Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO | Zur nächsten Zwischenübersicht |
Die Geschichte des Arbeitersports dürfte eine lange Tradition gehabt haben. Da es hier nicht um den Sport im Allgemeinen geht, der sich sicherlich seit den Anfängen der griechischen Mythologie („Marathon“) bis zum Feudalismus (als feudal-mittelalterliche Körperkultur, die sich im Umgang mit der blanken Waffe, mit Speere und Lanze zeigte) zurückverfolgen ließe, und der ausschließlich kriegerischen Charakter hatte, und sich somit von der bürgerlichen Körperkultur (später mit starken wirtschaftlichen Aspekten) unterschied, insofern als diese zwar ebenfalls eine Kriegskultur war, aber daneben noch eine Reihe weiterer gesellschaftlicher und ökonomischer Voraussetzungen erfüllte, was sich aus ihrem Vorbild der antiken Körperkultur ergab, sondern im spezifischen Sinne um körperliche Ertüchtigung oder auch „Körpererziehung“ (Gymnastik), die sich aber erst spät in der Moderne als „geistige Wende“ (Lebensform und Erziehung durchzusetzen begann, und die auffällig mit der englischen Aristokratie (ca. ab 1640) in Verbindung zu setzen wäre („Hohe Schule des Reitens“, Kampf mit Florett und Degen, die Jagd, Polosport), die mit den früheren Ritterübungen auch gar nichts mehr zu tun hatte, soll die Entstehung des Sport auch nur kurz gestreift werden. Sport dürfte seine Entstehung den gesellschaftlichen Veränderungen zu verdanken gehabt haben. Die Klasse der englischen Landlords, die zum Teil des Lebens der englischen Aristokratie geworden war, könnte möglicherweise hier sogar bahnbrechend gewesen sein, obwohl zu dieser Zeit der Sport doch wohl weit entfernt von dem war, was heute unter dieser Bezeichnung zu verstehen ist.
Mit der kapitalistischen Industrialisierung dürfte es zu einer „Wende“ gekommen sein, bei der die Degeneration der Arbeiterklasse (vgl. auch Friedrich Engels: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“) eine nicht zu übersehende Rolle gespielt haben dürfte. Karl Marx verlangte 1866 sogar die „Körpererziehung“ (wohl eher Gymnastik, d. Vf.) für den „Befreiungskampf der Arbeiterklasse“ und fügte hinzu, „wie sie in dem gymnastischen Schulen und durch militärische Übungen gegeben wird“ (MEW, Bd. 16, S. 195).
„Sport ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck“, dürfte die Devise der ersten Arbeitersportvereine gewesen sein, die sich an den deutschtümelnden Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), dem Erfinder der Nationalfarben, und seinem Slogan: „Frisch, fromm, fröhlich, frei“, orientierten. Jahn wollte ja die deutsche Jugend durch Turnen für die Revanche an Napoleon trimmen.
In gewisser Weise leitete sich der Trend zum „Körperkult“ aus der Arbeit ab, die die „inneren Bedürfnisse des Arbeiters“ widerspiegeln solle, und sich somit elementar vom Bürgertum unterscheiden würde, das den Sport als „Hasardspiel“ verstand, um noch mehr Geld auszugeben oder zu gewinnen, und im besten Fall als Mittel, das Übermaß an freier Zeit totzuschlagen und die Langeweile zu bekämpfen.
Ob der Sport für die Arbeiterklasse etwas sehr Naheliegendes und Verständliches war, muss in Frage gestellt werden. Die körperliche Plackerei, die um die Jahrhundertwende nicht selten bis zur körperlichen Erschöpfung trieb, um sich noch zusätzlich durch die körperlichen Anstrengungen des Sports und der Muskelverausgabung zu erweitern, hatte eigentlich keinen praktischen Nutzen, und wurde auf seinem Weg in die Moderne nur idealisiert und mythisch überhöht. Das Bedürfnis Sport zu betreiben, konnte sich somit kaum aus dem Charakter der Arbeit selbst ergeben. Die Bewegungsleistungen im Takt des Arbeitsprozesses, dürften auch kaum etwas mit den Bewegungsfähigkeiten des Menschen im Alltag zu tun gehabt haben, zumal der wertschöpfende Produktionsprozess kaum als entspannende Tätigkeit verstanden werden konnte.
Die Verbindung des Sports mit der Produktion oder mit den Bedürfnissen der Produktion (Bewegungstrieb, Spieltrieb, Arbeitstechnologien), lässt sich kaum verifizieren. Es sei denn, man würde die Arbeit selbst als Sport verstehen, und den Sport als Körperarbeit um des Körpers willen (vgl. „Stachanow-Bewegung“). Das hätte zur unmittelbaren Folge, dass die Jagd nach (Arbeits-)Rekorden und sportlichen Geschwindigkeiten als Einheit zu verstehen wäre, die sich an die modernen Techniken der industriellen Revolutionen und ihren Erfordernissen anlehnen würde.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollten sich die ersten Sportklubs entwickeln, erst in England, dann in Frankreich, später in anderen europäischen Staaten, aber auch in Amerika und in Asien inspiriere der Sport dazu, Wettkämpfe zu internationalisieren. Der Trend zur weltweiten Zentralisierung wurde unübersehbar. Weit vor der heutigen Globalisierung, hatte sich da bereits schon der Sport zu einem organisatorischen System mit finanziellen Aktivposten ausgebaut. Englische Klubs und Sportvereinigungen mit Klubgebäuden, (prachtvollen) Stadien, Schwimmanlagen und Tennisplätzen, sollten bald die Strukturen des Kapitalismus widerspiegeln.
Als Massenerscheinung sollte sich der Sport zunächst mit der (männlichen) Jugend arrangieren, die seiner „Magie“ unterlag. Das dürfte sich auch in den „Olympischen Spielen“, deren Ursprung wohl in der Antike (vermutlich im 2. Jahrtausend v. Chr.) lag, und die sich möglicherweise bis 776 v. Chr. (im griechischen Olympia) zurückverflogen lassen, niedergeschlagen haben. Sie waren sicherlich mit der Entwicklung von bewaffneten Kämpfen verbunden, die ausschließlich vom Patriarchat geführt worden waren; denn Frauen hatten zu diesen Spielen keinen Zugang.
Selbst in Rom, das sich erhob, als Griechenland zerfiel, galt die „militärische und kriegerische Ertüchtigung“ als ehrenwertes Gut. Allerdings berauschte man sich nur am vergossenen Blut der Gladiatoren. Und die „Sport-Treibenden“ waren Sklaven. Bereits schon ca. 260 v. Chr. fanden sich in zirkusähnlichen Arenen Slaven zusammen, um mit Waffen (Krummsäbel, Netze, Schild, teilweise nur mit bloßen Händen) gegen andere Sklaven und Tiere (etwa Löwen) anzutreten. Der „Römersport“ war nichts anderes als nackte und zynische Blutsensation. Er wurde zum Schauobjekt, zur Zirkussensation. Jedoch gab es auch öffentliche Wettkämpfe, die von der Oberschicht gefördert worden waren: Laufen, Springen, Ringen, aber auch der Speerwurf, das Ballspiel und das Fechten. Wohl erstmalig ließ Fulvius Nobilior, Politiker der römischen Republik im 2. Jahrhundert v. Chr. griechische Athleten im Rom auftreten. Lucius Cornelius Sulla verlegte um 82 v. Chr. die sog. „Olympischen Spiele“ von Athen nach Rom, die als „Aktische Spiele“ (u. a. Wagenlenken) bekannt wurden.
Insgesamt wurde für Sparta und Rom die kriegerische Schulung für ihre Herrschaftsaufgaben zum Selbstzweck. Diese Entwicklung war aus der Neuzeit gar nicht mehr wegzudenken. Der Marsch und die Dauerläufe in Gestalt militärischer Ordnungsübungen (militärischer Drill), spiegelte sozusagen auch das ganze System des Sports seit der Antike wider.
Bereits schon 1813 waren alle Turner Jahns mit ihren Führern in die Reihen des Freikorps von Lützow eingetreten, das im Rücken der Armee Napoleons kämpfte, und sich sogar aktiv an Kriegskampagnen beteiligte. Jahns Sinngebung der „Körperkultur“ war bereits so umfassend, dass es ihr gelang, zur Massenbewegung in Deutschland zu werden, was seine Vorgänger vergeblich anstrebten. Das „System Jahn“ fand fortan überall dort Anwendung wo kriegerische Konflikte heranreiften, und wo sich bewaffnete Auseinandersetzungen jedweder Art herauskristallisierten.
Die Leitungen der Turn- und Sportbewegung, sollten um 1900 in den ihnen unterstellten Organisationen, eine umfassende Militarisierung durchführen. Aus der Armee wurden Abzeichen, Orden und Uniformen übernommen. Die Turnerschaft wurde 1923 in München durch Hitler für seine Revanchepropaganda und für die Ideologie des Nationalsozialismus ausgenützt. Im Festzug der Turner wurden damals Transparente mitgetragen, die die Rückgabe der Kolonien an Deutschland forderten.
Dass sich auch die Nazis sich mit jener „Volkskörperkultur“ Jahns nebst „Nordischen Gesundung“ und der vollkommenen Aneignung der Bewegungsfertigkeiten (Arbeitsrhythmen) anfreunden konnten, lag in ihrer rassenbiologischen Kulturdeutung begründet, der Sehnsucht nach der Harmonie in und mit der Natur (vgl. auch Alfred Rosenberg: „Der Mythos des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit“, München 1933). Die NS-Ideologie, die mit nahezu unverhülltem ideologisch-propagandistischen Anliegen den Sport glorifizierte und ihn sozusagen als „Kriegs-Schicksalsschlacht“ verstand, um die „nordische Mission“ zu erfüllen, entsprach ganz ihren Massenaufmärschen, die schon bildnerisch den „Leib-und Seele Dualismus“ verherrlichte.
Die kämpferischen Vorzüge einzelner Soldaten und deren körperliche Leistungsfähigkeiten (vor allem im Gelände), werden bis heute in allen Armeen der Welt besonders gefördert (Militarisierung des Sports). Sport wurde als Mittel zum Zweck missbraucht, und dieser „Drill“ war kaum dazu geeignet, um im sportlichen Sinne zu sprechen, die Gesundung des menschlichen Körpers anzustreben (vgl. auch Coubertin, der diesen Einfluss erkannte, und auf die Verbindung des Sports mit dem Militärdienst verwies).
Es wäre nicht verkehrt, zu behaupten, dass hier eine uneingeschränkte Unterstützung der Faschisierung des Sport in Deutschland stattfand, die möglicherweise sogar als „Gleichschaltung“ zu verstehen war; denn die Turn- und Sportbewegung zu „Ehren des Führers“ war identisch mit Hitlers Eroberungsgelüsten, die mit der Machtübernahme Hitlers seinen endgültigen Abschluss fand. Die Militarisierung und Faschisierung des deutschen Sports ist der Militarisierung ganz Deutschlands Schritt für Schritt gefolgt.
Die „körperliche Stählung“ sollte das Proletariat befähigen, den Klassenkampf zu führen, befand Ernst Thälmann, deutscher KPD-Chef 1930. „Der deutsche Sport soll seiner Jugend in diesem Streben die Muskeln straffen, Eisen ins Blut gießen und jenen frischen, natürlichen opferfreudigen Sinn erzeugen, der Grundlage aller Größe und alles Glücks einer Nation ist“ (Ernst Thälmann: Reden und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 2, Für rote Sporteinheit, Begrüßungsansprache auf der Massenkundgebung der revolutionären Arbeitersportler, Erfurt 8. Juni 1930 (West) Berlin o. J.).
Die „rote Sporteinheit“, die „Rote Sportinternationale und der „Rot Sport“ waren eine Kampfansage gegen die „faschistischen Werkssportvereine“, gegen „die reaktionären bürgerlichen Sportverbände“, und der „Verbürgerlichung des Arbeitersports durch die Sozialfaschisten“ (ebd.) Die KPD machte keinen Hehl daraus dass es ihr darauf ankam, mit den „Arbeitsportlern“ die Vorherrschaft der „bürgerlichen Sportbürokratie“ zu brechen (vgl. auch den Film „Kuhle Wampe“). Thälmann meinte: „Wir müssen sie gewinnen für den roten Sport unter der Führung der Kampfgemeinschaft für die rote Sporteinheit“ (ebd.).
Inwieweit es hier Analogien zu Carl Diem (1882-1962), dem höchst umstrittenen Sportfunktionär und Urheber des olympischen Fackellaufs gab, soll nicht untersucht werden. Der „sportliche Geist, in dem Deutschlands Jugendmannschaften mit einem Sturmlauf durch Polen, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich aufwachsen“, sei „ein Siegeslauf“, befand er, um hinzuzufügen: „Sport ist freiwilliges Soldatentum!“. Dies käme der Thälmannschen Formulierung der „physischen Widerstandsfähigkeit“ und der „Wehrhaftigkeit für den Klassenkampf“ jedoch ziemlich nahe.
Sport war für die KPD auch unter dem erzieherischen Aspekt wichtig. Werner Seelenbinder, Ringer und Arbeitersportler, war Beispiel für den Gedanken der „völkerverständigen Solidarität“, Max Schmeling dagegen, der am 19. Juni 1939 gegen den „Braunen Bomber“ Joe Louis überraschend siegte und von der NS-Propaganda politisch als „Beweis für die Überlegenheit der arischen Rasse“ missbraucht worden war, Beispiel für den apolitischen Erfolgsmenschen in Sport und Geschäft. Dass die DDR den „Seelenbinder“-Gedanken verinnerlichen sollte, war zwangsläufiges Resultat der Arbeitersportbewegung der Weimarer KPD. Sport wurde in den Schulen und an den Hochschulen offiziell anerkannt und wurde sozusagen eine Form der „Etablierung der Macht“. Die „Körperkultur“ und das „Recht der Bürger auf Sport“ sollten sogar in die DDR-Verfassung von 1968 aufgenommen werden.
Der deutsche Sport war niemals neutral, auch nicht die „Olympischen Spiele“, deren „Geist“ stets in „vaterländischen Diensten“ stand und mit Völkerverständigung und Völkerverbindung wenig zu tun hatte. Heute sind sie zu einem reinem Spektakel mit massenhafter Werbung und der Gier nach dem großen Geld mutiert. Einen politisch uninteressierten Sport gibt es nicht. Er ist politisierend und vereinnahmend, und er ist an sportlich-politische Funktionäre gebunden, die nicht rein zufällig in den obersten Gremien der Verbände zu finden sind. Die Bindung des Sports an die Politik ist weder zufällig noch die Folge eines äußeren Drucks, sondern Ausdruck des Machtstrebens in den Leitungen der deutschen Sportbewegung selbst.
Schließlich sollten der Kommerzialismus und der Berufssport in krassester Brutalität zeigen, dass das Bestreben, um „jeden Preis“ zu siegen, ganze Lebensbereiche umfasst. Abwerbung, Skandale, Bestechung von Sportlern, Trainern und Sportfunktionären, Wetten, Wettmafia, Doping etc. zeigen an, wie korrumpierbar der Sport geworden ist, der zusätzlich durch Werbung verfälscht und seines Sinns beraubt wird.
Sportler sind in der Moderne zur Ware geworden, die an- und verkauft wird, die einen „Marktwert“ (vgl. z. B. Fußballspieler, Basketballer, Tennisspieler, Radrennfahrer) besitzen, sich käuflich machen und für die bestimmte Kurse notiert werden. Selbst in den verschiedenen unteren Amateurligen ist das Kaufen, Ziehen und Abwerben gang und gäbe. Die ökonomischen Verhältnisse selbst sind es, die sportliche Ergebnisse nahezu verlangen; denn ohne Siege versiegt das Geld.
Knapp zusammengefasst wurde der Sport auf seinem Weg zur Moderne zu einem verzerrenden (kapitalistischen) Wettbewerb, der das Streben nach optimalen Ergebnissen im Wettkampf an die erste Stelle setzt. Die Rekord-Manie mit dem unbedingten Gewinnen-Wollen (um jeden Preis) hat mit Idealismus nichts zu tun, der die Jagd nach Zehntel- und Hundertstelsekunden ausschließt. Einen „ehrlichen Gewinn“ gibt es hier nicht zu verzeichnen, jedoch bei Eignung des Probanden oder des Vereins eine Anhäufung des Maximalprofits, der in der Zwischenzeit aus dem öffentlichen Bewusstsein völlig verdrängt worden sein dürfte.
Sport und K-Gruppen sind so gesehen als Thema ebenso exotisch, wie K-Gruppen und Film oder K-Gruppen und Kultur. Es ging hier immer um die proletarische Klassenwirklichkeit. Obwohl in jedem Sport das kapitalistische Moment obsiegt, so meinten die K-Gruppen doch, „das Proletarische an sich“ aus ihm herauslesen zu können. Die Tätigkeit der Arbeitersportverbände aus der Weimarer Zeit sollte von der Linken zum Teil als „proletarische und sportliche Klassenbewegung“ wieder entdeckt werden und hatte stets die „proletarischen Massen“, die aber am Arbeitersport genau so wenig Interesse zeigten wie an den K-Gruppen selbst, im Visier. Ihre politische Aktivierung zu erreichen, war ein Ziel von vielen. „Arbeitersport“ sollte „Arbeiter-Klassensport“ werden und dem „Befreiungskampf des Proletariats“ dienen.
Die Datenbank MAO stellt durchaus ein weit verzweigtes Datennetz zu diesen Themen zur Verfügung. Der Sport war nicht wie etwa der Film oder andere Freizeitvergnügungen in allen K-Gruppen präsent. Ob es eine eigene „Sportbewegung“ mit deutlichen Strukturen, die sich etwa an die „Kampfgruppe für Rote Sporteinheit“ (1933-1935), die immerhin zum Ende der Weimarer Republik ca. 250.000 eingetragene Mitglieder umfasste, gab, die als „Massenbewegung“ verstanden werden könnte, muss offen bleiben. Einiges spricht dafür, viel mehr eher dagegen.
Aber es gab Sportarten, die sich als „Rot-Sport“ (u. a. Fußball und Leichtathletik) großer Beliebtheit erfreuten. Aus der Jugend- und Studentenbewegung sind eigene Sportveranstaltungen, die die Abgrenzung zur kapitalistischen Wertschöpfung propagierten und die sich an die verschiedenen „Rot-Sport-Bewegungen“ der Weimarer KPD anlehnten, kaum bekannt. Diverse Fußballspiele zwischen verschiedenen SDS-Mannschaften, an die sich Gretchen Dutschke-Klotz erinnert (vgl. „Wir hatten ein barbarisch, schönes Leben“), können nicht als Beleg für eine (Sport-)Bewegung der APO genommen werden.
Die mehr satirische Wendung von Franz Josef Degenhardt in seinem Lied „Verteidigung eines alten Sozialdemokraten“ (1968): „Aber angenommen sogar ich bin Fritz Beckenbauer, die hören doch gar nicht hin, die schreien doch Halt den Hals … Aber stell Dir mal vor, Bundesliga-Endspiel, Borussia gegen Eintracht, so 5 Minuten vor Schluss kommen ein paar von Euch auf den Platz. Rote Fahnen und so und brüllen: ‚Schluss mit dem Quatsch, jetzt wird diskutiert!‘ Was meinst Du, was passiert? Euer Flugblatt! Wischen die sich den Arsch mit ab“, das seinerzeit öfter bei seinen Veranstaltungen zu Beifallsstürmen führte, dürfte kaum symptomatisch für eine grundlegende Kritik der Linken am kapitalistischen Sport gewesen sein. Aber es hatte viel von Kulturkritik und der Erkenntnis, gesellschaftlich krude Sportzustände zu beschreiben.
Die „Agit 883“ berichtete jedoch von einer Gruppe in Westberlin, die sich „Verein für Sport und Technik“ nannte (vgl. 20. Februar 1969). Die Agitation des SDS gegen den bürgerlichen Sport dürfe insgesamt verhalten gewesen sein. Am 23. September 1969 fand, so die IGBE, eine Veranstaltung im Studio des Westfälischen Landestheaters zu den jüngsten Streiks statt, auf der auch Mitglieder des Berliner SDS anwesend waren, die u. a. vertraten, dass die „bürgerlichen Sparclubs und Sportvereine“ aufgelöst werden sollten (vgl. 23. September 1969). Im Dezember 1969 berichtete die ML Westberlin über den Zusammenhang von „Schwarzen im Sport“ und über jenes „Unterhaltungsgeschäft“, das auch die BPP geißeln würde (vgl. Dezember 1969). In diesem Zusammenhang muss darauf verwiesen werden, dass es wohl schon früh eine „Basisgruppe Sport“ in Kiel gegeben haben könnte, wie die „Rote Skizze“ zu berichten wusste (vgl. März 1970; Mai 1970).
Schon früh wurden in der KPD/ML illegale „Volkssportwehrübungen“ (Tae-Kwon-Do) durchgeführt, die böse Zungen schon damals in die Nähe der militärischen Übungen der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ rückten. Allerdings gibt es darüber zugegebenermaßen wenig Material. Ähnliches wurde vom KBW und der KPD bekannt. Ansätze dazu gab es vermutlich auch in der KPD/ML-Zentralbüro und dem KJVD.
Die Propaganda der K-Gruppen für eine „revolutionäre Sporteinheit“ dürfte sich insgesamt in Grenzen gehalten haben. Schließlich war der Sport nicht unbedingte Alternative zur Politik. Aber er diente der sog. „Volks- und Völkerverständigung“, wie es immer wieder in den verschiedenen Zentralorganen anlässlich von Gründungsfeiern, Jahrestagen oder Jubiläen (Feiern zum albanischen Nationaltag, 50 Jahre KP Chinas usw.) zum Ausdruck gebracht worden war (vgl. August 1972; 7. August 1972; 21. August 1972; 5. September 1972; 6. September 1972; März 1977).
Ohne Zweifel waren es die KPD, die Liga gegen den Imperialismus, der KJVD und der KSV, die sich deutlicher als alle anderen K-Gruppen an der „Sportfront“ hervor wagten. Ein zeitlicher Höhepunkt dürfte vermutlich 1976/77 gewesen sein. Mit den „Werner-Seelenbinder-Sportfesten“ 1976 (Köln) und 1977 (Frankfurt a. M.) gelang es der KPD und ihren Unterorganisationen an die Weimarer Sportbewegung der KPD anzuknüpfen. Es kann als gesichert gelten, dass die „Werner-Seelenbinder-Sportfeste“ eine Art „Massencharakter“ hatten, wenngleich auch nur die „Parteimassen“ der KPD nebst Unterorganisationen auf den Sportschauplätzen zu finden waren.
Eingeleitet wurde die Sportbewegung der KPD möglicherweise durch das „(Olympia-) Bulletin“ (vgl. 19. Oktober 1972), aber vor allem wohl durch die sog. „Olympiaillustrierte“, die vom Nationalen Vietnamkomitee und der Liga gegen den Imperialismus speziell für die Olympiade 1972 herausgegeben worden war und die vom Aufmacher ähnlich wie einst „China im Bild“ war (vgl. 1940; 1944; September 1971; 4. April 1972; 10. August 1972; 14. August 1972; 21. April 1972; 26. August 1972). Vom Charakter her dürfte sie ein auf Agitation und Propaganda ausgelegtes Organ gewesen sein, in der u. a. auch Front gegen die „SPD-Regierung“ gemacht worden war und die „Solidarität mit den kämpfenden Völkern Afrikas“ eingefordert wurde (vgl. 14. August 1972).
Ob die Sportbewegung der KPD als Antwort auf das im September 1973 gegründete „Komitee für internationalen Arbeitersport“ in Frankfurt/M. (vgl. September 1973) zu verstehen war, ist nirgendwo in deren Publikationen deutlich gemacht worden. Das KfIA dürfte vermutlich eher orthodox gewesen sein und lehnte sich womöglich an die „Luzerner Sportinternationale“ und deren Statuten an.
Der erste organisierte Arbeitersportverein einer K-Gruppe überhaupt dürfte der „ASV Roter Sturm Dortmund“ gewesen sein, der sich am 14. Dezember 1973 in Dortmund konstituierte (vgl. 14. Dezember 1973; 15. Dezember 1973; 16. Dezember 1973; 19. Dezember 1973). Der Verein mit einem Faible zu Fußball und Tischtennis hatte dann auch sogleich die Programmatik parat. Es ginge dem ASV neben der „sportlichen Betätigung“ darum, „den bürgerlichen Einfluss auf den Sport zurückzudrängen“. Zur Fußballweltmeisterschaft 1974 gab der ASV der KPD ein Flugblatt heraus, in dem Front gegen die „Millionäre“ gemacht und der ASV als Alternative herausgestellt wurde, in dem „Mannschaftsgeist und die Solidarität ausschlaggebend sind“ (vgl. 1. Juli 1974). Weitere Aktivitäten gipfelten in einem eigenen Sportfest in Dortmund-Hörde (vgl. 17. März 1977; 27. März 1977). Der einzige „Rotsport“ (Einheit Volleyball) der vom ZB bekannt wurde, bestand wohl im Stützpunkt Marburg der ehemaligen UG der OG Wetzlar. Leider gibt es darüber keine näheren Informationen (vgl. Januar 1973).
Die ASV-Bewegung setzte sich bewusst vom Profisport ab; Sportarten, von denen angenommen wurde, sie dienten dem Amateur- und Breitensport, wurden vorbehaltslos unterstützt und sogar öffentlich propagiert (Leichtathletik, Tischtennis, Fußball, Ringen, Handball usw.). Da die Grenzen zwischen dem Amateur- und dem Profisport stets verschwimmen, dürfte dieser Bewegung, außer dem bekannten Stakkato, nie klar geworden sein, dass sie stets auf dem Nährboden der bürgerlichen Sportverbände stand. Zähneknirschend sollte die „Rote Fahne“ sich selbst später eingestehen müssen: „Um sich mit den Massen in den bürgerlichen Sportvereinen zu verbinden, muss das sportliche Niveau gehoben werden.“ (vgl. 4. April 1976). „Sportliches Niveau heben“ heißt einfach übersetzt: Gedankliche Anstrengungen zu unternehmen, wie ich mein Leistungsvermögen steigern kann, um professioneller zu werden. Dass man so selbst zu Trägern bürgerlicher (schon verächtlich machend!) Sportverbände und verkappter Berufsspieler wird, was im Gefolge unweigerlich die Tendenz zum Berufssport nach sich zieht, war niemandem klar.
Im Gefolge der Konstitution des ersten ASV sollten sich eine Reihe weiterer ASV-Bewegungen gründen. Berichte liegen vom ASV Düsseldorf, Gelsenkirchen, Remscheid, Ronsdorf (vgl. 9. Januar 1974) vor. Für Westberlin kündigte sich ein eigener ASV bereits 1974 an, nachdem die „Kommunistische Arbeiterpresse“ der KPD sich breit mit der Fußball-WM 1974 und der Arbeitersportbewegung auseinandergesetzt hatte (vgl. 1974). Wohl im Januar 1975 konstituierten sich dann in Westberlin mehrere „Rote Sportinitiativen“, die sich später zum „ASV Solidarität Westberlin “ mit Stadtteilgruppen zusammenschließen sollten (vgl. Januar 1975; 25. Februar 1976). Seine erste Mitgliederversammlung führte er vermutlich 1976 (vgl. 14. März 1976) durch. Erstmalig sollte er in der Praxis durch ein Fußballspiel Neukölln gegen Wedding (vgl. 21. März 1976) auf sich aufmerksam machen.
Der „ASV Solidarität Westberlin “ gab auch eine eigene Zeitung heraus, die sich „Solidarität“ (vgl. 22. März 1976; 28. Juni 1976) nannte. In der folgenden Zeit fiel er durch eine Reihe weiterer Aktivitäten auf (vgl. 31. März 1976). Anfang April 1976 hatte er zur Vorbereitung des „1. Werner-Seelenbinder-Sportfestes“ in Köln, das am 16.4.1976 stattfand, ein erstes regionales Sportfest in Westberlin durchgeführt (vgl. 4. April 1976; 7. April 1976). Eine Erklärung für die 1. Mai-Demonstration 1976 in Westberlin wurde auch vom „ASV Solidarität Westberlin “ mit unterzeichnet (vgl. 12. April 1976). Von der Polizei unbehelligt blieb der ASV nicht. Die KPD berichtete von Polizeiüberfällen auf ihn (vgl. 10. Mai 1976). Einen ersten Volkslauf veranstaltete der Westberliner ASV im Mai 1976 (vgl. 15. Mai 1976; 19. Mai 1976; 30. Mai 1976; 9. Juni 1976). Er soll unter einem Verbot gestanden haben. Das Motto lautete: „Kampf dem bürgerlichen Sportbetrieb. Für eine breite Arbeitersportbewegung!“ Ein eigenes „Leichtathletiksportfest“ für Westberlin wurde offenbar von den zuständigen Bezirksämtern nicht zugelassen (vgl. 4. Juli 1976; 7. Juli 1976; 21. Juli 1976; 25. Juli 1976). Möglich ist, dass es aber trotzdem stattfand (vgl. 28. Juli 1976). Von einem Prozess gegen Arbeitersportler des „ASV Solidarität Westberlin“ berichtete die „Rote Fahne“ der KPD (vgl. 24. Januar 1977). Ein weiterer Volkslauf, dieses Mal für die „Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika“ fand im Februar 1977 statt (vgl. 27. Januar 1977).
Anfang des Jahres 1976 griff die „Werner-Seelenbinder-Initiative“ um sich. Der Inbegriff des deutschen Arbeitersportlers, Seelenbinder, mehrfacher deutscher Meister im Schwergewichtsringen, der einst für die KPD illegal in bürgerlichen Sportvereinen arbeitete, wurde zum Träger des „1. Werner-Seelenbinder-Sportfestes“, das Ostern 1976 in Köln stattfinden sollte. Das Sportfest wurde zunächst durch ein Flugblatt des KJV der KPD vorbereitet (vgl. März 1976). Die eigentliche Propaganda setzte durch die „Rote Fahne“ der KPD und deren „Rote-Fahne-Pressedienst“ (vgl. 10. März 1976; 16. März 1976; 14. April 1976) ein. Etwa zeitgleich dürfte, von der „Kämpfenden Jugend“ (dem Organ des KJVD der KPD) herausgegeben, der Roman „Der Stärkere. Das Leben des kommunistischen Arbeitersportlers Werner Seelenbinder“ (vgl. 29. März 1976) erschienen sein.
Das dreitätige Sportfest begann am 16. April in Köln. Laut „Rote Fahne“ der KPD wurde es durch eine Eröffnungs-Demonstration aller Beteiligten auf dem Chlodwig-Platz eingeleitet. Neben den Wettkämpfen gab es ein Kulturprogramm und weitere Veranstaltungen des KJVD. Wettkämpfe fanden in den Disziplinen Fußball (u. a. Fußballspiele mit türkischen Mannschaften zur Solidarität mit den in den PEF-Prozessen Verurteilten), Hallenhandball, Volleyball und Leichtathletik statt. Das „1. Kölner Werner-Seelenbinder-Sportfest“ stand unter dem Zeichen: „Erst Freundschaft, dann Wettkampf“ (vgl. 16. April 1976; 17. April 1976; 18. April 1976; 28. April 1976).
Zum „2. Werner-Seelenbinder-Sportfest“, das am 8. April 1977 in Frankfurt/M. begann, wurde breitest mobilisiert. Zunächst durch die „Rote Fahne“ (vgl. 9. Februar 1977), dann durch ein vorbereitendes „Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee für internationale Solidarität und Völkerfreundschaft“ (vgl. März 1977), dann auch durch „Dem Volke Dienen“, das auch einen Artikel zur „sportpolitischen Lage nach Montreal“ veröffentlichte und die Moskauer Olympiade, die dort 1980 stattfinden sollte, als neue „Hitlerolympiade“ bezeichnete (vgl. März 1977).
DVD veröffentlichte im März 1977 auch das Programm für das „2. Werner-Seelenbinder-Sportfest“. Es lief ähnlich wie das Kölner Sportfest ab. Nach der Eröffnungsveranstaltung am 8. April und Filmen über Sport in China fand quasi zur Unterstützung des Sportfestes eine Demonstration in Frankfurt-Hoechst statt. Neben den schon bekannten Sportarten der Kölner Wettbewerbe kamen hier Tischtennis, Schwimmen, Ringen, Judo/Karate, ein Volkslauf zur Unterstützung der ZANU und ein Kindersportfest mit einem Kinderfünfkampf hinzu. Das Kulturprogramm sollte umfassender als das Kölner sein. Neben Sportforen und Diskussionsveranstaltungen über das Prinzip „Erst Freundschaft, dann Wettbewerb“ traten der „Ho-Chi-Minh-Chor“ sowie die Agitprop-Theater „Rotes Signal“ und „Georgi Dimitroff“ auf (vgl. März 1977; 17. März 1977; 27. März 1977; 8. April 1977; 10. April 1977).
Die Ablehnung des Leistungssports, des Berufssports mit Gewinnmaximierung, dürfte indes ein zweischneidiges Schwert gewesen sein. Die Linke und der Leistungssport wäre m. E. ein eigenes Thema (vgl. auch Cohn-Bendit und die „Tour“ - September 1976). Waren deren Mitglieder doch teilweise sogar vereinsgebunden und huldigten ihren verschiedenen Ortsvereinen (z. B. FC St. Pauli, Düsseldorfer EG usw.), deren Spiele auch regelmäßig besucht wurden. Ab den 1980er Jahren war z. B. der „Arbeiterkampf“ voll von Artikeln, die den FC St. Pauli hofierten. Ob sich hier die Spreu vom Weizen trennte, soll zunächst offen bleiben. Da der Arbeitersport selbst die Sucht nach den Rekorden impliziert und deren Vertreter selbst nur „Punktfanatiker“ sind, waren sie womöglich auch nirgendwo wirklich anzutreffen. Seelenbinder, der überzeugte Antifaschist, der in der Widerstandsgruppe Robert Uhrig arbeitete, ist vermutlich nie richtig interpretiert worden. Selbst die Seelenbinder-Sportfeste der KPD und des KJVD litten unter dem generellen ideologischen Mangel, keine „antifaschistischen Wettkämpfe“ gewesen zu sein. Alleine der Name Seelenbinder machte aus ihren Wettbewerben noch keinen Vermächtnisschwur.
„Den Sport für die Massen erkämpfen“ (KBW), war ebenso durchgängig unkritisch hinterfragt, wie „Erst Freundschaft, dann Wettbewerb“ (KPD/ML). Dabei ging der Entrismus des KBW in dieser Frage noch ein wenig weiter. „Im Sportverein arbeiten die Kommunisten fraktionsmäßig ...“ (vgl. 15. September 1973), meinte er. Die Beliebigkeit dieser Parolen zeigte an, dass den schwülstigen Formulierungen die Durchschlagskraft fehlte. Da sich die K-Gruppen schwer taten, den „Sport für die Massen“ generell ideologisch zu transportieren, blieb dieser Bereich (wie z. B. auch der Film) nur Teil der politischen (Massen-) Arbeit, der sich u. a. auch im Bündnisversuch mit Kultur- und Sportvereinen niederschlug (vgl. 1. September 1980).
Die Tendenz, dem bürgerlichen Sport den Arbeitersport entgegenzustellen, ist der Idee als solcher fremd. Als „proletarische Kampfbewegung“ war sie selbst in der KPD zum Scheitern verurteilt gewesen, als sozialistische „reine“ Form hatte sie sich nirgendwo entwickelt, und selbst die K-Gruppen sollten es nicht verstehen, Voraussetzungen für eine solche mögliche Entwicklung zu schaffen. Die mehr ins Lächerliche gedrehte Wendung von Winston Churchill „Sport ist Mord“ verzichtete gänzlich auf körperliche Gesundung, war aber aus heutiger Sicht eher als Warnung zu betrachten, es mit dem Sport nicht zu übertreiben.
Blieben noch die Körperpflege und die Leibesübungen, die der Arbeitersport auf seine Fahnen geschrieben hatte, um den bürgerlichen Sport zu verdrängen. Das Opfermuster gleicht indes der sog. „proletarischen Linie“, die sich gegen die „kleinbürgerliche vers. bürgerliche Linie“ im Sport durchzusetzen habe. Die „proletarische Solidarität“, die gleichsam eingefordert wurde, um den „gesellschaftlichen Aufgaben“ des Arbeitersports gerecht zu werden, sollte auch eine Erziehungsaufgabe sein, wie sie u. a. von Thälmann gefordert wurde (als Schule der körperlichen Ertüchtigung, der moralischen und ideologischen Rüstung). Die K-Gruppen unterlagen sicherlich auch hier der falschen Gleichung „Arbeitersport gleich Klassenkampf“ und Instandsetzung der Idee vom (proletarischen) Menschen, der hier wieder in den Mittelpunkt rücken würde. Eine proletarische Sportauffassung macht noch lange niemanden zu dem, was er sein könnte oder sein würde, wenn er denn mit den Mitteln der körperlichen Übungen für die Stärkung seines individuellen Lebens werben würde.
Der Besuch der chinesischen Tischtennismannschaft in verschiedenen Ländern führte gleich zu einer Euphorie unter den K-Gruppen. Wo immer sie auch auftrat, dienten die Wettkämpfe „der Festigung der Freundschaft zwischen den Völkern der Welt“. Und die chinesischen Sportler wollten zeigen, „dass die Erfolge im Sport nur ein Teil eines großen Erfolges des ganzen chinesischen Volkes sind: Teil des erfolgreichen Aufbaus des Sozialismus in China“. Daran anknüpfend, wurde auf eigenartige Weise über den „Sport im Sozialismus“ reflektiert. Er werde, so der KJVD, nur in steter Verbindung mit den Massen zum Teil der Bewegung der proletarischen Klasse. Es sei das Wichtigste, sich „zu den Arbeitern, Bauern und Soldaten zu begeben“, zitierte er einen chinesischen Hochspringer. Die Propaganda für den Sozialismus, die „Freundschaft mit dem chinesischen Volk“, die stets in Verbindung des „Kampfes mit den westdeutschen Arbeitern“ stehe, waren die unverrückbaren Begleittöne, die sich u. a. auch bei dem ersten Besuch der Tischtennis-Mannschaft aus der VR China am 2. Januar 1972 in Frankfurt/M. schon zu einem Orkan steigerten. „Freundschaft mit China“ war wie: „Der Spielausgang wechselt - Freundschaft ist von Dauer“, „Es lebe die Freundschaft des chinesischen Volkes mit der Arbeiterklasse und den Werktätigen in der BRD“, jene Parole, an der alles aufgehängt werden konnte. Natürlich wurde der chinesische Hochleistungs- und Konkurrenzsport gerade in diesem Wettbewerb völlig ignoriert. Und es hatte auch den Anschein, dass man in arge Verlegenheit hätte geraten können, wenn am „solidarischen Kampf“ gekratzt worden wäre. Dass diese „Freundschaft“ auch das „Lernen voneinander durch die sportlichen Begegnungen“ implizierte, dürfte in den Bereich der Fabeln gehören (vgl. 12. April 1971; 2. Januar 1972; Februar 1972).
Mit den Olympischen Spielen 1972 sollten sich die K-Gruppen erstmalig wagen, Verbindungen zur Olympiade 1936 in Berlin zu ziehen. Das damalige „imperialistische Ereignis“ und die heutigen „revanchistischen Spiele“, die „die SPD-Regierung im Verbund mit der Kapitalistenklasse betrieben“ (KPD/ML-ZK), steuerten klar auf den Kurs „Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik“ (KPD/ML-ZB) zu. Der politische Sinn von „Olympia 72“ war für die K-Gruppen die Kongruenz 1936-1972! Das umfangreiche Datenmaterial hierzu belegt eindeutig, dass, wie zum Ausdruck gebracht wurde, die Spiele dem „Revanchismus und Militarismus“ huldigten. Die Phalanx der Gruppen, die diesem Schematismus huldigten, zeigt an, dass die Propaganda der wichtigen Gruppen auf diesem Gebiet wohl fruchtete. Von den örtlichen Zirkeln bis zu den Parteien waren sich alle einig: Diese Spiele in München seien im „Gewand der Olympiade die Heerschau der Macht der Kapitalisten“ (KABD).
Wie von der KPD/ML-ZK, dem ZB, ihren beiden Jugendorganisationen, aber auch etwa des Asta der PH Dortmund, ABG, KABD Sozialistisches Zentrum Flensburg, KPD, NVK bekannt ist, bereiteten sie sich seit dem Frühjahr 1972 auf die Olympiade vor. Dies geschah zunächst primär in ihren Zentralorganen mit der bekannten Stoßrichtung. Mit den sog. „Olympiagesetzen“ vom Juni 1972 und dem Demonstrationsverbot in der Innenstadt von München (sog. Bannmeile) änderte sich die Agitation schlagartig. Nun würde es darum gehen, das „Demonstrationsverbot“ zu durchbrechen und das „Recht auf die freie Straße“ am 2. September 1972 zu erkämpfen (KPD/ML). Es gab aber auch eine Reihe von Veranstaltungen, Demonstrationen (ab etwa dem 20. August 1972), die sich alle irgendwie gegen Olympia wandten (vgl. 19. Juni 1972; 22. Juni 1972; Juli 1972; August 1972; 7. August 1972; 9./10. August 1972; 14. August 1972; 19. August 1972; 21. August 1972; 25./26. August 1972; 28. August 1972; 29./30. August 1972).
Dass der „Rote Antikriegstag 1972“ und die „Olympiagesetze“ für die K-Gruppen zusammen gehörten, lag auf der Hand; denn der RAKT und das „Durchbrechen der Bannmeile“ wurde zu einer Einheit umgeschmiedet. Meinte doch das ZB in der „Roten Fahne“ am 2. September, dass der RAKT das „wahre Gesicht“ der Herrschenden gezeigt habe: „Kriegstreiber gegen die Völker Europas und Notstandsstrategen gegen das eigene Volk ...“. Das war alles nicht mehr weit vom sog. „Faschismusvorwurf“, der latent immer wieder zum Vorschein kam, wenn die Parallelen zu 1936 bemüht wurden. Da war der drohende „neue Weltkrieg“ dann auch nicht mehr fern, meinte der „Rote Morgen“. Und alle „Kriegstreiber der Welt“ hätten sich hier zusammengefunden (vgl. Roter Morgen 18/1972).
Nachdem ein palästinensisches Kommando am 6. September den „Geist der Olympiade“ und den „Olympischen Frieden“ zunichte gemacht hatte, war das Thema Olympiade, um die im Vorfeld ein Rummel sondergleichen angeleiert worden war, sowieso vom Tisch; denn nun ging es nur noch um die Sensibilisierung des Attentats und seiner Folgen für die Linke, die sich nun einer breiten und umfassenden Unterdrückungs- und Bespitzelungshysterie ausgesetzt sah, die mit Einschränkungen der Demonstrationsfreiheit begann und in einem möglichen Verbot ihrer Organisationen gipfelte. Die Olympiade selbst und der Sport schienen niemanden mehr zu interessieren.
