Bochum: Protest gegen die Ausländergesetze und das GUPS/GUPA-Verbot 1972/73

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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Diese wie immer unvollständige Darstellung zum Protest in Bochum gegen das Ausländergesetz und das Verbot der Generalunion Palästinensischer Studenten (GUPS) und der Generalunion Palästinensischer Arbeiter (GUPA) enthält zwar einleitend einige Hinweise sowohl auf die GUPA Bochum (vgl. 10.1.1970) als auch auf Artikel und Forderungen zum Ausländerrecht, die bei Opel Bochum verbreitet bzw. aufgestellt wurden (vgl. 10.6.1970, 26.3.1972, 3.4.1972), auch im Koordinierungskomitee (KoKo) zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung in NRW sind mehrere Bochumer Gruppen vertreten (vgl. Sept. 1972), die ebenso wie die KPD/ML-ZK auch in Bochum zur bundesweiten Demonstration am 8.10.1972 in Dortmund aufrufen.

Zentrales Thema dieses Beitrags aber ist die fristlose Entlassung des spanischen Ersatzbetriebsrats Andreas Lara bei Opel (vgl. 11.10.1972), für den sich einige seiner spanischen Kollegen mittels eines dreitägigen Streiks engagieren (vgl. 12.10.1972, 13.10.1972), wobei es zu einem Anschlag auf den Streikposten Juan Luque kommt (vgl. 14.10.1972), aber auch zum Polizeieinsatz und festnahmen von Streikposten.

Aktiv werden zu diesem Fall neben den linken und betrieblichen Gruppen wie der GOG sowohl der NRW-weite Regionale Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung als auch die Dortmunder Komitees gegen die Ausländergesetze sowie ein Bochumer Solidaritätskomitee, die versuchen den Streik bei Opel aufrechtzuerhalten bzw. diesem zur Ausdehnung zur verhelfen, was aber nicht geschieht (vgl. 16.10.1972, 16.11.1972).

Während von den Dortmunder Ausländergesetzkomitees einige Publikationen bzw. Entwürfe für solche zum Fall Andreas Lara gefunden werden konnten (vgl. 17.10.1972, 19.10.1972), wurden uns Publikationen des Bochumer Komitees gegen die Ausländergesetze bisher nicht bekannt, evtl. erfolgten diese vor allem vermittels des Regionalen Koordinationsausschusses (vgl. 23.10.1972). Die Bochumer Marxisten-Leninisten üben später Selbstkritik für die opportunistische Linie, die in den Komitees vertreten wurde (vgl. 4.11.1972).

Die DKP stand den Bemühungen um eine Ausdehnung des Streiks offenbar ablehnend gegenüber (vgl. 25.10.1972, Nov. 1972), von Bochumer Aktivitäten ihrerseits gegen das Ausländergesetz kann hier derzeit nichts berichtet werden.

Von der an vielen Orten zentralen Aktivität der Komitees gegen die Ausländergesetze, der Unterstützung von Abschiebung und Repressalien bedrohter ausländischer Studenten kann hier aus Bochum erst zum vorläufigen Abschluss dieser Darstellung hin anhand des vom KSV der KPD organisierten Kongresses gegen die Ausländergesetze berichtet werden (vgl. 15.11.1972), das Bochumer Komitee Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung engagiert sich dann auch im Rahmen der bundesweiten Palästinawoche (vgl. 11.12.1972).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

10.01.1970:
In Bochum beginnt eine weitere zweitägige Konferenz der Ruhrgebietsgruppen (vgl. 20.12.1969, 12.3.1970). Laut MLPD (2) wurde u.a. über den Aufbau einer ML-Partei diskutiert. Man wollte zu konkreten Beschlüssen gelangen. Mit knapper Mehrheit von 15 zu 13 Stimmen wurde, laut einem Protokoll, der B1-Antrag auf Besetzung der Redaktion durch einen B1-Vertreter, 3 Vertreter der drei Wuppertaler Gruppen, einen Vertreter der Lüdenscheider Gruppe und einen Vertreter der GUPA Palästina beschlossen, wobei die nicht mehr anwesende GUPA durch die beiden Protokollanten ersetzt wurde. Die von der B1 beantragte Berichtspflicht der Gruppen an die Redaktion war zuvor mit 26 zu 12 Stimmen abgelehnt worden.
Quellen: Revolutionärer Weg Nr. 1, Solingen 1971; N.N.: Lehrlingsarbeit in Bochum, März '69 - Januar '70,o.O. o.J. (1970), S. 3f;Rote Pressekorrespondenz Nr. 55, Berlin 1970, S. 6ff;Proletarische Linie Nr. 1, Bochum 1970;MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 139f;N. N.: Bericht von der Delegiertenkonferenz (11.1.1970) der Gruppen, die an der zentralen Vietnamdemonstration vom 20.12.1969 in Bochum teilgenommen haben, O. O. o. J. (1970)

10.06.1970:
Die Nr. 2 der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK erscheint vermutlich heute für Opel Bochum (vgl. 26.5.1970, 30.6.1970).
Im letzten Artikel auf Deutsch, dem drei jeweils kürzere auf Spanisch, Italienisch und Türkisch folgen, heißt es:"
VIER SPRACHEN

ZUM THEMA 'GASTARBEITER' …
Diese schlechten sozialen Verhältnisse zwingen unseren ausländischen Kollegen dazu, sich schweren Herzens von Frau und Kind zu trennen.

Doch in der Bundesrepublik wartet so manche Überraschung auf ihn. So kann er z.B. bei uns ein Ausländergesetz kennenlernen, das es in sich hat. Die Behörden können nach diesem Gesetz einen Ausländer jederzeit als unerwünscht abschieben, sofern sein Aufenthalt den Interessen der BRD zuwiderläuft. Dieses 'Zuwiderlaufen' kann aber schon bei einem politischen Gespräch gegeben sein, von einem Streik gar nicht zu sprechen. Da dieses Gesetz ein sog. Gummiparagraph ist, kann es bei einem bürokratischen Sachbearbeiter jedem 'Gastarbeiter' passieren, daß er ausgewiesen wird, nur weil er ein deutsches Mädchen küßt."
Q: Zündkerze Nr. 2, Bochum 1970

26.03.1972:
Nach einem Bericht der KGB/E wird von gewerkschaftsoppositionellen Kollegen bei Opel-Bochum über Flugblätter zu einer öffentlichen Sitzung aufgerufen, zu der "alle Arbeiter und Angestellten eingeladen worden waren". Diese Sitzung war, laut Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse, die Gründungssitzung der Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GOG). Laut KPD sind 30 bis 40 Personen anwesend.

Auf der Sitzung wird ein "Programmvorschlag" diskutiert und verabschiedet, 9 Kandidaten für die Betriebsratswahl werden nominiert. U.a. enthält der "Programmvorschlag" die Forderungen: …
Im Punkt "Gegen die Spaltung der Belegschaft":
- Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, für Männer und Frauen, für deutsche und ausländische Arbeiter.
- Weg mit den unteren Lohngruppen.
- Weg mit dem spalterischen Punktesystem.
- Gleiche Zulage für alle.
- Streikrecht auch für die Lehrlinge.
- Weg mit dem Ausländergesetz.
- Menschenwürdige Wohnungen für die ausländischen Kollegen.
- Kein Rederecht mehr für Bundeswehroffiziere im Betrieb und in der Schule.

Die KPD (vgl. 7.4.1972) berichtet:"
OPEL: OPPOSITIONELLE LISTE

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Referat eines Kollegen der 'Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter'. Der Kollege berichtete über die Entstehung der Gruppe, beschrieb noch einmal die arbeiterfeindliche Haltung des bisherigen Betriebsrates, die undemokratische und gewerkschaftsschädigende Politik bei der Aufstellung der IGM-Liste und betonte abschließend die Notwendigkeit des Zusammengehens aller fortschrittlichen Kollegen bei Opel auf der Grundlage eines klaren betrieblichen Kampfprogramms. Die wichtigsten seiner Forderungen waren:

KAMPF DEM ARBEITERFEINDLICHEN BVG!
VIER BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNGEN IM JAHR. GEMEINSAME VERSAMMLUNGEN DER DEUTSCHEN MIT DEN AUSLÄNDISCHEN KOLLEGEN!
KAMPF DEM REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZ!"
Q: KGB/E: Zur gewerkschaftlichen Arbeit, Bochum o.J.; Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse Bochum: Opel streikt. Ausbeutung und Kämpfe bei Opel, Bochum 1973, S. 52;Rote Fahne Nr. 40, Dortmund 7.4.1972, S. 5;Beiträge zur revolutionären Theorie Nr. 7, Bochum 1976, S. 30ff;Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 57, München März 1975;Erwin Bawulski: Die Septemberstreiks 1969 und ihre Folgen unter besonderer Berücksichtigung der Adam Opel AG in Bochum, Dortmund 1974

03.04.1972:
Vor Opel in Bochum wird vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt verteilt, aus dem die KPD zitiert:"
AUS DEM FLUGBLATT DER 'OPPOSITIONELLEN GEWERKSCHAFTER DER IG METALL', OPEL/BOCHUM
2.LISTE WÄHLEN!
PROGRAMM DER LISTE 2

GEGEN DIE SPALTUNG DER BELEGSCHAFT

6. Weg mit dem Ausländergesetz! Menschenwürdige Wohnungen für die ausländischen Kollegen!"
Q: Rote Fahne Nr. 41, Dortmund 19.4.1972, S. 7; Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse Bochum: Opel streikt. Ausbeutung und Kämpfe bei Opel, Bochum 1973, S. 52

September 1972:
Das Koordinierungskomitee (KoKo) zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung in NRW verfaßt in Bochum, laut Klapro der ML Dortmund, ML Hagen und der PL Hamm (vgl. Dez. 1972), die folgende, auf Bochum, Sept. 1972 datierte:"
ERKLÄRUNG ZUR SPALTUNG DER GEMEINSAMEN KAMPFFRONT GEGEN DAS REAKTIONÄRE AUSLÄNDERGESETZ DURCH DIE KPD

1. In den vergangenen Wochen sind in Bochum verschiedene fortschrittliche und kommunistische Organisationen und Gruppen, sowie Asten verschiedener Hochschulen zusammengetroffen, um gemeinsam eine landesweite Initiative im Kampf gegen das Ausländergesetz zu beraten. Die Treffen sollten zwei Aufgaben erfüllen. Einmal ging es darum, abzuklären, ob und auf welcher gemeinsamen minimalen politischen Plattform der Kampf gegen das Ausländergesetz im Landesmaßstab geführt werden kann, welche konkrete Form diese Initiative je nach dem erreichten Grad der Einheit annehmen könne. Zum zweiten bestand die
vordringliche Aufgabe, vorhandene örtliche und andere Initiativen vorläufig zumindest zu koordinieren, Formen der praktischen Zusammenarbeit herauszuarbeiten. Gerade die Erfahrung aus diesen Initiativen sollte eine konkrete Grundlage des Kampfes um die politische Linie darstellen. Die Beratungen spiegelten die Absicht der Mehrheit wider, den Kampf gegen das Ausländergesetz weiter voranzutreiben, politisch und praktisch zu vereinheitlichen, um ihm eine größere Geschlossenheit und Stoßkraft zu verleihen.

