Dortmund:
Das Erich-Dobhardt-Haus oder der Kampf um ein freies Jugendzentrum 1972 bis 1974

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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In dieser Darstellung finden sich nur Dokumente direkt zum Erich-Dobhardt-Haus Dortmund bzw. den Dortmunder Jugendheimen. Zum Leben und Tod von Erich Dobhardt wurde ein eigener Text erstellt.

Solidaritätsaktionen im Dortmunder Ausbildungsbereich sind in den dortigen entsprechenden Darstellungen dokumentiert. Solche Darstellungen gibt es derzeit für das Geschwister-Scholl-Gymnasium Dortmund und das Leibniz-Gymnasium Dortmund, weitere werden folgen.

Die zentrale Organisation ist der Aktionskreis Jugendzentrum bzw. Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund, der offenbar vom Dortmunder Aktionskreis Kritischer Jugendleiter (AKJ), von dem weiter nichts bekannt ist, ins Leben gerufen wurde.

Fotomontage: Erich Dobhardt und das Erich_Dobhardt_Haus (Quelle: DVD, Nr. 26, 2. Jg., S. 9)

Hinzu kommen nach einer Weile die Jugendgruppen der KPD in Form des KJV und KOV, die mit einem Tribunal den Mordphantasien zu frönen scheinen sowie die Rote Garde der KPD/ML, eher zurückhaltend auch der KJB Dortmund des KBW, nur am Rande die SJD - Die Falken und die zahlreichen Dortmunder Jusos äußern sich erst arg spät, aber dafür dann als begabte Sozialingenieure.

Diese Darstellung dokumentiert detailliert die Herausbildung des Aktionskreises, die Versuche, mit der Stadt zu verhandeln, die Hausbesetzungen und die viele Beteiligte sicher ermüdenden Diskussionen zwischen den verschiedenen Fraktionen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

05.11.1972:
Laut Protokoll des Dortmunder Aktionskreis Kritischer Jugendleiter (AKJ) soll "das angestrebte Zentrum in Richtung der FABRIK (Hamburg) bzw. GEORG-VON-RAUCH-HAUS (Berlin), ehemaliges FANTASIO/PARADISO (Amsterdam), Jugendzentrum Hannover/Bremen, konzipiert werden".

Die Forderung danach soll folgende Strategie haben:

1. Offener Brief/Informationstext soll gedruckt und von einer breiten Öffentlichkeit unterstützt werden und auch Persönlichkeiten (Pastoren, Lehrer, Schriftsteller, Sozialarbeiter). Eine Beat-Veranstaltung, Stände und Aushänge in Schulen sollen dazu beitragen.

2. Der offene Brief soll der Stadt überreicht werden. Eine Stellungnahme soll ultimativ vom Jugenddezernenten gefordert werden.

3. Presse, Massenaktionen, Demos u.U. Hausbesetzung und Einladung von Kommunalpolitikern zu einer Podiumsdiskussion sollen als weitere Mittel vorgeplant werden."
Quelle: AKJ: Protokoll vom 5.11.1972, Dortmund o.J. (1972)

06.11.1972:
Vom Aktionskreis Kritischer Jugendleiter (AKJ) Dortmund wird vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt verteilt, das den Titel trägt: "Machen sie mit? Werfen sie das Blatt nicht gleich weg!"
Es ruft dazu auf, am 9.11.1972, an einem Gespräch im Fritz-Henßler-Haus teilzunehmen. Dort soll über Probleme der Jugendarbeit beraten werden (vgl. 5.11.1972). Verantwortlich für das Flugblatt sind für den AKJ: G. Redding, J. Tuckenbrodt und M. Fehrmann.
Q: AKJ: Machen sie mit? Werfen sie das Blatt nicht gleich weg!, Dortmund o.J. (1972)

13.11.1972:
Laut Protokoll des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) wird an diesem Tag in Dortmund offiziell der Aktionskreis Jugendzentrum ins Leben gerufen. U.a. wird ein Vorstand zwecks Konstituierung eines e.V. gewählt, der auch die Aufgabe hat, "Kontakte zu anderen Organisationen herzustellen".

Laut ZDL beim Diak. Werk gründen im Herbst 1972 "Dortmunder Jungarbeiter, Schüler und Studenten den Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum. Sie gehören keiner Organisation an. Ihre Beweggründe sind: miserable Situation in Schule und Beruf sowie mangelnde Freizeitmöglichkeiten". Von der Stadt Dortmund liegt bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Reaktion auf die Gründung des Aktionskreises vor.
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 2; AKJZ Dortmund: Protokoll vom 13.11.1972, Dortmund o.J. (1972)

27.11.1972:
Laut Protokoll des Dortmunder Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) soll "zwecks Konstituierung eines e.V. eine Satzung ausgearbeitet und besprochen werden … Es wurde vorgeschlagen, sich mit einer Briefkastenaktion an die Öffentlichkeit zu wenden. Außerdem sollen Flugblätter in den Betrieben, Schulen usw. an Informationsständen verteilt werden. Für diese Stände soll auch ein Plakat zum Thema 'Kommunikation' angefertigt werden".
Q: AKJZ: Protokoll vom 27.11.1972, Dortmund o.J. (1972)

Dezember 1972:
In Dortmund gründen, laut KJV, Jugendliche den Aktionskreis für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum (vgl. 27.11.1972, 6.12.1972). Das glauben wir allerdings nicht (vgl. 13.11.1972).
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 37, Berlin ****1973, S. 3ff

Dezember 1972:
In einem "Offenen Brief des Aktionskreises Jugendzentrum (AKJZ, d.Vf.) an die Stadt Dortmund", fordern Dortmunder Jungarbeiter, Lehrlinge und Schüler ein Freizeitzentrum. Sie fordern "die Finanzierung eines Jugendzentrums, das uns die Möglichkeit gibt, unsere Freizeit selbst zu gestalten.

Die ZDL beim Diak. Werk berichten: "
2 000 Jugendliche solidarisieren sich mit ihrer Unterschrift und unterstützen die Forderung nach einem freien Jugendzentrum". Die Stadt Dortmund reagiert nicht auf diesen Brief.
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 2; AKJZ: Offener Brief des Aktionskreises Jugendzentrum an die Stadt Dortmund, Dortmund Dez. 1972

04.12.1972:
Laut Protokoll des Dortmund Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ - vgl. Dez. 1972, 6.12.1972) soll der Name des Vereins: 'Aktionskreis Jugendzentrum' heißen: "
Der Verein hat seinen Sitz in Dortmund und ist beim Dortmunder Amtsgericht eingetragen". Die Vollversammlung vom 4.12. bestätigt weiter, "daß alle Gründungsanwesenden Mitglieder des Vereins sind. Aufnahmen neuer Mitglieder werden durch Mehrheitsbeschlüsse auf den wöchentlichen Versammlungen bestätigt".
Q: AKJZ: Protokoll vom 4.12.1972, Dortmund o.J. (1972)

06.12.1972:
Laut Protokoll des Dortmunder Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ - vgl. Dez. 1972 , 18.12.1972) ist "die Aufgabe des Vereins Aktionskreis Jugendzentrum die Selbstorganisation von arbeitenden und anderen Jugendlichen im Freizeitbereich".
Aus dem Protokoll wird auch deutlich, daß es auch eine JZ-Gruppe in Unna gibt. Und in "Kamen wurde ein ähnliches Projekt gestartet, daß aber später von KPD-Leuten unterwandert wurde".
Abschließend wird festgestellt: "
Auf die Frage, warum das Kommunikationszentrum gegründet werden soll, gaben die Anwesenden an:
1. den eigenen Wunsch nach Kommunikation,
2. Ort gegen Vereinzelung,
3. Wunsch nach Kontakten.
Die Vereinzelung kann nur durch gemeinsame Erfahrung aufgehoben werden. Es muß etwas konkretes geboten werden".
Q: AKJZ: Protokoll vom 6.12.1972, Dortmund o.J. (1972)

18.12.1972:
Laut Protokoll des Dortmunder Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) will der AKJZ "die Gruppe Ton-Steine-Scherben fragen, ob sie daran interessiert ist, auf einer Veranstaltung für unser Projekt zu spielen. Sie sollen auf eigene Kosten spielen. Über den Ort der Veranstaltung konnten wir uns noch nicht einigen. Wie auch bei der oben erwähnten Veranstaltung sollen auf allen möglichen Veranstaltungen Flugblätter verteilt werden. An den Schulen sollen durch die SMV die Klassensprecher aktiviert werden, um für unsere Aktion Unterschriften zu sammeln". Ein nächstes Treffen wird für den 11.1.1973 anberaumt.
Q: AKJZ: Protokoll vom 18.12.1972, Dortmund o.J.

01.02.1973:
Im Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund wird ein "Diskussionsvorschlag: Thesen zu einer Konzeption eines freien Jugendzentrums" vorgelegt.
Danach ist das Anliegen des AKJZ, "die Schaffung eines Hauses, in dem Lehrlinge, Jungarbeiter, Schüler Verkehrs- und Kommunikationsformen jenseits der am Profit orientierten kommerziellen Freizeitindustrie und der an der Unterweisung in bürgerlichen Lebensformen orientierten Jugendpflege praktizieren können. Ziel und Inhalt der Arbeit ist die Schaffung von Solidaritätserfahrungen in der Freizeit, die in unsere jeweiligen Arbeits- und Lebensbereiche zurückwirken und so die Widersprüche am Arbeitsplatz, in Schule und Familie vertieft".

Weitere Aufgaben sind:
- Selbstverwirklichung und Reproduktion,
- Kommunikation,
- Beratung,
- Organisierung.
Abschließend wird festgestellt: "
Nach dem Beispiel der holländischen Beratungsstellen ist von der Stadt die Zusicherung der sanktionsfreien Finanzierung zu erzwingen.
Ein von uns akzeptierter Sozialarbeiter der Koordinations- und Beratungsaufgaben übernimmt, überwacht die Finanzen. Was wir von der Stadt nicht freiwillig bekommen, müssen wir uns durch die solidarische Unterstützung aller nehmen. Verbote unseres Standes durch das Ordnungsamt und die Abwiegelungstaktik des Jugendamtes stärken nur unsere Einheit".
Q: AKJZ: Diskussionsvorschlag: Thesen zu einer Konzeption eines freien Jugendzentrums, Dortmund 1.2.1973

08.02.1973:
Innerhalb des Dortmunder Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) stellt in einem Diskussionspapier ein Teil des AKJZ fest, daß "das Ziel des Kommunikationszentrums sein soll, den Massen, speziell Jugendlichen, bewußt zu machen, in welcher Gesellschaft sie leben, denn nur dann ist es möglich, die Gesellschaft zu ändern … Wir brauchen nicht nur Sozialarbeiter mit kritischem Bewußtsein, sondern Arbeiter mit kritischem Bewußtsein und Aktionsbereitschaft".
Q: AKJZ: Diskussionspapier ohne Titel, Dortmund 8.2.1973

15.02.1973:
Vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund erscheint wahrscheinlich Mitte Februar das Flugblatt Nr. 1 (vgl. 21.5.1973), in dem u.a. ausgeführt wird: "
Wir haben es satt, unsere Freizeit gestalten zu lassen. In Freizeitheimen können wir uns nur unter Kontrolle bewegen. In Pinten werden wir durch Saufzwang ausgebeutet. Das lassen wir uns nicht länger gefallen. Zusammen sind wir in der Lage, etwas aufzubauen, was auch ohne Aufsicht und Ausbeutung funktioniert. Wir wollen weiter an dieser Sache arbeiten, aber das können wir nur, wenn du mitmachst: Aktionskreis Jugendzentrum. Unsere Gruppe trifft sich jeden Donnerstag um 19 Uhr in der Gaststätte Kukuck, Langestraße, Ecke Sternstraße".
Q: AKJZ: Flugblatt Nr. 1, Dortmund o.J. (1973)

01.03.1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk veröffentlicht der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund einen weiteren Brief an die Stadt Dortmund (vgl. Dez. 1972). Daraufhin informieren sich "4 Beauftragte des Jugendamtes (ohne Verhandlungsvollmacht). Sie bezweifeln die Berechtigung der Forderung, versprechen jedoch im Rahmen ihrer Beschäftigungsverhältnisse den Aktionskreis zu unterstützen".

Nach eigenen Angaben wendet sich "der Aktionskreis Jugendzentrum an den Jugendwohlfahrtsausschuß der Stadt Dortmund, mit der Bitte, die Stadt Dortmund möge den Aktionskreis bei dem Aufbau eines freien Jugendzentrums finanziell und pädagogisch unterstützen".
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal

jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 2; AKJZ: Papier ohne Titel, Dortmund 21.8.1973, S. 1

17.03.1973:
Nach eigenen Angaben des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund soll eine Solidaritätsaktion für ein 'freies Jugendzentrum' an der Reinoldikirche stattfinden. Aufgerufen wurde u.a. mit einem Flugblatt.

Laut 'Ruhrnachrichten' wirbt die "Aktionsgemeinschaft für ein freies Jugendheim an der Reinoldikirche um Hilfe und Verständnis bei den Dortmunder Bürgern. Nachdem zwei Briefe an die Stadt nicht die gewünschte Wirkung hatten, hoffen sie, daß eine Unterschriftensammlung und die Unterstützung möglichst vieler Menschen sie der Erfüllung ihres Wunsches ein wenig näherbringen".
Q: Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 19.3.1973; AKJZ: Papier ohne Titel, Dortmund 21.8.1973, S. 1;AKJZ: Flugblatt ohne Titel (Aufruf zum 17.3.1973), Dortmund o.J. (März 1973)

07.04.1973:
Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' Nr. 13 (vgl. 31.3.1973, 11.4.1973) heraus. es berichtet auch die Rote Garde Dortmund, die im Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) mitarbeitet.
Q: Roter Morgen Nr. 13, Hamburg 7.4.1973, S. 4

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18.04.1973:
Für die Kommunistischen Kollektive Hoesch, Zeche Hansa (Dortmund) und Gewerkschaft Viktor (Castrop-Rauxel) Mitglieder der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei' (KFR - vgl. 20.4.1973) berichtet Thomas (Mitglied des Aktionskreises) vermutlich Ende dieser Woche über den AKJZ Dortmund:
FÜR EIN JUGENDZENTRUM IN SELBSTVERWALTUNG

Im Herbst vergangenen Jahres bildete sich in Dortmund der AKTIONSKREIS JUGENDZENTRUM IN SELBSTVERWALTUNG. Das bestehende Freizeitangebot, Kneipen mit Saufzwang, Diskotheken mit horrenden Preisen und Heidenlärm, sodaß man sich nicht unterhalten kann, Freizeitheime mit Aufsicht und zehn Uhr Feierabend ist miserabel. Um dem abzuhelfen, haben wir von der Stadt ein Haus und einen Jahresetat von 100. 000 DM gefordert! Wir möchten in dem Haus machen können, was wir wollen: Tanzen, Musik hören, Unterhaltungen führen, Malen, Lesen, Teetrinken und anderes mehr. Wir möchten aber, daß uns das Haus auch eine Möglichkeit gibt, uns politisch weiterzubilden, uns mit politischen Gruppen auseinanderzusetzen, über Politik, Ausbildung, Beruf und ähnliches zu diskutieren und auch selbst Politik zu betreiben. Jugendgruppen müssen dort tagen können. Das Haus muß durch die Jugendlichen, die es benutzen, verwaltet werden. Ich meine, daß es ein Recht der Jugend ist, ihre Freizeit selbst zu bestimmen, ohne Aufsicht, Konsumterror und Nepp. In mehreren Städten bestehen solche Initiativen: Berlin, Hamburg, Heidelberg, Mannheim, Hannover und Rüsselsheim. In den Städten, wo bisher Erfolge erzielt worden sind, Berlin und Hamburg, ging es nur mit Hausbesetzung und Demonstrationen ab. Die Stadtverwaltungen reagierten auf solche Initiativen meist sehr allergisch. In vielen Städten wurden Demonstrationen niedergeschlagen. So in Mannheim, Rüsselsheim und noch verschiedenen anderen Städten. Meistens werden die Jugendlichen mit allen möglichen Reden hingehalten. Wir hatten hier in Dortmund einen Antrag an die Stadtverwaltung gestellt. Wenn er durchkommt, ist es gut, wenn nicht, werden wir uns ein Haus nehmen müssen. Um die Jugendlichen, die noch nicht mitmachen, zu gewinnen, und die Sympathie der älteren Bürger zu bekommen, haben wir verschiedene Flugblätter herausgegeben und eine Unterschriftensammlung an der Reinoldikirche durchgeführt. Es unterstützen uns 2. 000 durch ihre Unterschrift. Ich meine, wir sollten am 1. Mai für unsere Forderungen offen auftreten. Die Gruppe trifft sich jeden Donnerstag um 19. 00 Uhr in der Gaststätte 'Kuckuck', Langestr./Sternstr."
Q: Mai-Zeitung der Kommunistischen Kollektive Hoesch, Zeche Hansa (Dortmund) und Gewerkschaft Viktor (Castrop Rauxel) Mitglieder der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei, Dortmund/Castrop-Rauxel 1973, S. 4

25.04.1973:
Nach eigenen Angaben des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund findet heute eine Demonstration des AKJZ am Stadthaus statt.
Q: AKJZ: Papier ohne Titel, Dortmund 21.8.1973, S. 2

30.04.1973:
Vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund erscheint ein Offener Brief. Danach bestehen Initiativen für ein freies Jugendzentrum u.a. in Berlin, Hamburg, Heidelberg, Mannheim, Hannover, Rüsselsheim, Witten und Velbert.
Q: AKJZ: Offener Brief, Dortmund 30.4.1973

04.05.1973:
Vom Aktionskreis Jugendzentrum in Selbstverwaltung (AKJZ) Dortmund heißt es in seiner auf heute datierten "Plattform" u.a.: "
Es läßt sich abschließend sagen, daß die private Freizeitindustrie (Kneipen, Kino, Diskotheken usw.) hauptsächlich darauf aus ist, den Jugendlichen das Geld aus der Tasche zu ziehen, ohne wirkliche Bedürfnisse befriedigen zu wollen. Die städtischen Einrichtungen sind durch Öffnungszeit, Atmosphäre, Besucherdurchschnittsalter und Kurssystem nicht attraktiv. Aus dieser Situation heraus folgen für den Jugendlichen Langeweile, Passivität, Unausgefülltheit und Kontaktschwierigkeiten, beste Voraussetzungen für Drogenkonsum, Kriminalität und psychische Krankheiten … Wir haben unsere Forderungen an die Stadt Dortmund unterbreitet. Wir haben ein Haus und einen - selbstzuverwaltenden - Jahresetat von 100 000 DM für die Jugend gefordert. Wir haben nicht vor nach dem Kompromißprinzip zu verhandeln, um nachher als Erfolg eine Zweitausgabe des FHH (Fritz-Henßler-Haus, d.Vf.) zu bekommen. Auf Kompromisse, die unseren Plan kaputtmachen, lassen wir uns nicht ein. Wir verhandeln nicht hinter verschlossenen Türen. Wer bereit ist, mit uns zu verhandeln, soll das öffentlich tun … Wir haben ein Ziel, für das wir konsequent eintreten müssen. Jeder der unsere Zielsetzung unterstützt und in unserer Situation mitmachen will, ist uns willkommen. Jedoch müssen wir klar feststellen: Wir sind nicht die Organisation irgendeiner Partei, und daß soll unsere Gruppe auch nicht werden. Es können und sollen natürlich alle bei uns mitmachen, die auch in politischen Parteien sind. Sie können ihre Meinung vertreten und wir brauchen auch die Unterstützung von fortschrittlichen Jugendgruppen und ähnlichen Organisationen. Es soll jeder wöchentlich zur Sitzung kommen, der mitmachen möchte. Wir bitten jedoch um kontinuierliche Mitarbeit. Wer eine Aufgabe übernimmt, ist dafür verantwortlich, daß sie auch ausgeführt wird".
Q: AKJZ: Plattform für den Aktionskreis Jugendzentrum in Selbstverwaltung, Dortmund 4.5.1973

18.05.1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk veranstaltet der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund "eine Info-Fete im Bunker" Reaktion der Jugendlichen: "reger Besuch und Diskussion". Die Stadt Dortmund reagiert erneut nicht auf diese Aktionen.

Laut dem AKJZ (vgl. 25.6.1973) beteiligen sich 100 an dem Fest.
Q: Wir wollen alles Nr. 5, Gaiganz Juni 1973; ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 3

18.05.1973:
Laut eigenen Angaben des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund wird mit einem heutigen Schreiben "der Aktionskreis aufgefordert, weitere Unterlagen und vor allen Dingen eine Satzung einzureichen, um über eine Anerkennung nach dem Jugendwohlfahrtsgesetz beraten zu können".
Q: AKJZ: Papier ohne Titel, Dortmund 21.8.1973, S. 2

19.05.1973:
Vermutlich in Dortmund erscheint in den nächsten Tagen das folgende Flugblatt: "
Erst 17 Jahre alt war

'Beate'

als sie am 19. Mai 1973 von uns ging.

Sie starb, weil ein gewissenloser Dealer (Rauschgifthändler) ihr eine Überdosis Heroin verabreichte. Nur um des schäbigen Profites willen, den Dealer mit dem Handel von Rauschgiften immer wieder zu erzielen suchen, mußte dieses Mädchen aus unserer Mitte

so tragisch enden.

Gerade wir jungen Menschen sind dazu berufen, unsere Altersgenossen vor den Klauen solcher skrupelloser Verbrecher zu schützen. Wir wollen der Profitgier der Dealer, die auf Kosten der Gesundheit anderer Menschen

'unserer Mitmenschen'

geht, entgegentreten.
Ja, wir wollen diesen Handlangern des Todes ein Ende bereiten und dafür sorgen, daß unsere Diskothek ein Treffpunkt für junge Leute ist und nicht der Arbeitsplatz von miesen Rauschgiftverkäufern.

Ich bitte alle Gäste um Mithilfe, damit der Drogentod in unseren Reihen keine Opfer mehr findet. Jeden, der im Besitz von Rauschgift - gleich in welcher Menge - innerhalb oder in der Nähe der Diskothek angetroffen wird, bitte ich mir zu melden. Ich jedenfalls werde mich nicht scheuen, solchen Gästen sofort

Lokalverbot

zu erteilen und sie bei der Kripo zur Anzeige zu bringen.

Sacre Coeur
Die Geschäftsleitung
Marchewitz"
Q: Sacre Coeur-Die Geschäftsleitung: Erst 17 Jahre alt…, o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

21.05.1973:
Vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund erscheint vermutlich Anfang dieser Woche das Flugblatt Nr. 4 (vgl. 15.2.1973, 24.5.1973), in dem dazu aufgerufen wird, am Donnerstag, den 24.5. um 15 Uhr vor das Stadthaus zu kommen: "
Doch wir möchten wissen, was die politische Führung unserer Stadt, der Oberbürgermeister, zu unseren Forderungen meint. Deshalb werden wir und alle Jugendlichen Dortmunds, die auch an der Diskussion mit dem Oberbürgermeister interessiert sind, den OB besuchen. Wir haben ihm unsere Absicht mit einem Einschreibebrief mitgeteilt und erwarten, daß wir in einem geeigneten Raum mit ihm diskutieren können. Wir treffen uns vor seinem Büro im Stadthaus und erwarten dort seine Erklärung. Kommt alle um über unser Haus zu diskutieren".
Verantwortlich ist G. Redding, Dortmund. Kontaktadresse ist die Kneipe Kukuck.
Q: AKJZ: Flugblatt Nr. 4, Dortmund o.J. (Mai 1973)

24.05.1973:
Vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund erscheint das Flugblatt Nr. 5 (vgl. 21.5.1973). Darin wird u.a. ausgeführt: "
Wir wollen heute zum Oberbürgermeister. Er soll uns sagen, was er zu unseren Forderungen meint. Wir treffen uns am 24.5. (heute) vor dem Stadthaus Balkenstraße/Nicolaistraße um 15 Uhr. Wir kämpfen für ein freies Jugendzentrum". Verantwortlich zeichnet G. Redding.
Laut ZDL beim Diak. Werk erscheinen ca. 70 Jugendliche beim Oberbürgermeister der Stadt Dortmund. Die Polizei greift daraufhin mit 2 Hundertschaften ein und beschlagnahmt Flugblätter. Eine Person wird festgenommen, "das Stadthaus verriegelt unter der Begründung, es wären Mitglieder der KPD unter den Demonstranten".

Laut den 'Ruhrnachrichten' standen die "Mitglieder des Aktionskreises 'Freies Jugendzentrum', die vor dem Stadthaus für ein Jugendzentrum in Dortmund demonstrieren wollten und in dieser Angelegenheit den Oberbürgermeister zu sprechen wünschten, vor verschlossenen Türen".

Das Komitee gegen die Demonstrationsverbote berichtet: "
RATHAUS VON POLIZEI BESETZT

Am 24. Mai wollte der Aktionskreis Jugendzentrum in Selbstverwaltung den OB besuchen und ihn fragen, was er von ihrer Forderung nach einem freien Jugendzentrum hält. Zu diesem Besuch ist vom Aktionskreis öffentlich eingeladen worden. Am Mittag wurden Flugblattverteiler des Aktionskreises von der Polizei verhaftet und bekamen Anzeigen. Um 15 Uhr sammelten sich ca. 60 Jugendliche vor dem Stadthaus. Der OB war nicht da, dafür aber 200 Polizisten, die das Stadthaus besetzt hielten. Die Stahlgitter vor dem Eingang wurden heruntergelassen. Trotz Provokationen der Polizei kam es wegen des disziplinierten Verhaltens der Jugendlichen zu keinen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Am Vortage waren Beamte vom 14. Kommissariat (Politische Polizei) (K14, d.Vf.) bei G. Redding und meinten zu ihm, er solle die Aktion abblasen, es könnten sich Kommunisten beteiligen."

Laut dem AKJZ (vgl. 25.6.1973) wurden zwei Stunden vor dem geplanten Besuch vier Flugblattverteiler festgenommen. Um 15 Uhr seien dann 70 Leute zum OB gezogen, wo sie von ein paar hundert Polizisten erwartet wurden.
Q: Wir wollen alles Nr. 5, Gaiganz Juni 1973; Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmund 25.5.1973;ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 3;AKJZ: Flugblatt Nr. 4 und 5, Dortmund o.J. (Mai 1973) bzw. o.J. (Mai 1973);Komitee gegen die Demonstrationsverbote: 18./19. Mai 73 Dokumentation, Dortmund o.J. (Juni 1973), S. 1 und 4;Roter Morgen Nr. 21, Dortmund 2.6.1973, S. 8

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Juni 1973:
In Dortmund beginnt, laut KJV der KPD, der Aktionskreis für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum (AKJZ) unter Mitarbeit des KJV einen "Plan zur Erkämpfung eines Jugendzentrums zu entwickeln".
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 37, Berlin ********1973, S. 3ff

Juni 1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk plant der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) im Sommer "einen Flohmarkt in der Innenstadt". Die Stadt Dortmund verbietet daraufhin den Flohmarkt, "weil angeblich keine Vertrauensperson vorhanden und der Jugendamtsleiter in Urlaub ist".
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 3

11.06.1973:
Vermutlich erscheint in dieser Woche ein Flugblatt des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund, "Jetzt marschieren wir vorwärts". Danach bleibt der Aktionskreis bei seiner Forderung "nach einem selbstverwalteten Haus für alle Jugendlichen und Jugendgruppen. Wir protestieren entschieden gegen jeden Versuch der Disziplinierung und der Behinderung unserer Arbeit". Aus dem Flugblatt geht auch hervor, daß der Aktionskreis für den 14.6. einen Flohmarkt auf dem Dortmunder Alten Markt plant. Verantwortlich ist L. Driller in Dortmund.
Q: AKJZ: Jetzt marschieren wir vorwärts, Dortmund o.J. (Juni 1973)

14.06.1973:
Laut 'Westfälischer Rundschau' versammeln sich heute nachmittag auf dem Alten Markt knapp hundert Jugendliche um für ein freies Jugendzentrum zu demonstrieren. Man "fordert ein Jugendzentrum mit freier Selbstverwaltung und 100 000 DM. Das Geld soll für psychologische und medizinische Beratung ausgegeben werden. Außerdem möchte der Aktionskreis in freier Wahl sich für einen Leiter dieses noch zu schaffenden Zentrums entscheiden. Die Jugendlichen stehen nicht allein: die Hoesch-Lehrwerkstatt (IGM-Bereich, d.Vf.), die junge Post-Gewerkschaft (DPG, d.Vf.) und über 3 000 Sympathisanten haben sich bis heute durch ihre Unterschrift solidarisch erklärt". Verantwortung für die Aktion habe Uli Müller getragen.

Laut ZDL beim Diak. Werk demonstrieren ca. 60 Jugendliche in Dortmund für ein freies Jugendzentrum. Die Stadt Dortmund tritt daraufhin mit einem Gesprächsangebot in Erscheinung.

Von der Demonstration wird auch berichtet in der 'Wir wollen alles' (WWA).
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 3; Westfälische Rundschau-Lokalteil Dortmund, Dortmund 15.6.1973;Wir wollen alles Nr. 5, Gaiganz Juni 1973

25.06.1973:
In der 'Wir Wollen alles' (WWA) wird vermutlich in dieser Woche berichtet über bisherige Aktionen des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) in Dortmund. Kontaktadresse für die Gruppe ist: Hans Jürgen Bucksch, Witten-Annen.
Q: Wir Wollen alles Nr. 5, Gaiganz Juni 1973

19.07.1973:
Laut eigenen Angaben des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund findet "ein Gespräch zwischen dem Vorsitzenden des Jugendwohlfahrtsausschusses - Herrn Thiemann -, Frau Stadträtin Gropp, dem Leiter der Verwaltung des Jugendamtes - Herrn Köster - sowie 6 Mitgliedern des Aktionskreises Jugendzentrum statt. In diesem Gespräch stellten die Vertreter des Aktionskreises noch einmal heraus, daß sie vor allem die Altersgruppe der 17 - 25jährigen jungen Menschen ansprechen möchten. Von den Vertretern der Stadt Dortmund wurde noch einmal darauf hingewiesen, daß eine Forderung und Unterstützung des Aktionskreises erst nach einer öffentlichen Anerkennung nach Paragraph 9 des Jugendwohlfahrtsgesetzes möglich sei. Für diese Anerkennung fehlen jedoch noch Unterlagen, um die noch einmal gebeten wurde" (vgl. 18.5.1973).
Q: AKJZ: Papier ohne Titel, Dortmund 21.8.1973, S. 4

27.07.1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk findet eine Besprechung des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) mit Vertretern der Stadt Dortmund statt. Bei diesem Gespräch "spricht man von Wohlwollen gegenüber dem Aktionskreis, aber es ist angeblich kein Haus und kein Geld da". Es kommt zu keinen verbindlichen Aussagen.
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 3

August 1973:
In Dortmund erscheint erstmals die Zeitschrift 'Für ein freies Jugendzentrum' - Zeitung des Aktionskreises Jugendzentrum in Selbstverwaltung (AKJZ) datiert auf August/September (vgl. 1.10.1973) mit 8 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Gerhard Redding, Dortmund. Inhalt ist:
- Was bisher los war,
- Bürgermeister heißt er - uns bescheißt er,
- So was macht die Stadt,
- Haus der Jugend nennt es sich, aber es gehört ihr nicht,
- Solidarität mit Rolf Strojec (bei Hoesch - IGM-Bereich, vgl. 27.8.1973, 28.8.1973),
- Gerede von Köster, Gropp und Co.,
- Anzeigen und Song.

Aus dem Artikel "Haus der Jugend nennt es sich, aber es gehört ihr nicht", geht hervor, daß es in Dortmund-Mengede "seit einiger Zeit eine Bewegung unter den Jugendlichen gegen die Mißstände des einzigen Jugendheimes in Mengede, dem HOT (Haus der offenen Tür) gibt". Gegen die Zustände im Haus habe sich ein 'Komitee mehr Rechte im Hot' konstituiert. Es soll "mittlerweile auf 30 Mann angewachsen sein", zur letzten Versammlung seien sogar 50 Mengeder Jugendliche erschienen.
Q: Für ein freies Jugendzentrum Nr. 1, Dortmund Aug./Sept. 1973; Rote Presse Korrespondenz Nr. 37, Berlin 15.11.1973, S. 3ff

09.08.1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk findet in Dortmund ein Gespräch des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) mit dem Oberbürgermeister statt. Bei diesem Gespräch kommt es zu keinen verbindlichen Aussagen.
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 3

21.08.1973:
Im Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund wird ein Papier verfaßt, welches sich mit der eigenen Geschichte, u.a. den Verhandlungen mit der Stadt (vgl. 1.3.1973, 18.5.1973, 19.7.1973) und den eigenen Aktionen (vgl. 17.3.1973, 25.4.1973) sowie ähnlichen Initiativen in Bielefeld-Brackwede (vgl. Mai 1973) und Löhne (vgl. Feb. 1973) in NRW sowie Offenbach in Hessen (vgl. Nov. 1972) befaßt.
Q: AKJZ: Papier ohne Titel, Dortmund 21.8.1973

24.09.1973:
In Dortmund berichtet die KFR des KBW bei Kokerei und Zeche Hansa (vgl. 3.10.1973) vermutlich aus dieser Woche: "
FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM

Seit längerer Zeit gibt es in Mengede ein Komitee, das sich für Selbstverwaltung im kath. Jugendheim Mengede einsetzt. Das Jugendheim wird vom Kirchenrat in Mengede verwaltet. In der letzten Woche hat sich die Situation dort so zugespitzt, daß es geschlossen wurde und nur noch Gruppen hineindürfen. Aber nicht mehr Jugendliche, die ihren Abend anders als in Pinten verbringen wollen. Der Grund: In dem diesjährigen Haushaltsplan ist eine Lücke von ca. 2. 000 DM entstanden. Der kirchliche Träger, das Erzbistum Paderborn will das Geld nicht mehr aufbringen. In dem Jugendheim würde nicht genug Religion betrieben. Der Kirchenvorstand will das Jugendheim schließen. Ab 1. Januar sollen die Mengeder Jugendlichen, die das Jugendheim bisher benutzten, vor verschlossenen Türen stehen.

Die Schikaniererei beginnt schon jetzt. Seit einer Woche ist das Heim wegen angeblicher Renovierungsarbeiten geschlossen. Doch die Mengeder Jugendlichen sind nicht bereit, sich einfach ihr HOT (Haus der offenen Tür) nehmen zu lassen. Sie haben ein Solidaritätskomitee geschaffen, das sich an alle Jugendlichen, aber auch an die Eltern wendet, sich mit ihnen solidarisch zu erklären und gemeinsam etwas gegen die Schließung des HOT zu tun. Die Jugendlichen wollen in Mengede ein Jugendzentrum, das nicht von der Schließung bedroht ist und in dem sie ihre Sachen in Selbstverwaltung regeln können.

Das Solidaritätskomitee wird die Mengeder Bevölkerung informieren über die Willkürmaßnahmen der Kirche und aufrufen , daß alles unternommen wird, das Jugendheim für die Jugendlichen zu erhalten. Ein großer Teil der Kumpel von Hansa wohnt in Mengede. Es ist ihre Aufgabe, diesen Kampf ihrer Söhne und Töchter für ein Jugendzentrum, das sie selbst verwalten können, zu unterstützen. Schließlich müssen die Jugendlichen nach Feierabend wissen, wo sie hingehen können und schließlich sollte die Kirche, wenn sie schon solche Jugendheime betreiben darf, nicht alles machen können, was sie will."
Q: Roter Kumpel: Gewerkschaftstag der IGBE: Sanierung für wen? Dortmund, o. J. (1973)

01.10.1973:
In Dortmund erscheint vermutlich in dieser Woche die auf Oktober datierte Nr. 2 der Zeitschrift 'Für ein freies Jugendzentrum' (vgl. Aug. 1973, 5.11.1973) des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) mit 12 Seiten. Der Inhalt ist u.a.:
- Oesterholzstraße 91,
- Bildbericht,
- Fantasio-Keller (vgl. Dez. 1970),
- Plattform des Aktionskreises,
- Drogen Verein (vgl. 1970, 1971),
- Mitarbeiter der Jugendheime.

Der Artikel "Oesterholzstraße 91" geht u.a. darauf ein, "warum einige von uns vorschlagen wollen, das Haus Erich-Dobhardt-Haus zu nennen". Dabei geht man zunächst davon aus, daß "der Mord an Erich eine Koproduktion von Jugendamt und Polizei" war: "
Das Jugendamt ist sofort als Helfer der Arbeitgeber und anderer Leute, die daran interessiert sind, daß das Eigentumsdenken wie ein Heiligtum bewahrt bleibt, daß alles mit Fug und bürgerlichem Recht geschieht, aufgetreten und hat mit der eingeleiteten Kriminalisierung die Existenz der betroffenen Jugendlichen zu zerstören begonnen. An Erich Dobhardt ist es ihnen vollständig gelungen. Er wurde wie ein Amokläufer gejagt, weil er u.a. in eine Gartenlaube eingebrochen war. Das städtische Jugendheim Nord ist eine akute Bedrohung der Jugendlichen. Erich war bei seiner Verfolgung einige Zeit vor seiner Ermordung auch zu Gast in der einzigen Einrichtung des Dortmunder Jugendamtes im Dortmunder Norden, wo wir unser Jugendzentrum aufbauen wollen, dem Jugendheim Nord. Dieses Jugendheim ist eine Jugendschutzstelle, hat Einzelzellen und 3 Leute, die im Jahr an die 100 000 DM kosten, die dort aufgegriffene Jugendliche bewachen sollen".
U.a. aus diesen Gründen plädiert man für die Oesterholzstraße 91, und man wolle "kein Gegenstück zum Vincenzheim"; denn "unter entwürdigenden Umständen werden hier die Mädchen hinter Glasbausteinen gefangen gehalten, kriminalisiert man die Jungen durchschnittlich mit Eigentumsdelikten, macht man es bei den Mädchen mit 'sexueller Verwahrlosung'. So werden diese Mädchen regelmäßig in schamverletzender Weise auf Geschlechtsverkehr untersucht, indem man ihnen schlicht die Hose herunterzieht. Unser Jugendzentrum hier aufzubauen, ist ein Angriff auf diese unmenschlichen Methoden, indem wir aktiv verhindern müssen, daß solche Einrichtungen erweitert werden".

