Dieser Beitrag unterscheidet sich von den anderen zur Chilesolidarität nicht etwa dadurch, dass sich sowohl Linksradikale als auch Moskautreue an Protesten beteiligen und dazu aufrufen (vgl. 12.9.1973, 13.9.1973, 14.9.1973, 17.9.1973, 20.9.1973, 29.9.1973, 8.10.1973, 17.10.1973, 31.10.1973), sich dabei offenbar wie andernorts auch bald untereinander bekämpfend, sondern vielmehr weil auch die Debatte innerhalb der Dortmunder Jungsozialisten nachgezeichnet wird, sind diese doch zumindest teilweise Anhänger des chilenischen Wegs zum Sozialismus.
So wird bereits einleitend für diese wie immer unvollständige Darstellung durch einige Jusos auf Chile Bezug genommen (vgl. 28.5.1973) und auch bereits nach wenig mehr als vierzehn Tagen hat gar der UB-Ausschuß der Jusos Dortmund schon solidarisch auf den Putsch reagiert (vgl. 27.9.1973) und sogar noch vor Jahresende werden Initiativanträge auf den Weg gebracht (vgl. 21.11.1973), aber auch innerhalb der Jusos weitere Informationen verbreitet, wobei allerdings einigen Jusos das Beispiel Chile zur Agitation gegen als zu links empfundene Konkurrenz dient (vgl. 26.11.1973).
Was innerhalb der Jungsozialisten lediglich als Phantom existiert haben mag, den gewaltbereit-militanten Revolutionsgeist, bringt die KPD/ML nun plakativ zum Ausdruck (vgl. 3.12.1973), während die Jusos selbst sich noch vor Weihnachten an die Vorbereitung des Beginns der Organisierung der öffentlichen Solidarität mit Chile machen (vgl. 18.12.1973), diese Bemühungen auch im folgenden Jahr noch fortführend (vgl. 10.1.1974), aber auch bereits die Lehren aus Chile ziehend (vgl. 4.2.1974).
Anfang Februar beginnt nun auch seitens der Jusos die praktische Chilesolidarität in Form von Spenden für die Flüchtlinge (vgl. 4.2.1974, 7.2.1974) während auch die Bildungsbemühungen zu Chile intensiviert (vgl. 9.2.1974, 14.2.1974, 16.2.1974, 25.2.1974) und radikale Positionen erarbeitet werden (vgl. März 1974).
Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft kann nun auch wieder von der linksradikalen Chilesolidarität berichtet werden (vgl. 10.6.1974, 1.7.1974), zum ersten Jahrestag des Putsches streiten sich die verschiedenen linksradikalen Fraktionen untereinander, auch die KPD fährt dann aber doch mit nach Frankfurt (vgl. 31.8.1974, 6.9.1974, 14.9.1974), bezieht sich auch in der antifaschistischen Agitation auf Chile (vgl. 26.10.1974), aber auch in der Chile-Solidarität auf den Hungerstreik der RAF (vgl. 2.11.1974), während die DKP bei Hoesch einen Vergleich Chiles mit Vietnam wagt (vgl. Sept. 1978) und sich zum vorläufigen Abschluss dieser Darstellung eine Gruppe um die chilenischen Flüchtlinge kümmert (vgl. 11.11.1979).
28.05.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die Nr.2 der 'JUSO INFORMATION' des UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 17.2.1971, 23.7.1971). Ludwig Jörder und Hans-Georg Kubitza wenden sich:"
GEGEN DEN AUTORITÄREN 'SOZIALISMUS'
…
Wenn sich eine große Mehrheit der Bürger in der Bundesrepublik für die Ziele sozialistischer Politik aktiv einsetzt, braucht man nicht autoritär mit Geboten und Verboten operieren. Nur eine Avantgarde, die ihre politischen Ziele zunächst auch gegen den Bewußtseinsstand der Mehrheit durchsetzen will, muß zu diesen Mitteln greifen. Die sozialistischen Länder des Ostblocks zeigen, wie sich auf diese Weise autoritäre Verhaltensmuster verfestigen, die dann wiederum zur Aufrechterhaltung der Verbote führen.
Wer leichtfertig zur Begründung einer solchen Politik auf das - gefährdete - Beispiel sozialistischer Politik in Chile hinweist, sollte sich andererseits auch an die CSSR erinnern, wo 1968 mit der Beseitigung sogenannter 'bürgerlicher' Freiheiten dem 'Prager Frühling' ein Ende bereitet wurde."
Quelle: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1973
12.09.1973:
Vermutlich heute findet, laut KPD/ML (vgl. 29.9.1973) in Dortmund trotz Verbot (bzw. wohl mangelnder polizeilicher Anmeldung) eine Chiledemonstration statt.
Vermutlich heute erscheint eventuell zur selben Aktion, allerdings aus einem der KPD/ML feindlichen politischen Spektrum, im Raum Dortmund ein Flugblatt unter Verantwortung von P. Knopp, Witten:"
SOLIDARITÄT MIT CHILE! STOPPT DIE PUTSCHGENERÄLE IN CHILE! SOLIDARITÄT MIT DER VOLKSFRONT IN CHILE JETZT!
Seit Dienstag Mittag versuchen rechtsgerichtete antidemokratische Kräfte in Chile über die Bildung einer Militärregierung die Macht an sich zu reißen. Die imperialistischen Kreise Chiles, der CIA (amerikanischer Geheimdienst), die früheren Kupferunternehmer haben einen neuen Versuch unternommen, um die aus freien Wahlen hervorgegangene Regierung der Volksfront unter Präsident Allende zu stürzen und Chile in einen Bürgerkrieg hineinzureißen.
Mit Waffengewalt soll das chilenische Volk daran gehindert werden, seinen eigenen selbstgewählten Weg zu demokratischen und sozialem Fortschritt weiterzugehen.
Die Reichtümer Chiles, die dem Volk gehören, die Kupferminen vor allem, sollen erneut der Ausbeutung durch die Unternehmer, speziell der nordamerikanischen Monopole unterworfen werden.
Mit blutigem Terror sollen die großartigen Errungenschaften der vom arbeitenden Volk getragenen Volksfrontregierung Chiles rückgängig gemacht werden. Das arbeitende Volk Chiles macht gegen den Putsch Front. Es verteidigt die Errungenschaften der Volksfront und kämpft damit für eine bessere Zukunft.
Jetzt braucht das chilenische Volk, die chilenische Jugend unsere Solidarität. Die Solidarität der arbeitenden und studierenden Jugend, der Sozialisten und Demokraten der Bundesrepublik muß dem chilenischen Volk in diesem schweren Kampf helfen.
Wir rufen die Bevölkerung unserer Stadt zur Solidarität - Solidarität durch Demonstrationen und Aktionen, Solidarität durch die Aufforderung an die Bundesregierung sich mit der Regierung Allende zu solidarisieren, Solidarität durch Protesterklärungen gegen den Putsch. Solche Erklärungen sind zu richten an die chilenische Botschaft, 53 Bonn Bad Godesberg, Kronprinzenstraße 20, und an den Bundeskanzler, 53 Bonn!
Detlev Schmidt Vorsitzender DGB Kreisjugendausschuß Dortmund,
Hans Otto Wolf Betriebsrat Hoesch-Phoenix (IGM-Bereich,d.Vf.),
Hugo Becher Vorsitzender DGB Kreisjugendausschuß Lünen,
Horst Krause Jugendvertreter Kaufhof (HBV-Bereich,d.Vf.),
Hans Kluthe Vorsitzender der SDAJ Dortmund (der DKP,d.Vf.),
Helmut Krause Exekutivausschuß Dortmunder Vietnam Solidarität,
Dieter Gremler Exekutivausschuß Dortmunder Vietnam Solidarität,
Friedhelm Böcker Bezirksjugendleiter Naturfreundejugend (NFJ,d.Vf.) Dortmund,
Peter Rath Kreisvorsitzender der Jungdemokraten (DJD - Judos der FDP,d.Vf.) Dortmund,
+ Funktionsangaben dienen nur zur Information.
KOMMT ZUR DEMONSTRATION 17 UHR ALTER MARKT!
FÜR DIE RECHTE DES CHILENISCHEN VOLKES, FÜR DIE RECHTMÄSSIGE REGIERUNG ALLENDES!
Zeigt weitere Solidarität mit Chile!
Besucht das Solidaritätskonzert mit der chilenischen Folkloregruppe Quilapayun am 17. September 1973, 19 Uhr in der Aula am Ostwall - Dortmund.
Die Initiatoren der Friedenswoche in Dortmund (vgl. 15.9.1973,d.Vf.) verurteilen die Machenschaften zum Sturz der Regierung Allendes und fordern die Bevölkerung zur Solidarität auf. Solidarität mit der UNIDAD POPULAR! SOLIDARITÄT MIT DEM VOLK CHILES!"
Der Regionale KVZ-Vertrieb Ruhrgebiet der KFR des KBW berichtet vom Verkauf der heutigen 'KZV' Nr.2 durch das Ortskollektiv Dortmund der KFR:"…
Straßenverkauf (anläßlich der revisionistischen Chile-Demonstration - (vgl. 12.9.1973,d.Vf.)) 150".
Q: N.N.: Solidarität mit Chile, Stoppt die Putschgeneräle in Chile! Solidarität mit der Volksfront in Chile jetzt, o.O. o.J. (1973); KFR-Regionaler KVZ-Vertrieb: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 2, Dortmund 2.10.1973
12.09.1973:
In Dortmund erscheint erstmals ein 'Roter Kumpel' (vgl. 27.8.1973, 3.10.1973) durch die KFR und das Kommunistische Kollektiv Zeche Hansa, der bisher 'Roter Hansa Kumpel' hieß und von dem kommunistischen Kollektiv Zeche und Kokerei Hansa herausgegeben wurde.
