Hessen:
Flugblätter der KJO Spartacus und des Spartacusbundes im Kampf gegen den Paragraph 218 (1972-1976)

Materialien zur Analyse von Opposition

Zusammengestellt von D. Berger, Berlin, 21.5.2024

Wir dokumentieren hier gesammelte Flugblätter der Kommunistischen Jugendorganisation (KJO) Spartacus und des Spartacusbundes im Kampf gegen den Paragraph 218, die in den Jahren 1972 bis 1976 in Hessen (vor allem in Frankfurt) verteilt wurden. Wir bitten um Ergänzungen.

Die Organisationen gingen über die Forderung nach ersatzloser Streichung des Paragraphen 218 hinaus und propagierten die Verpflichtung der Ärzte zur Abtreibung, die kostenlose Abtreibung auf Krankenschein, die Entwicklung und Einführung schonender Abtreibungsmethoden, volle Sexualaufklärung (vor allem in den Schulen) sowie kostenlose Verhütungsmittel auf Krankenschein.

Am Feminismus kritisierte die KJO Spartacus die Reduzierung des gesellschaftlichen Grundwiderspruchs zwischen Arbeiter- und Kapitalistenklasse auf einen Grundwiderspruch zwischen Mann und Frau. Der Sturz des kapitalistisehen Systems werde auf den Sturz der "Männerherrschaft" beschränkt bzw. komme bei der politischen Konzeption einer Etappenthorie zum Vorschein, die besage, dass zunächst einmal die Emanzipation (hauptsächlich sexueller Art) stattgefunden haben müsse, bevor man an die Entmachtung des kapitalistischen Herrschaftsapparates gehe (vgl. 21.4.1972).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

1972:
Vermutlich 1972 gibt die Kommunistische Jugendorganisation Spartacus das Flugblatt "Weg mit dem § 218!" heraus.
Informiert wird u. a. über den Abtreibungsparagrafen. Dazu heißt es: "Der § 218 trifft auch nicht die Frauen schlechthin, sondern im Wesentlichen die Frauen bzw. Familien der Arbeiterklasse und anderer unterprivilegierter Gesellschaftsschichten, die nicht die Möglichkeit haben, gesetzliche Bestimmungen durch die Brieftaschen zu umgehen". (S. 1) Aufgerufen wird zu einer Veranstaltung am 30.6. in Frankfurt: "Diskutieren wir deshalb heute die Perspektiven des weiteren Kampfes für die ersatzlose Streichung des § 218! Abtreibung und Verhütungsmittel auf Krankenschein! Organisieren wir den gewerkschaftlichen Kampf gegen § 218!" (S. 2)
Q: Spartacus KJO: Weg mit dem § 218!", FB, Frankfurt/M., o. J. (1972).

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21.04.1972:
Vermutlich noch vorm 21.4. gibt die Kommunistische Jugendorganisation Spartacus ein Flugblatt zum § 218 heraus.
Informiert wird u. a. über den § 218 und den "Feminismus". Dieser sei die "falsche Perspektive. (…) Grundlegend für Bewegungen dieser Art ist die Reduzierung des gesellschaftlichen Grundwiderspruchs zwischen Arbeiter- und Kapitalistenklasse auf einen Grundwiderspruch zwischen Mann und Frau. Der Sturz des kapitalistischen Systems wird auf den Sturz der 'Männerherrschaft' beschränkt bzw. kommt bei der politischen Konzeption einer Etappentheorie zum Vorschein , die besagt, dass zunächst einmal die Emanzipation (hauptsächlich sexueller Art) stattgefunden haben muss, bevor man an die Entmachtung des kapitalistischen Herrschaftsapparates geht". (S. 2).
Parolen sind:
- Für die ersatzlose Streichung des Paragrafen 218!
- Gegen kleinbürgerlichen Feminismus!
- Für den revolutionären Kampf der Arbeiterklasse"
Q: Spartacus KJO: Zum § 218, Frankfurt/M., (vorm 21. April 1972).

