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Rüsselsheim

Materialien zur Analyse von Opposition bis Ende 1973

Von Jürgen Schröder, Berlin, Mai 2004

Inhalt

1    Materiallage

2    Die Organisationen

3    Wichtige Ereignisse und Themen

3.1  Opel Werk Rüsselsheim

3.2  Das Hessenkolleg Rüsselsheim

3.3  Die Ingenieurschule Rüsselsheim

3.4  Vietnamsolidarität

3.5  Das Internationale Jugendzentrum Rüsselsheim

4    Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

1  Materiallage

Zündkerze _ Betriebszeitung der KPD/ML, August 1974, Nr. 9
Bild vergrößern Betriebszeitung der KPD/ML für Opel Rüsselsheim

Diese Betrachtung besteht vorwiegend aus einem Blick aus zweiter Hand. Neben einigen Exemplaren der Opel-Betriebszeitung der KPD/ML-ZK und eher belanglosen Publikationen des RK standen zur Verfügung Berichte und der Briefwechsel der IKD Darmstadt bzw. RJ Mainz und der RJ/ML des KAB/ML aus Mörfelden / Walldorf, Artikel aus der 'Vesper' bzw. der ROTZEGG Groß Gerau sowie aus überregionalen Zeitungen sowie für Opel die Berichterstattung im Bochumer Werk.

2  Die Organisationen

Einen Eindruck des politischen Klimas bietet der Bericht der Vesper vom Kirchentag (vgl. 1.6.1969). Die aktiven Gruppen werden aus trotzkistischer Sicht am 30.12.1969 skizziert, wobei die Bemühungen der IKD um den Aufbau einer Gruppe in Rüsselsheim relativ genau anhand des vollständigen Briefwechsels der RJ Mainz mit den IKD dokumentiert werden.

In Rüsselsheim selbst ist in der Folge neben dem Club Voltaire (vgl. 30.12.1969, 19.9.1970) auch der KJVD der KPD/ML-ZB aktiv (vgl. 7.9.1970) und ab dem Frühjahr 1971 (vgl. 25.3.1971) auch die KPD/ML-ZK. Mit dieser vereinigen sich ab 1973 (vgl. Jan. 1973) zumindest Teile der örtlichen KPD/ML-ZB und des KJVD, auch wenn andere sich scheinbar zögerlich zeigen (vgl. 13.2.1973).

3  Wichtige Ereignisse und Themen

3.1  Opel Werk Rüsselsheim

Für Opel ist ein durchgängiges Thema dieser Darstellung die Lohnangleichung zwischen dem Bochumer und dem Rüsselsheimer Werk, die aufgrund der Materiallage meist anhand von Bochumer Betriebszeitungen erfolgt. Die Darstellung beginnt bereits mit diesem Punkt (vgl. März 1969), um den sich zunächst die DKP mit ihrer Betriebsgruppe (vgl. 28.8.1969) als erste hier dargestellte und bei Opel arbeitende Gruppe kümmert.

Die IGM bei Opel zeigt sich auf VLK-Ebene progressiv (vgl. Juli 1970).

Hinzu kommt die Arbeitsgruppe Demokratischer Opel Lehrlinge (ADOL) sowie die KPD/ML-ZB (vgl. Sept. 1970), die ihren Einfluss allerdings allein aufgrund ähnlicher Aktionen und Forderungen der aktiv Handelnden mit den von ihr vorgeschlagenen und formulierten vermutlich maßlos überschätzt (vgl. 25.9.1970, 15,5,1970), was auch durch Nacherzählungen an der Ruhruniversität Bochum (vgl. 20.10.1970) nicht überzeugender wird. Auch die Nichterwähnung des RK (vgl. Juni 1971) vermag da wohl nicht mehr zu helfen.

Die offizielle 'Opel-Post' (vgl. März 1971) thematisiert den RK (vgl. 1.4.1971), dieser arbeitet zumindest später mit der italienischen Lotta Continua zusammen (vgl. März 1972).

Zum RK gesellt sich aber alsbald auch die betrieblich besonders scharf konkurrierende Fraktion des ehemaligen Frankfurter SDS, die KPD/ML-ZK (vgl. 25.3.1971), die den Fall Hernandez (vgl. 23.4.1971) aufgreift. Es dauert nicht lange und auch die SPD wird aktiv (vgl. 8.5.1971), während sich die DKP gegen die ungeliebte Konkurrenz wehrt (vgl. 18.5.1971).

Die KPD/ML-ZK richtet ihr Aktionseinheitsangebot zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 4.7.1971) schon gleich gar nicht mehr an die DKP sondern nur an RK und KPD/ML-ZB, womit das Spektrum der betrieblich arbeitenden linksradikalen Gruppen gut grob umrissen sein dürfte. Erneut befasst sich die KPD/ML-ZK mit dem RK im Oktober 1971. Anlässlich der tumultösen Betriebsversammlung vom 7.10.1971 tritt erstmals auch die KPD auf den Plan, während sich der Betriebsrat gegen RK und KPD/ML wendet (vgl. 10.10.1971). Aus den beiden KPD/ML-Fraktionen erwächst in der Folge zunächst die Gewerkschaftsopposition (vgl. 22.10.1972), später die RGO.

Auch eine CDU-Betriebsgruppe wird bekannt (vgl. Nov. 1971).

3.2  Das Hessenkolleg Rüsselsheim

Vom Hessenkolleg, welches dem Zweiten Bildungsweg (ZBW) angehört und also erwachsene Schüler ausbildet, wird berichtet von deren Protest gegen Behandlung als Unmündige (vgl. 10.5.1970, 22.6.1970), der zu einer vermutlich recht intensiven Politisierung führte. Die Rüsselsheimer Kollegiatenschaft beteilgit sich auch am landesweiten Proetst (vgl. 28.9.1973).

3.3  Die Ingenieurschule Rüsselsheim

Von der Ingenieurschule Rüsselsheim liegen nur indirekte Berichte (vgl. Mai 1971) und in Aktionseinheit abgefaßte Flugblätter der Roten Zelle Ingenieurschule (vgl. 28.6.1971) vor, von deren Geschichte derzeit weiter nichts bekannt ist.

3.4  Vietnamsolidarität

Auch in Rüsselsheim wird mit Hilfe eines Vietnamkomitees Solidarität geübt (vgl. 10.6.1972), wobei nicht nur die durchaus differierenden spanischen Gruppen MCE und PCE/ML sondern auch die RJ/ML, und beide Hauptrichtungen der KPD/ML zusammenarbeiten.

3.5  Das Internationale Jugendzentrum Rüsselsheim

Das Internationale Jugendzentrum Rüsselsheim (vgl. Dez. 1972), von dem im APO-Archiv eine hier nicht ausgewertete Dokumentation vorliegt, wird auch von der KPD/ML-ZK gefordert (vgl. 14.1.1973)


5  Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

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Für die DKP berichtet Erika Herzog von Opel (vgl. Sept. 1969), im Rahmen
eines Artikels über das Werk Bochum:"
GLEICHES FLIESSBAND UND WENIGER GELD

Im März dieses Jahres stellte der Gesamt-Betriebsrat der Adam Opel AG fest:
'Es scheint uns trotz verschiedener Tarifgebiete unerträglich zu sein, daß
zum Beispiel für die Arbeit am Fließband in Bochum weniger Geld gezahlt wird
als für dieselbe Operation am Fließband in Rüsselsheim.' Doch die Firma
beabsichtige nicht, 'hier eine Änderung vorzunehmen'.

Das ist die Sozialpartnerschaft, wie sie Großunternehmer praktizieren."
=Unsere Zeit Nr.38,Essen 18.12.1969,S.3

01.06.1969:  In Rüsselsheim findet der Evangelisch-Katholische Jugendtag statt, von
dem die 'Vesper' Groß Gerau so berichtet:"
Nachdem etwa zehn 'Radikalinskis und Politgammler' das Kabarett LUI gestört
und zu einer Diskussion über die Funktion des Kabaretts aufgerufen hatten;
nachdem sie sich einer Abstimmungsmehrheit gebeugt hatten, die die Diskussion
auf das Ende des Kabaretts verlegt hatte, nachdem das Programm bereits seit
20 Minuten wieder in Gang war, kam ein Kriminalbeamter in Zivil und forderte
einen der 'Störenfriede' auf, den Saal zu verlassen. Er zeigte trotz
mehrfacher Aufforderung nicht seinen Dienstausweis, wozu er gesetzlich
verpflichtet ist. Als sich der widerrechtlich Festgehaltene wieder in den
Saal zurückbegeben wollte, versuchte der Beamte ihn mit Gewalt daran zu
hindern. Einige seiner Genossen versuchten daraufhin ihn zu unterstützen. Der
Beamte zog seine Pistole, es entwickelte sich eine Schlägerei, in deren
Verlauf ein Ordner mit Kreuz am Revers einen 15jährigen dreimal mit dem Kopf
an die Wand stieß, in die Geschlechtsteile schlug und die Treppe hinunter
warf. Der Polizist bedrohte die 'jugendlichen Protestierer' mit der Pistole
und rief: 'Ich knall Euch alle ab!'
Bereits auf die ersten 'Störaktionen' hin, hatten Zuschauer mit Rufen
wie: 'Schlagt sie zusammen!' und 'Schmeißt sie raus!' reagiert. Das
Kabarett stand unter dem Motto: 'Die Ordnung aufrechterhalten'."
=Vesper Nr.3,Groß Gerau Juli 1969,S.11f

28.08.1969:  Die DKP bringt die Nr.22 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 21.8.1969,
4.9.1969).
Aus Hessen wird berichtet von der eigenen Betriebsgruppe bei Opel
Rüsselsheim (33 200 Besch.).
=Unsere Zeit Nr.22,Essen 28.8.1969

08.12.1969:  Für die DKP berichtet Erika Herzog vermutlich in dieser Woche:"
OPEL - DAS HEISSE THEMA

Wir haben, wie in unserem Opel-Report über Rüsselsheim (in Hessen - vgl.
28.8.1969,d.Vf.) im August angekündigt, jetzt auch mit Arbeiterinnen und
Arbeitern der Opel-Werke in Bochum gesprochen.

Dieser Bericht ist authentisch von der ersten bis zur letzten Zeile. Kein
Wort ist erfunden oder hinzugefügt. Aber es ist ein Bericht ohne Namen.

Was ist das für eine Welt, in der mündige Bürger, fachkundige Arbeiter,
Familienväter, Frauen und Mütter Furcht haben müssen, daß ihr Name genannt
wird?

Sie haben mit uns über die Welt gesprochen, die ihr Leben, den Ablauf ihrer
Tage, erheblich bestimmt - über die Welt, in der sie arbeiten, ihr Brot
verdienen. Sie haben berichtet, was sie bedrückt, was sie geändert sehen
möchten, wie sie sich Erleichterungen vorstellen. Kein Gedanke, der
ausgesprochen wurde, war unbillig oder unsachlich. Viele Vorschläge, die zur
Diskussion standen, verraten Klugheit und Nachdenken. Und doch wollen sie
namenlos bleiben. Sie haben Angst, ihre Arbeit, ihr Einkommen zu verlieren.

Die Demokratie hört am Fabriktor auf, und die Furcht beginnt. Der Arbeitende,
der kritisch ist, verliert seinen Namen. Der Mensch, der das Fabriktor
passiert, wird zum Untertan.

Wir respektieren den Wunsch der Opel-Kollegen und werden weder Name noch
Hausnummer nennen. Doch wir wollen helfen.

Wir berichten, damit geändert wird. Daß wir darüber berichten, soll nicht nur
dem Nachdenken, es soll der Veränderung, dem Fortschritt dienen.

Bundeskanzler Brandt (SPD,d.Vf.) hat in seiner Regierungserklärung davon
gesprochen, daß die Menschen in unserer Industriegesellschaft, 'eine soziale
und humane Rechts- und Lebensordnung' erwarten, 'die allen Bürgern gleiche
Chance und Schutz auch vor dem wirtschaftlichen Stärkeren gewährt'.

Wer fürchten muß, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, wenn in der
Öffentlichkeit seine namentliche Meinung über Betriebsklima, Entlohnung,
Arbeitsumstände und Weihnachtsgratifikationen bekannt wird, der ist dem
'wirtschaftlich Stärkeren', dem Unternehmer, ausgeliefert. Der ist nicht
frei. Der wird sich Mitbestimmung und Sicherheit, Menschenwürde in der
Arbeitswelt und das Recht auf freie Meinungsäußerung erst erkämpfen müssen.

Dabei ist die Geschäftsleitung der Adam Opel AG in einem Punkt schlichtweg
großzügig. Ob in der Werkszeitung 'Opel-Post', in Betriebsversammlungen oder
bei Feierlichkeiten - vom 'Dank an die lieben Mitarbeiter' ist immer die
Rede. Die Produktionsleistungen der Kolleginnen und Kollegen werden verbucht.
Sieben Jahre nach dem Richtfest in Bochum waren am 10. Juni 1969 zwei
Millionen Opel Kadett vom Band gerollt. Unter der 18 300köpfigen Bochumer
Opel-Belegschaft wird jedoch klar unterschieden zwischen dem ausgesprochenen
Dank und der ausbleibenden Gegenleistung von seiten der Geschäftsführung. Für
einen Händedruck und ein gutes Wort allein kann man sich auch in Bochum
nichts kaufen. So ist für die Kollegen der Name Opel zu einer Abkürzung, die
(O)hne (P)rämie (E)norme (L)eistung heißt.

Allein die offiziellen Klagelieder sind aufschlußreich. ...

Die Geschäftsleitung ist auf das Nein gegenüber den Forderungen der
Belegschaft und des Betriebsrates abonniert. Und man hat sogar den Eindruck,
daß dieses Nein in Bochum zeitweise noch härter und versteifter ausfällt als
in Rüsselsheim.
Wird in Bochum mit der Furcht kalkuliert, die dem ehemaligen Bergarbeiter,
der schon einmal Arbeitsplatz und erlernten Beruf verloren hat, im Nacken
sitzt? Meint man vielleicht, leichteres Spiel mit einer Belegschaft zu haben,
die zu einem erheblichen Teil nicht aus der Autoindustrie, sondern zu 60 bis
65 Prozent aus dem Bergbau und kleineren Handwerksbetrieben der Metallbranche
kommt?
Auf alle Fälle steht ungeschrieben über den Arbeitsplätzen, die General
Motors (GM,d.Vf.) (USA), dem größten Automobilkonzern der Welt, gehören, das
Unternehmer-Prinzip: 'Teile und herrsche'. Für den 'lieben Mitarbeiter' der
Adam Opel AG ist es ein Unterschied, ob er in Rüsselsheim oder in Bochum
beschäftigt ist. Zwar nicht bei der Arbeitsleistung. Der Facharbeiter in der
gleichen Lohngruppe hat - ob am Main oder inmitten der Zechentürme -
dieselben Leistungen zu bringen. Aber der Lohn sieht verschieden aus. Es wird
mit betrieblichen Richtsätzen und Leistungszulagen jongliert.

Am Ende fehlen den Bochumern Pfennige am Stundenverdienst. Pfennige, die sich
in einem Jahr zu 6,1 Millionen Mark summieren. 6,1 Millionen Mark - den
Arbeitern entzogen, den Gewinn des Unternehmens vermehrend.

Punktschweißer z.B., die nach Lohngruppe AD 12 entlohnt werden, erhalten in
Rüsselsheim 18 Pfennige Erschwerniszulage, in Bochum nur 9 Pfennige.
...
Die Angleichung der Bochumer Löhne an die des Rüsselsheimer Werkes ist ein
'heißes Thema' im Betrieb. Mit Recht.

Die Benachteiligung der Bochumer Kollegen, der Vorteil, den sich das
Unternehmen zuschanzt, liegen auf der Hand. Brot und Kartoffeln, Kleidung,
Mieten, Benzin und Haarschneiden sind in Bochum nicht billiger als in
Rüsselsheim. Es wird die gleiche Leistung verlangt, und die Lebenshaltung ist
gleich teuer. Doch bei der Gleichheit der Löhne hapert es. Ausbeutung?
Betrug?

Als die Bochumer Betriebszeitung der Deutschen Kommunistischen Partei, 'Roter
Kadett', begann, die Mißstände zu kritisieren, flatterte eine gerichtliche
Vorladung ins Haus. Wegen 'übler Nachrede und Verleumdung der
geschäftsführenden Direktoren'. Oder ein anderes Beispiel: Kollege Gerhard
Flohren, ehemals Kolonnenführer, war für seine kritische Meinung im ganzen
Werk bekannt. Als er zur Akademie der Arbeit ging, erhielt seine Personalakte
den Vermerk: Kann nicht wieder eingestellt werden.

Der Herr-im-Haus-Standpunkt wird bei Opel hartnäckig behauptet. Kein Wunder,
daß Betriebsratsvorsitzender Perschke auf der Betriebsräte- und
Vertrauensleute-Konferenz der IG Metall in Braunschweig (vgl. 26.11.1970,
d.Vf.) Aktionen für die Mitbestimmung, die an die September-Streiks erinnern
würden, für möglich hielt.

Muß nicht der von Bundeskanzler Brandt verlangte 'Schutz auch vor dem
wirtschaftlich Stärkeren' dann gelten, wenn sich die 'Stärkeren' die
Forderungen der Belegschaft erst aus dem Deutschen ins Englische übersetzen
lassen müssen, wenn die Entscheidungen in den USA fallen, dort, wohin die
Gewinne fließen? ...

Frauen in der Näherei/Polsterei klagen, daß sie gegenüber den männlichen
Kollgen, die in der selben Abteilung arbeiten, den selben Arbeitsgang
beherrschen und die selbe Stückzahl bringen müssen, durch niedrigere
Entlohnung benachteiligt werden. Und nicht nur das. Bei Opel herrscht ein
ausgeklügeltes Pfennig-System, mit dem faktisch die verschiedenen Lohngruppen
noch einmal in unüberschaubare Lohnabstufungen aufgesplittert werden. So
erhalten Frauen in der Polsterei, die nach vier Wochen Beschäftigungszeit
zwar die volle Stückzahl ihrer Lohngruppe erbringen, das volle, für diese
Leistung gültige Entgelt erst nach Ablauf eines Jahres. Damit aber wird
effektiv nicht die Leistung, sondern die Betriebszugehörigkeit honoriert.

Lohn wird auch den jungen Facharbeitern vorenthalten. Das Wahlalter wird von
Landtagen und vom Bundestag herabgesetzt. Aber Werksangehörigen unter 20
Jahren wird immer noch ein geringerer Lohn gezahlt.

Mancher ist verbittert. Doch darüber schreibt die 'Opel-Post', das Hausorgan
dieses Unternehmens, das feudalistische Herrschaftsmethoden pflegt, kein
Wort. Auch nichts darüber, welche Auseinandersetzungen im Betrieb über die
Leistungszulagen für Lohnempfänger geführt werden.

Leistungszulagen verteilen bei Opel die Meister. Doch werden diese Zulagen
wirklich von der Leistung abhängig gemacht? Ist nicht oft das sogenannte
'Wohlverhalten' ausschlaggebend? Die Kollegen sprechen von
'Erziehungsbeihilfen'.

Der Betriebsrat kämpfte darum, von der Geschäftsleitung eine Aufstellung über
die gewährten Leistungszulagen zu erhalten, um gegen offensichtliche
Ungerechtigkeiten, die kritisiert werden, vorgehen zu können. Aber die
Personalabteilung weigert sich strikt, dem Betriebsrat Einblick zu gewähren.
Die Leistungen seien 'freiwillig', und der Betriebsrat habe sich da nicht
einzumischen.

56 STUNDEN PRO WOCHE

Aber erarbeitet wurden doch wohl auch diese Pfennige von der Belegschaft?
Oder gibt sie Generaldirektor Mason 'freiwillig' von seinem 225 000-Dollar-
Gehalt und von seinen 427 500-Dollar-Tantiemen des Jahres 1968 ab? Im Oktober
1969 hat die deutsche Automobilindustrie das bisher höchste
Produktionsergebnis eines Monats zu verzeichnen. Auch Opel profitiert dabei.
Und die Bochumer Kollegen wollen die Anerkennung nun und gerade zu
Weihnachten nicht nur hören, sondern auch sehen. Ihre Forderung lautet: 13.
Monatslohn bzw. -gehalt. Weihnachtsgeld ist kein Almosen, sondern
vorenthaltener Lohn. Sie haben Anspruch darauf. Nicht nur auf die fünf
Prozent des Lohnes und des Gehaltes, um die in diesem Jahr die
Weihnachtsgratifikation erhöht wurde. Aber die Geschäftsleitung nimmt auch
hier ihr Abonnement auf das Nein wahr.

Ebenso gegen die Forderung, eine Antritts- bzw. Zusatzprämie für
Sonderschichten von mindestens zehn Mark pro Schicht zu zahlen. Auf der
Betriebsversammlung (vgl. Sept. 1969,d.Vf.) verlangt, von den Kollegen
unterstützt, hat sich jetzt auch die erste Betriebsräte-Vollkonferenz (vgl.
Sept. 1969,d.Vf.) dafür eingesetzt.

Kollegen bei Opel arbeiten heute zum Teil bis zu 56 Stunden in der Woche.
Sie, die in der Rezession zu Kurzarbeit und Feierschichten gezwungen waren,
werden jetzt zu Sonderschichten genötigt, die ihre Arbeitszeit weit über die
tariflichen Vereinbarungen hinaus verlängern. Wissen die da oben eigentlich,
was es heißt, Woche für Woche die Schicht zu wechseln, das Familienleben
darunter leiden zu lassen, die Erziehung der Kinder zu vernachlässigen zu
müssen, auf kulturelle Unterhaltung weitgehend zu verzichten, immer
überarbeitet, müde und nervös zu sein?

