Bergkamen: Zeche Monopol

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 30.4.2016


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Zur Zeche Monopol können hier nur wenige Dokumente und Hinweise vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Nachdem einleitend für diese wie immer unvollständige Darstellung die Eingliederung der Zeche Monopol in die Ruhrkohle AG erfolgt (vgl. 18.7.1969) und Anfang 1973 die KPD offenbar dort mit der Agitation beginnt (vgl. 17.2.1973), setzt ab dem November 1973 der Protest gegen die (Teil-) Stillegung der Zeche ein, in der sich auch der KBW durch seine im Bergbau arbeitenden benachbarten Gruppen Dortmund und Hamm, wo ebenfalls Zechen von Stillegung bedroht sind, engagiert (vgl. Nov. 1973, 3.11.1973, 7.11.1973, 16.11.1973). Die große Demonstration in Kamen am 18.11.1973 richtet sich dann auch gegen die Schließung von gleich vier Zechen auf einmal und den allgemeinen Arbeitsplatzabbau im Bergbau.

Während die KPD wiederholt von Monopol berichtet (vgl. 28.11.1973, 16.1.1974, 29.5.1974, 1.7.1974, 3.3.1976) verteilt die DKP dort spätestens ab dem Herbst 1974 ihre 'Zündschnur' für die Zechen im Kreis Unna (vgl. Nov. 1974).

Die drohende Stillegung konnte durch den Bau des STEAG-Kohlekraftwerks abgewendet werden (vgl. 31.3.1976), wobei die KPD die Besänftigung des Bürgerprotests durch Abfindungen anprangert (vgl. Mai 1977), sich aber ebenso wie die DKP (vgl. Okt. 1977) nicht grundsätzlich gegen den Bau des Kraftwerks ausspricht.

Zum vorläufigen Abschluß dieser Darstellung kommt es dann auf Monopol zu einem schweren Grubenunglück (vgl. 31.10.1977, 4.11.1977).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

18.07.1969:
Laut IGBE (vgl. 1.8.1969) wird in Essen die Ruhrkohle AG (RAG - vgl. 6.3.1969, 11.8.1969) als Einheitsgesellschaft gegründet:"
Jetzt steht die Ruhrkohle-AG endgültig. Am 18. Juli wurde der Grundvertrag von 20 Zechengesellschaften in Essen unterschrieben. 47 Schachtanlagen, 28 Kokereien und 6 Brikettfabriken mit rd. 175 000 Beschäftigten gehören jetzt zur Ruhrkohle-AG. Die neue Gesellschaft ist in der Lage, rd. 77 Millionen Tonnen Kohle zu fördern und etwa 22 Millionen Tonnen Koks zu produzieren. Außerdem werden fast 2 Millionen Tonnen Briketts hergestellt. Die Leistungen je Mann und Schicht liegen in der Ruhrkohle bei 3,8 Tonnen."

Die IGBE berichtet auch:"
SIE GEHÖREN ZUR RUHRKOHLE AG

Der Ruhrkohle AG sind am 18. Juli 1969 folgende Bergbaugesellschaften durch die Unterschrift zum Grundvertrag beigetreten: … Monopol-Bergwerks GmbH, … ".
Quelle: Einheit Nr. 15, Bochum 1.8.1969, S. 1f

01.12.1969:
Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt, GRUPPE VII Bergbau AG Westfalen:
Sachsen (Hamm,d.Vf.): August Sych, Königsborn: Otto Schwarz, Heinrich Robert: Franz Becker, Werne: Karl Tytko, Radbod: Theo Schulz, Monopol: Alois Kiesenberg, Haus Aden: Heinz Orczelski, Grimberg: Walter Helmig.
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1969

18.12.1969:
Die DKP gibt die Nr. 38 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 11.12.1969, 24.12.1969). Berichtet wird u.a. über die Zeche Monopol Kamen.
Q: Unsere Zeit NRW Nr. 38, Essen 18.12.1969

24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll.

Die IGBE dokumentiert in ihrer 'Einheit' u.a. folgende Anträge:
"431. Ortsgruppe Monopol.
Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Die auf dem IGBE-Gewerkschaftskongreß 1968 beschlossenen Anträge - unter VII Angestellte B Tarifpolitik Nr.7 Abs. 2 und 3, 8, 9, 10, 11, 13, 20, 21, 22, 23, 24, 28, 30, 34, 38, 39 und 40 - sind mit Initiative und konsequenter Härte zu verfolgen und möglichst kurzfristig zu realisieren.

Begründung:
Die vorgenannten Anträge haben nichts an Aktualität und Wichtigkeit verloren. Ihre Verwirklichung ist dringend erforderlich, um den berechtigten Ansprüchen gerecht zu werden."

"460. Ortsgruppe Monopol.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Die durch RAG-Richtlinien 'freiwilligen Sozialleistungen', RAG-Konzernrichtlinien Nr.8/71 'Hausbrandbezug', RAG-Richtlinien für Prämien der Untertagetechniker und RAG-Richtlinie für Vertreterzulagen für technische Angestellte über Tage und kaufmännische Angestellte sind mit mindestens ihrem materiellen Wert zu tarifieren.

