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Zur bundesweiten Demonstration in Dortmund gegen die Jugendarbeitslosigkeit können hier bisher nur wenige Hinweise erschlossen werden. Wir bitten um Ergänzungen.
Oktober 1975:
Im RJVD des KABD, wo, laut KAB Saar, bisher kein öffentlicher Kampf zweier Linien im 'Stachel' ausgetragen wurde, ändert sich dies durch die Einsetzung eines neuen Jugendbeauftragten. Noch für die Demonstration zur Jugendarbeitslosigkeit (8.11.1975) hatte die ZL des KABD geplant, den 'Stachel' breit zu verkaufen.
Quelle: Arbeiterzeitung Nr. 1, Völklingen Juni 1976, S. 3
27.10.1975:
Der KABD gibt vermutlich in dieser Woche zur bundesweiten Demonstration gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Dortmund am 8.11.1975 ein 'Extrablatt des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands' mit zwei Seiten DIN A3 unter Verantwortung von Dettweiler, Tübingen, Lange Furche 55 heraus.
Im Leitartikel heißt es:"
KAPITALISMUS - KEINE ZUKUNFT FÜR DIE ARBEITERJUGEND!
- Die Zahl der Arbeitslosen soll nach Schätzungen im kommenden Winter auf 1,5 Millionen ansteigen. Immer mehr Kollegen sind länger als ein Jahr arbeitslos und müssen sich mit 58% vom ursprünglichen Lohn abfinden.
- Jeder zehnte Arbeitslose ist ein Jugendlicher. 123 000 Schulabgänger, Jungarbeiter und Lehrlinge unter 20 Jahren finden keine Arbeit.
Wie geht es weiter? Was bringt der Arbeiterjugend die Zukunft? Die Monopolkapitalisten werden weiterhin ihr Kapital in immer weniger Betrieben zusammenfassen, sie werden weiter rationalisieren und Kapital ins Ausland schaffen. Das verursacht die Arbeitslosigkeit, die in den zu erwartenden Krisen noch stärker werden wird. Damit muß die Arbeiterklasse in Zukunft rechnen.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist genausowenig wie die allgemeine Arbeitslosigkeit Folge einer angeblichen Verunsicherung der Unternehmer durch angebliche Reformabsichten der Bundesregierung. Das Geschwätz darüber soll nur davon ablenken, daß es das kapitalistische Profitsystem ist, das gesetzmäßig Arbeitslosigkeit hervorruft. Und dieses Geschwätz soll der Bundesregierung den Heiligenschein der Arbeiterfreundschaft umhängen. Gestern noch verordnete diese Regierung die Mehrwertsteuererhöhung (vgl. S1.**.1975,d.Vf.), die vor allem die Arbeiterfamilien trifft. Heute schon berät sie über Steuererleichterungen für die Unternehmer.
Tausende junger und auch älterer Kollegen fahren nicht deshalb nach Dortmund, um einer solchen kapitalistenhörigen Regierung den Rücken zu stärken oder die Unternehmer um Investitionen zu bitten. Sie fahren dorthin, um ihre Forderungen gegen die Arbeitslosigkeit und ihre Folgen zu stellen:
- Für die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
- Ausreichende Unterstützung für Arbeitslose!
- Unbegrenzte Fortzahlung des Arbeitslosengeldes!
- Unterstützung für arbeitslose Schulabgänger!
Dortmund muß den Unternehmern zeigen, daß die Arbeiterklasse und ihre Jugend vor den Angriffen sich nicht duckt, sondern auf die Kraft des gemeinsamen Kampfes vertraut. Gegen die kommenden Angriffe brauchen wir offensive Kampfeinheit aller Arbeiter!
Nicht soziale Sicherheit und Wohlstand, sondern Arbeitslosigkeit und Existenzunsicherheit werden die Zukunft im Kapitalismus bestimmen. Die über eine Million Arbeitslosen sind der Anfang. Nicht Demokratie und Freiheit, sondern Unterdrückung und brutales Vorgehen des Staates gegen Proteste sind in Zukunft zu erwarten. Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.) und Polizeiaufrüstung sind die Zeichen. Nicht Frieden und Entspannung, sondern Aufrüstung und wachsende Kriegsgefahr wird der Kapitalismus bringen. Das Wettrüsten und die Spannungen zwischen den Militärblöcken nehmen zu.
Wir Kommunisten finden uns mit einer solchen Zukunft nicht ab, sondern kämpfen darum, die Ursache zu beseitigen: das kapitalistische System. Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands arbeitet an der Schaffung einer kommunistischen Partei, die diesen Kampf für eine bessere Zukunft zum Sieg führen wird.
An der Seite unserer Kollegen stehen wir in Betrieb und Gewerkschaft für die rechte der Arbeiter ein. Dabei sind wir uns dessen bewußt:
'Der Kampf um diese wirtschaftlichen und politischen Forderungen, die den Charakter von Reformen haben, steht für die nächste Zeit im Vordergrund. Doch durch Reformen wird sich grundsätzlich nichts ändern. Es werden durch sie nur die schlimmsten Auswüchse des Kapitalismus beseitigt, nicht mehr. Um sich von Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muß die Arbeiterklasse die Ursache beseitigen: die Herrschaft des Kapitalismus stürzen und die eigene Herrschaft errichten, damit der Weg zum Sozialismus frei wird.
Sozialismus, das bedeutet Freiheit von Ausbeutung und Unterdrückung.
Sozialismus, das bedeutet wahre Demokratie für alle Werktätigen.
Vorwärts mit der Arbeiteroffensive!
Gemeinsam sind wir stark!'
(Arbeiter-Kampfprogramm des KABD (vgl. S1.**.197*,d.Vf.))"
Eingetreten wird:"
FÜR DIE 35-STUNDENWOCHE BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!
