Pädagogische Hochschule Dortmund: DOS - Dortmunder Studentenzeitung, Sondernummer Einführung in das PH-Studium, o. J. (Okt. 1972)

16.10.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt seine bisherige 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 26.6.1972, 23.10.1972) vermutlich heute erstmals in den uns vorliegenden Exemplaren nur unter dem Titel 'DOS' als Sondernummer "Einführung in das PH-Studium" mit 39 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
- Was? Wo? Ein kleiner Führer
- Was man beim Studium verlernen muß (vgl. PH Berlin - Okt. 1971)
- Studienziel: Lehrer
- Praktika
- Studienziel: Diplompädagoge
- Zur Geschichte der verfaßten Studentenschaft
- Die studentische Selbstverwaltung
- Ihre Organe
- Der AStA
- Das Semesterprogramm des AStA
- Informationspolitik
- Studienreferat
- Sozialpolitik
- AStA-Referenten
- Die politischen Gruppen an der PH
- Mitbestimmung an der PH
- Berufsverbot - Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.) - Politische Disziplinierung
- Studienziel: Heilpädagoge
- Nachwort und Termine

Bekanntgegeben werden Termine des AStA (vgl. 16.10.1972, 27.10.1972, 3.11.1972) sowie des PGH bzw. der ESG (vgl. 16.10.1972, 17.10.1972, 21.10.1972).

Zunächst aber findet sich ein:"
VORWORT

Diese Sondernummer der Dortmunder Studentenzeitung (DOS) wird vom Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) - der Interessenvertretung der Studenten an dieser Hochschule - herausgegeben.

Sie soll euch helfen, die Problematik des Studiums an der PH zu erfassen.

Doch nicht allein Studienprobleme werden hier angesprochen. Wir haben in unserer politischen Arbeit an der PH konkrete Erfahrungen gemacht, die wir hier weitervermitteln wollen (z.B. Gremienarbeit, studentische Selbstverwaltung etc.).

Da die Hochschulpolitik nicht isoliert von der Gesamtgesellschaft betrachtet werden kann, halten wir es für angebracht, bereits in dieser Schrift auf die politische Disziplinierung hinzuweisen, die sich im Hochschulbereich z.B. durch die massiven Versuche äußert, die Rechte der verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.) zu beschneiden.

Das ist aber wieder als Bestandteil der staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen zu betrachten, die uns als Programm zur 'Inneren Sicherheit' verkauft werden.

Wir verzichten auf gute Wünsche zum beginnenden Studium; sie richten nichts aus!"

Zu den Ausbildungsgängen an der PH heißt es:"
STUDIENZIEL LEHRER

Studienfächer:

1. Allgemeine Pädagogik als Fach abwählbar durch Leistungsnachweis (LN)
2. Schulpädagogik das andere Prüfungsfach im Examen
3. Psychologie ein Fach abwählbar durch LN, das andere ist
4. Soziologie Prüfungsfach im Examen oder Politik oder Philosophie
5. Wahlfach selbst zu wählen und Prüfungsfach
6. Stufenschwerpunktfach selbst zu wählen und Prüfungsfach
7. Stufenschwerpunktfach selbst zu wählen und Prüfungsfach

DEUTSCH, MATEHMATIK (IM STUFENSCHWERPUNKT II AUCH RELIGION):

eines dieser Fächer muß entweder als Wahlfach oder als Stufenschwerpunktfach studiert werden.

Stufenschwerpunkt I: Lehramt an Grundschulen
Stufenschwerpunkt II: Lehramt an Hauptschulen

Die Staatsarbeit muß nach dem 5.Semester angefertigt werden.

PRAKTIKA

Während des Semesters (EMPFOHLEN) In den Semesterferien (PFLICHT)
1.Semester Einführung in die
Schulwirklichkeit
(Unterrichtsmitschau)
2.Semester Wahlfachpraktikum
Blockpraktikum an Grund- oder Hauptschule
3.Semester Stufenschwerpunktpraktikum
4.Semester
Wahlpraktikum, pädagogisch relevantes Praktikum an
Gymnasien, Real-, Gesamt- oder Sonderschulen oder in
Betrieben

STUDIENZIEL: DIPLOMPÄDAGOGE (die Angaben zu diesem Punkt erscheinen in einem Kästchen, das aus dem mehrmals wiederholten Text 'Studium ins Ungefähre' besteht,d.Vf.)

Am 20.März 1969 beschloß die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) eine Rahmenordnung für die Diplom-Prüfung in Erziehungswissenschaft.

Das Diplom-Studium kann an der PH Dortmund studiert werden.

STUDIENGANG

Das erziehungswissenschaftliche Diplom-Studium erstreckt sich nach dieser Rahmenordnung auf acht Semester, in denen der Student Erziehungswissenschaft als Hauptfach belegt. Dazu kommen Psychologie oder Soziologie in der Vordiplomphase (1.-4.Semester) und - gegeneinander ausgewechselt - Soziologie oder Psychologie in der Haupt-Diplom-Phase (5.-8.Semester). …

STUDIENGANG DES DIPLOMPÄDAGOGEN

1.-4.Semester Erziehungswissenschaften (Pädagogik); Soziologie oder Psychologie

DIPLOM-VORPRÜFUNG

Voraussetzung:
1) vierwöchiges Praktikum
2) einfache Seminarscheine in
a) Pädagogik: 3 Scheine
b) Psychologie oder Soziologie: 2 Scheine

in der Prüfung:
Schriftliche Arbeit in Pädagogik (Zeit: 4 Stunden)
Mündliche Prüfung in Pädagogik (Zeit: 45 Min.)
Schriftliche Arbeit in Psychologie oder Soziologie (Zeit: 4 Stunden)
Mündliche Prüfung in Psychologie oder Soziologie (Zeit: 30 Min.)

5.-8.Semester Erziehungswissenschaften; Soziologie oder Psychologie (das
nicht im Vordiplom gewählte Fach)

DIPLOM-HAUPTPRÜFUNG

Voraussetzung:
1) zwei vierwöchige Praktika (davon eines im Vordiplom)
2) einfache Scheine in jedem Prüfungsfach: 8 Scheine (Vordiplom-Scheine werden nicht angerechnet)
3) Zeugnis über bestandene Vordiplom-Prüfung bzw. Staatsexamen und Klausur in Psychologie

in der Prüfung:
a) Diplomarbeit (sechs Monate und zwei Monate Verlängerung)
b) Klausurarbeit
c) mündliche Prüfung

PRÜFUNGSFÄCHER DER MÜNDLICHEN PRÜFUNG SIND

1. Pädagogik,

2. einer der folgenden, vom Kandidaten gewählten erziehungswissenschaftlichen Schwerpunkte, soweit dieser an der PH Ruhr vertreten ist:
a) Vorschulische Erziehung,
b) Pädagogik der Schule,
c) Berufs- und Betriebspädagogik,
d) Sondererziehung und Rehabilitation (behindertenspezifisch),
e) Sozialpädagogik und Sozialarbeit,
f) Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendbildung,

3. die Didaktik eines für den gewählten erziehungswissenschaftlichen Studienschwerpunkt bedeutsamen Faches,

4. von den Fächern Psychologie oder Soziologie das nicht für die Vorprüfung (Paragraph 9 Abs.2 Ziff. 2) gewählte Fach; Kandidaten, die die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an der Grund- und Haupt- … (mindestens eine Zeile nicht gedruckt,d.Vf.)

