Häuserkampf in Dortmund, Teil 3:
Aldinghoferstraße 16, Alter Mühlenweg 6, Bornstraße 206, Bornstraße 65, Borsigstraße 67, Dorstfelder Hellweg 15, Ernst-Mehlich-Straße, Gronaustraße 12, Kleine Kielstraße, Hermannstraße 46, Jacobstraße 1, Saarlandstraße 111-113, Schwarzer Rabe, Seydlitzstraße 14 und 18, Speicherstraße 51/53, Wörthstraße 1, 22 (24) und 58 (57)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen

Hier sollen Hausbesetzungen in Dortmund von 1973 bis 1993 nach dem mir vorliegenden Material vorgestellt werden. In einem Zeitraum von 20 Jahren gab es rund 20 Besetzungen, die zu guten 90-95% mit der anschließenden Räumung der Häuser endeten. Die meisten Besetzungen fanden im Zeitraum 1981-1982 statt, was sich übrigens mit den überregionalen Aktivitäten der Hausbesetzerszene deckte. Einige Hausbesetzungen fanden nur für einige Stunden statt. Oftmals wurden die Häuser am gleichen Tag geräumt, sofort oder einige Tage später abgerissen. Nicht immer war klar, um welche Hausnummern es sich bei den Besetzungen handelte oder an welchem Tag die Häuser besetzt oder geräumt wurden (siehe: Wörthstraße).

Den Besetzern ging es um „Mietverträge“, die die Stadt Dortmund in der Regel nicht abschließen wollte. „Ersatzräumlichkeiten“, die den Besetzern zur Verfügung gestellt werden sollten, entpuppten sich für die Besetzer als leere Versprechungen. Die Räumungen der Häuser riefen Widerstand hervor. Bei vielen Räumungen gab es Festnahmen durch die Polizei, mit sich anschließenden Prozessen. Nicht selten wurden die Besetzer kriminalisiert; oftmals auch in Verbindung mit dem § 129a gebracht.

Im Anschluss an die Räumung der Häuser fanden oft Demonstrationen in der Dortmunder Innenstadt mit mehreren Hundert Menschen statt. Spektakulär war das Wohnen in der Innenstadt. Dadurch sollte u. a. auch die Bevölkerung auf die Wohnproblematik aufmerksam gemacht werden. Die SPD unter ihrem Oberbürgermeister Samtlebe wurde teilweise massiv kritisiert und attackiert, da beide jegliche „Verhandlungen mit den Hausbesetzern“ ablehnten. Forderungen der Hausbesetzer waren etwa: „Keine Kriminalisierung der Instandbesetzer!“, „Zurücknahme der geräumte Häuser!“ oder „Zurücknahme der Strafanträge!“. Grundsätzlich ging jedoch die Kritik der Hausbesetzer an den politischen Parteien, in diesem Falle vor allem der SPD, nicht in die Tiefe, sondern plätscherte eher an der Oberfläche.

Die Besetzerszene rekrutierte sich bei den hier vorgestellten Besetzungen wohl aus einem (links-)radikalen bis autonomen Spektrum. Das geht aus der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation” hier und da hervor. Ebenso lassen viele Parolen und Forderungen den Schluss zu, dass sich diese Besetzerszene von der Hausbesetzerszene „Heidehof“ unterschied. Inwieweit das wiederum auf alle hier behandelten besetzen Häuser zutrifft, muss allerdings offen bleiben.

Über Besetzungen in Dortmund nach 1982 liegt mir zurzeit wenig Material vor. Der Leser wird darum gebeten, weiteres Material zur Verfügung zu stellen, um die vorhandenen Lücken zu schließen.

Überblick über die Hausbesetzungen in Dortmund 1973-1993

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

02.11.1973:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird in Dortmund die „Österholzstraße 91“ (andere Angaben lauten „Österholzstraße 81“) im Anschluss an ein Fest des Aktionskreises von „ca. 400 Leuten“ besetzt. „Dortmunds erstes freies Jugendzentrum heißt Erich-Dobhard-Haus“. Es werden „Arbeitsgruppen gebildet, Anwohner solidarisieren sich, Solidaritätsadressen flattern ins Haus (Georg-von Rauch-Haus, KPD, Rote Hilfe, Diakonisches Werk).
Quellen: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.; Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 3.