In einer ersten Erklärung schrieb das ZB am 6. September: „Erklärung zum Terroranschlag der palästinensischen Organisation 'Schwarzer September' … Die KPD/ML ist der Meinung, dass der individuelle Terror, wie ihn die palästinensischen Kämpfer anwenden, dann ein richtiges Mittel ist, wenn es den Kampf der Massen um die Befreiung Palästinas vom zionistischen Joch vorantreibt' …“ Zwar wurde die Aussage in einer weiteren Erklärung etwas abgeschwächt, doch der Notstandskurs, der während Olympia gesteuert wurde, würde sich auch hier unvermindert fortsetzen. Die Olympiade war in den Augen der Linken sozusagen eine Art Transformierung der alten „Kriegstreiber“ im neuen Gewand. Aber fast keine Gruppe ging soweit wie die KPD/ML-ZB und ZK in ihrer Einschätzung über den Anschlag in München.
Die KPD/ML-ZK berichtete am 6. September 1972 von Siemens (Berlin): „GEGEN MILITARISMUS UND REVANCHISMUS! IHR WAHRES GESICHT HABEN DIE WESTDEUTSCHEN IMPERIALISTEN AM ROTEN ANTIKRIEGSTAG GEZEIGT, ALS SIE DAS FEUER AUF DIE PALÄSTINENSISCHEN REVOLUTIONÄRE ERÖFFNETEN. DIE TOTEN GEHEN AUF IHR KONTO ... Die israelischen Imperialisten haben ihren blutigen Terror gegen das palästinensische Volk zur Zeit der Olympiade für keine Minute unterbrochen! Fast das ganze Volk haben sie aus ihrer Heimat vertrieben. Dreimal haben sie die arabischen Völker überfallen, um den Widerstand der Palästinenser zu brechen. Sie werden grausam unterdrückt, in KZs gefoltert und ermordet. Und dagegen führt das palästinensische Volk einen heldenhaften, bewaffneten Kampf. Ob Olympia oder nicht, der Kampf um die Befreiung ihres Landes geht weiter - bis die israelischen Räuber besiegt sind.“
Es verwundert also nicht, dass die feindselige Oppositionsstellung fast aller K-Gruppen zu Olympia nicht zur Befriedung beitrug. Die „sozialistischen Leuchtfeuer“, die erst gar nicht (außer Nord-Korea) zur Olympiade erschienen waren, konnten keine Fürsprecher in diesem Drama sein, und so blieben die Unklarheiten über diesen Anschlag allgegenwärtig. Selbst noch bei der Ausländerdemonstration am 8. Oktober 1972 in Dortmund lag er als Gespenst über der Demo (vgl. 1.-3. September 1972; 5.-8. September 1972; 11.-12. September 1972; 18. September 1972; 21.-22. September 1972; 26. September 1972; Oktober 1972; 9. Oktober 1972).
Es gab die berühmte Ausnahme in der Berichterstattung über die Olympiade und den Anschlag des „Schwarzen September“. Die DKP war der Auffassung, dass die Spiele von Anfang an „friedliebend“ waren. Die Völker der Welt würden sogar von der „XX. Olympiade in München einen Beitrag zur Festigung des Friedens und zur Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit“ erwarten. Und: „Trotz der Schatten, die mit dem Mord an israelischen Sportlern über diese Spiele gekommen sind, können sie zur Förderung des Friedens und der Völkerverständigung beitragen …“ (vgl. etwa 6. September 1972).
Die Theorie von der „olympischen und völkerverbindenden Idee“ suchte im Sport möglicherweise nach Überresten in der Sozialisierung. Es konnte nicht verwundern, wenn gerade die DKP nebst Anhang hier einen weltweiten Ankerplatz für gesellschaftliche Veränderungen sah; denn „jetzt (müssten) gemeinsame Anstrengungen für einen würdigen Verlauf der olympischen Spiele“ unternommen werden, um gemeinsam zu gewährleisten, dass sich „die völkerverbindende olympische Idee als stärker erweist als alle Störversuche …“ (ebd.).
Nur ein einziges sportliches Ereignis der Olympiade war wirklich erwähnenswert, das gleichermaßen Befürworter des Profisports wie auch seine Gegner vereinnahmen sollte. Hatten schon 1968 die beiden afroamerikanischen Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt während der Siegerehrung des 200-Meter-Laufs ihre schwarzbehandschuhte Faust zum Zeichen der Demonstration für Black Power gegen Himmel gestreckt, so sollten ihnen 1972 die beiden Amerikaner Vincent Matthews und Wayne Collett folgen. Während der Siegerehrung des 400-Meter Laufs skandierten die beiden Amerikaner den Black Power Gruß und hoben während des Abspielens der Nationalhymne ihre Faust. Für die linken Gruppen war das Anlass genug, die beiden Sportler, obwohl diese kurze Zeit später vom amerikanischen Leichtathletikverband ausgeschlossen wurden, zu feiern. In verschiedenen Zentralorganen, wie etwa in der „Roten Fahne“ des ZB, wurde seinerzeit diese Form der politischen Demonstration uneingeschränkt begrüßt, aber interessanterweise die sportliche Leistung kaum gewürdigt.
„Statt Klassenkampf - Kampf um Bundesligapunkte“ meinte der KDAJ, Nr. 4/1972. Den Bundesligaskandal von 1971 nahm er zum Anlass, zu formulieren: „Gegen den kapitalistischen Sport müssen wir den Arbeitersport setzen …“. Da war wieder jene Formulierung, die zum Ausdruck bringen sollte, dass der Arbeitersport die Bewegung verkörpert, die die Heranbildung der proletarischen Jugend fördere und damit der proletarischen Klasse zu Gesundheit und zur körperlichen Stählung dient. Worum es beim Arbeitersport gehe, brachte der KDAJ auf die Formel: Hier gehe „es nicht um Einzelleistung auf Kosten der anderen, sondern um breite Solidarität, wo man voneinander lernt. Es geht auch um unsere körperliche Ertüchtigung als Ausgleich gegen die tägliche Arbeit“. Eigentlich war das der einzige Artikel, der sich dezidiert mit den Fragen der „körperlichen Ertüchtigung“ auseinandersetzte.
Die harmonische Körperschulung aus dem Gesund-Sportlichen der „täglichen Arbeit“ abzuleiten, war allerdings schon gediegen. Der starke Antrieb zur Klassenerhebung des Proletariats durch den Sport, wie es der Arbeitersport propagierte, appellierte nur an den Willen, im Sinne einer gesunderen Lebensführung des Proletariats. Dass die Auflehnung gegen den körperlichen Zwang und körperliche Unterdrückung zwangsläufig in die Idee des Arbeitersports und der „breiten Solidarität, wo man voneinander lernt“, einmünden müsse, sollte doch eher sehr fragwürdig wirken. Der Arbeitersport blieb den Nachweis schuldig, dass durch ihn eine andere Art oder Form der Leibesübungen, die nicht kapitalistisch war, zu betreiben oder möglich war (vgl. Mai 1972).
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass die „Peking Rundschau“, Nr. 24 vom Juni 1972, einen Artikel zum „Sport in China“ veröffentlichte, der vom NVK gespiegelt worden war. Um „gesund zu sein“ und die „Lebensbedingungen zu heben“, müsse sich der Mensch mit dem ML und den Mao-Tse-tung-Ideen wappnen, meinte die Zeitung. Diese Kampfgesinnung war in gewisser Weise religiös verbrämt und verlangte dem Probanden ab, über seinen biologischen Zenit hinauszugehen. Im Mittelpunkt des Sports steht der Mensch, war aus der „PR“ herauszulesen. Doch so oder so gewendet: Der Körper eines Sterblichen wird wieder und wieder im erstaunlichen Maße unter einen eisernen Willen gezwungen, der nicht selten an jede Grenzen stößt, wie sie sich z. B. im Marathon-Lauf äußert (vgl. 13. Juni 1972).
Zur Fußballweltmeisterschaft 1970 (Mai-Juni) in Mexiko erschien meiner Erinnerung nach im „KDAJ“ der Artikel „APO-Sekte will Uwe Seeler“ entführen. Hier war ein sportliches Großereignis der Aufhänger für eine seichte Polemik gegen den Fußballprofisport insgesamt. Doch weder der „KDAJ“ noch die „Rote Fahne“ sahen hier zwingende Gründe für die Weiterführung ihrer Kritik gegen den Berufssport. Auch die Polemik gegen den „kritischen Sport“ in „RAN“, dem einstigen Jugendmagazin des DGB, war eher von der Hoffnung getragen, man könne hier die arbeitende Jugend besonders sensibilisieren (vgl. Oktober 1970).
Dagegen sollte die WM 1974 in Chile schon im Vorfeld zum Politikum schlechthin werden. Sie sei, wie die KPD meinte, „eine Provokation“. Durch sie „soll die faschistische Junta als legitime Regierung (durch die BRD, d. Vf.) anerkannt werden“. Sie sei ein „Schauspiel im Dienste des Kapitalismus“, titelte damals die „Rote Fahne“ der KPD. Der Rote Morgen“ befleißigte sich, in einem Interview mit dem Trainer der albanischen Fußballnationalmannschaft, die Tendenz „erst Freundschaft, dann Wettbewerb (ohne materielle Anreize, d. Vf.) herauszuarbeiten.
Der „Rebell“ titelte in seiner Ausgabe 5/1974 vor der WM: „Kaiser Franz trägt Manz“. Das Fußballfest, dem die Linke sicherlich wie alle anderen Menschen entgegenfieberte, war der Zeitung nur den Hinweis wert: „In der Nationalelf ist kurz vor der Weltmeisterschaft (alles) zu einem erbarmungslosen Wettrennen ums große Geld geworden …“. So sehr auch die Tendenz richtig war, umso teilnahmsloser stand man dem eigentlichen Ereignis und der Kritik am Profisport gegenüber (vgl. Mai 1974; Dezember 1973). Die KPD dagegen zog im einem Flugblatt gegen die „faschistische Chunta“ rigoros zu Felde und prangerte die „chilenischen Mörderbanden“ an, die jetzt von der „SPD-Regierung unterstützt“ würden (vgl. 10. Juni 1974). Der einzige ernsthafte Artikel gegen die Fußball-WM war in der „Münchener Studentenzeitung“ zu lesen (vgl. 26. Juni 1974).
Aufschlussreich war ein Gespräch der „Kämpfenden Jugend“ des AB. In „Der Rote Schlüssel“ wurde ein Interview mit dem kubanischen Profiboxer Stevenson, der in München 1972 Olympiasieger im Schwergewicht wurde, veröffentlicht. Stevenson meinte damals: „Ich siege aus patriotischen Gründen, ich siege für Cuba …“ Das kam sehr in die Nähe des sozialistischen Erfolgsmenschen, der sich durch den Sport ein neues Betätigungsfeld in Klasse und Gesellschaft erhofft. Und die „patriotischen Gründe“, jene kruden Selbsterhaltungstriebe, ohne die kein Sport auszuüben ist, ist, wie der Arbeitersport, verlogene Moral, wie sie Stevenson bestens zum Ausdruck brachte (vgl. Januar 1974).
Die Olympischen Spiele in Moskau, die zwischen dem 19. Juli und dem 3. August 1980 stattfanden und die unter dem Boykott einiger westlicher Staaten litten, liefen unter „Restauration des Kapitalismus“ und „Hitlerolympiade“. Teilweise kam es in den Zentralorganen der linken Gruppen zu mehr oder weniger heftigen Fehden mit der DKP. Die DKP hatte schon zur Olympiade 1972 merkwürdige Gedanken zum Besten gegeben. Meinte sie doch u. a. nach dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft, dass es gelte, die „weltweite, völkerverbindende Kraft der Olympiade“ zu sichern (vgl. 5. September 1972). Und: „Die Völker der Welt erwarten von den Sommerspielen der XX. Olympiade in München einen Beitrag zur Festigung des Friedens und zur Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit …“, so der Parteivorstand der DKP (vgl. 6. September 1972).
Ihre „Idee“ von Olympia, oder der Sportbewegung im Allgemeinen hatte sie schon in ihren „Leitsätzen zum Sport 1970 formuliert. Gehe es doch, um „die gleichberechtigte völkerrechtliche Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR“. Die Forderung „nach Anerkennung der DDR und der europäischen Nachkriegsgrenzen sei ein entscheidender Beitrag im Streben nach einer olympischen Atmosphäre …“ (vgl. 24. April 1970).
Die DKP schien sich, im Gegensatz zu den K-Gruppen, generell an jene Vereinsmentalität anzulehnen, die die proletarischen Lebensverhältnisse noch am ehesten widerspiegeln würden, dem Amateursport. Mit einer Fülle von Initiativen, Erklärungen, Kritiken, Schreiben an Sportverbände usw. machte sie immer wieder auf die unzureichenden Konzepte aufmerksam, konnte dabei aber nie sportinteressierte Arbeiter davon abbringen, (etwa in Dortmund) dem BVB eine Absage zu erteilen und den „Klassenkampf im Sport“ zu propagieren (vgl. etwa: 17. Januar 1972; 26. Januar 1970; 24. April 1970; 25. April 1970; 2. Mai 1970; 27. Juni 1970; 6. Juli 1970; Juli 1972). Dass die „Zündkerze“ bei Opel-Bochum zum Boykott eines Fußballspiels der DKP aufrief, war vor diesem Hintergrund nur konsequent (vgl. 22. April 1976).
Die Sportpolitik der K-Gruppen steht in erster Linie mit der KPD und ihren Unterorganisationen, vornämlich des KJV, aber auch mit dem KBW in Verbindung. Eine Sportpolitik der KPD/ML hat es wohl nie gegeben. Die „Werner-Seelenbinder-Sportfeste“ der KPD und des KSV (1976/77) und die ASV-Bewegung (Arbeitersportverein) waren Solidaritätsbewegungen, die an den Arbeitersport in der Weimarer Republik anknüpften und die mehr oder weniger den Standpunkt der proletarischen Sportbewegung zum Ausdruck bringen sollten.
Sport und Agitation, Sport und Propaganda, Sport für den Klassenkampf und gegen die bürgerlichen Sportvereine (Hochleistungsaktivismus) war wie die „Kommunistische Moral“ eine Schule zur ideologischen Rüstung mit mehr oder weniger klarer Programmatik. „Proletarischer Sport“ stand im Dienst des Kampfes gegen den Imperialismus, im Dienst „des Kampfes um die Herrschaft der Arbeiterklasse“, wie es in einer Einleitung zu Walter Radetz Roman „Der Stärkere. Das Leben des kommunistischen Arbeitersportlers Werner Seelenbinder“ hieß.
Die Installation einer parallelen Sportbewegung wurde indes nicht angestrebt. Das gelang den K-Gruppen auch gar nicht; denn ihre roten Sporteinheiten waren doch meilenweit vom Gesamtentwurf Wettbewerbe und Ergebnisse entfernt und dürften sich somit eher dem eigenen individualistischen (Spiel-)Trieb zugeneigt haben. Aus Wahlprogrammen ist bekannt, dass viele ihrer allgemeinen Forderungen sich auch für die Einrichtung von (bürgerlichen) Sportplätzen, die sie u. a. in den Zusammenhang mit „mehr Bildungschancen“ setzten, stark machten.
Die DKP sah im Sport einen „unersetzbaren Bestandteil der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden und lernenden Bevölkerung unseres Landes“. Sie erstrebte, so ihre „Leitsätze zum Sport“, „für den Sport und die Körperkultur gesellschaftliche Anerkennung“. Diese Interessen vertrat sie auch über einen eigenen „Sport-Arbeitskreis“, den sie im Mai 1970 gegründet hatte, hinaus. Dabei unterließ sie es, die „bürgerliche Sportbewegung“ selbst zum Gegenstand der Kritik zu machen, und sie forderte sogar „als Sofortmaßnahmen unter anderem rigorose Steuersenkungen bei Veranstaltungen der Vereine, spürbare finanzielle Hilfen für die breite Basis der Sportbewegung“. Ihre Kritik am Bau von neuen Stadien zur Fußballweltmeisterschaft 1970 war doch eher verhalten und mit dem allgemeinen Terminus, mehr „den Breitensport“ zu unterstützen, unterlegt, wobei außen vor blieb, was denn eigentlich unter „Breitensport“ zu verstehen sei. An diesem „kritischen Sport“ (Beispiel: Jugendmagazin „Ran“ der DGB) übte der KJVD der KPD/ML-ZB Kritik (vgl. 24. April 1970; 25. April 1970; 2. Mai 1970; 27. Juni 1970; 6. Juli 1970; Oktober 1970).
Dass der Arbeitersport in den Analysen zu den K-Gruppen keinen Stellenwert besitzt, liegt wohl darin begründet, dass es eine zu mühsame Arbeit ist, sich mit der politischen Geschichte der Arbeitersportbewegung zu beschäftigen. Die bisherige Standardliteratur zu den K-Gruppen lässt ihn außen vor oder hat für ihn nur dann einen Blick, wenn sie in der „Lebenswelt der K-Gruppen“ (vgl. Andreas Kühn: „Stalins Enkel, Maos Söhne“) auf ein weißes Feld stieß, das gut in einen allgemeinen Rundumschlag hineinpasste. Das ist allerdings unausgegoren und hat zur Folge, dass die politischen Aspekte des Themas Sport und K-Gruppen unter den Tisch fallen. Untersuchungen gibt es somit kaum. Selbst das „Manifest gegen die Arbeit“ (1999) der „Krisis-Gruppe“ kannte offenbar den Zusammenhang von Arbeit und Sport nicht und versagte vollkommen bei der Aufgabe, diese Widersprüche zu benennen.
Ob letztlich der Arbeitersport den Widerspruch zwischen dem Kapitalistischen und dem Proletarischen aufzeigen konnte, muss generell in Frage gestellt werden. Eigentlich wurde alles stets miteinander vermengt. Das Eine konnte nicht ohne das Andere. Die Tätigkeit der Arbeitersportverbände in der Weimarer Republik sollte der bewussten Herauslösung der proletarischen Formen dienen und eine neue Form der sportlichen Gesinnung etablieren und sich als „Klassenbewegung“ verstehen. Die erneute politische Aktivierung dieses Gedankens durch die K-Gruppen zu Beginn der 1970er Jahre, die in ihm ein Mittel im „Befreiungskampf des Proletariats“ sahen, scheiterte letztlich an der Romantisierung dieser Idee.
1940:
Das Nationale Vietnamkomitee der LgdI der KPD berichtete von der Olympiade: „Die nächsten olympischen Spiele fanden wieder nicht statt. Die deutschen Sportideologen wie Carl Diem und andere waren darüber nicht sehr traurig: Diem erklärte 1940: Diese sportlichen Erfolge in Friedenszeiten haben sich in militärische Siege verwandelt ... der Krieg ist der vornehmste, ursprünglichste ... Sport!“
Quelle: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.5
1944:
Das Nationale Vietnamkomitee der LgdI der KPD berichtete von der Ermordung des Arbeitersportlers Werner Seelenbinder im KZ.
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.5
1948:
Anlässlich der Unabhängigkeitserklärung von Guinea-Bissao berichtete ein Mitglied des Komitees Südliches Afrika (KSA) Heidelberg für den KBW: „Zwischen 1948 und 1953 gründete AMILCAR CABRAL verschiedene Studentenzirkel, deren Ziel in der Reafrikanisierung der Assimilados bestand. Getarnt als 'Afrikanischer Sport- und Erholungsclub' versuchte Cabral mit seinen Freunden auch Nichtassimilierte einzubeziehen, was jedoch das sofortige Verbot zur Folge hatte.“
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 27.9.1973,S.3
9. Oktober 1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein erneutes Treffen der Arbeiterkonferenz statt, auf dem weiter die Wahlalternative diskutiert wird. Auf dem Treffen wurde auch über „den Entwurf eines politischen Programms diskutiert“, dass u. a. „mehr Sportplätze“ forderte.
Q: apo press Nr.19 und 20, München 7.10.1968 bzw. 14.10.1968,S.5 bzw. S.4f.
20. Februar 1969:
Die „Agit 883“ veröffentlicht heute eine Tagungsliste der Gruppen im Republikanischen Club (RC). Dort trafen sich u. a. auch der „Verein für Sport und Technik“.
Q: Agit 883 Nr.2,Berlin 20.2.1969,S.3
23. September 1969:
In Castrop-Rauxel fand, laut IGBE, eine Veranstaltung im Studio des Westfälischen Landestheaters zu den jüngsten Streiks statt, auf der auch Mitglieder des Berliner SDS anwesend waren, die u. a. vertraten, dass die „bürgerlichen Sparclubs und Sportvereine“ aufgelöst werden sollen.
Q: IMSF: Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969; Einheit Nr.19, Bochum 3.10.1969,S.3
Dezember 1969:
Innerhalb der Marxisten-Leninisten (ML) Westberlin wurde im Dezember über die „Black Panther Party, Progressive Labor Party, Schwarze revolutionäre Gewerkschaftsbewegung (Detroit)“ berichtet. Die „Black-Power-Bewegung“ sei auch im Sport zu beobachten, allerdings mehr als „Unterhaltungsgeschäft“. „Und durch rapide Ausdehnung von Schwarzen im Sport und Unterhaltungsgeschäften. Diese Strategie hat zum Ziel eine schwarze Bourgeoisie zum dominierenden Faktor in den Communities zu machen, um ihr dieselbe Aufgabe zu übertragen die die weiße im kapitalistischen System hat.“
Q: ML Westberlin: Info Nr.1,Berlin Dez. 1969,S.27ff.
26. Januar 1970:
Für die DKP berichtet W. F. vermutlich aus dieser Woche:
„HALLENSORGEN IN DORTMUND. HANDBALLER HABEN GROSSE SCHWIERIGKEITEN
In den vergangenen Jahren war die Dortmunder Westfalenhalle wiederholt Schauplatz bedeutender Veranstaltungen der Hallenhandballer. Erinnert sei an die Weltmeisterschaft 1961 mit dem dramatischen 9:8-Sieg der Rumänen nach zweimaliger Verlängerung gegen die CSSR oder die Europapokalspiele, die in der Riesenhalle … ausgetragen wurden.
Das alles täuschte jedoch die Handballer der vielen Dortmunder Vereine nicht darüber hinweg, dass ihr eigener Spielbetrieb angesichts des chronischen Hallenmangels immer wieder ins Stocken geriet und schließlich kaum noch aufrecht zu erhalten war. Die Vereine wurden immer ungehaltener über diese Situation und kamen schließlich überein, Ende Januar die Vertreter der drei im Rat vertretenen politischen Parteien in einer Versammlung nicht nur über die Sachlage zu informieren, sondern auch energisch und rasch Abhilfe zu verlangen …
Die Mehrzahl aller Vereine müsse mit verkürzten Spielzeiten in viel zu kleinen Hallen, zum Beispiel in Stadtgymnasien, auskommen. 'Ist es nicht traurig, dass eine Bundesligamannschaft wie TuS Wellinghofen nach Bochum oder Kamen ausweichen muss?' fragte der Vorsitzende des Handballkreises Bochum, Artur Heister.
Da saßen die Vertreter der Stadt - so zum Beispiel der Vorsitzende des Stadtsportausschusses, Willi Spaenhoff (SPD) - recht kleinlaut da und mussten notgedrungen einräumen, dass für den Handballsport wirklich zu wenig getan worden sei. Ein besonders 'gescheites' Argument hatte Sportausschussmitglied Middendorf (CDU) bei der Hand, der die Schuld bei den Betroffenen suchte und meinte, die Vereine hätten den nötigen Druck gegenüber den Politikern vermissen lassen …
Immerhin kündigte Spaenhoff ein Konzept der Stadt an, das sieben Hallenbauten umfasst, die als Großturnhallen errichtet werden und damit die für Handball notwendigen Maße besitzen sollen. Vorläufig bleibt der Engpass noch, doch zeichnet sich eine Besserung der einfach unhaltbar gewordenen Verhältnisse ab. Dazu dürfte nicht zuletzt die klare Sprache der Handballer gegenüber den Ratsvertretern beigetragen haben.“
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.7,Essen 12.2.1970,S.12
März 1970:
In Kiel erschien die „Rote Skizze“ Nr.2/70. Eine neue Redaktion sei aus den Delegierten der fortgeschrittensten Gruppen in Kiel gebildet worden. Bei diesen Gruppen handelt es sich um die Rote Zelle Psychologie/Medizin Kiel, den provisorischen Kader Ökonomie und die Rote Zelle Historiker/Germanisten. Auf einem Plenum sei auch eine Basisgruppe „Anglistik/Sport“ anwesend gewesen. Bei den „Sportlern“ soll sich auch ein „Mandel-Arbeitskreis“ konstituiert haben.
Q: Rote Skizze Nr.2,Kiel März 1970; Rote Presse Korrespondenz Nr.60,Berlin 1970,S.14
24. April 1970:
Es erschienen, von der DKP herausgegeben, die
„LEITSÄTZE ZUM SPORT.
DKP GRÜNDETE EINEN SPORT-AUSSCHUSS
Jetzt hat die Deutsche Kommunistische Partei auch ein Gremium, das sich ausschließlich mit Problemen des Sports in unserer Gesellschaft befasst. In Mainz konstituierte sich am Vorabend des Bundestages des Deutschen Sportbundes (DSB) der 'Arbeitskreis für Sportpolitik beim Parteivorstand der DKP'. In Leitsätzen legt die DKP ihre Einstellung zum Sport dar.
Die Verbundenheit der DKP mit dem Sport drückt sich schon in der Zusammensetzung des Sport-Arbeitskreises aus. Unter der Leitung von DKP-Präsidiumsmitglied Hermann Gautier und Parteivorstandsmitglied Willi Schwettmann gehören dem Gremium unter anderen der mehrfache deutsche Meister und Olympiavierte von 1956 in Melbourne, Heinz Laufer, der Vorsitzende des Radsportverbandes Württemberg, Oskar Mauch, der DABV-Kampfrichter Erwin Jedamowski, der Vorsitzende der RKB 'Solidarität' Rheinland-Pfalz/Saar sowie weitere Sportler und Sportfunktionäre an.
Sie erklärten in einer Pressemitteilung: 'Die DKP sieht im Sport einen unersetzbaren Bestandteil der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden und lernenden Bevölkerung unseres Landes. Die DKP erstrebt für den Sport und die Körperkultur gesellschaftliche Anerkennung, insbesondere im Bildungs- und Ausbildungswesen in der Bundesrepublik.'
Die Arbeitskreismitglieder drückten im Namen der Partei den Wunsch aus, dass das Internationale Olympische Komitee (IOK) die Olympischen Spiele 1976 an Moskau (in der SU, d. Vf.) vergibt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Austragung der Spiele 1972 in München begrüßt und die Forderung erhoben, dass diese Veranstaltung im Geiste der olympischen Idee ausgetragen werden muss.
Die Zusammenhänge zwischen Sport und Politik werden von der DKP aufgezeigt. Es ist auch eine Aufgabe der Sportbewegung, auf gleichberechtigte völkerrechtliche Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR hinzuarbeiten. Die Forderung nach Anerkennung der DDR und der europäischen Nachkriegsgrenzen sei ein entscheidender Beitrag im Streben nach einer olympischen Atmosphäre, erklärte der DKP-Arbeitskreis.
Als Ergebnis der ersten Sitzung des Sportgremiums wurden 'Leitsätze der DKP für demokratischen Fortschritt im Sport der Bundesrepublik' verabschiedet. In ihnen fordert die Partei als Sofortmaßnahmen unter anderem rigorose Steuersenkungen bei Veranstaltungen der Vereine, spürbare finanzielle Hilfen für die breite Basis der Sportbewegung, die Realisierung aller noch ausstehenden Forderungen aus dem 'Goldenen Plan' durch Bund und Länder bis zu den Olympischen Spielen 1972 und die Anerkennung des Sports als gleichberechtigtes Element im gesamten Bildungswesen der Bundesrepublik."
Q: Unsere Zeit Nr.18, Essen 2.5.1970,S.9
25. April 1970:
Der Deutsche Sportbund (DSB) führte, laut DKP, an diesem Wochenende seinen Bundestag in Mainz durch.
Q: Unsere Zeit Nr.17, Essen 25.4.1970,S.9
Mai 1970:
In Kiel erschien die „Rote Skizze“ Nr.3/70 deren Redaktion nun gebildet wird von den Roten Zellen (RZ) Psychologie/Medizin, Ökonomie, Geschichte/Germanistik, Mathematik/Physik und Biologie. „Die AMS hat ihre Stützpunkte vor allem … wo es keine Marxisten-Leninisten gibt, aber auch in der Germanistik, Sport und in den naturwissenschaftlichen Bereichen …“
Q: Rote Skizze Nr.3, Kiel Mai 1970
2. Mai 1970:
Die DKP brachte die Nr.18 ihrer „Unsere Zeit“ (UZ) heraus. Berichtet wurde vom Bundestag des Deutschen Sportbundes und der Gründung des eigenen Sport-Arbeitskreises.
Q: Unsere Zeit Nr.18, Essen 2.5.1970
27. Juni 1970:
Die DKP brachte die Nr.26 ihrer „Unsere Zeit“ (UZ) heraus. Ein Leserbrief behandelte die „Leitsätze zum Sport“.
„SPORTAUSSCHUSS GUTE SACHE
Zu: 'Leitsätze zum Sport' UZ Nr.18/2. Mai 1970
Als Vorsitzender eines Dortmunder Radsportvereins begrüße ich die Gründung eines DKP-Sportausschusses. Von der Arbeit dieses Gremiums erwarte ich eine Belebung und Bereicherung des Sportgeschehens. Meine Hoffnungen sind sicherlich nicht zu weit gespannt, wenn ich in der Zukunft Veröffentlichungen in der UZ erwarte, die sich mit den guten Erfahrungen im Amateursport in den sozialistischen Ländern befassen und uns Sportfunktionären neue Anregungen vermitteln.“
Q: Unsere Zeit Nr.26, Essen 27.6.1970
6. Juli 1970:
Für die DKP berichtete W. F. vermutlich aus dieser Woche:
„DORTMUND ZOG DIE BREMSE AN. GEGEN ZU AUFWENDIGE STADIEN FÜR DIE FUSSBALL-WM
Die Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft aus Mexiko haben fernab von aller Begeisterung noch in einer anderen Angelegenheit Auswirkungen gezeigt: Die elf Städte der Bundesrepublik, die sich um WM-Kämpfe 1974 beworben haben, trafen sich kürzlich in Dortmund, um dem Deutschen Fußballbund ein Stopzeichen für seine Pläne zum Bau von Superstadien zu geben.
Die Initiative ging dabei von Dortmund aus, denn in der westfälischen Metropole waren im Laufe der Zeit allzu hochfliegende Stadionpläne entstanden. So sollte unmittelbar neben der Kampfbahn Rote Erde ein zweites Stadion mit einem Fassungsvermögen von 60 000 Zuschauern (30 000 Sitzplätze, davon 20 000 stützenlos überdacht, und 30 000 Stehplätze) entstehen, das nach den neuesten Berechnungen die 'Kleinigkeit' von 50 Mio. DM gekostet hätte.
Kürzlich meldete sich der Bund und machte deutlich, dass für alle Stadien, die für die Weltmeisterschaft 1974 neu- oder umgebaut werden, lediglich mit insgesamt 50 Millionen DM Zuschuss zu rechnen sei - gefordert worden waren 100 Millionen. Für das Land NRW erklärte Innenminister Weyer (FDP, d. Vf.), pro Stadion gäbe es zehn Millionen DM Unterstützung und keinen Pfennig mehr.
An Dortmund und seinen Steuerzahlern wären dann über 30 Millionen DM hängengeblieben. Der Plan, die Kampfbahn Rote Erde auszubauen, wurde wieder in die Diskussion gebracht. Diese Lösung erscheint entschieden vernünftiger. Nicht allein, weil sie 20 Millionen DM kaum überschreiten würde, sondern weil zwei direkt nebeneinander liegende Stadien einfach nicht genügend genutzt würden. Der Ausbau soll eine Erhöhung der Zuschauerzahl von 39 200 auf 50 000 bringen. Das genügt allen Erfahrungen entsprechend vollauf.
Wie leichtfertig der Fußballbund mit anderer Leute Geld umzuspringen beabsichtigt, zeigt allein das Beispiel der Leuchtanzeigetafel, die 600 000 DM kosten würde. Dafür kann man eine ganz moderne Turnhalle bauen. Die Dortmunder haben also Recht daran getan, auf die Bremse zu treten, bevor es zu spät ist, denn es lässt sich beim allerbesten Willen nicht einsehen, warum in NRW vier Stadien in Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Dortmund mit einem Kostenaufwand von ca. 180 Millionen DM aus- oder neugebaut werden sollen, während der Mangel an Turnhallen, Lehrschwimmbecken und anderen Einrichtungen namentlich für den Schul- und Vereinssport keineswegs bereits behoben ist.
Die elf Städte waren sich einig, gegen die vom DFB gewünschten Luxusstadien scharfen Einspruch zu erheben. Eine sechsköpfige Delegation von Kommunalpolitikern, der unter anderem auch Friedel Schirmer als Bundestagsabgeordneter angehört, will in diesen Wochen klare Fronten schaffen."
Q: Unsere Zeit NRW Nr.29, Essen 18.7.1970,S.18
Oktober 1970:
Der KJVD der KPD/ML-ZB berichtete vermutlich aus dem Oktober:
„RAN' - JUGENDMAGAZIN DES DGB: KEINE ZEITUNG DER ARBEITERJUGEND.“
„Ran' stellt sich vor als 'politisches Jugendmagazin' - im Stil der Zeit versteht sich. 'Ran' ist kritisch; 'Ran' blickt hinter die Kulissen … kritischer Sport, Interviews mit kritischen Schriftstellern … Schöne Politik! Auf die Spatzen wird geschossen, damit die Großkapitalisten und die SPD-Regierung verschont bleiben.“
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.5, Bochum November 1970,S.4
Oktober 1970:
Der KSB/ML der KPD/ML-ZK an der RUB berichteten vermutlich aus dem Oktober über die Parkplatzplanung: „Böse Zungen behaupten, dass bei der Parkplatzplanung ein gewisser Josef Neckermann die Hand im Spiel hatte und zwar in doppelter Hinsicht: Einmal soll er in seiner Eigenschaft als Sportbund-Mäzen darauf gedrängt haben, durch diese spezielle Parkplatz(de)plazierung zum Aufschwung deutschen Sports beizutragen (man munkelt von einer verschleierten Trimm-dich-Kampagne); zum anderen soll Neckermann, gewiefter Geschäftemacher der er ist, auf die noch zu vergebenden Aufträge über 2 000 Paar Eiswasser- und matschfester Gummistiefel spekulieren, deren Anschaffung in Anbetracht der besonderen Frühjahrssituation 'dringendst notwendig' erscheint.“
Q: Rote Zelle Nr.1, Bochum November 1970,S.3
12. April 1971:
Die KPD/ML-ZB berichtete aus dieser Woche:
„AMERIKANISCHE TISCHTENNISMANNSCHAFT BESUCHT VR CHINA.
In der letzten Woche verbreitete die bürgerliche Presse wilde Spekulationen über den Besuch der amerikanischen Tischtennis-Nationalmannschaft in der VR China. Manche Zeitungen redeten sogar von einem totalen Umschwung der Politik Chinas gegenüber den USA.
TATSÄCHLICH BEDEUTET ABER DIE EINLADUNG DER AMERIKANISCHEN MANNSCHAFT ZU EINEM FREUNDSCHAFTSSPIEL NUR, DASS DIE CHINESISCHEN GENOSSEN IHRE FREUNDSCHAFT MIT DEM AMERIKANISCHEN VOLK FESTIGEN WOLLEN … Die Einladung der amerikanischen Mannschaft dient also der Festigung der Freundschaft zwischen den beiden Völkern.
Ministerpräsident Tschou En-lai sagte nach einem Bericht der bürgerlichen Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ, d. Vf.) auf einem Empfang zu Ehren der amerikanischen Mannschaft am 15.4. zu den amerikanischen Spielern: 'Ich bin zuversichtlich, dass dieser Neubeginn der Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern die Zustimmung und Unterstützung unserer Völker finden wird. Glauben Sie nicht?' … Als Antwort auf die Einladung der amerikanischen Mannschaft nach China, haben die Veranstalter der amerikanischen Tischtennismeisterschaften Spieler aus der VR China zu den diesjährigen Meisterschaften eingeladen.“
Der KJVD der KPD/ML-ZB berichtete:
„TISCHTENNISSPIELER ZU BESUCH IN CHINA. Anfang April waren die Tischtennismannschaften Kanadas, Kolumbiens, Nigerias und der USA zu Besuch in der sozialistischen Volksrepublik China. Bei der Weltmeisterschaft in Japan, hatten die chinesischen Spieler die übrigen Mannschaften durch ihr spielerisches Können in Erstaunen versetzt. Darum war es für sie auch selbstverständlich, dass sie den anderen Mannschaften zeigen wollten, woran es lag, dass China, vor wenigen Jahren noch ein rückständiges Land, jetzt im Sport mit Abstand die Besten der Welt stellt. Sie wollten ihnen zeigen, dass die Erfolge im Sport nur ein Teil eines großen Erfolges des ganzen chinesischen Volkes sind: Teil des erfolgreichen Aufbaus des Sozialismus in China.
'WIR WAREN TIEF BEEINDRUCKT!'
Darum ging es bei dem Besuch der ausländischen Mannschaften in China auch erst in zweiter Linie um den Sport. Bedeutend mehr Raum nahmen die Besuche in den Betrieben, in den landwirtschaftlichen Produktionskommunen ein. Hier konnten die Besucher aus Kanada, Kolumbien, Großbritannien, Nigeria und den USA sehen, was das Leben der Arbeiter und Bauern in China von dem in ihrem eigenen Land unterscheidet:
SPORT IM SOZIALISMUS
Das zeigt sich auch auf dem Gebiet des Sports. In China ist Sporttreiben nicht den wenigen vorbehalten, die die Zeit dafür haben und genug Geld, um sich die nötigen Ausrüstungen dafür zu kaufen. In den Nationalmannschaften sind nicht Profis, die auf Kosten der übrigen Bevölkerung auf das Erringen von internationalen Erfolgen getrimmt und mit Millionen dafür bezahlt werden.
In China hat jeder Betrieb und jedes Dorf seinen Sportplatz. Das Sporttreiben ist in die Arbeitszeit eingeplant. Die Sportler in den Nationalmannschaften haben sich in den Meisterschaften in den Schulen, Betrieben und Dörfern bewährt. Auch wenn sie zu Teilnehmern in internationalen Kämpfen geworden sind, verlieren sie den Kontakt zu den Arbeitern und Bauern nicht. Der chinesische Weltrekordler im Hochsprung sagte, als er nach dem Grund für seinen Erfolg gefragt wurde, seine Ausdauer und seine Entschlossenheit zu siegen, die habe er gewonnen in der Zeit, als er an der Seite der Arbeiter im Betrieb gearbeitet habe. Und auch jetzt sei das Wichtigste für ihn, 'sich zu den Arbeitern, Bauern und Soldaten zu begeben.'
Die Gäste aus den anderen Ländern waren von dem, was sie in China sahen, begeistert. 'Die Eindrücke in China waren überwältigend' sagte ein Spieler. Und ein Sportler aus den USA äußerte voll Begeisterung über denjenigen, der dem chinesischen Volk bei seinen Erfolgen den Weg gewiesen hat: Auch die westdeutschen Zeitungen haben ausführlich über die Einladung der Chinesen an die anderen Sportmannschaften berichtet. Von dem, was die Gäste des chinesischen Volkes dort gesehen haben, haben sie allerdings nichts geschrieben.
FREUNDSCHAFT MIT DEN VÖLKERN DER WELT
Der chinesische Ministerpräsident Tschou En-lai aber hat ganz klar gesagt, worum es dem chinesischen Volk geht.
'Wir sind entzückt, dass die jungen englischen Spieler diese Gelegenheit haben, China einen Besuch abzustatten, weil dies dazu führen wird, zwischen den Jugendlichen Großbritanniens und Chinas noch mehr Kontakte herzustellen.' Das sind seine Worte bei der Begrüßung der englischen Mannschaft.
Und den Spielern aus den USA sagte er: 'Wir sind der Überzeugung, dass der freundschaftliche Kontakt zwischen den Völkern Chinas und der USA bei der Mehrheit beider Völker Zustimmung und Unterstützung finden wird.'
Also nicht den Regierungen der kapitalistischen Länder gilt die Freundschaft Chinas. Die Einladung an die ausländischen Gäste ist ein Beweis für die Freundschaft des chinesischen Volkes mit den Arbeitern und Werktätigen in aller Welt. Sie steht in einer Reihe mit den Sympathien der chinesischen Bevölkerung für die Kämpfe der Arbeiterklasse in den USA, mit der Unterstützung des chinesischen Volkes für die Befreiungskämpfe der unterdrückten Völker Indochinas.“
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.5, Bochum Mai 1971,S.8; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 30 und 55, Bochum 21.4.1971 bzw. 21
September 1971:
Das der KPD nahestehende Afrikakomitee berichtete über die Olympiade in München bzw. Zimbabwe: „Der im September 1971 im IOC ausgehandelte 'Kompromiss', rhodesische Olympia-Teilnehmer mit britischen Pässen einreisen zu lassen, entpuppte sich als fauler Trick.“
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.8
Oktober 1971:
Die Interessengemeinschaft der Jugend (IDJ) Walsrode gibt vermutlich im Oktober die Nr.5 ihres 'Landbote Ulifus' (vgl. Juli 1971, Jan. 1972) heraus, hinterfragt wird der Erfolgssport.
Q: Landbote Ulifus Nr.5,Walsrode o. J.,S.33
2. Januar 1972:
In Frankfurt/M. ist, laut RJ/ML, eine chinesische Tischtennisdelegation zu Besuch, die u. a. von der RJ/ML begrüßt wird. Anlässlich dieses Besuchs führt die RJ/ML, nach eigenen Angaben, Infostände vor mehreren Betrieben durch.
Zu heute gibt die OG Frankfurt der RJ/ML des KAB/ML die Sondernummer 1 ihrer „Aktuellen Reihe“ unter dem Titel „Zum Besuch der chinesischen Tischtennisdelegation in Westdeutschland“ heraus, in der ein Infostand der RJ/ML … angekündigt wird. Laut KPD/ML-ZB dauerte der Besuch in Frankfurt vom 2. bis zum 4.1.1972. Es wurden Spiele in Frankfurt, Wolfsburg und Lübeck ausgetragen. Die KPD/ML-ZB berichtete:
„Heute trifft auf dem Flughafen in Frankfurt/M. die Delegation der chinesischen Tischtennisspieler ein, die für mehrere Tage in der BRD bleiben wollen, um die Freundschaft zwischen den Völkern zu verstärken, wie der Leiter der chinesischen Mannschaft, Chi Yu-hua auf dem Flughafen erklärte. Am Flughafen waren die ersten, die die chinesischen Genossen begrüßten, hessische Genossen der KPD/ML und des KJVD, die zusammen mit anderen Genossen in Aktionseinheit mit einem Transparent 'Freundschaft des westdeutschen Volkes mit China' erschienen waren. Am gleichen Tag hatten schon morgens die KPD/ML und der KJVD in Frankfurt/M. in einem Saal den chinesischen Film 'Das Kanalsystem Rote Fahne' gezeigt, der die Aufbauleistungen der werktätigen Massen des Kreises Lin in der VR China in eindrucksvollen Bildern zeigt.“ Hierzu erschienen laut KPD/ML-ZB ca. 200 Genossen und Kollegen.
