Jugendarbeitslosigkeit

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

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In diesem Beitrag werden nur bundesweite Hinweise erschlossen. Zahlreiche lokale und regionale Berichte und Dokumente finden sich in den entsprechenden Artikeln.

Was eigentlich könnte der Jugend besseres gewünscht werden als Arbeitslosigkeit? Wer schon möchte wirklich bereits im zarten Alter einen Arbeitgeber mästen, ihn mit der eigenen Arbeitskraft bereichern ? Wäre da nicht das Geld als zentraler Maßstab des Wertes der Menschen in der modernen Gesellschaft und als Regelungsinstanz für den Zugang zu bzw. den Austausch von Ressourcen, so wäre die Jugendarbeitslosigkeit doch ein wahrer Segen.

Alle, die als langjährige jugendliche Arbeitslose den Besuch höherer Bildungseinrichtungen genossen haben, wissen, worum es sich dreht bei der Freiheit von Arbeit. Alle anderen jugendlichen Arbeitslosen, denen nicht nur ein Eintritt ins Berufsleben sondern auch das entsprechende Geld lange oder gar kontinuierlich verwehrt wurde, kennen die Kehrseite der Medaille.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wie Italien, erst vergleichsweise spät zum alltäglichen Phänomen (vgl. März 1973). Die Jahre 1973 und 1974 waren so in der BRD für den Bereich der Lehrlinge und Jungarbeiter noch weit eher gekennzeichnet vom Kampf gegen die Nichtübernahme von JugendvertreterInnen, die zumeist als gezielte politische Repression erfolgte und nicht etwa aufgrund allgemeiner wirtschaftlicher Notwendigkeiten.

Erst ab Ende 1974 finden sich, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, in unserer Datenbank die ersten Berichte über Jugendarbeitslosigkeit in der BRD. Umgehend kommt es flächendeckend zu Protesten gegen dieses einmal wahrgenommene Problem sowie zu zahlreichen Berichten über die Lage in den verschiedenen Orten, Gegenden und Betrieben. Schnell übernimmt die DGB-Jugend die Führung des Protests und organisiert bundesweit regionale Demonstrationen.

Während diese Aktionen vermutlich nicht unwesentlich von Linksradikalen getragen wurden, vermochten diese doch nicht unbedingt durch dieses Thema wirklich an Einfluß auf größere Teile der Jugendlichen zu gewinnen. Die Besucherzahlen einschlägiger Veranstaltungen verbleiben eher im üblichen Rahmen, auch wenn dies dem Kommunistischen Bund (KB) in einigen Teilen Norddeutschlands mit seiner Aktionseinheit (AE), die allerdings wesentlich aus ihm bereits mehr oder minder eng verbundenen Gruppen gebildet wurde, teilweise geglückt zu sein scheint. Die erfolgreiche Propagierung der eigenen politischen Forderungen durch die Linken bedeutete keineswegs immer eine wirkliche Vergrößerung der Anhängerschaft unter den Arbeiterjugendlichen auf Dauer. Dies gilt vermutlich auch für die Jusos der SPD, die immerhin dort, wo sie von den lambertistischen Trotzkisten kontrolliert werden, anläßlich dieser Thematik Aktivitäten jenseits der Theoriebildung entfalten und auch für die SJD - Die Falken, wobei es sich vermutlich ebenfalls vorwiegend um Falkengruppen unter trotzkistischem Einfluß gehandelt hat.

Besondere Brisanz entwickelte die Praxis des KBW, seine vergleichsweise zahlreichen Anhänger unter den bewaffneten Formationen, vor allem der Bundeswehr, dazu anzuhalten, in Uniform an den Demonstrationen teilzunehmen. Dies führte regelmäßig zu Polizeieinsätzen, erzeugte also einerseits die vom KBW gewünschte Konfrontation der Jugendlichen mit der Staatsgewalt, andererseits kann sie auch als hintergründige Anspielung auf und Drohung mit - auch bewaffnetem - Protest gegen die letzte deutsche Lösung des Problems der (Jugend-)Arbeitslosigkeit, d.h. Arbeitsdienst, Aufrüstung und Angriffskrieg, verstanden werden.

Versuchen, die Jugendarbeitslosigkeit in den Zusammenhang mit Berufsverboten zu stellen, gemeinsame Aktionen von Jugendlichen, Studierenden und Lehrkräften zu organisieren, dürfte nur eher mäßiger Erfolg beschieden gewesen sein. Dokumentiert werden die Bemühungen des KJV seine betriebliche Basis zu verbreitern und einschlägige längerfristige Aktionseinheiten (vgl. 6.3.1976) aufzubauen. Auch der RJVD des KABD sieht den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit, nicht etwa den um den Sozialismus, als Hauptaufgabe an (vgl. Feb. 1977). Fraglich bleibt, welcher von beiden aussichtsreicher zu führen gewesen wäre.