09.11.1973:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird vom „St. Vincent-Vorstand, dem Besitzer des Hauses, der Antrag auf Räumung gestellt“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 3.

12.11.1973:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” findet die Räumung der Österholzstraße statt. „Das Ergebnis sind 9 Festnahmen, Beschlagnahme der Einrichtung und Zumauern des Hauses, was in Dortmund hier seinen Ursprung haben dürfte.“ Abends findet eine Demonstration mit ca. 800 Leuten statt.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 3.; Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

12.11.1973:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird an diesem Tag (oder einige Tage später) die „Bornstraße 65“ besetzt. Nach „zwei Stunden der Besetzung“ wird „mit brutaler Gewalt - ohne Gegenwehr - geräumt“. „15 Leute werden festgenommen.“ Eine Demonstration findet statt.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 3.

12.11.1973:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird abends die „Borsigstraße 67 von 800 Leuten besetzt“. In der Nacht wird geräumt. Es kommt zu „15 Festnahmen“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

18.11.1973:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” demonstrieren gegen die Räumung der Borsigstraße „600 Leute trotz Verbot“. Es kommt zu „25 Festnahmen“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

10.03.1975:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird am Rosenmontag der „Schwarze Rabe“ besetzt und wohl auch gleich geräumt.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

Januar 1978:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” bricht die Stadt die Verhandlungen über Ersatzräumlichkeiten ab.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

04.05.1979:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird an diesem Tag das zuvor besetzte Haus „Wörthstraße 58 durch einen Polizeieinsatz geräumt“. „Gegen die Teilnehmer der Aktion erstattet die Stadt Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Das Haus selbst wird am gleichen Tag zugemauert und tags darauf (5.5., d. Verf.) mit der Begründung ‚Sicherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung‘ abgerissen.“
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981 S. 4.

23.01.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird ein Haus „in der Ernst-Mehlich-Straße“ besetzt. „Das Haus wird nach 2 Stunden geräumt.“
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 5.

März 1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” stehen die „Verhandlungen mit dem Liegenschaftsamt über die Anmietung des Hauses Jacobstraße 1 kurz vor dem Abschluss“. Der „Sanierungsausschuss wirft alles über den Haufen“. Ein neues Angebot wird den Besetzern unterbreitet: Bornstraße 206.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 12.

März 1981:
Wohl zum 1. Mai 1981 wird von der „Dortmunder Selbsthilfe e.V.“ das Flugblatt „Neues skandalöses ‚Angebot‘ der Stadt. Das Maß ist voll. Hausbesetzung Jacobstraße 1“ herausgegeben. Danach standen im März „die Verhandlungen mit dem Liegenschaftsamt über die Anmietung des Hauses Jacobstraße 1 kurz vor dem Abschluss. Doch dann wurde im Sanierungsausschuss alles wieder über den Haufen geworfen … Das Haus Jacobstraße 1 ist angeblich nun doch nicht geeignet. Dafür wird uns ein neues Scheinangebot unterbreitet: Das Haus Bornstraße 206.“

Damit würde man sich nicht zufrieden geben. Eine Speerspitze wird nun gegen die SPD gerichtet, die „ein unglaubliches Spiel mit uns treibt“. Dazu heißt es: „Das Spiel machen wir nicht mehr mit. Unser Vertrauen in die Beschlüsse der SPD-Fraktion ist dahin.“ Die Besetzer erklären: „Wir ziehen ab heute (wohl zum 1. Mai, d. Verf.) ein.“
Q: Dortmunder Selbsthilfe e.V.: Neues skandalöses 'Angebot' der Stadt. Das Maß ist voll. Hausbesetzung Jacobstraße 1, Dortmund, o. J. (1981).

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01.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” werden am 1. Mai von der DSH (wohl „Dortmunder Selbsthilfe“, d. Verf.) die „Wörth- und die Jacobstraße besetzt“, wohl Hausnummer 1 und 24.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 13.

