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Dortmund-Huckarde
Zeche und Kokerei Hansa sowie IGBE

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 11.10.2007

Hier werden u.a. einige betriebliche Materialien von der zeche Hansa vorgestellt, die sich teils im Archiv der FU Berlin, teils in der Geschichtswerkstatt Dortmund befinden. Es treten neben der IGBE dabei drei Gruppen bei der zeche Hansa auf, zunächst die DKP, dann die KPD/ML-ZK und zu guter letzt auch noch die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet, später KBW.

Demo 1967
1967: Dortmunder demonstrieren gegen Zechenstilllegungen

Von der Zeche Hansa Dortmund erfahren wir zunächst, wenn auch nur sehr ungenau, über den Protest gegen die Stilllegung (vgl. 21.10.1967) und im weiteren anhand der auf der Zeche verteilten Publikationen der DKP-Betriebsgruppe (vgl. 29.1.1969, 30.1.1969, 28.4.1969).

Die IGBE stellt die organisatorische Eingliederung der Zeche in die Ruhrkohle AG (RAG) dar (vgl. 30.4.1969), auch wenn diese erst später endgültig gegründet wird (vgl. 18.7.1969). Die DKP spricht die engen Verbindungen mit der Hoesch AG (vgl. Mai 1969) an, veröffentlicht auf der Zeche Hansa erstmals ihre Betriebszeitung (vgl. Mai 1969), die somit zu den älteren der betrieblichen DKP-Publikationen zählt.

Die Bedrohung der Zeche Hansa durch Stilllegung, von der hier nur indirekt berichtet wird (vgl. Juni 1969), ist offenbar eines der wichtigen Themen im Bundestags-Wahlkampf (vgl. 28.6.1969), so wie die Zeche und Kokerei Hansa auch für die DKP in Huckarde zentrale Bedeutung zu haben scheint (vgl. 1.6.1969). Die enge Verzahnung der Zeche Hansa mit den Dortmunder Hoesch-Hüttenwerken wird erneut belegt (vgl. 12.6.1969).

Über die Gründe der Septemberstreiks 1969, bei denen die Zeche Hansa einer der wichtigsten Betriebe ist, da hier mit am ersten gestreikt wird (vgl. 8.9.1969, 9.9.1969) erfahren wir hier betriebsspezifisch nichts, wohl aber vom Ergebnis der Tarifverhandlungen, welches aber nicht gleich das Ende des wilden Streiks bedeutet (vgl. 10.9.1969, 11.9.1969).

Die IGBE sucht nun nach Schuldigen und findet sie bei den Radikalen (vgl. 16.9.1969, 3.10.1969), beschäftigt sich ansonsten mit der Besetzung von Posten (vgl. 1.12.1969).

Der Seilbruch vom Februar 1970 hätte wohl das größte hier geschilderte Unglück auf der Zeche Hansa sein können (vgl. 16.2.1970), auch wenn es glücklicherweise keine Menschenleben kostete.

Die IGBE rühmt ihre Verhandlungserfolge für die aus Mengede nun nach Hansa verlagerten Kumpel der Zeche Hansemann/Gustav (vgl. 11.6.1970), während die KPD/ML-ZB die früheren Kämpfe bei Hansa vorbildlich auch für die Zeche Graf Moltke in Gladbeck findet (vgl. 19.8.1970) und die DKP sich um die, nicht zuletzt von der Kokerei Hansa bewirkte, Umweltverschmutzung im Stadtteil Huckarde kümmert (vgl. 24.8.1970), sich aber bei den Dortmunder Zechen Germania und Zollern auch gern der Hansa-Kämpfe entsinnt (vgl. 19.10.1970).

Nun lagen uns auch von Hansa wieder Betriebszeitungen der DKP vor (vgl. 1.3.1971, 8.3.1971), die sich nicht nur dem Internationalismus, wie u.a. dem Kampf für Angela Davis (vgl. 5.3.1971) widmen, sondern auch dem damals entbrennenden Fahrpreiskampf (vgl. 8.3.1971).

Die Rote Garde bereitet den Kühn-Auftritt am 1.Mai vor, wünscht sich vermutlich eine Wiederholung der früheren Vorgänge bei der Zeche Hansa (vgl. 23.3.1971). Obwohl von der konkurrierenden KPD/ML-ZB bisher keine Aktivität bei Hansa gemeldet werden konnte, scheint die DKP bei Hansa offenbar doch auf ein, wohl stadtweit erfolgtes, Bündnisangebot einzugehen, auch wenn sie dies abschlägig bescheidet (vgl. 26.4.1971).

Während die Freidenker Hansa besuchen (vgl. 21.5.1971), bedarf es schon bald der religiösen Verklärung, um noch wirklich an eine längere Zukunft der Zeche und Kokerei Hansa zu glauben, wobei sich die KPD/ML-ZB, wieder einmal unter Verweis auf die historischen Erfahrungen bei Hansa und Pluto auf die SPD einschießt (vgl. 30.6.1971).

Vor Hansa ist offenbar auch die KPD/ML-ZK vertreten (vgl. 16.7.1971), klagt ebenfalls die 'Arbeiterverräter' der SPD an (vgl. 19.7.1971). Die DKP betreibt ihre Betriebszeitung weiterhin zumindest als Kopfblatt (vgl. 30.7.1971), agitiert weiter gegen die Umweltverschmutzung (vgl. 29.8.1971).

Von der Kraftwerksstilllegung und daraus resultierenden weiteren Verlegungen zu Hansa kündet die KPD/ML-ZB (vgl. 2.8.1971), der außerordentliche Kongress der IGBE wird auch von den Ortsgruppen im heutigen Verwaltungsbezirk Huckarde aktiv vorbereitet (vgl. 30.9.1971), die Zeche Hansa dann gar von Parlamentariern inspiziert (vgl. 8.11.1971).

Auch die DKP beruft sich wieder einmal auf die Erfahrungen von Hansa (vgl. Dez. 1971), die in kaum einem gescheiten Stilllegungsflugblatt im Ruhrbergbau fehlen zu dürfen scheinen. Die DKP-Betriebszeitung bei Hansa erscheint offenbar zumindest manchmal aufgrund höheren Kommandos (vgl. 21.12.1971, 15.1.1972), es kann nun aber auch eine wirklich betriebsspezifisch erscheinende Ausgabe dokumentiert werden (vgl. Jan. 1972).

Die Gruppe der ehemaligen KPD/ML-ZK Dortmund, aus der später die Kommunistische Fraktion des KBW mit hervorgeht, entsinnt sich der Repressionserfahrungen vor Hansa (vgl. 10.1.1972), die KPD/ML-ZB bei Minister Stein dagegen bleibt bei den Erinnerungen in den bekannten Bahnen (vgl. 26.1.1971), während die DKP sich nun der Wohnungsfrage widmet, sich aber auch gegen die ultrareaktionären Gewerkschafter des BAV wendet (vgl. Feb. 1972), stehen doch nicht nur die zentral gewürdigten Ostverträge an (vgl. 14.2.1972), sondern auch die Betriebsratswahlen bei Hansa, wo auch der BAV antreten möchte (vgl. 28.2.1972).

Auf örtlicher Ebene in Huckarde übt sich die DKP in Zusammenarbeit (vgl. März 1972) und auch die befreundete SDAJ will nun bei Hansa aktiv werden (vgl. März 1972), wo immer noch die Listenwahl bei den Betriebsratswahlen und damit die Kandidatur von BAV-Mitgliedern abzuwehren ist (vgl. 13.3.1972), vor allem aber auch die Unmöglichkeit der Persönlichkeitswahl, für die die DKP natürlich bestimmte Präferenzen hegt (vgl. 17.4.1972). Nach der Betriebsratswahl dünnt sich die Erscheinungsweise der 'Informationen' der DKP-Betriebsgrupe offenbar wieder aus (vgl. 26.4.1972), während nun offenbar auch die KPD Freunde bei Hansa hat, wie anhand ihres RGO-Treffens ersichtlich (vgl. 21.5.1972). Eventuell waren es aber auch nur kurzzeitig Interessierte.

Die KPD/ML-ZB schwelgt weiter wiederholt in den goldenen Hansa-Kampfeserinnerungen (vgl. 12.6.1972, 4.7.1972), kündigte führt aber auch für Hansa ihre selbstorganisierte Urabstimmung in der Bergbautarifrunde 1972 an (vgl. 19.6.1972), ohne aber wie von anderswo Ergebnisse zu melden. Eventuell kam es also doch nicht dazu.

Dafür schlägt jetzt die feindliche Schwesterpartei, die KPD/ML-ZK zu (vgl. Aug. 1972), hat sie doch ihre Ortsgruppe Dortmund reorganisiert, so dass diese nun, außer bei Hoesch 8vgl. 14.8.1972), auch bei Hansa tätig werden kann, sich nicht nur der 1967er Kämpfe erinnert, sondern sich auch dem Bochumer Giftmüll widmet und auch mit einer Roten Garde zusammenarbeitet.

Die DKP-Betriebsgruppe Hansa bereitet die Bundestagswahlen vor (vgl. 15.8.1972, 27.8.1972), während die letzte Generation der Ortsgruppe Dortmund der KPD/ML-ZK dagegen sich mittlerweile zumindest teilweise als Marxisten-Leninisten Dortmund organisiert hat und sich u.a. bei Hansa am Aufbau eines Komitees gegen die Ausländergesetze versuchen möchte, wobei es sich bei den Betriebskomitees um die wohl einzigen Versuche für derlei bundesweit handelte (vgl. 16.8.1972, 4.9.1972, 25.9.1972).

Auch der 10. IGBE-Kongreß wird natürlich auch wieder in den Ortsgruppen des heutigen Verwaltungsbezirks Huckarde mit vorbereitet (vgl. 24.9.1972). Die KPD/ML-ZB tischt nun noch eine dritte Version der Hansa-Erinnerungen auf, nämlich hinsichtlich der Fahrpreiskämpfe 1971 wozu deren gerichtliche Würdigung den Anlass bietet (vgl. 25.9.1972).

Anlässlich der Bundestagswahlen wird natürlich auch die DKP wieder bei Hansa aktiv (vgl. Okt. 1972, 1.11.1972), sieht sich allerdings bei Hansa vermutlich der Konkurrenz der KPD/ML-ZK ausgesetzt (vgl. Okt. 1972), ebenso wie offenbar das Komitee gegen das Ausländergesetz (vgl. 1.10.1972), welches seine Arbeit auch über die bundesweite Demonstration (vgl. 8.1.1972) hinaus noch fortführt (vgl. 12.10.1972, 17.10.1972, 16.11.1972), sich dabei offenbar mit Teilen der KPD/ML-ZB Dortmund vereint.

Die KPD/ML-ZK bleibt bei Hansa rührig (vgl. 30.11.1972, Nov. 1972, Dez. 1972, 31.12.1972), Hansa wieder einmal noch von den Stilllegungen verschont (vgl. Jan. 1973), während die ML Dortmund erneut die Lehren von 1967 ziehen (vgl. 2.1.1973), wenig später von der doch drohenden Stilllegung künden (vgl. 29.1.1973). Bald schon sind die ML Dortmund eng mit dem Kommunistischen Kollektiv Zeche Hansa verbunden (vgl. Feb. 1973), ihre Bochumer Freunde belustigen sich ob der Betriebszeitung der KPD/ML-ZK (vgl. März 1973), noch aber berichten die ML Dortmund höchstdaroselbst von der eventuellen Stilllegung der Zeche Hansa (vgl. 12.3.1973), was sich erst durch die Gründungskonferenz der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet (KFR) für den Wiederaufbau der KPD (vgl. 17.3.1973) nachhaltig ändert (vgl. 28.3.1973).

Während auch die KPD/ML offenbar noch bei Hansa tätig ist (vgl. 2.5.1973, 30.6.1973), wird hier im weiteren vor allem die KFR dokumentiert, wobei es sich für die Freunde des KBW bei dem Kommunistischen Kollektiv Hansa und der später daraus hervorgegangenen Bergbauzelle Dortmund, neben denen bei der Radbod Hamm-Heessen, die politisch im KBW wohl maßgeblicher war, und der BKB Helmstedt, um eine der ganz wenigen Bergbauzellen handelte, über die der KBW verfügte.

Die KPD erinnert den Septemberstreik 1969 (vgl. Juni 1973), die KFR aber gibt nun ihre 'Rote Front' heraus (vgl. 4.6.1973), strebt aber sogleich ihre Eingliederung in den KBW an (vgl. 9.7.1973), verkauft dessen KVZ auch bei Hansa (vgl. 11.7.1973) und agitiert nun mit dem 'Roten Hansa-Kumpel' gegen den kargen Abschluss der Bergbautarifrunde 1973, aber nicht gegen die Gewerkschaft an sich (vgl. 23.7.1973). Anlässlich der wilden Streikwelle für Teuerungszulagen wird von der KFR auch bei Hansa mit dem nun wieder in 'Roter Kumpel' umbenannten Organ agitiert (vgl. 27.8.1973), die Verkaufszahlen der KVZ scheinen bescheiden (vgl. 12.9.1973), der 'Rote Kumpel' des aber wird ja verteilt (vgl. 12.9.1973).

Die KFR übt sich auch in der Stadtteilarbeit (vgl. 24.9.1973) und enthüllt die offenbar äußerst gefährlichen Arbeitsbedingungen im Bergbau (vgl. 29.9.1973) in ihrem 'Roten Kumpel' (vgl. 3.10.1973). Bei der Überführung der Dortmunder Genossen der KFR in den KBW, wird deutlich, dass die KBW-Bergauzelle Dortmund bei Hansa noch nicht arg verankert ist (vgl. 13.10.1973), zumindest vor den Toren aber sind sie aktiv (vgl. 15.10.1973), interne Beratungen bestätigen die bescheidenen Aufbauerfolge des KBW bei Hansa (vgl. 20.10.1973).

Nun ist Hansa wiederum von Stilllegung bedroht, wogegen natürlich der KBW agitiert (vgl. 7.11.1973, 16.11.1973). Aber auch die KPD berichtet anlässlich dessen (vgl. 14.11.1973), Adolf Schmidt dagegen wird offenbar eher zur Debatte darüber gezwungen (vgl. 17.11.1973). Der KBW versucht die Verbindungen zur Zeche Monopol Kamen herzustellen (vgl. 18.11.1973), auch die DKP tritt nun gegen die Stilllegung von Hansa auf (vgl. Dez. 1973), ebenso wie natürlich die Kumpel selber (vgl. 8.12.1973), wobei die Zeche Hansa offenbar nur eine von vielen weiteren stillzulegenden Zechen ist (vgl. 10.12.1973).

Bevor die Stilllegung tatsächlich vollzogen wird, bleibt die DKP vermutlich zumindest sporadisch bei Hansa aktiv (vgl. Jan. 1974), ebenso wie die KPD (vgl. 16.1.1974, 29.1.1975, 26.2.1975, 1.1.1977) und die KPD/ML (vgl. 30.3.31974, 27.4.1974) sowie der KBW, dessen ehemalige Bergbauzelle sich aber bald gänzlich auf Minister Stein ausgerichtet hat (vgl. 30.12.1974).

Die KPD versucht sich noch einmal in nostalgischen Kampfaufrufen (vgl. Apr. 1977), während die DKP abschließend noch einmal die engen Beziehungen zu Hoesch herausstellt (vgl. Okt. 1977).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

21.10.1967:
Große Demonstration in Dortmund gegen die Schließung der Zeche Hansa.

Die KPD/ML-ZK berichtet auf der Zeche Hansa (vgl. Aug. 1972):"
1967 - Rote Fahnen in Dortmund! Über 10 000 Kollegen von Hansa, Pluto, Minister Stein, Hoesch demonstrieren unter roten Fahnen gegen das Zechensterben. Das Märchen vom ewig währenden Wirtschaftswunder war schon 1967 in alle Winde zerstoben. Das 'Wunder' hatte schon damals Tausenden von Kumpels nichts als den Rausschmiß gebracht. Da haben die Kumpels mit der roten Fahne die Faust erhoben gegen die Zechenkiller, gegen die Ausbeuterklasse. Die roten Fahnen sagten es allen: die deutsche revolutionäre Arbeiterbewegung lebt und marschiert vorwärts."

Berichtet wird vom Streik bzw. der Stillegung u.a. in:
- NRW in Dortmund durch die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 2.1.1973) und durch die Ortsleitung (OL) der Ortsaufbaugruppe (OAG) des KBW (vgl. 14.12.1973)
=KBW-OAG Dortmund-OL:Rundbrief Nr.4,Dortmund 14.12.1973,S.3;
Die Rote Front Nr.1,Dortmund Jan. 1973,S.3;
Schlag zu! Nr.1,Dortmund Aug. 1972,S.5


29.01.1969:
Die DKP berichtet:"
Die Bundesregierung beschloß am 29. Januar 1969 den Jahreswirtschaftsbericht, darin heißt es:
'Das monatliche Bruttolohn- und Gehaltseinkommen wird im Durchschnitt der abhängig Beschäftigten gegen Ende dieses Jahres erstmals die 1 000-DM-Grenze überschreiten.'"
=DKP Hansa Information,Dortmund o.J. (1969),S.4;
Kumpel-Post Extrablatt,Dortmund 9.9.1969,S.2


30.01.1969:
Bundesminister Schiller verkündet heute, laut DKP, den gestrigen Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung vor der Belegschaft der Hoesch Westfalenhütte in Dortmund.
=DKP Hansa Information,Dortmund o.J. (1969),S.4;
Müller, Hans:Frischer Wind ins Rathaus!,Dortmund o.J. (1969)


28.04.1969:
Auf der Zeche und Kokerei Hansa Dortmund berichtet die DKP vermutlich aus dieser Woche über die IGBE:"
ZENTRALE FUNKTIONÄRSKONFERENZ FORDERT: KRÄFTIGE LOHNERHÖHUNG IM BERGBAU

Ende April kamen nahezu tausend Funktionäre unserer Gewerkschaft in Oberhausen zusammen. Einziger Punkt der Tagesordnung: Die Neuordnung im Ruhrbergbau.

Vorherrschend aber war, daß sich aus allen Teilen des Reviers zahlreiche Kollegen für eine SOFORTIGE Kündigung der Lohn- und Gehaltstarife einsetzten. So verlangte Kollege August Bönte, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der 'Ewald-Kohle-AG' (in Herten,d.Vf.), daß die Lohnbewegung im Ruhrbergbau kurzfristig eingeleitet werden sollte.

Immer wieder wurde auf die enorm steigenden Gewinne und die ausgezeichnete Absatzlage hingewiesen.

Übereinstimmender Tenor der Diskussion:

Der Bergbau gehöre an die Spitze der Lohnskala. Um dieses Ziel zu erreichen, verlangte ein Delegierter eine 15prozentige Erhöhung der Löhne und Gehälter, sowie die Vereinbarung eines Urlaubsgeldes von 400 DM.

Es ist nicht wert, sondern auch wichtig, auf dem Schacht und der Kokerei dazu eine klare und konkrete Position zu beziehen."

Auch laut IMSF setzen sich Ende April in Oberhausen auf einer IGBE Funktionärsversammlung mit fast 1 000 Teilnehmern, Delegierte aus dem ganzen Revier für die sofortige Kündigung des Tarifvertrages vom 1.7.1968, der erst am 31.12.1969 auslaufen soll, ein.

Verlangt wurden Erhöhungen der Löhne und Gehälter um 15%.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969;
DKP Hansa Information,Dortmund o.J. (1969),S.3f


30.04.1969:
Laut IGBE (vgl. 30.4.1969), gehören nach der Neugliederung des Ruhrbergbaus durch die RAG folgende Schachtanlagen zum Verwaltungssitz Dortmund:
- Gneisenau Dortmund,
- Minister Stein Dortmund,
- Hansa Dortmund,
- Germania Dortmund,
- Waltrop,
- Emscher-Lippe Datteln,
- Victor-Ickern Castrop-Rauxel,
- Achenbach Lünen,
- Kaiserstuhl Dortmund.

