Heisse Eisen - Berichte - Skizzen - Analysen - Mitteilungen für die Hoesch-Belegschaft, Jg. 7, Nr. 8, 27. März 1975

27.03.1975:
Bei Hoesch Dortmund gibt die DKP ihre 'Heisse Eisen' Nr. 8 (vgl. 20.3.1975, 7.4.1975) heraus mit dem Leitartikel:"
BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNGEN: ZUCKERBROT UND PEITSCHE

Auf den Belegschaftsversammlungen der Westfalenhütte und des Werkes Phoenix stellte der Vorstandsvorsitzende der Hoesch Hüttenwerke AG Schmitthals sein eindrucksvolles Talent als Imker zur Schau! In einer vor Honig triefenden Rede lobte er die Belegschaft für ihre vollbrachten Leistungen im Jahre 1974, die dem Unternehmen einen Supergewinn gebracht haben. Die Produktionssteigerungen in den einzelnen Bereichen lagen zwischen 6% bei Rohstahl und gingen bis 80% bei der Verzinnung. Diese riesige Produktionssteigerung und eine Preissteigerung von Stahlerzeugnissen um über 15% (die Schmitthals allerdings nicht erwähnte) verbesserte die Hoesch-Gewinne gegenüber 1973 um über 50%. Die Lohnsumme pro Tonne Stahl ist gegenüber dem Erlös um 36% zurückgegangen. Die sogenannte Rohstoffkrise so mußte Schmitthals zugestehen, ist gerade bei den Rohstoffen Erz und Hüttenkoks nichts anderes als die Verschiebung der Profite von der linken in die rechte Hosentasche des Hoesch/Estel-Konzerns. Denn durch Beteiligungen an Erzgruben in aller Welt und an der Ruhrkohle AG (RAG - IGBE-Bereich, d.Vf.) sind die dort auftretenden höheren Preise gleichzeitig wieder Gewinne für Hoesch/Estel, es bleibt alles in der Familie.

Nach der großen Einleitung ging Schmitthals natürlich auf die gegenwärtige Situation der Produktionseinschränkungen ein, dort spielten die Kollegen, die vorher noch gelobt worden waren, keine Rolle mehr. Da redete er von verengten Märkten, da nehmen wir einen Ofen heraus, da werden Schichten gestrichen, daß aber mit all diesen Maßnahmen bei den Kollegen finanzielle Einbußen von mehreren hundert Mark verbunden sind, davon sprach er nicht.

In seinem Redebeitrag machte der Kollege Nass deutlich, daß das Gesellschaftssystem der BRD grundsätzlich diese Krisen erzeugt und die arbeitende Bevölkerung sie bezahlen muß. So wie es bei Hoesch zu sehen ist. Denn die Kollegen, die im letzten Jahr noch Rekorde produziert und Supergewinnen erwirtschaftet haben, stehen heute vor Kurzarbeit und werden jetzt über die ganze Hütte umbesetzt, nur um ihre 40 Stunden noch zu sichern.
Da gab es für Schmitthals keinen Honig mehr und dem Zuckerbrot folgte die Peitsche. In einer nicht zu übersehenden Drohung stellte er den Redebeitrag des Kollegen nass als verbotene Äußerung dar, die der Versammlungsleiter nicht hätte dulden dürfen. Er sang aber dann das Hohelied der 'freien Marktwirtschaft', die für Hoesch Profite bringen und deren Zeche die Kollegen bezahlen müssen.
Denn die These der Unternehmer, daß wieder Gewinne gemacht werden müssen, um die Arbeitsplätze von morgen zu sichern, ist falsch. Auf Hoesch angewandt müßten die Supergewinne von 1974, die Schmitthals so lobend herausstellte, doch unsere Arbeitsplätze von heute sichern. Aber wie die tatsächliche Lage aussieht, das weiß jeder. Eins ist sicher: Schmitthals-Honig ist klebriger Zuckerwasser und wenn Schmitthals meint, die Kollegen seien die fleißigen Bienen, die diesen betrug nicht bemerken, sollte er wissen: Bienen können stechen."

Enthalten ist folgender Kasten zu den BRW:"
WESTFALENHÜTTE - PHOENIX - UNION: IG-METALL EINHEITSLISTE

Die Belegschaften der drei Hoesch-Hüttenwerke haben sich mit großer Einmütigkeit und in ihrem eigenen Interesse zu dem Prinzip bekannt:
EIN BETRIEB, EINE GEWERKSCHAFT, EINE IG METALL-LISTE BEI DER BETRIEBSRATSWAHL!

Allein bei der 'Westfalenhütte' wurden mit der vom Vertrauensleutekörper eingereichten IG-Metall-Liste 5 308 Unterschriften für diese Liste eingereicht.

Die Redaktion von 'Heiße Eisen' beglückwünscht die Belegschaften zu dieser richtigen Entscheidung."

Weitere Artikel sind:
- "VEB Hoesch Dortmund" zu Schmitthals;
- "Rombergpark 1945-75 - Für internationale Entspannung Frieden und Demokratie!" mit dem Aufruf zu den Aktionen am 28. und 29.3.1975;
- "Kollegen und Kandidaten zur Wahl '75" mit dem Kandidaten Bruno Bekier.

Aufgerufen wird zum Fest der Arbeiterfreundschaft am 30.4.1975 und zum Metallarbeiterforum am 12.4.1975.
Q: Heisse Eisen Nr. 8, Dortmund 27.3.1975; DKP-Hoesch-Betriebsgruppen Westfalenhütte und Phoenix: Heisse Eisen 1968-1978, Dortmund o. J. (1978), S. 25

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