Eine zweite Wiederholung desselben Prüfungsfaches oder der ganzen Diplom- Vorprüfung ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Über Anträge auf Zulassung entscheidet das Prüfungsamt.

Wichtige Hinweise auf die Tätigkeitsbereiche des Diplompädagogen und die erforderlichen Qualifikationen ergeben sich aus einer inhaltsanalytischen Auswertung von Stellenanzeigen für Erziehungswissenschaftler (vgl. 'Analysen', Zeitschrift zur Wissenschafts- und Berufspraxis, Ausgabe B, Heft 7, Juli 1972 (vgl. Juli 1972,d.Vf.); Herausgeber: Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg).

Die Analyse erstreckt sich auf den Zeitraum vom 1.1.1971 bis zum 30.6.1971. Sie umfaßt 378 Stellenanzeigen. da der Studienabschluß des Diplom-Pädagogen noch weitgehend unbekannt ist und ausdrücklich von den Inserenten nur sehr selten verlangt wird, wurden ale Stellenanzeigen ausgewertet, deren Aufgabenstellung eindeutig pädagogischen Charakter hatte und zu deren Wahrnehmung pädagogische Qualifikationen sowie ein abgeschlossenes Hochschulstudium verlangt wurden.

Stellenanzeigen für Lehrer wurden nicht berücksichtigt.

'Die Analyse wertet folgende Daten aus: Tätigkeitsbereich, Umfang der Arbeit, gewünschte Qualifikation und Ort (Bundesland). Unter diesen Gesichtspunkten wurden die folgenden Zeitungen und Zeitschriften durchgesehen: Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ,d.Vf.), Süddeutsche Zeitung (SZ,d.Vf.), Die Zeit, Deutsche Zeitung / Christ und Welt, Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung, Deutsche Universitätszeitung (DUZ,d.Vf.), Zeitschrift für Pädagogik, Bildung und Erziehung, Pädagogische Rundschau, Die Deutsche Schule, Sozialpädagogik, Betrifft: Erziehung (B:E,d.Vf.).'

LEHRER AN HOCH- UND FACHSCHULEN

Auf die Universitäten und Pädagogischen bzw. Erziehungswissenschaftlichen Hochschulen (EWH,d.Vf.) entfallen mehr als 40% der Stellenangebote. Diese Situation dürfte nach Meinung von Analysen jedoch nicht von Dauer sein, da die angebotenen Stellen bald mit jungem wissenschaftlichen Nachwuchs besetzt sein werden und dann das Stellenkontingent nur noch zögernd erweitert wird.

'Ähnliches gilt auf längere Sicht wahrscheinlich auch für das momentan günstige Stellenangebot im Bereich der Fach-, Fachober- und Fachhochschulen (FS, FOS bzw. FHS,d.Vf.). Mit 78 Anzeigen, von denen 30 von kirchlichen Unterhaltsträgern der genannten Ausbildungsstätten kommen, stellt diese Gruppe den zweitgrößten Arbeitsmarkt für Erziehungswissenschaftler dar.

Mit großem Abstand folgen die Behörden (Schul- und Kultusverwaltungen auf allen Ebenen) mit 30 Angeboten in der Reihe der für Erziehungswissenschaftler zugänglichen Arbeitsstätten. Volkshochschulen (VHS,d.Vf.) bieten 25 Stellen an. Industrie und Wirtschaft, worunter auch Schulbuchverlage fallen, inserierten 19 Arbeitsplätze.'

Erstaunlich wenige Angebote stammen aus dem Bereich der Gesamt- GS,d.Vf.) und Versuchsschulen sowie der Heime und Internate. Dort werden vor allem Diplom- Psychologen und Sozialpädagogen gesucht.

Die Diplom-Pädagogen werden offensichtlich auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie von Erziehungsschwierigkeiten bzw. -störungen als nicht kompetent angesehen oder sind dem Diplom-Psychologen unterlegen.

ARBEITSPLATZ BEHÖRDE

Die Berufschance der Diplom-Pädagogen mit dem Studienschwerpunkt Schule liegen zur Zeit eindeutig im Bereich der Schul- und Kultusverwaltungen, nicht in den Schulen selbst.

Für die Diplom-Pädagogen mit dem Studienschwerpunkt Schule scheint die Fakultas in einem Lehrfach zu einem wichtigen Kriterium der Berufschancen zu werden.

'Die Fähigkeit zu lehren ist sowohl für den Schul- als auch für den Sozialpädagogen eine wichtige Voraussetzung für die Wahrnehmung von Berufschancen.'

Bei den Volkshochschulen tritt jedoch die Lehrbefähigung hinter die Fähigkeiten zurück, Studienpläne und Weiterbildungsmaßnahmen zu konzipieren. Die verwaltenden und planenden Aufgaben stehen im Vordergrund der Tätigkeiten.

'Sowohl die Art der angebotenen Tätigkeitsbereiche als auch die in ihnen wahrzunehmenden Aufgaben rechtfertigen drei von fünf in der Rahmenordnung vorgesehenen Studienschwerpunkte, nämlich Sozialpädagogik und Sozialarbeit, Schulpädagogik sowie Erwachsenenbildung. Diese Schwerpunkte werden von der Art und Häufigkeit der wahrzunehmenden Aufgaben bestätigt. Es ergibt sich die nachstehende Reihenfolge (ohne Hochschulen): Lehre in Sozialpädagogik, Verwaltungstätigkeiten, Curriculumentwicklung, Konzipierung und Organisation von Fortbildungsmaßnahmen, Konzipierung von Studienplänen, Unterrichtstechnologie, Schulpädagogik, Sonderpädagogik, Jugendhilfe, Vorschulpädagogik, Grundschulpädagogik, allgemeine Pädagogik.

Für den Studienschwerpunkt 'Betriebliches Ausbildungswesen' finden sich nur wenige Stellenangebote und Aufgabenstellungen. Das gleiche gilt für den Studienschwerpunkt Sonderpädagogik.'

Für den Diplom-Pädagogen mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik und Sozialarbeit bieten die Fach-, Fachober- und Fachhochschulen die meisten Tätigkeitsbereiche, für den Diplom-Pädagogen mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik sind es die Schul- und Kultusverwaltungen und für den Diplom- Pädagogen mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung die Volkshochschulen.

