Gruppe Revolutionärer Weg:
"Arbeits- und Zeitplan, Mitte September 1978 bis Mitte Januar 1979 für Gruppe Revolutionärer Weg, Schulungsleiterkollektiv und Vertriebskollektiv" (1978)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 16.6.2022

Vermutlich im Juli 1978 erstellt die "Gruppe Revolutionärer Weg" (GRW) einen "Arbeits- und Zeitplan" für Mitte September 1978 bis Mitte Januar 1979.

In der "Vorbemerkung zur Arbeit im nächsten Vierteljahr" wird u. a. ausgeführt: "Unsere Annäherung als Gruppe an einige Positionen des KBW geschah seit Bonn/Köln (siehe: gelbe Erklärung zur Demokratie, demokratischem Kampf), sowie über Ereignisse wie Russel-Tribunal (DKzE 4/1978), Bunte Liste, 17. Juni, Carter-Besuch. Vor allem zu nennen ist unsere Unterstützung des ZANU-Aufrufs. Mit dem Vortrag zur Staatsfrage, der darauf beginnenden Staats-Schulung und z.B. dem UNO-Vortrag gab es weitere Fortschritte.

Die Kritik der Karuscheit-Linie, die seit Anfang des Jahres immer stärker wurde und nun bald auch in Buchform vorliegt, drängte eine generelle Überprüfung nicht nur dieser oder jener These, sondern unseres ganzen 'Gedankengebäudes', unseres 'Herleitungssystems' auf. Das praktische Beispiel des Rüsselsheimer Sumpfs (…) hat das alles zweifellos beschleunigt.

Unsere ab sofort systematische (statt sporadische) Auseinandersetzung mit dem KBW (…) muss folgendes beachten:

- Bisher sind wir auf den KBW in bestimmten Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzten, gestoßen worden. D.h., wir hatten bei dem Versuch, dem KBW Abweichungen nachzuweisen (…) keinen Erfolg, (abgesehen von Details, also nicht in Grundsatzfragen).

Was uns Bei KPD/ML, KB, KABD, KPD relativ leicht fiel, gelang uns hier nicht. Im Gegenteil! Das Studium bestimmter Texte (…) zeigte, dass der KBW auf diesen Grundlagen stand und steht. (…) Wo es Einheit gab, haben wir zwar auch gehandelt und eine Sache praktisch unterstützt. Wir haben aber die Pflicht zu prüfen, ob diese punktuelle Einheit zufällig war, ob es sich um Ausnahmen handelt, oder um mehr.

Warum haben wir diese Pflicht? Weil wir kein Interesse haben und haben können (…) unsere Gruppe zu 'halten' und die Einheit zu umgehen. Also ist man verpflichtet, der Sache nachzugehen. Als Gruppe geschah das nicht. Das muss sich nun ändern und wird es sich auch

- Die wichtigste Maßnahme besteht darin, die Diskussion auf die programmatischen Hauptfragen zu lenken.

Was ist das Ziel des Klassenkampfes? In welcher Epoche leben wir? In was für einem Land leben wir? Wer wird diese Revolution führen? Wer kann als Reserve gewonnen werden? Wer ist der Feind? WeIche Taktik ist einzuschlagen? Wie steht man zum Kampf um Demokratie? Welche Linie verfolgt man in der Gewerkschaftsfrage? Entlang solcher Fragen muss man feststellen, ob Einheit besteht!

Die Einheit in dieser oder jener Detailfrage oder auch nur in einigen dieser hier genannten Fragen reicht nicht aus. Also kann man die Zeit nicht damit vertun, Einheit in Nebenfragen festzustellen. Auch die Aktionseinheit bei einer Demonstration ist nicht die Einheit, um die es hier geht. Auf die Hauptfragen muss man sich konzentrieren! Muss man dazu einen 2-Jahres-Forschungsplan aufstellen und Theorie-Einheiten aufhauen? Wir müssen es nicht! Aber wir müssen erneut (oder z.T. erstmals) einige Werke der Klassiker lesen! Außerdem müssen wir bei bestimmten Fragen Untersuchungsmaterial heranziehen. Klarheit über die oben aufgezählten Fragen zu bekommen, ist nötig.(…) Die Diskussion über diese Hauptfragen ist zwar das Entscheidende. Aber es dreht sich dabei nur um das Gerippe! (…) Zum Gerippe muss das Fleisch kommen! D. h. die Diskussion über den KBW muss an unserer Vergangenheit anknüpfen! Wir müssen also zusätzliche Fragen behandeln. (…)