2. Im Kampf um eine gemeinsame politische Minimalplattform der beteiligten Gruppen spitzten sich im Verlauf der Treffen die Widersprüche im Wesentlichen auf die Frage zu, ob der erklärte Kampf gegen die opportunistische und revisionistische Ideologie vom 'kleineren' Übel SPD als entscheidender inhaltlicher Stoß gegen Opportunismus und modernen Revisionismus im Rahmen des Kampfes gegen das Ausländergesetz Bestandteil einer minimalen politischen Plattform sein müsse oder nicht. Obwohl eine Anzahl der Organisationen eine schwankende Haltung in dieser Frage einnahm und -nimmt, bestand mehrheitlich das Verständnis, den Kampf um die genannte Frage gerade in Verbindung mit den zunehmenden Erfahrungen der örtlichen Initiativen weiterzutreiben. Es wurde ebenfalls mehrheitlich festgehalten, daß der Stand des ideologischen und politischen Kampfes in dem Bochumer Treffen noch keine gemeinsame politische Plattform zum Ergebnis habe, sondern nur die Zusammenarbeit und Koordination im regionalen Rahmen möglich mache.

Im Gegenteil dazu beharrten die Genossen von KPD, KSV, KJV und Liga gegen den Imperialismus (LgdI,d.Vf.) auf ihrem Standpunkt, daß der erklärte Kampf gegen opportunistische und revisionistische Ideologen nicht Teil der Minimalplattform zu sein brauche. Eine klare politische Begründung für diesen Standpunkt steht bis heute aus, sie wurde bisher keiner der unterzeichnenden Gruppen dargestellt. Die Genossen bestanden weiterhin darauf, daß - auf der Grundlage einer in Westberlin von verschiedenen Gruppen beschlossenen Plattform (vgl. 27.7.1972,d.Vf.), die den Kampf gegen den Opportunismus und Revisionismus minimal nicht enthält - in NRW ein politisch führendes Regionalkomitee zu gründen sei, das zentral anleitend eine 'Kampagne' gegen das Ausländergesetz organisiert und entsprechende Initiativen, and en Orten etwa von oben her aufbaut. Im Zusammenhang damit wurden schon bestehende örtliche Initiativen als spalterisch beschimpft. Es wurde von den Genossen vorgeschlagen, den ideologischen Kampf um die politische Plattform zum Abschluß zu bringen, da es nichts weiter sei, als 'leeres und endloses Geschwätz'.

Die unterzeichnenden Gruppen und Organisationen weisen dieses Verständnis und die Diffamierung des bisher in Bochum geführten politisch-ideologischen Kampfes scharf zurück und stellen dagegen fest: Die notwendigen Kampfkomitees dürfen in keiner Weise nur der Mobilisierung von Mitgliedern und Sympathisanten der beteiligten Organisationen für kurzfristige Aktionen gegen das Ausländergesetz dienen. Der Kampf gegen das Ausländergesetz muß von den Komitees im Rahmen des Kampfes gegen die Verschärfung der politischen Unterdrückung im Gegensatz zu einer isolierten 'Kampagne' breit angelegt werden und sich in einer Vielzahl von Mobilisierungen aufgrund örtlicher und regionaler nitiativen ausdrücken. Die entscheidende Grundlage solcher Mobilisierungen und der Ansätze einer Bewegung ggen die Ausländergesetzgebung und die politische Unterdrückung ist die schwerpunktmäßige, örtliche, betriebliche etc. Gewinnung von fortschrittlichen Menschen für diesen Kampf, der tatsächliche Zusammenschluß mit vorwärtstreibenden Elementen in den Volksmassen.

Die Fähigkeit, ein führendes Zentrum zu bilden, um eine solche Bewegung anzuleiten, existiert nur als Anspruch einzelner Organisationen. Dieser Anspruch kann sich nur in der politischen Überzeugungsarbeit ausdrücken, die alle fortschrittlichen und kommunistischen Gruppen zu einer einheitlichen Kampffront zusammenfaßt. Eine zentrale Leitung unseres Kampfes gegen die
politische Unterdrückung kann sich daher nur aus dem konkreten Kampf der örtlichen und regionalen Komitees entwickeln.

In diesem Sinne kommt dem Kampf um die gemeinsame politische Plattform eine entscheidende Bedeutung zu. Er muß beständig, befruchtet von den konkreten Kampferfahrungen weiter geführt werden, ohne eine bereits erzielte minimale Einheit und die sich daraus ergebenden praktischen Konsequenzen dadurch ständig in Frage zu stellen.

Obwohl sich die Genossen von KPD, KSV, KJV und Liga gegen den Imperialismus gegen die Auffassung der Mehrheit der Gruppen aussprachen, erklärten sie ihre Absicht, bestimmte örtliche Initiativen, von denen sie sich bewusst festgehalten hatten, zu unterstützen und vorläufig im Rahmen eines koordinierenden Bochumer Treffens im Landesmaßstab mitzuarbeiten.

Diese Haltung wurde von allen beteiligten Gruppen ausdrücklich begrüßt.

In dem folgenden Bochumer Treffen (vgl. S41.*.1972,d.Vf.), auf dem politische Erfahrungsberichte ausgetauscht und der Kampf um die politische Linie und die praktische Vorgehensweise weitergeführt werden sollte, ist inzwischen die Ehrlichkeit der politischen Haltung der Genossen von KPD, KSV etc. entscheidend in Frage gestellt worden.


Ohne in irgendeine Weise die festgestellten Aufgaben des Treffens zu berücksichtigen, forderten sie nach kurzen Erfahrungsberichten der örtlichen Initiativen erneut den sofortigen Abschluß der politisch-ideologischen Diskussion und Zusammenfassung der Erfahrungen, den Abschluß des Kampfes um eine gemeinsame Plattform. Sie stellten die Forderung, umgehend aufgrund der Westberliner Plattform ein Regionalkomitee zu gründen, das im Folgendem auch die Aufgabe übernehmen müsse, die Auseinandersetzungen mit den widersprechenden Gruppen weiterzuführen. In jedem Fall sei so gesichert, dass die 'Kampagne' termingerecht durchgeführt werde. Eine Entscheidung solle nicht über die Diskussion, sondern über eine entsprechende Abstimmung durchgeführt werden.

Vom Großteil der anwesenden nicht der KPD angeschlossenen Organisationen wurde dieses Vorhaben entschieden als spalterisch und sektiererisch zurückgewiesen. Besonders wurde die bürgerliche Methode der Genossen verurteilt, durch die kurzfristige Mobilisierung einer Vielzahl von NRW-Unterorganisationen und Initiativen der KPD eine formale Mehrheit in der Sitzung für die Abstimmung herzustellen (die Methode drückte sich aus in der ungefähren Verzehnfachung der Anzahl der Vertreter von Gruppen aus dem Organisationsbereich der KPD).

Die unterzeichnenden Gruppen und Organisationen haben an der beabsichtigten Abstimmung daraufhin nicht teilgenommen und sich klar davon distanziert.

Die KPD, angeschlossene Organisationen und Gruppen, sowie die KHG Köln und zwei ausländische Kölner Organisationen haben dagegen das spalterische Vorhaben der Abstimmung durchgeführt, das Treffen verlassen und sich als 'Regionalkomitee NRW' konstituiert. Dieses Komitee hat inzwischen sogar schon versucht, unter diesem Anspruch im nationalen Rahmen aufzutreten und Verwirrung zu stiften.

3. Die unterzeichnenden Gruppen haben sich noch auf dem gleichen Treffen entschlossen, diese Erklärung zu veröffentlichen, um dem spalterischen Vorgehen einiger Sektierer in der revolutionären und fortschrittlichen Bewegung entschieden entgegenzutreten.

Sie weisend das Spaltertum, insbesondere der Genossen der KPD scharf zurück und müssen feststellen, daß die von den Genossen verfolgte Politik in den
Bochumer Treffen, dem Vorhaben, eine breite Kampffront gegen das Ausländergesetz und die politische Unterdrückung zu schaffen, schweren Schaden zugefügt hat.

Sie werden diese Politik, die sich zu ihrer Durchsetzung nicht der schlagenden Argumente, sondern der bürgerlichen Methode formaler Mehrheiten bedient, die verstärkte Anstrengung entgegensetzen über die konkrete Zusammenarbeit mit fortschrittlichen Menschen, der fortschrittlichen und revolutionären Propaganda unter den breiten Volksmassen und dem Kampf um eine gemeinsame politische Plattform gegen Ausländergesetz und politische Unterdrückung tatsächlich eine breite Kampffront zu schaffen.

Die Politik der Genossen der KPD hat gezeigt, daß sie die revolutionäre und fortschrittliche Bewegung nicht eint, sondern sie spaltet; sie hat entsprechend Schiffbruch erlitten und zur völligen Isolierung der Genossen vom Großteil der übrigen Gruppen geführt. Sie läuft gegenüber den breiten Massen des Volkes und insbesondere der Arbeiterklasse darauf hinaus, die revolutionäre und fortschrittliche Bewegung von den Volksmassen zu isolieren, indem die KPD 'Kampagnen' gegen die Bourgeoisie durchführt, ohne sich tatsächlich mit fortschrittlichen Kräften zusammenzuschließen und im gemeinsamen Kampf mit andern kommunistischen Gruppen, die von ihnen beanspruchte politische Führung auszuweisen.

Die unterzeichnenden Gruppen und Organisationen sind sich darüber im Klaren, daß der Spaltung der gemeinsamen Kampffront durch die KPD nur dadurch begegnet werden kann, indem vor allem mit den Genossen und Gruppen, die sich dem spalterischen 'Regionalkomitee' unterstellt haben, der Kampf um die politische Linie verstärkt weiter geführt wird. Darüberhinaus müssen immer wieder mögliche Formen der praktischen Zusammenarbeit angeboten und diskutiert werden.

Grundlage eines solchen Vorgehens muß sein, daß die unterzeichnenden Gruppen und Organisationen in ihrer örtlichen und regionalen Arbeit auch praktisch-politisch das Spalter- und Sektierertum der KPD zurückweisen. In diesem Sinne sind sich die unterzeichnenden Gruppen und Organisationen über den begrenzten Charakter dieser Erklärung im Klaren. Sie halten nach wie vor daran fest, die vorhandenen Kampfansätze gegen das Ausländergesetz und die politische Unterdrückung im regionalen und nationalen Rahmen zu vereinheitlichen. Sie werden alle verfügbaren Kräfte daran setzen, hier Initiativen zu ergreifen und zu unterstützen. Allerdings werden sie gegen die politische Vorstellung beständig den Kampf führen, die nationale und regionale Zusammenschlüsse und Komitees losgelöst sehen von ihrer wesentlichen Grundlage: der Schmiedung einer Kampffront mit allen fortschrittlichen Teilen der Volksmassen im Rahmen örtlicher und betrieblicher Schwerpunkte gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung."

Die Erklärung ist unterzeichnet von:"
- AStA der Universität Bochum (RUB, d.Vf.),
- AStA der PH Dortmund,
- KPD/ML (Rote Fahne) (KPD(ML-ZB, d.Vf.),
- Marxisten-Leninisten Bochum,
- Marxisten-Leninisten Hagen,
- Marxisten-Leninisten Duisburg,
- Marxisten-Leninisten Griechenlands,
- Marxisten-Leninisten Hamm,
- Marxisten-Leninisten Dortmund,
- PGH (Projektbereich Gesamthochschule, d.Vf.) Dortmund,
- Patriotische Einheitsfront der Türkei (PEF, d.Vf.),
- Proletarische Linke Hamm (PL, d.Vf.),
- Projektgruppe Internationalismus Bochum (PGI, d.Vf.),
- Sozialistische Abteilungsgruppen Bochum (SAG, d.Vf.),
- VIS (Verband der Ingenieurschulen, d.Vf.),
- Zirkel ML Uni Bochum,
- Internationaler Arbeitskreis Bochum (IAK, d.Vf.)"