Weit über eine Million Arbeitslose. Welchem Unternehmer lacht da nicht das Herz - so kurz vor der Tarifrunde. Das bedeutet für ihn nämlich genau weit über eine Million Argumente gegen mehr Lohn oder sonstige Forderungen.
Denn für die Kapitalisten, die so viele Kollegen durch ihre unersättliche Profitgier in die Arbeitslosigkeit jagen, bedeuten diese hohen Arbeitslosenzahlen das halbe Paradies. Benutzen sie doch die arbeitslosen Kollegen wie ein Gewehr, das sie den Arbeitenden vor die Brust halten: 'Fordere keine Lohnerhöhung! Streik nicht! Und überhaupt, halt' dein Maul und schaff' schneller. Oder - hier ist genug Ersatz für dich.' Das ist die Logik der Kapitalisten und ihre nach außen zur Schau gestellte Besorgnis um die 'Arbeitsplatzentwicklung' wirkt dann wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
So haben es sich die Herren Kapitalisten gedacht. Die einen sollen mehr schaffen - die anderen werden entlassen. Um dann beide gegeneinander ausspielen zu können. Kollegen, das geht nur SO lange gut, wie wir das mitmachen. Das wissen die Kapitalisten genau. Und deswegen versuchen sie auch, uns auf Teufel komm raus zu spalten: Deutsche gegen ausländische Kollegen, Alt gegen Jung, Frauen gegen Männer, Arbeitslose gegen Arbeitende. Jeden sollen wir als Feind betrachten - nur nicht die Kapitalisten, die nämlich an unserer Lage schuld sind.
Gegen diese Spaltung zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen setzen wir die Forderung nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich! Arbeitende und Arbeitslose, deutsche und ausländische Kollegen, Jung und Alt - stehen wir zusammen in einer Kampffront gegen alle Spaltungsversuche der Kapitalisten!"
Gefragt wird:"
HILFT DIE MITBESTIMMUNG?
Paritätische Mitbestimmung helfe gegen die Arbeitslosigkeit - behaupten die DGB-Führer, unterstützt von der DKP. Der Boß des Salzgitter-Konzerns, Birnbaum, aber verriet: 'Wir waren hier in Salzgitter in den letzten Jahren vor schwierige Problem gestellt und mußten teilweise sehr schmerzhafte Operationen durchführen, die zum Verlust von Arbeitsplätzen führten. Dieser Prozeß wäre uns wahrscheinlich sehr viel schwerer gefallen, wenn wir nicht die Mitverantwortung der Betriebsräte im Rahmen der paritätischen Mitbestimmung gehabt hätten.' (nachzulesen im 'Spiegel' Nr.42/1975 (vgl. 20.10.1975,d.Vf.))
Ein paar Gewerkschaftsbürokraten dürfen am einträglichen Pöstchen 'mitverantworten' - am Kapitalismus und seinen Folgen für den Arbeiter ändert sich nichts. Und die DKP-Führer bezeichnen diese Mitbestimmung als einen Schritt auf dem Weg zum Sozialismus.
Wir sagen: Mitbestimmung - das ist der Ausweg in die Sackgasse. Nicht nur das obige Zitat des Kapitalisten Birnbaum zeigt das.
Der KABD hat in seinem theoretischen Organ REVOLUTIONÄRER WEG Nr.11/12 (RW - vgl. **.**.197*,d.Vf.) eingehend die Mitbestimmungsfrage und andere Fragen des gewerkschaftlichen Kampfes untersucht. Titel: 'Gewerkschaften und Klassenkampf'. (Siehe Bestellabschnitt auf der Rückseite)."
Festgestellt wird:"
KAPITALISTISCHE PROFITWIRTSCHAFT - URSACHE DER ARBEITSLOSIGKEIT
Seit der Entwicklung des kapitalistischen Produktionssystems in England (Großbritannien,d.Vf.) um 1800 wurde die kapitalistische Wirtschaft regelmäßig von Krisen und Depressionen erschüttert.
Die erste wirkliche Krise gab es 1825 in England. Von da an kamen die Krisen etwa alle zehn Jahre. Die Krise 1857 war die erste Weltkrise. Um 1900 ging der Kapitalismus in sein imperialistisches Stadium über. Die Kennzeichen dieses Stadiums sind:
1. Monopole entstehen und spielen die entscheidende Rolle im wirtschaftlichen Leben.
2. Bank- und Industriekapital verschmelzen.
3. Der Export von Kapital wird zunehmend größer als der Export von Waren.
4. Es bilden sich internationale Monopole.
5. Die Aufteilung der Märkte unter den kapitalistischen Großmächten ist abgeschlossen. Eine Neuaufteilung der Absatzmärkte und Rohstoffquellen ist nur durch Krieg möglich.
Der Imperialismus isst das höchste und letzte Stadium des zum Untergang verurteilten Kapitalismus. Die Widersprüche des Imperialismus kamen in diesem Jahrhundert bereits durch zwei Weltkriege offen zum Ausbruch. Die Krisen- und Konjunkturschwankungen des Imperialismus bringen der Arbeiterklasse Not und Elend. Die Arbeitslosigkeit ist eines der schlimmsten Übel des Kapitalismus überhaupt. In der bisher schwersten Krise des kapitalistischen Systems 1929 - 1933 waren in den kapitalistischen Ländern 35 Millionen Arbeiter arbeitslos. Die Produktion ging um 40% zurück. Der Weg aus dieser Krise führte über Vernichtung von Lebensmitteln, verstärkte Ausbeutung und vergrößerte Kriegsproduktion direkt in den 2. Weltkrieg.
Die Folgen: 1932 8 Millionen Arbeitslose in Deutschland. 1945 7 Millionen Tote in Deutschland.