Sonderschichten verhelfen der Adam Opel AG zu zusätzlichem Verdienst. Das
Verlangen der Arbeiter nach einer Zusatzprämie ist berechtigt. Bei Mercedes-
Benz (Daimler,d.Vf.) und Ford haben die Kollegen ein solches Antrittsgeld für
jede Sonderschicht durchgesetzt.

Wir begannen diesen Opel-Report mit der Frage: Was ist das für eine Welt, in
der mündige Bürger fürchten, ihren Namen zu nennen? Wir haben einen
Ausschnitt dieser Welt beschrieben.

Eine gerechtere Ordnung in der Arbeitswelt ist kein Geschenk. Sie ist zu
erkämpfen. In der ständigen Auseinandersetzung mit den Unternehmern und ihren
Vertretern um mehr Lohn, um das Recht, am Arbeitsplatz und in allen wichtigen
betrieblichen Fragen mitzubestimmen. Bei Opel ebenso wie überall, wo die
Demokratie an die Fabriktore klopft, um eingelassen zu werden."
=Unsere Zeit Nr.38,Essen 18.12.1969,S.3

30.12.1969:  In einem Brief eines Mitglieds der Roten Jugend Mainz an ein Mitglied der
Leitung der IKD heißt es:"
Ich habe eigentlich nur den Auftrag, Euch über die Lage in Rüsselsheim,
soweit wir sie nun kennen, zu berichten, damit Ihr dann besser entscheiden
könnt, ob Ihr etwa einen herschickt, der bei Opel was tut. ...
X und ich waren am 22.12. ... bei Y in Rüsselsheim. Wir haben folgendes
erfahren, was Ihr z.T. sicher schon wißt:
Gen. Y hängt (noch) irgendwie mit den IAK-Lambertisten zusammen, interessiert
sich jetzt aber eher für Spartacus. Sie arbeitet als einzelne völlig
isoliert in einer Abteilung bei Opel, wo sie zwar einen 'Kreis' von 20 - 30
Leuten hat, mit ihnen aber nicht mehr als ab und zu reden kann. Es ist aber
die Frage, ob etwas richtiges selbst dann zu machen ist, wenn sie nicht mehr
ganz alleine dort steht. Denn bei einem solchen Großbetrieb kommt natürlich
noch hinzu, daß die Lehrlinge und die meisten Jungarbeiter von den Alten
getrennt sind. Man müßte also, um unter den Lehrlingen zu sein, selber einer
werden, sonst sieht man nie einen; man sieht nicht einmal mehr Leute als in
der selben Halle in der selben Schicht arbeiten. So gut es also ist, Ansätze
in einem Großbetrieb zu haben, so schwer dürften die Vorarbeiten sein,
vielleicht einfach zu schwer. Die Krönung von allem ist, daß die Frankfurter
Betriebsprojektgruppe noch schlimmer als in Mainz unsere liebe Scheißkommune
(SABG - vgl. 28.12.1969,d.Vf.) sich wie ein toll gewordener Kapaun
konvulsivisch einen abonaniert, um am Haupt- und Staatswiderspruch
herumvögeln zu können. Das könnte für die nächste Zeit eine zusätzliche
Erschwernis bedeuten. Sogar bei dieser Lehrlingsgruppe, von der Gen. Y
berichtete, sitzt ein Frankfurter Marcuse-Stalin-Bastard und spuckt
mittelgroße Töne. Diese Gruppe allerdings, etwa 5 Lehrlinge, völlig
unorganisiert, nicht mal ein Zirkel, werden wir in nächster Zeit sehr genau
zu prüfen versuchen. Wir schicken Euch dann nochmal einen Bericht."

In dem Bericht, auf den die IKD-Leitung bereits am 6.1.1970 antwortet, heißt
es:"
1. Die Rüsselsheimer Gruppen und ihre bisherige Arbeit

Im Rüsselsheimer Club Voltaire arbeiten zur Zeit eine Lehrlings- und eine
Schülergruppe. Von der Lehrlingsgruppe konnten wir bisher lediglich in
Erfahrung bringen, daß sie von einigen erbärmlichen Frankfurter SDSlern
geleitet wird und im Moment Lohn, Preis und Profit schult. Für unsere Arbeit
in Rüsselsheim ist die Gruppe jedoch weniger bedeutend, da die Lehrlinge in
der Gruppe sehr wahrscheinlich nicht von Opel sondern aus dem Einzelhandel
kommen. Außer diesem Lehrlingsarbeitskreis soll es, wie wir erst vor kurzem
erfuhren, einen Arbeitskreis kritischer Opel-Lehrlinge geben, der keine
direkten Verbindungen zum Club Voltaire hat, da ihn dessen Mitglieder bei
einer Aktion kläglich im Stich gelassen haben. Hier werden wir uns noch um
genauere Informationen bemühen.
Die Schülergruppe, deren Arbeit von dem Oberlehrer Z. geleitet wurde,
beschäftigte sich bis vor kurzem noch mit einem ausgesprochen jämmerlichen
Arbeitsprogramm. Es beinhaltete von einer idiotischen Konzeption des
internationalen Klassenkampfes bis hin zur Guerrilla- und Volkskriegs-
'Strategie' eines gewissen Bauernphilosophen alles was das Herz eines
wildgewordenen Kleinbürgers begehrt. Dementsprechend war man auch gerade
dabei seinem revolutionären Elan bei einigen Schulstreiks gegen den Numerus
Clausus freien Lauf zu lassen. Die Gruppe selbst hat einen festen Kern von
etwa fünf Leuten, die theoretisch am weitesten sind und nahezu sämtliche
Arbeit leisteten. An den Diskussionen der Gruppe nehmen im Durchschnitt
fünfzehn bis zwanzig Leute teil.

2. Unsere Arbeit in Rüsselsheim

Unsere Arbeit in Rüsselsheim läuft darauf hinaus Z. mit Hilfe einer
Strategie-Diskussion zu isolieren, dabei die Jämmerlichkeit des
Arbeitskreises bloßzustellen und ein neues Schulungsprogramm mit einer
politischen Perspektive durchzusetzen um so die besten Leute herauszuziehen.
Um das Aufkommen einer Gruppendynamik zu unseren Ungunsten zu vermeiden,
unterließen wir es gleich an den ersten beiden Abenden nach dem
Selbstverständnis und nach der Strategie der Gruppe zu fragen, bis sich im
Programm der Gruppe ein günstiger Überleitungspunkt bot. Diese Möglichkeit
wäre dann auch gegeben gewesen, als man über die Erziehung in der Dritten
Welt (entfremdete Arbeit usw.) diskutieren wollte. Allerdings erschien Z.
nicht im Club Voltaire und die Diskussion fiel aus. So hatten wir die
Möglichkeit mit einigen Leuten privat diskutieren zu können. Hierbei konnten
wir unsere Position durchsetzen und gewannen so einen Keil von vier Leuten
(drei Schüler, ein Lehrling von den Farbwerken Frankfurt-Höchst!), die jetzt
mit uns übereinstimmen und bereit sind eine eigene Gruppe zu gründen. Es ist
jetzt besonders wichtig, diesen vier Leuten ihre 'Avantgarde'-Rolle in der
Gruppe zu sichern. Es kommt also darauf an, organisatorische Konsequenzen zu
ziehen. Zu diesem Zweck haben wir für den Keil ein eigenes Schulungsprogramm
entworfen, das etwas anspruchsvoller als das der Gesamtgruppe ist. Somit wird
auch die Loslösung von der Gesamtgruppe gesichert. Das Schulungsprogramm für
die große Gruppe wird nur solange durchgeführt, bis es sich klar zeigt, wer
zu einer proletarischen Praxis fähig ist.
Inzwischen hatten wir bereits zwei Diskussionen mit Z., bei denen er von Kopf
bis Fuß naß wurde. Gegen die von uns entwickelten Thesen zur Strategie der
Arbeiterbewegung konnte er nicht mehr ankommen. Es ist jetzt ziemlich sicher,
daß wir bei der nächsten Sitzung der Gruppe ohne weiteres unser
Schulungsprogramm durchsetzen können."
=RJ Mainz-1 Mitglied:An ...(IKD-Leitung-1 Mitglied),Mainz 30.12.1969;
RJ-Mainz:Bericht über Rüsselsheim,o.O. (Mainz) o.J.

06.01.1970:  In einem Brief eines Mitglieds der IKD-Leitung an ein Mitglied der Roten
Jugend Mainz (vgl. 30.12.1969) heißt es:"
Lieber X,
zunächst mal was zu Rüsselsheim: Wir haben natürlich noch nichts Genaues
'beschlossen', konnten wir ja auch schlecht, bevor wir nicht en detail über
die Verhältnisse Bescheid wußten. Nach Deinem Brief kann ich natürlich auch
nicht mehr als spekulieren. Zunächst erscheint es mir sehr sinnvoll, daß Ihr
Euch näher um die brave Y. kümmert. Sie scheint ja nicht eben die
allerhellste zu sein, aber das liegt vermutlich an ihrer nahezu völligen
Isolierung von der deutschen 'Bewegung' (von der die IAK ja gewissermaßen nur
das zur Unkenntlichkeit verzerrte Abbild ist). Ich hatte den Eindruck, daß
ein regelmäßiger Kontakt zu deutschen Genossen - aber eben nicht zu den
Betschwestern Rainer Haase und Co. - ihr recht guttun könnte; auf mich machte
sie jedenfalls einen ziemlich ernsthaften Eindruck...

Nun zur Arbeit in Rüsselsheim selbst. Aus Deinem Brief hatte ich den
Eindruck, daß Ihr so ein bissel mit der Vorstellung nach Rüsselsheim gegangen
seid, Ihr könntet Euch da gleich im Sturmangriff so drei, vier Lehrlinge unter
den Nagel reißen und dann gleich mit der 'proletarischen Praxis' an der
'Basis' anfangen. Ich kann mir dagegen gut vorstellen, daß sich die Arbeit in
Rüsselsheim eine ganze zeitlang weitgehend in Propaganda von außen erschöpfen
muß. D.h. Ihr müßtet schauen, ob es dort im Club Voltaire (?) die
Möglichkeit gibt, mit einer gewissen Regelmäßigkeit aufzutreten und unsere
Parolen unter die Leute zu streuen, verbunden natürlich mit gezielter
individueller Bearbeitung von diesem oder jenem und schließlich sogar durch
Flugblattaktionen unterstützt (letzteres dürfte übrigens gar nicht so schwer
sein, denn so ein Riesenladen wie Opel hat doch wahrscheinlich eigene
Lehrwerkstätten, vor denen man verteilen könnte, sofern sie von außen
zugänglich sind, und auf jeden Fall besuchen die Lehrlinge sicher ein und
dieselbe Berufsschule...?). Von dem linkisch schwätzenden Oberlehrer und
seinem Lehrlingszirkelchen wußte ich schon, auch von den Plänen der
Frankfurt-Betriebsprojektgruppe, sich bei Opel festzusetzen, hatte ich in den
letzten Tagen meines Aufenthalts dort erfahren. Aber glaubt Ihr wirklich, daß
diese Burschen ein bedeutsames Hindernis für Euch sein werden? Wir kennen
doch den Arbeitsstil dieser Herrschaften. Da es sich ja offenbar nicht um
'ML'er handelt, ist doch wohl kaum zu erwarten, daß sie allzu geplant, allzu
systematisch, allzu 'diszipliniert' an die Sache rangehen. Sie betrachten die
Chose doch sicher mehr als eines von den 'Projekten', an denen sie doch stets
nur so drei, vier Monate rumzufummeln pflegen, so nebenher, das gehört doch
zu Studentenfatzkes way of life...
Eure Stärke bestünde - neben dem Vorsprung, den Euch Eure Initiation in die
reine Lehre gewährt, gewiß, gewiß - dann eben darin, daß Ihr nicht so
dilettantisch, sondern organisiert, kontinuierlich, geplant usw. usf.
vorgeht... Nun ja.

Direkt können wir niemand aus Berlin zu Opel schicken, jedenfalls nicht im
Augenblick. Z. - der Gen., der nach Frankfurt geht - hat sich ja wohl schon
mit Dir in Verbindung gesetzt. Er soll nicht nur mit Euch engen Kontakt
halten, sondern sich vor allem auch um Rüsselsheim kümmern. Als Lehrling kann
er dort allerdings nicht anfangen (ich glaube auch gar nicht, daß sowas
erforderlich wäre)... Ein weiterer Genosse von SPARTACUS, der indessen
unserer Firma sehr nahesteht, wird in diesem Monat nach Darmstadt gehen. Er
kommt eigentlich aus der Metallbranche, könnte theoretisch also zu Opel
gehen, allerdings nicht als Lehrling - ... -, sondern als Hilfsarbeiter, und
das würde ja soviel auch nicht nützen. Es gibt auch noch weitere Gründe, die
es empfehlenswert erscheinen lassen, daß er zunächst mal nicht nach
Rüsselsheim geht, sondern nach Darmstadt. Da Rüsselsheim aber zur selben IGM-
Bezirksverwaltungsstelle gehört wie Darmstadt, könnte er natürlich versuchen,
über die Gewerkschaft einen Fuß in Rüsselsheim auf den Boden zu kriegen."
=IKD-Leitung-1 Mitglied:An Rote Jugend Mainz-1-Mitglied,Berlin 6.1.1970

08.01.1970:  Zwischen einem Mitglied der IKD-Gruppe Darmstadt und der Roten Jugend Mainz
(vgl. 6.1.1970, 23.1.1970) findet ein Gespräch statt, über das das IKD-
Mitglied berichtet:"
Nach X. war sein Bericht über Rüsselsheim (vgl.
30.12.1969,d.Vf.) zu schön gefärbt, dort sei kein unmittelbarer Ansatzpunkt
zu sehen. ...
=IKD-Gruppe Darmstadt-1 Mitglied:Bericht über das Gespräch in M. am 8.1.,o.O.
(Darmstadt) o.J. (1970)

31.01.1970:  Ein Mitglied des IKD-Regionalkomitees (RK) Rhein/Main (vgl. 17.1.1970,
3.2.1970) richtet einen Brief an die Gruppen Darmstadt und Frankfurt und die
Leitung der IKD, in dem es u.a. heißt:"
III. Gruppe Darmstadt: ...
b) Eventuell Unterstützung der Arbeit in Rüsselsheim"
=IKD-RK Rheim/Main-1 Mitglied:An die Gruppen Frankfurt, Darmstadt und an die
Leitung,o.O. 31.1.1970;
IKD-RK Rhein/Main-1 Mitglied:'Bolschewisierungsplan',o.O. o.J. (1970)

06.02.1970:  Ein Mitglied der IKD-Gruppe Darmstadt berichtet vermutlich von heute über
die Spartacus-Anhänger in Mainz (vgl. 3.2.1970, 16.3.1970):"
... Sie fahren jetzt REGELMÄSSIG einmal in der Woche nach Rüsselsheim."
=IKD-Gruppe Darmstadt-1 Mitglied:An IKD-Leitung,o.O. o.J. (Feb. 1970)

10.05.1970:  Die Kollegiatenschaft des Hessenkollegs Rüsselsheim fordert in einem Brief
an den Regierungspräsidenten von Darmstadt den Abbau von Resten der
gymnasialen Ordnung (Anwesenheitspflicht, Notengebung, Reifeprüfungsordnung,
Konferenzgeheimnis, direktoriale Schulleitung) und Einführung eines
voruniversitären Systems.
In der Folge wird anstatt des Unterrichts ein selbstorganisiertes Seminar
durchgeführt (vgl. 25.5.1970).
=ROTZEGG-PG Schule:Info Nr.1,Groß Gerau 1970,S.10f

22.05.1970:  Die DKP berichtet (vgl. 25.5.1970):"
STREIK BEI OPEL IN BOCHUM

Im Preßwerk der Opel-AG in Bochum legten am Freitagmittag 400 Beschäftigte
die Arbeit nieder. Am Montagmorgen wurde der Streik fortgesetzt. Die Kollegen
demonstrierten durch andere Betriebsabteilungen. Dadurch kam es zum Teil zu
Arbeite-Langsam-Streiks. Bei diesen Aktionen geht es um die Angleichung der
Löhne an das Opelwerk in Rüsselsheim (in Hessen,d.Vf.) und um bessere
Parkmöglichkeiten für die Beschäftigten.

Die DKP-Betriebsgruppe wies in einem sofort herausgegebenen Flugblatt, das
vor dem Betrieb verteilt wurde, darauf hin, daß die Firma durchaus in der
Lage ist, die Forderung der Belegschaft zu erfüllen. Allein im Jahre 1969
hatte die Opel-AG eine Produktions- und Gewinnsteigerung von rund 22 Prozent.
Die Belegschaftsstärke und die Löhne wurden nicht erhöht.

Bei Redaktionsschluß war der Stand der Verhandlungen zwischen Betriebsrat und
Werksleitung noch nicht bekannt. Es besteht die Möglichkeit der Ausweitung
des Arbeitskampfes auf die gesamte Opel-Belegschaft in Bochum."

Vom Streik berichtet auch die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (vgl.
24.9.1970, 22.1.1971), u.a. daß dadurch überhaupt die Verhandlungen über die
Lohnangleichung aufgenommen worden seien.
=Die Presse Extrablatt Heute Betriebsrätevollkonferenz und Nr.1,Bochum o.J.
(24.9.1970) bzw. 22.1.1971,S.2 bzw. S.3;
Unsere Zeit Nr.22,Essen 30.5.1970,S.5;
KPD/ML-ZB(-LV NRW):Streik! Streik beim Bochumer Verein (Krupp)!,Essen o.J.
(Juni 1970)

25.05.1970:  Bei Opel Bochum wird, laut RFO Saarland, mehrere Stunden für den selben
Lohn wie in Rüsselsheim und ein 13. Monatsgehalt gestreikt.

Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK (vgl. 26.5.1970) berichtet:"
Laut Auskunft eines Beamten der Kriminalpolizei sollen sich unter den
Streikenden auch einige Polizeispitzel im Blaumann befunden haben, um
'Rädelsführer' ausfindig zu machen."

Für die DKP berichtet Jochen Mandel von Opel Bochum (vgl. 22.5.1970):"
ERSTER STREIK IN DEN BOCHUMER OPEL-WERKEN

'WIR WOLLEN DEN GLEICHEN LOHN WIE IN RÜSSELSHEIM'

'Bei Opel gibt es so etwas nicht!' 'Bei Opel wird nicht gestreikt!' Bis vor
kurzem, so berichteten Bochumer Opel-Arbeiter, habe ihr Werksdirektor
Beickler noch voller Stolz diese Auffassung vertreten. Er mußte sich jetzt
vom Gegenteil überzeugen lassen. Durch mehr als 1 500 Arbeiterinnen und
Arbeiter des Preßwerks (...) und anderer Abteilungen des Bochumer Opelwerks,
die am Morgen des 25. Mai vor seinem Direktionsgebäude demonstrierten und
erregt die Verwirklichung ihrer Forderungen verlangten. 'Was wir wollen?',
meinte ein stämmiger Preßwerker, 'das könne wir Euch sofort sagen: Wir
wollen, daß unsere Parkplätze endlich bewacht werden! Wir wollen für unsere
Arbeit den gleichen Lohn wie unsere Kollegen in Rüsselsheim, und wir wollen
einen 13. Monatslohn als Weihnachtsgeld!' 'Und natürlich die Bezahlung
unserer Streikstunden!' ergänzt sein Nachbar.

Bereits am Freitagabend, kurz vor Ende der Mittagsschicht, wurde das Preßwerk
zum ersten Male stillgelegt. Wie ein Lauffeuer hatte sich zuvor die Nachricht
unter den Arbeitern verbreitet, daß erneut insgesamt 27 ihrer Fahrzeuge
aufgebrochen, ausgeraubt oder beschädigt worden waren. Und das auf den
außerhalb der Werkstore gelegenen Parkplätzen.

'Jetzt langt es!', erklärten die empörten Arbeiter und setzten kurzerhand
ihre Maschinen still. Von 22 Uhr bis zum Ende der Schicht um 22 Uhr 45. Doch
bevor sie nach Hause gingen, stellten sie der Werksdirektion noch ein
Ultimatum. Bis Montag früh acht Uhr. 'Wir wollen endlich bewachte
Parkplätze!' verlangten sie und fragten: 'Warum kann denn der Werkszaun nicht
um die Parkplätze herum gelegt werden?'

Für die Opel-Arbeiter sind Fahrzeuge kein Luxusgegenstand. 'Wenn ich mit der
Bahn oder dem Bus hierher kommen will', erklärt ein ehemaliger Bergmann aus
Lünen, 'dann muß ich morgens früh bestimmt zwei Stunden eher aufstehen!
Obendrein ist das auch noch teurer. Fahrgelderstattung gibt es nicht bei
Opel!' Die BOT, RE, OB und selbst HAM (Bottrop, Recklinghausen, Oberhausen
bzw. Hamm,d.Vf.) - Kennzeichen an den Fahrzeugen auf den Parkplätzen
beweisen, daß es nicht nur diesem Kumpel so geht.

Aber auch mit den anderen Forderungen, sei es das 13. Monatseinkommen oder
die Angleichung ihrer Löhne an die in Rüsselsheim, ist es den Arbeitern
ernst.

'Wird denn hier weniger gearbeitet als in Rüsselsheim?' so fragen sie. Und
weiter: 'Was wir hier weniger verdienen, damit bauen die sichg jedes Jahr ein
paar neue Paläste. Als ob das Brot und die Mieten hier billiger wären, als in
Rüsselsheim!?'

Immerhin erzielt die Adam Opel AG durch die Unterschiede zwischen den
Bochumer und den Rüsselsheimer Löhnen einen Extragewinn von 6,1 Millionen
Mark im Jahr.

Als am Montag früh um 8 Uhr noch immer kein positiver Bescheid aus dem
Verwaltungsgebäude vorliegt, werden die Maschinen im Preßwerk erneut
abgeschaltet. Die Kollegen beschließen, zum Verwaltungsgebäude zu
marschieren. Zuvor jedoch informieren sie die Belegschaften anderer
Abteilungen.