Begründung:
Die RAG-Richtlinien beinhalten eindeutig Verbesserungen gegenüber den geltenden tariflichen Regelungen. Der Einbau in die Tarifverträge ist erforderlich, um diese Ansprüche für die Zukunft abzusichern."
Q: Einheit Nr. 24, 10, 15 und 19, Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972, S. 1, S. 3, S. 4 und 6ff bzw. S. 1ff

17.02.1973:
In Kamen wird ein Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) gegründet. Bei dieser Gelegenheit gibt die KPD bekannt, daß der Verkauf der 'Roten Fahne' auch vor der Zeche Monopol aufgenommen wurde.
Q: Rote Fahne Nr. 8, Dortmund 21.2.1973; Arbeiterkampf Nr. 16, Hamburg März 1972

November 1973:
Vermutlich und auch laut einer handschriftlichen Datierung wird im November innerhalb der Ortsaufbaugruppe (OAG) Hamm des KBW das folgende Papier mit sieben Seiten DIN A 4 verfaßt:"
Vorüberlegungen für eine Politik der Zellen des KBW im Bergbau zu den Stillegungen

Zum konkreten Eingreifen der Ortsaufbaugruppe Hamm in die Kämpfe gegen die Stillegungen

I. AUSGANGSPOSITION

Zwei Zechen in unserem Umkreis sind von den Stillegungen betroffen, Monopol in Bergkamen und Zeche Werne. Sie gehören zum selben Bereich der Ruhrkohle wie Radbod.

a) Eine der beiden Zechen, nämlich Monopol, hat den Kampf gegen die Stillegungen aufgenommen.

Der Kampf entwickelt sich auf breiter Basis unter Führung fortschrittlicher Betriebsräte.

b) Bei der Zeche Werne (eine Bergwerksdirektion mit Radbod) ist es dem Betriebsrat bisher gelungen, den Kampf herunterzuspielen. Genaue Untersuchungsarbeit über die Stimmung der Kollegen fehlt allerdings noch.

c) Die OAG-Hamm arbeitet nur in einer Zeche organisiert (Radbod) und ist bei Monopol und Werne bisher in keiner Form aufgetreten. Bei Zeche Sachsen und Heinrich Robert hat die PL zu verschiedenen Anlässen (1. Mai, Bergbautarifrunde (BETR, d.Vf.)) Flugblätter verteilt.

II. Für die OAG Hamm stellt sich nun die Aufgabe, in diese Kämpfe organisiert einzugreifen.

In Kamen wird es darauf ankommen, mit allen Kräften die dort den Kampf vorantreiben, in den Prozeß einer organisierten Auseinandersetzung zu treten. Geeignet hierfür sind Gespräche mit der VDS (s. Bericht) und Einzelgespräche mit X. und fortschrittlichen Jugendvertretern. Den Kampf der Monopol-Arbeiter um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze werden wir direkt unterstützen, wobei wir nicht darauf verzichten, weitergehende Forderungen (sieben bzw. sechs Stunden Tag) propagandistisch aufrechtzuerhalten und Illusionen im Kampf (z.B. man könnte den Kapitalisten die Aufrechterhaltung der Zechen schmackhaft machen) solidarisch entgegenzutreten.

III. Organisierung bei Radbod

Aufgabe des Kollektivs ist es, die Solidarität mit dem Kampf der Kumpel gegen die Stillegungen von Radbod zu organisieren. Der erste Schritt hierzu ist die Unterstützung der Demonstration der Monopol-Arbeiter am Sonntag. Diese Unterstützung muß sich konkret festmachen in der Forderung nach Bereitstellung eines Busses durch die Schachtgewerkschaftsgruppe und den Betriebsrat."
Q: N.N. (KBW-OAG Hamm):Vorüberlegungen für eine Politik der Zellen des KBW im Bergbau zu den Stillegungen, o.O. (Hamm) o.J. (1973)

03.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Monopol Bergkamen (vgl. 1.5.1973, 7.11.1973):"
Am Samstag, dem 3. 11., wurde von der Werksleitung erklärt, daß die Arbeitsplätze sicher seien."
Q: Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973, S. 2

07.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Zechenstillegungen (vgl. 24.11.1973):"
WAS AUF DEN ANDEREN ZECHEN LOS IST

Außer der Zeche Hansa sollen noch weitere Zechen von der RAG dichtgemacht werden. Auf Monopol in Kamen sind davon 3 200 Kumpel betroffen, 1 900 in Werne und 2 700 auf Fr. Thyssen 2/5 in Duisburg, das sind insgesamt 11 000 Kumpel."

Berichtet wird auch durch die KPD (vgl. 14.11.1973) und durch die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund (vgl. Dez. 1973).
Q: Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973, S. 2; Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973, S. 3;DKP Betriebsgruppe Hansa: Informationen Stillegungsbeschluß zurücknehmen!, Dortmund Dez. 1973, S. 1

07.11.1973:
In Bergkamen wird die Stillegung der Zeche Monopol (3 200 Besch.) angekündigt (vgl. 3.11.1973, 18.11.1973).

Berichtet wird durch die KPD (vgl. 14.11.1973).

Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Monopol:"
Angeblich soll die Zeche Monopol geschlossen werden, weil die Kohlevorräte nicht mehr ausreichen. Aber: Am Samstag, dem 3. 11., wurde von der Werksleitung erklärt, daß die Arbeitsplätze sicher seien. Am Mittwoch, dem 7. 11., also vier Tage später stimmte das nicht mehr!

Offensichtlich ist die Behauptung, daß die Vorräte nicht mehr ausreichen, eine Lüge, oder wurde etwa in den vier Tagen soviel gefördert, daß jetzt plötzlich alles abgebaut ist? Die Kamener Kumpel glaubten diesen Sprüchen nicht!

Als am 1. Mai in Kamen gegen Stillegungspläne demonstriert wurde ('Monopol darf nicht sterben'), sagte Herbert Wehner auf der Demonstration, er sei gegen die Stillegung."