Die Ursache der Arbeitslosigkeit liegt im kapitalistischen System. Die kapitalistische Produktionsweise beruht auf der Ausbeutung der Lohnarbeit. Die Lohnarbeiter besitzen keine Produktionsmittel, nur die Kapitalisten. Sie verkaufen deshalb ihre Arbeitskraft an diese. Für ihre Arbeitskraft bekommen die Arbeiter den Arbeitslohn. Der Wert der waren, die die Arbeiter schaffen, beträgt aber ein Mehrfaches des ausgezahlten Lohnes. DIESEN MEHRWERT steckt der Kapitalist in seine Tasche. Die Arbeiter produzieren also mehr, als sie konsumieren. Bei dem Kapitalist vermehrt sich also das Geld immer mehr. Das ist das KAPITAL. Für einen Teil dieses Kapitals kauft der Kapitalist Rohstoffe und Maschinen. Es fließt somit in den Wert der Waren ein. Mit dem anderen teil des Kapitals kauft er wiederum Arbeitskraft, die ihm wieder Mehrwert bringt. DER DRANG NACH VERMEHRUNG DES MEHRWERTS IST DIE TRIEBKRAFT DES KAPITALISMUS. Da jeder Kapitalist besser und billiger produzieren muß als der andere - will er nicht erdrückt werden -, entsteht ein erbitterter Konkurrenzkampf. Durch diesen Konkurrenzkampf wurde der technische Fortschritt gewaltig beschleunigt. Die Produktion dehnt sich dadurch schneller aus, als sich neue Absatzmärkte finden lassen. Auch die Kaufkraft der Massen hält nicht Schritt mit der Produktionsausdehnung, da jeder Kapitalist die Löhne niedrig halten will. 1932 gab es überfüllte Warenlager und gleichzeitig hungernde Massen. Eher wurden die Waren vernichtet, als billiger verkauft. Gleichzeitig verbessert der Kapitalist seine Produktionsmethoden durch moderne Maschinen: 'Aber Vervollkommnung der Maschinerie heißt Überflüssigmachung der Menschenarbeit.' (Engels) Erspart eine neue Maschine zehn Arbeiter - so fliegen diese raus. Die übrigen Kollegen müssen so schneller schaffen: '…so kommt es, daß die Überarbeitung der einen die Voraussetzung wird für die Beschäftigungslosigkeit der anderen… (Engels)
Die bisherige Arbeitslosigkeit war überwiegend nicht die Folge einer Überproduktionskrise, sondern Folge der Konzentration der Produktion auf immer weniger, dafür aber größere Konzerne, durch Rationalisierung innerhalb der Konzerne (z.b. elektronisch gesteuerte Maschinen) sowie durch Produktionsverlagerung ins Ausland und Kapitalexport durch Investitionen im Ausland. Daß es bisher in der BRD noch keine Überproduktionskrise gab, hat als Ursache die Folgen des 2. Weltkrieges. '6 Jahre Weltkrieg haben in der ganzen Welt einen gewaltigen Bedarf an Produktions- und Konsumtionsmitteln hervorgerufen, der nicht so schnell zu befriedigen war.' (RW 14, S.20)
Die langandauernde relative Hochkonjunktur hat es den Kapitalisten erleichtert, Illusionen zu wecken über sichere Arbeitsplätze und 'Wirtschaftswunder'. Damit wird es in den kommenden Jahren vorbei sein. Die langandauernde Hochkonjunktur geht zu Ende. Die Arbeitslosigkeit wird daher nichts vorübergehendes sein, wie viele Kollegen noch glauben, sondern zur Dauererscheinung werden. Wie in den USA, wo es seit Jahren 5% Arbeitslose gibt. Das ist die INDUSTRIELLE RESERVEARMEE, mit der die Kapitalisten die Arbeitenden erpressen und die Löhne drücken wollen."
Gefordert wird:"
DEN SPALTERN EINE ABFUHR!
Dortmund muß zu einer Massenkundgebung gegen Jugendarbeitslosigkeit und ihre Verursacher, die Kapitalisten, werden. Das ist der Wille der überwiegenden Mehrheit der jungen Kollegen. Deshalb die Versuche der Gewerkschaftsführung, der Kundgebung und Demonstration auszuweichen, die Teilnehmerzahl zu beschränken und die kämpferische Stoßrichtung gegen das Kapital zu verwässern, in vielen Gewerkschaftsgruppen auf Widerstand gestoßen.
Jedoch ausgerechnet Gruppen, die sich kommunistisch nennen, wollen nach ihren Ankündigungen Auseinandersetzungen unter den Demonstrationsteilnehmern provozieren. Der Vorsitzende des DKP-Studentenbundes MSB (Spartakus, d.Vf.) kündigte seine Anhänger als Ordnertrupp an: 'Spaltungsversuche maoistischer Gruppen… dürfen nicht zu gelassen werden.' Die 'Maoisten' sind sein Hauptfeind, weil er Angst hat, daß noch mehr Jugendliche den Moskauer Bürokraten'sozialismus' durchschauen.
Diesem Provokationskonzept der DKP-Führer arbeitet die sogenannte KPD in die Hände, die in Dortmund wiederum in der DKP ihren Hauptfeind sieht.
Kollegen, gebt denen, die nur Spaltung provozieren wollen, eine entschiedene Abfuhr. Sorgt mit dafür, daß die Unternehmer nicht der lachende Dritte bleiben."
Festgestellt wird:"
BUNDESWEHR, GRENZSCHUTZ, POLIZEI: KEIN AUSWEG FÜR ARBEITSLOSE
BUNDESREPUBLIK 1975: Von den 1,3 Millionen Lehrlingen kann keiner sicher sein, daß er nach seiner Lehre auch in seinem Beruf übernommen wird. Von 1970 bis heute hat sich die Zahl der Lehrstellen von rund 650 000 auf weniger als 300 000 verringert. Der Staat streicht Lehrstellen bei Bahn und Post.