'Dabei handelt es sich allerdings nur um potentielle Arbeitsplätze, die von ihrer Aufgabenstellung her zwar am besten von einem Diplom-Pädagogen ausgefüllt werden könnten, für die aber von den Inserenten häufig Akademiker mit einem Abschluß in Sozialwissenschaften (73 Nennungen) oder mit einem Hochschulabschluß ohne nähere Angaben (45 Nennungen) gesucht werden. Ein Abschluß in Erziehungswissenschaften folgt erst an dritter Stelle mit 32 Nennungen, gefolgt von der Lehrerprüfung, die sechsmal als Einstellungsvoraussetzung verlangt wurde.

Die Unbestimmtheit der geforderten Studienabschlüsse weist darauf hin, daß in der Vorstellung der Inserenten alle sozialwissenschaftlichen Studien für die Ausübung außerschulischer pädagogischer Aufgaben gleichermaßen geeignet sind.

Der Erziehungswissenschaftler muß sich die von ihm von den Studienschwerpunkten her zugedachten Berufsfelder noch erkämpfen. Dabei steht er in einem starken Konkurrenzverhältnis zu den Absolventen anderer sozialwissenschaftlicher Studien.'

'Aspekte' (Jan. 1972 (vgl. Jan. 1972,d.Vf.)) schreibt zur Berufsperspektive des Diplom-Pädagogen:

'Wer… das Diplompädagogikstudium wählt, muß wissen, daß er ein Langzeit-Studium absolviert, mit dem er sich zur Zeit keine verläßlichen Berufs- und Verdienstmöglichkeiten erschließt, wie sie etwa für einen Lehrer, Mediziner oder Juristen bestehen.'

Wer diese Sicherheit sucht, sollte eher eine Lehramtsausbildung durchlaufen und ihr erst dann das Diplom-Studium der Pädagogik - quasi als Aufbaustudium - anschließen.

'Die Perspektiven sind also offen. Und darin liegt für den künftigen Diplom-Pädagogen die Problematik, aber auch seine Aufgabe.'

Das Material, das diesem Artikel zugrunde liegt, war mehr als dürftig.

Trotz intensivster Bemühungen fanden wir nur Informationen in:
Blätter zur Berufskunde Band 3
Aspekte von Januar 1972
Analyse von Aug.-Sept. 1972
Artikel aus einer Illustrierten

Es ist also schwierig, eine Einschätzung dieses neuen Berufes zu bringen bzw. fundierte Kritik anzubringen. Ganz offensichtlich werden die ersten drei genannten Zeitschriften von der Bundesregierung herausgegeben. Die Zeitungen arbeiten in irgendeiner Form mit der Bundesanstalt für Arbeit zusammen. D.h. mit den Artikeln wird versucht, gezielt Einfluß auf die Studienwahl und -motivation der Studenten zu nehmen. Für die Kommilitonen, die sich für die Aufnahme dieses Studiums entschließen, gilt der Rat:

Kritische Auswahl von Lehrinhalten und Seminaren sind von besonderer Bedeutung."

Es folgt eine Übersicht der möglichen Studienorte für dieses Fach (vgl. Juni 1972).

Zur VS heißt es:"
ZUR GESCHICHTE DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT

Eine verfaßte Studentenschaft gibt es bereits seit 1920. Das heißt, die Studentenschaft wurde als Körperschaft vom Staat anerkannt, ihr wurden konkrete Aufgaben übertragen und bestimmte Befugnisse verliehen; sie gab sich eine Verfassung und richtete ihre Organe ein. Der Relevanz halber möchten wir uns hier auf die Geschichte nach 1945 beschränken.

Die ersten Studentenparlamente wurden nach dem 2.Weltkrieg von den Alliierten EINBERUFEN.

Diese sahen in der studentischen Selbstverwaltung eine Möglichkeit, dem Faschismus in Deutschland entgegenzuwirken (gemeint war aber nur der Faschismus nationalistischer bzw. hitlerscher Prägung).

Mit der Einsetzung der Studentenparlamente wollten die Besatzungsmächte und der spätere Bonner Staat zweierlei erreichen:

Erstens sollten die Studenten ideologisch an das herrschende System gebunden werden, indem man von staatlicher Seite 'demokratische Spielwiesen' einrichtete.

Außerdem bot sich hier ein Übungsfeld für Politikernachwuchs und ein Instrument zur Verankerung des Revanchismus und des Antikommunismus in den Köpfen der Studenten. (Üblicherweise hatte damals jeder AStA ein Referat für gesamtdeutsche Fragen o.ä.) Zu diesem Zeitpunkt kam niemand auf die Idee, den ASten das politische Mandat abzusprechen, wenn sie z.B. Protestresolutionen gegen die Schließung der Staatsgrenze der DDR veröffentlichten.

Sobald die Studenten jeodch über die Hochschule hinaus Kritik am herrschenden Gesellschaftssystem übten, wurde ihnen ein allgemeinpolitisches Mandat abgesprochen.

Die Aufgaben der studentischen Selbstverwaltung beständen lediglich in der Wahrnehmung studentischer Interessen an der Hochschule (AStA gleich Dienstleistungsbetrieb).

Durch das Zunehmen von fortschrittlichen, insbesondere sozialistischen Organisationen innerhalb der Studentenschaft fürchtete die herrschende Klasse, die studentische Intelligenz als einen der wichtigsten stabilisierenden Faktoren des bestehenden Systems zu verlieren.

Das führte zu neuerlichen Versuchen des bürgerlichen Staates, die verfaßte Studentenschaft zu liquidieren: Fortfall der Beitragshoheit an einigen Hochschulen, Streichung der finanziellen Unterstützung des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) aus dem Bundesjugendplan, Absprechung des politischen Mandats durch die bürgerliche Justiz, die Kampagne, den VDS bankrott zu klagen, die von den studentischen Handlangern der herrschenden Klasse wie RCDS u.ä. betrieben wird (durch Gerichtsurteile wird den einzelnen ASten untersagt, ihre Beiträge an den VDS zu zahlen) sind die wichtigsten dieser Maßnahmen.

Aus diesen Gründen muß der Kampf für die Erhaltung der verfaßten Studentenschaft und ihrer Organe in der bisherigen Form wichtigster Bestandteil jeder AStA-Arbeit sein."

Offensichtlich nach einer eigenen Vorlage (vgl. 17.4.1972) wird berichtet über die studentische Selbstverwaltung an der Abteilung Dortmund der PH Ruhr (vgl. 3.2.1966). Zum AStA heißt es in diesem Zusammenhang:"
Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) ist das AUSFÜHRENDE Organ der Studentenschaft.

Der AStA wird von politischen Gruppen getragen, die sich an der Wahl zur Studentenkonferenz beteiligt haben. Die SK wählt den Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und den Finanzreferenten. Der Vorsitzende beruft die Referenten für die einzelnen Aufgabenbereiche, die wiederum von der SK bestätigt werden.

