Kommunistische Arbeiterpresse. Betriebszeitung der Zelle Westfalenhütte der KPD für die Hoesch-Arbeiter, Jg. 3, Nr. 23, 24.4.1973

24.04.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die Zelle der KPD ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 12.3.1973, 11.5.1973) Nr. 23 mit 6 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Maria Bergmann, Dortmund, heraus, mit dem Leitartikel
FÜR EINEN REVOLUTIONÄREN 1.MAI

Am 1.Mai wird die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) mit ihrer Maidemonstration vom Nordmarkt eine alte Tradition der Dortmunder Arbeiterbewegung fortsetzen, die lautet: Am 1.Mai wird in Dortmund unter roten Fahnen gegen Ausbeutung, Unterdrückung, für den Sozialismus demonstriert. 1973 steht das nötiger denn je auf der Tagesordnung:

Die Preise steigen, die Steuern werden erhöht - im Auftrag der Brandt-Regierung würgt der IGM-Vorstand jeden Lohnkampf ab. Brandt feiert den 1.Mai mit Völkermörder Nixon (USA, d.Vf.) und freut sich schon auf die Geschäfte, die er Mitte Mai mit dem Sozialimperialisten Breschnew (SU, d.Vf.) abschließen wird. Die Gewerkschaftsführer bauen aus Angst vor ihren eigenen Mitgliedern, die diese Politik nicht mehr mitmachen, die Demokratie in den Gewerkschaften ab: sie lösen sämtliche Jugendgruppen auf (Westberlin) (vgl. S1.**.197*, d.Vf.), zerschlagen Vertrauensleutekörper (Reichhold Hamburg; IG Chemie) (CPK - vgl. S1.*.1973, d.Vf.) und schließen oppositionelle Kollegen aus (UVB, d.Vf.). Höhepunkt aller Manöver - von CDU bis SPD, von BILD bis Spiegel - ist eine einzigartige Verleumdungskampagne gegen die KPD, um das Verbot unserer Partei vorzubereiten. Diese Manöver der Volksfeinde - so ernst wir sie nehmen - zeigen das unsere Partei auf dem richtigen Weg ist. 500 Gewerkschafter beschlossen vor 1 1/2 Wochen (vgl. 14.4.1973, d.Vf.) in Dortmund-Mengede unter der Losung: 'HINEIN IN DIE GEWERKSCHAFTEN - STÄRKT DIE REVOLUTIONÄRE GEWERKSCHAFTSOPPOSITION' (RGO, d.Vf.) die begonnene erfolgreiche Arbeit weiter fortzusetzen. Das NATIONALE VIETNAMKOMITEE (NVK, d.Vf.), das zusammen mit unserer Partei und der LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS (LgdI, d.Vf.) schon zehntausende von Menschen in Solidaritätsdemonstrationen für das kämpfende vietnamesische Volk mobilisiert hat, wird an der Seite der KPD am 1.Mai demonstrieren. Die Monopole und ihre sozialdemokratische Regierung wissen, daß der Sozialismus, für den wir jeden Tag offen kämpfen, zunehmend die deutsche Arbeiterklasse ergreifen wird. Sie wissen, daß die Führer der Sowjetunion und der DDR das Erbe Lenins verraten haben und daß das Beispiel der wirklichen Volksherrschaft in der VR China, Albanien, der demokratischen Republik Vietnam (DRV, d.Vf.) und der Koreanischen Volksdemokratischen Republik für die deutschen Arbeiter glänzende Beispiele sozialistischen Aufbaus sind. Darum unterstützen sie die DKP, die den Plunder Breschnews und Honeckers, trotz ihrer Denunziationen und Schlägermanieren den deutschen Arbeitern niemals als Sozialismus verkaufen wird.

Dortmunder Arbeiter:
AM 1.MAI HERAUS ZUM NORDMARKT! GEGEN MONOPOLE, ARBEITERVERRAT
ES LEBE DER SOZIALISMUS, ES LEBE DIE PROLETARISCHE WELTREVOLUTION!"

In einem weiteren Artikel heißt es:"
BESETZUNG DES BONNER RATHAUSES

Die Besetzung des Bonner Rathauses - wer sind die Verbrecher?