Gruppenvorstandsmitglieder sind für den Verwaltungssitz: Göttig (Arbeitsdirektor), Harnisch (Technisches Vorstandsmitglied), Kaiser (Kaufmännisches Vorstandsmitglied), Dr. Schrumpf (Arbeitsdirektor). Zu Dr. Emil Schrumpf wird ausgeführt:"
Der jüngste unter den Arbeitsdirektoren ist der 41jährige Dr. Emil Schrumpf. Er entstammt einer alten Bergmannsfamilie in Dortmund-Lütgendortmund. Seine Berufung in die Gruppe 6 der Ruhrkohle AG bringt ihn in sein heimatliches Revier zurück. Bisher ist Emil Schrumpf als Arbeitsdirektor im Vorstand der Gelsenkirchener Bergwerks AG in Personalunion für die BGAG-Zechengesellschaft tätig. Der an der Universität Münster 1958 zum Dr. rer. pol. promovierte Diplom-Volkswirt hat in seiner Studienzeit auf der Schachtanlage Neu-Iserlohn sein Geld als Werkstudent verdient. Von daher kommen auch seine Verbindungen zur IG Bergbau und Energie, bei der er zunächst nebenamtlich und später hauptamtlich beschäftigt war."
=Einheit Nr.9,Bochum 30.4.1969,S.3

Mai 1969:
Bei Hoesch Dortmund gibt die DKP, laut IMSF im Mai, eine Ausgabe ihrer 'Heissen Eisen' (vgl. Apr. 1969, Juni 1969) heraus, in der sie sich im ersten Artikel mit den 12 Funktionen des Vorstandsvorsitzenden von Hoesch, Dr. Dr. Friedrich Harders befaßt:"
DIE '12 BEINE' DES DR. DR. HARDERS

Stellvertr. Aufsichtsratsvorsitzender:
Hansa Bergbau AG"
=Heisse Eisen,Dortmund o.J. (Mai 1969)

Mai 1969:
Auf der Zeche und Kokerei Hansa Dortmund gibt die DKP-Gruppe vermutlich im Mai erstmals ihre 'DKP Hansa Information' (vgl. 1.3.1971) unter Verantwortung von Otto Tepel mit 6 Seiten DIN A 5 heraus. Einleitend heißt es:"
Liebe Kollegen!

Dieses Mitteilungsblatt erhebt nicht den Anspruch, eine Zeitung zu sein. Es soll Auffassungen der Kommunisten darlegen und möchte ein Bindeglied zwischen der DKP-Gruppe im Betrieb und der Belegschaft werden.

Bergarbeiter schreiben für Bergarbeiter.

Einfach, unkompliziert und kritisch sollen die verschiedensten Anliegen in unserem Bereich beim Namen genannt und gangbare Wege zur Lösung der Probleme im Bergbau und Energiebereich erörtert werden."

Der erste Artikel befaßt sich mit der Ruhrkohle AG (RAG):"
RUHRKOHLEN AG - EINE NEUE ÄRA?

Viele noch so schöne Worte können nicht ausräumen, was nach wie vor an Unsicherheit, Angst und vor allem Ratlosigkeit im Kohlebereich vorhanden ist. Die einen klagen über den schleppenden Gang bei der Entwicklung der Ruhrkohlen AG, die anderen schimpfen darüber, daß der 'Unterbau' für die Betriebsführungsgesellschaften noch immer fehle und daß es immer noch 'Außenseiter' unter den Unternehmern gäbe, die nicht in die neue AG eintreten wollen.

Vor Monaten war noch zu hören: Wir werden sie zum Eintritt in die Ruhrkohlen AG zwingen. Man bezog sich dabei sogar auf Äußerungen des Ministers SCHILLER.

Aber, aber, liebe Kollegen, wer wird denn Unternehmer zwingen?

In welchem Staat leben wir denn?

DIE RUHRKOHLEN AG IST EIN KAPITALISTISCHER SUPERKONZERN.
Die noch nicht beigetretenen Unternehmen sind ebenfalls kapitalistische Konzerne. Wieso sollte man und könnte man da mit ohnehin unwirksamen Methoden vorgehen?

Es ist bezeichnend, daß im Grunde die noch fehlenden 20 Prozent der Unternehmen bestimmen, wie sich die Ruhrkohlen AG mit den 80 Prozent beitrittswilligen Unternehmen entwickelt.

Es ist nichts von einem 'Angriff' der Unternehmen zu hören, die schon eingetreten sind, gegen jene, die sich noch immer und beharrlich weigern.

Bei beiden Gruppen herrscht das kapitalistische Prinzip.

Jeder wirtschaftet so, wie es für ihn - und nicht für die Arbeiterschaft - am profitabelsten ist.

Und letzten Endes bringt die beharrliche Weigerung der einen Gruppe auch der anderen was ein. Treiben die einen die Bemessung ihres Wertes zum Eintritt in die AG hoch, werden die anderen nicht nachstehen. Zudem sind die meisten auch noch kapitalmäßig mit- oder untereinander verbunden.

Beispielhaft mag das Verhalten der Niederrheinischen Bergwerks AG (NBAG,d.Vf.) sein. Sie will nur dann eintreten, wenn die Aktien der Großaktionäre zu einem Kurs von 450 Prozent (!) übernommen werden.

FÜR DIE UNTERNEHMER WAR UND BLEIBT DER BERGBAU EIN LOHNENDES GESCHÄFT.

UND DAS PRINZIP DER RUHRKOHLEN AG:

Erwirtschaftet die Einheitsgesellschaft gleich Ruhrkohlen AG die Jahresrate an Zins- und Tilgungsbeträgen nur teilweise, wird der Staat, d.h. der Steuerzahler, zur Kasse gebeten.

Sie ist also ein kapitalistischer Superkonzern mit staatlicher Gewinngarantie.

Das gab es noch nie-, und das macht diese AG so wertvoll für die Unternehmer.

Daß es keine Lohn- und Gehaltsgarantie gibt, kennzeichnet die Gesellschaft, in der wir leben."

Berichtet wird von der Funktionärskonferenz der IGBE im Ruhrbergbau (vgl. 28.4.1969) und vom Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung (vgl. 29.1.1969), wo ein Durchschnittslohn von 1 000 DM angepeilt wurde, weshalb gefragt wird:"
WIEVIEL KANNST DU DEMNACH VON BONN FORDERN?"

Ein letzter Artikel lautet:"
ADF-KANDIDATIN FÜR UNSEREN WAHLKREIS FRAU ELLEN JÄRHLING

Hausfrau, 34 Jahre, verheiratet, ein Kind

Auf einer öffentlichen Versammlung in Huckarde (vgl. **.*.1969,d.Vf.) ergriff Frau Ellen Jährling das Wort.

'Wer von Lohn- oder Gehaltseinkommen lebt, kennt als Hausfrau die täglichen Sorgen aus eigener Erfahrung. Deshalb beschäftige ich mich natürlich mit Fragen der Einkommenspolitik.

Ich sprach hier mit Bergarbeitern über Löhne, Gehälter und über die rasante Gewinnentwicklung in der Industrie, die sich auch im Bergbau deutlich abzeichnet.

Schaut man sich die tarifliche Lohnentwicklung an, ergibt sich folgendes Bild:

Der vorige Lohntarif lief vom 1. Juni 1966 bis zum 1. Juli 1968. In diesen 25 Monaten gab es ganze 4 Prozent. Pro Jahr also nur 2 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Der gegenwärtige Lohntarif läuft seit dem 1. Juli 1968 und reicht bis zum 31.12.1969. Für diesen Zeitraum wurden 5,5 Prozent vereinbart. Pro Jahr also nur 3,7 Prozent.

Aus der Bergbaustatistik ist folgende Leistungsentwicklung abzulesen: 1967 stieg die Leistung um 12 Prozent. 1968 um weitere 8 Prozent. Zusammen also in den beiden Jahren um 20 Prozent.

An Lohnerhöhungen gab es für 1967 2Prozent und für das Halbjahr 1968 plus 1,8 Prozent. Zusammen also 3,8 Prozent im Zeitraum von zwei Jahren.

Zieht man von der 20prozentigen Leistungssteigerung die 3,8 Prozent an Lohnerhöhung ab, ergibt sich allein aus dieser Überlegung ein Nachholbedarf von gut 16 Prozent bei den Bergarbeitern und Angestellten.

Wie ihnen bekannt ist, stiegen aber allein die Preise in diesem Zeitraum weit mehr noch als die Einkommenserhöhung.

Angesichts dieser Lage ergibt sich doch die einfache Frage, was bezweckte denn Herr Schiller und die Regierung der CDU/SPD mit der Konzertierten Aktion?

Sie sicherten allein die Gewinne. Nicht von ungefähr spricht man von einer Gewinnexplosion in den Jahren 1967/68.

Die Große Koalition war und ist also ein deutlicher Gewinn für die Konzerne.

Schlagworte wie: 'soziale Symmetrie' bleiben eben nur Schlagworte und sollen die arbeitenden Menschen irreführen.

Sicherlich ist es deshalb kein Zufall, daß die etablierten Parteien kaum noch einen Kandidaten aufweisen können, der seiner Herkunft nach Arbeiter ist. Wo für Unternehmer gerechnet wird, sind nach deren Meinung Arbeiter auch völlig überflüssig!'

Wir von der DKP gehören zum Wahlbündnis ADF und empfehlen jedem Arbeitnehmer:
WÄHLT FRAU ELLEN JÄHRLING UND DIE ADF!

Wer selbst haushalten muß, kennt und vertritt unsere Anliegen am besten."
=DKP Hansa Information,Dortmund o.J. (1969)

Juni 1969:
Auf der Zeche Minister Stein Dortmund gibt die DKP vermutlich im Juni erstmals ihre 'Kumpel-Post' (vgl. 9.9.1969) heraus:"…
Kollegen, denkt daran, daß durch den Kampf der Bergarbeiter die Schließung der Zechen 'Hansa' (in Dortmund - vgl. 21.10.1967,d.Vf.) und 'Pluto' (in Wanne-Eickel - vgl. **.**.196*,d.Vf.) verhindert werden konnte."
=Kumpel-Post Nr.1,Dortmund o.J. (1969)

01.06.1969:
Die DKP berichtet:"
PERMANENTE WERBUNG

Wer am vergangenen Wochenende durch den Dortmunder Stadtteil Huckarde fuhr, stieß an zentralen Punkten immer wieder auf die Losung: 'Werde Mitglied der DKP / Informiere Dich / Täglich 17 - 20 Uhr / Lokal Marquardt / Ramerstr.155'. Damit leitete die Ortsgruppe der DKP von Huckarde und Deusen eine Werbeaktion vom 1. bis 13.Juni ein. Die Kommunisten verteilten zur Vorbereitung ihrer permanenten Werbeaktion 6 000 Flugblätter (2 000 davon vor der von der Stillegung freigekämpften Zeche Hansa und 1 500 vor der Kokerei Hansa (beide IGBE-Bereich,d.Vf.)) und sie stellten 80 Stellschilder auf.

Sie wollen diese Stellschilder laufend mit anderen Plakaten neu bekleben: ADF-Plakate für den Wahlkampf, Werbeplakate für die 'UZ', weil sie ihnen gefällt. Zum Abschluß stand eine große Veranstaltung mit dem stellvertretenden DKP-Vorsitzenden Herbert Mies auf dem Plan."
=Unsere Zeit NRW Nr.11,Dortmund 12.6.1969,S.9

12.06.1969:
Die DKP gibt die Nr.11 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 5.6.1969, 19.6.1969). Berichtet wird u.a. aus Dortmund von Hoesch:"
HOESCH - NAME FÜR STAHL + STILLEGUNG

Trotz des gegenwärtigen Stahlbooms haben die Hoesch-Arbeiter in Dortmund genügend Anlaß zur Sorge um ihren Arbeitsplatz: Aus einer Vorstandssitzung der Hansa-Bergbau (IGBE-Bereich,d.Vf.), in der Hoesch-Direktor Dr. Harders entscheidend zu sagen hat, drangen Gerüchte nach außen. Ihnen zufolge soll in Konferenzpausengesprächen erörtert worden sein, daß die Zeche Hansa und die Kokerei nur noch für zwei Jahre Koks an die Hoesch-Hüttenproduktion liefern soll. Daraus wird geschlußfolgert, daß die Hochofenproduktion nicht, wie ursprünglich geplant, in 10 Jahren, sondern bereits in zwei Jahren auslaufen soll."
=Unsere Zeit NRW Nr.11,Essen 12.6.1969

28.06.1969:
In Dortmund gibt die DKP Stadtteilgruppe Westerfilde-Bodelschwingh zu heute folgendes Flugblatt heraus:"
ADF AKTION DEMOKRATISCHER FORTSCHRITT DIE WÄHLBARE ALTERNATIVE
DAS WAHLBÜNDNIS, IN DEM DIE DKP MITWIRKT

Bürger von Westerfilde-Bodelschwingh!

Wir laden ein zur ÖFFENTLICHEN VERSAMMLUNG SAMSTAG, 28.6.1969, 16 UHR, GASTSTÄTTE KOCH, WESTERFILDER STR.

Ob es sich um 'Hansa' (IGBE-Bereich,d.Vf.) handelt, die Stabilität der D-Mark, die Vorbeugehaft, Anerkennung der DDR, die notwendigen Lohnerhöhungen, steigende Dividenden und Preise - wir klammern keine Fragen aus dem Wahlkampf aus."
=DKP Stadtteilgruppe Westerfilde-Bodelschwingh:ADF Aktion Demokratischer Fortschritt,Dortmund o.J. (1969)

18.07.1969:
Laut IGBE (vgl. 1.8.1969) wird in Essen die Ruhrkohle AG (RAG - vgl. 6.3.1969, 11.8.1969) als Einheitsgesellschaft gegründet:"
Der Ruhrkohle AG sind am 18.Juli 1969 folgende Bergbaugesellschaften durch die Unterschrift zum Grundvertrag beigetreten: … Hansa Bergbau AG (Dortmund)".
=Einheit Nr.15,Bochum 1.8.1969,S.1f

08.09.1969:
In Dortmund werden, laut IGBE (vgl. 3.10.1969), seitens der Drahtzieher der ab morgen stattfindenden wilden Streiks (d.h. von DKP und SDS) anonyme Anrufe auf drei Dortmunder Zechen (vgl. 4.9.1969, 9.9.1969) organisiert, in denen von Streiks auf den jeweils anderen Zechen berichtet wird. Abends besuchen laut IGBE vier anonym bleibende Männer den Betriebsratsvorsitzenden der Dortmunder Zeche Hansa, Heinz Krüger, und fordern diesen dazu auf den Streik auszurufen. Die DKP habe Flugblätter verteilt um die Dortmunder Kumpel zum wilden Streik zu bewegen.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969;
Einheit Nr.19,Bochum 3.10.1969,S.3


09.09.1969:
In Dortmund beginnt, laut IMSF, ein dreitägiger Streik von insgesamt 10 000 Bergleuten zunächst auf den RAG-Zechen Minister Stein und Fürst Hardenberg.

Für die DKP berichtet F. N. (vgl. 18.9.1969) von heute und den folgenden Tagen:"
DIE KUMPEL STREIKTEN WEITER

Die Kumpel der Dortmunder Schachtanlagen 'Hansa', 'Germania' und die Zeche 'Zollern' und 'Minister Stein' mit der Zeche 'Hardenberg', insgesamt 10 000 Bergarbeiter, setzten ihren Streik bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe fort."

Das KPD-RK NRW (vgl. Apr. 1977) berichtet:"
Schon 1969 forderten die selbständigen Streikleitungen von Hansa, Hardenberg und Minister Stein im Auftrag ihrer Kollegen: 'Einheitlicher Mindestlohn für alle ohne Überstunden!'"
=KPD-RK NRW:10 Tage Kurzarbeit für 140 000 Bergleute der Ruhrkohle AG, Dortmund o.J. (1977),S.1;
Unsere Zeit Nr.25,Essen 18.9.1969,S.5;
IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969


10.09.1969:
Heute wird, laut IMSF, das Ergebnis der Tarifverhandlungen für den Ruhrbergbau (3,50 DM pro Schicht für Arbeiter, 80 DM für Angestellte und 50 DM für Lehrlinge) bekanntgegeben, die IGBE läßt gefälschte Berichte über eine spontane Begeisterung der Bergleute verbreiten. In Dortmund demonstrieren 2 000 zum Gewerkschaftshaus mit Parolen wie "Glück auf, Glück auf, wir werden verkauft". Der IGBE Bezirksleiter wird als Arbeiterverräter bezeichnet. Der Streik auf den Dortmunder Zechen Fürst Hardenberg und Minister Stein (vgl. 9.9.1969) weitet sich auch auf die Zechen Hansa (ca. 3 000 Besch.), Germania und Zollern 1 (ca. 1 500) aus (vgl. 11.9.1969), indem Bergleute der streikenden Zechen die noch arbeitenden Zechen besuchen. Damit erreicht der Streik heute seinen Höhepunkt. Eine Ausweitung über die Stadtgrenzen hinaus aber scheitert.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

11.09.1969:
In Dortmund endet, laut IMSF, der Streik der RAG-Zechen Minister Stein, Fürst Hardenberg, Hansa, Germania und Zollern (vgl. 10.9.1969). Morgens demonstrieren zunächst die Streikenden von Zollern 1 und Germania zu Hansa und von dort zusammen zum Minister Stein. Auf dem zweistündigen Weg werden Streikleitungen durch Zuruf gebildet. Auf dem Versammlungsplatz werden aus den einzelnen Zechen-Streikleitungen eine achtzehnköpfige Gesamtleitung und ein Fünferausschuß gebildet.

Dieser fährt nachmittags zu Verhandlungen mit dem IGBE-Vorstand nach Bochum, kommt aber abends ohne Ergebnis zurück. Zwar wird die ganze Nacht über heftig diskutiert, morgens aber fahren die Schichten wieder ein.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

16.09.1969:
Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr.18 (vgl. 10.9.1969, 3.10.1969) heraus, die u.a. folgenden Artikel zu den Septemberstreiks 1969 enthält:"
URSACHEN GENAU PRÜFEN
ZAHLREICHE FRAGEN VERLANGEN EINE EINGEHENDE BEANTWORTUNG
...
Radikale Gruppen haben zwar dort, wo sie sich offen im Streikgebiet zeigten, bei den Belegschaften keinen Anklang gefunden. Doch daß sie den Streikwillen geschürt und - zumindest in Einzelfällen - den Streik auch ausgelöst haben, läßt sich nicht leugnen. So z.B. auf der Schachtanlage 'Hansa' (in Dortmund,d.Vf.), vor deren Zechentor betriebsfremde Agitatoren abends und nachts die Belegschaft zur Arbeitsniederlegung brachten."
=Einheit Nr.18,Bochum 16.9.1969

18.09.1969:
Die DKP bringt die Nr.25 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 11.9.1969, 25.9.1969) und berichtet u.a. von der Dortmunder Zeche Hansa.
=Unsere Zeit Nr.25,Essen 18.9.1969

03.10.1969:
Die IGBE gibt die Nr.19 ihrer 'Einheit' (vgl. 16.9.1969, 16.10.1969) heraus. Auf Seite 3 erscheint der folgende Artikel:"
HINTER DEN KULISSEN ANGEFÜHRT!

Die wilden Streiks von Dortmund und Saarbrücken haben viele Menschen nachdenklich gemacht. Wie konnte es dazu kommen? War es nur Unzufriedenheit über zu niedrige Löhne? Aber: Die Löhne sind eingentlich nie zu hoch gewesen. Jahr für Jahr mußte die IG Bergbau und Energie für höhere Löhne und Gehälter verhandeln und kämpfen.

Dennoch gab es keine wilden Streiks. Wir haben uns deshalb einmal die Entwicklung auf den wild bestreikten Zechen 'Minister Stein', 'Germania'und 'Hansa' in Dortmund etwas genauer angesehen. Wir haben mit den organisierten Bergarbeitern gesprochen, die wild streikten. Wir haben nach Hintermännern und Drahtziehern geforscht. Wir haben sie gefunden. Wir haben nach den Streikursachen gefragt. Wir haben herausgefunden, daß in Dortmund weniges spontan, aber vieles organisiert war.
...
Ein wilder Streik ist nicht 'auf einmal da'. Das geht systematisch vor sich, wenn die DKP und der SDS mitmischen. ... Für den Montagmorgen organisieren sie eine Reihe von anonymen Anrufen in den drei Dortmunder Zechen Parolen und Gerüchte werden verbreitet. Die auf 'Minister Stein' sagen, auf 'Germania' wird gestreikt, die von der Zentralwerkstatt 'Fürst Hardenberg' bekommen gesagt, daß auf 'Hansa' was los ist. Am Montagabend erscheinen in der Wohnung des 'Hansa'- Betriebsratsvorsitzenden Heinz Krüger vier Männer. Auf die Frage, wer sie sind, antworten sie nur: 'Namen spielen keine Rolle, den Betriebsratsvorsitzenden von 'Hansa' müßte die Lohnsituation interessieren.' Krüger soll nach Meinung der vier Unbekannten unverzüglich den Streik ausrufen."
=Einheit Nr.19,Bochum 3.10.1969

01.12.1969:
Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt, u.a.:
GRUPPE IV: Bergbau AG Dortmund: Hansa: Franz Beckmann.
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

16.02.1970:
Die DKP berichtet aus dieser Woche:"
SEILBRUCH
AUF DER ZECHE 'HANSA' IN DORTMUND

Auf der von der drohenden Stillegung durch heftige Proteste der Bergarbeiter freigekämpften Zeche 'Hansa' in Dortmund-Huckarde brach Ende vergangener Woche das Seil. Die Förderkörbe rasten nach unten und zertrümmerten den Schacht.