Ein Kumpel heute:
'Das war doch nur alles Schmus, da wußten die Weisse-Kragen-Herren doch schon
längst, was lief'.

Der Betriebsrat von Monopol, Dyduch, meinte:
'Dieser Stillegung werden wir nie zustimmen. Wir werden mit allen Mitteln dagegen kämpfen!' Ein anderes BR-Mitglied sagte: 'Heute können wir es noch nicht fassen -aber ab morgen werden wir kämpfen!'"
Q: Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973, S. 3; Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973, S. 2

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07.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Zechenstillegungen:"
Thyssen und Werne sollen stillgelegt werden, weil die Schichtleistung nicht ausreichend sei (3,6 t. bzw. 3, 9 t. pro Mann und Schicht). Die Durchschnittsleistung bei der RAG liegt bei 4,2 t. Aus diesem Grund war Minister Stein schon einmal in der Stillegungsdiskussion. Beide Zechen liefern auch nicht so gute Kohle. Aber alle diese Argumente zeigen nur, daß es der RAG um ihren Profit geht. Und der bei einer Zeche nicht reicht, verlieren die Kumpels ihre Arbeitsplätze.

Die Stillegungsgründe der RAG sind einzig und allein an ihrem Profit orientiert. Die Reaktion der Kumpel von Monopol ist die einzig richtige Antwort: Mit allen Mitteln gegen die Stillegung kämpfen."

Berichtet wird auch durch die KPD (vgl. 14.11.1973).
Q: Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973, S. 2; Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973, S. 3

16.11.1973:
Der 'Rote Kumpel' - Branchenzeitung des KBW für die Kumpel der Bergbau AG Dortmund (vgl. 29.10.1973, 28.11.1973) erscheint und ruft zur Demonstration gegen die Zechenstillegung in Kamen (vgl. 7.11.1973, 18.11.1973) auf und berichtet auch von weiteren Stillegungen in Dortmund (vgl. 7.11.1973), Werne (vgl. 7.11.1973) und Duisburg (vgl. 7.11.1973). Der Leitartikel ruft zum Protest gegen die Stillegung der Zeche Hansa auf:"
DIE STILLEGUNG NICHT KAMPFLOS HINNEHMEN

Vor wenigen Monaten hieß es noch in der Presse: Bergbau-AG dementiert Stillegungsgerüchte; mit dem modernen Schildausbau sollte der Abbau auf 2000 t. Förderleistung pro Tag gesteigert werden. Zwei Monate später hat die Bergbau-AG beschlossen, die Zeche Hansa stillzulegen.

Ähnlich war es bei der Zeche Monopol in Kamen: Erst wurden die Kumpel vertröstet, die Zeche bliebe erhalten, nun wird auch Monopol stillgelegt. Die Kamener Bergarbeiter haben gegen die Stillegung ihrer Zeche Aktionen vorbereitet. Sie wollen die Pläne der Ruhrkohle-Herren nicht tatenlos hinnehmen. Sie planen eine Demonstration.

BETROFFENE STÄDTE PROTESTIEREN

Durch die Stillegung der vier Zechen sind nicht nur die Kumpel betroffen, sondern die ganze Umgebung. So sind die drei Orte Kamen, Bergkamen und Werne ihrer wichtigsten Industrie und Einnahmequelle beraubt. Zum Beispiel ist vorauszusehen, daß ein Teil des Einzelhandels mit der Schließung pleite gehen wird.

Deswegen protestieren auch die Bürgermeister der drei Städte gegen die Stillegung; es ist aber nicht so sicher, ob es ihnen nicht mehr um die Gewerbesteuereinnahmen geht als um die Kumpel… Der Bürgermeister von Kamen meinte:
'Es ist geradezu makaber, wenn die RAG davon spricht, daß die Stillegung ohne regionalwirtschaftliche Schwierigkeiten abgewickelt werden kann.'"
Q: Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973

18.11.1973:
In Kamen demonstrieren, laut KABD, 3 000 gegen die Schließung der Zeche Monopol (vgl. 7.111973). Laut der KBW OAG Dortmund, die selbst aufrief und teilnimmt, demonstrieren lediglich 2 000. Das meint auch die ebenfalls anwesende KPD, die einen 'Rote Fahne' Sonderdruck unter dem Titel "SPD-Energiekonzept: Die Zeche zahlt der Kumpel!" verteilt, laut der KBW OAG Hamm aber sind es über 2 000. Das Radbodkollektiv des KBW Hamm verteilt ein Flugblatt "Gegen die Stillegung unserer Arbeitsplätze".

Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund rief auf (vgl. 16.11.1973):"
MONOPOL GEHT VORAN

Der Betriebsrat und der Schachtgewerkschaftsausschuß der Zeche Monopol in Kamen organisiert am 18. November eine Demonstration gegen die geplanten Schließungen der vier Zechen. Der Betriebsrat und der Schachtgewerkschaftsausschuß sind der Meinung, daß das Problem der Zechenschließung nicht das Problem einer Zeche allein ist, sondern daß alle Zechen gemeinsam gegen die Stillegungen kämpfen müssen.

Deshalb fordert er alle Kumpel auf, zu der Demonstration zu kommen. Das ist der richtige Weg! Dagegen halten die Ortsverwaltung und verschiedene Betriebsräte die Demonstration nicht für richtig und unterstützen sie auch nicht. Sie glauben wohl, damit im Sinne des Energieplans zu handeln, der ja leider vom letzten Gewerkschaftstag der IGBE gebilligt worden ist.