Erstmals wird darauf verwiesen, daß vor den Toren der Zeche und Kokerei Hansa heute Mittag und morgen die 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) des KBW verkauft wird, und zwar die Nr.2 vom 12.9.1973. Dazu heißt es:"
Die Zeitung berichtet unter anderem über … den Aufbau der Volksmacht in Chile."
Q: Roter Kumpel, Dortmund 12.9.1973
13.09.1973:
Vermutlich erscheint Mitte dieser Woche in Dortmund ein Flugblatt unter Verantwortung von Ingolf Riesberg:"
SOLIDARITÄT -JETZT ERST RECHT! SOLIDARITÄT MIT CHILE!
Die chilenische Folkloregruppe QUILAPAYUN kommt am Sonntag, den 16. September 1973 auf dem Dortmunder Hauptbahnhof um 16 Uhr 30 an. Macht den Empfang der Qulapayun-Gruppe auf dem Hauptbahnhof zu einer Demonstration der Solidarität mit dem um die Freiheit und Demokratie kämpfenden chilenischen Volk. Verurteilt den vom Geheimdienst CIA und dem US-Superkonzern ITT angezettelten Putsch gegen die vom chilenischen Volk gewählte und getragene Regierung. Solidaritätskonzert: 17.9.1973, 19 Uhr, Aula am Ostwall."
Q: N.N.: Solidarität -jetzt erst recht! Solidarität mit Chile, Dortmund o.J. (Sept. 1973)
14.09.1973:
Vermutlich erscheint zum Ende dieser Woche das Flugblatt der LgdI OG Dortmund der KPD zur Friedenswoche (vgl. 15.9.1973) unter Verantwortung von Uwe Carstensen, Köln, Postfach mit zwei Seiten DIN A 4:"
WER DIE KRIEGE ABSCHAFFEN WILL, MUSS DEN IMPERIALISMUS ABSCHAFFEN!
…
Gerade der faschistische Putsch in CHILE zeigt, daß das Vertrauen auf die Friedfertigkeit der imperialistischen Staaten eine gefährliche Illusion ist.
zeigt: DIE HERRSCHENDE KLASSE LÄSST SICH NICHT MIT STIMMZETTELN VERJAGEN!
- der Justiz, dem reaktionären Beamtenapparat und Militär wurde die Macht nicht aus der Hand geschlagen!
- der größte Teil der Kapitalisten und Großgrundbesitzer wurde nicht enteignet!
- die Machtorgane des Volkes wurden nicht errichtet, das Volk nicht bewaffnet!
So war den konterrevolutionären Umtrieben Tür und Tor geöffnet. Jetzt steht das chilenische Volk dem vom US-imperialistischen Geheimdienst CIA gesteuerten, faschistischen Terror wehrlos gegenüber.
DOCH DAS CHILENISCHE VOLK WIRD SICH NICHT LÄNGER TÄUSCHEN LASSEN!
Es wird den Kampf um die Befreiung führen!
Es wird lernen aus den heldenhaften Kämpfen der Völker Indochinas!
Besonders der siegreiche Kampf des Volkes von KAMBODSCHA zeigt uns, daß die USA und ihre Marionette Lon Nol nun bereit sind, einzulenken, weil sie durch Volksbefreiungsstreitkräfte - die Roten Khmer - dazu gezwungen wurden.
Es hat bewiesen:
NUR DER BEWAFFNETE KAMPF DES VOLKES GEGEN IMPERIALISTISCHE AUSBEUTUNG UND UNTERDRÜCKUNG IST DER EIGENTLICHE FRIEDENSKAMPF - NÄMLICH DER KAMPF UM DIE BESEITIGUNG DER EIGENTLICHEN URSACHE ALLER KRIEGE!
SIEG IM VOLKSKRIEG! HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!"
Q: LgdI-OG Dortmund: Wer die Kriege abschaffen will, muß den Imperialismus abschaffen, Dortmund o.J. (Sept. 1973)
17.09.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche von der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei (KFR) unter Verantwortung von Reinhart Wagner, Dortmund, das Flugblatt:"
GEGEN DEN MILITÄRPUTSCH IN CHILE! FÜR DIE BEWAFFNETE VOLKSMACHT!
Der Militärputsch in Chile fordert unseren gemeinsamen Protest heraus! Solidarisieren wir uns mit den chilenischen Arbeitern, die ihre Fabriken und Minen besetzt haben und die der Militärjunta erbittert bewaffneten Widerstand leisten! Belagerungszustand für das gesamte Land, Massenverhaftungen, Erschießungen und Bombardierung von Fabriken und öffentlichen Gebäuden, mit diesen Maßnahmen versucht die Militärjunta in Chile den wachsenden Widerstand von Arbeitern und Bauern zu brechen. Nachdem die reaktionären Militärs am Dienstag (11.9.1973,d.Vf.) den Präsidentenpalast bombardiert und Allende aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet hatten, sind die unzähligen Fabriken, Minen und landwirtschaftlichen Kooperativen die Arbeiter und Bauern zum bewaffneten Widerstand gegen die Militärjunta übergegangen.
In Valparaiso haben Arbeiter die Kontrolle der Stadt übernommen. In den großen Kupferminen Chuquicamata, El Salvador haben sich die Minenarbeiter verschanzt. In der Grenzstadt Mendoza haben Arbeiter von El Teniente, der größten Kupfermine des Landes, Teile der Mine gesprengt. Im Süden Chiles haben Bauern landwirtschaftliche Kooperationen und Staatsbetriebe besetzt um ihre Rechte gegen die Militärjunta zu verteidigen. Auch in der Armee und der Polizei wächst der Widerstand. In einer Polizeischule hatte die Militärjunta Mühe, eine Rebellion zu verhindern. Nach letzten Meldungen marschieren bewaffnete Arbeitertruppen gemeinsam mit einer Infanteriedivision auf Santiago zu. Die Arbeiter in allen großen Industriegebieten haben 'Industriezonen' (Cordones Industriales) aus den Arbeiterräten der einzelnen Fabriken gebildet. Aktionsgruppen der Arbeiter regeln die Gemeindeverwaltung und organisieren die Lebensmittelverteilung. Die Arbeiter von Lebensmittelfabriken liefern ihre Produkte direkt an die Volksmärkte, so daß die Versorgung der Arbeiterbevölkerung mit Lebensmitteln gut funktioniert. Doch dem erbitterten Widerstand der chilenischen Arbeitern und Bauern steht eine mit modernsten amerikanischen Waffen ausgerüstete Armee gegenüber. In den letzten Monaten vor dem Militärputsch hatte die USA-Regierung diese Armee mit Waffen und Gerät im Wert von über einer Million Dollar für den Militärputsch ausgerüstet. Gemeinsame Marinemanöver wurden für die Zeit des Putsches unterbrochen. Nixon war über den Plan, wie aus Chile wieder eine verläßliche Stütze der USA in Lateinamerika gemacht werden soll gut informiert. Das Außenministerium hat zu diesem Zweck einen Chile-Ausschuß eingerichtet, der offensichtlich die Maßnahmen koordiniert hat. Der Widerstand des chilenischen Volkes ist mit großen Opfern verbunden. Aber es gibt keine andere Möglichkeit als sich mit Waffengewalt gegen den blutigen Terror der Militärjunta zu wehren. Das Ziel dieses Kampfes ist die Errichtung der Volksmacht in Chile. Die Militärjunta geht mit äußerster Brutalität und faschistischen Terrormaßnahmen gegen das chilenische Volk vor. In Santiago wurden schon an die Tausend erschossene Arbeiter gezählt. Fabriken werden bombardiert und Wohnviertel, wo die Arbeiter wohnen. Es ist noch nicht abzusehen, wie sich der Bürgerkrieg in Chile in den nächsten Tagen entwickeln wird. Auf jedenfall gilt unsere uneingeschränkte Solidarität dem bewaffneten Widerstandskampf der chilenischen Arbeiter und Bauern. Der vielgepriesene 'friedliche Weg zum Sozialismus' erweist sich nun als tragische Illusion. Eine Illusion, die von den Arbeitern und Bauern blutig bezahlt werden muß. Unsere Empörung über den Militärputsch ist deshalb keine Empörung über das Scheitern eines 'Experiments'. Es ist die Empörung über den blutigen Terror von Militärs gegen das chilenische Volk. Unsere Solidarität gilt den Arbeitern und Bauern, die sich gegen ihre brutale Ausbeutung und Unterdrückung gewaltsam zur Wehr setzen.
Der folgende Artikel ist der Kommunistischen Volkszeitung entnommen. Er geht auf die Entwicklung in Chile vor dem Militärputsch ein."
Es folgt ein Abschnitt aus dem Artikel "Chile: 'Die Volksmacht aufbauen' aus der KVZ des KBW Nr.2 vom 12.9.1973 beginnend mit dem Abschnitt "Die Taktiererei Allendes hinter dem Rücken der Volksmassen" bis zum Schluß.
Aufgerufen wird zu einer Chileveranstaltung der KFR in Dortmund (vgl. 20.9.1973).
Q: KFR: Gegen den Militärputsch in Chile - Für die bewaffnete Volksmacht, Dortmund o.J. (Sept. 1973)
17.09.1973:
In der Dortmunder Aula am Ostwall soll ein Solidaritätskonzert für Chile mit der chilenischen Folkloregruppe Quilapayun um 19 Uhr stattfinden.
Q: N.N.: Solidarität -jetzt erst recht! Solidarität mit Chile, Dortmund o.J. (Sept. 1973); N.N.: Solidarität mit Chile, Stoppt die Putschgeneräle in Chile! Solidarität mit der Volksfront in Chile jetzt, o.O. o.J. (1973)
17.09.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche ein gemeinsames Flugblatt der Dortmunder DKP-Wohngebietsgruppe Ost und SDAJ-Gruppe Ost unter Verantwortung von H. Kriegeskorte mit einer Einladung zur Chile-Veranstaltung (vgl. 20.9.1973):"
Solidarität mit dem Volk Chiles!