Eine Bergarbeiterstadt hielt nach Erhalt der Nachricht den Atem an. Jeder zweite weiß, was das bedeutet: Seilbruch.

UZ erfuhr unmittelbar nach der telefonischen Information über das Unglück: Kein Menschenleben ist zu beklagen. Glück auf!

Der entstandene Sachschaden ist jedoch - nach vorläufigem Überblick bis Redaktionsschluß - erheblich: Voraussichtlich kann mehrere Wochen lang keine Kohle gefördert werden.

Was wird aus unseren Arbeitsplätzen? Das ist die bange Frage der 'Hansa'-Kumpel.

Seit langem hält sich hartnäckig das Gerücht über erneute Stillegungsabsichten der Zechenleitung. Genaues ist nicht zu erfahren. Kein Wunder, daß etliche Kumpel der Schachtanlage befürchten, daß das Unglück Einfluß auf die Stillegungsabsichten haben könnte. Sie vermuten, daß die möglicherweise eine Woche andauernde Förderpause von der Verwaltung ausgenutzt werden könnte, die Stillegung voranzutreiben."
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.9,Essen 26.2.1970,S.9

11.06.1970:
Die IGBE (vgl. 1.7.1970) berichtet:"
DAS HABT IHR FEIN GEMACHT
600 000 DM FÜR HANSA-BERGLEUTE

Freudige Gesichter gab es am 11.Juni auf der Schachtanlage Hansa in Dortmund. 127 Bergleute, die durch die Stillegung der Zeche Hansemann/Gustav zur Schachtanlage Hansa verlegt wurden, bekamen bis zu 5 000 DM Abfindungsgeld.

Viele von ihnen hatten schon nicht mehr damit gerechnet; denn wiederholt war ihnen vom Arbeitsamt und von seiten der Bergwerksgesellschaft erklärt worden, daß die Abfindungsregelung für sie nicht zutreffe.

Der Betriebsrat von Hansa und die IGBE-Bezirksleitung Ruhr-Ost versuchten trotzdem, für die von der Stillegung Hansemann/Gustav betroffenen Kollegen die Abfindungsgelder zu bekommen.

Dazu war eine umfangreiche und mühselige Kleinarbeit notwendig. Doch die Betriebsratsmitglieder und die Kollegen der IGBE-Bezirksleitung scheuten keine Mühe. Und der Erfolg gab ihnen recht; denn 569 950 DM sind kein Pappenstiel. Das ist eine Summe, die sich sehen lassen kann.

Das wissen auch die Kollegen, die jetzt glücklich ihr Abfindungsgeld nach Hause getragen haben. Einer von ihnen kam sogar aus Linz in Österreich extra nach Dortmund, um sich das Geld abzuholen.

Sie strahlten alle, und wen wunderts es, daß angesichts der ausgezahlten Summen mancher von ihnen ins Betriebsratszimmer von Hansa kam und sagte: 'Jungens, das habt ihr aber fein gemacht.'

Das war den Kollegen vom Betriebsrat Dank und Ansporn zugleich; denn sie bemühen sich zur Zeit in Zusammenarbeit mit der Bezirksleitung der IG Bergbau und Energie für weitere einhundert Kollegen das Abfindungsgeld durchzusetzen. Im Interesse der davon betroffenen Kollegen ist nur zu wünschen, daß dieses Vorhaben ein voller Erfolg wird."
=Einheit Nr.13,Bochum 1.7.1970,S.4

19.08.1970:
Die Nr.25 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 15.8.1970, 22.8.1970) erscheint. In einem Artikel zum Bergbau, "Ruhrkohle AG beginnt neue Stillegungswelle" heißt es u.a.:"
Schon wenige Monate nach Beginn der Ruhrkohle werden wieder Stillegungen geplant." Dies bezieht sich u.a. auf die Zeche Graf Moltke in Gladbeck (vgl. 5.7.1970), wo jetzt scheinbar ein Sozialplan verhandelt werde. Die RAG habe versucht hier eine schwache Schachtanlage herauszugreifen und so die Solidarität der Kumpel, die 1965 die Stillegung der Zechen Thyssen 2/5 und Waltrop und 1967 von Hansa und Pluto vereitelt hatte, zu verhindern.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 19.8.1970

24.08.1970:
Für die DKP berichtet Jochen Mandel vermutlich u.a. aus dieser Woche:"
UM WESTWIND BETEN
RUSSWOLKEN VERNEBELN DORTMUND-HUCKARDE

'Der Ostwind bringt schönes Wetter, aber nicht für uns.' Erklärt Frau Holtrop aus der Mengeder Straße in Dortmund-Huckarde. Der Grund für diese Feststellung ist für jeden sichtbar: dicke schwarze und gelbe Wolken, die sich über der Kokerei der Zeche Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.) erheben und bei Wind aus östlicher Richtung einigen hundert Familien in Huckarde das Leben gründlich versauern. Eine der Antworten aus der Kokerei auf eine telefonische Beschwerde: 'Beten Sie, daß Westwind kommt!'

'Die gönnen einem noch nicht einmal die Luft zum Leben.' Betont Frau Holtrop weiter und auch andere Ansiedler bestätigen uns: Fenster öffnen oder gar Wäsche zum Trocknen nach draußen hängen, ist bei Ostwind unmöglich. 'Wissen Sie was ein Optimist ist?' Fragte einer der Anwohner und gab auch sofort die Antwort darauf: 'Das ist einer, der sich hier mit einem weißen Hemd vor die Tür stellt und glaubt, daß es in zehn Minuten immer noch weiß ist.'

Seit Jahren führen die Bürger einen ständigen Kleinkrieg mit der Zeche, wegen der Belästigungen. Dabei wird keinesfalls der Gedanke oder die Forderung an eine Stillegung der Kokerei erwogen. 'Es geht uns darum, daß dieser Mißstand abgestellt wird oder, daß ein Schadensersatz gewährt wird', erklärte uns Frau Holtrop. Die Zeche fühlt sich offenbar auch irgendwie verantwortlich und hat - nur den Hausbesitzern - eine einmalige Entschädigung von 1 000 DM angeboten. Dieser Betrag wurde aber als lächerlich zurückgewiesen. Für die Mieter soll überhaupt nichts gewährt werden.

Ähnlich wie bei den Hüttenwerken (Hoesch - IGM-Bereich,d.Vf.) gibt es zwar auch Bemühungen, für die Kokereien Absaugvorrichtungen zu entwickeln. Wie uns Herr Flake vom Dortmunder Bergamt versicherte, sind diese Anlagen nicht nur sehr kostspielig, sondern sollen auch technisch noch in den Kinderschuhen stecken. Dennoch, so erklärte er, werde das Bergamt darauf bestehen, daß diese Vorrichtungen eingebaut würden, sobald sie dem 'Stande der Technik' entsprächen. 40 bis 60 Prozent der dafür aufzubringenden Kosten würden von der Landesregierung zur Verfügung gestellt.

Eine auf der Zeche Hansa beschäftigter Bergmann ist hier etwas anderer Meinung: 'Wenn die Zeche an solchen Anlagen Geld verdienen würde, dann wären solche Apparate nicht nur schon längst entwickelt, sondern auch innerhalb von einigen Wochen eingebaut. Das können sie mir glauben.'"
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.36,Essen 5.9.1970,S.15

19.10.1970:
Der DKP Kreisvorstand Dortmund gibt frühestens in dieser Woche eine Ausgabe seines 'Lüfter' (vgl. 12.10.1970, 8.3.1971) für die Belegschaft der Zechen Zollern und Germania heraus. Auf die verhinderte Schließung der Zeche Hansa Dortmund (vgl. **.**.196*) wird mit Hilfe von Ausschnitten aus Flugblättern eingegangen.
=Lüfter Brief an den Minister,Dortmund o.J. (1970)

01.03.1971:
In Dortmund gibt die DKP-Betriebsgruppe der Zeche Hansa spätestens in dieser Woche ihre 'Informationen' (vgl. Mai 1969, 8.3.1971) mit 4 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Otto Tepel heraus. Im ersten Leitartikel heißt es:"
SCHLUSS MIT DEM VERBRECHERISCHEN KRIEG IN VIETNAM!

Nixon weitet den Krieg aus, noch will er keine taktischen Atomwaffen einsetzen, so serviert es uns die bürgerliche Presse. Alle bisherigen militärischen Ergebnisse der USA in Vietnam und Kambodscha sprechen gegen die US-Imperialisten. Mit diesem kriegswütigsten Politiker der Gegenwart berät sich die Bundesregierung fortlaufend. So jetzt über die 'Berlin-Frage'. Was ist da Gutes zu erhoffen? Für Friedenspolitik ist Nixon offenbar der schlechteste Berater, und wo ist der Minister der hiesigen Regeirung, der gegen den verbrecherischen Krieg der USA seine Stimme erhoben hat? Wie lange soll den USA auch noch Wirtschaftshilfe gewährt werden, um die Verlängerung des schmutzigen Krieges zu gewährleisten?

AMIS RAUS AUS VIETNAM!

Weil noch keine der Bundesregierungen das bisher ungeschminkt forderte, sollten es die Arbeiter umso deutlicher tun. Der Krieg kostet uns schon heute Geld und nicht nur das, täglich werden für eine sinnlose Politik Menschen von Menschen im Interesse des Kapitals umgebracht."

Auf der Titelseite findet sich auch der Artikel "Kampfwütige Unternehmer", der ebenfalls bei Gneisenau (vgl. 1.3.1971) verbreitet wurde.

Aufgefordert wird, "Werde Mitglied der IGBE!", aufgerufen wird zur zentralen Rosa Luxemburg / Angela Davis Demonstration in Dortmund (vgl. 5.3.1971).

Berichtet wird:"
BESTRAFT WIRD, WER SEINEN LÄNGST FÄLLIGEN LOHN FRÜHER ABHOLT

Zwischen den Lohnzahlungsterminen Dezember und Januar lagen 35 Kalendertage. Die vier Wochen festliegende Lohnsumme bringt dem Unternehmer, nicht den Arbeitern, Zinsen. Erlaubt sich nun der Arbeiter, der seinen Lohn dringend benötigt, ihn EINEN TAG FRÜHER als angewiesen von der Bank zu holen, muß er 'Überzugszinsen' zahlen! Pro Tag 2 DM und mehr, je nach Höhe. Das auf alle umgelegt, die den Lohn früher brauchen, bringt nochmals was ein. Den Lohn gibt es nach mehr als 30 Kalendertagen; denn bekanntlich lebt man ja nicht nur an Arbeitstagen. DIE FORDERUNGEN DER UNTERNEHMER werden hingegen im voraus gezahlt, so DIE MIETE im voraus für den laufenden Monat, DEN STROM im voraus für ein Quartal oder zumindest für die Hälfte des Zeitraumes. Wenn es um die Einholung der Forderungen geht, kann man - wenn es um die Lohntermine geht, kann man nicht. Es ist an der Zeit, die Zahlungstermine zu verkürzen, schon weil die Teuerung immer mehr von dem auffrißt, was wir verdienen."

Eingegangen wird auch auf den:"
PREISWUCHER '71

Alle Bereiche erhöhen die Preise. So auch wieder die KFZ-Versicherungen, obschon sie erst vor wenigen Wochen erhöht wurden. Die Versicherungskonzerne diktieren und die Regierung stimmt zu. Was soll es schon, wenn Herr Schiller 'kritisiert'; damit hat er noch nichts gegen die Konzerne getan."

U.a. zu den Fahrpreiserhöhungen heißt es:"
STRASSENBAHN FAHREN UND WASSERTRINKEN

wird in Dortmund teurer. Nicht weil wir die Straßenbahn mehr abnutzen oder die Gewässer verschmutzen, sondern weil die Zulieferer, d.h. die großen Konzerne, die Preise diktieren. Dagegen wehrt sich die Stadt Dortmund nicht, sie gibt die Erhöhungen an die wehrlosen, sozial schwachen Schichten weiter und behauptet dann und wann sogar, den schwächsten Schichten verpflichtet zu sein. So schießen die hier politisch Verantwortlichen Selbsttore, zur Freude der Partei des Großkapitals (CDU,d.Vf.). Bisher hat sich an den Praktiken der letzten Jahre nichts geändert, das beweist eigentlich auch, wer die Macht im Lande wirklich besitzt. Das Großkapital, und es gibt Minister des Kapitals, darüber soll man sich nicht hinwegtäuschen."
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Schluss mit dem verbrecherischen Krieg in Vietnam!,Dortmund o.J. (1971)

05.03.1971:
Die DKP rief bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich), dem Verbundwerk Gneisenau Dortmund und der Zeche Hansa Dortmund (IGBE-Bereich) in NRW auf:"
IM GEDENKEN AN ROSA LUXEMBURG
FREIHEIT FÜR ANGELA DAVIS (in den USA,d.Vf.)

Der Parteivorstand der Deutschen Kommunistischen Partei veranstaltet gemeinsam mit dem Bezirksvorstand Ruhr-Westfalen anläßlich des 100. Geburtstages von Rosa Luxemburg eine KUNDGEBUNG IN DER DORTMUNDER KLEINEN WESTFALENHALLE

Die Kundgebung findet statt am Freitag, dem 5. März 1971, um 20 Uhr.

Dem Gedenken an Rosa Luxemburg widmen wir eine Demonstration, die vor der Kundgebung um 18 Uhr am Alten Markt (Bläserbrunnen) beginnt."

Laut der 'Westfälischer Rundschau' soll das DKP-Vorstandsmitglied Manfred Kapluk vor ca. 2 000 Zuhörern zu den Aktionen gegen die Fahrpreiserhöhungen erklärt haben, "daß die DKP mit ihrer Teilnahme an den Demonstrationen zur Offensive an der Ruhr übergegangen sei".
=Westfälische Rundschau-Lokalteil Dortmund,Dortmund 8.3.1971;
Heisse Eisen Unternehmerseite Arbeiterseite,Dortmund o.J. (1971),S.3;
DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Schluss mit dem verbrecherischen Krieg in Vietnam!,Dortmund o.J. (1971),S.3;
Signal Nr.1,Dortmund o.J. (1971),S.3


08.03.1971:
Auf der Zeche Hansa Dortmund gibt die DKP-Betriebsgruppe vermutlich in dieser Woche ein Extrablatt ihrer 'Informationen' (vgl. 1.3.1971, 26.4.1971) mit zwei Seiten DIN A 4 und einem für Dortmund zentralen Text zu den Fahrpreiserhöhungen heraus.
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Extrablatt Kollegen - Reiht Euch ein,laßt die Jugend nicht allein!,Dortmund o.J. (März 1971)

23.03.1971:
Heute erscheint ein Flugblatt Roten Garde (RG der KPD/ML-ZK) Dortmund. Zum 1.Mai 1971 heißt es u.a.:"
In Dortmund wagen es die DGB-Bonzen, den ultrarechten SPD-Führer Heinz Kühn reden zu lassen. Kühn war es, dem die Bergleute (IGBE-Bereich,d.Vf.) von Huckarde vor nicht allzulanger Zeit 'Kühn und Schiller - Zechenkiller' zuriefen. Kühn war es auch, der im vergangenen Herbst den 'Landesschlichter' Lauscher einsetzte, der die IG-Metall-Bonzen (IGM,d.Vf.) kompromißfähig machte."
=RG Dortmund:Rote Garde - Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML),Dortmund 23.3.1971

26.04.1971:
Laut KPD/ML-ZB wird in einer Sonderausgabe der DKP-Betriebszeitung 'Informationen' auf der Zeche Hansa Dortmund (vgl. 8.3.1971, 30.7.1971) zum 1. Mai 1971, das spätestens in dieser Woche erscheint, auch zu einem Bündnisangebot der KPD/ML-ZB Stellung bezogen:"
Die Deutsche Kommunistische Partei, DKP, wendet sich an alle Arbeiter, Angestellte und Beamte, an die arbeitende und lernende Jugend, auch in diesem Jahr den 1. Mai einheitlich und geschlossen als einen Kampftag für die Rechte der arbeitenden Menschen zu begehen. Es gibt in Dortmund Versuche, das einheitliche Handeln aller Werktätigen zu verhindern. Unter Mißbrauch solcher Begriffe, wie 'kommunistisch', 'Marxisten-Leninisten', 'KPD/ML' und anderer aus der Geschichte der noch immer widerrechtlich verbotenen KPD bekannter Begriffe, versuchen bestellte Provokateure, einheitliches Handeln der Werktätigen zu verhindern. Dabei mißbrauchen diese sich 'kommunistisch' nennenden Provokateure auch den Namen Ernst Thälmanns, jenes Kommunisten also, der wegen seines Eintretens für die Einheit aller Arbeiter von den NAZIS im KZ-Buchenwald ermordet wurde. Es war und ist das Anliegen von Kommunisten, von Marxisten-Leninisten, die Aktionseinheit aller Arbeiter und Angestellten gegen das Großkapital herzustellen. Demgegenüber wollen die sich KPD/ML nennenden Schreihälse durch scheinradikale Forderungen das einheitliche Auftreten der Gewerkschaftsmitglieder verhindern. Die Hauptaufgabe aller Menschen besteht gegenwärtig darin, einheitlich die gemeinsamen Interessen gegen das Großkapital wahrzunehmen. Darum ruft die DKP dazu auf, die Spaltungsversuche solcher Provokateure, wie der sogenannten KPD/ML zurückzuweisen...

Darum ruft die Deutsche Kommunistische Partei dazu auf, an den Demonstrationen und Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes teilzunehmen und dort für die gewerkschaftlichen Forderungen für Mitbestimmung kontra Großkapital, für sozialen Fortschritt auf Kosten der Millionäre, für Frieden und Sicherheit zu demonstrieren."
=KPD/ML-ZB-ZB-Propagandaabteilung:Vorwärts im Geiste des 1. Mai. Aus der Arbeit der KPD/ML. Eine Broschüre für Arbeiter,Westberlin 1971;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.35,Bochum 8.5.1971,S.9f


21.05.1971:
Laut der Freireligiösen Landesgemeinde NRW (vgl. Juli 1971) führt ihr Präsidium einen Informationsbesuch auf der Zeche und Kokerei 'Hansa' in Huckarde durch. Gespräche werden auch mit dem Betriebsrat geführt.
=Freies Denken Nr.7,Dortmund Juli 1971,S.1

30.06.1971:
Laut DKP findet heute eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) Ruhrkohle AG (RAG) statt, auf der beschlossen wird bis 1975 weitere 10 Zechen zu schließen.

Die KPD/ML-ZB (vgl. 3.7.1971) berichtet:"
NEUES ZECHENSTERBEN BEI DER RAG
...
In der 'Ruhrkohle', der Zeitung der Zechenherren, hieß es auch in Nr.8/1970 (vgl. S6.8.1970,d.Vf.) ganz deutlich: 'Auch im Dortmunder Raum bedarf es rechtzeitiger neuer Lösungen. Die hier betriebenen Förderanlagen weisen... ungünstige Kosten auf. Hier zielen erste Maßnahmen auf eine bessere Auslastung der Kapazitäten und deren Ausbau gegebenenfalls unter PLANMÄSSIGER VERLAGERUNG DER FÖRDERUNG ab.' Der Grund, warum in ihren offiziellen Ankündigungen von den Zechen in diesem Raum kein Wort zu finden ist, ist die Furcht vor der Kampfstärke der Dortmunder Bergarbeiter: 1967 (vgl. S6.**.1967,d.Vf.) demonstrierten in Dortmund 15 000 Kumpel unter roten und schwarzen Fahnen gegen die geplante Stillegung von Hansa und Pluto (in Herne-Wanne-Eickel,d.Vf.). Ihr Kampf richtete sich klar gegen die SPD-Führer, die damals wie heute die Angriffe gegen die Bergarbeiter vorantrieben."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.5ff

16.07.1971:
Die KPD/ML-ZK berichtet aus Dortmund vom Verkauf ihres 'Roten Morgens':"
FREITAG ...
... MITTAGS, ZECHE HANSA:

Die Verkäufer stehen auf dem Bürgersteig, gegenüber der Kneipe. Zuerst kommt der Wirt heraus und grabscht nach den Roten Morgen. Ein antikommunistisch aufgehetzter Kohlenfahrer kommt ihm zu Hilfe: 'Kommunistenschweine!' Es dauert nicht lange, bis Weyers Grüne da sind. 'Personalien!'