In der "Plattform des Aktionskreises" heißt es u.a. zum Punkt Selbstverwaltung: "
Selbstverwaltung heißt, daß wir die Entscheidung über das von der Stadt zur Verfügung gestellte Geld, die Programmgestaltung und die Organisation des Jugendzentrums selbst in die Hand nehmen müssen. Es bedeutet zugleich, daß wir auf der Grundlage einer demokratischen Diskussion darüber entscheiden, was wir im Zentrum machen. Das ist die Voraussetzung, um gemeinschaftlich und solidarisch uns über unsere Interessen auseinanderzusetzen und es so immer besser zu schaffen, unsere Lage zu verändern. Deswegen müssen wir auch alle wichtigen Entscheidungen in der Vollversammlung treffen. Selbstverwaltung heißt auch, daß wir auf gemeinschaftlichen Beschluß Arbeitsgruppen bilden, in denen wir uns informieren, gegenseitig helfen oder einfach unsere Zeit zusammen verbringen. as können verschiedene Gruppen sein, z.B. eine, in der ausländische und deutsche Jugendliche ihre Erfahrungen austauschen … Das Jugendzentrum soll ein freier Versammlungsort sein. Es ist unser Stützpunkt und steht allen Jugendlichen und ihren Organisatoren offen. Allerdings müssen wir, wenn die Sache laufen soll, von jedem verlangen, daß er sich mit diesen Grundsätzen einverstanden erklärt und dafür eintritt, sie zu verwirklichen. Deshalb müssen auch Veranstaltungen, die andere Organisationen bei uns machen, alle Jugendlichen im Zentrum mit einbeziehen. Selbstverwaltung, Zusammenarbeit und Solidarität gehören für uns eng zusammen … Wir haben ein Ziel, für das wir kämpfen müssen. Jeder, der unsere Zielsetzung unterstützt, und in unserem Sinne mitmachen will, ist uns willkommen. Jedoch müssen wir nochmals klarstellen: Wir sind nicht die Organisation irgendeiner Partei und das soll unsere Gruppe auch nicht werden. Es können und sollen natürlich alle mitmachen, die auch in politischen Parteien sind. Sie können ihre Meinung sagen und wir brauchen auch die Unterstützung von fortschrittlichen Jugendgruppen und ähnlicher Organisationen. Es soll jeder wöchentlich zur Sitzung kommen, der mitmachen will. Wir bitten jedoch um beständige Mitarbeit. Wer eine Aufgabe übernimmt, ist dafür verantwortlich, daß sie auch ausgeführt wird".

Die Plattform enthält weiter organisatorische und technische Details für die Verwaltung eines Jugendzentrums.

Berichtet wird von der Gründung des Nationalen Komitees Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse (vgl. 14.9.1973) und zu dessen bundesweiter Demonstration aufgerufen (vgl. 20.10.1973). Ebenfalls aufgerufen wird zur Jugendzentrumsdemonstration in Kamen (vgl. 13.10.1973), zu einer Aktion in Mengede (vgl. 18.10.1973) und zur eigenen Großveranstaltung (vgl. 2.11.1973).
Q: Für ein freies Jugendzentrum Nr. 2, Dortmund Okt. 1973

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18.10.1973:
Laut und mit AKJZ Dortmund soll in Dortmund-Mengede eine Aktion des Komitees 'Mehr Rechte im HOT' stattfinden.
Q: Für ein freies Jugendzentrum Nr. 2, Dortmund Okt. 1973, S. 12

29.10.1973:
Vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund erscheint vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt von einer Seite DIN A4 unter Verantwortung von Gerd Redding, 46 Dortmund, Lütgendortmunderstr.55: "
SO GEHT ES NICHT WEITER

Es wird uns immer wieder erzählt, daß wir mit unserer Freizeit machen können, was wir wollen. Doch wenn wir aus der Schule oder aus dem Betrieb kommen, wo wir unter ständiger Arbeitshetze und Bevormundung stehen, können wir noch lange nicht machen was wir wollen.

Es gibt doch nur die Möglichkeit, in teure Diskotheken oder Kneipen zu gehen, wo wir uns dem Willen des Besitzers fügen müssen.

Dort besteht auch kaum die Möglichkeit, sich mit einer Gruppe zu treffen, um gemeinsame Sachen zu unternehmen.

Den Besitzern solcher 'Freizeitstätten' geht es doch in erster Linie um den Geldbeutel und nicht um die Interessen der Jugendlichen. So wird uns unser sowieso schon knappes Geld schnell wieder aus der Tasche gezogen.

DAS WOLLEN WIR UNS NICHT LÄNGER GEFALLEN LASSEN!

Wir wollen ein Haus, in dem wir unsere Interessen gemeinsam verwirklichen können, in dem wir unsere Probleme besprechen können, unsere Mopeds und Motorräder reparieren können oder ganz einfach zusammen sitzen und reden können.

In den städtischen Jugendheimen sind diese Möglichkeiten NICHT gegeben. Und zwar aus folgenden Gründen:

1. Es gibt zu wenig Heime (zwischen dem Fritz-Henßler-Haus (FHH, d.Vf.) und Eving gibt es überhaupt keine Jugendheime).

2. Die vorhandenen Heime schließen schon um 22 Uhr und sind außerdem am Sonntag, wenn die meisten Jugendlichen sehr viel Zeit haben, geschlossen!

3. Diese Häuser heißen zwar JUGENDheime, aber sie gehören ihr nicht, denn ganz allein eine eigene Heimleitung bestimmt, was gemacht werden darf und was nicht.

Mitbestimmung durch Jugendliche wird dort so gut wie gar nicht verwirklicht. In den Gesprächen, die wir mit der Stadt Dortmund führten, gab man unserer Forderung nach einem Haus recht, doch meinte Bürgermeister Samtlebe, es sei ja kein Geld da!

In Wirklichkeit sieht es jedoch so aus, daß die Stadt Angst hat, eine große Gemeinschaft Jugendlicher könne stark genug sein, ihre Interessen gegen die Bürokratie durchzusetzen.

WARUM KÖNNEN JUGENDLICHE, DIE SCHON SELBSTÄNDIG ARBEITEN, DIE REIF GENUG SIND UM IN DIE BUNDESWEHR GESTECKT ZU WERDEN, NICHT IHRE FREIZEIT SELBST BESTIMMEN UND IHRE TREFFPUNKTE SELBST VERWALTEN?

Seit einem Jahr fordern wir ein JUGENDZENTRUM mit demokratisch gewählter Selbstverwaltung. Wir fordern Geld und das Haus Oesterholzstraße 91. Im ganzen Gebiet Borsigplatz-Nordmarkt gibt es kein einziges Jugendheim, doch das Haus OESTERHOLZSTRASSE 91 steht schon seit Jahren leer und gehört der Stadt Dortmund.

KOLLEGEN IN ANDEREN STÄDTEN HABEN FÜR DIE GLEICHEN FORDERUNGEN LEERSTEHENDE HÄUSER BESETZT. DIE STADT SOLLTE WISSEN, DASS WIR UNS NICHT NOCH MONATE HINHALTEN LASSEN, WIR FINDEN, DASS ES UNDEMOKRATISCH IST, WIE DIE STADT ÜBER DIE INTERESSEN DER JUGENDLICHEN HINWEGGEHT!

KOMMT DESHALB ALLE ZUM FEST AM 2.NOVEMBER UND LASST UNS BESPRECHEN, WAS WIR DAGEGEN TUN KÖNNEN.

NUR WENN VIELE KOMMEN, SIND WIR STARK GENUG, UM GEMEINSAM UNSERE FORDERUNGEN DURCHZUSETZEN!

KOMMT ALLE ZUM GROSSEN FEST DES AKTIONSKREISES JUGENDZENTRUM AM FREITAG, DEN 2.11. UM 19 UHR IN DER JACOBSCHÄNKE (WEISSENBURGER STRAßE). ES GIBT MUSIK! GRUPPEN AUS ANDEREN STÄDTEN BERICHTEN. U.A.M. ES SPIELEN BARLEYCORN U.A. EINTRITT FREI!"
Q: AKJZ: So geht es nicht weiter, Dortmund o.J. (1973)

29.10.1973:
Vermutlich erscheint in Dortmund in dieser Woche das Flugblatt der Ortsleitung des KJV der KPD "Vorwärts im Kampf für ein freies Jugendzentrum". Danach muß sich auch der Kampf für ein freies Jugendzentrum (JZ) "gegen die SPD-Regierung, deren verlängerter Arm das Dortmunder Jugendamt ist, richten, gegen die SPD-Regierung, die zwar bei der Finanzierung des polizeilichen Unterdrückungsapparates nicht spart, was sich auch bei den Maßnahmen gegen den Aktionskreis gezeigt hat (Flugblattverteiler wurden festgenommen), uns aber weismachen will, daß für ein freies Jugendzentrum kein Geld vorhanden ist. Der KJV unterstützt den Kampf für ein freies Jugendzentrum mit den Forderungen:
Sofortige Einrichtung eines freien Jugendzentrums!
Kampf der Ausbeutung im Betrieb und in der Freizeit!
Kampf den staatlichen Terror der SPD-Regierung!

Der Kampf für ein freies Jugendzentrum reiht sich ein in die Kampffront der letzten Monate, wo die Arbeiter zur Waffe des Streiks griffen, auch gegen die Gewerkschaftsführer, wo Berliner Werktätige für eine Kinder-Poliklinik demonstriert haben, wo Uli Kranzusch mit Freunden und Genossen seinen Prozeß zu einem Tribunal gegen die Klassenjustiz gemacht hat und aus der Untersuchungshaft entlassen werden mußte und wo das Ford-Solidaritätskomitee gemeinsam mit der KPD die Abschiebung von Baha Targün am 26.10. verhinderte. Zusammen mit der KPD haben wir den Kampf gegen Lohnraub, Arbeitshetze, Teuerung und politische Unterdrückung geführt. Gegen die arbeiterfeindlichen Maßnahmen der Brandt-Regierung, für die Verbesserung der Lebenslage aller Menschen, der Mehrheit des Volkes, gegen die Ausbeuterordnung, für Volksdemokratie".
Aufgerufen wird zu einer Veranstaltung des Aktionskreises Jugendzentrum am 2.11.1973 und zur Demonstration der KPD am 3.11.1973 gegen u.a. Lohnraub und politische Unterdrückung.
Q: KJV-OL Dortmund: Vorwärts im Kampf für ein freies Jugendzentrum, Dortmund o.J. (1973)

November 1973:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 10 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Okt. 1973, Dez. 1973) für November heraus, aus Dortmund wird berichtet vom AKJZ.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 10, Dortmund Nov. 1973, S. 5

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01.11.1973:
Laut WWA beteiligen sich in Dortmund an der Plenumssitzung des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) ca. 30 Jugendliche.
Q: Wir wollen alles Nr. 10, Gaiganz Nov. 1973, S. *

02.11.1973:
In Dortmund rief der Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) zu einer Großveranstaltung auf (vgl. 29.10.1973). Im Dortmunder Norden wird, laut und mit KJV der KPD, das Haus Oesterholzstr.91 im Anschluß an eine Demonstration des Aktionskreis für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum als Jugendzentrum (JZ) besetzt Zuvor hatte der KJV dazu aufgerufen heute an "einer Kampfveranstaltung des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum teilzunehmen".

Laut 'Kämpfende Jugend' des KJV wird im "Anschluß an eine Vollversammlung, an der sich auch bereits Anwohner beteiligten", einstimmig beschlossen, das besetzte Haus in der Oesterholzstraße, 'Erich-Dobhardt-Haus' zu nennen: "
In der ersten Nacht übernachteten fast 50 Jugendliche in dem besetzten Haus. Sie übernachteten im in dem von ihnen selbst besetzten 'Erich-Dobhardt-Haus'. Was in einem langen Jahr der Verhandlungen mit der Stadt nicht erreicht wurde, erreichten wir in einer Nacht der spontanen, solidarischen Handlung und Unterstützung der Bevölkerung".

Laut den morgigen 'Ruhrnachrichten' "war gestern das Haus Oesterholzstraße 91 bis spät in die Nacht Schauplatz der ersten gewaltsamen Dortmunder Hausbesetzung. Jugendliche wollen das leerstehende Haus in ein freies Jugendzentrum umfunktionieren. Mit einer 'Flüstertüte' riefen sie ihre Parolen ins Freie. Schwestern des angrenzenden Vincenz-Heimes holten die Polizei zur Hilfe".

In der 'Wir wollen alles' (WWA) heißt es von Mitgliedern des AKJZ in einem Artikel "Dortmund: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus geräumt und zugemauert" (vgl. 1.11.1973, 5.11.1973) zur Vorgeschichte u.a.: "
Seit Dezember 1972 gibt es unsere Gruppe, im März sprachen wir mit dem Jugendamt, im Juni mit den Ratsvertretern und im August mit dem Oberbürgermeister. Doch wir bekamen nie ein Angebot, immer jedoch neue Adressen und Termine, um zu verhandeln. Unsere Gruppe traf sich jede Woche und schwankte bis zur ersten Besetzung zwischen 15 und 30 Mitglieder. Durch eine Unterschriftenaktion Anfang des Jahres wußten wir aber, daß die Mehrheit der Dortmunder Jugendlichen die Idee, ein selbstverwaltetes Jugendzentrum aufzubauen, sehr dufte fand, nur nicht so recht daran glaubte, daß sowas wirklich werden könnte. Es gibt mehrere Gruppen unter denen, die im Aktionskreis Jugendzentrum mitarbeiten.

1. Die Alt-Maoisten.

Es gibt hier viele Leute, die mal in linken Parteien gearbeitet haben. Die meisten haben sich erst an die Parteien (vor allem die ML-Parteien) rangeworfen und ihre ganze Freizeit drangegeben, bis sie an den rigiden Organisationsstrukturen ausflippten (in Dortmund ist die KPD-Zentrale, ein DKP-Zentrum, in Bochum war die Zentrale der aufgelösten KPD/ML-ZB und die Roter-Morgen-Gruppe (KPD/ML-ZK bzw. KPD/ML, d.Vf.) hat sich in der Roter-Punkt-Aktion sehr aufgebaut). Viele dieser Leute sind wieder in Kneipen verschwunden, wo sie sich in Zynismus üben …

2. Die Leute aus der Scene.

In Dortmund hatte sich vor drei Jahren so eine Art Klein-Amsterdam etabliert. Mehrere Kneipen nannten sich Meditations- oder Kommunikationszentren. Doch mit der Zeit spaltete sich die Scene in eine kleine abgeschlossene Gruppe von Fixern und eine große Gruppe, die das nicht mitmachen wollte. Die Kneipen wurden fast alle gleichzeitig vor einem Jahr geschlossen und die Leute mußten sich in Wohnungen treffen.

3. Die Parteileute.

Der KBW, die KPD und die KPD/ML schickten regelmäßig zu den Aktionskreissitzungen ihre 'Jugendzentrumsverantwortlichen', die sich gegenseitig an Bekanntmachungen übertrafen, was die entsprechenden Jugendorganisationen gerade an Aktionen durchführen. Bis auf einen Genossen des KJV beteiligten sie sich kaum an den Vorbereitungen der Hausbesetzung.

4. Die Unorganisierten.

Das waren Oberschüler, Lehrlinge und Studenten, die die Mehrheit im Aktionskreis darstellten, die aber durch die Scheißgrundsatzdiskussion zwischen Flippies aller Art (Studenten, die auf der Suche nach Praxis im Aktionskreis Station machen, oder Leuten, die sich in Psychoanalyse übten) und Organisierten fast immer ziemlich frustriert nach Hause gingen. Traditionell schien in Dortmund jemand ohne Partei oder Joint identitätslos. Als wir begriffen hatten, daß die Stadt überhaupt nicht auf uns reagieren wollte, beschlossen wir, uns ein Haus zu nehmen.

Wir gaben zwei Zeitungen heraus, worin wir die Situation im Dortmunder Norden beschrieben, wo von 50 000 Menschen 30% Ausländer sind und wo es kein einziges Jugendheim gibt".

Zur ersten Nacht der Besetzung am 2.11. heißt es: "
Die Bullen waren kurz nach der Besetzung ausgefahren, waren aber wieder abgezogen worden, weil - so der Polizeifunk - die 'Genossen des SK', d.h. die Anti-Terror-Gruppe des Bundeskriminalamtes (BKA, d.Vf.) die Sache übernehmen sollte. Da das Haus kein Wasser und Licht hatte und ziemlich verwahrlost war, war an Feiern nicht zu denken. Wir mußten die notdürftigsten Behelfe zum Aufenthalt schaffen. Die Treppe zum ersten Obergeschoß war herausgebaut worden und wir mußten versuchen, die Energieanschlüsse zu reparieren, was uns während der ganzen Besetzung nicht gelang. In der Nacht bildeten sich zwei Lager, da wir uns vor der Besetzung im Aktionskreis auf passiven Widerstand geeinigt hatten, womit die KPD/ML jedoch nicht einverstanden war. So hockten wir 'Pazifisten' im 2. Obergeschoß und die MLer wechselten sich, das Lied von der Roten Garde trällernd, vor der Tür ab. Wir waren ca. 60 Leute im Haus. Wir 'Pazifisten' meinten, daß wir einer militärischen Auseinandersetzung in dieser Phase nicht gewachsen seien, was uns jedoch nicht davon abhielt, einen Kurierdienst aufzubauen, der über evt. Bullenbewegungen berichten sollte. Während der elf Tage der Besetzung war das entscheidende Gremium die Vollversammlung. Es gab keine Leitung. Es gab Gruppen, die die Renovierung der Räume in Angriff nahmen: Teestube, Nachbarschaft, Malen, Musik, Zeitung, Bundeswehr und politische Unterdrückung."

An der PH Dortmund (vgl. 22.11.1973) berichtet der AKJZ (vgl. 12.11.1973): "
WIR WOLLEN EIN HAUS!

Nach einer Fete mit 400 Jugendlichen in der Jakobschänke demonstrierten wir gegen 21 Uhr über den Borsigplatz zum leerstehenden Haus, Oesterholzstraße 91. Wir nahmen uns unser Recht und besetzten das Haus. Wir hatten die Schnauze voll von 1 1/2jährigen Verhandlungen. Das Haus gehörte uns. Die Polizei mußte machtlos zusehen. Die Bevölkerung unterstützte uns mit Getränken, Essen, Möbeln und Geldspenden.

Wir hatten ein Haus, die Arbeit ging jetzt erst richtig los. Denn wir wollten ein freies Jugendzentrum aus diesem verwahrlosten Haus machen. Einen Treffpunkt, wo sich die Jugend nach ihren Interessen organisieren kann. Die Freizeit von Jungarbeitern, Lehrlingen, Schülern und Studenten in der kapitalistischen Gesellschaft zielt darauf ab, den einzelnen kaputt zu machen. Wir müssen für die Kapitalisten arbeiten, oder werden für sie ausgebildet. Bei dieser Arbeit müssen wir unsere ganze Kraft einsetzen, viele gehen dabei drauf. So auch der ermordete Erich Dobhardt, nach dem wir unser Haus nennen.

In der Freizeit sollen wir uns nach dem Willen der Bosse erholen, auch mal Dampf ablassen, um unsere Aggressionen loszuwerden. Dazu schufen sie eine gewaltige Freizeitindustrie mit teuren Diskotheken, wo wir unser Geld loswerden. In den 25 Dortmunder Jugendheimen bestimmen nicht wir, sondern die Heimleiter und die richten sich nach den Interessen der Bonzen.

Wir schufen in dem Dobhardt-Haus Arbeitsgruppen, welche nach unseren Interessen gebildet wurden, wie Teestube, Musikgruppe, Motorradwerkstatt, Öffentlichkeitsgruppe und so weiter."

Der KOV der KPD berichtet: "
DORTMUNDER LEHRLINGE UND SCHÜLER IM KAMPF UM DAS ERICH-DOBHARDT-HAUS

Nach einjährigen ergebnislosen Verhandlungen mit der Stadt Dortmund über ein selbstverwaltetes Jugendzentrum besetzten am 2. November über 350 Jugendliche ein schon lange leer stehendes Haus und erklärten es zum freien Jugendzentrum 'Erich-Dobhardt-Haus' (…). Wir sprachen mit drei Jugendlichen (einem Lehrling, einem Studenten und einer Oberschülerin) über die Lage im besetzten Haus.

SCHULKAMPF-INTERVIEW MIT DREI HAUSBESETZERN

SK: Wie hat die Bevölkerung der umliegenden Häuser und Straßen Eure Aktion aufgenommen?

Hausb.: Das Echo der Anwohner war im großen und ganzen positiv. Auch unser Vorschlag, das Haus nach dem von den Bullen ermordeten Lehrling Erich Dobhardt zu nennen, fanden die meisten Leute richtig. 'Wenn der Erich so ein Haus gehabt hätte, wo er hätte hingehen können, dann würde er heute sicher noch leben!' sagten viele. Wir verteilten sofort Flugblätter vor dem Haus und machten darauf aufmerksam, daß wir vor allem Einrichtungsgegenstände, Eimer, Besen und Schaufeln brauchten, um das Haus einigermaßen herzurichten, denn es stand ja so lange leer, wodurch es verkommen ist. Bald meldeten sich viele Anwohner bei uns, um uns Schippen, Matratzen, Sessel usw., die sie entbehren konnten, zu bringen. Jetzt haben wir schon 6 Öfen und eine Menge Stühle und Couchs.

SK: Was sagten die Arbeiter des Hoesch-Werkes (IGM-Bereich, d.Vf.) in der Nähe?

Hausb.: Das muß man besonders hervorheben: Die Kollegen von dem Hoesch-Werk, mit denen wir am nächsten Morgen vor dem Tor sprachen, fanden unsere Initiative ganz ausgezeichnet, sie machten uns Mut und meinten, wir sollten die Ohren steif halten. Jetzt kommen auch regelmäßig Arbeiter aus der Gegend, die ja meist bei Hoesch sind, und erzählen uns, wie so die Stimmung in den Kneipen ist. Die Leute sprechen viel über die Besetzung und sind gespannt, wie es weiter geht.

SK: Wie sieht es mit der Solidarität von anderen Gruppen und Organisationen aus? In welcher Weise werdet Ihr unterstützt und was unternehmt Ihr, um die Solidaritätsfront zu verbreitern?

Hausb.: Wir stehen natürlich nicht allein, denn es gibt ja schon eine ganze Menge solcher selbstverwalteter Jugendzentren, wenn auch immer die Gefahr besteht, daß sie dicht gemacht werden, wie jetzt bei Haus der offenen Tür (HOT, d.Vf.) in Mengede. Die Jugendlichen von dort, wo auch die SPD versucht, die Bewegung durch ihre Hinhaltetaktik sich totlaufen zu lassen, die Jugendlichen von dort unterstützen uns zum Beispiel. Im Aktionskreis arbeiten auch Genossen vom KJV und KOV mit. Außerdem unterstützen uns die Genossen der Roten Hilfe (RH, d.Vf.) e.V., sowie von der Roten Garde (RG der KPD/ML, d.Vf.) und Sympathisanten des KBW.

Solidaritätsschreiben trafen ein von der Bezirks-SMV Dortmund, vom Evangelischen Schülerarbeitskreis und vom Arbeitskreis junger Gewerkschafter im DGB.

Was uns besonders gefreut hat, war, daß eine ganze Klasse des Helmholtz-Gymnasiums sich bereit erklärt hat, uns täglich organisiert zu unterstützen. Die SMV dieser Schule hat eine Solidaritätsresolution für uns verabschiedet (vgl. 3.11.1973, d.Vf.) und jetzt sammeln sie Unterschriften. Die Oberschüler kommen jetzt auch regelmäßig hierher und unterstützen uns bei den Aufräumungs- und sonstigen Arbeiten. So helfen sie uns ganz konkret und können hier auch ganz neue Kontakte, z.B. mit Lehrlingen, anknüpfen.

SK: Was habt Ihr hier im Haus politisch vor, denn Ihr wollt doch sicher nicht nur hier herumhängen und ein Kulturangebot machen und Euch ansonsten aus der Politik heraushalten?

Hausb.: Das ist völlig richtig, wir verstehen das Jugendheim schon in erster Linie politisch, es ist natürlich eben nur der Freizeitbereich, und da finden wir, daß die Bedingungen hier vor allem in der Nordstadt für die Lehrlinge und Hauptschüler besonders beschissen sind. In den Diskos, Kinos usw. wird ihnen ja nur das Geld aus der Tasche gezogen. Deswegen finden wir, daß das Haus vor allem für die Lehrlinge der Umgebung sein soll. Das bedeutet natürlich nicht, daß wir die Oberschüler und Studenten herauswerfen, wenn sie zu uns kommen, im Gegenteil, sie sind herzlich willkommen, im Augenblick vor allem solche Fachleute, die auch was vom Tapezieren verstehen, die uns auch was ausarbeiten für die Zeitung usw.

Außerdem ist es ganz gut, wenn die Oberschüler merken, daß sie auch nicht besser dran sind, als die Lehrlinge, daß sie ja später auch in der Produktion tätig sind…

SK: Da hast Du einerseits recht, nämlich insofern, als Oberschüler und Lehrlinge prinzipiell die gleichen Interessen haben, nämlich dieses kapitalistische System und seine Handlanger zu bekämpfen und schließlich abzuschaffen, aber andererseits mußt Du auch bedenken, daß die Oberschüler in den Gymnasien eben gerade nicht dazu erzogen werden, sich mit den Lehrlingen und Arbeitern zusammenzuschließen, von ihnen zu lernen und ihnen auch zu helfen, wo sie können. Im Gegenteil, systematisch werden hier die angehenden Studenten im Sinne der herrschenden Klasse indoktriniert, sich als etwas besseres als die Masse des Volkes zu fühlen, damit sie mal später den Kapitalisten bei der Ausbeutung, Unterdrückung und Entrechtung in aller Ergebenheit zur Hand gehen. Deswegen ist es ja gerade notwendig, die Oberschüler dem Einfluß der bürgerlichen Ideologie zu entreißen und sie dazu zu bringen, den Standpunkt der Arbeiterklasse einzunehmen. Und dafür habt Ihr doch hier im Haus eine ganz hervorragende konkrete Chance.

Hausb.: Ja, wir finden auch, daß in einem Erfahrungsaustausch, der durch unser Jugendzentrum ermöglicht wird, die Oberschüler viel von den Lehrlingen lernen können, z.B. wie man die Waffe der Solidarität anwendet, da können sich die Oberschüler sicher eine Scheibe von ihren proletarischen Altersgenossen abschneiden. Auch wäre es gut, wenn die Oberschüler sich mal über das reaktionäre Jugendarbeitsschutzgesetz (JuArschG, d.Vf.) informieren könnten. Aber natürlich ist es auch nützlich, wenn sie den Lehrlingen erzählen, wie sie in der SMV kämpfen oder wie sie gegen reaktionäre Lehrer oder Unterrichtsinhalte vorgehen. Oder die Frage der Wehrdienstverweigerung (KDV, d.Vf.), die betrifft ja Lehrlinge und Oberschüler. Zu all solchen Themen haben wir Arbeitsgruppen geplant, natürlich auch zu sowas wie Kindertheater, Malen usw.

SK: Wenn die SPD-Stadtverwaltung sich mit ihrer Hinhaltetaktik am Ende sieht, wird sie sicher nicht zögern, durch Polizei das Dobhardt-Haus 'säubern' zu lassen und so die 'rechtmäßigen Zustände' wieder herzustellen. In einem Flugblatt, das von Mitgliedern und Freunden des KOV heute morgen vor einer Reihe von Dortmunder Schulen verteilt wurde, haben wir die Schüler auf diese Gefahr hingewiesen und sie gerade deswegen zur Solidarität aufgerufen.

Wie beurteilt Ihr diese Möglichkeit und wie bereitet Ihr Euch darauf vor?

Hausb.: Auch wir rechnen mit dieser Möglichkeit, wie sie ja z.B. in Frankfurt im Kettenhofweg (in Hessen - vgl. 30.3.1*73, d.Vf.) und in Hamburg (vgl. **.*.1973, d.Vf.) passiert ist. Wir finden es auch gut, wenn unter diesem Gesichtspunkt zur Solidarität aufgerufen wird. Was wir tun, ist zunächst einmal, die Öffentlichkeitsarbeit unter den Anwohnern zu verstärken um die Solidaritätsfront hier in der Nordstadt noch zu verbreitern. Wenn die Bevölkerung auf unserer Seite ist, und da sind wir zuversichtlich, dann wird es den Bullen schon schwerer fallen, unser Haus zu räumen. Auf alle Fälle werden wir das Erich-Dobhardt-haus verteidigen.

SK: Der KOV wird Euch bei Eurem Kampf mit allen Kräften unterstützen!"

Berichtet wird auch durch die Ortsleitung Dortmund des KOV der KPD (vgl. 29.4.1974) und durch die Rote Hilfe e.V. (vgl. Nov. 1973).

Laut ZDL beim Diak. Werk findet ein "Fest des Aktionskreises statt … um weitere Kreise für das Jugendzentrum anzusprechen". Es erscheinen ca. 400 Jugendliche. Im Anschluß an das Fest findet eine "spontane Demonstration und Besetzung des Hauses in der Oesterholzstraße 91 statt". Daraufhin erscheint die Polizei, greift aber nicht ein. Solidaritätserklärungen treffen in der Folge ein u.a. von:
- Georg-von-Rauch-Haus Berlin,
- KPD,
- Rote Hilfe (RH) e. V.,
- ZDL des Diakonischen Werkes der Stadt Dortmund,
- SJ-Ring der SJD - Die Falken der SPD,
- Einzelne SJ-Gruppen Dortmunds,
- Juso UB-Konferenz der SPD,
- KBW.

Laut 'Rote Fahne' der KPD zogen mit der Parole "wir werden kämpfen, wir werden siegen, ein freies Jugendzentrum werden wir kriegen, rund 400 Jugendliche die Oesterholzstraße herunter. Wenige Minuten später war es geschafft, die Tür des seit 2 Jahren leerstehenden Hauses, Oesterholzstraße 91 war aufgebrochen, die Jugendlichen hatten das Haus besetzt".

Die KPD bemerkt desweiteren: "
Die Stadt Dortmund und ihr Jugendamt betreiben eine jugendfeindliche Politik. In den städtischen Jugendzentren herrscht Bevormundung und politische Unterdrückung. Wer sich nicht anstandslos den Anweisungen der Leiter fügt, wird rausgeschmissen, oft auch mit Hilfe der Polizei. Fortschrittliche und kommunistische Veranstaltungen werden nicht genehmigt. Das schwarze Brett wird genau zensiert. Die städtischen Jugendzentren sind ein Hort der Sozialdemokratie. Durch zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (Filmstudio, Tischtennis, Tanzabende, politische und kulturelle Veranstaltungen) sollen die Jugendlichen eingefangen werden. Doch für dieses Vergnügen sollen sie einen teuren Preis bezahlen: Aufmucken ist verboten! Dabei ist die SPD ein Komplott mit der DKP eingegangen. Durch die breitere Palette kann sie ihren Einfluß auf mehr Jugendliche ausdehnen … Der Aktionskreis fordert die Stadt Dortmund auf, das Haus sofort dem jetzigen Besitzer abzukaufen und es den Jugendlichen zur Verfügung zu stellen".
Q: AKJZ: So geht es nicht weiter, Dortmund o.J. (1973), S. 1; ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 4;Schulkampf Nr. 11, Dortmund Nov. 1973, S. 5;Rote Fahne Nr. 45, Dortmund 7.11.1973;Rote Hilfe Nr. 2, Dortmund Nov. 1973, S. 7f;Rote Presse Korrespondenz Nr. 37, Berlin ****1973, S. 3ff;KJV-OL Dortmund: Vorwärts im Kampf für ein freies Jugendzentrum, Dortmund o.J. (1973);Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 3.11.1973;Für ein freies Jugendzentrum Nr. 2, Dortmund Okt. 1973, S. 12;Kämpfende Jugend Agitationsheft Nr. 4, Dortmund März 1974, S. 11f;Wir wollen alles Nr. 10, Gaiganz Nov. 1973, S. *;KOV-OL Dortmund: Mitschüler!, Dortmund o.J. (Apr. 1974), S. 2;DOS Nr. 24, Dortmund 22.11.1973, S. 16;SMV des Helmholtz-Gymnasiums: Solidaritätsadresse, Dortmund 3.11.1973

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02.11.1973:
In Dortmund erscheint das Flugblatt des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AJZ) "Wir haben gekämpft, wir haben gesiegt, wir haben das Haus für's Jugendzentrum gekriegt!"
Daraus geht hervor, daß "wir heute um 21 Uhr das Haus Oesterholzstraße 91 mit über 400 Freunden und Mitgliedern des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum besetzt haben. Seit über einem Jahr kämpfen wir für ein freies Jugendzentrum, wo wir unsere Freizeit selbst gestalten und uns nicht von der Freizeitindustrie ausbeuten lassen wollen. Alle unsere Verhandlungen mit der Stadtverwaltung und dem Jugendamt haben nichts genützt, die Stadtverwaltung war nicht bereit, uns ein Haus und Geld zur Verfügung zu stellen. Jetzt haben wir uns das Haus für unser Jugendzentrum selbst erkämpft. Bewohner der Oesterholzstraße!

Unterstützt unseren Kampf mit Geldspenden und Lebensmitteln, unterstützt uns mit Reinigungsmitteln und alten Möbeln - denn wir wollen sofort mit der Renovierung des Hauses beginnen. Denn wir wollen ab sofort dieses Haus zu einem Treffpunkt der Dortmunder Jugend, für deutsche und ausländische Jugendliche machen. Wir werden auch eine Unterschriftensammlung für das Haus Oesterholzstraße 91 machen - unterstützt uns mit eurer Unterschrift. Für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum in der Oesterholzstraße Nr. 91!
Für das freie Jugendzentrum 'Erich Dobhardt-Haus'".
Q: Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum: Wir haben gekämpft, wir haben gesiegt, wir haben das Haus für's Jugendzentrum gekriegt, Dortmund 2.11.1973

02.11.1973:
Im Umfeld des Aktionskreises Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund wird vermutlich im Zusammenhang mit der heutigen Hausbesetzung der folgende anonyme Handzettel erstellt:
WAS WIR WISSEN MÜSSEN!!

1. Bist Du von der Polizei umstellt, und läßt sich deine Festnahme nicht verhindern, BLEIBE RUHIG! Widerstand gegen die Festnahme schafft nur sinnlose Tatbestände.

2. RUFE LAUT DEINEN NAMEN, damit die Genossen wissen, wer festgenommen wurde und den Namen an die Nummern 121013 (ESG) oder 812457 (Anwälte) weitergeben.

3. Im Polizeiwagen und später in den Zellen Zettel herumreichen auf denen alle ihre Namen mit Anschrift vermerken. Diese Zettel an die Nummern (siehe oben) weitergeben oder bei anderen linken Anwaltskollektiven abgeben.

4. KEINE AUSSAGEN ZUR SACHE MACHEN! Du mußt nur angeben: Name, Adresse, Beruf, Stand.

Auch vor dem Haftrichter mußt Du nicht mehr angeben. Kein Einkommen!

5. Keine auch scheinbar privaten Gespräche mit Polizisten führen. Keine Aussageverweigerung unterschreiben!

6. Im Polizeigewahrsam KEINEN Widerstand leisten. Gegenstände, wie Streichhölzer, Schreibgeräte usw. können, wenn sie gefunden werden, abgenommen werden.

7. Werden Gegenstände beschlagnahmt - Quittungen verlangen!

Die Beschlagnahme ist nur rechtmäßig, wenn:

a.) die Sache als Beweismittel verwendet werden sollen,

b.) Tatsachen darauf hindeuten, daß die Sachen zu einer strafbaren Handlung dienen sollten.

8. Gegen alle POLITISCHEN Maßnahmen kann SOFORT Widerspruch eingelegt werden, Maßnahmen wie z.B. Festnahme, Beschlagnahme, erkennungsdienstliche Behandlung.

9. Papier, Kugelschreiber oder Bleistift müssen zur Verfügung gestellt werden.

10. Der Grund der Festnahme muß jedem Genossen genau mitgeteilt werden.

11. Erkennungsdienstliche (ED, d.Vf.) Maßnahmen dürfen nur zur Aufdeckung einer Straftat vorgenommen werden. Darum mußt du nach dem Tatvorwurf fragen und schriftliche Beschwerde gegen diese Maßnahme zu Protokoll nehmen lassen.

12. Frage nach der Dienstnummer des Beamten, für Anzeige eventuell wichtig.

13. Bei der Festnahme muß nach Paragraph 15 PVG (Vorbeugehaft) jedem Festgenommenen Rechtsmittelbelehrung mit Begründung ausgehändigt werden.