Aber das sollte uns nicht davon abhalten, aktiv gegen das neuerliche Zechenmorden aufzutreten. Deshalb: Auf zur Demonstration am 18. November! Kampf gegen die Stillegungen!

HERAUS ZUR DEMONSTRATION GEGEN DIE ZECHENSTILLEGUNGEN AM SONNTAG DEN 18.11.1973 IN KAMEN.
ABFAHRT DER BUSSE: HUCKARDER MARKT, 8.00 UHR.

Die Bergbau Zelle des KBW wird alle Initiativen der Gewerkschaft oder einzelner Kollegen unterstützen, die zu dieser Demonstration aufrufen und selbst einen Bus bereitstellen."

Später (vgl. 28.11.1973) berichtet die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund:"
MONOPOL KAMEN: 2. 000 GEGEN STILLEGUNG

Am 18. November demonstrierten in Kamen mehr als 2. 000 Menschen gegen die Stillegung von vier Zechen im Ruhrgebiet.

Ein großer Teil von ihnen war Kumpel auf der Zeche Monopol. Ehefrauen, Kinder, Knappschaftsrentner und die Ortsgruppen Dortmund und Hamm des Kommunistischen Bundes Westdeutschlands unterstützten solidarisch den Widerstand der Kumpel von Monopol gegen die Stillegung. Unter den Parolen 'Weg mit den Stillegungsplänen' und '4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich' formierte sich der Demonstrationszug, der durch die Kamener Innenstadt zur Zeche Monopol zog. Nicht wenige Kamener reihten sich unterwegs noch ein. Auch Minister Girgensohn marschierte mit, obwohl doch gerade die SPD-Regierung, der er angehört, die Stillegungspläne ausarbeitete und das Dichtmachen mit Steuergeldern prämierte. Deshalb war sein Auftreten auch keine glaubwürdige Solidarität, wahrscheinlich wollte er durch volkstümliches Auftreten nur Stimmen für die nächste Wahl einfangen.

Im Demonstrationszug wurde überall die Lage der Bergarbeiter besprochen. Es waren nicht wenige Kollegen, die feststellten: 'Es ist ein Unding, daß jetzt, wo angeblich eine Energiekrise existiert, der Bergbau weiter stillgelegt wird. Das zeigt, daß durch Stillegungen nicht ein Überschuß abgebaut werden soll. Die Kapitalisten stürzen sich auf das profitablere Erdöl und wir haben darunter zu leiden, daß nicht genug Energie vorhanden ist und unsere Arbeitsplätze auch zum Teufel sind'. Und so mancher Kollege, der für den Autokauf jahrelang Panzerschichten kloppte, dem hat die Regierung jetzt verboten, am Wochenende zur Erholung mit dem Wagen aus der schmutziggrauen Stadt hinaus zu fahren. Und einige Kumpel sagten auch, warum der Kumpel immer noch der 'Dumme' ist. 'Wir sollen auf der Straße liegen, aber das Kapital macht mit Stillegungen und hohen Benzin- und Ölpreisen den goldenen Schnitt. Und das wird sich so lange nicht ändern, wie die Arbeiter es nicht ändern und die Produktion nicht selbst in die Hand nehmen'.

Auf der Zeche Monopol angekommen hielt ein Betriebsratsmitglied noch eine kurze Rede. Er bedankte sich für die breite Solidarität mit den bedrohten Kumpel und forderte, daß sie noch größer werden müsse. Vor allem müsse dieser Kampf aber von allen bedrohten Zechen gemeinsam geführt werden, eine Zeche könne nicht stellvertretend kämpfen. Er forderte deshalb die gewerkschaftlichen Vertreter der anderen Zechen auf, auch dort den Kampf gegen die Stillegung zu organisieren.

Und diesen Widerstand müssen wir schon deshalb selbst organisieren, weil die IGBE-Führung inzwischen klar gezeigt hat, daß ihr Verständnis nicht unserer Sache gilt, sie aber um so mehr Verständnis für die Sicherung der Kapitalprofite hat.

Fragen wir also unsere Vertreter auf Hansa, was sie bisher gegen die Stillegungsabsichten getan haben. Und wir müssen ihnen auch klar sagen, nur wenn die breite Front der Kumpel errichtet wird, können wir einen Sieg erringen und die Stillegung verhindern. Sie müssen sich jetzt als die aktive organisierende Kraft im Kampf um unsere Arbeitsplätze beweisen."

Berichtet wird auch durch KHG und KSB Göttingen (vgl. 12.12.1973).
Q: Gemeinsamer Kampf Nr. 14 / Roter Kurs Nr. 4, Göttingen 12.12.1973, S. 12f; KBW Hamm-Radbodkollektiv: Gegen die Stillegung unserer Arbeitsplätze, Hamm o. J. (18.11.1973);Kommunistische Volkszeitung Nr. 8, Mannheim 5.12.1973, S. 4;Rote Fahne Nr. 12, Tübingen Dez. 1973;Rote Fahne Nr. 47 und 3, Dortmund 20.11.1973 bzw. 16.1.1974, S. 4 bzw. S. 4;Rote Fahne Sonderdruck SPD-Energiekonzept: Die Zeche zahlt der Kumpel!, Dortmund o. J. (1973);Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973 bzw. 28.11.1973, S. 1 bzw. S. 3f;Rotes Revier Nr. 4, Hamm Nov. 1973, S. 1f