... MITTAGS, KOKEREI HANSA:

Zwei Verkäufer stehen an der Einfahrt. Eine Handvoll Gewerkschaftsbonzen vom Betriebsrat stürmt plötzlich auf sie zu. Angeblich stehen die Verkäufer auf Zechengelände. Die Betriebsratsbonzen ächzen: 'Ihr verletzt den Betriebsfrieden mit Eurer Propaganda! Wir dürfen auf Zechengelände auch keine SPD-Reklame machen! Runter vom Zechengelände, sonst holen wir die Polizei!' Keine SPD-Reklame - da lachen ja die Hühner! Ein paar Meter weiter wird der ROTE MORGEN weiter verkauft.
BONZEN, IHR ZITTERT UM EUREN 'BETRIEBSFRIEDEN' JA NOCH MEHR ALS DIE KAPITALISTEN !!!"

Damit befaßt sich auch die spätere Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML (RM) in Dortmund (vgl. 10.1.1972).
=Rotfront Nr.7,Dortmund o.J. (1971),S.2;
KPD/ML-ZK und RG Dortmund:Betriebsräte der Kokerei Hansa sorgen für Ruhe und Ordnung im Betrieb,Dortmund o.J. (Juli 1971),S.1;
N.N.:Aufruf an alle Marxisten-Leninisten in der ehemaligen Organisation der KPD/ML in Dortmund,Dortmund Jan. 1972,S.2


19.07.1971:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Dortmund die Nr.7 der 'Rot Front' - die KPD/ML informiert die Kollegen der Dortmunder Metallbetriebe (vgl. 9.7.1971, 2.8.1971). 'Rot Front' löst die bisherigen 'Metallbetriebe' ab. Der Übergang von beiden Zeitungen ist allerdings fließend, 'Rot Front' und 'Metallbetriebe' erscheinen teils abwechselnd. Erst später (ab August) erscheint nur noch 'Rot Front'.

'Rot Front' Nr.7 behandelt im Hauptartikel "SPD-Betriebsgruppe behindert Verkauf des Roten Morgen:
DER FLOTTE LEO AUF DEM KRIEGSPFAD!

Die Übergriffe beweisen: Lohndiktat und Lohnstopp, Verbotshetze und Angriffe gegen die KPD/ML sind zwei Seiten derselben verräterischen SPD-Medaille!

Die Julisonne brennt heiß. Aber was sie nicht fertigbrachte, schaffte der ROTE MORGEN, das Zentralorgan der KPD/Marxisten-Leninisten: Der flotte Leo Werski und seine Kumpane von der SPD-Betriebsgruppe Westfalenhütte kochten über! Sie gingen auf den Kriegspfad. Gleichzeitig riefen auch an anderen Stellen Kriegstrommmeln. SPD-Mafiosi, Gewerkschaftsbonzen und Polizei schritten zu einer KONZERTIERTEN AKTION gegen die Zeitungsverkäufer der KPD/ML!"
Geschildert werden Vorfälle bei Hoesch Westfalenhütte (vgl. 15.7.1971) und der Zeche Hansa (vgl. 16.7.1971) und fortgefahren:"
DIE ARBEITERVERRÄTER MÜSSEN DIE WAHRHEIT FÜRCHTEN!

Kollegen, sicher ist es komisch, wenn der flotte Leo und seine SPD-Bande auf den Kriegspfad gehen. Es ist auch lächerlich, wie die Gewerkschaftsbonzen von Hansa für den 'Betriebsfrieden' eintreten. Aber das Ganze ist trotzdem SEHR ERNST zu nehmen. Solche 'Vertrauens'leute wie Werski, Betriebsräte wie die von Hansa gleiten ohne Bedenken hinab bis zur schmählichen Rolle des freiwilligen oder gekauften Werksschützers, Denunzianten und Unternehmerknechts. Diese Kettenhunde der kapitalistischen Ausbeuter sehen ihre Aufgabe darin, 'den Betrieb vor Erschütterungen zu bewahren' und 'jede Unruhe in der Belegschaft im Keim zu ersticken'. Mit dieser 'höheren Aufgabe' geben diese Kreaturen des Unternehmertums ihrem arbeiterfeindlichen Treiben eine 'moralische' Begründung. Es ist klar, daß diese heimtückische Tätigkeit eine teuflische Waffe gegen alle fortschrittlichen und revolutionären Arbeiter ist. Auf unseren Flugblättern taucht manchmal das Wort 'Sozialfaschisten' auf. Nun, wir meinen, die Pfeiffer, Werski, oder auch der Hansa-Betriebsrat sind Vertreter, Handlanger oder Praktiker des Sozialfaschismus. Er ist die Theorie und Praxis der Arbeiterverräter, der DGB-Bonzen, der SPD-Führer und auch der DKP-Führer. Die Theorie des Sozialfaschismus besteht in der Leugnung des Klassenkampfes, in der Behauptung, die Arbeiterklasse könne auf friedlichem Wege zum Sozialismus gelangen. Statt des Klassenkampfes sollen sich Arbeiter- und Kapitalistenorganisationen 'freiwillig einigen', notfalls soll der Staat als unparteiischer Schlichter auftreten. Solche 'friedliche Zusammenarbeit der Klassen' führe zu Mitbestimmung, deren Endergebnis die klassenlose Gesellschaft, der Sozialismus sei. Im Namen dieser 'sozialistischen Entwicklung' werden dann alle Gewaltmittel gegen die Arbeiterklasse angewandt, wenn sie sich nicht freiwillig in diesen Weg zum 'Sozialismus' fügen will. 'Burgfriede', 'gemeinsame Interessen von Arbeitnehmer und Arbeitgeber', 'höhere Staatsinteressen' usw. gehören zur sozialfaschistischen Ideologie, mit deren Hilfe die Arbeiterklasse gespalten werden soll. Stalin sagt, der Sozialfaschismus sei der Sozialismus in der Phrase, der Faschismus in Taten. Am klarsten erkennbar wird die Praxis des Sozialfaschismus in der Bundes- und gesamten Staatspolitik. Wir alle wissen von den jüngsten Vorgängen in der Bergbau- und Chemietarifrunde, daß die Brandt-Schiller-Regierung gegen den Willen der Arbeiterklasse und mit Hilfe der Gewerkschaftsbonzen ihr Lohnstop-Diktat durchgepeitscht hat. Wenn es nach ihrem Wunsch klappt, soll in der Metalltarifrunde dasselbe herauskommen. Uns erzählen diese Herren dann, wir müßten uns bescheiden, um unsere Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Aber auch die können in keiner Weise gesichert werden. Also bleibt nur eins: Sich schon jetzt vorbereiten auf den Fall, wo es der Arbeiterklasse zu bunt wird. Streikverbot, Zerschlagung der revolutionären Kräfte, Zwangsmitgliedschaft in den Gewerkschaften, Lohnstop, Notstandsgesetze, beschleunigter Ausbau der Polizei - all das gehört zu den Vorbereitungen der Kapitalisten und ihrer Lakaien auf diesen Ernstfall. Unter dem Deckmantel der friedlichen Übereinkunft baut die Kapitalistenklasse ihre Kampfpositionen gegen die Arbeiterklasse aus für den Fall, wo sie ihr nicht mehr genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stellen kann, wo also den Arbeiter der Hunger bedroht wie heute schon in England (Großbritannien,d.Vf.) und den USA. Die SPD-Regierung wird so lange von den Kapitalisten gebraucht, wie es ihr gelingt, die Arbeiter mit ihrer sozialfaschistischen Ideologie zu verführen.

Was die SPD auf Bundesebene macht, das richtet die sozialfaschistische Ideologie auf Betriebsebene an: sie zerspaltet die Arbeiter in zwei Lager. Die beiden Lager innerhalb der Arbeiterklasse, das Lager der Anhänger der sozialfaschistischen Ideologie und das Lager der klassenkämpferischen Kollegen stehen in scharfer Kampfstellung einander gegenüber. In diesem Kampf zwischen zwei feindlichen Armeen innerhalb der Arbeiterschaft entscheidet sich nicht nur das Schicksal des Sozialfaschismus, sondern auch das Sein oder Nichtsein des kapitalistischen Ausbeutersystems. Diese Front unten in der Arbeiterklasse ist eine wichtige Front im Klassenkampf. Solange auf dieser Ebene der Sozialfaschismus und seine Ursachen nicht gründlich entlarvt und geschlagen ist, kann die Entscheidung zwischen Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse nicht fallen. Das feindliche Lager innerhalb der Arbeiterklasse, die ewigen Bremser, wenn es um die Wahrnehmung unserer Interessen geht, kann nur erledigt werden im Kampf Klasse gegen Klasse, im Kampf zwischen Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse. der 'Richtungskampf' in der Arbeiterklasse wird nicht entschieden durch Zentner bedruckten Papiers, obgleich das eine nicht zu unterschätzende Waffe ist. Wichtiger aber ist, daß die Entscheidung der Arbeiter - ob für den Kommunismus oder den Sozialfaschismus der SPD – durch die eigene Erfahrung im Klassenkampf fällt. In Situationen des Streiks oder anderer Kampfmaßnahmen zeigt sich den Kollegen deutlich, wer auf ihrer Seite steht und wer nicht. Die Anleitung in solchen Kampfsituationen, das ist die Methode, um den Sozialfaschismus zu entlarven. Hier muß sich der Lakai der Kapitalisten unvermeidlich entlarven. Diese Entlarvung erfolgt aber nur, wenn die Kollegen merken, daß sie kämpfen können, wenn jemand da ist, der ihnen Selbstvertrauen gibt, wenn sie eine revolutionäre Führung haben. Nur im Kampf wird die kommunistische Partei die Mehrheit der Arbeiter auf ihre Seite ziehen.

In diesem Kampf aber behindert uns die DKP, die eifrig bemüht ist, der SPD in den Hintern zu krauchen, um zu 'beweisen', daß sie verfassungskonform ist. Sie stemmt sich mit allen Mitteln gegen den revolutionären Kurs, den die KPD/ML steuert, sie nimmt eine versöhnlerische Haltung ein gegenüber dem sozialfaschistischen Gewerkschaftsapparat und der sozialfaschistischen Ideologie vieler Kollegen, die daher vor dem Kampf gegen das Kapital zurückschrecken und damit aus Furcht vor dem kampf auch die Kampfbereitschaft der klassenbewußten Kollegen beeinträchtigen. Gegen den DKPismus kann es daher nur den unerbittlichen Kampf bis zur Vernichtung geben. Während wir Kommunisten den Arbeitern immer wieder sagen, daß sie zur Arbeiterklasse gehören und sich in die Arbeitereinheitsfront einzureihen haben, schwätzen die Werski, Pfeiffer und Co. vom SPD-Mitgliedsbuch, wollen die Kollegen auf ihre Seite ziehen, weil sie ja auch in der SPD sind. Oder weil sie auch 'Gewerkschafter' sind. Mit solch faulen Tricks wollen sie von ihrem Verrat ablenken und die Kollegen bei der Stange halten. Sie wollen euch weismachen, daß wir ihre bloße SPD- oder IGM-Zugehörigkeit schon als 'Verbrechen' ansähen, und so machen sie auf 'Kumpel'. Kollegen, laßt euch davon nicht verwirren! Achtet nicht auf ihr Gerede, sondern vergleicht immer das, was sie sagen, mit dem, was sie tun!

DIESE WAHRHEIT FÜRCHTEN DIE BONZEN!"
=Rot Front Nr.7,Dortmund o.J. (1971)

19.07.1971:
Vermutlich in dieser Woche geben KPD/ML-ZK und RG Dortmund vermutlich bei der Kokerei Hansa ein Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von R. Wagner heraus:"
BETRIEBSRÄTE DER KOKEREI HANSA SORGEN FÜR RUHE UND ORDNUNG IM BETRIEB...

...und wenn's gegen Kommunisten geht, auch vor dem Betrieb. Das mußten unsere Genossen erfahren, als sie letzten Freitag (vgl. 16.7.1971,d.Vf.) am Eingang zur Kokerei Hansa mit einer roten Fahne 'bewaffnet' das Zentralorgan der KPD/ML, den ROTEN MORGEN, verkaufen wollten. Bislang an Behinderungen durch die Polizei gewöhnt - zuletzt am Freitag vor der Zeche Hansa (vgl. 16.7.1971,d.Vf.) - standen ihnen diesmal drei Mitglieder des Betriebsrats gegenüber!

Sie forderten unsere Verkäufer, den Bürgersteig (!) vor der Einfahrt zu verlassen, da er angeblich schon zum Werksgelände gehöre. 'Als Betriebsrat gilt für uns die Friedenspflicht, und da können wir sowas nicht dulden.' Gegen unsere politische Einstellung hätten sie nichts, aber schließlich dürfe die SPD auch keine Parteipropaganda im Betrieb machen. Eine Diskussion beendeten sie schnell mit der Drohung: 'Also entweder ihr geht jetzt zurück bis zur Grenze des Werksgeländes (angeblich 150 m weiter am Briefkasten!) oder WIR HOLEN DIE POLIZEI!'

So sieht also die 'vertrauensvolle Zusammenarbeit' des BR mit eurem Kapitalisten aus, Kollegen! 'Zum Wohle des Betriebs'! Nur nicht zum Wohl von euch. Und ihr habt den BR gewählt!

Den drei BR-Kollegen möchten wir zu ihrer weiteren 'Pflichterfüllung' noch eins mit auf den Weg geben: Im Besitz der Hansa Bergbau AG befinden sich das eigentliche Zechen- und Kokereigelände sowie der Komplex rechts von der Einfahrt zur Kokerei (mit Werksparkplatz und Häusern) - ihr gehören aber weder der Bürgersteig noch die Werkseinfahrt (!); die gehören der Stadt. Das blaue Schild 'Werksgelände' ist ganz richtig erst am Parkplatz angebracht. Der BR sollte - wenn er das nächste Mal geschickt wird - sich wenigstens die Dokumente anschauen!

Ein solches lakaienhaftes Verhalten ist jedoch kein Einzelfall: so ließ sich doch am vorigen Donnerstag Leo Werski, SPD-V-Mann der Westfalenhütte (von Hoesch, IGM-Bereich - vgl. 15.7.1971,d.Vf.), ähnlich zur Aktion schicken. Nur daß er das schmutzige Geschäft nicht der Polizei überlassen, sondern selbst in die Hand nehmen wollte. Nur mit Mühe konnte er davon abgehalten werden, mit einer Handvoll seiner Getreuen auf den Verkäufer loszugehen!

Das sind die Mittel im tagtäglichen Kampf, die die Kapitalistenklasse und ihre Lakaien im BR anwenden, um die revolutionäre Arbeit der KPD/Marxisten-Leninisten zu behindern.

Doch schon planen sie mehr:
VERBOT DER KPD/ML !!!

Am 4. Juni veranschiedete die Vertreterversammlung der IGM Ortsverwaltung Duisburg folgenden Antrag an den Gewerkschaftstag der IGM im Herbst (vgl. 27.9.1971,d.Vf.) in Wiesbaden". Es folgt der komplette Antragstext und fortgefahren wird:"
Diesem Antrag folgten inzwischen ähnliche in Gelsenkirchen (vgl. Juni 1971,d.Vf.) und Dortmund (vgl. Juni 1971,d.Vf.). Sie zeigen deutlich, daß die herrschende Kapitalistenklasse - obwohl die KPD/ML noch klein ist - nichts mehr fürchtet als eine revolutionäre Partei der Arbeiterklasse.

UND ZU RECHT!

UNSERE POLITIK

Denn die KPD/ML duldet in ihren Reihen weder Bonzen noch Arbeiterverräter vom Schlage eines Leo Werski. Wir bekämpfen die DGB-Bonzen, weil sie die Gewerkschaften von einem Instrument der Arbeiter im Klassenkampf zu einem Instrument in den Händen der Kapitalisten gemacht haben. Das bewiesen 'unsere' Interessenvertreter Adolf Schmidt und Co von der IGBE noch vor zwei Monaten (vgl. 20.4.1971,d.Vf.), als sie uns nach Geheimverhandlungen einen Tarifabschluß von 7,3% unterjubelten, und das zu einem Zeitpunkt, wo wir mitten in der Talfahrt zur Krise stecken! Gerade da brauchten wir Gewerkschaften, in denen nicht Betriebsräte und V-Leute von den Bonzen zur Wahl bestimmt werden, sondern in denen wir Arbeiter bestimmen und unsere Interessen selbst vertreten. Deshalb bekämpfen wir auch die Bonzen der DKP, die uns Arbeitern Sand in die Augen streuen, wenn sie behaupten, diese Gewerkschaften seien unsere Interessenvertretungen, wir müßten sie stärken. Wie könnten wir Agenturen der Kapitalistenklasse stärken? Wer solche Theorien verbreitet, hat die Politik der KPD Ernst Thälmanns nicht nur revidiert, er hat sie verraten! So ist es dann auch nicht mehr verwunderlich,, wenn die DKP-Funktionäre in der Vertreterversammlung der IGM Duisburg für das Verbot der KPD/ML stimmten!!!

Hier zeigt sich, daß bei der DKP von 'kommunistisch' keine Rede sein kann, daß es nur eine revolutionäre kommunistische Partei in der Bundesrepublik gibt: die KPD/Marxisten-Leninisten.
Deshalb:
bei allen Betriebs- und Gewerkschaftsversammlungen:
bei allen Parteiversammlungen von SPD und DKP:

WEG MIT ALLEN VERBOTSHETZERN!

Trotz Verbotsdrohungen - voran im Kampf für den Sozialismus!
Stärkt die KPD/ML! Besucht ihre Veranstaltungen:
jeden Mittwoch, 19 Uhr 30, 'Altes Schloß', Bornstr./Mallinckrodtstr.
- aktuelle Informationen - sozialistische Arbeiterschulung -

Lest unsere Zeitungen:
ROTER MORGEN Zentralorgan der KPD/Marxisten-Leninisten
ROTGARDIST Zentralorgan der Roten Garde (Jugendorganisation der KPD/ML)"
=KPD/ML-ZK und RG Dortmund:Betriebsräte der Kokerei Hansa sorgen für Ruhe und Ordnung im Betrieb,Dortmund o.J. (Juli 1971);
N.N.(ex KPD/ML-ZK):Agitprop der OG Dortmund 1971 (ohne RG und KSB/ML),Dortmund o.J. (1972),S.*


30.07.1971:
Die DKP Betriebsgruppe auf der Zeche Hansa Dortmund ruft mit einem zweiseitigen Extra ihrer 'Informationen' (vgl. 8.3.1971, Jan. 1972), welches einen für Dortmund zentralen Text enthält zur heutigen Veranstaltung in Dortmund über die Thesen der DKP auf.
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Extrablatt DKP kontra Großkapital für Frieden demokratischen Fortschritt und Sozialismus,Dortmund o.J. (30.7.1971)

02.08.1971:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML und des KJVD vermutlich in dieser Woche ihre 'Rutsche' (vgl. Juli 1971, 13.9.1971) heraus. Der letzte Artikel kündigt an:"
DAS KRAFTWERK WIRD STILLGELEGT
...
In ihrer letzten Ausgabe berichtete die RUTSCHE über die Stillegungspläne der RAG. Sie wies auch nach, daß weitere solcher Pläne für den Dortmunder Raum existieren und schrieb: 'Der Grund, warum in den offiziellen Ankündigungen kein Wort von den Zechen in Dortmund erwähnt ist, ist klar: SPD-, IGBE-Führer und Zechenbosse haben Furcht vor der Kampfstärke der Dortmunder Bergarbeiter. Der Streik der Hansa-Kumpel von 1967 (vgl. **.**.1967,d.Vf.) gegen die Stillegungspläne von Hansa und Pluto sitzt ihnen noch in den Knochen'. ...
Jeder Kumpel weiß, was Stillegung bedeutet: ältere Kollegen müssen in Rente gehen, und alle anderen werden entlassen oder auf andere Zechen verteilt. Für fast alle bedeutet das: längere Anfahrtzeiten, schlechtere Arbeitsplätze, weniger Lohn und Abstufung in eine niedrigere Lohngruppe. Mehrere Kollegen des Kraftwerkes, die jetzt nach Hansa und Gneisenau kommen, erwartet z.B. eine Abstufung von Lohngruppe 9 auf 8 oder sogar auf 7. Und jeder Kumpel weiß auch, daß sein Arbeitsplatz nicht gesichert ist, daß es ganz im Belieben der Zechenbosse steht, wenn er gehen muß, genau wie jetzt bereits 25 000."
=Die Rutsche Das Lohndiktat der SPD-Regierung,Dortmund o.J. (1971)

29.08.1971:
In Dortmund erging von der DKP folgende:"
EINLADUNG

HUCKARDER BÜRGER, am Sonntag, dem 29. August 1971, 10 Uhr 30, im Lokal 'Ritter Krug' gegenüber Zeche 'Hansa', lädt die DKP Stadtteilgruppe Huckarde zu einem Frühschoppen ein.
THEMA: UMWELTVERSCHMUTZUNG SOFORT STOPPEN!
Wer soll das bezahlen - Arbeiter und Angestellte oder die Millionäre?