Solidarität mit der Unidad Popular!
- Was ist los in Chile!
- Hat die Unidad Popular versagt?
- Sind Putsch-Generale Verfassungsschützer?
- Warum applaudiert 'Bild' dem Putsch?"
Q: DKP-WG Ost, SDAJ-Gruppe Ost: Solidarität mit dem Volk Chiles! Solidarität mit der Unidad Popular, Dortmund o.J. (Sept. 1973)
18.09.1973:
Die Nr. 2 des 'Roten Hoesch Arbeiters' erscheint in Dortmund (vgl. 27.8.1973, 3.10.1973) Herausgeber ist die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet (KFR) für den Wiederaufbau der KPD - Kommunistisches Kollektiv Hoesch.
Berichtet wird aus Chile (vgl. 3.9.1973; 11.9.1973), u.a. mit Hilfe der 'KVZ' Nr. 2 (vgl. 12.9.1973), und aufgerufen zu einer Chile-Veranstaltung (vgl. 20.9.1973).
Q: Roter Hoesch Arbeiter Nr. 2, Dortmund 18.9.1973,S.4ff
20.09.1973:
In Dortmund-Ost riefen DKP und SDAJ (vgl. 17.9.1973) für 19 Uhr 30 zur Chile-Veranstaltung in der Gaststätte Franziskaner, Düsseldorfer Straße mit Rolf Jürgen Priemer (Bundesvorsitzender der SDAJ) auf:"
Rolf Jürgen Priemer war vor einiger Zeit in Chile. Er konnte auch mit Präsident Allende sprechen."
Q: DKP-WG Ost, SDAJ-Gruppe Ost: Solidarität mit dem Volk Chiles! Solidarität mit der Unidad Popular, Dortmund o.J. (Sept. 1973)
20.09.1973:
Die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet (KFR) für den Wiederaufbau der KPD rief für heute 19 Uhr nach Dortmund zu einer Veranstaltung zum "Bürgerkrieg in Chile" in der Schillerschänke in der Haydnstraße 14 auf.
Eingeladen wurde u.a. durch ein Flugblatt (vgl. 17.9.1973) sowie im IGM-Bereich bei Hoesch Dortmund (vgl. 18.9.1973).
Q: Roter Hoesch Arbeiter Nr. 2, Dortmund 18.9.1973, S. 6; KFR:Gegen den Militärputsch in Chile - Für die bewaffnete Volksmacht, Dortmund o.J. (Sept. 1973), S. 6
27.09.1973:
Der UB-Ausschuß Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 26.11.1973) verfaßt heute folgendende:"
Solidaritätsadresse: An das kämpfende chilenische Volk
Der UB-Ausschuß der Jungsozialisten Dortmund verurteilt den brutalen Versuch des Kapitals, durch einen faschistischen Putsch eine demokratisch gewählte Regierung durch ihren Sturz an konsequenter und fortschrittlicher Reformpolitik und am friedlichen Weg zum Sozialismus zu hindern.
Er bekundet seine Solidarität und tiefe Verbundenheit mit dem Kampf des chilenischen Volkes gegen seine Unterdrücker.
Die Bundesregierung wird aufgefordert, jegliche 'Wirtschaftshilfe für reaktionäre, korrupte, von internationalen Großkapital abhängige Marionettenregierungen' sofort einzustellen und die diplomatischen Beziehungen mit der faschistischen Militärjunta einzufrieren.
Sie wird weiterhin aufgefordert, die Flüchtlinge aus Chile als Verteidiger der Demokratie zu empfangen und ihnen politisches Asyl zu gewähren.
Der Antrag soll auch an die Chilenische Botschaft in der BRD und an die Bundesregierung gesandt werden."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 4, Dortmund 1973, S. 18f
29.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.38 (vgl. 22.9.1973, 6.10.1973) heraus. Berichtet wird auch aus Dortmund von der Chiledemonstration.
Q: Roter Morgen Nr. 38, Dortmund 29.9.1973, S. 7
08.10.1973:
Ein Extra des 'Roten Hoesch Arbeiters' erscheint vermutlich heute in Dortmund (vgl. 3.10.1973, 17.10.1973) durch die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet (KFR) für den Wiederaufbau der KPD - Kommunistisches Kollektiv Hoesch. Reklame wird in der Ausgabe gemacht für die KVZ:"
…
Die neue Nummer der Kommunistischen Volkszeitung enthält unter anderem: …
- Zur Lage in Chile".
Q: Roter Hoesch Arbeiter Extra Belegschaftsversammlung von Union und Phoenix, Dortmund o. J. (1973)
17.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund gbt die Nr. 22 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 8.10.1973, 22.10.1973) heraus, Im auf die Chile-Chronologie folgenden Artikel wird u.a. berichtet vom 6.9.1970 und dem 11.7.1973 und außerdem ausgeführt:"
MILITÄRPUTSCH IN CHILE ODER VOM BITTEREN ENDE EINER ILLUSION
…
Am 11.9.1973 kam die Nachricht, daß die Oberkommandierenden der chilenischen Armee gegen die verfassungsmäßig gewählte Regierung ALLENDE geputscht haben. Mit Terror, Mord, Folter und Masseninhaftierungen versucht die Militärjunta nun, ihre Macht aufrechtzuerhalten und zu festigen. Durch sofort erlassene, scharfe Pressezensur, das Verbot der gesamten linken Presse gelangen nur spärliche Informationen ins Ausland. Eins scheint jedoch sicher zu sein: der Widerstand der chilenischen Arbeiter, Bauern und Studenten ist noch nicht vollends gebrochen, trotz des schweren Schlages, den die Junta den chilenischen Bauern, Arbeitern und Studenten zufügen konnte, und es werden fieberhafte Versuche unternommen, den Widerstand zu reorganisieren. Diesem Widerstand gehört unsere volle Solidarität (siehe Spendenaufruf des AStA). Doch diese Solidarität ist für uns auch gleichzeitig Verpflichtung, die Hintergründe der jetzigen Entwicklung in Chile aufzuzeigen und kritisch zu analysieren, nicht zuletzt auch deshalb, um am Beispiel Chile für die politische Auseinandersetzung in der BRD zu lernen.
Hauptsache, daß die Entwicklung in Chile unter der Regierung Allende von vielen fortschrittlichen Kräften in der BRD und in aller Welt mit viel Sympathie, aber auch mit Skepsis verfolgt wurde, ist um so mehr ein Grund für uns, sich kritisch mit der Entwicklung in Chile auseinanderzusetzen (?,d.Vf.).
Am 4.September 1970 (vgl. 6.9.1970,d.Vf.) gelang es der Unidad Popular (UP) mit ihrem Präsidentschaftskandidaten Allende über demokratische Wahlen mit Unterstützung der Christdemokraten die Regierung zu übernehmen. Die UP stellt ein relativ heterogenes Bündnis verschiedener linker Gruppierungen dar, der Bewegung der vereinten Volksaktion (MAPU), einer Abspaltung der Christdemokraten; der Aktion Popular Independente (API), der Radikalenpartei und als wichtigster Träger die Sozialistische Partei unter Allende und die Kommunistische Partei Chiles.
Das Programm der Regierung beinhaltete im wesentlichen folgende Punkte:
1. Fortsetzung der von den Christdemokraten begonnenen Landreform
2. Beendigung der direkten imperialistischen Führungsgewalt über die Rohstoffe
3. Die Verstaatlichung einer Reihe von Industriezweigen
4. Nationalisierung der Banken
Die Durchsetzung dieser Maßnahmen bedeutete zwar nicht die Umwälzung der chilenischen Wirtschaft in eine sozialistische, doch führte sie zu einer nicht unwesentlichen Veränderung der ökonomischen Struktur Chiles (substantielle Beeinträchtigung der Profite, spürbare Umverteilung des Nationaleinkommens usw).
So gelang es z. B. im ersten Jahr
- die jährliche Inflationsrate von 35% (1970) auf 22% (1971) zu senken
- die Mindestlöhne um 66% zu erhöhen
- annähernd 80 000 Wohnungen zu bauen
- die Arbeitslosenquote in Großsantiago von 8,3% (Dez. 1970) auf 5,1% (Juni 1971) zu senken
- trotz des früh einsetzenden Boykotts die industrielle Produktion in den ersten neun Monaten um 8-10% zu erhöhen.
Hierbei muß hervorgehoben werden, daß die Maßnahmen der Regierung begleitet waren von hoher Mobilisierung der Arbeiter und Bauern, die mit ihren Aktionen oft weit über den von der Regierung gesetzten Rahmen hinausgingen. Dieser Aufschwung der Massenbewegung schlug sich nieder in einem erhöhten politischen Bewußtsein und Organisationsgrad, und war später Keim autonomer Machtstrukturen. Hierin ist auch der Grund zu suchen, wieso sich die ökonomisch Herrschenden der Volksfrontregierung nicht sofort entledigen konnten. Die Stärke der Arbeiter- und Bauernbewegung, die anfangs recht weitgehende Neutralität der Armee ließen der Bourgeoisie keine Möglichkeit, einen schnellen Entscheidungskampf herbeizuführen (an verschiedenen Versuchen, sich der Regierung zu entledigen, hat es selbstverständlich nie gefehlt; siehe auch Chronologie der Ereignisse).
