Die Rote (ehemals 'Stählerne Faust') - Betriebszeitung der Vereinigten Sozialistischen Partei, Jg. 16, Stahlgießerei Auf Dem Abstellgleis, 6. Feb. 1987

06.02.1987:
Bei Hoesch Dortmund gibt die VSP ihre Zeitung 'Die Rote' (Ehemals 'Stählerne Faust') - Betriebszeitung der Vereinigten Sozialistischen Partei - mit 2 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Helmut Weiss heraus (vgl. 10.12.1986, 27.2.1987):"
STAHLGIEßEREI AUF DEM ABSTELLGLEIS

Diese Vermutung kommt zwangsläufig auf, wenn jetzt von einer angeblich notwendigen Verminderung der Belegschaft um 60 Mann die Rede ist.

Mit der übrig bleibenden Restmannschaft wird es dann über kurz oder lang heißen: die Aufträge können nicht mehr angenommen werden, da die Termine dann nicht mehr zu halten sind.
Konsequenz: Erneuter Einsatz von Fremdfirmen und massive Überstunden gefolgt von Kurzarbeit etc.
Auch hier wird wieder sichtbar: Unter kapitalistischen Verhältnissen ist eine vernünftige und planmäßige Abwicklung von Aufträgen unmöglich.
Konkurrenzdruck bei der Jagd nach Profit läßt eigentlich funktionstüchtige Betriebe eiskalt über die Klinge springen.

Übrig bleibt viel Schrott - für den großen Brenner !!!"

Im nächsten Artikel heißt es:"
PREISE HOCHTREIBEN DURCH KURZARBEIT
EIN GAUNERSTÜCK ERSTER GÜTE !!

Das hätte sich wahrlich vor Jahren niemand getraut, öffentlich zu sagen, was der Vorstand der Stahl AG der Dortmunder Presse verkündete: der Vorstand will Kurzarbeit einsetzen, um Preiserhöhungen auf dem Markt durchzusetzen. Offensichtlich prescht Hoesch hier im Einvernehmen mit den übrigen europäischen Stahlkonzernen vor. Wenn das Schule macht, werden demnächst die Arbeitslosenkassen hemmungslos geplündert, um durch künstliche Verknappung der Produkte die Preise hochzutreiben.

Daß auch der Arbeitsdirektor Heese in der WAZ dieses Vorhaben als ganz legitim darstellte, ist skandalös. Dreist erläuterte er, daß Kurzarbeit eigentlich ja dazu diene, Entlassungen zu vermeiden. Ohne Preiserhöhungen aber müsse man entlassen, also seien diese Überlegungen legitim.

Ein solcher Griff in die Kassen des Arbeitsamtes dürfte nach bestehendem Recht wahrscheinlich sogar illegal sein. Aber das scheint nicht viel zu interessieren. Wie heißt es doch so treffend:
Legal - Illegal - Scheiß egal !!"

Aus der 'SOZ' (vgl. Jan. 1987) wird ein Artikel zum Volkszählungsboykott (VOBO) übernommen, aufgerufen wird zur VOBO-Veranstaltung in Dortmund (vgl. 12.2.1987) und im letzten Artikel heißt es:"
ENDLICH: GRASSHOF HAT EIN EI GELEGT

4 Monate ist er nun im Amt, der neue Vorstandsvorsitzende Graßhoff. Irgendwelche nennenswerten Initiativen sind in dieser Zeit von ihm nicht bekannt geworden. Jetzt hat er endlich sein erstes Ei gelegt und vor der Presse laut gegackert. Ein Märchen wie aus tausend und einer Nacht - aber er ist sich ganz sicher: Originalton: das Stahlwerk in Hörde sei 'wenigstens bis zum Jahre 2 000 ohne Probleme lebensfähig.' Da kann man nur sagen: Detlev Rohwedder läßt erneut grüßen. Graßhof ist nach wenigen Monaten zu exakt der gleichen Erkenntnis gekommen, wie sein Vorgänger Koenitzer. Wer hätte das gedacht? Daß er den Personalabbau in den Betrieben und Büros intensivieren will, ist schon fast selbstverständlich.

Vielleicht bekommt er dann zur Belohnung demnächst genauso wie Koenitzer einen Umschlag von Rohwedder, der nur einen einzigen Satz enthält:
'DER NÄCHSTE BITTE'"
Q: Die Rote Stahlgießerei Auf Dem Abstellgleis, Dortmund 6.2.1987

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