14. Du kannst ohne Haftbefehl höchstens bis zum Ende des folgenden Tages MAXIMAL 47 STUNDEN - festgehalten werden!!

15. Grundsätzlich gilt für alle Beamten das Verbot der seelischen und körperlichen Mißhandlung, der Verletzung von Leib und Leben und deren Beschimpfung.

16. Nach deiner Entlassung SOFORT Gedächtnisprotokoll anfertigen und möglichst schnell die Nummer 121013 (Evangelische Studentengemeinde Dortmund) oder 812454 (Anwaltsbüro) anrufen.

17. MÄDCHEN! VERGESST DIE PILLE NICHT!

Einige Parolen:

Lied (Melodie: Sloop John B./Beach-Boys)
'Wir haben die Schnauze voll
und wir wollen ein Haus
wir wollen ein Haus.
Wir haben…'

'Der Jugendamtsleiter und der Rat sind ein Gangstersyndikat'

'Köster ist ein Hampelmann und Samtlebe zieht dran'

'Für ein freies Jugendzentrum'."
Q: N.N.: Was wir wissen müssen, Dortmund o.J. (1973)

03.11.1973:
Laut KJV der KJV findet in Dortmund die zweite Vollversammlung im Erich-Dobhardt-Haus statt. U.a. werden folgende Arbeitsgruppen gebildet:
- Öffentlichkeit und Information,
- Kinderarbeit,
- Malen und Siebdruck,
- Teestube,
- Mofa- und Mopedreparatur,
- Bundeswehr.
"Jede dieser Gruppen bekam einen Raum zur Verfügung und begann sofort mit den Renovierungsarbeiten. Außerdem setzten sich die Gruppen umgehend zur Erarbeitung eines inhaltlichen Arbeitsprogramms zusammen. Zusätzlich wurde eine Handwerksgruppe gebildet, die sich um notwendige Einrichtungen wie Wasser, Toiletten, Elektrizität und eine Treppe zum I. Stock kümmern wird. Sobald sich die Notwendigkeit zeigt, weitere Gruppen zu bilden, kann dies geschehen. Das wichtigste für eine weitere Arbeit wird das Funktionieren der Gruppen, die zunehmende Beteiligung aller Jugendlichen, und die solidarische Unterstützung der Bevölkerung sein".
Q: Kämpfende Jugend Agitationsheft Nr. 4, Dortmund März 1974, S. 12

03.11.1973:
Von der Ortsgruppe Dortmund der RH e.V. der KPD lag uns an den AKJZ von heute der folgende Brief vor: "
Liebe Freunde!

In Eurem Kampf um ein freies Jugendzentrum stehen wir fest auf Eurer Seite. Wir werden Euch gegen jede Unterdrückung helfen, das Haus zu halten.

Ihr nennt Euer Haus nach Erich. Das ist richtig. Er wurde kaputt gemacht in Heimen und Fürsorgeanstalten und er hat sich dagegen gewehrt, bis er von der Polizei ermordet wurde.

Ihr führt den gleichen Kampf. Aber Erich war allein, und ihr seid zusammen und werdet von Vielen unterstützt.

Deswegen wird es der SPD-Verwaltung und ihren Bullen nicht gelingen, Euch klein zu kriegen.

Wenn Ihr weitere Unterstützung von uns braucht, teilt uns das bitte mit. Wir sind Dienstag zwischen 18 und 20 Uhr in unserem Büro in der Heroldstraße 50. Das beste ist, es kommt einer von Euch auf unsere Sitzung am Mittwoch ab 20 Uhr in dem 'Südlichen Sportzentrum' (Kneipe) im Alten Mühlenweg.

Herzliche Kampfesgrüße - Rote Hilfe.

Guten Appetit. Wenn ihr mehr braucht, könnten wir Euch in der Straße und in den Nachbarhäusern sammeln helfen."
Q: RH e.V.-OG Dortmund: Liebe Freunde!, Dortmund 3.11.1973

03.11.1973:
Von heute lag uns von der Ortsleitung (OL) der Ortsaufbaugruppe (OAG) Dortmund des KBW der folgende Text von zwei Seiten DIN A4 an den AKJZ unter Verantwortung von Reinhard Wagner, Dortmund, vor: "
SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG

An den Aktionskreis Jugendzentrum, Dortmund, Erich-Dobhardt-Haus, Oesterholzstraße 91

Mit großer Freude haben wir die Besetzung des Hauses Oesterholzstraße 91 durch den Aktionskreis Jugendzentrum Dortmund aufgenommen.

Sie bedeutet einen großen Erfolg in eurem Kampf um ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Trotz der Verweigerung entsprechender Räume und Gelder durch die Stadt Dortmund habt ihr euch von euren berechtigten Interessen nicht abbringen lassen und ihre Durchsetzung in die eigene Hand genommen. Eure Initiative ist Teil der selbständigen Kämpfe der Arbeiterklasse und des Volkes für ihre politischen und wirtschaftlichen Forderungen.

Ob selbständige Streiks um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wie in diesem Jahr, ob Kampf gegen die Wohnungsnot oder gegen Berufsverbote (BV, d.Vf.), ob Hausbesetzungen oder die Bildung von Initiativen gegen Lärmbelästigung und Umweltverschmutzung, das alles hat uns immer wieder gelehrt, daß wir auf die bürgerlichen Parteien, auf die Regierungen, auf unsere sogenannten Volksvertreter in Parlamenten und Gemeinderäten nicht vertrauen konnten, weil sie unsere Interessen nicht wahr nahmen.

Sie stellten sich immer wieder auf die Seite derjenigen Klasse in unserer Gesellschaft, die ihre Herrschaft auf dem Rücken der Arbeiter und des ganzen Volkes errichtet hat.

Die Kapitalisten brauchen gefügige Arbeitskräfte, um ihren Profit zu machen. Was sie nicht wollen, sind deshalb z.B. Jugendliche, die sich über diese Tatsachen Gedanken machen und beginnen, selbständig im Interesse der Unterdrückten und Ausgebeuteten zu handeln. Sie brauchen auch keine Jugendlichen, die sich dagegen wehren, in ihrer Freizeit ausgenommen zu werden! Denn auf diesen zusätzlichen Profit verzichten die Kapitalisten niemals freiwillig.

Deswegen werden heute konsequente Jugendvertreter im Betrieb gefeuert. Deshalb sollen aber auch außerhalb des Betriebs und der Schule die Jugendlichen von staatlichen und städtischen Verwaltungen überwacht und bestimmt werden und nicht von denen, die sie benutzen.

Deswegen werden solche Zentren geschlossen oder fortschrittlichen Jugendlichen die Arbeit in solchen Zentren unmöglich gemacht. Deswegen erhielt der Aktionskreis in Dortmund keine Räume und kein Geld. Deswegen der unaufhörliche Angriff auf unser grundlegendes demokratische Recht der freien politischen und kulturellen Betätigung.

Aber die Besetzung des Erich-Dobhardt-Hauses, wie es jetzt heißt, ist nur der Anfang. Wir erklären uns solidarisch mit euren Forderungen.

Wir werden euch nach unseren Möglichkeiten dabei unterstützen jetzt das Haus tatsächlich mit Leben zu erfüllen.

Das Jugendzentrum muß jetzt zeigen, daß die Solidarität der Werktätigen mit der Besetzung gerechtfertigt war!

Das Jugendzentrum muß deshalb vor allem auch ein Zentrum junger Gewerkschafter werden, die eins sind mit dem Kampf aller Arbeiter und Werktätigen.

Nur eine breite Solidarität mit dem Kampf des Aktionskreises und die reale Möglichkeit, im Zentrum die Arbeit aufzunehmen, schützt das Erich-Dobhardt-Haus wirkungsvoll vor eventuellen Übergriffen durch die Polizei und die Stadtverwaltung.

Deshalb werden wir als ersten Schritt unverzüglich Unterschriftenlisten mit euren Forderungen auslegen und eine Geldsammlung durchführen. Wir werden darüber hinaus in unseren Betriebszeitungen und in der KOMMUNISTISCHEN VOLKSZEITUNG (KVZ, d.Vf.) über den Kampf der Dortmunder Jugendlichen berichten.

FÜR EIN JUGENDZENTRUM IN DEMOKRATISCHER SELBSTVERWALTUNG!

FÜR AUSREICHENDE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DES JUGENDZENTRUMS DURCH DIE STADTVERWALTUNG!

100 000 DM JÄHRLICH!

FÜR FREIE GEWERKSCHAFTLICHE UND POLITISCHE BETÄTIGUNG!"
Q: KBW-OAG Dortmund: Solidaritätserklärung, Dortmund 3.11.1973

03.11.1973:
Heute wird in Dortmund verabschiedet die folgende: "
SOLIDARITÄTSADRESSE SMV des Helmholtz-Gymnasiums

Die SMV des Helmholtz-Gymnasium erklärt sich solidarisch mit den über 400 Dortmunder Jugendlichen und dem Aktionskreis 'FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM' (AKJZ, d.Vf.), die am Freitag, dem 2.November 1973, ihr Recht verlangten und einen großen Schritt taten, es auch durchzusetzen.

Wir greifen auf's Schärfste die Haltung der Stadt Dortmund an, die jahrelang dem Recht und den Bedürfnissen der Jugendlichen des Dortmunder Nordens im Wege stand.

Wir unterstützen die Forderungen des Aktionskreises und der Dortmunder Jugendlichen.

FINANZIERUNG DES HAUSES OESTERHOLZSTRAßE 91 DURCH DIE STADT DORTMUND!

10 000 DM PRO JAHR ZUR DURCHFÜHRUNG DES PROGRAMMS! (RENOVIERUNG, VERANSTALTUNGEN ETC.)

Wir fordern die Stadt Dortmund auf, endlich auf die Bedürfnisse der Dortmunder Jugendlichen einzugehen und die Forderungen des Aktionskreises und der Dortmunder Jugendlichen ausnahmslos zu erfüllen!

FÜR EIN FREIES SELBSTVERWALTETES JUGENDZENTRUM IN DER OESTERHOLZSTRAßE 91!!"

Für die SMV des Helmholtz-Gymnasiums unterzeichnet der Schülersprecher.
Q: SMV des Helmholtz-Gymnasiums: Solidaritätsadresse, Dortmund 3.11.1973

03.11.1973:
Von heute liegt uns aus Dortmund von den Freunden der KPD unter den Oberschülern der folgende Text vor: "
SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG DES KOMMUNISTISCHEN OBERSCHÜLERVERBANDES (KOV) UND DER DORTMUNDER SYMPATHISANTENGRUPPE DES KOV

Der KOMMUNISTISCHE OBERSCHÜLERVERBAND (KOV) und die DORTMUNDER SYMPATHISANTENGRUPPE DES KOV erklären sich solidarisch mit dem AKTIONSKREIS FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM (AKJZ, d.Vf.)!

Wir wissen sehr genau, welche Möglichkeiten die Stadt Dortmund den Jugendlichen, besonders den Werktätigen an 'Sinnvollen Freizeitgestaltungen' zur Verfügung stellt: In Kneipen und den sogenannten Jugendpinten werden die Jugendlichen durch Alkohol, Musik und Drogen eingelullt und müssen dafür noch irrsinnig hohe Preise zahlen.

In den von der Stadt und der Kirche verwalteten Jugendheimen werden sie nicht nur eingelullt, sondern offen mit bürgerlicher Ideologie vollgestopft.

Gegen beide Formen der politischen Entmündigung und Unterdrückung müssen wir entschieden den Kampf aufnehmen.

Deshalb haben wir die Besetzung des Hauses in der Oesterholzstraße 91 als einen Kampfschritt dagegen aktiv unterstützt.

Wir werden weiterhin beim Aufbau des Freien Jugendzentrums ERICH-DOBHARDT-HAUS mitwirken.

VORWÄRTS IM AUFBAU DES FREIEN JUGENDZENTRUMS!"
Q: KOV/Dortmunder Sympathisantengruppe des KOV: Solidaritätserklärung, Dortmund 3.11.1973

05.11.1973:
Der KOV der KPD berichtet vom besetzten Dobhardt-Haus in Dortmund: "
Kürzlich trugen die Hausbesetzer ihre Forderungen in eine Ratssitzung der Stadt, natürlich wurden sie umgehend von der Polizei - samt einer im Rahmen des Sozialkundeunterrichts anwesenden Hauptschulklasse - hinausgeprügelt. Ergebnis: Die Klasse beschloß, die Hausbesetzer zu einer Diskussion an die Schule einzuladen!"

In der 'WWA' (vgl. 2.11.1973, 9.11.1973) wird vermutlich von heute berichtet: "
Nach drei Tagen sah man die ersten lachenden Gesichter. Einige Räume waren eingerichtet. Wir konnten feiern. Wir hatten Propan-Gasheizungen besorgt und aus der Nachbarschaft sechs Öfen und viele Teppiche bekommen. Wir teilten die Nacht-, Früh- und Spätschicht ein, die im Imformationsbüro Fragebögen annehmen, Unterschriften sammeln, Auskunft geben und etwas organisieren sollten. Jeder war mal dran. Wie ein Spuk verschwanden auch die MLer (KPD/ML, d.Vf.), nachdem zumindest vorläufig feststand, daß nicht geräumt wurde".
Q: Schulkampf Nr. 11, Dortmund Nov. 1973, S. 5; Wir wollen alles Nr. 10, Gaiganz Nov. 1973, S. *

05.11.1973:
In Dortmund erscheint vermutlich heute ein Flugblatt des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum "Für ein freies Jugendzentrum! Für das Erich-Dobhardt-Haus! Der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum ruft auf!"
Danach soll das am Freitag Abend "in der Oesterholzstraße 91 besetzte Haus der Treffpunkt der Dortmunder Jugend werden. Alle, die in diesem Haus arbeiten, bestimmen auch, was dort gemacht wird. dort brauchen wir keine teuren Preise wie in Diskotheken und Kneipen zu bezahlen. Wir haben im Haus mehrere Arbeitsgruppen gebildet: Musik, Malen, Basteln, Moped-Werkstatt, Tee-Stube, Kriegsdienstverweigerung (KDV, d.Vf.). Neuen Gruppen steht nichts im Wege; denn das Haus soll von der Initiative der Jugendlichen leben".
Q: Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum: Für ein freies Jugendzentrum! Für das Erich-Dobhardt-Haus! Der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum ruft auf, Dortmund o. J. (Nov. 1973)

05.11.1973:
Die Nr. 3 der Zeitung 'Jugendzentrum Erich Dobhardt-Haus' (Sebstverwaltetes Jugendzentrum, Dortmund, Oesterholzstraße 91) erscheint vermutlich in dieser Woche in Dortmund (vgl. 1.10.1973, März 1974) mit 12 Seiten DIN A 4 und einem einzigen Artikel, "Wir hatten die Schnauze voll und wollten ein Haus", in dem es u.a. heißt"
In einem freien, selbstverwalteten Jugendzentrum wird sich die Arbeit der Jugendlichen früher oder später gegen ihre Unterdrücker in Betrieb, Schule und Freizeit richten. Deshalb fordern wir: Freie politische Betätigung der Jugendlichen in den Dortmunder Jugendheimen. Auf Grund dieser negativen Erfahrungen der Jugendlichen mit den städtischen Jugendheimen gingen nun viele von uns in Diskotheken und Kneipen. Sie hofften dort Gleichaltrige zu finden, um die Vereinzelung zu überwinden …
Aus dieser katastrophalen Situation heraus bildeten im Herbst 1972 Dortmunder Jugendliche den 'Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum', in dem in Eigeninitiative und durch Selbstverwaltung die eigenen Bedürfnisse und Interessen befriedigt werden sollten. Monatelang befanden wir uns in Verhandlungen mit der Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Samtlebe sicherte uns moralische (?) Unterstützung zu. Im Laufe der Verhandlungen, bei denen es zwar immer zu verbaler moralischer Unterstützung kam, verloren viele Jugendliche die Hoffnung, auf dem Verhandlungswege etwas zu erreichen. Aus der Zerschlagung unserer Illusion entwickelte sich die Perspektive der Besetzung des Hauses, Oesterholzstraße 91".
Die Ausgabe enthält desweiteren eine Kurz-Chronik über die bisherigen Aktivitäten des AKJZ.

Die Ausgabe macht letztlich bekannt, das bisher von folgenden Gruppen und Organisationen Solidaritätserklärungen eingegangen sind:
- KJV der KPD-OG Dortmund,
- SJD - Die Falken der SPD Unterbezirk (UB) Dortmund,
- Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD,
- ESG Dortmund,
- Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW,
- SMV des Dortmunder Helmholtz-Gymnasiums,
- Evangelische Schülerarbeit in Westfalen,
- Ortsgruppe Dortmund der Roten Hilfe (spätere RHD der KPD/ML),
- Rote Garde (RG der KPD/ML) OG Dortmund,
- KPD/ML OG Dortmund,
- KOV der KPD OG Dortmund.
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 3, Dortmund Nov. 1973

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06.11.1973:
Vermutlich ab heute kommt in Dortmund eine Unterschriftenliste des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) in Umlauf, die in den nächsten Wochen wohl von über 3 000 Menschen unterschrieben wird. Die Unterschriftenliste hat eingangs den Wortlaut: "
Nach einjähriger ergebnislosen Verhandlungen mit der Stadt haben über 350 Dortmunder Jugendliche am Freitag, den 2.November, das Haus Oesterholzstraße 91 besetzt. Sie bauen hier das freie und selbstverwaltete Jugendzentrum 'Erich-Dobhardt-Haus' auf. Während der öffentlichen Stadtratssitzung am Montag wurde durch bereitstehende Polizisten die Zuschauertribüne, auch unter Einsatz von Gewalt (Schläge und Würgegriffe) geräumt, um zu verhindern, daß eine Delegation des Erich-Dobhardt-Hauses die berechtigten Forderungen weiter vortragen kann. Ich verurteile dieses Vorgehen der SPD-Stadtverwaltung und der Polizei und unterstütze die Forderungen der Dortmunder Jugendlichen. Für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum! 100 000 DM pro Jahr zur Durchführung unseres Programms! Sofortige Installation von Elektrizität und Wasser! Keinen Einsatz von Polizei gegen das Erich-Dobhardt-Haus! Freie politische Betätigung in allen Jugendheimen!"
Q: AKJZ: Unterschriftenliste, Dortmund o.J. (Nov. 1973)

07.11.1973:
Von heute liegt uns der folgende Brief an den Aktionskreis freies Jugendzentrum (AKJZ), 46 Dortmund Oesterholzstraße - Erich Dobhardt-Haus: "
Die Besetzung des Hauses in der Oesterholzstraße ist als ein Akt der 'Befreiung' von Jugendlichen hier in Dortmund zu werten.

Es wurde dadurch die Notwendigkeit und das Bedürfnis für ein Jugendzentrum, das den Bedürfnissen der Jugendlichen entspricht, untermauert und deutlich gemacht.

Wir halten die Forderung nach einem freien Jugendzentrum für wichtig und unterstützenswert.

Wir fordern in diesem Rahmen zugleich die Verantwortlichen der Stadt Dortmund auf, grundsätzlich die Möglichkeit für solch ein positv zu wertendes Projekt zu geben.

Euch rufen wir zu:

KÄMPFT WEITER FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM.

- Uli Bösebeck, stellvertr. Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken, UB Dortmund;
- Dieter Grützner - Vorsitzender d. SJ-Ringes d. SJD-Die Falken, UB Dortmund;
- Detlev Himmel - Mitglied des Bundesvorstandes d. SJD - Die Falken;
- Ulla Burchardt - Vorsitzender d. F-Ringes d. SJD-Die Falken, UB Dortmund;
- Kirsten Kuhlmann - Mitglied d. SJ-Ringes UB Dortmund, Vorstandsmitglied;
- Karsten Meyer - Mitglied d. SJ-Ringes UB Dortmund, Vorstandsmitglied;
- Karl-Heinz Hoffmann - Ortsverbandsleiter i. Westerfilde SJD - Die Falken;
- Ortsverband Hombruch der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken."
Q: SJD-Die Falken-div. Mitglieder: An den Aktionskreis freies Jugendzentrum - Erich Dobhardt-Haus, Dortmund 7.11.1973

08.11.1973:
Vom Arbeitskreis junger Gewerkschafter (AJG) des DGB Dortmund lag uns von heute zum AKJZ vor die folgende: "
SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG

Am Freitag, den 2.11.1973 besetzten mehrere hundert Jugendliche das Haus Oesterholzstraße 91, das seit zwei Jahren leersteht und verfällt.

Die Jugendlichen möchten aus diesem Haus, daß sie Erich-Dobhard-Haus nannten, ein freies Jugendzentrum machen.

Wir unterstützen diesen Kampf für ein freies Jugendzentrum in Selbstverwaltung im Norden der Stadt und halten die Forderung danach in Anbetracht des derzeitigen Freizeitangebotes für berechtigt.

Ebenfalls berechtigt ist die Forderung der Jugendlichen nach städtischer Unterstützung, nach 100 000 DM für Einrichtung, Wasser Strom und Licht!

Deswegen solidarisieren sich die hier versammelten Gewerkschafter mit dieser berechtigten Aktion und den Forderungen!

FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!

100 000 DM JÄHRLICH FÜR EINRICHTUNG, WASSER, STROM UND LICHT!"
Q: Arbeitskreis Junger Gewerkschafter des DGB in Dortmund: Solidaritätserklärung, Dortmund 8.11.1973

09.11.1973:
In der 'WWA' (vgl. 5.11.1973, 12.11.1973) wird vom durch den Dortmunder AKJZ besetzten Erich-Dobhardt-Haus berichtet: "
Am Freitag wandte sich der Pfarrer der Vincenzgemeinde an die Staatsanwaltschaft und stellte uns ein Räumungsultimatum bis Freitag 15 Uhr. In der Nacht waren Hundert Leute im Haus. Doch am nächsten Morgen erfuhren wir aus der Zeitung, daß die Bullen sich geweigert hätten, zu räumen, da wir keine Straftaten gegen Nachbarn begangen hätten."

Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) und die Zelle Hoesch Dortmund des KBW (IGM-Bereich - vgl. 14.11.1973) berichten (vgl. 12.11.1973): "
POLIZEIAKTION GEGEN JUGENDLICHE. ERICH DOBHARDT-HAUS GERÄUMT!

Seit über einer Woche hatten Jugendliche ein Abbruchhaus in der Oesterholzstraße besetzt und in ein freies Jugendzentrum verwandelt. Das Haus wurde saubergemacht und verschiedene Arbeitsgruppen bildeten sich und verschiedene Räume wurden eingerichtet. Aus der Bevölkerung waren Stühle, Tische und viele andere Sachen für das Jugendzentrum gespendet worden! Breit ist die Sympathie unter den Anwohnern der Oesterholzstraße und dem Viertel am Borsigplatz mit der Aktion der Jugendlichen. Nach der Hausbesetzung durch über 200 Jugendliche war die Solidarität so groß, daß niemand es wagte, gegen die Jugendlichen vorzugehen. Das besetzte Haus bekam den Namen Erich Dobhardt Haus. Erich Dobhardt, das war ein Jugendlicher aus dem Borsigplatzviertel, der von der Polizei auf der Flucht erschossen worden war, nachdem er ein Radio geklaut hatte und aus einem Erziehungsheim abgehauen war. Damit sollte klar gemacht werden, die jungen Lehrlinge und Arbeiter kriminalisieren anstatt für sie Möglichkeiten für Freizeit und Erholung zu schaffen.

In dem ganzen Viertel am Borsigplatz gibt es kein freies für alle Jugendlichen offenes Jugendzentrum. Deshalb haben auch zahlreiche Lehrlinge und Jungarbeiter, die hier wohnen das Erich Dobhardt-Haus aufgesucht und an den Aktionen teilgenommen.

Am Freitag, den 9. November wurde von dem nahegelegenen St. Vincensheim eine Räumungsklage bei Oberstaatsanwalt in Dortmund gestellt, bis 15. 00 Uhr das Haus zu verlassen, die Polizei würde andernfalls das Haus räumen und alle Jugendlichen wegen Hausfriedensbruch inhaftieren.

Sofort versammelten sich nach Bekanntwerden dieser Nachricht zahlreiche Leute vor dem Erich-Dobhardt-Haus, um gegen die angekündigten Polizeiaktionen zu protestieren. Doch die Polizei wagte wieder nicht, gegen die Jugendlichen vorzugehen."
Q: Roter Hoesch Arbeiter Nr. 6, Dortmund 14.11.1973, S. 3; Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973, S. 3;Wir wollen alles Nr. 10, Gaiganz Nov. 1973, S. *;ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal

jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 4
Dortmund_ML208


09.11.1973:
In Dortmund erscheint ein Flugblatt des AKJZ bzw. des Erich-Dobhardt-Hauses von einer Seite DIN A4: "
VERTEIDIGEN WIR UNSER ERICH-DOBHARDT-HAUS

Heute morgen stellte der Vorstand des Sankt Vincentheimes e.V. beim Oberstaatsanwalt in Dortmund Antrag auf Räumung des Erich-Dobhardt-Hauses in der Oesterholzstraße 91. Wenn wir das Haus nicht bis heute Freitag 15 Uhr verlassen haben, soll das Erich-Dobhardt-Haus von der Polizei geräumt werden. Alle Jugendlichen, die sich im Erich-Dobhardt-Haus nach 15 Uhr im neuen Jugendzentrum in der Oesterholzstraße 91 aufhalten, sollen wegen schweren Hausfriedensbruches angezeigt werden. Wir haben uns das Erich-Dobhardt-Haus erkämpft und wir werden es uns nicht wieder abnehmen lassen. Wir Lehrlinge, Jungarbeiter und Schüler im Norden Dortmunds brauchen ein freies, unabhängiges Jugendzentrum, wo wir unsere Freizeit nach unseren Interessen gestalten können und wo wir nicht vom Jugendamt und von der Stadtverwaltung politisch unterdrückt werden. Wir wollen keinen Erweiterungsbau des Gefängnisses für angeblich gefallene Mädchen. Kollegen und Kolleginnen, Dortmunder Bürger, unterstützt unseren Kampf für ein freies, unabhängiges Jugendzentrum in der Oesterholzstraße Nr. 91. Wir haben um 17 Uhr eine Protestkundgebung gegen den geplanten Polizeieinsatz der Stadtverwaltung gegen die Jugendlichen vor dem Erich-Dobhardt-Haus durchgeführt. Bislang hat es die Polizei nicht gewagt, im Erich-Dobhardt-Haus zu erscheinen. Sie hat bei der Protestkundgebung gesehen, daß die Werktätigen in der Oesterholzstraße genau wissen, daß sich das Jugendzentrum nicht gegen die Interessen der werktätigen Bevölkerung richtet, im Gegenteil. Wenn wir uns fest zusammenschließen, um das freie, unabhängige Jugendzentrum im Erich-Dobhardt-Haus zu verteidigen, dann wird der Angriff der Stadtverwaltung mit dem Polizeieinsatz ein Schuß ins Leere.

SOLIDARITÄT HILFT SIEGEN!

WIR FORDERN EUCH AUF, DAS JUGENDZENTRUM MIT GELD UND MATERIELL ZU UNTERSTÜTZEN!

Kommt noch heute abend ins Erich-Dobhardt-Haus und verstärkt die Nachtwachen im Jugendzentrum!

Bringt Eure Schlafsäcke mit! Wir dürfen nicht den Fehler machen, und den Angriff der Stadtverwaltung mit dem Polizeieinsatz geringschätzen.

Unterstützt die Jugendlichen vom Jugendzentrum bei der Agitproparbeit, halten wir den Angriffen der Stadtverwaltung die organisierte Solidarität der Dortmunder Bevölkerung mit dem freien Jugendzentrum entgegen!

VERTEIDIGEN WIR UNSER ERICH-DOBHARDT-HAUS!

FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!

WEG MIT DER HAUSFRIEDENSBRUCHANZEIGE!

WEG MIT DER POLIZEI VOR DEM ERICH-DOBHARDT-HAUS!"

Das Flugblatt enthält den Aufdruck 18 Uhr, was darauf schließen läßt, daß es der Protestkundgebung um 17 Uhr erstellt wurde.
Q: Erich Dobhardt-Haus: Verteidigen wir unser Erich-Dobhardt-Haus, Dortmund 9.11.1973

09.11.1973:
Von heute liegt uns aus Dortmund von der SV des Aufbaugymnasiums Brünninghausen ein Text von einer Seite DIN A4 vor: "
SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG

Wir, die auf der Schülerratssitzung der SV des Aufbaugymnasiums anwesenden Schüler, solidarisieren uns mit dem freien Jugendzentrum im Erich-Dobhardt-Haus.

Wir unterstützen die Forderung nach einem freien, selbstverwalteten Jugendzentrum, und begrüßen Eure Initiative, ein Haus zu besetzen, nachdem die Stadt Dortmund die Zurverfügungstellung eines Hauses nach fast einjährigen Verhandlungen abgelehnt hat.

Ein freies, selbstverwaltetes Jugendzentrum ist ein Stützpunkt der Jugendlichen, gegen die kapitalistische Freizeitindustrie und die Kontrolle und Bevormundung ihrer Freizeit durch die Behörde der Stadt.

In diesem Jugendzentrum haben die Jugendlichen Gelegenheit, zum kollektiven Zusammenkommen und kollektiver Freizeitgestaltung nach ihren eigenen Vorstellungen.

Wir fordern:

Zahlung von 100 000 DM pro Jahr von der Stadt - zur Unterhaltung und Gestaltung eines freien Jugendzentrums - ohne Auflagen!

Sofortiger Anschluß von Strom und Wasser im Erich-Dobhardt-Haus!

Kein Polizeieinsatz gegen das freie Jugendzentrum!

Für freie politische Betätigung in allen Jugendheimen!"

Die Erklärung ist von dem Schülersprecher der SV des Aufbaugymnasiums unleserlich unterzeichnet.
Q: SV Aufbaugymnasium Brünninghausen: Solidaritätserklärung, Dortmund 9.11.1973

Erich Dobhardt-Haus: Kein Polizeieinsatz gegen das Erich-Dobhardt-Haus! Weg mit der Hausfriedensbruchanzeige, Dortmund 10.11.1973

12.11.1973:
In Dortmund wird, laut KJV der KPD, das vom Aktionskreis für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum (AKJZ - vgl. 10.11.1973, 13.11.1973) besetzte Haus Oesterholzstr.91 von der Polizei geräumt, woraufhin 250 Jugendliche nach einer Demonstration das Haus Borsigstr.3 besetzen, welches aber noch am gleichen Tage ebenfalls geräumt wird.

Der KOV der KPD berichtet: "
Polizei und Jugendamt - Gegen die Jugend Hand in Hand

11 Tage gehörte dieses Haus der Dortmunder Jugend, die Renovierung war schon fortgeschritten, es gab gute Kontakte zur Bevölkerung der Dortmunder Nordstadt, ein Kinderfest wurde gerade geplant.

Da kam am 12.11. vormittags die Polizei angerückt, räumte das Haus und verhaftete 9 Jugendliche. Noch am gleichen Tag war eine spontane Demonstration: 500 jugendliche marschierten durch Dortmund. Als der Zug vor einem leerstehenden Haus (5 Min von der Oesterholzstraße entfernt) ankam, wurde dieses - als Antwort auf den Bulleneinsatz - besetzt.

Diesmal war die Polizei schneller: Nach 3 Stunden wurde auch dieses Haus mit einer Hundestaffel geräumt, wieder 10 Jugendliche verhaftet, der Rest auf die Straße geworfen. (- Jetzt lassen ängstliche Hausbesitzer in der Nordstadt ihre leerstehenden Häuser zumauern!)"

Berichtet wird auch durch die Ortsleitung Dortmund des KOV der KPD (vgl. 29.4.1974).

Laut KPD wurde "am 12. 11. das vom Aktionskreis freies Jugendzentrum besetzte Haus in der Oesterholzstraße von Polizeieinheiten geräumt. Neun Jugendliche wurden festgenommen und die Polizisten gingen unverzüglich daran, Fenster und Türen zu zertrümmern und die von den Jugendlichen frisch verputzten Wandstücke abzuhacken. Anschließend wurden Fenster und Türen zugemauert. Am Nachmittag des gleichen Tages demonstrierten über 250 Jugendliche und besetzten anschließend das Haus Borsigstraße 3. Über 200 Polizisten mit Hundestaffeln zogen auf und vertrieben die Jugendlichen auch von dort. Sofort nach Bekanntwerden der zweiten Räumung unterstützten auch in der Borsigstraße die Anwohner die Jugendlichen mit Einrichtungsgegenständen und erklärten ihre Solidarität".

Laut den morgigen 'Ruhrnachrichten' "wurden gestern mittag nach rund 250 Stunden 'Besatzungszeit' die Jugendlichen im Haus Oesterholzstraße 91 von der Polizei vor die Tür gesetzt. Rund sechs Stunden später - gegen 18 Uhr 15 - besetzten knapp 100 Jugendliche das Haus Borsigstraße 3, nur ca. 300 m von dem ersten besetzten Haus entfernt. Eine Hundertschaft der Polizei ging am Borsigplatz 'in Stellung', griff jedoch nicht ein".
Das Gebäude soll, laut 'Ruhrnachrichten', "bis vor kurzem der Hoesch-AG gehört haben und ist von dieser angeblich verkauft worden".

Von der KPD/ML heißt es im 'Roten Morgen' (RM) u.a.: "
Eine Woche lang blieb das Haus besetzt. Dann zeigte sich, daß auch die Kirche nicht anders reagiert, als jeder beliebige Kapitalist, wenn er sein Eigentum bedroht sieht: Sie ließ die Polizei rufen. Zwei Hundertschaften stürmten das Haus, verhafteten 9 Jugendliche und begannen sofort, Türen und Fenster zu vermauern. Die Abwiegelungspolitik des KBW und der Gruppe Rote-Fahne (KPD, d.Vf.), die unter der Parole antrat 'Kampf der Ausbeutung durch die Freizeitindustrie' taten das ihre dazu, daß die Jugendlichen von diesem Polizeiüberfall ziemlich überrascht waren und sich kaum zur Wehr setzten. Empört über diese Polizeiaktion versammelten sich am gleichen Nachmittag etwa 700 Jugendliche des Viertels zu einer Kundgebung. Sie beschlossen zu zeigen, daß ihr Kampf um ein Jugendzentrum nicht zu Ende ist. Gemeinsam besetzten sie ein zweites Haus, das nur wenige Meter neben dem ersten ebenfalls leersteht. Auch hier trat sofort die Polizei des bürgerlichen Staates in Aktion: Mit Knüppeln und scharfen Hunden wurde auch dieses Haus geräumt, mehrere Jugendliche verhaftet. Aber der Kampf geht weiter! Viele Jugendlichen im Borsigviertel haben während dieser Aktion gelernt, daß es nicht genügt, einfach Häuser zu besetzen, sondern daß sie sich gegen die kapitalistische Staatsmacht organisieren müssen. Einige nahmen Kontakt zur ROTEN GARDE (RG, d.Vf.) auf, um ihren Kampf geschlossener und konsequenter führen zu können".

An der PH Dortmund (vgl. 22.11.1973) berichtet der AKJZ (vgl. 2.11.1973, 17.11.1973): "
Doch dieser Staat will solche Initiativen der Jugend unterbinden. Während der elf Tage, die wir unser Haus besetzt hielten, mauschelten das Innenministerium in Düsseldorf, die Stadt und die juristischen Besitzer des Hauses, das Vincentheim, wie sie das Haus räumen können. Schließlich bekamen wir die Räumungsklage. Drei Tage später wurde es früh morgens geräumt und zugemauert. Dabei wurden neun von uns verhaftet.

Wir machten weiter. Am gleichen Tag demonstrierten wir, 600 Mann stark, zum Borsigplatz und besetzten wieder ein Haus. Gegen 23 Uhr wurde es unter Anwendung von hunderten von Bullen, ausgerüstet mit Helmen und Stöcken und Hunden geräumt. Diesmal wurden elf verhaftet.

So geht dieser Staat gegen uns vor. Sie lassen Häuser verkommen und diejenigen, welche sie renovieren und für die Interessen der Mehrheit einrichten, werden gejagt wie Schwerverbrecher. Wir sind der Meinung, daß die Stadt und Privatbesitzer von Häusern mit diesen nicht machen können, was sie wollen. Die Häuser gehören der arbeitenden Bevölkerung."

In der 'WWA' (vgl. 9.11.1973, 13.11.1973) wurde von der Weigerung der Polizei zu räumen berichtet: "
Dies erwies sich als Trick. Denn drei Tage später, am Montag, den 12.11.1973 um 11 Uhr 15 kamen sie mit Hunden und Knüppeln und nahmen die neun im Haus anwesenden Leute fest …

Wir riefen zu einer Protestdemonstration vier Stunden später auf, die von allen linken Gruppen in Dortmund und Bochum mitpropagiert wurde. Um 17 Uhr versammelten sich 700 Jugendliche in der Stadtmitte. Wir zogen mit Parolen wie 'Bullen raus aus dem Dobhardt-Haus' in die Richtung des geräumten Hauses. Die Bullen hatten die Straße abgesperrt und erwarteten uns. Doch etwa 200 Meter vor der Sperre stand eine leerstehende Villa und wieder jemand mit einer Axt. Dieses Haus war schöner als das erste Erich-Dobhardt-Haus. Der Einsatzleiter kam bei strömendem Regen hemdsärmelig vors Haus, beorderte die Bullen davor, ließ sie jedoch nicht eingreifen. In den Regionalnachrichten wurde bekanntgegeben, daß der Hauseigentümer nicht bekannt sei. Doch schon zwei Stunden später traf er ein und kurz danach wurde das Haus geräumt. Dabei wurden drei Hunde ohne Maulkorb eingesetzt, die mehrere Leute bissen. Elf von uns wurden verhaftet, doch alle bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Am nächsten Morgen wurde auch dieses Haus zugemauert. Der Kampf geht weiter. … Wenn wir von der Stadt jetzt kein Haus bekommen, werden wir uns wieder eins nehmen. Wir schaffen 1, 2, 3 viele Erich-Dobhardt-Häuser".
Als Kontakt zum AKJZ wird Uli Schott angegeben. (**ist Artikel tatsächlich vom AKJZ?)