02.05.1981:
Wohl kurz nach dem 1. Mai erscheint das Flugblatt der „Besetzer“: „2.tes Haus in Dorstfeld besetzt.“ Danach wurde am 1. Mai „in der Wörthstraße 22 in Dorstfeld ein weiteres Haus besetzt“. Das Haus würde seit „längerer Zeit leer stehen“. Man würde nicht einsehen, dass „in Dortmund 50 Häuser leerstehen und verrotten“. Gefordert wird von der Stadt: „Vermietung aller leerstehenden Häuser zu tragbaren Mieten. Keine weitere Kriminalisierung von Hausbesetzern. Keine Räumung bei Hausbesetzungen. Dafür faire Verhandlungen.“ Weitere Infos könne man im „Info-Raum“ des besetzten Hauses „Helmutstraße 35“ einholen.
Q: Die Besetzer: 2.tes Haus in Dorstfeld besetzt, o. O., o. J. (1981).

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04.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” lässt die Stadt verlauten, dass „auf der Basis von Hausbesetzungen keine Verhandlungen möglich seien“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 13.

04.05.1981:
Laut Flugblatt: „Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund“ wird vermutlich an diesem Tag das Haus in der „Wörthstraße 22“ besetzt und kurze Zeit später (wohl am 7.5., d. Verf.) abgerissen. Aus Protest dagegen wird die Wörthstraße 57 besetzt, laut Flugblatt „Die kriminelle Vereinigung. Stadtrat schlägt zu. Samtlebe (Dortmunder OB, d. Verf.) bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter“.
Q: Flugblatt: Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund, Dortmund, o. J. (1981); Flugblatt: Die kriminelle Vereinigung. Stadtrat schlägt zu. Samtlebe bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter, o. O., o. J. (1981).

04.05.1981:
Vermutlich erscheint an diesem Tag das Flugblatt: „Die kriminelle Vereinigung. Stadtrat schlägt zu. Samtlebe bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter.“

Danach wurde „heute Morgen … mit der mutwilligen Zerstörung noch renovierter Häuser” angefangen. Aus Protest dagegen, sei die „Wörthstraße 57“ besetzt worden. Die Polizei sei mit „einem Dutzend Mannschaftswagen“ erschienen. Es sei zu „mehr als 20 Festnahmen gekommen”. Fünf weitere Häuser seien „zerstört“ worden. Für verantwortlich wird ein Stadtplaner und der OB der Stadt Dortmund, Samtlebe, erklärt. Parolen und Forderungen sind: „Schluss mit der Abrisspolitik des SPD-Stadtrats. Sofortige Freigabe aller leerstehenden Häuser und Wohnungen. Keine Strafanträge und Verfolgung der Hausbesetzer, sowie in diesem Zusammenhang überwachter Personen, Verzicht auf Strafverfolgung. Einstellung aller Strafverfahren. Keine Kriminalisierung!“. Aufgerufen wird zu einer Kundgebung an der Reinoldikirche.
Q: Flugblatt: Die kriminelle Vereinigung. Stadtrat schlägt zu. Samtlebe bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter, o. O., o. J. (1981).

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05.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” erklärt der Sanierungsausschuss u. a., dass man nicht gewillt sei, „mit irgendwelchen Besetzern zu verhandeln“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 13.

07.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird unter „starkem Polizeiaufgebot mit dem Abriss von leerstehendem Wohnraum im Sanierungsgebiet Unterdorstfeld begonnen. 5 Häuser fallen“. Nach dem Flugblatt „Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund“ wird die Stadt Dortmund deshalb als „kriminelle Vereinigung“ tituliert. In diesem wird auch die SPD-Regierung als „faschistoid“ bezeichnet. Gegen „zwanzig Hausbesetzer wurde Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 14; Flugblatt: Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund, Dortmund, o. J. (1981).

07.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird an diesem Tag das Haus in der Wörthstraße in Dortmund-Dorstfeld abgerissen. Es kommt zu „17 Festnahmen.“
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 40.

09.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird an diesem Tag „mit dem Dorsfelder-Hellweg 15 ein drittes Haus in Unterdorstfeld besetzt“. Später wird hier ein Cafe („Randale“) eröffnet.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 16.

13.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” verabschiedet die „Bezirksvertretung Innenstadt-West einen Dringlichkeitsbeschluss“, demzufolge die „Durchführung der Sanierung in Unterdorstfeld erhaltenswerte Bausubstanzen unverzüglich modernisiert“ und saniert“ werden sollen. Nicht Sanierungswürdige Gebäude sollen abgerissen werden.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 17.