Veröffentlicht wird diese Erklärung u.a. als Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Reinhart Wagner, Postfach 89, Dortmund-Marten sowie in der 'Klassenkampf und Programm' (Klapro - vgl. Dez. 1972) der Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund und Hagen und der Proletarischen Linken Hamm.
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 40f; Koordinationskomitee zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung in NRW: Erklärung zur Spaltung der gemeinsamen Kampffront gegen das reaktionäre Ausländergesetz durch die KPD, Bochum 14.9.1972

08.10.1972:
Zur heutigen Demonstration gegen das Ausländergesetz in Dortmund rief die KPD/ML-ZK gemeinsam mit KSB/ML und RG mit einem zentralen Flugblatt "Zerschlagt das Ausländergesetz!" auf, welches uns auch mit einer Kontaktadresse für Bochum, jeden Sonnabend ab 20 Uhr, Gaststätte Kortländer, Hernerstr./ Dorstenerstraße vorlag.
Q: KPD/ML, RG, KSB/ML: Zerschlagt das Ausländergesetz!, Hamburg o. J. (1972)

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11.10.1972:
Laut der Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse Bochum wird bei Opel Bochum der spanische Ersatzbetriebsrat Andreas Lara fristlos entlassen (vgl. 12.10.1972).

Lara, seit 1971 anerkannter Sprecher der spanischen Kollegen des Opel-Werkes I, wird vorgeworfen: Beleidigung und Bedrohung von Betriebsräten, Rempeleien gegen Versammlungsleiter in Betriebsversammlungen (vgl. 28.9.1972). Der Fall Lara verschafft der GOG u.a. in Bochum eine Reihe von Sympathien vor Betrieben und in der Bevölkerung (vgl. 12.10.1972).

Laut KPD/ML-ZB richten sich Flugblätter der GOG gegen die Entlassung. Der KPD/ML-ZB Betriebsrat, Wolfgang Schaumberg, bekommt eine schriftliche Entlassungsdrohung, weil er Flugblätter für die GOG verteilt hat und sich auf Belegschaftsversammlungen für die Wiedereinstellung Laras aussprach, dem u.a. wegen 'Tätlichkeiten' und 'Beleidigungen' die fristlose Kündigung ausgesprochen wurde.

Der Betriebsrat des Opel-Werks beschließt, laut KGB/E, ohne Lara auch nur gehört zu haben gegen den Widerstand der Liste 2 die Kündigung Laras.

Laut Erwin Bawulski wird Andreas Lara fristlos gekündigt wegen:
- Beleidigung und Bedrohung von Betriebsräten;
- Rempelei gegen Versammlungsleiter.
Der Betriebsrat stimmt dem mit 33 Jastimmen und 2 Enthaltungen zu:"
Schaumberg und der damals noch amtierende Betriebsrat Wischnewski hatten vor der Abstimmung den Saal verlassen. Ihr Antrag nach Anhörung von Lara war abgelehnt worden. Nach der Entlassung kam es zu Sympathiestreiks der spanischen Arbeiter."

Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 16.10.1972) berichten von Opel (vgl. 28.9.1972, 12.10.1972):"
Daß der spanische Kollege diese richtigen Forderungen aufgestellt hat, daß er dabei durch großen Beifall unterstützt wurde, war ein Schlag gegen die Spaltungsversuche der Kapitalisten. Sie reagierten prompt und entließen den Kollegen Lara fristlos. Begründung: tätlicher Angriff gegen drei Betriebsräte und Störung des Betriebsfriedens. Sie beriefen sich dabei auf das BVG, das uns gegenwärtig im Wahlkampf von der SPD als großes 'Reformwerk' angepriesen wird.

Der Perschke-Betriebsrat stimmte der fristlosen Kündigung des spanischen Kollegen Lara zu: DKP-Mitglied Jasczyk begrüßte diese Entscheidung.

Kollegen, überlegt, was sind das für Betriebsräte, die den Kapitalisten auch noch beipflichten, wenn diese einen Kollegen von uns hinauswerfen, nur weil er gesagt hat, wie es wirklich aussieht mit der ganzen Lohnschinderei.

Besonders die oppositionellen Betriebsräte von der Liste 2 stimmten gegen diese offene Spaltung unserer Kampffront."

Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 25.10.1972) berichten auch über die DKP:"
In Bochum bei Opel spaltet sie eine gemeinsame Kampffront von spanischen und deutschen Kollegen gegen die fristlose Kündigung des Ersatzbetriebsrates Lara. Statt die in Streik getretenen Kollegen zu unterstützen und wie die gewerkschaftsoppositionelle Liste zum gemeinsamen Streik der deutschen und spanischen Kollegen aufzurufen, wiegelte der DKP-Ersatzbetriebsrat Jazcyk ab."

Der Arbeitsgerichtsprozeß findet Ende 1973 statt (vgl. 7.11.1973).

Das Bochumer Schüler- und Lehrlingskollektiv (BSLK - vgl. Apr. 1973) berichtet von Opel (vgl. 9.5.1972, Feb. 1973), dass der Eresatz-Betriebsrat Lara, von der Liste 2 der GOG entlassen worden sei, woraufhin 60-80% der Spanier in den Streik getreten seien. Es habe massive Polizeieinsätze gegeben: "z.B. lange Polizeiketten beim Flugblattverteilen am Bürgersteig, damit man nicht an die Autos kommt".

Von der Entlassung und dem folgenden dreitägigen Streik berichten auch in:
- NRW in Bochum im IGM-Bereich der KJVD der KPD/ML-ZB bei Opel (vgl. 16.10.1972) und in Dortmund das Vorbereitende Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung (vgl. 17.10.1972, 19.10.1972) und im IGM-Bereich die KPD/ML-ZK bei Hoesch (vgl. 18.10.1972, 23.10.1972)
Q: Wir wollen alles Nr. 3, Gaiganz Apr. 1973; Stählerne Faust Extra Streik im Kaltwalzwerk! und Nr. 3, Dortmund Okt. 1972, S. 1 bzw. S. 4;Erwin Bawulski: Die Septemberstreiks 1969 und ihre Folgen unter besonderer Berücksichtigung der Adam Opel AG in Bochum, Dortmund 1974;KGB/E:Zur gewerkschaftlichen Arbeit, Bochum o.J.;Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 13;Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse Bochum: Opel streikt. Ausbeutung und Kämpfe bei Opel, Bochum 1973, S. 30;Rote Fahne Nr. 21, Bochum 20.10.1972, S. 6;Rote Fahne Nr. 14, Dortmund 4.4.1973, S. 4;Die Rote Front Extra Polizei verhaftet 5 Streikposten bei Opel-Bochum! und Nr. 2 ,Dortmund Okt. 1972,S.1 bzw. S.4;Regionaler Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW):Deutsche Arbeiter - ausländische Arbeiter - eine Kampffront!, Bochum o.J. (Okt. 1972), S. 1;Die Presse Warum kündigte Herbert selbst?, Bochum o.J. (1972), S. 1;Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Solidarität mit dem Kampf der OPEL-Arbeiter, Dortmund o.J. (Okt. 1972), S. 1;Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.: Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter, o.O. (Dortmund) 17.10.1972, S. 1f

12.10.1972:
Laut KPD/ML-ZB bildet sich bei Opel Bochum ein Streikkomitee unter den spanischen Arbeitern, die mit ca. 60 Kollegen für den gestern entlassenen Lara in den Streik treten (vgl. 13.10.1972) und u.a. fordern:
- Lara wieder rein!
- Streikschichten bezahlen!
- Keine Repressalien gegen die Streikenden!
Laut dem Regionalen Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW) treten über 600 spanische Opelarbeiter sofort in den Streik (vgl. 14.10.1972, 23.10.1972).

Die KPD/ML-ZK bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 23.10.1972) berichtet über die Belegschaftsversammlung der Deutschen, auf der auch die Spanier auftraten (vgl. 28.9.1972), über die gestrige Entlassung Laras und den folgenden Streik (vgl. 14.10.1972):"
KOLLEGE LARA ENTLASSEN! DIE ANTWORT: STREIK!!!

Angesichts dieser gemeinsamen Kampffront bekamen die Opel-Bosse es mit der Angst zu tun: sie entließen den Kollegen Lara fristlos. Doch die spanischen Arbeiter beantworteten den Schlag mit einem Gegenschlag: Schon am nächsten Tag streikten die ersten für die Wiedereinstellung ihres Sprechers. Drei Tage dauerte der Streik insgesamt, jeden Tag kämpften mehr Kollegen. Sie ließen sich nicht durch das reaktionäre Ausländergesetz einschüchtern. Sie wußten, daß hier Klasse gegen Klasse im Kampf auf Biegen oder Brechen stand: denn mit der Entlassung von Lara bezweckten die Opelbosse und IGM-Bonzen seine Auslieferung nach Spanien, in die Hände von Francos Folterknechten!!

Der Streik der spanischen Kollegen zerschlug diese verbrecherischen Pläne. Denn hier wiegelte keiner ab. Hier lag die Leitung des Streiks in der Hand der kämpferischsten Kollegen selbst, die sofort eine Streikleitung gebildet hatten."

Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 16.10.1972) berichten von Opel (vgl. 11.10.1972, 14.10.1972):"
Die spanischen Kollegen gaben die richtige Antwort:
STREIK GEGEN ENTLASSUNG EINES KLASSENBEWUßTEN KOLLEGEN

Die spanischen Kollegen der Mittagschicht sind seit Donnerstag im Streik. Sie stellten Streikposten auf. Ihre Forderung: Sofortige Wiedereinstellung des Kollegen Lara! wurde von den meisten deutschen Kollegen unterstützt."

In Bochum streiken schon am 5. Oktober, laut KPD, 600 gegen die Entlassung des Opel-Betriebsrates Lara, die nach anderen Quellen allerdings erst am 11.10.1972 erfolgt (vgl. 28.9.1972, 13.10.1972). Neben der gutwillig betrachteten GOG und den KPD-Betriebszellen Opel mischen sich auch noch DKP, SPD und die SPD-Betriebsgruppe in die Auseinandersetzungen ein.

Bei Hoesch Dortmund (vgl. 24.10.1972) berichtet die KPD (vgl. 13.10.1972):"
OPEL BOCHUM: SOLIDARITÄT MIT ANDREAS LARA

Am Donnerstag, dem 5. Oktober wurde bekannt, daß der spanische Ersatzbetriebsrat Andreas Moduena Lara fristlos entlassen wurde. Die überwiegende Mehrheit der Betriebsräte (33) hatten für die Entlassung gestimmt - um den Kündigungsschutz des Kollegen wirkungslos zu machen."

Bei Hoesch Dortmund berichtet die KPD (vgl. 24.10.1972) auch über die Ausländergesetze (vgl. 8.10.1972), u.a. in Dortmund (vgl. 15.10.19172) sowie:"
Jüngster Anschlag der Konterrevolution ist die Entlassung des spanischen Ersatzbetriebsrates Andreas Lara der oppositonellen Liste 2 bei Opel-Bochum, sowie mehrere spanische Opel-Kollegen, die sich an einem Solidaritätsstreik für Lara beteiligten.
Obwohl die fadenscheinigen 'Gründe' zur Rechtfertigung herangezogen wurden, stimmten alle 33 SPD-Betriebsräte geschlossen der Entlassung zu!
Daraufhin bildete sich sofort ein Solidaritätskomitee, das am 17. 10. in Bochum in der Innenstadt eine Kundgebung und eine Veranstaltung an der Universität durchführte."