Laut ZDL beim Diak. Werk wird morgens von der Polizei das besetzte Haus in der Oesterholzstraße geräumt. Dabei kommt es zu "9 Festnahmen, Beschlagnahmung aller Einrichtungen, Zumauern des Hauses". Abends findet in Dortmund eine Demonstration von ca. 800 Menschen statt. Die Demonstranten besetzten im Zuge dieser Demonstration ein Haus in der Bornstraße 67. Das Haus wird von der Polizei "mit brutaler Polizeigewalt, ohne Gegenwehr der Besetzer geräumt", es kommt zu weiteren 15 Festnahmen.

Laut morgiger 'WAZ' "existiert das 'freie Jugendzentrum' im Haus Oesterholzstraße 91 nicht mehr. Fenster und Türen sind zugemauert, die Spruchbänder von der Hausfront abgerissen. Aber kaum 200 Meter von dem gestern um 11 Uhr 15 polizeilich geräumten Haus krachten gestern die Äxte gegen die Tür des leerstehenden Hauses Borsigstraße 67. Geschwungen von den aus ihrem Domizil neben dem Vincenzheim vertriebenen Hausbesetzern.

Vorausgegangen war diesem erneuten Türensturm eine Demonstration von etwa 500 Jugendlichen von der Reinoldikirche über die Bornstraße zum Borsigplatz. Einige Stunden später verhalf die Polizei den Jugendlichen erneut zum Stellungswechsel. Gegen 22 Uhr wurde auch das neue Quartier geräumt. Die Polizei nahm 10 Personen vorübergehend in Gewahrsam".

Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) und die Zelle Hoesch Dortmund des KBW (IGM-Bereich - vgl. 14.11.1973) berichten (vgl. 9.11.1973): "
Am Montag, den 12.11. um 11, 15 Uhr stürmte die Polizei schließlich doch das Haus. Neun Jugendliche wurden verhaftet und unter Polizeibewachung wurde das Haus zugemauert.

Am gleichen Tag fanden sich ca. 450 Jugendliche zu einer Protestdemonstration durch die Innenstadt und den Dortmunder Norden zusammen. Anschließend besetzten sie ein Haus in der Nähe des Borsigplatzes, daß der Hoesch-AG gehört und auch seit längerem leersteht.

Die Jugendlichen gaben nicht auf: Am Montagnachmittag wurden sie von der Polizei aus ihrem ersten Haus vertrieben. Am gleichen Abend besetzten sie ein neues. Sie sind jetzt fest entschlossen, ihre Zeit nicht länger in Kneipen zu vergammeln und ihr weniges Geld in teuren Diskotheken zu lassen. Sie wollen ihre Zeit gemeinsam und sinnvoll gestalten." In der 'KVZ' (vgl. 22.11.1973) waren es rund 600 Demonstranten.

Laut KPD/ML (vgl. 3.12.1973) empört sich u.a. ihre Anhängerin, die Lehrerin Gisela Herzog über das Vorgehen der Polizei und wird daraufhin mit dem Berufsverbot (BV) bedroht.
Q: Roter Hoesch Arbeiter Nr. 6, Dortmund 14.11.1973, S. 3; Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973;KPD/ML, RG und KSB/ML Dortmund: Nieder mit dem Haus-Voss-Prozeß! Freispruch für G. Herzog und W. Bartels, Dortmund o.J. (1973);Westfälische Allgemeine Zeitung-Lokalteil Dortmund, Esse* 13.11.1973;ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 4;Wir wollen alles Nr. 10, Gaiganz Nov. 1973, S. *;Roter Morgen Nr. 46, Dortmund 24.11.1973, S. 8;Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 13.11.1973;Schulkampf Nr. 12, Dortmund Dez. 1973, S. 4;Rote Presse Korrespondenz Nr. 37, Berlin *** 1973, S. 3ff;Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973, S. *;KOV-OL Dortmund: Mitschüler!, Dortmund o.J. (Apr. 1974), S. 2;Kommunistische Volkszeitung Nr. 7, Mannheim 22.11.1973, S. 10;DOS Nr. 24, Dortmund 22.11.1973, S. 16f

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KOV_Schulkampf427

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KVZ1973_07_19

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12.11.1973:
In Dortmund erscheint ein Flugblatt des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum "Heute morgen, 11 Uhr 15, wurde das Erich-Dobhardt-Haus von der Polizei geräumt!! 9 Jugendliche wurden verhaftet!".
U. a. wird ausgeführt: "
Heute um 11 Uhr 15 kamen mit mehreren Mannschaftswagen, Polizeihunden und den allzeit anwesenden zivilen Spitzeln auch Bautrupps und ein Lastwagen der Firma DACO, die mit der Zerstörung des Hauses (Zerstörung der Ladenfenster und Eingangstüren) begannen, nachdem das 14. Kommissariat (Politische Polizei) unsere Zeitungen, Plakate und Teile der Einrichtung beschlagnahmt hatte. 9 Jugendliche wurden verhaftet! Der Pfarrer der Vincenzgemeinde erklärte gegen 12 Uhr einer Delegation von uns, daß wir das Vincenzheim in unserer Zeitung Nr. 2 (vgl. **.**.1973, d.Vf.) diffamiert hätten und die Arbeit im Heim, in dem 140 Mädchen gefangen gehalten werden, unmöglich geworden wäre. Wir erklären hiermit, daß wir die Abtei des Vincenzheimes während der Besetzung bewußt nicht angegriffen haben, obwohl wir die Methoden der Fürsorgeerziehung zutiefst verabscheuen. Erich Dobhardt ist ein Opfer dieser Fürsorgeerziehung und wurde von der Polizei ermordet. Dafür wurde kein Polizeibeamter belangt. Wir wollen diese Morde verhindern und werden dafür verhaftet. Sofortige Freilassung der 9 verhafteten Jugendlichen! Gegen die Kriminalisierung durch Jugendamt, Kirche und Polizei! Für ein freies Jugendzentrum in Selbstverwaltung".
Den Druck des Flugblatts besorgte der AStA der Pädagogischen Hochschule (PH) in Dortmund.
Q: Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum: Heute morgen, 11.15 Uhr, wurde das Erich-Dobhardt-Haus von der Polizei geräumt!! 9 Jugendliche wurden verhaftet!, Dortmund 12.11.1973

12.11.1973:
In Dortmund erscheint ein Flugblatt der GIM "Polizeieinsatz gegen das freie Jugendzentrum".
Danach wurde "heute morgen gegen 11 Uhr 15 das von Jugendlichen besetzte Haus in der Oesterholzstraße 91 von der Polizei geräumt. 9 Jugendliche wurden bei dem Polizeieinsatz verhaftet …!"
Weiter wird ausgeführt: "
Mit diesen Maßnahmen zeigt der Staatsapparat einmal mehr, daß er versucht, jede fortschrittliche Bewegung unter Arbeitern, Lehrlingen, Schülern und Studenten zu unterdrücken. Die unter dem Vorwand der Verfolgung der 'Roten Armee Fraktion' (Baader-Meinhof-Gruppe) (RAF, d.Vf.) eingeleitete Aufrüstung und Militarisierung der Polizei zeigt immer deutlicher, daß es dabei nicht um die Verfolgung einer kleinen Anarchistengruppe ging, sondern um den Einsatz dieses Apparates gegen fortschrittliche Massenbewegungen geht. Die brutalen Einsätze der Polizei gegen streikende Arbeiter bei Ford in Köln (IGM-Bereich - 2*.8.1973, d.Vf.), die Besetzung der Heidelberger (vgl. 6.11.197*, d.Vf.) und Freiburger Uni (vgl. **.**.197*, d.Vf.) durch die Polizei sprechen eine klare Sprache. Auch Dortmund ist nicht gerade arm an Beispielen massiver Polizeieinsätze! Die brutale Auflösung der Demonstration gegen die Demonstrationsverbote am 18. Mai 1973 dürften noch vielen Dortmunder in Erinnerung haben. Diesen Maßnahmen des Staatsapparates gilt es eine breite Solidarität entgegegenzusetzen! Beteiligt euch an der Demonstration 17 Uhr Reinoldikirche! Schluß mit dem Polizeiterror! Sofortige Freilassung der inhaftierten Jugendlichen! Raus mit der Polizei aus dem Erich-Dobhardt-Haus! Für ein freies Jugendheim in Selbstverwaltung! Gegen Repression ? Gemeinsame Aktion …!"
Verantwortlich für das Flugblatt und Kontaktadresse ist H. Schink, Dortmund.
Q: GIM: Polizeieinsatz gegen das freie Jugendzentrum, Dortmund 12.11.1973

12.11.1973:
Es erscheint ein Flugblatt der Ortsgruppe Dortmund der Roten Garde (RG der KPD/ML) "Unter Bullenaufsicht - Dobhardt-Haus wird zugemauert".
Danach überfiel "heute vormittag um 11 Uhr die Polizei das Erich-Dobhardt-Haus, und verhaftete die anwesenden 9 Jugendlichen. Bis heute mittag waren sie immer noch in Haft! EIN SCHLAG GEGEN UNS ALLE!
Das Erich-Dobhardt-Haus wurde von 300 Jugendlichen am Freitag vor einer Woche besetzt. Damit kämpften die Lehrlinge, Schüler und Studenten gegen die Staatskontrolle der gesamten städtischen Jugendheime in Dortmund. Und genau das wollten Stadtverwaltung und ihre Polizeischergen verhindern. Deshalb wartete bereits seit Anfang der Besetzung ein ganzes Polizeikommando, ausgerüstet mit Ketten, Helmen usw., im anliegenden Vincenzheim der katholischen Kirche auf den Knüppeleinsatz, um die Jugendlichen zu vertreiben. Und die Kirche hatte nichts anderes zu tun, als diesen Knüppelgarden ein warmes Plätzchen und das Dach über den Kopf großmütig zu übergeben.

KAMPF DEM BUND VON KAPITALISTISCHEM STAAT, SEINER POLIZEI UND DER KIRCHE!

Was sind Lehren von heute?
Wir haben heute erlebt, daß die Polizei und deren Auftraggeber nicht davor zurückschrecken den Kampf der Bevölkerung mit allen Mitteln zu unterdrücken. Sie schrecken vor keiner Art von Gewalt zurück. Die einzige Konsequenz, die wir daraus ziehen müssen, ist, vor dieser reaktionären Gewalt nicht zu kapitulieren, sondern mit der revolutionären Gewalt unsere Rechte zu verteidigen.

DER REAKTION DIE FAUST INS GESICHT!

Nun steht die Frage vor jedem Dortmunder Jugendlichen: 'Willst du für deine Forderung kämpfen, oder stehst du auf der Seite der Schönredner und Pazifisten, die unseren konsequenten Kampf untergraben?'

Es muß uns klarwerden, daß der bürgerliche Staat uns nichts schenkt, sondern nur, indem wir uns fest zusammenschließen, werden wir ihm etwas abringen können. Aber das wird und kann in diesem System für uns keinen Freiraum bedeuten, fern von aller kapitalistischer Unterdrückung, so etwas gibt es hier nicht. Den Kampf für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum zu führen, bedeutet für uns ein Forum zu schaffen, in dem wir die Lehrlinge, Schüler und Studenten politisch aufklären, so zusammenschließen gegen diesen Staat um weiter vorwärts zu marschieren. Die endgültige Änderung der Lage der Jugendlichen werden wir nur durch den Sturz dieses Staates durch die bewaffnete Revolution hin zum Aufbau des Sozialismus schaffen. Die Lage der Jugendlichen in der VR China und Albanien sind uns hierfür ein leuchtendes Beispiel. Für dieses Ziel kämpft die Rote Garde. Auf der Veranstaltung der KPD/ML am 23.11. könnt ihr euch über die Erfolge und den Aufbau des Sozialismus in Albanien informieren. Kommt zu dieser Veranstaltung und kämpft mit uns für den endgültigen Sieg der arbeitenden Klasse".
Q: RG-OG Dortmund: Unter Bullenaufsicht - Dobhardt Haus wird zugemauert, Dortmund

o.J. (12.11.1973)

12.11.1973:
Ein Flugblatt der KBW-Ortsaufbaugruppe Dortmund erscheint unter Verantwortung von Reinhart Wagner, 46 Dortmund, Uhlandstraße 82, Telef. 831313: "
GEMEINSAMER PROTEST! POLIZETION GEGEN JUGENDLICHE!
ERICH DOBHARDT-HAUS GERÄUMT! 9 JUGENDLICHE VERHAFTET!

Heute, Montag um 11 Uhr 15 stürmte die Polizei das freie Jugendzentrum, das Erich-Dobhardt-Haus in der Oesterholzstraße. Neun Jugendliche wurden verhaftet. Unter Polizeibewachung wird das Haus gegenwärtig zugemauert. Das Haus in der Oesterholzstraße 91 wurde von Dortmunder Jugendlichen am 2. November besetzt, nachdem die Stadt über ein Jahr lang die berechtigten Forderungen nach einem freien, selbstverwalteten Jugendzentrum in den Wind geschlagen hatte. Kein Versuch wurde unterlassen, von der Stadt über eine Vereinbarung Haus und Geld zum Unterhalt eines Jugendzentrums zu bekommen, aber alle Bemühungen wurden von Seiten des Oberbürgermeisters und der Stadtverwaltung mit unglaublicher Arroganz behandelt. Die Besetzung des leerstehenden Hauses blieb als einziger Ausweg. Die Jugendlichen wurden von der Nachbarschaft und auch sonst von vielen Dortmundern mit Möbeln, Hilfeleistungen und mittlerweile 500 DM Spenden unterstützt. Das Haus wurde bewohnbar gemacht, renoviert und eingerichtet. Die Dortmunder Polizei erklärte, daß man nicht beabsichtigte, das Haus zu räumen. Nachdem die kath. Vincenzgemeinde trotz der Unterstützung, die das Projekt des freien Jugendzentrums in der Bevölkerung erhalten hatte, Räumungsklage stellte, wurde heute die 'Räumung vollzogen'. Das Haus ist nach Erich-Dobhardt benannt, der bei einem Verkehrsdelikt von der Polizei erschossen worden ist. Der verantwortliche Polizist ist bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Für die Einrichtung und Renovierung eines leerstehenden Hauses sind heute morgen neun Jugendliche verhaftet worden!

KOMMT ALLE UM 17 UHR ZUM GEMEINSAMEN PROTEST ZUR REINOLDIKIRCHE!
SOFORTIGE FREILASSUNG DER VERHAFTETEN!
SCHLUß MIT DEM POLIZEITERROR!
FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM DER JUGENDLICHEN DER NORDSTADT!"
Q: KBW-OAG Dortmund: Gemeinsamer Protest! Polizeiaktion gegen Jugendliche. Erich-Dobhardt-Haus geräumt! 9 Jugendliche verhaftet, Dortmund 12.11.1973

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13.11.1973:
In Dortmund erscheint das Flugblatt des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ), "Der Kampf um das Erich-Dobhardt-Haus geht weiter". Danach wurde "gestern abend das Haus Borsigstraße 67, das wir zuvor besetzt hatten mit 700 Dortmunder Jugendlichen, durch brutalen Polizeieinsatz geräumt. Die Besetzung des Hauses Borsigstraße 67 war unsere Antwort auf die Räumung des ersten freien Dortmunder Jugendzentrums in der Oesterholzstraße 91 durch die Polizei. Unsere mühsame Aufbauarbeit (wir säuberten und renovierten das Haus) wurde von den Bullen zerschlagen. Die Fenster wurden zugemauert, die Einrichtungen zerstört bzw. beschlagnahmt. Der Polizeieinsatz ist die Bankrotterklärung der Jugendpolitik in dieser Stadt. Die Polizei hat bis jetzt jeden Aufbau für ein freies Jugendzentrum zerstört.

Der gestrige Tag zeigte uns erneut, daß wir verstärkt den Kampf um die Durchsetzung unserer Interessen aufgenommen haben. Wieder einmal bewies der äußerst brutale Polizeieinsatz (es wurden 11 Jugendliche verhaftet und mit scharfen Polizeihunden bewacht), daß die Stadtverwaltung dieser SPD regierten Stadt sich einen Dreck um die Bedürfnisse der Jugendlichen kümmert. Sind diese selbstgefälligen Herren nur dazu da, uns die Polizei auf den Hals zu hetzen, wenn wir sie mit unseren berechtigten Forderungen konfrontieren?

Wir haben die beiden Häuser besetzt, weil wir bei langen Verhandlungen mit der Stadt immer wieder die Erfahrung machten, daß die Stadt nicht bereit ist, uns ein Haus zur Verfügung zu stellen. Wir lassen uns unsere Rechte nicht nehmen! Kommt zu den Treffs des Aktionskreises jeden Dienstag um 19 Uhr im Fritz-Henßler-Haus (FHH, d.Vf.). Am Samstag, den 17.11.1973 findet in Dortmund um 12 Uhr 30 ab Alter Markt eine regionale Solidaritätsdemonstration statt, auf der Vertreter von Jugendzentrumsinitiativen anderer Städte sprechen werden.

FÜR EIN FREIES UND SELBSTVERWALTETES JUGENDZENTRUM!
100 000 DM PRO JAHR FÜR DIE ARBEIT IN DIESEM JUGENDZENTRUM!
WEG MIT DEM POLIZEIEINSATZ GEGEN DEN AKTIONSKREIS"
Q: AKJZ: Der Kampf um das Erich-Dobhardt-Haus geht weiter, Dortmund o.J.(13.11.1973)

13.11.1973:
Von heute liegt uns das folgende Schreiben des Dortmunder Jugendrings - Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände zum AKJZ bzw. dem Erich-Dobhardt-Haus vor: "
Betr. Freies Jugendzentrum.

Der Vorstand des Dortmunder Jugendrings hat mehrfach versucht, mit dem 'Aktionskreis Freies Jugendzentrum' vor der Hausbesetzung Kontakt aufzunehmen.

Der Aktionskreis reagierte auf dieses Gesprächsangebot nicht. Unmittelbar nach der Besetzung des Hauses Oesterholzstraße 91 war eine erste Kontaktaufnahme zwischen Vertretern des Aktionskreises und des Dortmunder Jugendrings möglich.

Auch mit Vertretern des Vincensheimes wurden Gespräche geführt.

In den Gesprächen zwischen Vertretern des Aktionskreises und des Dortmunder Jugendrings wurde von unserer Seite mehrfach betont:

a.) Die widerrechtliche Besetzung von Häusern wird von uns abgelehnt.

b.) Die besondere Lage und Situation des Vincentheimes sollte bei allen Aktionen und Maßnahmen berücksichtigt werden, damit die Unruhe innerhalb des Heimes nicht vergrößert wird.

c.) auf gewaltsamen Widerstand gegenüber der Polizei sollte bei einer eventuellen Räumung des Hauses unter allen Umständen verzichtet werden.

d.) Die Errichtung eines Freien Jugendzentrums, unter legalen Bedingungen wird von uns unterstützt.

e.) Der Dortmunder Jugendring wird im Rahmen seiner Mittel und Möglichkeiten, die Realisierung eines Freien Jugendzentrums unterstützen.

Der geschäftsführende Ausschuß des Dortmunder Jugendrings hat sich auf seiner Sitzung am 5.November 1973 in diesem Sinne mit der Situation des Aktionskreises befaßt.

In der Vollversammlung des Aktionskreises wurden die obengenannten Punkte diskutiert.

Mitglieder des Vorstandes des Dortmunder Jugendrings sind in ständigem Kontakt mit dem Aktionskreis.

Die Vertreter des Dortmunder Jugendrings stellen an die Mitglieder des Jugendwohlfahrtausschusses der Stadt Dortmund nachfolgende Fragen und Bitten um Beantwortung:

1. Welche grundsätzliche Meinung nimmt der JWA gegenüber der Errichtung eines Freien Jugendzentrums in Dortmund ein?

2. Welche Schritte sind notwendig, um die Errichtung eines Freien Jugendzentrums zu ermöglichen?

3. Ist der JWA bereit, den Rat der Stadt Dortmund um Bereitstellung eines geeigneten Hauses und um Finanzmittel zur Unterhaltung des Hauses zu bitten?

4. Ist die Verwaltung des Jugendamtes bereit, die Mitglieder des Aktionskreises Freies Jugendzentrum bei der Legalisierung und Verwirklichung des Projekts zu beraten und zu unterstützen?"
Q: Dortmunder Jugendring - Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände: Betr.: Freies Jugendzentrum, Dortmund 13.11.1973

13.11.1973:
Von der GIM-OG Dortmund erscheint vermutlich heute oder in den nächsten Tagen das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von H. Schink, 46 Dortmund, : "Mittelstraße 5.
WEITER FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!

EIN FREIES, SELBSTVERWALTETES JUGENDZENTRUM IST FÜR DIE DORTMUNDER JUGENDLICHEN EINE DRINGENDE NOTWENDIGKEIT

Warum?

Es gibt in Dortmund praktisch keine Möglichkeit, die Dinge zu tun und schon gar nicht in Selbstbestimmung und Selbstverantwortlichkeit zu regeln, die man gerne tun will.

Jeder weiß, es gibt für die Kinder viel zu wenig Kindergärten und Spielplätze und für die Jugendlichen gibt es zu wenige Jugendhäuser (in Dortmund insgesamt nur 15), und wo es sie gibt, ist die Möglichkeit, auf das, was dort getan wird und getan werden kann Einfluß zu nehmen, gering.

In Kneipen und Diskotheken kommt es den Inhabern nur darauf an, den Jugendlichen das Geld aus der Tasche zu ziehen. die Jugendlichen sollen dabei wieder 'fit' gemacht werden für den neuen Einsatz in der Tretmühle von Ausbildung und Beruf.

Nirgends gibt es Raum und Möglichkeit, die Freizeit nach den Neigungen und Interessen zu gestalten - andere Interessen stehen im Vordergrund. Auch die Stadtverwaltung, an die sich seit über einem Jahr Jugendliche, die sich im 'Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum' (AKJZ, d.Vf.) zusammenschlossen, gewendet hatten, verweigerte jede Unterstützung. Die Forderung nach Übergabe eines der leerstehenden Häuser, die in Dortmund sehr zahlreich sind, an die Jugendlichen und einen finanziellen Zuschuß für die Einrichtung und Unterhaltung des Hauses, wurden nie ernsthaft behandelt und schlicht abgelehnt.

ES BLEIBT NUR DER WEG ZUR SELBSTHILFE!

Da weder die privaten Wirtschaftsbetriebe, noch die öffentlichen Institutionen bereit und in der Lage waren, den Interessen der Jugendlichen gerecht zu werden, blieb nur die Frage der Selbsthilfe.

Am Freitag, den 2.11.1973 wurde das schon lange leerstehende Haus Oesterholzstraße 91 von rund 300 Jugendlichen und unter großer Anteilnahme der Anwohner besetzt. In der folgenden Zeit wurde das Haus unter Mithilfe von Anwohnern und Hoesch-Arbeitern )IGM-Bereich, d.Vf.) so gut es ging her- und eingerichtet.

Das Haus befand sich leider in sehr schlechtem Zustand - eine Treppe fehlte und die Elektro- und Wasserleitung, sowie die sanitären Anlagen waren nicht intakt.

Trotzdem nahmen eine Teestube, eine Arbeitsgemeinschaft zur Kinderbetreuung und verschiedene andere Arbeitskreise ihre Arbeit auf, ein Kinderfest war geplant.

Diese Hausbesetzung war voll und ganz berechtigt, denn

1. hatte die Stadtverwaltung sich bisher in arroganter Art und Weise einen Dreck um die Forderungen des Aktionskreises geschert und

2. trug sie dazu bei, daß die Forderung nach einem freien, selbstverwalteten Jugendzentrum einem breiten Kreis der Bevölkerung bekannt gemacht wurde.

Die Solidaritätsadressen und die zahlreichen Beispiele praktischer Unterstützung, nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von Eltern und Kollegen zeigten, daß die Sympathien für den Kampf um ein freies Jugendzentrum immer größer wurden.

EIN HAUS ZU KRIEGEN IST NICHT SCHWER; EIN HAUS ZU HALTEN ABER SEHR!

Genau diese Sympathie und solidarische Unterstützung der Bevölkerung ist Grundlage auf die sich die Erkämpfung und vor allem die Aufrechterhaltung eines freien Jugendzentrums stützen muß. Denn, daß die Polizei das Haus in der Oesterholzstraße über kurz oder lang angreifen würde, damit mußte gerechnet werden.

Am Montag Morgen rückte sie dann auch an, räumte das Haus, zerstörte Einrichtungsgegenstände, verhaftete neun Jugendliche und ließ das Haus zumauern.

Die noch am gleichen Abend erfolgte Besetzung des Hauses Borsigstraße 63 (das noch in derselben Nacht von der Polizei geräumt wurde) war dann auch mehr ein Akt des spontanen Protestes, als ein Schritt vorwärts.

Durch das Vorgehen der Polizei wird deutlich, daß die Stadt nicht nur keine Unterstützung für die Versuche der Jugendlichen, ihre Freizeit nach ihren Bedürfnissen und Neigungen zu gestalten, gibt, sondern, daß diese Versuche sogar brutal unterdrückt werden.

GEGEN DIE UNTERDRÜCKUNG UNSERER INTERESSEN UND BEDÜRFNISSE HILFT NUR SOLIDARITÄT!

Im Interesse an einem Jugendzentrum treffen sich die Bedürfnisse der Jugendlichen, wie die der Eltern. Die Jugendlichen wollen ihre Freizeit selbst nach ihren Neigungen sinnvoll gestalten, und die Eltern haben das Interesse, daß die Kinder die Möglichkeit haben, unter vernünftigen Bedingungen sich in ihrer Freizeit sinnvoll zu beschäftigen. An dieser Möglichkeit herrscht in ganz Dortmund Mangel und auch in manchen
Stadtgebieten gibt es sie gar nicht.

Deswegen ist der Kampf um ein freies Jugendzentrum im gemeinsamen Interesse von Eltern und Jugendlichen.

Um das Ziel eines freien, selbstverwalteten Jugendzentrums erreichen zu können, bedarf es in Zukunft auch der Unterstützung der DGB-Gewerkschaften und ihrer Jugendgruppen, da gerade auch die Lehrlinge, mit deren Einkommen sowieso keiner auskommt, ein Interesse daran haben können, ihre Freizeit so zu gestalten, daß sie nicht immer und überall ausgemistet werden.

Deshalb:

GEMEINSAM FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!

UNTERSTÜTZT DEN AKTIONSKREIS FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!

WEITER FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!"
Q: GIM-OG Dortmund: Weiter für ein freies Jugendzentrum, Dortmund o.J. (Nov. 1973)

13.11.1973:
Laut WWA beteiligen sich in Dortmund an der Plenumssitzung des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) bereits ca. 250 Jugendliche.
Q: Wir wollen alles Nr. 10, Gaiganz Nov. 1973, S. *

17.11.1973:
In Dortmund findet, laut und mit KJV der KPD, eine Demonstration des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum (AKJZ), der die Besetzungen der letzten Wochen (vgl. 12.11.1973) organisierte, trotz Verbot statt. Es beteiligen sich auch Jugendzentrumsinitiativen aus Kamen, Velbert, Bielefeld, Wuppertal, Herne und Gelsenkirchen.

An der PH Dortmund (vgl. 22.11.1973) berichtet der AKJZ (vgl. 12.11.1973, 20.11.1973): "
WIR HATTEN ZWEI HÄUSER, JETZT HABEN WIR KEINES, DOCH WIR WERDEN IMMER MEHR. WIR WERDEN EIN HAUS BEKOMMEN!

Die sattgefressenen Stadt-Bosse wollen das unterbinden. Sie gehen jetzt so weit, das demokratische Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit wieder einmal in Dortmund zu verweigern. Unsere große Demonstration am Samstag wurde verboten. Angeblich würden wir wieder Gewalt anwenden. Wer wendet Gewalt an? Wir nicht! Das konnten tausende von Passanten am Samstag sehen. Trotz Verbot formierte sich ein 300 bis 500 Mann starker Zug. Wir zogen durch die Innenstadt. Die Bullen lösten uns auf, wir formierten uns wieder, manchmal schlugen die Bullen zu, 28 wurden verhaftet, mehrere zusammengeschlagen.

Jetzt ist klar, die Stadt gibt uns freiwillig kein Haus. Sie wollen uns kriminalisieren. Sie geben uns kein Freizeitzentrum, keine 100 000 DM. Doch für unsere Unterdrückung (Polizeieinsatz, Zumauerung dreier Häuser) gaben sie bereits mehr als 100 000 DM aus. WARUM?"

Zur regionalen Demonstration ruft auch der KOV der KPD auf, doch: "
Die schon lange geplante Demonstration für ein freies Jugendzentrum am 17.11. wurde verboten. Dieses DEMONSTRATIONSVERBOT wurde aber durchbrochen: Zweimal formierte sich ein Demonstrationszug, Sprechchöre, Transparente: Für ein freies Jugendzentrum! Polizei und Jugendamt - Gegen die Jugend Hand in Hand! Es wurden extra Bochumer Bullen angekarrt, um diese Demonstration zu zerschlagen. Wieder 12 Festnahmen. Aber damit wuchsen nur Sympathien und Unterstützung der Dortmunder für die gerechten Forderungen der Jugendlichen."

Laut KPD haben die Jugendlichen und der AKJZ "dem Demonstrationsverbot getrotzt!" U.a. wird ausgeführt: "
Eine vom Dortmunder Aktionskreis 'Für ein freies Jugendzentrum' für Samstag, den 17.11., angemeldete Demonstration wurde am 16.11. verboten. Initiativgruppen aus Kamen, Velbert, Bielefeld, Wuppertal, Herne, Gelsenkirchen, die für ein freies Jugendzentrum kämpfen, hatten sich dem Aufruf angeschlossen. Trotz der aufgefahrenen Polizeimaschinerie gelang es, zweimal einen Demonstrationszug zu bilden und durch die Einkaufsstraßen zu ziehen. Zigtausende verfolgten interessiert, teils begeistert die Demonstration von fast 1 000 Jugendlichen, unter der Parole 'Für ein freies Jugendzentrum', 'Polizei und Jugendamt, gegen die Jugend Hand in Hand' … Das Verbot der Demonstration des Aktionskreises richtet sich gegen eine Initiative, die die Sympathie vieler hundert Jugendlicher hat, in der Jugendliche mit sehr unterschiedlichen politischen Vorstellungen zusammenarbeiten. Aber unsere Entschlossenheit hat wohl die sozialdemokratischen Funktionäre im Jugendamt erschreckt: Verzögerungstaktik, Räumungsklage und Demonstrationsverbot sind die Antwort der Volks- und Jugendfeinde. Aber die erfolgreiche Demonstration wird unserer Arbeit einen großen Aufschwung geben! Noch entschlossener werden wir für ein freies Jugendzentrum kämpfen. Die Rechnung der Jugendfeinde wird nicht aufgehen".

Die Zelle Hoesch Westfalenhütte der KPD (IGM-Bereich - vgl. 30.11.1973) berichtet: "
TROTZ POLIZEIVERBOT - ERFOLGREICHE DEMONSTRATION FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!

Trotz eines Aufgebots von über 600 Polizisten demonstrierten Samstag ca. 400 Jugendliche für ihr Jugendzentrum.

Obwohl die Polizei die Anweisung hatte, von dem Knüppel nicht Gebrauch zu machen, wegen des schlechten Bildes vor der Dortmunder Bevölkerung, prügelte sie trotzdem wie wild auf die Demonstranten ein.

Die 'Aktionsgemeinschaft für ein freies Jugendzentrum' trat in den Blickpunkt der Öffentlichkeit durch die Besetzung eines abbruchreifen Hauses an der Oesterholzstr. Die Dortmunder schenkten den Jugendlichen schnell ihre Sympathie, als sie erfuhren, daß die Stadt seit einem Jahr den Jugendlichen ein selbstverwaltetes Jugendzentrum verweigert.

Am Samstag konnten viele Dortmunder sehen, welch brutale Gewalt die SPD-Stadtverwaltung gegen die Jugendlichen einsetzt, weil die SPD eine große Angst vor freien Jugendzentren hat, wo sie die Jugendlichen nicht mehr auf Schritt und Tritt kontrollieren könnte, so wie das in den städtischen Jugendheimen der Fall ist.

FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM!"

Laut dem 'Roten Morgen' (RM) der KPD/ML ist in Dortmund "der Kampf um ein Jugendzentrum noch nicht zu Ende. Nachdem die Polizei bei zwei Hausbesetzungen mehrere Jugendliche verhaftet hatte, rief der Aktionskreis freies Jugendzentrum am 17.11. zu einer Demonstration auf. Die Polizei reagierte mit Demonstrationsverbot. Am Tag der Demonstration wurden im Borsigviertel acht (!) leerstehende Häuser, aus Angst vor Besetzung, von Polizisten bewacht. Ein Riesenaufgebot von etwa 1 000 uniformierten Polizisten sammelte sich in der Innenstadt, wo die Demonstration stattfinden sollte. Dazu zivile Greiftrupps, die sich in die Demonstration einschlichen. 25 Jugendliche wurden festgenommen. Trotzdem versammelten sich mehrere hundert junge Menschen, um für ihr Jugendzentrum zu demonstrieren. Transparente wurden aus Taschen und Jacken gezogen und blitzschnell entrollt. Zweimal gelang es, einen Demonstrationszug zu formieren".

Laut den 'Ruhrnachrichten' waren in Dortmund "starke Polizeikräfte aufgeboten worden, um die nicht genehmigte Demonstration des 'Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum' zu verhindern. Insgesamt sechs Hundertschaften und ein Polizeihubschrauber waren nach Angaben der Polizei im Einsatz als sich die Demonstranten ab zwölf Uhr in der Innenstadt trafen. Bei der dichtesten Ansammlung waren nach Mitteilung der Polizei etwa 250 Personen auf dem Alten Markt. Die Veranstalter, die von der Polizei gebeten wurden, für eine Zerstreuung der Ansammlung zu sorgen, kamen dieser Aufforderung nach. 13 Personen, die sich weiter zu Wort melden wollten oder Flugblätter verteilten, wurden festgenommen. Nach Feststellung der Personalien konnten sie die Polizeiwache wieder verlassen. Schlagstöcke wurden nach Angaben der Polizei icht eingesetzt. Es gab auch keine Verletzten. Obwohl sich nach der Festnahme der 13 Personen keine Vorfälle mehr ereigneten, blieb die Innenstadt noch für Stunden unter Polizeibewachung. Der Einsatz war erst nach 5 Uhr beendet".

Laut ZDL beim Diak. Werk wird eine Demonstration des AKJZ und weiterer Gruppen gegen die Jugendpolitik der Stadt Dortmund, verboten. Trotzdem demonstrieren etwa 250 Menschen für ein 'Freies Jugendzentrum'. "Ca. 2 000 Polizisten belagern die City um die Demonstration zu verhindern". Es kommt zu 25 Festnahmen.

Laut 'WAZ' demonstrieren trotz Verbot ca. 250 Menschen in Dortmund für ein 'freies Jugendzentrum': "
Mit einer neuen - dem Gedränge in der von Kauflustigen überfüllten City angepaßten Taktik - ging die Polizei diesmal vor. Etwa ein Fünftel der Beamten hatte sich in ziviler Tarnkleidung unter die Demonstrantengruppen gemischt, deren harter Kern kaum die Zahl 250 überschritt. Brennpunkt waren neben dem unteren Westenhellweg und der Brückstraße, der Alte Markt, und die Freitreppe vor dem Hauptbahnhof. Auf Grund von Beobachtungen der Zivilbeamten wurden jeweils besonders aktive Demonstranten in blitzschnellem Zugriff 'herausgepickt'. Auf diese Weise nahm die Polizei insgesamt 25 Akteure zur Feststellung der Personalien vorläufig fest … Zur Unterstützung des 'Freien Jugendzentrums' waren auch Gruppen aus Wuppertal und Hattingen nach Dortmund gekommen. Um eine erneute Hausbesetzung am Borsigplatz zu verhindern, hatte die Polizei acht leerstehende Häuser in diesem Bereich mit einem starken Aufgebot abgesichert".
Q: WAZ-Lokalteil Dortmund, Esse* 19.11.1973; ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 5;Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 19.11.1973;Schulkampf Nr. 11 und 12, Dortmund Nov. 1973 bzw. Dez. 1973, S. 5 bzw. S.4;Rote Fahne Nr. 47, Dortmund 20.11.1973;Rote Presse Korrespondenz Nr. 37, Berlin ****1973, S. 3ff;AKJZ: Der Kampf um das Erich-Dobhardt-Haus geht weiter, Dortmund o.J. (13.11.1973);Kommunistische Arbeiterpresse Westfalenhütte, Dortmund 30.11.1973, S. 5;Roter Morgen Nr. 47, Dortmund 1.12.1973, S. 8;DOS Nr. 24, Dortmund 22.11.1973, S. 17

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17.11.1973:
In Dortmund erscheint ein Flugblatt des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ), "Solidaritätsdemonstration verboten!".
Danach hat "die Stadt unsere Demonstration am heutigen Samstag verboten! Es gibt folgende Begründungen, die das Verbot rechtfertigen sollen: Es seien 2 Häuser nach nicht angemeldeten Demonstrationen mit Gewalt besetzt worden. Ist es Gewalt, Türen von seit längerer Zeit leerstehenden Häusern zu öffnen? Kann man aus diesem Grund das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit unterlaufen? … Anstatt mit uns über unsere berechtigten Forderungen zu verhandeln, geht die Stadt mit allen Mitteln gegen den Aktionskreis vor. Gerade weil uns unser Recht nicht zugestanden wurde, haben wir die Häuser friedlich besetzt. Nicht von uns, den Dortmunder Jugendlichen, die um ihr Recht kämpfen, ging die Gewalt aus, sondern von der Polizei, die uns gewaltmäßig aus den von uns friedlich besetzten Häusern trieb. Die Polizei versucht auch weiterhin jede Äußerung des Aktionskreises zu unterdrücken.

