Rote Zellen Kiel / ML:
Wahlzeitung der Roten Zellen. Aktionsprogramm der Roten Liste (1974)
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 27.6.2024
Die hier vorgestellte Wahlzeitung der Roten Zellen Kiel/ML des späteren KBW zu den 33. Studentenparlamentswahlen an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) beinhaltet u. a. das Aktionsprogramm der Roten Liste wie den Rechenschaftsbericht der Roten Zellen zur AStA-Arbeit.
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
Januar 1974:
Vermutlich im Januar geben die Roten Zellen Kiel/ML ihre "Wahlzeitung" zur Wahl des 33. Kieler Studentenparlaments (28.1.-31.1.) an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) heraus.
Inhalt:
- Vorbemerkung
- Zur taktischen Lage an der CAU
- Der Kampf des Volkes gegen den Imperialismus
- Aktionsprogramm der Roten Liste
- Rechenschaftsbericht der Roten Zellen zur AstA-Arbeit
In der Vorbemerkung heißt es u. a.: "Die Roten Zellen Kiel/ML sind eine Kommunistische Massenorganisation, die unter den Studenten an den Kieler Hochschulen, an der Uni, der PH und den Fachhochschulen arbeitet. Als Massenorganisation kommunistischer Studenten stellt sie sich die Aufgabe, auf der Grundlage des Programms der Kommunisten in die Kämpfe an der Hochschule einzugreifen und die fortschrittlichen Studenten massenhaft für den Kommunismus zu gewinnen.
Die Roten Zellen ordnen sich bei organisatorischer Selbständigkeit der politischen Linie des KOMMUNISTISCHEN BUNDES WESTDEUTSCHLAND unter.
Im Unterschied zum KBW, der als proletarische Organisation sich zum Ziel gesetzt hat, die Kämpfe der Arbeiterklasse national anzuleiten, die Arbeiterklasse und das Volk auf den Sturz der Bourgeoisie vorzubereiten und die Vereinheitlichung aller Kommunisten in einer Partei voranzutreiben, haben seine Massenorganisationen in verschiedenen Teilen des Volkes die Aufgabe, die Linie der Kommunisten in diesem Bereich durchzusetzen und die Menschen in diesem Bereich an den Kommunismus heranzuführen.
Die Roten Zellen haben daher die Aufgabe und setzen sich zum Ziel, auf der Grundlage des Programms des KBW sowie der Hochschulresolutionen der Roten Zellen die Kämpfe der Studenten an den Kieler Hochschulen gegen die Durchsetzung der kapitalistischen Ausbildungsreform anzuleiten, die Studenten im Demokratischen Kampf gegen die Maßnahmen der Staatsaufsicht zusammenzufassen und in diesen Kämpfen die Einsicht durchzusetzen, dass nur der Sturz der herrschenden Klasse an der Seite der Arbeiterklasse und die Errichtung der sozialistischen Gesellschaft die politischen Verhältnisse beseitigen wird, gegen die die Studenten protestieren. Dass nur der Aufbau der sozialistischen Gesellschaft die Intelligenz, als deren Teil die Studenten an der HS Hochschule qualifiziert werden aus ihrem Lakaiendienst für die Kapitalistenklasse befreien kann.
Dies ist genau der Inhalt der Parole FÜR EINE AUSBILDUNG IM DIENSTE DES VOLKES, unter der die Roten Zellen in die Bewegung unter den Studenten eingreifen.
Diese Parole enthält keine Forderungen an die bürgerliche Universität und ist auch keine Aktionslosung der Studenten. Sie drückt aus, welches Programm die Arbeiterklasse an den Hochschulen durchführen wird, wenn sie die politische Macht erobert hat. (…) Daher legen wir für den Einsatz von AStA und Fachschaften als Instrumente im demokratischen Kampf der Studenten und für die Verbindung des Kampfes der Studenten mit den Kämpfen in anderen Teilen des Volkes ein Aktionsprogramm vor, das Aktionsprogramm der ROTEN LISTE. Wir fordern alle Studenten auf, zu diesem Aktionsprogramm Stellung zu nehmen und mit uns durch die Wahlen zur Verfaßten Studentenschaft eine Aktionseinheit zur Durchsetzung dieses Programms einzugehen". (S. 2)
Zum "Aktionsprogramm der Roten Liste" heißt es u. a.: "Die Roten Zellen stellen sich zur Wahl des 33. Kieler Studentenparlaments, um auch in den nächsten beiden Semestern eine Politik fortzuführen, die sich einerseits bewusst an den Interessen der Arbeiterklasse und des Volkes orientiert, der es andererseits gelungen ist, zu bestimmten Fragen breite Teile der Studentenschaft aktiv in den Kampf, um demokratische Fechte einzubeziehen.
Wir verstehen unsere Wahl in Organe der Verfassten Studentenschaft nicht als Delegation von Rechten der Studenten, sondern wir gehen davon aus, dass wir eine fortschrittliche Politik nur dadurch leisten können, dass wir den AStA und die Fachschaften als Instrumente im Massenkampf der Studenten selbst verstehen.
Grundlage und Rahmen unserer Politik innerhalb der Organe der Verfassten Studentenschaft ist dieses Aktionsprogramm und die in der Wahlzeitung festgelegte Linie zum Kampf an der Hochschule. Wenn wir für die gewählten Vertreter das imperative Mandat fordern, so heißt das für uns, dass wir das Aktionsprogramm zur Richtschnur unserer Politik machen und damit unser politisches Handeln auf eine jederzeit überprüfbare Grundlage stellen. Ohne eine solche fixierte Grundlage kann es keine demokratische Kontrolle, Rechenschaftspflicht und Verantwortlichkeit geben.
Zentralen Stellenwert nimmt die studentische Vollversammlung innerhalb der Verfassten Studentenschaft ein. Alle wichtigen Entscheidungen unserer Politik müssen auf den Vollversammlungen ausführlich diskutiert und vereinheitlicht werden. Die Vollversammlung darf nicht zur Abstimmungsmaschinerie verkommen. Die Vollversammlung ist das demokratischste aller Organe und Instrumente der Verfaßten Studentenschaft. Deshalb muß sie auch im. Mittelpunkt politischer Willensbildung und Information stehen. (…) Außerhalb der verfaßten Organe werden wir auf der Grundlage dieser Wahlplattform jede Initiative unterstützen, die Studenten gegen die kapitalistische Ausbildung und gegen die materielle und politische Unterdrückung durch den bürgerlichen Staat ergreifen. (S. 11f.)
Aufgerufen wird zur Wahl der Kandidaten der Roten Liste. Geworben wird für die "Kommunistische Volkszeitung".
Quelle: Rote Zellen Kiel/Marxisten-Leninisten: Wahlzeitung der Roten Zellen. Aktionsprogramm der Roten Liste, Kiel, (Januar 1974).
Letzte Änderung: 27.06.2024