Rote Skizze - Studentenzeitung an der Universität Kiel, Nr. 4, Juni 1969

Juni 1969:
In Kiel erscheint die bisherige Studentenzeitung an der Universität Kiel, 'Skizze', erstmals als 'Rote Skizze' Nr. 4 für Juni (vgl. Nov. 1969) als Streikausgabe. Das Redaktionskollektiv bilden Jochen Auer, Johannes Bröcker, Bernd Neufeldt (verantwortlich) und Adolf Riedl. Die Auflage beträgt 5 000.

Auf dem Titelblatt heißt es einleitend zum Streik gegen das Landeshochschulgesetz (LHG) u.a.:"
Wir haben den aktiven Streik beschlossen. Vom 2. Juni an übernehmen wir die Universität und versuchen, die Neubestimmung unserer Studieninhalte in freier Selbstbestimmung zu organisieren. Am 9. Juni aber wollen wir den Funktionsträgern dieses faschistoiden Staates zeigen, daß wir nicht nur an der Hochschule die systemsprengende Kraft unserer Befreiung dokumentieren wollen. Am 9. Juni wird die bisher mächtigste Demonstration Kiels stattfinden, wo wir zeigen müssen, daß die Herrschenden uns nicht vom grünen Tisch aus fertig machen können, daß sie sich einer realen Macht gegenübersehen, deren Bedrohung sie nicht mit Verhandlungs-, Anhör- und Diskussionstaktik bagatellisieren können." Eine Bilderserie informiert über das Gelände des Kultusministeriums und des Landtags.

Enthalten sind die Artikel:
- "Von der liberalen Fickerei zur emanzipatorischen Unzucht" von G. Wartenberg, zu Wilhelm Reich bzw. der Sexpolkampagne, wobei sich auch "Anmerkungen zur Psychopathologie Norbert Gansels" finden;
- "Kunst ist Waffe. Kulturrevolution und Agitprop - Eine historische Analyse";
- "Schule den Schülern. I. Kieler Schülerkongreß vom 6. bis 8. Juni in Kiel";
- "John Mayall in Kiel", der am 4.6.1969 in der Mensa auftreten soll;
- "Systemterror. Die Organisation des Widerstandes hat begonnen" zum Streik bzw. den Hochschulgesetzen;
- "Aktiver Streik", wozu auch das "Streikprogramm" veröffentlicht wird;
- "Revisionismus-Diskussion" mit Beiträgen von Erk Petersen für die KPD/ML und Herbert Mies von der DKP, der auf den Artikel "Volksfrontpolitik - historische Analyse der Bündnispolitik" Bezug nimmt;
- "Revolutionärer Befreiungskrieg in Afrika" zu Angola und Guinea-Bissau;
- "Bauernfängerei. Wie man bewußtlose Studenten vor seinen Karren spannt", von B. Achterberg zu Norbert Gansel und dessen Anträgen auf Teach-Ins und Vollversammlungen; sowie
- "Wir streiken!" zum in der Urabstimmung von 71 % der Teilnehmenden beschlossenen Streik, wozu es abschließend heißt: "Diese Universität gehört uns! Das müssen wir jetzt beweisen!".

Berichtet wird:"
Justizterror gegen den Genossen Achterberg

Wieder hat sich eine Kieler Richterin (Amtsgerichtsrätin Zahn) zum Büttel von Nazi-Kiesinger, Springer & Co. gemacht. In einer sehr spaßigen Farce hat sie sich entblödet, den genossen Achterberg wegen Hausfriedenbruch zu DM 20,- bzw. einem Tag Haft zu verknacken. Fast 200 genossen machte es mächtig Spaß, den Apparat zu entlarven. Daß ein Haufen Bullen drohend hinter dem Richtertisch sich postiert (Massen von ihnen warteten noch im Innenhof), ist ein sehr bezeichnendes Symptom, gegen wen sich der Terror im Zweifelsfalle nach richten wird.

Die Justizbühne wird weiterspielen, nicht nur weil Achterberg das Urteil ablehnte."

Eine Anzeige der ESG ruft auf: "Solidarisiert Euch mit der AStA-Strategie". Eine Anzeige wirbt für die Aktion Demokratischer Fortschritt (ADF).
Quelle: Rote Skizze Nr. 4, Kiel Juni 1969

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