Der Protest gegen die Jugendarbeitslosigkeit erreicht seinen Höhepunkt mit der bundesweiten Demonstration am 8. November 1975 in Dortmund. Hierfür mobilisieren sämtliche linken Gruppen.

Im Frühjahr 1976 finden zwar noch eine Reihe weiterer Aktionen statt. Es wird aber angesichts dessen, dass das Kapital kaum zur Ausbeutung jugendlicher Arbeitskraft gezwungen werden kann, auch bereits bei einigen Gruppen nach selbstorganisierten Alternativen zur Lohnarbeit Ausschau gehalten, wie sie beispielsweise die Frankfurter Arbeiterselbsthilfe (ASH) Bockenheim suchte. Verschiedene Programme gegen die Jugendarbeitslosigkeit werden auf kommunaler und Landesebene entwickelt, ohne dass diese Abhilfe schaffen konnten.

Anlaß bietet die Jugendarbeitslosigkeit für die Schaffung neuer weniger qualifizierter Ausbildungsgänge sowie zu Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogrammen wie den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und dem Berufsgrundbildungsjahr (BGJ).

Im November und Dezember 1977 finden erneut bundesweit größere Demonstrationen, u.a. des DGB, gegen die Jugendarbeitslosigkeit statt.

Richtig analysiert der RJVD die zerstörerische Wirkung der Jugendarbeitslosigkeit auf die Kampfkraft der Arbeiterjugend (vgl. 7.1.1978). Schon die Lehrlingsbewegung litt sowohl am fehlenden Streikrecht als auch an mangelnder materieller Macht, da im Ausstand zwar auch die Arbeit in der Produktion verweigert werden konnte, aber ansonsten nur die eigene Ausbildung boykottiert wurde, was die aktuellen Profite kaum bedrohte. Mit der Jugendarbeitslosigkeit kam nun bei jeder Protestaktion noch die Angst vor Entlassung hinzu, da nahezu jeder Lehrling und Jungarbeiter leicht ersetzbar geworden war.

Für die linken Gruppen, deren betrieblicher Einfluß - von wenigen Ausnahmen abgesehen - fast ausschließlich auf Lehrlingen beruhte, wurde es nun sehr viel schwerer, ihre Kader in strategisch wichtige Betriebe zu bringen und dort Aktionen anzuzetteln. Während wenige Jahre zuvor noch eine quasi freie Wahl zwischen verschiedenen Großbetrieben bestand, in denen beispielsweise ein Oberschüler als Lehrling anfangen konnte, mussten diese nun froh sein überhaupt in einem halbwegs großen Betrieb arbeiten zu dürfen um die kleinbürgerliche Herkunft in einer revolutionär-proletarischen Perspektive zu vergessen zu suchen. Im Verein mit der allgemeinen Arbeitslosigkeit und den großen Mobilisierungserfolgen der sog. Neuen Sozialen Bewegungen (vor allem der Anti-AKW-Bewegung, aber auch der Frauenbewegung etc.) führte dies zu einer Verringerung betrieblicher Aktivitäten bei vielen Gruppen. (Jugend-)Arbeitslosigkeit wurde wie die Erwerbsarbeit allgemein zu einem Thema unter anderen. Die proletarische Wende der Jugendbewegung aber scheiterte nun oft ganz praktisch bereits an den Möglichkeiten der Beschäftigung im proletarischen Bereich. Für diejenigen Linken allerdings, die weiterhin Betriebsarbeit betrieben, blieb die Jugendarbeitslosigkeit weiterhin Thema (vgl. 25.1.1982), ist sie doch schließlich unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft und nur um den Preis der Aufhebung der derzeitigen Gesellschaftsordnung zu beenden.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

März 1973:
Für die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund und die ML Castrop/Rauxel (vgl. 19.3.1973) berichtet F. K. vermutlich aus dem Frühjahr:
JUNGARBEITER IN DER EWG