SCHON WIEDER EIN DEMONSTRATIONSVERBOT!

Diesmal betrifft es die gesamte Bewegung für ein freies Jugendzentrum in NRW, die sich heute zu einer Demonstration in Dortmund versammeln wollte. Erinnern wir uns hier nur daran, daß die Rote-Punkt-Aktion damals mit gleichen Mitteln zerschlagen wurde (vgl. 1.3.1971, d.Vf.).

WIR WERDEN UNS WEHREN!

Denken der Oberstadtdirektor und der Polizeipräsident wirklich, sie könnten uns durch polizeistaatliche Methoden von der Verwirklichung eines freien Jugendzentrums abbringen? Sie können uns durch die gewaltsame Räumung aus zwei Häusern und durch das Demonstrationsverbot behindern, wir werden trotz alledem immer mehr und kämpfen weiter. Dazu muß die Solidarität stärker werden. Das Beispiel der SMV zeigt: sie fürchten die Solidarität der Jugendlichen. Kämpft in Schule, Betrieb und auf der Straße für ein freies Jugendzentrum! Wir müssen noch viel mehr werden, um zu einem freien selbstverwalteten Jugendzentrum zu kommen.

KOMMT TROTZ DES VERBOTES HEUTE MITTAG IN DIE INNENSTADT!! HALTEN WIR DORT KUNDGEBUNGEN FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM UND GEGEN DAS DEMONSTRATIONSVERBOT AB".
Q: AKJZ: Solidaritätsdemonstration verboten!, Dortmund o.J. (17.11.1973)

17.11.1973:
Es erscheint ein Flugblatt des KJV Dortmund der KPD zur Räumung des vom AKJZ besetzten Erich-Dobhard-Hauses bzw. zur heutigen Demonstration. Danach "sollen wir stillhalten und kuschen, während sie (der SPD-Stadtrat, d.Vf.) das Geschäft der Monopole besorgen, uns an die imperialistische Freizeitindustrie ausliefern, uns das Geld aus den Taschen ziehen, unsere wirklichen Bedürfnisse an allen Ecken und Enden unterdrücken. Wir wissen aber: Sind wir in der Fabrik, da rückt uns der Meister auf die Pelle, damit wir noch mehr ranklotzen sollen, dann dürfen wir nicht mehr unsere Meinung sagen. Die Kollegen, die sich für uns einsetzen, werden gefeuert, weil die SPD den Monopolherren das Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.) geschaffen hat, das die klassenkämpferischen Kollegen zur Friedens- und Schweigepflicht zwingt. Verlassen wir die Fabrik, dann überfallen uns die Parasiten der Freizeitindustrie. Jeglicher modische Firlefanz, jeden neusten Schrei sollen wir mitmachen, damit sie kassieren können. Wir sagen, so leicht rollt der Profit nicht mehr, wenn wir uns zusammenschließen und das machen, was wirklich unseren Interessen entspricht. Wenn wir im freien Jugendzentrum gegen kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen, dann ist klar, daß sie kein anderes Mittel mehr wissen, als uns ihre gut gedrillte Polizeitruppe auf den Hals zu hetzen. Aber glauben sie wirklich, daß uns das einschüchtert? Dortmund hat in diesem Jahr den sozialdemokratischen Polizeiterror schon mehrmals zu spüren bekommen. Am 1. Mai wurde die Demonstration der KPD verboten, am 19. Mai sollte nach den Wünschen des Herrn Riwotzki die KPD nicht gegen den Besuch des Sozialimperialistenhäuptlings Breschnew demonstrieren dürfen. Über 1 000 wurden 2 Tage lang in den Atombunker gesperrt. Beide Male wurde ihnen einen dicker Strich durch die Rechnung gemacht. Die Demonstrationen fanden statt. Tausende Kollegen gingen auf die Straße trotz Demonstrationsverbot und kämpften dafür, daß die KPD ungehindert ihre politischen Ziele verfolgen kann. Heute kann es nicht anders sein. Heute müssen wir gemeinsam gegen das Demonstrationsverbot kämpfen, gemeinsam gegen die SPD-Stadtverwaltung und ihre reaktionäre Sozialbürokratie, für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum. Ein solches Zentrum ist den Bonzen ein Dorn im Auge, weil sie es nicht unter ihre Fuchtel bringen können, weil die Jugendlichen gesehen haben, was die Absichten der 'linken' sozialdemokratischen Schönschwätzer sind. Wir sagen deshalb: keiner kann uns weismachen, daß es uns in diesem Ausbeutersystem gut gehen kann! Im Gegenteil: Wir haben schon beim Kampf um unser Dobhardt-Haus gesehen:
DIE MONOPOLE GEBEN UNS NICHTS FREIWILLIG, WAS WIR BRAUCHEN MÜSSEN WIR UNS ERKÄMPFEN! WAS WIR ERKÄMPFT HABEN, DAS MÜSSEN WIR ENTSCHLOSSEN VERTEIDIGEN!"
Q: KJV Dortmund: Flugblatt ohne Titel, Dortmund 17.11.1973

18.11.1973:
Der 'Kirchliche Anzeiger', der vermutlich in der Dortmunder Region erscheint formuliert zum Dortmunder KJV der KPD und der Besetzung des Hauses in der Oesterholzstraße Nr. 91 durch den AKJZ u.a.: "
Wer die Hintermänner der Besetzung sind, wurde nicht ganz klar. Ein mit KJV (kommunistischer Jugendverband) gekennzeichnetes Flugblatt ließ auf Kommunistische Führung schließen. Einer der Besetzer erklärte dazu dem KA, niemand habe ihren Aufruf drucken wollen, deshalb hätten sie die Bedingungen des KJV akzeptieren müssen, dessen Papier zu benutzen. Wir hatten keine Wahl".
Q: Kirchlicher Anzeiger, Dortmun* 18.11.1973

19.11.1973:
Laut AKJZ Dortmund sprechen vermutlich in dieser oder der nächsten Woche mehrere Delegierte des Dobhardt-Hauses beim Jugendwohlfahrtsausschuß der Stadt Dortmund vor, um vor allem die Forderung nach einem freien Jugendzentrum zu diskutieren: "
Der Jugendwohlfahrtsausschuß beschäftigt sich mit dem Thema, hält jedoch die Errichtung eines freien Jugendzentrums für undurchführbar".

Auch laut ZDL beim Diak. Werk beschäftigt sich der Jugendwohlfahrtsausschuß der Stadt Dortmund mit dem Thema eines selbstverwaltenden Jugendzentrums. Er "hält jedoch die Errichtung eines freien Jugendzentrums für undurchführbar".

Eine Vollversammlung beschließt vermutlich auch gegen Ende des Monats eine "Forderung nach 100 000 DM" und begründet, daß "ein eingetragener Verein gegründet werden soll, sobald die Stadt ein Haus und das Geld zur Verfügung stellt". Von der Stadt Dortmund gibt es darauf keine Reaktion.
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 5; AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 10

19.11.1973:
In Dortmund erscheint vermutlich zu Beginn dieser Woche der folgende, vom Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) herausgegebene Text von einer Seite DIN A4: "
AUFRUF

AN ALLE FESTGENOMMENEN UND ZEUGEN DES:

- Dobhardt Hauses I in der Oesterholzstraße.
- Dobhardt Hauses II Borsigstraße (12.11.)
- und der Demonstration (17.11.).

Bisher fehlen noch etliche Berichte von Festgenommenen und Zeugen sowie Angaben zur Person! (Adresse etc.).

Zur näheren Besprechung:

Regelmäßiger Treff des Ermittlungsausschusses: Donnerstag: 19 Uhr 30, Forum - Henßler Haus (FHH, d.Vf.)!!

Oder: Kommt zur Vollversammlung des Aktionskreises Jugendzentrum, jeden Montag 19 Uhr, Henßler Haus!!"
Q: AKJZ: Aufruf, Dortmund o.J. (1973)

20.11.1973:
An der PH Dortmund (vgl. 22.11.1973) berichtet der AKJZ (vgl. 17.11.1973) vermutlich von heute: "
Die Vollversammlung am letzten Dienstag im Fritz-Henßler-Haus ((FHH, d.Vf.) 134 Anwesende) bestimmte einige Initiativen für unsere weitere Arbeit. So werden wir enger mit den Jugendlichen zusammenarbeiten, um die nächste Hausbesetzung besser vorzubereiten. Wir planen eine große Fete und zu Brandts (SPD, d.Vf.) Geburtstag am 18.Dezember in der Westfalenhalle werden auch wir gratulieren. Eins ist klar:

AUS DEM NÄCHSTEN HAUS KRIEGT UNS NIEMAND RAUS!

Wir verlangen weiter von der Stadt die Erfüllung unserer Forderung:

100 000 DM FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM ANSTATT FÜR BORUSSIA!

Arbeitet mit - spendet!

Kommt zur Vollversammlung am nächsten Dienstag um 19 Uhr im Fritz-Henßler-Haus."
Q: DOS Nr. 24, Dortmund 22.11.1973, S. 17

30.11.1973:
Von heute lag uns der folgende Brief des Oberstadtdirektors der Stadt an den AKJZ von einer Seite DIN A4 vor: "
An den Aktionskreis 'für ein freies Jugendzentrum'
z.H. Hernn Wilko Helms - 4600 Dortmund-Körne
Liborisstraße 8

Betreff: Sondernutzung öffentlicher Wegefläche; hier:
Errichtung eines Informationsstandes und Aufstellen von Stellwänden in Dortmund vor dem Haus Oesterholzstraße 91.

Sehr geehrter Herr Helms,
Ihr Antrag vom 29.11.1973 auf Sondernutzung der öffentlichen Wegefläche zur Errichtung eines Informationsstandes und Aufstellen von Stellwänden vor dem Haus Dortmund, Oesterholzstraße 91, wird hiermit abgelehnt.

BEGRÜNDUNG: Aktivitäten Ihres Aktionskreises haben in den letzten Wochen wiederholt zu erheblichen Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung geführt, die Einsatz polizeilicher Zwangsmaßnahmen erforderten. Von Ihnen geplante öffentliche Veranstaltungen mußten polizeilich verboten werden. Gerade die von Ihnen für den Informationsstand begehrte Örtlichkeit hat dabei eine wesentliche Rolle gespielt. Es ist ernstlich zu besorgen, daß ein Informationsstand vor dem Hause Dortmund, Oesterholzstraße 91, das von Ihren Anhängern widerrechtlich okkupiert worden war und von der Polizei unter Zwangsmaßnahmen geräumt werden mußte, zu neuerlichen Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung führt.

Ob eine Informationsveranstaltung insofern der Charakter eines Einsatzes für eine verbotene Veranstaltung im Sinne des Versammlungsgesetzes zukommt, kann für diese Entscheidung dahingestellt bleiben.

RECHTSHILFEBELEHRUNG:

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekantgabe schriftlich oder zur Niederschrift Widerspruch beim Amt für öffentliche Ordnung, 4600 Dortmund, Olpe 1, erhoben werden.

Falls die Frist durch das Verschulden eines von Ihren Bevollmächtigten versäumt werden sollte, so würde dessen Verschulden Ihnen zugerechnet werden.

VERTEILER: Polizei 32/3.

Im Auftrage: Wille, Städtischer Verwaltungsdirektor"
Q: Stadt Dortmund-Der Oberstadtdirektor: An den Aktionskreis 'für ein freies Jugendzentrum' z.H. Herrn Wilko Helms, Dortmund 30.11.1973

Dezember 1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk plant der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) in Dortmund eine weitere Hausbesetzung.
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 5

Dezember 1973:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 11 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Nov. 1973, 15.1.1974) für Dezember heraus. Aus Dortmund wird berichtet vom Erich-Dobhardt Haus.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 11, Dortmund Dez. 1973, S. 1 und 5ff

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Dezember 1973:
Laut der 'Kämpfenden Jugend' des KJV der KPD arbeitet "der KJV seit mehreren Monaten aktiv im Dortmunder Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum" (AKJZ).

Die bisherigen Erfahrungen würden zeigen, daß der Kampf "für freie und selbstverwaltete Jugendzentren von zwei gegensätzlichen politischen Positionen aus geführt wird, (er) ordnet sich unterschiedlichen Kampfzielen unter. Zum einen die Linie des Reformismus, die den Kampf für ein freies Jugendzentrum auf sich selbst beschränken will, zum anderen die revolutionäre, kommunistische Linie, die diesen Kampf in den Zusammenhang breiter Teile des Volkes gegen die kapitalistische Ausbeuterordnung stellt, für die ein freies Jugendzentrum ein Stützpunkt im antikapitalistischen Kampf ist".

Nach einer einleitenden Chronologie über das besetzte Dobhardt-Haus wird weiter ausgeführt: "
Versuchen die Stadtväter immer wieder die bestehende Misere in den Jugendheimen zu übertünchen, indem sie Renommierjugendheime entstehen lassen, wie zum Beispiel durch den Ausbau des Bezirksjugendheims Eving in Dortmund, wofür ihnen mehr als 600 000 DM nicht mal zuviel sind, so lugt unter diesem Putz sehr schnell die Wirklichkeit der städtischen Jugendheime hervor. Reaktionäre Hausordnungen, die einem fast alles, was so möglich ist, verbieten, willkürliche Öffnungszeiten, vor allem aber pünktliches Schließen um 22 Uhr. Am Sonntag wird meist erst gar nicht geöffnet. So ist es im SPD-verwalteten Fritz-Henßler-Haus (FHH). In Kamen-Heeren vor den Toren Dortmunds z.B. treiben es solche Stadtväter noch dreister. In diesem Arbeiterviertel gibt es zwar ein Jugendheim - aber nicht für die Jugendlichen. Denn gerade einmal in der Woche dürfen Jugendliche rein, dann ist Tanzabend. Die übrige Zeit wird ein ganzes Haus von bürgerlichen Freizeitvereinen belagert. Aber um sich nicht von Anfang gleich die Wut der Jugendlichen zuzuziehen, haben die feinen Sozialdemokraten einen 'Jugendrat' installiert, der über die Auswahl der Schallplatten u.ä. entscheiden darf. Und dort, wo in Dortmund ein Jugendheim besonders wichtig wäre, in den überwiegend von proletarischen Jugendlichen bewohnten Stadtteilen, gibt es keine, wie eben in der Nordstadt, oder sie sind zu klein und mehr als vergammelt. Hinzu kommt die ständige Kontrolle durch oft reaktionäre Sozialbürokraten und unverhohlene, politische Zensur und Unterdrückung. Alles, was sich gegen die SPD-Linie wendet, wird vor die Tür gesetzt: Wandzeitungen, die zur Solidarität mit dem Kampf des vietnamesischen Volkes aufrufen, werden heruntergerissen, der Liga gegen den Imperialismus (LgdI, d.Vf.) und der KPD werden Räume für Veranstaltungen verweigert. Anders bei den Monopolen treu ergebenen Organisationen, bei denen sicher ist, daß sie die Jugendlichen dort hinbringen, wo sie die Sozialdemokratie haben will - bei der politisch unverbindlichen Freizeitgestaltung. So kann sich auch die revisionistische SDAJ (der DKP, d.Vf.), die sich sonst in Dortmund unter Jugendlichen kaum blicken läßt, in den Räumen des FHH tummeln, hier fällt es ihr auch nicht mehr schwer, vom Klassenkampf zu schwätzen, hört ihr doch fast keiner zu.

Wie verteidigen wir unser Haus?

Diese Situation in den städtischen und auch kirchlichen Jugendheimen ebenso wie die Tatsache, daß uns zur Freizeitgestaltung nur noch Profitmühlen der kapitalistischen Freizeitindustrie bleiben, ist es, die dazu führt, daß immer mehr Jugendliche sich für ein freies und selbtverwaltetes Jugendzentrum einsetzen. Dort bestimmen nur sie und sonst niemand, was gemacht wird. Einig war sich der Aktionskreis darüber, daß nach mehreren erfolglosen Verhandlungen mit Stadtvertretern in erster Linie nur noch die Besetzung eines Hauses dazu führen wird, daß die Forderungen von der Stadt erfüllt werden. Denn eine Hausbesetzung ist sowohl ein Druckmittel als auch selbst ein Schritt hin zu einem freien Jugendzentrum. Aber schon die Frage: was machen wir, wenn die Bullen kommen, wenn sie das Haus mit Gewalt räumen? Sollen wir uns wehren, zurückschlagen, wenn die Bullen uns angreifen oder uns einfach raustragen lassen? führt zu harten Auseinandersetzungen. Die Auseinandersetzung im Aktionskreis wurde über folgende Fragen geführt: Wie verteidigen wir unser Haus? Wie organisieren wir die Verwaltung des Hauses. Was machen wir im Jugendzentrum? Kämpfen wir nur in diesem Bereich? Unter dem Deckmantel des Spontaneismus traten einige Jugendliche im Aktionskreis auf, die gerade in diesen Fragen sehr deutlich machten: der erfolgreiche Kampf für ein freies Jugendzentrum schließt den Kampf gegen kleinbürgerliche Positionen mit ein (auch kämpferische Spontaneisten würden sich bei den von soliden Spontaneisten vertretenen Vorstellungen die Haare raufen). In allen Diskussionen wurde deutlich, daß oft noch nicht ideologisch der bürgerliche Klassenstandpunkt überwunden ist. Bei der Ablehnung der aktiven Verteidigung des Hauses überwog bei der Mehrheit der Jugendlichen die Befürchtung, daß sich der Aktionskreis hierdurch von der Bevölkerung isolieren könnte, daß sie kein Verständnis dafür aufbringen würde. Übersehen wurde die Erfahrung, daß die sozialdemokratische Stadtverwaltung immer dann, wenn Demagogie und Spaltungsmanöver nicht mehr verfangen, die Bullen gegen uns einsetzt, mit terroristischen Mitteln gegen uns vorgeht. Der Spielraum der SPD ist so eng geworden, daß sie dazu übergeht, mit allen Mitteln solche Kämpfe niederzuschlagen, sonst bestünde die Gefahr, daß sie sich ausweiten, daß das Lügengebäude von der 'besseren Lebensqualität' auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen vor den Augen der Massen zusammenbricht. Die aber zum Teil bei vielen Jugendlichen noch vorhandene Angst vor der direkten Auseinandersetzung mit dem Staatsapparat wurde gerade von jenen Jugendlichen, die unter dem Deckmantel des Spontaneismus auftreten, aufgegriffen, sie ergingen sich in wortreichen aber folgenlosen Darlegungen über den passiven Widerstand bis zu jenen verschrobenen Vorschlägen, doch unorganisiert passiv Widerstand zu leisten, um dann umso besser 'schöpferisch die Bullen anzugreifen'. Am Morgen der Räumung blieb von diesem Gerede nichts mehr übrig: widerstandlos wurde das Haus von den Bullen geräumt. Unter der Flagge des passiven Widerstandes und des scheinbar taktisch klugen Plans wurde so von ihnen das Jugendzentrum politisch entwaffnet.

Hilflosigkeit und Verwirrung war die Folge. Dabei zeigen beide Hausbesetzungen klar: Große Teile der Dortmunder Jugend sind in der Tat dazu bereit, notfalls auch Gewalt anzuwenden; denn allein die Besetzung eines Hauses ist Gewaltanwendung, verstößt gegen die bürgerlichen Gesetze. Statt aber an diesen Erfahrungen der Jugendlichen die Auseinandersetzungen in dieser Frage zu führen, zerrten die Apostel des 'schöpferisch passiven Widerstands' die Jugendlichen auf eine Position, die sie durch die Hausbesetzung bereits hinter sich gelassen hatten. Die Schwelle des Bruchs mit der bürgerlichen Legalität ist gerade in diesem Falle sehr niedrig. Denn es empört zu Recht die Menschen, wenn über Jahre hinweg Häuser ungenutzt leer stehen, weil die Kapitalisten und ihr Staatsapparat durch das Privateigentum an Grund und Boden darüber frei verfügen können, während Tausende wohnungslos sind, während für uns kein Haus da ist. Verteidigen die Bullen mit ihrer brutalen Räumung des Hauses diese Gewalt der Bourgeoisie, so müssen wir aus der Hausbesetzung selber lernen und die revolutionäre Gewalt der Volksmassen dagegen einsetzen. Ein Teil dieser Jugendlichen hat aber auch die Losung der 'Selbstverwirklichung', der 'Selbstbestimmung' auf ihre Fahnen geschrieben.

Warum? Was soll das heißen? In einem freien und selbstverwalteten Jugendzentrum müssen die Jugendlichen - so sagen sie - ihren Bedürfnissen entsprechend leben können, müssen sie ohne Kontrolle und selbsttätig das tun können, was ihnen Spaß macht. Malen, Musik machen, mit anderen reden, Tanzen etc. Sie sollen 'frei sein', nicht mehr den Zwängen unterliegen, denen sie Tag für Tag in der Schule, im Betrieb, zu Hause ausgesetzt sind. Diese Bedürfnisse seien das bestimmende im Kampf der Jugendlichen, also gilt es, sie im Jugendzentrum zu verwirklichen. Wird aber gefragt, was wir eigentlich mit einem selbstverwalteten Jugendzentrum wollen: ob es uns nicht noch in anderer Hinsicht helfen kann, zum Beispiel in dem wir besprechen, warum wir eigentlich so eine beschissene Ausbildung im Betrieb erhalten oder gar warum der Kampf der indochinesischen Völker auch von Bedeutung für die Jugendlichen in unserem Land ist, dann wittern sie Gefahr. 'Überfremdung', 'Parteigezänk', ist nicht das, was sie wollen. Berufsjugendliche machen hier die ganze Sache 'politisch'. So sagt ein Student, der im Aktionskreis mitarbeitet. 'Unser Kampf hat nichts mit dem Kampf gegen den Kapitalismus zu tun, er ist kein politischer Kampf, schon gar nicht ordnet er sich in den Kampf der unterdrückten Völker ein. Was wir wollen, ist einfach leben.' Wir aber sagen: Ja wir wollen leben, aber nicht in einer Gesellschaft, in der wenige alles und die vielen wenig haben, in der die Kapitalisten Häuser besitzen, die uns vorenthalten werden, in der wir täglich malochen müssen und als Lehrlinge nicht weiter als einen Hungerlohn bekommen, in der Jugendliche wie Erich Dobhardt von Bullen ermordet werden, weil sie allein mit diesem Ausbeutersystem nicht fertig geworden sind und deshalb ständig mit ihm in Konflikt kamen. Wenn wir für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum kämpfen, dann muß es uns dabei helfen, gegen all jene zu kämpfen, die uns ausbeuten und unterdrücken, wo immer sie zu finden sein mögen … Unsere Erfahrungen zeigen: Die Unzufriedenheit und der Unmut über die Jugendpolitik der Sozialdemokratie reicht tief in die kleinbürgerlichen Schichten des Volkes hinein. Beim Kampf um ein freies Jugendzentrum sind die Jugendlichen dieser Schichten besonders aktiv; denn gerade sie kennen aus unmittelbarer Erfahrung die Lage in den städtischen Jugendheimen. Gegenüber den proletarischen Jugendlichen gehen sie von anderen Vorstellungen der Gestaltung ihrer Freizeit aus, die auch andere Bedürfnisse zur Grundlage haben. Den individualistischen Vorstellungen eines großen Teils dieser kleinbürgerlichen Schichten kommt die Theorie von der 'individuellen Emanzipation' ohne jeden Zwang und Beaufsichtigung entgegen. Sie haben niemals die Wirklichkeit kapitalistischer Ausbeutung im Betrieb erfahren: ihre Erfahrung des Kapitalismus beschränkt sich auf teure Diskotheken und Mieten, auf die Disziplinierung an Schule und Hochschule. Ein freies Jugendzentrum erscheint ihnen daher leicht als ein 'Freiraum', der abgehoben ist von den bestimmenden Widersprüchen der kapitalistischen Gesellschaft. Bisher überwog im Aktionskreis der Anteil der Jugendlichen, die aus diesen Schichten des Volkes kommen, sie prägten ganz wesentlich die inhaltliche Vorstellung von dem, was ein freies Jugendzentrum sein soll. Für die proletarische Jugend kann jedoch nicht die 'individuelle Emanzipation' das Ziel sein, wofür sie kämpfen. Denn das, was ihnen täglich widerfährt, erleben sie als Teil ihrer Klasse. Außerdem besteht bei einem erheblichen Teil der Arbeiterjugend auch eine anders organisierte Freizeit: die proletarischen Jugendlichen haben nicht so viel Zeit wie die Schüler und Studenten. Sie treffen sich meisten in Cliquen nach der Arbeit, in Kneipen ihres Wohngebiets, sie gehen ins Kino, Sportvereine, zu einem geringen Teil auch in die Diskotheken der Innenstadt. In den proletarischen Wohngebieten gibt es außerdem kaum Einrichtungen der staatlichen Jugendpflege - mit Ausnahme der Jugendfürsorgeanstalten oder der Jugendgefängnisse. Offene Jugendheime und 'Häuser der offenen Tür' sind die Ausnahmen in proletarischen Wohngebieten. Häufig sind aber gerade die bestehenden Jugendheime mit ihrer Disziplinierung, mit ihren strengen Hausordnungen, mit den beschränkten Öffnungszeiten die Keimzellen für die Initiative zu einem selbstverwalteten Jugendzentrum. Am Beispiel der Auseinandersetzung über die Frage der Verteidigung des Hauses und des Zusammenhangs unseres Kampfes haben wir gesehen, daß die kleinbürgerlich-reformistische Linie sich jedoch auf solche Freiraum-Vorstellungen stützt und sie verwirklichen will. Ein freies Jugendzentrum muß aber für die proletarische Jugend ein Stützpunkt in ihrem Kampf gegen dieses Ausbeutersystem sein. Es kann von den sie umgebenden gesellschaftlichen Bereichen und den dort geführten Klassenauseinandersetzungen nicht abgetrennt werden. Erfolgreich wird unser Kampf nur sein, wenn gewerkschaftliche Jugendgruppen, Lehrlingsgruppen und Jugendvertretungen mit einbezogen werden, wenn wir die Arbeit im Stadtteil verstärken, sodaß alle Werktätigen erkennen: Ein Schlag gegen unser Jugendzentrum trifft alle gleichermaßen. Wir müssen dafür sorgen, daß vom Aktionskreis Initiativen ausgehen, die den gesamten wirtschaftlichen und politischen Kampf der Jugendlichen unterstützen. Nur so schaffen wir Klarheit über den Feind, der überall auf den Schultern der Arbeiterjugend herumreitet - die Kapitalistenklasse und ihre SPD-Regierung … Indem wir die fortschrittlichen Interessen der Schüler und Studenten, die in unserer Initiative mitarbeiten, fördern, die rückschrittlichen Momente aber bekämpfen, schmieden wir auch durch den Aufbau unseres Jugendzentrums die revolutionäre Volkseinheit unter der Führung der Arbeiterklasse. Das Tribunal der Dortmunder Jugend gegen die Jugendpolitik der SPD-Stadtverwaltung am 22. Dezember, auf dem auch die Mörder von Erich Dobhardt, die SPD-Bonzen Samtlebe, Riwotzki und Diehl angeklagt und abgeurteilt werden, ist ein Schritt, die Solidaritätsfront weiter zu stärken, dem Klassenfeind zu zeigen: Die Dortmunder Jugend steht nicht allein in ihrem Kampf".
Q: Kämpfende Jugend Nr. 11, Dortmund Dez. 1973, S. 5

Dezember 1973:
In Dortmund erscheint vermutlich diesen Monat das folgende Papier von unbekannten Verfassern, die vermutlich einer spontaneistischen Gruppe innerhalb des AKJZ angehören: "
THESEN ZUR VERANSTALTUNG

WELCHE PERSPEKTIVEN HABEN SOZIALISTEN!

AKTIONSKREIS FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM (AKJZ):

1. BÜNDNISFRAGE:

Wir sind gegen ein Ausmauscheln von Bündnissen zwischen bürokratischen Spitzen von Verbänden. Unsererseits besteht kein Bedarf und Interesse an so ausgehandelten Bündnissen.

2. ORGANISATIONSFRAGE:

Unsere Organisation ist die Selbstorgnisation, die immer nur ein Kampf um Selbstorganisation sein kann gegen Angriffe von innen und außen.

3. ABGRENZUNG:

Wir grenzen uns gegen solche Gruppen ab, die das Prinzip der Selbstverwaltung verletzen, d.h. Beschlüsse der Vollversammlung ignorieren oder die freie politische Betätigung einschränken.

4. MASSENMOBILISIERUNG:

Der magische Begriff der Massenmobilisierung verspricht Masseneinfluß, verspricht Macht. Eine Politik, die von den Gruppen getragen wird, die heute eine Emanzipation ausklammern, fördert Karrierismus und versucht nach Art der bürgerlichen Parteien, sich an die Spitze der Massen zu stellen. Deshalb diskutieren wir im Arbeitskreis in erster Linie über uns selbst und nicht darüber, wie wir irgendwelche diffusen Massen mobilisieren können.

FORTSCHRITTLICHES SCHÜLERFORUM:

Unsere Aufgaben:

1. Vertretung der Interessen der Schüler, gegenüber der Schulleitung und Lehrern.

2. Kritik an der Methodik und den Inhalten des Unterrichts und der Versuch Alternativen aufzustellen.

3. Sozialistisches Gedankengut an der Schule verbreiten.

4. Reaktionäres und repressives Lehrverhalten entlarven.

5. Die Schüler über Schulkonflikte, durch Zeitungen, Flugblätter usw. informieren.

6. Veranstaltungen zur Information und Interessenformulierung durchführen.

7. Schulbücher ideologiekritisch zu durchleuchten.

8. Schüler für die sozialistische Bewegung gewinnen und die Situation von Schülern und Schule innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft erklären.

9. Hilfe für schwache Schüler organisieren.

10. Aktionen und Kampagnen zu politischen Ereignissen durchzuführen."
Q: N.N.: Thesen zur Veranstaltung. Welche Perspektiven haben Sozialisten!, o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

01.12.1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk verbietet die Dortmunder Polizei einen für diesen Tag geplanten Informationsstand des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum (AKJZ).
Q: ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicherPolitik, Dortmund o.J., S. 14

11.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) kündigte, vermutlich u.a. zu heute, für den AKJZ an: "
AKTIONSKREIS für ein freies Jugendzentrum: dienstags 18 Uhr im Fritz-Henßler-Haus" (FHH).
Q: DOS Nr. 25, Dortmund 5.12.1973, S. 4

16.12.1973:
Laut AKJZ Dortmund findet in Dortmund im Studio des Fritz Henßler-Hauses (FHH) eine Veranstaltung der SJD - Die Falken der SPD "gegen die Jugendpolitik der Stadt Dortmund statt. Auf dem Podium Vertreter des Jugendamtes, darunter Köster. Er wird in die Enge getrieben, und wir erzwingen von ihm die Zusage, daß ab Januar wieder verhandelt wird".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 11

17.12.1973:
Vermutlich spätestens heute erscheint in Dortmund ein Flugblatt des Aktionskreis für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum (AKJZ), "Für ein freies Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus". Es ruft u.a. dazu auf, "am Dienstag, den 18.12. um 14 Uhr 30 zur Volksbesichtigung ins Alte Rathaus zu kommen". Weiter heißt es: "
Doch Plaudereien und Rathausbesichtigungen nützen uns wenig. Wir brauchen ein Haus und werden eins bekommen. Die beste Unterstützung war bisher für uns die Solidarität der Dortmunder Bevölkerung und der Dortmunder Jugendlichen. Diese Solidarität muß erweitert werden; denn gemeinsam sind wir stark. Und wir werden täglich mehr".
Aufgerufen wird ebenfalls zum Tribunal und zur Stimmabgabe für ein JZ am 22.12.1973.
Q: AKJZ: Für ein freies Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus, Dortmund o.J. (Dez. 1973)

18.12.1973:
Der Aktionskreis für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund rief für heute zu einer Volksbesichtigung im Alten Rathaus auf.
Q: AKJZ: Für ein freies Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus, Dortmund o.J. (Dez. 1973)

19.12.1973:
Laut ZDL beim Diak. Werk ist vom AKJZ Dortmund für diesen Tag gegen die "weitere Stillhaltepolitik der Stadt Dortmund ein Solidaritätsfest geplant".

Laut AKJZ findet im Rathaus der Stadt Dortmund ein Go-In von Teilnehmern des besetzten Dobhardt-Hauses statt (vgl. 18.12.1973).
Ein massives Aufgebot von Polizei räumt das Zimmer des Oberbürgermeisters.

Laut morgiger 'WAZ' findet ein Hearing von Jugendlichen im Fritz-Henßler-Haus (FHH) mit Jugdendamtsleiter Kurt Köster, Abteilungsleiter Klaus Kohts und Jugendwohlfahrts-Ausschuß-Mitglied Alfred Thiemann statt. Eingeladen hatte der Unterbezirk (UB) Dortmund der SJD - Die Falken der SPD: "
'Falke' Uli Bösebeck eröffnete den Reigen mit einem Grundsatzreferat, in dem er ein freies Jugendzentrum (FJZ) forderte, den Kapitalismus angriff und feststellte: 'Eine moderne Jugendarbeit kann nur eine antikapitalistische sein.' Donnernder Applaus. Damit war die Grundtendenz des Abends festgelegt.Harte Fragen zu konkreten Problemen gab es wenige, und die galten fast ausschließlich dem FJZ. Kösters Antwort:

'Ein kommunaler Jugendplan ist vorrangig. Wir sehen keine Möglichkeit zur Realisierung eines FJZ.' Diese klare Antwort auf eine klare Frage paßte dem Plenum gar nicht. Man ging zu unverhüllten Drohungen über: 'Wenn ihre Prioritäten ein FJZ nicht zulassen, werden wir uns Anfang Januar eben holen, was uns zusteht, egal mit welchen Mitteln.' Lang anhaltender Applaus. In einer der ersten Reihen flogen eine Menge Arme mit Transparenten hoch, auf denen Köster zum Rücktritt aufgefordert wurde. Sprechchöre untermalten das Geschehen akustisch. Die drei Vertreter der Stadt ließen es mit bewundernswerter Ruhe über sich ergehen. Diese Ruhe brauchten sie im weiteren Verlauf des Abends noch häufiger. Jeder Versuch der drei, sich zu äußern, wurde oft schon nach dem zweiten Satz mit Gelächter, Buhrufen oder Pfiffen quittiert. Die anfangs getroffene Übereinkunft stand nicht mehr hoch im Kurs".

Berichtet wird auch durch den KJV der KPD (vgl. 21.12.1973).
Q: KJV-OL Dortmund: Gegen die jugendfeindliche Politik der SPD-Stadtverwaltung, Dortmund 21.12.1973, S. 1; WAZ-Lokalteil Dortmund, Esse* 20.12.1973;AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 11;ZDL beim Diakonischen Werk Dortmund: Dokumentation - Ein Denkmal jugendfeindlicher Politik, Dortmund o.J., S. 5

21.12.1973:
Von der Ortsleitung (OL) Dortmund des KJV der KPD erscheint das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung des Kommunistischen Jugendverbandes, 46 Dortmund, Dürener Str. 43: "
GEGEN DIE JUGENDFEINDLICHE POLITIK DER SPD-STADTVERWALTUNG

Vor kurzem besetzten Dortmunder Jugendliche unter der Führung des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum (AKJZ, d.Vf.) Erich-Dobhardt-Haus ein Haus in der Nordstadt. Zweimal wurden sie von der SPD-Polizei hinausgeprügelt.

Zweimal war der Jugendamtsleiter Köster mit dafür verantwortlich. Und derselbe Köster versuchte am Mittwoch (vgl. 19.12.1973, d.Vf.) uns einzureden, daß er eine Politik in unserem Interesse, im Interesse der arbeitenden Jugendlichen Dortmunds betreibt.

Über 400 Jugendliche waren auf der Veranstaltung, um Köster und Co. zu zwingen Rede und Antwort zu stehen … (unleserliche Vorlage, d.Vf.)

Trotzdem versuchte er uns einzureden, daß gerade in Dortmund eine besonders fortschrittliche Jugendpolitik im Interesse der arbeitenden Jugend betrieben wird. Die Fakten allerdings liegen klar auf der Hand:

- das 'Jugendheim' Nord besser als Jugendknast zu bezeichnen, mit Einzelzellen und allem anderen 'Komfort';
- das ehemalige Konzentrationslager Lanstrop, in das jetzt Obdachlose gesperrt werden, mit Ratten zum Frühstück.