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28.11.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 48 (vgl. 20.11.1973, 5.12.1973) heraus. Aus Kamen wird berichtet von der Zeche Monopol.
Q: Rote Fahne Nr. 48, Dortmund 28.11.1973, S. 4

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16.01.1974:
In der Nr. 3 der 'Roten Fahne' (vgl. 9.1.1974, 23.1.1974) der KPD berichtet der RFFK Kamen u.a. von der Stillegung der Zeche Monopol (vgl. Nov. 1973, 18.11.1973):"
Die Zeche Monopol wird bis spätestens 1976 schließen. Die neuen Arbeitsplätze für die Kumpels sind nicht gesichert, das bedeutet mindestens 3 200 arbeitslose Bergleute."
Q: Rote Fahne Nr. 3, Dortmund 16.1.1974, S. 4

29.05.1974:
In der Nr. 22 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 22.5.1974, 5.6.1974) berichtet die KPD u.a. aus Kamen in einer Korrespondenz eines Bergarbeiters von der im März 1967 stillgelegten Zeche Bismarck Gelsenkirchen, der Schachtanlage Grimberg 1/2 in Bergkamen bzw. der anstehenden Stillegung der Zeche Monopol Kamen.
Q: Rote Fahne Nr. 22, Dortmund 29.5.1974, S. 4

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01.07.1974:
Beim Coop Versand Kamen (800 Besch., HBV-Bereich) wird, laut KPD, vermutlich in dieser Woche bekannt, daß die 2 000 Entlassungen im Gesamtkonzern u.a. durch die Stillegung des Betriebes in Kamen erreicht werden sollen. In Kamen drohe bereits durch die Stillegung der Zeche Monopol (IGBE-Bereich - vgl. Nov. 1973) eine hohe Arbeitslosigkeit.
Q: Rote Fahne Nr. 28, Dortmund 10.7.1974, S. 5

November 1974:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Okt. 1974, Jan. 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen mit dem Leitartikel "Förderrichtzahlen helfen dem Kumpel nicht! RAG WILL WEITER KONZENTRIEREN!" heraus. Angegriffen wird die CDU, die auf der Zeche Heinrich Robert in Herringen eine Zeitung herausgegeben habe und bei den Betriebsratswahlen (vgl. Mai 1975) zu spalten gedenke. Dazu heißt es u.a.:"
SPALTER ZURÜCKWEISEN! …

Niemand darf die Prinzipien der Einheitsgewerkschaften antasten! Weder die CDU-Sozialausschüsse, noch linksmaskierte Chaoten."
Q: Zündschnur, Bergkamen Nov. 1974

Januar 1975:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Nov. 1974, 24.2.1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Jan. 1975

24.02.1975:
Die DKP gibt vermutlich in dieser Woche ihre 'Zündschnur' (vgl. Jan. 1975, März 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen für Feb./März heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Feb./März 1975

März 1975:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. 24.2.1975, Apr. 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen März 1975

April 1975:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. März 1975, Mai 1975) für die Zechen Monopol kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Apr. 1975

Mai 1975:
Auf den Zechen in Kamen und Bergkamen finden, laut DKP, die Betriebsratswahlen (BRW) statt.
Q: Zündschnur, Bergkamen Nov. 1974

Mai 1975:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Apr. 1975, Juni 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Mai 1975

Juni 1975:
Die DKP gibt vermutlich im Juni ihre 'Zündschnur' (vgl. Mai 1975, Okt. 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen o.J. (1975)

Oktober 1975:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Juni 1975, Nov. 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Okt. 1975

November 1975:
Die DKP gibt vermutlich im November ihre 'Zündschnur' (vgl. Okt. 1975, Dez. 1975) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen o.J. (1975)

Dezember 1975:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Nov. 1975, Apr. 1976) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Dez. 1975

03.03.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr. 9 (vgl. 3.3.1976, 10.3.1976) heraus und berichtet u.a. aus dem IGBE-Bereich von der Zeche Sachsen in Hamm-Heessen (vgl. 23.2.1976), wobei auch die z.T. schon länger stillgelegten Zechen Monopol Kamen, Haus Aden Oberaden, Königsborn Bönen, Heinrich Robert Hamm und Radbod Hamm sowie Werne erwähnt werden.
Q: Rote Fahne Nr. 9, Köln 3.3.1976, S. 4

31.03.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr. 13 (vgl. 24.3.1976, 7.4.1976) heraus und berichtet u.a. aus dem IGBE-Bereich von den (ehemaligen) Zechen Sachsen in Hamm-Heessen und Monopol in Kamen:"
Schließlich steht die Schließung der Zeche Monopol in Bergkamen bevor, wenn nicht doch noch in der Nähe ein Kohlekraftwerk gebaut wird. Durch die Stillegung würde die Arbeitslosenrate in dem Gebiet von 7,4 Prozent auf 13,7 Prozent ansteigen."
Q: Rote Fahne Nr. 13, Köln 31.3.1976, S. 4

April 1976:
Die DKP gibt zwei auf April datierte Ausgaben ihrer 'Zündschnur' (vgl. Dez. 1975, Juni 1976) sowie vermutlich eine weitere undatierte Ausgabe für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur drei Ausgaben, Bergkamen Apr. 1976 bzw. o.J. (1976)

19.05.1976:
Die SAG gibt die Nr. 2 ihrer 'Sozialistischen Arbeiter Zeitung' (vgl. 1.5.1976, 2.6.1976) heraus. Aus NRW wird berichtet aus Hamm, von der Zeche Sachsen in Hamm-Heessen und von der Zeche Monopol Kamen.
Q: Sozialistische Arbeiter Zeitung Nr. 2 und Sdr.Nr., Frankfurt 19.5.1976