Ein Teil der Bourgeoisie setzte sich samt seinem Kapital nach den Wahlen sogar gleich ins Ausland ab. Die einzige Aussicht der Bourgeoisie bestand darin, im Verlauf der nächsten Jahre das System ökonomisch so zu schwächen, daß sie auf der Grundlage der Unzufriedenheit von Teilen der Bevölkerung, vor allem des Mittelstandes, mit Hilfe faschistischer Organisationen wie 'Vaterland und Freiheit', des Militärs und ausländischer Unterstützung (man kann sich der bereitwilligen Unterstützung des amerikanischen Geheimdienstes CIA stets vergewissern), die Konfrontation suchen konnte.
Denn weder war es möglich, die Arbeiterbewegung zu reintegrieren, noch bot eine kurze, militärische Intervention des US-Imperialismus Aussicht auf Erfolg. So lief denn die Taktik der Bourgeoisie auf eine systematische, ökonomische Zermürbung hinaus. Die vom CIA finanzierten Streiks der 150 000 Kleinhändler und Fuhrunternehmer im Oktober 1972 (vgl. 12.10.1972,d.Vf.) verkündeten den Beginn der Großoffensive der Reaktion. Damals antwortete die Arbeiterklasse mit der Schaffung von Komitees zur Verteilung und Gemeinschaften, die die Lieferung an Industriebetriebe kontrollierten. Die politische Situation spitzte sich zu. Am 29.Juni 1973 wurde die zweite Offensive gestartet. Der Putsch, von Teilen der Armee getragen, scheitert. Die Betriebe werden von den Arbeitern spontan besetzt und weitere Machtorgane der Arbeiter gebildet. Die dritte Offensive war ein erneuter Fuhrunternehmerstreik, der exakt bis zur Machtübernahme andauerte.
Der Putsch am 11. September kam somit nicht unerwartet.
ER IST DIE KONSEQUENTE, VORAUSSEHBARE FORTFÜHRUNG DER STRATEGIE DER BOURGEOISIE, DER AKTUELLEN, POLITISCHEN SITUATION, DIE WEDER DURCH DIE HERRSCHAFT DES BÜRGERTUMS NOCH DER ARBEITER KLAR BESTIMMT WURDE, EIN ENDE ZU BEREITEN. WENN HEUTE DIE CHILENISCHE ARBEITER- UND BAUERNREGIERUNG IN IHREM EIGENEN BLUT ERSTICKT WIRD, SO KANN MAN DIE UNIDAD POPULAR, INSBESONDERE DIE KP CHILE'S NICHT VON DER MITSCHULD FREISPRECHEN; DENN DASS SOWOHL DIE MASSNAHMEN DER REGIERUNG ALLENDE ALS AUCH DIE DYNAMIK DER MASSENBEWEGUNG DEN ERBITTERTEN WIDERSTAND DER BOURGEOISIE HERVORRUFEN MUSSTEN, WAR VON ANFANG AN KLAR. DOCH WELCHE ANTWORT WURDE DARAUF VON DER UP-REGIERUNG GEGEBEN?
ALS DIE REAKTIONÄREN KRÄFTE IM OKTOBER 1972 DIE CHILENISCHE WIRTSCHAFT DURCH BOYKOTT ZERSTÖRT HATTEN, ALS DIESE SCHON OFFEN ZUM PUTSCH AUFRIEFEN, IN DIESER SITUATION HATTE DIE REGIERUNG NICHTS BESSERES ZU TUN, ALS IN 24 VON 25 PROVINZEN DEN AUSNAHMEZUSTAND ZU VERHÄNGEN UND EIN ALLGEMEINES AUSGEHVERBOT. SIE HÄLT DIE ARBEITERKLASSE VON WIRKSAMEN SELBSTVERTEIDIGUNGSMASSNAHMEN AB UND LEGT DIE MACHT IN DIE HÄNDE DER MILITÄRS, DAS SEINE SCHIEDSRICHTERROLLE BEI DER OFFENSIVE DER REAKTION NATÜRLICH NICHT AUF IMMER UND EWIG BEIBEHALTEN KONNTE. ZWAR HATTEN SIE SICH BIS DAHIN RELATIV NEUTRAL VERHALTEN, DOCH WAR ABZUSEHEN, DASS BEI EINER VERSCHÄRFUNG DES KONFLIKTS, SIE ZWISCHEN DEN LAGERN WÄHLEN MUSSTEN, NICHT ZWISCHEN ILLEGALITÄT ODER LEGALITÄT, SONDERN ZWISCHEN DER BOURGEOISIE UND DEM PROLETARIAT. DOCH DAS SCHICKSAL DER CHILENISCHEN ARBEITER UND BAUERN IN DIE HÄNDE DER ARMEE ZU LEGEN, BEDEUTETE GLEICHZEITIG AUCH DEN STRICK FÜR ALLENDE. BEREITS VOR SEINEM REGIERUNGSANTRITT HAT ER EINE SCHRIFTLICHE GARANTIEFORDERUNG HINTERLEGT, DASS ER 'KEINE VOLKSMILIZ BILDEN UND DIE ARMEE NICHT POLITISIEREN' WERDE.
ANGESICHTS DES IMMER STÄRKER WERDENDEN TERRORS UND DER OFFENEN PROPAGANDA DER RECHTEN FÜR EINEN PUTSCH, VERSUCHTE DIE REGIERUNG DURCH ZUGESTÄNDNISSE AN DIE BOURGEOISIE DIESE ZU BESÄNFTIGEN - MIT DEM ERFOLG, DASS DIE POLITISCHE SCHWÄCHE DER REGIERUNG DIE BOURGEOISIE NUR NOCH ERMUTIGTE, IMMER WEITREICHENDERE FORDERUNGEN ZU STELLEN UND IHRE VORBEREITUNGEN ZUM STURZ DER REGIERUNG ZU INTENSIVIEREN. WÄHREND DIE BOURGEOISIE SCHON LÄNGST EINE POLITIK AUSSERHALB IHRER EIGENEN LEGALITÄT BETRIEB, BEMÜHTE SICH DIE REGIERUNG ALLENDE IMMER NOCH, DIESE LEGALITÄT UM KEINEN MILIMETER ZU VERLASSEN.
Ihre kompromißlerische Haltung gegenüber der Reaktion, ihr Festhalten an der bürgerlichen Legalität als Folge der Illusion vom friedlichen Übergang zum Sozialismus macht sie unfähig, das Problem der Bewaffnung der chilenischen Arbeiter und Bauern zu lösen. In diesem Sinne ist die UP auch mitverantwortlich für die jetzige Niederlage der Arbeiterbewegung.
Doch angesichts der politischen Reife der chilenischen Arbeiterklasse ist kaum zu erwarten, daß diese ihren Kampf aufgibt. Dieser Kampf jedoch dürfte kaum enden mit der Wiedereinsetzung der alten Regierung, sondern mit der Errichtung der Macht der Arbeiter und Bauern. Das Militär hat heute die erste Schlacht gewonnen, jedoch noch nicht den ganzen Krieg."
Aus dem 'Spiegel' Nr.40 wird ein Bericht über Folterungen (vgl. 1.10.1973) zitiert und von SBü und KELA folgt ein:"
SPENDENAUFRUF
Kommilitoninnen und Kommilitonen!
Das Sozialistische Büro und das Komitee Europa-Lateinamerika haben einen
SOLIDARITÄTSFOND FÜR EIN SOZIALISTISCHES CHILE
eingerichtet.
Spendet massenhaft auf folgende Konten:
Girokonto Hannelore Vack, 605 Offenbach, bei: Bank für Gemeinwirtschaft (BfG,d.Vf.) Offenbach Nr.17439961, Kennwort: Chile-Solidarität.
Postscheckkonto Dr. Andreas Buro, Sonderkonto Braunschweig, Postscheckamt Hannover, Konto Nr. 2398848-309, Kennwort: Chile-Solidarität".
Q: DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973
31.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt die Nr.23 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 22.10.1973, 22.11.1973) heraus. Enthalten ist auch ein Lied:"
CHILE 11.9.1973
Wer hat auf Chile den Stiefel gesetzt, wer hat den Mord gebracht?
Wer hat denn diesen Brand gebracht in der Septembernacht?
Das waren die Herren Generäle, diese Schlächter der Nation,
die warteten schon auf die Schlächterei, drei Jahre warten sie schon.
Wer hat denn wohl die Stiefel geleckt, wer hat die Fahnen geweiht?
Wer hat für die Arbeitermörder gebetet im Namen der Christenheit?
Das waren die Faschisten und Christdemokraten, Frei, der Demokrat, der deutsches Geld in der Tasche und Blut an den Händen hat.
Wer hat wohl denen die Stiefel gewichst mit seinem faulen Steiß?
Wer hat gesagt: 'Schlag zu, General, schlag zu um jeden Preis!'
Das war die Bourgeoisie, die reichen Blutsauger der Nation.
Die haben drei Jahre nicht schlecht überlebt, drei Jahre warten sie schon!
Wer hat wohl denen die Stiefel gekauft, die Bomber, die Panzer, die Macht?
Wer hat mit Hunger und Terror bereitet die Septembernacht?
Das waren die Gangster in Washington, die haben den Hunger gemacht,
die haben den Finger am Abzug gehabt in der Septembernacht!
Drei Jahre dauerte der PROZESS, drei Jahre in Legalität,
Allende bewies, daß Revolution ohne Revolution nicht geht.
Da haben die Kapitalisten doch in der Septembernacht
mit ihrer eigenen Legalität kurzen Prozeß gemacht.
So geht das schon viele Leben lang, ein Jahrhundert und mehr,
die Ketten der Unterdrückung wiegen vier Jahrhunderte schwer.
Und macht das Volk das Maul auf, kriegt es Stiefel ins Gesicht.
Wer hat die geleckt, gewichst, gekauft? Das Volk, das Volk doch nicht!
Arbeiter in Santiago, Student in Concepcion,
Mapuche-Indianer und Bauern, seht, sie kämpfen schon.