BUNDESREPUBLIK 1975 (DIE ANDERE SEITE): Die Wehrpflichtigen werden schon alle sechs Wochen neu eingezogen, früher nur alle drei Monate. Im letzten Jahr wurde durch die Einführung einer 'Verfügungsbereitschaft' (vgl. S2.**.1974,d.Vf.) die Bundeswehr um 30 000 Mann aufgestockt. Die Bundeswehr bietet Lehrstellen an, 500 zusätzliche allein im ersten Vierteljahr 1975. Sogar schon für Volksschüler bietet die Bundeswehr eine Berufsausbildung in sogenannten Praxis-Kursen der Bundeswehrwerkstätten an.
Die Bereitschaftspolizei wird von 18 000 auf 22 000 Mann erhöht. Der Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) wird zur Bundespolizei ausgebaut.
Wie paßt das zusammen? Abbau der Ausbildungsstellen und Jugendarbeitslosigkeit auf der einen Seite, Aufstockung von Militär und Polizei auf der anderen Seite. Warum wurden nicht auch bei der Bundeswehr Stellen eingespart? Warum werden im Gegenteil die Jugendlichen mit Berufsausbildungsversprechen zum Barras gelockt?
Schon heute machen die Ausbildungspläne beim Militär deutlich, gegen wen diese Aufrüstung gerichtet ist. Streikbekämpfung, Zerstreuung von Massenansammlungen, Einsatz gegen Unruhestifter und den sogenannten inneren Feind stehen immer häufiger auf den Dienstplänen.
Auf breitester Ebene, in Schulen, Berufsschulen, in Betrieben, in der Freizeit und natürlich beim Bund selber sollen die jungen Menschen eine militärische Schulung mitmachen, die sie blind macht für das, was ihre eigenen Interessen sind. Selber ausgebeutet, selber um Ausbildung und Arbeitsplatz gebracht, sollen die jungen Leute in eine Armee getrieben werden, die gegen die eigenen Klassenbrüder gehetzt werden soll. DIESEM Ziel dient Bundeswehrwerbung mit Abenteuerromantik, DAFÜR veranstalten die Werber Preisausschreiben und Wettbewerbe mit militaristischem Inhalt.
Aufrüstung, militaristische Erziehung und Freiwilligenwerbung sind ein wesentlicher Teil der Monopoloffensive. Die Aufgabe aller Kollegen ist es, die wahren Ziele des Militarismus aufzudecken und gemeinsam den Kampf dagegen aufzunehmen. Deswegen heißen unsere Losungen:
KAMPF DER MILITARISTISCHEN ERZIEHUNG DER JUGEND!
BUNDESWEHR, GRENZSCHUTZ UND POLIZEI - KEIN AUSWEG FÜR ARBEITSLOSE!"
Zur eigenen Jugendorganisation wird gefragt:"
WER IST DER RJVD?
Der Revolutionäre Jugendverband Deutschlands ist der Jugendverband des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands. Der RJVD setzt unter Führung des KABD das revolutionäre Erbe des von der Partei Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs gegründeten KJVD fort. Der RJVD ist nach dem Verrat der modernen Revisionisten (die heute die DKP und SDAJ führen) entstanden, ermutigt durch den prinzipienfesten Kampf der Roten Garden Mao Tse-tungs und dessen Worte: 'Letztlich lassen sich alle Wahrheiten des Marxismus in einem Satz zusammenfassen: Rebellion ist gerechtfertigt.'
Der RJVD erzieht seine Mitglieder zu theoretisch geschulten und praktisch erfahrenen jungen Kommunisten, im Sinne der Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung. Ziel jedes RJVD-Mitglieds ist es, sich für seine Mitgliedschaft im KABD zu qualifizieren. In Jugendzellen organisiert, beschäftigen sich die Mitglieder mit allen weltanschaulichen und politischen Fragen, die für die Arbeiterjugend von Bedeutung sind. Sei es das Problem des Militarismus, sei es die Frage der Religion oder die Frage der zukünftigen Gesellschaftsordnung, des Sozialismus. Diese und auch andere Probleme, wie Familie und Freundschaft, werden in den Jugendzellen des RJVD im Lichte der marxistischen Weltanschauung behandelt.
'Die Jugend ist die aktivste und lebendigste Kraft der Gesellschaft. Sie ist am meisten begierig zu lernen, am wenigsten konservativ im Denken.' (Mao Tse-tung)
Die herrschende Klasse versucht mit einem riesigen Propagandaapparat, mit Presse, Rundfunk, Bundeswehr, kirchlichen und anderen Sekten die Jugend zu verwirren und ideologisch zu fesseln. Nur die marxistische Weltanschauung ist in der Lage, dieser Verwirrung entgegenzuwirken und versetzt die Arbeiterjugend in die Lage, ihre wahre Situation zu erkennen. Diese Lage ist Ausbeutung, Unterdrückung, Arbeitslosigkeit, Rechtlosigkeit und Ausweglosigkeit in diesem System. Die Folgen sind nur zu oft Pessimismus, Flucht in Illusionen, Suche nach dem individuellen Ausweg vom Alkohol bis zum 2. Bildungsweg (ZBW,d.VF.).
Der RJVD zeigt der Arbeiterjugend, wo der wirkliche Ausweg ist. Es ist der Kampf gegen die Diktatur der großen Monopole, die uns und unsere Elter ausbeuten und darüberhinaus Einfluß haben auf unser gesamtes Leben. Von Arbeitsbeginn bis Feierabend, in Betrieb und Freizeit, unsere Wohnbedingungen und die Beziehungen zwischen den Menschen - überall üben die Monopolkonzerne und ihr Staat Einfluß auf uns aus. Denn ihnen gehören nicht nur die Produktionsmittel, die Betriebe. Sie kontrollieren Zeitungen und Fernsehen, Städtebau und den Schmutzgehalt der Luft, die wir atmen.
Diese Herrschaft zu zerschlagen und die Diktatur der Monopole durch die Diktatur der Arbeiterklasse über alle Ausbeuter und Unterdrücker zu beseitigen, das ist das Ideal des RJVD, dafür kämpft er unter Führung des KABD.