Die Konsequenz aus allem, nirgendwo haben wir die Möglichkeit, uns zu versammeln, Köster und die Stadtverwaltungsmafia treibt uns systematisch in die Arme einzelner Kapitalisten, die uns in ihren Kneipen den letzten Pfennig unseres sowieso kargen Lohnes aus der Tasche ziehen.

Köster allerdings stört das nicht weiter, genauso wie in der Vergangenheit versucht er uns mit Versprechungen und Illusionen vom Kampf um unsere berechtigten Forderungen abzuhalten.

Wir aber haben nicht die Zeit die Köster hat, wir haben nicht unsere paar tausend Mark im Monat, uns ein gemütliches Leben finanzieren zu können.

Wir brauchen ein freies Jugendzentrum, in denen uns nicht ständig ein Lakai der Stadtverwaltung nachschnüffelt, sondern in dem wir uns frei bewegen können.

FÜR EIN FREIES, SELBSTVERWALTETES JUGENDZENTRUM!

Aber unser Kampf ist nicht beendet wenn wir uns ein freies Jugendzentrum erkämpft haben, durch das Jugendzentrum ändert sich nicht unsere prinzipielle Lage in diesem kapitalistischen System.

Weiterhin werden wir im Betrieb für einen Hungerlohn ausgebeutet, weiterhin wird uns in Schule und Betrieb eingetrichtert, uns unserem Schicksal zu ergeben … (Vorlage unleserlich, d.Vf.)

Ausbeutung und politische Disziplinierung, das sind die Mittel der Kapitalistenklasse, um ihre Herrschaft aufrechtzuerhalten.

Diesen Kreislauf können wir auch nicht durch die Erkämpfung eines Jugendzentrums durchbrechen.

Die Erkämpfung eines Jugendzentrums ist ein Schritt auf diesem Weg und noch lange nicht der letzte.

Die Befreiung der Arbeiterjugend kann nur im Sozialismus erreicht werden, wenn die Fabriken nicht mehr einzelnen gehören, sondern dem Volk, wenn nicht mehr eine kleine Minderheit die Mehrheit regiert, sondern die Mehrheit die Minderheit, wenn die Arbeiterklasse und an ihrer Seite die Arbeiterjugend und die anderen Teile der werktätigen Jugend die Macht erkämpfen.

Und genau das zu verhindern ist die Aufgabe von Brandt, Samtlebe, Riwotzki und Köster und wie sie sonst heißen mögen, uns mit allen Mitteln von leeren Versprechungen bis zum Knüppel von diesem Kampf abzuhalten.

GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE BRANDT-REGIERUNG!

REVOLUTIONÄRE ARBEITEREINHEIT - REVOLUTIONÄRE VOLKSEINHEIT!

WEG MIT SAMTLEBE, KÖSTER UND CO.!

FÜR EIN FREIES, SELBSTVERWALTETES JUGENDZENTRUM!

KOMMT ZUR SOLIDARITÄTSFETE.

Es wird ein Tribunal gegen den Mörder Erich Dobhardts.

Es spielen Balicorn und Rumpelstilzchen.

SAMSTAG, 22.12. 19 UHR! 'STIMMGABEL' (Wilhelmstraße)"
Q: KJV-OL Dortmund: Gegen die jugendfeindliche Politik der SPD-Stadtverwaltung, Dortmund 21.12.1973

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22.12.1973:
Vom AKJZ Dortmund wird zur Vorbereitung einer neuen Hausbesetzung für Anfang Januar 1974 "ein Fest mit Tribunal" durchgeführt (vgl. 19.12.1973). "Daraufhin werden vier weitere Häuser zugemauert".
Es kommen ca. 400 Jugendliche: "
Auf dem Tribunal werden Samtlebe, Diel, Riwotzki und Köster zu Zwangsarbeit und Wohnen in einer Obdachlosensiedlung verurteilt. Weihnachten, das Fest des Friedens, verbringen wir frustriert zu Hause und nicht im freien Jugendzentrum".

Aufgerufen wurde vom AKJZ für heute auch zu einer Stimmabgabe für ein freies Jugendzentrum in Dortmund. Sie soll in der Wilhelmstraße 24, in der Nähe der Nähe der Städtischen Krankenanstalten stattfinden.

Aufgerufen wurde auch durch den KJV der KPD (vgl. 21.12.1973).
Q: KJV-OL Dortmund: Gegen die jugendfeindliche Politik der SPD-Stadtverwaltung, Dortmund 21.12.1973, S. 2; AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 10f;Kämpfende Jugend Nr. 11 und 1, Dortmund Dez. 1973 bzw. 15.1.1974, S. 5 bzw. S. 12;AKJZ: Für ein freies Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus, Dortmund o.J. (Dez. 1973)

Januar 1974:
Der KOV der KPD berichtet: "
WORUM GEHT ES BEIM KAMPF UM EIN FREIES JUGENDZENTRUM

Auch nach den beiden großartigen, aufgrund des terroristischen Eingreifens der Polizei nur kurzfristigen Erfolge, der zweimaligen Besetzung, ist die Bewegung unter den Dortmunder Jugendlichen nicht zurückgegangen. Das zeigen nicht nur die 400 Teilnehmer an der Polit-Fete des Aktionskreises, sondern auch die Beteiligung von durchschnittlich 90 Jugendlichen an den wöchentlichen Vollversammlungen. Daß dies nur ein Teil der Jugendlichen ist, die bereit sind, für ihre Interessen kämpferisch einzutreten - wie bei der Durchbrechung des Demonstrationsverbotes am 17. November - daran sollten sich die Stadt-'Väter' bei der gerade laufenden Verhandlung erinnern. Und auch daran, daß die Überzeugungsarbeit, weitere Jugendliche in den Kampf einzubeziehen, weitergegangen ist und weitergeht. So werden ihnen ihre Verbote, sowie z.B. das totale Informationsverbot über das Thema 'Jugendzentrum', ausgesprochen für alle Dortmunder Schulen durch das Schulamt in Münster, nichts nützen: immer mehr Menschen erkennen die jugendfeindliche Politik der SPD-Regierung, sei es auf Stadt-, Landes- oder Bundesebene. Statt die leerstehenden Häuser im Dortmunder Norden zuzumauern sollte sie lieber ihre Amtsstuben zumauern: sie laufen sonst Gefahr, eines Tages ans Tageslicht gezerrt zu werden, und ihre menschenfeindliche Politik rechtfertigen zu müssen!

Da wir den Charakter dieser Typen kennen, verlassen wir uns auf diese Verhandlungen keineswegs.

Bei den Diskussionen um das weitere Vorgehen hat sich inzwischen eine Position formiert, die die Beteiligung von Kommunisten an den Kämpfen denunziert - ein verspätetes, nichts desto weniger aber äußerst willkommenes Weihnachtsgeschenk an Samtlebe, Köster und Co. (die oben genannten Stadtväter). Unter der Parole 'Keine Macht für niemand' tritt ein Teil des Aktionskreises angeblich ein:
- 'gegen autoritäre Verselbständigung von Einzelnen oder Gruppierungen',
- 'für Selbstorganisation',
- 'für direkte Emanzipation',
- 'für die Schaffung von Plätzen, wo man seinen Bedürfnissen nachgehen kann',
- für die Möglichkeit, 'in erster Linie zu leben!' (Zitate und sinngemäße Übernahmen aus dem 'Info der Parteilosen im Aktionskreis JZ' Nr. 1, Januar 1974).

Gegen diese Vorstellungen könnte man in dieser Allgemeinheit kaum etwas sagen
- wenn sie sie nicht als notwendige Bestandteile einer Haltung ausgäben, die 'den Kapitalismus gewaltsam abschaffen' wolle, und sich damit sogar als revolutionär darstellt.

In der Dokumentation des Aktionskreises ('Erich-Dobhardt-Haus', Nr. 3, Nov. 1973) werden unter der Überschrift 'Wir haben den üblichen Freizeitbetrieb satt' die Gründe für die Hausbesetzung zusammengestellt:

'In den Jugendheimen der Stadt ist es den Jugendlichen trotz verschiedenster Anstrengungen nicht möglich gewesen, die ihnen zur Verfügung stehende Zeit nach ihren Bedürfnissen zu gestalten … Im Interesse der Stadt liegt es lediglich, die Jugendlichen ruhig zu halten, jede demokratische, selbsttätige Arbeit zu unterdrücken, um auf diese Weise die wirkliche Situation der Jugendlichen zu verschleiern. Denn eins wissen die zuständigen Herren in der Stadtverwaltung genau: In einem freien, selbstverwalteten Jugendzentrum wird sich die Arbeit der Jugendlichen früher oder später gegen ihre Unterdrücker im Betrieb, Schule und Freizeit richten. Deshalb fordern wir: Freie politische Betätigung der Jugendlichen in den Dortmunder Jugendheimen.

Auch der Ausweg in die Diskotheken und Kneipen war eine Sackgasse.

'Im Rahmen der kapitalistischen Freizeitindustrie war dies erst recht nicht möglich. Das einzige Interesse, das man uns hier entgegenbringt, ist Profitinteresse.'

In diesen Ausführungen wird die Hohlheit der kapitalistischen 'Jugendpflege', die Brüchigkeit des ideologischen Einflusses der Bourgeoisie auf die Jugendlichen formuliert. Auf der einen Seite verbieten offenes Profitstreben, auf der anderen Seite Angst vor der freien, auch und besonders politisch freien Betätigung der Jugendlichen, ihnen die Organisierung ihrer Freizeit selbst zu überlassen. Mit dieser Erkenntnis ist der erste Schritt gegen das kapitalistische Ausbeutersystem getan:

Wer die Ursache kennt, kennt den Feind!

Aber den Feind zu kennen - und ihn zu bekämpfen, ist zweierlei. Wer den Feind kennt und sieht, daß seine politische Herrschaft auf seiner ökonomischen Macht beruht, und sich trotzdem auf den Versuch der 'Emanzipation', der 'Bedürfnisbefriedigung' zurückzieht, der wird in den Sumpf der Bourgeoisie zurücksinken, ohne seine Vorstellungen verwirklichen zu können, der glaubt an die Veränderbarkeit des Kapitalismus, indem man sich irgendwann wird einrichten können, in dem man 'leben kann'.

Siegreich wird unser Kampf auch um ein freies Jugendzentrum nur sein, wenn ihr ihn begreifen als einen Teil des Kampfes gegen Ausbeutung und Unterdrückung in Betrieb, in der Schule, in der kapitalistischen Gesellschaft überall. Erst die Verbindung der Teilkämpfe zu einer breiten Front aller Ausgebeuteten und Unterdrückten kann die Bedingungen für die Verwirklichung von Teilzielen schaffen.

Nach den Ferien werden sich noch mehr Schüler und Lehrlinge trotz Verbot und Hetze in den Kampf einreihen. Deshalb: Eins ist sicher: wir kriegen unser Haus!"
Q: Schulkampf Nr. 1, Dortmund Jan. 1974, S. 5

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Januar 1974:
In Dortmund erscheint die erste und letzte Nummer des 'Info der Parteilosen im Aktionskreis JZ' (AKJZ).
Es handelt sich hierbei um eine Gruppierung, die der 'Wir wollen alles' (WWA) nahesteht.
Ein Impressum der Zeitung, die sechs Seiten hat, gibt es nicht.
Der Inhalt der Zeitung ist:
I. Der KJV und die Rote Garde als organisatorische Scheinlösung der Probleme der arbeitenden und lernenden Jugendlichen.
II. Unsere Auffassung zur Selbstorganisation.
III. Über den Reformismusvorwurf des KJV gegen uns.
IV. Über die Aktionseinheit.
V. Über die Politik des KJV.
VI. KJV-internes Papier.

Unter Punkt I: 'Der KJV und die Rote Garde als organisatorische Scheinlösung der Probleme der arbeitenden und lernenenden Jugendlichen', wird zum KJV der KPD und der RG der KPD/ML u.a. festgestellt: "
Der KJV und die Rote Garde bieten dem Aktionskreis ähnliche Modelle der Politik:
1. Die Propagierung der Linie der KPD bzw. KPD/ML im Aktionskreis als Ziel, wobei der KJV sich pädagogisch verhält und die 'Jugendlichen' im stärkeren Maße mit einbezieht. Der KJV tarnt diese Absicht z.Zt. noch, indem er behauptet, das Jugendzentrum solle kein Parteizentrum werden …

2. Der KJV und die Rote Garde zeichnen sich durch eine Freiraum-Neurose aus. Die Arbeit im Jugendzentrum soll sich ihrer Meinung nach im Kampf gegen die arbeiterfeindliche Brandt-Regierung erschöpfen - abgesehen von der notwendigen Erholung in Teestube und beim Tanzen. Die Forderung schrumpft zusammen nach dem Kampf um 'freie politische Betätigung in allen Jugendheimen' …

3. Die Forderung nach einer politischen Leitung, die ebenfalls vom KJV vertreten wird, denunziert alle Selbstorganisationsversuche u.a. als kleinbürgerlich und führt notwendigerweise zur Spaltung. Die Kritik am Selbsttätigwerden aller Jugendlichen führt zu einer pädagogischen Bearbeitung aller Objekte bis sie parteibuchfähig sind.

4. Der KJV hat sich bei einigen Aktionen an die Spitze gestellt (Rathausaktion, 2. Hausbesetzung) und reißt diejenigen Jugendlichen, die den Druck der Illegalisierung erleben und Angst bekommen, in die Identität einer nationalen Organisation, statt zum solidarischen Zusammenhang im Aktionskreis beizutragen. Diese Organisierung erreichen die KJV-Genossen durch beharrliche Überzeugungsarbeit".

Unter Punkt II: 'Unsere Auffassung zur Selbstorganisation', stellen die Verfasser fest: "
Wir vertreten keine festen Ziele, auf die wir die Jugendlichen hinorientieren möchten. Wir stimmen mit folgender Auffassung überein: Tragende Säule der Selbstorganisation ist die Vollversammlung. Hier lernen wir, die anstehenden Schwierigkeiten zu lösen, wir lernen Kritik zu üben und Selbstkritik einzustecken, uns gegenseitig zu kontrollieren, unsere Freizeit praktisch zu organisieren. Vollversammlungen sind keine leeren Rituale oder das formale Zusammenfassen von Delegierten und Arbeitsgruppen, sondern sie sind der spontane Ausdruck kollektiver Massenaktivitäten, kollektiver Lernprozesse, kollektiven Kampfes. Wir sind alle miteinbezogen. Der Prozeß in der Initiative ist jedem transparent, jeder ist verantwortlich. Je mehr die Selbstorganisation bedroht ist, desto besser klappt sie. Selbstorganisation heißt der Kampf gegen:
- Spaltungserscheinungen,
- autoritäre Verselbständigung von einzelnen,
- oder Gruppierungen.
Wir wissen, daß wir in einer kapitalistischen Gesellschaft leben, daß, solange diese besteht, es Angriffe aus unsere Existenz gibt. Diese Angriffe können wir nur durch kämpferische Solidarität abwehren. Dazu brauchen wir jedoch keinen moralischen Anstoß von irgendeiner angemaßten Partei. Wir haben das Recht auf Fehler! Niemand kann den Anspruch der richtigen Linie zur Bevormundung verwenden. Direkte Selbstorganisation bedeutet für uns direkte Emanzipation, direkter politischer Kampf. Keine Macht für niemand!"

Unter Punkt III: 'Über den Reformismusvorwurf des KJV gegen uns', heißt es: "
Wir brauchen die Diskussions- und Propagandaclubs, die sich KPD und KPD/ML nennen nicht. Wenn wir den Kampf der Schwerter Jugendlichen unterstützen, fahren wir hin, wenn wir Solidarität mit den spanischen Arbeitern üben wollen, beteiligen wir uns an deren Aktionen, so informieren wir uns allmählich über die Kämpfe der Jugendlichen im gesamten Bundesgebiet bzw. über die Kämpfe der multinationalen Arbeiterklasse. Nach genau diesem Vorgehen unterstützen wir politisch Verfolgte (wozu neben dem KSV auch die RAF oder ein vom Berufsverbot (BV, d.Vf.) bedrohter DKP-Lehrer gehört). Der Unterschied zwischen uns und dem KJV besteht nicht in einer unterschiedlichen Haltung zum Kapitalismus: wir wie sie wollen ihn gewaltsam abschaffen, sondern darin, daß diese Gruppe es offenbar nicht begreift, daß Erich Dobhardt nicht durch die Existenz der KPD gerettet worden wäre, sondern dadurch, daß er einen Platz gehabt hätte, wo er seinen Bedürfnissen hätte nachgehen können. Schließlich wollte er seine Freundin besuchen und nicht aus der Illegalität den Kampf gegen die arbeiterfeindliche Brandtregierung organisieren. Selbstverwaltung heißt, diese Tendenz aufzunehmen und nicht daraus eine perfektionistische Institution mit sauberen Zuständigkeiten und reibungslosem Ablauf zu machen, die so konsequente Politik machen kann. Dieses demokratische Sandkastenspiel gibt es nur in den Köpfen von Jugendamtsleitern, Pädagogikern und Berufsjugendlichen."

In: IV: 'Über die Aktionseinheit' wird ausgeführt: "
Wir wollen ein Haus auch mit den SPD-Falken, wenn sie unsere Prinzipien anerkennen und werden im JZ an den konkreten Fragen die Rolle der SPD diskutieren und vom Haus aus jeden Angriff auf die Selbstorganisation zurückschlagen. So auch möglichst jeden Angriff auf unsere Interessen in Schule und Betrieb".

Zu V: 'Über die Politik des KJV' wird u.a. ausgeführt: "
Im Jugendzentrum organisieren wir nicht die Aktivitäten der revolutionären Führer, wir organisieren unsere 'durchweg persönlichen' Bedürfnisse. Wir sind keine Parteizentrale, wie der Genosse H. des KJV heuchelnd feststellte. Welches Interesse treibt aber die Berufsjugendlichen dennoch dazu, mit Bienenfleiß die Aktivitäten an sich zu reißen? Es kann nur die Einschätzung sein, daß ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung im Kapitalismus unmöglich ist und deshalb die Jugendlichen durch 'geduldige Überzeugungsarbeit' für den KJV gewonnen werden sollen, um dann auch autorisiert geduldige Überzeugungsarbeit leisten zu können. Nur bleibt die Frage, warum sie ihre Einschätzung nicht offen aussprechen, warum sie einerseits darauf drängen, das neue besetzte Haus militant zu verteidigen, andererseits jedoch in ihrem internen Papier einschätzen, daß ein Haus militärisch nicht zu halten ist. Wissen sie nicht, daß sie dadurch viele Leute, deren Situation ohnehin verzweifelt ist, weiter ins Elend zerren? Wenn diesen Leuten dann alles verlorengegangen ist, nur der KJV noch bleibt und wenn man dies noch revolutionäre Pädagogik nennt, so ist das weder reformistisch noch kleinbürgerlich, sondern schlicht pervers. Will man uns immer noch in den Mund schieben, wir führen 'keinen politischen Kampf', so verwechselt man diesen mit politischen Allerweltsplattheiten. Wir wollen die Emanzipation mit dem politischen Kampf verbinden, indem im Zentrum in einem Freiraum Verhaltensweisen eingeübt werden können, die solidarisches Verhalten proben, was dann allerdings in Schule und Betrieb praktiziert werden kann. Behauptet der KJV weiter 'Ein freies Jugendzentrum muß aber für die proletarische Jugend ein Stützpunkt im Kampf gegen das Ausbeutersystem sein', so widerspricht dies doch offenbar den eigenen Untersuchungen über das Freizeitverhalten, wonach sich die proletarischen Jugendlichen nach der Arbeit in Kneipen ihres Wohngebiets treffen. Sie gehen ins Kino, Sportvereine, zum geringen Teil in die Diskotheken der Innenstadt. Diese Bedürfnisse sind doch offenbar auf Entspannung, allenfalls Sport gerichtet. Versteht der KJV sich nun als Pädagoge, wird die Selbstverwaltung zur Farce. Gerade die Widersprüche z.B. zwischen verschiedenen Interessen sind in der Selbstverwaltung Triebkraft für die Entwicklung aller an der Selbstverwaltung Beteiligten. Der KJV bereitet jedoch wie ein Lehrer die einzelnen Schritte für die Massen vor. Er erarbeitet Vorschläge für Aktionen, 'die dem Stand des politischen Bewußtseins der Jugendlichen Rechnung tragen'. Der KJV hält also nicht die Widersprüche und deren Diskussion für Erkenntnis- und entwicklungsfördernd, sondern hat bereits den totalen Durchblick und verschafft uns immer soviel, wie wir gerade verkraften können. Diese Haltung ist nicht nur großmäulig, sondern zieht auch einen Diskussionsstil nach sich, der prinzipiell von der Richtigkeit der eigenen Position ausgeht und somit unsolidarisch wird".

Unter Punkt VI. wird das KJV-interne Papier "Zum Kampf um freie und selbstverwaltete Jugendzentren" abgedruckt, wo es u.a. heißt: "
1. Im Kampf der Jugend gegen kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung erweist sich der Kampf um freie Jugendzentren als neuralgischer Punkt der Bourgeoisie. Die insbesondere von den Sozialdemokraten hervorgekehrte 'Reform'freudigkeit, die von ihr verkündeten Phrasen von der 'besseren Lebensqualität' erweisen sich sehr schnell als demagogische Trugbilder, wenn die Jugendlichen, die Wirklichkeit im Bereich der stattlichen Jugendpflege hiermit vergleichen. Die Kampfbereitschaft der Jugendlichen resultiert zwar oft noch aus der Tatsache, daß sie einfach mal einen Bereich in der Gesellschaft haben wollen, indem sie nicht den Zwängen reaktionärer Lehrer, von den Kapitalisten bezahlter Schinder usw. ausgesetzt sind. Aber diese Kampfbereitschaft zeigt, daß der ideologische Einfluß der Bourgeoisie brüchig ist, daß die Erfahrungen in den städtischen Jugendheimen z.B. für viele Jugendliche schon ausreichen, den Kampf aufzunehmen, weil ihre Bedürfnisse unterdrückt werden, weil sie nicht mehr länger warten wollen bis irgendein Amt ihre Forderungen erfüllt. Ist dieser Kampf zu Beginn noch weitgehend mit Illusionen behaftet, so kommt ihm deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil er ein erster Schritt für viele Jugendliche ist, sich gegen das kapitalistische Ausbeutersystem zu wenden (fast immer wird auch auf die Ausbeutung durch die kapitalistische Freizeitindustrie hingewiesen), weil bei einer richtigen Kampfführung er sowohl verknüpft werden kann mit dem Kampf der werktätigen Jugend im Betrieb als auch die Erfahrung des Kampfes gegen den Staatsapparat vermittelt. Beides wird unter revolutionärer Stoßrichtung dazu beitragen, die Jugendlichen, die zunächst 'nur' den Kampf für ein freies Jugendzentrum aufgenommen haben, einzureihen in die breite Front aller Ausgebeuteten und Unterdrückten gegen die Monopolbourgeoisie.

2. Gegenwärtig kämpfen im Rahmen bestehender Jugendzentrumsinitiativen in der Regel mehrheitlich Jugendliche, die aus kleinbürgerlichen Schichten stammen, um freie Jugendzentren. Gering ist noch der Anteil proletarischer Jugendlicher. Dies hängt zum einen mit der z.T. sehr unterschiedlichen Gestaltung der Freizeit, aber vor allem auch mit in den zumeist von den Initiativen vertretenen Zielvorstellungen zusammen. Denn die Vorstellungen vieler Initiativen entsprechen den Illusionen, die sich kleinbürgerliche Jugendliche von der Möglichkeit der 'individuellen Emanzipation', der 'Selbstverwirklichung' und 'Selbstorganisation' im Kapitalismus machen. Diese Vorstellungen sind jedoch reformistische Vorstellungen von der Veränderbarkeit des Kapitalismus, von seiner 'Reform'. Der proletarischen Jugend kann es jedoch nicht darum gehen, einzig einen 'Freiraum' zu erkämpfen, sondern sie muß Positionen erobern, von denen aus sie unversöhnlich den Kampf zur Abschaffung dieses verrotteten Systems führen kann. Ist es auch für sie wichtig andere als die von der kapitalistischen Freizeitindustrie 'angebotenen' Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu schaffen, so wird sie sich nicht darauf beschränken können, den Kampf nur um freie Jugendzentren zu führen, diesen Teilkampf im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung im Betrieb, in der Schule, in der Gewerkschaft zu isolieren. Greifen wir als Kommunisten in die spontan entstandenen Kämpfe ein, so wird sich sehr schnell erweisen, daß sich im Kampf um die Durchsetzung der Forderung im wesentlichen zwei Positionen, zwei Linien gegenüberstehen: die reformistische, die den Kampf um freie Jugendzentren auf sich selbst beschränken will und die revolutionäre, kommunistische Linie, die diesen Kampf in den Zusammenhang der Kämpfe breiter Teile des Volkes gegen die kapitalistische Ausbeuterordnung stellt, für die ein freies Jugendzentrum ein Stützpunkt im antikapitalistischen Kampf ist. Der erfolgreiche Kampf für ein freies Jugendzentrum führt nur über den Weg des entschiedenen Kampfes gegen alle reformistischen Vorstellungen, gegen jeglichen Versuch, ein freies Jugendzentrum als Projekt 'linker Sozialpädagogik' zu betrachten.

3. Wie arbeiten wir als Kommunisten in solchen Initiativen? Das Programm der Initiative muß antikapitalistisch sein! Bereits bestehende Initiativen werden oft noch ein Programm haben, das politisch nicht klar ausgerichtet ist. Wir müssen aber von Anbeginn unserer Arbeit darauf achten, daß Grundlage des Kampfes ein Programm ist, daß den Kampf nicht in die reformistische Sackgasse führt. Als wesentliche Punkte sollten im Programm enthalten sein:
- Die Ursachen für die Misere in den städtischen Jugendheimen etc. Bereits in diesem Punkt kommt es darauf an, nicht isoliert die Auswirkungen dieser Politik von den anderen Bereichen jugendfeindlicher Politik zu betrachten, gleichzeitig den Zusammenhang zwischen Ausbeutung und Unterdrückung in der Fabrik und im Freizeitbereich aufzusteigen, die kapitalistische Profitmacherei als deren gemeinsamen Motor zu benennen.
- Der Gegner muß klar benannt werden, an ihn müssen die Forderungen gestellt werden. Der Gegner ist in den allermeisten Fällen die Stadtverwaltung, wird sie von Anfang an als politische Feind hingestellt, so wird den Jugendlichen sehr schnell klar, daß ihr Kampf ein politischer Kampf ist. Auch wenn die Kirche der Gegner sein sollte, muß unbedingt die Stadtverwaltung angegriffen werden, da sie auf vielfältigste Weise deren reaktionäre Tätigkeit im Jugendbereich fördert.
- Die Ziele der Initiative müssen klar benannt werden. Zum einen soll die Möglichkeit geschaffen werden, daß die Jugendlichen frei von staatlicher Reglementierung und Unterdrückung sowie Ausbeutung durch die kapitalistische Freizeitindustrie ihre Freizeit gestalten. Deshalb braucht man auch keinen Aufpasser wie einen Sozialarbeiter. Zum anderen soll ein FJZ dabei helfen,
den Kampf der Jugendlichen überall dort zu führen, wo ihre Ausbeuter und Unterdrücker zu finden sind. Dies schließt ein, daß sie vom FJZ aus den Kampf organisieren, daß sie nicht nur für sich, sondern für alle Jugendlichen, in Jugendheimen freie politische Betätigung fordern.
- Es müssen entsprechend den konkreten Bedingungen klare Forderungen gestellt werden (Ein Haus, Finanzierung des Programms u.ä. aufgenommen werden sollte, auch Parolen, die sich gegen die Stadtverwaltung richten. Gegen die jugendfeindliche Politik der Stadtverwaltung z.B.).
- Es müssen die Kampfschritte im wesentlichen angegeben werden. In erster Linie kommt es darauf an, zu betonen, daß wir den Kampf selbst führen müssen, daß noch andere und viel mehr Jugendliche mobilisiert werden müssen, daß wir zwar auch mit der Stadt verhandeln werden, daß wir uns aber nicht darauf verlassen, daß diese Herren uns irgendetwas schenken. Klar muß sein daß wir uns auch das nehmen werden, was uns gehört: ein Haus!

b.) Etappen des Kampfes, Kampfmethoden und Aktionsformen. Entsprechend dem konkreten Stand der Bewegung müssen die Kampfmethoden und einzelnen Aktionsformen gewählt werden. Wichtig ist jedoch, daß wir uns hierbei auf einen längerfristigen Kampf einrichten, da die sozialdemokratisch geführte Stadtverwaltung, dies zeigt der bisherige Kampf, gegenwärtig immer weniger zu Zugeständnissen bereit ist, wenn der Kampf nicht reformistisch geführt wird. Erfolge wie Hausbesetzung sind in der Regel nur kurzzeitige Erfolge, die auf den scharfen Widerstand des Staatsapparates stoßen und von ihm mit dem Einsatz terroristischer Mittel beantwortet wird. Deshalb ist von entscheidender Bedeutung, daß alle Aktionen Massencharakter haben, damit sie erfolgreich sind, damit die Jugendlichen den Feind im Klassenkampf kennen lernen … Um die einzelnen Aktionen aufeinander abzustimmen und zu gewährleisten, daß der Kampf voranschreitet, muß deshalb ein längerfristiger Kampfplan erstellt werden, dem eine genaue Einschätzung der Kampfetappen zugrundeliegt. Gerade bei den Aktionsformen müssen wir darauf achten, daß sie phantasievoll sind und Vorschläge der Jugendlichen mit aufnehmen. Gleichzeitig müssen sie beständig zur Verschärfung des Kampfes beitragen. Auf jeden Fall muß verhindert werden, daß eine Initiative einzig den Verhandlungsweg einschlägt und den Kampf zurückstellt. Für uns gilt das Wort der vietnamesischen Genossen: 'Krieg führen und verhandeln'. Organisieren wir den Kampf nach diesem Prinzip, so ist zum Zeitpunkt einer vollzogenen Hausbesetzung z.B. richtig, auch einen Verein zu gründen, der immer wieder von der Stadtverwaltung als eine Voraussetzung der Förderung genannt wird. Ein solcher e.V. wird dann nicht zur Tummelwiese reformistischer Verhandlungshengste, sondern sichert auch juristisch gewonnene Kampfpositionen ab.

c.) Die Initiative.
Als eine sehr breite demokratische Massenorganisationsform ist eine solche initiative bei guter Arbeit dazu in der Lage, große Teile der Jugendlichen zu mobilisieren, bisher politisch nicht aktive oder gar rückständige in den Kampf mit einzubeziehen. Als Kampfzusammenschluß mehrerer Schichten des Volkes ist es vor allem auch ein Organ der Einheitsfront der Arbeiterjugend, das unter ihrer Führung andere Schichten in den Kampf gegen den Kapitalismus einreiht. Die Aufgaben einer solchen Initiative bestehen daher in erster Linie in der Mobilisierung der Jugendlichen, der Organisierung von Kampfmaßnahmen zur Durchsetzung der Forderungen. Orientiert sich die Arbeit beständig an diesen beiden Aufgaben, so wird sich ein zu Anfang des Kampfes lockerer und unverbindlicher Zusammenschluß im Kampf selbst festigen. Deshalb wäre es falsch, von Anfang an 'rigide' Organisationsstrukturen einzuführen, die für die Jugendlichen nicht einsichtig sind, weil sie nicht den von ihnen gemachten Erfahrungen entsprechen. Worauf wir jedoch achten müssen ist, daß ein aktiver Kern geschaffen wird, auf den sich die Arbeit stützen kann, da zunächst auch eine große Fluktuation für die Initiative kennzeichnend sein wird. Die Arbeit wird dann so organisiert, daß über die Vergabe von Einzelaufträgen und deren Kontrolle auf der nächsten Sitzung bzw. schon vorher immer mehr Jugendliche in die direkte Arbeit mit einbezogen werden … Ist ein Haus besetzt, so besteht die Notwendigkeit dazu, die Einrichtung von Selbstverwaltungsorganen, um zu verhindern, daß alles drunter und drüber geht, um zu gewährleisten, daß das Kampfziel auch erreicht wird. Folgende Elemente sollte die Selbstverwaltung beinhalten:
- Die VV muß oberstes Beschlußorgan sein. Sie gewährleistet die kollektive demokratische Beratung, sie fördert am stärksten den weiteren Zusammenschluß und gibt die Möglichkeit, die Jugendlichen für die Kampfaufgaben politisch zu mobilisieren.
- Arbeitsgruppen. Sie organisieren auf unterer Ebene im Haus das ganze Leben, vor allen Dingen auch die politischen Aufgaben. Angefangen von AGs wie Teestube, Musik u.a. Über die Gruppe, die sich der Öffentlichkeitsarbeit in engerem Sinne annimmt bis zu Vietnam-Aktivs, einer AG, die z.B. den Kampf gegen einen drohenden Gewerkschaftsausschluß eines Kollegen, der auch im FJZ arbeitet" führt.
- "Der Hausrat oder ähnliches. Er ist jenes Organ, daß der VV die Aufgaben wahrnimmt, die auf der VV beschlossen wurden und nicht in AGs bearbeitet werden. Er sollte unbedingt entscheidungsbefugt sein, sonst ist er eine Einrichtung, die nur dahinvegetieren wird, weil man sie von Anfang an lahmgelegt hat. Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen solchen Rat zu bilden. Ist das politische Bewußtsein der meisten Jugendlichen noch nicht soweit entwickelt, daß sie einen Rat nicht direkt aus der VV heraus wählen, da sie der Meinung sind, dies würde zu einer 'Bürokratisierung' führen und verhindern, daß alle lernen in seiner Einrichtung zu arbeiten, so ist es auch richtig einen Rat aus Delegierten der AGs zu bilden, die in den AGs selbst gewählt werden. Nach einer Phase der Arbeit sollte geprüft werden, inwieweit sich dieses Modell bewährt hat und ob es nicht durch das erstgenannte abgelöst werden kann, das klar politisch bestimmt ist, denn bei einem Delegiertenrat besteht leicht die Gefahr, daß er zu einem technisch-organisatorischen Koordinierungsgremium verkommt".

Abschließend heißt es unter e) Die eigenständige politische Agitation und Propaganda der Kommunisten: "
Um die Gefahr zu bannen, daß gegenüber der Arbeit in der Initiative die eigenständige kommunistische Agitation und Propaganda, die umfassende politische Mobilisierung zurückgestellt wird, müssen von Anfang an eigene Aktivitäten durchgeführt werden. Sowohl Flugblätter, die den Zusammenhang des Kampfes mit dem gesamten Kampf gegen die arbeiterfeindliche Brandtregierung aufzeigen, als auch klar machen, daß es dauerhafte Erfolge nicht im Kapitalismus geben kann. Unsere besondere Aufgabe besteht des weiteren darin, die Generallinie unserer Partei in unserer Propaganda darzulegen, die Partei als die Vorkämpferin der Volksmassen unseres Landes zu propagieren. Nur unter ihrer Führung wird die werktätige Jugend zur Erfüllung ihrer Forderungen gelangen. Deshalb ist es notwendig, immer wieder die Perspektive des Kampfes zum Sturz der Monopoldiktatur und zur Erringung der Volksdemokratie hineinzutragen. Wir müssen in diesem Zusammenhang auch in der Initiative zu zentralen Aktivitäten der Partei und des Jugendverbandes mobilisieren, klar machen, daß sie als fortschrittliche Menschen solche Initiativen unterstützen müssen (z.b. Kampf gegen KSV-Verbot). Die Organisierung dieser Aktivitäten setzt voraus, daß es einen fest zusammengeschlossenen Kern gibt, der einen selbständigen Plan für den Kampf hat, der immer wieder sich über den Stand der Bewegung vereinheitlicht. Dieser Kern besteht aus allen Kommunisten und deren festen Sympathisanten, die in der Initiative arbeiten. Er gewährleistet, daß kontinuierlich die Arbeit organisiert wird, daß unsere Linie schöpferisch angewandt wird."

Mit dem 'Info' befaßt sich u.a. die RG Dortmund der KPD/ML (vgl. Jan. 1974).
Q: RG Dortmund: Diskussionsvorschlag, Dortmund o.J. (1974), S. 1; Info der Parteilosen im Aktionskreis Nr. 1, o.O. (Dortmund) Jan. 1974

Januar 1974:
Vermutlich im Januar erscheint in Dortmund u.a. im AKJZ der folgende Text der Roten Garde (RG der KPD/ML) Dortmund zum 'Info der Parteilosen' (vgl. Jan. 1974): "
DISKUSSIONSVORSCHLAG' der 'ROTEN GARDE DORTMUND

Die Rote Garde meint, daß einige 'Parteilose' einen richtigen Schritt getan haben, als sie sich zusammengeschlossen und ihre Meinung im Aktionskreis veröffentlicht haben. Dies fördert die Klarheit der verschiedenen Positionen und kann den ideologischen Kampf voranbringen. Allerdings wenden wir uns scharf gegen Methoden, wie sie im 'Info' teilweise angewendet werden (Lied, Veröffentlichung des KJV-Papiers) und wie sie auch der KJV gebraucht, der auf der letzten VV eine ideologische Auseinandersetzung über das Info ablehnte und durch persönliche Angriffe, organisatorische Dinge und Rache ersetzte. So gefährdet der KJV noch mehr als die Info-Leute die Einheit des Aktionskreises. Um den ideologischen Kampf jetzt weiter zu führen, schlägt die ROTE GARDE die Diskussion über folgende Fragen vor: Warum haben wir noch kein Jugendzentrum?