Die Arbeitslosigkeit und Verelendung jugendlicher Arbeiter hat in der EWG mittlerweile erschreckende Ausmaße angenommen. 45% aller Arbeitlosen in der EWG sind Jugendliche unter 24 Jahren. 20% sind unter 20 Jahren und 25% sind inzwischen 20 und 24 Jahre alt. Dazu kommen noch Wohn- und Schulprobleme. In Italien sind z. B. 700. 000 Jugendliche arbeitslos und 29% haben keine abgeschlossene Schulausbildung. Ähnlich stark ist das Problem in Frankreich und den Niederlanden herangereift. In der BRD ist es noch nicht so stark ausgeprägt. Hier sind 5% der Jugendlichen arbeitslos. Dazu kommt, daß jugendliche Hilfsarbeiter weniger Geld als die älteren Kollegen verdienen. Ebenfalls ist der Lohn für Lehrlinge bei weitem zu niedrig. Das ist der wirtschaftliche Aufschwung und die Lebensqualität, die die EWG uns Jungarbeiter und Lehrlinge zu bieten hat."
Quelle: Die Rote Front Nr. 6, Dortmund/Castrop Rauxel März 1973, S. 7

18.12.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr.23 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 4.12.1974, 8.1.1975) mit dem Leitartikel "Eine Lehrstelle für jeden Jugendlichen!" zur Jugendarbeitslosigkeit heraus.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 23, Dortmund 18.12.1974, S. 1f

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22.01.1975:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr.2 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 8.1.1975, 5.2.1975) heraus. Geschildert wird die Jugendarbeitslosigkeit.
Q: Kämpfende Jugend Nr.2,Dortmund 22.1.1975,S.3

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05.02.1975:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 3 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 22.1.1975, 19.2.1975) heraus. Der Leitartikel "Deutsche und ausländische Arbeiter – Gemeinsam gegen die Arbeitslosigkeit" berichtet auch von den Demonstrationen in Bielefeld (vgl. 18.1.1975) und in Dortmund (vgl. 1.2.1975). Gefordert wird zur Bundeswehr: "Arbeitslosengeld auch für entlassene Soldaten!". Aus Dortmund werden geschildert: "Unsere Erfahrungen im Arbeitslosentreff", u.a. über eine Flugblattverteilung vor Hoesch und eine von Wohnungsräumung bedrohte griechische Familie, aber auch über die Reportage des WDR zur Arbeitslosigkeit.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 3, Dortmund 5.2.1975, S. 1f

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14.06.1975:
Unter dem Titel „Die Rote Garde“ erscheint die dritte Nummer der Monatszeitung der Jugendorganisation der KPD/ML (vgl. 17.05.1975, 12.07.1975) als Beilage zum „Roten Morgen“ (RM) 24/75. Hauptthema ist die Jugendarbeitslosigkeit.

Relevante Artikel sind:
- Schule aus, Lehre fertig – Was jetzt? Hunderttausende Jugendliche arbeitslos
Q: Die Rote Garde Nr. 3, Dortmund Juni 1975, S. 1ff

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19.01.1976:
Vermutlich in dieser Woche wird, laut KPD, das Sofortprogramm der Bundesregierung zu Jugendarbeitslosigkeit und Berufsbildungsreform bekannt, das u.a. ABM-Maßnahmen für Jugendliche vorsieht.
Q: Rote Fahne Nr. 4, Köln 28.1.1976

06.03.1976:
In Duisburg-Hamborn führt, laut KPD, die Zentrale Initiative zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und Verschlechterung der Ausbildung, für die Egon Redereit spricht, einen Arbeiterjugendkongreß durch (vgl. 21.2.1976). Später ist die Rede von einem Arbeiterjugendkongreß des KJVD der KPD. Der KJVD habe mit diesem Kongreß einen weiteren Versuch unternommen, "den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu verstärken". Zur RG der KPD/ML heißt es:"
Die Rote Garde nahm zwar nicht … teil, überbrachte aber wenigstens eine Grußbotschaft." Teilgenommen hätten dafür aus Berlin ABM-Beschäftigte und der Arbeitslosenausschuß.