„Parallel zur Filmveranstaltung der Partei begrüßte das Aktionskomitee die chinesischen Sportler auf dem Flughafen. Während die Vertreter der bürgerlichen Presse und des Sportbundes, die zum offiziellen Empfang kamen, am falschen Flugzeug warteten, begrüßten die Vertreter des Aktionskomitees die chinesischen Spieler als erste. Schon hier war die Atmosphäre sehr herzlich.“
„Die hessischen Landesverbände der KPD/ML und des KJVD hatten sich auf diesen Besuch gut vorbereitet. Schon vor Weihnachten waren in den Betriebszeitungen bei Hoechst und Cassella in Frankfurt, Opel in Rüsselsheim, Benz in Mannheim und anderen Betrieben Beilagen erschienen, in denen die Freundschaft mit dem chinesischen Volk propagiert und zu den Wettkämpfen sowie einer Filmveranstaltung der KPD/ML und des KJVD eingeladen wurde. Bis zum Eintreffen der chinesischen Delegation wurden weitere Flugblätter verteilt, Plakate ausgehängt, Kurzkundgebungen vor den Betrieben durchgeführt und zahlreiche Gespräche mit den Kollegen geführt. ...
Außerdem gab das hessische Landeskomitee der KPD/ML eine kleine Broschüre heraus 'Über den Sport, die VR China und den Kampf der westdeutschen Arbeiter'. Um die Propaganda für die Freundschaft mit dem chinesischen Volk auf noch eine breitere Grundlage zu stellen, setzten sich KPD/ML und KJVD für ein Aktionskomitee 'Freundschaft mit China ein'. Es wurde gemeinsam mit der Revolutionären Jugend/ML und der Kommunistischen Studentengruppe/ML sowie der Frankfurter Gruppe der Proletarischen Einheitsfront der Türkei gebildet. Dann war es soweit. Am Sonntag, dem 2. Januar, traf die chinesische Tischtennisdelegation auf dem Flughafen Rhein-Main ein. ... Vertreter des 'Aktionskomitees Freundschaft mit China' begrüßten die chinesischen Genossen als erste mit einem in chinesischen Schriftzeichen gemalten Transparent: 'Es lebe die Freundschaft des deutschen Volkes mit dem chinesischen Volk'.“
Einen Tag nach der Ankunft fand das erste Länderspiel statt. Das Aktionskomitee 'Freundschaft mit China' hatte zur Begrüßung der chinesischen Tischtennisdelegation am Abend der Spiele eine Kundgebung vor der Jahrhunderthalle in Frankfurt Hoechst geplant sowie ein Auftreten mit Transparenten und Sprechchören in der Halle selbst. Dies wurde von der städtischen SPD-Verwaltung in Zusammenarbeit mit den Bossen der Farbwerke (denen die Jahrhunderthalle gehört) verboten. Trotzdem verteilten die Genossen der Partei und des JV vor der Halle noch einmal Flugblätter. Diese Flugblätter wären beinahe nicht mehr rechtzeitig zustande gekommen, weil sich KSG und RJ/ML weigerten, das Flugblatt, das gemeinsam diskutiert worden war, zu drucken. Bei den Spielen in der Halle selbst waren etwa 30 Genossen von Partei und JV anwesend. Als die chinesischen Sportler einmarschierten, gingen auf einen Schlag die Transparente der KPD/ML hoch, die die Genossen trotz Verbot mit eingeschmuggelt hatten. 'Kampf der Militarisierung der Arbeiterjugend!', 'Der Spielausgang wechselt!', 'Freundschaft ist von Dauer!', 'Das Aktionskomitee Freundschaft mit China begrüßt die chinesischen Sportler!', 'Es lebe die Freundschaft des chinesischen Volkes mit der Arbeiterklasse und den Werktätigen in der BRD!'.
Die Spiele selbst wurden immer wieder vom Beifall unterbrochen.“
„Bei den Wettkämpfen selbst am Montagabend in der Höchster Jahrhunderthalle war die Atmosphäre der Freundschaft deutlich zu spüren. Der mit 2 500 Zuschauern besetzte Saal - unter ihnen Genossen der KPD/ML, des KJVD und der anderen im Aktionskomitee vertretenen Organisationen - war in einer Bombenstimmung. KPD/ML und KJVD hatten Flugblätter verteilt.“
„Während der Spiele überreichte ein Vertreter der KPD/ML dem chinesischen Delegationsleiter das von der SED 1954 herausgegebene Buch 'Über den Kampf der deutschen Arbeiterklasse zur Unterstützung der Revolution in China'. Er erläuterte dabei kurz die besondere Rolle, die Ernst Thälmann bei diesem Kampf gespielt hatte. Die chinesischen Sportler freuten sich sehr über das Buch, vor allem als der Genosse ihnen das Bild von Ernst Thälmann mit einem chinesischen Genossen an der Seite zeigte.“
„Die KPD/ML greift das historische Banner der revolutionären Freundschaft zwischen den beiden Völkern wieder auf, das Band, das die Verräter in der KPD nach deren revisionistischer Entartung und in der DKP mit allen Mitteln zerstören wollen. Die KPD/ML setzt die Tradition der alten KPD unter Ernst Thälmann fort.“
„Die Tatsachen aber beweisen, dass die KPD/ML, KJVD und Aktionskomitee mit ihrer Aktivität zur Festigung der Freundschaft und der Propaganda des Sozialismus genau im Sinne der chinesischen Tischtennis-Delegation wirkte … Zur Verabschiedung der chinesischen Tischtennisdelegation am Dienstag auf dem Frankfurter Bahnhof begrüßten die Vertreter des Aktionskomitees die chinesischen Genossen mit Handschlag … Nach einer weiteren Ansprache des Vertreters der KSG/ML überreichte eine Genossin des KJVD einer chinesischen Sportlerin einen Strauß roter Nelken.“
Q: Rote Fahne Nr.1, Bochum 10.1.1972,S.7; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.98,1 bzw. 2,Bochum 22.12.1971,5.1.1972 bzw. 8.1.1972,o.S.,S.19 bzw. o. S.; Rote Fahne Nr.1,Tübingen Januar 1972; Rebell Nr.1,Tübingen Januar 1972; RJ/ML-OG Frankfurt: Aktuelle Reihe Nr.2, Frankfurt o.J.
7. Januar 1972:
Die Dortmunder DKP-Stadtteilgruppe Mengede verfasste den folgenden Brief:
„Liebe Sportsfreunde! Am 26.August werden in München die 20.olympischen Sommerspiele eröffnet. Milliarden werden für dieses Sportereignis ausgegeben. Aber um den Sport in der Bundesrepublik ist es nicht sonderlich gut bestellt. Auch die Mengeder Sportvereine haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
Das fängt mit dem Mangel an Übungsstätten an, mit dem Mangel an qualifizierten Übungsleitern, und hört mit dem Mangel an finanzieller Unterstützung durch Bund, Länder und Kommune längst nicht auf.
In Ihrer Vereinsarbeit werden sie solchen und ähnlichen Schwierigkeiten sicherlich schon begegnet sein. Es ist auf die Dauer unerträglich und für den bundesdeutschen Sport unbedingt zum Nachteil, dass gerade die kleinen Vereine als Hauptstützen des Breitensports, unter der einseitigen Sportpolitik zu leiden haben, und lediglich als Lieferant für Talente herhalten müssen, die auf höchster Ebene die 'Sportfreundlichkeit' der Bundesrepublik demonstrieren sollen. 'Sportfreundlichkeit' lässt sich aber unserer Meinung nach nicht allein an der Zahl der Medaillen messen, sondern ist abhängig von dem Maß, in dem der Breitensport gesellschaftliche Anerkennung erfährt. Über die gesellschaftliche Bedeutung des Sports und seine zukünftige Entwicklung in der BRD zu diskutieren, ist Ziel unserer öffentlichen Veranstaltung, zu der wir Sie hiermit recht herzlich einladen …“
Q: DKP-Stadtteilgruppe Mengede: Liebe Sportsfreunde!, Dortmund 7.1.1972,S.1; DKP-Stadtteilgruppe Mengede-Westerfilde-Bodelschwingh-Der Vorstand: Einladung, Dortmund 7.1.1972,S.1
17. Januar 1972:
In Dortmund kündigte die DKP-Stadtteilgruppe Mengede-Westerfilde-Bodelschwingh zur Woche der DKP an:
„Im Rahmen der 'Woche der DKP' führt die Stadtteilgruppe am 17.1.1972 im 'Saalbau' (kleiner Saal) um 19 Uhr 30 in Mengede eine öffentliche Veranstaltung zu dem Thema
'SPORT - GESUNDHEIT FÜR MILLIONEN ODER GESCHÄFT FÜR MILLIONÄRE?' durch.“
Q: DKP-Stadtteilgruppe Mengede-Westerfilde-Bodelschwingh-Der Vorstand: Einladung, Dortmund 7.1.1972,S.1; DKP-Stadtteilgruppe Mengede: Liebe Sportsfreunde!, Dortmund 7.1.1972,S.1
Februar 1972:
Im „KDAJ Nr. 1/1972, erschien der Artikel: „Freundschaft mit dem chinesischen Volk! Zum Besuch der chinesischen Tischtennis-Mannschaft in der BRD.“ Ausgeführt wurde:
„Vom 2. bis zum 8. Januar war die chinesische Tischtennisdelegation in der BRD. Dreimal spielte sie mit der westdeutschen Mannschaft, in Frankfurt-Höchst, Wolfsburg und Lübeck.
„Beide Seiten haben gesiegt", sagte der chinesische Delegationsleiter nach dem Spiel in Höchst -und das bei einem Spielausgang von 3:5 bei den Herren und 2:5 bei den Damen für die Volksrepublik China. Auf den ersten Blick unverständlich für uns, die wir gerade kurz davor beim Spiel Gladbach gegen Inter gesehen haben, wie mit Blechbüchsen, Gerichtsklagen, Treten und Boxen jeder der beiden Mannschaften den alleinigen Sieg erringen wollte, der den Italienern 20.000 DM pro Spieler brachte und den Gladbacher Spielern 8.OOO DM gebracht hätte. Darum ging es den chinesischen Sportlern aber nicht. Es ging ihnen um die Freundschaft des chinesischen Volkes mit dem deutschen Volk. Diese Freundschaft wurde durch die sportliche Begegnung, das Lernen voneinander und den sportlichen Wettbewerb vertieft - zum Nutzen beider Völker, die den Frieden wünschen. Deshalb haben beide Seiten gesiegt.
So waren auch alle Begegnungen von einer tiefen freundschaftlichen Atmosphäre geprägt …
Auf Wunsch der chinesischen Spieler bildete ein aus deutschen und chinesischen Spielern gemischtes Doppel den Höhepunkt des Abends. Es gab schon bei der Ankündigung einen begeisterten Beifallssturm. Die freundschaftliche, echt sportliche Atmosphäre hatte den ganzen Saal mit rund 2.550 Zuschauern erfasst. Die chinesischen Tischtennisspieler waren nicht für ihren persönlichen Ruhm oder gar Geld gekommen. Denn im sozialistischen China wird der Sport nicht betrieben, damit eine Handvoll Spitzensportler zu Ruhm und Reichtum kommt, und ihre - Gönner, wie Neckermann von der Deutschen Sporthilfe, anderweitige Reklamekosten sparen.
Nein, in der Volksrepublik China wird Sport betrieben, um die körperlichen Fähigkeiten aller Menschen zu entfalten, ihre Gesundheit zu stärken,' damit sie die Produktion und die Verteidigungskraft ihres sozialistischen Vaterlandes erhöhen können. Und als Botschafter dieses sozialistischen Vaterlandes waren die chinesischen Spieler gekommen … Um die Freundschaft der friedliebenden Menschen in der BRD mit dem friedliebenden chinesischen Volk und das Kampfbündnis mit den Werktätigen in der BRD gegen die gemeinsamen Feinde, die USA-, UdSSR- und BRD-Imperialisten zu stärken, dafür waren die chinesischen Freunde gekommen.
Die KPD/ML und der KJVD griffen dieses Freundschaftsangebot auf und machten in Flugblättern, Betriebszeitungen, einer Broschüre und einer Filmvorführung den Arbeitern das bekannt, was die bürgerlichen Zeitungen am Besuch der chinesischen Tischtennisdelegation verschwiegen: Dass die Volksrepublik China ein Land ist, in dem die Arbeiter im Bündnis mit den armen Bauern die Macht im Kampf gegen die ausländischen Imperialisten und ihre einheimischen Handlanger errungen haben.
Das als Ping-Pong-Diplomatie zu bezeichnen, ist ein Zeichen von Unverstand. Diese Schreiber der bürgerlichen Zeitungen wollen nicht sehen, dass Freundschaft zwischen den Völkern der Wunsch der Werktätigen aller Länder ist … Mit ihrer Agitation und Propaganda knüpften die KPD/ML und der KJVD an der Tradition der Kampffreundschaft zwischen dem chinesischen Volk und dem deutschen Proletariat an, das unter der Führung der KPD in der Zeit von 1925 bis 1933 durch machtvolle Kundgebungen und Streiks Lieferungen von Kriegsmaterial gegen das chinesische Volk verhinderte.
Die KPD/ML und der KJVD hatten ein Aktionskomitee ‚Freundschaft mit China‘ gegründet, das die chinesische Tischtennisdelegation schon am Flughafen mit einem Transparent in chinesischen Schriftzeichen ‚Es lebe die Freundschaft des deutschen Volkes mit dem chinesischen Volk‘ und mit einer kurzen Ansprache begrüßte, während die Vertreter der bürgerlichen Presse und des deutschen Sportbundes noch am falschen Flugzeug warteten. Auch der Abschied der chinesischen Delegation war herzlich. Ein Genosse der KPD/ML hielt eine kurze Ansprache:
„Genossen, Genossinnen, die KPD/ ML und der KJVD wünschen der chinesischen Tischtennismannschaft viel Erfolg bei ihren weiteren Spielen. Ihr seid gekommen, um die Freundschaft zwischen den beiden Völkern zu stärken und Ihr habt dieses Ziel erreicht. Unsere besten Wünsche sind mit Euch, wenn Ihr nächst Woche nach Rumänien fliegt. Wir hoffen, dass Ihr die Freundschaft mit dem rumänischen Volk, das um seine Unabhängigkeit vom sowjetischen Sozialimperialismus kämpft, und dem chinesischen Volk noch mehr festigen könnt. Hoch lebe die Kampfesfreundschaft der Völker der Welt! Hoch lebe die Revolution! Hoch lebe Mao Tse-tung!“
Die chinesische Delegation dankte mit Beifall. Die KPD/ML und der KJVD werden weiterarbeiten zur Stärkung der FREUNDSCHAFT DES DEUTSCHEN MIT DEM CHINESISCHEN VOLK!
Q: KDAJ Nr. 1/1972, Februar 1972
3. März 1972:
Die ASS Herne (vgl. Mai 1972) berichtet – etwas unklar - dass der Bundesrat heute einen Gesetzentwurf zum olympischen Frieden ins Parlament eingebracht habe.
Q: Herner Schülerpresse,Herne Mai 1972,S.7
4. April 1972:
In der VR China erschien vermutlich heute die „Peking Rundschau“ (PR) Nr.14/1972. Zum Sport heißt es darin, laut dem „Nationalen Vietnamkomitee“ (NVK) der LgdI der KPD: „Es ist ganz natürlich, dass vor jedem Sporttreffen der Massensport einen Aufschwung nimmt. Früher pflegten wir, nur die guten Leistungen zu betonen und verbanden den Wettkampf nicht mit dem tagtäglichen Üben. So konnte es vorkommen, dass die Schüler nur wenige Tage vor einer Sportveranstaltung mit dem Training begannen und aufhörten, sobald das Sporttreffen vorüber war. Wir legen das Schwergewicht jetzt im Gegenteil dazu auf die Popularisierung. Bevor ein Sporttreffen stattfindet, verlangen wir, dass jede Schulstufe und Klasse Vorkämpfe abhält, um ihre Vertreter zu bestimmen. So beginnen die Schüler zwei oder drei Monate vor einer Veranstaltung schon mit dem Training. Auf diese Weise finden vor einem Sporttreffen praktisch mehrere kleine Sportveranstaltungen statt, an denen über 90% der Schüler teilnehmen.“
Enthalten sei auch ein Beispiel aus der Pekinger Freizeitsportschule: „An Sonntagen oder Feiertagen sendet die Sportschule oft Sportschüler in Fabriken oder Dörfer in der Vorstadt, um dort Schauwettspiele abzuhalten oder an körperlicher Arbeit teilzunehmen. Auf diese Weise haben sie Gelegenheit, in enge Berührung mit Werktätigen zu kommen und sich Berichte anzuhören von alten Arbeitern oder armen Bauern und unteren Mittelbauern über deren Leiden in der alten Gesellschaft und ihr glückliches Leben im Neuen China. All dies hilft ihnen, die Idee des Dienstes am Volk zu hegen. Bei den täglichen Übungen spornt sie die Sportschule an zu gegenseitiger Hilfe und Einheit. Die Trainer üben gemeinsam mit den Schülern und diskutieren mit ihnen darüber, wie sie die Elementartechnik und -taktik beherrschen können, und helfen jedem von ihnen, geeignete Methoden zur Überwindung von Schwächen zu entwickeln und ihr Niveau zu erhöhen. Einander lehrend und voneinander lernend, pflegen sie so den Geist des Arbeitens um des Kollektivs willen.“
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.6
24. April 1972:
Die Jugendbetriebsgruppe (JBG) des KJVD der KPD/ML-ZB auf der Schachtanlage Minister Stein/Hardenberg in Dortmund gab vermutlich in dieser Woche eine 'Jugend-Rutsche' mit einem „KAMPFPROGRAMM“ heraus. In der April-Ausgabe erschien auch der Artikel: „WELCHER KLASSE SOLL DER SPORT DIENEN?“ Ebenfalls aufgerufen wird zum Lesen der 'Roten Fahne' (RF) der KPD/ML-ZB.
Q: Jugend-Rutsche Alle Mann hinters Kampfprogramm!, Dortmund o.J. (April 1972)
Mai 1972:
Im „KDAJ“ Nr. 4/1972 vom Mai erschien der Artikel: „Welcher Klasse soll der Sport dienen? Bundesliga: Die Kassen klingeln.“ Ausgeführt wurde:
„Am 17. April 1971 kassierte Schalke 04 40.000 DM. Ergebnis: 1:0 Sieg. Am 17. April kassierte Schalke 0440.000 DM aus Bielefeld, Ergebnis: 1:0 für Arminia Bielefeld. Am 22. Mai 1971 war der Kölner Torwart Manglitz für die Summe von 25.000 DM nicht in Form. Ergebnis: 4:2 Sieg für Rot Weiß Oberhausen. Am 29. Mai 1971 besaßen drei Stuttgarter Spieler nach ihrem Bundesligaspiel je 15.000 DM mehr. Ergebnis: Sieg von Bielefeld über Stuttgart. Am 56. Juni 1971 wechselten in Braunschweig 40.000 DM den Besitzer. Ergebnis: Unentschieden im Spiel Braunschweig-Oberhausen. Am 5. Juni 1971 verdient die Mannschaft von Hertha BSC in 90 Minuten je Spieler 15.000 DM extra. Ergebnis: Sieg von Arminia Bielefeld.
Aus dem ganzen Geschiebe ergibt sich eine völlige Veränderung um den Abstieg, es steigen nicht die Schlechtesten vom Spielfeld ab, sondern die, die am Schlechtesten geschmiert haben. Die Betrugsliste lässt sich noch wesentlich verlängern, so wird auch jetzt schon überprüft, ob die Meistertitel immer zu Recht vergeben wurden.
Jedem von uns ist klar, dass der Bundesliga-Fußball ein reines Geschäft ist, und der Sport nur noch an hinterster Stelle steht. Jeder weiß, dass die Präsidenten der Fußballvereine heute keine hoffnungslosen Idealisten mehr sind, sondern Manager, die meist mehrfache Millionäre sind. Bei den jährlichen Vereinswechseln werden Summen bezahlt, die wir in unserem ganzen Leben nicht zusammenschuften. Die Vereine sind heute so hoch verschuldet, dass jeder Bundesligaverein seinen Konkurs anmelden kann. Nun fragt man sich, wenn dieses Geschäft Bundesliga nur noch ein künstlich hochgehaltener Moloch ist (mit Steuergeldern aus den Kassen der Gemeinden), warum dieser Moloch nicht endlich zusammenfällt, warum man nicht mit diesem Schwindel aufhört?
Wenn man wissen will, was die Herren Kapitalisten in den Vereinsvorständen und die Stadträte in den Rathäusern mit der Bundesliga wollen, muss man mal die ‚Bild-Zeitung‘ aufmerksam lesen, die Berichte am Montag: Da wird geholzt, da fliegen die Späne- Riesenschlacht auf dem Fußballplatz. Den Arbeitern, denen nach einer Woche Arbeitshetze für die Profite der Kapitalisten wahrhaftig nach Keilerei zumute ist, will ‚Bild einreden, diese Keilerei finde am besten auf dem Fußballplatz statt, gegen die Anhänger der gegnerischen Mannschaft.
Statt Klassenkampf - Kampf um Bundesligapunkte, erbitterter Kampf gegen alle auswärtigen Mannschaften und ihre Anhänger - so wollen es die Dirigenten des gesamten Geschäfts. Deshalb will man jetzt, wo große Teile des Volkes den kapitalistischen Charakter dieses Sportes erkennen (die Zuschauerzahlen von Hertha BSC sind um 50% gesunken), den Skandal einigen wenigen Spieler in die Schuhe schieben …
Gegen den kapitalistischen Sport müssen wir den Arbeitersport setzen. Dieser Sport dient auch Klasseninteressen, aber denen der Arbeiterklasse. Beim Arbeitersport geht es nicht um Einzelleistung auf Kosten der anderen, sondern um breite Solidarität, wo man voneinander lernt. Es geht auch um unsere körperliche Ertüchtigung als Ausgleich gegen die tägliche Arbeit.
Vor allem aber soll der Arbeitersport den Kämpfergeist jedes Teilnehmers stählen. Im sportlichen Wettkampf beim Fußball etwa sollen beide Mannschaften das Kämpfen lernen. Aber nicht um ein ehrgeiziges Aufstacheln der Mannschaften gegeneinander geht es – das soll nur ein freundschaftliches Kräftemessen sein. Der Kampfgeist, der hier erzeugt wird, den soll der Klassenfeind zu spüren bekommen. Das ist die revolutionäre Tradition der Arbeitersportvereine der KPD und des KJVD, die wir wieder zum Leben erwecken müssen.“
Q: KDAJ 4/1972, Mai 1972, S.8
13. Juni 1972:
In der VR China erschien vermutlich heute die „Peking Rundschau“ (PR) Nr. 24/1972). Zum Sport hieß es darin, laut dem Nationalen Vietnamkomitee der LgdI der KPD:
„Von allem in der Welt ist der Mensch das Wertvollste. Um seine Initiative und Schöpferkraft in der sozialistischen Revolution und beim Aufbau des Sozialismus voll zur Geltung zu bringen, muss er sich vor allem mit Marxismus-Leninismus und den Maotsetungideen wappnen, gleichzeitig aber auch gesund sein. Neben der Verbesserung der hygienischen Arbeit und allmählicher Hebung der Lebensbedingungen ist der Sport eine positive und wirksame Methode für die Erhaltung der Gesundheit.
Obwohl körperliche Arbeit die Werktätigen körperlich kräftigen kann, beschränkt sich ihre Wirkung wegen der verschiedenen Arbeitsgattungen auf bestimmte Körperteile. Sport dagegen kann für eine allseitige Ertüchtigung sorgen, daher muss körperliche Arbeit durch Sport reguliert und ergänzt werden.“
Weiter hieß es auch: „In der flussreichen Volkskommune Daojiao, Provinz Kuangtung, haben unter zehn Bauern sieben schwimmen gelernt. Solche Popularisierung ist die Grundlage für Hebung der Schwimmfähigkeit. Mehr als 50 junge Schwimmer hier gehören jetzt der Provinz- oder Nationalmannschaft an, manche haben den Landesrekord gebrochen. Das gute Schwimmniveau zog mehr und mehr begeisterte Anhänger an, die wiederum für die Popularisierung sorgten …
Nach der revolutionären Linie des Vorsitzenden Mao für den Sport besteht die Grundaufgabe des sozialistischen Sports darin, den Arbeitern, Bauern und Soldaten zu dienen, Massensport zu fördern und das Volk körperlich zu ertüchtigen. Liu Schao-tschi und andere politische Schwindler betrachteten den Sport als eine Form der Unterhaltung für wenige Leute und erklärten, dass der Sport nur für die Zuschauer da wäre. Diese Leute kämpften dagegen, dass die Arbeiter, Bauern und Soldaten am Sport teilnehmen. Sie waren für die Rekordsucht, d.h. um jeden Preis nach Ruhm und Gewinn zu jagen. Während der Großen Proletarischen Kulturrevolution wurde diese konterrevolutionär-revisionistische Linie scharf kritisiert.“
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.6f.
19. Juni 1972:
Vermutlich erschien heute ein auf den Juni 1972 datiertes Extrablatt der „Roten Fahne“ der KPD/ML-ZB „An alle Kommunisten!“ Darin wurde u. a. auch auf das „Gesetz zum olympischen Frieden“ eingegangen, dass während der Olympiade „jede Demonstration in den Städten der Veranstaltungen“ verbietet. Das alles sei „die große Notstandsübung des Bonner Staates“.
Q: Klassenkampf und Programm Nr.1, Dortmund Dezember 1972, S.44; Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6, Bochum Juli 1972; Rote Fahne Extrablatt, Bochum Juni 1972; Extrablatt der RAG-Betriebsgruppe der KPD/ML Jetzt reicht's - Urabstimmung und Streik!, Bochum o.J. (19.6.1972),S.1
22. Juni 1972:
Der AStA der PH Dortmund gab vermutlich heute seine „AStA-Information“, diesmal nicht als „DOS - Dortmunder Studentenzeitung“, sondern als Flugblatt zum Roter-Punkt-Prozess gegen Klaus Dillmann bzw. den neuen Gesetzen zur „Inneren Sicherheit“ und einer Bochumer Demonstration dagegen heraus:
„GEGEN DIE BONNER NOTSTANDSGESETZE … Diese Gesetze sollen im Bonner Parlament bis zum 23.6. verabschiedet werden. Dass man damit rechnet, in dieser knappen Zeit alle fünf Gesetze durchzubringen, zeigt, dass in diesen Punkten zwischen den im Parlament vertretenen Parteien kein Unterschied festzustellen ist …“
U. a. wurde auch auf „DAS OLYMPIA-GESETZ“ eingegangen. Es regle „unter dem Deckmantel des olympischen Friedens ein umfassendes Demonstrationsverbot“. Mit vielen anderen Gesetzen zur „inneren Sicherheit“, würden sie „in besonderem Maße die Arbeiter, aber auch andere Teile der Bevölkerung“ treffen. Das Flugblatt forderte desweiteren: „WEG MIT DEM DEMONSTRATIONSVERBOT ZU DEN OLYMPISCHEN SPIELEN!“
Q: AStA PH Dortmund: AStA-Information Gegen die Bonner Notstandsgesetze, Dortmund o.J. (Juni 1972); DOS Sondernummer: Einführung in das PH-Studium, Dortmund o.J. (1972),S.36
Juli 1972:
Die Interessengemeinschaft der Jugend (IDJ) Walsrode gibt vermutlich im Juli die Nr.8 ihres 'Landbote Ulifus' (vgl. Mai 1972, Sept. 1972) heraus. Angekündigt wird die Olympiade in München.
Q: Landbote Ulifus Nr.8,Walsrode 1972,S.15ff
Juli 1972:
Der KB/Gruppe Eutin gibt die Nr.4 der 'Arbeiterjugendpresse' (vgl. 29.5.1972, Nov. 1972) heraus. Berichtet wird auch über die Olympiaden 1936 und 1972.
Q: Arbeiterjugendpresse Nr.4,Eutin Juli 1972,S.8ff
Juli 1972:
Der der DKP nahestehende 'Mittelstandskurier' (vgl. 14.8.1972) berichtete vermutlich aus dem Juli: „DSB-Vorsitzender Willi Daume hatte seinerzeit bei der Übernahme der Olympischen Sommerspiele nach München öffentlich versichert, man werde diese 'mit aller uns zu Geboten stehenden Bescheidenheit' ausrichten. Olympische Spiele hätten bisher unter 'Gigantismus' gelitten und dem werde man in München unbedingt widerstehen. Inzwischen brechen die Kostenmit rund 3 Milliarden DM als bisherigen olympischen Finanzierungsrekorde (Mexiko 1968: 745 Millionen DM). Das Münchner Stadiondach ursprünglich mit 20 Millionen DM veranschlagt, verschlang allein 189 Millionen DM. Schneller - weiter - höher heißt eine Devise bei internationalen Sportwettkämpfen. Das Prädikat 'höher' haben sich die Verantwortlichen für München redlich verdient.“
Q: Mittelstandskurier H.4, Köln Juli/August 1972,S.17
Juli 1972:
Der KJVD der KPD/ML-ZB brachte die Nr.6 und ein Extrablatt seines Zentralorgans „Der Kampf der Arbeiterjugend“ heraus. Im Extrablatt, welches zur Teilnahme am „Roten Antikriegstag“ (RAKT) aufrief, wurde unter dem Titel „Jugend gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg“ für den RAKT geworben und gegen die Olympiade Stimmung gemacht. Zum RAKT und zur Olympiade hieß es:
„Der KJVD hat aufgerufen zum Antikriegstag in München ... In München finden die olympischen Spiele statt. Der westdeutsche Kriegstreiberstaat ruft die Jugend der Welt und spielt sich als friedliebender Völkerfreund auf. Nach München kommt alles, was Rang und Namen hat in den Reihen der internationalen Konterrevolution. Von Prinzessin Beatrix bis zum Schah von Persien. Nach München kommt auch der US-Häuptling Nixon. Allein, um diesem Mörder des vietnamesischen Volkes den gebührenden Empfang zu bereiten, lohnt es sich nach München aufzubrechen …In München ist die Stadt der Kriegskonzerne. Messerschmidt, Bölkow-Blohm, Krauss-Maffei, Maschinen-Turbinen-Union, Siemens ... In und um München wimmelt es von Bundeswehrkasernen mit Elitetruppen: Fliegerhorste, Gebirgsjäger usw. Dazu gesellen sich Stützpunkte der US-Truppen. Was haben die in München, was haben sie überhaupt in Europa verloren? Schließlich ist München die Stadt Philipp Müllers.“
Auch der Artikel „Knüppel frei zur Olympiade-Olympiagesetz im Bundestag verabschiedet“ beschäftigte sich den Spielen in München.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6 und Extrablatt, Bochum Juli 1972; Jugend-Rutsche Bundeswehrwerber in Betrieb und Schulen - Raus!, Dortmund o.J. (Juli 1972),S.3
August 1972:
Die provisorische Bundesleitung des KJVD veröffentlichte eine Broschüre „Straße frei zum roten Antikriegstag“ (RAKT), die u. a. antimilitaristische Artikel aus Publikationen des KJVD und der KPD/ML-ZB enthält. Die Broschüre war gegliedert in die Kapitel:
- Die Kriegsbrandstifter von '36 organisieren die Olympiade von 1972,
- Westdeutschland im Olympiajahr: Die europäische Sicherheitskonferenz wird vorbereitet,
- Volksrepublik China - Politik für den Frieden und Freundschaft mit den Völkern der Welt,
- Olympiade '72 - Sport als Kriegsübung,
- Olympiade '72 - Revanchekurs gegen die DDR,
- Olympiade '72 - Olympiade der Bundeswehr,
- Die freundliche Friedensarmee der Olympischen Spiele,
- München '72 - Das ganze Deutschland soll es sein,
- Revanchepolitik und KPD-Verbot - Zwei Seiten einer Medaille,
- München '72 - Olympiagesetz verbietet Demonstrationen,
- München '72 - Notstandsübung des Bonner Staates,
- Straße frei für München,
- Der antimilitaristische Kampf ist stärker,
- Wie viele Milliarden gewinnen wir?
- Vorwärts der Sozialismus siegt!
Q: KJVD-PBL: Straße frei zum roten Antikriegstag, Westberlin August 1972
August 1972:
Vermutlich im August erschien eine Sondernummer des „Roten Morgen“ zur Olympiade bzw. zum Roten Antikriegstag am 2.9.1972 in München und Kiel.
Q: ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum o.J. (1973),S.54
August 1972:
Vermutlich im August gab das Jugendsekretariat der ABG in München das „Kämpfende Jugend“ Flugblatt Nr.6 heraus, welches unter dem Titel „Soldaten im Dienste der Völkerverständigung?“ zu den Aktionen gegen die Olympiade aufruft.
Q: Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.6, München o.J. (1972)
7. August 1972:
Der KABD berichtet vermutlich in dieser Woche über die am 26.8. beginnende Olympiade:
„OLYMPIADE IN MÜNCHEN: GLANZVOLL WIE ZU HITLERS ZEITEN
Wenn in München die Olympischen Spiele eröffnet werden, dann fallen große Worte von Völkerverständigung und Frieden, vom friedlichen Wettstreit der Jugend der Welt. Dabei sein, wird es heißen, ist alles. Diese Devise beherzigen besonders die Herren aus Wirtschaft und Politik, die Geldsäcke und Potentaten aus aller Welt, wenn sie im Stadion ihre bequemen Logenplätze einnehmen. Die Werktätigen, aus deren Tasche diese Olympiade finanziert wird, sind allenfalls vor dem Fernseher dabei. Nicht ihre Sportbegeisterung, ihr Interesse an einer Begegnung und Verständigung der Völker sind der Motor für die Münchner Olympiade. Was dort abläuft - in den teuersten und modernsten Sportanlagen, mit der perfektesten technischen Apparatur, minutiös durchorganisiert und militärisch abgeschirmt -, das sind Prunkspiele des wiedererstarkten deutschen Imperialismus.
Konzernboss und Herrenreiter Neckermann fand den rechten Nenner dafür: 'Dem Sport ist heute eine weitere Aufgabe übertragen, nämlich die der nationalen Repräsentation.' Wer hier repräsentiert wird, das sind die Siemens, Beitz, Schleyer und Co. Sie dokumentieren ihre Millionenmacht in Luxusanlagen, in einem Weltfernseh- und Computerzentrum, in einem ungeheuren Aufgebot an Menschen und Material. Sie dokumentieren ihre politische Stärke mit dem Aufmarsch von Zigtausenden Polizeistreitkräften, Grenzschützern (BGS, d. Vf.) und Bundeswehrsoldaten - einer Armee von über 20 000 Mann gegenüber 12 000 Sportlern und Betreuern.
Ein schlachtplanmäßig ausgefeiltes Sicherheitssystem sorgt dafür, dass die Visitenkarte des deutschen Imperialismus nicht beschmutzt wird. Der Chef des Olympiakomitees kontrolliert über vierzehn Fernsehschirme den reibungslosen Ablauf der Spiele. Einsatzstäbe von Schutz- und Kriminalpolizei unter dem Oberkommando des bayerischen Innenministers überwachen rund um die Uhr ganz Oberbayern. Hubschrauber und ein Heer von Ordnern mit Funksprechgeräten sind pausenlos auf Patrouille. Ein eigens dazu verabschiedetes 'Gesetz zur Sicherung des olympischen Friedens' schafft Bannmeilen gegen jeden Protest, der am Lack dieser Spiele kratzen könnte. Für die Demonstranten liegen Knüppel bereit.
Siege der westdeutschen Mannschaften sollen dieser Heerschau der Stärke und der Gewalt Glanz und Nachdruck verleihen. Die Leistungssportler, die sich Sekundenbruchteile und Zentimeter schlagen, werden um nichts anderes als das Prestige des Imperialismus ins Rennen geschickt. Denn von Sportfreundschaft ist spätestens dann nicht mehr die Rede, wenn es um die Konkurrenz aus der DDR geht … Während dieser Spiele sollen die Werktätigen am Fernseher vergessen, dass Ausbeutung und Unterdrückung ihr tägliches Brot sind. Mit den Herren aus Wirtschaft, Hochfinanz und Politik, die ihnen täglich im Nacken sitzen, sollen sie sich als eine große Familie fühlen, versöhnt im olympischen Geist, vereint im Bangen um Medaillen für 'ihre' Athleten und in der stolzen Erkenntnis, dass bei dieser westdeutschen Olympiade alles wie am Schnürchen klappt. Bei dieser Gelegenheit wird ihnen auch die Aussöhnung mit dem Militarismus an's Herz gelegt.
Der Einsatz der Bundeswehr soll, wie es ein Militarist ausdrückte, 'die olympiabegeisterten Bundesbürger erstmals wieder für die Armee gewinnen'. Vergessen soll die westdeutsche Jugend über dem olympischen Glanz, dass für den Massensport oder für Schulsportstätten kein Geld da ist. Vergessen soll die Münchner Bevölkerung, dass Millionen in diese Olympia-Anlagen gepumpt wurden, während es an Sozialwohnungen, Schulen und Kindergartenplätzen fehlt. Ein Fest des Betrugs, des Scheinfriedens und der Augenwischerei für die Menschen in unserem Land, ein Fanal des wiedererstarkten deutschen Imperialismus für die Völker der Welt - das ist das Wesen dieser Spiele. Coubertin, der die olympischen Spiele für das Zeitalter des Imperialismus wiederbelebte, drückte das so aus. 'Das erste und wesentliche Merkmal des alten wie des modernen Olympionismus ist es, eine Religion zu sein. Durch Leibesübungen formte der Wettkämpfer der Antike seinen Körper wie der Bildhauer seine Statue und 'ehrte damit seine Götter'. Der Wettkämpfer der Neuzeit, der gleiches tut, erhöht damit sein Vaterland, seine Rasse und seine Fahne.' Diese eindeutigen Worte fielen 1936, im gleichen Jahr, als der deutsche Imperialismus am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ebenfalls im Gewand der Olympiade die Heerschau seiner Macht abhielt.“
„WER GEWINNT IN MÜNCHEN?
Auch für die Geschäftemacher gilt: dabei sein ist alles. Wer die Konkurrenten aus dem Feld geschlagen hat, dem winkt olympischer Profit. Die Getränke-, die Andenken-, die Bekleidungsindustrie balgten sich um Lizenzen beim Organisationskomitee. Präzisionsapparaturen von Junghans, Computer von Siemens, der Mercedesstern auf der Rückseite der Eintrittskarten - das ist Werbung, die sich in klingender Münze auszahlt. Bälle werden von der Industrie kostenlos geliefert, denn der begehrte Aufdruck 'Offizieller Spielball' schafft volle Kassen. Jeder sucht sich gesundzustoßen, so gut er kann. Der Olympia-Architekt hat mit seinem aus Steuergeldern finanzierten, chronisch reparaturbedürftigen Zeltdach sein Schäfchen ins Trockene gebracht. Die Olympia-Baugesellschaft füllt sich mit künftigen Wuchermieten den Geldsack. Die Herren vom 'Deutschen Olympia-Zentrum Radio Television' haben auf Kosten der Steuerzahler die Welt bereist und sich sogar noch ihre Waschlappen als Spesen bezahlen lassen. Auch der schwarze Markt mit den Eintrittskarten ernährt seinen Mann, Aufschläge um 400% sind keine Seltenheit.
Die Hotelgesellschaften haben ihre große Zeit, und auch die Brauereien wollen fett werden: eine Maß Bier kostet auf dem Olympiagelände 4,10 DM, eine Tasse Tee 1,50 DM, eine Schweinshaxe 30 DM. Der Olympianepp regiert die Stadt. Heiter sind diese Spiele für alle, die mit dem Klingeln der Registrierkassen mithalten können. Die Münchner Bevölkerung hat keiner gefragt. Die olympische Zeche zahlen sowieso die Werktätigen."
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen August 1972,S.10
7. August 1972:
In der „Roten Fahne“ der KPD/ML-ZB Nr. 16/1972 erschien auch ein Artikel zu „Olympia ‚72“.
„In „Heraus zum Roten Antikriegstag“ wurde dazu aufgerufen“, am 2./3. September, dem Antikriegstag 1972, in München zu demonstrieren. Denjenigen, die sich als friedliebende Völkerfreunde aufspielen, muss die Wahrheit von Aufrüstung und imperialistischem Krieg entgegengesetzt werden. Der versammelten in- und ausländischen Reaktion, vom Schah von Persien bis zum Völkermörder Nixon, müssen alle friedliebenden Kräfte und Demokraten entgegentreten … Olympische Spiele - Fest der Freundschaft der Völker und des friedlichen Sportwettkampfes der Jugend? Die Fassade bröckelt ab. Die Spiele sind fest in den Händen der westdeutschen Monopolherren - im Dienste ihrer Profite und im Dienste des Militarismus und der Unterdrückung des Klassenkampfes. Das sind die 'Spiele', die außer der Bundeswehr von 5 000 Mann Polizei aus allen Bundesländern, von 1 000 Mann Bundesgrenzschutz und weiteren Spezialeinheiten bewacht und durch ein Gesetz zum 'Schutz des Olympischen Friedens', das Streiks und Demonstrationen verbietet, geschützt werden sollen. Mobilisierungs- und Notstandsübungen sollen die Spiele München 1972 werden ... Heraus zum Antikriegstag 1972 in München! Jugend gegen Aufrüstung und Krieg! Für Sozialismus und Frieden!“
Q: Rote Fahne Nr.16, Bochum 7.8.1972; Rutsche KPD-Verbot muss weg!, Dortmund o.J. (August 1972),S.1 und 3f; Das Rote Schwungrad Kein Stillhalten bis 1973!, Dortmund o.J. (August 1972),S.4
9. August 1972:
In der Nr.55 der „Roten Fahne“ der KPD wurde u. a. dazu aufgerufen, an der Demonstration des NVK am 26. August zu Beginn der Olympiade in München teilzunehmen.