Viele schließen sich dem Zug an. Auch wenn überall Meister postiert werden,
die fleißig Namen notieren. Die Polsterei steht um 10 Uhr. Ebenfalls das
Hauptband der Abteilung D 5 und einige Bänder in anderen Abteilungen.

Jetzt endlich hat Direktor Beickler auch ein Ohr für ihre Forderungen. Er
bittet die Streikenden, ihre Forderungen schriftlich zu formulieren und eine
Verhandlungskommission zu benennen. Das geschieht.

'Bis Mittwoch wollen wir aber Bescheid haben! Sonst fliegen die Brocken
wieder! Dann aber richtig!' erklären die Streikenden, bevor sie um 11 Uhr 15
wieder die Arbeit aufnehmen. Und ein Vertrauensmann fügt hinzu: 'Wenn der
Beickler nicht zustimmt, dann erlebt er was, das hat's hier in Bochum noch
nicht gegeben!'"
=Unsere Zeit Nr.23,Essen 6.6.1970,S.3;
Rote Fahne - Röchling Nr.5,Völklingen o.J. (1970);
Die Presse Nr.1,Bochum o.J. (15.9.1970),S.2;
Zündkerze Sdr.Nr.2, Nr.2, 3 und 4,Bochum 1970, 1970, Sept. 1970 bzw. 1970,
S.1ff, S.5, S.4 bzw. S.5

25.05.1970:  Der Regierungspräsident von Darmstadt, Friedrich, verfügte, laut ROTZEGG,
daß am Hessenkolleg Rüsselsheim der reguläre Unterricht ab heute wieder
aufzunehmen sei (vgl. 10.5.1970, 222.6.1970).
Die Kollegiatenschaft berichtet über den Konflikt:"
In der letzten Zeit hat sich der Konflikt durch Meinungsverschiedenheiten
zwischen Kollegleitung, Kollegium und Kollegiaten hinsichtlich der
Behebung der allgemein bekannten Mißstände erneut zugespitzt. Die
Kollegiaten übten scharfe Kritik am Unterricht, der in den einzelnen
Fächern und bei den verschiedenen Lehrern stark differierte. ...
Auf Vollversammlungen und innerhalb des Unterrichts fanden zahlreiche
Diskussionen statt, in denen sich bei den Kollegiaten das Bewußtsein
entwickelte, daß eine sinnvolle Verarbeitung des notwendigen spezifischen
Fachwissens nur gewährleistet ist, wenn eine Behebung der objektiven
Mängel vorausgeht. ...
Die Kollegiatenschaft entschloß sich, ein 3 - 4-wöchiges selbst
organisiertes Seminar durchzuführen, dessen Inhalte sozialpsychologische
und pädagogische Themen waren, dessen Form exemplarischer Unterricht
darstellte.
Von den Lehrern wurde die Arbeit einer mobilen Initiativgruppe, die das
Seminar durch Vorbereiten von Arbeitstexten organisierte, ebenso
diffamiert wie das Seminar selbst. Es wurde versucht die
Kollegiatenschaft in zwei Lager zu spalten, indem man einen kleinen Teil
von ihnen als Rädelsführer bezeichnete. Die Aktivität der Kollegiaten
wurde auf die Initiative von Herrn Lüdde zurückgeführt. Damit sollte die
Beilegung des Konflikts durch Verlagerung auf personale Ebene eingeleitet
werden. Außerdem wurden die Kollegiaten durch die Drohungen, das Semester
werde nicht anerkannt, eingeschüchtert." Daraufhin wird der reguläre
Unterricht wieder aufgenommen und das selbstorganisierte Seminar nur noch
während des Unterrichts in zwei Fächern fortgeführt(vgl. 22.6.1970).
=ROTZEGG-PG Schule:Info Nr.1,Groß Gerau 1970,S.6f

26.05.1970:  Vermutlich heute gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG Opel) der KPD/ML-ZK
bei Opel Bochum eine Sondernummer 2 ihrer 'Zündkerze' (vgl. 11.5.1970,
10.6.1970) zu den gestrigen Streiks im Preßwerk heraus, für deren 4 Seiten
DIN A 4 Werner Lehrke verantwortlich zeichnet. Enthalten ist auch eine
italienische Seite, eine Seite dient als Kleinplakat mit der Forderung "Eine
Mark mehr!" quer in Rot über den Text "Steter Tropfen höhlt den Stein! Der
rollende Streik ist das beste Mittel!" gedruckt. Im deutschen Text heißt es:"
HOCH DIE KOLLEGEN VOM PRESSWERK!
DER KAMPF GEHT WEITER!

WIR SIND KEINE ARBEITER 2. KLASSE!

Warum verdienen die Kollegen in Rüsselsheim (in Hessen,d.Vf.) mehr? Natürlich
nicht, weil sie mehr arbeiten als wir, sondern weil bekannt ist, daß sie
solidarisch zu kämpfen verstehen. Opel bezahlt uns hier weniger, weil Opel
denkt, wir könnten nicht solidarisch kämpfen."
=Zündkerze Sdr.Nr.2,Bochum o.J. (1970)

22.06.1970:  Die Kollegiatenschaft des Hessenkollegs Rüsselsheim verfaßt einen Brief an
den hessischen Kultusminister, Prof. Ludwig von Friedeburg:"
Am Hessenkolleg in Rüsselsheim besteht seit jeher eine latente
Konfliktsituation, die durch die objektive Problemstruktur des zweiten
Bildungswegs bedingt ist".
Ein selbstorganisiertes Seminar an Stelle des Unterrichts der Lehrer
wurde untersagt (vgl. 25.5.1970):"
"Obwohl das Seminar nach einer Woche abgebrochen worden war, zeigte sich
bei sehr vielen Kollegiaten ein kritischeres Bewußtsein als jemals zuvor.
Aufgrund der nicht überwundenen Legitimationskrise ihrer Sachautorität
zogen sich die Lehrer störrisch auf ihre Amtsautorität zurück. Sie
verließen verschiedentlich, sichtlich emotional erregt, den Unterricht
oder verharrten in passiv autoritärem Verhalten, um die Kollegiaten zu
verunsichern. ...
Die Spannungen wurden von der Kollegleitung durch eine Reihe von
repressiven Maßnahmen eskaliert. Die Kollegiaten weigerten sich, die
anberaumte Klausur zu schreiben, weil sie in dieser Situation weder
objektive Leistungen erbringen noch eine objektive Leistungsbemessung bei
den Lehrern annehmen konnten. Letzteres erwies sich durch die micht
objektiven mündlichen Vornoten berechtigt. Die Kollegleitung hatte
jegliches Gespräch über die Problematik der Klausuren in dieser Situation
abgelehnt. Stattdessen drohte man jedem Verweigerer mit der Note
'ungenügend'. Die Kollegiaten bereiteten für die Klausurwoche ein Seminar
über die Prüfungsproblematik vor und beabsichtigten, ein
Mitbestimmungsmodell auszuarbeiten. In dieser Woche erzwang die
Lehrerschaft durch Unterrichtsverweigerung, die sie ebenfalls mit der
unerträglichen Situation begründete, die Suspendierung Lüddes."
Gefordert wird eine paritätische Mitbestimmung der Kollegiaten
=ROTZEGG-PG Schule:Info Nr.1,Groß Gerau 1970,S.6f

29.06.1970:  Die Nr.10 des 'KND' (vgl. 25.6.1970, 2.7.1970) erscheint.
Vom Opelwerk Bochum, wo vor ca. drei Wochen mehrere hundert Kollegen für eine
Angleichung ihrer Löhne an das Rüsselsheimer Werk gestreikt hätten, wird
berichtet, daß eine Lohnangleichung nun durchgesetzt worden sei.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.10,Bochum 29.6.1970

Juli 1970:  Der Betriebsrat und der IGM-Vertrauensleutekörper bei Opel Rüsselsheim
protestieren, laut KPD/ML-ZK, vermutlich Anfang Juli mit einem Telegramm an
die SPD in Bonn gegen die Einführung der Lohnsteuervorauszahlung (vgl.
11.7.1970).
=Zündkerze Nr.3,Bochum 1970,S.13

01.07.1970:  In der Nr.3 der 'SBK' (vgl. 1.6.1970, 1.8.1970) wird wiederum
über eine Reihe von Streiks berichtet.
In Bochum sollen 1 500 Opel-Arbeiter mehrere Stunden lang für eine
Angleichung der Löhne an das Werk in Rüsselsheim gestreikt haben.
=Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.3,Offenbach 1.7.1970

September 1970:  Laut KPD/ML-ZB erscheinen von ihr während der Metalltarifrunde (MTR) bei
Opel Rüsselsheim, vermutlich im September, 7 Flugblätter.
=Der Parteiarbeiter Nr.1,Bochum Jan. 1971,S.*

02.09.1970:  Die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (vgl. 24.9.1970) berichtet:"
Am 2.September forderten der IGM-V-Leute-Vorstand und der Betriebsrat in
Rüsselsheim einheitliche Erhöhung der Ecklöhne auf 4,60 DM, 15% Lohnerhöhung
gemäß neuem Ecklohn. Also wenigstens 69 Pfg. für alle! ...
Der Betriebsrat in Rüsselsheim fordert:
Erhöhung des Akkordrichtsatzes auf 12%
Eckgehalt der Angestellten zusätzlich um 10% vorab erhöhen!"
=Die Presse Extrablatt Heute Betriebsrätevollkonferenz,Bochum o.J.
(24.9.1970),S.1

03.09.1970:  Die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (vgl. 24.9.1970) berichtet
über den Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Rudi Hahne aus Rüsselsheim:"
Am 3.September sagte er noch: Die Stimmung im Betrieb ist auf dem
Siedepunkt!"
=Die Presse Extrablatt Heute Betriebsrätevollkonferenz,Bochum o.J.
(24.9.1970),S.1f

07.09.1970:  Zwischen dem Aufbaukollektiv Groß Gerau des KJVD (vgl. 2.9.1970) der
KPD/ML-ZB und der RJ/ML Ortsgruppe Mörfelden/Walldorf (vgl. 4.9.1970,
10.9.1970) des KAB/ML beginnt, laut RJ/ML, ein Briefwechsel mit einem
heutigen Brief des KJVD:"
... Das Gespräch soll folgende Themen umfassen:
3. Teilnahme an einer Anti-SPD-Demonstration in Rüsselsheim am 3.Oktober
anläßlich des Willy Brandt-Besuchs."
=RJ/ML-Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden:Bericht für die Zeit vom 22.8. bis
18.9.1970,Walldorf o.J. (1970)

Das Ortskomitee (OK) der RJ/ML Walldorf/Mörfelden antwortet auf den Brief
in den nächsten Tagen mit einem undatierten Schreiben:"
...
4.) Brandt spricht, wie Ihr wißt, nicht nur in Rüsselsheim, sondern auch in
Darmstadt. Eine verbindliche Zusage können wir deshalb z.Z. noch nicht
machen."
=RJ/ML-Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden:Bericht für die Zeit vom 22.8. bis
18.9.1970,Walldorf o.J. (1970)

16.09.1970:  Eine Extra-Ausgabe der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten Opel-
Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK erscheint, laut einer handschriftlichen
Datierung, heute und morgen in Bochum (vgl. 20.7.1970, 17.9.1970) mit einer
Seite DIN A 4 und einem Bericht aus den USA:"
KOLLEGEN!
Seit gestern streiken 350 000 Kollegen bei General Motors in Detroit. Sie
fordern 1 Dollar mehr pro Stunde. ...

SOLIDARITÄT mit den Kollegen von GM durch handfeste Sachen.

Üben wir Solidarität, indem wir zeigen, daß auch wir für mehr Lohn streiken
können.

Auch die Kollegen von Rüsselsheim wollen streiken!

1 MARK MEHR FÜR ALLE!!"
=Zündkerze Extra Kollegen! Seit gestern streiken 350 000 Kollegen ...,Bochum
o.J. (15./16.9.1970)

17.09.1970:  Bei Opel Bochum gibt die KPD/ML-ZK, laut einer handschriftlichen Datierung,
heute die Nr.4 ihrer 'Zündkerze' (vgl. 15.9.1970, 18.9.1970) mit 12 Seiten
DIN A 4 heraus:"
15% GLEICH 1 DM! TARIFVERHANDLUNGEN SIND KEIN PFERDEMARKT! ...
Tariflohn ist der zwischen den Tarifpartnern rechtskräftig vereinbarte Lohn,
unter dem der Produktionsmittelbesitzer nicht bezahlen darf, wenn er sich
nicht strafbar machen will. Für verschiedene Tätigkeitsmerkmale sind nun
unterschiedliche Lohngruppen ausgehandelt worden, bei Opel von Zeitlohngruppe
1 bis 10, Akkordlohngruppe 4 bis 8. Als Ecklohn, der also gleich 100% gezahlt
wird, nimmt man Lohngruppe 7, weil die etwa den Durchschnitt der Löhne
ergibt.

Dieser beträgt bei Opel
Bochum Rüsselsheim (in Hessen,d.Vf.)
Zeitlohn (Tarif) 4,38 DM 4,50 DM
Akkordlohn (Tarif) 4,46 DM ?
Zeitlohn (Effektiv) 5,67 DM (C1) 5,71 DM
Akkordlohn (Effektiv) 4,81 DM (AC 11) / 5,02 DM (AC 95) 5,32 DM"
=Zündkerze Nr.4,Bochum Sept. 1970

19.09.1970:  In der RJ/ML Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden (vgl. 17.9.1970, 26.9.1970)
wird ein Bericht an das ZK der RJ/ML (vgl. 23.8.1970, 8.10.1970) verfaßt.
Zum KJVD-Aufbaukollektiv Rüsselsheim heißt es:"
Bei einem Gespräch mit Schülern im Club Voltaire in Rüsselsheim (Krahl-
Jünger) schnitten wir auch die Frage an, was denn das KJVD-Aufbaukollektiv
Rüsselsheim mache. Die Schüler waren sehr erstaunt, denn das einzige von dem
sie wußten, war, daß vor Opel von Darmstädter Studenten Flugblätter verteilt
worden sind und daß es zu Gesprächen mit der ADOL (Arbeitsgemeinschaft
Demokratischer Opel Lehrlinge) gekommen sei. Die ADOL würde jedoch mit
Spartacus zusammenarbeiten bzw. wäre selbst Spartacus. Die Schüler wollten
sich jedoch nicht festlegen, gaben Informationen immer nur mit 'ich nehme
an', 'vermutlich' usw. weiter.
Auch waren unter den Schülern Spartacus-Sympathisanten."
=RJ/ML-Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden:Bericht für die Zeit vom 22.8. bis
18.9.1970,Walldorf o.J. (1970)

25.09.1970:  In Rüsselsheim bei Opel konnte die KPD/ML-ZB, nach eigenen Angaben,
großen Einfluß auf den Streik und die Demonstration der ganzen Morgen-
und der ganzen Mittagsschicht nehmen:"
Die Flugblätter der KPD/ML wurden begeistert begräßt und die Arbeiter trugen
die von den Genossen hergestellten Transparente." Was auf den Transparenten
stand wird leider nicht mitgeteilt.
In Sprechchören hätten die Kollegen die 15% und einen vollen 13. Monatslohn
gefordert.
Laut KPD/ML-ZK streiken bei Opel Rüsselsheim, wo ein Streikkomitee gebildet
wird, spontan 32 000. Von diesem Streik berichtet auch die KPD/AO.
Laut SBG Regensburg demonstrieren 90% der 36 000 Beschäftigten.
Laut RAG Frankfurt und Offenbach streiken 36 000.
Laut BKA Freiburg kommt bei Opel Rüsselsheim die Produktion durch Streik zum
Erliegen.
Laut 'EXI' beteiligen sich 32 000 bei Opel Rüsselsheim an einem Warnstreik im
Rahmen der Metalltarifrunde (MTR).

Die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK berichtet 1971:"
Voriges Jahr als die Betriebsräte sich in Bochum versammelt hatten fingen die
Opeler in Rüsselsheim an zu streiken. Damit hatten Hahn und Lorenz und Co.
nicht gerechnet. Das vorgesehene lange Referat wurde gekürzt. Eine
Vollkonferenz mit eingebautem Zeitraffer wurde veranstaltet. Die Devise war:
Schnell heim und die Sache in die Hand nehmen.
Das Ergebnis kam prompt: Noch am Samstagabend einigte man sich mit der
Geschäftsleitung über die Weihnachtsgratifikation. (Zwei Tage vorher in
Bochum riß Hahn noch den Mund auf und verlangte den 13. Monatslohn). In
Flugblättern an den Mann gebracht trug diese 'Einigung im Gesamtinteresse'
ihren Teil zum Abwürgen des Streiks bei.
=Zündkerze Extrablatt,Rüsselsheim 18.8.1971,S.1;
Express International Nr.107,Frankfurt 16.10.1970,S.6;
Klassenkampf Nr.2,Freiburg Sept. 1970,S.2;
Arbeitersache Nr.1,Regensburg Okt. 1970;
Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken ohne Nr.(10),Berlin
5.10.1970;
Roter Morgen Nr.9,Hamburg Okt. 1970;
Rote Arbeiterzeitung Nr.6,Frankfurt Sept. 1970;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.37,Bochum 30.9.1970;
Der Schwartzkopff Hammer Nr.2,Berlin Okt. 1970

26.09.1970:  Bei Opel Rüsselsheim wird, laut SBG Regensburg, auch heute weitergestreikt.
=Arbeitersache Nr.1,Regensburg Okt. 1970

28.09.1970:  In Rüsselsheim verteilt die DKP bei Opel ein Flugblatt, welches, laut
KPD/ML-ZB, den 10%-Abschluß als Erfolg bezeichnet.
Auch das 'Neue Deutschland' habe heute die 10% als Erfolg der hessischen
Metaller bezeichnet, ohne Kritik an den rechten IGM-Führern zu üben.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.38,Bochum 3.10.1970

01.10.1970:  In Bochum findet bei Opel eine Betriebsversammlung (BV) statt. Die KPD/ML-ZK
berichtet ironisch über Perschke und fährt fort:
Nach dieser äußerst sachlichen Rede bekam Kollege Lorenz (CDU!) vom
Rüsselsheimer (in Hessen,d.Vf.) Betriebsrat das Wort. (In Rüsselsheim munkelt
man schon, er sei unsterblich, so lange ist er schon im BR!) Er forderte uns
auf, bei Angleichung von Rüsselsheimer Löhnen an Bochumer Solidarität zu
üben. Über den Streik in Rüsselsheim ließ er allerdings nichts verlauten."
Zündkerze Extra Heute vor einer Woche begann unser Streik ..., Nr.4 und Nr.5,
Bochum o.J. (1.10.1970), Sept. 1970 bzw. o.J. (Nov. 1970),S.1, S.4 bzw. S.2ff

03.10.1970:  In Rüsselsheim will heute der KJVD, auch aus Groß Gerau, eine Anti-SPD
Demonstration gegen den Besuch von Willy Brandt durchführen.
=RJ/ML-Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden:Bericht für die Zeit vom 22.8. bis
18.9.1970,Walldorf o.J. (1970)

20.10.1970:  Die Nr.2 der 'Rot Front' - Zeitung des Unikollektivs Bochum des KJVD der
KPD/ML-ZB (vgl. Mai 1970, 27.10.1970) erscheint.
Im Artikel "Zu den Tarifkämpfen" in der Metalltarifrunde (MTR) im September
heißt es bezüglich der KPD/ML-ZB:"
Zum ersten Mal konnte die KPD/ML mit einheitlicher Linie in die Kämpfe
eingreifen. In einigen Betrieben konnte sie die politisch-ideologische
Führung übernehmen, so z.B. ... bei Opel in Rüsselsheim, wo die Parole der
KPD/ML
'Kampf dem Lohnraub', 'Gegen die Verrätereien der SPD-Regierung die
geschlossene Front der Arbeiterklasse' den Demonstrationszug anführten."
=Rot Front Nr.2,Bochum 20.10.1970

November 1970:  Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet (vgl.
13.9.1971) von den IGM-Vertrauensleuten bei Opel Rüsselsheim und der
Zusammenarbeit mit ihnen durch Sonak (VLK-Vorsitzender in Bochum):"
Der Vorschlag, einen Erfahrungsaustausch mit den Bochumern über den Opel-
Streik herbeiführen, schlummert seit letztem November in Sonaks Ablage."
=Zündkerze Extra Ein feines Süppchen und Nr.11,Bochum o.J. (1.7.1971) bzw. o.
J. (1971),S.3 bzw. S.3

November 1970:  Bei Opel Rüsselsheim (32 000 Besch.) wird, laut RFO, Mitte November
gestreikt.
=Rote Fahne - Arbed Nr.5,St.Ingbert 5.12.1970

18.12.1970:  Laut KPD/ML-ZK finden heute Teilbelegschaftsversammlungen (BV) bei Opel
Bochum statt.
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK berichtet:"
Die Konsequenzen von dem, was er so lautstark kritisierte, zog auch Beiske
nicht: daß die Opel-Kollegen insgesamt schon wieder gespalten wurden. Jetzt
kämpfen nämlich nach dem Tarif-Zirkus unsere Rüsselsheimer Kollegen (in
Hessen,d.Vf.) für Lohnangleichung mit Bochum - vorher war es genau umgekehrt.
Beschäftigungstherapie nennt man sowas. Damit wir ja nicht so einig sind,
brutzelt man uns auf kleiner Flamme mit Forderungen nach 2/3 Prozent."

Die KPD/ML-ZK schreibt:"
Wie wir im Mai letzten Jahres (vgl. 22.5.1970,d.Vf.) um die Lohnangleichung
an Rüsselsheim gestreikt haben, so müssen die Kollegen in Hessen jetzt für
die Lohnangleichung an Bochum kämpfen; das ist das Ergebnis des 10%-Betrugs
der SPD-Gewerkschaftsführer beim Tarifkampf in Hessen (MTR - vgl. 27.9.1970,
d.Vf.)."
=Die Presse Nr.1,Bochum 22.1.1971,S.3ff;
Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971),S.1ff

März 1971:  Es erscheint eine Ausgabe der Werkszeitschrift 'Opel-Post' (vgl. **.2.1971,
**.*.1971), in der u.a. ein Artikel gegen die linken Gruppen bei Opel
erscheint.