Berichtet wird auch in:
- NRW in Dortmund durch das Vorbereitende Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung (vgl. 17.10.1972, 19.10.1972).
Q: Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Solidarität mit dem Kampf der OPEL-Arbeiter, Dortmund o.J. (Okt. 1972), S. 1; Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.: Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter, o.O. (Dortmund) 17.10.1972, S. 1ff;Stählerne Faust Nr. 3, Dortmund Okt. 1972, S. 4;Rote Fahne Nr. 21, Bochum 24.10.1972, S. 3;Die Rote Front Extra Polizei verhaftet 5 Streikposten bei Opel-Bochum!, Dortmund Okt. 1972, S. 1f;Regionaler Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW): Deutsche Arbeiter - ausländische Arbeiter - eine Kampffront!, Bochum o.J. (Okt. 1972), S. 1;Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch, Dortmund 24.10.1972, S. 7f;Rote Fahne Nr. 65, Dortmund 18.10.1972

13.10.1972:
Bei Opel Bochum wird auch heute, laut KPD/ML-ZB (vgl. 24.10.1972), für die Wiedereinstellung Laras gestreikt (vgl. 12.10.1972, 14.10.1972).

Aufrufe für einen unbefristeten Streik werden von ca. 80% der Spanier akzeptiert. Eine Demonstration von ca. 500 Kollegen zieht vor das Betriebsratsbüro.

Laut dem Vorbereitenden Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung (vgl. 17.10.1972) beteiligen sich heute in der Mittagsschicht 90% der Spanier am Streik:"
Eine Delegation der Streikenden stellte am Freitag der Geschäftsleitung folgende Forderung: sofortige Wiedereinstellung von Andreas Lara, Bezahlung der Streikstunden, keine Repressalien gegen die Streikenden, z.B. Abschiebung in die spanischen Gefängnisse. Um die immer breitere Solidarisierung auch der deutschen Kollegen mit den Forderungen zu verhindern, setzten die Geschäftsleitung und der Perschke-Betriebsrat Lügen und Verleumdungen in Umlauf. So wurde behauptet, Lara sei ein blutiger Schläger, die Spanier hätten von 'deutschen Schweinen' geredet. Das sind klare Lügen, die nur die gemeinsame Kampffront spalten sollen."

Bei Hoesch Dortmund (vgl. 24.10.1972) berichtet die KPD (vgl. 12.10.1972, 14.10.1972):"
Schon am Freitagmorgen begannen die klassenbewußten spanischen Arbeiter den Solidaritätsstreik zu organisieren. Am Nachmittag waren über 600 Kollegen im Ausstand."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch, Dortmund 24.10.1972, S. 8; Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.: Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter, o.O. (Dortmund) 17.10.1972, S. 2;Rote Fahne Nr. 21, Bochum 24.10.1972, S. 7

14.10.1972:
Nach einem Bericht der KGB/E organisiert Mitte Oktober 1972 die OSO bei Opel Bochum den Solidaritätsstreik der Spanier für den Ersatzbetriebsrat Lara (vgl. 13.10.1972, 16.10.1972).
Ca. 500 bis 600 Spanier streiken, allerdings vor den Werkstoren. Als heute ein Mordanschlag auf einen spanischen Streikposten verübt wird (Juan Luque), verschärft sich die Situation zusehends. Auf einer Sitzung der GOG Opel Bochum wurde, "beschlossen alles zu tun, um einen Streik zu organisieren".

Laut der 'Bochumer Studenten Zeitung' bildet sich dieses Wochenende in Bochum spontan ein Aktionskomitee für die Unterstützung des Opel-Streiks, innerhalb des bestehenden Komitees gegen das reaktionäre Ausländergesetz, das von 20 politischen Gruppen (u.a. vom AStA) getragen wurde. Äußerer Anlaß zur Bildung dieses Komitees war der Anschlag eines faschistischen Provokateurs auf einen spanischen Kollegen, der als einer der Streikposten die hereinkommenden Arbeiter zum Streik aufforderte".

Von der KGB/E wird über das Solidaritätskomitee (SoKo) ausgeführt:"
Ein Solidaritätskomitee wurde erst notwendig, als A. Lara (Sprecher der ausländischen Vertrauensleute und Ersatzbetriebsrat der Liste 2) entlassen wurde und eine breite Solidaritätskampagne zur Wiedereinstellung entfaltet werden sollte. Zu diesem Zweck wurde ein breites Bündnis angestrebt, also nicht nur mit kommunistischen Gruppen".

Erwin Bawulski berichtet:"
Es gibt Hinweise, daß die spanische Botschaft Spitzel unter den spanischen Werksangehörigen hatte und hat. Wahrscheinlich war es ein solcher Spitzel, der … einen Streikposten niederstach, lebensgefährlich verletzte und vom Werksschutz ungehindert im Betrieb untertauchen konnte. Nachforschungen wurden nicht angestellt".

Der Regionale Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW - vgl. 23.10.1972) berichtet:"
Vorletzte Woche wurde der spanische Kollege Lara bei Opel entlassen, nachdem er auf einer Belegschaftsversammlung mutig für die Forderungen seiner Kollegen eingetreten war. Über 600 spanische Opelarbeiter traten sofort in den Streik, um für diese Forderungen und die sofortige Wiedereinstellung des Kollegen Lara zu kämpfen. Am Samstag den 14.10., wurde der spanische Streikposten Juan Luque frühmorgens von einem faschistischen Provokateur mit einem Messer schwer verletzt. Polizei und Werkschuzt standen dabei und rührten keinen Finger, der Faschist, der den Mordanschlag ausgeübt hatte, ging völlig unbehelligt in den Betrieb! Die Polizei nahm stattdessen fünf Streikposten vorübergehend fest!"

Bei Hoesch Dortmund (vgl. 24.10.1972) berichtet die KPD (vgl. 13.10.1972, 16.10.1972):"
Am Sonnabendvormittag verschärfte sich die Situation. Politische Polizei und Werksschutz versuchten gemeinsam die Streikposten abzudrängen. Vor ihren Augen und unter ihrem Schutz konnte ein faschistischer Streikbrecher bei einem Überraschungsangriff den Kollegen Juan Luque niederstechen, der Streikposten stand. Juan Luque, der verheiratet ist, 5 kleine Kinder hat und seit 6 Jahren gezwungen ist, bei Opel Bochum Nachtschicht zu machen, liegt immer noch in Lebensgefahr. Nachdem der Provokateur unbehelligt im Betrieb verschwunden war, verhaftete die SPD-Polizei in faschistischer Manier 5 weitere Streikposten und drohte ihnen die Ausweisung ins faschistische Spanien an. Um das Attentat zu verschleiern und die deutschen Arbeiter gegen ihre spanischen Klassenbrüder aufzubringen, verbreitete die Werksleitung das Gerücht, daß 'spanische Streikposten Arbeitswillige mit dem Messer angegriffen hätten'."

Die KPD/ML-ZK bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 23.10.1972) berichtet (vgl. 11.10.1972):"
MORDANSCHLAG AUF STREIKPOSTEN!

Da zeigten die Opel-Bosse, daß sie auch vor blutigem Mord nicht zurückschrecken, um ihre Profite zu retten: AM DRITTEN STREIKTAG, SAMSTAG MORGEN, STACH EIN SPANISCHER FASCHIST IM AUFTRAG SEINER OPEL-HERREN DEM KOLLEGEN JUAN LUQUE, DER STREIKPOSTEN STAND, EIN MESSER IN DEN UNTERLEIB! OPEL-WERKSCHUTZ UND POLIZEI ZU…! D'K'P (DKP,d.Vf.) AUF DER SEITE DES FEINDES!!

Später wurden von der Polizei zwar Maßnahmen ergriffen - aber nicht gegen den Messerstecher - verhaftet wurden fünf spanische Streikposten! Und die D'K'P ging in einem Flugblatt des 'Roten Kadett' (vgl. **.10.1972) mit keinem Wort auf den faschistischen Mordanschlag ein - stattdessen schoß sie gegen 'diejenigen Kräfte, die in unverantwortlicher Weise die spanischen Kollegen in Einzelaktionen verheizen wollen'. Sie sprach sich gegen Streik und für eine V-Leutekonferenz aus!! Das war wirklich der Standpunkt: 'Nicht der Mörder, sondern der Ermordete ist schuld'.

Aber die Arbeiter werden den Opel-Kapitalisten, ihren gedungenen Mördern und all ihren sonstigen Speichelleckern die Quittung präsentieren. Zwar konnte jetzt der Streik noch nicht auf das ganze Werk ausgeweitet werden. Aber die revolutionäre Gewerkschaftsopposition erhob ihre Stimme gegen die blutigen Ausbeuter, an der Uni Bochum (RUB, d.Vf.) bildete sich sofort ein Solidaritätskomitee, auf Veranstaltungen und Kundgebungen wurden die Bochumer Werktätigen informiert und wurde Geld zur Unterstützung der spanischen Kollegen gesammelt.

DIE EMPÖRUNG WÄCHST!!

Und vor allem: die Empörung aller ist gewachsen. Die revolutionäre Gewerkschaftsopposition der deutschen und spanischen Kollegen ist gestärkt aus dem Kampf hervorgegangen. Die Voraussetzungen für einen erneuten, noch entschlosseneren, erfolgreichen Kampf sind da."

Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 16.10.1972) berichten von Opel (vgl. 12.10.1972):"
POLIZEI VERHAFTET FÜNF STREIKPOSTEN BEI OPEL-BOCHUM!
SPANISCHER KOLLEGE DURCH MESSERSTICH SCHWER VERLETZT

Für die Kapitalisten bestand die Gefahr, daß sich die Streikfront verbreiterte. Sie versuchten deshalb den Streik der spanischen Kollegen zu zerschlagen. In der Nacht zum Samstag wurden von der Polizei fünf spanische Streikposten verhaftet! Hier zeigt sich wieder einmal, auf wessen Seite die angeblich neutrale Staatsmacht steht. Hier zeigt sich, wie die Staatsorgane gegen die Arbeiterklasse eingesetzt werden. Ein Kapitalist ist wegen mörderischer Ausbeutung noch nie verhaftet worden. Die Polizei - Freund und Helfer des Kapitals. Genauso wie bei den Chemiestreiks (CTR der CPK - vgl. u.a. Köln 21.6.1971, Wiesbaden 18.6.1971,d.Vf.), als Polizisten Streikbrechern den Weg frei knüppelten. Nach dem neuen Bundesgrenzschutzgesetz vom Sommer (BGS - vgl. 22.6.1972,d.Vf.) kann sogar der Bundesgrenzschutz in solchen Fällen eingesetzt werden (Dieses Gesetz wurde von allen drei Bundestagsfraktionen SPD, FDP und CDU einhellig verabschiedet).

Bei Opel versuchen gegenwärtig die klassenbewußten Kollegen, von denen sich viele in einer gewerkschaftsoppositionellen Gruppe (GOG,d.Vf.) zusammengeschlossen haben, gegen den Widerstand einiger verräterischer Betriebsräte einen gemeinsamen Streik aller Opel-Kollegen zu organisieren. Ihre Forderungen sind:
SOFORTIGE FREILASSUNG DER FÜNF STREIKPOSTEN
SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG DES KOLLEGEN LARA!

Samstag früh um fünf Uhr passierte noch etwas. Am Tor drei bei Opel stand der Kollege Juan Luque Streikposten. Plötzlich sprang ihn ein spanischer faschistischer Provokateur an und stach ihn mit einem Messer in den Magen. as und wer hinter diesem Anschlag steckt, ist noch nicht bekannt. Es scheint uns kein Zufall zu sein, daß Juan Luque neben dem entlassenen Kollegen einer der spanischen Arbeiter ist, die bei ihren Kollegen, auch den deutschen, das größte Ansehen genießen, weil sie immer konsequent und kämpferisch für die Interessen der Arbeiter eingetreten sind. Kollege Luque ist seit sieben Jahren bei Opel und hat fünf Kinder. Er liegt schwerverletzt im Krankenhaus.