Es spricht: JUPP ANGENFORT Referent für Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik beim Parteivorstand der DKP."
=DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde:Huckarder Bürger!,Dortmund o.J. (Aug. 1971),S.1

30.09.1971:
In Oberhausen beginnt ein zweitägiger außerordentlicher Kongreß der IGBE (vgl. Apr. 1970, 24.9.1972).
Am 15.8.1971 dokumentiert die IGBE u.a. den folgenden Antrag:
"15. Ortsgruppen Eving-Ost; Eving-Nord-Ost; Obereving; Eving-Externberg; Lindenhorst; Scharnhorst; Lünen-Oberbecker; Kirchderne; Hangeney; Castrop-Rauxel 1; Altenderne-Gahmen; Mengede; Dortmund-Nette; Dortmund-Oestrich.

Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Paragraph 11 Abs. 2 wird wie folgt ergänzt:

2 d) Freizeitunfallversicherung.

Begründung:
Die bereits mit Erfolg bei anderen Gewerkschaften eingeführten Freizeitunfallversicherung für Mitglieder soll auch in der IGBE eingeführt werden.

Damit würden Unfälle, die in der Freizeit des Mitgliedes passieren, versicherungsgemäß abdeckt."
=Einheit Nr.12, 16 und 20,Bochum 15.6.1971, 15.8.1971 bzw. 15.10.1971,S.1, S.1 und S.8ff bzw. S.1

08.11.1971:
Die IGBE (vgl. 15.11.1971) berichtet spätestens aus dieser Woche:"
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH PARLAMENTARIER TAGEN IN DORTMUND

Ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch über Fragen der Grubensicherheit mit Grubenbefahrungen stand im Vordergrund einer gemeinsamen Sitzung des Unterausschusses Grubensicherheit des Niedersächsischen Landtags mit dem Parlamentarischen Ausschuß für Grubensicherheit des Landtags Nordrhein-Westfalen. Während diese im wesentlichen im Bereich des Steinkohlenbergbaus tätig werden, erstreckt sich die Tätigkeit der Abgeordneten in Niedersachsen auf alle Bereiche außer Steinkohle, insbesondere auf den Braunkohlen-, Kali- und Schwerspatbau.

Die zum Programm gehörende Grubenbefahrung auf der Schachtanlage Minister Stein fand unter der Führung des Vorsitzenden des Parlamentarischen Ausschusses für Grubensicherheit des Landtags Nordrhein-Westfalen, Abgeordneter Karl van Berk (SPD), und des Vorsitzenden des Unterausschusses Grubensicherheit des Niedersächsischen Landtags, Abgeordneter Hermann Schnipkoweit, und auf der Schachtanlage Hansa unter der Führung des stellvertretenden Vorsitzenden des Parlamentarischen Ausschusses für Grubensicherheit des Landtags Nordrhein-Westfalen, Abgeordneter Alfons Klein (CDU), und des stellvertretenden Vorsitzenden des Unterausschusses Grubensicherheit des Niedersächsischen Landtages, Abgeordneter Erwin Reinholz, statt. Hieran nahmen auch der Präsident des Oberbergamtes Clausthal-Zellerfeld, Beisner, und der Präsident des Landesoberbergamtes Dortmund, Coenders, teil."
=Einheit Nr.22,Bochum 15.11.1971,S.4

Dezember 1971:
In Dortmund gibt die DKP vermutlich Anfang Dezember eine Ausgabe der 'Kumpel-Post' (vgl. 25.10.1971, 7.2.1972) für die Zechen Minister Stein/Hardenberg heraus, in der es u.a. heißt:"
Kumpels! Am 15. Dezember geht der letzte Ofen bei der Kokerei Achenbach aus! Viele Kumpel stellen die Frage: Wann sollen wir bei Minister Stein/Hardenberg dran sein?

Die 'Kumpel-Post' meint: Die geplanten Zechenstillegungen der Bergbaubosse können und müssen verhindert werden! Die Kumpels von Hansa haben uns vor einigen Jahren den richtigen Weg gezeigt."
=Kumpel-Post Das 'Notprogramm' der Ruhrkohle AG,Dortmund o.J. (1971)

22.12.1971:
Der DKP-Kreisvorstand Dortmund faßt gestern oder heute den folgenden Beschluß, der uns als Spiritcarbonabzug von fünf Seiten DIN A 4 mit widersprüchlichen Angaben über das Beschlußdatum vorlag:"
BESCHLUSS DES KREISVORSTANDES DORTMUND DER DKP ZUR DURCHFÜHRUNG DER WOCHE DER DKP VOM 15.1.1972-22.1.1972
...
4. In der Woche der DKP erscheinen alle Betriebszeitungen - einschließlich 'Rheinstahl-Kontraste' (IGM-Bereich - vgl. 15.1.1972), verantwortlich X. X., und 'DKP-Hansa' ('Informationen', IGBE-Bereich - vgl. 15.1.1972,d.Vf.), verantwortlich Y. Y.. Für das Erscheinen der Zeitungen sind außer den oben genannten die jeweiligen Gruppenvorsitzenden verantwortlich.
=DKP-Kreisvorstand Dortmund:Beschluß des Kreisvorstandes Dortmund der DKP zur Durchführung der Woche der DKP vom 15.1.1972-22.1.1972,Dortmund 22.12.1971

Januar 1972:
Die DKP-Betriebsgruppe der Zeche Hansa Dortmund gibt ein Extrablatt ihrer 'Informationen' (vgl. 30.7.1971, 15.1.1972) mit zwei Seiten heraus:"
HEUTE DIE PUTZFRAUEN, MORGEN DIE KUMPELS!

Vor einigen Tagen erhielten wir einen Brief, der uns so bedeutsam erscheint, daß wir ihn, bis auf unwesentliche Einzelheiten, der Belegschaft von Hansa zur Kenntnis bringen wollen:

Die Putzfrauen der Zeche Hansa bitten um eine Solidaritäts-Aktion. Am 31. Dezember 1971 wurden schon sechs Frauen entlassen, weiteren steht diese ungerechte Kündigung bevor. Im Rahmen der Rationalisierung soll für eine Putzfirma Platz gemacht werden. Alle Betroffenen sind über 40 Jahre alt, 10 Jahre und länger bei der Zechengesellschaft beschäftigt. Wo finden ältere Kräfte denn noch Arbeit?

Die sozialen Einrichtungen wie Kindergarten und Nähstube wurden auch schon abgebaut. Wie immer fängt man bei dem kleinen Lohnempfänger zuerst an. Ein P.S. (Personaldirektor,d.Vf.) oder Assessor verdient weit mehr. An wem würde mehr gespart?

Auf Hilfe vom Betriebsrat haben wir bisher vergeblich gewartet. Vielleicht wäre es gut oder nützlich, wenn die Öffentlichkeit davon erfährt.

(Die Kollegin, die uns den Brief zuschickte, wünscht namentlich nicht genannt zu werden, um Repressalien durch die Werksleitung zu entgehen. Wir respektieren selbstverständlich diesen Wunsch. Die Redaktion)

Wir fragen: Was geht hier vor?

Soll jetzt auch auf Hansa die alte Unternehmer-Praxis, auf Kosten der Arbeiter und Angestellten zu rationalisieren, verstärkt fortgeführt werden? Auch auf anderen Zechen wurden die Putzfrauen gekündigt. Die neuen Putzfrauen der Putzfirmen (BSE-Bereich,d.Vf.) verdienen etwa 30% weniger, sind nicht knappschaftlich versichert, bekommen kein Weihnachtsgeld und auch keine Kohlen.

So wird bei den Ärmsten gespart.

Eine Gemeinheit!

Jeder Kumpel sollte sich mit den Frauen solidarisch erklären und dagegen protestieren.

Wir glauben den Herren der RAG, daß sie sparen wollen. Einverstanden, aber
nicht unten. Oben gibt es genug einzusparen.

Jedes Vorstands-Mitglied der Ruhrkohle AG bekommt im Jahr 485 000 DM, das sind etwa 1 800 DM Schichtlohn.

Wir sind überzeugt, daß die Herren auch mit einem Drittel davon sehr gut leben, solange sie bei uns unten sparen wollen.

Die Aktionäre der RAG stecken järhlich 1,85 Milliarden DM an Profiten ein. Wofür? Für ihre Unfähigkeit und dafür, daß sie die Putzfrauen rausschmeißen lassen. Damit der Profit noch höher wird.

Wir meinen, daß sie gut darauf verzichten können. Der Bergbau muß endlich in Gemeineigentum überführt werden. Bei wirksamerer Mitbestimmung als bisher. Warum sollen unsere Steuergroschen den Unternehmern in den Hals geschmissen werden?"

Geworben wird für die 'UZ', aus der auch ein Interview mit dem DKP-Vorsitzenden Kurt Bachmann, "Das Wichtigste: Die gemeinsame Aktion" (vgl. Jan. 1972) übernommen wird.
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Extrablatt Heute die Putzfrauen,morgen die Kumpels!,Dortmund Jan. 1972

10.01.1972:
Vermutlich aus dieser Woche lag uns das folgende anonyme Papier zum AOPT der KPD/ML-ZK (vgl. 27.11.1971) vor, welches von denjenigen verfaßt wurde, die sich später als Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML (RM) organisieren:"
AUFRUF AN ALLE MARXISTEN IN DEN EHEMALIGEN ORGANISATIONEN DER KPD/ML IN DORTMUND
...
Genossinnen und Genossen! Wir alle wissen, daß die Partei und alle übrigen marxistisch-leninistischen Organisationen verschärften Pressionen des Klassenfeindes ausgesetzt waren und sind. ...
Wir alle wissen auch, daß der Verkauf der ROTEN FAHNE (RF,d.Vf.) der KPD/ML-ZB wiederholt zu Polizeieinsätzen geführt hat, ja, uns selbst ist das ja an der Zeche Hansa (IGBE-Bereich - vgl. 16.7.1971,d.Vf.) passiert. Verbotsdrohungen nahmen und nehmen zu. Ist es zufällig, daß in einer solchen Situation das Liquidatorentum auftaucht?"
=N.N.:Aufruf an alle Marxisten-Leninisten in der ehemaligen Organisation der KPD/ML in Dortmund,Dortmund Jan. 1972;
Bolschewistische Linie der ehemaligen KPD/ML (RM):Resolution,o.O. 6.2.1972


15.01.1972:
Der DKP-Kreisvorstand Dortmund (vgl. 22.12.1971) beschloß zur Woche der DKP vom 15.-22.1.1972, daß auch eine Ausgabe der 'Informationen' ihrer Betriebsgruppe auf der Zeche Hansa (vgl. Jan. 1972, Feb. 1972) erscheinen solle.
=DKP-Kreisvorstand Dortmund:Beschluß des Kreisvorstandes Dortmund der DKP zur Durchführung der Woche der DKP vom 15.1.1972-22.1.1972,Dortmund 22.12.1971,S.2

26.01.1972:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML-ZB und des KJVD vermutlich heute zwei Ausgaben ihrer 'Rutsche' (vgl. 10.11.1971, 9.2.1972) heraus. Eine Ausgabe, die vermutlich am 12.1.1972 erscheinen sollte, beginnt:"
'DIE KUMPEL VON HANSA HABEN UNS IN DEN LETZTEN JAHREN DEN RICHTIGEN WEG GEZEIGT'

Das schrieben die Verfasser der 'Kumpelpost' vor Weihnachten (vgl. Dez. 1971, d.Vf.). Aber sind sie wirklich auf dem Weg der Hansa-Kollegen zu finden? Die Hansa-Kumpel haben vor 5 Jahren gerufen: 'Brandt und Schiller - Zechenkiller'. - In der Kumpelpost der DKP aber steht 'Zechenvernichtungskrieg der Bergbaubosse.'

Die Hansa-Kumpel demonstrierten damals unter schwarzen und roten Fahnen, und immer wieder hörte man die 'Internationale', das Kampflied der Kommunisten - Bei der DKP aber lesen wir: 'Deshalb fordert die Kumpelpost die Verwirklichung des Artikels 27 der Landesverfassung von NRW, in dem es heißt:
1. Großbetriebe der Grundstoffindustrie und Unternehmen, die wegen ihrer monopolartigen Stellung besondere Bedeutung haben, sollen in Gemeineigentum überführt werden.'

Die KPD/ML meint dazu:
Die DKP-Kumpelpost verrät den Kampf der Hansa- und aller anderen Kumpel.

Warum? Weil solche Forderungen und 'Lösungen' so fortschrittlich klingen, in Wirklichkeit aber nichts zu tun haben mit dem Kampf um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen und mit dem Kampf für die endgültige Beseitigung dieser kapitalistischen Ordnung, in der der Arbeiter nur lebt, um das Kapital zu vermehren, wie Karl Marx es ausdrückt.
In der 'Kumpelpost' heißen wir Kommunisten 'Zuhälter für die Unternehmer und ihre Partei, die CDU/CSU'. Doch wir fordern euch, die Kollegen von der DKP und alle anderen auf, lieber sachlich und ehrlich zu entscheiden und zu prüfen, ob die RUTSCHE und die ROTE FAHNE (die sich übrigens in diesen Wochen ausführlicher mit den Meinungen und der Politik der DKP-Führer auseinandersetzt) nicht recht haben.

Die 'Kumpelpost' fordert die Verstaatlichung des Ruhrbergbaus. Aber nicht nur das. Sie verspricht uns das halbe Paradies, wenn wir in verstaatlichten Betrieben arbeiten: die Macht der Zechenherren wird zurückgedrängt. Schutz vor Krisen, sichere Arbeitsplätze und mehr Mitbestimmung.

Haben diese Herren eigentlich schon einmal die Kollegen vom - verstaatlichten - Saarbergbau gefragt, die z.B. kaum mehr als den Tariflohn bekommen, was sie davon halten? Oder die Kumpels der staatlichen Bergwerke in Spanien, Belgien und England (Großbritannien,d.Vf.), die wochen- und monatelang gestreikt haben oder gerade streiken? Oder die Arbeiter und Angestellten im Öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.), die sich in diesem Jahr mit 4% zufrieden geben sollen?

DER STAAT - EIN INSTRUMENT DER HERRSCHENDEN KLASSE

Die 'Kumpelpost' schreibt: 'Die geplanten Zechenstillegungen der Bergbaubosse müssen verhindert werden.'

Aber wie? Auf dem Weg der DKP-Führer? Auf dem Weg, die Regierung um Gesetze zu bitten, wo es doch gerade die SPD-Regierung selbst war, die dem Zechensterben ihren Segen gab und selbst am aktivsten in der RAG tätig ist?"

Ein Artikel befaßt sich mit dem Streik bei Hoesch (IGM-Bereich - vgl. 14.1.1972):"
'ABER EINS, DAS IST GEWISS, DASS OTTO BRENNER EIN VERRÄTER IST'
...
Das ist die entscheidende Frage: Für den Sozialismus oder für den Imperialismus? Wir sagen: Für die Arbeiter- und gegen die Kapitalistenklasse! Gegen den Kapitalismus - für den Arbeiter- und Bauernstaat!
Das haben auch viele Kollegen erkannt. Genau wie Hansa- und Minister-Kumpel vor einigen Jahren (vgl. **.**.1967,d.Vf.) sangen diesmal auch Hoesch-Kollegen das alte Kampflied der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus: die Internationale!"
=Rutsche 'Die Kumpel von Hansa haben uns in den letzten Jahren den richtigen Weg gezeigt' und Feierschichten,Dortmund o.J. (Jan. 1972) bzw. o.J. (Jan. 1972)

Februar 1972:
Die DKP Betriebsgruppe der Zeche Hansa Dortmund gibt vermutlich Anfang Februar ihre 'Informationen' (vgl. 15.1.1972, 14.2.1972) mit zwei Seiten DIN A 4 heraus:"
MIETWUCHER

Die 'Westfälische Wohnstätten AG' will für etwa 600 ihrer Wohnungen in Huckarde die Mieten bis zu 70% erhöhen. Je qm soll in Zukunft 1 DM pro Monat mehr bezahlt werden. Das aber ist MIETWUCHER! Auch wenn die Bosse der 'Westf. Wohnstätten AG' sich dabei eines Tricks bedienen, indem sie eine Heizung einbauen lassen. Die Kosten für die Anlage sind durch die höheren Mieten in etwa 3 bis 4 Jahren gedeckt. Zumal die Anlagen, die im Jungferntal bereits eingebaut wurden, von billigster Qualität sind und immer wieder Klagen hervorrufen. Was bleibt, sind die Wuchermieten. Und sie werden noch weiter steigen, wenn wir die Bosse daran nicht hindern.

EINE BODENLOSE SCHWEINEREI IST, daß jetzt obendrein auch noch den Rentnern und Witwen der Hausbrand genommen werden soll. So werden Kumpels und deren Witwen dafür, daß sie 40 Jahre auf dem Pütt ihre Gesundheit ruiniert haben, obendrein noch bestraft. Nur die Aktiven erhalten von der Zeche eine Abgeltungssumme für den Hausbrand. Die Witwen und Invaliden bekommen nichts. Sie müssen dagegen schon bei einer Wohnung von 52 qm 512,72 DM für Gas im Jahr an die VEW bezahlen. Außer der höheren Miete.

Wo bleibt da der Tarifvertrag?

Als die RAG gegründet wurde, versprach man uns gleichbleibende Mieten, Erhaltung der sozialen und tariflichen Rechte. Wie läßt sich das hiermit vereinbaren?

Dabei wurden diese Häuser schon 1956 mit Steuergroschen und Mitteln der Montan-Union gebaut. Durch unsere Mieten sind sie längst bezahlt! Wenn heute jemand seinam Nachbarn 50 DM klaut, wird er bestraft. Die 'Westf. Wohnstätten AG' aber zieht uns jeden Monat mehr als 50 DM zusätzlich aus der Tasche. Wer bestraft sie? KEINER. Im Gegenteil. Sie kann sich noch bei ihrem Raubzug - auf unsere Kosten - auf das von CDU/CSU-Regierung damals durchgepeitschte Lücke-Gesetz (vgl. S1.**.1965,d.Vf.) berufen.

Warum schafft die jetzige Bundesregierung dieses unsoziale Gesetz nicht ab? Warum verhindert sie nicht derartigen Mietwucher durch bessere Gesetze? Eine DKP-Fraktion im Bundestag würde mehr sagen und dazu andere Entwürfe einbringen. Nicht nur die RAG, sondern auch die Wohnungsgesellschaften müssen in Gemeineigentum überführt werden. Die Wohngesellschaften sind lange genug die 'weißen' und ergiebigsten Flöze der Unternehmer gewesen.

Im März soll eine Versammlung stattfinden, zu der auch Vertreter der 'Westf. Wohnstätten AG' eingeladen worden sind. Wir sind der Meinung, daß dort die Karten auf den Tisch gelegt werden müssen. Sollen die Herren nachweisen, und zwar mit Unterlagen, die von uns nachgeprüft werden können, wie hoch die Kosten für die Heizung sind und wann diese Kosten durch die höheren Mieten gedeckt sind!