Der AStA bestreitet seinen Haushalt aus den Mitteln der Studentenschaft in Form der Sozialbeiträge (siehe Sozialpolitik).

Ebenfalls vertritt der AStA die Studentenschaft nach innen (Verwaltung, Dekan etc.) und nach außen (z.B. VDS).

Der jetzige AStA ist eine Koalition, gebildet von den Gruppen PGH (Projektbereich Gesamthochschule) und GEW-AG (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft-Arbeitsgemeinschaft) und hat sich folgendes Semesterprogramm gegeben:

SEMESTERPROGRAMM DES ASTA

Die Situation an der Hochschule kann nicht isoliert von dem Charakter und der politischen Entwicklung der Gesellschaft betrachtet werden.

Deshalb muß die Bestimmung der studentischen Hochschulpolitik zum größten Teil aus der Analyse des Charakters der Hochschule innerhalb der Gesellschaft erfolgen, wobei eine der zentralen Fragen die nach dem Stand und dem Charakter des Klassenkampfes ist.

Die Funktionsfähigkeit des AStA ist abhängig von den ihn tragenden Gruppen. Dabei spielt deren Analysefähigkeit und ihre Praxis sowie das Verhältnis der Gruppe zum AStA eine große Rolle.

Jeder Übergriff der Herrschenden - z.B. Gesamthochschulerrichtungsgesetz ((GHEG, d.Vf.) siehe DOS 12 (vgl. 12.6.1972,d.Vf.), im AStA erhältlich) - auf den Hochschulsektor muß in die Entwicklung der gesellschaftlichen Widersprüche eingeordnet werden und den Studenten in einer breiten Informationsarbeit vermittelt werden.

Weiterhin sollte versucht werden, Konsequenzen für die studentische Politik und mögliche Alternativen aufzuzeigen.

Diese Informationsarbeit wird vertieft durch die Studienbegleitung, in der vordringlich hochschul- und studienspezifische Probleme in Bezug auf ihre Bedeutung für die Interessen der Studenten und auf ihre Funktion und ihre Relevanz in der gesellschaftlichen Situation untersucht und vermittelt werden.

Aus der spezifischen Situation an der Hochschule ergeben sich Konsequenzen bei der Massenarbeit, denn sie muß bei den Interessen und Bedürfnissen der Studenten ansetzen, diese im Blick auf die Gesellschaft analysieren, sie vertreten und befriedigen und eine Perspektive aufzeigen.

Grundsätzliche Zusammenarbeit mit allen fortschrittlichen Gruppen, d.h. ein Optimum an Zusammenarbeit unter diesen Gruppen soll angestrebt werden."

Man äußert sich auch zur:"
INFORMATIONSPOLITIK

Die Vermittlung von Informationen und Hintergründen ist einer der Schwerpunkte der AStA-Arbeit.

Seit zwei Semestern (vgl. 18.11.1971,d.Vf.) gibt der AStA die Dortmunder Studentenzeitung (DOS) im Turnus von vierzehn Tagen heraus. Daneben erscheinen zu aktuellen Ereignissen Sondernummern.

Durch die Neugründung des Studienreferates wird DOS in Zukunft mehr zu Ausbildungs- und Berufsproblemen Stellung nehmen, die Vorgänge in die gesellschaftlichen Verhältnisse einordnen und in einen Zusammenhang bringen.

Einige der bisher erschienenen Ausgaben der DOS sind noch im AStA erhältlich.

(Alle in diesem Heft erwähnten Ausgaben sind in größerer Auflage vorhanden.)"

Vorgestellt wird das:"
STUDIENREFERAT

Ein besonderer Schwerpunkt der AStA-Arbeit liegt auf dem Studienreferat, das in diesem Semester eingerichtet wurde.

Das Studienreferat nimmt - grob umrissen - folgende Aufgaben wahr:

Studienvorbereitung und -einführung, studienbegleitende Arbeit, Auseinandersetzung mit der Berufsperspektive des Lehrers und des Diplom-Pädagogen.

Das Studienreferat setzt sich im Rahmen der Studienvorbereitung mit dem Problem des zweiten Bildungswegs (ZBW,d.Vf.), speziell mit der Begabtensonderprüfung auseinander (Der AStA wird hierzu in nächster Zeit eine Informationsschrift (vgl. S24.**.197*,d.Vf.) herausgeben.).

Darüberhinaus soll an den Oberschulen eine breite Informationsarbeit betrieben werden, bei der zukünftige Studenten sowohl über den Studienablauf als auch über die politische Situation an der Hochschule innerhalb der Gesellschaft informiert werden.

Mit der gleichen Zielsetzung führt der AStA auch Einführungsfreizeiten für Neuimmatrikulierte durch.

Außerdem bietet der AStA zu Anfang des Semesters eine Studienberatung an, die im Rahmen der Studienbegleitung auch während des ganzen Semesters weiterbetrieben wird.

Um die Studenten zur Kritik der Lehrinhalte zu befähigen, führt der AStA in Verbindung mit fortschrittlichen Hochschulgruppen Studienkollektive bzw. Seminargruppen durch (gemeinsame Reflexion und Kritik der in den Seminaren vermittelten Inhalte in Kleingruppen, Erlernen von kooperativem Arbeiten).

Interessierte Studenten finden im Anhang dieses Heftes sowohl die von uns angebotenen Studienkollektive als auch die Termine der Vorbesprechungen im AStA

Da das Studium lediglich als Übergangsphase zur späteren Berufspraxis zu betrachten ist, erscheint es ns unbedingt notwendig, daß sich ALLE Studenten über die Fragen des Studiums hinaus mit ihrer zukünftigen Berufsperspektive kritisch auseinandersetzen. Aus diesem Grunde wird der AStA Informationsmaterial zur Verfügung stellen (siehe Art. in diesem Heft zum 'Berufsbild des Diplompädagogen').

Eine Broschüre zur Funktion des Lehrers (vgl.S25.**.197*,d.Vf.) erscheint in naher Zukunft.

Außerdem soll die Zusammenarbeit mit fortschrittlichen Lehrern und Organisationen gesucht werden, um die Diskussion über die Problematik voranzutreiben.

Da der AStA und die ihn tragenden Hochschulgruppen bei der Bewältigung dieser zahlreichen Aufgaben auf die Unterstützung einer möglichst großen Zahl von Studenten angewiesen sind,

Fordern wir jeden zu AKTIVER MITARBEIT auf."

Der Punkt Sozialpolitik ist zunächst im Vorwort und dem Abschnitt zum BAFöG identisch mit früheren Äußerungen dazu (vgl. 17.4.1972), dann aber heißt es:"
FÖRDERUNGSAUSSCHUSS

Für strittige Fälle - z.B. bei Studierenden, die älter als 35 Jahre sind - existiert ein Förderungsausschuß, dem neben dem Leiter der Förderungsabteilung ein Dozent der PH und ein studentisches Mitglied angehören.