Am 10.April wurde der Faschist und Massenmörder Thieu in Bonn von Bundespräsident Heinemann (SPD, d.Vf.) empfangen. Bei diesem besuch durfte Thieu der Öffentlichkeit verkünden, in Südvietnam gebe es keine politischen Gefangenen, - sondern nur Kriminelle und Kommunisten - von der SPD kein Wort der Kritik, in eben der Woche dieses Besuchs wurden nicht nur 400 000 politische Gefangene in südvietnamesischen 'Tigerkäfigen' und Konzentrationslagern (KZ, d.Vf.) gefoltert, sondern auch Hunderte vergiftet, die Methode, wie Thieu das Gefangenenproblem 'löst'. Heinemanns Hinweise auf die politischen Gefangenen der Saigoner Marionettenclique sind demgegenüber blanke Heuchelei: Kredite der Bundesregierung erhält weiter die Marionette Thieu, und während Thieu einreisen kann und vom Bundespräsidenten empfangen wird, wird den Vertretern der Demokratischen Republik Vietnam (DRV, d.Vf.) und der Provisorischen Revolutionären Regierung (PRR, d.Vf.) der Republik Südvietnam weiter die Einreise in die BRD verweigert, mit der Begründung, ihr Besuch diene nicht 'humanitären Zwecken'. 'Humanitären Zwecken' dient also nach Auffassung der Brandt-Regierung offensichtlich die Einreise eines Massenmörders, dessen Opfer wohl niemand mehr zählen kann. Das waren die Gründe, warum die KPD, die Liga den Imperialismus (LgdI, d.Vf.) sowie das Nationale Vietnam-Komitee (NVK, d.Vf.) und andere fortschrittliche Organisationen zu einer Protestkundgebung in Bonn aufriefen. Das waren die Gründe, warum im Verlaufe dieser Aktion die Demonstranten das Rathaus besetzten, um ein deutliches Zeichen zu setzen gegen die Marionette Thieu, und gegen die unverbrüchliche Zusammenarbeit der imperialistischen, d.h. völkerfeindlichen Brandt-Regierung mit dem USA-Imperialismus. Seit dieser erfolgreichen und diszipliniert zu Ende geführten Aktion (gegen die brutalen Angriffe der Polizei mußte nur 1 Verhaftung zugelassen werden) haben die Bonner Parlamentsparteien, die Monopolpresse, Rundfunk und Fernsehen eine wüste Hetze gegen unsere Partei, unsere Massenorganisationen, die Liga und das Vietnam-Komitee vom Stapel gelassen. Die Demonstranten werden als vermummte Terroristen und 'Vandalen' diffamiert, das Fernsehmagazin 'Monitor' spricht zur Einleitung eines Interviews mit 2 Genossen des ZK unserer Partei (vgl. 16.4.1973, d.Vf.) vom 'roten Terror, der ich seit Wochen über die Bundesrepublik ergießt', ohne den Anlaß der Bonner Protestaktion auch nur zu nennen.

In diese Hetze hat sich auch die revisionistische DKP-Führung eingeschaltet. 'Heißes Eisen' (vgl. 12.4.1973, d.Vf.), Betriebszeitung der DKP, bezeichnete uns in einem Flugblatt gar als 'Faschisten vom Typ der SA-Banditen'. Voller Wut darüber, daß immer mehr fortschrittliche und kommunistische Kollegen einsehen, daß außer dem Namen an der DKP nichts kommunistisches ist, übersteigern sie noch die Hetze der bürgerlichen Presse und erheben die lächerliche Behauptung, wir würden vom 'westdeutschen Rüstungskapital' finanziert. Und Faschisten seien wir auch, weil wir in den Gewerkschaften die revolutionäre Opposition organisieren; das behauptet dieselbe DKP, die sich auf Ernst Thälmann beruft, den deutschen Arbeiterführer, der an erster Stelle in der Weimarer Republik gegen die kapitalhörige SPD- und Gewerkschaftsführung die RGO propagierte.

Die Hetze der bürgerlichen Parteien, einschließlich DKP, fällt auf ihre eigenen Füße.