Sollen sie doch einmal die Frage beantworten, was die Häuser 1956 gekostet haben und wieviel Miete wir inzwischen bezahlt haben."

Ein zweiter Artikel lautet:"
SPALTERLISTE

Seit einigen Tagen kursieren im Betrieb Unterschriftlisten für eine zweite Liste zur Betriebsratswahl (BRW - vgl. 18.4.1972,d.Vf.). Hinter dieser Liste steckt der sogenannte Bergarbeiterverband (BAV,d.Vf.).

Die Unterschriftensammler behaupten un, diese zweite Liste würde den Kumpels nutzen. Stimmt das?

Wir Kommunisten sind da anderer Meinung:

Zum ersten, weil jede Listenwahl das Ende der demokratischen Persönlichkeitswahl bei den Betriebsratswahlen bedeutet. Dabei hat jeder Kumpel soviel Stimmen, wie Betriebsräte gewählt werden. Und wem der eine oder andere Kandidaten nicht gefällt, der kreuzt ihn nicht an. Bei einer Listenwahl aber hat jeder nur noch eine Stimme.

Weiterhin zeigt die bisherige Erfahrung: Auf allen Zechen, auf denen in der Vergangenheit mit Listen gewählt wurde, verschlechterte sich die Arbeit der Betriebsräte. Das ist ja auch ganz natürlich. Der einheitlich auftretenden Werksleitung tritt ein gespaltener Betriebsrat entgegen. Das aber nutzt nur den Unternehmern und schadet uns Arbeitern und Angestellten.

Im Grunde genommen haben diese ganzen Listen nur ein Ziel: Sie schießen gegen unsere Einheitsgewerkschaft. Wir wollen nicht verhehlen, daß auch wir Kommunisten manche Kritik an Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären anzubringen haben. Wir gehen damit aber in die Gewerkschaftsversammlungen. Dorthin also, wo die Kritik hingehört. Jede Spalterliste aber schwächt die Gewerkschaft. Und wer die Gewerkschaft schwächt, stärkt die Unternehmer.

Deshalb:

KEINE UNTERSCHRIFT UNTER EINE SPALTERLISTE!"

Neben einem Bericht aus der 'UZ' über die Diätenerhöhung im Landtag von NRW (vgl. **.1.1972) findet sich noch ein dritter Artikel:"
WER BEZAHLT DIE FEIERSCHICHTEN?

Täglich liest man andere, meist widersprüchliche Meldungen darüber, wer denn nun eigentlich unseren Lohnausgleich für die Feierschichten (zwischen 21.1.1972 und 1.4.1972,d.Vf.) tragen soll: die Bundesanstalt für Arbeit (BfA,d.Vf.), die Landesregierung, der Bund oder sonstwer.

Im Grunde genommen sind wir diejenigen, die zahlen müssen. Entweder durch unsere Steuern oder durch unsere Beiträge bei der Bundesanstalt. Was bleibt, ist die Tatsache, daß die Bergbau-Unternehmer, trotz RAG, trotz Subventionen und dicken Finanzspritzen, wieder einmal bewiesen haben: Sie schaffen es nicht, unsere Arbeitsplätze sicher zu machen. - Sie kennen nur ihre Profite!

Die ganzen Finanzspritzen laufen doch darauf hinaus, daß die Verluste, die Unfähigkeit der Unternehmer, von der Allgemeinheit getragen werden. Wenn nachher Gewinne abfallen, dann verschwinden sie natürlich in den Taschen der Aktionäre.

Und das alles, obwohl in der Satzung der IG Bergbau und Energie und in der Verfassung von NRW, ausdrücklich die Überführung des Bergbaus in Gemeineigentum gefordert wird. Wenn das nicht geschieht, dann ist das verfassungswidrig! Das dürfte auch unserer sozialdemokratisch geführten Landesregierung bekannt sein."
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Mietwucher,Dortmund Feb. 1972

12.02.1972:
Die Nr.12 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 9.2.1972, 16.2.1972) erscheint. Eingegangen wird auch auf die Zeche Hansa Dortmund.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.12,Bochum 12.2.1972

14.02.1972:
Die DKP-Betriebsgruppe auf der Zeche Hansa Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche ein zweiseitiges Extra ihrer 'Informationen' (vgl. Feb. 1972, 28.2.1972) mit dem zentralen Text "Jetzt ratifizieren" heraus, wie er auch im IGM-Bereich bei Hoesch (vgl. dort) verbreitet wurde sowie mit dem bundesweiten Text "Die großen Vorteile der Verträge" (vgl. Feb. 1972).
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Extra Jetzt ratifizieren,Dortmund Feb. 1972

19.02.1972:
Die Nr.14 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 16.2.1972, 23.2.1972) erscheint. Eingegangen wird auch auf die Zeche Hansa Dortmund.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.14,Bochum 19.2.1972

28.02.1972:
Die DKP-Betriebsgruppe auf der Zeche Hansa Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche ihre 'Informationen' (vgl. 14.2.1972, 13.3.1972) mit 4 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Otto Tepel und mit folgendem Leitartikel heraus:"
ÜBER FRAGEN DER BETRIEBSRATSWAHL (BRW,d.Vf.), DER BEZAHLUNG DER 7 FEIERSCHICHTEN, DER RUHRKOHLE-AG (RAG,d.Vf.)

SPRACHEN WIR MIT 'HANSA'-KUMPEL. DIE MEINUNG VON HEINZ JÜRGELEIT, KANDIDAT ZUR BETRIEBSRATSWAHL, STIMMT MIT DEN MEISTEN AUSSAGEN DER KAMERADEN ÜBEREIN.

HIER EINIGE ANTWORTEN:

Was uns gegenwärtig mit Sorge erfüllt und was auf uns zukommt, verlangt eine Stärkung der Position der Arbeiter. Das ist nur möglich durch die gewerkschaftliche Einheitsliste. Jeder Betriebsrat dieser Liste kann einzeln ausgewählt werden und hat dazu die stärkste Organisation - die Gewerkschaft - im Rücken.

TEILE UND HERRSCHE....

das ist ein altbekanntes Rezept der Unternehmer. Wer, wie der sogenannte 'Bergarbeiterverband' (BAV,d.Vf.) aus Marl, die Belegschaft spalten will, dient eindeutig dem Prinzip der Unternehmerbosse.

In seinem ureigensten Interesse darf kein Kumpel diese 'Marler Spalter' unterstützen.

In einer Zeit, da die Macht der Konzerne immer drückender wird, haben die Betriebsratswahlen hervorragende Bedeutung. Es geht deshalb auch darum, gegenüber dem Kapital die Einheit die Belegschaft zu stärken!

Heinz JÜRGELEIT begrüßt es, daß auch drei türkische Kameraden auf der Gewerkschaftsliste stehen. Das ist richtig und ermöglicht eine bessere Vertretung unserer türkischen Kameraden.

Er wünscht sich mehr gewerkschaftliche Aktivität, mehr Teilnahme an den Versammlungen, damit alle Fragen auf den Tisch kommen und die Kraft der Belegschaft bewußt gestärkt wird."

Aufgerufen wird:"
Kollegen!

Keine Unterschrift unter die Spalterliste des sogenannten 'Bergarbeiterverbandes'.

Unterstützt die Einheitsliste der IGBE."

Dargestellt wird auch die:"
KLARE POSITION DER DKP
FÜR EUROPÄISCHE SICHERHEIT UND ZUSAMMENARBEIT

Nach zwei verheerenden Weltkriegen, nach 20 Jahren des kalten Krieges, der Hochrüstung und der Kriegsgefahr eröffnet sich heute vor den Völkern Europas die Möglichkeit, einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte zu beginnen.

Endlich kann Europa zu einem Faktor des Friedens, der Stabilität und der Verständigung in der Welt werden.

Die bisherigen Fortschritte kamen nicht von selbst. Sie sind das Ergebnis eines erbitterten Ringens zwischen den Kräften des Sozialismus, der Demokratie und des Friedens einerseits und den entspannungsfeindlichen Kreisen des Groß- und Rüstungskapitals andererseits.

VORSCHLÄGE FÜR GEMEINSAMES HANDELN, unterbreitete der Parteitag der DKP (vgl. 25.11.1971,d.Vf.), der westdeutschen Öffentlichkeit.

1. Rascher Abschluß der Ratifizierung der Verträge von Moskau und Warschau im Bundestag, Inkrafttreten und Verwirklichung dieser Verträge.

2. Umgehende Benennung der Vertreter der BRD, die gemeinsam mit den Beauftragten der übrigen interessierten Staaten in mehrseitigen Konsultationen über die Vorbereitung der gesamteuropäischen Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit eintreten, damit diese noch 1972 einberufen werden und stattfinden kann.

3. Herstellung gleichberechtigter Beziehungen entsprechend den Normen des Völkerrechts zwischen der BRD und der DDR als entscheidender Schritt zur weiteren Festigung der Sicherheit und zur Förderung der Entspannung in Europa. Aufnahme der DDR und der BRD als souveräne und selbständige Staaten in die UNO und ihre Unterorganisationen.

4. Verbindliche Erklärung der Bundesregierung, daß das faschistische Münchener Diktat von 1938 gegen die Tschechoslowakei von Anfang an ungültig war.

Es liegt im Interesse der arbeitenden Bevölkerung unseres Landes, daß die Gewerkschaften, daß Kommunisten, Sozialdemokraten und Christen ihre gemeinsamen Bemühungen für die europäische Sicherheitskonferenz 1972 verstärken. Dazu ruft der Parteivorstand der DKP alle zur gemeinsamen Tat auf."

Berichtet wird auch über die:"
BEZAHLUNG DER FEIERSCHICHTEN (vgl. 21.1.1972, 28.2.1*72)

Von den 7 sollen nur 5 bezahlt werden. Würde es dabei bleiben, ist der Willkür für künftige Feierschichten Tür und Tor geöffnet und wer sagt denn, daß es künftig keine Feierschichten mehr gibt?

Wie lächerlich das Geschwätz von 'Partnerschaft' und 'Gemeinschaft' zwischen Unternehmern und Arbeitern ist, wird auch hier sichtbar.

Wie man liest, sind alle gegen diese Entscheidung der 'Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit' (BfA,d.Vf.), aber wer, wenn nicht wir selbst erhebt die Forderung nach voller Bezahlung mit Nachdruck?

Wir zahlen seit Jahren die Gelder ein.

WIR FORDERN DIE VOLLE AUSZAHLUNG DER FEIERSCHICHTEN. Die Geldmittel sind vorhanden und dürfen nicht zweckentfremdet werden!

(Für welche arbeiterfeindlichen Zwecke Geld aus dieser Kasse ausgegeben wird, darüber berichten wir in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung.)"

Festgestellt wird auch:"
MIT DER RUHRKOHLE-AG WIRD POLITIK GEMACHT

Die Ruhrkohle-AG wendet sich an die 'lieben Mitarbeiter'. Fast alle bürgerlichen Zeitungen verbreiten Optimismus und Pessimismus, je nach Bedarf. 'Die Kassen sind leer', 'Die finanziellen Probleme sind beängstigend', 'Zu wenig Eigenkapital, zu viele Belastungen', stellt der Hauptvorstand der IGBE in einem Brief an Ministerpräsident Kühn (vgl. **.*.1972,d.Vf.) fest.

WER zu wenig Eigenkapital einbrachte, wird schon nicht mehr gesagt.

WER die Besitzer der Ruhrkohle-AG sind, verschweigen alle. Die alten wie neuen Besitzer sind vornehmlich die Stahlkonzerne. Den wertvollen Grundbesitz und die lukrativen Kraftwerke brachten sie nicht in die Ruhrkohle-AG ein.

Mehr noch, der Vertrag mit den Hüttenwerken auf Lieferung billiger Kokskohle ruiniert zudem die Zechen. RAG-Chef Kuhnke kommt ja aus dieser Sparte, wen wundert's?

Die RAG ist nur mit einem Kapital von 534,5 Millionen DM ausgestattet.

Dadurch ist eine Verschuldung bei den Banken unvermeidlich. Aber warum wurde nicht mehr Eigenkapital eingebracht? Offenbar wegen der einzigartigen Konstruktion der Ruhrkohle-AG. Bei Zahlungsunfähigkeit kann die von Bund und Land gegebene Bürgschaft in Anspruch genommen werden. WER DEN STAAT VERTRAGLICH MELKEN KANN, SCHONT DIE EIGENEN MITTEL.

Die Landesregierung nannte am 7.12.1971 folgende Verluste der RAG:
Geschäftsjahr 1969 200 Mio. DM
Geschäftsjahr 1970 475 Mio. DM
für Wasserverbände 69/70 200 Mio. DM

Mit diesen Bilanzverlusten hätte die RAG schon ihren Bankrott anmelden müssen, wenn nicht die Altgesellschaften auf 700 Mio. DM Einbringungsforderungen vorläufig, d.h. bis zur Besserung der Profitsituation verzichteten.

In Wirklichkeit gibt es 'verschleierte Profite'. Die RAG hat, wie aus verschiedenen Veröffentlichungen bekannt wurde, folgende 'verschleierte Profite' gezahlt:
Einbringungsforderungen getilgt 100 Mio. DM
übernommene Schulden abgezahlt 500 Mio. DM
Zinsen für 2,1 Mrd. DM Einbringungsforderung 6 Prozent 252 Mio. DM
852 Mio. DM

In den ersten beiden Jahren hat die RAG immerhin Profite in Form von Zinsen und Tilgungen in Höhe von 1 850 Mio. DM gezahlt.

Bezieht man diese Zahlungen auf das Eigen- oder Aktienkapital, so ergibt sich eine doch ausgezeichnete Profitrate (534,5 : 852).

Bekannt sind die Kohle- und Kokspreiserhöhungen. Bekannt ist, daß die Leistung pro Mann und Schicht von 8 Tonnen angepeilt wird.

Bekannt ist, daß 'Hansa' mit einer Leistung von 4 378 kg je Mann und Schicht den Höchststand seit Bestehen der Anlage jetzt erbrachte.

Wie die Zeitschrift 'Ruhrkohle' in der neuesten Ausgabe mitteilt, waren im 4.Quartal 1971 alle Förderergebnisse positiv!

Es gibt dazu nur die eine Konsequenz:

DER BERGBAU KANN NUR ERHALTEN WERDEN, WENN ER DER VERFÜGUNGSGEWALT DER MONOPOLE ENTZOGEN UND ENDLICH IN GEMEINEIGENTUM ÜBERFÜHRT WIRD!

Man tut so, als würde der Bergbau nur noch der Arbeiter wegen erhalten. Das ist auch die Begründung für Spritzen aus der Staatskasse.

Wahr ist: Ohne Kohle funktioniert die Wirtschaft nicht. Heute und übermorgen noch nicht. Die Preiserhöhungen und die Unsicherheitsfaktoren in der Mineralölindustrie schreien zum Himmel. Die Erkenntnis wächst, daß die ERHALTUNG DER KOHLEBASIS AN DER RUHR LEBENSWICHTIG sein kann."

Geworben wird für die 'UZ' und den Verlag Pläne, im letzten Artikel heißt es:"
IM MAI 1972 LÄUFT DER LOHNTARIF AUS

Das Gerede um die Verluste der RAG soll die zugeknöpften Taschen der Unternehmer rechtfertigen.

Die Lohnentwicklung ist im Bergbau gegenüber den Löhnen in anderen Berufen trotz der Schwere der Arbeit erheblich zurückgeblieben.

Das Statistische Jahrbuch des Landes NRW berichtet, daß nur fünf Berufsgruppen einen geringeren Wochenlohn als die Bergleute aufweisen.

Der Durchschnitt aller Industriearbeiter liegt pro Woche bei 266 DM, der der Bergarbeiter nur bei 247 DM.

Es ist an der Zeit, diese Fragen auf die Tagesordnung zu stellen, damit es rechtzeitig eine klare Position gibt.

Die bekannte Losung trifft auch heute zu:
LOHNVERZICHT RETTET DEN BERGBAU NICHT!"
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Über Fragen der Betriebsratswahl, Dortmund o.J. (1972)

März 1972:
Innerhalb der DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde wird von einem Mitglied vermutlich im März der folgende Text verfaßt, der uns als Wachsmatrizenabzug von drei Seiten DIN A4 vorlag:"
Entwurf: Arbeitsplan der Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde der DKP für das Jahr 1972/1973
...
Im Interesse einer kontinuierlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe der Grundeinheiten im Huckarder Bereich ist insbesondere der Betriebsgruppe Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.) und den Mitgliedern anderer Grundeinheiten, die in Huckarde wohnen, angeboten, an den Bildungsabenden der Partei und dem geselligen Leben der Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde teilzunehmen.
...
Es muß garantiert werden, daß alle Genossinnen und Genossen über die Partei ständig zum Besuch der Gewerkschaftsversammlungen angehalten werden. (Verantwortlich: Für den Bereich der IGBE: Gen. G.G.; für den Bereich der IGM: Gen. Z.Z.)

Als wichtigstes Hilfsmittel zur Aktivierung der Betriebsgruppenarbeit wird die regelmäßige Herausgabe der Betriebszeitung Hansa angesehen.

Unter personeller Beteiligung der Wohngebietsgruppe erfolgt die Verbreitung.

In der politisch-ideologischen und organisatorischen Vorbereitung der Betriebszeitungen stellt die Stadtteilgruppe alle Kräfte zur Verfügung. (Verantwortlich: Gen. G.G., Gen. A.A, Gen. X.X.)"
=DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde-X.X.:Entwurf: Arbeitsplan der Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde der DKP für das Jahr 1972/1973,o.O. (Dortmund) o.J. (1972)

März 1972:
Die SDAJ Dortmund der DKP (vgl. 6.3.1972) beschloß, noch diesen Monat eine Betriebsjugendzeitung auf der Zeche Hansa herauszugeben.
=SDAJ Dortmund:Arbeitsplan des Ortsverbandes Dortmund der SDAJ,o.O. (Dortmund) o.J. (1972),S.3

13.03.1972:
Die DKP-Betriebsgruppe auf der Zeche Hansa Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche ein zweiseitiges Extra ihrer 'Informationen' (vgl. 28.2.1972, 17.4.1972) als Telegramm mit zwei Seiten DIN A 4 heraus:"
EIN BETRIEB - EINE BELEGSCHAFT - EINE GEWERKSCHAFT - EINE LISTE ZUR BETRIEBSRATSWAHL (BRW,d.Vf.)!

DAS IST DER BEWÄHRTE GRUNDSATZ FÜR DIE KRAFT, DIE WIR IN DIESER ZEIT BRAUCHEN!

Er bewährte sich, als alles in Schutt und Asche lag. Das ist für die Zukunft so richtig, wie gestern und heute. Gegenüber den Zechenbesitzern wirkt nur die einheitliche Kraft überzeugend.

DESHALB NOCHMALS: WER SPALTET, SCHADET DER BELEGSCHAFT!

VERWEIGERT DEM 'MARLER BAV' (Bergarbeiterverband,d.Vf.), DEN ANONYMEN LEUTE DIE UNTERSCHRIFT ZUR SPALTERLISTE!

WER UNTERSCHRIEB UND SICH ALSO AUS WELCHEN GRÜNDEN AUCH IMMER IM IRRTUM BEFINDET, KANN UND SOLLTE JETZT SEINE UNTERSCHRIFT ZURÜCKZIEHEN!

NOCH IST ES ZEIT, SCHADEN AUCH FÜR DIE ZUKUNFT DES EINZELNEN KUMPEL ABZUWENDEN.

ZIEHT EURE UNTERSCHRIFT SPÄTESTENS FREITAG, 17. MÄRZ BEIM WAHLAUSSCHUSS ZURÜCK!

STATT ZERSPLITTERUNG - FÜR DIE BEWÄHRTE EINHEIT AUF HANSA!"

Auf der Rückseite wird der Aufruf des Parteivorstandes (PV) der DKP, "An alle die Frieden wollen: Strauß und Barzel dürfen nicht durchkommen! Jetzt gemeinsam die Ratifizierung der Verträge durchsetzen!" (vgl. 8.3.1972) veröffentlicht.
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Informationen Telegramm Ein Betrieb - eine Belegschaft,Dortmund o.J. (März 1972)

08.04.1972:
Die Nr.26 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 28.3.1972, 12.4.1972) berichtet u.a. über die Zeche Hansa Dortmund.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.26,Bochum 8.4.1972

17.04.1972:
Die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund gibt spätestens Anfang dieser Woche ihre 'Informationen' (vgl. 13.3.1972, 26.4.1972) mit 4 Seiten DIN A 4 und folgendem Leitartikel zu den Betriebsratswahlen (BRW) heraus:"
WÄHLEN HEISST AUSWÄHLEN!