Eingegangen wird auch auf den Revolutionären Kampf (RK) Frankfurt bei Opel
Rüsselsheim in Hessen.
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.5 und 8f

08.03.1971:  Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
In der AUTOINDUSTRIE werden jetzt auch die ersten kapitalistischen
Rationalisierungsmaßnahmen durchgeführt. So gibt es bei OPEL RÜSSELSHEIM
jetzt Einstellungsstop für Frauen. Außerdem werden seit kurzem unmittelbar
vor Feierabend Waschraumkontrollen durchgeführt. Dieses üble Mittel dient
dazu, herauszubekommen, wer etwa schon fünf Minuten vor Schichtende seinen
Arbeitsplatz verläßt. Diese Kollegen gehören dann zu den 'Bummelanten' und
stehen damit auf der Liste für geplante Entlassungen. In der Krise 1966/1967
wurden bei Daimler Sindelfingen nach einer solchen Waschraumkontrolle auf
einen Schlag 40 Kollegen entlassen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 13.3.1971,S.8

25.03.1971:  Vermutlich an diesem Tage erscheint die erste Nr. des 'Roten Metallers' -
Betriebszeitung der KPD/ML-ZK für Opel Rüsselsheim (vgl. Apr. 1971), auf
jeden Fall ist dies das Erscheinungsdatum der sechsseitigen spanischen
Ausgabe.
In der 14-seitigen deutschen Ausgabe, für die L. Wolfstetter in Frankfurt
verantwortlich zeichnet, wird u.a. betont, daß man sich zwar KPD/ML nenne,
aber nicht mit der KPD/ML-ZB verwechselt werden will, die bei Opel
Rüsselsheim ihr 'Rotes Fließband' herausgibt und sich auch KPD/ML nennt.
Enthalten ist auch ein Jugendteil der Roten Garde (RG).
=Roter Metaller (deutsche und spanische Ausgabe) Nr.1,Rüsselsheim 25.3.1971
bzw. o.J. (1971)

29.03.1971:  'Die Presse' Nr.3 - Zeitung der Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB in Bochum
(vgl. Feb. 1971,
Sept. 1971) erscheint: "... in Rüsselsheim ist bereits Einstellungsstop für
Frauen. Ausländische Kollegen werden wie Arbeitsvieh nach Bochum verlagert. ...
In Rüsselsheim gibt es bereits Kontrollen in den Waschkauen vor Schichtende."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 31.3.1971,S.9f;
Die Presse Nr.3,Bochum Apr. 1971

April 1971:  Bei Opel Rüsselsheim gibt die KPD/ML-ZK die Nr.2 ihres 'Roten Metallers'
(vgl. 25.3.1971, 11.5.1971) heraus, in der sich noch einmal von der KPD/ML-ZB
abgegrenzt wird, da es offenbar Verwechslungen gegeben hat. Angekündigt wird
auch, neben den verschiedenen Maiaktionen (vgl. 29.4.1971, 1.5.1971), daß der
'Rote Metaller' in 'Zündkerze' umbenannt werden soll, wie ja auch die
KPD/ML-ZK Betriebszeitung bei Opel Bochum heißt. Verantwortlich für die
achtseitige Ausgabe ist wieder Lothar Wolfstetter in Frankfurt.
=Roter Metaller Nr.2,Rüsselsheim o.J.

01.04.1971:  Bei Opel Rüsselsheim erscheint erstmals der 'Revolutionäre Kampf' als
Zeitung der Betriebsgruppe Opel-Rüsselsheim.
Vermutlich bereits zuvor erschienen allerdings zumindest einige der
durchnumerierten Flugblätter des gleichen Titels.
=Revolutionärer Kampf Nr.1,Rüsselsheim 1.4.1971

23.04.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vom Fall Hernandez (vgl. 26.4.1971):"
Als der Spanier am Freitag, dem 23. April 1971 rausflog, weil er genau wie
seine Kollegen sich geweigert hatte, mehr als die geforderten 600 Getriebe zu
fahren, passierte erst einmal gar nichts. Das war ja nur ein Spanier, der
sang- und klanglos rausflog, wie so viele zuvor.

Mokrus hat zwar behauptet, daß der 2. Bevollmächtigte Adolf Flach dem Spanier
am 24. April Hilfe zugesagt hätte. Aber wahrscheinlich hatte er einen
Doppelgänger vom Hernandez erwischt, denn der Hernandez wußte von nichts."
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5

26.04.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vom Fall Hernandez (vgl. 23.4.1971, 29.4.1971):"
Aber da erschien am Montag, dem 26. April das Flugblatt von der Gruppe
'Revolutionärer Kampf' (RK Frankfurt,d.Vf.) und machte den Fall publik. Das
war wie ein Wespenstich in den sonst so müden Arsch der Gewerkschaftsbonzen.
Jetzt flitzten sie los und reichten rasch Klage ein. Ganz heimlich versteht
sich. Denn niemand wußte etwas davon, am allerwenigsten der Betroffene
selbst."
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5

29.04.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vermutlich von heute vom Fall Hernandez (vgl. 26.4.1971,
11.5.1971):"
Den Hernandez traf die KPD/Marxisten-Leninisten, als sie den Fall
untersuchte. Es war fast EINE WOCHE nach seinem Rausschmiß, er war ganz
ratlos und ohne einen Pfennig Geld. (Das meiste Geld schickt der Kollege an
seine alten Eltern und außerdem war Monatsende). Er sagte zu uns, niemand
hilft mir, sogar bei der Gewerkschaft bin ich rausgeflogen. Da sieht man
also, wie die 'Hilfe' der IG Metall aussieht, von der Mokrus gesprochen hat.

Wir von der Roten Betriebsgruppe Opel der KPD/ML stellten Hernandez daraufhin
sofort einen Rechtsanwalt. Denn wir sind der Meinung, die Rote Betriebsgruppe
muß mit allen Mitteln einen entschlossenen Kampf gegen die ständigen frechen
Provokationen der Opel-Bosse und alle ihre Speichellecker führen. Außerdem
organisierten wir eine Spendenaktion unter den Opel-Kollegen. Es wurden fast
650 DM gesammelt und dem Kollegen überreicht. So hatte Hernandez wenigstens
in der langen Zeit bis zum Prozeß etwas zu Beißen."
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5

29.04.1971:  In Rüsselsheim will die KPD/ML-ZK heute ihre Maiveranstaltung durchführen.
=Roter Metaller Nr.2,Rüsselsheim o.J. (Apr. 1971)

Mai 1971:  Vermutlich im Mai erscheint bei Hoechst Frankfurt die Nr.5 der 'Rotfront'
der KPD/ML-ZK (vgl. 22.4.1971, 2.6.1971).
Berichtet wird u.a. von der Ingenieurschule Rüsselsheim.
=KPD/ML-ZK-OG Frankfurt-RBG Hoechst, RBG Cassella:Chemiearbeiterkampf 1971
Analyse Bericht Dokumentation,Frankfurt o.J. (1971)

01.05.1971:  Die KPD/ML-ZK demonstriert, laut KJO Spartacus, in Sindlingen. Nach eigenen
Angaben findet hier eine der drei zentralen Maidemonstrationen
des Landesverbandes Südwest der KPD/ML-ZK durch Sindlingen und Zeilsheim
statt, für die u.a. in Marburg und Rüsselsheim mobilisiert wird. Die
Demonstration wuchs, nach eigenen Angaben, von anfänglich 600 auf fast 1 000
Personen an.
=Roter Morgen Nr.5,Hamburg Mai 1971;
KJO Spartacus:Nationales Internes Bulletin Nr.7,o.O. Juni 1971;
Spartacus Nr.25,Bonn Dez. 1971/Jan. 1972

08.05.1971:  Die KPD/ML-ZB zitiert aus der 'Opel-Post' (IGM-Bereich - vgl. Juni 1971)
ein Bericht über die SPD-BG Opel Rüsselsheim:"
Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Opel-Arbeiter hat sich für ihre
künftigen Aktionen gegen linksextreme Gruppen beim Unterbezirksparteitag der
Großgerauer SPD der Unterstützung des Unterbezirks und des Bezirks Hessen-Süd
versichert. In einem Antrag wurden beide Parteiinstanzen aufgefordert, die
finanzielle Grundlage für eine sozialdemokratische Betriebszeitung für das
Opel-Werk zu schaffen. In der Antragsbegründung heißt es, in der letzten Zeit
habe eine bundesweite Kampagne der Kommunisten eingesetzt...'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.49,Bochum 26.6.1971,S.8

11.05.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet über ihre eigene Zeitung 'Roter Metaller' bzw.
'Zündkerze' (vgl. Apr. 1971, 5.7.1971) bzw. vom Fall Hernandez (vgl.
29.4.1971, 12.5.1971):"
Am 11. Mai erschien die Sondernummer des Roten Metaller: '...Diese
Gewerkschaft ist der Kumpan der Opel-Bosse...'."
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5

12.05.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vom Fall Hernandez über ihre gestrige Zeitung (vgl.
11.5.1971, 18.5.1971):"
Prompt erhielt daraufhin der spanische Kollege einen Brief. Hierin schrieben
die Herren von der IG Metall am 12. Mai (!): Sie hätten Klage eingereicht und
am 5. (!!) Mai sei bereits eine Güteverhandlung gelaufen. Und weiter: 'Um
Mißverständnissen vorzubeugen, empfehlen wir, daß Du umgehend einen Termin
mit uns vereinbarst, an dem im Beisein eines Dolmetschers die Angelegenheit
mit uns durchgesprochen werden kann.' Den Brief konnte der Spanier leider
nicht lesen. Der war auf deutsch. Der Hernandez ist schließlich selber
Schuld, wenn er kein Deutsch auf der Schule gelernt hat, weil er schon als
kleines Kind lieber auf dem Feld schaffen ging.

An eben diesem 12. Mai beschimpfte der Mokrus den Spanier und die KPD/ML in
der 'Main-Spitze' auf's Übelste. Es sei gelogen, daß der Spanier bei der IG
Metall rausgeflogen sei. 'Mit notorischen Lügnern und Demagogen setzen wir
uns nicht auseinander, sondern stellen allenfalls nur richtig. Mit
vorliegendem Fall haben sich die kommunistischen Einpeitscher und
Brunnenvergifter, denen der anständige Deutsche zur Zeit bei allen Wahlen den
Stuhl vor die Tür setzt, selbst gezeichnet.'"
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5f

18.05.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vom Fall Hernandez (vgl. 12.5.1971, 28.6.1971):"
...UND DIE SCHANDE DER D'K'P

'Während das KPD-Verbot in Kraft ist und jederzeit wieder angewandt werden
kann, genießt ein Häuflein von Kreaturen Narrenfreiheit, dessen aufwendige
Propaganda gegen die Gewerkschaften und gegen die 'revisionistische' DKP,
gegen die Sowjetunion (SU,d.Vf.) und gegen die DDR möglicherweise aus den
gleichen Kassen kommt, aus denen die 'Aktion Widerstand' (AW,d.Vf.) und
andere antikommunistische Zusammenschlüsse finanziert werden.'
(aus: Leserbrief Fritz Seibert, Frankfurt, Cronstettenstr.18, Mainspitze vom
18.5.1971)"
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5

24.05.1971:  Vermutlich in dieser Woche gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum
der KPD/ML-ZK die Nr.8 ihrer 'Zündkerze' (vgl. 17.5.1971, 21.6.1971) heraus,
die 18 Seiten dick ist.
Mit der Werkszeitschrift aller Opel-Werke (vgl. März 1971) befaßt man sich
so:"
EIN WORT ZUR 'OPELPOST' NR.3/71

WENN DER FEIND UNS BEKÄMPFT, SO IST DAS GUT UND NICHT SCHLECHT

'Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht', sagt Mao
Tse-tung.

Nun, die Opel-Post bekämpft uns mittlerweile ganz kräftig. Dies ist das beste
Zeichen dafür, daß wir mit unserem Kampf auf dem richtigen Weg sind und erste
Erfolge erzielt haben.
In nicht weniger als 6 Artikeln werden wir als 'Extremisten', 'Kaputtmacher',
'Wirrköpfe' usw. beschimpft. Dabei schmeißt die Opel-Post in durchsichtiger
Absicht alle linken und 'linken' Gruppen in einen Topf - obwohl sie die
Unterschiede zwischen diesen Gruppen genau kennt. Wozu arbeitet Opel denn
schließlich mit der politischen Polizei (K14,d.Vf.) zusammen, wozu gibt es
denn die 'schwarzen' Listen?

Weil es gegen uns keine sachlichen Argumente gibt, und weil immer mehr
Kollegen und Kolleginnen die ständig steigende Ausbeutung satt haben und sich
uns anschließen, greifen die Opel-Postler zur Methode der Diffamierung. So
wird in plumper Manier die anarchistische Gruppe 'Revolutionärer Kampf' (RK
Frankfurt,d.Vf.) in Rüsselsheim zum Maßstab aller Revolutionäre gesetzt.

Diese Gruppe bekämpft zwar auch den Kapitalismus, sie lehnt sich auf gegen
die unmenschliche Ausbeutung der Arbeiterklasse durch eine kleine Gruppe von
Geldsäcken. Aber die Gruppe geht in ihrem Kampf falsch vor. Sie greift zu
falschen Methoden und lenkt damit die Arbeiterklasse nur vom revolutionären
Kampf ab. Wer die Parole ausgibt: 'Macht kaputt, was Euch kaputt macht', ist
in gewisser Hinsicht tatsächlich wirr im Kopf - obwohl er das richtige Ziel
anstrebt. Wir kämpfen dafür, daß die Maschinen und Fabriken UNSER Eigentum
werden, wir kämpfen um die politische Macht in der BRD. Warum sollten wir die
Maschinen und Fabriken kaputt machen?"
=Zündkerze Nr.8 und Perschke auf der Betriebsversammlung,Bochum Mai 1971 bzw.
o.J. (1971),o.S. bzw. S.8 und S.12

Juni 1971:  Die KPD/ML-ZB berichtet von der 'Opel-Post' (vgl. ****.1971, ****.1971),
daß diese über den Antrag der SPD-BG bei Opel Rüsselsheim an den SPD-UB
Groß Gerau (vgl. 8.5.1971) berichtet habe:"
Daß die Opel-Post, die Zeitung der Opel-Herren, diese Nachricht unkommentiert
bringt, zeigt, wie sehr sie darauf warten, daß endlich gegen die
kommunistischen Betriebszeitungen eine SPD-Betriebszeitung erscheint (bei
Opel-Bochum erscheinen 'DIE PRESSE', in Rüsselsheim 'DER ROTE PRÜFSTAND' als
Betriebszeitungen der KPD/ML. Außerdem erscheinen noch Betriebszeitungen der
Gruppe 'Roter Morgen' (KPD/ML-ZK,d.Vf.) und der DKP.)"
Nicht erwähnt wird der 'Revolutionäre Kampf' des gleichnamigen RK in
Rüsselsheim.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.49,Bochum 26.6.1971,S.8

28.06.1971:  Im Raum Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Rüsselsheim erscheint in dieser
Woche ein Flugblatt von einer Seite DIN A 4 herausgegeben vom
Solidaritätskomitee Theo Klems, dem u.a. die Rote Zelle Ingenieurschule
Rüsselsheim angehört:"
GEGEN DIE SPD/FDP-WEHR'REFORM'!
GEGEN DEN NOTSTANDSEINSATZ DER BUNDESWEHR!
GEGEN DEN POLIZEIEINSATZ AUF STREIKENDE ARBEITER IM CHEMIEKAMPF!

Für diese Forderungen demonstrieren wir: Kolleginnen und Kollegen von Hoechst
und Zeilsheim, Studenten der Ingenieurschulen Rüsselsheim und Franfurt und
der Universität" (vgl. 2.7.1971).
=Solidaritätskomitee Theo Klems:Kampf einer Arbeiterfamilie gegen die
Bundeswehr,Frankfurt 1971

28.06.1971:  Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe MAN Gustavsburg (vgl. 5.7.1971) berichtet
vermutlich aus dieser Woche von der MTR:"
Auch die jüngsten Ereignisse bei OPEL IN RÜSSELSHEIM beweisen den geplanten
Ausverkauf:

LODERER, die rechte Hand von Otto Brenner, kam zu GEHEIMVERHANDLUNGEN MIT DEM
BETRIEBSRAT. Einige Vertrauensleute, die Wind von diesem Besuch bekamen,
verlangten die Diskussion mit dem Gewerkschaftsführer. Aber für die
Vertrauensleute war er nicht zu sprechen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.54,Bochum 17.7.1971,S.7

28.06.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vermutlich aus dieser Woche vom Fall Hernandez (vgl.
18.5.1971, 29.6.1971):"
LÜGEN HABEN KURZE BEINE?

'Also eine Seite lügt da bestimmt; da bin ich aber gespannt, wie das
ausgeht!' (Ausspruch eines Opel-Vertrauensmannes zum Fall Hernandez).
In ihrem letzten Flugblatt hat die IG Metall (Sonderbeilage der IGM*
Verwaltungsstelle Darmstadt) uns als ausgekochte Lügner hingestellt. Sie
schreibt:
'Der rote Metaller behauptet, er habe dem Kollegen H. sofort einen
Rechtsanwalt besorgt. AUCH DIESE DARSTELLUNG IST EINE LÜGE. Bis zum heutigen
Tage hat sich weder ein Rechtsanwalt im Auftrag der KPD/ML am Arbeitsgericht
für den Kollegen H. legitimiert, noch ist eine Klage eingereicht worden.
Lügen, nichts als Lügen. Kolleginnen und Kollegen! Laßt Euch durch solche
Lügenprodukte nicht irre machen. Wer politisch nichts zu bieten hat, muß zu
solchen Mitteln greifen, um sich interessant zu machen. Für die Zukunft haben
wir nicht die Absicht, in einen Flugblatt-Dialog mit diesen Lügnern
einzugehen. Wir wissen: 'Lügen haben kurze Beine' und die Vertrauensleute der
IG Metall in der Firma Opel in Rüsselsheim haben dieses schon längst
erkannt.'
(Mokrus/Flach ENDE Juni (!)).
Donnerwetter! Ein dicker Hund! und jetzt wollen wir mal sehen ....." (vgl.
23.4.1971).
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5

29.06.1971:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und ihrer Roten
Garde (RG) berichtet vom Fall Hernandez (vgl. 28.6.1971, 5.7.1971),
besonders über die IGM-Kommentare vom 12.5.1971:"
Als das der Hernandez hörte, platzte ihm der Kragen. Er schimpfte: mit denen
will ich nichts mehr zu tun haben. Und das sagte Hernandez auch vor Gericht.
Und er sagte außerdem zu dem Richter, daß er von unserem Anwalt verteidigt
werden möchte.

HALT! Der Mokrus tönt doch, die KPD/ML habe keinen Anwalt gestellt und führe
keine Klage! Dann konnte der Spanier das also gar nicht zu dem Richter sagen?
Dann stimmt es wohl auch nicht, daß im Gerichtssaal Gelächter ausbrach, als
der Vertreter der IG Metall dem Richter Papiere vorlegte, die von dem
Betroffenen gar nicht unterschrieben waren? Daß einem von der IG Metall dann
nichts besseres einfiel, als uns anzupöbeln? Dann stimmt es also auch nicht,
daß wir am Dienstag, dem 29. Juni 1971, 14 Uhr den Prozeß gegen OPEL gewonnen
haben? Daß der Richter verkündete: DAS ARBEITSVERHÄLTNIS WURDE DURCH DIE
FRISTLOSE KÜNDIGUNG NICHT GELÖST! Dann hat das Arbeitsgericht und Hernandez
es also mit Gespenstern zu tun gehabt?

Aber wie gesagt: 'Also eine Seite lügt da bestimmt!' Der Meinung sind wir
auch! Außerdem sind wir noch der Meinung: Die gleichen Gewerkschaftsbonzen
haben uns im letzten Herbst im Lohnkampf hereingelegt und verraten.
WER VERRÄT, DER LÜGT AUCH.

Und die Moral von der Geschicht'?
Selbst Gewerkschaftsbonzen, die lügen daß sich die Balken biegen, werden
nicht mehr 'rot'!
Deshalb müßt ihr Kolleginnen und Kollegen und ihr Vertrauensmänner nach Euren
besten Kräften die Rote Betriebsgruppe der KPD/Marxisten-Leninisten
unterstützen. Organisiert Euch innerhalb der Gewerkschaft in Roten Zirkeln.

MIT DER ROTEN BETRIEBSGRUPPE FÜR DEN ENTSCHLOSSENEN KLASSENKAMPF GEGEN DIE
OPEL-BOSSE UND GEGEN DIE VERRÄTER IN DEN EIGENEN REIHEN!"
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.5f

Juli 1971:  Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 1.11.1971)
berichtet u.a. über die 'Opel-Post' Nr.7 (vgl. Juni*1971, Aug.1971), deren
Name in der Überschrift in 'Opel-Pest' entfremdet wird, indem das 'O' mit
dem Opel-Blitz in ein 'E' verwandelt wird:"
DER KAMPF DER OPEL-PEST FÜR 'DEMOKRATIE', 'MARKTWIRTSCHAFT' UND 'FREIHEIT',
(DIE S I E MEINT)
...
Merkwürdig ist allerdings, und da findet auch K.H. Mai noch keine Erklärung,
daß diese 'Extremisten', die doch 'in einer hoffnungslosen Minderheit' sind,
daß diese 'paar Scharfmacher', die 'im Trüben fischen' (Rudi Hahn) solche
'Verwirrung' stiften können. Anders als Opels Pest kennen bereits viele
Kollegen die Antwort darauf: sie lesen die ZÜNDKERZE und wissen, daß diese
'Gruppe', die KPD/ML, ihnen die Wahrheit sagt über das, was mit ihnen gemacht
wird und daß sie sich bemüht, die Wünsche und Forderungen der Kollegen
öffentlich zu vertreten. Die KPD/ML hat sich in der 'ZÜNDKERZE' bereits
mehrfach von den echten Anarchisten (die nicht in Bochum, wohl aber in
Rüsselsheim vertreten sind), distanziert, und sie tut das auch jetzt wieder
(damit dürfte der Revolutionäre Kampf (RK) gemeint sein,d.Vf.).