Zur Zeit sind das Herr Schütte, Frau Prof. Dorndorf und Ulrich Klimmek.

Die Sprechstunden von Ulrich Klimmek hängen am AStA-Brett aus.

SOZIALBEITRÄGE

Der Senat der PH Ruhr wird bis zum Beginn des kommenden Semesters (Wintersemester 1972/1973) eine neue Soziabeitragsordnung (vgl. S24**.1972,d.Vf.) verabschieden.

Diese Änderung wird notwendig durch die Pflicht der Hochschule (Paragraph 47 HSchG), die Studenten gegen Krankheit zu versichern. Das bedeutet für die PH Ruhr den Beitritt zur DSKV (deutsche Studentische Krankenversicherung).

Der Sozialbeitrag wird wie folgt aussehen:
110 DM Beitrag an die DSKV
5 DM Allgemeine Gesundheitsfürsorge
12 DM studentische Selbstverwaltung
3 DM Beitrag an das Studentenwerk

Eine Unfallversicherung für den privaten Bereich (in der Hochschule ist jeder Student durch den Staat gegen Unfall versichert) haben wir abgelehnt; ohne Beschluß der Studentenversammlung kann eine solche Versicherung unserer Meinung nach nicht abgeschlossen werden.

Der Beitrag an das Studentenwerk wird unsere Zustimmung nur dann finden, wenn das StW die sozialen Verpflichtungen des AStA, wie Unterstützung des Kinderladens, kostenlose Rechtsberatung, sowie Wohnungs- und Arbeitsvermittlung übernimmt. Entsprechende Verhandlungen sind bereits im Gange.

Diese Erhöhung der Sozialbeiträge war unumgänglich, wir müssen dieser neuen Ordnung zustimmen, da sonst auf dem Wege der Verordnung durch den Minister jede Einflußnahme unmöglich geworden wäre.

KRANKENVERSICHERUNG

Der Eintritt in die DSKV hat für alle Studenten Folgen. Bei der Immatrikulation muß der Nachweis einer bestehenden Krankenversicherung erbracht werden, andernfalls wird man durch die Hochschule in der DSKV versichert.

Deshalb raten wir allen, die noch nicht versichert sind, zu versuchen, vor der Immatrikulation eine Krankenversicherung, z.B. bei den Ersatzkassen abzuschließen. Die Ersatzkassen nehmen Werkstudenten in ihre Versicherung auf, eine Bescheinigung des Arbeitgebers ist ausreichend.

Diejenigen, die den Nachweis einer Versicherung erbracht haben, sind von der Zahlung des Semesterbeitrages von 110 DM befreit, nicht aber von der Zahlung der 5 DM für die allgemeine Gesundheitsfürsorge, die im Tarif der DSKV enthalten ist. Der Tarif kann im AStA eingesehen werden.

Erkundigt euch bei euren Eltern, ob ihr krankenversichert seid! Versucht eine Krankenversicherung abzuschließen!

Zum Problem der studentischen Krankenversicherung wird in der nächsten DOS ein Artikel sein!

KINDERGARTEN

Der AStA unterstützt einen Kinderladen, der vom Aktionskreis Kritischer Kindergarten (AKK,d.Vf.) e.V. getragen wird.

Der Verein ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV,d.Vf.) und vom Landesjugendamt als Kindergartenträger anerkannt.

Gegenwärtig sind in dem Kinderladen an der Großen-Heim-Str.62 rund 20 Kinder im Alter von 2 1/2 und 5 1/2 Jahren untergebracht, davon gut die Hälfte Kinder von PH-Studenten.

Der Kinderladen arbeitet in Elternselbsthilfe nach dem pädagogischen Konzept einer möglichst repressionsfreien Kindererziehung. Deshalb werden Eltern bevorzugt, die bereit sind, sich selbst und ihren Erziehungsstil in Frage zu stellen und tatkräftig bei allen aktuellen pädagogischen und praktischen Aufgaben mitzuhelfen. Die Betreuungskosten werden prozentual vom Familiengesamteinkommen berechnet.

Der Kreis der Eltern und Mitarbeiter trifft sich regelmäßig pünktlich und öffentlich Donnerstags um 20 Uhr 30 in den Räumen der ESG, Lindemannstr.68. Dort kann man auch weitere Information erhalten. (…)

RECHTSBERATUNG

Kostenlose Rechtsberatung für Studenten!

Die meisten Studenten haben nicht genug Geld, um sich durch Rechtsberatung gegen Willkür der Bürokratie zu wehren.

Der AStA hat mit dem Rechtsanwalt Bönig, 46 Dortmund, Westenhellweg 2, einen Vertrag geschlossen, nach dem sich PH-Studenten unter Vorlage des gültigen Studentenausweises kostenlos beraten lassen können. Von dieser Möglichkeit haben schon viele Studenten Gebrauch gemacht.

Wohnungen, Zimmer und Gelegenheitsjobs, die dem AStA angeboten werden, findet Ihr in der Kartei des AStA.

Das war ein Überblick über die Sozialpolitik an der PH."

Vorgestellt werden die:"
ASTA-REFERENTEN

Die Arbeit der verschiedenen AStA-Referate haben wir im vorhergehenden beschrieben.

Im Folgenden möchten wir die Leute vorstellen, die diese Arbeit leisten.

Die Porträts der Referenten sowie deren Sprechstunden werden am Schwarzen AStA-Brett im Foyer und im AStA aushängen.

Die Referenten:
Hans-Otto Garling, 1.Vorsitzender, PGH;
Arnulf Merle, 2.Vorsitzender, GEW-AG;
Klaus Meininghaus, Finanzreferent, GEW-AG;
Marlies Baak, Studienreferat, PGH;
Roland Fink, Studienreferat, PGH;
Gerhard Buch, Studienreferat, GEW-AG;
Brunhilde Schmidt, Sozialreferat, PGH;
Ulrich Klimmek, Sozialreferat, GEW-AG;
Friedo Niehoff, Pressereferat, PGH.

Weiterhin besteht ein Redaktionskollektiv der DOS, das aus Mitgliedern des PGH und der GEW-AG besteht.

Ebenfalls möchten wir das Präsidium der Studentenkonferenz vorstellen:
Hartmut Schuh, SK-Präsident, PGH;
Roland Fink, stellvertretender SK-Präsident, PGH."

Ebenfalls vorgestellt werden:"
DIE POLITISCHEN GRUPPEN AN DER PH

Wir wollen im folgenden versuchen, die politischen Gruppen an der PH vorzustellen.

Die Gruppen PGH (Projektgruppe Gesamthochschule) und GEW-AG (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft-Arbeitsgemeinschaft), die in einer Koalition den AStA tragen, stellen sich vor.