Laut KPD beteiligen sich über 300 Jugendliche, darunter über die Hälfte Arbeiter und Lehrlinge. Ein Drittel sei arbeitslos gewesen. U.a. tritt auch Bernd Beste auf.
Grußadressen gehen, laut KPD, u.a. ein von der Sozialistischen Schülergruppe (SSG) Mainz in Rheinland-Pfalz sowie aus NRW von der SMV der Berufsschule Lünen und der SMV der FOS für Sozialpädagogik Dortmund.
Q: Rote Fahne Nr. 6, 8, 9, 10 und 11, Köln 11.2.1976, 25.2.1976, 3.3.1976, 10.3.1976 bzw. 17.3.1976,S.*, S.*, S.*, S.4 bzw. S.*; Kämpfende Jugend Nr. 2, Köln Feb. 1976;KPD-ZK:II. Parteitag der KPD. Rechenschaftsbericht des ZK, Köln 1977,S. 334

Februar 1977:
Im KABD erscheint eine "Stellungnahme der ZL des KABD zur Entwicklung und Arbeit des RJVD." Hauptaufgabe für den RJVD sei "der Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit".
Q: KABD-ZL: Stellungnahme der Zentralen Leitung des KABD zur Entwicklung und Arbeit des RJVD vom Februar 1977,o.O. Feb. 1977

06.03.1977:
Zu heute verfaßt die KPD den folgenden Artikel:"
6. MÄRZ: KAMPFTAG GEGEN DIE ARBEITSLOSIGKEIT! …

Die 'Interessenvertreter der Arbeitnehmer', die Gewerkschaftsführer, fordern von der Regierung 'mehr Hilfsprogramme', gezielte 'Investitionslenkung' und vor allem 'Mitbestimmung'. Ständig reden sie davon, durch 'gemeinsame Anstrengungen mit der Regierung' die Krise und die Arbeitslosigkeit meistern zu wollen. Doch gerade sie selbst sind es, die in den Betriebs- und Aufsichtsräten den Massenentlassungen (wie bei VW oder im Bergbau) zustimmen, sie sind es, die mit den Kapitalisten Lohnraubabschlüsse getätigt haben, die nicht mal einen 'Inflationsausgleich' bedeuten und sie sind es auch, die klassenbewußte und kämpferische Arbeiter aus den Gewerkschaften schmeißen (UVB,d.Vf.) und für deren politische Entlassung aus den Betrieben sorgen. Damit versuchen sie, die Arbeiterklasse vom unversöhnlichen Klassenkampf gegen die herrschende Ausbeuterklasse abzuhalten, ihren Widerstand auf friedliche, versöhnlerische, sozialpartnerschaftliche Bahnen zu lenken. Aufgeschreckt durch die zunehmende Kampfbereitschaft gerade der Jugendlichen infolge der Perspektivlosigkeit ihrer Lage, versuchen die Bonzen, 'beschleunigte Maßnahmen' bei der Regierung durchzusetzen, um 'die Jugendlichen vor einer politischen Radikalisierung zu bewahren'. So unterstützen sie die von der Regierung und der Arbeitsamtsbürokratie eingerichteten 'Berufsgrundschuljahre' (BGJ,d.Vf.) und 'Berufsbildungslehrgänge' in denen die Jugendlichen - völlig entrechtet - für ein paar Mark Taschengeld brutal ausgebeutet werden. Die Bonzen unterstützen nicht nur den systematischen Abbau der dreijährigen Lehrzeit, sondern gehen gegen Jugendvertreter und Jugendgruppen vor, die zum Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit aufrufen.

Im Kampf gegen die Krisenauswirkungen, gegen die massiven Angriffe auf die
soziale Lage steht die Gewerkschaftsführung auf der anderen Seite der
Barrikade.

Und die DKP, die sich heuchlerisch 'kommunistisch' nennt? Tritt sie für die grundlegenden Interessen der Arbeiter, besonders der Jugendlichen ein, wie sie immer behauptet?

Die DKP redet ebenfalls von 'Investitionslenkung' und 'Mitbestimmung', die es durchzusetzen gelte. Darüber hinaus betriebt sie Werbung für ein angebliches 'Recht auf Arbeit' und für 'Osthandel sichert Arbeitsplätze'.

Ein Recht auf Arbeit gibt es im Kapitalismus aber nicht. Die Anarchie der Produktionsweise, der Zwang billiger zu produzieren, als der Konkurrent, die Notwendigkeit, Arbeitsplätze wegzurationalisieren, gehört ja gerade zu den Säulen der kapitalistischen Ausbeuterordnung.

Wie soll Handel und zudem noch Handel mit der imperialistischen Sowjetunion bei uns Arbeitsplätze sichern? Sind denn die Arbeitsplätze bei Mannesmann oder Peine Salzgitter, die schon seit langem mit der Sowjetunion Handel betreiben, sicherer geworden? Oder haben nicht gerade die Röhrenlieferungen von Mannesmann zu Abhängigkeit vom Sozialimperialismus, zu gesteigerter Rationalisierung geführt? Hinter den 'Forderungen' der DKP steckt doch nur, die Wirtschaft der BRD von der Sowjetunion abhängig zu machen und damit den aggressiven Zielen der Neuen Zaren zu dienen. Mitbestimmen wollen die DKP-Revisionisten deshalb, um Einfluß und Kontrolle über die Arbeiter zu bekommen und Teile der Bourgeoisie für die Zusammenarbeit mit Breschnew zu bewegen.