Gekämpft wird nicht in Chile bloß, auch andere haben entdeckt:
daß man den Fuß abhauen muß, der in dem Stiefel steckt!
UND KEINE SCHONUNG DEN STIEFELLECKERN DER MILITÄRDIKTATUR!
UND KEINEN GLAUBEN DER BOURGEOISIE UND IHREM FRIEDENSSCHWUR!
UND MITTEN INS HERZ DEM IMPERIALISMUS, WO IMMER ER HAUST,
UND MITTEN IN SEIN DOLLAR-HERZ DIE BEWAFFNETE ARBEITERFAUST!
(Melodie: 'Dos anos me ando rodando…')
Don Juan Capra".
Q: DOS Nr. 23, Dortmund 31.10.1973
21.11.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 3.12.1973) berichtet Christoph Butterwegge:"
DIE DORTMUNDER JUNGSOZIALISTEN NACH DER BAROPER UNTERBEZIRKSKONFERENZ
…
Angenommen wurden einige Initiativanträge zu aktuellen politischen Themen … Entwicklung in Chile und Griechenland".
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 4, Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz und Nr. 1, Dortmund 1973, o.J. (1973) bzw. 1974, S .14f, S.1ff und 9f bzw. S.23
26.11.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD wird vermutlich in dieser Woche der folgende Artikel von Albert Herzmann und Manfred Zöllmer zum 11.9.1973 verbreitet:"
MILITÄRPUTSCH IN CHILE
Entwicklung in Chile seit 1969
Seit 1969, als mit dem Wahlsieg des Marxisten Allende und der Regierung der Unidad Popular (UP,d.Vf.), der Volksfront aus Sozialisten, Kommunisten, Liberalen und Sozialdemokraten, der friedliche Weg zum Sozialismus eingeleitet wurde, sah sich diese frei gewählte Regierung den Angriffen des internationalen Monopolkapitals ausgesetzt. So 'bot der US-Konzern ITT der Washingtoner Regierung im September 1970 (vgl. 6.9.1970,d.Vf.) eine Beihilfe von einer Million Dollar an, wenn es ihr gelänge, Allendes Machtantritt zu verhindern, da er um seine Chile-Investitionen in Höhe von 153 Millionen Dollar bangte' (aus 'Spiegel' 38/1973 (vgl. 17.9.1973,d.Vf.)).
Die innenpolitischen Erfolge der Volksfrontregierung machten sie zu einem Beispiel für ganz Lateinamerika. Das ausländische Kapital, das Chiles Wirtschaft zu 80% kontrollierte, wurde zurückgedrängt. Die Kupferminen, die Grundlage der gesamten chilenischen Wirtschaft, die bis dahin im Besitz des US-Konzerngiganten Kennecott waren, wurden in Gemeineigentum überführt. Alle Kinder unter 15 Jahren erhielten täglichen einen halben Liter Milch. Die Bäckereien mußten ein billiges Einheitsbrot backen. Löhne wurden erhöht, die Preise für Mieten und wichtige Bedarfsgüter wurden eingefroren. Zum ersten Mal konnten sich auch die in ärmlichsten Verhältnissen dahinvegetierenden Subproletarier in den Slums von Santiago ausreichend ernähren. Neue Wohnungen und Arbeitsplätze entstanden. Die Unterstützung der Volksfrontregierung durch die Lohnabhängigen wurde immer stärker. Erstmalig wurden auch ihre Interessen vertreten und Kapitalinteressen zurückgewiesen. Von Anfang an versuchte das Großkapital, diese Entwicklung zu hintertreiben. Wieder war es der US-Monopolkonzern ITT, der dem US-Geheimdienst CIA einen detaillierten Plan zum Sturz der Volksfrontregierung unterbreitete: 'Aushungern der chilenischen Wirtschaft durch die USA und befreundete Staaten, Subventionen für oppositionelle Gruppen und 'verläßliche Quellen innerhalb des chilenischen Militärs anbohren'' (aus 'Spiegel, 38/1973). Dieser Plan wurde zur Grundlage der Bestrebungen der Reaktion. Künstliche Lebensmittelknappheiten wurden erzeugt, die Kupferpreise auf dem Weltmarkt nach unten gedrückt (sofort nach dem Putsch schnellten sie wieder in die Höhe), der Mittelstand, der um seine Privilegien fürchtete, wurde gegen die Regierung aufgehetzt. Trotz dieser innenpolitischen Schwierigkeiten errang die Regierung bei den Parlamentswahlen im März einen großen Erfolg. Mit 43,3% der Stimmen konnte sie acht Sitze dazugewinnen. Damit war bewiesen, daß sich das Volk durch die Machenschaften der reaktionären Kräfte nicht in die Irre führen ließ. Der ITT-Plan war daher vorläufig gescheitert, und die Reaktion mußte auf neue Möglichkeiten sinnen, die legal gewählte fortschrittliche Regierung an der Machtausübung zu hindern. Die Wirtschaftskrise wurde durch den Streik der Transportunternehmer weiter verschärft. Wohl nicht zufällig war ihr Vorsitzender ein CIA-Agent (WDR-Frühschoppen) und erhielten die Streikenden finanzielle Unterstützung aus den USA. Doch auch jetzt gelang es der Regierung besser als erwartet, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden. Mit Hilfe von Freiwilligen wurde die Versorgung notdürftig aufrechterhalten.
Erneut zeigte sich, daß auf diesem Wege der Sozialismus in Chile nicht zu verhindern war.
Der faschistische Putsch der Militärjunta
Die Reaktion mußte in dieser Situation zu offen faschistischen Mitteln greifen. Wohl nicht ohne Grund hatten die Amerikaner nach dem Wahlsieg Allendes jegliche finanzielle Unterstützung für das Land gestrichen, die Unterstützung für die Militärs aber noch ausgebaut. 'Zehn Prozent des chilenischen Offizierskorps lernen laufend auf Kriegsschulen und in Ausbildungsstätten der amerikanischen Streitkräfte oder in jener berüchtigten 'School of the Americans' in der Panama-Kanalzone, in der jährlich etwa 3 000 lateinamerikanische Offiziere von US-Rangern einem Anti-Guerrilla-Training unterzogen werden' (aus 'Spiegel' 38/1973). Es mag weiterhin eine Zufälligkeit gewesen sein, daß der amerikanische Botschafter Nathaniel Davis am Wochenende vor dem Putsch (vgl. 8.9.1973,d.Vf.) zu einem Blitzbesuch nach Washington geflogen war, und nach Angaben eines SFB-Korrespondenten nur 100 km von der chilenischen Hauptstadt entfernt auf einem argentinischen Flugplatz hunderte von US-Militärmaschinen einsatzbereit standen. So darf man wohl den Putsch als ein Werk des US-Monopolkapitals unter Zuhilfenahme faschistischer Militärs werten.
Die Brutalität, mit der die Putschisten vorgingen, um die 'Ordnung' wieder herzustellen, war unbeschreiblich. Ein demokratisch gewählter Präsident, der sich strikt an die Verfassung hielt, wurde von Kräften besiegt, die diese Verfassung selbst erstellt hatten. Bezeichnend war die Reaktion in der Rechtspresse in der BRD und bei den sich gern als Hüter einer freiheitlichen Ordnung ausgebenden Kräften. Mit nicht mehr zu überbietendem Zynismus bemerkte der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Carstens, daß sich hier wieder einmal die Unvereinbarkeit von Marxismus und Freiheit gezeigt habe. Wieder einmal wird deutlich, wie die sogenannte Freiheit der herrschenden Klasse in allen kapitalistischen Ländern aussieht. Schwadroniert hier die CDU/CSU vom Selbstbestimmungsrecht auch für unsere Brüder und Schwestern in der DDR, so unterstützt sie andererseits einen das Selbstbestimmungsrecht der Völker mit Füßen tretenden faschistischen Putsch.
Perspektiven
Für das chilenische Volk ist es jetzt an der Zeit, den Widerstand gegen die Faschisten zu organisieren und den Kampf gegen die Restaurierung alter kapitalistischer Verhältnisse aufzunehmen. Sogar Art. 20, Abs. 4 Grundgesetz erlaubt: 'Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung (die freiheitlich-demokratische) zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.' In dieser Situation ist es nicht nur legitim, sondern auch legal, bewaffneten Widerstand gegen die Unterdrücker des Volkes zu leisten. Klassenkampf von oben muß mit Klassenkampf von unten beantwortet werden. Für die Bundesrepublik ist es an der Zeit, die diplomatischen Beziehungen mit dem Terrorregime in Chile abzubrechen, alle materielle Wirtschaftshilfe sofort einzustellen und auch in der UNO darauf hinzuwirken, daß die neue faschistische Regierung keine Anerkennung durch die Welt erfährt, beziehungsweise boykottiert wird."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.4,Dortmund 1973,S.22f
26.11.1973:
Der UB Dortmund der Jusos der SPD gibt vermutlich in dieser Woche seine 'Juso Information' Nr.4 (vgl. 23.7.1973, 3.12.1973) heraus.
Von Klaus Marciniak und Herbert Heymann erscheint ein:"
OFFENER BRIEF DER EVINGER KANALARBEITER AN IHRE APLERBECKER FREUNDE
…
1. ZUSAMMENARBEIT MIT KOMMUNISTEN
Unsere Position ist klar und dennoch einfach. Sozialdemokraten haben es nicht nötig, ihre Ziele mit Hilfe von Kommunisten zu verwirklichen. Eine geistige Gemeinsamkeit gibt es nicht. Wir paktieren nicht mit Leuten, die den Einmarsch sowjetischer Truppen (SU,d.Vf.) in die CSSR rechtfertigen, Menschenrechte gewaltsam außer Kraft setzen und sich verhalten wie das putschende Militär in Chile."