SPANISCHEN KOLLEGEN DROHT ABSCHIEBUNG

Den fünf verhafteten Streikposten und dem entlassenen Kollegen Lara droht die Abschiebung ins faschistische Spanien. Nach dem reaktionären Ausländergesetz können alle Ausländer abgeschoben werden, wenn sie hier in der BRD gegen Ausbeutung und Unterdrückung auftreten. Ihnen wird offen die Beanspruchung sämtlicher Grundrechte verboten. Was im faschistischen Spanien den Kollegen droht, kann sich jeder denken. Nicht umsonst sind dort die Gefängnisse mit politischen Gefangenen überfüllt."

Für die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 13.11.1972) sind die heutigen Vorgänge auch ein Beispiel staatlicher Gewaltanwendung.

Berichtet wird auch in:
- NRW in Dortmund durch das Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung (vgl. 7.10.1972).
Q: Stählerne Faust Nr. 3, Dortmund Okt. 1972, S. 4f; Regionaler Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW): Deutsche Arbeiter - ausländische Arbeiter - eine Kampffront!, Bochum o.J. (Okt. 1972), S. 1;Erwin Bawulski: Die Septemberstreiks 1969 und ihre Folgen unter besonderer Berücksichtigung der Adam Opel AG in Bochum, Dortmund 1974;Bochumer Studenten Zeitung Nr. 99, Bochum 1972, S. 1;KGB/E: Zur gewerkschaftlichen Arbeit, Bochum o.J.;Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch, Dortmund 24.10.1972, S. 8;Beiträge zur revolutionären Theorie Nr. 7, Bochum 1976, S. 30ff;Rote Fahne Nr. 21, Bochum 20.10.1972, S. 7;Die Rote Front Extra Polizei verhaftet 5 Streikposten bei Opel-Bochum! und Nr. 3, Dortmund Okt. 1972 bzw. Nov. 1972, S. 2 bzw. S. 2;Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.: Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter, o.O. (Dortmund) 17.10.1972, S. 1f

16.10.1972:
Zum Streik bei Opel Bochum (vgl. 14.10.1972) äußert sich die KG B/E so:"
Während die parteilosen Kollegen wenig Opferbereitschaft an den Tag legten und für die Anführung eines Streiks eine 100%ige Garantie haben wollten, daß die Masse der Kollegen mitmachen würden, überschätzten die Marxisten-Leninisten (vor allem einige Genossen der Pressegruppe (KPD/ML-ZB, d.Vf.) und die gesamten Genossen vom RM (KPD/ML-ZK, d.Vf.)) die Kampfbereitschaft der Opelarbeiter maßlos."
Ein Streikkomitee wurde gewählt, daß die Aufgabe haben sollte, "deutsche und ausländische Arbeiter zur Solidarität zu bewegen".

Laut KPD/ML-ZB ('Die Presse') ruft die GOG heute zum "allgemeinen Streik" auf. Die Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB trägt den Aufruf zum Streik in die GOG. Das Streikkomitee ruft jedoch aufgrund der Übermacht der Polizei auf dem Werksgelände zum Abbruch des Streiks auf. Ein Streik kommt auch laut KG B/E nicht zustande. Laut KPD werden 5 Arbeiter bei den Streikversuchen verhaftet (vgl. 11.10.1972, 17.10.1972).

Bei Hoesch Dortmund (vgl. 24.10.1972) berichtet die KPD (vgl. 14.10.1972):"
Als am Montag Kollegen und Genossen die Flugblätter der 'Gruppe oppositioneller Gewerkschafter in der IGM' verteilten, die zum gemeinsamen Streik aufriefen, trat politische Polizei und uniformierte Schutzpolizei noch massiver auf als am Wochenende.
Doch Polizei und Werksschutz konnten nicht verhindern, daß die Kollegen alle Flugblätter nahmen und mit den Verteilern diskutierten. In vielen Abteilungen gab es empörte Diskussionen unter den deutschen Arbeitern und auch unter ihnen Solidaritätsbekundungen mit dem Kollegen Lara.

WARUM WURDE LARA FRISTLOS ENTLASSEN?

Kollege Lara ist den meisten Opel-Arbeitern bekannt als der mutige Sprecher der spanischen Arbeiter. Er schloß sich der Gruppe oppositioneller Gewerkschafter an und entwarf zusammen mit seinen deutschen Kollegen das Programm zur Betriebsratswahl.
Unermüdlich setzte er sich für die besonders ausgebeuteten spanischen Kollegen ein, deren Rechtlosigkeit und elende Lage gemeinsam von Geschäftsleitung und SPD-Betriebsräte ausgenutzt wird: Am 28.9. - auf der Belegschaftsversammlung - hatte er sich zusammen mit 200 Kollegen gegen den Willen der SPD-Betriebsräte das Rederecht erkämpft und entlarvte schonungslos die Machenschaften von Kapital und Gewerkschaftsführung.
Nachdem die Opelbosse schon vorher den Beisitzer für die Gewerkschaftsausschlußverfahren, Kollege O., entlassen hatten, und 3 oppositionelle Betriebsräte unter Berufung auf das Betr.VG. mit Entlassungen bedroht hatten, mußte als nächster jetzt Kollege Lara, als vermeintlich schwächstes Glied der Gruppe oppositioneller Kollegen, daran glauben. Er soll ins faschistische Spanien abgeschoben werden!

WIE VERHIELT SICH DER BETRIEBSRAT?

Der Entlassungsgrund für Lara war 'Beleidigung von Betriebsräten', 'Tätlichkeiten' und 'Unruhestiftung'. Alle diese Argumente lieferten die SPD-Betriebsräte, vor allem die Bonzen Labensberg, Schütte und Adamek.
Sie behaupteten - gegen besseren Wissens - von Lara tätlich angegriffen worden zu sein. Das war das Signal für Perschke (BR-Vorsitzender), die Zustimmung zur Entlassung durchpeitschen zu lassen. Durch ihr Votum nahmen 33 Betriebsräte (fast ausschließlich SPD-Mitglieder) dem Kollegen Lara bewußt den Kündigungsschutz, sie sind bereit, ihn ans Messer der faschistischen Bestien in Spanien zu liefern.
Dieselben SPD-Betriebsräte propagierten im Betrieb den 'demokratischen Sozialismus' und warben für die SPD als 'Arbeiterpartei'.
Doch vielen Opel-Arbeitern ist jetzt klar geworden, daß sich hinter Brandts Demagogie der brutale Agent des Imperialismus verbirgt. Was Brandt, Wehner und Schmidt mit ihrem Lob für das Ausländergesetz auf dem Dortmunder Parteitag meinten, ist jetzt vielen Kollegen drastisch vor Augen geführt worden. Daß das Betr.Verf. G. und das Ausländergesetz brutale Unterdrückungsmittel der SPD-Regierung sind - das haben jetzt viele Opel-Arbeiter erfahren.

WIE VERHÄLT SICH DIE DKP?

Jetzt, wo die spanischen Kollegen den Kampf aufnehmen, verteilt die DKP ein heuchlerisches Flugblatt. Doch die klassenbewußten Kollegen bei Opel durchschauten den Schwindel, wenn sie im 'ROTEN KADETT' lesen: 'Aber auch die Kräfte, die die spanischen Kollegen zu Einzelaktionen bei Opel ermuntert, handeln gewissenlos und verheizen sie'. Statt Streik fordern die DKP-Verräter Vollversammlung der Vertrauensleute, wo erst am 10. Oktober bewiesen wurde, daß der Vertrauensleutekörper gegenwärtig mit wenigen Ausnahmen Beifallsmaschine der reaktionären SPD-Betriebsgruppe ist.

WIE MUß DER KAMPF WEITERGEHEN?

Die Antwort der Opel-Bosse auf den Kampf der klassenbewußten spanischen und deutschen Arbeiter im Zusammenspiel mit Gewerkschaftsführung und SPD-Betriebsrat war: Entlassung, Gewerkschaftsausschluß und Polizeieinsatz! Wie schon so oft in ihrer Geschichte bewies die SPD-Führung ihre Monopolhörigkeit. Anwendung des Betr.-Verf. Gesetzes, Knebelung durch das Ausländergesetz und Polizeieinsatz gegen Streikposten - das ist die Politik des 'kleineren Übels'.

GEGEN KAPITAL UND GEWREKSCHAFTSFÜHRUNG - FÜR DIE REVOLUTIONÄRE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!
BETRIEBLICHE EINHEITSFRONT IST DAS GEBOT DER STUNDE. DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!"
Q: KGB/E: Zur gewerkschaftlichen Arbeit, Bochum o.J.; Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch, Dortmund 24.10.1972, S. 8; Rote Presse Korrespondenz Nr.9/10, Berlin 29.3.1973, S. 24;Rote Fahne Nr. 21, Bochum 20.10.1972, S. 7

16.10.1972:
Ein Extra der Zeitung 'Die Rote Front' - Organ der Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 12.10.1972, 18.10.1972) erscheint datiert auf Oktober vermutlich heute und berichtet unter der Schlagzeile "Polizei verhaftet 5 Streikposten bei Opel-Bochum!" von eben dort aus dem IGM-Bereich (vgl. 28.9.1972, 14.10.1972). Nach der Schilderung der Abschiebungsbedrohung heißt es abschließend:"
Die Ausländergesetze sollen noch verschärft werden. Die politischen Unterdrückungsmaßnahmen gegen ausländische Kollegen und Studenten nehmen zu. Dagegen hat sich wie in vielen anderen Städten auch hier ein Komitee gebildet, in dem verschiedene Organisationen und Einzelpersonen zusammengeschlossen sind, um gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung zu kämpfen. Wir unterstützen dieses Komitee. Gegen die Spaltungsversuche und Unterdrückungsmaßnahmen der Kapitalisten und ihres Staates können wir nur dann etwas erreichen, wenn wir einig und geschlossen kämpfen. Kollegen, Jugendliche, was bei Opel passiert ist, kann jeden Tag auch anderswo passieren. Die Vorfälle bei Opel sind kein Einzelfall. Sie sind nur ein weiteres Glied in einer langen Kette von Unterdrückungsmaßnahmen. Dagegen gilt es gemeinsam zu kämpfen.

KAMP DEM REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZ!
KAMPF DER POLITISCHEN UNTERDRÜCKUNG!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!"
Q: Die Rote Front Extra Polizei verhaftet 5 Streikposten bei Opel-Bochum!, Dortmund Okt. 1972

17.10.1972:
Laut der 'Bochumer Studenten Zeitung' findet in der Ruhr-Universität Bochum ein Teach-in und anschließend in der Stadt eine Kundgebung über die Vorfälle bei Opel statt. Diese beiden Veranstaltungen wurden organisiert durch das Aktionskomitee für die Unterstützung des Opel-Streiks. Laut KPD besuchen 200 eine Kundgebung gegen die Entlassung des Betriebsrates der oppositionellen Liste 2 bei Opel. Laut der Zelle PH Dortmund des KSV der KPD weigert sich an der PH Dortmund der AStA bzw. der ihn mittragende PGH, eine Kundgebung vor Opel zu unterstützen, womit vermutlich die heutige gemeint ist.

Das Vorbereitende Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung (vgl. 19.10.1972) berichtet und dokumentiert die folgende, von ihm ebenfalls unterstützte Resolution:"
In einer Solidaritätsveranstaltung in der Bochumer Universität wurde am Dienstag von zahlreichen Demokraten und Kommunisten folgende Resolution verabschiedet:
'Die westdeutsche Bourgeoisie will sich mit einem Bündel von Gesetzen zur 'inneren Sicherheit' die Mittel in die Hand geben, bei den sich zuspitzenden Klassenkämpfen gegen die Arbeiterklasse und die mit ihr verbundenen Schichten des Volkes vorzugehen.

