehrlingen bei TN zu: 'Arbeitet mit in der TN-Betriebsjugendgruppe der IG Metall.'
Mit dieser Gruppe befaßt man sich auch in "Schweinereien", wo u.a. (vgl. 23.9.1971) ausgeführt wird:"
Donnerstags stand die Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN vor verschlossenen Türen. Die Räume des Jugendclubs U 68 des DGB, in denen sich die Gruppe auf Grund einer Vereinbarung trifft, wurden uns nicht zur Verfügung gestellt, weil die Herren des Lehrlingscenters eine Aktion machten. Durch das Verschließen der Räume sollte erreicht werden, daß sich die Jugendgruppe ohne eine Diskussion über die Aktion anschließen sollte. Dies wurde jedoch von den Mitgliedern der Gruppe abgelehnt.

Viele politische Jugendgruppen behaupten sich für die Interessen der Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge einzusetzen. Aber wie es damit in der Wirklichkeit aussieht, kann man in der Jugendgruppe feststellen. Bei TN arbeitende Mitglieder der SDAJ, der Jugendorganisation der DKP sowie Mitglieder des KJVD, Jugendorganisation der KPD/ML (KPD/ML-ZB, d.Vf.) arbeiten nicht in der Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN mit. Die Rechtsopportunisten der SDAJ sind sich mit den Linkssektierern des KJVD einig: Keine Unterstützung der Betriebsjugendgruppe der IGM bei TN."
Q: Der TN-Arbeiter Nr. 6, Frankfurt Sept. 1971

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