19.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” signalisiert die Stadt Dortmund bezüglich der Jacobstraße 1 „Verhandlungsbereitschaft“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 17.

24.05.1981:
Laut „Hausbesetzungen in Dortmund“ wird an diesem Tag die „Seydlitzstraße 18“ besetzt.
Q: Hausbesetzungen in Dortmund. Eine Info-Sammlung der Besetzer aus der Seydlitzstraße, Dortmund, S. 3.

25.05.1981:
Wohl zum 25.5. erscheint, von Dortmunder Hausbesetzern herausgegeben, das Flugblatt ohne Impressum: „Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund.“ Darin wird u. a. über den derzeitigen Stand der Hausbesetzungen in Dortmund berichtet. Besetze Häuser gäbe es in der:
- Helmutstraße 35
- Wörthstraße
- Dorstfelder Hellweg 15.
Q: Flugblatt: Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund, Dortmund, o. J. (1981).

29.05.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” findet in Dortmund eine Podiumsdiskussion statt, auf der über die „Sanierungs- und Wohnungspolitik der Stadt Dortmund diskutiert“ wird. Laut Flugblatt „Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund“ steht die Podiumsdiskussion unter dem Motto: „Wohnungsnot und Hausbesetzung.“ Ort: Fachhochschule Dortmund (Lindemann Straße).
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 17.; Flugblatt: Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund, Dortmund, o. J. (1981).

01.06.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” findet an diesem Tag in Dortmund eine Demo „rund um das Stadthaus“ statt. Ein Flugblatt wird verteilt.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 27.

03.06.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird vermutlich an diesem Tag der Dorsfelder-Hellweg 15 geräumt. Die „Seydlitzstraße 14“ wird besetzt. In der Dortmunder Innenstadt wird demonstriert. Es kommt zu „64 Festnahmen.“ Laut Flugblatt „Geräumt!“ seien bei der Räumung des Dorstfelder-Hellwegs und der Helmutstraße 35 allein „über 30 Leute festgenommen“ worden. Gefordert wird: Sofortige Zurücknahme der Strafanträge!“, „Zurücknahme der geräumten Häuser!“, „Vermietung leerstehender Wohnungen zur eigenständigen Renovierung!“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 16, 28 u. 40.; Flugblatt: Geräumt, o. O., o. J. (1981).

03.06.1981:
Nach dem 3.6. erscheint wohl ein erstes Flugblatt der Sammlung „Hausbesetzungen in Dortmund. Eine INFO-Sammlung der Besetzer aus der Seydlitzstraße.“ Bekannt gegeben wird, dass die „Seydlitzstraße 14 und 18 besetzt“ seien. Ferner seien „Forderungen nach Mietverträgen ignoriert“ worden, statt dessen seien „Strafanträge“ gestellt worden, die „Räumung“ würde drohen. Diese „Dokumentation“ sei „ein erster Versuch von uns, eine eigene Öffentlichkeitsarbeit auf Dortmunder Ebene einzuleiten“.
Q: Hausbesetzungen in Dortmund. Eine Info-Sammlung der Besetzer aus der Seydlitzstraße, Dortmund, o. J. (1981).

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16.06.1981:
Vom „Solidaritätskomitee zur Instandsetzung unserer Gesellschaft“ herausgegeben, erscheint das Flugblatt: „Wir sind umgezogen.“ Danach hätten „uns die Herren der Stadt bedauerlicherweise mit Hilfe ‚der Polizei‘ aus unseren Häusern, der Helmutstraße 35 und dem Dorstfelder Hellweg 15, herausgeräumt“. Daher sei man „einige Tage in den Untergrund abgetaucht“. Heute sei man wieder da. Eine neue Besetzung habe stattgefunden: „Gronaustraße 12“. „Power gegen Betonsargbauer!“
Q: Solidaritätskomitee zur Instandsetzung unserer Gesellschaft, o. O., 16.6.1981.

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16.06.1981:
Vermutlich erscheint um den 16.6. herum: „Hausbesetzungen in Dortmund. Eine Info-Sammlung der Besetzer aus der Seydlitzstraße.“ Danach sind die Häuser in der Seydlitzstraße 14 und 18 besetzt. Das Haus 18 ist seit dem 24.5. besetzt.