Die Vorstellungen der anderen Gruppen sind Darstellungen von uns, die auf Publikationen und in erster Linie auf der konkreten Arbeit der Gruppen an der PH beruhen.

Diese Gruppen werden sich selbst vor- und darstellen, wir geben hier unsere Einschätzung ab.

PROJEKTBEREICH GESAMTHOCHSCHULE (PGH)

Aus einer politischen Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) entwickelte sich der PGH zu einem sozialistischen Zirkel an der PH.

Er sieht es als seine Aufgabe an, den Studenten ihre Stellung in dieser Gesellschaft aufzuzeigen und ihnen die Einsicht in die Notwendigkeit und Möglichkeit zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse klarzumachen.

So wie die theoretische Vermittlung der politischen, d.h. wirtschaftlichen Zusammenhänge geleistet werden muß, besteht die Notwendigkeit zur politischen Praxis.

Diese stellt sich zur Zeit konkret so dar, daß der Kampf gegen die politische Disziplinierung in den Vordergrund gestellt werden muß, da wir durch die Welle der Unterdrückung dazu gezwungen sind (s. Artikel in diesem Heft 'Zur politischen Unterdrückung').

Wir werden in Flugblättern, Info-Ständen und Veranstaltungen auffordern, sich an der Arbeit des Komitees gegen die politische Unterdrückung und die reaktionäre Ausländergesetzgebung zu beteiligen.

Der AStA arbeitet in diesem Komitee ebenso mit wie die Mitglieder des PGH. Dieses Komitee bietet zur Zeit die besten Voraussetzungen, den Kampf gegen die politische Disziplinierung auf breiterer Ebene zu führen (siehe Flugblätter hierzu).

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit des PGH sind die Schulungen.

Seit mehreren Semestern führt der PGH Schulungen durch, insbesondere Schulungen zur Politökonomie.

Neben diesen Schulungen, die auch für Anfänger geeignet sind, wird eine weitere Schulung über Bildungsökonomie durchgeführt werden.

Auskunft dazu geben alle PGH-Mitglieder, Termin und Ort siehe letzte Seite dieses Heftes.

AStA-Arbeit des PGH

Der PGH betrachtet den AStA nicht in erster Linie als Dienstleistungsbetrieb, sondern als Kampfinstrument der Studenten gegen die Übergriffe der Herrschenden auf den Hochschulsektor.

Dabei ist die Berücksichtigung der materiellen Interessen der Studenten Ausgangspunkt und Bestandteil der Arbeit.

Durch die Einrichtung des Studienreferates hat der PGH einen wichtigen Akzent auf die AStA-Arbeit gesetzt (siehe Art. in diesem Heft 'zum Studienreferat').

Der PGH wird das Informationsangebot über die von ihm geschaffene DOS hinaus erweitern und wichtige Skripten vervielfältigen und verteilen.

Termine sind am PGH-Brett im Flur gegenüber der Bücherei zu finden.

Ständige Termine siehe letzte Seite dieses Heftes.

GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT-ARBEITSGEMEINSCHAFT (GEW-AG)

Die GEW-Arbeitsgemeinschaft ist eine Gruppe fortschrittlicher Gewerkschaftler an der PH, die die Hochschulpolitik als Bestandteil der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung sieht und sich für die demokratischen Rechte und für die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung einsetzt. Grundlage für die Verwirklichung dieser Interessen ist die konsequente Bündnispolitik mit allen fortschrittlichen Kräften sowohl in der Hochschul- als auch in der Gesellschaftspolitik. Diese Grundsätze werden in der AStA-Arbeit der GEW-AG in der Studieneinführung und Begleitung und der Sozialpolitik bestimmend sein. In der Studienbegleitung wird es darauf ankommen, daß man als Anfänger die nötigen Informationen zum Studium bekommt und sich mit Formen der kollektiven Arbeit vertraut macht. Die GEW-AG wird daher in diesem Semester - aufbauend auf Erfahrungen des Sommersemesters - in verschiedenen Seminaren Projektgruppen einrichten, in denen das Lehrangebot auf seine gesellschaftliche und berufliche Relevanz hin kritisch analysiert und eventuell konkrete Alternativen erarbeitet werden. Der Bezug zur beruflichen Praxis wird durch die Zusammenarbeit mit einer gewerkschaftlichen Gruppe von Lehramtsanwärtern (LAA,d.Vf.) am Bezirksseminar Dortmund hergestellt.

RING CHRISTLICH DEMOKRATISCHER STUDENTEN (RCDS)

Der RCDS ist der Studentenverband der CDU/CSU. Er vertritt eine Politik, die über emotionale Appelle und zusammenhanglose Forderungen nicht hinausgeht.

Seine Praxis an der PH besteht aus der Beteiligung an den Wahlen zur SK und aus der Teilnahme an den Sitzungen der SK und an Vollversammlungen.

Gefährlich ist der RCDS dadurch, daß er verbalen Bekenntnissen zur verfaßten Studentenschaft eine Politik gegenüberstellt, die die Rechte der Studentenschaft beschneidet (s. Artikel zur Geschichte der verfaßten Studentenschaft).

Einer Rattenfängerpolitik wie der des RCDS (Einführungsfreizeiten im Hotel mit Ponyreiten; wer das wohl zahlt?) sollte eine klare Absage erteilt werden.

MARXISTISCHER STUDENTENBUND (MSB) SPARTAKUS

Der MSB Spartakus ist eine Studentenorganisation, die der DKP nahesteht.

Der MSB hat seine Arbeit an der PH erst im letzten Jahr aufgenommen.

Anlaß zur Auseinandersetzung hat vor allem die Stellung zur Mitbestimmung geboten (siehe Artikel zur Mitbestimmungsillusion).

Widersprüche zeigen sich beim MSB und bei der DKP in ihrer Haltung zur 'Friedenspolitik' der SPD/FDP-Regierung.

Sie unterstützen die Außenpolitik dieser Regierung, die im Inneren Berufsverbote (BV,d.Vf.) verhängt und die politische Unterdrückung forciert.

Wir werden die Auseinandersetzung mit dem MSB fortsetzen.

KOMMUNISTISCHER STUDENTENVERBAND (KSV)

Der KSV ist der Studentenverband der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die aus der KPD/AO (Aufbauorganisation) hervorgegangen ist.

Die KPD/AO, die es 1970 (vgl. 28.2.1970,d.Vf.) in ihrer vorläufigen Plattform noch für angebracht hielt, zu schreiben: 'Gegenwärtig kann noch keine revolutionäre Organisation den Anspruch erheben, sich KPD zu nennen', hob dies im Juli 1971 (vgl. 7.7.1971,d.Vf.) mit folgender Begründung wieder auf: 'Die KPD/AO hat vom Tage ihrer Gründung an ihre revolutionäre Verpflichtung gegenüber der Arbeiterklasse und den anderen werktätigen Schichten des Volkes wahrgenommen'.