Der RJVD erzieht die Arbeiterjugend im marxistischen Sinn und nimmt am praktischen Klassenkampf und Kampf gegen Militarismus aktiv teil. Seine fähigsten Mitglieder leisten in den Großbetrieben eine systematische kommunistische Arbeit und kämpfen in Betrieb und Gewerkschaft unter Anleitung des KABD gegen alle opportunistischen Strömungen in der Arbeiterbewegung."
Ein Coupon dient der Kontaktaufnahme mit KABD und RJVD bzw. der Bestellung der 'Roten Fahne' (RF), des 'Revolutionären Weges' (RW) Nr.11/12 bzw. 13/14, des "Arbeiter-Kampfprogramm des KABD", der "Grundsatzerklärung des KABD", des "Programm des RJVD" bzw. weiteren Infomaterials.
Berichtet wird vom Chinabesuch von zwei Vertretern des KABD-nahen Verlages Neuer Weg (vgl. Sept. 1975).
Q: Extrablatt des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands, Tübingen o. J. (1975)
November 1975:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD gibt ihre Zeitschrift 'Rote Hilfe' Nr.9 (vgl. Sept. 1975, Dez. 1975) für November heraus mit dem Leitartikel "8. 11. Dortmund: Gegen Krise, Krieg und politische Unterdrückung!", der zur Demonstration des DGB gegen die Jugendarbeitslosigkeit aufruft.
Q: Rote Hilfe Nr.9,Köln Nov. 1975,S.1f
03.11.1975:
In Berlin verteilt, laut KPD, spätestens in dieser Woche Günther Breden aus der zentralen Jugendgruppe Gesundheitswesen der ÖTV (vgl. 7.6.1976) ein Flugblatt der Initiative von Jugendvertretern, Betriebsräten, Arbeitslosen und Lehrlingen, das zur Bildung eines oppositionellen Blockes auf der bundesweiten Jugendarbeitslosigkeitsdemonstration am 8.11.1975 aufruft.
Q: Rote Fahne Nr. 24, Köln 16.6.1976
03.11.1975:
Bei Hoechst Frankfurt gibt der Spartacusbund vermutlich in dieser Woche seine 'Hoechst Analyse' Nr. 8 für November (vgl. Sept. 1975, Nov. 1975) heraus mit dem Artikel "DGB und Jugendarbeitslosigkeit" zur Demonstration am 8.11.1975, für die der Spartacusbund leider keinen Bus besorgen könne.
Q: Hoechst Analyse Nr. 8, Frankfurt Nov. 1975, S. 2f
03.11.1975:
Zur bundesweiten Demonstration gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Dortmund am 8.11.1975 gibt das KPD-RK NRW spätestens in dieser Woche ein Flugblatt mit zwei Seiten DIN A4 Brennmatrizenabzug auf Spanisch und ein Flugblatt von einer Seite DIN A4 Offsetdruck auf Türkisch heraus. Die Verantwortung trägt jeweils Thomas Luczak, Dortmund, Münsterstr.95.
Q: KPD-RK NRW: Sayin Isci Arkadaslar, Dortmund o.J. (1975); KPD-RK NRW: Ila ma miento, Dortmund o.J. (1975)
03.11.1975:
Bei Hoesch Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihre 'Heisse Eisen' (vgl. Sept. 1975, 6.11.1975) zur bundesweiten Demonstration gegen Jugendarbeitslosigkeit (vgl. 8.11.1975) heraus.
Q: Heisse Eisen, Dortmund o.J. (1975)
03.11.1975:
In Mainz führt der KJVD der KPD, laut KPD, im November, also vermutlich in dieser Woche, eine Kundgebung für die bundesweite Jugendarbeitslosigkeitsdemonstration am 8.11.1975 an der Karmeliter Berufsschule und Berufsaufbauschule (BAS - über 4 000 SchülerInnen) durch, an der sich auch Karl Rozbrog (Schulsprecher und Mitglied der Redaktion der Schülerzeitung 'Tangente') beteiligt. In der Folge wird er aus SMV und Redaktion ausgeschlossen (vgl. 22.12.1975).
Q: Rote Fahne Nr. 4, Köln 28.1.1976
05.11.1975:
In Ludwigshafen gibt die BASF-Zelle des KBW ihren 'Chemiearbeiter' (vgl. 18.8.1975, 3.2.1976) heraus mit dem Artikel "Zentrale DGB-Kundgebung in Dortmund. Wir müssen unsere Entschlossenheit zeigen!" (vgl. 8.11.1975) zur Jugendarbeitslosigkeit.
Q: Chemiearbeiter Überall Kürzungen des Weihnachtsgeldes. Einzelne Belegschaften wehren sich schon, Ludwigshafen 5.11.1975, S. 3f
08.11.1975:
In Dortmund demonstrieren, laut 'Sozialistische Arbeiterpolitik', 50 000 bis 70 000 gegen das Krisendiktat und die Sparmaßnahmen. Mit dabei sollen auch 30 Vertreter des Kamp-Lintforter Aktionskomitees (vgl. 29.10.1975) gewesen sein.
Anwesend sind, laut MLPD (2), auch die KSG des KABD (vgl. Jan. 1976). Aufgerufen zu den Demozügen um 10 Uhr ab Hauptbahnhof Nordausgang und 10 Uhr 30 ab Südbad sowie zur Kundgebung in der Westfalenhalle um 12 Uhr 30 wurde auch durch den KABD (vgl. 27.10.1975).
Die Kämpfende Jugend (KJ) des AB gibt zur Mobilisierung für die Demonstration u.a. eine Broschüre heraus. Sie vermeldet 90 000 bis 100 000 Teilnehmer, u.a. von der KPD und der SDAJ der DKP.
Laut KPD demonstrieren 40 000, u.a. von der DKP sowie 10 000 StudentInnen. Der Block der KPD habe über 1 000 Personen umfaßt.