Wir wollen nicht das Rad der Geschichte zurückdrehen und die Industrie wieder
abschaffen, sondern wir wollen vorwärts gehen, und das heißt: die
Arbeiterklasse kann sich von der Ausbeutung und Unterdrückung nur befreien,
indem sie die Diktatur der Bourgeoisie, der Kapitalistenklasse, die die
Fabriken und Maschinen und den staatlichen Machtapparat in der Hand hat,
beseitigt, weil dieses Monopol den Arbeitern nur ihre haut läßt, die sie zu
Markte tragen müssen. Und die Arbeiterklasse muß ihre eigene Diktatur, die
Diktatur des Proletariats, der großen Mehrheit der Bevölkerung, über die
Handvoll Ausbeuter und Blutsauger errichten!

Dafür ist es aber notwendig, daß sich die Arbeiterklasse eine eigene
politische Organisation schafft. Die im Aufbau befindliche KPD/ML ist diese
politische Organisation, diese politische Partei des Proletariats, die sich
aus den fortschrittlichsten Kollegen zusammensetzt. Darin unterscheiden wir
uns ganz klar von den Rüsselsheimer Anarchisten. Und weil wir mit der
Organisierung bereits Fortschritte gemacht haben, fürchtet uns die Handvoll
Aktionäre und Manager. Sie werfen uns gerne mit den Anarchisten in einen
Topf, weil sie wissen, daß die Arbeiter das planlose und unorganisierte
Vorgehen dieser Gruppen ablehnen. Auf diesen Trick darf man nicht
hereinfallen; eine Antwort darauf haben wir hiermit gegeben."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.8f

01.07.1971:  Eine Extra-Ausgabe der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten Opel
Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 28.6.1971, 5.7.1971)
erscheint mit vier Seiten DIN A 4. U.a. heißt es:
Da haben z.B. die V-Leute von Rüsselsheim schon vor acht (!) Monaten (vgl.
Nov. 1970,d.Vf.) einen Brief an Sonak zwecks besserer Zusammenarbeit
geschrieben. Dieser Brief ist bis heute nicht beantwortet, wie wir aus
Rüsselsheim erfuhren."
Von Opel Rüsselsheim wird berichtet über die Umbenennung des eigenen 'Roten
Metallers' (vgl. 11.5.1971) in 'Zündkerze' (vgl. 5.7.1971).
=Zündkerze Extra Ein feines Süppchen,Bochum o.J. (1.7.1971)

01.07.1971:  Betriebsversammlung bei Opel Bochum. Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der
KPD/ML-ZK rief auf (vgl. 1.7.1971) und
berichtet (vgl. 5.7.1971):"
PERSCHKE AUF DER BETRIEBSVERSAMMLUNG: ...
MÄRCHEN VOM HARTEN KAMPF UM DEN 13.MONATSLOHN

Wie sieht es zum Beispiel mit dem 13.Monatslohn aus: 'Kollege' Perschke kam
gerade aus Rüsselsheim zurück und berichtete ein Märchen vom 'harten Kampf'
mit der Geschäftsleitung, das so dramatisch war, daß es uns FAST zu Tränen
rührte. Aber trotz aller Dramatik konnte er eines nicht vertuschen: daß
nichts erreicht wurde. 13.Monatslohn in einem Drei-Jahres-Stufenplan,
bekommen soll es der, der 20 Jahre bei Opel arbeitet. Die anderen sollen sich
mit 81 bzw. 85% zufrieden geben. Die gleiche dramatische Schau zog der
'Kollege' Lorenz auf der BV in Rüsselsheim (vgl. S4.*.1971,d.Vf.) ab. Ob die
beiden das wohl vorher geübt haben, mit Cunningham als Lehrer?"
=Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung und Extra Ein feines
Süppchen,Bochum o.J. (1971) bzw. o.J. (1.7.1971),S.1ff bzw. S.1ff

04.07.1971:  Von der Roten Opelbetriebsgruppe (RBG) Rüsselsheim der KPD/ML-ZK und der RG
stammt ein:"
Offener Brief der Roten Opelbetriebsgruppe der KPD/Marxisten-Leninisten und
der Roten Garde

Rüsselsheim, den 4. Juli 1971

An die Opel Betriebsgruppen des
'Revolutionärer Kampf' (RK Frankfurt,d.Vf.)
und der Gruppe 'Rote Fahne Bochum'-KJVD (KPD/ML-ZB und KJVD,d.Vf.)

Kollegen, Genossen!

In knapp 3 Monaten beginnt bei Opel der Lohnkampf 1971. Es geht um die
Verteidigung der wirtschaftlichen Existenzgrundlage jeder einzelnen
Metallerfamilie.
Damit wir nicht genauso beschissen werden wie die Kollegen aus der Chemie (CPK-Bereich,d.Vf.) gibts nur eins: GEMEINSAMER KAMPF ALLER KOLLEGEN UM EINHEITLICHE FORDERUNGEN! Die Kapitalisten werden mit allen Mitteln versuchen unsere Kampffront zu spalten. Wir dürfen ihnen nicht den Gefallen machen und verschiedene Forderungen und verschiedene Kampfmethoden propagieren. Dann könnten wir gleich einpacken! Die Rote Opelbetriebsgruppe der KPD/Marxisten-Leninisten ist der Meinung, daß verschiedene Ansichten in einzelnen politischen Fragen, keine Gründe sein dürfen, eine Zusammenarbeit im Lohnkampf 1971 zu verhindern. Wir schlagen ein gemeinsames 'Kampfkomitee - Lohnkampf 1971 vor. Das Komitee hat die Aufgabe, gemeinsame Forderungen aufzustellen und gemeinsame Aktionen zu planen. Es lebe die Einheit der Arbeiterklasse! Rote Opelbetriebsgruppe der KPD/Marxisten-Leninisten FÜR DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!" =Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971),S.4 05.07.1971:  Vermutlich heute gibt die Rote Opelbetriebsgruppe der KPD/ML-ZK erstmals bei Opel Rüsselsheim ihre 'Zündkerze' (vgl. 7.7.1971) heraus, die die Nr.3 trägt, da die Nummerierung vom bisherigen 'Roten Metaller' (vgl. 11.5.1971) fortgeführt wird. Der Umfang beträgt 8 Seiten DIN A 4, die Verantwortung trägt Lothar Wolfstetter in Frankfurt. Im Leitartikel heißt es:" LOHNKAMPF 1971 Forderungen: 1. 15% gleich 1 DM ab 1.10.1971 2. Tarifliche Absicherung des Effektivlohns 3. 13. Monatslohn (tariflich abgesichert) 4. Volle Bezahlung des 24.12. und Sylvester 5. Wegfall der Lohngruppen 1 und 2 6. Voller Lohnausgleich bei 6 Std. Samstagsschicht 7. Weg mit dem Punktebewertungssystem: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN DAS SIND DIE RICHTIGEN FORDERUNGEN! Sie stützen sich auf genaue Untersuchungen. Am eigenen Geldbeutel spüren wir jeden Tag, wie alles teurer wird, wie die Preise in die Höhe schießen. UM WIEVIEL % SIND DIE LEBENSHALTUNGSKOSTEN WIRKLICH GESTIEGEN? CA. 11% - 13% Aber damit nicht genug. Die paar Groschen, die uns jetzt noch bleiben, werden uns durch Steuererhöhungen aus der Tasche gezogen. Allein im vergangenen Jahr haben es die Kapitalvertreter fertig gebracht, die Lohnsteuer um 22% zu erhöhen. Dazu kommen als krönender Abschluß die indirekten Steuererhöhungen (Benzin, Kfz., Versicherungen, Tabak usw.). Die Einkommensteuer der Unternehmer dagegen ist gesunken. Von diesem Staat und seinem Parlament hat der Arbeiter nichts zu erwarten. Für die gibts nur eine Politik: Laßt die Arbeiter schaffen, wir Bosse raffen. BEDEUTEN 15% EINE VERBESSERUNG? Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten wir dann viel erreicht, wenn wir diese Forderung durchgeboxt haben. In Wirklichkeit ist die Durchsetzung dieser richtigen und notwendigen Forderungen ein Verteidigungskampf. Wir müssen uns das zurückerkämpfen, was uns die Kapitalisten durch Preistreiberei und Steuererhöhungen im letzten Jahr geraubt haben. Bis zum nächsten Lohnkampf 1972 wird sich unsere Lage noch mehr verschlechtern. Die Kapitalisten der ganzen Welt befinden sich in einer immer stärker werdenden Wirtschaftskrise. Der Konkurrenzkampf um Absatzmärkte verschärft sich täglich. Besonders die Japaner machen den Opelbossen stark zu schaffen. Verstärkte Konkurrenz heißt verstärkte Ausbeutung, mehr Antreiberei, alles noch schneller für weniger Geld. Das läßt sich die Arbeiterklasse nicht länger gefallen. Die Lohnkämpfe 1969, 1970 zwigwn: 'Der Kampfgeist erwacht!' Die derzeitigen Handlanger des Kapitals, die SPD/FDP Regierung bereiten sich auf die kommenden Kämpfe vor. Staats-, Militär- und Polizeiapparat werden verstärkt. Der Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) probt in der Lüneburger Heide die Besetzung von Roten Fabriken. Unsere streikenden Chemiekollegen haben als erste die reformierten Polizeiknüppel gespürt. Die IGM-Bonzen haben sogar einen Antrag auf Verbot der KPD/ML gestellt. Wer ihre Sprüche: Arbeiter, nehmt Rücksicht auf die Volkswirtschaft, oder das Märchen von der Lohn-Preisspirale als Lügen entlarvt, der soll weg vom Fenster. 15% gleich 1 DM ist keine Verbesserung. Kollegen, keine Illusionen, die
Bonzen werden unsere Lage weiter verschlechtern, weiter Preise erhöhen,
weiter die Inflation beschleunigen. Doch wqir müssen jeden Angriff durch
Lohnkampf und Streik zurückschlagen! Erst wenn die Arbeiterklasse sich einig
wird, und geführt von der Partei des Proletariats, der KPD/ML, dieses
verfaulte und verlogene System stürzt, erst wenn wir den deutschen
Arbeiterstaat aufbauen, dann verbessert sich unsere Lage grundsätzlich.

PREISSTOP? PROFITSTOP?

Viele Kollegen wollen sich für Preis- und Profitstop einsetzen. Der Staat
soll dafür die Gesetze verabschieden. Glaubt Ihr, Kollegen, daß z.B. SPD-MdB
Rosenthal, selbst Fabrikbesitzer und die anderen Konzernvertreter im
Parlament sich solche Eigentore schießen?

Kollegen, die von Profit- und Preisstop träumen, träumen vom Sozialismus und
Wirtschaft nach Plan und Bedarf, ohne Krisen und Ausbeutung. Doch das ist
nicht drin, solange es den kapitalistischen Konkurrenzkampf gibt und
Produktion nach Profit. Wer da überleben will, muß seine Arbeiter immer
stärker ausbeuten und Preise treiben. Diese Gegensätze sind von keinem Staat
unter einen Hut zu bringen. 'Linke' Gewerkschaftsbürokraten, Jungsozialisten
(Jusos der SPD,d.Vf.) und DKP-FDunktionäre unterstützen diese Illusionen.

Dadurch werden viele fortschrittliche Kollegen vom konsequenten Kampf gegen
den Staat abgehalten. Wenn die Arbeiterklasse sich endgültig befreien will,
muß sie den Staatsapparat zerschlagen. Aber das geht nur mit einer
disziplinierten Partei, nach Plan und System. Wer das bestreitet oder
verschweigt handelt gegen das Interesse der Arbeiterklasse. Als
Studentengenossen der KPD/ML im Chemiekampf (CPK-Bereich,d.Vf.) mit den
Arbeitern gemeinsam Streikposten aufstellten, haben diese Leute gebrüllt:
Lohnkampf hat nichts mit Politik zu tun, keine Einmischung von außen!

Damit wollen sie bezwecken, daß wir uns nicht selbst für unsere Interessen
einsetzen, sondern den Gewerkschaftsführern hinterherlaufen, die uns verraten
werden wie im letzten Herbst und jetzt die Chemiekollegen.

WAS TUN?

Die Forderungen sind richtig, doch wie können wir sie durchsetzen? NUR DURCH
STREIK, unserer einzigen und wirksamsten Waffe. Denn am Verhandlungstisch der
Konzertierten Aktion verraten uns die IGM-Bürokraten wie im letzten Herbst an
das Kapital.

Ja, selbst eine IGM-Forderung von 10% auf den Ecklohn ist angesichts der
Preistreiberei ein glattes Almosen.

Nein! Am Vorstandstisch fallen nur Brocken ab. Wir müssen uns auf die eigene
Kraft verlassen und nicht auf Hahn, Lorenz, Mokrus, Flach und Kumpanen.

Manche Kollegen haben verständliche Einwände gegen Streikmaßnahmen.
Lohnverlust, Schwierigkeiten zu Hause, Angst vor Rausschmiß, die Streikgelder
sind kümmerlich, wenn sie der Gewerkschaftsapparat überhaupt herausrückt. Für
die nichtorganisierten Kollegen siehts noch schlechter aus, denn rote
Hilfsorganisationen haben wir erst in winzigen Ansätzen aufgebaut, wie ihr am
Fall Hernandez seht.

Unser wirksamstes Mittel ist die Einheit und Solidarität der Kollegen
untereinander. In den Abteilungen müssen sich die zuverlässigsten und
standhaftesten Kollegen zu STREIKRÄTEN zusammenschließen und sich schützend
vor die Kollegen stellen. Alle anderen Kollegen müssen hinter dem Streikrat
stehen und ihm den Rücken stärken. Wenn dann wie im letzten Herbst die
Abteilungsleiter mit Notizblock und Drohungen (in einigen Abteilungen Arm in
Arm mit dem Betriebsrat) durch die Hallen rennen, dann können sie uns nicht
einschüchtern. Sie können sich die Schuhsohlen ablaufen, wenn wir uns einig
sind. Alle Abteilungen wie ein Mann hinter dem Streikrat! Schon jetzt müssen
wir uns durch Gespräche miteinander auf den Lohnkampf vorbereiten. Wir müssen
mit unseren V-Leuten die Forderungen durchsprechen und sie kontrollieren, ob
sie sie auch wirklich vertreten. Auch mit der Frau zu Hause über die
Forderungen sprechen, denn die haben einen besseren Überblick über
Preissteigerungen. So bereiten wir uns richtig auf den Lohnkampf vor. Der
Kampf muß ein weiterer Schritt zur Einheit der Opelarbeiter sein. Die Parole
heißt:

MANN DER ARBEIT AUFGEWACHT UND ERKENNE DEINE MACHT, ALLE RÄDER STEHEN STILL,
WENN DEIN STARKER ARM ES WILL!"

Auch man selbst sucht die Einheit, vor allem mit den Opel-Betriebsgruppen des
RK Frankfurt und der KPD/ML-ZB (vgl. 4.7.1971).
Berichtet wird vom Fall Hernandez (vgl. 23.4.1971, 28.6.1971), wozu in Kürze
eine Dokumentation erscheinen soll.

Ein Jugendteil wird von der Roten Garde (RG) Rüsselsheim erstellt:"
FÜR JUNGARBEITER UND LEHRLINGE: GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT
FÜR ALLE LEHRLINGE 80% DES FACHARBEITERLOHNES!

JUNGARBEITER UND LEHRLINGE!

Warum kriegt einer, der 18 Jahre ist und am Band schafft, weniger, als sein
Kollege daneben, der ein paar Jahre älter ist? Warum gibt es bei der
Leistungszulage Abstufungen nach Alter? Bei den Angestellten ist es genauso:

Ein 20jähriger kaufm. oder techn. Angestellter in den Gehaltsgruppen K1 und
T1 kriegt 120 DM weniger als sein 21jähriger Schreibtischnachbar.

Das alles soll uns Jugendliche voneinander spalten. Wer mehr kriegt, kämpft
nicht mehr so sehr wie sein Kumpel, der weniger hat.
Unsere Forderung 'GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT' zielt auf die Einheit der
Arbeiterklasse ab. Denn wie der Mensch lebt, so denkt er.
Deshalb:

Wir Lehrlinge arbeiten in der Produktion oder wir schaffen in der
Lehrwerkstatt genau wie ein Dreher oder Werkzeugmacher im Betrieb.
Gegen die produktive Arbeit haben wir gar nichts, aus zwei Gründen:

1. Wir wollen praktisch arbeiten. Natürlich muß es entsprechende
Ausbildungsplätze in der Produktion geben, wo wir nicht rumgejagt werden,
sondern von den älteren Kollegen wirklich was lernen können. Von einem Dreher
mit 30jähriger Berufspraxis können wir hundertmal soviel lernen, wie von
einem Pauker, der nur Bücher gelesen hat.

2. Die Kapitalisten verbreiten, wo sie es können, in Fernsehen, Radio,
Zeitungen: 'Junge Leute haben ganz andere Interessen als ältere.' Meistens
meinen sie damit Mode, Beat, lange Haare usw. So wollen sie den gemeinsamen
Kampf aller Arbeiter - ob jung oder alt - verhindern. Das ist ihnen lange
genug gelungen.

Die Arbeit in der Produktion bringt uns mit älteren Kollegen zusammen. Hier
meint jeder, daß das gemeinsame Interesse von jung und alt die Abschaffung
der Ausbeutung ist - und nicht sonntags stundenlang in Diskotheken rumhocken,
wo man einpennt vor Langeweile.

Aus diesen Gründen sind wir nicht gegen die Arbeit in der Produktion.
WIR WOLLEN ABER AUCH DAFÜR BEZAHLT WERDEN!

Die produktive Tätigkeit eines Lehrlings macht durchschnittlich 3/4 seiner
Lehrzeit aus. Bei einem Beruf ist es weniger, beim anderen ist es mehr.
Deshalb ist 80% vom Facharbeiterlohn die richtige Forderung.

WARUM FORDERN WIR NICHT 600 DM FÜR ALLE?

Wenn wir Forderungen aufstellen und erkämpfen, müssen wir immer auf die
Einheit der Arbeiterklasse abzielen.
Ein ganz wichtiger Schritt im Kampf um die Einheit ist der Kampf gegen
Lohngruppen und Altersstaffelungen. Wir müssen erreichen, daß die Lehrlinge
zusammen mit den älteren Kollegen kämpfen.
Bei 80% Lehrlingslohn ist ein Kampf der Arbeiter, z.B. um 15%, auch ein kampf
der Lehrlinge.

LEHRLINGE UND JUNGARBEITER!

Die Lehrwerkstatt beim Opel ist vom Betrieb getrennt. Lehrlinge und Arbeiter
haben wenig Kontakt. Im Herbst müssen wir zeigen, wie wir das Geschwätz von
den verschiedenen Interessen von jung und alt durchschauen.
Wenn die älteren Kollegen um mehr Geld streiken, dürfen wir nicht
weiterarbeiten. Dann muß auch in der Lehrwerkstatt der Hammer fallen.

Es gibt immer noch kein gesetzliches Streikrecht für Lehrlinge. Doch wenn wir
zusammenstehen wie ein Mann, kann uns niemand was anhaben.

Unsere Forderungen müssen wir in der ganzen Lehrwerkstatt diskutieren. Die
Jugendvertreter (JV,d.Vf.) müssen wir fragen, ob sie dahinterstehen und mit
uns kämpfen wollen.

DIE PAROLE HEISST:

OB VATER, MUTTER, TOCHTER, SOHN - FÜR GLEICHE ARBEIT - GLEICHER LOHN!"
=Zündkerze Nr.3,Rüsselsheim o.J. (1971);
Zündkerze Extra Ein feines Süppchen,Bochum o.J. (1.7.1971),S.2

07.07.1971:  Ein Extrablatt der 'Zündkerze' der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) der
KPD/ML-ZK (vgl. 5.7.1971, 18.8.1971) erscheint in Rüsselsheim. Verantwortlich
ist Lothar Wolfstetter.
Zur heutigen Belegschaftsversammlung (BV) fordert sie die Forderungen für den
Lohnkampf im Herbst klar auszusprechen.
Dabei steht die Forderung nach 15% bzw. 1 DM ab 1.10.1971 im Mittelpunkt.
=Die Zündkerze Extrablatt,Rüsselsheim 7.7.1971

18.08.1971:  Bei Opel Rüsselsheim gibt die KPD/ML-ZK ein 6-seitiges Extrablatt ihrer
'Zündkerze' (vgl. 7.7.1971, 27.9.1971) heraus, welches unter Verantwortung
von Lothar Wolfstetter in Frankfurt von der anstehenden
Gesamtbetriebsratssitzung (vgl. 23.8.1971) berichtet.
Zu den Anträgen heißt es:"
Kollegen,

wenn Ihr die Anträge ALLE haben wollt, schreibt an die Kontaktadresse. Wir
schicken sie Euch dann zu."

In einem Kasten wird berichtet aus NRW von Opel Bochum (vgl. Aug. 1971) und
Hoesch Dortmund:"
Bei einer Betriebsversammlung in Bochum verlas ein Vertreter der Zündkerze
die von der KPD/ML aufgestellten Forderungen. Jede einzelne wurde mit
heftigem Beifall von den Kollegen begrüßt.