Das Info beinhaltet weiter
- ein Schreiben an den Hausbesitzer in der Weißenburgerstraße
- eine Presseerklärung vom 5.6.
- ein Schreiben an die Elektrizitätswerke Dortmund
- ein Schreiben an die Dortmunder Stadtwerke
- ein Flugblatt von Besetzern der Seydlitzstraße 18 mit dem Aufruf für eine Demo am 11.6.
- Zeitungsartikel
- eine Gegendarstellung zu diesem vom 3.6.
- eine Solidaritätsliste.
Q: Hausbesetzungen in Dortmund. Eine Info-Sammlung der Besetzer aus der Seydlitzstraße, Dortmund, o. J. (1981).

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10.07.1981:
Laut „Klüngelkerl. Zeitung für Dortmund. Extra. Für die Aktionstage 17./18./19. Juli“ findet an diesem Tag in Dortmund-Hörde ein „erweiteter Besetzerrat“ statt. Auf diesem wurden u. a. die „anstehenden Aktionen wie Kriminalisierungsdemo, Zeltlager, Wohnforum, Filmveranstaltungen“ debattiert. Offenbar gab es unter den Besetzern auch Unstimmigkeiten. Dazu heißt es: „Inhaltlich wurde an den Punkten diskutiert: Wie kam es zu der Anmache zwischen den verschiedenen Besetzer- und Unterstützergruppen und wie ist dies für die Zukunft zu vermeiden.“

Ausgeführt wird auch mit resignativen Tendenzen: „Im Augenblick sehen wir für uns und unser Haus nicht mehr allzu viel Land. Unser ‚Programm‘, das wir eine Woche lang durchgezogen haben, fand in der Hörder Szene wenig Anklang. Unsere Perspektive vom ‚Kommunikationszentrum‘ ist damit erst mal hin.“
Q: Klüngelkerl. Zeitung für Dortmund. Extra. Für die Aktionstage 17./18./19. Juli, Dortmund 1981.

10.07.1981:
Von der Dortmunder Hausbesetzerszene herausgegeben, erscheint vermutlich am 9. oder 10.7. das Flugblatt: „Nicht die Hausbesetzer, sondern die Kaputtbesitzer sind kriminell … Und Morgen sitzen wir im Knast.“ Aufgerufen wir zu einer Demo am 1.7. gegen den § 129. Das Flugblatt richtet sich gegen: „Bullenterror und Kriminalisierung, Räumung von besetzten Häusern, Abriss von Häusern“ und fordert: „Rücknahme von Strafanträgen, ein Kommunikationszentrum, Solidarität mit allen Hausbesetzern.“ Nach der Demo soll ein Fest „in der Wörthstrasse 22“ stattfinden.
Q: Flugblatt: Nicht die Hausbesetzer, sondern die Kaputtbesitzer sind kriminell … Und Morgen sitzen wir im Knast, o. O., o. J. (1981).

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17.07.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird an diesem Tag „ein Pressezeltlager in der Innenstadt“ errichtet, „um Öffentlichkeit für die besetzten Häuser zu machen und über die Dortmunder Wohnraumnot zu informieren“. Die Polizei „erzwingt mitten in der Nacht den Abbruch der Zelte“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 39.

17.07.1981:
Zum „Zeltlager in der Dortmunder City“, zu dem Hausbesetzer aufgerufen hatten, erscheint eine „Extra“ der Zeitung „Klüngelkerl. Zeitung für Dortmund.“ Untertitel: „Für die Aktionstage 17./18./19. Juli.“

In der Zeitung wird für den 17. und 18. Juli zu einer „Wiesenbesetzung“ aufgerufen. In der Zeitung wird bekannt gemacht, dass „die Hausbesetzer sich wieder in der Öffentlichkeit“ zeigen. Ausgeführt wird zudem: „Von Freitag bis Samstag lagern wir auf einer der wenigen verbliebenen Wiesen in der Dortmunder City und zeigen, dass es uns trotz Räumungsterror und Kriminalisierungsversuchen noch gibt. Bei diesen Aktionen wollen wir nicht nur über den Häuserkampf informieren, sondern auch unseren Spaß haben und auch miteinander reden.“ Aufgerufen wird weiter dazu, „mit Zelt und Schlafsack“ zu kommen.

