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Ein besetztes Haus in der Dortmunder Düppelstraße, das von einer „Dortmunder Selbsthilfe“ besetzt worden war, wird am 9./10.5.1977 von der Polizei geräumt (vgl. 9. Mai 1977; 20. Mai 1977; 6. Juni 1977).
09.05.1977:
Die „Neue DOS“ (Dortmunder Studentenzeitung an der PH Ruhr) vom Juni 1977 veröffentlicht unter „Falken informieren“, einen Artikel zur Dortmunder Hausbesetzung in der Düppelstraße. Darin heißt es u. a.:
„Am 9. und 10.5.1977 räumte die Polizei, mit Stahlhelmen und Kampfbekleidung ausgerüstet, das Haus in der Düppelstraße das von der Dortmunder Selbsthilfe besetzt wurde, um auf die unsinnigen Abrissvorhaben von 2O Jahre alten Häusern hinzuweisen.
Diese Knüppelräumung wurde auch von den empörten Anwohnern registriert, die sich in weiten Bereichen der anliegenden Straßen mit den jungen Frauen und Männern solidarisierten, da auch sie demnächst Opfer von ‚Sanierungsmaßnahmen‘ werden können. Hobbyfotografen durften dies Geschehen, das sich einreiht in das Polizeiverhalten in der letzten Zeit, nicht aufnehmen. Darf so etwas nicht in die Öffentlichkeit? In welche Richtung sollen diese Maßnahmen zielen?
Unserer Meinung nach wird hiermit versucht engagierte Bürger dieser Stadt, aktive Personen, die bereit sind, sich für ihre Interessen einzusetzen und ihre Ideen auszudrücken, einzuschüchtern und Kritik, sowie das Aufzeigen von alternativen Vorstellungen, zu verhindern.“ Soll Ruhe in Dortmund hergestellt werden, die einer Friedhofsruhe gleicht? Soll politische Meinung unterdrückt werden?
Diese Maßnahmen richten sich gegen alle, die einen Willen zur freiheitlichen Betätigung haben und das sagen wollen, was sie politisch denken. Die Formen des Polizeiverhaltens halten wir für bedenklich, wenn man für eine demokratische und freiheitliche Gesellschaft ist. Der Willkür von Polizei ist keine Grenze gesetzt, wenn einmal ein Einbruch in die autoritären Gefilde des Polizeiapparates stattgefunden hat. Es sollte erschrecken, wie leichtfertig viele Politiker auch in Dortmund mit diesem Problem umgehen. Es wird so getan, vielleicht glaubt man es auch selbst, als sei dies alles rechtmäßig und grundgesetzlich. Wir glauben, dass, wenn die Politiker dieser Stadt und die Verantwortlichen für Polizeieinsätze nicht ihre Maßnahmen zurückschrauben, eine Unterdrückung in nicht erträglichem Maße sich entwickeln wird. Wir wenden uns noch einmal hiermit in aller Form gegen die unverhältnismäßigen Maßnahmen der Polizei und der dafür verantwortlichen Politiker im Rat der Stadt Dortmund, sowie den Polizeipräsidenten. Die Werbungen für Dortmund als lebenswerte
Ruhrmetropole lassen sich hierdurch sicherlich nicht untermauern.
Es wirkt wie bissige Ironie, wenn man mit den Betroffenen spricht.“
Quelle: Neue DOS, Dortmund, Juni 1977, S. 24f.
20.05.1977:
Die „Neue DOS“ (Dortmunder Studentenzeitung an der PH Ruhr) vom Juni 1977 veröffentlicht ein Schreiben des „Polizeipräsidenten Dortmund“. Danach muss „sichergestelltes Filmmaterial zunächst entwickelt und danach gesichtet werden“. Weiter heißt es: „Soweit an Ihrem Eigentum Änderungen, wie teilweise Unbrauchbarmachung usw. erforderlich sein sollten, werden Sie vorher gehört.“
Kommentar der Redaktion: „Auf Anfrage erklärte ein Polizeirat dem Besitzer … der Filme, dass die Filme von der Polizei gekürzt oder teilweise unbrauchbar gemacht würden, falls sie den Polizeieinsatz eindeutig negativ darstellen.“
Q: Neue DOS, Dortmund, Juni 1977, S. 50.
06.06.1977:
Die „Neue DOS“ (Dortmunder Studentenzeitung an der PH Ruhr) vom Juni 1977 veröffentlicht vom „Referat Öffentlichkeitsarbeit“ des AStA der PH Ruhr eine „Presseerklärung zu den Hausbesetzungen in der Düppelstraße“. Danach sind nicht die „Proteste“ die Ursachen der „Wohnungs-Misere“, sondern eine „verfehlte Wohnungsbau-Politik“.
Q: Neue DOS, Dortmund, Juni 1977, S. 43 u. 49.
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