Denn: sind die 'Chaoten', die unter der Losung 'Hinein in die Gewerkschaften - stärkt die revolutionäre Gewerkschaftsopposition!' die oppositionellen Kräfte in den DGB-Gewerkschaften unter revolutionärer Führung zusammenschließen, die kämpfen für 1 200 DM Mindestlohn netto ohne Überstunden, gegen das arbeiterfeindliche Betriebsverfassungsgesetz (BVG), für den 7-Stundentag bei vollem Lohnausgleich?

Sind die 'Verbrecher', die gegen den Bombenterror der USA-Imperialisten, gegen den von der Nixon-Regierung betriebenen Massenmord demonstrieren."

In "Hinein in die Gewerkschaften - stärkt die revolutionäre Gewerkschaftsopposition!" wird berichtet vom RGO-Kongreß (vgl. 14.4.1973) und auch ausgeführt:"
Ganz in Panik jedoch geriet die Gewerkschaftsführung erst bei dieser DRUPA-Tarifrunde (DPTR, d.Vf.) und der Abhaltung des Kongresses (der RGO - vgl. 14.4.1973, d.Vf.). Sie, deren unsinnige Parolen niemand mehr tragen will (um überhaupt jemanden fürs Transparentetragen zu bekommen, muß sie nun 7 statt 6 DM zahlen!), erlebt, wie fast 600 Gewerkschaftler sich im Kampf gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsführung fest zusammenschließen.

Sie greift nun zu einem Mittel, das sie zur Zeit des Verbots der alten KPD durch die Adenauer-Regierung 1956 anwandte, als sie zehntausende von Kommunisten und fortschrittlichen Menschen aus den Gewerkschaften ausschloß (UVB, d.Vf.), nämlich dem Rausschmiß von ganzen Jugendgruppen und jedem, der es satt hat, weiterhin der Aktionseinheit von Kapitalisten und Gewerkschaftsführung zuzusehen und selber den Lohnkampf in die Hand nimmt. Sie lügt, daß wir die Gewerkschaften spalten wollen und stachelt die gewerkschaftlichen Gremien auf, oppositionelle Kollegen zu denunzieren, um sie aus den Gewerkschaften rauszuschmeißen.

Wir sagen hierzu, daß die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder ständig gesunken ist, daß die Zahl der gewerkschaftlichen Jugendgruppen stark dezimiert wurde. Wir hingegen sind für starke Gewerkschaften, wir fordern jeden fortschrittlichen Kollegen auf, in die Gewerkschaft einzutreten, allerdings unter der Perspektive, sich nicht dem Pakt zwischen Gewerkschaftsführung und Kapitalisten unterzuordnen, sondern einen ehrlichen Kampf gegen die Verschlechterung der Lebensbedingungen zu führen, was notwendigerweise mit dem Kampf gegen die Gewerkschaftsführung verbunden ist, die ja schon den Kollegen bei einfachen Lohnkämpfen in den Rücken fällt (siehe Mannesmann Huckingen (in Duisburg - vgl. 28.2.1973, d.Vf.) und Hoesch). Wir sind uns sicher, daß die in faschistischer Manier gehaltene Hetze von Staatsapparat, Kapitalisten, Gewerkschaftsführung und DKP (die sogar so weit geht, unsere Gewerkschafter als 'Chaoten' und 'faschistische Schlägerhorden im Dienste der Kapitalisten' ' zu bezeichnen und zu behaupten, wir wollten am 1.Mai die DGB-Demonstration überfallen und aufreiben!) nur den Abscheu aller aufrechten Menschen gegen diese Verleumdungen herbeiführt und unsere Reihen noch weiter stärken wird.

GEGEN MONOPOLKAPITAL UND GEWERKSCHAFTSBONZEN - RGO"

Aufgerufen wird zu den Maiveranstaltungen des Gewerkschaftsoppositionellen Maikomitees (vgl. 27.4.1973) und der KPD (vgl. 29.4.1973) sowie zur Maidemonstration der KPD. Berichtet wird vom Tod des Praktikanten Holtkamp (vgl. 12.4.1973), vorbereitet auf die Vertrauensleutevollversammlung der Westfalenhütte (vgl. 25.4.1973).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 23, Dortmund 24.4.1973

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