Von dieser Selbsteinschätzung leitete ein kleiner Westberliner Zirkel den Anspruch ab, sich künftig K'P'D nennen zu müssen.

Da man jedoch bald einsah, daß eine revolutionäre Veränderung unserer Gesellschaft nicht von Berlin aus erreicht werden kann und mn endlich die Träume der westberliner Studentenbewegung realisieren wollte, hielt man es für angebracht eine neue Auflage der 'Ruhrkampagne' zu starten. Was darin seinen Ausdruck fand, daß die Parteizentrale nach Dortmund verlegt wurde (vgl. 1.3.1972,d.Vf.), um - vornehmlich - die Arbeiter und Studenten mit der Politik der K'P'D und ihren Unter- und 'Neben'-Organisationen (KSV, KJV, OSK, Liga gegen den Imperialismus (LgdI,d.Vf.)) bekannt zu machen.

Die Arbeit des KSV - als Studentenverband der K'P'D - an der Hochschule wird in erster Linie durch eine 'Liga-Politik' gekennzeichnet; d.h. wesentlich für diese Gruppe scheint es zu sein, kurzfristig Studenten für 'Kampagnen' zu mobilisieren, die nicht Ausdruck der Bewegung sind. Eine wesentliche Begleiterscheinung dieser Politik ist in stringent betriebener Ultimatismus; d.h. statt auf die Einheit der antirevisionistischen (d.h. - in erster Linie - revolutionären) Bewegung hinzuarbeiten, bläst man sich zur Partei auf, deren inhaltlich nicht ausgewiesenen Führungsanspruch jede Gruppe anerkennen muß, bevor man zur Zusammenarbeit bereit ist.

Das jüngste Verhalten anläßlich der nationalen Aktionseinheit zum 'Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung' (Demonstration am 8.10. in Dortmund) sind ein erneuter Beweis dafür, daß eine derartige Politik selbst vor der Spaltung einer einheitlichen Kampffront nicht halt macht."

Der nächste Beitrag befaßt sich mit der:"
MITBESTIMMUNG AN DER PH

An der Hochschule gibt es keine Ausbeutung, da muß keiner seine Arbeitskraft verkaufen; klappt das denn da nicht mit der Mitbestimmung?

Nein!

Denn die Hochschule in ihrer jetzigen Form ist Ausdruck einer Gesellschaft, die durch kapitalistische Produktionsverhältnisse bestimmt wird. Wer die Hochschule verläßt, soll in dieser Gesellschaft arbeiten und muß dementsprechend darauf vorbereitet sein. Die Verhältnisse an der Hochschule sind vordergründig demokratisch. Da gibt es Gremien für alles: vom Senat bis zum Fächergruppenrat. Da wird von der Verabschiedung einer neuen Sozialbeitragsordnung bis zur Anschaffung einer Schreibmaschine alles diskutiert, und dann wird abgestimmt. Gehen wir nicht zu lange auf die Paritäten ein. Werden einmal Zugeständnisse in Bezug auf die Paritäten gemacht, steht es meist schlimm um die Entscheidungsbefugnis eines Gremiums. Also kommen wir zurück auf die Frage der Mitbestimmung.

Nehmen wir das Beispiel vom Senat und der Sozialbeitragsordnung.

Die frühere Sozialbeitragsordnung besagte, 15 DM Sozialbeitrag, davon 12 DM für die studentische Selbstverwaltung, 3 DM für soziale Belange der Studenten.

Nun steht im Gesetz, die Hochschule müsse die Studenten gegen Krankheit versichern. Eine Einbeziehung der Studenten in die gesetzliche Krankenversicherung der Arbeiter und Angestellten ist unmöglich, ebenso ein Gruppenvertrag mit einer Ersatzkasse. Übrig bleiben private Krankenkassen (sie sind zu teuer) und die ständische DSKV (Deutsche Studenten Krankenversicherung).

Hier wird eine Entscheidung, von der nur Studenten betroffen sind, von einem Gremium gefällt, in dem Studenten gerade 10% der Stimmen haben; aber diese 'wahl' ist nur eine Wahl zwischen verschiedenen Übeln. Echte Alternativen sind durch Gesetz und Krankenkassensatzungen ausgeschlossen.

Ein anderes Beispiel:

Betrachten wir das neue Hochschulrahmengesetz (HRG (S34f **.*.1972,d.Vf.)): Dort steht etwas von der Schweigepflicht der Vertreter in Gremien. Ein treffliches Mittel, sie von der Studentenschaft zu isolieren. Niemand kann kontrollieren, ob sie im Interesse der Studenten arbeiten. Eine Abberufung der Vertreter während einer Legislaturperiode ist im Gesetz nicht vorgesehen.

Mit dem Hinweis auf diese Möglichkeiten der Mitbestimmung werden die Rechte der Organe der studentischen Selbstverwaltung liquidiert. Übrig bleiben die ausgehöhlten Gremien wie SV (Studentenvollversammlung), SP (Studentenparlament) und AStA, mit der einzigen Aufgabe, das Funktionieren dieser Art von 'Mitbestimmung' zu überwachen.

Wir haben gesehen, welche Funktion die meisten dieser vom Gesetz her eingerichteten Gremien haben. Welche Möglichkeiten bleiben den Studenten, um die Angriffe der Regierung auf ihre demokratischen Rechte abzuwehren?

- Nicht auf die Scheindemokratie der 'Mitbestimmungsgremien' hereinfallen, sondern ihre Funktion klarlegen, das ist die Notwendigkeit!

- Studenten können nur Einfluß nehmen, wenn sie solidarisch und geschlossen vorgehen!

- Wesentlich ist, sich zu solidarisieren, Studienkollektive zu gründen, die Lehrinhalte auf ihre Funktion zu überprüfen und Partei zu ergreifen für die, die man später unterrichten soll, Kinder, die zu 80 - 90% einer unterprivilegierten Schicht angehören!"

Zu BV und NSG bzw. RAF-Fahndung heißt es:"
BERUFSVERBOTE - NOTSTANDSGESETZE - POLITISCHE DISZIPLINIERUNG

Wollte man eine Chronik der laufenden Ereignisse schreiben, es würde den Umfang dieses Heftes ins Unerträgliche steigern.

Die innenpolitische Szene in der BRD ist düster geworden; selbst bürgerliche Journalisten schrecken vor den 'Putativkillern' - diesen Notwehrmördern - zurück. (Der Mord an dem Schotten Ian McLeod durch einen Polizisten wurde von der Staatsanwaltschaft als Putativnotwehr - vermeintliche Notwehr - dargestellt; McLeod war nackt und unbewaffnet durch seine Schlafzimmertür hindurch erschossen worden (vgl. Stuttgart - 25.6.1972,d.Vf.).)

Was steckt dahinter?