Um die Profite der Monopole abzusichern, die imperialistischen expansiven Gelüste auf die Märkte der 'dritten Welt', Westeuropas und der sogenannten sozialistischen Länder des Warschauer Pakts (WP, d.Vf.) nicht durch Unruhen im Inneren gefährden zu lassen, wurde von der SPD/FDP-Regierung folgende Gesetze verabschiedet wie:
- das Bundesgrenzschutzgesetz, das vorsieht, den BGS in eine zentralisierte Bürgerkriegsarmee zu verwandeln (vgl. 22.6.1972, d.Vf.);
- das Gesetz zum Ausbau des Verfassungsschutzes (VS - vgl. 22.6.1972, d.Vf.) mit dem noch mehr 'legale' Möglichkeiten geschaffen werden sollen, um gegen fortschrittliche und revolutionäre Ausländer und ihre Organisationen vorzugehen;
- das reaktionäre Ausländergesetz (vgl. 1.10.1965, d.Vf.), das die Handhabe bietet, um gegen die politische Betätigung fortschrittlicher und revolutionärer Ausländer vorzugehen;
- das arbeiterfeindliche Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 19.1.1972,d.Vf.), das die 'Friedenspflicht' für die Betriebsräte in verschärfter Form zur Anwendung bringt.

Wie sich schon bei dem Verbot der palästinensischen Organisationen GUPS und GUPA (Palästina - vgl. 3.10.1972,d.Vf.) und der darauf folgenden Welle von terroristischen Übergriffen gegen fortschrittliche Araber erwiesen hat, handelt es sich hierbei nicht nur um papierne Gesetze, sondern um eine Maßnahme, den verschärften Angriffen auf die demokratischen Rechte des Volkes eine 'legale' Grundlage zu geben.

Bei OPEL hat sich in den letzten Monaten und Wochen besonders deutlich gezeigt, wie die Bourgeoisie ihre neuen Gesetze benutzt, um die Spaltung der Arbeiterklasse in den betrieben zu vertiefen und eine einheitliche Kampffront der Arbeiterklasse und des ganzen werktätigen Volkes zu verhindern.

Am Samstag, dem 14.10., wurde von einem unbekannten Provokateur ein Streikposten - Juan Luque, Vater von fünf Kindern - unter den Augen von Polizei und Werksschutz niedergestochen. Die Polizei verhaftete fünf spanische Streikposten.

Wie kam es zu diesem Mordanschlag und den Verfolgungen der streikenden Kollegen durch die Polizei?

Schon seit Monaten spitzt sich der Kampf zwischen der Belegschaft und den Kapitalisten bei OPEL zu. Auf der einen Seite Verschärfung der Ausbeutung durch größere Arbeitshetze und Sonderschichtenzwang, auf der anderen Seite die Forderungen der Kollegen nach 40-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und die Forderung, der Mauschelei der reaktionären Betriebsräte z.B. dadurch ein Ende zu setzen, daß alle Abstimmungsergebnisse des Betriebsrates genauestens veröffentlicht werden.

Der Kollege Lara von der Liste 2 trat ebenfalls mutig für diese Forderungen ein.

Auf der letzten Belegschaftsversammlung (BV - vgl. 28.9.1972,d.Vf.), die ein großer Erfolg für die Liste 2 und damit für die gesamte OPEL-Belegschaft war, prangerte der Ersatzbetriebsrat Lara die rechtlose Situation der spanischen Kollegen und ihre unmenschlichen Lebensbedingungen an. Dieses mutige Auftreten des Kollegen Lara ist für die Kapitalisten bei OPEL ein weiterer Grund, den Druck gegen die fortschrittlichen Betriebsräte der Liste 2 zu verstärken.

Dem spanischen Kollegen Lara wurde fristlos gekündigt - mit der Einwilligung und aktiven Unterstützung von SPD-Betriebsräten.

Dagegen trat die Mehrheit der spanischen Kollegen bei OPEL in Streik. Sie forderten die sofortige Wiedereinstellung von Lara, die Bezahlung der Streikschichten, die Beendigung der Repressalien gegen Streikende.

Den Streikenden droht nach den verschärften Ausländergesetzen fristlose Kündigung und sofortige Abschiebung nach Spanien, in die Hände des faschistischen Franco-Regimes. In dieser zugespitzten Situation des Kampfes konnten nur noch der abscheuliche Mordanschlag, die Verhaftungen und die sich anschließende Hetze gegen Ausländer helfen, um so eine einheitliche Kampffront zwischen deutschen und ausländischen Kollegen zu verhindern.'"
Q: Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Solidarität mit dem Kampf der OPEL-Arbeiter, Dortmund o.J. (Okt. 1972), S. 1f; Rote Fahne Nr. 65, Dortmund 18.10.1972;Bochumer Studenten Zeitung Nr. 99, Bochum 1972, S. 1;KSV-Zelle PH Dortmund: Aufruf zur VV,o.O. (Dortmund) o.J. (15.11.1972), S. 3

17.10.1972:
Von einem Mitglied des örtlichen Dortmunder Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' wird der folgende Flugblattentwurf zu Opel Bochum (IGM-Bereich) vorgelegt, der uns als Schreibmaschinendurchschlag von drei Seiten DIN A4 vorlag und nicht angenommen worden zu sein scheint (vgl. 19.10.1972):"
Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum

Seit Donnerstag (vgl. 12.10.1972, d.Vf.) stehen spanische Kollegen bei Opel im Streik.

An verschiedenen Bändern kam es auch durch deutsche Kollegen zu Arbeitsniederlegungen. Aufgeregt wird überall diskutiert wie der Kampf weitergehen soll. Die Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GOG, d.Vf.) in der IGM hat zum Streik aufgerufen.

Wegen angeblicher Störung des Betriebsfriedens wurde bei Opel Bochum der spanische Kollege Lara fristlos entlassen (vgl. 11.10.1972,d.Vf.). Die vielen spanischen Arbeiter bei Opel traten daraufhin in Streik und forderten die Wiedereinstellung von Lara. Die Polizei verhaftete daraufhin zwei Streikposten, ein anderer wurde von einem faschistischen Provokateur niedergestochen (vgl. 14.10.1972,d.Vf.). Was ist bei Opel passiert?

Die Arbeitshetze, die Ausbeutung der Kollegen, ausländische Kollegen täglich schlimmer (?,d.Vf.).

Auf der letzten Belegschaftsversammlung (vgl. 28.9.1972,d.Vf.) zogen plötzlich einige hundert spanische Kollegen in die Halle. Sie kamen von einer für die spanischen Kollegen gesondert durchgeführten Belegschaftsversammlung, nachdem diese durch den Betriebsrat aufgelöst worden war. Der Kollege Lara und die anderen Spanier stellten den Antrag, über ihre Probleme reden zu dürfen. Betriebsratsvorsitzender Perschke fegte diesen Antrag unter den Tisch. Und als der spanische Kollege Lara trotzdem zu sprechen begann, sprangen gleich drei Betriebsräte auf und versuchten, ihn daran zu hindern. Es kam zu einer kurzen Rangelei. Die deutschen Kollegen pfiffen die drei Betriebsräte jedoch aus und forderten, daß der Kollege Lara sprechen sollte. Unter großem Beifall aller deutschen Arbeiter berichtete Lara über die unmenschlichen Zustände in den Opel Wohnheimen für spanische Arbeiter. In diesen Baracken werden die spanischen Arbeiter auf engstem Raum unter menschenunwürdigen Bedingungen zusammengepfercht und müssen dafür auch noch unverschämt hohe Mieten bezahlen. Vier Mann müssen auf zwölf qm wohnen und 200 Mann müssen sich mit 18 Kochplatten versorgen. Die spanischen Arbeiter kriegen für die gleiche Arbeit einen geringeren Lohn. Der Kollege Lara setzte sich klar für die Forderungen der gesamten Belegschaft, der deutschen und
ausländischen Kollegen ein:

- Kontrolle der Betriebsräte durch die Belegschaft
- 50 Pfennig mehr pro Stunde
- 40 Stundenwoche bei 1 250 DM Mindestnettolohn für alle.

Kollege Lara sagt, daß für diese gemeinsamen Forderungen gekämpft werden muß. Er forderte die deutschen Kollegen auf, diesen Kampf mit den spanischen Arbeitern gemeinsam zu führen. Er sagte: Die deutschen Arbeiter und die ausländischen Arbeiter sind zwar unterschiedlicher Nationalität, aber sie sind in erster Linie Kollegen. Sie dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern müssen gmeinsam für ihre Forderungen kämpfen. Für diesen
mutigen Einsatz hat er auf der Belegschaftsversammlung stürmischen Beifall gekriegt.

Daß der spanische Kollege diese richtigen Forderungen aufgestellt hat, daß er dabei durch großen Beifall unterstützt wurde, war ein Schlag gegen die Spaltungsversuche der Opel-Kapitalisten. Die Geschäftsleitung reagierte prompt und entließ den Kollegen Lara fristlos. Begründung: Tätlicher Angriff gegen drei Betriebsräte und Störung des Betriebsfriedens. Sie beriefen sich dabei auf das BVG, das uns gegenwärtig im Wahlkampf als großes Reformwerk angepriesen wird. Der Perschke-Betriebsrat stimmte der fristlosen Kündigung zu und DKP-Mitglied Jasczyk begrüßte diese Entscheidung. Die spanischen Kollegen ließen sich diesen Angriff auf einen ihrer Besten nicht gefallen. Am Donnerstag trat ein Teil der spanischen Belegschaft in den Streik, am Freitag (vgl. 13.10.1972,d.Vf.) bei der Mittagschicht waren es schon 90%. Eine Delegation der Streikenden stellte am Freitag der Geschäftsleitung folgende Forderung: sofortige Wiedereinstellung von Andres Lara, Bezahlung der Streikstunden, keine Repressalien gegen die Streikenden, z.B. Abschiebung in die spanischen Gefängnisse. Um die immer breitere Solidarisierung auch der deutschen Kollegen mit den Forderungen zu verhindern, setzten die Geschäftsleitung und der Perschke-Betriebsrat Lügen und Verleumdungen in Umlauf. So wurde behauptet, Lara sei ein blutiger Schläger, die Spanier hätten von 'deutschen Schweinen' geredet. Das sind klare Lügen, die nur die gemeinsame Kampffront spalten sollen. Die Hetze fand ihren Höhepunkt in einem Mordanschlag am Samstag morgen. Da standen einiger Spanier Streikposten am Tor 3.

Plötzlich wurde der Kollege Juan Luque von einem spanischen Messerstecher überfallen. Er wurde lebensgefährlich verletzt. Juan Luque ist 37 Jahre, ist verheiratet und hat fünf kleine Kinder. Er macht schon seit sechs Jahren Nachtschicht bei Opel. Es ist noch nicht klar, ob er den Mordanschlag überleben wird. Der faschistische Messerstecher tauchte - ungehindert von politischer Polizei und Werksschutz, die herumstanden - im Betrieb unter. Anschließende Untersuchungen zur Fassung des Attentäters unterblieben. Im Gegenteil - die Polizei hatte nichts anderes zu tun, als die weiteren Streikposten zu verhaften und ihnen die Abschiebung ins faschistische Spanien anzudrohen.

Für die Kapitalisten bestand die Gefahr, daß sich die Streikfront verbreiterte. Gemeinsam mit dem Werksschutz und der politischen Polizei versucht die Geschäftsleitung deshalb, den Streik zu zerschlagen. Hier zeigt sich wieder einmal, auf welcher Seite die angeblich neutrale Staatsmacht steht. Genauso wie bei den Chemiestreiks (CTR der CPK, d.Vf.), als Polizisten Streikbrechern den Weg freiknüppelten, hat sich bei Opel die Polizei als Freund und Helfer des Kapitals erwiesen.