Juni 1976:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Apr. 1976, Sept. 1976) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Juni 1976

September 1976:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Juni 1976, Okt. 1976) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Sept. 1976

Oktober 1976:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Sept. 1976, 22.11.1976) für die Zechen Monopol Kamen, Grimberg und Haus Aden in Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Okt. 1976

22.11.1976:
Die DKP gibt vermutlich in dieser Woche ein Extrablatt ihrer 'Zündschnur' (vgl. Okt. 1976, Dez. 1976) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen bzw. Oberaden und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur Extrablatt, Bergkamen o.J. (1976)

Dezember 1976:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. 22.11.1976, Mai 1977) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Dez. 1976

01.01.1977:
Die Ruhrkohle AG (RAG) wird, laut KPD (vgl. 19.1.1977), von bisher sechs in nunmehr drei Bergbau AGs (Niederrhein, Lippe und Westfalen) gegliedert.

Eingegangen wird in diesem Zusammenhang auch auf die Zeche Monopol Kamen.
Q: Rote Fahne Nr. 3, Köln 19.1.1977

Mai 1977:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Dez. 1976, Juni 1977) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Mai 1977

Mai 1977:
Das KPD-RK NRW gibt eventuell im Mai das folgende Flugblatt unter Verantwortung von Marianne Brentzel, Dortmund, Münsterstr.95, mit zwei Seiten DIN A4 heraus, welches vermutlich in Bergkamen verteilt wird:"
BESTECHUNGSAFFÄRE BERGKAMEN: SICHERN STEAG UND SPD 10 000 ARBEITSPLÄTZE?

'Millionen-Bestechungsskandal', 'Bürgerinitiative (BI,d.Vf.) ließ sich Gesinnung abkaufen' - so oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen der letzten Wochen zu den Vorgängen in Bergkamen. Was ist geschehen?

Eine sogenannte 'Bürgerinitiative' hatte ihre Einsprüche gegen das von der Steag in Bergkamen geplante Kohlekraftwerk gegen eine versprochene Millionenabfindung zurückgezogen. Die STEAG, Tochter der Ruhrkohle AG, will sich die Vermeidung eines gerichtlichen Genehmigungsverfahrens 2,54 Millionen DM kosten lassen: 1,5 Millionen DM davon sollen allein an die 72 Unterzeichner der angeblichen Bürgerinitiative gehen, 400 000 DM sollen weiteren Bewohnern des betroffenen Stadtteils Heil zugute kommen und 640 000 DM an den Rat der Stadt für 'infrastrukturelle Maßnahmen' gehen. Vermittler in dieser Abfindungsaktion und Teilnehmer an den Verhandlungen, sowie Mitunterzeichner des schließlich zustande gekommenen Vertrages ist der SPD-Stadtdirektor Brüggemann.

Außerdem waren auf Seiten der Stadt Bergkamen noch der Beigeordnete Linke sowie der SPD-Fraktionsvorsitzende Avemann anwesend - die gesamte Spitze des Rates also. Ohne diese Ratsherren wäre der Vertrag gar nicht erst zustande gekommen, sie haben die 'Bereicherung einzelner' tatkräftig unterstützt, um der STEAG zur schnellen Durchsetzung ihrer Interessen zu verhelfen. Wenn es ihnen so um die Sicherung der Arbeitsplätze ging, warum waren sie dann so um die Geheimhaltung besorgt? Jetzt, nachdem diese Machenschaften doch bekannt geworden sind, versuchen sie, sich reinzuwaschen und den Spieß herumzudrehen: die Angelegenheit soll genutzt werden, um alle Bürgerinitiativen, die gegen das menschenfeindliche Atomprogramm (AKW, d.Vf.) der Schmidt-Regierung kämpfen, zu verleumden.

'Gemeinnutz geht vor Eigennutz', tönt es ausgerechnet aus der Ecke derjenigen, deren führende Vertreter in der Schmidt-Regierung mit Millionen Steuergeldern den Konzernen bei weiteren Rationalisierungen helfen, sich auf Kosten der Arbeiterklasse zu bereichern. Die gleichen SPD-Führer, die Milliardenbeträge der Atomindustrie zuschieben, die eine unglaubliche Hetze gegen alle Atomkraftwerksgegner gestartet haben und mit bürgerkriegsähnlichen Methoden brutal jeden Widerstand gegen das Atomprogramm zu unterdrücken suchen, empören sich jetzt darüber, daß 'Gesinnung abgekauft' wird, so z.B. SPD-Kühn. Wo liegt hier der Unterschied zu Zahlungen des Matthöfer-Ministeriums an Wüstenhagen (BBU, d.Vf.), diesen selbsternannten 'Sprecher' der Bürgerinitiativen? Wüstenhagen dankt es ihnen, indem er alles daran setzt, die AKW-Gegner zu spalten und vom wirklichen Kampf gegen das Atomprogramm abzuhalten.

Welche Interessen verfolgt die Steag?

Sind ihr die Erhaltung von 10 000 Arbeitsplätzen und der Fortbestand der Zeche Monopol wirklich den Betrag von 2,5 Millionen DM wert, wie sie jetzt mit Krokodilstränen behauptet? Tatsächlich geht es den STEAG-Kapitalisten nicht um die Arbeitsplätze der Bergleute, sondern um ihre Profite. Es gehört zu den 'normalen' Gepflogenheiten der Konzerne, mit den Mitteln von Schmiergeldern und Bestechung zu arbeiten. Die Angelegenheit jetzt so zu drehen, daß dieser millionenschwere Konzern von einigen übermächtigen Bürgern erpreßt worden sei - das ist ein demagogisches Manöver, um von den eigenen Praktiken abzulenken.