Nach dem „Räumungsaktionen in Dorstfeld am 3.6.“ habe man sich „zusammengesetzt. Wir versuchen das gesamte Spektrum der Kriminalisierung im und um den Häuserkampf zu erfassen, zu koordinieren und mit Rat und Tat uns Festgenommenen zu helfen“. Erarbeitet sei bisher:
- Auflistung von Verhafteten
- Sammeln von Zeugenaussagen und Beweismaterial
- Rechtsbelehrung und Vermittlung von Anwälten
- Ausarbeitung von Gedächtnisprotokollen.

Der „Klüngelkerl“ richtet sich auch gegen die Kriminalisierung der Hausbesetzer. Hier würde nach § 129 ermittelt. „Dadurch soll jegliche Form der Solidarität gegen das System verhindert werden.“

Ein Artikel ist auch vom „Dortmunder Wohnforum.“ Darin heißt es u. a.: Gefordert wird von ihm: „Anerkennung von Mieter- und Bewohnerräten“; „Instandhaltungspflicht des Vermieters“; „Verbot der Zweckentfremdung“; „Kein Abriss von Wohnraum“, „Wohnverträge für Instandbesetzer“; „Keine Modernisierung gegen den Willen der Mieter“; „Keine Kriminalisierung von Instandbesetzern“; „Verbesserung der Bürgerbeteiligung“; „Schaffung von geeignetem Wohnraum für besonders Betroffene“. Das „Dortmunder Wohnforum“ besteht aus: „Mieterrat Nord II, Mieterrat Alte Zeche Dorstfeld, verschiedene Bürgerinitiativen aus Dortmund, Projektgruppe Wohnungsnot (Raumplaner), Projektgruppe Wohnen und Verkehr (Raumplaner), die Grünen, Jungdemokraten, vereinte Kirchenkreise, Hausbesetzer, Unterstützer und Interessierte, EFP.“

Das „Fest der anderen Öffentlichkeit“ soll am 19.7. Mit einer „großen Filmveranstaltung“, die unter dem Motto „Kulturaufstand und Häuserkampf“ stehen soll, beendet werden.“ Verantwortlich für diese Ausgabe des „Klüngelkerl“ ist u. a. das „Dortmunder Wohnforum.“
Q: Klüngelkerl. Zeitung für Dortmund. Extra. Für die Aktionstage 17./18./19. Juli, Dortmund 1981.

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05.08.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” werden an diesem Tag „die besetzten Häuser in der Gronaustraße, Kleine Kielstraße und der Wörthstraße … unter dem hinlänglich bekannten Einsatz aller zur Verfügung stehenden polizeilichen Mittel“ geräumt. Es sei „wieder zu Verhaftungen“ gekommen. Die Broschüre spricht von „17 Festnahmen.“
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 37 u. 40.

07.08.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” treffen sich die „geräumten Bewohner der Wörth- und Gronaustraße und viele andere Hausbesetzer auf dem Westenhellweg, um dort, ‚eingerichtet‘ mit Sesseln und Sofas, einen Tag lang zu wohnen.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 39.

11.06.1982:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird „die Aldinghoferstraße besetzt“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 5.

19.06.1982:
Laut Flugblatt: „Es begann in der Helmutstraße … und es geht weiter im Heidehof mit der Kriminalisierungskampagne“ wird an diesem Tag in Dortmund die „Aldinghoferstraße 16“ besetzt.

Bekannt gegeben wird auch, dass es während der Startbahn-West-Demonstration in Dortmund am 7.11.1981 zu zahlreichen Verhaftungen kam. Die Prozesse gegen einige Teilnehmer würden jetzt anlaufen. Termine seien: 5.7., 8.7., 12.7., 14.7. und 22.7. Die Vorwürfe lauten u. a. auf: Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, schwere Körperverletzung, Teilnahme an einer verbotenen Demonstration, Stromklau, Nötigung.
Q: Flugblatt: Es begann in der Helmutstraße … und es geht weiter im Heidehof mit der Kriminalisierungskampagne, o. O., o. J. (1982).

