Es können hier nur wenige Hinweise zu den Schulen und der Schülerbewegung in Itzehoe und dem Landkreis Steinburg vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.
Eine Schülerzeitung 'Zeze' in Itzehoe wurde aus Protest eingestellt (vgl. 15.5.1969), später war zwar eine Schülergruppe des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) in Itzehoe aktiv, die wichtigste Protestaktion von Schülerseite allerdings scheint ein bescheidener Beschwerdebrief gegen einen Kunstlehrer der Kreisberufsschule gewesen zu sein, gegen den dieser klagte (vgl. Okt. 1976, 2.11.1976).
Offenbar extrem rechtslastige Lehrer dieser Kreisberufsschule wurden wiederholt von Seiten der Linken angegriffen (vgl. 6.5.1974, März 1975), während sich andererseits sowohl Rektoren für die DFU engagieren (vgl. Sept. 1967) und vermutlich auch der KBW am Studienseminar für Gymnasien Neumünster / Itzehoe agitierte (vgl. 11.9.1975). Im Gegensatz zu den Rechten allerdings waren Linke und Gegner des AKW Brokdorf vom Berufsverbot bzw. der Repression bedroht (vgl. Feb. 1977).
September 1967:
Der Politische Arbeitskreis Schulen (PAS) Schleswig-Holstein gibt sein 'Info' heraus. Eine Anzeige der DFU, Europa morgen", ist unterzeichnet von Rolf Binnenbruck, Sonderschulrektor in Glücksburg.
Quelle: PAS: Info, Plön Sept. 1967, S. 2
15.05.1969:
Vermutlich frühestens in dieser Woche erscheint erstmals der 'Digest'.
In "Das war wohl nix! Widerstand gegen den schleswig-holsteinischen Schul- und Schülerzeitungserlaß wächst!" wird berichtet von der Mitgliederversammlung der Jungen Presse Schleswig-Holstein Anfang 1969 und der dortigen Ablehnung der Anerkennungspreise des Kultusministeriums seitens der Schülerzeitungen 'Die Brücke' aus Neumünster und 'Wir' aus Oldenburg aus Protest gegen den Erlass (vgl. Sept. 1968) und der Solidarität der Anwesenden mit ihnen sowie über neue unabhängige linke Schülerzeitungen aus Bad Segeberg ('Rotlicht'), Oldenburg ('Provo') sowie evtl. auch als neue Serie der aus Protest gegen den Erlass eingestellten 'Zeze' aus Itzehoe.
Q: Digest, Kiel o. J., S. 6
05.12.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 8 verkauft die Schülergruppe Itzehoe des KBW OG Hamburg 15 Exemplare.
Q: KBW-OG Hamburg: Statistik KVZ Nr. 8, Hamburg 17.12.1973
06.05.1974:
Die Rote Schülerfront (RSF) des AB gibt vermutlich erst in dieser Woche die Nr. 13/14 ihres Organs 'Roter Weg' für April/Mai (vgl. 3.3.1974, 27.5.1974) heraus. Vom nicht erfolgenden Berufsverbot gegen Rechte wird in "Weiter in Amt und Würden" u.a. berichtet über Duckstein an der Berufsschule Itzehoe:"
Duckstein: Berufsschuloberstudiendirektor Itzehoe, CDU: 'Höchstens eine Rüge' will Regierungsdirektor Meyer (Kiel) Duckstein androhen, wie er der Presse mitteilte. Grund: Duckstein hatte das Horst-Wessel-Lied (offizielles Nazi-Lied) gesungen, auf einem Schulball 'Heil Hitler' gebrüllt sowie seine Sekretärin, die mit einem Gewerkschaftsmitglied verheiratet ist, als 'rote Sau' beschimpft."
Q: Roter Weg Nr. 13/14, München Apr./Mai 1974, S. 5
10.12.1974:
Die KB/Gruppe Hamburg gibt ihre 'Unsere Stadt' Nr. 4 (vgl. 15.10.1974, 14.1.1975) heraus mit dem Artikel "Vor den Toren Hamburgs: Schlimmer als beim Viehtransport!" zu den Schulbussen für das Schulzentrum Wilstermarsch.
Q: Unsere Stadt Nr. 4, Hamburg 10.12.1974, S. 9
März 1975:
Die Ortsaufbaugruppe Kiel des KBW und seine Sympathisantengruppen in Elmshorn, Flensburg, Heide, Itzehoe, Neumünster, Norderstedt, Pinneberg, Plön, Preetz und Quickborn / Ellerau veröffentlichen vermutlich im März die Broschüre "Die Zustände im Volksbildungswesen in Schleswig-Holstein und das Schulprogramm der Arbeiterklasse" zu den Landtagswahlen. Im Abschnitt "Rechtlosigkeit von Eltern, Schülern und Lehrern" wird geschildert die "Handhabung der Extremistenbeschlüsse konkret: Beispiele" zu denen es heißt:"
…
- ebenso unterrichtet Otto Führer, der Landesvorsitzende der NPD in Schleswig-Holstein, weiterhin unbehelligt an der Kreisberufsschule Itzehoe. Begründung: seine fachliche Qualifikation!"