Q: Rote Fahne Nr.55, Dortmund 9.8.1972
10. August 1972:
Das Nationale Vietnamkomitee (NVK) der LgdI der KPD
berichtete von der Olympiade in München: „Auf einer Pressekonferenz am 10.8.1972 sprach der bayrische Innenminister Merk ganz unmissverständlich die Rolle der in München konzentrierten Militär-und Polizeikräfte aus. Er sagte: 'Die Polizei ist sich ihrer dienenden Rolle völlig bewusst.' Was es mit dieser 'dienenden Rolle' auf sich hat, versteht man, wenn er sagt: 'Wir werden alle technischen Hilfsmittel aufbieten und alle rechtsstaatlich zulässigen Maßnahmen ergreifen, um den olympischen Frieden zu sichern.“
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.3
14. August 1972:
Das der KPD nahestehende Afrikakomitee verfasste eventuell in dieser Woche die folgende Erklärung:
„SPD-REGIERUNG IM KOMPLOTT MIT DEN RASSISTEN RHODESIENS
(Erklärung des Afrika-Komitees). Die Bundesregierung stellte sich in der Frage der Teilnahme afrikanischer Staaten und Rhodesiens an den Olympischen Spielen auf die Seite Rhodesiens und verstärkte damit die Reihen der Rassisten und Unterdrücker Afrikas. Der im September 1971 im IOC ausgehandelte 'Kompromiss', rhodesische Olympia-Teilnehmer mit britischen Pässen einreisen zu lassen, entpuppte sich als fauler Trick. Auf dem Flughafen in München verlangte man von den Rhodesiern ausschließlich die ID-Karte (Olympia-Pass), während man von Teilnehmern anderer afrikanischer Staaten zusätzlich den Pass ihres Landes verlangte. Die daraufhin erfolgenden Proteste und Boykottandrohungen verschiedener afrikanischer Staaten werden in der bürgerlichen Presse als 'unfair' bezeichnet, und nur unter verfahrenstechnischen Gesichtspunkten betrachtet. Damit erspart man sich die Auseinandersetzung mit den imperialistischen und rassistischen Maßnahmen Rhodesiens gegenüber der schwarzen Bevölkerung …
Die Feste der Bourgeoisie wie diese 'heiteren Spiele' in München sollen die brutalen Verbrechen der Imperialisten verdecken und verhöhnen damit den berechtigten Wunsch der Völker nach Frieden und Freiheit.
SOLIDARITÄT MIT DEM KÄMPFENDEN VOLK VON ZIMBABWES!
UNTERSTÜTZT DIE VOLKSBEFREIUNGSBEWEGUNGEN ZIMBABWES ZAPU UND ZANU!
UNTERSTÜTZT DIE WIDERSTANDSBEWEGUNGEN IN NAMIBIA UND SÜDAFRIKA!
SOLIDARITÄT MIT DEN KÄMPFENDEN VÖLKERN IN ANGOLA, MOZAMBIQUE UND GUINEA-BISSAO!
KAMPF DEM BRD-IMPERIALISMUS UND SEINER UNTERSTÜTZUNG DER RASSISTISCHEN REGIME IM SÜDLICHEN AFRIKA!"
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.8
14. August 1972:
In München gab die Druck-Betriebsgruppe der ABG vermutlich in dieser Woche ihren „Roten Widerdruck“ Nr.13 heraus, der zu den Olympiadeveranstaltungen ab 26.8.1972 aufrief.
Q: Roter Widerdruck Nr.13, München August 1972
14. August 1972:
Vermutlich in dieser Woche gab in München die Betriebsgruppe der ABG im Pressehaus Bayerstraße ihren „Roten Aufmucker“ Nr.17 heraus. Aufgerufen wurde zu den Olympiade-Aktionen am 25. August 1972.
Q: Roter Aufmucker Nr.17, München August 1972
19. August 1972:
An der ersten regionalen Veranstaltung ihres KJVD in Dortmund beteiligten sich, laut KPD, über 100 Jugendliche, darunter auch Vertreter des KJVD der KPD/ML-ZB. Mobilisiert wurde für die Olympiadedemonstration in München am 26.8.1972, zu der das eigene Afrikakomitee aufrief:
„AUF NACH MÜNCHEN - VERANSTALTUNG DES KJV
Die erste regionale Veranstaltung des KOMMUNISTISCHEN JUGENDVERBANDES am 19.8. in Dortmund stand im Zeichen der Mobilisierung für die antiimperialistische Demonstration in München, wo die vereinigten Ordnungskräfte des BRD-Imperialismus sich als nützlich und sympathisch präsentieren wollen …“
Q: Rote Fahne Nr.57, Dortmund 23.8.1972,S.2.
21. August 1972:
Das Nationale Vietnamkomitee (NVK) der LgdI der KPD gab spätestens Anfang dieser Woche eine „Olympiaillustrierte“ heraus. Die Auflage betrug laut KPD 100. 000 Exemplare. U. a. hieß es im Artikel:
„MÜNCHEN 1972 - RUMMEL FÜR DEN PROFIT
Die Kosten für die Münchner Olympiade 1972 betragen 2 Milliarden DM. Damit sind diese Spiele die teuersten in der olympischen Geschichte. 500 Millionen DM waren von den Olympiaplanern veranschlagt worden. Die 400 %ige Erhöhung des ursprünglich veranschlagten Gesamtetats für die Olympischen Spiele ist Ausdruck der Profitgier des BRD-Kapitals. Der volksfeindliche Charakter der Olympischen Spiele wird verdeutlicht durch eine Kette sinnlos aufwendiger Sportstätten:
So zum Beispiel
- die künstlich angelegte Ruderstrecke, deren Kosten von 10 Millionen auf 69 Millionen DM kletterten,
- die Reitanlage samt Stadion, die mit 51 Millionen DM mehr als das Zehnfache des gedachten Betrages verschlang,
- die gar nicht vorgesehene 23 Millionen DM teure Basketballhalle und die Ringerhalle für 25 Millionen DM.
Krönendes Beispiel in dieser Reihe bildet die Überdachung der Zuschauerränge im Hauptstadion. Das Seildach war ursprünglich mit 18 Millionen DM veranschlagt worden, jedoch rückten die Planer dieses pompösen Bauwerks mit immer neue Zahlen heraus. Inzwischen sind die Kosten für das Seildach auf 195 Millionen DM gestiegen. Anteil an dieser unheimlichen Preissteigerung hat u. a. die Stahlindustrie. 1969 zum Beispiel wurden die Preise für eine Tonn Mast von 2 000 DM auf 6 750 DM hochgetrieben. Die zur Herstellung beauftragten Firmen berechneten aber nicht nur die Baukosten der Überdachung, sondern ließen sich die gesamte Planung und Entwicklung ihres zukünftigen Produktionsprogrammes durch Olympiamittel finanzieren.
Auch das olympische Dorf wurde zu einer reichen Profitquelle für die BRD-Imperialisten. Die Wohnungen für die 12 000 Athleten und ihre Betreuer, von den Olympiaplanern als spätere Sozialwohnungen proklamiert, wurden im Laufe der Zeit immer teurer. Die Mietpreise verdoppelten sich innerhalb kurzer Zeit und sind heute nur noch für Reiche erschwinglich. So erwarb unlängst ein Münchner Industrieller das höchstgelegene Penthouse zum Kaufpreis von 5 500 DM/qm, d.h. insgesamt für 1,1 Millionen DM … Auch die U-Bahn ist nicht im Interesse der Werktätigen Münchens gebaut worden. Die ersten 10 km U-Bahn (9 Millionen DM) verbinden Stadtmitte und den Stadtteil Freimann an der Peripherie der Stadt, wo außer einer Studentensiedlung keine bevölkerungsreichen Wohnblöcke stehen. Der zweite U-Bahnabschnitt zum Olympiafeld wird nach den Spielen verwaisen und zu einer Geisterbahn werden. Dichtbesiedelten Wohngebieten jedoch fehlt jede vernünftige und bequeme Verkehrsverbindung zur Innenstadt. Eine Fahrt mit der Straßenbahn in die City von dort aus dauert eineinhalb Stunden.
Durch die Spiele ist die Bodenspekulation erheblich angeheizt worden. Quadratmeter-Preise bis zu 31 800 DM, Gewinne der Bodenspekulanten bis zu 27000%. Eine kleine Gruppe von Grundstücksbesitzern bekommt durch diese Spekulationen jeden Tag ca. 4 Millionen DM aus Steuergeldern geschenkt. Diese Preise werden eben sowenig nach den Olympischen Spielen wieder sinken wie die gleichfalls überproportional gestiegenen allgemeinen Lebenshaltungskosten in München.
Hier noch von den 'Heiteren Spielen' zu reden, schlägt jedem Werktätigen ins Gesicht. Heiter werden die Spiele jedoch nur für die BRD-Imperialisten, denn wie die vorhergehenden Beispiele zeigen, haben sie aus dem Steueraufkommen der werktätigen Bevölkerung Millionengewinne geschröpft.
OLYMPISCHE POLIZEISCHAU
Um den 'sicheren' Ablauf der Spiele zu gewährleisten, hält es die Bourgeoisie für notwendig, rund 25 000 Soldaten und 8 000 Polizisten zusätzlich nach München zu schicken. 12 000 Polizisten werden 'für alle Fälle' in den Kasernen in Bereitschaft gehalten. München wird zum Heerlager für Bundeswehr, Grenzschutz (BGS, d. Vf.) und für konzentrierte Polizeieinheiten der Länder und der Geheimdienste. Um den Schein der friedlichen und zivilen Armee zu wahren, solle eine 'volkstümliche Verbundenheit' der Streitkräfte mit dem Volk demonstriert werden und nicht zuletzt soll der werktätigen Bevölkerung vorgegaukelt werden, man gehe besonders sparsam mit Steuergeldern um und spare die Ausgaben für ausgebildete Kräfte. Zu diesem Zweck soll das militärische Aussehen durch schicke Uniformen etwas gemildert werden. Ein größerer Teil wird in Zivil Dienst tun: als Kellner, Fremdenführer, als Telefonist oder in Technikerkleidung.
Auf einer Pressekonferenz am 10.8.1972 sprach der bayrische Innenminister Merk ganz unmissverständlich die Rolle der in München konzentrierten Militär-und Polizeikräfte aus. Er sagte: 'Die Polizei ist sich ihrer dienenden Rolle völlig bewusst.' Was es mit dieser 'dienenden Rolle' auf sich hat, versteht man, wenn er sagt: 'Wir werden alle technischen Hilfsmittel aufbieten und alle rechtsstaatlich zulässigen Maßnahmen ergreifen, um den olympischen Frieden zu sichern.'
'Rechtsstaatliche Mittel' hat sich die Bourgeoisie jedoch schon in den letzten Jahren unter der SPD-Regierung geschaffen. Man denke nur an die Gesetze zur inneren Sicherheit, die erst vor zwei Monaten von der SPD-Regierung durchgebracht wurden. Obwohl diese Gesetze eindeutig gegen die werktätige Bevölkerung gerichtet sind, da sie bei Arbeitskämpfen und Demonstrationen den verschärften Einsatz von Polizei und Bundesgrenzschutz vorsehen. Es konnte der SPD-Regierung mit Hilfe der von ihr selbst inszenierten Baader-Meinhof-Hetze (RAF, d. Vf.) gelingen, diese Gesetze demagogisch als notwendigen Schutz der Bevölkerung auszugeben.
Im Herbst will die SPD-Regierung eine noch reaktionärere Form der Ausländergesetze verabschieden. Aber schon heute zeigt sich, dass das geltende Ausländergesetz nur einem Zwecke dient: Die ausländischen Werktätigen sollen daran gehindert werden, ihre berechtigten Interessen zu vertreten. Auch bei der Olympiade sollen die ausländischen Kollegen keine Gelegenheit finden, Partei für ihre unterdrückten und ausgebeuteten Landsleute in ihrer Heimat zu ergreifen, und die Öffentlichkeit über die Zustände in diesen Ländern aufzuklären. So drohte der Münchner Polizeipräsident Schreiber in einem Merkblatt an die Ausländerorganisationen in München: Wer Zwischenfälle herbeiführe, werde mit der Ausschöpfung aller straf- und ausländerrechtlichen Möglichkeiten zu rechnen haben.
Damit nicht genug, es wurde ein Gesetz zum Schutze des olympischen Friedens und eine Verordnung der Staatsregierung erlassen, wonach beliebig demokratische Grundrechte, wie Rede- und Versammlungsfreiheit, außer Kraft gesetzt werden können. So ist es denn kein Wunder, dass für den bayrischen Innenminister Merk die olympischen Spiele unter der Parole 'Sichere Spiele' stattfinden. Wie ernst er es mit dieser Parole meint, geht schon daraus hervor, dass erstmals Polizeieinheiten aus allen Bundesländern einschließlich Westberlins (!) neben den bayrischen Polizeikräften zur gemeinsamen Aktion vereint werden.“
Ein weiterer Artikel lautete:
„1896 - 1972
GESCHICHTE DES OLYMPISCHEN 'FRIEDENS'
Die olympischen Spiele von 1900, 1904 und 1908 waren nur Anhängsel der großen Weltausstellungen in Paris, St. Louis und London. Auf diesen Weltausstellungen versuchten die imperialistischen Staaten, mit gigantischem Aufwand ihre Macht zu demonstrieren. (In Paris z.B. wurden ganze Straßen aufgebaut und wieder abgerissen.) Hinter den Gipsfassaden der Weltausstellungen mehrte sich das Elend der werktätigen Massen. In Asien und in Afrika begann der Wettlauf um die Eroberung der letzten Kolonien. Mit Massakern schlugen die Imperialisten die Widerstandsbewegungen in Afrika (Buren) und in Asien (Boxeraufstand) nieder. Die Widersprüche zwischen den einzelnen imperialistischen Mächten begannen sich zuzuspitzen: der Kampf um die Neuaufteilung der Welt begann.
Gleichzeitig erlebte die Arbeiterbewegung einen mächtigen Aufschwung: die Gewerkschaftsbewegung, die großen Streikkämpfe wuchsen ständig an. – Der Gründer der olympischen Spiele der Neuzeit, Coubertin, war sich der Kraft des Proletariats sehr gut bewusst: seine Olympiade sollte Teil einer Sportbewegung unter dem Proletariat werden, in der sich die Widersprüche austragen ließen, ohne in eine für die Bourgeoisie gefährliche revolutionäre Bahn zu geraten.
Bevor diese 'friedlichen Ziele' weiterverfolgt wurden, benötigte der Imperialismus die Volksmassen aber zur Austragung der ersten Schlacht um die Neuverteilung der Welt: Die 'Völkerverständigung' machte den Schlachten von Verdun und der Somme Platz, das olympische 'Fair Play' dem Einsatz von Giftgasen. Nach dem Sieg der Oktoberrevolution in Russland am Ende des ersten Weltkriegs und den harten Kämpfen der Arbeiterklasse in Deutschland und den anderen Ländern der westlichen Welt behielten die olympischen Spiele und die bürgerliche Sportbewegung ihre Funktion, große Teile der Jugend vom Klassenkampf abzuhalten und zum Nationalismus zu erziehen. Bei den Olympischen Spielen wurden immer stärker Kulthandlungen eingeführt wie der Eid und die olympische Flamme; die imperialistischen Konflikte wurden zu nationalen Gegensätzen hochgespielt. Eine deutsche Mannschaft konnte 1924 in Paris nicht starten, weil Frankreich 'nicht für die Sicherheit der Sportler' garantieren wollte.
1936 wurde die Olympiade erstmalig in Deutschland ausgetragen. Das IOC stellte erneut unter Beweis, dass es ein williges Werkezeug der internationalen Bourgeoisie ist, indem es die Spiele einem Staat überließ, dessen faschistischer Charakter der ganzen Welt klar war. Das IOC gab sich mit zwei Renommierjuden in der deutschen Mannschaft zufrieden, während die faschistischen Banden die jüdische Bevölkerung bereits blutig verfolgten. Trotz der zahlreichen Unterdrückungsmaßnahmen der Faschisten gegen die Arbeitersportvereine gelang es dem Ringer Werner Seelenbinder, einem Mitglied der KPD, sich für die Olympiade zu qualifizieren und dort einen wichtigen Beitrag zur Verständigung der Weltöffentlichkeit über die Verhältnisse in Deutschland zu leisten. Sein Weg führte von Olympia ins KZ, wo er 1944 von den Faschisten ermordet wurde.
Die Durchführung der Olympiade verschaffte den Faschisten das gewünschte internationale Prestige. Die nächsten olympischen Spiele fanden wieder nicht statt. Die deutschen Sportideologen wie Carl Diem und andere waren darüber nicht sehr traurig: Diem erklärte 1940: diese sportliche Erfolge in Friedenszeiten haben sich in militärische Siege verwandelt ... der Krieg ist der vornehmste, ursprünglichste ... Sport!
Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die politische Weltsituation. Der US-Imperialismus übernahm die Vormachtstellung im Lager der imperialistischen Mächte. Die nationalen Befreiungsbewegungen in den unterdrückt gehaltenen Ländern nahmen entscheidend zu. Damit änderten sich die Aufgaben der Olympischen Spiele für die Bourgeoisie. In den Vordergrund trat der 'friedliche Wettstreit der Nationen' als Ablenkungsmanöver von den zunehmenden Widersprüchen in der ganzen Welt. Dabei hatte jede Olympiade ihre Besonderheiten. 1964 in Tokio präsentierte sich der wiedererstarkte japanische Imperialismus. Ehe in Mexiko 1968 das 'friedliche Nebeneinander der Nationen' demonstriert werden konnte, mussten die unterdrückten Volksmassen in Mexiko blutig niedergeschlagen werden: bei einer Studentendemonstration richteten Militär und Polizei ein Blutbad an, das 300 Tote und viele hundert Verletzte forderte. Tausende wurden während der Olympiade verhaftet, viele davon wurden grausam gefoltert.“
In einem weiteren Artikel hieß es:
„SPORT IM SOZIALISMUS:
STATT REKORDWAHN - SPORT DER BREITEN MASSEN
Dass Sport nicht an sich negativ bewertet werden darf, dass er auf anderer als imperialistischer Grundlage eine gänzlich andere Ausprägung erfahren kann, zeigt das Beispiel der sozialistischen Länder, der Volksrepublik China, der Demokratischen Republik Vietnam, der Koreanischen Volksdemokratischen Republik und der Volksrepublik Albanien. Die internationalen Sportkontakte der VR China haben in den letzten Monaten einiges Aufsehen erregt, sehen wir uns daher an, unter welchen Voraussetzungen dort Sport betrieben wird. Nach der Auffassung der chinesischen Genossen besteht die Grundaufgabe des sozialistischen Sports darin, den Arbeitern, Bauern und Soldaten zu dienen, Massensport zu fördern und das Volk körperlich zu ertüchtigen.
Konsequent schreiben daher die chinesischen Genossen: 'Von allem in der Welt ist der Mensch das Wertvollste. Um seine Initiative und Schöpferkraft in der sozialistischen Revolution und beim Aufbau des Sozialismus voll zur Geltung zu bringen, muss er sich vor allem mit Marxismus-Leninismus und den Maotsetungideen wappnen, gleichzeitig aber auch gesund sein. Neben der Verbesserung der hygienischen Arbeit und allmählicher Hebung der Lebensbedingungen ist der Sport eine positive und wirksame Methode für die Erhaltung der Gesundheit.
Obwohl körperliche Arbeit die Werktätigen körperlich kräftigen kann, beschränkt sich ihre Wirkung wegen der verschiedenen Arbeitsgattungen auf bestimmte Körperteile. Sport dagegen kann für eine allseitige Ertüchtigung sorgen, daher muss körperliche Arbeit durch Sport reguliert und ergänzt werden.' (Peking Rundschau Nr.24/1972).
Die Konsequenz aus solchen Ausführungen, dass die Popularisierung von Sportarten, die körperliche Bewegung in allgemeiner Form vor der Erlernung spezifischer Techniken erfordern, an die erste Stelle gestellt wird. So übt man besonders Laufen, Tauziehen, Seilspringen, Handgranaten werfen und eigens entwickeltes Staffellaufen, die eine massenhafte Teilnahme zulassen.
Zweite Folgerung ist die Verbindung von Sportveranstaltungen mit dem tagtäglichen Sport, die Betonung des Ansporns des Wettkampfes für das Training. 'Es ist ganz natürlich, dass vor jedem Sporttreffen der Massensport einen Aufschwung nimmt. Früher pflegten wir, nur die guten Leistungen zu betonen und verbanden den Wettkampf nicht mit dem tagtäglichen Üben. So konnte es vorkommen, dass die Schüler nur wenige Tage vor einer Sportveranstaltung mit dem Training begannen und aufhörten, sobald das Sporttreffen vorüber war. Wir legen das Schwergewicht jetzt im Gegenteil dazu auf die Popularisierung. Bevor ein Sporttreffen stattfindet, verlangen wir, dass jede Schulstufe und Klasse Vorkämpfe abhält, um ihre Vertreter zu bestimmen. So beginnen die Schüler zwei oder drei Monate vor einer Veranstaltung schon mit dem Training. Auf diese Weise finden vor einem Sporttreffen praktisch mehrere kleine Sportveranstaltungen statt, an denen über 90% der Schüler teilnehmen.' (Peking Rundschau Nr.14/1972)
Die sportliche Leistung, der Wettkampf, wird in diesem System des Massensports keineswegs verbannt, sie geschieht jedoch nicht um ihrer selbst willen, sondern nimmt ihren festen Platz ein. Für Sportkörperkultur wurde zum Prinzip erhoben, was Genosse Mao Tse-tung für die Tätigkeit der Literatur- und Kunstschaffenden formulierte: 'Bei uns geht die Hebung des Niveaus auf der Grundlage der Popularisierung vor sich, während sich die Popularisierung von der Niveauhebung leiten lässt.' Nur durch die Mobilisierung und Organisierung der Massen und ihre Teilnahme kann der Sport eine solide Grundlage für die Erhöhung des Niveaus haben, und nur durch die Hebung des Niveaus kann der Sport weiter popularisiert werden. Ein Beispiel zeigt, wie sich dies in der Praxis darstellt. 'In der flussreichen Volkskommune Daojiao, Provinz Kuangtung, haben unter zehn Bauern sieben schwimmen gelernt. Solche Popularisierung ist die Grundlage für Hebung der Schwimmfähigkeit. Mehr als 50 junge Schwimmer hier gehören jetzt der Provinz- oder Nationalmannschaft an, manche haben den Landesrekord gebrochen. Das gute Schwimmniveau zog mehr und mehr begeisterte Anhänger an, die wiederum für die Popularisierung sorgten.'
Wie eng die sportliche Ausbildung verbunden wird mit dem Dienst am Volke, wie sich konsequent körperliche Entwicklung mit moralisch günstiger Entwicklung verbindet, dokumentiert ebenfalls ein Beispiel aus der Pekinger Freizeitsportschule: 'An Sonntagen oder Feiertagen sendet die Sportschule oft Sportschüler in Fabriken oder Dörfer in der Vorstadt, um dort Schauwettspiele abzuhalten oder an körperlicher Arbeit teilzunehmen. Auf diese Weise haben sie Gelegenheit, in enge Berührung mit Werktätigen zu kommen und sich Berichte anzuhören von alten Arbeitern oder armen Bauern und unteren Mittelbauern über deren Leiden in der alten Gesellschaft und ihr glückliches Leben im Neuen China. All dies hilft ihnen, die Idee des Dienstes am Volk zu hegen. Bei den täglichen Übungen spornt sie die Sportschule an zu gegenseitiger Hilfe und Einheit. Die Trainer üben gemeinsam mit den Schülern und diskutieren mit ihnen darüber, wie sie die Elementartechnik und –taktik beherrschen können, und helfen jedem von ihnen, geeignete Methoden zur Überwindung von Schwächen zu entwickeln und ihr Niveau zu erhöhen. Einander lehrend und voneinander lernend, pflegen sie so den Geist des Arbeitens um des Kollektivs willen.' (Peking Rundschau Nr.14/1972).
Das Ziel des Massensports - die Sportpopularisierung wird dabei nicht aus den Augen gelassen. Die Wurzel des chinesischen Massensports liegt in den Volksmilizorganisationen, die stets zugleich Sportorganisationen waren - körperliche Ertüchtigung als Voraussetzung für die Abwehr imperialistischer Machenschaften. Die Verbindung zum Produktionskampf und zur Ausbildung allseitig entwickelter Menschen zeigt ein Beispiel in der Peking Rundschau. 'Die Entwicklung des Sports hat den Gesundheitszustand des Volkes bedeutend verbessert. Die Zeiten, wo unzählige Werktätige durch Armut und schwachen Gesundheitszustand geplagt wurden, sind für immer vorbei. Durch Teilnahme am Sport haben Arbeiter, Bauern und Soldaten nicht nur ihre Leistungsfähigkeit, sondern auch ihren Mut und ihre Ausdauer erhöht und den kollektiven geist pflegen gelernt.'
Der Sportbetrieb in der VR Chin unterscheidet sich so nachdrücklich von der Rolle, die dem Sport in den revisionistischen Ländern vom Schlage der UdSSR oder der DDR zukommt. Sicher, Sport ist dort weit mehr Massenangelegenheit als in den kapitalistisch-imperialistischen Ländern, er ist dort weit mehr gefördert und mit der gesellschaftlichen Praxis verbunden. Aber wo ist noch die Verbindung zwischen Leistungssport und Massensport, wo die tatsächliche Umerziehung zum 'allseitig entwickelten sozialistischen Menschen', von der DDR-Sportfunktionäre so gerne reden?
Der Massensportbetrieb hat nicht mehr Funktion als Motor beim Aufbau des Sozialismus, er ist nur noch Ausleseapparat für die Aufzucht von Rekordlern, die Ansehen und Kreditwürdigkeit der neuen Bourgeoisie in diesen Ländern heben sollen - dazu mit Dutzenden von Privilegien ausgestattet in abgeschiedenen Sportschulen gefüttert und umhegt werden. Wo ist hier noch die Verbindung zu den Massen, was ist aus der Leistungsmotivation unter sozialistischen Bedingungen, wie wir sie am Beispiel der VR China kennengelernt haben, geworden, wenn die Auslese von Spitzensportlern für bestimmte Sportarten in der DDR nur nach 'wissenschaftlichen' Erkenntnissen über das richtige Verhältnis von Arm- und Beinlänge und Körpergröße erfolgt, und denjenigen, die dieses Verhältnis nicht erreichen, der Zugang zu den Leistungszentren verwehrt bleibt?
Der Massensport hat dort seine Funktion für die Massen ebenso verloren, wie in Ländern wie Ungarn und Jugoslawien, die inzwischen im Fußball das Profi-System wieder eingeführt haben. Die chinesischen Genossen nehmen zu solcherlei Unterfangen einen konsequent-sozialistischen Standpunkt ein, wenn sie schreiben: 'Nach der revolutionären Linie des Vorsitzenden Mao für den Sport besteht die Grundaufgabe des sozialistischen Sports darin, den Arbeitern, Bauern und Soldaten zu dienen, Massensport zu fördern und das Volk körperlich zu ertüchtigen. Liu Schao-tschi und andere politische Schwindler betrachteten den Sport als eine Form der Unterhaltung für wenige Leute und erklärten, dass der Sport nur für die Zuschauer da wäre. Diese Leute kämpften dagegen, dass die Arbeiter, Bauern und Soldaten am Sport teilnehmen. Sie waren für die Rekordsucht, d.h. um jeden Preis nach Ruhm und Gewinn zu jagen. Während der Großen Proletarischen Kulturrevolution wurde diese konterrevolutionär-revisionistische Linie scharf kritisiert.' (Peking Rundschau Nr.24/1972).
So wie im Sportbetrieb der VR China die Leistung dem Prinzip untergeordnet ist: 'Bei uns geht die Hebung des Niveaus auf der Grundlage der Popularisierung vor sich, während sich die Popularisierung von der Niveauhebung leiten lässt', so gilt im Wettkampf innerhalb der Länder wie auch im internationalen Sportverkehr das Prinzip 'Freundschaft an erster Stelle, Wettbewerb an zweiter Stelle'. Die Berichterstattung der Zeitungen der VR China dokumentiert eindrucksvoll die Entfaltung dieses Prinzips, wird in ihr doch die Betonung der freundschaftlichen Gefühle des chinesischen Volkes für die Völker der in den Wettbewerben mit angetretenen Teilnehmer und Mannschaften an die erste Stelle gesetzt. So dokumentiert beispielsweise die Peking Rundschau in einem Bericht über das C-Gruppen Turnier der Eishockey-Weltmeisterschaften in Miercurea-Ciuc an keinem Punkt Ergebnisse oder eine Tabelle, sondern stellt die Verbundenheit mit den Teams der beteiligten Völker und die Richtschnur 'Lernen von Spielern anderer Länder' in den Vordergrund. Als ein herausragendes Ereignis wird beschrieben, wie ein italienischer Spieler nach einem begangenen Foul einem chinesischen Crack unter dem Beifall des Publikums wieder auf die Beine hilft.
Es geht den chinesischen Sportlern nicht darum, mit mühsam aufgepäppelten Sportskanonen vor den Völkern der Welt mit den Muskelprotzen des imperialistischen Sportbetriebs zu rivalisieren. Nicht das widerwärtige Schauspiel, mit dem die sowjetischen Revisionisten und ihr Anhang in München versuchen werden, die 'Überlegenheit des sozialistischen Weltsystems' zu demonstrieren, dessen Prinzipien sie längst achtlos über Bord geworfen haben, nicht die Jagd nach Medaillen um jeden Preis und die Konkurrenz zum Nationalismus der imperialistischen Staaten ist ihr Ausgangspunkt, sondern die chinesischen Genossen formulieren diesen wie folgt:
'Mit der Entwicklung des Sports verfolgt China das Ziel, das Volk körperlich zu ertüchtigen, und dies hat mit Rekordsucht nichts gemein. Beim Wettkampf handeln wir nach dem Prinzip 'Freundschaft an erster Stelle, Wettbewerb an zweiter Stelle'. Durch Befolgung dieses Prinzips haben chinesische Sportler bei den 31.Tischtennis-Weltmeisterschaften in Nagoya und bei den Afro-Asiatischen T.T.-Freundschaftswettspielen auf Einladung in Peking im vorigen Jahre sowie bei vielen internationalen Sporttreffen die Freundschaft und Solidarität mit Völkern anderer Länder gefördert und von ihren Vorzügen gelernt. In Wettkämpfen im Inland halten sich die Sportler auch an das Prinzip 'Freundschaft an erster Stelle und Wettbewerb an zweiter Stelle'. Bei diesen Gelegenheiten fördern sie die Einheit, lernen voneinander, heben gemeinsam das Niveau und pflegen den kommunistischen Geist und sportliche Moral.
Wer nun aber fragen sollte, ob dem Sport ausschließlich im Sozialismus eine Funktion für die Massen zukomme, der sei auf die Tradition der Arbeitersportbewegung in den kapitalistischen Ländern verwiesen. Mit dem Ziel, die Werktätigen vor den Folgen der unmenschlichen Arbeitshetze in der kapitalistischen Produktion zu schützen und ihre Kampfkraft für die Klassenauseinandersetzungen zu erhalten und zu stärken, ist diese Bewegung so alt wie der Kapitalismus selbst. Unter dieser Funktionsbestimmung, Verbindung von Sport und Körperertüchtigung mit dem Ziel der Befreiung der Volksmassen gilt es, dem Beispiel der VR China folgend, anknüpfend an die Tradition der deutschen Arbeitersportbewegung, Sorge dafür zu tragen, dass in den kommenden Klassenauseinandersetzungen das sportliche Training selbstverständlicher Bestandteil des Kampfes der Arbeiterklasse und aller unterdrückten und ausgebeuteten Schichten des Volkes wird.“
Enthalten ist auch eine Erklärung des KPD-nahestehenden Afrika-Komitees zur Teilnahme von Rhodesien (Zimbabwe). Aufgerufen wird zur Vietnamdemonstration in München, am 26.8.1972 um 18 Uhr.
Q: NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972)
21. August 1972:
Vermutlich in dieser Woche erschien morgens in Dortmund eine „Jugend-Rutsche“ der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg des KJVD der KPD/ML-ZB. Ein Artikel mobilisierte für den RAKT am 2.9.1972:
ANTIKRIEGSTAG
„KOMMT MIT NACH MÜNCHEN!
Jungarbeiter, Lehrling!
Olympiade - das liegt in der Luft! In jeder Zeitung, im Fernsehen, auf Reklamesäulen, im Schaufenster, überall: Olympiade!! Die 'Jugend der Welt' wird mobilisiert. Sportlichkeit, Fairness, Freude und ehrlicher Wettstreit - das soll die Olympiade zeigen. Womit? Mit 'Doping', getricksten Aufputschmitteln, mit nahezu grausamem Training bis zur körperlichen totalen Erschöpfung?
'Olympischer Friede?' - wo Rhodesien (Zimbabwe, d. Vf.) zugelassen wird, ein Land, in dem an die 400 000 Rassisten das 4 Millionen Negervolk blutig unterdrücken und ausplündern? Wo den amerikanischen schwarzen Sportlern, die aus Solidarität mit ihren afrikanischen unterdrückten Brüdern, den Start verweigern, angedroht wird: sie sollten gut überlegen - sonst müssten sie nach Vietnam. Wo 2 Milliarden verschleudert werden für 16 Tage 'Olympische Spiele', besser: 'Propaganda'? 2 Milliarden - wo Kindergärten, Schulen und Parkplätze für büßen müssen?
DAS IST KEIN FEST DER FREUDE FÜR DAS BREITE VOLK
Aber, 'die Olympiade ist ein Fest der Völkerverständigung!' rufen die bürgerlichen Parteien und laden den Völkermörder NIXON (USA, d. Vf.) herzlich ein. Verständigung mit dem, der die Befehle gibt, mit Millionen Tonnen Bomben das vietnamesische Volk zu meucheln, ihr Land zu einzigen Kratern zu machen?
DAS IST KEIN FEST DER VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
Aber, 'die Olympiade ist das Fest der Entspannung', ruft die SPD-Regierung. Entspannung? - wo sie gerade in herrlichster Eintracht mit FDP und CDU/CSU die 'Gesetze zur Inneren Sicherheit' verabschiedet hat?
GESETZE, DIE den Bundesgrenzschutz (BGS, d. Vf.) beauftragen, 'rechtmäßig' gegen streikende Arbeiter vorzugehen, auf sie zu schießen, wie es die Truppen in Spanien schon geprobt haben.
- durch die 50 000 Jugendliche jährlich mehr durch den Drill und die faschistische Schule der Bundeswehr geschleust werden sollen ('Wehrreform').
- das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV, d. Vf.) verbieten und alle 'Verweigerer' zur Feuerwehr, zum Zivilschutz, zur Post und Bahn schicken. Und Feuerwehr und Zivilschutz unterstehen im Kriegsfall direkt dem Rüstungsministerium! MILITÄRISCHER ARBEITSDIENST wird hiermit eingeführt - genau wie wir ihn von Hitler kennen!
- durch den 'Wehrkundeerlass' (WKE, d. Vf.) tausende Jugendliche in Schule und Betrieb für den Militarismus und die 'Vaterlandsverteidigung' VERziehen sollen.
- die Vorbeugehaft legalisieren, womit Kollegen, die sich schon als Streikführer gezeigt haben, bei 'drohenden' Kampfaktionen der Arbeiter vorsorglich für ein Jahr in Haft genommen werden können.
GIFTGAS 'ENTSPANNUNG' - DAMIT DIE VÖLKER DER WELT VERNEBELT WERDEN UND DIE TATEN DER WESTDEUTSCHEN REGIERUNG VERGESSEN.
Aber, 'Die Olympiade ist das Fest des Friedens', 'sie ist nur durch die Unterstützung der Bundeswehr möglich', erzählen uns Brandt, Schmidt, Leber und wie sie alle heißen. OLYMPIADE - TEST DER STÄRKE UND DISZIPLIN DER TRUPPEN! 24 000 Mann von der Bundeswehr, Bundesgrenzschutzstaffeln und sorgsam ausgewählte Elitetruppen der Polizei stehen während der Olympiade bereit! Sie werden dargestellt als 'freundliche Helfer', die stets sprungbereit sind, wenn's darum geht, Siegerehrung abzuhalten, Erbsensuppe zu kochen oder Chauffeur zu spielen. BER KEINE ZEITUNG, KEIN FERNSEHEN SPRICHT DAVON, DASS DIE SPD/FDP-REGIERUNG STREIKS UND DEMONSTRATIONEN WÄHREND DER OLYMPIADE GESETZLICH VERBOTEN HAT, DASS DIESES GESETZ BIS ZUM 31.12. GILT, WO ZWAR KEINE OLYMPIADE MEHR STATTFINDET, WO ABER DIE METALLTARIFRUNDE (MTR, d. Vf.) BEGINNT!!!
STRASSE FREI FÜR MÜNCHEN! VERTEIDIGEN WIR UNSER RECHT AUF DIE STRASSE!
Das ist ein Vorstoß der herrschenden Klasse und ihrer SPD/FDP-Regierung gegen die Arbeiterklasse, ein Angriff auf die werktätige und lernende Jugend. Die herrschende Klasse weiß genau: 'Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft'! Und IHRE Zukunft, die heißt KRIEG nach außen: Unterdrückung und Ausplünderung anderer Völker, um ihren Reichtum und Profit zu mehren, heißt für uns: eine Kugel durch den Kopf, die Lungen voll Giftgas, heißt sterben und vermodern für die Profitinteressen des westdeutschen Kapitals - denken wir nur an die Tausenden von amerikanischen Soldaten in Vietnam! - IHRE Zukunft heißt: KRIEG nach innen, um sich zu schützen gegen den Ansturm der Kollegen, wenn sie sich nicht länger Arbeitshetze, Rationalisierung LohnRAUB, Abbau aller erkämpften demokratischen Rechte gefallen lassen.
Für diese Zukunft braucht sie UNS, die JUGEND. Wer soll sonst die Gewehre tragen, die Panzer fahren? - DESHALB DIE 'GESETZE ZUR INNEREN SICHERHEIT'!
NEIN! UNSERE ZUKUNFT heißt: auf der Seite der kämpfenden Arbeiterklasse stehen, gegen die Angriffe der herrschenden Klasse und ihres Staates. Und wenn sie die Arbeiter mit GEWALT zum Stillhalten zwingen wollen, wenn sie uns, die Jugendlichen losschicken wollen, um einen Streik zu zerschlagen:
DREHEN WIR DIE GEWEHRE UM! SCHLAGEN WIR DIE HERRSCHENDE KLASSE MIT IHREN EIGENEN WAFFEN! LERNEN WIR DAS WAFFENAHNDWERK IN DER BUNDESWEHR! NUR ZU! ABER KÄMPFEN WIR AUF DER EINZIG RICHTIGEN SEITE: DER SEITE DER ARBEITERKLASSE UND DES WERKTÄTIGEN VOLKES GEGEN DIE HERRSCHENDE KLASSE! KÄMPFEN WIR FÜR UNSEREN STAAT: DEN SOZIALISTISCHEN ARBEITER- UND BAUERNSTAAT!
KRIEG DEM IMPERIALISTISCHEN KRIEG!
ENTWAFFNUNG DER BOURGEOISIE - BEWAFFNUNG DER ARBEITERKLASSE!
GEGEN NOTSTAND, AUFRÜSTUNG UND REVANCHEPOLITIK - FÜR SOZIALISMUS UND FRIEDEN!
Wir, die westdeutsche Jugend, haben eine VERANTWORTUNG vor den Völkern der Welt! Wir müssen verhindern, dass ein drittes Mal von westdeutschem Boden ein blutiger und mörderischer Krieg ausgeht. Lassen wir uns nicht vor den Todeskarren der herrschenden Klasse spannen, bekämpfen wir das Wiedererstarken der westdeutschen militärischen Macht - das die Völker der Welt mit Besorgnis beobachten!
ZIEHEN WIR IN SCHAREN NACH MÜNCHEN!
Schwören wir vor den Völkern der Welt:
WIR, DIE JUGEND, KÄMPFEN GEGEN AUFRÜSTUNG UND IMPERIALISTISCHEN KRIEG!
Gegen den Militarismus, den Würgeengel aller Kultur, der - das Volk aussaugend - alle Mittel frisst, die einem wahren Fortschritt dienen könnten. Gegen den Militarismus, der die werktätige und lernende Jugend in Scharen aufsaugt, der ihre Köpfe mit kriegslüsternen Gedanken verseuchen will.
KÄMPFT GEGEN DIE ALLGEMEINE DIENSTPFLICHT!
KEINE EINFÜHRUNG DES MILITÄRISCHEN ARBEITSDIENSTES!
HÄNDE WEG VOM RECHT AUF KRIEGSDIENSTVERWEIGERUNG!
FREIE POLITISCHE UND GEWERKSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG DER SOLDATEN! AUF NACH MÜNCHEN!
Q: Jugend-Rutsche Misslungene Jugendversammlung? - Aus Fehlern lernen!, Dortmund o.J. (August 1972)
21. August 1972:
Vermutlich Anfang dieser Woche gibt das Jugendsekretariat der ABG in München das 'Kämpfende Jugend' Flugblatt Nr.6 (vgl. Apr. 1972, 28.8.1972) heraus, welches unter dem Titel "Soldaten im Dienste der Völkerverständigung?" zu den Aktionen gegen die Olympiade (vgl. 25.8.1972) aufruft. Die Verantwortung übernimmt Helge Sommerrock.
Q: Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.6,München o.J. (1972)
25. August 1972:
In München begannen die Aktionen der „Aktion gegen Olympiabetrug - für Völkerfreundschaft“, die auch von den ABG unterstützt werden.
Q: Roter Anzeiger Nr.12, München August 1972; Roter Aufmucker Nr.17, München August 1972
25. August 1972:
In München besuchten, laut KPD, 300 ihre Veranstaltung zur Olympiade im Zunfthaus in der Thalkirchner Straße. Anwesend war auch die KPD/ML-ZK. Aufgerufen wurde u.a. durch ein Flugblatt des VA Funkkaserne München „Imperialistische Armee oder Armee des Volkes?“.
Q: Rote Fahne Nr.58, Dortmund 30.8.1972; VA Funkkaserne München: Imperialistische Armee oder Armee des Volkes?, München o. J. (1972)
26. August 1972:
Zur Eröffnung der Olympiade fand in München eine antiimperialistische Demonstration statt. Dazu riefen u.a. die KPD, die LgdI, das Afrika-Komitee, das NVK und auch der KJV der KPD auf einer NRW-weiten Veranstaltung in Dortmund auf.
In der „RPK“ und in „Afrika kämpft“ wurden ca. 5 000 Teilnehmer gemeldet. Bei KWU Berlin, wo Mitfahrgelegenheiten angeboten wurden, waren es über 8 000 Demonstranten.
Laut „Rote Fahne“ der KPD beteiligten sich 5 000 an der Demonstration, während die Kundgebung von bis zu 8 000 Menschen verfolgt wird. Ca. 1 000 der Teilnehmer seien aus der ganzen 'BRD' zusammengekommen, wobei u.a. die VAs Hamburg, Cuxhaven, Berlin Stuttgart und Ruhrgebiet erwähnt werden.
Zu der Vietnamdemonstration des NVK riefen, laut KPD, neben der LgdI, dem NVK und dem Afrikakomitee nur sie selbst und die RAJ München auf, die KPD/ML-ZK und die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg hätten abgelehnt, die KPD/ML-ZB lediglich Verhandlungen geführt.
Aufgerufen wurde u.a. vom NVK durch eine „Olympia-Illustrierte“, von der KPD durch einen zentralen „Aufruf der KPD zur Vietnamdemonstration“, durch ein Flugblatt der LgdI „Aufruf zur Solidaritätsdemonstration anlässlich der Eröffnung der Olympiade“, durch den VA Funkkaserne München und in Bochum.
