Mit der hier vorgestellten Erklärung distanzierte sich die Rote Garde Kiel/Marxisten-Leninisten einerseits von der Führung des Thälmann Kampfbundes/ML (TKB/ML), ehemals Marxistisch-leninistische Hochschulorganisation (MLHO) und bekundete andererseits die Bereitschaft zur Unterstützung der KPD/ML-ZK, die sich gerade auf ihrem außerordentlichen Parteitag atomisiert bzw. in zahlreiche Fraktionen gespalten hatte.
17.12.1971:
Die Rote Garde Kiel/ML verfaßt eine "Erklärung der Roten Garde Kiel / Marxisten-Leninisten zur Politik des Thälmann Kampfbundes/ML". Die Zentralgruppe des TKB habe sich an die RG gewandt zwecks einer Solidaritätsspende an die französische 'L'humanité rouge', für die der TKB eine bundesweite Aktionseinheit aufbauen wolle. Dazu heißt es:"
Wir haben eine gemeinsame Aktion mit dem TKB abgelehnt. Wir meinen, daß sich hinter dem Vorschlag der 'Zentralgruppe' des TKB der vergebliche Versuch verbirgt
- von dem gegenwärtigen Kampf, der in der kommunistischen und Arbeiterbewegung der BRD stattfindet, abzulenken und die Bloßstellung der liquidatorischen Strömung, die jetzt im nationalen Maßstab beginnt, zu verhindern,
- ihre eigene spalterische und liquidatorische Tätigkeit hinter Aktionseinheiten zu verstecken,
- über Aktionseinheiten dieser und ähnlicher Art eine nationale Sammlungsbewegung der Liquidatoren und Spalter in Gang zu bringen und die Errichtung eines 'Gegenzentrums' zur KPD/ML (Roter Morgen) vorzubereiten. Es ist kein Zufall, daß gerade zu dem Zeitpunkt, in dem eine Gruppe von Liquidatoren, zu denen auch die Führungsgruppe des TKB gehört, die KPD/ML und ihr Zentralorgan, den Roten Morgen, wie wild angreift, eine 'Aktionseinheit' auf nationaler Ebene in Gang zu setzen versucht, um das Zentralorgan der KPF/ML zu 'unterstützen'."
Im Abschnitt "Die Führer des TKB versuchen vergeblich, den Aufbau der Kommunistischen Partei zu verhindern und ein 'Gegenzentrum' aufzubauen" heißt es u.a.:"
Seit über einem Jahr versucht nun die Führungsgruppe der MLHO, nunmehr TKB, ihre spalterische und liquidatorische Politik durchzusetzen. … Für sie ist der ideologische Aufbau gleichbedeutend mit der Erstellung des wissenschaftlichen Programms. … Hinter ihrer Sucht, sich losgelöst von der Praxis endlos Wissen anzuhäufen, verbirgt sich nichts anderes als Furcht vor Selbstkritik. … Sie sehen das Verhältnis von Spontaneität und Bewußtheit nicht als ideologisches Problem, nämlich ob man der revolutionären Massenbewegung hinterhertrabt bzw. sich ihr wild gestikulierend in den Weg stellt oder ob man sich an ihre Spitze stellt, … - Sie sehen es vielmehr als ein Verhältnis des Bewußtseins von Teilen der Intelligenz zum Bewußtsein der Arbeiterklasse und letzten Endes als soziologisches Verhältnis von Intelligenz zur Arbeiterklasse … Soweit die Massen überhaupt bei ihnen vorkommen, so nur als 'dumme' Masse oder als Adressat ihrer Propagandaarbeit, d.h. als Objekt ihrer eigenen 'revolutionären' Aktivitäten. … Auch wir gegen davon aus, daß unter den gegenwärtigen Bedingungen die Theorie die Hauptseite im Verhältnis von Theorie und Praxis ist. Das zur Geltung zu bringen, heißt aber nach unserer Auffassung, daß es vor allem darauf ankommt, in Inhalt und Form ein Zentralorgan zu schaffen, das in der Lage ist, die grundlegenden Fragen der Bewegung zu klären."
Im Abschnitt "Stärken wir das sich herausbildende Zentrum der kommunistischen Bewegung - die KPD/ML" bzw. die KPD/ML-ZK, wird u.a. ausgeführt:"
Es ist falsch diese Kräfte der kleinbürgerlichen Intelligenz, die zur Revolution hinneigen, auf den nur demokratischen Kampf beschränken zu wollen. … Auch in Organisationen wie dem TKB ist der Wunsch vorhanden, der Sache des Proletariats und der breiten Massen zu dienen. Die Führung des TKB betreibt dagegen seit geraumer Zeit eine den Interessen der Massen zuwiderlaufende Politik der Spaltung und Liquidation."
Quelle: RGK/ML: Erklärung der Roten Garde Kiel / Marxisten-Leninisten zur Politik des Thälmann Kampfbundes/ML, Kiel 17.2.1971
Letzte Änderung: 30.10.2022