Auch bei Hoesch fanden diese Forderungen großen Beifall. Dort setzten sich
die fortschrittlichen Vertrauensleute dafür ein."
=Zündkerze Extrablatt,Rüsselsheim 18.8.1971

23.08.1971:  Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 16.9.1971)
berichtet vermutlich aus dieser Woche, "daß die V-Leute in Rüsselsheim in der
Stadthalle folgende Resolution verabschiedet haben?:
'Die V-Leute-Vollversammlung der Adam Opel AG mißbilligt aufs schärfste die
Aufstellung der 11% Forderung. Die Mitglieder sind vor der Tagung der
Tarifkommission nicht befragt worden. Die 11% sind minimal und ungenügend.

Forderung:
Die 11% auf jeden Fall durchzusetzen,
13.Monatslohn,
Mitgliederbefragung und erneute Vollversammlung während der Erklärungsfrist
Veröffentlichung des Beschlusses im IGM-Mitteilungsblatt.'

Zusatzforderung:
'Tarifliche Absicherung des Effektivverdienstes.'"
=Zündkerze Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J. (1971),S.2

23.08.1971:  Laut KPD/ML-ZK soll eine Opel-Gesamtbetriebsratskonferenz in Berlin
beginnen, die bis zum 25.8.1971 dauert.
Aus Rüsselsheim berichtet die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK:"
Rüsselsheim, den 18.8.1971

GESAMTBETRIEBSRATSKONFERENZ IN BERLIN

Kolleginnen und Kollegen!

Vom 23. bis 25.August findet in Berlin die 3.Gesamtbetriebsratskonferenz
statt. Der diesjährige Termin liegt einen Monat früher als letztes Jahr.
Warum? Das ist klar (vgl. 24.9.1970, 25.9.1970,d.Vf). ...
Die Gefahr, daß wir die Sache selbst in die Hand nehmen, wollen sie diesmal
vermeiden. Deshalb der verschobene Termin.

WAS HABEN WIR VON DER KONFERENZ ZU ERWARTEN?

Wozu findet das ganze eigentlich statt? Hahn auf der 1.
Gesamtbetriebsratskonferenz in Rüsselsheim (vgl. **.*.196*,d.Vf.): 'Diese
Tagung soll zur Koordinierung der Arbeit der Einzelbetriebsräte beitragen,
um den Wünschen gegenüber der Geschäftsleitung mehr Durchschlagkraft zu
verleihen.'

'Gute Sachen' werden viele sagen. Doch Vorsicht mit schnellen Kommentaren.
Erstmal die Sache etwas genauer betrachten:
Vereinheitlichung der Linie gegenüber der Firmenleitung wurde gesagt. Wozu
braucht man dann stundenlange Reden eines Dr. R. Hoenicke (Vorstandsmitglied
und Leiter der Personal- und Sozialabteilung), die nichts anderes beinhalten
als das folgende verlogene Kapitalistengeschwätz:
'Wir sitzen doch alle in einem Boot' Und wörtlich: 'Auf Zusammenarbeit
gründet sich alle Kultur. Wir Menschen sind Wesen, die voneinander abhängig
sind, sei es nun im privaten, beruflichen, gesellschaftlichen oder
politischen Leben.' Und als Krönung die unmißverständliche Warnung: 'Und
diese Tatsache sollten wir immer beachten, vor allem dann, wenn die
Meinungen aufeinanderprallen.'

Wir sind allerdings auch der Meinung, daß zur 'Kultur' zum Beispiel im K 40
oder im M 55 zwei nötig sind, nämlich Ausbeuter und Ausgebeutete. Aber genug
zu diesem Geschwätz von Kultur und gemeinsamen Interesse. Wir Arbeiter
spüren die 'Tatsachen' täglich an den eigenen Knochen. Um dies zu kennen,
brauchen wir keinen Dr. R. Hoenicke, der sich im Plüschbüro irgendetwas
zusammenspinnt.

Kollegen, wozu brauchen die auf der Betriebsratskonferenz einen
Generaldirektor Mason oder einen Bürgermeister Dr. Storsberg, der sicherlich
nichts anderes zu erzählen hat, wie daß der großzügige Opel wieder 500 000
DM für die mehrzweckhalle gespendet hat.

Kollegen, wenn wir diese Besetzung betrachten, wird klar, wo der 'richtige
Weg' hinläuft, von dem unser geschätzter Gesamtbetriebsratsvorsitzender Hahn
spricht:

EINHEIT MIT HAHN UND LORENZ - GLEICH EINHEIT MIT DEN OPELBOSSEN

Die wenigen Betriebsräte und Vertrauensleute, die noch einen Funken
Klassenbewußtsein in sich haben, die aus der Praxis der Produktion behalten
haben, daß Kapitalinteresse und Arbeiterinteresse sich direkt entgegenstehen
und unvereinbar sind, die sollen auf die andere Seite gezogen werden. Oder
was soll es denn anderes bedeuten, wenn Hahn, Lorenz und Co. begeistert
Beifall klatschen, als Hoenicke wörtlich sagte: 'Deshalb müssen Betriebsräte
aus besonderem Holz geschnitzt sein... in ihrem Kreis kann man nur nüchterne
und verantwortungsbewußte Männer und Frauen gebrauchen, denen das Wohl des
Unternehmens wichtiger ist als irgendwelche Augenblickserfolge ohne festes
Fundament.'

Hahn, Lorenz und Co., wir wissen, daß ihr aus Verräterholz geschnitzt seid.
das 'Wohl des Unternehmens' war euch immer wichtiger. Die 'Alle-in-einem-
Boot'-Phrase habt ihr lange genug bei den Arbeitern an den Mann gebracht,
deshalb wird der Stein, den ihr erhoben habt, auf eure eigenen Füße fallen.

DIE RICHTIGEN FORDERUNGEN - DIE LAGE DER ARBEITERKLASSE

Um die richtigen Forderungen aufzustellen, müssen wir uns die Situation, in
der sich die Arbeiterklasse im Herbst 1971 befindet, noch mal vor Augen
halten.

Wir befinden uns am Anfang einer neuen größeren Krise. Es sieht zwar beim
Opel, oberflächlich betrachtet, noch ganz gut aus, aber das kann und wird
sich bald schlagartig ändern.

Von 1966/1967 wissen wir das zu gut: Samstags noch Überstunden, Montags
Entlassungen und Kurzarbeit. Die Vorzeichen der Krise spüren wir schon stark.
Sie heißen: maßlose Preistreiberei, Verschärfung der Ausbeutung.

Um ihren Platz als angesehene, kapitalkräftige Imperialisten zu behalten und
möglichst noch zu verbessern, brauchen die westdeutschen Imperialisten die
Schillerschen sogenannten 'Lohnleitlinien', das Lohndiktat.
Die SPD-Regierung und ihre Kettenhunde, die Gewerkschaftsbürokratie, sind am
besten in der Lage, das Lohndiktat in der Arbeiterklasse durchzusetzen, weil
sie immer noch über einigen politischen Kredit bei vielen Arbeitern verfügen.

Das Lohndiktat der SPD-Regierung ist das Mittel der Ausbeuter, die Krise auf
das arbeitende Volk abzuwälzen.

DAS LOHNDIKTAT IST EIN NEUER SCHRITT AUF DEM WEG ZUR VERSTAATLICHUNG DER
GEWERKSCHAFTEN. DAS GRUNDRECHT DER ARBEITER UM HÖHERE LÖHNE ZU STREIKEN SOLL
ABGEBAUT WERDEN! DIE MITTEL DAS DURCHZUSETZEN, SAHEN WIR IN DER CHEMIE. SIE
HEISSEN POLIZEIKNÜPPEL UND ZWANGSSCHLICHTUNG.

Die erste Pflicht einer klassenbewußten und kämpferischen Gewerkschaft wäre
es, die Arbeitermassen in den Betrieben auszurichten und den Kampf
vorzubereiten unter der Parole:

ZERSCHLAGT DAS LOHNDIKTAT

Doch was tun die Gewerkschaftsbosse? Wie unser Kollege Hahn so auch Otto
Brenner (Vorsitzender der IG-Metall) 'Wir halten uns an die wirtschaftlichen
Gegebenheiten.' Das heißt auf deutsch: Zum Wohle des Kapitals immer drauf auf
die Arbeiterklasse, die kleinen Angestellten, die kleinen Bauern!

Die Angriffe auf das Volk werden in Bonn seit Jahren in der Konzertierten
Aktion, wo Unternehmer, Regierung und Gewerkschaftsbonzen an einem Tisch
sitzen, ausgemauschelt.

Der Kampf um die klare Forderung:

RAUS AUS DER KONZERTIERTEN VERRÄTERAKTION - KEINE GEHEIMABSPRACHEN MIT DEN
KAPITALISTEN

müßte für jeden klassenbewußten Vertrauensmann oder Betriebsrat eine
Selbstverständlichkeit sein. Doch nichts davon in den 52 Anträgen für Berlin
...!

Es wäre die Pflicht jedes guten Vertrauensmannes, um Arbeiterversammlungen
zur Diskussion der richtigen Forderungen und Vorbereitung von Kampfmaßnahmen
zu kämpfen.
Doch nichts davon in den 52 Anträgen für Berlin ...!

Kollegen, die richtigen Forderungen haben wir schon in der letzten Zündkerze
(vgl. 7.7.1971,d.Vf.) proklamiert:

1. 15% gleich 1 DM mehr ab 1.10.1971

2. tarifliche Absicherung des Effektivlohns

3. 13. Monatslohn (tariflich abgesichert)

4. Wegfall der Lohngruppen 1 und 2

5. Volle Bezahlung des 24.12. und Sylvester

6. Voller Lohnausgleich bei 6 Stunden Samstagsschicht

7. Weg mit dem Punktebewertungssystem - Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Kollegen,

was an den richtigen und notwendigen Dingen zuwenig in den Anträgen steht,
steht an falschen Dingen zuviel drin.

Wer die Richtung dieser Anträge einmal genau untersucht, dem wird klar, mit
was für einer Art von Gewerkschaft wir es heute zu tun haben.

Die Gewerkschaftsbonzen haben in erster Linie die Aufgabe die Interessen der
Kapitalisten gegen die Arbeiter durchzusetzen. Dazu werden sie von Kapital
und Staat mit dicken Posten bestochen. Sie sitzen in Ministersesseln wie Herr
Arendt (Bundesarbeitsminister), in den Aufsichtsräten (die kann man gar nicht
alle aufzählen). Sie sitzen in Polizeipräsidien und in Gemeinderäten. Hahn
sitzt im Stadtrat von Flörsheim (in Hessen,d.Vf.).

SIE SIND OFT SELBST KAPITALISTEN

Sie sind voll eingegliedert in den staatlichen Unterdrückungsapparat. Sie
müssen und werden auch mit allen Mitteln versuchen das Lohndiktat gegen die
Arbeiter durchzusetzen. Wie weit die Gewerkschaftsbürokratie sich schon nach
unten durchgesetzt hat, zeigt, daß kein einziger Antrag gegen das Lohndiktat,
gegen konzertierte Aktion und Geheimabsprachen, keine einzige Lohnforderung
(%) in den 52 Anträgen für Berlin zu finden ist.

MITBESTIMMUNGSKRAMPF - AUSLIEFERUNG AN DAS KAPITAL

Die Anträge, die dafür haufenweise drin sind, laufen alle auf die Ablenkung
der Arbeiterklasse von den richtigen Zielen, also auf die Fertigung und
Erweiterung der Pöstchen, auf Mitbestimmungsdudelei hinaus.

Im folgenden die Kritik einiger dafür charakteristischer Anträge:

Antrag Nr.4

Für Großbetriebe sollen sogenannte Öffnungsklauseln eingeführt werden, d.h.
in Großbetrieben sind die Gewinne größer als in kleinen Klitschen. Da müßten
die Arbeiter auch mehr verdienen.

Kollegen, das ist doch nichts anderes als eine weitere Aufspaltung der
Arbeiterklasse. Oder sind etwa die Preise für Kollegen aus kleineren
Betrieben niedriger als für die aus Großbetrieben?

Dahinter steckt nichts als das verräterische Argument der Gewerkschaftsbosse,
man müsse die Löhne nach den Gewinnen aushandeln. Eine Arbeitergewerkschaft
verlangt nicht Löhne nach den sowieso frisierten Bilanzgewinnen der Bosse,
sondern alles, was rauszuholen ist. Die Opelbetriebsräte wollen durch solche
Anträge wohl auch ihre Stellung (sie sind ja Großbetrieb) innerhalb des
Gewerkschaftsapparates ausbauen.

Antrag Nr.26:

'Einführung eines gesetzlichen Betiligungslohns zur Beteiligung am
Produktivkapital.'

Kollegen, das ist der Gipfel des Eisbergs! Mit solchen Parolen und
Forderungen sollen wir für immer und ewig an das Ausbeutersystem gekettet
werden. Durch solche Forderungen (so steht es in der Begründung der
Betriebsräte Bauschbach, Dörr, Herbrand und Weyerhäuser) soll die
'Kapitalkonzentration und die damit verbundene Gefahr der politischen
Einflußnahme auf den demokratischen Rechtsstaat' verhindert werden.
Hier wird die 'alle in einem Boot' Ideologie zur Grundlage gewerkschaftlicher
Forderungen gemacht.

Wir brauchen keine Beteiligung am Produktivkapital! Wir sind Arbeiter und
keine Kapitalisten. Ein Zwischending gibt es nicht. Wir können und wollen uns
nicht selbst ausbeuten!! Wir werden uns nicht beteiligen an der ungeheuren
Schuld die eine Politik ausgerichtet nach Profitinteresse mit sich bringt.
Wir werden nicht mitverantwortlich sein an der Ausplünderung ganzer Erdteile
zum Wohle des deutschen Produktivkapitals.

Was wir brauchen ist nicht Beteiligung und Kumpanei mit gesetzlich
legalisiertem Großverbrechen und Kriegstreiberei sondern ein anständiges und
materiell gesichertes Leben, in dem jeder nach seinen Interessen und
Fähigkeiten arbeiten und lernen kann.

Kollegen,

das ist der ganze traurige Charakter der Mitbestimmungschose. Die Kollegen sollen glauben, daß man mit der Mitbestimmung den Kapitalisten Geld abknöpfen kann, daß die Arbeiter dadurch Einfluß auf den Staat und die Gesellschaft gewinnen können. Das ist eine Täuschung! Die Gewerkschaftsbonzen wollen uns Arbeiter dazu benutzen für sie die fetten Mitbestimmungsposten zu erkämpfen. Die einzigen, die was davon haben, sind die Bonzen selbst. Und in Zukunft, wenn die Krise kommt, wenn immer mehr gerüstet wird zur Vorbereitung eines neuen Weltkriegs, dann werden diese Herren ganz im Sinne des Kapitals in die Welt posaunen: 'Arbeiter, ihr müßt die Gürtel enger schnallen, Arbeiter, ihr müßt eure Söhne in den Krieg schicken, denn Arbeiter, du bist ja selbst beteiligt am Produktivkapital und bestimmst obendrein noch mit!' Kolleginnen und Kollegen, Einige Anträge an die Gesamtbetriebsratskonferenz sind richtig. Diese Anträge verdienen unsere Unterstützung. Wir werden nach der Sitzung in Berlin bekanntgeben, ob sie durchgekommen sind und wer dagegen oder dafür gestimmt hat. Die Anträge Nr.5, 32, 36 zielen auf lineare Lohnerhöhungen ab. Ebenso gibt es Anträge zum Wegfall von Leichtlohngruppen und gegen Bezahlung nach Alter im Zeitlohn. Diese Anträge zielen auf das richtige Prinzip 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' ab. Weitere Anträge setzen sich für stündliche 5-Minuten-Pausen am Band (ohne Veränderung der Bandgeschwindigkeit) und für Bezahlung der Parkplatzversicherung ein. Das müssen wir besonders unterstützen. Die Kapitalisten geben schließlich auch keinen einjährigen Frieden mit den Preisen. Kolleginnen und Kollegen, klassenbewußte Vertrauensleute und Betriebsräte! Viele werden jetzt fragen, wie können wir denn die richtigen Anträge unterstützen? Es gibt ja für ein einfaches Gewerkschaftsmitglied praktisch kein gewerkschaftliches Leben. VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT DEN EHRLICHEN GEWERKSCHAFTERN DEN RÜCKEN STÄRKEN! Eins vorneweg: Wir dürfen uns keine Illusionen darüber machen, in diesem bürokratischen Gewerkschaftsapparat wirklich was vernünftiges für die Arbeiterklasse ereichen zu können. Da ist nichts zu machen. Wer das versucht, wird von oben isoliert, und wenn er weitermacht aus dem Apparat rausgeschmissen. Das kennen wir von früher, z.B. nach dem KPD-Verbot, als die Kommunisten nach und nach gesäubert wurden. Deshalb müssen wir wie 1969/70 hauptsächlich auf die eigene Kraft vertrauen. Und wir müssen jeden Meter Boden, der uns überlassen wird, ausnutzen. Es gibt noch gute Vertrauensleute und auch Betriebsräte. Das sind Kollegen, die sich täglich ehrlich bemühen und sich manchmal den Herzbändel abrennen wenn es um unsere Interessen geht. Diesen ehrlichen Gewerkschaftern müssen wir den Rücken stärken. Wir müssen mit ihnen unsere Forderungen diskutieren und sie kontrollieren. Wir müssen verlangen, daß sie uns über alles sofort informieren, was auf gewerkschaftlichen Versammlungen besprochen wird. Das Wichtigste, was wir ihnen immer wieder sagen müssen, ist: Bleib auf der Seite der Arbeiterklasse! Wer sich zwischen Arbeiter und Kapital stellen will, steht in Wirklichkeit auf der anderen Seite. Leute, die eine Kompromiß-Politik betreiben, können wir nicht gebrauchen. Kompromisse dienen dem Kapital. KLASSENBEWUSSTE BETRIEBSRÄTE, ZEIGT UNS IN BERLIN, AUF WESSEN SEITE IHR STEHT !!" Veröffentlicht wird auch noch "ohne Kommentar" folgender:" Antrag Nr.21 BETR. STEUERREFORM Aus dem Inhalt: Die 3.Betriebsrätevollkonferenz der Betriebsräte ist sich allerdings darüber im Klaren, daß die Entlastungen für die Millionen von Arbeitnehmern sich nur in engen Grenzen halten können. Angesichts des grotesken Mißverhältnisses zwischen 'privatem Reichtum' und 'öffentlicher Armut' muß die öffentliche Hand mit mehr Einnahmen ausgestattet werden. Der Bau von Krankenhäusern ...hat absoluten Vorrang. ...Die Entlastung kleiner Einkommen muß aber deswegen begrenzt werden, weil jede entlastende Maßnahme erhebliche Steuerausfälle hervorruft, die das Programm der inneren Reform gefährden würde.'" Aus Bochum fragte die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK:" AUGUST - GESAMTBETRIEBSRAT IN BERLIN Sonderbar, ausgerechnet dort, wo nur ca. 750 Kollegen arbeiten! Ausgerechnet
dort, wo es keine (noch!) Betriebsgruppe gibt! Haben die Herren Bonzen etwa
Angst davor, ihre Sitzung dort abzuhalten, wo im letzten September tausende
von Opel-Arbeitern auf der Wiese standen? Haben die 'Arbeitervertreter'
Angst, daß dann eher etwas durchsickert, was nicht für Arbeiterohren bestimmt
ist?"

Die Bochumer RBG berichtet (vgl. 16.9.1971) über die SPD-BG Arso und den BR-
Vorsitzenden Perschke:"
In Berlin haben sie toll verhandelt, der Berg ist gekreist, geboren hat er
eine Maus. Von den in der letzten BV aufgestellten Forderungen wurde kaum ein
Antrag wirklich behandelt. Zum 13.Monatslohn forderte z.B. die V-Leute-
Körperleitung Rüsselsheim, 'sich für die Zahlung eines 13.Monatseinkommens
ohne Begrenzung' einzusetzen. Anmerkung der Antragskommission des GBR:
'Annahme empfohlen, aber 'ohne Begrenzung als Weihnachtsgratifikation'
streichen'. In dieser Art gehts dann weiter, was die Anträge betrifft. Und
fragt Perschke auf der BV, was er hinsichtlich des tariflichen Urlaubs
(Weihnachten, Sylvester) durch'gesetzt' hat, ihr werdet staunen!!"