Q: Rote Fahne Nr.55, 58 und 17,Dortmund 9.8.1972, 30.8.1972 bzw. 25.4.1973, S.2 bzw. S.3; AStA Ruhruni, VA RUB,SAG Bochum, SHB/SF, KSV, LgdI: Flugblatt, Bochum o.J. (1972); KPD: Aufruf der KPD zur Vietnamdemonstration, Dortmund o.J. (1972); LgdI: Aufruf zur Solidaritätsdemonstration anlässlich der Eröffnung der Olympiade, o. O. o.J. (1972); NVK: Olympiaillustrierte, Bonn o.J. (1972),S.8; NVK: Bulletin Nr.5, Bonn 1972; VA Funkkaserne München: Imperialistische Armee oder Armee des Volkes?, München o.J. (1972); Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.15 und 16,Berlin Aug. 1972 bzw. 26.9.1972; Rote Presse Korrespondenz Nr.182, Berlin 1972; Afrika Kämpft Nr.2, Berlin 1972,S.2
26. August 1972:
In München werden die 20.olympischen Sommerspiele eröffnet. Aktionsberichte sind unter den jeweiligen Städten, d.h. zumeist München, zu finden. Vorbereitet oder kommentiert werden diese u.a. durch den KABD und in:
- Niedersachsen in durch das Sozialistische Aktionskollektiv (SAK) Clausthal-Zellerfeld;
- NRW in Dortmund durch die DKP-Stadtteilgruppe Mengede und durch den Ortsverband der SDAJ.
Q: DKP-Stadtteilgruppe Mengede: Liebe Sportsfreunde!, Dortmund 7.1.1972,S.1; Rote Fahne Nr.8, Tübingen August 1972,S.10; SDAJ Dortmund: Arbeitsplan des Ortsverbandes Dortmund der SDAJ, o.O. (Dortmund) o.J. (1972),S.3;Rote Aktion Nr.10,Clausthal-Zellerfeld Sept. 1972,S.11ff.
26. August 1972:
Von ABG, KHB/ML und RSF wurde zur Olympiade eine Broschüre „Gegen Imperialismus und Faschismus - für Frieden und Völkerfreundschaft. Olympia Ausstellung 1936-1972. Die Entwicklung der Klassenkämpfe in der BRD“ herausgegeben.
Q: ABG, KHB/ML, RSF: Olympiaausstellung 1936 - 1972 Entwicklung der Klassenkämpfe in der BRD, München o.J. (1972); Roter Widerdruck Nr.13,München August 1972; ABG, KHB/ML und RSF: Gegen Imperialismus und Faschismus - für Frieden und Völkerfreundschaft. Olympia Ausstellung 1936-1972. Die Entwicklung der Klassenkämpfe in der BRD, München 1972
26. August 1972:
Zur heutigen Olympiadedemonstration der KPD und ihrer Freunde in München riefen in Bochum u.a. mit einem gemeinsamen Flugblatt der AStA der Ruhruni, die VAs der Ruhruni, die Sozialistischen Abteilunsgruppen (SAG ) Bochum, der SHB/SF, KSV und LgdI auf.
Q: AStA Ruhruni, VA RUB, SAG Bochum, SHB/SF, KSV, LgdI: Flugblatt, Bochum o.J. (1972)
28. August 1972:
Vermutlich heute gibt das Jugendsekretariat der ABG in München das 'Kämpfende Jugend' Flugblatt Nr.8 (vgl. 21.8.1972, 8.11.1972) heraus, welches unter dem Titel "Jugend der Welt gegen Imperialismus und Faschismus für Frieden und Völkerfreundschaft" zu den Aktionen gegen die Olympiade heute und in den nächsten Tagen, besonders zum Wandertag am 2.9.1972, aufruft. Die Verantwortung übernimmt Almut Kerßenboom.
Q: Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.8,München o.J. (1972)
28. August 1972:
In München führten die ABG ihre Jugendveranstaltung zur Olympiade (vgl. 26.8.1972, 29.8.1972) gemeinsam mit RSF und KHB/ML durch. Laut ABG kommen 250 Personen.
Q: Roter Widerdruck Nr.13,München Aug. 1972; Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972); Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.8, München o.J. (1972)
28. August 1972:
Vermutlich heute gab das Jugendsekretariat der ABG in München das „Kämpfende Jugend“ Flugblatt Nr.8 heraus, welches unter dem Titel „Jugend der Welt gegen Imperialismus und Faschismus für Frieden und Völkerfreundschaft“ zu den Aktionen gegen die Olympiade heute und in den nächsten Tagen, besonders zum Wandertag am 2.9.1972, aufrief.
Q: Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.8, München o.J. (1972)
29. August 1972:
In München wollen die ABG und das Solidaritätskomitee „Freies Afrika“ München im Rahmen der „Aktion gegen Olympiabetrug - für Völkerfreundschaft“ eine Veranstaltung zur Olympiade unter dem Motto „Solidarität mit den Völkern Afrikas“ durchführen.
Q: Roter Widerdruck Nr.13, München August 1972; Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.8, München o.J. (1972); Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972)
30. August 1972:
Die Nr.58 der „Roten Fahne“ der KPD berichtete über die Olympiadedemonstration in München. Ebenfalls mit der Olympiade bzw. dem Einsatz von Bundeswehrsoldaten beschäftigten sich auch die VAs Funkkaserne und Bayernkaserne München.
Q: Rote Fahne Nr.58, Dortmund 30.8.1972
September 1972:
Die Interessengemeinschaft der Jugend (IDJ) Walsrode gibt vermutlich Anfang September die Nr.9 ihres 'Landbote Ulifus' (vgl. Juli 1972) mit einem Titelbild zur Olympiade heraus.
Q: Landbote Ulifus Nr.9,Walsrode 1972,S.1
September 1972:
Das Sozialistische Zentrum Flensburg gab zu den Vorfällen bei der Olympiade in München das Flugblatt „Terror?“ heraus.
Q: SZ Flensburg: Terror?, Flensburg o.J. (1972)
September 1972:
In NRW gab die Landes-SMV an allgemeinbildenden Schulen vermutlich im September ihre „SMV-Press“ Nr. 5 heraus. Der Leitartikel agitierte gegen die Olympiade und propagierte aus diesem Anlass die bundesweite Olympia-Demonstration der KPD und ihres NVK am 26.8.1972.
Q: SMV allgemeinbildende Schulen NRW-Bezirksschülersprecher Dortmund, Münster, Warendorf, Düsseldorf, Mettmann, Planungsreferent, Innenreferent und Finanzreferent des Landesvorstandes NRWs: Resolution gegen die Behinderung der Arbeit fortschrittlicher Schülervertreter auf Schul-, Bezirks- und Landesebene, o.O. 17.10.1972
1. September 1972:
In München führten, laut KPD/ML-ZK, sie selbst und die KPD/ML-ZB eine tausendköpfige Demonstration zum Roten Antikriegstag (RAKT) und zu Olympia durch. durch. Laut KPD/ML-ZB findet nachmittags im ehemaligen KZ Dachau bei München eine Kundgebung der KPD/ML's ZB und ZK statt. Gedacht wird durch eine Kranzniederlegung den Opfern des Faschismus. Während der Kranzniederlegung kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Zur heutigen Münchner DGB-Demonstration zum Antikriegstag ab Salvatorkeller zum Marienplatz rufen auch die ABG auf. Die SBG Regensburg chartert einen Bus, weitere nach ABG-Meinung fortschrittliche Teilnehmer kamen u.a. aus Mitterteich, Passau und Weiden. Die Kundgebung auf dem Marienplatz allerdings wird verboten. Laut ABG beteiligen sich 2 000 an der Demonstration der DGB-Jugend, während KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK allein mit 250 Personen z.T. mit Helmen zum Marienplatz ziehen. Die SBG Regensburg berichtet gleichlautend im DruPa- und im IGM-Bereich:
„EINHEIT ERKÄMPFEN!
Auf den Druck von fortschrittlichen Mitgliedern hin sah sich die Gewerkschaftsspitze heuer gezwungen, am 1.September, dem traditionellen Antikriegstag, wieder eine Demonstration zu machen. Die DGB-Jugend rief dazu auf, und rund 5 000 Kollegen, u.a. aus Regensburg, Passau und Mitterteich kamen nach München.
Von Anfang an entlarvten sich die Herren Veranstalter von der SPD- und DKP-Spitze: Häuptlinge der DKP und ihrer Jugendorganisation (SDAJ, d. Vf.) übernahmen das schmutzige, spalterische Geschäft der rechten Sozialdemokratie, allen voran DKP-Hankofer, der kreischte 'Verbrennt die roten Transparente!' Und in der Tat versuchten dafür abgestellte Ordner, mit ihren Fackeln die Transparente anzubrennen, auf denen stand:
'NIE WIEDER FASCHISMUS - NIE WIEDER KRIEG!' und 'DER FEIND STEHT RECHTS!'.
Wieder einmal hängte sich hinten ein Häuflein von Abenteurern an, die aber deshalb gefährlich sind, weil sie den SPD- und DKP-Führern ihre Spaltungsversuche erleichtern.
Leute, die sich 'KPD' und 'KPD/ML' nennen, hatten sich zusammengerottet, beschimpften die Gewerkschaften und provozierten sinnlos Militär- und Polizeieinsatz. Sie hatten sich mit Sturzhelmen 'bewaffnet', zum 'Angriff' gegen die Polizei aufgestellt.“
Q: Roter Widerdruck Nr.13, München August 1972; Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.8, München o.J. (1972); Arbeitersache Nr.23 und 24,Regensburg August 1972 bzw. September 1972; Roter Widerdruck Nr.9, Regensburg September 1972,S.7; Rote Optik Nr.11, München August 1972; Zündfunke Nr.9,München September 1972; Roter Aufmucker Nr.18, München September 1972; Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972); Rote Fahne Nr.18, Bochum 2.9.1972, Beilage; Roter Morgen Nr.18, Hamburg 11.9.1972
1. September 1972:
Vermutlich erschien heute das Flugblatt der KPD/ML-ZK Landesverband NRW und der Roten Garde (RG) Bochum: „Olympia, Olympia, Rekord, hinterm Sport der Massenmord“. Aufgerufen wurde dazu, Morgen in München am Roten-Antikriegstag (RAKT) teilzunehmen.
Q: KPD/ML-ZK-LV NRW, RG Bochum: Olympia, Olympia, Rekord, hinterm Sport der Massenmord, Bochum o.J. (1972)
2. September 1972:
Es erschien die Nr.18 der „Roten Fahne“ der KPD/ML-ZB mit dem Leitartikel „Zum Roten Antikriegstag in München: Kanonenfutter für die Krupps und Abs - Niemals!“, in dem es u.a. hieß:
„Vor 33 Jahren, am 1. September 1939, überfielen die Hitlertruppen Polen und begannen damit den II. Weltkrieg. Sechs Jahre lang brachte das schwarze Balkenkreuz mit den weißen Rändern auf Panzern und Flugzeugen Tod und Verderben über die Völker Europas und der ganzen Welt, bis es vom Hammer der Roten Armee unter dem Kommando Stalins vernichtet wurde. Drei Jahre zuvor hatten in Berlin unter dem Hakenkreuz Olympische Spiele stattgefunden, während gleichzeitig die Hitlertruppen in der Legion Condor das spanische Volk mit Bomben terrorisierten ...
Heute, 33 Jahre später, finden in München zum zweiten Mal Olympische Spiele auf deutschem Boden statt. Wie 1936 in Berlin stehen wieder Soldaten bereit, um die Olympiade zu 'retten', wie die Westdeutsche Allgemeine am 13. August schrieb. 31 000 Mann Olympia-Heer - mehr als 1936 ... Diese Sicherheitskonferenz ist ein ungeheurer Betrug, ein neues München. Denn zum Hauptgaranten dieser europäischen Sicherheit soll die Bundesrepublik werden ... Olympia 1972 steht wie Olympia von 1936 im Zeichen neuer Kriegsvorbereitungen ... Die Münchener Olympiade spielt in den finsteren Plänen Bonns eine wichtige Rolle. Den Völkern der Welt soll hier ein angeblich strahlendes, mächtiges, aber friedliebendes Westdeutschland vorgegaukelt werden. Es soll der Eindruck erweckt werden, als sei der Militarismus in Westdeutschland gezähmt. Der friedliche Einsatz der 31 000 Bundeswehr-Soldaten in München soll das Balkenkreuz vergessen machen ... Diese Absichten der Bonner Revanchisten müssen entschieden durchkreuzt werden ... Deshalb hat der KJVD am 2. September die westdeutsche Jugend zum Roten Antikriegstag nach München gerufen. Der Rote Antikriegstag wird die Wahrheit über den westdeutschen Revanchismus ans Licht zerren ... Straße frei für den Roten Antikriegstag.“
In der „Erklärung des Zentralbüros und der Provisorischen Bundesleitung des KJVD: Arbeiter! Werktätige! Für das Recht auf die freie Straße wurde die Bannmeile durchbrochen“ hieß es u. a.:
Arbeiter! Werktätige! KPD/ML und KJVD, die Gruppe Roter Morgen und andere marxistisch-leninistische und fortschrittliche Organisationen hatten am Wochenende zum Roten Antikriegstag zu Demonstrationen in den Olympiastädten München und Kiel aufgerufen. Tausende von Arbeitern und werktätigen Jugendlichen sind diesem Aufruf gefolgt. In machtvollen Demonstrationen haben sie die Verbote des Bonner Staates durchbrochen und gegen die Bonner Notstands- und Aufrüstungspolitik gekämpft. Die Bonner Herren antworteten mit neuen Unterdrückungsmaßnahmen, die sich gegen alle Arbeiter und Werktätige richten. Zum ersten Mal wurden in Westdeutschland konzentriert Bundesgrenzschutz (BGS, d. Vf.) und alle Länderpolizeien gegen eine Massendemonstration eingesetzt. Unter direktem Oberbefehl von Genscher, SPD- Vogel und SPD-Polizeipräsident Schreiber wurde die Vorbeugehaft praktiziert. Mit einer unglaublichen Hetze in Presse, Funk und Fernsehen wollen Genscher und CSU-Polizeiminister Merck den antimilitaristischen Kampf der Jugend unterdrücken und das Verbot der KPD/ML und aller Marxisten-Leninisten vorbereiten. Glaubt den Bonner Notstandspolitikern kein Wort …
Der Rote Antikriegstag hat ihr wahres Gesicht gezeigt: Kriegstreiber gegen die Völker Europas und Notstandsstrategen gegen das eigene Volk ... Der Rote Antikriegstag hat den Bonner Staat an seiner schwächsten Stelle getroffen ... Die Notstandstruppen des Bonner Staates konnten in München und Kiel die Tausende Arbeiter und revolutionäre Jugendlichen, die von ihrem Kampfstab, der KPD/ML, dem KJVD und anderen marxistisch-leninistischen Organisationen geführt wurden, nicht von ihrem berechtigten Kampf abhalten. Die Kampffront des Roten Antikriegstages muss jetzt entschlossener gefestigt und verbreitert werden ... Die gegen eure Forderungen nach Frieden, Sozialismus und wirklicher Demokratie aufgerichteten Bannmeilen konnten durchbrochen werden. Für Eure Forderungen sind in München Kommunisten und Demokraten verhaftet und ins Gefängnis geworfen worden ...
Q: Rote Fahne Nr.18, Bochum 2.9.1972; Klassenkampf und Programm Nr.3, Dortmund April 1973,S.32
2. September 1972:
In München beteiligten sich, laut KPD/ML-ZK, 6 000 an einer Roten Antikriegstag (RAKT) bzw. Anti-Olympiadedemonstration Die KPD/ML-ZB berichtete:
„Der Rote Antikriegstag, das war der Höhepunkt der Einheitsfront aller revolutionären, antifaschistischen und friedliebenden Kräfte aus Betrieb, Schule und Armee. Der machtvolle Ausdruck monatelanger Überzeugungsarbeit, mit der der KJVD, geführt von der Partei, die werktätige Jugend zum Roten Antikriegstag mobilisiert hat. Nicht nur die Marxisten-Leninisten wurden in der Aktionseinheit zusammengeschlossen, sondern auch die breitesten demokratischen Kräfte aus Falken, Jusos, SDAJ, Gewerkschaftsjugendgruppen, Verband der Ingenieurstudenten und eine Reihe der Organisationen der Kriegsdienstverweigerer waren zum gemeinsamen Kampf gegen den westdeutschen Militarismus angetreten. Das Bündnis mit den Freunden der Türkischen Studentenkonföderation stärkte die Kampffront der Völker gegen den westdeutschen Revanchismus. Die Delegierten der antimilitaristischen Komitees in der Bundeswehr, die werktätige Jugend aus Betrieb und Schule - alle waren sie dem Aufruf des KJVD nach München gefolgt! ...
Das Karlstor ist der Durchbruch durch die Bannmeile. Mit unseren organisierten Kampftrupps an der Spitze, die mit Helmen bewehrt und mit Schlagstöcken bewaffnet waren, hielt unsere Demonstration am Stachus, in unmittelbarer Nähe des Tores. 'Das Demonstrationsverbot muss durchbrochen werden, das Karlstor genommen werden', das war der Auftrag, den der Redner der KPD/ML allen Demonstranten gab. Unsere Kampftrupps stürmten vor, gefolgt von den Reihen der Demonstranten, auf das Karlstor zu und forderten von den hinter spanischen Reitern verschanzten Polizisten 'Straße frei' …“
Q: Klassenkampf und Programm Nr.1, Dortmund Dezember 1972,S.49; Arbeitersache Nr.24, Regensburg September 1972,S.5; Roter Widerdruck Nr.9, Regensburg September 1972,S.7; Rote Fahne Nr.18, Bochum 2.9.1972,Beilage; Rote Fahne Nr.49, Köln 8.12.1976; Roter Berufsschüler Nr.1,Hannover Oktober 1972,S.5; Roter Morgen Nr.19, Hamburg 11.9.1972; KPD/ML-ZB und KJVD: Dem Volk das Recht auf die freie Straße. Warum die Münchener Bannmeile durchbrochen werden musste?, Berlin 1972; KPD/ML-ZB: Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, Berlin 22.9.1972,S.2; Rote Schwungscheibe Sonderausgabe, Köln August 1972; Rutsche Lügen haben kurze Beine, Dortmund o.J. (September 1972),S.1ff; Rote Fahne Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum o.J. (1972); Jugend-Rutsche Misslungene Jugendversammlung? - Aus Fehlern lernen! Und Erfolgreiche Unterschriftensammlung!, Dortmund o.J. (August 1972) bzw. o.J.(Sept. 1972), S.5f bzw. S.4; RHD-ZL: Rote Hilfe Schafft Rote Hilfe gegen den Justizterror!, Dortmund o.J. (Nov. 1976); RH Dortmund: Aufruf der Roten Hilfe Dortmund an alle Freunde, Kollegen und Genossen in Westdeutschland: Verteidigt die revolutionäre Organisations- und Meinungsfreiheit, Dortmund 16.11.1973,S.2; ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum o.J. (1973),S.53f; Metallarbeiter Nr.1,Nürnberg Mai 1974,S.2; unvollständiges Dokument (vermutlich: Die Presse),Bochum o.J. (15.8.1972), vermutlich S.6
3. September 1972:
Laut KPD/ML-ZB „will am Sonntag, den 3. September die Gruppe Roter Morgen, Partei und Jugendverband für die politische Freiheit, für die Freiheit der Eingekerkerten in München demonstrieren. So wie der Rote Antikriegstag gezeigt hat, dass sich die ungeheure Beschleunigung der Militarisierung und Aufrüstung nur dann von den Kriegstreibern durchgeführt werden kann, wenn sie den Widerstand des Volkes brechen, so versuchten sie auch den Widerstand gegen den Bonner Notstandskurs niederzuknüppeln. Als sich am Sonntagmorgen die Demonstranten vor dem Justizpalast sammelten, war das riesige Heer der 25 000 Polizisten und tausend Bundesgrenzschutzsoldaten bereits in der gesamten Innenstadt Münchens aufmarschiert …
Die Demonstration löste sich auf, um den Notstandstruppen nicht die Gelegenheit zu geben, die Demokraten und Kommunisten niederzuknüppeln. Aber auf dem Olympia-Gelände wurden die Teilnehmer der Demonstration, die vor allem aus Genossen des Roten Morgen bestand, als Agitproptruppen unter die Massen geschickt. Auch die Partei verteilte ein Flugblatt gegen die Verhaftung von Kommunisten ... Es ist deshalb äußerst wichtig, das Ziel unseres Kampfes zum Antikriegstag weiter in die Massen zu tragen. Die Niederringung des Bonner Staates, des Notstands, der Aufrüstung und Revanchepolitik.“
Q: Rote Fahne Nr.18, Bochum 2.9.1972, Beilage
3. September 1972:
Heute demonstrierten in Kiel, nach eigenen Angaben, die KPD/ML-ZK allein anlässlich des Roten Antikriegstages und der Olympiade.
Q: Morgen Nr.18, Hamburg 11.9.1972
5. September 1972:
Vom DKP-Parteivorstand (PV) lag uns das folgende Fernschreiben für den Kreisvorstand Dortmund, gesandt an den Pläne-Verlag, vor:
„DKP verurteilt Überfall auf Olympia-Teilnehmer aus Israel. Das Präsidium der DKP befasste sich auf seiner heutigen Sitzung mit den Vorgängen in der Olympiastadt. Im Namen des Präsidiums verurteilte Hermann GAUTIER in einer Erklärung scharf den provokatorischen Überfall auf Olympiateilnehmer aus Israel. Dieser verbrecherische Akt gefährdet die olympischen Spiele der XX. Olympiade in München und leitet Wasser auf die Mühlen der reaktionären und friedensfeindlichen Kräfte, die sich gegen die Verständigung der Völker, gegen den olympischen Geist wenden und die Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges in Vietnam und der gespannten Situation im Nahen Osten tragen.
Wenn sich die Provokateure, die israelische Sportler in München ermordeten, als arabische Befreiungskämpfer ausgeben, dann weisen wir nachdrücklich darauf hin, dass ihre verbrecherische Aktion dem arabischen Befreiungskampf schwersten Schaden zufügt und nur den Kräften dient, die sich gegen eine friedliche Lösung der Nahost-Probleme wenden.
Die DKP hat von Anfang an die Durchführung der olympischen Spiele in München als neue, bedeutsame Chance, Entspannung und weltweite Zusammenarbeit zu fördern begrüßt und alle verantwortungsbewussten Kräfte aufgefordert, dazu beizutragen, dass diese olympischen Spiele ein Fest des Friedens und der Völkerverständigung werden und zum Abbau der Spannungen, zur Stärkung der Kräfte in der Welt beitragen, die sich für die Beseitigung der Kriegsherde, für friedliche Koexistenz und weltweite Zusammenarbeit einsetzen.
Die DKP weist mit Nachdruck alle Versuche ultrareaktionärer, antikommunistischer Kräfte zurück, die den Ablauf der olympischen Spiele bedrohen und die Spiele selbst gefährden. Sie fordert alle demokratischen und verantwortungsbewussten Kräfte auf, gemeinsam dafür einzutreten, dass der olympische Friede gewahrt und die weltweite, völkerverbindende Kraft der Olympiade gesichert wird.“
Q: DKP-PV: Fernschreiben an den DKP-Kreisvorstand Dortmund, Düsseldorf 5.9.1972
5. September 1972:
In München führten die ABG im Rahmen der „Aktion gegen Olympiabetrug - für Völkerfreundschaft“ eine Veranstaltung zur Olympiade unter dem Motto „Für den vollständigen Sieg der indochinesischen Völker“ durch.
Q: Roter Widerdruck Nr.13, München August 1972; Kämpfende Jugend Flugblatt Nr.8, München o.J. (1972); Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972)
5. September 1972:
Heute begann die Geiselnahme der israelischen Olympiadeteilnehmer durch den palästinensischen Schwarzen September. Die IGBE berichtete:
„MORD IN MÜNCHEN
Die Freude von Milliarden Menschen dieser Welt am olympischen Wettkampf wurde im Blut erstickt. Arabische Mörder zerfetzen mit ihren Kugeln das junge Leben von Israelis und Deutschen. Kaltblütig und ohne Sinn. Der olympische Friede wurde zerstört. Durch mordwütigen Fanatismus. Der niemandem nutzt. Aber allen Arabern schadet. Mord statt Sport. Das ist die schreckliche Perversion dieses Jahrhunderts. Das verbrecherische Treiben der arabischen Terroristen hat in München seinen makaberen Höhepunkt erreicht. Erpressungen, Meuchelmorde, Flugzeugentführungen und Geiselerschießungen als Mittel arabischer Politik.
Und jetzt das Blutbad in München. Das kann die übrige Welt sich nicht länger bieten lassen. Schon haben die Olympia-Mörder aus ihren arabischen Schlupfwinkeln neue Aktionen angekündigt. Rache heißt ihre kriminelle Devise. Freiheit für die drei Mörder von München fordern sie. Wenn die nichtarabische Welt nicht wachsam wird, kommt die nächste Flugzeugentführung und Geiselnahme bestimmt. Und dann sind auch die drei Mordbuben aus München wieder frei. Das ist alles schon mal dagewesen. Die Bundesrepublik muss sich und ihre Gäste vor diesem arabischen Blutterror schützen. Mit allen Mitteln. Nur energische Abwehr kann Schlimmeres verhüten. Falsche Rücksichtsmaßnahme kann tödlich sein. Die arabischen Terroristen geben kein Pardon und kennen keine Rücksicht. Das haben sie zuletzt in München bewiesen.“
Berichtet wird auch durch das Nationale Komitee „Kampf den reaktionären Ausländergesetzen“ der KPD und die Aktionseinheit gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung.
In NRW berichten die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund über die „neue Terrorwelle, die die Bonner Regierung seit den Münchener Ereignissen gegen palästinensische Arbeiter und Studenten durchführt.“
Auch würden die Münchener Ereignisse zur Rechtfertigung für die Gesetze zur 'Inneren Sicherheit' benutzt.
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr.3, Dortmund 1974,S.6; Dortmunder Komitee Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Weltweite Proteste gegen den US-Bombenterror in Nordvietnam. Schweigen über die sogenannten 'Vergeltungsschläge' Israels gegen die palästinensische Bevölkerung!, Dortmund o.J. (Januar 1973),S.1; Nationales Komitee Kampf den reaktionären Ausländergesetzen: Schluss mit der Bombardierung der palästinensischen Flüchtlingslager, Berlin o.J. (1972),S.1; Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.16,Berlin 26.9.1972; Klassenkampf und Programm Nr.1, Dortmund Dezember 1972,S.42; Arbeiter-Zeitung Nr.8, Mannheim/Heidelberg Oktober 1972,S.2; Einheit Nr.18, Bochum 15.9.1972,S.1 und 3; Roter Berufsschüler Nr.1, Hannover Oktober 1972,S.3ff; Die Rote Front Nr.1 und 2, Dortmund Oktober 1972,S.2 und 5 bzw. S.12; Der Bundesminister des Innern teilt mit, Bonn 13.3.1975,S.24
5. September 1972:
Vermutlich erschien heute die letzte Ausgabe der „Jugend-Rutsche“. Berichtet wurde u. a. auch über die Münchener Olympiade.
„…Wahr ist, dass die friedliebenden, antimilitaristischen Jugendlichen jedes Jahr am 1.September, dem Tag des Ausbruchs des 2.Weltkriegs, den Kampf führen gegen Aufrüstung und Kriegsvorbereitungen. Wahr ist, dass der Bonner Staat rüstet wie nie zuvor, dass er die Jugend zu Massen in seine Kriegsarmee holt. Wahr ist, dass dieselben Leute, die damals das deutsche Volk in einen blutigen Krieg getrieben haben, die Abs, Krupp und Thyssen heute wieder an der Spitze von Staat und Wirtschaft stehen. Wahr ist, dass sie die Olympiade als friedliches Aushängeschild benutzen, um ihre Kriegspläne und -vorbereitungen vor den Völkern der Welt zu verbergen. Wahr ist, dass wir, die Jugend Westdeutschlands, auf unserer Demonstration diesen Kriegstreibern die Maske vom Gesicht reißen wollten, dass wir uns NIE WIEDER in einen grausamen Krieg für die Profite der herrschenden Klasse hetzen lassen werden. Und wahr ist, dass die SPD/FDP-Regierung diese Demonstration für die Münchner Innenstadt VERBOTEN hat. Wir aber, der KJVD und die anderen demokratischen Jugendorganisationen haben uns diesem Verbot in München nicht gebeugt, sondern es mit der GERECHTEN GEWALT DER UNTERDRÜCKTEN DURCHBROCHEN - gegen Tausende von Polizisten und den massenhaften erstmaligen Einsatz von BGS-Truppen nach innen! Wir, die antimilitaristischen Kämpfer haben das Recht aller Werktätigen auf FREIE DEMONSTRATIONEN kraftvoll verteidigt, unter der Führung der KPD/ML sind wir keinen Zentimeter vor dem Verbot und dem Polizeiterror des Bonner Staates zurückgewichen …“
Q: Jugend-Rutsche Erfolgreiche Unterschriftensammlung!, Dortmund o.J. (September 1972)
5. September 1972:
Vom DKP-Parteivorstand (PV) lag uns das folgende Fernschreiben für den Kreisvorstand Dortmund, gesandt an den Pläne-Verlag, vor:
„Deutsche Kommunistische Partei, Parteivorstand
Düsseldorf, 5.September 1972
DKP verurteilt Überfall auf Olympia-Teilnehmer aus Israel
Das Präsidium der DKP befasste sich auf seiner heutigen Sitzung mit den Vorgängen in der Olympiastadt. Im Namen des Präsidiums verurteilte Hermann GAUTIER in einer Erklärung scharf den provokatorischen Überfall auf Olympiateilnehmer aus Israel. Dieser verbrecherische Akt gefährdet die olympischen Spiele der XX. Olympiade in München und leitet Wasser auf die Mühlen der reaktionären und friedensfeindlichen Kräfte, die sich gegen die Verständigung der Völker, gegen den olympischen Geist wenden und die Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges in Vietnam und der gespannten Situation im Nahen Osten tragen.
Wenn sich die Provokateure, die israelische Sportler in München ermordeten, als arabische Befreiungskämpfer ausgeben, dann weisen wir nachdrücklich darauf hin, dass ihre verbrecherische Aktion dem arabischen Befreiungskampf schwersten Schaden zufügt und nur den Kräften dient, die sich gegen eine friedliche Lösung der Nahost-Probleme wenden.
Die DKP hat von Anfang an die Durchführung der olympischen Spiele in München als neue, bedeutsame Chance, Entspannung und weltweite Zusammenarbeit zu fördern begrüßt und alle verantwortungsbewussten Kräfte aufgefordert, dazu beizutragen, dass diese olympischen Spiele ein Fest des Friedens und der Völkerverständigung werden und zum Abbau der Spannungen, zur Stärkung der Kräfte in der Welt beitragen, die sich für die Beseitigung der Kriegsherde, für friedliche Koexistenz und weltweite Zusammenarbeit einsetzen.
Die DKP weist mit Nachdruck alle Versuche ultrareaktionärer, antikommunistischer Kräfte zurück, die den Ablauf der olympischen Spiele bedrohen und die Spiele selbst gefährden. Sie fordert alle demokratischen und verantwortungsbewussten Kräfte auf, gemeinsam dafür einzutreten, dass der olympische Friede gewahrt und die weltweite, völkerverbindende Kraft der Olympiade gesichert wird.“
Q: DKP-PV: Fernschreiben an den DKP-Kreisvorstand Dortmund, Düsseldorf 5.9.1972
5. September 1972:
Heute begann die Geiselnahme der israelischen Olympiadeteilnehmer durch den palästinensischen „Schwarzen September“. Die IGBE berichtete:
„MORD IN MÜNCHEN
Die Freude von Milliarden Menschen dieser Welt am olympischen Wettkampf wurde im Blut erstickt. Arabische Mörder zerfetzen mit ihren Kugeln das junge Leben von Israelis und Deutschen. Kaltblütig und ohne Sinn. Der olympische Friede wurde zerstört. Durch mordwütigen Fanatismus. Der niemandem nutzt. Aber allen Arabern schadet. Mord statt Sport. Das ist die schreckliche Perversion dieses Jahrhunderts. Das verbrecherische Treiben der arabischen Terroristen hat in München seinen makaberen Höhepunkt erreicht. Erpressungen, Meuchelmorde, Flugzeugentführungen und Geiselerschießungen als Mittel arabischer Politik.
Und jetzt das Blutbad in München. Das kann die übrige Welt sich nicht länger bieten lassen. Schon haben die Olympia-Mörder aus ihren arabischen Schlupfwinkeln neue Aktionen angekündigt. Rache heißt ihre kriminelle Devise. Freiheit für die drei Mörder von München fordern sie. Wenn die nichtarabische Welt nicht wachsam wird, kommt die nächste Flugzeugentführung und Geiselnahme bestimmt. Und dann sind auch die drei Mordbuben aus München wieder frei. Das ist alles schon mal dagewesen. Die Bundesrepublik muss sich und ihre Gäste vor diesem arabischen Blutterror schützen. Mit allen Mitteln. Nur energische Abwehr kann Schlimmeres verhüten. Falsche Rücksichtsmaßnahme kann tödlich sein. Die arabischen Terroristen geben kein Pardon und kennen keine Rücksicht. Das haben sie zuletzt in München bewiesen.“
Berichtet wurde auch durch das Nationale Komitee „Kampf den reaktionären Ausländergesetzen“ der KPD und die „Aktionseinheit gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung“
In NRW berichten die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund über die „neue Terrorwelle, die die Bonner Regierung seit den Münchener Ereignissen gegen palästinensische Arbeiter und Studenten durchführt“. Auch würden die Münchener Ereignisse zur Rechtfertigung für die Gesetze zur „Inneren Sicherheit“ benutzt.
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr.3, Dortmund 1974,S.6; Dortmunder Komitee Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Weltweite Proteste gegen den US-Bombenterror in Nordvietnam. Schweigen über die sogenannten 'Vergeltungsschläge' Israels gegen die palästinensische Bevölkerung!, Dortmund o.J. (Januar 1973),S.1; Nationales Komitee Kampf den reaktionären Ausländergesetzen: Schluss mit der Bombardierung der palästinensischen Flüchtlingslager, Berlin o.J. (1972),S.1; Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.16, Berlin 26.9.1972; Klassenkampf und Programm Nr.1, Dortmund Dezember 1972,S.42; Arbeiter-Zeitung Nr.8, Mannheim/Heidelberg Oktober 1972,S.2; Einheit Nr.18, Bochum 15.9.1972,S.1 und 3 Roter Berufsschüler Nr.1, Hannover Oktober 1972,S.3ff; Die Rote Front Nr.1 und 2, Dortmund Oktober 1972,S.2 und 5 bzw. S.12; Der Bundesminister des Innern teilt mit, Bonn 13.3.1975,S.24
5. September 1972:
Heute beginnt die Geiselnahme der israelischen Olympiadeteilnehmer durch den palästinensischen Schwarzen September. Die IGBE berichtete:
„MORD IN MÜNCHEN
Die Freude von Milliarden Menschen dieser Welt am olympischen Wettkampf wurde im Blut erstickt. Arabische Mörder zerfetzen mit ihren Kugeln das junge Leben von Israelis und Deutschen. Kaltblütig und ohne Sinn. Der olympische Friede wurde zerstört. Durch mordwütigen Fanatismus. Der niemandem nutzt. Aber allen Arabern schadet. Mord statt Sport. Das ist die schreckliche Perversion dieses Jahrhunderts. Das verbrecherische Treiben der arabischen Terroristen hat in München seinen makaberen Höhepunkt erreicht. Erpressungen, Meuchelmorde, Flugzeugentführungen und Geiselerschießungen als Mittel arabischer Politik. Und jetzt das Blutbad in München. Das kann die übrige Welt sich nicht länger bieten lassen. Schon haben die Olympia-Mörder aus ihren arabischen Schlupfwinkeln neue Aktionen angekündigt. Rache heißt ihre kriminelle Devise. Freiheit für die drei Mörder von München fordern sie. Wenn die nichtarabische Welt nicht wachsam wird, kommt die nächste Flugzeugentführung und Geiselnahme bestimmt. Und dann sind auch die drei Mordbuben aus München wieder frei. Das ist alles schon mal dagewesen. Die Bundesrepublik muss sich und ihre Gäste vor diesem arabischen Blutterror schützen. Mit allen Mitteln. Nur energische Abwehr kann Schlimmeres verhüten. Falsche Rücksichtsmaßnahme kann tödlich sein. Die arabischen Terroristen geben kein Pardon und kennen keine Rücksicht. Das haben sie zuletzt in München bewiesen."
Berichtet wurde auch durch das Nationale Komitee „Kampf den reaktionären Ausländergesetzen“ der KPD und die Aktionseinheit gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung.
In NRW berichten die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund über die „neue Terrorwelle, die die Bonner Regierung seit den Münchener Ereignissen gegen palästinensische Arbeiter und Studenten durchführt.“ Auch würden die Münchener Ereignisse zur Rechtfertigung für die Gesetze zur 'Inneren Sicherheit' benutzt.
Berichtet wurde auch in:
- Baden-Württemberg durch die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg in einem Bericht über die DKP;
- Berlin im IGM-Bereich durch die KPD bei KWU
- Niedersachen in Clausthal durch das Sozialistische Aktionskollektiv (SAK) und in Hannover durch die RJ/ML das KABD;
- NRW in Dortmund durch die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund, vom Dortmunder Komitee Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung und im UB der Jusos der SPD.
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr.3, Dortmund 1974,S.6; Dortmunder Komitee Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Weltweite Proteste gegen den US-Bombenterror in Nordvietnam. Schweigen über die sogenannten 'Vergeltungsschläge' Israels gegen die palästinensische Bevölkerung!, Dortmund o.J. (Januar 1973),S.1; Nationales Komitee Kampf den reaktionären Ausländergesetzen: Schluss mit der Bombardierung der palästinensischen Flüchtlingslager, Berlin o.J. (1972),S.1; Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.16, Berlin 26.9.1972; Klassenkampf und Programm Nr.1, Dortmund Dezember 1972,S.42; Arbeiter-Zeitung Nr.8,Mannheim/Heidelberg Oktober 1972,S.2; Einheit Nr.18, Bochum 15.9.1972,S.1 und 3 Roter Berufsschüler Nr.1, Hannover Oktober 1972,S.3ff; Rote Aktion Nr.11, Clausthal-Zellerfeld November 1972,S.9ff; Die Rote Front Nr.1 und 2, Dortmund Oktober 1972,S.2 und 5 bzw. S.12; Der Bundesminister des Innern teilt mit, Bonn 13.3.1975,S.24.
6. September 1972:
Vom DKP-Parteivorstand (PV) lag uns das folgende Fernschreiben für den Bundesvorstand der SDAJ, gesandt an den Pläne-Verlag, vor, welches auch dem DKP-Kreisvorstand Dortmund übergeben wurde:
„Stellungnahme des Parteivorstands der DKP. Die Völker der Welt erwarten von den Sommerspielen der XX. Olympiade in München einen Beitrag zur Festigung des Friedens und zur Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit. Trotz der Schatten, die mit dem Mord an israelischen Sportlern über diese Spiele gekommen sind, können sie zur Förderung des Friedens und der Völkerverständigung beitragen. In unserer Zeit, da weltweit die Kräfte des Friedens und des Fortschritts erstarken, wurden bereits bedeutsame Schritte auf dem Weg zum Frieden und zur Sicherheit in der Welt erreicht.
Die tragischen Vorgänge in der Stadt der olympischen Spiele und auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck haben bei allen friedliebenden und fortschrittlichen Menschen Entsetzen und Empörung ausgelöst. Die DKP hat mit Nachdruck das verbrecherische Vorgehen gewalttätiger Terroristen verurteilt. Wenn Anhänger des Terrors vorgeben, der Sache des arabischen Befreiungskampfes und der nationalen Unabhängigkeit der Völker zu dienen, so arbeiten sie in Wahrheit den schlimmsten Feinden des Friedens und des Fortschritts in die Hände.
Der verbrecherische Überfall auf die Olympiateilnehmer aus Israel, die Ermordung von Sportlern, hat der olympischen Idee, der Sache des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit schweren Schaden zugefügt. Die DKP unterstreicht ihren Standpunkt, dass mit Mord, Erpressung und Terror weder Frieden und Fortschritt, noch den berechtigten Forderungen der arabischen Völker nach Beendigung der israelischen Aggression gedient ist. Die DKP verurteilt den Terror. Als marxistische Arbeiterpartei lässt sich die DKP von den Ideen von Marx, Engels und Lenin leiten und kämpft für das aktive Handeln des Volkes für seine eigenen Interessen.
Gerade jetzt ist es Aufgabe aller friedensbereiten Menschen, verstärkt für internationale Verständigung und Entspannung einzutreten und die olympische Idee gegen reaktionäre Kräfte zu verteidigen. Wir begrüßen den Beschluss des IOC, die olympischen Sommerspiele 1972 fortzusetzen und knüpfen daran die Erwartung, dass sich die völkerverbindende Kraft des Sports gerade in den nächsten Tagen bewähren wird. Die DKP stellt die Frage, ob im Verlauf des gestrigen Tages von den Verantwortlichen alles unternommen wurde, um das Leben der Sportler zu retten und eine blutige Katastrophe zu verhindern. Die Öffentlichkeit der Bundesrepublik und der ganzen Welt haben ein Recht auf genaue Information …
Die DKP appelliert an alle, die Frieden und Fortschritt wollen, jetzt gemeinsame Anstrengungen für einen würdigen Verlauf der olympischen Spiele zu unternehmen und gemeinsam zu gewährleisten, dass sich die völkerverbindende olympische Idee als stärker erweist als alle Störversuche.“
Q: DKP-PV: Gewaltpolitik bekämpfen. Konflikte friedlich lösen, Düsseldorf, 6.9.1972
6. September 1972:
Vom DKP-Parteivorstand (PV) lag uns das folgende Fernschreiben für den Bundesvorstand der SDAJ, gesandt an den Pläne-Verlag, vor, welches auch dem DKP-Kreisvorstand Dortmund übergeben wurde: „Der Parteivorstand der DKP trauert um die Opfer der tragischen Ereignisse in München und Fürstenfeldbruck. Wir verabscheuen das brutale Verbrechen mit dem der olympischen Idee schwerer Schaden zugefügt wurde. Der Kampf für die Verwirklichung der olympischen Idee, für Frieden und weltweite Verständigung bleibt Aufgabe aller, die in Frieden leben wollen.“
Q: DKP-PV: Telegramm des Parteivorstandes der DKP an das IOC und NOK der BRD, Düsseldorf, 6.9.1972
6. September 1972:
Die KPD/ML-ZB gab eine erste „Erklärung zum Terroranschlag der palästinensischen Organisation 'Schwarzer September' in München“ heraus. Diese Erklärung stieß auf heftige Kritik, weil sie zur Aktion unklar Stellung nahm und den Eindruck erweckte, als ob die KPD/ML die Aktion billigte. Besonders der Satz:
„Die KPD/ML ist der Meinung, dass der individuelle Terror, wie ihn die palästinensischen Kämpfer anwenden, dann ein richtiges Mittel ist, wenn es den Kampf der Massen um die Befreiung Palästinas vom zionistischen Joch vorantreibt' wurde zu Recht kritisiert. Viele Genossen berichteten über die starke Ablehnung des Flugblatts in den Betrieben.“
Im Vorfeld der Erarbeitung der Erklärung kontaktieren Mitglieder des Politbüros der KPD/ML-ZB zu diesem Zeitpunkt auch einen Genossen der ehemaligen Bolschewistischen Linie (BL), die hauptsächlich in NRW im Dortmunder Raum aktiv war, und dort auch die Dortmunder Organisation der KPD/ML-ZB personell auffüllte und unterstützte, und besprachen mit ihm den Entwurf des Flugblatts, das später bundesweit verbreitet wird. Ergebnis dieser Besprechung ist ein „Gegenentwurf von XX zum Flugblatt des ZB über das Eingreifen des Schwarzen September bei den olympischen Spielen in München“, der jedoch nach unserer Kenntnis nicht verbreitet wird. Darin hieß es u. a.: „Der Staat Israel ist ein Mordstaat. Er wurde errichtet durch die Ermordung der eröffnet? Die Genscher, Merck und Schreiber müssen zugeben, es war die Polizei, mussten sterben, weil die westdeutsche Regierung nicht wollte, dass ihr Vorposten Israel den Offenbarungseid leistete. Jetzt Lauthalts zu wehklagen, dass hier unschuldige Menschen sterben mussten, steht diesen Herrschaften nicht zu, die ohne weiteres bereit sind, ganze Völker ihren Sonderinteressen zu opfern.“
Q: X. X.: Gegenentwurf von XX zu Flugblatt des ZB über das Eingreifen des Schwarzen September bei den olympischen Spielen in München, o.O. (Dortmund) o.J. (September 1972); KPD/ML-ZB: Erklärung des ZB der KPD/ML zum Roten Antikriegstag, Bochum o.J. (September 1972); Rote Fahne Nr.19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. o.J. (1972),S.3 bzw. S.3f.