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Juni 1972:
Vermutlich im Juni gibt die Kommunistische Jugendorganisation Spartacus die Flugschrift "Kampf dem § 218!" heraus.
Inhalt:
- Die Unterdrückung fängt in der Familie an …
- … setzt sich fort in der Schule, Lehre und Bundeswehr
- … und führt zur Herausbildung bewusstloser Lohnsklaven!
Der § 218 als Disziplinierungsinstrument
- Reformen
- Fristenlösung - Indikationslösung
- Ersatzlose Streichung des § 218
- Übernahme der Kosten für die Abtreibung durch die Krankenkassen
- Verhüten ist besser als Abtreiben!
- Umfassender Sexualkunde-Unterricht in den Schulen
- Verhütungsmittel auf Krankenschein
- Wie gegen den § 218 kämpfen?

Aufgerufen wird zu einer Diskussionsveranstaltung am 1.7. im Jugendhaus Dornbusch.
Q: Spartacus KJO: Kampf dem § 218, Frankfurt/M. (Juni 1972).

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18.05.1973:
In Giessen und Wetzlar erscheint, nach einer handschriftlichen Datierung heute, das Flugblatt "Weg mit dem Abtreibungsverbot!", mit dem die Sozialistische Lehrlingsgruppe (SLG) Wetzlar, die KJO Spartacus, die Sozialistische Frauengruppe Giessen, der AStA der Universität Giessen und die Juso-AG Giessen zur § 218-Demonstration in Bonn am 2.6.1973 aufrufen.
Q: SLG Wetzlar, KJO Spartacus, SFG Giessen, AStA Uni Giessen, Juso-AG Giessen: Weg mit dem Abtreibungsverbot!, Giessen o. J. (1973)

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Oktober 1975:
Vermutlich im Oktober gibt der Spartacusbund das Flugblatt: "Weg mit dem § 218" heraus. Informiert wird u. a. über die "Neufassung des § 218". Es sei "jedoch nichts anderes als ein Täuschungsmanöver, das bei den Betroffenen neue Hoffnungen (wecken) soll, um so gleichzeitig von der Notwendigkeit des weiteren konsequenten Kampfes für die ersatzlose Streichung des § 218 abzulenken". (S. 1) Forderungen sind u. a.:
- Ersatzlose Streichung des § 218!
- Verpflichtung der Ärzte zur Abtreibung!
- Kostenlose Verhütungsmittel auf Krankenschein!

Aufgerufen wird zu einer zentralen Demonstration in Frankfurt/M. am 25.10.
Geworben wird für Leo Trotzki: "Frau, Familie und Revolution".
Q: Spartacusbund: Weg mit dem § 218, FB, Essen, o. J. (Oktober 1975)

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Februar 1976:
Vermutlich Anfang Februar gibt der Spartacusbund das Flugblatt "Für Arbeitsplätze sorgen sie nicht, aber Kinderkriegen ist die Pflicht!" heraus.
Informiert wird u. a. über die "Neufassung des § 218", der am 11. März 1972 Gesetz wird. Agitiert wird gegen den KBW und seiner Forderung nach einem "Volksentscheid" (S. 3) Parolen sind u. a.
- Ersatzlose Streichung des § 218!
- Umfassende sexuelle Aufklärung für alle!
- Verhütungsmittel und Abtreibung auf Krankenschein!
- Verpflichtung der Ärzte zur Abtreibung!

Aufgerufen wird zu einer Kundgebung und Aktionstag am 12.2. "auf der Zeil". Am 21.2. soll noch eine Kundgebung in Frankfurt/M. stattfinden.
Q: Spartacusbund: "Für Arbeitsplätze sorgen sie nicht, aber Kinderkriegen ist die Pflicht!", FB, Frankfurt/M., o. J. (Anfang Februar 1976).

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Letzte Änderung: 21.05.2024