Hat die Stadt etwas dagegen, daß wir dort unsere 'durchweg persönlichen Bedürfnisse organisieren', daß wir uns individuell emanzipieren, wie es der 'Info-Gruppe' vorschwebt?

Wer so etwas vertritt, betreibt romantische Illusionsmacherei und verhindert den revolutionären Klassenkampf! Den Jugendlichen einzureden, sie könnten sich einen Freiraum erkämpfen, ihren eigenen Weg gehen und damit die Regeln dieser Gesellschaft durchbrechen - das kommt der herrschenden Klasse und ihrer Propaganda genau entgegen.

Ihr Ziel aber ist es, mit aller Macht zu verhindern, daß in der Jugend die Einsicht wächst: Kapitalismus - das bedeutet Ausbeutung und Unterdrückung. Ein freies und glückliches Leben können wir nur gemeinsam mit der gesamten werktätigen Bevölkerung durch den Sturz des kapitalistischen Staates erkämpfen.

Erst in der sozialistischen Gesellschaft, in der die Arbeiterklasse die Macht hat, wird das Volk wirklich frei über sich und sein Leben bestimmen können.

Wie können wir unseren Kampf erfolgreich durchführen?

Der Kampf um ein Jugendzentrum darf nicht zu einem isolierten Protest einer Gruppe Jugendlicher werden, sondern muß Teil des Kampfes Klasse gegen Klasse sein. Wir brauchen ein Jugendzentrum als Stützpunkt im revolutionären Klassenkampf!

Was muß das Ziel unseres Kampfes sein?

Überall dort, wo Menschen sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung auflehnen, versucht die Bourgeoisie dies mit Hilfe ihres Staatsapparates zu unterdrücken. Nur durch die Gewalt des Staates kann die Kapitalistenklasse ihre Macht heute noch gegen das Volk behaupten.

Deshalb müssen und werden die Werktätigen Westdeutschlands unter Führung der Partei der Arbeiterklasse, der KPD/ML, den kapitalistischen Staat zerschlagen und den sozialistischen Staat aufbauen, in dem die Arbeiterklasse die Macht hat.

Die ROTE GARDE bekämpft deshalb die Parole der 'Info-Gruppe' 'Keine Macht für niemand' und setzt dagegen: 'Für die Diktatur des Proletariats!'

Ebenso weisen wir die opportunistische Haltung des KJV zurück, der vom politischen, revolutionären Klassenkampf gegen diesen Staat ablenkt und ihn auf die SPD-Stadtverwaltung beschränken will."
Q: RG Dortmund: Diskussionsvorschlag, Dortmund o.J. (1974)

Januar 1974:
In Dortmund erscheint vermutlich im Januar die folgende Stellungnahme der Kommunistischer Jugendbund (Initiative) KJB (I) des KBW mit zwei Seiten DIN A4 zum Streit im AKJZ: "
FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM! BEMERKUNGEN DER KOMMUNISTISCHEN JUGENDBUNDINITIATIVE ZUM STREIT ZWISCHEN 'PARTEILOSEN' UND KJV IM AKTIONSKREIS

Der Aktionskreis 'Für ein freies Jugendzentrum' ist schon seit seiner Gründung ein buntes Gemisch verschiedener Positionen.

Dies ist keineswegs schlecht, sondern nur ein Ausdruck der Breite der Bewegung. Politische Auseinandersetzungen sind hier ganz unvermeidlich und bringen den Aktionskreis insgesamt voran.

Schon seit längerem hat sich die Auseinandersetzung mit dem KJV (der KPD, d.Vf.) angebahnt. Die Sponties (Parteilose) haben sie nun mit einer Kritik am KJV eröffnet, die wir für falsch halten.

Wie stellen sich die Sponties zum organisierten Kampf innerhalb des kapitalistischen Staates?

Obwohl die Sponties den Kapitalismus gemeinsam abschaffen wollen, gehen sie von der These aus, daß solidarischer Zusammenhalt für diesen Kampf ausreicht. Im Kampf um das freie Jugendzentrum (FJZ) lehnen sie jegliche Organisierung ihrer Arbeit ab. Sie wälzen alles auf die wöchentlichen Vollversammlungen (VVs), die ohne Vorbereitungen undurchschaubar und langatmig werden. Sie lehnen es ab, daß die Arbeitsgruppen (AGs) selbständig arbeiten und fertige Vorstellungen auf den VVs zur Abstimmung einbringen.

Mit dieser Arbeitseinstellung wollen sie auch genauso spontan andere Kämpfe unterstützen und somit den Kapitalismus zerschlagen. Wenn sie mal Lust haben, gehen sie zu Schwerter Jugendlichen oder üben mit den spanischen Arbeitern Solidarität (Info S.2.). So können sie aber lange auf den Sozialismus warten.

Nach unserer Meinung soll das Aktionsprogramm des Aktionskreises (AK) so aussehen:

Die VV ist zwar das oberste und einzig beschlußfähige Gremium der Selbstorganisation, jedoch müssen die schon bestehenden AGs über ihren Arbeitsbereich beschlußfähige Pläne in der VV zur Abstimmung vorlegen. Jede AG muß sich einen Delegierten wählen. Die Delegierten der AGs müssen die Arbeitseinheiten der AGs koordinieren und die VVs vorbereiten.

Weiter können dann auch auf dieser Grundlage Solidariktätsaktionen organisiert werden, und sie brauchen nicht nach Lustprinzipien aufgebaut werden.

Wie entwickeln die Sponties in diesem Kampf solidarisches Handeln?

Sie schreiben in Ihrem Papier durch 'persönliche Emanzipation'.

Was ist das?

Sie gehen davon aus, daß ein FJZ einen Freiraum innerhalb des kapitalistischen Staates darstellt, obwohl solch ein FJZ ständig den Angriffen des bürgerlichen Staates und Einflüsse in Schule und Betrieb und auch durch den Konsumterror ausgesetzt ist.

In solch einem Freiraum wollen sie nun solidarische Verhaltensweisen einüben.

'Sie wollen die persönliche Emanzipation mit dem politischen Kampf verbinden, indem im Zentrum in einem Freiraum Verhaltensweisen eingeübt werden können, die solidarisches Verhalten proben, was dann allerdings in Schule und Betrieb praktiziert werden kann.'

Kollegen, da stimmt was nicht: Ihr sagt, um solidarisch handeln zu können, muß man sich persönlich emanzipieren, und dazu braucht man einen Freiraum. Dieser Freiraum ist im FJZ.

Na gut Kollegen. Aber ihr sagt auch: ein FJZ ist nur durch solidarisches Handeln zu erreichen. Unsere Frage: Wo habt ihr es geschafft, euch persönlich zu emanzipieren, denn sonst könntet ihr den Kampf für's FJZ nicht führen. Eine persönliche Emanzipation in diesem System ist nicht zu erreichen, sondern die Befreiung jeder unterdrückten Schicht, Rasse ist nur im gemeinsamen Kampf aller Unterdrückten mit der Arbeiterklasse für den Sozialismus zu erreichen.

Es hat sich auch gezeigt, daß die Sponties solidarisches Handeln nicht gelernt haben oder es nicht lernen wollen.

Sie suchen wohl noch immer nach einem Freiraum. Mit ihrem Info und ihrem Auftreten in der letzten VV, wo sie es sogar ablehnten, eine ideologische Auseinandersetzung zu führen, haben sie gezeigt, daß sie nichts anderes wollen, als die schon bestehende Solidarität zu spalten. Deshalb meinen wir, daß die Sponties ihre falsche Polemik im AK aufgeben und gemeinsam den Kampf für ein FJZ weiterführen müssen.

Wir kritisieren hier nicht nur das Papier der Sponties, sondern auch einige Punkte am Papier und Vorgehen des KJV im AK.

Kritik am KJV und die Aufgabe der Kommunisten im AK.

1. Der KJV arbeitet im AK nicht auf der Grundlage einer kommunistischen Jugendpolitik. Anstatt auf der Grundlage einer umfassenden Agitationsarbeit unter den Jugendlichen in den Fabriken und Schulen den Kampf für ein freies Jugendzentrum zu führen, hängt sich der KJV bloß an die Empörung der Leute an und versucht sie dazu noch als eigenständige Bewegung zu organisieren. Diese Einstellung ist aber falsch, da es die Aufgabe der Kommunisten ist, die Empörung der Jugendlichen über ihre Ausbeutung und Unterdrückung zu den Orten zurückzuführen, an dem sie entspringt: nämlich in Fabriken und Ausbildungsstätten.

Es gilt nicht, die Empörung über Ausbeutung und Unterdrückung auf den Freizeitbereich zu beschränken, sondern es ist die Aufgabe aller Kommunisten, den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung auf die betriebliche und schulische Ebene zurückzuführen.

2. Der KJV verhält sich im AK völlig unkommunistisch. Er karrt seine Genossen zu den VVs an, um so die Abstimmungen für sich zu beeinflussen. Die Reaktion vieler Genossen im AK über dieses Auftreten des KJV ist die 'Gruppe der Parteilosen'.

Sie sind durch den KJV in der Weise verschreckt worden, daß sie jegliche kommunistische Organisierung ablehnen. Als Kommunisten müssen wir politisch argumentieren und durch eine überzeugende Praxis die Menschen für uns gewinnen."

Als Kontaktadresse wird Rolf Jentsch, 46 Dortmund, Lessingstraße 9, genannt.
Q: KJB(I) Dortmund: Für ein freies Jugendzentrum. Bemerkungen der Kommunistischen Jugendbundinitiative zum Streit zwischen Parteilosen und KJV im Aktionskreis, Dortmund o.J. (1974)

Januar 1974:
Vermutlich erscheint im Januar erstmals und wohl auch letztmals 'Der Rote Bello'. Sie wird herausgegeben vom Jugendhelferkurs des Unterbezirks Dortmund in der Jugendherberge Rüthen der SJD - Die Falken der SPD. In einer Auseinandersetzung um den Titel der Zeitung beschließt eine Mehrheit des JH-Kurses, den in die Diskussion eingebrachten Namen für die Zeitung 'Der Rote Stern', nicht aufrechtzuerhalten und stattdessen den 'Roten Bello' herauszugeben.
Enthalten ist auf den Seiten 5 und 6 auch der Entwurf "Die Plattform des Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum" (AKJZ).
U.a. wird zum Punkt Selbstverwaltung ausgeführt: "
Selbstverwaltung heißt, daß wir die Entscheidung über das von der Stadt zur Verfügung gestellte Geld, die Programmgestaltung und die Organisation des Jugendzentrums selbst in die Hand nehmen müssen. Es bedeutet zugleich, daß wir auf der Grundlage einer demokratischen Diskussion darüber entscheiden, was wir im Zentrum machen. Das ist die Voraussetzung, um gemeinschaftlich und solidarisch uns über unsere Interessen auseinanderzusetzen und es so immer besser schaffen, unsere Lage zu verändern. Deswegen müssen wir auch alle wichtigen Entscheidungen in der Vollversammlung treffen. Selbstverwaltung heißt auch, daß wir auf gemeinschaftlichen Beschluß Arbeitsgruppen bilden, in denen wir uns informieren, gegenseitig helfen oder einfach unsere Zeit zusammen verbringen. Das können verschiedene Gruppen sein, z.B. eine, in der ausländische und deutsche Jugendliche ihre Erfahrungen austauschen … Das Jugendzentrum soll ein freier Versammlungsort sein. Es ist unser Stützpunkt und steht allen Jugendlichen und ihren Organisationen offen. Allerdings müssen wir, wenn die Sache laufen soll, von jedem verlangen, daß er sich mit diesen Grundsätzen einverstanden erklärt und dafür eintritt, sie zu verwirklichen. Deshalb müssen auch Veranstaltungen, die andere Organisationen bei uns machen, alle Jugendlichen im Zentrum mit einbeziehen. Selbstverwaltung, Zusammenarbeit und Solidartität gehören für uns eng zusammen. Wir haben ein Ziel, für das wir kämpfen müssen. Jeder, der unsere Zielsetzung unterstützt, und in unserem Sinne mitmachen will, ist uns willkommen. Jedoch müssen wir nochmals klarstellen: Wir sind nicht die Organisation irgendeiner Partei und das soll unsere Gruppe auch nicht werden. Es können und sollen natürlich alle mitmachen, die auch in politischen Parteien sind. Sie können ihre Meinung sagen und wir brauchen auch die Unterstützung von fortschrittlichen Jugendgruppen und Organisationen."
Ansonsten enthält die Plattform organisatorische und technische Details für die Verwaltung eines Jugendzentrums.
Q: Der Rote Bello Nr. 1, Dortmund o.J. (1974)

Januar 1974:
Der KOV der KPD berichtet vermutlich aus dem Januar: "
FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM

Schon lange versuchten die Genossen der KOV-Sympathisantengruppe am Leibniz-Gymnasium eine breite Solidaritätsfront für ein freies Jugendzentrum in Dortmund aufzubauen. Wir berichteten auf Wandzeitungen und in Flugblättern von unserem Kampf und von den Manövern der SPD-Stadtverwaltung, die alles versucht, um unseren Kampf zu unterlaufen. Wir planten mit allen Mitschülern zusammen, die im Aktionskreis FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM mitarbeiten, eine Aktion vor der schule. Wir führten eine Kundgebung durch, an der sich auch die FALKEN (Jugendorganisation der SPD (SJD, d.Vf.)) an unserer Schule beteiligten. Zwei Genossen hielten eine Rede, in der sie die bisherige Arbeit des Aktionskreises darstellten. Wir machten den Mitschülern klar, daß durch Bitten und Betteln bei der jugendfeindlichen SPD in Dortmund nichts zu holen ist, sondern daß wir um ein freies Jugendzentrum kämpfen müssen, eventuell auch mit einer neuen Hausbesetzung. Während der Kundgebung sangen wir zwei Lieder ('Ein Haus in Dortmund' und 'Wir wollen ein Haus'), die unseren Kampf verdeutlichten. Obwohl an diesem Tag wegen der Zeugnisausgabe die Schüler einzeln aus der Schule kamen und wir nicht alle erreichen konnten, war die Aktion ein Erfolg. Wir werden sie kurz vor dem Sternmarsch der Dortmunder Jugendlichen am 15. Februar wiederholen, um noch viele Mitkämpfer zu gewinnen."
Q: Schulkampf Nr. 2, Dortmund Feb. 1974, S. 4

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01.01.1974:
Laut AKJZ Dortmund beschließt eine Vollversammlung des AKJZ Anfang Januar "ein Fest in 14 Tagen durchzuführen, und die Hausbesetzung vorzubereiten. Konkrete Schritte werden für die Verhandlungen vorbereitet".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 12

09.01.1974:
Laut eigenen Angaben des AKJZ Dortmund hängt eine Musikgruppe des AKJZ während eines Auftritts in der Dortmunder Innenstadt "Köster, Samtlebe als Puppe an einem Laternenpfahl auf. Dies nimmt die Stadtverwaltung zum Anlaß, die Verhandlungen mit uns abzubrechen" (vgl. 12.1.1974).
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 12

10.01.1974:
Es erscheint in Dortmund ein Flugblatt ohne festzustellendes Impressum. Man darf aber vermuten, daß es von einer Gruppe herausgegeben wird, die dem Aktionskreis für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum (AKJZ) nahesteht. Das Flugblatt trägt den Titel "Für ein freies Jugendzentrum - Erich Dobhardt-Haus!"
Danach fand am 19.11. "eine Podiumsdiskussion (Veranstalter: Die Falken) mit Köster und Co. statt. Außer uns waren Jugendliche aus allen Stadtteilen anwesend, die hier erlebten, wie Köster seine jugendfeindliche Politik öffentlich vertritt: Auf unsere Forderungen - ein Haus und 100 000 DM -antwortete er: 'Im Prinzip ja … aber … kein Geld vorhanden … andere Prioritäten …' und dergleichen Mär. Auf Jugendamtsleiter Kösters Hauptargument, es sei kein Geld da, stellten wir die Frage, ob uns von der Stadt ohne ihre Finanzierung eines ihrer leerstehenden Häuser zur Verfügung gestellt würde? Kösters Antwort: 'Nein!' Na also! Gerade die Jugendlichen aus anderen Stadtteilen verglichen die Erfahrungen, die sie in ihren städtischen Jugendheimen gemacht haben mit Kösters Gebrabbel von einer 'fortschrittlichen Jugendarbeit bei der Stadt'. Die 400 anwesenden Jugendlichen verabschiedeten mit nur 2 Gegenstimmen eine Solidaritätsresolution an den Aktionskreis. Das war ihre Antwort auf Kösters Mauschelei". Angekündigt werden eigene Aktionen am 12.1.1974, 15.1.1974 und 18.1.1974.
Q: N.N. (AKJZ): Für ein freies Jugendzentrum Erich Dobhardt-Haus, Dortmund 10.1.1974

12.01.1974:
In Dortmund sollen vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) zwei Konzerte am Borsigplatz und an der Reinoldikirche stattfinden. Die Konzerte sollen unter dem Leitthema stehen: 'Wir haben getanzt und gesungen - wir werden immer mehr, ein freies Jugendzentrum muß her' (vgl. 9.1.1974).

An anderer Stelle berichtet der AKJZ, es kommen zum Fest, das Anfang Januar von einer Vollversammlung beschlossen wurde, rund 100 Jugendliche: "
Über Fraktionskämpfe zwischen KJV und Parteilosen vergißt man, das Fest vorzubereiten. Das Fest wird von Spitzeln überwacht, eine Hundertschaft steht bereit".

Laut 'Ruhrnachrichten' fand eine Aktion des AKJZ so statt: "
Pappfiguren mit den Aufschriften: 'Samtlebe und Köster' hingen am Samstagmittag an Pfählen in der Nähe der Reinoldikirche. Oberbürgermeister Günter Samtlebe und Jugendamtsleiter Kurt Köster wurden mit der drastischen Geste des Aufhängens von den Jugendlichen des 'Aktionskreises für ein freies Jugendzentrum' beschuldigt, den Wünschen der Gruppe, die bereits im vergangenen Jahr zwei Häuser besetzt hatte, nicht nachgekommen zu sein".

An anderer Stelle berichten die 'Ruhrnachrichten' davon, daß die Drahtzieher der Aktionen um das Dobhardt-Haus in Dortmund "prokommunistische Jugendverbände gewesen seien … Sie rissen das Zepter an sich. Zwei Häuser wurden über Nacht besetzt. In einem öffentlichen Hearing sollte letztlich dann den Verantwortlichen des Jugendamtes die Verhandlungstaktik dieser Jugendlichen mit Sprechchören und Spruchbändern aufgezwungen werden. Die 'Zusammenkunft' vom Wochende brachte das Faß zum Überlaufen".
Q: Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 14.1.1974 bzw. 15.1.1974; N.N. (AKJZ): Für ein freies Jugendzentrum Erich Dobhardt-Haus, Dortmund 10.1.1974;AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 12

14.01.1974:
Laut morgiger 'WAZ' ist für die Stadt Dortmund "die Diskussion um ein freies Jugendzentrum vorläufig beendet. Einstimmig gab der Hauptausschuß gestern eine Erklärung ab, die einen Schlußpunkt setzt unter den anderthalbjährigen fruchtlosen Briefwechsel, den die Stadt mit Vertretern des 'Aktionskreises' (AKJZ, d.Vf.) führte: 'Rat und Verwaltung sind nicht gewillt, mit einem dauernd wechselnden Kreis von Jugendlichen zu verhandeln, der den Vertretern der Gemeinde vorwiegend mit Beschimpfungen, Drohungen und Rechtsbrüchen begegnet', heißt es darin".
Q: WAZ-Lokalteil Dortmund, Essen* 15.1.1974

15.01.1974:
In Dortmund wollen Anhänger des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) "den Platz vor der Reinoldikirche mit Kreide voll malen".
Laut 'Ruhrnachrichten' findet eine "Kreidemalerei für ein freies Jugendzentrum statt". Laut eigenen Angaben bemalen tatsächlich AKJZ-Mitglieder Teile des Vorplatzes der Dortmunder Reinoldikirche mit Parolen gegen die Jugendpolitik der Stadt. Ein Polizeiaufgebot ist anwesend.
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 12; Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 16.1.1974;N.N. (AKJZ): Für ein freies Jugendzentrum Erich Dobhardt-Haus, Dortmund 10.1.1974

18.01.1974:
In Dortmund soll vom Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) ein Fest in der alten PH in der Lindemannstraße stattfinden.
Q: N.N. (AKJZ): Für ein freies Jugendzentrum Erich Dobhardt-Haus, Dortmund 10.1.1974

18.01.1974:
Vermutlich Ende dieser Woche erscheint in Dortmund von der Roten Garde (RG) der KPD/ML das folgende Papier von vier Seiten DIN A4 ohne presserechtlich Verantwortlichen: "
EIN JUGENDZENTRUM FÜR DEN KLASSENKAMPF

Für ein freies Jugendzentrum -

es wird wohl kaum einen Jugendlichen aus dem Dortmunder Norden geben, der diese Parole nicht kennt; und manch einer war dabei, als im November (1973 - die Vf.) zwei Häuser besetzt und eine große Demonstration in der Stadt trotz Verbot durchgeführt wurde.

Niemand hat vergessen, wie brutal die Bullen dabei geknüppelt, die Hausbesetzer vertrieben und wieviele verhaftet worden sind.

Der Kampfwille der Jugendlichen ist dadurch nicht schwächer geworden, sondern im Gegenteil stärker! Wie kommt es dann, daß inzwischen nur noch sehr wenige Jugendliche Interesse an der Teilnahme im Aktionskreis - Jugendzentrum (AKJZ, d.Vf.) haben?

Der KJV (der KPD, d.Vf.) und eine ganze Reihe anderer Mitglieder des Aktionskreises behaupten: zu Versammlungen zu kommen, dazu haben Lehrlinge keine Lust; sie kommen erst dann wieder, wenn wir ein neues Haus besetzen. Die ROTE GARDE (Jugendorganisation der KPD/Marxisten-Leninisten) und einige andere haben sich entschieden, gegen solcher Meinungen von der 'Dummheit' der Lehrlinge und Schüler gewandt. Wir meinen:

gerade der KJV (Jugendorganisation der Gruppe Rote Fahne Dortmund), die Leute des KBW und andere 'Führer' des Aktionskreises haben dafür gesorgt, daß auf den Vollversammlungen gründlich an den Fragen und Problemen der Arbeiterjugend und der Schüler vorbeigeredet wurde.

Der Aktionskreis ist jetzt auf dem besten Wege, die Erfolge des Kampfes für ein Jugendzentrum wieder kaputt zu machen und ihn in die Irre zu leiten! Wir wollen im folgenden auf die wichtigsten Punkte beim Kampf für ein Jugendzentrum eingehen und damit zur Klarheit über Ziel und Sinn dieser Bewegung beitragen, was von der Mehrheit im Aktionskreis seit Wochen verhindert wird.

WOZU BRAUCHEN WIR EIN JUGENDZENTRUM?

Für Freizeit und Erholung, das ist klar. Aber es ist nicht das Entscheidende für die Jugendlichen. Denn was sie hauptsächlich kaputt macht, das ist ja gar nicht die Freizeit, sondern die tagtägliche Arbeit, die Ausbeutung der Arbeiterjugend im Betrieb, die Unterdrückung der Lehrlinge und Schüler, wenn sie für ihre Interessen kämpfen. Je mehr sie sich dagegen wehren, daß sie als billige Arbeitskräfte verheizt werden, abgespeist mit einer lumpigen 'Ausbildungsbeihilfe', gegen die beschissene Ausbildung und Stufenplan, gegen die Lernbehinderung an den Schulen, und gegen die vielen täglichen Ungerechtigkeiten, desto erschreckender reagieren Kapitalisten und deren Staat mit Unterdrückung und Verbot. Damit die Jugendlichen ihre Interessen nicht in die eigene Hand nehmen sollen, verweigern sie z.B. Räume in Betrieb und Schule für die Jugend- und Schülerversammlungen. Und aus dem gleichen Grund wollen sie mit allen Mitteln ein freies Jugendzentrum zu nichte machen.

Denn die herrschende Klasse kennt sehr genau den Unterschied zwischen einem von ihr gelenkten Jugendheim, in dem man Musik machen, tanzen, kiffen kann, um zu 'vergessen', was tagsüber in Betrieb und Schule war, statt dagegen anzukämpfen - und einem Jugendzentrum, daß den Jugendlichen als Stützpunkt für die Besprechung ihrer Lage, für ihren Zusammenschluß und die Organisierung ihres Kampfes dient.

Für ein solches Jugendzentrum kämpft die Rote Garde zusammen mit den Jugendlichen!

Dies muß jedem klar sein, der für ein Jugendzentrum eintritt.

Wir wenden uns dehalb gegen Vorstellungen im Aktionskreis, die nach flower-power-hippy-Manier ein Haus wollen, indem sich jeder 'ausleben' und 'frei' entfalten kann. Auf die 'Freiheit' uns zwischen Saufen und Kiffen zu entscheiden, können wir verzichten.

WARUM WIRD UNS EIN JUGENDZENTRUM VERWEIGERT?

Polizeipräsident Riwotzki begründete sein Demonstrationsverbot damit, daß die Aktionen des Jugendzentrums die 'öffentliche Sicherheit und Ordnung' gefährden, womit er den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

Eine Hausbesetzung soll staatsgefährdend sein?

Nun, eine solche Aktion alleine jetzt noch nicht. Aber die Dortmunder Jugendlichen stehen ja nicht alleine.

Man schaue sich um in der BRD:

Arbeiter, Jungarbeiter, Schüler und Studenten, Hausfrauen und viele andere wehren sich täglich gegen sinkende Löhne, Entlassungen, Preistreiberei, gegen die kapitalistische Ausbildung, gegen die Verfolgung von Kommunisten, Antifaschisten und fortschrittlichen Menschen überhaupt.

All diese Menschen, die sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung zusammenschließen, und für IHR Recht kämpfen, gefährden die 'Öffentliche Sicherheit und Ordnung' dieses kapitalistischen Systems - sie gefährden das Schmarotzerdasein der Kapitalisten, Finanzhaie, Hausbesitzer, sie gefährden die Privilegien und die Herrschaft der Ausbeuterklasse.

Das Vorgehen des kapitalistischen Staates gegen die Jugendzentrumsbewegung ist also keine Ausnahme, kein 'Versehen', sondern richtet sich gegen ein Haus, das für uns Jugendliche nützlich für den Klassenkampf ist!

Die Mehrheit des Aktionskreises ignoriert das allerdings völlig.

'Wir wollen uns nicht mit dem Kampf der westdeutschen Bevölkerung oder dem Befreiungskampf der Völker der Welt solidarisieren, wir wollen nur LEBEN', schwätzte einer daher.

Die Rotgardisten wurden als 'ewige Politisierer' beschimpft.

Diese Leute wollen den Kampf für ein Jugendzentrum ablenken vom Kampf Klasse gegen Klasse, wie täglich in allen gesellschaftlichen Bereichen stattfindet. Gewollt oder ungewollt nützen sie damit der herrschenden Klasse - den Imperialisten.

Und der KJV? Diese Organisation, die sich kommunistisch nennt, hat sich, wo sie nur konnte, ängstlich hinter den Antikommunisten, Psychospinnern und berufsmäßigen Jugendzentrumsmachern vom alten Aktionskreis versteckt.

Mit diesen Leuten zusammen haben die Sprecher des KJV jede politische Diskussion über den weiteren Kampf abgewürgt.

Die ROTE GARDE fragt, welche Aktion ist richtig, welche falsch? Was nutzt unserer Sache und was schadet uns? Dem KJV geht es aber offensichtlich nicht darum, ob eine Aktion nützlich oder schädlich ist, sondern ob sie 'phantasievoll' oder 'originell' ist.

So haben sie sich - wie sie selbst in ihrer Zeitung schreiben - viele solcher 'origineller' und 'phantasievoller' Aktionen ausgedacht, z.B. die Rathausbesichtigung, die Schießbude, in der öffentlich auf Samtlebe und Köster geworfen werden kann, Hängen von Köster als Puppe usw. Kann denn irgendwer ersnsthaft glauben, solcher Jahrmarktszauber brächte uns nur einen Schritt weiter?

Glaubt ihr denn wirklich, der Samtlebe hat jetzt unterm Christbaum um sein Leben gezittert, weil ihr mit Bällen auf sein Bild geworfen habt? Der denkt nicht daran!

Der hat immer noch die Polizei und die Gerichte, die ihn schützen. Und daß er sich nicht scheut, sie gegen uns einzusetzen, haben wir ja wohl zur Genüge erfahren.

GEGEN WEN RICHTET SICH DER KAMPF UM EIN JUGENDZENTRUM?

'Gegen die SPD-Stadtverwaltung', behauptet der KJV.

Natürlich werden wir die Herren der Stadtverwaltung zur Rechenschaft für ihre Politik ziehen. Ganz verkehrt aber ist es, sie als unsere eigentlichen Gegner hinzustellen. Samtlebe und Co. sind nicht besondere Jugendfeinde, die man durch nettere Leute ersetzen könnte, sondern in erster Linie Vertreter dieses Staates.

Die Stadtverwaltung in Bochum und Bielefeld, in Frankfurt und Berlin haben genauso gehandelt wie die in Dortmund.

Und so lange diese Ausbeuterordnung besteht, wird es niemals eine Stadtverwaltung geben, die die Polizei gegen die Hausbesitzer schickt statt gegen uns. Denn diese Polizei, dieser ganze Staat, mit all seinen Stadtverwaltungen, Gerichten, Gefängnissen und seinem Militär ist von der Kapitalistenklasse nur dazu geschaffen worden, uns zu unterdrücken. Sie haben jämmerliche Angst, wir könnten ihnen mal an die Kehle springen, und mit Recht haben sie Angst!

Eines Tages nämlich, werden wir uns alle gemeinsam erheben unter Führung unserer Partei, der KPD/ML und mit der Waffe in der Hand all ihre gekauften Truppen schlagen und die gesamte Ausbeuterklasse zum Teufel jagen.

Die bewaffnete Revolution, das ist der einzige Weg, um endgültig Schluß zu machen mit der Ausbeutung und Unterdrückung, die uns täglich in Betrieb und Schule, auf der Straße und auch in der Freizeit betreffen und gegen die heute immer mehr Menschen kämpfen.

Wenn die Arbeiter dann die Betriebe in die Hand genommen haben, dann bestimmen sie selbst über ihre Arbeit und die Produkte ihrer Arbeit gehören dem Volk. Die Herrschaft der großen Mehrheit des Volkes, das ist die sozialistische Gesellschaft, in der die Arbeiterklasse die Diktatur über die heutige Ausbeuterklasse ausüben wird.

Dort gibt es für die Jugendlichen genug Häuser in der Freizeit, aber sie sind nicht dazu da, um zu 'vergessen', was tagsüber war, sondern um ihr Recht auf ein freies und glückliches Leben zu nutzen. Dort wachsen Jugendliche heran, die zur Kritik und zur selbständigen Lösung ihrer Probleme erzogen und angehalten werden.

Bestes Beispiel dafür sind die Jugend in der Volksrepublik China und Albanien, die die aktivste und begeisterte Kraft des Volkes beim Aufbau des Sozialismus ist.

Für diese Gesellschaft kämpft die ROTE GARDE an der Seite der KPD/ML, der Partei der Arbeiterklasse. Wir fordern Euch auf: Kämpft mit uns! Denn Freiheit und Selbstbestimmung für das Volk wird es unter der Diktatur der kapitalistischen Ausbeuterklasse und ihres imperialistischen Staates niemals geben. Und deshalb auch kein 'freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum'.

Deshalb heißt unsere Parole:

FÜR EIN JUGENDZENTRUM ALS STÜTZPUNKT IM REVOLUTIONÄREN KLASSENKAMPF!

FÜR FREIE POLITISCHE BETÄTIGUNG IN BETRIEB UND SCHULE!

FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN!

FÜR DIE SOZIALISTISCH DEUTSCHE RÄTEREPUBLIK!

KOMMT ZUR VERANSTALTUNG DER ROTEN GARDE. DIE ROTE GARDE ZEIGT DEN FILM: ROTE RAKETEN, 22.1.1974, 18 UHR, GASTSTÄTTE CONCORDIA AM BORSIGPLATZ!"
Q: RG Dortmund: Ein Jugendzentrum für den Klassenkampf, Dortmund o.J. (Jan. 1974)

21.01.1974:
Laut AKJZ Dortmund beschließt Ende Januar, vermutlich in dieser Woche, seine Vollversammlung, "in die Städtischen Jugendheime zu gehen, und dort für längere Öffnungszeiten und gegen die Hausordnung zu kämpfen. Anfang Februar soll der Aktionskreis einen Sternmarsch von den Jugendheimen auf das Jugendamt organisieren. Köster bereitet Maßnahmen vor, uns Versammlungsräume im FHH (Fritz-Henßler-Haus, d.Vf.) zu nehmen".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 12

22.01.1974:
Die RG Dortmund der KPD/ML (vgl. 18.1.1974) rief in einem AKJZ-Papier auf "Kommt zur Veranstaltung der Roten Garde. Die Rote Garde zeigt den Film: Rote Raketen, 22.1.1974, 18 Uhr, Gaststätte Concordia am Borsigplatz!"
Q: RG Dortmund: Ein Jugendzentrum für den Klassenkampf, Dortmund o.J. (Jan. 1974)

26.01.1974:
Laut 'Westfälische Rundschau' besetzen in Dortmund rund 70 Jugendliche das Studio im Fritz-Henßler-Haus (FHH): "
Rund 70 Jugendliche blieben und besetzten das Studio bis 23 Uhr 30 um ihren Forderungen nach genügend großen Räumen für die 'Aktion für ein freies Jugendzentrum' und für längere Öffnungszeiten Nachdruck zu verleihen".

Laut AKJZ spielen Folkloregruppen im FHH: "
Um zehn Uhr soll Feierabend sein. 100 von 300 bleiben bis 12 Uhr. Danach bemalen wir Stadttheater und Rathaus. Vier werden verhaftet".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 12; Westfälische Rundschau-Lokalteil Dortmund, Dortmund 28.1.1974

29.01.1974:
Laut AKJZ Dortmund spielt im Freizeitzentrum Dortmund-West eine Beatband: "
"50 von 70 Jugendlichen bleiben bis 12 Uhr".
An diesem Tag beschließt auch das Jugendamt, "daß das Jugendheim-Nord sofort geschlossen wird".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 13

30.01.1974:
Laut AKJZ Dortmund setzten sich Jugendliche gegen den Beschluß vom 29.1.1974), das Jugendheim Dortmund-Nord zu schließen, zur Wehr und verfassen ein Flugblatt: "
Sie verlangen von Köster und Co., daß sie in ihr Jugendheim kommen und mit ihnen sprechen".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 13

Februar 1974:
Die Nr. 1 der 'KJN' - 'Kommunistische Jugendnachrichten' - Zeitung des Kommunistischen Jugendbundes - Initiative, Dortmund des KBW erscheint vermutlich im Februar (vgl. März 1974). Es handelt sich bei dieser Ausgabe um die erste überhaupt.
Im Artikel "Für ein freies Jugendzentrum" (JZ) wird u.a. ausgeführt: "
In den letzten Jahren fordern immer mehr Jugendliche freie und selbstverwaltete Jugendzentren So hat sich in Dortmund der 'Aktionskreis für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum' (AKJZ, d.Vf.) gebildet. Er fordert von der Stadt ein Haus und 100 000 DM für die Durchführung eines eigenen von Aufsehern und Kontrolleuren der Stadt unabhängigen Programms. Das Programm sieht vor, daß gegen Konsumterror und 'Kneipenherumhängen' Jugendliche in ihrem Haus ihre Freizeit gestalten können. Es sollen eigenständige Gruppen entstehen, in denen über Schule, Betrieb und Freizeit diskutiert und gearbeitet wird. Und nicht wie in anderen Jugendheimen, daß man vor die Tür gesetzt wird, wenn man sich politisch betätigt. Unter den gleichen oder ähnlichen Vorstellungen haben viele Jugendliche in den von Stadt und Kirche eingerichteteten Jugendheimen den Kampf für freie und selbstverwaltete Jugendheime aufgenommen. Sie wollen sich genauso wenig von den Handlangern der Stadt und Kirche auf dem Kopf herumtanzen lassen oder gar vor die Tür setzen lassen, wenn man etwas gegen diese Herren sagt. Weiterhin wehren sie sich dagegen, wenn Gelder für Projekte ausgegeben werden, die gegen die Interessen der Jugendlichen verstoßen. Kein Jugendlicher konnte bisher zu den Finanzplanungen entscheidend beitragen, so daß das Geld für seine eigenen Interessen ausgegeben wird. Um gegen solche Mißstände anzukämpfen, haben sich viele Jugendliche im Aktionskreis und in den verschiedenen Jugendheimen zusammengetan:
FÜR FREIE POLITISCHE BETÄTIGUNG IN ALLEN JUGENDHEIMEN!
FESTLEGUNG DES FINANZPLANES VON JUGENDLICHEN!
FÜR FREIE UND SELBSTVERWALTETE JUGENDZENTREN! …

Wir dürfen uns nicht gefallen lassen, daß die Stadt mit uns macht, was sie will. Sondern wir müssen die Stadt dazu zwingen, die abgebrochenen Verhandlungen sofort wieder aufzunehmen und den Forderungen der Jugendlichen nachzugeben.