Q: KBW-OAG Kiel und SyGs Elmshorn, Flensburg, Heide, Itzehoe, Neumünster, Norderstedt, Pinneberg, Plön, Preetz und Quickborn / Ellerau: Die Zustände im Volksbildungswesen in Schleswig-Holstein und das Schulprogramm der Arbeiterklasse, Kiel o. J., S. 20
11.09.1975:
Die Ortsgruppe Kiel des KBW gibt eine Ortsbeilage zur heutigen 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 36 (vgl. 17.7.1975, 25.9.1975) in heraus mit dem Artikel "Propagandaveranstaltung der ESSO" am Studienseminar für Gymnasien Neumünster / Itzehoe (GEW-Bereich).
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Kiel Nr. 36, Kiel 1975, S. 2
07.05.1976:
Laut KBW findet eine Beratungskonferenz des AStAs der PH Kiel für eine landesweite Demonstration für das Recht der Jugend auf Ausbildung am 29.5. in Kiel mit "99 Vertretungen von Schülern, Eltern, Lehrern, Studenten und Gewerkschaftern" aus 24 Städten statt, auf der die Demonstration beschlossen wird. Der Aufruf werde in allen Punkten unterstützt aus Itzehoe von der SV des Gymnasiums Kaiser-Karl-Schule (KKS).
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Kiel Nr. 19, Kiel 1976, S. 1
Oktober 1976:
Der KB gibt die Nr. 8 seiner Zeitung für Schleswig-Holstein, 'Blinkfüer' (vgl. Sept. 1976, Feb. 1977) für Oktober heraus. Die HDW-Betriebszelle Kiel berichtet in "Terrorurteil gegen 2 ehemalige Schüler" von der Kreisberufsschule Steinburg in Itzehoe, mit denen sich die SV der GBS I Kiel solidarisierte.
Q: Blinkfüer Nr. 8, Kiel Okt. 1976, S. 10
02.11.1976:
Die SDAJ Kiel der DKP berichtet:"
Am 2.11.1976 war eine Gesamt-SV-Sitzung der Berufsschul-SV'en.
Tagesordnung:
- Brokdorf (AKW, d.Vf.)
- Vorfälle Itzehoe
- Mensabau
Beginn der Sitzung ca. 18 Uhr 45.
Verlauf: Vorstellung eines Flugblattes zur Ankündigung einer Brokdorfveranstaltung der SV, Berufsschule 1.
Diskussion über den Inhalt, in der die politische Linie einer Chaoten-Sekte klar zum Ausdruck kam. Diese politische Linie ist uns allen unter dem Begriff 'Maoismus' (gut) bekannt.
SCHÜLERINTERESSEN KAMEN ZU KURZ
Es wurde etwa eine Stunde über die Stellen, in denen diese politische Linie zum Ausdruck kam, diskutiert. Im Abstimmungsergebnis wurde sich 6:5 gegen das Flugblatt ausgesprochen. Man stimmte für ein Alternativflugblatt.
Als nächstes: kurzer Erfahrungsaustausch der SV'en untereinander, über die Aktivitäten zu den Vorfällen in Itzehoe. Dauer: ca. 20 Minuten.
Eine Diskussion und ein Erfahrungsaustausch über den Mensabau fand nicht statt. Der Punkt wurde vertagt. Sieht so eine Interessenvertretung für uns, die Schüler, aus?
Brokdorf ist wichtig, aber es darf nicht sein, daß fast eine gesamte SV-Sitzung über dieses Thema diskutiert wird, und Themen die uns persönlich betreffen unter 'ferner liefen' behandelt werden. Man hat den Eindruck, als wenn einige Grüppchen, die sich links nennen, die SV dafür benutzen, sich politisch zu profilieren und im Endeffekt interessierte Schüler vergraulen.
Sie liefern dabei dem Landesschulamt und dem Kultusministerium den Vorwand, die SV-Rechte noch weiter einzuschränken.
SCHÜLERPROBLEME HABEN VORRANG
Diesem Scheinrevoluzzertum muß Einhalt geboten werden. Es müssen die Themen diskutiert werden, die den Schülern wirklich unter den Nägeln brennen. Nur so kann man aus der SV eine starke Interessenvertretung für die Schüler machen. Es liegt an Euch, dieses zu verwirklichen.
KOMMT ZU DEN SV-SITZUNGEN
Darum kommt zu den SV-Sitzungen, diskutiert über den Mensa-Bau, die Vorfälle in Itzehoe, die 7:5-Regelung und den reaktionären SV-Erlaß.
INFORMATIONSPFLICHT DER SV
Dies soll aber nicht heißen, daß die SV ihrer Informationspflicht nicht nachkommen soll. Aus diesem Grunde muß natürlich auch über Brokdorf informiert werden."
Q: Kurz belichtet Nr. 5, Kiel Dez. 1976, S.2f
Februar 1977:
Die Kieler Initiative gegen Berufsverbote und politische Unterdrückung (KIBUPU) gibt ihre 'KIBUPU-Zeitung' Nr. 1 für Februar (vgl. Dez. 1977) heraus mit dem Artikel "Ermittlungsverfahren gegen Brokdorfdemonstrant" den Sonderschullehrer und FDP-Kreistagsabgeordneten aus Kellinghusen, H. Rosenthal.
Q: KIBUPU-Zeitung Nr. 1, Kiel Feb. 1977, S. 9
Letzte Änderung: 04.11.2019