Von Peter-Paul Walter und Hans-W. Fischer stammt ein:"
OFFENES ANTWORTSCHREIBEN DER AG APLERBECK AN IHRE BESORGTEN EVINGER FREUNDE
…
Auch unsere Position ist klar, aber wir machen es uns nicht so einfach wie ihr: So würden wir nie auf die Idee kommen, die Okkupation der CSSR durch die Truppen des Warschauer Paktes (WP,d.Vf.) mit der faschistischen Terrorherrschaft des vom internationalen Großkapital finanzierten chilenischen Militärs gleichzusetzen.
Gerade die jüngsten Ereignisse beweisen, daß die von uns in der Castroper Ausschußsitzung (vgl. 27.9.1973,d.Vf.) in Bezug auf Chile geäußerten Befürchtungen von der Wirklichkeit in erschreckender Weise übertroffen sind."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.4,Dortmund 1973
03.12.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint ein vierseitiges Flugblatt von KPD/ML, Rote Garde (RG) und KSB/ML Dortmund"
NIEDER MIT DEM HAUS-VOSS-PROZESS! FREISPRUCH FÜR G. HERZOG UND W. BARTELS
…
NUR DER GRIFF DER MASSEN ZUM GEWEHR SCHAFFT DEN SOZIALISMUS HER!
Diese Wahrheit haben auch die Ereignisse in Chile bewiesen, wo die DKP-Revisionisten immer wieder vom 'friedlichen Weg zum Sozialismus' schwafelten. Zur blutigen Niederlage des Volkes hat das geführt!"
Q: KPD/ML, RG und KSB/ML Dortmund:Nieder mit dem Haus-Voss-Prozeß! Freispruch für G. Herzog und W. Bartels,Dortmund o.J. (1973)
18.12.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 4.2.1974) berichtet Harald Hudy über die UB-Vorstandssitzung vom 13.12.1973:"
CHILE-SOLIDARITÄT
Vorgespräche zur Gründung eines Chile-Solidaritätskomitees sollen am 18.12., 16 Uhr im Fritz-Henßler-Haus (FHH,d.Vf.) und am 20.12. ebendort stattfinden. Als Vertreter der Jusos wird Reiner Born benannt."
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird später von der Sitzung des Juso-UB-Vorstandes am 22.12.1973 berichtet:"
AKTIONSKREIS CHILE-SOLIDARITÄT
Zur Vorbereitung der Gründung eines Aktionskomitees CHILE-SOLIDARITÄT hat ein Gespräch stattgefunden, an dem Falken (SJD der SPD,d.Vf.), SDAJ, Spartakus (MSB der DKP,d.Vf.), Naturfreundejugend (NFJ,d.Vf.) und Jungsozialisten teilgenommen haben. Dabei wurde der Entwurf einer gemeinsamen Plattform für die Gründung des Komitees diskutiert und angenommen.
Vertreter der Jungsozialisten in dem Komitee sollen die gen. Born und Herzmann sein.
Falls es zu der Gründung des Komitees kommen sollte, soll dem UB-Vorstand der Partei Kenntnis von der Beteiligung der Jungsozialisten gegeben werden."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.1 und 2,Dortmund 1974,S.20 bzw. S.20
10.01.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird berichtet über die heutige Sitzung des Juso-UB-Ausschusses (vgl. **.**.1973, 7.2.1974):"
SITZUNG DES UB-AUSSCHUSSES VOM 10.1.1974
…
Weiter wird angefragt, inwieweit das Chile-Komitee schon gegründet ist und ob die Jusos dabei mitarbeiten. Der Gen. Hudy erklärt, daß die einzelnen Organisationen noch mit der Gründung befaßt sind, die Jusos aber weiter mitzuarbeiten gedenken. Die Ausführungen werden von den Gen. Butterwegge und Zöllmer ergänzt."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1974,S.23
04.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD erscheint vermutlich in dieser Woche die 'Juso-Information' Nr.1 (vgl. 3.12.1973, 25.2.1974).
Christoph Butterwegge unternimmt im ersten Artikel:"
ÜBERLEGUNGEN ZUR POLITISCHEN ÖKONOMIE UND STRATEGIE
…
Um die kleinbürgerlichen Zwischenschichten, die zum Teil recht wichtige Versorgungsfunktionen für die Gesamtgesellschaft zu erfüllen haben (Chile!), als Bündnispartner der Lohnabhängigen zu gewinnen oder wenigstens zu neutralisieren, muß ihnen eine für sie vorteilhafte sozialistische Perspektive (etwa auf genossenschaftlicher Basis) gewiesen werden. Unstrittig ist dabei, daß Bündnisse mit mittleren Unternehmern aufgrund ihrer objektiven Klassenlage und ihrem Bewußtseinsstand nicht möglich sind."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.1,Dortmund 1974
07.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird von der heutigen Sitzung des Juso-UB-Ausschusses u.a. berichtet vom AK Ausländische Arbeitnehmer der Juso-AG Nordmitte und der Kommission für Ausländer auf Stadtverbandsebene:"
In diesem Zusammenhang regt der Vorstand an, eine Sammlung für die Chile-Flüchtlinge in den Arbeitsgemeinschaften durchzuführen. Spenden sind auf das Konto des Unterbezirks der Jungsozialisten bei der Bank für Gemeinwirtschaft Nr.10 006 171, Kennwort 'Chile-Hilfe' zu überweisen. Eine Sammlung, die im Ausschuß durchgeführt wird, erbringt einen Betrag von 187,16 DM. Auf Anregung des AK Ausländische Arbeitnehmer soll das Geld vorerst für die Erstellung von Informationsmaterial für die Chile-Flüchtlinge verwandt werden."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1974,S.24
07.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird berichtet:"
SITZUNG DES UB-VORSTANDES VOM 7.2.1974
…
Der Gen. Herzmann regt an, im Ausschuß die Arbeitsgemeinschaften aufzufordern, für die Chile-Flüchtlinge Sammlungen durchzuführen. Die Spenden sollen auf das Juso-Konto mit einem Kennwort überwiesen werden."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz und Nr.2,Dortmund o.J. (1973) bzw. 1974,S.11 bzw. S.22
09.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 3.12.1973) wurde für den AK Theorie (vgl. 17.1.1974, 14.2.1974) angekündigt:"
- Seminar über Chile".
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz,Dortmund o.J. (1973),S.8
14.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 3.12.1973) wurde für den AK Theorie (vgl. 9.2.1974, 7.3.1974) angekündigt:"
- Chile
- Erarbeitung einer Stellungnahme
- Verschicken der Stellungnahme an alle Arbeitsgemeinschaften".
Später (vgl. 4.2.1974) wurde durch Albert Herzmann angekündigt:"
- Diskussion über Chile
- Erarbeitung einer Stellungnahme, die an alle AG's verschickt werden soll
- Vorbereitung des Seminars über Chile" (vgl. 16.2.1974).
Noch später (vgl. 25.2.1974) berichtet Albert Herzmann:"
BERICHT AUS DEM AK THEORIE
AUS DER SITZUNG VOM 14.2.1974
In dieser Sitzung stellte der Gen. Herzmann eine Vorlage zur 'Einschätzung der Politik der Unidad Popular (UP,d.Vf.) und zu Konsequenzen für den Kampf in der BRD' zur Diskussion. Dieses Thesenpapier wurde nach einigen Änderungen angenommen; es soll vervielfältigt an alle AG's verschickt werden, um dort die chilenischen Ereignisse aufarbeiten zu können."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz, Nr.4 und Nr.2,Dortmund o.J. (1973), 1974 bzw. 1974,S.8, S.18 bzw. S.17f
14.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) berichtet Harald Hudy:"
ZUM 25.GEBURTSTAG DES GRUNDGESETZES DER BRD (II)
…
In der großen Verfassungsdebatte am 14. und 15.Februar dieses Jahres im Bundestag wurde von der CDU/CSU wieder einmal die 'rote Gefahr' für unsere 'freiheitlich demokratische Grundordnung' (FdGO,d.Vf.) beschworen, wobei natürlich klar war, daß die Oppositionsparteien letztlich die verbindliche Ausfüllung für diese Leerformel bieten.
…
Daran und an vielen anderen Vorfällen, vor allem in der jüngsten Vergangenheit - man denke nur an das Verhalten von führenden Unions-Politikern zu den Vorfällen in Chile - sieht man, daß nach ihrer Auffassung es nur ein Wesenselement gibt, nämlich die Garantie der Ausbeutung aller durch einige wenige. Sollten sich dagegen Kräfte zur Wehr setzen, so sind alle Mittel gerechtfertigt, auch die, die nicht im Grundgesetz festgeschrieben sind.
Doch weg von diesem 'Verfassungsverständnis' der CDU/CSU, daß so einfach, in unserem kapitalistischen System doch so logisch ist."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1974,S.2ff
16.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 4.2.1974) wurde für den Theorie-AK angekündigt:"
16.2.1974
- 10 Uhr im Fritz-Henßler-Haus (FHH,d.Vf.)
- Seminar über Chile
- Referent: Manfred Dammeyer".
Später (vgl. 25.2.1974) berichtet Albert Herzmann:"
AUS DEM CHILE-SEMINAR VOM 16.2.1974
Entsprechend dem Auftrag der UB-Konferenz fand am 16.2. das Chile-Seminar des AK Theorie statt.
Der Referent Manfred Dammeyer hatte vier chilenische Genossen aus Oberhausen mitgebracht. So bestand die Möglichkeit - und sie wurde auch ausgiebig genutzt - mit den direkt von dem faschistischen Putsch Betroffenen über die Politik der Unidad Popular zu diskutieren. In dieser Diskussion schälten sich besonders folgende drei Punkte heraus:
1) Die Rolle des Militärs
Von allen Seiten wurde auf die Gefahr hingewiesen, die insbesondere von einem Berufsheer ausgeht. Es wurde betont, daß rechtsradikal und undemokratische Bestrebungen von Kräften in der Bundeswehr sorgfältig beobachtet werden müssen.