FÜR DIE SOFORTIGE WIEDERAUFNAHME DER VERHANDLUNGEN!

Um dieses zu erreichen, ruft der Aktionskreis alle Jugendlichen auf, die Forderungen nach einem freien und selbstverwalteten Jugendzentrum zu unterstützen. Der Aktionskreis hat Aktionen geplant und schon z.T. durchgeführt, wo die Jugendheime von den Jugendlichen länger als die Öffnungszeiten es vorschreiben, offengehalten werden, um so die Stadt unter Druck zu setzen.
Weiter soll am Freitag, den 15.2. eine gemeinsame Aktion aller Jugendheime durchgeführt werden.
Lassen wir uns nicht von unseren Forderungen abbringen.
SCHAFFEN WIR 1, 2, 3 VIELE JUGENDZENTREN!"
Q: Kommunistische Jugendnachrichten Nr. 1, Dortmund 1974, S. 9f

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01.02.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 2 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 15.1.1974, 15.2.1974) heraus. Aus Dortmund wird auch berichtet vom Dobhardt-Haus.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 2, Dortmund 1.2.1974, S. 8

02.02.1974:
Laut AKJZ Dortmund spielt eine Musikgruppe in der Dortmunder Innenstadt zur Unterstützung der Aktionen 'für ein freies Jugendzentrum' auf, "kurze Reden werden gehalten, teilweise stehen 200 Menschen um uns herum. Zum Abschluß machen wir mit 50 Mann eine spontane Demo mit Musik. Zwei herbeigeeilte Bullenwagen werden lustig umtanzt. Die Polizei beobachtet uns, greift aber nicht ein".
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 13

04.02.1974:
Laut den morgigen 'Ruhrnachrichten' mußte sich in Dortmund "gestern zum ersten Mal einer der Jugendlichen vor Gericht verantworten, die am 12. November vorigen Jahres in dem Erich-Dobhardt-Haus in der Oesterhölzstraße 91 festgenommen worden waren. Sie hatten das Haus rund 10 Tage besetzt und sollen sich dadurch des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht haben. Etwa 20 Sympathisanten mußten während der Verhandlung gegen den (vor drei Tagen 17 Jahre alt gewordenen) angeklagten Hilfsarbeiter auf dem Gerichtsflur bleiben: Bis auf zwei Pressevertreter war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Als der elegant gekleidete Blondschopf den Saal verließ, wurde er draußen mit Klatschen und Bravo-Rufen empfangen, weil er keine Strafe oder Maßregelung erhalten hatte. 'Und jetzt in die Kneipe', rief siegesfeiernd einer aus der Gruppe junger Menschen. Wie sollten sie auch den Paragraphen 47 des Jugendgerichtsgesetzes kennen. Danach nämlich ist das Verfahren lediglich eingestellt worden. Also kein Freispruch".

Laut AKJZ findet an diesem Tag "der erste Prozeß gegen einen der neun Verhafteten bei der ersten Hausräumung statt. Es geht gegen Klaus, 17 Jahre alt. Es droht eine Geldstrafe und Fürsorgeerziehung. Sie können ihm aber nicht das Übernachten im Haus nachweisen. Das Verfahren wird eingestellt".

Auf einer Vollversammlung am Abend wird beschlossen, für den 15.2. zu einem Sternmarsch aufzurufen.
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 13; Ruhrnachrichten-Lokalteil Dortmund, Dortmun* 5.2.1974

07.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird von der heutigen Sitzung des UB-Ausschusses u.a. vom JH Nord berichtet: "
ANTRAG DES STB NORD

Der Antrag wird in folgender Fassung angenommen:

'Die Fraktion der SPD im Rat der Stadt Dortmund wird aufgefordert, alle ihre Einflußmöglichkeiten geltend zu machen, um eine Wiederaufnahme der offenen jugendpflegerischen Arbeit im Jugendheim Nord zu ermöglichen. Außerdem ist darauf hinzuwirken, daß das Jugendheim Nord wieder die Funktion eines Jugendwohnheimes (JWH, d.Vf.) erhält.'"
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 2, Dortmund 1974, S. 24

07.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird von der heutigen Sitzung des UB-Ausschusses über u.a. den AKJZ berichtet: "
Es erfolgt eine erneute Anfrage an die Arbeitsgemeinschaften des STB Nord, inwieweit sie in der Frage eines Freien Jugendzentrums (JZ, d.Vf.) aktiv geworden sind. Der Stadtbezirk will evtl. eine Veranstaltung zu diesem Thema durchführen und ggf. einen eigenen Arbeitskreis dazu einrichten. Der Gen. Herzmann regt an, daß die STB's Nord, Eving und Hörde gemeinsam ein Aktionsprogramm 'Freies Jugendzentrum' erarbeiten sollen."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 2, Dortmund 1974, S. 24

11.02.1974:
Auf einer Vollversammlung des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund wird ein erster Vorschlag für die weitere Arbeit in Richtung freies Jugendzentrum vorgelegt (vgl. 4.3.1974). In diesem "Konzeptionsvorschlag" heißt es: "
1. Ziel des Jugendzentrums ist die Befriedigung der Bedürfnisse aller interessierten Jugendlichen auf den Gebieten des Hobbys, des Vergnügens, des Lernens, der freien politischen Arbeit, der Kommunikation und gegenseitigen Hilfe.
2. Oberstes beschlußfassendes Organ ist die Vollversammlung.
3. Auf der Vollversammlung ist jeder Jugendliche abstimmungsberechtigt.
4. Ordentliche Vollversammlungen finden jeden Montag um 19 Uhr statt.
5. Ist mindestens 1/4 der Vollversammlung der Auffassung, die VV spiegelt nicht die Interessen der ständigen Besucher des JZ (wider), kann die VV vertagt werden.
6. Das JZ stellt zur Durchführung seiner Aufgaben Dienste auf, so Büro-, Küchen- und Teestubendienste.
7. Keine Organisation hat Anspruch auf dauernde Benutzung der Räume und Geräte des Jugendzentrums. Organisationen und Verbände treten durch ihre Mitglieder auf. Im Jugendzentrum haben nur solche Gruppen einen direkten Anspruch auf Unterstützung, die sich als Teil der Selbstorganisation verstehen. Die VV beschließt über die Nutzung der Räume.
8. Jeder Verband und jede Einzelperson hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei im Jugendzentrum zu verbreiten. Jede Arbeitsgruppe hat das Recht, Veröfentlichungen mit dem Vermerk ihrer Gruppe herauszugeben und Veranstaltungen durchzuführen.
9. Die Beschäftigung bezahlter Mitarbeiter beschließt die VV. Die Mitarbeiter sind der VV rechenschaftspflichtig.
10. Die juristische Verantwortung für die Buchhaltung und die Abrechnung mit der Selbstverwaltung hat ein Verein, dem jeder Jugendliche beitreten kann. Der Vorstand des Vereins hat lediglich Befugnisse im Bereich der ordnungsgemäßen Haushaltsführung, ist also nicht ständige allgemeine Vertretung der VV. Der Verein heißt 'VEREIN FÜR SELBSTORGANISIERTE JUGENDHILFE E.V.' Der Vorstand des Vereins ist an die Beschlüsse der VV des JZ gebunden. Näheres bestimmt die Vereinssatzung.
11. Das Rechtsverhältnis zum finanziellen Träger ist in einem gesonderten, mit dem Träger ausgehandelten Nutzungsvertrag geregelt, worin folgende Punkte festgelegt sind:
- der Träger übernimmt die Miete und alle Nebenkosten (Strom, Licht, Heizung,
Telefon) und einmalig rohbauliche Veränderungen im Haus.
- Der Träger schließt einen Versicherungsvertrag über das Haus.
- Die Kündigungsfrist für den Vertrag beträgt 3 Monate.
- Der Träger stellt monatlich einen ausgehandelten Beitrag für die Jugendarbeit zur Verfügung. Damit werden u.a. folgende Aufgaben finanziert: Rock-, Film- u.a. Veranstaltungen, Zeitungen, Schallplatten, Bücher, Plakatflächen zu mieten.
12. Die VV ist dazu in der Lage, auf Zeit Jugendlichen Wohnräume zur Verfügung zu stellen.
13. Das Haus erhät Kontaktadressen, mit denen jeder in Verbindung treten kann
(Punkt 14 in unserem Exemplar unlesbar, d.Vf.)
15. Alle Sitzungen im JZ sind öffentlich.
16. Einen neuen Nutzungsvertrag und eine neue Konzeption kann nur eine ordentliche VV beschließen. Änderungsbeschlüsse müssen mit 2/3 Mehrheit gefaßt werden. Sie umfassen 2 VV's, indem auf einer ersten VV der Antrag eingebracht werden muß und erst auf der nächsten VV darüber beschlossen werden kann. Anträge müssen schriftlich vorgelegt werden, zumindest aber zu Protokoll gegeben werden".
Q: AKJZ: Konzeptionsvorschlag, o.O. (Dortmund) o.J. (1974)

13.02.1974:
Vermutlich erscheint in Dortmund gegen Mitte dieser Woche das Flugblatt des Aktionskreis für ein freies, selbstverwaltetes Jugendzentrum (AKJZ), "Demonstriert mit uns. Treffpunkt 17 Uhr 30 Reinoldikirchplatz!". U.a. wird ausgeführt: "
In der letzten Zeit fingen wir an, uns verstärkt gegen diese miserable Situation zu wehren (gemeint ist hier die Bevormundung durch die Heimleiter in den Jugendheimen, d.Vf.). Im Freizeitzentrum West und im Fritz-Henßler-Haus boykottierten wir die Schließzeiten und blieben bis 24 Uhr im Haus. Es wurde getanzt, Musik gemacht, diskutiert. Wir können an Kösters Jugendpolitik ablesen, wie seine Einstellung zur Selbstorganisation von Jugendlichen aussieht! Seine neueste Anordnung ist die Schließung des Beatkellers 'Hölle' im Jugendheim Nord, den die Jugendlichen sich mit eigenen Mitteln eingerichtet hatten. Am Montag, den 11.2.1974 fand im Fritz-Henßler-Haus eine Verhandlung zwischen Köster und einigen Delegierten des Jugendheimes Nord statt, die, wie zu erwarten war, für die Jugendlichen ergebnislos verlief. Wen wundert es da noch, daß, als Köster den Raum verlassen wollte, Eier flogen. Auch der Aktionskreis bemüht sich seit ca. 1 1/2 Jahren um Verhandlungen mit der Stadt. Bisher ohne Ergebnis. Stattdessen wurde uns bei unseren Aktionen die Polizei auf den Hals gehetzt. Das sind die Reaktionen der Stadt, wenn Jugendliche es wagen, ihre Bedürfnisse selbst zu organisieren und zu praktizieren!!!

Am Freitag, den 15.2.1974 machen wir eine Kundgebung an der Reinoldikirche um 17 Uhr 30 und gehen anschließend zu einer großen Fete ins Fritz-Henßler-Haus! Am Montag, den 18.2.1974 um 15 Uhr gehen wir vom Stadttheater aus zum Jugendamt, um Köster zu fragen, was läuft!! Rosenmontag-Nachmittag wird der Aktionskreis einen eigenen Umzug machen und dann… Solidarisiert Euch mit uns, denn der nächste Schritt von Köster kann gegen Initiativen in Eurem Jugendheim gerichtet sein".
Q: AKJZ: Demonstriert mit uns, Dortmund o.J. (Feb. 1974)

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15.02.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 3 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 1.2.1974, 1.3.1974) heraus. Aus Dortmund wird auch berichtet vom Dobhardt-Haus.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 3, Dortmund 15.2.1974, S. 8

15.02.1974:
Laut und mit KJB(I) Dortmund des KBW soll in Dortmund "eine gemeinsame Aktion aller Jugendheime durchgeführt werden".
Laut AKJZ wurde die Aktion auf seiner eigenen Vollversammlung am 4.2. beschlossen.
Q: AKJZ: Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen, Dortmund o.J., S. 13; Kommunistische Jugendnachrichten Nr. 1, Dortmund 1974, S. 10

17.02.1974:
Der AK Jugendzentrum (JZ) beim Unterbezirk der Jusos Dortmund der SPD legt den Entwurf einer Satzung für den Trägerverein Dortmunder Jugendzentrum e.V. vor. Unter Paragraph 2, Absatz 1-3 wird dort festgestellt: "
1. Der Verein verfolgt den Zweck, in Dortmund ein unabhängiges und selbstverwaltetes Jugendzentrum einzurichten und zu betreiben.
2. Die Aufgabe des Vereins besteht darin, den Jugendlichen ein JZ unter weitgehender Selbstverwaltung zu ermöglichen. Außerdem soll das gesellschaftliche und demokratische Engagement gefördert werden.
3. Die Konkretisierung der pädagogischen Ziele und Aufgaben des Vereins erfolgt durch ein pädagogisches Konzept, das von der Mitgliederversammlung zu beschließen ist.
Q: SPD-UB Dortmund-Jusos-AK Jugendzentrum: Entwurf einer Satzung für den Trägerverein Dortmunder Jugendzentrum e.V., Dortmund 17.2.1974

März 1974:
Die Nr. 5 der Zeitschrift 'Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus' - Zeitung des
Aktionskreises Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund erscheint (vgl. 5.11.1973, Juni
1974) mit 12 Seiten und hat zum Inhalt:
- Wie soll es weitergehen?,
- Nötigung,
- Aufruf zum Pfingstlager,
- Prozeß gegen Gabriele,
- Gedicht für Erich,
- Akropoli,
- Prozess des AKJZ,
- Lehrlingsheim,
- Konzeption des AKJZ (vgl. 4.3.1974),
- Jugendheim Nord,
- Widerstand ist möglich.

Aufgerufen wird zum eigenen Pfingstlager (vgl. 31.5.1974)

Im Artikel "Wie soll es weitergehen?" heißt es u.a.: "
Wir wollen ein Haus und 100 000 DM, dabei bleibt es und damit basta! Die Stadt und das Jugendamt möchten allzugerne sehen, wie wir ihnen jetzt ins offene Messer laufen, doch wir sind gescheiter als Köster denkt. Seit eineinhalb Jahren fordern wir ein freies Jugendzentrum, wir wollen auf dieses Haus nicht warten, bis wir Greise sind. Seit drei Monaten machen wir eine Aktion nach der anderen, reden wir uns in den Vollversammlungen die Köpfe heiß, ohne dadurch ein Haus zu bekommen. Da kann einem die Lust an der Sache vergehen. Deshalb haben wir in der nächsten Zeit vor, ein Haus zu mieten und eine Besetzung vorerst (!) nicht zu versuchen. Eigentlich müßte das Jugendamt auch in diesem Falle die Miete zahlen; denn es sind unsere Steuern und die unserer Eltern, die diese Bürokraten verwalten. Doch solange sie sie nicht herrausrücken , müssen wir uns selber helfen. Das heißt: Wir müssen eine Menge Geld sammeln um die ersten Mieten zahlen zu können. Wir hoffen außerdem auf die Unterstützung des Stadtjugendrings (SJR, d.Vf.), der einen Beschluß in dieser Richtung gefaßt hat. Wie er sich das konkret vorstellt, wissen wir allerdings nicht. Eines aber sollte klar sein: unsere Forderung an die Stadt nach 100 000 DM besteht weiterhin. Wenn wir uns jetzt selbst Geld besorgen, dann nur, um eine bessere Ausgangsposition zu haben, um an unser Geld heranzukommen. Köster, Samtlebe mögt ihr jetzt noch starke Worte schwingen, wir sind stärker und werden siegen".

Der Artikel "Sofortige Einstellung aller gerichtlichen Strafverfahren gegen Dortmunder Jugendliche!", macht darauf aufmerksam, daß jetzt "die Prozeßlawine gegen Dortmunder Jugendliche anrollt. Sie sind angeklagt, ihre eigenen Interessen vertreten zu haben. Sie nahmen sich ein freies, selbstverwaltetes Jugendzentrum, was von der Stadt nicht gegeben wurde, und demonstrierten nach den polizeilichen Räumungen beide Häuser. Anklagen der Justiz: Hausfriedensbruch, schwerer Hausfriedensbruch, Teilnahme an einer verbotenen Demonstration, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung. Hier stehen einige Jugendliche vor Gericht - stellvertretend für viele Dortmunder Jugendliche. Lassen wir sie nicht alleine vor Gericht stehen und die Folgen tragen. Klaus hat gewonnen - wir werden siegen".
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 5, Dortmund 1974

März 1974:
Laut KJV der KPD wollen in diesem Monat die Liga gegen den Imperialismus (LgdI), die KPD und der Dortmunder Vietnamausschuß (VA) bei Wahlveranstaltungen im Fritz-Henßler-Haus (FHH) mit Stelltafeln und Flugblättern für ein 'freies Jugendzentrum' (JZ) informieren.
Q: Kämpfende Jugend Agitationsheft Nr. 4, Dortmund März 1974, S. 4

März 1974:
Die Nr. 2 der 'KJN' - 'Kommunistische Jugendnachrichten' - Zeitung des Kommunistischen Jugendbundes (KJB des KBW) Dortmund erscheint (vgl. Feb. 1974, **.*.1974).
In der Ausgabe wird u.a. auf Seite 5 auch über den Kampf für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum (JZ) und den AKJZ berichtet: "
Nachdem das Jugendamt und die Stadtverwaltung Dortmund, vertreten durch Jugendamtsleiter Köster, die Verhandlungen um ein Haus und 100 000 DM mit dem AK (Aktionskreis für ein freies selbstverwaltetes Jugendzentrum) abgebrochen hatten, führte der AK in verstärktem Maße Aktionen durch, um so die Stadt und das Jugendamt noch mehr unter Druck zu setzen. Der AK versuchte dadurch eine breite Solidarität und Unterstützung der Bevölkerung zu finden, um so seinen Forderungen Ausdruck zu verleihen. So rief der AK in den letzten Wochen dazu auf, gegen die Maßnahmen von Stadt und Jugendamt zu demonstrieren, sich mit dem Jugendlichen in den verschiedenen Jugendheimen zusammenzuschließen, um gemeinsam für die Wiederaufnahme der Verhandlungen und ein Jugendzentrum zu kämpfen. Denn nur durch die Solidarität und den gemeinsamen Kampf werden die Jugendlichen das Jugendzentrum bekommen. Um das weitere Vorgehen des AK zu bestimmen, beschloß der AK auf seiner Vollversammlung folgende Punkte:
- die Angebote von Kreisjugendring und einer ev. Kirchengemeinde, die Miete für ein Haus zu bekommen, sollen in Verhandlungen aufgenommen werden.
- die Vorbereitungen auf eine Hausbesetzung sollen aber nicht durch diese Verhandlungen unter den Tisch fallen, sondern weiter und verstärkt Ziel des AK bleiben. Um diese Vorbereitungen zu treffen, und den Kampf für uns zu gewinnen, dürfen die Aktionen des AK nicht mehr so aussehen, daß man manchmal zu einer Demonstration aufruft, oder Flugblätter in der Stadt verteilt. Um solche Aktionen nicht wie bisher abstrakt und isoliert von der Bevölkerung zu führen, muß der AK die Agitationsarbeit unter den Jugendlichen und Erwachsenen verstärkt aufnehmen. So müssen Teilnehmer des AK ständig in die Jugendheime gehen und dort den Jugendlichen anhand der dortigen Mißstände die Notwendigkeit für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum aufzeigen. Die Arbeitsgruppen müssen sich von ihrer nur theoretischen Arbeit lösen und eine kontinuierliche praktische Arbeit angehen. Z.B. kann die AG (Arbeitsgruppe) Kinderarbeit eine Umfrage bei Eltern angehen, von der sie ihre weitere Arbeit bestimmen. Weiter könnte die AG Nachbarschaftshilfe eine ähnliche Aktion machen, indem sie sich mit den Sanierungsplänen in der Nordstadt von der Stadt Dortmund auseinandersetzen. Dort sollen Alt- und sogar auch Neubauwohnungen abgerissen werden, um die Mallinckrodtstraße zu verbreitern oder um Betonklötze wie in der Bornstraße hinzusetzen. Nur auf Grundlage solch einer Arbeitsweise kann der AK die Solidarität der Bevölkerung gewinnen und somit der Forderung nach einem freien und selbstverwalteten Jugendzentrum mehr Druck verleihen. Nur so wird sich die Bewegung für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum ausdehnen, und der AK wird dann auch in der Lage (sein), ein Haus zu besetzen. Nur so wird das Jugendamt und die Stadtverwaltung immer mehr in die Enge getrieben, und nur so werden die Jugendlichen in Dortmund ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum erkämpfen können".
Der Artikel ist von einem Stützpunkt Aktionskreis verfaßt.
Q: Kommunistische Jugendnachrichten Nr. 2, Dortmund März 1974

04.03.1974:
Auf der heute stattfindenen Vollversammlung des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund wird auch eine Konzeption für die weitere Arbeit beschlossen (vgl. 11.2.1974). U.a. wird ausgeführt: "
1. Oberstes beschlußfassendes Organ ist die Vollversammlung.
2. Auf der Vollversammlung ist jeder Jugendliche abstimmungsberechtigt.
3. Ordentliche Vollversammlungen finden wöchentlich statt.
4. Das Jugendzentrum stellt zur Durchführung seiner Aufgaben Dienste auf, so Büro-, Küchen- und Teestubendienst.
5. Keine Organisation hat Anspruch auf dauernde Benutzung der Räume und Geräte des Jugendzentrums. Im Jugendzentrum haben nur solche Gruppen einen direkten Anspruch auf Unterstützung, die sich als Teil der Selbstorganisation verstehen. Die Vollversammlung behält sich die Unterstützung anderer, außenstehender Organisationen vor. Die Vollversammlung beschließt über die Nutzung der Räume. Eine kooperativeMitgliedschaft ist nicht möglich.
6. Jeder Verband und jede Einzelperson hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei im Jugendzentrum zu verbreiten. Jede Arbeitsgruppe hat das Recht, Veröffentlichungen mit dem Vermerk ihrer Gruppe herauszugeben und Veranstaltungen durchzuführen.
7. Über die Beschäftigung bezahlter Mitarbeiter beschließt die VV.
8. Die juristische Verantwortung für die Buchhaltung und die Abrechnung mit der Selbstverwaltung hat ein Verein, dem jeder Jugendliche beitreten kann. Der Vorstand des Vereins hat lediglich Befugnisse im Bereich der ordnungsgemäßen Haushaltsführung, ist also nicht ständige allgemeine Vertretung des Jugendzentrums. Der Verein heißt 'Verein für selbstorganisierte Jugendarbeit e.V.'. Der Vorstand des Vereins ist an die Beschlüsse der Vollversammlung und des Jugendzentrums gebunden. Näheres bestimmt die Vereinssatzung.
9. Das Rechtsverhältnis zum finanziellen Träger ist in einem gesonderten, mit dem Träger ausgehandelten Nutzungsverfahren geregelt, worin folgende Punkte festgelegt sind:
- Der Träger übernimmt die Miete und alle Nebenkosten (Strom, Licht, Heizung, Telefon usw.) und einmalig rohbauliche Veränderungen im Haus.
- Der Träger schließt einen Versicherungsvertrag über das Haus.
- Die Kündigungsfrist für den Vertrag beträgt 6 Monate.
- Der Träger stellt monatlich einen noch auszuhandelnden Betrag für unsere Jugendarbeit zur Verfügung.
10. Die Vollversammlung ist dazu in der Lage, auf Zeit Jugendlichen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
11. Der Träger erhält Kontaktadressen mit denen er jederzeit in Verbindung treten kann.
12. Alle Sitzungen sind öffentlich (VV's, Arbeitsgruppen usw.).
13. Einen neuen Nutzungsvertrag bzw. eine neue Konzeption kann nur eine ordentliche VV beschließen. Änderungsbeschlüsse müssen mit 2/3 Mehrheit gefaßt werden. Sie umfassen zwei VV's, indem auf einer ersten VV der Antrag eingebracht werden muß, erst auf der nächsten VV kann darüber beschlossen werden. Anträge müssen schriftlich vorgelegt werden, zumindest aber zu Protokoll gegeben werden".
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 5, Dortmund 1974, S. 10

11.03.1974:
Vom Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum Dortmund (AKJZ) wird vermutlich zu Anfang dieser Woche das Flugblatt "Info-Fete zum Häuserkampf in Frankfurt" herausgegeben. Danach werden jetzt beim Häuserkampf in Hessen in Frankfurt "die Notstandsgesetze angewandt". Weiter wird formuliert: "
Auch in Dortmund geht der SPD-geführte Stadtrat einen ähnlichen Weg mit Hausräumungen und Demonstrationsverboten. Obwohl in Dortmund ca. 100 Häuser leerstehen, wird uns Jugendlichen unter fadenscheinigen Begründungen ein Haus für ein freies Jugendzentrum verwehrt.

WIDERSTAND IST NÖTIG! WIR WOLLEN WISSEN WAS IN FRANKFURT LÄUFT!

Deswegen machen wir am Freitag, den 15.3. um 19 Uhr im 'Haus Risse' eine Veranstaltung mit Genossen des Frankfurter Häuserrates, die vom Häuserkampf berichten. Informieren wir uns und diskutieren wir auch über die Lage in Dortmund. Unterstützen wir die Frankfurter.

SCHLUß MIT DEM BÜRGERKRIESMANÖVER DER POLIZEI!
Q: AKJZ: Info-Fete zum Häuserkampf in Frankfurt, Dortmund o.J. (1974)

15.03.1974:
Der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum Dortmund (AKJZ) will eine Veranstaltung zum Häuser-Kampf in Frankfurt mit u.a. Mitgliedern des Frankfurter Häuserrates durchführen.
Q: AKJZ: Info-Fete zum Häuserkampf in Frankfurt, Dortmund o.J. (1974)

Mai 1974:
Laut Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) ergaben die Gerichtsprozesse um das Erich-Dobhardt-Haus in Dortmund, die im Frühjahr dieses Jahres stattfanden und bis in den Mai noch andauern, folgendes: "
In der letzten Zeit fanden die ersten gerichtlichen Strafverfahren gegen Jugendliche, die entweder bei den Räumungen des ersten und des zweiten Hauses oder auf der verbotenen Demo des AKJZ festgenommen wurden, statt. Beim ersten Haus waren dies insgesamt 10 Jugendliche. Beim 2 Haus 121 Jugendliche und bei der verbotenen Demo 28 Jugendliche. Ihre Anklagen lauten auf: 'Hausfriedensbruch' (beim ersten Haus), 'schwerer Hausfriedensbruch' (beim zweiten Haus), und bei der Demo auf 'Teilnahme an einer verbotenen Demo', 'Widerstand gegen die Staatsgewalt', 'Körperverletzung'. Die Gerichtsverhandlungen ergaben bisher folgendes:

Bei drei Leuten vom ersten Haus:
a) Einstellung des Verfahrens (und damit Aufhebung der zuvor gestellten Strafbefehle),

b) Ein Mädchen, das bei beiden Häusern festgenommen wurde muß dafür 40 Std. im Altersheim arbeiten.

Bei zwei Leuten vom zweiten Haus, Einstellung des Verfahrens für beide. Bisher hat erst einer ein Demourteil hinnehmen müssen (150 DM Geldstrafe). Einige andere Verfahren sind zur Zeit noch nicht abgeschlossen, und viele andere warten noch. Wir hoffen natürlich, daß auch sie alle eingestellt werden".
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 6, Dortmund 1974, S. 10

31.05.1974:
Ein Pfingstlager des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund bis zum 3.6.1974 soll am Sorpesee (Sauerland) beginnen.
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 5, Dortmund 1974, S. 3

Juni 1974:
Die Nr. 6 des 'Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus' - Zeitung des Aktionskreises Jugendzentrum (AKJZ) erscheint in Dortmund (vgl. März 1974).
Die Ausgabe, die 12 Seiten hat, hat zum Inhalt:
- Viele Häuser stehen leer - ein Jugendzentrum muß her!
- So viele Häuser! Keins für uns!
- Widerstand ist möglich.
- Chronik der Prozesse (vgl. Mai 1974).
- Jugendzentrum am Puff - Der Beschiß mit der Börse.
- Klein aber oho: Unser Laden.
- Was ist los in der Nordstadt.

Im Leitartikel "Viele Häuser stehen leer - ein Jugendzentrum muß her!", gehen die Verfasser der Ausgabe davon aus, daß in Dortmund "mehr als 100 Häuser leerstehen". Daraus wird gefolgert: "
Da wir durch die Besetzung zweier leerstehender Häuser interessant wurden, sind wir in den letzten Monaten kreuz und quer durch Dortmund gefahren und waren nicht schlecht überrascht, wieviel Häuser leerstehen und sogar zugemauert sind".
Genannt werden Häuser in folgenden Straßen:
- Oesterholzstraße 91 (das erste Erich-Dobhardt-Haus, d.Vf.),
- Borsigstraße 67 (das zweite besetzte Haus, d.Vf.),
- Rheinischestraße 145,
- Werner Straße 53,
- Wilhelmstraße,
- Hansastraße,
- Hellestraße,
- Clarristenstraße,
- Heroldstraße Nr. 6,
- Zimmermanstraße 44,
- Steinstraße 36 und 40,
- Jakobstraße 15, 17, 19,
- Provinzialstraße 251, 253, 255, 83,
- Borussiastraße 106, 108, 114, 116,
- Wellinghoferstraße 83, 190, 192,
- Schürenerstraße 19, 60,
- Am Remberg 3, 4, 5, 25, 27, 28,
- Alte Radstraße 15,
- Friedrichstraße 9,
- Janstraße 1 und 3,
- Schenkendorfstraße 1, 2, 4 und 8,
- Körnerstraße 4 und 6,
- Deutschstraße 10,
- Rheinischestraße 11, 13, 145, 178, 209,
- Dorstfelder Hellweg 31, 174, 62, 64, 93,
- Thusneldastraße 13,
- Schützenstraße 95, 97, 99, 134,
- Schillerstraße 2,
- Bornstraße 220, 253, 255, 247, 249,
- Juliusstraße 9,
- Robertstraße 46,
- Borsigstraße 67.
Aufgerufen wird zu Fete (vgl. 14.6.1974) und Demonstration (vgl. 15.6.1974).
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 6, Dortmund 1974

10.06.1974:
Wahrscheinlich Anfang dieser Woche erscheint in Dortmund vom Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) ein Flugblatt ohne Titel, das dazu aufruft, am 14.6. in Dortmund zu einem Fest des AKJZ zu kommen. Dort soll es Informationen darüber geben, "wie viele Häuser in Dortmund leerstehen, wem sie gehören und was für ein Schindluder damit getrieben wird". Musik soll es geben von den Gruppen Zunder und den Schwarzen Veilchen. Aufgerufen wird auch zur Demonstration am 15.6.1974.
Q: AKJZ: Flugblatt zum 14./15.6.1974, o.O. (Dortmund) o.J. (1974)

14.06.1974:
Der Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund rief zu einer 'Riesen-Fete' unter dem Leitthema "Widerstand ist möglich" ins Haus Risse am Körner Hellweg.
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 6, Dortmund 1974, S. 12; AKJZ: Flugblatt zum 14./15.6.1974, o.O. (Dortmund) o.J. (1974)

15.06.1974:
Der Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) Dortmund rief zu einer Demonstration für ein Jugendzentrum (JZ) auf.
Q: Jugendzentrum Erich-Dobhardt-Haus Nr. 6, Dortmund 1974, S. 12; AKJZ: Flugblatt zum 14./15.6.1974, o.O. (Dortmund) o.J. (1974)

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Juli 1974:
Laut 'Komplott' löst sich der Dortmunder Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) im Sommer auf.
Q: Komplott, Dortmund o.J. (1974), S. 5

10.07.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 13 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 26.6.1974, Aug. 1974) heraus, berichtet wird aus Dortmund auch vom Dobhardt-Haus.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 13, Dortmund 10.7.1974, S. 8

Oktober 1974:
Die Nr. 1 des 'Rabatz am Borsigplatz' - Zeitung des Stadtteiljugendkomitees (SJK) Nord des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV) der KPD erscheint in Dortmund.
Zur Gründung des SJK-Nord wird u.a. ausgeführt: "
Als das Stadtteiljugendkomitee (SJK) Nord gegründet wurde, schlug der Kampf um das Erich-Dobhardt-Haus noch hohe Wellen und die Genossen des SJK beteiligten sich führend daran. Seitdem ist bald ein Jahr vergangen und daran, daß wir erst jetzt unsere erste Zeitung herausgeben, kann man schon sehen, daß wir in der Zwischenzeit nicht gut gearbeitet haben. Solange wir das Erich-Dobhardt-Haus noch hatten oder später der Aktionskreis (AKJZ, d.Vf.) noch aktiv war, wußten wir, was zu tun war, mit wem wir zusammenarbeiten konnten. Doch dann hat sich der Kampf ums Jugendzentrum im Sande verlaufen und damit auch die Arbeit des SJK:
- die schlechte medizinische Versorgung,
- Nach wie vor keine Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche,
- die Zustände an der Hauptschule Flurstraße,
- die überhöhten Preise durch die Alleinherrschaft von COOP und ak diskount,
- die menschenfeindlichen Wohnungen hier im Norden.
All diese Mißstände waren uns zwar damals schon bekannt, wir konnten uns jedoch nie entscheiden, was das Wichtigste davon ist, wogegen wir zuerst vorgehen sollten, denn alles auf einmal bekämpfen geht schlecht. Solange wir uns aber nicht für eine Sache entschieden, kamen wir natürlich auch nicht weiter. Wie man an der Zeitung sehen kann, haben wir das jetzt geändert. Vor allem ist uns klar geworden, daß wir mit den anderen Jugendlichen hier besser zusammenarbeiten und uns mehr daran orientieren müssen, was sie wichtig finden. Unsere Ziele: Natürlich sind wir nicht nur für ein Jugendzentrum, niedrigere Preise, besser und billigere Wohnungen, sonst könnten wir ja gleich zu den Jusos (der SPD, d.Vf.) gehen. Als eine Grundorganisation des KJV haben wir vielmehr die gleichen Ziele wie der KJV und die KPD insgesamt, d.h.: Wir wollen den Sozialismus".
Aufgerufen wird zur Dobhardt-Haus Gedenkfete (vgl. 2.11.1974).

Weitere Artikel der Ausgabe sind:
- Jugendarbeitslosigkeikt in Dortmund,
- Britische Truppen raus aus Irland (vgl. 26.10.1974).
Verantwortlich für die Zeitung, die 6 Seiten hat, ist Ruth Haase, Dortmund. Kontaktadresse des SJK-Nord des KJV ist das KJV-Büro in der Dürenerstraße 43.
Q: Rabatz am Borsigplatz Nr. 1, Dortmund Okt. 1974

November 1974:
In einer Ausgabe der Dortmunder Zeitung 'Komplott', die wahrscheinlich im November in Dortmund-Dorstfeld erscheint, wird u. a. auch über den ehemaligen Dortmunder Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ) und dessen jetzige Situation berichtet: "
Einige, die jetzt diese Redaktion bilden, waren bis zum Frühjahr dieses Jahres im Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum tätig. Während des Sommers ist der Aktionskreis endgültig zusammengebrochen. Nur in der Kesselstraße, in einem kleinen Ladenlokal, arbeiten noch eine Handvoll Sozialwissenschaftsstudenten und angehende Sozialarbeiter an dem Ziel weiter. Vor etwa einem Monat sind wir zu mehreren mal dorthin gegangen. Es sollte eine Fete mit selbstgemachter Musik stattfinden. Der Raum ist eingerichtet mit alten Matratzen und Sesseln. Die Wände wurden mit übergroßen Werbeplakaten tapeziert, auch ein paar Typen a la T-Rex hängen an der Wand. Jugendliche aus der Gegend, die Sozial-Studenten und wir sitzen in verschiedenen Ecken, es entsteht kein Kontakt. Die Typen aus der Kesselstraße wollen einen Raum, wo sie sich in Ruhe treffen können, Musik ohne fluchende Nachbarn hören zu können. Die Studenten haben das Interesse ein freies Jugendzentrum zu bekommen, dazu suchen sie eine neue Basis. Die anderen betrachten die Studenten als notwendiges Übel, sind sie es doch, die den Raum gemietet haben. Nach kurzer Zeit waren wir alten Aktionskreishasen unter uns, ein bißchen Gerede über vergangene Zeiten, dann fuhren wir verwundert und frustriert nach Hause. Inzwischen wird ein neuer Laden gesucht, weil man aus der Kesselstraße raus muß - von einer Sackgasse in die andere".
Q: Komplott, Dortmund o.J. (1974)

02.11.1974:
In Dortmund soll eine Fete zur Besetzung des Erich-Dobhardt-Hauses" vor einem Jahr stattfinden.
Dazu ruft der KJV der KPD auf, der sich daran erinnert, das "die Besetzung des Erich-Dobhardt-Hauses am 2. November genau ein Jahr her ist … Deshalb treffen wir uns am 2.11. alle im KJV-Büro und besprechen zusammen, wie der Kampf wieder aufgenommen werden kann".
Q: Rabatz am Borsigplatz Nr. 1, Dortmund Okt. 1974

08.01.1975:
Am Landgericht Hagen soll ein Prozess wegen "Hausfriedensbruchs" im Rahmen des Kampfes um das Erich-Dobhardt-Haus in Dortmund stattfinden.
Q: Rote Hilfe Nr. 9, Dortmund Dez. 1974, S. 5

Letzte Änderung: 13.10.2021