6. September 1972:
Laut KPD/ML-ZB nahm das ZDF-Magazin unter der Leitung von R. Löwenthal heute u.a. auch zur KPD/ML Stellung, „die KPD/ML habe die Aktionen des Schwarzen Septembers begrüßt“. Weiter wird die heutige Erklärung der KPD/ML-ZB verlesen, mit der Stoßrichtung, dass die „eigentlichen Drahtzieher die Maoisten, besonders Neues Rotes Forum (KG NRF Mannheim/Heidelberg, d. Vf.), KPD/ML (Roter Morgen) (KPD/ML-ZK, d. Vf.) und KPD/ML (Rote Fahne) seien, besonders gefährlich, weil letztere - anders als die Baader-Meinhof-Gruppe (RAF, d. Vf.), eine organisierte Partei im Untergrund sei!. Genscher, danach befragt, soll geantwortet haben: „Ich teile die Sorgen!“
Q: KPD/ML-ZB: Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, Berlin 22.9.1972, S.2; KPD/ML-ZB und KJVD Dortmund: Freiheit für den Roten Punkt, Dortmund 25.9.1972,S.15;KPD/ML-ZB, KJVD: Freiheit für den Roten Punkt - Polizisten leisten Meineid - Gerichtsverhandlung geplatzt, Dortmund o.J. (Oktober 1972), S.4
6. September 1972:
Die KPD/ML-ZK berichtete von Siemens Berlin:
„GEGEN MILITARISMUS UND REVANCHISMUS!
„… Die Kollegen, die sagen, das ist nicht unser Olympia, aber das sind unsere Milliarden, die sie aus uns 'rausgepresst haben, ihr habe völlig recht. Ihr habt auch recht, wenn ihr sagt, dass bei den Spielen wieder die Siemens und die anderen die dicken Profite machen. Richtig ist auch, dass das nichts mehr mit Sport zu tun hat. Wo ist denn da ein Prolet in München? Was tun denn die Siemens-Herren, damit wir 30 000 Arbeiter und Arbeiterinnen Sport machen können? Bauen sie etwa Fußballplätze oder Schwimmhallen für uns? Nee, nichts dergleichen.
IHR WAHRES GESICHT HABEN DIE WESTDEUTSCHEN IMPERIALISTEN AM ROTEN ANTIKRIEGSTAG GEZEIGT, ALS SIE MEHR ALS 1 000 BULLEN UND DEN BUNDESGRENZSCHUTZ ALS IHRE BÜRGERKRIEGSARMEE GEGEN DEMONSTRIERENDE ARBEITER, LEHRLINGE UND STUDENTEN EINSETZTEN. IHR WAHRES GESICHT HABEN SIE GEZEIGT, ALS SIE DAS FEUER AUF DIE PALÄSTINENSISCHEN REVOLUTIONÄRE ERÖFFNETEN. DIE TOTEN GEHEN AUF IHR KONTO!
HOCH LEBE DER BEFREIUNGSKAMPF DES PALÄSTINENSISCHEN VOLKES!
Die israelischen Imperialisten haben ihren blutigen Terror gegen das palästinensische Volk zur Zeit der Olympiade für keine Minute unterbrochen! Fast das ganze Volk haben sie aus ihrer Heimat vertrieben. Dreimal haben sie die arabischen Völker überfallen, um den Widerstand der Palästinenser zu brechen. Sie werden grausam unterdrückt, in KZs gefoltert und ermordet. Und dagegen führt das palästinensische Volk einen heldenhaften, bewaffneten Kampf. Ob Olympia oder nicht, der Kampf um die Befreiung ihres Landes geht weiter - bis die israelischen Räuber besiegt sind. So sieht's aus und da können wir die Augen nicht zumachen. Auch wenn es besser gewesen wäre, die Revolutionäre hätten sich den Dajan und einige vom Offizierspack in Israel geholt. Wir stehen fest an der Seite des palästinensischen Volkes und aller anderer arabischen Völker.
Kollegen, das Geschwätz vom olympischen Frieden von Brandt, Bundage, Nixon, Breschnew oder Honecker: das ist nichts weiter wie Tarnung. Auch die Hetzrede Heinemanns: die Imperialistenbande in aller Welt zeigte ihm seinen Dank. Hier sehen wir's deutlich: Westdeutsche und US-Imperialisten, die sowjetischen Sozialimperialisten, sie blasen alle ins gleiche Horn. Sie sind die wahren Völkermörder! Und die DDR-Führer haben die Olympiade nur dazu benutzt, die Existenz 'zweier deutscher Nationen zu beweisen' …
Der ROTE ANTIKRIEGSTAG machte klar: das deutsche Volk lässt sich immer weniger von der Friedensheuchelei der SPD/FDP-Regierung und auch der D'K'P/SEW-Revisionisten irreführen! Und auch die Kollegen der 'Roten Fahne' (Roter Gartenfelder, Roter Schaltwerker, Roter Blitz) (KPD/ML-ZB, d. Vf.) müssen hier Farbe bekennen, wenn sie von einer 'freien Stadt Westberlin' reden. Hier heißt es: Feuer auf alle Verräter am Sozialismus und an der Nation!
VORWÄRTS, KOLLEGEN!
FÜR EIN VEREINTES UNABHÄNGIGES SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!"
Q: Roter Lautsprecher Nr.10, Berlin September 1972
6. September 1972:
Vom DKP-Parteivorstand (PV) lag uns das folgende Fernschreiben für den Bundesvorstand der SDAJ, gesandt an den Pläne-Verlag, vor.
„München mahnt: Gewaltpolitik bekämpfen. Konflikte friedlich lösen.
Stellungnahme des Parteivorstands der DKP:
Die Völker der Welt erwarten von den Sommerspielen der XX. Olympiade in München einen Beitrag zur Festigung des Friedens und zur Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit. Trotz der Schatten, die mit dem Mord an israelischen Sportlern über diese Spiele gekommen sind, können sie zur Förderung des Friedens und der Völkerverständigung beitragen. In unserer Zeit, da weltweit die Kräfte des Friedens und des Fortschritts erstarken, wurden bereits bedeutsame Schritte auf dem Weg zum Frieden und zur Sicherheit in der Welt erreicht.
Die tragischen Vorgänge in der Stadt der olympischen Spiele und auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck haben bei allen friedliebenden und fortschrittlichen Menschen Entsetzen und Empörung ausgelöst. Die DKP hat mit Nachdruck das verbrecherische Vorgehen gewalttätiger Terroristen verurteilt. Wenn Anhänger des Terrors vorgeben, der Sache des arabischen Befreiungskampfes und der nationalen Unabhängigkeit der Völker zu dienen, so arbeiten sie in Wahrheit den schlimmsten Feinden des Friedens und des Fortschritts in die Hände.
Der verbrecherische Überfall auf die Olympiateilnehmer aus Israel, die Ermordung von Sportlern, hat der olympischen Idee, der Sache des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit schweren Schaden zugefügt. Die DKP unterstreicht ihren Standpunkt, dass mit Mord, Erpressung und Terror weder Frieden und Fortschritt, noch den berechtigten Forderungen der arabischen Völker nach Beendigung der israelischen Aggression gedient ist. Die DKP verurteilt den Terror. Als marxistische Arbeiterpartei lässt sich die DKP von den Ideen von Marx, Engels und Lenin leiten und kämpft für das aktive Handeln des Volkes für seine eigenen Interessen.
Die tragischen Vorgänge in München und Fürstenfeldbruck mahnen zum Kampf gegen Gewaltpolitik im Nahen Osten wie in Indochina. Notwendig ist eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts …Die Ereignisse mahnen zur verstärkten Anstrengung zur Lösung des Konfliktes …
Gerade jetzt ist es Aufgabe aller friedensbereiten Menschen, verstärkt für internationale Verständigung und Entspannung einzutreten und die olympische Idee gegen reaktionäre Kräfte zu verteidigen. Wir begrüßen den Beschluss des IOC, die olympischen Sommerspiele 1972 fortzusetzen und knüpfen daran die Erwartung, dass sich die völkerverbindende Kraft des Sports gerade in den nächsten Tagen bewähren wird.
Die DKP stellt die Frage, ob im Verlauf des gestrigen Tages von den Verantwortlichen alles unternommen wurde, um das Leben der Sportler zu retten und eine blutige Katastrophe zu verhindern. Die Öffentlichkeit der Bundesrepublik und der ganzen Welt haben ein Recht auf genaue Information …
Die DKP appelliert an alle, die Frieden und Fortschritt wollen, jetzt gemeinsame Anstrengungen für einen würdigen Verlauf der olympischen Spiele zu unternehmen und gemeinsam zu gewährleisten, dass sich die völkerverbindende olympische Idee als stärker erweist als alle Störversuche.“
Q: DKP-PV: Gewaltpolitik bekämpfen. Konflikte friedlich lösen, Düsseldorf, 6.9.1972
6. September 1972:
Vom DKP-Parteivorstand (PV) lag uns das folgende Fernschreiben für den Bundesvorstand der SDAJ, gesandt an den Pläne-Verlag, vor, welches auch dem DKP-Kreisvorstand Dortmund übergeben wurde:
„Telegramm des Parteivorstandes der DKP an das IOC und NOK der BRD
Der Parteivorstand der DKP trauert um die Opfer der tragischen Ereignisse in München und Fürstenfeldbruck. Wir verabscheuen das brutale Verbrechen mit dem der olympischen Idee schwerer Schaden zugefügt wurde. Der Kampf für die Verwirklichung der olympischen Idee, für Frieden und weltweite Verständigung bleibt Aufgabe aller, die in Frieden leben wollen.“
Q: DKP-PV: Telegramm des Parteivorstandes der DKP an das IOC und NOK der BRD, Düsseldorf 6.9.1972
6. September 1972:
Die KPD/ML-ZB gab eine erste „Erklärung zum Terroranschlag der palästinensischen Organisation 'Schwarzer September' in München“ bzw. zum Roten Antikriegstag (RAKT) und zur Olympiade heraus. Darin wurde im Wesentlichen die Aktionen des ‚Schwarzen September‘ gebilligt.
Q: X. X.: Gegenentwurf von XX zu Flugblatt des ZB über das Eingreifen des Schwarzen September bei den olympischen Spielen in München, o.O. (Dortmund) o.J. (September 1972); KPD/ML-ZB: Erklärung des ZB der KPD/ML zum Roten Antikriegstag, Bochum o.J. (September 1972); Rote Fahne Nr.19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. o.J. (1972),S.3 bzw. S.3f.
6. September 1972:
Vermutlich erschien heute die Broschüre der KPD/ML-ZB und der Provisorischen Bundesleitung (PBL) des KJVD, „Dem Volk das Recht auf freie Straße. Warum die Münchener Bannmeile durchbrochen werden musste“ zum Roten Antikriegstag und zur Olympiade.
Q: KPD/ML-ZB,KJVD-PBL: Dem Volk das Recht auf freie Straße, Bochum 1972
6. September 1972:
Laut KPD/ML-ZB wurde in Heidenheim die heutige „Erklärung des ZB der KPD/ML zum Roten Antikriegstag“ (RAKT) beschlagnahmt. Das Heidenheimer Amtsgericht erklärt, dass das Flugblatt „verfassungswidrig“ sei.
Q: KPD/ML-ZB: Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, Berlin 22.9.1972,S.2; Rote Fahne Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum o.J. (1972),S.2
6. September 1972:
Die KPD/ML-ZK berichtet von Siemens Berlin:
„GEGEN MILITARISMUS UND REVANCHISMUS!
Auch 1936 gab's ein Olympia mit Friedensgeschrei! Und heute? Wieder sollen die Völker der Welt über die Revanche- und Großmachtpläne der westdeutschen Finanz- und Rüstungshaie hinweggetäuscht werden: mit Protz und Prunk und den verlogenen Reden von 'Völkerverständigung und Entspannung'. Die Kollegen, die sagen, das ist nicht unser Olympia, aber das sind unsere Milliarden, die sie aus uns 'rausgepresst haben, ihr habe völlig recht. Ihr habt auch recht, wenn ihr sagt, dass bei den Spielen wieder die Siemens und die anderen die dicken Profite machen. Richtig ist auch, dass das nichts mehr mit Sport zu tun hat. Wo ist denn da ein Prolet in München? Was tun denn die Siemens-Herren, damit wir 30 000 Arbeiter und Arbeiterinnen Sport machen können? Bauen sie etwa Fußballplätze oder Schwimmhallen für uns? Nee, nichts dergleichen …
Die israelischen Imperialisten haben ihren blutigen Terror gegen das palästinensische Volk zur Zeit der Olympiade für keine Minute unterbrochen! Fast das ganze Volk haben sie aus ihrer Heimat vertrieben. Dreimal haben sie die arabischen Völker überfallen, um den Widerstand der Palästinenser zu brechen. Sie werden grausam unterdrückt, in KZs gefoltert und ermordet. Und dagegen führt das palästinensische Volk einen heldenhaften, bewaffneten Kampf. Ob Olympia oder nicht, der Kampf um die Befreiung ihres Landes geht
Weiter …
Der ROTE ANTIKRIEGSTAG machte klar: das deutsche Volk lässt sich immer weniger von der Friedensheuchelei der SPD/FDP-Regierung und auch der D'K'P/SEW-Revisionisten irreführen! Und auch die Kollegen der 'Roten Fahne' (Roter Gartenfelder, Roter Schaltwerker, Roter Blitz) (KPD/ML-ZB, d. Vf.) müssen hier Farbe bekennen, wenn sie von einer 'freien Stadt Westberlin' reden. Hier heißt es: Feuer auf alle Verräter am Sozialismus und an der Nation!
Q: Roter Lautsprecher Nr.10, Berlin September 1972
6. September 1972:
Der KB Bremen gab ein Flugblatt „Gegen individuellen Terror“ zur Geiselnahme auf der Olympiade in München heraus.
Q: Wahrheit Nr.9, Bremen Oktober 1972
7. September 1972:
Vor Regensburger Betrieben verteilte die SBG, nach eigenen Angaben, Flugblätter zum Massaker in Fürstenfeldbruck.
„DER FEIND STEHT RECHTS
Manche Kollegen waren zum ersten Mal unfreundlich zu unseren Verteilern, als am Morgen nach dem Massaker in Fürstenfeldbruck unsere Stellungnahme dazu veröffentlicht wurde. Hätten diese Kollegen erst unser Flugblatt gelesen - dann hätten sie anders geurteilt: Wir Kommunisten verurteilen aufs Schärfste den Terroranschlag auf die israelischen Sportler, denn er hat mit dem gerechten Kampf des palästinensischen Volkes überhaupt nichts gemein und ihm großen Schaden zugefügt. Er hat allein der großisraelischen Reaktion genützt, die jetzt ihre Angriffskriege auf fremde Völker verstärkt.
Und wir verurteilen aufs Schärfste die Entscheidung der Bundesregierung und der bayrischen Staatsregierung, das Feuer auf die Terroristen zu eröffnen, weil damit das Todesurteil über die Geiseln gesprochen war. Diese waren mit dem Abflug aus der BRD einverstanden gewesen. Der Terroristenanschlag hat der westdeutschen Reaktion einzig und allein als Vorwand gedient, eine beispiellose Hetze gegen die arabischen Völker und die Demokraten in unserem Land zu entfachen.
Kollegen, trotz der Hetze der Reaktion: Gegen den Abbau demokratischer Rechte wie Versammlungsrecht und Meinungsfreiheit! Gegen Notstandskurs, Krieg und Faschismus! Für ein Palästina, in dem Araber und Juden gleichberechtigt leben können! Für Völkerfreundschaft!“
Q: Arbeitersache Nr.24, Regensburg September 1972,S.1f; Roter Widerdruck Nr.9, Regensburg September 1972,S.5.
8. September 1972:
In München demonstrierten, laut und mit ABG, 400 im Rahmen der „Aktion gegen Olympiabetrug - für Völkerfreundschaft“.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972)
9. September 1972:
In München führte die „Aktion gegen Olympiabetrug - für Völkerfreundschaft“, laut und mit ABG, einen Internationalen Fest- bzw. Freundschaftsabend durch. Vor den, laut ABG, 800 bzw. fast 800 Personen, darunter Mitglieder der polnischen Olympiamannschaft, trat auch die Theatergruppe des KABD, 'Roter Zünder', auf.
Q: Roter Widerdruck Nr.13, München August 1972; Roter Sachsenwerker Nr.10,Regensburg September 1972; Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972)
9. September 1972:
Laut KPD/ML-ZB „soll eine Demonstration mit abschließender Kundgebung der Gruppe Roter Morgen in München stattfinden Sie sollte sich gegen den Raub der Demonstrationsfreiheit (während der Olympiade, d. Vf.) richten.
„Zur Demonstration am 9. September gingen Bonner Politiker noch weiter: Die Stadtverwaltung von München, die unter dem Kommando des SPD-Oberbürgermeisters Kronawitter steht, verbot von vornherein die Demonstration der Gruppe Roter Morgen, in der Begründung wird auf den gewaltsamen Durchbruch der Bannmeile am 2. September in München Bezug genommen ... Dieses Verbot trifft nicht nur die Gruppe Roter Morgen. Der Veranstalter der Demonstration zum Roten Antikriegstag, bei der die Bannmeile in der Münchener Innenstadt durchbrochen wurde, war der KJVD, die Jugendorganisation der KPD/ML. Mit dem gleichen Argument können künftig Demonstrationen der KPD/ML und des KJVD verboten werden.“
Q: Rote Fahne Nr.19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. o.J. (1972),S.5 bzw. S.3
11. September 1972:
Vermutlich in dieser Woche gaben die ABG ein Extrablatt „Olympia – Abrechnung“ ihrer „Kommunistischen Arbeiter Zeitung“ heraus, in dem berichtet wurde von Olympiade-Aktionen am 29.8.1972, 30.8.1972, 1.9.1972, 2.9.1972, 4.9.1972, 5.9.1972, 6.9.1972, 8.9.1972 und 9.9.1972.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung, München o.J. (1972)
12. September 1972:
Die KPD/ML-ZB gab eine zweite Erklärung zum Anschlag des „Schwarzen September“ in München als Flugblatt unter dem Kopf der „Roten Fahne“ heraus:
„EINIGKEIT IST UNSERE STÄRKE!
ERHEBEN WIR UNSERE STIMME GEGEN DEN POLIZEITERROR
ERKLÄRUNG DES ZENTRALBÜROS DER KPD/ML
„Vor wenigen Tagen sind die Olympischen Spiele zu Ende gegangen. Die Völker wollen Verständigung und Frieden. Millionen Menschen blicken in den letzten Wochen nach München, in der Hoffnung, dass diese Spiele dazu beitragen. Deshalb ist die Empörung der Völker über das Massaker von München besonders groß. Das Zentralbüro der KPD/ML hatte zu diesen Ereignissen eine erste Stellungnahme herausgegeben, die einige Schwächen hatte. 'Warum hat die israelische Regierung die Forderungen nicht erfüllt?' - 'Warum verschweigen Brandt, Genscher und Strauß die Hintergründe des Polizeimassakers vom Flughafen?', so und ähnlich sind die Fragen der Volksmassen. Es ist an der Zeit darauf eine Antwort zu geben!
NACH KROKODILSTRÄNEN - BOMBENTERROR
Arbeiter, Werktätige,
die Völker der Welt wollen den Frieden, wollen Völkerfreundschaft und internationale Solidarität. Es ist die kleine Handvoll Kriegstreiber und Imperialisten, die die Völker verhetzen und unterjochen wollen für ihre Ausbeuterziele. Wenn diese Herren von Frieden und Freundschaft reden - glaubt ihnen nicht! Nixon und Dayan, Strauß und Brandt - am letzten Mittwoch vergossen sie Tränen und beteuerten ihre Friedensliebe. Aber was sind die Taten? Bombenterror über Vietnam, Rassendiskriminierung in den USA! Das ist das wahre Gesicht des US-Imperialismus, des Hauptfeinds der Menschheit.
Die israelischen Zionisten sind seine Lakaien, die nach seinem Vorbild die Völker des Nahen Ostens unterjochen wollen. Kaum hatten Dayan und Meir ihre Krokodilstränen vergossen, da starteten sie am Freitag den Bombenterror gegen das palästinensische Volk - über 200 Zivilisten, zum größten Teil Frauen und Kinder, wurden getötet! Das ist nur das letzte Glied in der Kette der Aggressionsakte des Zionismus gegen die arabischen Völker.
Von Anfang an ist der israelische Staat auf Gewalt und Unterdrückung errichtet: 1,2 Mio. Palästinenser wurden 1948 vertrieben, als auf Befehl der US-Imperialisten der Staat Israel gebildet wurde; weitere 350 000 wurden 1967 durch den israelischen Raubkrieg vertrieben, der nach dem Muster der Hitlerschen Blitzkriege angelegt war. In Israel herrscht eine blutige Militärdiktatur: allein 10 000 Araber sind ohne ein Gerichtsverfahren eingekerkert nach dem Muster der faschistischen Vorbeugehaft.
Unterdrückung und Raubkriege - das ist das Lebensgesetz dieses Staates, der im Auftrage der Imperialisten die arabischen Völker unterjochen und die arabischen Erdölquellen ausplündern soll. Ein solcher Kriegstreiberstaat muss gestürzt werden, sonst kann es keinen Frieden im Nahen Osten geben. Die Palästinenser und alle arabischen Völker haben den bewaffneten Kampf gegen die Dayan-Clique und ihre imperialistischen Hintermänner aufgenommen und sie werden diesen Kampf führen, bis das Ziel erreicht ist, das den Frieden sichert: ein Arbeiter- und Bauernstaat in Palästina, in dem Juden und Araber gemeinsam leben. Das ist das revolutionäre Ziel der PLO, der palästinensischen Befreiungsorganisation. Das ist ein gerechtes Ziel und alle Völker werden diesen Kampf unterstützen, weil er den Kriegstreibern in den Arm fällt. Die KPD/ML steht daher voll und ganz hinter dem Befreiungskampf der PLO.
Aber wer steht auf Seiten der Kriegstreiber? Es sind die Leute, die letzte Woche große Krokodilstränen vergossen haben: Nixon und Co, Strauß und Brandt. Die SPD-Regierung ist es, die die Panzer und Kanonen für Dayans Terrorangriffe finanziert, die SPD-Regierung ist es, die alle Verbrechen der Handvoll israelischer Zionisten deckt und sich damit als Komplice der Kriegstreiber erweist.
SCHLAGT GENSCHER, BARZEL, STRAUSS UND BRANDT DIE FRIEDENSMASKE AUS DER HAND!
Arbeiter, Werktätige,
die Bonner Militaristen unterstützen den Bombenterror der Dayan-Clique - aber gleichzeitig geben sich Brandt, Genscher, Strauß als Friedensengel aus! Was soll diese Heuchelei? Es soll verheimlicht werden, dass unter Adenauer, Strauß und Brandt der westdeutsche Militarismus wieder aufgepäppelt worden ist, für den die Werktätigen in Deutschland schon zweimal als Kanonenfutter herhalten mussten. Es soll verdeckt werden, dass diese Militaristen zusammen mit den israelischen Zionisten die Hauptschuldigen für das Massaker von München sind. Die Tatsachen sind eindeutig:
- die Polizei begann den Schusswechsel trotz fest getroffener Vereinbarungen;
- die Geiseln wollten SELBST den Abflug, nur die westdeutschen Politiker behaupteten, dass der Flug nach Kairo das 'sichere Todesurteil' und der Polizeiüberfall die Rettung der Geiseln bedeuten werde.
- die Genscher, Merck und Schreiber haben sich den reaktionärsten und schärfsten Kriegstreibern untergeordnet: aus den USA war ein Kommando von 4 'Spezialisten' des FBI eingeflogen worden; aus Israel waren zwei Geheimdienstoffiziere (ein General) mit Weisung von Dayan gekommen, die von Genscher jedesmal befragt wurden; auf ausdrücklichen Wunsch von Genscher wurde CSU-Boss Strauß noch zum Krisenstab herangezogen.
- Genschers bundeseigene Killertruppe - das BKA - war eingesetzt.
- Bis heute liegt keine Untersuchung der Leichen der Geiseln vor; sicher ist jedoch, dass ein Polizeibeamter nicht durch die Palästinenser verletzt wurde, sondern durch seine eigenen Leute. Damit treten auch klare Zweifel auf, wer jetzt die Geiseln getötet hat.
Arbeiter, Werktätige,
gegen wen richten sich diese Maßnahmen? Sind es Maßnahmen gegen die Schuldigen des Massakers? Nein - Genscher und Co. sollen durch diese Maßnahmen noch mehr Macht erhalten, die Einheit der Werktätigen soll geschwächt werden: die ausländischen Kollegen, die in allen Streiks der letzten Zeit voll ihren Mann standen, sollen unterdrückt werden; die Marxisten-Leninisten, die in den Kämpfen gegen Notstandskurs, gegen Militarismus und Revanche und für den Frieden, gegen die wirtschaftliche Ausplünderung standhaft für die Interessen des Volkes eingetreten sind, sollen geknebelt werden. Das soll die Kraft der gesamten Arbeiterklasse lähmen!
Warum haben die Bonner Herren eine solche Angst vor der Kraft der Arbeiterklasse und der Werktätigen? Weil die Arbeiterklasse die einzige Kraft ist, die den Bonner Notstandskurs durchkreuzen kann. Sie haben Angst, dass die Arbeiterklasse - wie 1969 mit den Septemberstreiks - durch ihre Massenaktionen den Wahlkampf in die Hand nimmt, ihre eigenen Forderungen nach Sozialismus, wahrer Demokratie und Frieden aufstellt und den Bonner Herren die Rechnung präsentiert. Die Bedingungen sind günstig: Die Massenkämpfe der Arbeiter und Bauern, der werktätigen und studierenden Jugend, der Soldaten und der Kriegsdienstverweigerer (KDV, d. Vf.) sind mächtig angewachsen. Diese Massenkämpfe sind es, die die Aufrüstungs- und Mobilmachungspläne unterhöhlen.
Der letzte Höhepunkt war der ROTE ANTIKRIEGSTAG: in Betrieben, Kasernen und Schulen hatten sich Komitees gegen die Massenmilitarisierung gebildet. Der SPD-Stadtrat von München wollte den antimilitaristischen Kampf unterdrücken - aber der ROTE ANTIKRIEGSTAG hat die Polizeiketten durchbrochen und sich die Demonstrationsfreiheit erkämpft. Das ist der richtige Weg, um dem Militarismus die Faust der Arbeiterklasse entgegenzusetzen: wir dürfen uns nicht durch volksfeindliche Gesetze einschüchtern lassen, aber genauso klar sagen wir: Nur Massenbewegungen, die wirklich die Aktivität und das Bewusstsein der Arbeitermassen anspornen, sind wirklich revolutionäre Aktionen.
GEMEINSAM VORWÄRTS GEGEN DEN POLIZEITERROR!
Arbeiter! Werktätige, handeln wir genauso! Niemand darf der neuen Terrorwelle, der […]
WEG MIT DEM REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZ!
FREIHEIT FÜR DIE POLITISCHEN GEFANGENEN!
WEG MIT DEM DEMONSTRATIONSVERBOT - STRASSE FREI FÜR DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI!
WEG MIT DEM KPD-VERBOT!
Q: Rote Fahne Nr.19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. o.J. (1972),S.3 bzw. S.1ff.
18. September 1972:
Es erschien die Nr.19 der „Roten Fahne“ der KPD/ML-ZB mit dem Leitartikel „Einigkeit ist unsere Stärke. Wer sind die wirklichen Mörder von München? Verfolgung deutscher und ausländischer Kommunisten, Antifaschisten und Demokraten.“
„Die Olympiade in München ist vorbei. Aber die politischen Folgen dieser Spiele werden immer sichtbarer. Am 13. September tagte die Konferenz der Polizeiminister des Bundes und der Länder. Sie beschloss: Mehr Geld und weiterer Ausbau des Verfassungsschutzes; eine besondere Killertruppe der Polizei wird gebildet: die ausländischen Arbeiter unterliegen verschärftem Visumzwang. Weiter sollen die Neuwahlen früher als geplant bereits am 19. November stattfinden. Mit einem Wort: Die Angst der Bonner Politiker vor dem Volk ist gewachsen. Deswegen wird jetzt der Polizeiterror verschärft und die Wahlen blitzschnell über die Bühne gezogen. Warum diese Angst und Eile? Die Olympiade ist nicht so verlaufen, wie die SPD-Regierung es erhofft hat … Die Kriegstreiber sollten als 'Friedensengel' erscheinen. München sollte eine Olympiade der 'heiteren Spiele' sein - so sahen die Pläne der SPD-Regierung aus. Diese Pläne sind gründlich gescheitert. Sie scheiterten, weil die Untaten sich nicht verbergen lassen. Auch durch das Aufgebot von 35 000 Mann Bundeswehr, Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS, d. Vf.) nicht. Sie scheiterten, weil auch die Bundesrepublik ein Kriegstreiberstaat ist …
Gegen diese Politik und für Sozialismus und Frieden demonstrierten am Roten Antikriegstag die KPD/ML und der KJVD zusammen mit anderen marxistisch-leninistischen Organisationen, Demokraten und Antifaschisten. Und was geschah. Zuerst verbot die SPD-Stadtverwaltung die Innenstadt für die Demonstration, deren Ziele durchaus den olympischen Ideen entsprachen. Als die KPD/ML diesen Raub der Demonstrationsfreiheit nicht hinnahm und mit organisierter Gewalt die Bannmeile am Karlstor in München durchbrach, schlugen die Knüppelhorden der Polizei die Demonstranten zusammen. Am nächsten Tag wurde unter der direkten Beobachtung von Genscher eine legal angemeldete Demonstration durch den Bundesgrenzschutz aufgelöst. 11 Demonstranten sitzen seitdem in Vorbeugehaft. So sieht der 'olympische Friede' aus ... Noch mehr wurde der falsche Schein einer 'heiteren Olympiade unter der Oberaufsicht Bonns' zerstört, als am 5. September ein Kommando der palästinensischen Organisation 'Schwarzer September' in das olympische Dorf eindrang und die israelischen Sportler zu Geiseln erklärte, die im Austausch gegen 200 Gefangene aus Israel ausgetauscht werden sollten.
Der Ausgang der Aktion ist bekannt. Hinterher wurde der Tod der Geiseln ausgenutzt, um gegen 'Gewalt und Terror' zu hetzen ... Tel Aviv und Bonn sind die wirklichen Mörder ... Denn schon wenige Tage nach dem Massaker überfallen zionistische Flugzeuge Flüchtlingslager der Palästinenser und töten 200 Menschen. Die SPD-Regierung hat in Kumpanei mit der israelischen Regierung gehandelt, weil die westdeutschen Monopolherren das Öl des Nahen Ostens unter ihre Kontrolle bringen wollen …
Jetzt, nachdem die Verfälschung der olympischen Spiele durch die SPD-Regierung 'kaputtgegangen' ist, verstärkt die Brandt-Regierung den Polizeiterror. Er richtet sich vor allem gegen die Ausländer … Besonders der ROTE ANTIKRIEGSTAG hat die Herren in Bonn in Angst und Schrecken versetzt, weil mit organisierter revolutionärer Gewalt ein Recht erkämpft wurde, das Recht auf die freie Straße … Jetzt soll das Verbot der KPD/ML und anderer marxistisch-leninistischer Organisationen vorbereitet werden. Außerdem soll die Wahl deshalb so schnell über die Bühne gehen, damit durch eine Wahlbeteiligung der KPD/ML nicht die Bevölkerung breit über die Politik der Bonner Parteien aufgeklärt und für die Ziele der KPD/ML gewonnen wird ... Der zweite Mörder ist die SPD-Regierung, die von Anfang an in enger Verbindung zur zionistischen Regierung stand ... Auf dem Flughafen wurde den Palästinensern eine Falle gestellt und unter der Oberaufsicht zweier israelischer Geheimdienstoffiziere, die extra nach München gereist kamen …
Schließen wir uns zusammen unter den Losungen: Weg mit dem reaktionären Ausländergesetz! Freiheit für die politischen
Gefangenen!“
In der „Gemeinsamen Erklärung des ZB der KPD/ML (Rote Fahne) und des ZK der KPD/ML (Roter Morgen) - Die Fortführung des Kampfes im Geiste des Roten Antikriegstages“ hieß es u. a.:
„München hat auch gezeigt, dass die Monopolbourgeoisie, diesem gerechten Kampf des deutschen Volkes ihren brutalen Terror gegenüberstellt, immer offener faschistische Unterdrückung ausübt. Die Bourgeoisie und ihre Staatsbüttel haben in München gegen die Antiimperialisten die Notstandsgesetze (NSG, d. Vf.) angewandt. Sie haben mit tausenden Polizeitruppen aus ganz Westdeutschland und vor allem mit der Bonner SS, dem Bundesgrenzschutz das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf die Straße, außer Kraft setzen wollen. Sie haben Kommunisten, Antimilitaristen und fortschrittliche ausländische Arbeiter verhaftet und die Vorbeugehaft angewandt. Sie haben eine Bannmeile in München errichtet, um die Wahrheit über ihre Kriegsvorbereitungen, die Wahrheit über ihren Notstandsterror vom Volk fernzuhalten. Dagegen haben die Antimilitaristen in München gekämpft und dieser Kampf muss weitergeführt werden.
In München wurde ein generelles Demonstrationsverbot gegen Kommunisten erlassen … Weg mit dem Demonstrationsverbot! Straße frei für die Kommunistische Partei! Die Bourgeoisie und ihre Staatsbüttel haben ihren ganzen gewaltsamen Unterdrückungsapparat nach München zitiert, um die gewaltsame Aufrechterhaltung ihrer Klassenordnung zu demonstrieren. Polizei, Bundesgrenzschutz und Militär wurden zum Schutz, der versammelten Reaktion, von allem was verfault und abstirbt, zusammengezogen. Kampf dem Notstands- und Polizeiterror!
Den Notstandsbütteln die Faust ins Gesicht! Olympia in München hat gezeigt … Verschärfter Polizeiterror gegen Ausländer, Ausweisung und Auslieferung ausländischer Patrioten und Revolutionäre an Henkerregime in ihrer Heimat. Unser Kampf gilt dem Rassismus und Chauvinismus der westdeutschen Bourgeoisie. Weg mit den reaktionären Ausländergesetzen!
... Wir kämpfen: Gegen das KPD-Verbot, gegen die Kriminalisierung, die Verbotsvorbereitungen gegen die KPD/ML! Schluss mit dem Terror gegen Marxisten-Leninisten! Wir fordern alle marxistisch-leninistischen Organisationen und alle demokratischen und fortschrittlichen Menschen in Westdeutschland und Westberlin auf: Beteiligt Euch an der Bildung eines Solidaritätskomitees zur Befreiung der gefangenen Antimilitaristen, beteiligt euch an dem Kampf gegen den Bonner Notstandskurs! Es ist notwendig, dass überall in Westdeutschland und Westberlin Versammlungen stattfinden, Komitees gebildet werden, Spendensammlungen durchgeführt werden. Es ist notwendig, diesen breiten Strom des Kampfes in eine machtvolle Demonstration münden zu lassen.“
Q: Rote Fahne Nr.19, Bochum 18.9.1972
21. September 1972:
In Dortmund rief zu einer Veranstaltung der KPD/ML-ZB über den Roten Antikriegstag (RAKT) und dessen Unterdrückung während der Olympiade in München in München zumindest die Betriebsgruppe Minister Stein auf:
„OLYMPIADE DER UNWAHRHEIT. Veranstaltung der KPD/ML und des KJVD
Die Demonstration zum Antikriegstag der KPD/ML und des KJVD. Das Attentat im olympischen Dorf. Solidarität mit den politischen Gefangenen! Solidarität mit dem palästinensischen Volk!
Q: Jugend-Rutsche Erfolgreiche Unterschriftensammlung!, Dortmund o.J. (September 1972), S.4; Rutsche Lügen haben kurze Beine, Dortmund o.J. (September 1972),S.1
22. September 1972:
In Regensburg soll heute in der Nibelungenhalle, laut ABG, eine zweitägige Vorführung der Münchner ABG-Ausstellung über die Olympiaden 1936 und 1972 beginnen, die aber verboten wird.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.27, München September 1972; Roter Sachsenwerker Nr.10, Regensburg September 1972
26. September 1972:
Bei KWU Berlin gab die KPD die Nr.16 ihrer „Kommunistischen Arbeiterpresse“ heraus. Eingegangen wurde auch auf die Olympiade und die Geiselnahme in München.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe KWU Nr.16, Berlin 26.9.1972
Oktober 1972:
Die Nr.10 der „Roten Fahne“ des KABD berichtete nicht von den Aktion gegen den Olympiabetrug in München.
Q: Rote Fahne Nr.10, Tübingen Oktober 1972
Oktober 1972:
In „Roter Berufsschüler“ wurde über die Aktionen der KPD/ML während der Olympiade in München berichtet. Sie hätten das „Abenteurertum auf die Spitze getrieben“.
„2 000 Menschen zog sie zum 'Roten Antikriegstag' aus ganz Deutschland zusammen. Mit Helmen und Stöcken bewaffnete Stoßtrupps provozierten Schlachten mit der Polizei. Notwendig wäre es gewesen, den Masseneinsatz der Bundeswehr bei den Olympischen Spielen geduldig zu entlarven, als das, was er ist: Eine Werbeshow, die über den Notstands- und Kriegsauftrag der Bundeswehr täuschen soll. Doch der sektiererische 'KJVD' liefert genauso wie der 'Schwarze September' den reaktionären den erwünschten Vorwand für ihre Polizeieinsätze und ihren Notstandskurs …“
Q: Roter Berufsschüler Nr.1, Hannover Oktober 1972
9. Oktober 1972:
Vermutlich in dieser Woche gab das NVK die Nr.5 seines „Bulletins“ heraus. Berichtet wurde von der eigenen Delegiertenkonferenz und der Olympiadedemonstration in München.
Q: NVK: Bulletin Nr.5, Bonn 1972
November 1972:
Auf der Zeche General Blumenthal in Recklinghausen gabt die DKP eine Ausgabe ihres „Roten Hobels“. Dort äußerte man sich auch zur KPD/ML-ZB:
„DIE 'KPD ML' IN GEMEINSAMER FRONT MIT RAG-BOSSEN. Über eins sollten wir uns im Klaren sein: Jede Arbeiterstimme, die nicht abgegeben wird, nützt der CDU/CSU. Was soll also das Gefasel vom 'Massenkampf der bewaffneten Arbeiter'? Wollen diese studentischen Grüppchen diesen 'Kampf' ähnlich wie in München führen, wo bewaffnete Polit-Rocker der 'KPD/ML' während der Olympiade eine Schlacht mit der Polizei provozierten? Hier wurde für das Monopolkapital die Munition geliefert, um gewerkschaftlich Organisierte, um Kommunisten und Sozialisten mit Dreck zu bewerfen.
Q: Roter Hobel, Wulfen November 1972
Januar 1973:
Die Ortsgruppe Wetzlar der KPD/ML-ZB, die Ortsgruppe Wetzlar des KJVD und der Stützpunkt Marburg der KPD/ML-ZB und ein Mitglied der Landesleitung Hessen des KJVD erklärten sich vermutlich Mitte bis Ende Januar: „3. Stützpunkt Marburg der GRFB (ehemals U - Gruppe der OG Wetzlar): Er hat einen starken Rote - Fahne - Leserkreis und eine starke Rotsport - Einheit Volleyball. Der Stützpunkt besteht überwiegend aus Studenten …“
Q: Klassenkampf und Programm Nr.3, Dortmund April 1973,S.57f.
September 1973:
In Frankfurt wurde, laut „ID“, das Komitee für internationalen Arbeitersport gegründet.
Q: Frankfurter Informationsdienst Nr.5, Frankfurt 1973,S.7
15. September 1973:
Es begann die zweitägige 3. Sitzung des ZK des KBW, die vorbereitet wurde durch zwei Rundschreiben an die ZK- Mitglieder. Zu den Betriebszellen wurde ausgeführt: „… In den Betriebszellen müsse das Proletariat die Führung übernehmen. Im Sportverein arbeiten die Kommunisten fraktionsmäßig ...“
Q: KBW-N.N. (StA-Sekretär): Überprüfung der Beschlüsse, o.O. o.J. (September 1973); KBW-ZK-N. N.: Ohne Titel (Unterschiede in der Organisationsstruktur),o.O. o.J. (Sept. 1973); KBW-ZK-N.N.:ZK-Sitzung 15.Sept.,o.O. o.J. (Sept. 1973); KBW-ZK-N.N.:ZK-Beschluss vom 15/16.9.1973,o.O. o.J. (Sept. 1973); KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 18.9.1973
8. Oktober 1973:
Der AStA der PH Dortmund gab vermutlich Anfang dieser Woche eine Sondernummer „Einführung in das PH-Studium“ seiner „DOS' - Dortmunder Studentenzeitung“ heraus. U. a. hieß es unter: „(2) Aufgabe der Studentenschaft ist es, … den Studentensport zu fördern.“
Q: DOS Sondernummer: Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.), Dortmund o.J. (Okt. 1973); AStA PH Dortmund: Ergänzung zum Semesterprogramm des AStA, o.O. (Dortmund) o.J. (1973),S.1
Dezember 1973:
Der RJVD des KABD berichtete vermutlich aus dem Dezember:
„HOCHLEISTUNGSSPORT: MIT 16 INVALIDE
„Knapp vier Jahre dauerte die sportliche Laufbahn der jetzt 16 Jahre alten Ulrike Weyh aus Itzehoe. Turner-Elite-Internat in Frankfurt, Nationalriege der deutschen Turnerinnen und die Olympiade in München waren die Stationen ihrer sportlichen Erfolge. Heute muss Ulrike froh sein, wenn sie nicht zum Krüppel wird. 'Eine Beeinträchtigung der Rückenwirbel erzeugt Druckschmerz', heißt es in dem medizinischen Gutachten des Sportarztes über Ulrike, dem ersten Gutachten übrigens seit Beginn ihrer Laufbahn überhaupt. Ulrike braucht orthopädische Schuhe. Der rechte Absatz ist eineinhalb Zentimeter höher als der linke. Turnen kommt für Ulrike nie wieder in Frage.
