Rote Zelle Soziologie Politik (rotz sozpol):
"Zur Begründung sozialistischer Hochschulpolitik in Marburg. Plattform" (1972/1973)

Die "Plattform" der "Rotz Sozpol" an der Universität Marburg erschien vermutlich nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 1972. Die Sozialistische Initiativgruppe (SIG), aus der die "Rotz Sozpol" hervorging, wurde Ende des WS 71/72 gegründet, also im Februar oder März 1972. Mag sein, dass die zweite Auflage der Plattform auch erst 1973 erschienen ist.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Juli 1972:
Vermutlich in der zweiten Hälfte des Jahres erscheint an der Universität Marburg von der "Roten Zelle Soziologie Politik" (Rotz Sozpol) die Plattform "Zur Begründung sozialistischer Hochschulpolitik in Marburg".

Im Vorwort heißt es u.a.: "Aus der Erfahrung der an der Universität auf tauchenden Widersprüche und dem Wissen von deren Zusammenhang zum Kapital leiten viele Studenten die Notwendigkeit ab, sozialistische Hochschulpolitik zu machen. Die von den bisher in Marburg vorgefundenen sich sozialistisch nennenden Studentenvereinigungen (KHM, Spartakus, SHB) verfolgten strategischen Konzepte und ihre jeweiligen Begründungszusammenhänge sind jedoch rational nicht nachvollziehbar. Deshalb gründeten gegen Ende des WS 71/72 ein paar Individuen die Sozialistische Initiativgruppe (SIG) mit dem Ziel, eine zu den in Marburg bestehenden Organisationen alternative sozialistische Hochschulpolitik zu entwickeln.

Im Gründungscharakter der SIG selbst waren schon sämtliche Fehlentwicklungen angelegt, die sich im Laufe der Diskussionen in der SIG offenbarten. Das einzige politische Bindeglied zwischen den einzelnen SIG-Fraktionen und SIG-Genossen bestand in der Negativ-Abgrenzung zu den schon existierenden Hochschulorganisationen. Eine eigene einheitliche politische Konzeption schien nicht erreichbar zu sein. Die politische Diskussion und die politische Arbeit kamen nur äußerst zögernd voran; das Konglomerat an politischen Richtungen in der SIG erklärt das die politische Arbeit lähmende Aufstellen und Umwerfen von Arbeitskonzeptionen. Die Diskussionen selbst hatten größtenteils einen unverbindlichen Debattiercharakter.

Der erste Schritt zur organisierten politischen Arbeit wurde hergestellt mit der Aufteilung der SIG in Institutszellen. Hier wurde unter institutsbezogenen Aspekten die Broschüre der AK-Zellen München 'Wissenschaft und Kapital. Zur Grundlegung sozialistischer Hochschulpolitik' diskutiert. Aufgrund der oben angedeuteten Diskussionsform in der (Gesamt-)SIG hatte die Aufteilung in Institutsgruppen für uns als SOZ/POL-Zelle die Konsequenz, konzentriert und systematisch die Diskussion um den Münchener Ansatz bei uns zu führen. Das Resultat dessen ist diese Plattform, mit der wir uns als politisch organisatorisch von der SIG losgelöst betrachten. Das Stadium der Initiative und Strategiefindung ist für unsere Zelle damit abgeschlossen. Nur auf der Grundlage dieser Plattform werden wir mit den anderen Institutionszellen der (ehemaligen) SIG zusammenarbeiten".

Inhalt:
A. Vorwort
B. Kapitalverwertung als Wesensmerkmal der kapitalistischen Produktionsweise
C. Trennung der geistigen von der materiellen Produktion - am Beispiel der Naturwissenschaften
D. Die kapitalistische Ausbildung
E. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften und Kapitalismus
Exkurs: Sind die Profs als Vertreter bürgerlicher Wissenschaft 'subjektive Agenten der Bourgeoisie'? oder der Schwachsinn des Parteilichkeitsarguments
F. Zur Sozialwissenschaft in Marburg
1. Wissenschafts- und Ideologiebegriff
2. Bürgerlicher Staat und Demokratie
G. Sozialistische Hochschulpolitik
1. Kritik der bürgerlichen Wissenschaft
Nochmals Exkurs: Anmerkungen zu einer 'Kritik der Wissenschaft im Dienst der werktätigen Bevölkerung'
2. Die Organisation der Wissenschaft als Anknüpfungspunkt der Agitation
3. Materielle Interessen
4. Zu den Möglichkeiten des Kampfes an der Hochschule
5. Das Sozialistische Studium
Quelle: Rote Zelle Soziologie Politik (rotz sozpol): Zur Begründung sozialistischer Hochschulpolitik in Marburg. Plattform, 2. Auflage, Marburg (1972/1973 ?).

Letzte Änderung: 15.04.2022