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September 1982:
Vermutlich im September erscheint das Flugblatt mit dem Titel: „Endeignung“. Danach sei der „Alte Mühlenweg 6“ besetzt worden.
Q: Flugblatt: Endeignung, o. O., o. J. (1982).

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10.10.1982:
Laut dem Flugblatt „Vollversammlung jetzt“ soll heute im Che Coolala nach der Räumung des „Alten Mühlenweg“ und des „Heidehofs“ eine „Vollversammlung“ stattfinden. Danach sei es wichtig, der „Zusammensetzung der Bewegung neue Impulse zu geben“.
Q: Flugblatt: Vollversammlung jetzt, o. O, o. J. (1982).

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1983:
Ein „Autonomes Selbsthilfeprojekt Wörthstrasse 63“ ruft in einem Flugblatt auf: „Stopp mit der Zerstörungspolitik“, „Wir fordern Zurücknahme der Räumungsklage“, „Für Selbstverwaltetes Wohnen“. Den „Verfall des Hauses“ will „man nicht hinnehmen“. Die Besetzer haben eine „Nutzungsvereinbarung“ unterschrieben und „die Verwaltung und Renovierung unseres Hauses selbst übernommen“. Gefordert wird die „Übergabe der Verwaltung des Hauses an das Autonome Selbsthilfeprojekt Wörthstrasse 63“, „Übergabe der Verwaltung von Häusern auf örtliche Genossenschaften, wo immer die Mieter dazu bereit sind“.
Quelle: Autonomes Selbsthilfeprojekt Wörthstrasse 63: Stopp mit der Zerstörungspolitik, o. O., o. J. (1983).

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20.02.1983:
Die „Wörthstrasse 63“ wird „enteignet“ (vermutlich besetzt, d. Verf.)
Q: Flugblatt: Räumungsprozess gegen Wörthstraße 63, o. O., o. J. (1983).

20.06.1983:
Vermutlich zum 20.6. erscheint ein Flugblatt, dass bekannt gibt: „Räumungsprozess gegen Wörthstraße 63, 20.6. Amtsgericht Schwanenstraße.“ Danach habe man „mit Freunden eine autonome Genossenschaft Wörthstraße 63 gegründet, die für selbstbestimmtes, selbstverwaltetes, kollektives Wohnen und autonome Kultur“ stehe. Ein „Offener Brief mit Kaufangebot“ sei der Stadt übergeben worden.
Q: Flugblatt: Räumungsprozess gegen Wörthstraße 63, o. O., o. J. (1983).

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Februar 1992:
Vermutlich nach dem Februar 1992 erscheint u. a. vom Mietverein Dortmund, vom Planerladen, der Werkstatt e. V. und der Dortmunder Selbsthilfe das Flugblatt: „Wohnungsnot und leere Häuser. Bekanntmachung.“ Danach stehen u. a. die Saarland Straße 111-113, die Hermannstraße 46 und weitere Häuser leer. Insgesamt würden „50 Häuser“ leer stehen. Dazu gäbe es „über 2.000 Obdachlose“.
Q: Flugblatt: Wohnungsnot und leere Häuser. Bekanntmachung, Dortmund, o. J. (1992).

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Februar 1993:
Vermutlich erscheint im Februar (das Datum der Besetzung wurde von einem der Beteiligten bestätigt, d. Verf.) das Flugblatt „Hausbesetzung Speicherstrasse 51/53“, herausgegeben von der „Initiative Gefangenenarbeit e. V.“. Danach wurde das Haus in der „Speicherstrasse 51/53 besetzt“. Gefordert wird von der Stadt, „ein Haus für die Gefangenen“ bereitzustellen. Weiter wird gefordert: „Kein Abriss der Speicherstrasse 51/53!“, „Überlassung der Speicherstrasse 53 an den Initiativkreis Gefangenenarbeit e.V.!“, „Bleibendes Wohnrecht für die jetzigen Bewohner der Speicherstraße 51!“.

Unterstützergruppen sind: Dortmunder Selbsthilfe, Mietverein, Planerladen.
Q: Flugblatt: Hausbesetzung Speicherstrasse 51/53, Dortmund, o. J. (1993)

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Letzte Änderungen: 27.4.2013

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