Laut KPD rief auch ihre Initiative von Jugendvertretern, Betriebsräten, Arbeitslosen und Lehrlingen, u.a. in Berlin, zur Bildung eines oppositionellen Blockes auf.
Wegen Eindringens in die IGM-Schule Heidehof am 8.11.1975 kommt es später in Dortmund zum Prozeß gegen Anhänger der KPD (vgl. 23.8.1976). Laut KPD Ortsleitung (OL) Dortmund (vgl. Jan. 1976) betreibt die DKP in der DGB-Jugendgruppe Dortmund den Ausschluß (UVB) eines KJVD-Mitgliedes, weil er heute gegen den Verrat der Gewerkschaftsführung protestiert habe.
Laut SAG richtet sich die zentrale Demonstration von u.a. DKP und SPD gegen die Berufsausbildungsmisere und die Jugendarbeitslosigkeit. Der Spartacusbund (SpB) gab ein Flugblatt "Eine Lehrstelle für jeden!" heraus und zählte 40 000 bis 50 000 Demonstranten.
Mobilisiert bzw. berichtet wurde u.a. in
- Bremen durch den KBW beim Bremer Vulkan (vgl. 3.11.1975);
- Niedersachsen durch den KB / Gruppe Göttingen (vgl. 12.11.1975).
- NRW durch das KPD-RK NRW (vgl. 3.11.1975), in Ahlen durch die Zelle Westfalenkaserne des KJVD der KPD (vgl. Nov. 1975), in Dortmund durch OL der KPD (vgl. 3.11.1975, 5.11.1975) und in Wuppertal durch KPD und LgdI bei Enka-Glanzstoff (CPK-Bereich - vgl. 3.11.1975);
- Rheinland-Pfalz durch den KJVD der KPD in Mainz (vgl. 3.11.1975).
- Schleswig-Holstein vom KB landesweit (vgl. Nov. 1975) und in Kiel, dort rufen u.a. DKP und SDAJ zum Benutzen des Sonderzuges auf.
Aus Hildesheim kommen laut KBW (vgl. 20.11.1975) ca. 80-90 Teilnehmer.
In der 'UZ' der DKP heißt es am **.11.1975 zusammenfassend und von J. M. über Dortmund u.a.:"
45 000 DEMONSTRIERTEN GEGEN JUGENDARBEITSLOSIGKEIT
GROSSE AKTIONEN DER GEWERKSCHAFTSJUGEND
REGIERUNGSPLÄNE ZUR BERUFSAUSBILDUNG ABGELEHNT
Dortmund/Frankfurt (Main). UZ - Insgesamt 45 000 junge Gewerkschafter demonstrierten am Wochenende in Dortmund und Frankfurt (Main) gegen Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenabbau und für eine grundlegende Reform der Berufsausbildung. Karl Schwab, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des DGB und Hans Preis, Geschäftsführendes Mitglied der IG Metall, lehnten übereinstimmend den Regierungsentwurf für eine Berufsbildungsreform als unzulänglich ab.
Dortmund. J. M. - Dortmunds Innenstadt gehörte am Samstag 30 000 jungen Gewerkschaftern. Sie waren dem Aufruf des DGB zu einer Demonstration und einer Kundgebung gegen Jugendarbeitslosigkeit, Lehrstellenabbau und für eine grundlegende Reform der Berufsausbildung gefolgt. Mehrere Jugendverbände, so die SDAJ, die Falken, die Jungsozialisten (SJD bzw. Jusos der SPD, d.Vf.), Teile der evangelischen Jugend, die Landes-SMV und die Landeskonferenz der ASten (LAK, d.Vf.) hatten ebenfalls zur Unterstützung der Aktion aufgerufen.
Zu den Teilnehmern der Dortmunder Kundgebung sprach u.a. Karl Schwab, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des DGB.
Der Redner kritisierte den Regierungsentwurf eines Berufsbildungsgesetzes (BBiG, d.Vf.) und forderte ein nicht an den Interessen der Unternehmer, sondern an denen der arbeitenden Jugend orientiertes Berufsbildungsgesetz. Das Verfassungsrecht müsse auch für die arbeitenden Menschen zur Verfassungswirklichkeit werden."
Die DKP Ahrensburg berichtet:"
8. November. Morgens um 4 Uhr brechen wir - das sind junge Mitglieder der DKP und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ, d.Vf.) aus Ahrensburg - mit zwei Volkswagen nach Dortmund auf. Dort soll an diesem Tag die zentrale Demonstration des DGB gegen Jugendarbeitslosigkeit, für ein neues Berufsbildungsgesetz (BBiG, d.Vf.) und für paritätische Mitbestimmung stattfinden.
'STEMPELN GEHEN IST KEINE TUGEND…'
Im Dortmunder Hauptbahnhof, dem Sammelpunkt, hat sich bei unserer Ankunft bereits eine riesige Menschenmenge versammelt. Ein Demonstrationszug von 70 000 Menschen zieht sich dann stundenlang vom Bahnhof zur Westfalenhalle. Transparente mit Aufschriften wie: 'Stempeln gehen ist keine Tugend - Arbeitsplätze braucht die Jugend!' machen der bevölkerung klar, um was es geht.
Im Zug hauptsächlich junge Gesichter, was nicht verwundert: die Kundgebung ist schließlich der vorläufige Höhepunkt der von der Gewerkschaftsjugend und anderen Jugendverbänden im ganzen Bundesgebiet durchgeführten Aktionen. Aber erstaunlich auch, wie viele ältere Kollegen sich eingereiht haben.
STATT MARSCHMUSIK - ARBEITERLIEDER
Vor der Westfalenhalle stauen sich bereits die Menschen. Schon bevor wir zur Halle kommen hören wir, daß in die Halle nur eingelassen wird, wer eine DGB-Plakette hat. Und eine solche hat nur bekommen, wer mit einem DGB-Bus angereist ist. Berechtigte Empörung unter den 30 000, die draußen bleiben mußten: 'So eine gewaltige Sache hätte unter freien Himmel gehört!'