Die 72 Unterzeichner der Interessengemeinschaft, unter denen übrigens auch der stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende aus Heil, Dirk Wörner, ist, haben ihre Gesinnung nicht 'verkauft'. Im Gegenteil, ihr Sinnen und Trachten war von Anfang an, möglichst viel für sich herauszuschlagen. Hierfür war ihnen kein Mittel zu billig, wie allein das Beispiel der 'Säuberung' ihrer 'Bürgerinitiative' mit der Drohung der hohen zu erwartenden Gerichtskosten zeigt. Dies sind miese, klein-kapitalistische Methoden. Aber diese Leute jetzt als die Hauptfeinde an den Pranger zu stellen, heißt, von den wirklichen Drahtziehern abzulenken.

Und genau dies machen die Gewerkschaftsführer von der IG Bergbau. Für sie ist es eine willkommene Gelegenheit, vom eigenen Verrat abzulenken. Gerade jetzt, nachdem sie der Kurzarbeit im Bergbau (vgl. NRW - Apr. 1977,d.Vf.) zugestimmt und den 6,4% Lohnraub (in der BETR - vgl. Apr. 1977,d.Vf.) als 'gesunden Kompromiß' (Gelhorn, 2.Vors. der IGBE) bezeichnet haben, sehen sie wieder eine Möglichkeit, sich als Interessenvertreter der Kumpel, denen es um die Sicherung der Arbeitsplätze geht, aufzuschwingen. Die IGBE-Bonzen, die über ihre Aufsichtsratsposten in der RAG und ihre Verfilzung mit dem Staatsapparat sicherlich von den Transaktionen informiert waren, längst bevor sie öffentlich bekannt wurden, wollen jetzt die Bergarbeiter zu einer Großkundgebung auf dem geplanten Baugelände organisieren. Es soll für den Bau des Kohlekraftwerks demonstriert werden.

Die KPD ist nicht prinzipiell gegen den Bau von Kohlekraftwerken, wir haben dies im Zusammenhang des Kampfes gegen das geplante Atomprogramm immer gesagt. Technisch besteht heute die Möglichkeit, bei Kohlekraftwerken die Umweltverschmutzung sehr niedrig zu halten.

Wir sind allerdings entschieden dagegen, daß mit der Begründung der angeblichen 'Energielücke' und der 'Arbeitsplatzsicherung' die ohnehin schon unzureichenden Umweltschutzbestimmungen noch weiter abgebaut werden.

Deshalb kämpfen wir gegen das Atomprogramm und fordern die vorrangige Förderung der einheimischen Energievorräte, wie z.B. der Kohle, und die gleichberechtigte Zusammenarbeit mit der Dritten Welt in der Frage der Energieversorgung."
Q: KPD-RK NRW: Bestechungsaffäre Bergkamen: Sichern Steag und SPD 10 000 Arbeitsplätze?, Dortmund o.J. (1977)

Juni 1977:
Die DKP gibt vermutlich im Juni ihre 'Zündschnur' (vgl. Mai 1977, Sept. 1977) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen für Juni/Juli heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Juni/Juli 1977

September 1977:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Juni 1977, Okt. 1977) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Sept. 1977

Oktober 1977:
Der DKP Kreisvorstand Dortmund gibt vermutlich im Oktober eine Broschüre mit 62 Seiten DIN A 5 plus Deckblatt heraus:"
HOESCH - NICHT NUR EIN NAME FÜR STAHL
HOESCH-ANALYSE
von Arbeitern, Angestellten und Wissenschaftlern

Scheut man sich, öffentlich zugeben zu müssen, daß die Stadt Dortmund die Atomkraftwerkspläne der VEW aktiv unterstützt?

Skandalös ist in diesem Zusammenhang die jahrelange Weigerung der VEW, neue Kohlekraftwerke zu bauen. Kommunalpolitiker aus Dortmund geben sich also dafür her, das Atomprogramm der Energiekonzerne der Bundes- und Landesregierung zu decken und abzusichern, obwohl sie genau wissen müssen, daß durch dieses Programm die Krise des Ruhrkohlebergbaus weiter verschärft worden ist und wird.

Die VEW muß dazu gezwungen werden, unverzüglich mit dem Bau von Kohlekraftwerken entweder im Gersteinwerk oder im Werk Westfalen sowie zusammen mit der STEAG in Bergkamen zu beginnen. Selbstverständlich müssen in diesen Kraftwerken die modernsten Filteranlagen installiert werden.
Q: DKP-KV Dortmund: Hoesch - Nicht nur ein Name für Stahl, Dortmund o.J. (1977); DKP-Hoesch-Betriebsgruppen Westfalenhütte und Phoenix: Heisse Eisen 1968-1978, Dortmund o.J. (1978), S. 12

Oktober 1977:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Sept. 1977, Dez. 1977) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Okt. 1977

31.10.1977:
Die KPD (vgl. 2.11.1977) berichtet:"
Letzte Meldung: Bei einem Grubenunglück in der Zeche Monopol in Kamen am Montag kamen 2 Bergleute, ein 38 Jahre alter deutscher und ein 48 Jahre alter jugoslawischer Hauer, ums Leben."