Am 18., 19. und 20. April 1972 wählen wir unseren Betriebsrat. Es wird immer nur von der Wahl gesprochen, nicht aber darüber, wie die Betriebsräte arbeiten sollen.

Die Arbeit des Betriebsrates reicht von den vielen kleinen - aber wichtigen - Dingen des täglichen Betriebsablaufes bis zu seiner Haltung in Lohnfragen. Der Kampf des zukünftigen Betriebsrates muß sein:

DAMPF MACHEN FÜR DIE BEZAHLUNG DER FEIERSCHICHTEN UND DIE SICHERUNG DES LOHNES.

Dieser Kampf ist die entscheidende Voraussetzung zur Erhöhung des Lebensstandards.

Ein guter Betriebsrat muß für den Ausbau der Rechte im Betrieb eintreten aber auch ein entscheidendes Wort mitreden, wenn der Demokratie Gefahren drohen und der Frieden gesichert werden muß. Alles das erfordert:

ENTSCHLOSSENE KUMPEL IN DEN BETRIEBSRAT!

Ihr kennt die Kandidaten nur zum Teil, um so notwendiger ist es daher, sich von Kumpel zu Kumpel zu beraten. Sucht die Besten aus und kreuzt nicht einfach von oben herunter an. Die Reihenfolge sagt nichts über das Können des einzelnen Kandidaten aus. Auch in der Mitte und am Schluß der Liste stehen gute und bewährte Kollegen.

Wählen heißt auch hier - auswählen!!"

Festgestellt wird:"
MILLIONEN FÜR SS-FÜHRER UND KONZERNBOSSE

KEIN GELD FÜR FEIERSCHICHTEN!

Arbeiter und Angestellte wundern sich oft über die so perfekte Ausübung der Macht und der Gewerkschaftsfeindlichkeit in den Betrieben.

Beigebracht wird das den Bossen auf der sogenannten 'Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft'. An der Spitze dieser 'Akademie' steht der SS-Oberführer, Prof. Höhn. Ein von Himmler ausgezeichneter Mann. Mit ihm der direkte Vorgesetzte des Judenmörders Adolf Eichmann, Prof. Six. Zum Trägerkreis gehört auch der ehemalige Thyssen-Manager und heutige Rüstungsstaatssekretär Mommsen, wie andere Unternehmer.

Die Ausbildung ist von antigewerkschaftlicher Kampfhaltung geprägt. Die Erfahrung aus den Kasernen soll auf die Betriebe angewandt werden. Dafür spricht, was der gelehrige Schüler der SS-Führer, General Wolfgang Schall, schrieb.

'Armee und Industrie haben die Bestimmung, sich im Kampf zu bewähren. Großunternehmen lassen sich durchaus mit Armeekorps, mittlere Unternehmen mit Bataillonen vergleichen...'
Und diesen Laden finanzieren wir!

DIE NÜRNBERGER BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT (BfA,d.Vf.), DIE BEREITS ERWÄGT, DIE SÄTZE FÜR DIE ARBEITSLOSEN-VERSICHERUNG ANZUHEBEN - UND UNS DIE VOLLE BEZAHLUNG DER FEIERSCHICHTEN VERWEIGERT, - FINANZIERT DIESE OMINÖSEN UMSCHULUNGEN, DIE EINDEUTIG DEM KLASSENKAMPF VON OBEN VERPFLICHTET SIND.

Die Steuergelder, die für die Durchsetzung antidemokratischer Unternehmerpolitik eingesetzt werden, gehen jährlich in die Millionen! WIR sind für die volle Bezahlung der Feierschichten und Streichung der Gelder, die von uns mitaufgebracht und auch noch gegen uns verwandt werden."

Zum 1. Mai wird der Mai-Aufruf des PV der DKP (vgl. **.*.1972) sowie folgender Artikel abgedruckt:"
1. MAI - KAMPFTAG FÜR DIE RATIFIZIERUNG DER VERTRÄGE

Die Strauß und Barzel, die friedens- und entspannungsfeindlichen Rechtskreise trommeln gegen die Verträge von Moskau und Warschau (mit der SU bzw. Polen,d.Vf.), mobilisieren gegen ihre Ratifizierung. Eine entscheidende Wende zu dauerhaftem Frieden und gesamteuropäischer Zusammenarbeit soll verhindert werden.

Jetzt kommt es darauf an, für die Ratifizierung und Durchsetzung der Verträge von Moskau und Warschau, für Entspannung, Gewaltverzicht und Anerkennung der Unverletzbarkeit der bestehenden europäischen Grenzen zu kämpfen. Denn das ist die Voraussetzung dafür, daß wir alle endlich in Sicherheit und Frieden leben können."

In einem Kasten heißt es:"
DGB-Vorsitzender Vetter ruft vor 10 000 Bergbau-Funktionären in der Westfalenhalle (vgl. **.*.1972,d.Vf.) zur Ratifizierung der Verträge von Moskau und Warschau auf!

In Dortmund hat sich eine AKTION 100 000 gebildet (vgl. **.4.1972,d.Vf.), die es sich zum Ziel gesetzt hat, dem Bundeskanzler Willy Brandt zum 1. Mai 100 000 Unterschriften Dortmunder Bürger zu überreichen. Alle Betriebe sind im Besitz dieser Unterschriftenlisten.

HANSA-KUMPEL! Fordert sie vom Betriebsrat an! Unterschreibt diese Listen."

Auf der Rückseite befindet sich der zentrale DKP-Text "Darum geht es: Das sind die Verträge" (vgl. **.*.1972).
=DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen,Dortmund Apr. 1972

26.04.1972:
Auf der Zeche Hansa Dortmund gibt die DKP vermutlich heute ein zweiseitiges Extra ihrer 'Informationen' (vgl. 17.4.1972, Okt. 1972) mit einem für Dortmund zentralen Text (vgl. 26.4.1972) heraus.
=DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen Extra Verhindert den Sturz der Regierung Brandt-Scheel!,Dortmund o.J. (26.4.1972)

21.05.1972:
An der ersten nationalen Konferenz der der KPD-nahestehenden oppositionellen Gewerkschafter (vgl. 1.10.1972) nehmen, nach eigenen Angaben, über 100 Gewerkschafter aus 9 Gewerkschaften (CPK, IGM, IGBE, DruPa, BSE, ÖTV, DPG, DAG, GEW) und fast 50 Betrieben teil, u.a. von der Zeche Hansa Dortmund.
=Revolutionäre Gewerkschafts Opposition Nr.1,o.O. (Dortmund) o.J. (1972)

12.06.1972:
Anfang dieser Woche erscheinen bei Hoesch Dortmund eine 'Rote Westfalenwalze' (vgl. 22.5.1972, 20.6.1972) der KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppe Westfalenhütte und ein 'Rotes Schwungrad' der KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Phoenix (vgl. 27.4.1972, 20.6.1972) mit identischem Text:"...
Die Hansa Kumpel haben 1967 (IGBE-Bereich - vgl. **.**.1967,d.Vf.) richtig gerufen: 'Kühn und Schiller Zechenkiller.'"
=Die Rote Westfalenwalze Freispruch für Klaus Dillmann!,Dortmund o.J. (Juni 1972);
Das Rote Schwungrad Freispruch für Klaus Dillmann!,Dortmund o.J. (Juni 1972)


19.06.1972:
Laut KPD/ML-ZB haben ihre Ruhrbergbaubetriebsgruppen vor allen Zechen im Ruhrgebiet ein 'Extrablatt der RAG-Betriebsgruppen der KPD/ML' mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum, verteilt, welches den Aufruf des Landessekretariat (LSEK) der KPD/ML-ZB enthält:"
JETZT REICHTS!
URABSTIMMUNG UND STREIK!
WIR LASSEN UNS NICHTS VERBIETEN!

Kumpels!
KEINE KOHLE AUS DEM SCHACHT, KEINE KOHLE VON DER HALDE Das war und ist unsere Parole im Kampf zur Durchsetzung unserer Forderungen. Auch der IGBE-Vorsitzende Schmidt führte diese Parole im Mund. Bis gestern mittag!
Und jetzt?
IGBE-HAUPTVORSTAND SETZT URABSTIMMUNG AB!
Stattdessen sitzen sie mit den Herren der Regierung und der RAG hinter verschlossenen Türen und schlichten unsere Forderungen herunter. Das sind die Taten der IGBE-Führer. Sie wollen unter allen Umständen einen Streik auf den Zechen verhindern.

Zur gleichen Zeit werden in Bonn in fieberhafter Eile Gesetze durchgepeitscht (vgl. 22.6.1972,d.Vf.), die wie z.B. das Bundesgrenzschutz den bewaffneten Einsatz dieser Truppe gegen Streiks möglich machen (Lest dazu das ROTE FAHNE Extrablatt (vgl. 19.6.1972,d.Vf.) und unsere Dokumentation (vgl. Bergbau NRW - 24.5.1972,d.Vf.)!)

Verbot der Urabstimmung - Streikverbot - politische Schlichtung - Gesetze zur bewaffneten Niederschlagung von Streiks, diese Kette müssen wir durchbrechen! Wir machen diesen Herren einen Strich durch die Rechnung! Wir sind stark genug! Wir führen die Urabstimmung selber durch!
MORGEN URABSTIMMUNG TROTZ ALLEDEM!

So sieht der Stimmzettel aus:
Ich bin für Streik ja nein

SO WERDEN WIR MORGEN DIE URABSTIMMUNG DURCHFÜHREN.
DIE ANTWORT IST:
JA ZUM STREIK

Kumpels!
Diese Urabstimmung muß noch einmal den Beweis liefern: Wir sind bereit zum Streik!
Diese Urabstimmung ist der erste Schritt. Ist sie erfolgreich, so werden wir noch morgen mittag einen Sternmarsch nach Düsseldorf organisieren. Dort werden wir den IGBE-Führern bei ihrer politischen Schlichtung mit der Regierung und den Zechenherren das Ergebnis auf den Tisch knallen. Schluß mit der politischen Schlichtung! Wir wollen Geld und keine Almosen - keine Pfennige, sondern 7 DM pro Schicht!

Kumpels!
Jetzt kommt es auf jeden an! Gemeinsam werden wir siegen!
DIE SOLIDARITÄT DER BERGARBEITER IST STÄRKER ALS DER VERRAT DER IGBE-FÜHRER!

Die KPD/ML wird die Urabstimmung an folgenden Schachtanlagen durchführen: Minister Stein, Hansa, Hannover-Hannibal, General Blumenthal, Ewald, Westerholt, Holland und Prosper."

Ob das Flugblatt wirklich vor allen Zechen verteilt wurde ist zweifelhaft, zumindest dürfte dies aber geschehen sein bei den Zechen Prosper Bottrop, Hannover/Hannibal Bochum, Ewald Herten, Minister Stein/Hardenberg und Hansa Dortmund, General Blumenthal Recklinghausen, Westerholt Polsum und Holland Wattenscheid (heute Bochum).

Auf der Schachtanlage Minister Stein/Hardenberg Dortmund erscheint dieses Extrablatt unter dem Kopf der 'Rutsche'.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.42,Bochum 21.6.1972;
Extrablatt der RAG-Betriebsgruppe der KPD/ML Jetzt reicht's - Urabstimmung und Streik!,Bochum o.J. (19.6.1972)


04.07.1972:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppe vermutlich heute oder morgen eine Ausgabe ihrer 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 22.6.1972, 6.7.1972) heraus:"
NIEDER MIT DEM KOMPLOTT HARDERS-PFEIFFER!
...
Erinnern wir uns auch an die Hansa-Kumpel, die mit roten Fahnen gegen die Stillegung der Zeche auf die Straße gingen (IGBE-Bereich in Dortmund - vgl. 21.10.1967,d.Vf.). Die Zeche steht heute noch."
=Die Rote Westfalenwalze Nieder mit dem Komplott Harders-Pfeiffer!,Dortmund o.J. (Juli 1972)

August 1972:
Die KPD/ML-ZK gibt auf der Zeche Hansa Dortmund gibt erstmals ihre 'Schlag zu!' (vgl. Okt. 1972) mit dem Untertitel "Dem Klassenfeind die Faust ins Gesicht", mit 10 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von W. Oertel,
Bochum, heraus:"
FÜR ZWISCHENTARIFLICHEN LOHNKAMPF

Vor dem Abschluß der Tarifverhandlungen im Juni (vgl. 20.6.1972,d.Vf.) sagte es ein Kumpel klipp und klar: 'Wir müssen streiken. Die geben uns keinen Pfennig freiwillig. Früher gehörten wir zu den bestbezahlten Arbeitern. Ja, wir holen die Kohle aus dem Berg. Für wen? Für die Industriebosse. Die Arbeit ist eine Knochenmühle und mit unserem Lohn kommen wir kaum noch über die Runden. Die ganzen letzten Jahre sind wir übers Ohr gehauen worden.'

Inzwischen liegt er auf der Hand, der Beschiß. Ja, auch in diesem Jahr wurden wir Bergbaukumpel übers Ohr gehauen. Lumpige 7% kriegen wir jetzt 'mehr'. Seit der letzten Tarifrunde sind überall und für alles die Preise gestiegen. Wohnungsmiete, Lebensmittelpreise, Post usw. Wir wissen doch alle, daß die 7% durch die Preissteigerungen schon längst wieder aufgefressen sind. Jetzt kommen die Bonzen von der IGBE und wollen uns weismachen, wir hätten eine Lohn'erhöhung' bekommen. Das ist wirklich der Gipfel der Unverschämtheit. Man sieht also klar: Die Gewerkschaftsbonzen arbeiten für die Kapitalisten und nicht für uns. NIEDER MIT DEN IGBE-BONZEN! Kollegen, dieser Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 1. Juli 1973. das heißt bis dahin 'dürfen' wir nicht den Mund aufmachen und mehr Lohn fordern. So wollen es 'unsere' Gewerkschaftsvertreter. Obwohl sie jetzt schon genau wissen, daß durch die neue EWG-Agrarordnung (vgl. S1f*.1972,d.Vf.) die Lebensmittelpreise munter steigen werden, daß wir wieder 1 - 2% Preisanstieg allein durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer bekommen, daß die Krankenkassenbeiträge erhöht werden sollen, daß Zigaretten, Bier, Bahn, Post wieder teurer werden und daß jetzt schon eine Steuererhöhung beschlossen ist. Das alles wissen die IGBE-Bonzen ganz genau. Nieder mit den Bonzen der IGBE. Für ihre Arbeit werden 'unsere' Gewerkschafter ganz sicher von den RAG-Bossen oder dem Staat eine dicke Prämie bekommen, wie Arendt seinen Ministerposten. Sie haben auch wirklich gute Dienste geleistet für die Kapitalisten. AUCH VON DEN ARBEITERN WERDEN SIE BALD IHREN LOHN KRIEGEN, NÄMLICH EINEN TRITT IN DEN HINTERN.

Von diesen unverschämt niedrigen 7% bleibt den meisten kaum die Hälfte, weil übertarifliche Leistungen abgeschmolzen werden oder beim Gedingearbeiter einfach das Gedinge hochgesetzt wird. Kollegen, das nennt man klipp und klar Lohnraub. Auch das wissen die Bonzen der IGBE.

Kollegen, jetzt ist völlig klar, wie die Bonzen der IGBE arbeiten: den Kapitalisten machen sie den Geldsack voll und für uns haben sie dann die schönen Worte.

'Keine Tonne Kohle aus dem Schacht und kein Kilo von der Halde', tönte Schmidt im Juni (vgl. S2.6.1972,d.Vf.). Hintenrum aber wurden schon die Stahlwerke beliefert, falls wir streiken. Schmidt hat dann aus Angst schnell alles abgeblasen, keine Urabstimmung, kein Streik und hat uns schnell mit Figgens staatlicher Schlichtung die 7% reingewürgt.

Kein Wunder! Schmidt und Konsorten, Mroß, Meyer und Krämer von Dortmund sitzten ja am gleichen Aufsichtsratstisch der RAG mit Sohl von Thyssen, Harders von Hoesch, Overbeck von Mannesmann usw. zusammen. Und der ehemalige Hauer Mroß, der hat 'vergessen', wie wir leben. Er kassiert jetzt fette Aufsichtsratsgelder.

UND WIR? Wir müssen überlegen, ob wir unser Auto halten können. Unsere Frauen müssen mitschuften, auch wenn Kinder da sind. Viele sind verschuldet. Mancher sieht schon keinen Ausweg mehr. Ein Bergbaukumpel von Eving hat sich mit E 605 vergiftet (vgl. S2.*.1972,d.Vf.), weil er nicht verhungern wollte. Ein Kollege von der Westfalenhütte (IGM-Bereich - vgl. S2.*.1972,d.Vf.) hat sich neben dem Hochofen erhängt. Für ihren Profit gehen die Kapitalisten über Leichen. DIESEN KNOCHENSCHINDERN UND BLUTSAUGERN DIE FAUST INS GESICHT! Wir müssen den Kampf aufnehmen, einig und geschlossen. Die Stahl- und Kohlekönige zittern doch vor unserer Solidarität. Deshalb versuchen sie schon immer uns gegeneinander auszuspielen. Die deutschen Kumpel sollen ihre Wut an den ausländischen Kollegen auslassen, die Älteren an den Jungen. Und wenn's ums Spalten geht, greifen ihnen die Gewerkschaftsbonzen unter die Arme. So z.B. mit ihren neuen Lohnordnung. Die soll bezwecken, daß jeder möglichst feindselig auf den Lohnzettel seines Kollegen schielt.

Nein, so nicht! Unsere gemeinsame Wut müssen wir gemeinsam gegen die RAG- Bosse und ihre Helfershelfer in der Gewerkschaft richten. ZUSAMMENHALTEN das muß unsere Parole sein. Wie damals beim Hansa-Streik (vgl. S3.**.1967,d.Vf.), wo die große Solidarität den Kapitalisten eine solche Angst einjagte, daß sie ihren Stillegungsplan schnell verschwinden ließen. Angst vor unserem geschlossenen Kampf haben auch die Führer der D'K'P (DKP,d.Vf.), die ja letztes Jahr die spalterische und lohndrückende Lohnordnung lobten und ständig von Verstaatlichung und Mitbestimmung daherreden. Das kennen wir doch! Statt Kampf sagten sie: Stärkt den Gewerkschaftsführern den Rücken! Da können sie auch gleich sagen: Stärkt den RAG-Bossen den Rücken. WIR BRAUCHEN GEWERKSCHAFTEN, ABER NICHT SOLCHE! Gegen diesen Tarifverrat müssen sich Organisierte und Nichtorganisierte zusammenschließen und das erkämpfen, was wir brauchen. Nicht warten, bis Schmidt und Konsorten wieder leere Worte dreschen. Die Kollegen vom BV (Krupp/Bochum) (IGM-Bereich - vgl. 24.7.1972,d.Vf.) haben es richtig gemacht! Sie haben nicht gewartet bis zur Tarifrunde im Winter, sondern für 50 Pfg. in der Stunde gestreikt. Auch wir können nicht warten bis Juli 1973. Auch wir können durchs Kämpfen nichts verlieren, nur gewinnen!

KAMPF DEM SCHÄNDLICHEN TARIFVERRAT
KEINE LANGEN LAUFZEITEN
FÜR ZWISCHENTARIFLICHE LOHNKÄMPFE

ORGANISIERT EUCH IN DER ROTEN BETRIEBSGRUPPE HANSA DER KPD/ML"

In der Rubrik "Arbeiter berichten" heißt es:"
Neulich hat mir beim Verkauf des ROTEN MORGEN (RM,d.Vf.) die Frau eines Kumpel erzählt, was sie für ein Leben haben:

'Mein Mann ist erst 50. Vor Kohle kann er nicht mehr arbeiten, da haben sie ihm 'leichte' Arbeit über Tage gegeben. Wenn ich sehe, wie der sich jeden Morgen zur Arbeit schleppt, könnte man meinen, ich wäre mit meinem eigenen Opa verheiratet. Daran sind nur die Dreckskerle da oben schuld. Immer hat er für die gearbeitet. Da war er für die gut.