Wir selbst haben mit viel Glück noch einige Plaketten ergattern können und sitzen in der riesigen Halle, die 25 000 Menschen faßt. Sprechchöre fordern die Kapelle auf, die Marschmusik abzubrechen und stattdessen Arbeiterlieder zu spielen. Unter Beifall ertönt schließlich der Sozialistenmarsch.
VETTER ÜBERZEUGTE NICHT
Hauptredner sind Oskar Vetter und seine Stellvertreterin Maria Weber. Widersprüchliches in der Rede von Vetter: 'Die Unternehmer scheuten sich nicht, aus der Krise im wahrsten Sinne des Wortes Kapital zu schlagen.' 'Daran wird sich erst etwas ändern, wenn wir die Mitbestimmung haben'. Deutliche Worte. Mißfallen löst dann allerdings aus, daß Vetter in diesem Zusammenhang das Modell der Montanmitbestimmung, das den gewerkschaftlichen Forderungen nach Parität bekanntlich nicht gerecht wird, in den Vordergrund stellt. Bezeichnend auch, daß in Vetters Kritik an der Bundesregierung die SPD-Führung völlig ausgeklammert wird.
Maria Weber fordert in ihrer Rede ein fortschrittliches Berufsbildungsgesetz, das 'durch Aktivität und gemeinsamen Kampf' durchgesetzt werden müsse.
Noch eine Anmerkung zu den Maoisten, die in der Berichterstattung des Fernsehens so stark in den Vordergrund gerückt wurden. Sie stellten in Wahrheit eine winzige Minderheit dar und waren völlig isoliert. Bei ihren Auftritten wurden sie mit dem Sprechchor: 'Mein Gott Walter - schon wieder diese Spalter!' bedacht."
Die SMV der Carl-Severing-Schule Bielefeld für Metall- und Elektroberufe mit Berufsschule, Fachoberschule und Fachschule (BS, FOS bzw. FS) Abteilung Metall und Elektro (vgl. 2.2.1976) berichtet:"
Am 8.11.1975 in Dortmund waren 40 000 Kollegen, die gemeinsam gegen die Abwälzung der Krise auf den Rücken der Arbeiterklasse kämpften - und sehr viele hatten dieselben Forderungen wie wir. Auf dieser Demonstration wurde allerdings auch klar, daß wir sehr genau darauf achten müssen, wer auf unserer Seite steht und wer nicht. So mußten wir feststellen, daß die DGB-Führer wohl nicht auf unserer Seite stehen (ebenso wie die DKP-Führer), denn warum hätten uns sonst deren Ordner unsere Transparente mit unseren Forderungen wegnehmen sollen?
Aber wir wissen auch, daß die DGB-Führer nicht die Gewerkschaften sind, denn die Mehrheit der Gewerkschaftskollegen unterstützt unsere Forderungen".
Das KPD-RK NRW (vgl. 10.11.1975) berichtet:"
AM 8.11. IN DORTMUND: OPPOSITIONELLE GEWERKSCHAFTER UNTER ROTEN FAHNEN
GEGEN MONOPOLKAPITAL UND GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG
STÄRKT DIE REVOLUTIONÄRE GEWERKSCHAFTSBEWEGUNG
Am 8.11. demonstrierten in Dortmund fast 40 000 Arbeiter, Lehrlinge, Arbeitslose, Studenten und Schüler. Die DGB-Führung hatte sich mit Tricks und Schlichen nach Kräften bemüht, aus der ersten zentralen DGB-Demonstration seit 23 Jahren eine Jubelschau für die arbeiterfeindliche Schmidt-Regierung, für die Mitbestimmung und das Sparprogramm zu machen. Doch: Rote Fahnen und oppositionelle Transparente im gesamten Demonstrationszug zeigten die Empörung und Wut der Arbeiterklasse, besonders der Arbeiterjugend gegen Arbeitslosigkeit, Lohnraub, Massenentlassungen und Sparprogramm, zeigten, daß die Unzufriedenheit der Arbeiter vom DGB nicht einfach auf die reaktionären Mühlen der Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft gelenkt werden konnte. In der Halle und auf der Demonstration: Überall wurden den kapitalistentreuen Sprüchen der DGB-Führung die Arbeiterforderungen entgegengesetzt. Wut und Erbitterung gegen die Bonzen vor der Halle war groß, als berittene Polizei Tausenden den Einlaß verwehrte. 'Arbeiter rein, Bonzen raus!' war die Antwort.
Unter der Parole: GEGEN DAS SYSTEM VON AUSBEUTUNG, KRISE UND KRIEG! FÜR EIN UNABHÄNGIGES, VEREINTES, SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND! formierte sich im ersten Teil des Zuges ein fester revolutionärer Block unter der Fahne der KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS. Über tausend oppositionelle Gewerkschafter, Kommunisten und klassenbewußte Arbeiter reihten sich ein und es gelang den DKP-Schlägern nicht, den revolutionären Block zu zerschlagen, obwohl sie immer wieder versuchten, Transparente herunterzureißen und Genossen anzugreifen.
Auf drei revolutionären Kundgebungen ergriffen Vertreter des Zentralkomitees der KPD das Wort:
'Kolleginnen und Kollegen, wenn Vetter von Mitbestimmung redet, dann meint er: noch ein paar Aufsichtsratsposten mehr für sich und seinesgleichen, noch bessere Zusammenarbeit mit den Kapitalisten. Gerade jetzt in der Krise, wo die Arbeiter gegen die Kapitalisten kämpfen wollen, sagt DGB-Vetter: die Krise müsse zusammen mit den Kapitalisten überwunden werden, zusammen mit der Regierung und ihrem Sparprogramm auf Kosten der Arbeiter. Die Krise müsse überwunden werden durch Lohnverzicht. Und die Kapitalisten müßten noch mehr Milliarden an Investitionshilfen aus den Steuergroschen der Arbeiter erhalten, um ihre 'Investitionsneigung' zu vergrößern. Kollegen, immer springt der DGB der Kapitalistenklasse zur Seite, wenn es gilt, die Kapitalisten vor der Unzufriedenheit der Arbeiter zu schützen. SPD- und DGB-Führung sind selbst Bestandteil der kapitalistischen Herrschaft in der BRD geworden. Von ihnen ist keine Hilfe zu erwarten!