Bei Perschkes Bericht (vgl. 16.9.1971), meint die RBG, "kam nichts Neues
heraus. Dafür unterschlug er die 27 Anträge, die von V-Leuten aus eigener
Initiative für Berlin bei ihm eingereicht worden waren. Er hätte dann nämlich
begründen müssen, warum in Berlin darüber (offiziell!!) kein Sterbenswörtchen
erwähnt wurde."
=Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung, Extranummer Kampf der
Bonzendiktatur! und Nr.11,Bochum o.J. (1971),S.9, S.2 bzw. S.3;
Zündkerze Extrablatt,Rüsselsheim 18.8.1971,S.1ff

30.08.1971:  Es erscheint die Nr.17 der 'Roten Fahne' (vgl. 16.8.1971, 13.9.1971) der
KPD/ML-ZB. Laut eigener Aussage habe die konkurrierende KPD/ML-ZK starke
Betriebsgruppen in Hessen bei Opel in Rüsselsheim.
=Rote Fahne Nr.17,Bochum 30.8.1971

15.09.1971:  Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.70 (vgl. 11.9.1971, 18.9.1971) heraus.
Nicht einverstanden ist man mit der Politik der KPD/ML-ZK, die sich u.a. bei
bei Opel Rüsselsheim ('Die Zündkerze') hinter die 11%-Forderung der IGM
gestellt habe.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.70,Bochum 15.9.1971

16.09.1971:  Bei Opel Bochum findet eine Betriebsversammlung (BV - vgl. 1.7.1971,
**.**.1971) statt.
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) berichtet:"
... Von den in der letzten BV aufgestellten Forderungen
wurde kaum ein Antrag wirklich behandelt. Zum 13.Monatslohn forderte z.B. die
V-Leute-Körperleitung Rüsselsheim (vgl. S2.*.1971,d.Vf.), 'sich für die
Zahlung eines 13.Monatseinkommens ohne Begrenzung' einzusetzen. Anmerkung der
Antragskommission des GBR: 'Annahme empfohlen, aber 'ohne Begrenzung als
Weihnachtsgratifikation' streichen'. In dieser Art gehts dann weiter, was die
Anträge betrifft."
=Zündkerze Nr.11 und Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J.
(1971),S.1ff bzw. S.1ff

27.09.1971:  Vermutlich in dieser Woche gibt die OG Frankfurt der RJ/ML des KAB/ML die
Nr.6 des 'TN-Arbeiters' (vgl. Aug. 1971, 15.11.1971) für September heraus.
Gefragt wird u.a.: "Ist unser Vertrauensleutekörper etwa
mit der 11%-Forderung der rechten Gewerkschaftsführer einverstanden? Doch
wohl kaum. Warum teilt man dann die Ablehnung dieser Forderung nicht den
rechten Gewerkschaftsführern mit, so wie es der Vertrauensleutekörper bei
Opel Rüsselsheim gemacht hat."
=Der TN-Arbeiter Nr.6,Frankfurt Sept. 1971

27.09.1971:  Bei Opel Rüsselsheim gibt die KPD/ML-ZK ein 6-seitiges Extrablatt
ihrer 'Zündkerze' (vgl. 1.8.1971, Okt. 1971) heraus, welches unter
Verantwortung des Frankfurters Lothar Wolfstetter von Hoesch, Opel
Bochum, Adler Frankfurt, dem eigenen Werk und den Bestrebungen des IG
Metall Ortsvereins Duisburg nach einem 'Verbot der KPD/ML' berichtet.
=Zündkerze Extrablatt,Rüsselsheim 27.9.1971

Oktober 1971:  Vermutlich Anfang Oktober gibt die KPD/ML-ZK bei Opel Rüsselsheim die Nr.4
ihrer 'Zündkerze' (vgl. 27.9.1971) heraus, die sich auf ihren 10 Seiten
(VISP: Lothar Wolfstetter, Frankfurt) u.a. mit dem Revolutionären Kampf (RK)
befaßt. Dieser trete zwar für eine Revolution ein, habe aber keine
Vorstellung vom Weg dahin und keine Theorie. Das sei höchst gefährlich:"
WENN IHR SO WEITER MACHT, WERDET IHR KONTERREVOLUTIONÄRE."
Über die eigenen Verteiler wird berichtet, daß diese größtenteils Mitglieder
des KSB/ML, u.a. Jurastudenten, seien. Mobilisiert wird für den 13.10.1971.
=Zündkerze Nr.4,Rüsselsheim o.J.

07.10.1971:  Bei Opel Rüsselsheim wird, laut Roter Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der
KPD/ML-ZK (vgl. 1.11.1971), die Betriebsversammlung (BV) abgebrochen, weil
die Kollegen über einen Warnstreik zur Metalltarifrunde (MTR) abstimmen
wollten.
Dazu äußern sich sowohl der Betriebsrat in Rüsselsheim (vgl. 11.10.1971), als
auch die Geschäftsleitung bundesweit (vgl. 14.10.1971).

In einem durch die RBG Bochum veröffentlichten Leserbrief heißt es:"
Dort stellten die Kolleginnen und Kollegen die Forderung nach 1% gleich 1 DM
auf im Gegensatz zur Gewerkschaft, die im Tarifgebiet Hessen 11% gefordert
hatte. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, wurde - nur - der Antrag nach
einem zweistündigen Warnstreik gestellt. Darauf brach
Betriebsratsvorsitzender Lorenz die Versammlung ab. Als Antwort stürmten die
Kolleginnen und Kollegen im Rüsselsheimer Stammwerk das Podium."

Die KPD (vgl. 5.11.1971) berichtet zentral von Opel Bochum (vgl. 6.10.1971)
und so aus Rüsselsheim:"
STREIK BEI OPEL

RÜSSELSHEIM: Auf der Belegschaftsversammlung vom 7.Oktober forderten deutsche
und ausländische Kollegen immer wieder Kampfmaßnahmen zur Durchsetzung ihrer
Lohnforderungen. Mehrere Kollegen erinnerten an die erfolgreichen
Streikmaßnahmen im vergangenen Jahr. Immer wieder wurde auch mit der
verräterischen Stillhaltepolitik der IG-Metall-Führung abgerechnet.
Schließlich versuchte Betriebsratsvorsitzender Lorenz (SPD) sich durch
Abbruch der Versammlung zu retten. Das ließen sich die Kollegen nicht bieten
und besetzten kurzerhand das Podium, nachdem sie die Arbeiterverräter verjagt
hatten. Vor allem ausländische Kollegen waren es, die ihre Forderungen durch
einen Demonstrationszug unterstrichen. Die unmittelbare Folge dieser Aktionen
war die fristlose Kündigung mehrerer Kollegen, die man als 'Rädelsführer'
bezeichnete. Besonders empörend war die Haltung der hauptamtlichen
Betriebsratsmitglieder, die in das gleiche Horn wie die Kapitalisten stießen.
In ihrem Flugblatt schloßen sie sich den Drohungen der Kapitalisten an, die
zuvor in Rüsselsheim und Bochum Einschüchterungsflugblätter verteilt hatten.
SPD- und CDU-Betriebsräte unterstützten gemeinsam die fristlosen Kündigungen.
Als Steigbügelhalter erwiesen sich wieder einmal die DKP-Revisionisten. So
warnte die DKP-Betriebsgruppe vor dem Einfluß 'anarchistischer Kräfte'.

Doch die Kollegen werden sich nicht einschüchtern lassen. Gemeinsam mit ihren
Kollegen in Bochum werden sie den Kampf für Lohnerhöhung und gegen
unmenschliche Verschärfung der Arbeitshetz weiterführen."

Zentral (vgl. 3.12.1971) und bei Opel Bochum berichtet die KPD (vgl.
6.12.1971) in einer Arbeiterkorrespondenz (vgl. 8.10.1971, NRW 13.10.1971):"
In Rüsselsheim unterstrichen die Kollegen auf der Belegschaftsversammlung
Anfang Oktober noch einmal ihre 15% Forderung und drohten auch dort offen mit
einem Streik. Daraufhin brach Kapitalistenknecht Paul Lorenz (BR-
Vorsitzender) die Belegschaftsversammlung ab. Das war für 2 000 Kollegen das
Signal, um zu demonstrieren."

Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 1.11.1971) berichtet die KPD:"
Welche Antwort die Arbeiterverräter in der IGM-Metall-Spitze zu erwarten
haben, haben die Kollegen von Opel/Rüsselsheim demonstriert: Sie forderten
einen zweistündigen Warnstreik zur Durchsetzung ihrer Forderungen. Als
daraufhin der Betriebsratsvorsitzende Lorenz die Versammlung schließen
wollte, stürmten die Kolleginnen und Kollegen das Podium."
=Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.5,Dortmund Nov. 1971,S.2;
Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
Rote Fahne Nr.29 und 31,Berlin 5.11.1971 bzw. 3.12.1971,S.5 bzw. S.5;
Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.2 und 10

10.10.1971:  Bei Opel Rüsselsheim wird, laut Roter Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der
KPD/ML-ZK, nach der Betriebsversammlung (BV - vgl. 7.10.1971), vermutlich in
dieser Woche ein Flugblatt des BR verteilt, aus dem die RBG die folgenden
Auszüge veröffentlicht:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN

Der 'Revolutionäre Kampf' (RK,d.Vf.) und die 'KPD/ML (Maoisten) haben am
vergangenen Donnerstag versucht, die Betriebsversammlung 'umzufunktionieren'.
Ausländische Kollegen, der deutschen Sprache unkundig und mit den hiesigen
Verhältnissen überhaupt nicht vertraut, SOLLTEN MISSBRAUCHT WERDEN...

DER BETRIEBSRAT STELLT EINDEUTIG FEST: Die Betriebsversammlung wurde nach
demokratischen Gepflogenheiten und gesetzlichen Vorschriften ordnungsgemäß
abgewickelt. Jeder, der sich zu Wort gemeldet hatte, bekam das Recht, einen
Diskussionsbeitrag vorzutragen. 15 Kolleginnen und Kollegen haben davon
Gebrauch gemacht. Nachdem keine schriftliche Wortmeldung mehr vorlag, wurde
die Versammlung ordnungsgemäß geschlossen.

Im übrigen ist festzuhalten: Die Betriebsversammlung ist eine Einrichtung
nach dem Betriebsverfassungsgesetz, auf der alle Probleme, die den
Arbeitnehmer im Betrieb betreffen, behandelt werden können. Abstimmungen über
gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen und ähnliches SIND LAUT GESETZ VERBOTEN. Zu
Arbeitsniederlegungen, auch wenn sie nur befristet sind, können nur die
Gewerkschaften aufrufen. Andere als diese Arbeitsniederlegungen basieren auf
keiner rechtlichen Grundlage; sie sind EIN VERSTOSS gegen den
Einzelarbeitsvertrag, die Betriebsordnung und das Betriebsverfassungsgesetz.

KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN! Wir stellen das deshalb fest, um Euch vor den
Folgen unüberlegter Handlungen zu schützen, denn wer durch ungesetzliche
Maßnahmen gegen vertraglich vereinbarte Pflichten verstößt, hat die sich
daraus ERGEBENDEN KONSEQUENZEN einschließlich Lohnausfall selbst zu
verantworten und zu tragen.

VERTRAUT EUREN GEWÄHLTEN VERTRETERN IM BETRIEBSRAT, DEN VERTRAUENSLEUTEN UND
EURER GEWERKSCHAFT!

DER BETRIEBSAUSSCHUSS

Paul Lorenz, Hans-Ulrich Powitz, Rudi Hahn, Richard Adam, Willi Eck, Karl
Noss, Rolf Petry"

Die RBG Bochum meint:"
In Rüsselsheim wurde nach der Betriebsversammlung, die vom Betriebsrat
abgebrochen wurde, weil Kollegen über einen Warnstreik abstimmen wollten, ein
Blatt verteilt mit der Überschrift, 'Der Betriebsrat der Adam Opel AG klärt
auf'. Die 'Aufklärung' ist allerdings eher eine Verdunkelung. Es heißt dort
nämlich u.a.: 'Die Betriebsversammlung ist eine Einrichtung ... (es folgt ein
längeres Zitat aus dem obigen Text,d.Vf.) ... ein Verstoß gegen den
Einzelarbeitsvertrag, die Betriebsordnung und das Betriebsverfassungsgesetz.'

Daran ist nur der erste Satz richtig. Es gibt überhaupt kein Gesetz, das
Abstimmungen über Kampfmaßnahmen während der BV verbietet, auch das
Betriebsverfassungsgesetz sagt darüber nichts. Es verbietet auch keine
'wilden' Streiks; die werden übehaupt nicht erwähnt. Das BVG, das 1952 (vgl.
S2.**.1952,d.Vf.) gegen den Widerstand großer Teile der Arbeiterklasse von
der Adenauer-Regierung durchgesetzt wurde (die älteren Kollegen werden sich
noch an die Demonstrationen, die es damals dagegen gegeben hat, erinnern),
ist schon reaktionär genug. Aber es ist nicht SO reaktionÄr, wie die
Gewerkschaftsbonzen es gern hätten. Was sie aus diesem BVG herauslesen, ist
das vollständige Verbot aller selbständigen, von der Gewerkschaft
unbeaufsichtigten und unkontrollierten Bewegungen und Aktivitäten seitens der
Arbeiter. DAS wird erst das neue BVG bringen, das demnächst vom Bundestag
verabschiedet wird - freudig begrüßt schon jetzt von den DGB-Bonzen, die es
ja auch mit formuliert haben. (Nicht umsonst machte Perschke (BR-Vorsitzender
in Bochum,d.Vf.) in jeder Betriebsversammlung dafür Reklame.)

Besser als mit dieser 'Aufklärungs'aktion des Betriebsrats in Rüsselsheim
läßt sich das Zusammenspiel von Kapital, SPD-Regierung und DGB-Apparat nicht
demonstrieren, das nur ein Ziel kennt: die Arbeiterklasse wirtschaftlich und
politisch unter Druck zu setzen.

Es gehörte auch schon immer zum guten Ton der Kapitalisten, Teile der
Arbeiterschaft einzuschüchtern und damit einen Keil zwischen die
kampfbereiten und die schwankenden Kollegen zu treiben. Als Sprachrohr der
Geschäftsleitung droht auch der Rüsselsheimer Betriebsrat damit, daß
diejenigen Kollegen, die sich nicht mehr auf die IGM-Bonzen sondern auf sich
selbst verlassen und zu selbständigen Aktionen, 'die sich daraus ergebenden
Konsequenzen einschließlich Lohnausfall selbst zu verantworten und zu tragen'
haben. Das nennen die feinen Herren dann: die Arbeiter sollen 'Vernunft
annehmen', 'Ruhe und Ordnung wiederherstellen', nach der Debvise: Teile und
herrsche."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.2f

11.10.1971:  Die SAG Frankfurt geben in dieser Woche die Nr.4 ihres 'Klassenkampf' für
Oktober (vgl. Sept. 1971, Nov. 1971) heraus.
Berichtet wird u.a. über die Ausländer bei Opel Rüsselsheim.
=Klassenkampf Nr.4,Frankfurt Okt. 1971

13.10.1971:  In Rüsselsheim will die KPD/ML-ZK eine öffentliche Diskussion zum Thema
"SPD - das kleinere Übel?" abhalten.
=Zündkerze Nr.4,Rüsselsheim o.J.

14.10.1971:  Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet u.a. von
der MTR:"
STREIKVERBOT BEI OPEL?

Vor einigen Wochen flatterte uns eine Mitteilung der Geschäftsleitung auf
unseren Arbeitsplatz, betitelt mit der freundlichen Anrede: 'An unsere
Werksangehörigen'. 'Höflich' werden wir in diesem Geschreibsel darauf
hingewiesen, daß das Streiken 'ungesetzlich' sei, 'solange verhandelt wird'.
Stattdessen legt uns die A. Opel AG 'unsere' IG Metall ans Herz, die einzig
und allein für die anstehenden Tariffragen kompetent sein soll. Denn nur die
IGM-Bonzen werden von den hohen Herren als unsere 'Interessenvertreter'
akzeptiert. Bei dem Tarif-Kuhhandel haben die belegschaften angbelich nichts
zu bestellen.

Aber die Geschäftsleitung geht noch weiter. Sie droht der Opel-Belegschaft
mit fristlosen Kündigungen für den Fall, daß wir den von IGM-Bonzen und
Kapitalisten und SPD-Regierung einträchtig gesteckten 'Gesetzesrahmen'
durchbrechen und selbständig, auf unsere eigene Kraft vertrauen, für unsere
Forderungen eintreten.

Eine Begründung dafür liefern uns die Opel-Herren höchstpersönlich. In ihrem
Unternehmerbrief heißt es nämlich verheißungsvoll: 'Die Verhandlungen werden
sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.' Als wäre es
Gedankenübertragung, sagte mit anderen Worten 'Tarifpartner' Willi Bleicher
aus dem Südwesten, die Tarifprozeduren von Verhandeln, Schlichten,
Urabstimmen (streiken?) würden sich für die metallverarbeitende Industrie bis
Mitte November hinziehen können. (WAZ vom 25.10.) 'Die Taktik der
'Tarifpartner' lautet... Die Verhandlungen möglichst nahe an die Krise
schieben', schrieb die ZÜNDKERZE schon im September (vgl. 4.10.1971,d.Vf.).
Den Grund verriet Willi Bleicher im Fernsehen (vgl. S1.1*.1971,d.Vf.): 'Uns
liegt nicht am Kampf'. Ein sauberer Arbeitervertreter!

In dieser Situation verbietet uns die Adam Opel AG, irgendetwas ohne 'unsere'
Gewerkschaft zu tun. Wir sollen an Organisationen gekettet werden, die nach
der Pfeife der Unternehmer tanzen. Die Kapitalisten träumen offenbar schon
von staatlichen Zwangsgewerkschaften, die die Einheit von Kapital und Arbeit
predigen nach dem Motto: wir sitzen alle in einem Boot, Zwangsgewerkschaften,
die dazu dienen, die Arbeiterklasse noch mehr an die Kandare zu nehmen und
die Interessen der Kapitalisten mit allen Mitteln durchzusetzen, auch mit
blutiger Gewalt wie in Spanien oder Polen. Unter solchen Regimes werden nicht
nur die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter, sondern erst recht alle
politischen Betätigungen unterdrückt. Auch in der Richtung will der Opel-
Brief schon mal leise antippen: 'Wer sich an Streiks oder DEMONSTRATIONEN
beteiligt...' - d.h. allen Kollegen, die die 'Unverfrorenheit' besäßen, sich
an Kundgebungen zu beteiligen wie seinerzeit gegen die Notstandsgesetze (NSG
- vgl. 30.5.1968,d.Vf.), oder im letzten Jahr gegen die Todesurteile im
Baskenprozeß (vgl. S2*12.1970,d.Vf.), wird von Opel der Rausschmiß
angedroht."

Der Betriebsrat stehe der Geschäftsleitung zur Seite, was anhand der Vorfälle
bei Opel Rüsselsheim auf und nach der Betriebsversammlung (BV - vgl.
7.10.1971, 11.10.1971) belegt wird.
Fortgefahren wird:"
Die einzelnen Schritte dieser Spaltertaktik haben die Arbeitgeberverbände in
Richtlinien festgelegt (siehe Rotfront' vom September (vgl. Bochum 6.9.1971
bzw. IGM Juli 1970,d.Vf.)). Eine wichtige Rolle in ihrem Sinn spielt dabei
die Familie. Es wird darauf spekuliert, daß bei Streiks die Ehefrauen eher
'Vernunft annehmen' und ihre Männer wieder zur Arbeit schicken werden,
anstatt ihnen den Rücken zu stärken. Aus diesem Grund finden wir auch in
Opels Unternehmerbrief die Drohung, daß im Falle eines 'wilden' Streiks der
Anspruch auf Lohnzahlung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, also
die Versorgung unserer Familien in Notfällen (wofür wir jeden Monat 20 bis
30% unseres Lohnes berappen müssen) 'verloren geht'. Diese feinen Herren
wissen genau, wo sie uns an der empfindlichsten Stelle zu packen kriegen. Sie
wollen uns vorgaukeln: wenn ihr streikt, geht's euch schlechter, wenn ihr
euch ruhig verhaltet, geht's euch gut. (Dabei haben sie selbst zu Beginn der
Tarifrunde zugegeben, daß sie die Lohnerhöhungen auf einem Niveau festnageln
wollen, das noch unter den Preiserhöhungen liegt!) Das erzählen sie vor allem
den Arbeiterfrauen. Bei den Stahlwerken Bochum (SWB,d.Vf.) z.B. war es bisher
bei Streiks üblich, daß Leute von der Verwaltung von Haus zu Haus zogen, um
hinter dem Rücken der streikenden Männer die Ehefrauen mürbe zu machen.

Die Opel-Herren wollen, wie aus ihrem Brief zu schließen ist, in Zukunft tief
in ihre Trickkiste greifen, um uns einzuschüchtern, zu spalten und mürbe zu
kriegen. Dabei können sie sich auf die Unterstützung ihrer Gewerkschafts
(IGM-)bonzen und ihrer SPD-Regierung verlassen und vor allem auf eigene
Erfahrungen zurückgreifen.

Nach neuesten Meldungen erlebt die amerikanische Autoindustrie eine
Profitsteigerung wie noch nie in ihrer Geschichte. Die Ursache ist auf der
einen Seite die Ausschaltung der ausländischen Konkurrenz durch die 10%-
Importsteuer, auf der anderen Seite aber das Streikverbot, das durch Nixons
Preis- und Lohnstop (vgl. S4.**.197*,d.Vf.) erzwungen wurde. (Der neunwöchige
Streik in Detroit vom vorigen Herbst (vgl. 15.9.1970,d.Vf.) sitzt halt den
Herren Roche und Co. immer noch in den Knochen.) Den Arbeitern soll ihre
wichtigste Waffe im wirtschaftlichen Kampf, der Streik, aus der Hand
geschlagen werden, und wenn es sein muß mit Gewalt.

Genau dasselbe bei Opel in Deutschland. Die Maßnahmen der SPD-Regierung,
nämlich die Löhne 'einzufrieren', ähneln Nixons Lohnstop wie ein Ei dem
andern, nur daß sie es hier nicht wagen, offen das Streikverbot
auszusprechen. Es ist auch noch nicht notwendig: noch reichen die
Berufsabwiegler von der DGB-Bonzokratie aus. Aber Opel-Boß Cunningham meint:
sicher ist sicher. Bei Opel wird schon mal, auf gut amerikanisch, das
Streikverbot offen verkündet.