SPANISCHE KOLLEGEN DROHT ABSCHIEBUNG

Den verhafteten Streikposten um den entlassenen Kollegen Lara droht die Abschiebung ins faschistische Spanien. Nach dem reaktionären Ausländergesetz können alle Ausländer abgeschoben werden, wenn sie hier in der BRD gegen Ausbeutung und Unterdrückung auftreten. Ihnen wird offen die Beanspruchung von demokratischen Grundrechten verboten. Was im faschistischen Spanien den abgeschobenen Kollegen droht, kann sich jeder denken. Nicht umsonst sind dort die Gefängnisse mit politischen Gefangenen überfüllt. Die Ausländergesetze sollen noch verschärft werden. Die politischen Unterdrückungsmaßnahmen gegen ausländische und deutsche Kollegen nehmen zu.

Dagegen hat sich - wie in vielen anderen Städten - auch hier ein Komitee gebildet, in dem sich Vertreter des AStAs der PH Dortmund, dem PGH (Projektbereich Gesamthochschule der ESG, d.Vf.), Mitglieder der GEW-AG, die Marxisten-Leninisten (ML, d.Vf.) Dortmund und Vertreter der KPD/ML (RF) (KPD/ ML-ZB, d.Vf.) und des KJVD zusammengeschlossen haben, um gegen das Ausländergesetz und die politische Unterdrückung zu kämpfen. Dies Komitee ruft auf, den Kampf der Opel-Arbeiter gegen die Spaltungsversuche und die Unterdrückungsmaßnahmen der Opel-Kapitalisten und der politischen Polizei zu unterstützen. Die Forderungen der spanischen Arbeiter müssen auch unsere Forderungen sein:
Sofortige Wiedereinstellung von Andres Lara!
Bezahlung der Streikstunden!
Keine Repressalien gegen die Streikenden!

Kommt zu den Veranstaltungen des Vorbereitenden Komitees gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung am
… für die Dortmunder Hochschulen
… für die Nordstadt
… für Huckarde.
Kampf dem reaktionären Ausländergesetz!
Kampf der politischen Unterdrückung!
Deutsche und ausländische Arbeiter und Studenten eine Kampffront!"
Q: Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.: Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter, o.O. (Dortmund) 17.10.1972

19.10.1972:
Das Vorbereitende Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung, dem nach eigenen Angaben der AStA der PH, die KPD/ML-ZB und deren KJVD, Mitglieder der GEW AG, die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund und der Projektbereich Gesamthochschule PGH der ESG angehören, gibt vermutlich frühestens heute das folgende zweiseitige Flugblatt unter Verantwortung von Reinhart Wagner, Postfach 89, Dortmund-Marten, zu Opel Bochum (IGM-Bereich) heraus:"
SOLIDARITÄT MIT DEM KAMPF DER OPEL-ARBEITER

In der letzten Woche (vgl. 12.10.1972,d.Vf.) begannen über 600 spanische Opelarbeiter einen Streik. Ihr Sprecher und Ersatzbetriebsrat der Liste 2, Kollege Lara war fristlos entlassen worden (vgl. 11.10.1972,d.Vf.), weil er sich entschlossen für die Interessen der Arbeiter und gegen die Opel-Kapitalisten eingesetzt hatte. Angesichts der wachsenden Solidarität von deutschen und spanischen Arbeitern hat die Geschäftsführung gemeinsam mit den Betriebsräten ihre arbeiterfeindlichen Maßnahmen verschärft: Sechs weitere spanische und zwei deutsche Kollegen, die sich für das Programm der Liste 2 eingesetzt haben, wurden fristlos entlassen. Der Werkschutz, die politische Polizei (PoPo, d.Vf.) haben ihre Bespitzelung und Verfolgung fortschrittlicher Opelarbeiter verstärkt. Vor allem soll die weitere Solidarisierung verhindert werden. Die Opelbosse reagieren deshalb so scharf, weil sehr viele Kollegen die Forderungen der Liste 2 unterstützen. Es wird eine wilde Demagogie gegen diese gewerkschaftsoppositionelle Liste entfacht. Ihre Sprecher werden als 'Rädelsführer' und 'Unruhestifter' beschimpft. Die SPD-Betriebsräte verbreiten Drohungen und Gerüchte, wie z.B. daß der Kollege Lara ein 'blutiger Schläger' sei und deshalb entlassen werden mußte. Doch die Kampffront deutscher und ausländischer Arbeiter erstarkt!

Auch in anderen Betrieben, Stadtteilen und Hochschulen wächst die Solidarität mit dem Kampf der Opelarbeiter. Das Dortmunder Komitee gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung ruft zur Solidarität mit den Opelkollegen auf: Wir fordern alle deutschen und ausländischen Arbeiter der Hoeschbetriebe und der Zechen (IGBE-Bereich, d.Vf.) und alle fortschrittlichen Studenten der Dortmunder Hochschulen auf, den Kampf der Opelarbeiter zu unterstützen, auch in Dortmund die gemeinsame Kampffront deutscher und ausländischer Arbeiter zu stärken und in den Komitees mitzuarbeiten."

Berichtet wird von einer Bochumer Veranstaltung zu Opel (vgl. 17.10.1972), dokumentiert die dort verabschiedete Resolution und fortgefahren:"
Das Dortmunder Komitee unterstützt diese Resolution und wird in ihrem Geiste den Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung weiterführen. Der mutige Kampf der spanischen Kollegen gegen die Opel-Kapitalisten und die reaktionären SPD-Betriebsräte ruft uns alle zur Solidarität auf gegen die Spaltungsversuche der Kapitalisten und ihres Staates.

KAMPF DEM REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZ!
FREIE POLITISCHE UND GEWERKSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG FÜR ALLE FORTSCHRITTLICHEN UND KOMMUNISTISCHEN AUSLÄNDER UND IHRE ORGANISATIONEN!
NIEDER MIT DEM SPANISCHEN FASCHISMUS!
KAMPF DEM STAATLICHEN TERROR DURCH DIE SPD/FDP-REGIERUNG!
SCHLUSS MIT DEM AUSSCHLUSSVERFAHREN (UVB, d.Vf.) GEGEN OPPOSITIONELLE GEWERKSCHAFTLER!
SCHLUSS MIT DEN DISZIPLINIERUNGSMASSNAHMEN GEGEN FORTSCHRITTLICHE BETRIEBSRÄTE DER LISTE 2 DURCH OPEL-KAPITALISTEN UND GEWERKSCHAFTSBÜROKRATIE!
WIEDEREINSTELLUNG VON LARA!
VOLLE BEZAHLUNG DER STREIKSCHICHTEN!
GLEICHE LEBENS- UND ARBEITSBEDINGUNGEN FÜR DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER!
SOLIDARITÄT MIT DEN SPANISCHEN KOLLEGEN BEI OPEL!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!"

Uns lag auch ein interner Entwurf für dieses Flugblatt (vgl. 17.10.1972) vor.
Q: Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.: Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter, o.O. (Dortmund) 17.10.1972; Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Solidarität mit dem Kampf der OPEL-Arbeiter, Dortmund o.J. (Okt. 1972)

23.10.1972:
Der Regionale Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW) berichtet vermutlich in dieser Woche von Opel Bochum, zuletzt über den Mordanschlag auf Juan Luque (vgl. 14.10.1972):"
Im folgenden verschärften die Polizei und die Opelkapitalisten sogar noch die Unterdrückungsmaßnahmen, um zu verhindern, daß sich die deutschen Kollegen dem Kampf der Spanier anschlossen. Ein weiterer Spanier wurde entlassen, mindestens 10 weiteren wurden Entlassungsdrohungen ausgesprochen. Zig spanische Kollegen wurden nachts aus den Betten geholt und verhört, um sie und ihre Familien einzuschüchtern. Im Betrieb und bei den Wohnheimen der Spanier wimmelt es von politischer Polizei (K14,d.Vf.), die z.T. im Blaumann herumlaufen. Dem Kollegen Lara droht die Abschiebung in die Zuchthäuser des faschistischen Spanien. Der Schlag der Kapitalisten und ihrer staatlichen Organe richtet sich nicht nur gegen die für ihre Interessen kämpfenden ausländischen Kollegen, sondern auch gegen die Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GOG,d.Vf.) bei Opel. Diese Gruppe ist seit den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. 9.5.1972,d.Vf.) mit 5 Betriebsräten im Betriebsrat vertreten. Sie tritt entschlossen für die Forderungen der Opelkollegen ein, im Gegensatz zu den anderen SPD-Betriebsräten. Deshalb soll sie zerschlagen werden. Zwei Mitglieder dieser Gruppe wurden entlassen. Lara war Ersatzbetriebsrat auf der Liste 2 der Gruppe oppositioneller Gewerkschafter. Die Gewerkschaftsopposition läßt sich von diesen Maßnahmen nicht einschüchtern, denn sie zeigen nur die Angst der Opelkapitalisten vor der Arbeiterschaft. Mehrmals haben sich bei Opel im Betrieb Gruppen von ungefähr 100 Kollegen gebildet, die ihre Solidarität mit den spanischen Kollegen bekundeten. Doch ist es bei Opel noch nicht gelungen, eine einige Streikfront von deutschen und ausländischen Arbeitern herzustellen. Dieser Kampf für die Einheit zwischen deutschen und ausländischen Arbeitern muß bei Opel ebenso wie in anderen Betrieben vorangetrieben werden."
Q: Regionaler Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW): Deutsche Arbeiter - ausländische Arbeiter - eine Kampffront!, Bochum o.J. (Okt. 1972), S. 1

23.10.1972:
Die Zelle Opel Bochum der KPD gibt vermutlich in dieser Woche eine 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) heraus und zieht darin "Lehren aus dem Streik", die auch auf Spanisch erscheinen.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Opel Bochum Lehren aus dem Streik, Bochum o. J.

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25.10.1972:
Die Nr.66 der 'Roten Fahne' der KPD (vgl. 18.10.1972, 31.10.1972) schildert von der SDAJ der DKP außer der Haltung zu den Ausländergesetzen auch die Haltung zu den Vorfällen bei Opel Bochum.
Q: Rote Fahne Nr. 66, Dortmund 25.10.1972

November 1972:
Bei Opel Bochum gibt die DKP eine Ausgabe des 'Roten Kadetts' (vgl. Sept. 1972, Jan. 1973) heraus. Der Leitartikel ist:"
IN DAS OFFENE MESSER GESCHICKT

Beschimpfungen und Verleumdungen von Gegnern unserer Partei sind wir gewohnt. Doch was ausgehend von der Entlassung des spanischen Kollegen Lara (vgl. **.**.1972) sogenannte Kommunisten (KPD/ML) verschiedenster Schattierungen (KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK, d.Vf.) leisteten, übersteigt das gewohnte Maß. Deshalb einige Bemerkungen dazu.
Wenn die Opel-Direktion dem Kollegen Lara, der auf der letzten Betriebsversammlung (vgl. 28.9.1972,d.Vf.) als einer der Sprecher der spanischen Kollegen offensichtliche Mißstände anprangerte, fristlos kündigte, so verdient er die Solidarität aller Kollegen.
So, wie man ihm heute den Stuhl vor die Tür setzt, so kann es morgen jedem anderen, der sich zum Sprecher seiner Kollegen macht, ergehen.
Wenn auch die absolute Mehrheit des Betriebsrates der fristlosen Entlassung zustimmte, so wird daraus noch immer keine gerechtfertigte Sache. Die 'Argumente' des Kollegen Perschke, Lara habe sich in Beschimpfungen ergangen und gröblichst gegen das Versammlungsrecht verstoßen, sind unserer Meinung nach recht fadenscheinig und lediglich Schutzbehauptungen. Die falsche Haltung der Mehrheit des Betriebsrates soll damit nur verdeckt werden.