Dieser Text wird auch verbreitet in NRW durch das KPD-RK (vgl. 4.11.1977), welches selber berichtet:"
AUF DER ZECHE MONOPOL WURDEN AM 31.OKTOBER ZWEI KUMPEL OPFER EINES STREBBRUCHES. Nach den Darstellungen bürgerlicher Zeitungen arbeiteten 'unmittelbar an der Unglücksstelle 5 Bergleute und ein Steiger, die für die Firmen Deilmann/Haniel (Dortmund) und Rudis mit dem Ausrauben eines erschöpften Strebs beschäftigt waren. Das Geröll krachte unerwartet durch Verbundkappen, die bei dem Entfernen der im Bergbau üblichen Abdeckschilde mit ihren hydraulischen Stempeln die Abbaustrecke nach oben sichern sollen. Drei Meter hoch türmen sich jetzt auf rund 30 qm 250 t Gestein. In dem 220 m langen Streb waren bereits 134 Schilde nach der anerkannten Methode ohne Zwischenfälle beraubt worden. Nur noch 30 m blieben übrig.' (soweit die Ruhrnachrichten (RN,d.Vf.)). Drei Kumpel wurden verschüttet, nur einer konnte gerettet werden.

Angeblich wurden alle Sicherheitsmaßnahmen beachtet. Es handelt sich wohl wieder einmal um die berühmte höhere Gewalt.

TATSACHE IST ABER: es gibt im wesentlichen nur zwei Gründe, aus denen beim Ausrauben schwere Unfälle passieren können: die Statik kann falsch berechnet sein, oder die Arbeitshetze zwingt die Kumpel, die Sicherungsarbeiten nicht sorgfältig durchzuführen. Die RAG-Kapitalisten müssen deshalb zwei Fragen umgehend beantworten:

Ist es nicht so, daß bei der Planung und Berechnung des Abbaus eine ausreichende Sicherheit wieder einmal 'zu kostspielig' war? Oder: mußte nicht die ständig steigende Arbeitshetze zu solchen und ähnlichen Unglücken führen?"
Q: Rote Fahne Nr. 44, Köln 2.11.1977, S. *; KPD-RK NRW: Sieben Bergleute kamen ums Leben, Dortmund o.J. (1977), S. 1f

04.11.1977:
Das KPD RK-NRW gibt vermutlich Ende dieser Woche ein Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Marianne Brentzel, Dortmund, Münsterstr.95 heraus, in dem es zunächst, u.a. mit Hilfe der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 2.11.1977) aus dem IGBE-Bereich von den Grubenunglücken in Herten (vgl. 27.10.1977) und Kamen (vgl. 31.10.1977) berichtet und fortfährt:"
Die RAG brüstet sich damit, die höchste Schichtleistung in Europa erreicht zu haben und die Nr. 1 in der Rationalisierung zu sein. Tatsächlich haben sie die Schichtleistung in den letzten zwei Jahren im RAG-Durchschnitt um das Doppelte gesteigert.

Trotz wachsender Halden und Kurzarbeit wird die Arbeitshetze weiter gesteigert, um noch mehr Tonnen mit noch weniger Kumpeln zu fördern und den Rest auf die Straße zu setzen. Sie versuchen, die Kumpel vom Kampf um Sicherheitsmaßnahmen mit der Drohung des gefährdeten Arbeitsplatzes abzuhalten.

Aber immer mehr Kumpel erkennen, daß Rationalisierungen und steigende Arbeitshetze, Entlassungen und Mißachtung der minimalen Sicherheitsvorkehrungen zwei Seiten ein und derselben Medaille sind. Verzicht auf Sicherheit schützt nicht einen einzigen Arbeitsplatz! Die tödlichen Unfälle der letzten Woche haben wieder schlagartig deutlich gemacht, daß die Bergarbeiter auch in der Krise der steigenden Arbeitshetze den entschlossenen Kampf ansagen müssen. Davon wird sie auch kein Minister Riemer (FDP, d.Vf.*) abhalten, der angesichts der Unfälle noch die Stirn hat, den Kumpeln zu sagen: 'ganz sind die Risiken unter Tage nicht auszuschalten - der Beruf des Bergmanns bleibt einer der schwersten'.

Aufgefordert wird zum Lesen der 'Roten Fahne'.
Q: KPD-RK NRW: Sieben Bergleute kamen ums Leben, Dortmund o.J. (1977)

Dezember 1977:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Okt. 1977, Feb. 1978) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Dez. 1977

Februar 1978:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Dez. 1977, Apr. 1978) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Feb. 1978

April 1978:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Feb. 1978, Mai 1978) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus.
Q: Zündschnur, Bergkamen Apr. 1978

Mai 1978:
Die DKP gibt ihre 'Zündschnur' (vgl. Apr. 1978) für die Zechen Monopol, Grimberg und Haus Aden in Kamen und Bergkamen heraus mit dem Leitartikel "Kohlepolitik der Regierung immer widersprüchlicher!".

Weitere Artikel sind:
- "Wir gratulieren!" dem bisherigen Vorsitzenden zur Wiederwahl bei den Betriebsratswahlen (BRW);
- "Enttäuschung über Tarifabschluss" zur BETR;
- "1. Mai - kämpferisch?" zur DGB-Kundgebung mit nur 800 Teilnehmern in Bergkamen.

Angekündigt wird der Verkauf der 'UZ' bei Haus Aden und Monopol am 26.5.1978.
Quelle: Zündschnur Kohlepolitik der Regierung immer widersprüchlicher!, Bergkamen Mai 1978

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Letzte Änderung: 04.11.2019