Wie kann man sich 'kommunistisch' nennen und gleichzeitig politisch, ideologisch und materiell vollkommen von den Neuen Zaren der Sowjetunion und der Honecker-Clique abhängig sein. Der DKP geht es gar nicht um den Kampf der Arbeiterklasse, sondern um die Bindung der Arbeiterinteressen an die Verhandlungspolitik der Gewerkschaftsbonzen mit den Kapitalisten. Statt Klassenkampf - Appelle an die Regierung und 'mehr Mitbestimmung'. Sie, die am lautesten nach 'Mitbestimmung' und 'Arbeiterrechten' rufen, sind die gefährlichsten Feinde innerhalb der Arbeiterbewegung. Mit den modernen Revisionisten der DKP/SEW kann es keine Gemeinsamkeiten geben.

Unsere Partei tritt für den Zusammenschluß der Arbeiterklasse auf dem Boden des Klassenkampfes ein. Nur im unversöhnlichen Kampf gegen Monopolkapital, Schmidt-Regierung und Gewerkschaftsbonzen können sich die Arbeiter das erkämpfen, was sie zum Leben brauchen.

Wir sind für die Aktionseinheit der Arbeiterklasse, Aktionseinheit im Kampf gegen Lohnraub, Arbeitslosigkeit und soziale Demontage.

Wir schließen uns mit allen Kräften zusammen, die gegen das Kapital, die Regierung und die Gewerkschaftsführung und für Verbesserung der Lage der Werktätigen, für demokratische Rechte, eintrete.

Wir wollen am 12.März aus Anlaß des traditionellen Arbeitslosenkampftages mit allen fortschrittlichen und demokratischen Kräften in den Gewerkschaften, Jugendorganisationen, Jugend- und Schülervertretungen, mit Arbeitern aus den Betrieben, mit Arbeitslosen, mit ausländischen Arbeitern und ihren Organisationen breite öffentliche Diskussionen durchführen. Zusammen mit dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) werden wir solche öffentlichen Diskussionen organisieren.

Nehmt teil an diesen Diskussionen!

Schaffen wir die Aktionseinheit von Arbeitenden und Arbeitslosen, jugendlichen und älteren Arbeiter, deutschen und ausländischen Arbeitern!"

Verbreitet wird dieser Artikel u.a. durch das KPD-RK NRW (vgl. 7.3.1977).
Q: KPD-RK NRW: Kampftag gegen Arbeitslosigkeit, Dortmund o.J. (1977), S. 2f

Januar 1978:
Im Verlag Roter Morgen der KPD/ML erscheint die Broschüre "Der Tag wird kommen… Reportagen, Berichte, Korrespondenzen. Beiträge zum Artikelwettbewerb 'Der 'Rote Morgen' gibt die Wahrheit wieder'" mit dem Beitrag "'Was ist das für ein Staat, der so mit seiner Jugend umgeht?'" von einer Lehrkraft an einer Berufsschule für ungelernte und arbeitslose Jugendliche und dem Beitrag "Flugblatt der Gewerkschaftsjugend verboten!", welches die Jugendarbeitslosigkeit thematisierte.
Q: Der Tag wird kommen. Reportagen, Berichte, Korrespondenzen, Dortmund 1978, S. 63ff und 72f

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KPDML_Der_Tag_wird_kommen034

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07.01.1978:
Die Verbandsleitung (VL) des RJVD des KABD beschließt ihren "Perspektivarbeitsplan der Verbandsleitung 1978", in dem es u.a. heißt:"
Durch den Einfluß der Reformisten und Revisionisten und unter dem Druck der Jugendarbeitslosigkeit, …, durch die systematischen Ablenkungsmanöver im Freizeitbereich, sowie ein mangelndes Verständnis der wirtschaftlichen und politischen Hintergründe ist die Kampfkraft der Arbeiterjugend unterentwickelt. … Wir wollen … keine separate Jugendbewegung, sondern wollen die Kraft und das fortschrittliche Element der Arbeiterjugendbewegung dem Klassenkampf der gesamten Arbeiterklasse nutzbar machen."
Q: Bahnbrecher Nr. 1, o.O. Jan. 1978, S. 6ff

Letzte Änderungen: 21.2.2015

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