Wem läuft nicht die Galle über, wenn er jahraus jahrein gegen Gummiwände anläuft und nicht zu seinem Recht kommt.
Daß bei Opel die Zustände, unter denen unsere spanischen Kollegen leben und arbeiten müssen, zum Himmel stinken, kann auch der Kollege Perschke nicht bestreiten. Nehmen wir noch sprachliche Schwierigkeiten hinzu, so rundet sich das Bild der angeblich gerechtfertigten Entlassung Laras ab. Wir meinen: Nichts kann diese Entlassung rechtfertigen. Sie hilft nur den Opel-Aktionären unbequeme Leute aus dem Betrieb zu entfernen.

Doch was machte die KPD/ML?
Ohne die Gewißheit, daß die Mehrheit der spanischen und deutschen Kollegen ihrem Aufruf zum Solidaritätsstreik mit Lara folgen würde, provozierten sie einen kleinen Teil der Spanier zum Streik (vgl. **.**.1972,d.Vf.). Schamlos nutzten sie deren Solidaritätsgefühl mit ihrem Landsmann aus. Der Ausgang ist allen bekannt. Der Streik scheiterte, ja er mußte scheitern, weil sich die überwältigende Mehrheit aller Opelaner nicht beteiligte. Wir sind nicht gegen den Streik überhaupt. Er ist ein notwendiges, ein wirksames Kampfmittel der Arbeiter und Angestellten. Aber die Erfahrungen der Arbeiterbewegung zeigen: Wenn man das Wunschdenken (so wie bei Opel geschehen) für die Wirklichkeit hält und auch noch dementsprechend handelt, holt man sich nur blutige Köpfe. Bei Opel war die überwältigende Mehrheit nicht bereit, den Maoisten zu folgen.

Die Folge wird sein, daß die Opel-Bosse jetzt zum Reinemachen antreten. Wir wissen nicht, wieviel spanische und deutsche Kollegen auf den 'schwarzen Listen' der Opel-Direktion stehen. Daß es solche gibt, ist ein offenes Geheimnis. Gewissenlos spielten sie nicht nur mit dem Arbeitsplatz vieler spanischer Kollegen, sondern riskierten auch deren Ausweisung an das faschistische Franco-Regime.
Eine solche Politik noch als revolutionär, als Arbeiterpolitik hinzustellen, schlägt dem Faß den Boden aus. Eine solche Politik können wir nur als abenteuerlich und in ihrer letzten Konsequenz als verbrecherisch bezeichnen. Revoluzzertum - leichtfertiges Spielen mit Kampfaktionen - schadet der Arbeiterklasse.
Ob die maoistischen Initiatoren es wollten oder nicht, geholfen haben sie den Opel-Herren.
Sie schafften es, einen Keil zwischen die spanischen Kollegen zu treiben. Sie schafften es eine Kluft aufzureißen zwischen den spanischen und deutschen Kollegen. Sie lieferten Genscher von der FDP und seinen Befürwortern bei Opel nur neue Argumente für die Verschärfung des Ausländergesetzes.
Von einer solchen Politik müssen wir uns distanzieren.
Das bedeutet aber nicht, daß wir der Auffassung wären, Lara und weitere Kollegen müßten entlassen werden.

KEINER DARF AUF DIE STRASSE FLIEGEN!

Wir sind der Auffassung:
Der Betriebsrat sollte seine Haltung im Fall Lara überprüfen und dessen Wiedereinstellung fordern.
Wir sind der Auffassung, daß die jüngsten Ereignisse bei Opel Gegenstand einer Beratung der Vertrauensleute des gesamten Werkes werden müssen. Die Vertrauensleute sollten sich für die unverzügliche Wiedereinstellung Laras stark machen und jegliche weitere Repressalien gegen spanische und deutsche Kollegen verhindern.
Sie sollten vom Betriebsrat die sofortige Einberufung einer Belegschaftsversammlung fordern.
Hier können die Opelaner ihre Meinung und Haltung zum Problem Lara diskutieren und ihre Solidarität bekunden."
Q: Roter Kadett, Bochum Nov. 1972

04.11.1972:
Von den Bochumer Marxisten-Leninisten (ML Bochum) wird das Papier "Zur Entwicklung unseres Standpunktes - Selbstkritik" verfasst. Enthalten ist auch der Text "Kritik an der Politik der ML zu und in den Komitees gegen die verschärfte Anwendung der Ausländergesetze und die politische Unterdrückung - Diskussionsprotokoll", der sich auf Bochum bezieht und sich gliedert in die Punkte:
- "1.) zu den bisherigen Auseinandersetzungen" zuerst zwischen der KPD und dem Rest, wobei aber die ML ihre Linie nicht klar dargelegt und durchgesetzt sowie den modernen Revisionismus nicht bekämpft hätten, was etwa in Bochum die 'reinen Marxisten' verhindert haben;
- "2.) die Hauptfeinde der Völker" zu den "schweren opportunistischen Fehlern" der Dortmunder Plattform;
- "3.) Kampf gegen den Verrat der modernen Revisionisten, Kampf gegen die Ideologie von der SPD als 'kleineres Übel'";
- "4.) Den Tageskampf mit dem Kampf auf lange Sicht verbinden! Den Imperialismus und den Verrat der modernen Revisionisten entlarven! und bekämpfen!"; sowie
- "5.) zum Charakter der 'Komiteebewegung'".
Q: Bochumer ML: Zur Entwicklung unseres Standpunktes - Selbstkritik, Bochum 4.11.1972, S. 17ff

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09.11.1972:
Spätestens heute gibt der KOV einen auf Nov. datierten Sonderdruck seines 'Schulkampfs' (vgl. Nov. 1972, Dez. 1972) heraus, der auch der Nr. 2 beigelegt wird und unter der Überschrift "Polizeiknüppel, Rausschmisse, Verbote" zu Aktionen gegen politische Disziplinierung morgen in Berlin und übermorgen in Düsseldorf aufruft, vom Ausländergesetz und auch von Andres Lara bei Opel Bochum berichtet.
Q: Schulkampf Sdr.druck, Berlin Nov. 1972

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15.11.1972:
Der Kommunistische Studentenverband (KSV - vgl. 22.11.1972) der KPD berichtet aus Bochum vom heute oder morgen von ihm organisierten Kongreß gegen die Ausländergesetze:"
DIE POLIZEI - DEIN FREUND UND HELFER
(EIN BEITRAG AUF DEM KONGRESS IN BOCHUM)

IDEOLOGISIERUNG DER DEUTSCHKURSE FÜR AUSLÄNDISCHE KOMMILITONEN IN DER BRD:
Mit welchen Methoden werden die ausländischen Kommilitonen in der BRD auf das Studium vorbereitet?

Und welches Ziel wird während dieser Vorbereitung während des Studiums verfolgt?

Betrachten wir uns einmal die inhaltliche Gestaltung der Deutschkurse und Studienkollegs:
In dem Buch von R. Meldau 'Kleines Deutschlandbuch für Ausländer' wir den ausländischen Kommilitonen ein Einblick in das deutsche gesellschaftliche Leben gegeben. So wird in dem Abschnitt über die deutschen Schulen über die Schulstrafe geschrieben:
'Viele Lehrer glauben jedoch, daß die augenblicklich erlaubten Schulstrafen nicht ausreichen, um Ruhe und Ordnung in der Schule aufrechtzuerhalten. Sie meinen, viele Schüler seien heute so frech oder gar flegelhaft, daß strengere Maßnahmen notwendig seien. Mancher Lehrer klagt über Disziplinschwierigkeiten, und in der Tat ist der Beruf des Lehrers heute außerordentlich schwer. Es ist daher zu wünschen, daß Eltern und Staat den Lehrer stärker unterstützen, als es heutzutage vielfach der Fall ist.' (S.10)

Wie die Ausländer mit den staatlichen Einrichtungen und Behörden vertraut gemacht werden, zeigt folgendes Beispiel:
'Besondere Erwähnung verdient die Polizei, die für Ordnung und Sicherheit zu sorgen hat. Sie nennt sich gern 'Dein Freund und Helfer'.'

Um sich den gesellschaftlichen Formen in der BRD entsprechend anpassen zu können, lernt der ausländische Kommilitone, wie er sich bei formellen Besuchen zu verhalten hat. Jetzt weiß er, wie er sich als guter 'deutscher Bürger' zu verhalten hat; richtet er sich nicht danach, so ist er unerwünscht!

Dieses 'Kleine Lesebuch für Ausländer' schießt jedoch längst nicht den Vogel ab, die ausländischen Studenten in der richtigen Weise mit 'Sitte und Kultur' des Deutschtums bekanntzumachen. Im Geschichtsunterricht liest der ausländische Student Texte von Churchill und Goebbels oder ihm Mitleid mit dem armen Deutschland nach 1945 in einer Weise eingeimpft, daß er sämtliche Maßnahmen im Interesse des US-Monopolkapitals (wie den Marshallplan) als Maßnahmen für das Volk gutheißt.

Im Studienkolleg Münster wird im Geographieunterricht den ausländischen Kommilitonen erklärt, warum die Entwicklungsländer unterentwickelte Länder bleiben. Die Antwort lautet: Es ist wie ein Teufelskreis: Die Leute sind, und weil sie arm sind, sind sie unterernährt, weil sie unterernährt sind, haben sie wenig Kraft um tüchtig arbeiten zu können, weil sie nicht tüchtig arbeiten können, verdienen sie wenig Geld und sind deswegen unterernährt etc. etc.

Im gleichen Unterricht lernt der Ausländer, daß die Investitionen der ausländischen Staaten in diesen unterentwickelten Ländern den Fortschritt bringen und somit die Armut der Bevölkerung bekämpfen helfen. So wird die imperialistische Ausplünderung durch Kredite in ihr Gegenteil verklärt!

Diese Beispiele zeigen uns, daß versucht wird, die ausländischen Kommilitonen zu unkritischen Handlangern auszubilden, zu Handlangern, die für die imperialistischen Interessen der BRD und die reaktionären Regierungen ihrer Heimatländer arbeiten werden."
Q: Dem Volke dienen Nr. 3, Dortmund 22.11.1972, S. 4

16.11.1972:
Der KB Göttingen gibt die Nr. 13 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (vgl. 18.10.1972, 23.1.1973) heraus. Auf der Titelseite beginnt der aus der Bremer 'Wahrheit' übernommene Bericht über Opel Bochum bzw. Andres Lara.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr. 13, Göttingen 16.11.1972, S. 1 und 8

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11.12.1972:
In über 27 Städten der 'BRD' soll heute, laut KHB/ML, eine Palästina-Woche beginnen und bis zum 15.12.1972 dauern.

Aufgerufen wurde, laut KSB Braunschweig (vgl. 12.12.1972) von der CISNU Iran, vom Projektbereich Internationalismus im VDS, dem SVI, der VIS sowie u.a. vom AStA der Ruhruni Bochum, vom Bochumer Komitee Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung, von der ESG Bochum und den SAG Bochum.
Q: Rote Hochschulzeitung Nr. 6, Braunschweig 12.12.1972, S. 6; Roter Schrittmacher Nr. 7, Regensburg Dez. 1972

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Juni 1974:
Die Nr. 5 der 'Bochumer Arbeiter-Zeitung' der Kommunistischen Gruppe Bochum (KGB) (vgl. 1.5.1974, Sept. 1974) erscheint mit dem Artikel "Was ist internationale Solidarität? Klassenkampf in der BRD - Ein Teil des internationalen Klassenkampfes", der sich sowohl gegen das Betriebsverfassungsgesetz BVG) als auch die Notstandsgesetze (NSG) und die Ausländergesetze wendet.
Q: Bochumer Arbeiterzeitung Nr. 5, Bochum Juni 1974, S. 11f

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Letzte Änderung: 04.11.2019