Metallbetriebe KPD/ML informiert, Jg. 1, Nr. 1, o. J. (1971)

26.05.1971:
Vermutlich heute erscheint in Dortmund die Nr. 1 der 'Metallbetriebe - KPD/ML informiert' der KPD/ML-ZK und ihrer Roten Garde (RG - vgl. 7.6.1971). Es handelt sich hierbei um die erste Ausgabe überhaupt. Sie wurde, nach eigenen Angaben, zuvor mit Kollegen diskutiert. Als Kontaktadresse wird Reinhard Wagner (Dortmund) angegeben, der Umfang beträgt 2 Seiten DIN A 4. Die Zeitung wird wohl vor allem vor den Hoesch-Betrieben Westfalenhütte, Union, Phoenix und Maschinenfabrik Deutschland (MFD) verteilt. Die Ausgabe behandelt die anstehende Metalltarifrunde (MTR). Auf der Vorderseite, die von einer Karikatur eingenommen wird, in der Harders von Hoesch und ein 'IGM-Bonze' gemeinsam ein Süppchen kochen, heißt es in der Überschrift: "Hinter den Kulissen: Bosse und Bonzen schachern um Metalltarife JETZT HEISST ES ACHTUNG". Auf der Rückseite heißt es:"
KOLLEGEN SEID WACHSAM!

Im Spätsommer laufen die Tarifverträge für die Metallindustrie aus. Doch schon jetzt sieht man, daß die Gewerkschaftsbonzen wieder faule Kompromisse schließen wollen. Seit Wochen wird bereits hinter den Kulissen geschachert. Das Kapitalistenblatt 'Frankfurter Allgemeine' (der einzige Artikel, in dem wir wenigstens tendenziell diese Äußerungen finden konnten, erschien am 13.5.1971, d.Vf.*) lobte vor zwei Wochen Otto Brenner, weil dieser erklärte, die IGM werde 'die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bei den Tarifverhandlungen berücksichtigen'! Die Schreiberlinge der Kapitalisten nennen diese Haltung 'realistisch'. Gegenüber dem Kapitalistenblatt 'Capital' (vgl. 24.5.1971, d.Vf.) sagte Brenner doppelzüngig: 'Wir sind … nicht gewillt, uns AUF DAUER in die Defensive drängen zu lassen.' Wenn schon nicht AUF DAUER, so heißt daß doch wohl: 'DIESMAL gehn wir noch mal mit den Bossen zusammen, um den Kumpeln das Fell über die Ohren zu ziehen.' Das selbe Spiel wie im letzten Jahr! Trotzdem fügte Brenner noch scheinheilig hinzu: 'Von Kurztreten kann jedoch (im Originalinterview hier: gar, d.Vf.) keine Rede sein.'
Die alte Taktik: Vor den Kollegen wird groß auf die Pauke gehaun, vor den Kapitalisten wird klein beigegeben! Die KPD/ML sagt Euch jetzt schon voraus: Sie werden Euch wieder verraten und verkaufen. Deswegen müssen wir jetzt schon gemeinsam beraten, wie wir den Verrat der Bosse vereiteln!

DAS KRISENGESPENST GEHT UM

Wie sieht die 'gesamtwirtschaftliche Entwicklung' aus, von der Brenner schwätzt? Es geht bergab. Die Preise sind in letzter Zeit wieder um 5% gestiegen. Kurzarbeit und Entlassungen häufen sich. Die SPD-Regierung hängt am seidenen Faden, die bürgerliche Propaganda preist uns die CDU an. Doch weder SPD noch CDU noch irgend ein anderer reaktionärer Klüngel kann daran etwas ändern. Solange die Kapitalistenklasse an der Macht ist, sind Krisen unvermeidbar. Krisen sind die Folgen der Profitgier der Kapitalisten. Nur die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse kann daran etwas ändern. Das wissen auch die Gewerkschaftsbonzen, und deshalb werden sie alles versuchen, uns vom Kampf abzuhalten. Sie werden weiter vor den Kapitalisten und ihrer SPD-Regierung katzbuckeln, wo immer es geht!

STREIKS UND PROTESTAKTIONEN

An einigen Stellen beginnen die Kollegen bereits, sich zu wehren. Bei Conti (Hannover) traten 650 Kollegen gegen den Willen der Bonzen in den Streik (vgl. 7.5.1971, d.Vf.). Die Bonzen 'prüften' dagegen gemeinsam mit den Kapitalisten, ob die Forderung der Kollegen (Anhebung der Löhne um 2 Lohngruppen), 'berechtigt' sei. In Oberhausen demonstrierten 5 000 HOAG-Arbeiter (vgl. 21.5.1971, d.Vf.) gegen drohende Entlassungen. Einzelne Textil- und Chemiebetriebe (Merck Darmstadt) traten in Warnstreiks (vgl. 17.5.1971, d.Vf.). Kollegen, bereiten wir Bossen und Bonzen auch dieses Jahr wieder einen heißen September! Bereiten wir uns darauf vor, damit uns nicht das selbe passiert wie den Chemiearbeitern in Rheinland-Pfalz (vgl. 24.5.1971, d.Vf.). Dort handelten die Bonzen 7, 8% auf dem Papier aus, tatsächlich aber nur 6, 5%, weil der Tarifvertrag erst in 2 Monaten in Kraft tritt. Das bedeutet, daß dieser Abschluß noch UNTER dem von Schiller verordneten Lohndiktat (7 bis 8%) liegt. Wenn wir die Preissteigerung in Rechnung stellen, so ist das praktisch ein Lohnstopp! Das darf uns im Metallbereich nicht passieren.

MIT DER KPD/ML GEGEN LOHNDIKTAT UND LOHNSTOPP!

Kollegen, hört nicht auf das Gejammer der Bonzen! Schließen wir uns zu einer
festen Kampffront gegen das Kapital zusammen. Nur so sind wir jetzt und in
Zukunft stark. Kämpfen wir gemeinsam für den sozialistischen Arbeiterstaat,
der Krisen, Lohnstopp und Ausbeutung ein für alle Male beseitigt! Bauen wir gemeinsam eine starke revolutionäre kommunistische Partei auf! - Kollegen, besucht die Versammlungen der KPD/Marxisten-Leninisten und lest die revolutionäre kommunistische Presse!"
Aufgefordert wird den 'Roten Morgen' der KPD/ML und den 'Rotgardist' ihrer RG zu lesen. Aktuelle Informationen und eine sozialistische Grundschulung finden jeden Mittwoch im Roberteck in der Robertstraße Ecke Flurstraße statt.
Quellen: Metallbetriebe KPD/ML informiert Nr. 1, Dortmund o.J. (1971); N.N.(ex KPD/ML-ZK): Agitprop der OG Dortmund 1971 (ohne RG und KSB/ML), Dortmund o.J. (1972)

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