2) Die Rolle des Staates
Die Seminarteilnehmer würdigten die Politik der Unidad Popular, die unter strikter Respektierung der bürgerlichen Verfassung den Ausbau der Demokratie vorantrieb. In diesem Zusammenhang wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß die Organisationen der Arbeiterklasse den bürgerlichen Staatsapparat benötigen, um die Macht der Monopole zu brechen, und diesen Staat keinesfalls zerstören dürfen.
3) Die Rolle der kleinbürgerlichen Zwischenschichten
Obwohl die Undidad Popular stets versuchte, insbesondere den kleinen Fuhrunternehmern eine antimonopolistische Perspektive zu vermitteln, mußte diese scheitern. Dies lag in erster Linie darin begründet, daß auf dem chilenischen Transportsektor keine Monopole existierten und die Transportunternehmer einen Angriff auf das Monopoleigentum als generellen Eingriff in das Privateigentum betrachteten. In diesem Zusammenhang ist die offen reaktionäre und faschistische Rolle des US-Geheimdienstes CIA nicht zu unterschätzen.
Da es nicht gelungen war, die Unterstützung aller kleinbürgerlichen Zwischenschichten (Handwerker, Kleine Selbständige, Ärzte, Architekten usw.) zu finden (Transportunternehmerstreik), wurde von den Seminarteilnehmern die Wichtigkeit des antimonopolistischen Bündnisses für das Gelingen demokratischer Reformen betont."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.1 und 2,Dortmund 1974,S.18 bzw. S.18
25.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD erscheint vermutlich in dieser Woche die 'Juso-Information' Nr.2 (vgl. 4.2.1974, 1.4.1974). Manfred Zöllmer pflegt die:"
BÜCHERECKE
…
Empfehlenswert:
Chile - Ein Schwarzbuch
228 Seiten; 200 Abbildungen
Preis 12,80 DM
Dieser Dokumentarband über die Politik der Unidad Popular (UP,d.Vf.), den faschistischen Putsch der Militärjunta sowie einer Dokumentation über den blutigen Terror der Militärs wurde vom Antiimperialistischen Solidaritätskomitee (ASK,d.Vf.) für Afrika, Asien und Lateinamerika in Zusammenarbeit mit namhaften Professoren erarbeitet.
Erschienen im Pahl-Rugenstein-Verlag."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1974
März 1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 1.4.1974) wird vermutlich im März das folgende Papier verfaßt:"
THESENPAPIER ZUR EINSCHÄTZUNG DER POLITIK DER UNIDAD POPULAR UND ZU KONSEUWENZEN FÜR DEN KAMPF IN DER BRD
1) Am 8.Sptember 1970 siegt in Chile bei den Präsidentschaftswahlen der Marxist Salvador Allende als Kandidat der Unidad Popular. Der UP gehören an: die Sozialistische Partei, die Kommunistische Partei, die Radikale Partei, die Bewegung der Einheitlichen Volksaktion und seit 1971 die 'Linken Christen'.
2) Ohne die Verfassung und damit die Rechtsstaatlichkeit anzutasten, leitet die Unidad Popular den konsequenten Aufbau des Sozialismus in Chile ein.
Wichtigste Maßnahmen waren die entschädigungslose Vergesellschaftung der nationalen und internationalen Monopole, die Verstaatlichung der Banken und Versicherungen, womit der Einfluß des US-Imperialismus auf die chilenische Wirtschaft zurückgedrängt werden sollte. Des weiteren wurden mannigfaltige Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage der Werktätigen unternommen.
3) Die chilenische Entwicklung hat deutlich gemacht, daß es eine unabdingbare Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus war, daß die UP gestützt auf das Votum der Massen unter Beachtung der Verfassung die Ausweitung demokratischer Rechte in Angriff nahm.
4) Demokratische Veränderungen können nur durch die Organisation der Arbeiterklasse (Parteien und Gewerkschaften) erfolgreich abgeschlossen werden. Unorganisierte Kämpfe und blinder Aktionismus gefährden die Einheit der Aktion, geraten in die Gefahr der Verletzung der Rechtsstaatlichkeit und spielen damit den reaktionären Kräften in die Hände. In diesem Sinn kann die Arbeit der UP-Regierung nicht hoch genug bewertet werden, während die Politik des MIR die Massen desorientierte.
5) Der Putsch am 11.September 1973 vernichtete die Demokratie in Chile und errichtete den Faschismus.
Er verdeutlicht, daß das internationale Monopolkapital mit Unterstützung des US-Imperialismus (ITT und CIA) auch nicht davor zurückschreckt, mit dem blutigen Terror faschistischer Gewalt die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten, wie ihre Organisationen zu unterdrücken.
6) Der Putsch zeigt weiterhin, daß das Monopolkapital, um seine Interessen durchzusetzen, sich inländischer Kräfte, insbesondere des Militärs bedient, wenn es gilt, demokratisch-sozialistische Veränderungen zu verhindern.
7) Die Reaktion der bürgerlichen Presse und bestimmte Äußerungen führender CSU/CDU-Politiker auf den faschistischen Putsch lassen befürchten, daß diese Rechtskräfte auch vor dem Verfassungsbruch in der BRD in ähnlichen Situationen nicht zurückschrecken.
Innerhalb der SPD ist der eklatante Widerspruch zwischen der Würdigung der chilenischen Regierung und der Volkseinheit (UP) und der politischen Verfolgung von Sozialisten und Kommunisten durch Berufs- (BV,d.Vf.) und Ausbildungsverbote deutlich sichtbar geworden.
8) Auch in der Bundesrepublik besteht die Gefahr, daß das Monopolkapital im Falle von demokratischen Veränderungen, die die herrschende kapitalistische Wirtschaftsstruktur antasten, zum Mittel des faschistischen Putsches greift, um seine Privilegien zu erhalten.
Das Kapital erhält die Demokratie nur solange aufrecht, wie diese seinen Profitinteressen nicht schadet.
Berufsverbote, Ausbildungsverbote, Demonstrationsverbote, Entlassungen von fortschrittlichen Jugendvertretern und Gewerkschaftlern zielen auf den Abbau demokratischer und grundgesetzlich (GG,d.Vf.) garantierter Rechte.
9) Aufrüstung von Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.), Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.), der Einfluß rechtsradikaler Kräfte in der Bundeswehr und Bespitzelungen durch den Verfassungs'schutz' (VS,d.Vf.) sind Faktoren, die eine auf demokratische Veränderung zielende politische Bewegung in ihre Strategie einbeziehen muß, indem sie die Rolle von Bundeswehr, Bundesgrenzschutz untersucht und in ihre Arbeit miteinbezieht."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.3,Dortmund 1974,S.9f
10.06.1974:
Die KPD Ortsleitung (OL) Dortmund und die OG Dortmund der LgdI geben vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen zur Fußball-WM heraus:"
DURCH DIE FUSSBALLWELTMEISTERSCHAFT SOLL DIE FASCHISTISCHE CHILENISCHE JUNTA ALS LEGITIME REGIERUNG ANERKANNT WERDEN
Im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft werden am 14.6. und 18.6. die Spiele Chile-BRD und Chile-DDR ausgetragen. Diese Spiele stellen eine Provokation aller fortschrittlichen Menschen in der BRD und Westberlin dar. Seit Wochen wird der Bevölkerung in der BRD durch Presse, Rundfunk und Fernsehen vorgegaukelt, 'Sport hat nichts mit Politik zu tun' und es handle sich hier um einen 'fairen, sportlichen Wettkampf', der die Völker der Welt zusammenschließt. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?
Mit Hilfe der USA-Imperialisten wird in Chile durch die faschistische Junta ein unvorstellbarer Terror auf die Bevölkerung ausgeübt. 30 000 fortschrittliche Menschen wurden auf bestialische Weise umgebracht. Heute, fast ein Jahr nach dem Militärputsch, sitzen noch immer mehrere 10 000 Menschen in KZ's und müssen grausamste Folterungen über sich ergehen lassen. Die Bevölkerung hat mit einer Inflation ungeahnten Ausmaßes zu kämpfen: Die Inflationsrate beträgt etwa 500%. Die Brotpreise stiegen von 6,4 Esc. auf 134 Esc., die Milchpreise von 3,5 Esc. auf 60 Esc. und eine Buskarte von 1,5 auf 30 Esc. Der Durchschnittslohn eines Arbeiters beträgt 12 000 Esc., was ihn unter den gegebenen Umständen gerade vor dem Verhungern rettet.
Zur selben Zeit stunden die dreizehn stärksten imperialistischen Länder der chilenischen Mörderbande für fünf Jahre sämtliche Schulden. In diesem Bunde sind die führenden Geldgeber der Faschisten die USA, Japan und die BRD. Während die westdeutschen Kapitalisten bereits offen die faschistische Junta unterstützen, wie z.B. Daimler-Benz durch den Bau eines LKW- und Buswerkes, betreibt die SPD-Regierung die politische Anerkennung der faschistischen Junta unter Ausschluß der Öffentlichkeit. In diesen Rahmen passen die Fußballweltmeisterschaften, indem von den untragbaren Verhältnissen in Chile abgelenkt werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der SPD-Regierung wirklich nichts zu teuer! Fußballstadien werden in Festungen verwandelt: auf 20 Zuschauer kommt ein Polizist. Mit Stacheldrahtverhau um die Unterkünfte sollen die chilenischen Spieler von der Bevölkerung getrennt werden.