Hier geht es nicht um einen Einzelfall. Der Sportarzt Dr. Klümper stellte schon vor Jahren fest: 'Spitzenturnerinnen sind programmierte Frührentner'. Untersuchungen ergaben, dass etwa ein Drittel aller Turnerinnen ausgerissene Lendenwirbel haben und in einigen Jahren unter großen Schmerzen leiden werden. Ohne auf diese Erkenntnisse einzugehen, lässt der Deutsche Turnerbund (DTB, d. Vf.) es zu, dass immer jüngere Mädchen mit immer härteren Methoden ohne medizinische Überwachung zu Turnartistinnen herangezüchtet werden. Die Gesundheitsschäden werden sich erst in einigen Jahren auswirken, wenn die Mädchen turnerisch gesehen zum alten Eisen gehören. Dass mit 18 oder 20 das Leben für einen jungen Menschen erst richtig anfängt, interessiert die Sportmanager wenig. warum?
Genauso wie im Betrieb der Mensch nur solange interessiert, solange man möglichst viel aus ihm herausschlagen kann, genauso ist es im kapitalistischen Sportgeschäft. Fast alle Hochleistungssportarten werden bei uns im Schaugeschäft vermarktet. Selbst die medizinische Betreuung der Sportler unterliegt diesem Prinzip. Was nichts einbringt, brauchen die Manager nicht. Das ist ein Grundgesetz im Kapitalismus.“
Q: Rebell Nr.1,Tübingen Januar 1974,S.5
14. Dezember 1973:
In Dortmund wurde, laut und mit KOV der KPD, der Arbeitersportverein (ASV) Roter Sturm Dortmund gegründet:
„Am 14.12. wurde in Dortmund der Arbeitersportverein (ASV, d. Vf.) 'Roter Sturm Dortmund' gegründet! Hierzu hatte der KJV, der Jugendverband der KPD, die Initiative ergriffen. Es ist allgemein bekannt, dass die Massen der proletarischen Jugendlichen in bürgerlichen Sportvereinen organisiert sind, in denen sie schon früh Konkurrenzdenken angedrillt bekommen und ihnen der Floh von der ganz großen Karriere ins Ohr gesetzt wird. Was sie jedoch nicht lernen, ist, auch im Sport einen solidarischen Wettbewerb zu üben. Gerade im Fußball sieht es so aus, dass zwar dort, wo es das große Geld gibt, einzelne Sportler gefördert werden, aber der so oft beschworene 'Breitensport' völlig vernachlässigt wird.
Proletarischer Sportverein, das heißt nicht, dass dort nur Kommunisten Sport treiben dürfen, im Gegenteil, gerade mit der Gründung dieses Vereins ist die Voraussetzung geschaffen, mit breiten Teilen der proletarischen Jugend Kontakte zu knüpfen. Denn natürlich wird z.B. die Fußballmannschaft des Vereins sobald wie möglich in den unteren Klassen gegen die Mannschaften anderer Vereine antreten. Auch an Tischtennisturnieren teilzunehmen, werden sich die Genossen des 'Roten Sturm' ebenso wenig scheuen, wie die Ping-Pong-Spieler aus der VR China. So wird der Verein neben der sportlichen Betätigung all unserer Freunde und Genossen gleichzeitig dazu dienen, den bürgerlichen Einfluss auf den Sport zurückzudrängen, der Bourgeoisie auch dort das Feld nicht kampflos zu überlassen.
Das bedeutet natürlich gleichzeitig, dass der Sportverein 'Roter Sturm' auch kulturelle Aufgaben hat. Er wird sich auch hier von den bürgerlich geleiteten Vereinen abheben, in denen allenthalben nach dem Training mehr Biere gehoben werden als vorher Runden gedreht. Neben dem harten Training, das nicht zuletzt auch dazu dient, die Arbeiterjugend auf den Klassenkampf und die damit verbundenen körperlichen Belastungen vorzubereiten, wird sich gleichzeitig ein lebendiges Vereinsleben entwickeln, in dem die Traditionen der Arbeitersportbewegung fortgeführt werden. Kampf dem bürgerlichen Leistungssport! Vorwärts zum proletarischen Massensport! Vorwärts mit dem 'ROTEN STURM'!“
Q: Schulkampf Nr.12, Dortmund Dezember 1973,S.2
15. Dezember 1973:
Der Kommunistische Oberschülerverband (KOV) der KPD gab seinen „Schulkampf“ Nr.12 vermutlich Ende dieser Woche heraus. Aus NRW wurde vom Arbeitersportverein (ASV) Roter Sturm berichtet.
Q: Schulkampf Nr.12,Dortmund Dezember 1973
16. Dezember 1973:
In Dortmund wurde, laut und mit KPD, erst heute der Arbeitersportverein (ASV) Roter Sturm gegründet.
Q: Rote Fahne Nr.51/52, Dortmund 19.12.1973
19. Dezember 1973:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr. 51/52 heraus. Aus Dortmund wurde berichtet vom Arbeitersport.
Q: Rote Fahne Nr.51/52,Dortmund 19.12.1973
März 1973:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Bochum gaben vermutlich im März die Broschüre „Schlag zu schon geht es los - Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD“ heraus. U. a. wurde dort auf die fehlerhaften Analysen der KPD/ML-ZK eingegangen. Zu Olympia 1972 wurde ausgeführt:
„Für eine konkrete Analyse der besonderen Lage des heutigen westdeutschen Imperialismus hat der Rote Morgen kein Interesse. Ihm fällt im Grunde genommen nichts anderes ein, als schematische historische Parallelen zu ziehen und mit Plattheiten um sich zu werfen. Eine der Hauptparolen zur Olympiade in München war z. B.: '1936 - 1972 Kriegsolympiade'. Der Rote Morgen stellt weiter fest: 'Es ist wieder einmal so weit. Wieder wird dem deutschen Imperialismus die Jacke zu eng ... Wieder rüsten die deutschen Finanzmagnaten und Rüstungshaie für ihren Marsch zum Platz an der Sonne.“
Q: ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum o.J. (1973); Die Rote Front Nr.7,Dortmund/Castrop-Rauxel 1973,S.8
Juni 1973:
Innerhalb der bayrischen Roten Schülerfront (RSF) der ABG wurde vermutlich im Juni vom Zentralkollektiv ein Text verfasst, der sich u. a. auch mit der Agitation unter Schülern beschäftigte. Die Aufklärungs- und Mobilisierungsarbeit unter den Schülern konnte aufgrund von Fehlern des ZKolls nur schlecht geleistet werden. Sie lief zu spät an und trug der großen politischen Bedeutung der Olympiade gerade für die Jugend nicht Rechnung In der konkreten Agitation und Propaganda setzten wir bei den Schülern zu viel voraus, gingen nicht konkret genug auf ihre Fragen ein und vernachlässigten es, von ihren Bedürfnissen und Problemen auszugehen, z.B. der Sportbegeisterung und den katastrophalen Zuständen im Schulsport …“
Q: ZK der RSF (Hrsg.): Ohne Titel
16. November 1973:
Die Rote Hilfe (RH) Dortmund der KPD/ML verfasste den folgenden Aufruf:
„Aufruf der ROTEN HILFE Dortmund an alle Freunde, Kollegen und Genossen in Westdeutschland. VERTEIDIGT DIE REVOLUTIONÄRE ORGANISATIONS- UND MEINUNGSFREIHEIT.
In der westdeutschen Bundesrepublik hat ein Kesseltreiben von Justiz und Polizei gegen fortschrittliche Menschen und Organisationen eingesetzt (nach dem RAKT und der Olympiade in München, d. Vf.) … SIE SOLL EIN VERBOT REVOLUTIONÄRER UND FORTSCHRITTLICHER ORGANISATIONEN VORBEREITEN, AUCH EIN VERBOT DER ROTEN HILFE!
SIE WOLLEN REVOLUTIONÄRE MEINUNGEN, PAROLEN, ÄUSSERUNGEN FÜR 'KRIMINELL' ERKLÄREN …“
Q: RH Dortmund: Brief an das Zentrale Komitee des KBW/Redaktion der KVZ, o.O. (Dortmund) o.J. (Nov. 1973); RH Dortmund: Aufruf der Roten Hilfe Dortmund an alle Freunde, Kollegen und Genossen in Westdeutschland: Verteidigt die revolutionäre Organisations- und Meinungsfreiheit, Dortmund 16.11.1973
Dezember 1973:
Der RJVD des KABD berichtete vermutlich aus dem Dezember:
„HOCHLEISTUNGSSPORT: MIT 16 INVALIDE
Knapp vier Jahre dauerte die sportliche Laufbahn der jetzt 16 Jahre alten Ulrike Weyh aus Itzehoe. Turner-Elite-Internat in Frankfurt, Nationalriege der deutschen Turnerinnen und die Olympiade in München waren die Stationen ihrer sportlichen Erfolge. Heute muss Ulrike froh sein, wenn sie nicht zum Krüppel wird. 'Eine Beeinträchtigung der Rückenwirbel erzeugt Druckschmerz', heißt es in dem medizinischen Gutachten des Sportarztes über Ulrike, dem ersten Gutachten übrigens seit Beginn ihrer Laufbahn überhaupt. Ulrike braucht orthopädische Schuhe. Der rechte Absatz ist eineinhalb Zentimeter höher als der linke. Turnen kommt für Ulrike nie wieder in Frage.
Hier geht es nicht um einen Einzelfall. Der Sportarzt Dr. Klümper stellte schon vor Jahren fest: 'Spitzenturnerinnen sind programmierte Frührentner'. Untersuchungen ergaben, dass etwa ein Drittel aller Turnerinnen ausgerissene Lendenwirbel haben und in einigen Jahren unter großen Schmerzen leiden werden. Ohne auf diese Erkenntnisse einzugehen, lässt der Deutsche Turnerbund (DTB, d. Vf.) es zu, dass immer jüngere Mädchen mit immer härteren Methoden ohne medizinische Überwachung zu Turnartistinnen herangezüchtet werden. Die Gesundheitsschäden werden sich erst in einigen Jahren auswirken, wenn die Mädchen turnerisch gesehen zum alten Eisen gehören. Dass mit 18 oder 20 das Leben für einen jungen Menschen erst richtig anfängt, interessiert die Sportmanager wenig. warum?
Genauso wie im Betrieb der Mensch nur solange interessiert, solange man möglichst viel aus ihm herausschlagen kann, genauso ist es im kapitalistischen Sportgeschäft. Fast alle Hochleistungssportarten werden bei uns im Schaugeschäft vermarktet. Selbst die medizinische Betreuung der Sportler unterliegt diesem Prinzip. Was nichts einbringt, brauchen die Manager nicht. Das ist ein Grundgesetz im Kapitalismus.“
Q: Rebell Nr.1,Tübingen Januar. 1974,S.5
1974:
Bei SEL Berlin verteilt die KPD einen zweiseitigen Sonderdruck ihrer „Kommunistischen Arbeiterpresse“ Die Ausgabe widmete sich u.a. mit der Fußballweltmeisterschaft und dem Arbeitersportverein Solidarität (ASV).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse SEL Lehrlinge, Jungarbeiter, Kollegen von SEL!, Berlin 1974
Januar 1974:
Die „Kämpfende Jugend“ (KJ) des AB OG berichtet vermutlich aus dem Januar:
„PROFIBOXEN. GESPRÄCH MIT TEOFILO STEVENSON AUS CUBA, OLYMPIASIEGER VON MÜNCHEN IM SCHWERGEWICHT
Nur zu gerne hätten sich die amerikanischen Boxprofi-Manager den cubanischen Olympiasieger für ihre üblen Geschäfte dienstbar gemacht. Aber da kamen sie an den Falschen: 'Profiboxen gehört zur kapitalistischen Ausbeutung', sagte der 22-jährige Cubaner in einem Gespräch mit einem Reporter von der Nachrichtenagentur dpa.
DPA: Teofilo Stevenson, nach Ihrem Olympiasieg haben Sie viele Profiangebote erhalten. Sie haben sie abgelehnt. Könnten Sie sich nicht vorstellen, doch noch einmal weich zu werden?
STEVENSON: Profis sind wie eine Ware, die verkauft wird. Das möchte ich nie werden. Ich bin ein glücklicher Arbeiter wie alle anderen Cubaner. Mir ist es am wichtigsten, Sport zu treiben. Als Amateur kann ich aufhören, wann ich will.
DPA: Sie könnten aber doch, wie früher der Ungar Laszlo Papp, als Profi Geld verdienen und einen Teil ihrer Gagen Ihrem Land abtreten.
STEVENSON: Die seltsame Geschichte von Laszlo Pappp habe ich gehört. Das Profiboxen gehört zu der kapitalistischen Ausbeutung des Menschen, gegen die wir Sozialisten kämpfen.
DPA: Was machen Sie zur Zeit? Man hört, Sie sind beim Militär?
STEVENSON: Ich habe meine Wehrpflicht beendet. Ich studiere jetzt am Polytechnikum. Vormittags studiere, nachmittags trainiere ich.
DPA: Haben Sie Vergünstigungen auf Cuba durch Ihre sportlichen Erfolge?
STEVENSON: Ich siege aus patriotischen Gründen, ich siege für Cuba.“
Q: Der Rote Schlüssel, Weiden Januar/Februar 1974,S.5
9. Januar 1974:
In der Nr. 2 ihrer „Roten Fahne“ befasste sich die KPD u.a. auch mit dem Arbeitersportverein. Berichtet wurde auch vom ASV Düsseldorf, Gelsenkirchen, Remscheid und Ronsdorf.
Q: Rote Fahne Nr.2,Dortmund 9.1.1974
Mai 1974:
Im „Rebell“ Nr. 5/1974, erschien der Artikel:
„Kaiser Franz trägt Manz.
reimte der Manager der Bamberger Schuhfabrik Manz AG, als er Franz Beckenbauer neue Schuhe anmessen ließ. Ob aus diesem Slogan allerdings ein fester Werbevertrag wird, hängt davon ab, ob der Bamberger Schuhfabrikant die schätzungsweise 50 000 Mark bezahlen kann, die Beckenbauer als Werbezugpferd kostet. Denn die Gagenforderungen sind im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft rapide angestiegen. Selbst Mitläufer in der Nationalelf dürften auf 100 000 Mark Gage kommen.
Das ganz große Geld aber machen Beckenbauer, Müller und Netzer. Für diese drei stimmt die Kasse schon heute. Heinz V. geschäftlicher Interessenvertreter von Günter Netzer, meldete den Verkauf von 200 000 Hemden mit dem Bild von Beckenbauer, Müller und Netzer. Für jeden der drei macht das einen Gewinn von knapp 10 000 Mark aus. Und die Nationalspieler lassen sich nicht nur als wandelnde Litfasssäulen von den Bossen bezahlen. Nein, sie verlangen auch noch Extra-Gagen für das Mitspielen an der WM. Pro Mann 20 000, und wenn sie ins Endspiel kamen nochmal je 50 000.
In der Nationalelf ist kurz vor der Weltmeisterschaft (alles) zu einem erbarmungslosen Wettrennen ums große Geld geworden. Als ein Werbe-Spot für Esso in Frankfurt gedreht wurde, brach bitterböser Futterneid unter den Mannschaftskollegen aus. Grabowski stellte z.B. fest, dass er „nur“ 10 000 Mark erhalten sollte, Heynckes dagegen 40 000 Mark. Für die Unternehmer heißt das, gute Werbung, höherer Umsatz, mehr Profit. Dazu kommen noch die Profite der Baufirmen für den Ausbau der Fußballstadien für die WM. Der Bund steuert 50 Millionen von unseren Steuergeldern bei. Insgesamt kostet der Ausbau 243 Millionen Mark.
Der Rubel rollt mal wieder. Und wir können bei diesem Rubelspiel auch direkt mitspielen, der Stehplatz beim Endspiel kostet 15 Mark und der Sitzplatz 80 Mark. Also für mich hat das mit Sport nicht mehr das Geringste zu tun. Für die Stars und für die Bosse - ein gutes Geschäft. Die Bosse bezahlen sie hoch, um durch ihre ‚Beliebtheit‘ uns das Geld aus der Tasche zu ziehen.“
Q: Rebell Nr. 5, Mai 1974
10. Juni 1974:
Die KPD Ortsleitung (OL) Dortmund und die OG Dortmund der LgdI geben vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt zur Fußball-WM heraus:
„DURCH DIE FUSSBALLWELTMEISTERSCHAFT SOLL DIE FASCHISTISCHE CHILENISCHE JUNTA ALS LEGITIME REGIERUNG ANERKANNT WERDEN
Im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft werden am 14.6. und 18.6. die Spiele Chile-BRD und Chile-DDR ausgetragen. Diese Spiele stellen eine Provokation aller fortschrittlichen Menschen in der BRD und Westberlin dar. Seit Wochen wird der Bevölkerung in der BRD durch Presse, Rundfunk und Fernsehen vorgegaukelt, 'Sport hat nichts mit Politik zu tun' und es handle sich hier um einen 'fairen, sportlichen Wettkampf', der die Völker der Welt zusammenschließt. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?
Mit Hilfe der USA-Imperialisten wird in Chile durch die faschistische Junta ein unvorstellbarer Terror auf die Bevölkerung ausgeübt. 30 000 fortschrittliche Menschen wurden auf bestialische Weise umgebracht. Heute, fast ein Jahr nach dem Militärputsch, sitzen noch immer mehrere 10 000 Menschen in KZ's und müssen grausamste Folterungen über sich ergehen lassen. Die Bevölkerung hat mit einer Inflation ungeahnten Ausmaßes zu kämpfen: Die Inflationsrate beträgt etwa 500%. Die Brotpreise stiegen von 6,4 Esc. auf 134 Esc., die Milchpreise von 3,5 Esc. auf 60 Esc. und eine Buskarte von 1,5 auf 30 Esc. Der Durchschnittslohn eines Arbeiters beträgt 12 000 Esc., was ihn unter den gegebenen Umständen gerade vor dem Verhungern rettet.
Zur selben Zeit stunden die dreizehn stärksten imperialistischen Länder der chilenischen Mörderbande für fünf Jahre sämtliche Schulden. In diesem Bunde sind die führenden Geldgeber der Faschisten die USA, Japan und die BRD. Während die westdeutschen Kapitalisten bereits offen die faschistische Junta unterstützen, wie z.B. Daimler-Benz durch den Bau eines LKW- und Buswerkes, betreibt die SPD-Regierung die politische Anerkennung der faschistischen Junta unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In diesen Rahmen passen die Fußballweltmeisterschaften, indem von den untragbaren Verhältnissen in Chile abgelenkt werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der SPD-Regierung wirklich nichts zu teuer! Fußballstadien werden in Festungen verwandelt: auf 20 Zuschauer kommt ein Polizist. Mit Stacheldrahtverhau um die Unterkünfte sollen die chilenischen Spieler von der Bevölkerung getrennt werden.
Genau wie die SPD-Regierung trägt auch die revisionistische DDR zur Aufwertung der faschistischen Pinochet-Clique bei. Auf der einen Seite sind die Zeitungen der Revisionisten voll von Lobeshymnen auf die Errungenschaften Allendes, andererseits geht ihre Solidarität mit dem chilenischen Volk nicht soweit, das Fußballspiel mit Vertretern der Faschisten abzusagen. So sieht also Solidarität bei den Revisionisten aus! Diesen Machenschaften gilt es durch den Protest aller fortschrittlichen Menschen in der BRD und Westberlin entgegen zutreten.
Die KPD und die LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS und andere fortschrittliche Organisationen werden in Westberlin durch breitangelegte Aktionen, u.a. in Demonstrationen, dieser Empörung Ausdruck verleihen. Weder der SPD-Regierung noch den Revisionisten der DKP/SEW wird es gelingen, der werktätigen Bevölkerung die Spiele zwischen Chile-BRD und Chile-DDR als ein Mittel des friedlichen Wettkampfes vorzugaukeln.
- TOD DEM FASCHISMUS IN CHILE
- FREIHEIT FÜR DAS CHILENISCHE VOLK
- USA-IMPERIALISMUS RAUS AUS CHILE
- KAMPF DER UNTERSTÜTZUNG DER CHILENISCHEN JUNT DURCH DIE SPD-REGIERUNG“
Q: KPD-OL Dortmund, LgdI-OG Dortmund: Durch die Fußballweltmeisterschaft soll die faschistische chilenische Junta als legitime Regierung anerkannt werden, Dortmund o.J. (Juni 1974)
20. Juni 1974:
Der KSB Freiburg gibt die Nr.4 des 'Schulkampf' (vgl. 8.5.1974) heraus. Mit Hilfe der 'KVZ' wird auch die Fussballweltmeisterschaft gewürdigt.
Q: Schulkampf Nr.4,Freiburg 20.6.1974,S.11
26. Juni 1974:
In der „Münchener Studentenzeitung“ erschien ein Artikel zur „Männerfußball-Weltmeisterschaft“. Unter „Abseits & Andererseits“ hieß es:
„Der Gegenstand, über den im Folgenden gehandelt wird, ist der Fußball. Die bekannteste Begriffsbestimmung stammt aus dem Repertoire deutscher Sportreporter und heißt: Der Ball ist rund. Dass dieser Umstand Faszination bewirkt und seine massenwirksame Umsetzung selbst einen Krieg auslösen kann, wie den zwischen zwei mittelamerikanischen Bananenstaaten, wird allseits konstatiert und je nach der Position dessen, der sich mit dem Thema befasst ins Unerforschliche menschlicher Psyche abgeschoben ('Faszination Fußball' nannte das Fernsehen eine Sendereihe zum Auftakt der WM) oder dem Kapitalismus und seinen Verführungskünsten in die Schuhe geschoben.
Dass aber der Fußball quer durch die gesellschaftlichen Klassen seine Anhänger hat, in den meisten Industriestaaten Stadien füllt, verweist auf ein Moment an ihm, dass die oben angeführten Erklärungsversuche nicht treffen. Selbst der Unterschied zwischen dem Normalzuschauer und dem marxistischen Betrachter reduziert sich vor dem Fernsehschirm auf eine differenzierte Stellung zum Kommentator: während die Beliebtheit von Sportreportern daher herzurühren scheint, dass sie die Meinung der Volksseele über den Bomber der Nation artikulieren, ärgern Linke sich schwarz über die Kommentare eines Oskar Klose: diese Differenz kommt jedoch nicht aus dem Fußball, sondern aus seiner nachträglichen Interpretation. Spätestens der Torschrei eint die kritischen Köpfe mit den angeblich so manipulierten. Überlegungen des KSV, eine Demonstration gegen den Volksbetrug Fußball-WM durchzuführen, scheiterten an der Unvereinbarkeit von Demonstrationszeitpunkt und Sendetermin der Übertagung dessen, wogegen protestiert werden sollte. Wir nehmen uns davon nicht aus: Sitzungen des MSZ-Kollektivs passten sich dem Spielplan des WM-Organisationskomitees an. Grund genug, so meinen wir, abgesehen von der Bewusstseinslage der meisten potentiellen Adressaten unserer Politik, mit den Mitteln der wissenschaftlichen Analyse einem Phänomen nachzugehen, das zunächst eher Wissenschaft behindert, als sie anzuregen.
GröSSerer Versuch über das Balltreten.
I.Der FuSSball als Spiel: Negation der Nützlichkeit
Das Spiel ist anders als die Arbeit emanzipiert vom Zwang des Nutzens. In einer Gesellschaft, deren Formen jener bestimmt, bleibt es den Kindern vorbehalten, obwohl auch hier sich der Nutzen einbildet, wofür die Frühpädagogik 'Der kleine Elektromann' gesorgt hat. Der Begriff des Spiels enthält jedoch, dass es nur seinen eigenen Regeln gehorcht. Das Herantragen von Momenten, die nicht im Spiel enthalten sind, gilt als Spielverderbnis, der Spielverderber ist einer, der die Regeln des Spiels verletzt, das der andere im aufzwingen will oder das Spiel stört. Den Zusammenhang finalen Handelns, die Mittel-Zweck-Relation, bezeichnet die Wissenschaft als Teleologie, das Spiel verkörpert deren Negation. Der Sinn des Spiels liegt ausschließlich in ihm selbst.
Das zeigt sich schon daran: Wer das Spiel nicht kennt, steht ratlos vor ihm. Zeitgenössische Berichte über junge Männer, die einer Lederkugel nachjagen, erinnern an Beschreibungen über das Verhalten Geistesgestörter. Nachvollziehbar ist dies dem Kontinentaleuropäer, wenn er den Versuch unternimmt, den Sinn des Krickettspiels zu enträtseln. Oder umgekehrt: eine Gruppe japanischer Studenten sieht zum ersten Mal ein Fußballspiel und meint, Ziel des Vorgangs auf dem Rasen sei es, den Ball mit dem Kopf zu treffen und ihn möglichst hoch in die Luft zu schießen. Würde man den Zweck des Fußballspiels bestimmen, 'als möglichst häufige Beförderung des Balles in das gegnerische Tor, so erführe dieser Zweck seine Begründung nur aus dem Spiel selbst, in dem er vorkommt.
Anders bei der Arbeit: ihr Zweck liegt außerhalb des Vorganges, der bei ihr stattfindet. Reproduktion des Arbeitenden, Stoffwechsel mit der Natur ist ihr Telos, sei es unmittelbar oder vermittelt über den Lohn in einer Gesellschaft, in der Arbeit vorwiegend als Lohnarbeit vorkommt. Das Spiel als gesellschaftliche Institution, das nicht nur den Kindern vorbehalten bleibt, setzt eine Gesellschaft voraus, die den Stoffwechsel mit der Natur, die Bereitstellung der Mittel zu ihrer Reproduktion soweit entfaltet hat, dass neben der für die Arbeit verwandten Zeit noch Zeit übrig bleibt, die frei von Arbeit ist, Freizeit. Diese Gesellschaft ist die kapitalistische. (In der Antike hat das Spiel noch Zwecke, die außerhalb seiner selbst lagen. Im Agon, dem rituellen Spiel, diente es der Kommunikation mit der Gottheit, selbst die olympischen Spiele reflektieren in ihren Disziplinen einen gesellschaftlichen Zweck, die Ertüchtigung im Kriegshandwerk. Der Feudalismus reservierte das Spiel für die herrschende Klasse und beließ den Volksmassen nur das Zuschauen.)
Indem das Spiel den Nützlichkeitszusammenhang der bürgerlichen Gesellschaft negiert, einen Freiraum darstellt, in dem die freie Zeit jenseits vom Nutzenprinzip gemäß dem Lustprinzip eingesetzt wird, an die Stelle der zweckorientierten Kraft- und Hirnanwendung das freie Spiel von Muskel- und Verstandeskräften tritt, enthält einen Verweis.
'Das Reich der Freiheit (das) beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion.' (Marx, Das Kapital).
II. Der FuSSball als Sport: Produkt der bürgerlichen Gesellschaft
'Sport (engl.), eine körperliche Tätigkeit, die um ihrer selbst willen ausgeübt wird, aus Freude an der Überwindung von Schwierigkeiten und meist unter Anerkennung bestimmter Regeln.' (dtv-Lexikon)
Der Begriff des Sports ist um 1800 in England entstanden. Er meint eine bestimmte Art menschlichen Handelns, das um seiner selbst willen betrieben wird auf eigens dafür geschaffenen Einrichtungen und in besonderen sozialen Institutionen. Was er voraussetzt, ist eine Leistung des Kapitals: 'Es ist so, malgre lui, instrumental in creating the means of social dispo-sible time, um die Arbeitszeit für die ganze Gesellschaft auf ein fallendes Minimum zu reduzieren, und so die Zeit aller frei für ihre eigene Entwicklung zu machen.' (Marx, Grundrisse). Ebenfalls in England entstand das Fußballspiel als Sport: zunächst Zeitvertreib von Collegeschülern organisierte er sich früh in Vereinen, gehorchte allgemein anerkannten Regeln und spielte sich im Rahmen einer nationalen Konkurrenz um die Meisterschaft ab.
Hier ist festzuhalten, dass der Sport vom Anbeginn seiner Existenz als gesellschaftliche Sphäre seinen ursprünglichen Zweck negierte: trieben die Colleges zunächst Leibesübungen nach dem Motto mens sana din corpora sano, so nahm die Leibesübung als Sport darauf keine Rücksicht mehr. Spätestens die Einführung des Faustkampfes als Sport erweist die Verkehrung der sportlichen Tätigkeit ins Gegenteil der Gesundheitsbeförderung. 'Der Zweck des Sportes ist natürlich nicht körperliche Ertüchtigung, sondern der Zweck körperlicher Ertüchtigung kann Sport sein.' (Brecht, Die Todfeinde des Sports) oder plastischer: 'Boxen zu dem Zweck, den Stuhlgang zu heben, ist kein Sport.' (ibid).
Die minutiös registrierten letzten Wochen des Günter Netzer vor der WM rücken den Zusammenhang zurecht: Vom Fußball hat er regelmäßige Verletzungen, die seine Fitness fortlaufend ankratzen, deshalb macht er Fitnesstraining, um wieder Fußballspielen zu können, (über die Funktion von 'Trimm-Dich-Aktionen' ist hier nicht der Ort zu handeln, denn hierbei handelt es sich nicht um Sport, sondern um Trimm-Dich-Aktionen, wie aus obigem klar sein dürfte). Netzer spielt Fußball zunächst um des Fußballs Willen, sein Spiel als Fußballspiel gehorcht den Regeln der FIFA und sonst niemandem. Der Witz am Sport liegt nun darin, dass eine Gesellschaft, in der produziert wird, um Werte zu erzeugen, einen Bereich sich hält, indem keine Werte produziert werden, in dem nicht gearbeitet wird.
Dass Fußball keine Arbeit ist, macht trotz des Geschwätzes 'linker' Kritiker vom Fußballkapitalismus eine anschauliche Überlegung deutlich: obwohl kein Mensch auf den Gedanken käme, zu verkünden 'Ich gehe jetzt arbeiten!', wenn er mit Freunden zum Fußballspielen aufbricht, soll der gleiche Vorgang plötzlich Arbeit sein, wenn er für Geld gemacht wird. Einen defekten Motor reparieren nennt man allemal jedoch Arbeit, gleichgültig, ob man dafür bezahlt wird oder nicht). Aus dem Fußball selbst ist nur herauszuholen, dass er seinen Zwecken gehorcht, die - wie oben schon angegeben - darin bestehen, den Ball so oft wie möglich im gegnerischen Tor unterzubringen. Aus der Arbeit hingegen, die sich in Produkten niederschlagen muss, die menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigen müssen, um als gesellschaftlich nützlich anerkannt zu werden, lässt sich ihre gesellschaftliche Qualität unmittelbar erschließen. Hieraus folgt, dass der Fußball als Sport zwar die kapitalistische Gesellschaft voraussetzt, diese mit ihm aber noch ein emanzipatives Produkt hervorgebracht hat, einen Bereich menschlicher Tätigkeit, der eigenen Bestimmungen gehorcht, 'ausschließlich um seiner selbst willen ausgeübt wird', wie Brockhaus formuliert.
III. Der FuSSball als Geschäft: Vollendung und Zerstörung des Spiels
'So perfekt spielen nur Profis!' (Westdeutscher Sportreporter)
Das Spiel hat an sich selbst sein Maß: da es hierin der Kunst gleicht, eröffnet dieser Sachverhalt den Sportreportern ein weites Reich der Superlative, die aus einem Vokabular stammen, wie es ansonsten provinziellen Kunstrichtern eignet). Nicht dem Spiel Äußeres bestimmt den Grad seiner Wirkung (über den Nationalismus im Sport siehe Kasten), sondern die vollendete Exekution seiner Regeln. Dies setzt aber die unumschränkte Formierung der körperlichen und auch der geistigen Fähigkeiten voraus. Der Arbeiter im kapitalistischen Produktionsprozess, dem dieser das zweckmäßige Funktionieren seiner Physis abverlangt, bezahlt damit durch die fortwährende Zerstörung seiner Individualität. Erst wenn diese ganz freigesetzt wird für das Spiel kann sie sich voll dessen Erfordernissen anpassen. Im professionellen Fußball wird das Fußballspielen zum 'Beruf'. Der Berufsfußballer ist ein Mensch, der eine Wunschvorstellung des kapitalistischen Individuums vorstellt: er verdient sein Geld nicht durch Arbeit, sondern im Spiel. Spielend Geldverdienen, wer möchte das nicht?
Der Begriff des Berufs drückt üblicherweise eine Position in der kapitalistischen Arbeitsteilung aus, mit Hilfe derer man sein Geld verdient durch Arbeit, das heißt durch einen Beitrag zum Reproduktionsprozess der Gesellschaft. Die Rede vom anständigen Beruf meint, jemand verdient durch Arbeit sein Geld und nicht durch etwas anderes, wie z. B. Betrug und Gaunerei. Dass Fußball kein Beruf ist, zumindest kein anständiger, geben seine Fans auch offen zu, wen sie z. B. in Porträts der Nationalspieler immer wieder betonen, er habe es auch beruflich zu etwas gebracht und wenn er nur sein Geld gut angelegt hat. Die Superstars des westdeutschen Kickens, Netzer und Beckenbauer haben auch geschäftlich die größten Erfolge vorzuweisen.
Dass das Geld, das Fußballer verdienen, etwas anderes ist, als der Lohn des Arbeiters, zeigen die Beträge, die für Asse bezahlt werden: bemisst sich die Lohnhöhe nach dem Preis der Arbeitskraft, so die Höhe des Fußballersalärs nach Erfolg, Attraktion des Starnamens und anderen Faktoren. Dennoch ist die Bezahlung des Fußballspielens die Voraussetzung des Niveaus, das es mittlerweile erreicht hat. Nicht zu Unrecht spricht man von Ballartisten, Leuten, die ihren Körper bis zur Perfektion formiert haben, Mannschaften die 'traumhaft' harmonieren. Der Sorgen um die Reproduktion enthoben können sie sich auf das Spiel konzentrieren und das Spiel bleibt zunächst Spiel, auch wenn noch soviel Geld daran hängt. Dennoch bezahlt es seinen Preis fürs Geschäft, das mit ihm gemacht wird: um die Basis des Profifußballs zu erhalten, muss das Publikum ihn sehen wollen: die Profimannschaften sind zu guten Spielen verurteilt. Haben sie einen schlechten Tag, verlieren sie Publikum, der Verein Geld und die Profis Prämien.
Längere Zeit außer Form befindliche Profis verlieren das 'Bundesligaformat' und ihren 'Beruf', der gerade die Bedingung ihrer Form ist. Da sich gute Spiele in Erfolgen niederschlagen (wir erinnern uns: Zweck des Fußballs sind die erzielten Tore), bemisst das Publikum die Güte des Spiels einer Mannschaft an ihren Erfolgen. Das geflügelte Wort des Sportjournalismus, eine Mannschaft 'sterbe in Schönheit' ist wörtlich zu nehmen, meint es doch, sie hätte keinen Erfolg und steigt deshalb ab. Das Angewiesen sein auf Erfolge (kein Mensch fragt heute noch, ob die Mannschaft von Milan letztes Jahr gegen Ajax schön gespielt hat, sie gewann 1:0 und damit den Europacup), produziert im Profifußball ein Moment seiner Selbstzerstörung, indem er das Resultat des Spiels verabsolutiert und damit immer wieder selbst das Spiel destruiert. Defensivfußball, vorsätzliche Fouls (im Jargon 'Notbremse' genannt) sind Verstöße gegen die Bestimmungen des Spiels und verraten, dass sich ins Spiel selbst das Geschäft eingenistet hat. Spitzenverdiener der Profifußballs erklären in Interviews, vor allem spielten sie aus Freude am Fußball und dass es dafür Geld gäbe, sei ein nicht unwillkommener Nebeneffekt.
Darin liegt das Wahre, dass sie gute Spieler sein müssen, um an das große Geld zu kommen. Zugleich aber ist dieses Selbstverständnis in dem Augenblick der Lächerlichkeit überführt und vorm Geschäft blamiert, wenn sie nicht mehr in Form sind. Dann nützt die ganze Freude am Spiel nichts, weil sie damit kein Geld mehr verdienen, arbeiten müssen, mehr außer Form geraten und schließlich in der Amateurliga - sofern sie dann noch Freude am Spiel haben - sich die Schienbeine polieren lassen müssen. Der Fußball als Geschäft ist somit das Doppelte, dass er die im Spiel angelegten Möglichkeiten menschlicher Entfaltung voll freisetzt, sie zugleich jedoch pervertiert und zerstört. Diese Überlegung steht noch vor den in linker Kritik gängigen, die sich die Unterwerfung des Fußballs unters Kapital naiv vorstellen und dann nicht mehr herkriegen, warum Fußball immer noch Freude bereitet, erregte Anteilnahme, wo sonst der Kapitalismus doch fortlaufend das schiere Gegenteil davon produziert. (Damit soll der Zusammenhang von Fußball und Profitmaximierung nicht geleugnet werden. Sie treffen jedoch nicht den Fußball, sondern seine Verwalter. Reklame auf dem Trikot von Beckenbauer affiziert seinen Umgang mit dem Ball mitnichten.)
IV. Der FuSSball als Ideologie: Opium fürs Volk?
'Die Brasilianer begingen den Triumph ihrer Mannschaft mit einem zweiten Karneval. Auch die ärmsten der Armen fühlten sich als Brasilianer.' (D. Kronzucker im 'Weltspiegel')
Was der Kapitalismus den Individuen antut, analysiert Marx als Herrschaft sachlicher Verhältnisse über die Personen. Die Privatsubjekte erfahren zwar die Bestimmungen ihres Handelns vermittelt über den freien Willen, jedoch affiziert dessen Grundlage, die jeweilige Revenuequelle (Arbeit, Kapital oder Grundbesitz), noch abstrakt ihr Selbstverständnis als Personen, indem es die Alternativen ihrer willentlichen Entscheidung einengt. Die quantitative Begrenzung des Lohns schränkt den Kreis der Bedürfnisse vermittels eines diesen äußerlichen Kriteriums ein: nicht 'will ich das?' oder 'brauch ich das?' ist allein entscheidend, sondern 'kann ich mir das leisten?' Der Entfaltung ihrer selbst sehen sie sich durch Voraussetzungen behindert, die nicht sie selbst kontrollieren. Die Vergesellschaftung des Menschen wird als Fremdbestimmung erfahren. Die bürgerliche Soziologie formuliert dies als 'ärgerliche Tatsache der Gesellschaft' (Dahrendorf). So produziert diese Beschränkung der Individualität bei den ihr Unterworfenen den Wunsch nach einem Bereich, in dem das Individuum nur sich gehorcht.
Das Bürgertum, solange es noch erfüllt war von seiner historischen Mission, erschloss sich diesen in der Kunst: 'Im Kunstschönen ist der Gedanke verkörpert, und die Materie von ihm nicht äußerlich bestimmt, sondern existiert selber frei, in dem das Natürliche, Sinnliche, Gemüt usf. in sich selbst Maß, Zweck und Übereinstimmung hat, und die Anschauung und Empfindung ebenso in geistige Allgemeinheit erhoben ist, als der Gedanke seiner Feindschaft gegen die Natur nicht nur entsagt, sondern sich in ihr erheitert und Empfindung, Lust und Genuss berechtigt und geheiligt ist, so dass Natur und Freiheit, Sinnlichkeit und Begriff in Einem ihr Recht und Befriedigung finden.' (Hegel, Vorlesungen über Ästhetik I).
Ähnliches galt für die Religion, die der zitierte Hegel neben der Kunst im Reich des Geistes gelten lässt. Man muss nicht die Essays der Kulturkritik gelesen haben, um zu wissen, dass zeitgenössische Kunst dazu nicht mehr taugt, wofür sie selbst weniger kann, als dass die volle Durchsetzung des Kapitalismus sie nicht daran hindern würde, und dass die Religion als Faszinosum im entfalteten Kapitalismus nur noch als Farce à la Jesus-People auftaucht. Die Sehnsucht der kapitalistischen Privatsubjekte nach einem Bereich, in dem sie sich als Individuen behaupten können, muss aber durch die immer gravierendere Zerstörung der Individualität eher intensiver denn schwächer geworden sein. Sie findet nur neue Objekte. Diesen ist eigen, dass sie den Mangel der bürgerlichen Kunst, die 'von Anbeginn mit dem Ausschluss der Unterklasse erkauft' war, nicht mehr kenne. Jene, 'denen Not und Druck des Daseins den Ernst zum Hohn macht und die froh sein müssen, wenn sie die Zeit, die sie nicht am Triebrad stehen, dazu benutzen können, sich treiben zu lassen', (Horkheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung) können dies durch die Entgleisung der Bereiche, die nicht vom Telos kapitalistischer Produktion beherrscht sind. Neben die Kulturindustrie tritt z. B. der Fußball.
Im Gegensatz zur großen Kunst ist der Fußball nur noch Ideologie deshalb, weil er eine Welt vorstellt, in der das möglich ist, was die wirkliche verweigert, selbstbestimmtes Handeln, dieses jedoch limitiert auf eine fade Spielwiese, innerhalb dessen Freiheit sich auf diejenige des Toreschießens beschränkt.
Dient der Fußball als Träger der Projektionen vom besseren Leben, so resultiert daraus seine Wirkung auf diejenigen, die an ihn glauben. Die Ideologie wirkt zurück auf die sie hervorbringende Gesellschaft. Hier haben ideologiekritische Versuche über den Fußball ihr Recht, die darauf hinweisen, dass Erfolge der deutschen Mannschaft das Staatsvolk mit seiner Regierung versöhnen, deren Wahlchancen steigern, den sozialen Frieden stabilisieren helfen, das Selbstbewusstsein stärken u. a. m. Nachweisen ließe sich auch, dass in den Ländern, die dem imperialistischen System subsumiert sind ohne selbst eine nationale Kapitalakkumulation und die Ausbildung bürgerlicher Verkehrsformen nachvollzogen zu haben, der Fußball als synthetische Form der nationalen Identität, als Ersatz für die mangelnde Staatlichkeit herhalten muss. Brasilien als Nation repräsentieren die Nationalspieler eindringlicher als die Reißbrettstadt Brasilia. Noch augenscheinlicher und auch gefährlicher wird das Ideologische, Falsche am Fußball, wenn Baby Doc Duvalier eine haitianische Fußballmannschaft aus den besten seiner Totons Macoutes aushebt, die prompt zum 'Liebling des Münchner Publikums' (SZ) wird.
