Frankfurter Marxisten-Leninisten:
'Marxisten-Leninisten zum 1. und 8. Mai 1975'

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 4.8.2016


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Von den Frankfurter Marxisten-Leninisten (FML), die ca. ein Jahr später maßgeblich an der Gründung der Marxisten-Leninisten Deutschland (MLD) beteiligt sein werden, wird am 20. April 1975 die Zeitung "Marxisten-Leninisten zum 1. und 8. Mai 1975" herausgegeben. Konkreter Anlass für die Herausgabe sind der 1. Mai, die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen und der 30. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus. Die Herausgabe der Zeitung wird von den Marxisten-Leninisten Aachen, einer Fraktion der ML Bochum, die noch am TO "Der Maoist" (Nr. 1) mitgearbeitet hatten, sowie weiteren Genossen unterstützt.

Die FML agitieren u. a. gegen die ML-Duisburg, denen sie eine "opportunistische Linie" in der Frage des Hauptfeindes der Völker vorwerfen. Indes rufen sie, trotz vehementer Differenzen, dazu auf, bei den Landtagswahlen am 4. Mai 1975 in NRW KPD/ML oder KPD zu wählen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

20.04.1975:
Von den Frankfurter Marxisten-Leninisten (FML) herausgegeben, erscheint die Zeitung: "Marxisten-Leninisten zum 1. und 8. Mai 1975".
Zur Herausgabe wird erklärt: "Die Frankfurter Marxisten-Leninisten geben diese Zeitung aus konkretem Anlass des 1. Mai, der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen und vor allem wegen des 30. Jahrestages des Sieges über den Hitlerfaschismus heraus.

Die Herausgabe dieser Zeitung wird von den Marxisten-Leninisten Aachen und den Marxisten-Leninisten Bochum und weitere Genossen unterstützt. Die Kritiken, Vorschläge und Erfahrungen dieser Organisationen und Genossen sind ein wichtiger Beitrag zur Herausgabe dieser Zeitung.

Die Marxisten-Leninisten Bochum, die Marxisten-Leninisten Aachen sind einige lokale Zirkel, die im Kampf um die revolutionäre Linie und Politik gegen die bürgerliche Linie in den Reihen der Revolutionäre und Marxisten-Leninisten entstanden sind. Die Anstrengungen dieser Organisationen und Genossen sind darauf gerichtet, eine marxistisch-leninistische Grundlinie für die deutsche Revolution zu entwickeln und einen möglichst großen Beitrag zur Herstellung der Einheit der Marxisten-Leninisten und zur Schaffung der marxistisch-leninistischen Kommunistischen Partei zu leisten …

Wir haben im Kampf für die Schaffung der proletarischen Partei in den letzten Jahren schwerwiegende Fehler gemacht … und üben an dieser Stelle Selbstkritik, dass wir im letzten Jahr eine opportunistische Broschüre mit herausgegeben haben (Broschüre zum 1. Mai). Diese Broschüre spiegelt eine vom Revisionismus beeinflusste Einschätzung der Weltlage und der Lage in Deutschland wider …"

Im Weiteren wird erklärt, dass man nicht erkannt habe, dass der Hauptfeinde der Völker "die Supermächte und besonders der Sozialimperialismus" seien, die "Dritte Welt sei die Hauptkraft der Weltrevolution". "Die westdeutsche Bourgeoisie, der zweitrangige Feind, wird als erstrangiger Feind bekämpft. Notwendigerweise wird eine falsche Politik und Taktik eingeschlagen …"

Verurteilt werden die Marxisten-Leninisten Duisburg, die diese falsche Politik, "diese opportunistische Linie hartnäckig vertreten und weiterentwickelt haben". Ihre Zeitung, die herausgeben wurde, sei "Bestandteil der revisionistischen und prosozialimperialistischen Linie".

Artikel der Ausgabe sind:
- "Die Hitler von Heute heißen Breschnew und Ford über russischen 1. Parteisekretär und den amerikanischen Präsidenten
- "Ganz Kambodscha ist befreit! Lernt von den Völkern Indochinas!", über Vietnam und Kambodscha
- "NRW- Wahlen: Wählt KPD oder KPD/ML", über den Aufruf zu den LTW in NRW KPD/ML oder KPD zu wählen und der 5. Kolonne (DKP) "eine klare Absage" zu erteilen
- "Die Gewerkschaftsführung: Eine Hauptstütze bei Lohndiktat, Krisenabwälzung und Niederhaltung der Arbeiterklasse", über Lohndiktat und Gewerkschaften
- "Die Gewerkschaften sind Agenten des Kapitals in der Arbeiterklasse", über Ausschlussterror und Gewerkschaftsoppositionen
- "Betriebsratswahlen bei Hoechst", über die Ergebnisse bei den BR- Wahlen
- "Für einen revolutionären, patriotischen und internationalistischen 1. Mai", über den 1. Mai., dem "Kampftag der Arbeiterklasse"
- "Zwei wahre Freundes des deutschen Volkes", über Stalin und Mao
- "Offener Brief Nr. 2 für die Aktionseinheit zum 8. Mai", über einen
- "Offenen Brief" vom 2.4. an die KPD und die KPD/ML zur Herstellung einer Aktionseinheit am 8. der 10. Mai zu einer Demo "gegen die zwei Supermächte"; unterzeichnet ist der Aufruf mit: ML Aachen, ML Bochum und Frankfurter ML
- "Haben die Führer der KPD/ML (RM) und der KPD (RF) ihre opportunistische Grundlinie beseitigt?", u. a. über die Supermächte, den "revolutionären Krieg", die "Schaffung der nationalen Einheitsfront"
- "Die neuen Kremlzaren strecken ihre Klauen nach Portugal aus!", über die politische Situation in Portugal

Aufgerufen wird vom "Komitee gegen den Krieg" zu einer Veranstaltung zum "30. Jahrestag der Zerschlagung des Hitlerfaschismus: Die Hitler von Heute heißen Breschnew und Ford", am 9.5. im Volksbildungsheim Frankfurt/M. Demnächst sollen Broschüren zur "Internationalen und zur nationalen Lage" und "Zur Kritik an Revisionismus und seinen Helfershelfern in der marxistisch-leninistischen Bewegung" erscheinen. Geworben wir für die "Politische Buchhandlung Libresso" in Frankfurt/M.

Verantwortlich für die Zeitung zeichnet W. Schweer (Bochum).
Quelle: Frankfurter Marxisten-Leninisten: Marxisten-Leninisten zum 1. und 8. Mai 1975, Bochum, 20. April 1975.

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Letzte Änderung: 04.11.2019