Genau wie die SPD-Regierung trägt auch die revisionistische DDR zur Aufwertung der faschistischen Pinochet-Clique bei. Auf der einen Seite sind die Zeitungen der Revisionisten voll von Lobeshymnen auf die Errungenschaften Allendes, andererseits geht ihre Solidarität mit dem chilenischen Volk nicht so weit, das Fußballspiel mit Vertretern der Faschisten abzusagen. So sieht also Solidarität bei den Revisionisten aus!
Diesen Machenschaften gilt es durch den Protest aller fortschrittlichen Menschen in der BRD und Westberlin entgegenzutreten.
Die KPD und die LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS und andere fortschrittliche Organisationen werden in Westberlin durch breitangelegte Aktionen, u.a. in Demonstrationen, dieser Empörung Ausdruck verleihen.
Weder der SPD-Regierung noch den Revisionisten der DKP/SEW wird es gelingen, der werktätigen Bevölkerung die Spiele zwischen Chile-BRD und Chile-DDR als ein Mittel des friedlichen Wettkampfes vorzugaukeln.
- TOD DEM FASCHISMUS IN CHILE
- FREIHEIT FÜR DAS CHILENISCHE VOLK
- USA-IMPERIALISMUS RAUS AUS CHILE
- KAMPF DER UNTERSTÜTZUNG DER CHILENISCHEN JUNT DURCH DIE SPD-REGIERUNG"
Q: KPD-OL Dortmund, LgdI-OG Dortmund: Durch die Fußballweltmeisterschaft soll die faschistische chilenische Junta als legitime Regierung anerkannt werden, Dortmund o.J. (Juni 1974)
01.07.1974:
Der Arbeitersportverein (ASV) Roter Sturm Dortmund der KPD gibt vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 Spiritcarbonauszug unter Verantwortung von Michael Ulrich, Dürenerstr.43, mit einem Aufruf zur eigenen Veranstaltung (vgl. 4.7.1974) heraus:"
Seit Monaten wird die Fußball Weltmeisterschaft zum größten nationalen und internationalen Ereignis aufgebauscht. Die Spieler posieren als Nationalhelden, die für ihr Land kämpfen und siegen. Doch was haben die Spieler außer dem Fußball mit uns gemein? Die meisten von uns spielen Fußball um sich fit zu halten und in ihrer Mannschaft mit anderen ihre Kräfte zu messen. Nicht so unsere Nationalspieler. Sie spielen nicht mehr aus Freude am Fußball, sondern kassieren GeHälter, von denen wir nur träumen. Diese Millionäre, die Luxusvillen besitzen und Superwagen fahren sind angeblich die, die uns auf dem Fußballfeld vertreten.
Auf der anderen Seite macht die Regierung die WM zur größten Polizeishow aller Zeiten. Wegen angeblicher Attentatsdrohungen schikanieren bis an die Zähne bewaffnete Polizisten die Bevölkerung und die Zuschauer. Auf 20 Zuschauer kommt ein Polizist. Diese Einsätze sollen 'die Bevölkerung an den Anblick schwerbewaffneter Polizei gewöhnen wie ans Steuerzahlen' (Weyer (FDP,d.Vf.)). Genauso sind diese Manöver Übungen für bevorstehende Angriffe der Polizei gegen Streiks und Demonstrationen.
Ihre erste Schlappe mußte die Polizei im Spiel DDR-Chile (vgl. S1.*.1974,d.Vf.) einstecken, wo viele Zuschauer ihrer Empörung über die sportliche Anerkennung der faschistischen chilenischen Junta Ausdruck verliehen. Trotz siebenfacher Polizeikontrollen glang es einigen Antifaschisten große Transparente ins Stadion zu schaffen, auf denen sie ihre Solidarität mit dem unterdrückten chilenischen Volk zeigten."
Q: ASV Roter Sturm:Seit Monaten wird die Fußball Weltmeisterschaft…,Dortmund o.J. (1974)
31.08.1974:
In Dortmund besuchen, laut KPD, ca. 70 Personen, u.a. von der GIM, die Chile Veranstaltung des KBW. Die KPD tritt gegen den Göttinger Aufruf der Chilekomitees (CK) ein.
Q: Rote Fahne Nr.36,Dortmund 4.9.1974
06.09.1974:
In Dortmund geben LgdI und KPD vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Ein Jahr faschistische Diktatur über das chilenische Volk" heraus mit dem Aufruf zur Chile-Solidaritätskampagne in Bochum (vgl. 8.9.1974) und Dortmund (vgl. 11.9.1974, 12.9.1974), an der sich auch der KJV, der KSV und der KOV beteiligen.
Aufgerufen wird auch zur bundesweiten Demonstration in Frankfurt (vgl. 14.9.1974).
Q: KPD-OL Dortmund, LgdI-OG Dortmund: Ein Jahr faschistische Diktatur über das chilenische Volk, Dortmund o. J.
11.09.1974:
KPD und LgdI Dortmund riefen für heute auf zur Chile-Kundgebung um 16 Uhr an der Reinoldikirche.
Q: KPD-OL Dortmund, LgdI-OG Dortmund: Ein Jahr faschistische Diktatur über das chilenische Volk, Dortmund o. J., S. 4
12.09.1974:
KPD und LgdI Dortmund riefen für heute auf zur Chile-Veranstaltung um 19 Uhr in der Jakobsschänke in der Weissenburgerstraße.
Q: KPD-OL Dortmund, LgdI-OG Dortmund: Ein Jahr faschistische Diktatur über das chilenische Volk, Dortmund o. J., S. 4
14.09.1974:
Zum Abschluß der bundesweiten Chile-Woche ab 7.9.1974 findet heute in Frankfurt eine bundesweite Demonstration zum Jahrestags des Putsches statt.
Laut KBW, der schon am 24.7.1974 aufrief, kommen mehr als 25 000 Demonstranten zusammen. Aufgerufen hatten eine Reihe von Chile-Komitees und der KBW. "Die Gruppe Rote Fahne (KPD) hat die Aktionseinheit auf Grundlage des Aufrufes abgelehnt. Der Aufruf richte den Hauptstoß nicht gegen den US-Imperialismus."
Trotzdem beteiligte sich die KPD an der Demonstration. "Sie hat aufgerufen nach Frankfurt, aber für einen besonderen, wie sie es nannte, 'revolutionären Block'. Mit diesem Block, etwa 3 000 bis 3 500 Teilnehmern, marschierte sie am Schwanz der Demonstration."
Die Chile-Komitees organisieren, laut KBW (vgl. 4.9.1974), zur Anfahrt u.a. drei Sonderzüge. Der zweite fährt von Bremen über Osnabrück, Münster, Hamm, Dortmund, Bochum, Essen, Düsseldorf, Köln, Bonn und Koblenz.
Die KPD/ML beteiligte sich nicht an der Demonstration. Sie beklagte, "daß der Aufruf der Chile Komitees nicht den Hauptstoß gegen die Unidad Popular und gegen den Revisionismus richtet".
Den Aufruf zur Demonstration unterstützten schließlich: Sozialistisches Büro (SBü), Revolutionärer Kampf (RK) Frankfurt, KBW, MAPU, MIR, CUT und einige trotzkistische Gruppen.
Q: Rote Fahne Nr.35,36,37 und 38,Dortmund 28.8.1974,4.9.1974,11.9.1974 bzw. 18.9.1974; Kommunistische Volkszeitung Nr.15, 18 und 21,Mannheim 24.7.1974, 4.9.1974 bzw. 16.10.1974,S.16, S.* bzw. S.14f;Arbeiterkampf Nr.50,Hamburg Okt. 1974,S.4
26.10.1974:
In Dortmund führt die NPD, laut KPD, vermutlich heute eine Kundgebung mit einem Oberstudienrat aus Weinheim durch.
Die Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD gibt dazu heute das folgende Flugblatt heraus:"
FASCHISTEN - RAUS AUS DORTMUND!
…
Die Faschisten im Gewande der NPD haben die Unverfrorenheit, heute um 14 Uhr hier auf dem Markt eine Kundgebung abzuhalten. Sie preist sich an als Kämpfer für eine 'freie, national-soziale Demokratie' und will dadurch nur verdecken, daß an ihr noch die Blutspuren der Millionen Toten des zweiten imperialistischen Weltkriegs, der Millionen Arbeiter, Kommunisten, Juden und ausländischen Zwangsarbeiter aus den KZ's des Hitler-Faschismus kleben. Der Faschismus, ob NPD oder NSDAP, ob in Griechenland, in Chile oder in Spanien, immer paktiert er mit den Feinden des Volkes, den Monopolkapitalisten, immer bedeutet er brutalste Unterdrückung der Arbeiterklasse, Unterjochung fremder Völker."
Q: KPD-OL Dortmund: Faschisten - raus aus Dortmund!, Dortmund o.J. (26.10.1974)
02.11.1974:
In Dortmund agitiert die Rote Hilfe e.V. auf einem Chilekonzert der Naturfreundejugend (NFJ) für die Solidarität mit dem Hungerstreik der politischen Gefangenen u.a. aus der RAF. Ordner gehen mit Gewalt gegen die RH e.V. vor.
Q: Roter Morgen Nr. 47, Dortmund 23.11.1974, S. 4
September 1978:
In Dortmund geben die DKP-Hoesch-Betriebsgruppen Westfalenhütte und Phoenix eine Dokumentation "Heisse Eisen 1968-1978" heraus, in der es u.a. heißt:"
Dise Dokumentation ist der internationalen Solidarität gewidmet, der Solidarität mit den im faschistischen Chile illegal arbeitenden Gewerkschaftern, Demokraten, der Solidarität mit dem Volk Vietnams, das heute den Aufbau seines Landes nach dem Sieg über die US-Aggression begonnen hat."
Q: DKP-Hoesch-Betriebsgruppen Westfalenhütte und Phoenix:Heisse Eisen 1968-1978,Dortmund o.J. (1978)
Letzte Änderung: 04.11.2019