V. FuSSball als Faszination: Die Überhöhung des Banalen
Unter die Todfeinde des Sports fasst Brecht den 'Wissenschaftlichen Fimmel. Hierzu gehören leider meistens mit besonderer Unterstützung der Presse die krampfhaften Bemühungen einiger .Kenner', aus dem Sport eine Art, Kunst’ zu machen.' (op. cit.) Dabei ist die Artifizierung des Fußballs noch eine relativ harmlose Variante, deren bekanntester Vertreter, Heinz Mägerlein, nahezu in Vergessenheit geraten ist. Häufiger ist die Adelung des Königs Fußball, der zur 'herrlichsten Nebensache der Welt' glorifiziert wird. Diese Phrase verdient jedoch, näher untersucht zu werden, weil in ihr mehr Wahrheit über Fußball und Kapitalismus steckt, als in allen bislang erschienenen kritischen Veröffentlichungen zu diesem Thema. Ein scharfsinniger SZ-Leitartikler, C. H. Meyer, formuliert auf dem Boden dieser These die Mahnung: 'Es wäre etwa bedenklich, wenn durch den Fußball die Politik zur Nebensache degradiert würde, wenn das Urteil darüber verlorenginge, was wichtig ist.' Was wichtig ist, das ist der bürgerlichen Gesellschaft längst verloren gegangen; nicht ist dies z. B. was im Vorderteil der SZ steht, was die herrschenden Charaktermasken so verzählen im Parlament oder auf Reisen. Die Oberfläche dessen, was wichtig wäre, findet sich am ehesten noch im Wirtschaftsteil. Der Witz besteht gerade darin, dass die Schreiber von Leitartikeln bürgerlicher Zeitungen nicht wesentlich mehr von der Welt und dem, was sie im Innersten zusammenhält, wissen als Oskar Wark. Der Rücktritt eines Bundeskanzlers hat auf die gesellschaftliche Entwicklung in diesem Land kaum mehr, eher weniger Einfluss als ein eventueller Sieg der BRD/Westberlin-Mannschaft bei der WM, nicht auszudenken einer der 'Ostzone' (A. Tetzlaff) über uns!
Wenn es also darum geht, was denn die Hauptsache sei, zu der sich Fußball als Nebensache verhält, haben sich Politjournalisten und Sportreporter aber auch gar nichts vorzuhalten. Die Beschäftigung damit findet praktisch in den Klassenkämpfen, theoretisch in der Arbeit einer winzigen Minderheit, der Kommunisten, statt. Dennoch liegt in der Rede von der 'herrlichsten Nebensache' ein Verweis auf eine Gesellschaft, in der freies Spiel der Kräfte, das Tun einer Sache um ihrer selbst willen, nur Nebensache sein soll, reserviert für wenige. Die Ahnung einer vom Zwang der Produktionsverhältnisse, von der Not der Reproduktion durch (Lohn-)Arbeit befreiten Gesellschaft, ist in unserem Lande bei den Unterdrückten und Ausgebeuteten nicht vorhanden als Klassenbewusstsein, als revolutionäre Theorie und Willen zur verändernden Konsequenz, sondern u. a. als Faszination Fußball oder als Traum vom kleinen Prinzen, der einen bei der Hand nimmt und in ein anderes Land entführt. In der Nebensache steckt der Keim der Hauptsache und daraus bezieht sie ihre Herrlichkeit. Im Fußball jedoch, der ein Spiel ist, finden wir den Gedanken der emanzipierten Individualität, der selbstbestimmten Vergesellschaftung im kollektiven Handeln nur als Karikatur; letztlich ein Hohn auf das vorgestellte Andere, wenn es ausgerechnet in den Fußball projiziert wird.
Dass Fußball fasziniert in dem Maße, wie er es tut, ist erschreckend für das kritische Bewusstsein. Die Hunderttausende, die Samstag die Stadien füllen, und in der Identifikation mit dem Spiel ihre Identität suchen, stehen gleichsam in einer gigantischen Abseitsfalle, andererseits, wer wollte ihnen verübeln, wenn sie ausgerechnet beim Fußball suchen, was die warenproduzierende Gesellschaft ihnen vorenthält? Hier klärt sich auch das eingangs angesprochene Problem, warum Linke die BRD spielen und siegen sehen wollen: Die Freude am Spiel ist das Rationale am Fußball, die Identifikation mit der Nationalmannschaft Konsequenzen des modernen Fußballs, der, die bürgerliche Individualität auch dann noch erliegt, wenn sie im Denken über sie schon hinaus ist. Wogegen man sich ständig wehren muss ist jedoch der ideologische Versuch, ausgerechnet den Fußball zu einer Sache zu überhöhen, die er nicht ist. Dies gilt auch für diverse marxistisch auftretende Versuche, am Fußball eine kapitalistische Qualität zu entdecken, wo immer nur das gemeint ist, was der Kapitalismus aus dem Fußball macht. Letzteres, das Walten der Schuhfabrikanten und der Werbeindustrie um den Fußball herum, affiziert die Freude am Fußball zunächst ebenso wenig, wie dasjenige der pharmazeutischen Industrie beim Geschlechtsverkehr.
Die Überhöhung des Fußballs vom Spiel zur Weltanschauung scheitert aber immer wieder am Fußball selbst, er ist einfach zu blödsinnig - und dies ist durchaus positiv gemeint - als dass er sich mit dem Denken vertrüge: 'Seit der Gerd im Strafraum denkt, trifft er nicht mehr.' (Udo Lattek) Warum soll man auch ausgerechnet beim Fußball, der doch als Spiel seinen Sinn hat, und nur als solches, Denken investieren, das doch bitter nötig ist, um dasjenige zu erkennen, was immer noch die Hauptsache ist. Die Zerstörung irrationaler Faszination, die Fußball produziert, ist kein Verdikt, das gegen ihn erlassen wird: 'Noch Blödeln braucht nicht stumpf zu sein, kann selig als Dispens von den Selbstkontrollen genossen werden.' (Adorno, Freizeit).
FuSSBall und Nation
'Paul war Deutschland und Deutschland Paul.' (Bild am Sonntag)
Zum Fußball hinzu kommt bei der Weltmeisterschaft, dass es Nationalmannschaften sind, die ihn spielen. Er betritt die Sphäre des Staates und diese verleiht ihm hoheitliche Züge. Verteidiger, Mittelfeldspieler und Sturmspitzen betreten plötzlich daneben noch als Staatsbürger den Rasen. Ihre Besonderheit, die besten Kicker des Landes zu sein, macht sie zu dessen Repräsentanten, als solche gleichen sie Beamten oder Mandatsträgern:
- das Geld versteckt sich hinter der Ehre
- der persönliche Ehrgeiz tritt hinter das Mannschaftsganze, denn es gilt, ein größeres Ziel zu erreichen, den Sieg Deutschlands
- die Auserwählten werden Vorbilder, nationale Idole und dies affiziert sie als Ganze, sie haben sich als Vorbilder zu benehmen auch außerhalb des Fußballfeldes.
Es geht um die Nation, dem ist der Eigennutz hintenanzustellen! (Gerade bei Nationen, denen deren Grundlage, die Allgemeinheit der im Staat aufgehobenen Interessen, abgeht, wie z. B.. Zaire, soll die Nationalmannschaft jene herstellen und zwar - schenkt man Presseberichten Glauben - bei Gefahr für Leib und Leben. 'Siegt oder sterbt!', soll Mobutu ihnen gekabelt haben wie einst Kaiser Wilhelm den nach China ziehenden Soldaten nachrief).
Interessant ist in diesem Zusammenhang das Auftreten der Nationalmannschaft der DDR, die sich einerseits als Nation behaupten, andererseits die Überlegenheit einer gesellschaftlichen Entwicklung beweisen will, deren Subjekte, das Proletariat, so hießt es einmal im Kommunistischen Manifest, kein Vaterland haben, sich gerade nicht als Nation behaupten, sondern als Klasse Geschichte machen wollen. Dieser Widerspruch drückt sich in, der Argumentation des DDR-Fußballs aus! Richtig wird gesagt, dass Fußball ein Spiel ist, das Spaß macht, an ihm also nichts Falsches sei. Gefährlich würde er erst im Einsatz für schlechte Zwecke. Im Sozialismus sei er eine Möglichkeit der allseitigen Entfaltung des Menschen. Hinter diese Einsicht fällt die DDR sofort wieder zurück, wenn sie ihre Nationalmannschaft beweisen lassen will, dass der Sozialismus dem Kapitalismus überlegen ist: die Erfolge unserer Sportler, heißt es da, zeugen von den Leistungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR!
Die Absurdität des Arguments, die das Unverständnis seiner Benutzer vom Sport und vom Sozialismus verrät, wird offenkundig, wenn die Sportler der DDR Misserfolge haben. Die Differenz der gesellschaftlichen Systeme könnte nur sich zeigen am Umgang mit dem Sport, nicht an ihm selbst. Am Auftreten der DDR-Nationalmannschaft jedenfalls, zeigt sie sich nicht. (Wenn in der UZ, der Zeitung der DKP, von 'unserer Mannschaft' die Rede ist und das BRD/Westberlin Team gemeint ist, so geben diese deutschen 'Kommunisten' zu erkennen, dass sie ein Vaterland haben und eine bürgerliche Zeitung machen.)"
Q: Münchner Studentenzeitung Nr.5, München 26.6.1974
1. Juli 1974:
Der Arbeitersportverein (ASV) Roter Sturm Dortmund der KPD gibt vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt heraus:
„Seit Monaten wird die Fußball Weltmeisterschaft zum größten nationalen und internationalen Ereignis aufgebauscht. Die Spieler posieren als Nationalhelden, die für ihr Land kämpfen und siegen. Doch was haben die Spieler außer dem Fußball mit uns gemein? Die meisten von uns spielen Fußball um sich fit zu halten und in ihrer Mannschaft mit anderen ihre Kräfte zu messen. Nicht so unsere Nationalspieler. Sie spielen nicht mehr aus Freude am Fußball, sondern kassieren Gehälter, von denen wir nur träumen. Diese Millionäre, die Luxusvillen besitzen und Superwagen fahren sind angeblich die, die uns auf dem Fußballfeld vertreten.
Auf der anderen Seite macht die Regierung die WM zur größten Polizeishow aller Zeiten. Wegen angeblicher Attentatsdrohungen schikanieren bis an die Zähne bewaffnete Polizisten die Bevölkerung und die Zuschauer. Auf 20 Zuschauer kommt ein Polizist. Diese Einsätze sollen 'die Bevölkerung an den Anblick schwerbewaffneter Polizei gewöhnen wie ans Steuerzahlen' (Weyer (FDP, d. Vf.)). Genauso sind diese Manöver Übungen für bevorstehende Angriffe der Polizei gegen Streiks und Demonstrationen.
Ihre erste Schlappe musste die Polizei im Spiel DDR-Chile einstecken, wo viele Zuschauer ihrer Empörung über die sportliche Anerkennung der faschistischen chilenischen Junta Ausdruck verliehen. Trotz siebenfacher Polizeikontrollen gelang es einigen Antifaschisten große Transparente ins Stadion zu schaffen, auf denen sie ihre Solidarität mit dem unterdrückten chilenischen Volk zeigten.
In der Vorbereitung der WM wurden für Millionen Mark Stadien gebaut, die nur alle vierzehn Tage benutzt werden, während viele Jugendliche und kleine Vereine nicht Fußball spielen können, weil keine Plätze vorhanden sind. Wir können in der WM keinen Ersatz für eigene sportliche Betätigung sehen. Doch die bürgerlichen Vereine dienen dazu, den Jugendlichen vorzugaukeln, durch gute Leistung könnten sie sich zu einem zweiten Gerd Müller hochackern, und sich aus ihren miesen Lebensbedingungen befreien. Von ca. einer Million DFB-Mitgliedern haben es aber nur 22 geschafft.
Wie in der Weimarer Zeit brauchen wir jetzt Arbeitersportvereine, in denen nicht einzelne Stars gezüchtet werden, sondern der Mannschaftsgeist und die Solidarität ausschlaggebend sind. Wir wollen nicht beim Jagen nach Superleistungen unsere Körper kaputt machen, wir wollen Sport treiben, um gesund zu bleiben und auch über den Sport hinaus gemeinsam zu handeln.
Wer im Sport solidarisch handeln lernt, wird das auch im Betrieb tun. Deshalb gilt im Sport wie im Betrieb: Gemeinsam sind wir stark.“
Q: ASV Roter Sturm: Seit Monaten wird die Fußball Weltmeisterschaft ..., Dortmund o.J. (1974)
Januar 1975:
Laut KPD gründeten sich Anfang 1975 in West-Berlin mehrere Rote Sportinitiativen, die sich später zum Arbeitersportverein (ASV) Solidarität zusammenschließen sollten.
Q: Rote Fahne Nr.8, Köln 25.2.1976,S.11
13. April 1975:
In Schleswig-Holstein fanden Landtagswahlen (LTW) statt. U.a. kandidierten auch die DKP und die KPD. Eine „Erklärung“, sich bei den Wahlen am 13. April für die DKP zu entscheiden, wurde u. a. unterstützt von: Arnold Beutler, Kiel, Mitglied des 'Rotsport' seit 1928.
Q: Kommunist Extra, Flensburg o.J. (1975); Kommunist Nr.3,Kiel 1975; Kommunistische Volkszeitung Nr.15, Mannheim 17.4.1975; Kontraste Nr.7, Kiel 1975, S.3; Werft-Echo, Kiel 25.2.1975 und o.J. (1975), S.3 bzw. Beilage; B 76 Nr.2, Preetz Februar 1975,S.3; Pinneberger DKP-Information Nr.2, Pinneberg Apr./Mai 1975,S.5; Die Zange, Büchen April 1975; Der rote Kurier Nr.4, Kiel 1975; Der Standpunkt Nr.30, Kiel März 1975; Husumer DKP-Information Nr.1, Husum 1975; Itzehoer Echo Nr.2, Itzehoe 1975; Rund um den Krupunder See Extra Landtagswahl, Rellingen 1975; Unser Weg, Norderstedt 5.4.1975; Rote Fahne Nr.9, Köln 5.3.1975
11. Mai 1975:
In Freiburg fand, laut und mit KBW, auf Initiative von Sportstudenten ein Fußballturnier zum Aufbau Südvietnams mit 360 Spielern statt.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.19, Mannheim 15.5.1975
30. Januar 1976:
Die Bundesregierung legte, laut KPD, ihren dritten Sportbericht vor.
Q: Rote Fahne Nr.5, Köln 4.2.1976
25. Februar 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr.8 heraus. Berichtet wurde u. a. auch vom Arbeitersportverein (ASV) Solidarität. „Seit ca. einem Jahr nämlich habe es in Berlin rote Sportinitiativen gegeben, aus denen sich dann vor einiger Zeit der ASV gebildet habe, der in fünf Stadtteilen (u.a. im Wedding) über Freundschaftsgruppen verfüge.“
Q: Rote Fahne Nr.8,Köln 25.2.1976
März 1976:
Der KJV der KPD bzw. dessen ZK gaben vermutlich im März das Flugblatt „Aufruf des ZK des KJVD. Alle zum Werner-Seelenbinder-Sportfest! Köln, Ostern 1976 (16.-18.4.)“ heraus.
Q: KJVD-ZK: Aufruf des ZK des KJVD. Alle zum Werner-Seelenbinder-Sportfest! Köln, Ostern 1976 (16. - 18.4.), Köln o.J. (1976)
10. März 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr.10 heraus. Aufgerufen wurde zum Sportfest des KJVD.
Q: Rote Fahne Nr.10, Köln 10.3.1976
14. März 1976:
Der Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Berlin der KPD führte, laut KPD, seine erste Mitgliederversammlung durch.
Q: Rote Fahne Nr.13,Köln 31.3.1976
16. März 1976:
Die KPD gibt die Nr.11 ihres „Rote Fahne Pressedienstes“ (RFPD) heraus.
Aufgerufen wurde zum Sportfest des KJVD am 16.4.1976.
Q: Rote Fahne Pressedienst Nr.11, Köln 16.3.1976
21. März 1976:
Der Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Berlin der KPD führte, laut KPD, sein erstes Fußballspiel durch, bei dem die Freundschaftsgruppe Neukölln vor ca. 50 Zuschauern gegen die Freundschaftsgruppe Wedding antrat.
Q: Rote Fahne Nr.13, Köln 31.3.1976
22. März 1976:
Der Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Berlin der KPD gab laut KPD, vermutlich in dieser Woche erstmals seine Zeitung „Solidarität“ heraus.
Q: Rote Fahne Nr.13, Köln 31.3.1976
29. März 1976:
Im Verlag Kämpfende Jugend des KJVD der KPD erschien, laut KPD, vermutlich in dieser Woche der Roman von Karl Radetz, „Der Stärkere. Das Leben des kommunistischen Arbeitersportlers Werner Seelenbinder.“
Q: Rote Fahne Nr.14, Köln 7.4.1976
31. März 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr.13 heraus. Aus Westberlin wurde vom eigenen Arbeitersportverein (ASV) Solidarität berichtet.
Q: Rote Fahne Nr.13, Köln 31.3.1976
4. April 1976:
In Berlin führte, laut KPD, ihr Arbeitersportverein (ASV) Solidarität ein regionales Sportfest in den Rehbergen zur Vorbereitung des bundesweiten Werner Seelenbinder Sportfestes des KJVD der KPD durch. Es beteiligten sich über 150 SportlerInnen in fünf Fußballteams (3 vom ASV, eines von der Bundesdruckerei (DP-Bereich) sowie der FC Grenzstraße Neukölln, 3 Handballteams und 4 Volleyballteams. Im Fußball siegt die Freundschaftsgruppe Wedding des ASC, in den beiden anderen Disziplinen die Freundschaftsgruppe Charlottenburg. Festgestellt wurde aber: „Um sich mit den Massen in den bürgerlichen Sportvereinen zu verbinden, muss das sportliche Niveau gehoben werden.“
Q: Rote Fahne Nr.14 und 15, Köln 7.4.1976 bzw. 15.4.1976,S.S.11
7. April 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr.14 heraus. Eingegangen wurde auch auf den eigenen KJVD und einem ASV-Solidarität.
Q: Rote Fahne Nr.14, Köln 7.4.1976
12. April 1976:
In Berlin wurde, laut KPD, vermutlich in dieser Woche eine Erklärung für eine revolutionäre Maidemonstration gemeinsam von KPD, KJVD, KSV, KPD/ML, Roter Hilfe (RH) e.V., RHD, LgdI, der Initiative für einen BSLE, dem Arbeitersportverein (ASV) Solidarität, der VSK, der EKKE Griechenland, der AASPE Griechenland, der FRAP Spanien und dem Iranischen Studentenverein verfasst.
Q: Rote Fahne Nr.16, Köln 21.4.1976,S.4
14. April 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ (RF) Nr.15 heraus. Aufgerufen wurde zum Werner Seelenbinder Sportfest des eigenen KJVD, nicht aber zum Festival der Jugend der DKP.
Q: Rote Fahne Nr.15, Köln 14.4.1976
16. April 1976:
Es begann das dreitägige Werner-Seelenbinder-Sportfest des KJVD der KPD in Köln auf der Bezirkssportanlage Süd, zu dem auf Initiative des ZK des KJVD ein Vorbereitungskomitee aufgerufen hatte, dem u.a. Peter Pfannschmidt, Elke Sens, Gerd Stamer, Axel Motullo aus Westerland in Schleswig-Holstein, Otto Klopke und Detlef Franke aus Berlin sowie der Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Berlin angehörten. Es beteiligen sich auch die VSK Berlin und die Musikgruppe der VSK Köln. U.a. sollen zur Solidarität mit den Verurteilten des PEF Türkei-Prozesses in Köln Fußballspiele mit türkischen Mannschaften ausgetragen werden.
Laut KPD beteiligten sich 26 Fußballteams u.a. aus:
- Baden-Württemberg von KJVD-Sympathisanten aus Mannheim und aus Kirchzarten;
- Bayern KJVD-Frauen aus München;
- Berlin vom FC Grenzstraße Neukölln und vom ASV Wedding;
- Bremen von KJVD/KSV sowie ein weiteres Team;
- Hamburg vom KJVD;
- Hessen von KPD/KJVD Frankfurt
sowie NRW der SV Stoppenberg Essen, von der FIS Iran Köln, vom KJVD Warendorf und aus Wuppertal.
Q: Dem Volke Dienen Nr.3, Köln 1976, S.3; Rote Fahne Nr.10, 13, 14, 15 und 17,Köln 10.3.1976, 31.3.1976, 7.4.1976, 14.4.1976 bzw. 28.4.1976; Rote Fahne Pressedienst Nr.11, Köln 16.3.1976; KJVD-ZK: Aufruf des ZK des KJVD. Alle zum Werner-Seelenbinder-Sportfest! Köln, 1976
17. April 1976:
Laut KPD beteiligten sich über 800 SportlerInnen an der Eröffnungsdemonstration des Werner Seelenbinder Sportfestes ihres KJVD in Köln.
Q: Rote Fahne Nr.16, Köln 21.4.1976
18. April 1976:
Laut KPD besuchten über 800 die Abschlussveranstaltung des Werner Seelenbinder Sportfestes ihres KJVD in Köln.
Q: Rote Fahne Nr.16, Köln 21.4.1976
22. April 1976:
Die Nr.3 der „Zündkerze' - Betriebszeitung der KPD/ML für Opel-Bochum“ erschien. Aufgerufen wurde in der „Zündkerze“ dazu:
„BOYKOTTIERT DAS FUSSBALLTURNIER DER D'K'P! Großes Opel-Fußballturnier, 15 Mannschaften bereits gemeldet', 'Sportlerball im Juli', so wird es in den nächsten Wochen im rosa Kadett (gemeint war der „Roter Kadett“ der DKP, d. Vf.), der Betriebszeitung der D'K'P heißen.
Wir kennen das vom letzten Jahr, nur 'dieses Jahr wird alles ein bisschen größer', verkündet die D'K'P stolz. Und als ersten Preis gibt es wohl wieder den großen Knüller: eine Woche Urlaub in der DDR für die Siegermannschaft.
Fußballturnier bei uns im Betrieb? Das hört sich gar nicht schlecht an, wird vielleicht mancher Kollege sagen. Und genau darauf spekuliert die D'K'P. In Wirklichkeit geht es ihr nicht um die Freizeit der Kollegen, denn das Turnier ist nur eine schöne Verpackung für ihre reaktionäre Politik, genau wie all die Pop-Festivals und 'Volksfeste', die die D'K'P sonst noch organisiert.
Kollegen, mit Sportveranstaltungen und Festen will die D'K'P Euch nur ködern, getreu der Devise: Mit Speck fängt man Mäuse. Und wenn Ihr erst mal gekommen seid, dann kommen diese Festveranstalter auch schnell zu ihrem eigentlichen Vorhaben, dann versucht sie Euch weiszumachen, dass sie Eure Partei ist, die konsequent gegen Ausbeutung und Unterdrückung kämpft, für den Sozialismus. Dann preist sie Euch ihr großes Vorbild an, den 'Sozialismus' in der DDR …“
Wir rufen Euch dazu auf: „Erteilt der D'K'P eine Abfuhr, boykottiert ihr 'Fußballturnier' und ihren 'Sportlerball', denn es sind Propagandaveranstaltungen für ihre sozialfaschistische Politik!“
Q: Zündkerze Nr.3,Bochum April 1976
28. April 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr.17 heraus. Eingegangen wurde auch auf das Werner Seelenbinder Sportfest am 16. April 1976.
Q: Rote Fahne Nr.17, Köln 28.4.1976
10. Mai 1976:
Die KPD berichtete vermutlich aus dieser Woche aus Berlin von Polizeiüberfällen auf ihren Arbeitersportverein (ASV) Solidarität wegen Fußballspielens im Park, u.a. in Charlottenburg.
Q: Rote Fahne Nr.20,Köln 19.5.1976
15. Mai 1976:
In Berlin gab der Arbeitersportverein (ASV) Solidarität der KPD ein Flugblatt heraus, mit dem zum 1.Volkslauf des ASV am 30. 5.1976 aufgerufen wurde.
Q: ASV: Flugblatt, Berlin 15.5.1976
19.Mai 1976:
Die „Rote Fahne“ der KPD berichtete aus (West-()Berlin vom Arbeitersportverein (ASV) Solidarität.
Q: Rote Fahne Nr.20, Köln 19.5.1976
30. Mai 1976:
Der Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Berlin der KPD rief zu einem „1. Volkslauf des ASV Solidarität“ auf, der unter dem Motto „Kampf dem bürgerlichen Sportbetrieb. Für eine breite Arbeitersportbewegung!“ stehen soll. Trotz Verbot beteiligten sich, laut KPD, über 250 Personen in der Hasenheide daran.
Q: ASV: Flugblatt, Berlin 15.5.1976; Rote Fahne Nr.23, Köln 9.6.1976
9. Juni 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr. 23 heraus. Aus Westberlin wurde vom Arbeitersportverein (ASV) Solidarität berichtet.
Q: Rote Fahne Nr.23, Köln 9.6.1976
28. Juni 1976:
In Berlin gab, laut KPD, vermutlich in dieser Woche ihr Arbeitersportverein (ASV) „Solidarität“, die Nr. 2 seiner Zeitung heraus, in der er sich u.a. mit der Olympiade befasste.
Q: Rote Fahne Nr.27, Köln 7.7.1976
4. Juli 1976:
In Berlin richtete, laut KPD, der Vorstand ihres Arbeitersportvereines (ASV) Solidarität e.V. einen Offenen Brief an die Bezirkssportämter, den Polizeipräsidenten, den Landessportbund (LSB) und seine Unterorganisationen. Von allen Bezirksämtern habe man Ablehnungen für das geplante Leichtathletikfest erhalten.
Q: Rote Fahne Nr.30, Köln 28.7.1976
7.Juli 1976:
Die „Rote Fahne“ der KPD berichtete vom Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Westberlin.
Q: Rote Fahne Nr.27, Köln 7.7.1976
21. Juli 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr.29 heraus. Eingegangen wurde auch auf die Olympiade.
Q: Rote Fahne Nr.29, Köln 21.7.1976
25. Juli 1976:
In Berlin will, laut KPD, ihr Arbeitersportverein (ASV) Solidarität ein Leichtathletikfest durchführen.
Q: Rote Fahne Nr.30, Köln 28.7.1976
28. Juli 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ (RF) Nr. 30 heraus. Aus Berlin wurde vom Arbeitersportverein (ASV) Solidarität berichtet.
Q: Rote Fahne Nr.30, Köln 28.7.1976
September 1976:
Der KBW gab, laut „ID“, sein theoretisches Organ „Kommunismus und Klassenkampf“ (KUK) heraus. In einer Buchbesprechung von Daniel Cohn-Bendits Buch „Der große Basar“ (Trikont-Verlag) formulierte der KBW: „Klar ist auch, dass sich die Arbeiterklasse solche Gestalten merken wird. Cohn-Bendits größter Wunsch ist es, der Tour de France mit dem Motorrad hinterherzufahren, und sein zweitgrößter ist es, 'nach der Revolution Sportreporter zu werden'. Nun, die Revolution wird da anderer Meinung sein. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder wird er von der Arbeiterklasse eine nützliche Arbeit zugewiesen bekommen, etwa in einer Fischmehlfabrik in Cuxhaven, oder er wird während der Revolution durch die Massen an den nächsten Baum befördert.“
Q: Frankfurter Informationsdienst Nr.148,Frankfurt 1976,S.15
3. November 1976:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ Nr. 44 heraus. Spenden zur Bundestagswahl gingen auch vom Arbeitersportverein (ASV) Solidarität Wedding ein.
Q: Rote Fahne Nr.44, Köln 3.11.1976
24. Januar 1977:
Die KPD berichtete vermutlich aus dieser Woche von einem Prozess gegen Mitglieder ihrer Arbeitersportvereine (ASV) wegen Sports in der Hasenheide.
Q: Rote Fahne Nr.5, Köln 2.2.1977
27. Januar 1977:
In Berlin führten, laut KPD, ihre Arbeitersportvereine (ASV) einen Volkslauf für die Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika durch.
Q: Rote Fahne Nr.5, Köln 2.2.1977
9. Februar 1977:
Die KPD gab ihre „Rote Fahne“ (RF) Nr.6 heraus. Eingegangen wurde auch auf das 2. Werner Seelenbinder Sportfest.
Q: Rote Fahne Nr.6, Köln 9.2.1977
März 1977:
Vermutlich im März gab das, u.a. vom KJVD der KPD unterstützte Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee e.V. ein Flugblatt "Sportfest der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft" und einem Aufruf zum zweiten Werner-Seelenbinder-Sportfest in Frankfurt (vgl. 8.4.1977) heraus.
Q: Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee e.V.: Sportfest der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft , Münster o.J. (1977)
März 1977:
In „DVD“ Nr. 3/1977 erschien ein Artikel zum 2. Werner Seelenbinder-Sportfest der KPD, der LgI und des KSV. U. a. wurde ausgeführt:
„Wie sieht die gegenwärtige sportpolitische Lage aus? Erinnern wir uns kurz an das Spektakel, das unter dem Namen Olympische Spiele vor einem halben Jahr in Montreal stattfand. Selbst die bürgerliche Presse fragte sich damals, was diese Olympiade noch mit Sport zu tun hätte. Mit Pharmaka hochgeputschte menschliche Hochleistungsmaschinen, Betrugsfälle in Hülle und Fülle, so z.B. der sowjetische Fünfkämpfer, der seinen Degen präparierte, um die Trefferanzeige zu manipulieren, und schließlich die Hetze gegen die Volksrepublik China und den gerechten Standpunkt der afrikanischen Länder bestimmten das Bild dieses ‚Friedensfestes‘.
Dabei taten sich die beiden imperialistischen Supermächte USA und Sowjetunion besonders hervor. So drohten sie z.B. den afrikanischen Ländern mit dem Ausschluss aus dem IOC, wenn sie ihren gerechten Standpunkt der Ächtung des südafrikanischen Rassistenregimes nicht aufgeben würden. Aber auch auf dem Gebiet' des Sports sind die Zeiten vorbei, wo die Supermächte schalten und walten können, wie sie wollen; viele Sportler aus der ganzen Welt und alle aufrichtigen und fortschrittlichen Menschen unterstützten das Vorgehen der afrikanischen und arabischen Länder und begrüßten den Ausschluss Taiwans.
Die sozialimperialistische Sowjetunion, die die Olympiade in Montreal zu Friedensspielen im Geiste von Helsinki erklärte, entlarvte sich vor der ganzen Welt, als sie damit drohte, die Spiele zu verlassen, weil ein russischer Sportler um politisches Asyl nachgesucht hatte. Abscheu und Ekel erregen schließlich überall die zahlreichen Doping-Fälle unter den sowjetischen Sportlern. In ihrem Weltherrschaftsstreben lassen die neuen Zaren nichts unversucht, um auch auf sportlichem Gebiet ihren Führungsanspruch zu demonstrieren. Dabei greifen sie zu den widerlichsten Mitteln der Züchtung von menschlichen Sportmaschinen mit Bluttransfusionen, Aufputschmitteln u. a.
Erst vor wenigen Wochen wurde festgestellt, dass die sowjetischen Weltrekordler im Gewichtheben ohne ihre Kraftpillen nur Bezirksklasseleistungen zustande bringen (FAZ, 24.2). Oder erinnern wir uns an die ‚Weltrekordlerin‘ Tamara Press im Kugelstoßen, die nach der Einführung der Geschlechtskontrolle von den Sozialimperialisten plötzlich aus dem Verkehr gezogen wurde. Diese Menschenexperimente unter dem Mantel des Sports, die in fataler Weise an Hitlers KZ-Experimente erinnern, sind jedoch keineswegs „bedauerliche Einzelerscheinungen“, wie uns die bürgerlichen Sportfunktionäre und Sportjournalisten weismachen wollen. Sie sind das logische Produkt des kapitalistischen Leistungssports, der dem Chauvinismus und Militarismus der imperialistischen Mächte dient, und der folgerichtig bei den beiden größten internationalen Ausbeutern und Kriegstreibern UdSSR und USA seine widerlichsten Blüten treibt.
Dabei versäumt natürlich gerade die Sowjetunion nicht, bei all ihren Machenschaften von der „friedensstiftenden Kraft des Sports“ und von seiner „völkerverbindenden Rolle“ zu schwätzen, so als hätten ihre großmachtchauvinistischen Rekordjagden etwas mit Völkerverständigung zu tun. Bei diesen Versuchen werden sie eifrig von den DKP-Propagandisten unterstützt, die in der „ZU“ neben den boulevardzeitungsmäßigen Sensationsberichten über die Bundesliga hauptsächlich über neue „übermenschliche Leistungen“ der Spitzensportler der UdSSR und der DDR berichtet; und die während der Olympiade nicht müde wurde, den friedensstiftenden Geist der Spiele zu beschwören.
So soll die Moskauer Olympiade 1980 eine „Friedensolympiade“ werden, aber alle Anstrengungen können nicht darüber hinwegtäuschen dass wir es hier mit einer neuen „Hitlerolympiade“ zu tun haben, dass Breschnew 1980 wie Hitler 1936überdie faschistische Unterdrückung im Innern und über seine Kriegsabsichten nach außen die Weltöffentlichkeit täuschen will. So nahm die Sowjetunion nur unter dem Protest der Teilnehmerstaaten ihre Ankündigung zurück, nur Journalisten einreisen zu lassen, die positiv über die Spiele berichten.
Die durch und durch reaktionäre und supermachtshörige Politik der BRD-Regierung setzt sich auch im Sport fort. Willy Daume, der BRD-Vertreter im IOC, erklärte kürzlich, mit eventuellen Protesten von Ländern der Dritten Welt werde man in Moskau schon fertig, und mit dem Stadionbau gäbe es keine Schwierigkeiten wie in Montreal, da es in der Sowjetunion zum Glück kein Streikrecht gäbe ….“
Q: DVD Nr. 3/1977
März 1977:
Für das „2. Werner-Seelenbinder Sportfest“ in Frankfurt/M. wurde in „DVD“ das Programm veröffentlicht. Nach der Eröffnungsveranstaltung am 8. April mit „Filmen über den Sport in China … Einteilung der Mannschaften und Einquartierung“, sollen am 1. Wettkampftag (9. April) nach einer Demonstration in Frankfurt-Hoechst folgende Wettkämpfe stattfinden: Fußball, Handball, Volleyball, Leichtathletik, Tischtennis, Ringen, Judo/Karate. Abends soll ein „Sportforum“ mit folgenden Themen stattfinden: „Diskussion über das Prinzip: Erst Freundschaft, dann Wettkampf … Emanzipation der Frau durch den Sport … Warum Kampfsport … Rolle des Sports in der Geschichte … Sport und Klassenkampf in Frankfurt … Erfahrungsaustausch über das Sportfest …“
Am Sonntag, 10. April, dem 2. Wettkampftag soll zunächst „ein Volkslauf zur Unterstützung der Sammlung für ein Klinomobil für die ZANU …“ stattfinden. Es sollen folgen: „Schwimmwettkämpfe … Endspiele.“ Abends soll die „Abschlussveranstaltung mit Siegerehrung“ stattfinden. Schließlich soll das Sportfest mit einem „Kulturprogramm“ enden.
Q: DVD Nr. 3, März 1977
17. März 1977:
Die Ortleitung (OL) Dortmund des KJVD der KPD gab ein Flugblatt mit folgendem Aufruf heraus: „KOMMT ALLE ZUM SPORTFEST DES KJVD AM 27.3. IN HÖRDE!"
Q: KJVD-OL Dortmund: Kommt alle zum Sportfest des KJVD am 27.3. in Hörde! Dortmund 17.3.1977
27. März 1977:
Die Ortleitung (OL) Dortmund des KJVD der KPD will in Hörde, auf dem Gelände des Humboldt-Gymnasiums ein Sportfest des KJVD, u.a. zur Vorbereitung des bundesweiten zweiten Werner-Seelenbinder-Sportfestes durchführen.
Q: KJVD-OL Dortmund: Kommt alle zum Sportfest des KJVD am 27.3. in Hörde! Dortmund 17.3.1977,S.1f.
8. April 1977:
In Frankfurt will das, u.a. vom KJVD der KPD unterstützte Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee e.V. mit seinem zweiten bundesweiten Sportfest beginnen. Im Komitee ist, laut KPD u.a. die 70jährige Freeia Heirnich aus Köln. Vorbereitet wurde das Sportfest u.a. in: - NRW durch die OL Dortmund des KJVD.
Q: KJVD-OL Dortmund: Kommt alle zum Sportfest des KJVD am 27.3. in Hörde! Dortmund 17.3.1977,S.1;Rote Fahne Nr.6,Köln 9.2.1977; Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee e.V.: Sportfest der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft, Münster o.J. (1977),S.2
10. April 1977:
In Frankfurt will das, u.a. vom KJVD der KPD unterstützte Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee e.V. sein bundesweites Sportfest beenden.
Q: Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee e.V.: Sportfest der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft, Münster o.J. (1977),S.2
1. September 1980:
Laut KB führt die DGB-Jugend West-Berlin am Antikriegstag (AKT) eine Veranstaltung in der Neuen Welt durch. Einige Tausend Menschen waren dem Aufruf der DGB-Jugend 'Für Frieden, Entspannung und Abrüstung in der Welt' gefolgt.
„Die Linke hat den Antikriegstag anscheinend weitgehend im Bett verbracht. Der KABD hatte immerhin einen Lautsprecherwagen vor die 'Neue Welt' gerollt, und die Volksfront (der KPD/ML, d. Vf.) veranstaltete in 'breitem' Bündnis mit zwei Kultur- und Sportvereinen eine kurze Demonstration; nicht zu vergessen der KBW, der einen Stand in der Innenstadt machte. Die AL hat sage und schreibe ein ganzes Flugblatt erstellt, dessen Inhalt, nebenbei bemerkt, fast der in die ewigen Jagdgründe eingegangenen KPD alle Ehre gemacht hätte und der KB, ja, der KB, war auch diesmal wieder gut versteckt.“
Q: Arbeiterkampf Nr.184, Hamburg 8.9.1980,S.16
Um 1893: „Die freiheitlich gesinnten Turner werden eifrig mitarbeiten, ein altes verfaultes System mit Stumpf und Stiel auszurotten, alte Ruinen niederzureißen, damit neues Leben aus ihnen erblühe … Unter diesen neuerrichteten Gebäuden erst werden wir ausrufen können: Wir haben Friede, Freiheit Recht. Keiner ist des anderen Knecht …“ (aus: „Arbeiter-Turnerzeitung“ (ATB))
17. November 1912: Das „Zentralkomitee für Sport und Körperpflege“ wird gegründet, später in „Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege“ umbenannt.
1919/20: Die ersten „Arbeiterolympiaden“ finden statt.
1924: Regionale und nationale Meisterschaften des ATSB.
1925: Abspaltung „Rote Sportinternationale“.
1928: Die Sozialistische Arbeiter- und Sportinternationale (SASI), ehemals „Internationaler Arbeiter-Verband für Sport und Körperkultur“ konstituiert sich.
Juni 1928: ATSB Bundestag; KPD-Anhänger wurden ausgeschlossen.
Mai 1929: Die KPD gründete die Interessengemeinschaft zur Wiederherstellung der Einheit im Arbeitersport (IG). Offenbar waren in ihm u. a. grundorganisiert: Arbeiter-Angler Bund; Arbeiter-Athleten-Bund; Touristenvereine (etwa „Naturfreunde“); Arbeiter-Kegler-Bund; Arbeiter-Schachbund; Arbeiter-Schützen-Bund; Arbeiter-Radfahrer-Bund; Freier-Segler-Verband; Arbeiterschützenbund; Verband Volksgesundheit; Arbeiter-Samariter-Bund).
Dezember 1930: Die IG benennt sich in Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit (kurz: Rotsport) um, die besonders im Berliner Raum, in Sachsen und im Ruhrgebiet aktiv war.
1930: Die „Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit“ konstituiert sich.
Ab 1930: In Berlin und anderswo werden die Arbeitersportvereine „Fichte“ gegründete. Der ASV-Berlin Fichte behauptete, der „größte rote Sportverein der Welt“ zu sein. Die Zeitschrift hieß: „Kampfgenoss“.
1933: Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurde die Weimarer Arbeitersportbewegung und deren Vereine und Verbände von den Nationalsozialisten aufgelöst. Viele ihrer Vereinsmitglieder (u. a. auch ATSB Präsident Gellert) wurden verfolgt und inhaftiert.
Ab 1939: Werner Seelenbinder arbeitet in antifaschistischen Widerstandsgruppen (u. a. Gruppe Robert Uhrig).
4. Februar 1942: Werner Seelenbinder wird verhaftet.
29. Oktober 1944: Seelenbinder wird von den Faschisten ermordet.
Ab 1945: In den westlichen Besatzungszonen werden eine Reihe Arbeitersportvereine gegründet. Im Hamburger Raum etwa: FTSV Lorbeer Rothenburgsort, Bahrenfelder SV 19, Teutonia 10 Altona, FTSV Komet Blankenese usw.
1920: TSV Fürth-TuS Süden Forst (3:2)
1921: VfL Leipzig-Stötteritz-Nordiska Berlin (3:0)
1922: VfL Leipzig-Stötteritz-BV 06 Cassel (4:1)
1923: VfL Leipzig Stötteritz-Allemannia 22 Berlin (1:0), Wiederholung (3:2)
1924: Dresdener SV 10-SV Stern Breslau (6:1)
1925: Dresdener SV 10-SV Stralau Berlin (7:0)
1926: Dresdener SV 10-TuS Süden Forst (5:1)
1927: Dresdener SV 10-TuS Nürnberg-West (4:1)
1928: SC Adler Pankow-ASV Frankfurt-Westend (5:4)
1929: SC Lorbeer 06 Rothenburgsort-FT Döbern (5:4)
1930: TuS Nürnberg-Ost-Bahrenfelder SV 19 (6:1)
1931: SC Lorbeer 06 Rothenburgsort-SpVgg.12 Pegau (4:2)
1932: TuS Nürnberg Ost-FT Cottbus (4:1)
1933: Es fand kein Spiel statt.
1931: Dresdener SV 10 - Sparta 11 Berlin (3:2)
1932: Dresdener SV 10 - Sparta 11 Berlin (3:2)
1925: Deutschland - Finnland (in Frankfurt/M.) (2:0)
1931: Österreich - Deutschland (in Wien) (3:2)
Beitrag erstellt im April 2009; letzte Änderungen am 3. Juli 2009.
[ Zum Seitenanfang ] [ Zur nächsten Zwischenübersicht ] [ Hauptübersicht ]