Aber die Herren haben sich verrechnet, in den USA wie auch bei uns. In
Rüsselsheim und in Bochum warfen die Kollegen den grünen Wisch
haufenweise in den Papierkorb oder auf den Boden, der stellenweise von einem
dicken Teppich aus Opels Unternehmerbrief bedeckt war. Was in Rüsselsheim
einzelne Kollegen, die auf der Betriebsversammlung das Podium stürmten, nicht
erreichen konnten, das schaffte dieses schmutzige Stück Papier: jetzt müssen
wir erst recht gegen diese Schweinerei zusammenstehen, sagen viele Kollegen."
Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.1ff und S.10

15.10.1971:  In der Nr.6 seines 'Jungen Bolschewik' (vgl. Sept. 1971, 15.11.1971)
berichtet der KJVD der KPD/ML-ZB u.a. aus dem 3. Lehrjahr bei Opel Rüsselsheim.
=Der junge Bolschewik Nr.6,Bochum 15.10.1971

November 1971:  Die Nr.9 des 'Parteiarbeiter' - Funktionärsorgan der KPD/ML-ZB (vgl. Okt.
1971, Dez. 1971) erscheint.
Im "Politischen Bericht des Zentralbüros für September/Oktober 1971" geht das
ZB u.a. davon aus, daß ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Verschärfung des
Lohndiktats die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer sind. ...
So geht die Sozialdemokratie nun dazu über, das Lohndiktat offen und ohne
größere linke Manöver durchzusetzen.
Wie solche terroristischen Maßnahmen in engster Verbindung mit den Spitzen
der Sozialdemokratie und der CDU vorbereiten werden, zeigt das Beispiel von
Opel sehr deutlich:
1. Der Arbeitsminister Arendt besucht die ARSO in Bochum (in NRW,d.Vf.).
2. Barzel besucht die Betriebsgruppe der CDU in Rüsselsheim.
3. Der Gesamtbetriebsrat von Opel besucht Schütz und unterstützt die
Einverleibung Westberlins durch den westdeutschen Imperialismus.
4. Die IGM Führer Loderer und Strothmann besuchen den Gesamtbetriebsrat und
Vertrauensleutevorstand.
5. Raspini von der DGB-Bundesschule besucht den SPD-Distrikt Rüsselsheim".
=Der Parteiarbeiter Nr.9,Bochum Nov. 1971

November 1971:  Vermutlich im November verteilt die KPD/ML-ZK bei Opel Rüsselsheim ein
Flugblatt "Aktiver Wahlboykott! SPD - das kleinere Übel?", für welches
Ch. Broser in Frankfurt die Verantwortung übernimmt.
=KPD/ML-ZK:Aktiver Wahlboykott! SPD - das kleinere Übel?,Rüsselsheim o.J.

29.11.1971:  Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet
vermutlich aus dieser Woche, mit Hilfe der 'FR', "wie die 'Frankfurter
Rundschau' vom 4.12. meldete, VERWEIGERT DER BETRIEBSRAT IN RÜSSELSHEIM
ZAHLLOSEN AUSLÄNDERN DIE AUFNAHME IN DIE GEWERKSCHAFT MIT DER SPALTERISCHEN
BEGRÜNDUNG 'IM INTERESSE DER ORGANISIERTEN'".
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.1f

Dezember 1971:  Vermutlich im Dezember wird vermutlich innerhalb der KPD/ML-ZK in Dortmund
oder bereits in der Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML RM das
folgende Papier verfaßt:
KRISENZEICHEN: ENTLASSUNGEN UND BANKROTTE ...

Kollegen, die bei einer Belegschaftsversammlung bei Opel in Rüsselsheim an
die Streiks vom Vorjahr erinnerten, um die 15%-Forderung durchzusetzen,
wurde wegen Verstoßes gegen die Arbeitsordnung der Kapitalisten umgehend
gekündigt."
=N.N.:Ohne Titel(Krisenzeichen: Entlassungen und Bankrotte...,o.O. o.J.
(1971)

04.12.1971:  Vermutlich heute findet eine IGM-Vertrauensleuteversammlung bei Opel Bochum
statt.

Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK (vgl. 8.12.1971) berichtet,
u.a. über die MTR:"
MITBESTIMMUNG - DAS HEISST FESSELUNG DER ARBEITERKLASSE AN DAS KAPITAL DURCH
DAS VERBINDUNGSGLIED DGB.

Eins greift ins andere! Damit diese Fesselung der Arbeiter gelingt, darf die
IGM mit Hilfe des SPD-Ministers Arendt sogar erst mal die
Arbeitslosenunterstützung rausholen, damit die Kollegen wieder Vertrauen in
die IGM gewinnen sollen. Und wenn es mit Vertrauen nicht geht, dann eben mit
ANGST: die Reklame in der letzten IGM-'Tarifinformation' (vgl. S1.1*.1971,d.
Vf.) zeigt deutlich, daß den Gewerkschaftsbonzen Aussperrung und Kurzarbeit
nur zu gelegen kommen, weil ihnen damit neue zahlende Mitglieder zugetrieben
werden. Das wird dann gleichzeitig als Druckmittel gegen Aufmüpfige benutzt:
wie die 'Frankfurter Rundschau' (FR,d.Vf.) vom 4.12. meldete, VERWEIGERT DER
BETRIEBSRAT IN RÜSSELSHEIM ZAHLLOSEN AUSLÄNDERN DIE AUFNAHME IN DIE
GEWERKSCHAFT MIT DER SPALTERISCHEN BEGRÜNDUNG 'IM INTERESSE DER
ORGANISIERTEN' - denn es waren vor allem ausländische Kollegen, die auf der
letzten BV bei Opel-Rüsselsheim die Versammlung zu einem Tribunal gegen die
Betriebsratsbonzen machten (vgl. 7.10.1971,d.Vf.)!"
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.1ff

02.12.1971:  Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Rüsselsheim:"
Bei nur wenigen Gegenstimmen fordern die 750 Vertrauensleute von Opel-
Rüsselsheim die Tarifkommission auf, beim IG-Metall-Vorstand eine
Urabstimmung für Hessen zu beantragen."

Laut KPD/ML-ZB geschieht dies am 6.12.1971.
=Was Tun Nr.1,Mannheim 1972,S.8

06.12.1971:  Laut KPD/ML-ZB fordert die IGM-Vertrauensleutevollversammlung bei Opel
Rüsselsheim von der Großen Tarifkommission der IG Metall die sofortige
Einleitung einer Urabstimmung (vgl. 2.12.1971).
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.95,Bochum 11.12.1971,S.5

09.12.1971:  Bei Opel Rüsselsheim wird, laut KPD/ML-ZB, "aus Sympathie zu den
streikenden Kollegen in Nowü/Noba" eine halbe Stunde lang gestreikt.

Laut RKJ der GIM legt Opel Rüsselsheim seine Fließbänder still. 14 500
Arbeiter sind betroffen.
=Was Tun Nr.1,Mannheim 1972,S.9;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.96,Bochum 15.12.1971,S.5

13.12.1971:  Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt vermutlich
in dieser Woche ihre 'Rote Westfalenwalze' (vgl. Dez. 1971, 10.2.1972) heraus:"
Die Führer
der IGM hatten es immer schwerer, die Kollegen vom Kampf abzuhalten. So mußte
z.B. der IGM-Bevollmächtigte Mokrus in Rüsselsheim zugeben: 'Die Arbeiter
wollen kämpfen, ohne daß wir sie dazu gedrängt haben.'"
=Die Rote Westfalenwalze Stillhalten bis 1973? - Nein!,Dortmund o.J. (Dez.
1972)

20.12.1971:  Es erscheint die Nr.25 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 6.12.1971,
10.1.1972).
Von Opel Rüsselsheim kommt ein Leserbrief von 3 Kollegen aus M 55.
=Rote Fahne Nr.25,Bochum 20.12.1971

Januar 1972:  Vermutlich im Januar gibt Spartacus Bolschewiki/Leninisten (BL) mit der
Nr.25 für Dez. 1971 und Jan. 1972 erstmals seinen eigenen 'Spartacus' (vgl.
Nov. 1971, Feb. 1972) heraus. Aus Hessen wird berichtet von Opel Rüsselsheim.
=Spartacus Nr.25,Bonn Dez. 1971/Jan. 1972

02.01.1972:  In Frankfurt ist, laut RJ/ML, eine chinesische Tischtennisdelegation
zu Besuch, die u.a. von der RJ/ML begrüßt wird (vgl. 3.1.1972).

Die KPD/ML-ZB berichtet:
"Die hessischen Landesverbände der KPD/ML und des KJVD hatten sich auf
diesen Besuch gut vorbereitet. Schon vor Weihnachten waren in den
Betriebszeitungen bei ... Opel in Rüsselsheim, ... Beilagen erschienen,
in denen die Freundschaft mit dem chinesischen Volk propagiert und zu den
Wettkämpfen sowie einer Filmveranstaltung der KPD/ML und des KJVD
eingeladen wurde."
=Rote Fahne Nr.1,Bochum 10.1.1972,S.7;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.98,1 bzw. 2,Bochum 22.12.1971,5.1.1972
bzw. 8.1.1972,o.S.,S.19 bzw. o.S.

März 1972:  Die Ortsgruppe Groß Gerau der RJ/ML des KAB/ML berichtet ihrem ZK (vgl.
Feb. 1972, Mai 1972) über den März:"
... Wir haben noch weiter Kontakt mit den italienischen Genossen, wissen jedoch
immer noch nicht genau, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten sollen. Sie
wollten ursprünglich einen Sprachunterricht durchführen, bei dem wir
Hilfestellung leisten sollten. Dies hat sich jedoch aus ziemlich
fadenscheinigen Gründen zerschlagen. Die Italiener, die wie sie behaupten
auch Kontakt zu italienischen Kollegen bei der Firma Faulstroh haben, haben
zu Leuten von Lotta Continua (LC,d.Vf.) Kontakt, die bei Opel Rüsselsheim
zusammen mit dem Revolutionären Kampf (RK,d.Vf.) Betriebsarbeit machen. Es
ist die Frage, inwieweit das Einschlafenlassen der Kontakte auf die
Aktivitäten der Leute von Lotta Continua zurückzuführen ist."
=RJ/ML-Ortsgruppe Groß Gerau:Betrifft: Gruppenbericht der Ortsgruppe Groß
Gerau (März 1972),Groß Gerau o.J. (1972)

März 1972:  Laut KPD/ML-ZB beginnt in 2. Instanz in Darmstadt vor dem Arbeitsgericht
ein Prozeß gegen den Opel-Arbeiter Backhausen, der von Opel u.a. wegen
'Störung des Betriebsfriedens' und des Aufrufs zum 'wilden Streik' im
September 1971 entlassen worden war.
Die KPD/ML-ZB Betriebszeitung 'Das Rote Fließband' bezeichnet diese
Entlassung u.a. als "Betriebsterror". Im Verlaufe des Prozesses kommt es zu
einem Vergleichsvorschlag: "Der Rausschmiß bleibt, Backhausen erhält eine
Abfindung, die das Gericht noch bestimmen wird."
=Rote Fahne Nr.7,Bochum 3.4.1972,S.5

22.03.1972:  Die Nr.23 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 16.3.1972, 25.3.1972)
erscheint.
Berichtet wird von Opel Rüsselsheim über die Betriebsgruppen von KPD/ML-ZB und
KJVD sowie die Ausländer, besonders Spanier.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.23,Bochum 22.3.1972

01.05.1972:  In Rüsselsheim demonstrieren, laut KB, sozialistische Ausländergruppen.
Laut PL Berlin beteiligen sich 800 (Ausländer) an einer autonomen
Demonstration zur von 200 Leuten besuchten DGB-Veranstaltung im Stadtpark.
=PL Nr.2,Berlin Mai 1972;
Arbeiterkampf Nr.19,Hamburg Juni 1972,S.9

15.05.1972:  Vermutlich in dieser Woche findet bei Opel Rüsselsheim die Betriebsratswahl
(BRW) statt, die, laut KPD/ML-ZB, den 'sozialdemokratischen
Regierungsknechten' eine schwere Schlappe beibrachte. Von 28 108 abgegebenen
Stimmen wählen 3 438 Kollegen ungültig:"
3 438 ungültige Stimmen - das ist eine deutliche Absage an die Verräter und
die Staatsdiener im alten Betriebsrat und an die Reaktionäre von der
Christlichen Gewerkschaft und der DAG, die auf 2 weiteren Listen kandidierte.
Diese Absage ist ein großer Erfolg für die Partei, die hier in der letzten
Zeit aktiv für einen Wahlboykott gearbeitet hatte. Am Tage der Wahl gab die
KPD/ML-Betriebsgruppe in einem Flugblatt noch einmal die richtige Losung aus.
Unter der Überschrift 'Keine Stimme für den Wahlschwindel' zeigte sie
anschaulich, daß keine der drei Listen mit einem Arbeiterprogramm aufgetreten
war, stattdessen hatten diese Herren mit ihren Taten bewiesen, daß ihr
Programm das von Dienern des imperialistischen Staates ist: Durchsetzung des
Lohndiktats in der Metalltarifrunde '71, politische Entlassung von 15
oppositionellen Kollegen, Hetztiraden gegen Kommunisten auf jeder
Belegschaftsversammlung und Lobhuldigungen der SPD-Regierung und ihrer Taten
- das ist die Bilanz dieser Arbeiterverräter ... Das Ergebnis der
Rüsselsheimer Betriebsratswahlen macht allerdings auch eine Schwäche der
Partei deutlich: da sie nicht aktiv genug für die Aufstellung einer eigenen
Liste von sozialdemokratischen, christlichen und kommunistischen Kollegen mit
einem richtigen Arbeiterprogramm gearbeitet hatte und den Kollegen so keine
klare Alternative zeigen konnte, gelang es den Führern der DAG und des CGB,
die Empörung der Kollegen über die Machenschaften der alten Verräter für sich
auszunutzen: sie erhielten zusammen 34,4% der Stimmen. Das macht die Aufgabe
deutlich, die die KPD-ML Betriebsgruppe jetzt nach dem Wahlen noch intensiver
anpacken muß: sie muß die ganze Belegschaft im Kampf um ihre wichtigsten
Forderungen zusammenschließen, sie muß die Verrätereien der alten
Betriebsräte in diesem Kampf konsequent aufdecken und besonders auch die
Machenschaften der DAG- und CGB-Betriebsräte enthüllen, um dem Unmut dieser
Wähler über die alten SPD-Betriebsräte den richtigen Weg zu weisen ... So
kann sie die Massen im Tageskampf immer mehr an revolutionäre Positionen
heranführen und erfolgreiche Schritte hin auf dem Weg zum Sturz des
imperialistischen Staates und zur Errichtung der Diktatur des Proletariats
unternehmen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.38,Bochum 27.5.1972

10.06.1972:  In Rüsselsheim führt ein Vietnamkomitee bzw. ein Aktionskomitee (die
KPD/ML-ZB, die darüber berichtet und darin mitarbeitet, kann sich
augenscheinlich nicht ganz auf einen Namen einigen,d.V.f) gemeinsam mit der
PCE/ML und dem MCE Spanien und seiner Massenorganisationen sowie der
griechischen Gruppe SPAK eine Demonstration durch.

Laut KPD/ML-ZK beteiligen sich außer ihr selbst auch die KPD/ML-ZB, die
RJ/ML des KAB/ML, PCE/ML, FRAP und andere ausländische kommunistische
Gruppen.

Nach Berichten der KPD/ML-ZB begeben sich einige hundert Teilnehmer zu den
Opel-Wohnheimen, woraufhin die Polizei auf sie einprügelt.
Das Komitee habe festgestellt:"
Wir müssen gegen die Unterdrückungspolitik des westdeutschen Staates
geschlossen kämpfen. ... Das Komitee hat das Ziel, diesen Kampf aufzunehmen
und die deutschen und ausländischen Arbeiter zu vereinen im Kampf gegen die
Notstandspolitik des westdeutschen Staates."
=Rote Fahne Nr.13 und Extrablatt Juni 72,Bochum 28.6.1972 bzw. Juni 1972;
Roter Morgen Nr.13,Hamburg 3.7.1972

12.06.1972:  In der Nr.12 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 29.5.1972, 19.6.1972) gibt die
KPD/ML-ZB wird berichtet von den Betriebsratswahlen (BRW). Bei Opel Rüsselsheim
hatte die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe zum Boykott
aufgerufen, was zu 12,6 Prozent ungültigen Stimmen geführt habe.
=Rote Fahne Nr.12,Bochum 12.6.1972

19.06.1972:  In Rüsselsheim will die KPD/ML-ZB in ihren heute beginnenden Kampfwoche
gegen den Notstandskurs eine Demonstration durchführen.
=Rote Fahne Extrablatt,Bochum Juni 1972

27.09.1972:  Die GIM berichtet von einer vermutlich heutigen Demonstration in
Rüsselsheim gegen die Ausländergesetze, daß diese von der KPD/ML-ZB
durchgeführt wurde, die auch aus Mainz (vgl. 27.9.1972) anreiste.
=Was Tun Nr.9/10,Mannheim Okt. 1972,S.5

22.10.1972:  Laut KPD/ML-ZB soll in Bochum ein bundesweites Treffen oppositioneller
Gewerkschafter stattfinden, zu dem Vertreter folgender Betriebe kommen
wollen:
- Opel (Bochum und Rüsselsheim),
Die Teilnehmer kommen offensichtlich sowohl von der KPD/ML-ZB als auch von
der KPD/ML-ZK.
U.a. wird ein Komitee gewählt, das eine weitere Konferenz vorbereitet.
=Rote Fahne Nr.21,Bochum 24.10.1972,S.11

20.11.1972:  Die KPD/ML-ZK gibt den 'Roten Morgen' Nr.23 (vgl. 6.11.1972, 4.12.1972)
heraus, in dem u.a. über die zweite Konferenz der Gewerkschaftsopposition
(GO) berichtet wird, an dem sich u.a. Gewerkschafter von Opel Rüsselsheim
beteiligten.
=Roter Morgen Nr.23,Hamburg 20.11.1972

Dezember 1972:  Bei Opel Rüsselsheim ohrfeigt ein Mitglied des Revolutionären Kampfes (RK),
laut KBB (vgl. Jan. 1973), auf der Betriebsversammlung einen Betriebsrat.
=Wahrheit Nr.1,Bremen Jan. 1973,S.*

Dezember 1972:  In Rüsselsheim wird, laut KJV, das besetzte Jugendzentrum geräumt.
=KJV:Agitationsheft Nr.4,Dortmund März 1974

Januar 1973:  In Rüsselsheim führen die Anhänger der KPD/ML-ZB, laut deren OG Wetzlar,
vermutlich im Januar Gespräche mit der KPD/ML-ZK durch, wie von Wetzlar
beantragt.
=Klassenkampf und Programm Nr.3,Dortmund Apr. 1973,S.63

14.01.1973:  Die KPD/ML-ZK gibt die Nr.1 ihres 'Roten Morgens' (vgl. 31.12.1972,
20.1.1972) heraus.
.. In Rüsselsheim habe man von Anfang an in der Initiativgruppe Internationales
Jugendzentrum mitgearbeitet und sei für Hausbesetzungen eingetreten. Der
Revolutionäre Kampf (RK) habe, im Gegensatz zur KPD/ML-ZK, Steinwürfe
abgelehnt.
=Roter Morgen Nr.1,Hamburg 14.1.1973

13.02.1973:  Innerhalb des KPD/ML-ZB Landesverbandes Hessen berichtet Ew. über eine
Sitzung des alten "LAKE" (Landesaufbaukomitee Hessen - vgl. 12.2.1973) in Mainz
am 13.2.1973:"
Thema: erste Vorschläge für die Neuorganisierung des Landesverbandes ...
dazu gehört, daß jetzt vor allem drei starke Ortskomitees aufgebaut werden und
zwar 1. Rüsselsheim, 2. Mainz / Wiesbaden / Ingelheim, 3. Darmstadt und
Umgebung. "
=Klassenkampf und Programm Nr.3,Dortmund Apr. 1973,S.30f

10.04.1973:  Die KPD berichtet:"
Schon am 10.4. hatte die Vertrauensleutevollkonferenz bei Opel in Rüsselsheim
die IG Metall aufgefordert, das Lohnabkommen für die Metallverarbeitende
Industrie 'außer Kraft zu setzen'. Auf der Mitte Mai stattfindenden
Vertrauensleutekonferenz für den Bezirk Hessen wird diese Forderung im
Mittelpunkt der Beratungen stehen."

Die Sympathisantengruppe Passau des AB berichtet bei der Zahnradfabrik (ZF,
IGM-Bereich - vgl. 6.6.1973):"
OPEL (Rüsselsheim) Schon im April forderte der Vorstand der 800
Vertrauensleute Entfristung des Tarifvertrags."
=Roter Umschwung Extra Inflation ist Tagesgespräch!,Passau o.J. (Juni 1973),
S.1;
Rote Fahne Nr.18,Dortmund 2.5.1973,S.5

01.05.1973:  In Rüsselsheim führt die KPD/ML-ZK eine Maiveranstaltung durch.
=Roter Morgen Extra Trotz Verbot der 1.Mai bleibt rot,Dortmund Mai 1973

Juni 1973:  Bei Opel Rüsselsheim ist, laut AB, vermutlich im Juni Willy Brandt zu
Besuch. Von einigen der 10 000 Anwesenden, die sich u.a. mit Pfiffen und
Buhrufen bemerkbar machen, wird ein Transparent für eine Teuerungszulage
(TZL) mitgeführt.
=Roter Aufmucker Nr.28,München Juli 1973;
Roter Widerdruck Nr.24,München Juli 1973

28.09.1973:  In Wiesbaden demonstrieren, laut KSG Frankfurt, 600 bis 800
SchülerInnen der Hessenkollegs Frankfurt, Kassel, Rüsselsheim, Wetzlar und
Wiesbaden sowie der Abendgymnasien Frankfurt (vgl. 3.10.1973) und Neu Isenburg.
=Schulkampf Nr.8,Frankfurt o.J. (1973)

08.10.1973:  In Frankfurt führen, laut KPD, die Jusos der SPD eine Veranstaltung zur
Streikwelle für Teuerungszulagen (TZL) im DGB-Haus durch, die auch von der
KPD besucht wird. Neben Jugendvertretern aus der IG Metall (IGM) sind auch
Beschäftigte von Opel Rüsselsheim, u.a. Spanier, anwesend.
=Rote Fahne Nr.42,Dortmund 17.10.1973

12.11.1973:  In Südhessen beginnt, laut KSG Frankfurt, ein Streik der Lehrbeauftragten
u.a. auch in Rüsselsheim.
=Schulkampf Nr.9,Frankfurt Dez. 1973

28.11.1973:  Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.48 (vgl. 20.11.1973, 5.12.1973) heraus.
Es wird berichtet von der Gesundheitsversorgung der Ausländer in Rüsselsheim.
=Rote Fahne Nr.48,Dortmund 28.11.1973

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