Als eine Regierung der 'inneren Reformen' 1969 die 'Macht übernahm', glaubten große Teile der Arbeiterschaft, diese Regierung könne 'mehr Gerechtigkeit' und weniger Ausbeutung herbeiführen.

Daß keine Regierung so etwas in diesem System erreichen kann, liegt am System, nicht an den Regierungen.

Nach geweckten Hoffnungen sah sich die herrschende Klasse mit wachsenden Unruhen der Arbeiterschaft und anderer Gesellschaftsgruppen konfrontiert.

(Zum Beispiel: Metalltarifrunde (MTR der IGM,d.Vf.) in Baden-Württemberg, Demonstrationen gegen die unverschämten Fahrpreiserhöhungen, Streiks bei Krupp und anderen Firmen etc.)

Auch eine sogenannte Friedenspolitik, wie die herrschende Klasse ihre expansive Außenpolitik - besonders den osteuropäischen Ländern gegenüber - nennt, mit ihren Scheinerfolgen konnte die Unruhe und Unzufriedenheit nicht beseitigen.

Die Reaktion der herrschenden Klasse: eine Welle der politischen Unterdrückung und Disziplinierung.

Neue Notstandsgesetze wurden verabschiedet (vgl. 22.6.1972,d.Vf.), fortschrittliche Leute werden nicht in den Staatsdienst eingestellt, sozialistische Gruppen werden kriminalisiert etc.

Maßnahmen, die allen verbalen Wahlversprechungen wie 'mehr Demokratie wagen' etc. widersprechen. Mehr noch, Maßnahmen, die den Abbau der demokratischen Rechte, die von den fortschrittlichen Kräften erkämpft wurden, forcieren, sind der herrschenden Klasse und ihrer Handlanger-Regierung recht, um aufkommende Klassenkämpfe im Keim zu ersticken.

Wir können das Problem in dieser Schrift nur andeuten, aber nicht behandeln, wie es ihm zukommt. Wir verweisen deshalb auf Schriften, die bereits erschienen sind und noch erscheinen werden. Alle Schriften sind im AStA erhältlich:

DOS 5 - Artikel zum Berufsverbot (vgl. 15.12.1971,d.Vf.)
DOS 10 - Relegation Bonner Studenten (vgl. 24.4.1972,d.Vf.)
DOS 11 - Artikel zum Berufsverbot (vgl. 2.5.1972,d.Vf.)
AStA-Info: Gegen die Bonner Notstandsgesetze (vgl. 22.6.1972,d.Vf.)
'Kampagne von Rechts' - Nachdruck aus 'Ästhetik und Kommunikation' (Ä+K - vgl. S36*197*,d.Vf.) (erscheint zu Beginn des Semesters (vgl. S36***1972,d.Vf.)"

Dargestellt wird auch das:"
STUDIENZIEL: HEILPÄDAGOGE

In den ersten sechs Semestern studiert man sowohl an der Abteilung Heilpädagogik als auch an der allgemeinen Abteilung.

STUDIENFÄCHER:

Allgemeine Abteilung

I ERZIHUNGSWISSENSCHAFT

besteht aus folgenden zwei Schwerpunktbereichen:
1.
a) allgemeine Pädagogik
b) Schulpädagogik

2.
a) Psychologie
b) Soziologie
c) Politikwissenschaft
d) Philosophie

Aus der Gruppe 1 und 2 ist je ein Fach zu studieren.

II WAHLFACH

Es können nur solche Fächer gewählt werden, die an den Sonderschultypen Unterrichtsfächer sind. Kunst, Werken und Musik können an der HPH studiert werden.

Abteilung Heilpädagogik

III. 1.SONDERPÄDAGOGISCHE FACHRICHTUNG

bestehend aus:
a) Pädagogik und Didaktik der Fachrichtung
b) heilpädagogischer Psychologie (behinderungsspezifisch)
c) Medizin (behinderungsspezifisch)
d) Sozialpädagogik oder Soziologie der Behinderten

IV 2.SONDERPÄDAGOGISCHE FACHRICHTUNG

bestehend aus: siehe oben

V ÜBUNGEN

Es ist außerdem mindestens eine Übung abzuleisten in: Kunst, Werken, Musik, Hauswirtschaft oder Leibeserziehung (wahlweise)

PRAKTIKA

Vor Aufnahme des sonderpädagogischen Teils des Studiums, zweckweise zwischen dem 1. und 3.Semester, muß der Student ein INFORMATIONSPRAKTIKUM von mindestens je drei Wochen an zwei Sonderschulen, die den von ihm gewählten Fachrichtungen entsprechen, ableisten.

ACHTUNG: Die Organisation des Praktikums ist Aufgabe des Studenten und nicht der Hochschule. Es empfiehlt sich deshalb, frühzeitig mit den Schulen Kontakt aufzunehmen.

Nach dem 6. bzw. 7.Semester muß der Student ein ÜBUNGSPRAKTIKUM von je vier Wochen in den Sonderschulen der gewählten Fachrichtung ableisten. Diese PRAKTIKA werden von der HOCHSCHULE ORGANISIERT."

Abschließend findet sich ein:"
NACHWORT MIT TERMINEN VON TAGUNGEN UND ANDEREN VERANSTALTUNGEN

Viele Fragen müssen nach der Lektüre dieser Schrift auftauchen, Kritik wird laut werden, Zustimmung und Ablehnung, vielleicht auch Empörung werden die Reaktionen auf diese Sondernummer der DOS sein.

Wir wollen solche Reaktionen, wir brauchen sie, um in unserer Arbeit weiterzukommen.

Folgende Termine von Veranstaltungen verschiedener Art geben euch die Möglichkeit, eure Kritik zu äußern und unsere Arbeit kennenzulernen". es folgen die bereits eingangs genannten Termine sowie die Schulungstermine des PGH, Mittwochs 18 Uhr Einführung in die Politische Ökonomie, Mittwochs 20 Uhr Bildungsökonomie, jeweils in der ESG, Lindemannstr.68.

Hingewiesen wird auf die Möglichkeit, alle zierten 'AStA-Infos' im AStA zu bekommen, wo auch "Flugblätter zum Komitee gegen politische Unterdrückung und reaktionäre Ausländergesetze" erhältlich seien. Hingewiesen wird auf das Erscheinen der 'DOS' Nr.14 in der nächsten Woche (vgl. 23.10.1972).

Zum Wintersemester 1973/1974 wird eine zweite Auflage herausgegeben (vgl. 8.10.1973).
Q: DOS Sdr. Nr. Einführung in das PH-Studium, Extra Sdr. Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73 und Sdr. Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.), Dortmund o. J. (1972), o. J. (Apr. 1973) bzw. o. J. (Okt. 1973), o. S., S. 2 bzw. S. 3


[ Zum Seitenanfang ]   [ vorige Ausgabe ]   [ nächste Ausgabe ]   [ Übersicht ]   [ MAO-Hauptseite ]