Doch auf der Demonstration gab es auch einige, die scheinbar 'linke' Reden führten, nämlich die Revisionisten der DKP. Was sie wollen ist folgendes: Sie wollen für ihre Herren, die neuen Zaren im Moskauer Kreml, die aus der ehemals sozialistischen Sowjetunion eine imperialistische Supermacht gemacht haben, Einfluß ergattern und ihnen den Weg in unser Land bereiten. Wenn sie von 'Arbeiterkontrolle' reden, dann meinen sie damit: Kontrolle über die Arbeiter. Dann meinen sie damit: Einfluß in Wirtschaft und Politik für die neuen Zaren in Moskau!
Kollegen, die DKP hält an der Spaltung Deutschlands fest. Sie will hier genauso ein Unterdrücker-Regime errichten wie in der Sowjetunion unter Breschnew und der DDR unter Honecker! Der schlimmste Feind, den die Arbeiterklasse hat, ist der Feind in den eigenen Reihen! Nieder mit den Sowjetrevisionisten, diesen Agenten und Landesverrätern!
Kollegen, die Arbeiter wollen nicht Mitbestimmung a la DGB, sie wollen nicht Mitbestimmung und antimonopolistische Demokratie a la DKP! Wir wollen keine Klassenzusammenarbeit im Dienste der westdeutschen Kapitalisten und schon gar nicht wollen wir geknechtet sein unter einer sozialfaschistischen Diktatur a la Breschnew.
Arbeiter, wofür wir kämpfen müssen ist die Diktatur des Proletariats, ist der Sozialismus! Arbeiter, dorthin kommen wir nur, wenn wir den US-Imperialismus und den russischen Sozialimperialismus und ihre Agenten von deutschem Boden vertreiben, wenn wir die Kapitalisten und ihren Staat hier und in der DDR gewaltsam niederschlagen.'"
Q: Barrikade Nr. 12, Göttingen 12.11.1975, S. 8; Carl-Severing-Schule Bielefeld:SMV-Info, Bielefeld Feb. 1976, S. 3f
08.11.1975:
Die Kommunistische Gruppe Bochum (KGB) gibt ein Extra ihrer 'Bochumer Arbeiterzeitung' (BAZ - vgl. Okt. 1975, Dez. 1975) zur Jugendarbeitslosigkeit bzw. "Zur DGB-Demonstration am 8.11. in Dortmund: Der DGB-Vorstand als Arzt am Krankenlager des Kapitalismus!" heraus.
Q: Bochumer Arbeiterzeitung Extra Zur DGB-Demonstration am 8.11. in Dortmund: Der DGB-Vorstand als Arzt am Krankenlager des Kapitalismus!,Bochum 1975
10.11.1975:
Das KPD-RK NRW (vgl. 10.11.1975) gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt mit zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, Münsterstr.95, mit einem Bericht über die bundesweite Demonstration gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Dortmund am 8.11.1975 heraus, in dem es abschließend heißt:"
Kolleginnen und Kollegen, die Opposition gegen die Bonzen, gegen Vetter, Loderer und Co., wächst. Die Unzufriedenheit mit der Politik der DGB-Führung nimmt zu. Aber, Kollegen, oppositionelle Gewerkschafter, diese Opposition wird nur erfolgreich sein, wenn sie sich zusammenschließt um die Kommunistische Partei. Ohne die Grundlage des revolutionären Kampfs gegen die Supermächte wie auch gegen die Monopolbourgeoisie hier wird der Widerstand der einzelnen Kollegen nur in den Fangarmen der DKP landen und das heißt: vom Regen in die Traufe kommen. Allein die Kommunistische Partei, die konsequent festhält am Ziel des Kampfs für ein unabhängiges, vereintes, sozialistisches Deutschland, kann der Opposition Standfestigkeit und Ausdauer geben, kann das Rückgrat der Opposition sein, kann verhindern, daß DGB- und DKP-Führung die Reihen der Opposition spalten und den Kampf zugunsten des einen oder des anderen Feindes der Arbeiterklasse ausnutzen.
Deshalb, Arbeiter, Werktätige, oppositionelle Gewerkschafter!
Nehmt Kontakt mit uns auf! Setzt Euch mit uns zusammen!
Schließt Euch zusammen um die Rote Fahne des Kampfs für die nationale und soziale Befreiung der Arbeiterklasse und der werktätigen Massen in ganz Deutschland!
MIT DER KPD GEGEN DAS SYSTEM VON AUSBEUTUNG, KRISE UND KRIEG!
FÜR EIN UNABHÄNGIGES, VEREINTES, SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!"
Q: KPD-RK NRW: Am 8.11. in Dortmund: Oppositionelle Gewerkschafter unter roten Fahnen, Dortmund o.J. (Nov. 1975)
13.11.1975:
Zur heutigen 'Kommunistischen Volkszeitung' Nr. 45 (vgl. 6.11.1975, 20.11.1975) erstellen die KBW-Sympathisantengruppen Plön und Preetz eine Beilage für den Kreis Plön Nr. 19 (vgl. 30.10.1975, 27.11.1975) mit dem Artikel "250 Teilnehmer aus Kiel bei der DGB-Demonstration in Dortmund" gegen die Jugendarbeitslosigkeit, aus der KVZ-Ortsbeilage Kiel.
Q: Kommunistische Volkszeitung Beilage für den Kreis Plön Nr. 19, Preetz 13.11.1975, S. 1f
Letzte Änderungen: 23.2.2015
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