Die Rote Westfalenwalze - der KPD/ML und KJVD Betriebsgruppe Hoesch-Westfalenhütte Dortmund, Jg. 3, Betriebsrat verhindert Belegschaftsversammlung!, o. J. (1972)

27.07.1972:
Vermutlich heute erscheint eine 'Rote Westfalenwalze' (vgl. 25.7.1972, 14.8.1972) der Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum:"
BETRIEBSRAT VERHINDERT BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG!

Am Freitag soll nach dem Willen 'unserer' Betriebsräte keine Belegschaftsversammlung (BV, d.Vf.) sein. Wir brachten vorgestern diese falsche Meldung. Mehrere V-Leute hatten dieses Gerücht verbreitet. Anstelle einer Vollbelegschaftsversammlung finden jetzt Abteilungsversammlungen statt, so am Dienstag (vgl. 25.7.1972, d.Vf.) im SM-Werk 3, Bauabteilung und gestern auf der Feineisenstraße. Warum, so muß man sich fragen, verbreiten einige V-Leute Falschmeldungen über die Belegschaftsversammlung? Diese V-Leute wissen: Die Hoesch-Arbeiter wollen eine Vollbelegschaftsversammlung. Dort können sie gegen Stillegungen und Entlassungen, gegen Lohnabbau und reaktionäres BVG eine starke gemeinsame Kampffront schmieden. Gerade das paßt den sozialdemokratischen Betriebsräten nicht ins Konzept. Sie wollen verhindern, daß die Hoesch-Arbeiter sich die Kollegen vom Bochumer Verein/Krupp Stahlwerk (BV) zum Vorbild nehmen" (vgl. 25.7.1972):"
WIE MUSS ES BEI UNS WEITERGEHEN?

Es sind jetzt Teilbelegschaftsversammlungen und keine Vollbelegschaftsversammlungen. Das heißt Spaltung. Jetzt muß dagegen der Kampf geführt werden. Wenn wir gespalten werden wird unser Kampf für mehr Lohn und dafür, daß die Hütte in Dortmund bleibt keinen Erfolg haben. Und folgende Tatsachen zeigen, wir müssen kämpfen:

- Im Kaltwalzwerk wird seit längerer Zeit die Arbeitshetze boykottiert. Das will die Betriebsleitung jetzt verhindern. Mehrere Kollegen, die bis jetzt an ihren Maschinen 2 Schichten gefahren haben, müssen jetzt 3 Schichten machen, ohne daß neue Kollegen eingestellt werden. Das heißt für alle: 12 Stunden Schichten. Die Empörung ist groß.

- Auf der Teilversammlung in der Bauabteilung wurde bekannt: Das neue Stahlwerk soll gebaut werden. Der Zeitpunkt steht aber noch nicht fest. Das kann genauso eine Lüge von Harders sein. Der neue Hochofen soll nicht gebaut werden. Ein älterer soll hochgestockt werden. Das heißt, daß die jetzigen Hochöfen in 5 - 8 Jahren zu alt sind. Dann liegt ein 'Grund' für Harders vor, die Stahlproduktion zu verlegen. Das sind Harders Versprechungen.

NICHT 4, 5 - 15%

- Borchard sagte kein Wort zu einer Lohnerhöhung. Doch die wird durch die Preistreiberei notwendig, wir dürfen nicht damit warten, bis die Lohntarifrunde im Winter vorbei ist, und man uns durch die Zwangsschlichtung der Regierung einen neuen Hungertarif aufgezwungen hat. Die 600 000 Metallarbeiter im Saarland und Rheinland-Pfalz sollen zum 1.10.1972 mit 4, 5% abgespeist werden (vgl. 24.7.1972, d.Vf.). So haben Gewerkschaftsführer und Metallkapitalisten es beschlossen.
Erstens: Wir wollen nicht noch 6 Monate mit dem Hungertarif vom letzten Januar leben.
Zweitens: Wir lassen uns nicht einen 4, 5% Tarif aufzwingen. Das zeigt, wir dürfen nicht wie die BV-Arbeiter bis 1973 stillhalten.
Deshalb müssen wir vorher Lohnforderungen aufstellen und im selbständigen Kampf durchsetzen.

Auf den Abteilungsversammlungen versuchen sie uns zu übertölpeln, es ist das Gebot der Stunde, dafür zu sorgen, daß eine Vollbelegschaftsversammlung durchgeführt wird.
Deswegen müssen wir auf den Abteilungsversammlungen Resolutionen zur Durchführung einer Vollbelegschaftsversammlung beschließen und in die anderen Abteilungen hineintragen. Auch das wollen die Betriebsräte dadurch verhindern, daß in den kampfstarken Abteilungen wie im Kaltwalzwerk die Abteilungsversammlungen erst später stattfinden sollen.
Dort war das ganze Jahr noch keine Abteilungsversammlung. Stellen wir auf allen Versammlungen Lohnforderungen nach 15% AUF DEN ECKLOHN auf."
Q: Die Rote Westfalenwalze Betriebsrat verhindert Belegschaftsversammlung!, Dortmund o.J. (27.7.1972)

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