… ebenso oder fast ebenso wurden die Materialien der Karuscheit/Schröder-Gruppe ('Volk und Wissen') von vielen Genossen gelesen. Die bald als Buch erscheinende Kritik daran eignet sich zusammen mit den Karuscheit-Broschüren gut als Material für die Debatte. Unsere Kritik ist bemüht, mit unseren wichtigsten Fehlern zu brechen und soll demzufolge bei jeder Gelegenheit in die Diskussion einbezogen werden. Ausser dem Studium der programmatischen Hauptfragen geht es uns also um eine grundlegende Selbstkritik. Diese wird die Form einer Karuscheit-Kritik haben. Karuscheit hat zu dick aufgetragen! Das hat uns mißtrauisch gemacht und rechtzeitig gewarnt, so dass der Gegenschlag zustande kam. Aber wir haben in etlichen Fragen ihm zugestimmt und dasselbe oder ähnliches vertreten. Überwiegend taten wir es intern, weil wir nicht so oft an die Öffentlichkeit traten. Zum Glück für diese! Wir werden also Karuscheit und die KSG-Thesen exemplarisch einer Kritik unterziehen.

(…)

Die Diskussion über den KBW und vor allem die Tatsache, dass ganz absichtlich mit dem Ziel diskutiert wird, festzustellen, ob man den KBW unterstützen muss oder nicht, diese Tatsache bringt es mit sich, dass es hier keineswegs um 'reine Wissenschaft' geht. Die Frage: 'Den KBW unterstützen oder nicht', beinhaltet außer der programmatischen Seite von vornherein die praktische Seite. Es geht also um mehr als um 'Wahrheitssuche'. Das wird seine Auswirkungen haben.

Verschanzen hinter 'Bedenken' wäre der Sache so wenig dienlich wie 'ein entschlossener Sprung nach vorn'. Obwohl es um mehr als 'Wahrheit' geht, sollte man diese - trotzdem und gerade - entschlossen suchen!" (Vorbemerkung, S. 1ff.)

Wir danken Günther Jacob für die freundliche Unterstützung.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Juli 1978:
Vermutlich im Juli 1978 erstellt die "Gruppe Revolutionärer Weg" einen "Arbeits- und Zeitplan. Mitte September 1978 bis Mitte Januar 1979 für Gruppe Revolutionärer Weg, Schulungsleiterkollektiv und Vertriebskollektiv".
"Inhalt:
I. Vorbemerkung zur Arbeit im nächsten Vierteljahr
1) Inhaltlicher Gesamtplan
2) Inhaltlicher Plan bis 6.Oktober

II. Organisatorische Festlegungen
1) a. Charakter der Arbeitskollektive
b. Zur Kapital-Schulung
c. Einteilung der Kollektive
d. Einteilung der Kapital-Schulungsgruppen (wird durch Aushang bekanntgegeben)

2) Kleinere organisatorische Aufgaben
a. Überblick
b. Arbeitshefte
c. Archiv
d. KABD-Register
e. Revision
f. Druckerei
g. Lit.-Vertrieb
h. Freistellungen

3) Zeitplanung
a. Zeitplan für organisatorische Aufgaben
b. Wochenübersicht für Eintragungen".

Die Pläne sind im Folgenden noch einmal genauer aufgeschlüsselt:
- Arbeitsplan vom 13.9.-15.10.1978
- Arbeitsplan vom 13.12.-25.12.1978
- Arbeitsplan vom 1.1.-7.1.1979
- Arbeitsplan vom 22.1.-28.1.1979

Eine Vollversammlung der Gruppe ist für den 28.1.1979 geplant. Hier geht um: "Diskussion und Beschlussfassung eines vorher erstellten Resolutionsentwurfs, der die Ergebnisse der Arbeitsplandiskussion zusammenfasst und Konsequenzen für die weitere Zusammenarbeit mit dem KBW zieht: Auflösung der Organisation.
Quelle: Gruppe Revolutionärer Weg: Arbeits- und Zeitplan. Mitte September 1978 bis Mitte Januar 1979 für Gruppe Revolutionärer Weg, Schulungsleiterkollektiv und Vertriebskollektiv, o. O., 1978.

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Letzte Änderung: 16.06.2022