Mit seinem Staub ist es jedes Jahr schlimmer geworden. Wie oft ist er beim Arzt gewesen, aber jedesmal kriegt er gesagt, 'Es liegt kein nennenswerter Befund an Steinstaub vor. Sie sind arbeitsfähig.' Ich hab deshalb schon so oft zu ihm gesagt, er soll zu Hause bleiben. Er ist doch krank. Aber davon will er nichts wissen.

Diese falschen Ärzte sollen sich nur mal eine Nacht anhören, wie mein Mann röchelt. Das ist so, daß ich denke, gleich ist's aus mit ihm. Die Bettwäsche und sein Schlafanzug sind, kaum daß ich sie ihm frisch gemacht habe, wieder pitschnaß. Diese 'feinen' Herren sollen nur mal eine Nacht mitmachen und sich ansehen, wie er sich rumquält und sich nach so einer Nacht wieder zur Arbeit schleppt. Das sollen diese Knochenschinderknechte nur ein einziges Mal machen. Aber die wissen schon, warum sie sich nicht blicken lassen.

Vor ein paar Jahren bin ich auch noch arbeiten gegangen, aber das kann ich einfach nicht mehr. Sonst würde mein Mann noch schneller kaputt gehen. Wir wollten immer, daß die Kinder es nicht so haben und eine richtige Ausbildung machen. Aber das ist nicht drin. Die beiden ältesten sind jetzt auch auf der Zeche. Ohne die wüßte ich gar nicht, wie wir leben sollten.

Wenn ich einkaufen gehe, ist gleich ein Zwanzigmarkschein weg und was hat man: gerade mal Brot, Milch und Aufschnitt. Das reicht gerade mal für eine Mahlzeit bei dem Appetit, den die haben.

Mein Mann wird wohl bald aufhören müssen, weil er denen da oben nicht mehr genug bringt. Was dann? Rente kriegt er kaum, weil er ja 'kerngesund' ist. Eigentlich müßte ich dann wieder arbeiten gehen, aber dann ist keiner da, der ihn pflegt. Dann ist es noch schneller aus mit ihm. Die Schweine haben uns ganz schön reingelegt. Ich war schon auf den verschiedensten Stellen, bei der Gewerkschaft usw. Nirgends haben sie uns gehpolfen. Da hilft nur eins: Unsere Männer müssen sich zusammentun und wir Frauen müssen sie dabei fest unterstützen und gegen die Knochenschinder den Kampf aufnehmen!'

KOLLLEGE, SCHREIB AN DEINE BETRIEBSZEITUNG"

Gefragt wird:"
WAS WILL DIE KPD/ML?

1967 (vgl. S5.**.1967,d.Vf.) - Rote Fahnen in Dortmund! Über 10 000 Kollegen von Hansa, Pluto, Minister Stein, Hoesch demonstrieren unter roten Fahnen gegen das Zechensterben. Das Märchen vom ewig währenden Wirtschaftswunder war schon 1967 in alle Winde zerstoben. Das 'Wunder' hatte schon damals Tausenden von Kumpels nichts als den Rausschmiß gebracht. Da haben die Kumpels mit der roten Fahne die Faust erhoben gegen die Zechenkiller, gegen die Ausbeuterklasse. Die roten Fahnen sagten es allen: die deutsche revolutionäre Arbeiterbewegung lebt und marschiert vorwärts. Und seitdem wird es täglich klarer. Die Arbeiter spüren ihre Kräfte. Die 'Ruhe an der Heimatfront', die sich die Kapitalistenklasse so sehnlichst wünscht, ist längst nicht mehr gesichert. 1969 Riesendemonstrationen gegen die Notstandsgesetze (NSG - vgl. S5.5.1968,d.Vf.), im selben Jahr die Septemberstreiks, 1970 Metallerstreik, 1971 Streik von 300 000 Chemiearbeitern, Streik von 120 000 Metallarbeitern und Massenaussperrungen. Fast 100 000 Bauern marschierten nach Bonn (vgl. 27.2.1971,d.Vf.), um gegen die weitere Verschlechterung ihrer Lage durch die EWG-Beschlüsse zu demonstrieren.

Und dieses Jahr: rote Fahnen beim Marsch der 4 000 Hanomag-Arbeiter von Hannover (IGM-Bereich in Niedersachsen - vgl. 16.2.1972,d.Vf.), die auf die Straße fliegen sollen. Und wieder rote Fahnen in Dortmund am 1.Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, geführt von der KPD/ML unter der Hauptparole:

NIEDER MIT DEM WESTDEUTSCHEN IMPERIALISMUS

ES LEBE DIE DIKTATUR DES PROLETARIATS

Kollegen, die deutsche Arbeiterbewegung hat wieder ihre revolutionäre Partei, die die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten auf den Weg zur Revolution führt.

Nieder mit dem westdeutschen Imperialismus, sagen wir, nieder mit den Krupp, Thyssen und Co, mit den Schlotbaronen, die zwei Weltkriege angezettelt haben. In Friedenszeiten ist unser Arbeiterleben tägliche Schinderei, um leben zu können. Tägliche Sorge: Wie wird die Zukunft sein? Wie sieht's im Alter aus? Kriege ich morgen noch Arbeit oder liege ich auf der Straße? was, wenn ich krank werde? Was, wenn die Miete mal wieder erhöht wird und meine Familie rausfliegt? Das ist unser Leben in Friedenszeiten! In Kriegszeiten sollen wir dann gleich den Kopf hinhalten für ihre Profite. Unsere Söhne müssen Kanonenfutter spielen. So war es, und die Waffenschmiede Krupp produziert schon wieder eifrig Maschinengewehrläufe, Kurbelwellen für Panzer usw. Die SPD-Regierung tut alles, um die Großmachtträume der Krupp, Thyssen und Co. in die Tat umzusetzen. Man braucht bloß den Sozialhaushalt mit dem Rüstungshaushalt zu vergleichen.

Also: Nieder mit dem westdeutschen Imperialismus - es lebe die Diktatur des Proletariats. Das heißt, über diese Blutsauger muß die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten eine Diktatur ausüben. Man kann ihnen ihr blutiges Handwerk nur legen, wenn man sie mit Waffengewalt stürzt und sie unterdrückt. Dann erst kann es für die Masse des Volkes Demokratie und ein glückliches Leben geben. Dann hat das ungesicherte Leben, die Unterdrückung und Ausbeutung ein Ende, wie in der Volksrepublik China und in Albanien! Für dieses Ziel der Arbeiterklasse kämpfte schon die KPD Thälmanns. Unsere Partei führt ihren Kampf weiter, mutig und entschlossen zum Sieg. 1921 standen die Dortmunder Kommunisten mit der waffe in der Hand in vorderster Front gegen die Kapp-Putschisten. 1932 getraute sich kein Nazi in Uniform in Dortmunds Arbeitervierteln rumzulaufen! Dortmund wird wieder eine rote Bastion werden und dieses mal werden wir siegen.

ES LEBE DER KOMMUNISMUS

ERGEIFT DIE ROTE FAHNE PROLETEN DER HUNDERTJÄHRIGE KAMPF DER DEUTSCHEN ARBEITERBEWEGUNG WIRD JETZT ZU ENDE GEFÜHRT

Der Kampf wird zu Ende geführt, was für Schandtaten die Kapitalistenklasse und ihr Staat auch immer gegen uns aushecken. Ob sie mit Gesetzen, Polizei oder Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) gegen uns vorgehen - sie gehen ihrem Untergang entgegen. 1972 ist nicht mehr 1933. Die Massen setzen sich heute schon zur Wehr und die Kämpfe der nächsten Jahre werden alles bisherige in den Schatten stellen. Die Arbeiterklasse hat heute viele Verbündete in ihrem Kampf, die Bauern, die revolutionären Studenten im eigenen Land. Und in der ganzen Welt die unterdrückten Völker, die den bewaffneten Befreiungskampf gegen ihre imperialistischen Unterdrücker aufgenommen haben. Die englischen (britischen,d.Vf.) Kumpel und Docker, die französischen Kollegen kämpfen an unserer Seite. Der Vulkan unterm Hintern der Ausbeuterklasse brodelt gewaltig!

Auch die D'K'P (DKP,d.Vf.), die sie selbst unter dem Namen 'kommunistisch' ins Leben gerufen haben, kann sie nicht retten. Die D'K'P soll uns vom Klassenkampf abhalten. Das zeigen ihre Taten. 1969 haben sie die Ruhrarbeiter vom Marsch auf die Paläste der Gewerkschaftsbonzen abgehalten. 1971 haben sie den Kampf gegen die Fahrpreiserhöhung (vgl. 1.3.1971,d.Vf.) in ungefährliche Fahrwasser gelenkt durch Bittschriften an den Stadtrat. Ständig preisen sie uns Verstaatlichung und Mitbestimmung als Allheilmittel an!

Kollegen, ihr müßt Kommunisten von 'Kommunisten' unterscheiden lernen. Die rote Fahne der KPD/ML bedeutet nicht Mitbestimmung. Sie bedeutet, daß wir den Kampf Klasse gegen Klasse führen, wenn's um Lohn, Mieten, Fahrpreiserhöhungen oder um unsere rechte geht. Klasse gegen Klasse mit dem Ziel, die Ausbeuterklasse zu stürzen und unsere Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Kumpel von Hansa, reih dich ein in die Kampffront. Jeder Betrieb muß unsere Burg werden. Die Betriebszeitung soll deine Betriebszeitung sein, ein Kampfinstrument in deiner Hand.

MIT DER KLASSE - FÜR DIE KLASSE
VORWÄRTS MIT DER KPD/ML"

Zwischen den Abschnitten dieses Artikels erscheint auch noch das:"
AREITERLIED

Auf ihr Arbeiterbrüder
unsre Zeit ist gekommen
Rote Fahnen wehn wieder im Land
Laßt nicht länger euch knechten
seht jetzt selbst nach dem Rechten
nehmt das Schicksal jetzt selbst in die Hand

Unsre Arbeiterhände schaffen Reichtum und Wohlstanbd
doch wir werden ärmer dabei
Denn Fabrikherren raffen, was wir mühsam erschaffen
Darum sind wir bis heute nicht frei

Jagt zum Teufel die Herren
übernehmt die Fabriken
Und zerschlagt ihren Ausbeuterstaat
Seid selbst Herren im Hause
und errichtet die starke
Diktatur des Proletariats"

Aus dem 'Roten Morgen' (RM) Nr.16 (vgl. 14.8.1972) wird ein Artikel über Großbritannien übernommen. Angekündigt wird für Montag der Verkauf des 'Roten Morgen' sowie seiner Sondernummer 'Es lebe der Kommunismus'.

In einem weiteren Artikel heißt es:"
'ZYANID VOR EINEM JAHR AUF MÜLLKIPPE ENTDECKT

Die 2 500 Giftfässer, die im August letzten Jahres auf einer Schuttkippe in Bochum-Gerthe entdeckt worden sind und seither auf den Abtransport warten, sollen Mitte Oktober nördlich der Azoren im Atlantik versenkt werden. Die Abteilung Seeverkehr des Bundesverkehrsministeriums in Hamburg hat diese Sondergenehmigung jetzt zwei Spezialfirmen erteilt.' (WAZ)

IM KAPITALISMUS

2 500 Giftfässer sollen im Atlantik versenkt werden, trotz aller Warnungen, daß das Meeresleben dadurch zerstört wird. In ihrer Profitsucht verpesten die Kapitalisten Luft, Wasser und Erde. Das Volk, das die Folgen tragen muß, ist ihnen dabei völlig Wurst. Wie z.B. den Preussag-Kapitalisten in Nordenham (CPK-Bereich in Niedersachsen,d.Vf.), daß dort die Kühe auf den Wiesen an Bleivergiftung verrecken und die Existenzgrundlage der Bauern kaputt ist.

DAGEGEN IN DER VR CHINA

Der Grundsatz für Umweltschutz heißt: Schädliches in Nützliches verwandeln. Die Pekinger Petrochemische Hauptfabrik hat eine vorbildliche Abwässerreinigung angelegt. Schädliche Stoffe wie Erdöl, Soda und Schwefel werden in der Kläranlage in stickstoffhaltiges, gereinigtes Wasser verwandelt, das die Bauern zur Bewässerung ihrer Felder notwendig brauchen. In den Teichen dieser Abwässer gedeihen Goldfische und Enten. Die Bauern nennen die Abwässer 'fruchtbare Abwässer'."

In eigener Sache heißt es:"
Kollegen, die Betriebszeitung 'Schlag zu' kostet Geld. Deshalb verlangen wir für die nächsten Nummern einen Unkostenbeitrag von 10 Pfg. Die 1. Nummer verteilen wir als Freiexemplar. Die Betriebszeitung wird in der Regel montags alle 4 Wochen verteilt.

Kumpels von Hansa unterstützt eure Betriebszeitung!
Schreibt uns was euch gefällt
Kritisiert sie, macht Verbesserungsvorschläge
Berichtet über die Schweinereien, die vorkommen

An: Dortmund, Postlagerkarte"

Im Jugendteil der Roten Garde (RG) heißt es:"
Wenn ich vorher gewußt hätte, was es mit der Ausbildung der RAG wirklich auf sich hat, hätten die mich nicht reinlegen können. Schon mein Großvater hat auf der Zeche gearbeitet und auch mein Vater ist noch da, muß aber im Gedinge arbeiten. Auf die Zeche mußte ich wegen dem Geld.

In der Schule haben sie uns dauernd erzählt, daß die RAG viel für die Ausbildung von Lehrlingen tut, daß es auch verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten gibt.

Gerade bei meinem Vater habe ich gesehen, daß er gar keinen sicheren Arbeitsplatz hat. Zweimal ist er schon auf eine andere Zeche verlegt worden und jedesmal hat er weniger verdient und eine schlechtere Arbeit bekommen. Außerdem geht es mit seiner Gesundheit durch das Gedinge immer mehr bergab.

Deshalb dachte ich, wenn ich eine richtige Lehre als Betriebsschlosser mache, dann habe ich eine Ausbildung und eine gesicherte Zukunft. Die Aufnahmeprüfung war ganz leicht. Bei der ersten Zwischenprüfung fielen auf einmal eine ganze Menge durch. Von den meisten wußte ich, daß sie genauso gelernt hatten wie die, die nicht durchgefallen waren. Als denen dann von der Betriebsleitung Arbeit als Bergjungarbeiter angeboten wurde und einem ja nichts anderes übrig bleibt, als anzunehmen, da fing es bei mir an zu klingeln.

Ich fragte die etwas älteren, die schon ein paar Jahre als Bergjungarbeiter arbeiten und die sagten es: Erst werben die Bosse mit großen Versprechungen Lehrlinge an, wozu sie die Schulen auch noch einspannen und dann in den Zwischenprüfungen da sieben sie so viele raus, wie sie Bergarbeiter brauchen. Wer damit nicht einverstanden ist, kann gehen. Und warum? Weil ihnen ihr Geldsack nie voll genug ist. Deshalb brauchen sie junge und kräftige Leute. Deshalb brauchen sie 'durchgefallene Lehrlinge'. Deshalb brauchen sie die ausländischen Arbeiter. Aus denen können sie noch mehr rausholen als aus den älteren, abgeschafften, die können sie dann auf die Straße setzen.

JUNGARBEITER, LEHRLINGE, ARBEITER, DEUTSCHE ARBEITER, AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT"
=Schlag zu! Nr.1,Dortmund Aug. 1972;
Roter Morgen Nr.20 und Sdr.Nr.,Hamburg 9.10.1972 bzw. 11.4.1973


14.08.1972:
In Dortmund erscheint zum ersten Male von der KPD/ML-ZK die 'Stählerne Faust' (vgl. 3.10.1972) als Betriebszeitung für Hoesch, nachdem die bisherige 'Rotfront' durch die Abspaltung der Bolschewistischen Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML (RM) aufgegeben werden mußte. Einzelne Ausgaben der Zeitung werden später auch vor der Zeche Hansa (IGBE-Bereich) verteilt.
=Stählerne Faust Nr.1,Dortmund Aug. 1972

15.08.1972:
Innerhalb der DKP-Betriebsgruppe Hansa Dortmund wird der folgende Brief verfaßt, der uns als Schreibmaschinendurchschlag von einer Seite DIN A4 vorlag:"
Lieber Genosse!

Dir ist längst bekannt, daß noch in diesem Jahr ein neuer Bundestag gewählt wird (BTW - vgl. 19.11.1972,d.Vf.).

Unsere Partei nimmt an diesen Wahlen teil. Wir stellen überall Kandidaten auf, die das Vertrauen der Werktätigen rechtfertigen.

Wir nennen in dieser Wahlauseinandersetzung die Dinge beim Namen und entlarven die ganze Demagogie, mit der die Wahlkampfmaschinerie der CDU/CSU bereits auftritt, um ihre wirklichen Ziele zu vertuschen.

Wir können aus Erfahrung belegen, wie verhängnisvoll für unser Volk eine Orientierung der SPD-Führung auf Gemeinsamkeiten mit der äußersten Reaktion wäre.

Wir laden Dich hiermit recht herzlich zu unserer Mitgliederversammlung ein, in der wir über die durch die 4.Parteivorstandstagung (PV - vgl. 24.6.1972,d.Vf.) gegebene Begründung zur Teilnahme an den Wahlen beraten und unseren Beitrag in diesem Wahlkampf festlegen wollen.

Folgende Tagesordnung wird vorgeschlagen:

1. Auswertung der 4. Parteivorstandstagung und Führung des Wahlkampfes durch die Betriebsgruppe.

2. Erläuterung des Entwurfs eines Arbeitsplanes.

3. Diskussion zu beiden Punkten und Beschlußfassung.

WIR TREFFEN UNS AM SONNTAG, DEN 27.8.1972, UM 10 UHR IM LOKAL: RITTERKRUG, GEGENÜBER HANSA.

Wir hoffen sehr, daß Du Dich auf diesen Termin einstellst, damit wir unsere Meinungen und Erfahrungen austauschen können.

Die Versammlung soll spätestens gegen 12 Uhr 30 beendet sein."
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Lieber Genosse!,Dortmund 15.8.1972

16.08.1972:
Innerhalb der Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund erscheint das folgende, von einem Mitglied gezeichnete, Papier, das uns als Spiritcarbonabzug von zwei Seiten DIN A4 vorlag:"
VORSCHLAG ZUM AUFBAU DER KOMITEES: KAMPF DEM AUSLÄNDERGESETZ UND DER POLITISCHEN UNTERDRÜCKUNG

0.
Die Diskussion des Zirkels um die Bestimmung seiner kommenden Aufgaben muß als unerläßliche Bedingung jedes wirklichen Fortschritts dieser Diskussion die Praxis eines Grundschulungsprogramms aller Genossen sowie eine kontinuierliche AgitProparbeit in der fortschrittlichen Bewegung der Volksmassen einschließen.

Die Aktualität des Kampfes gegen die politische Unterdrückung wie auch die Entschlossenheit, mit der wir diesen Kampf zum Bestandteil unserer politischen Arbeit machen müssen, darf uns nicht von der richtigen Festlegung der zentralen Bedeutung der Programmdiskussion für uns abbringen. Dieser zentralen Bedeutung der Programmdiskussion muß der verstärkte Aufbau von KLASSENKAMPF UND PROGRAMM, der Aufbau von Schulungsgruppen und die Einrichtung von Studienschwerpunkten entsprechen.

Diese Aufgaben nimmt das vorliegende Initiativkollektiv für die Programmarbeit in die Hand. Alle Genossen sollten mit ihren inhaltlichen Beiträgen mit dafür sorgen, daß wir schon in kurzer Zeit Schulungskolls einrichten können und KLAPRO als Instrument der weiteren Programmdiskussion geschaffen ist.

Gegenüber dieser vordringlichen Aufgabe, ist die Konzeption unserer kommenden Arbeit in der fortschrittlichen Bewegung durch die Arbeit des vorläufigen AGITPROP-KOLL weiter konkretisiert.

1.
Die Diskussion des vorl. AgitProp Kolls prüft den Vorschlag, die AGITPROP-Arbeit mit dem Aufbau vorl. Komitees gegen das Ausländergesetz und die politische Unterdrückung aufzubauen und schlägt vor, diese Arbeit in den Stadtteilen, Betrieben und Hochschulen zu beginnen, wo der Zirkel eine kontinuierliche AGITPROP-Tätigkeit entwickeln könnte. Die Bestimmung dieser Schwerpunkte kann nur eine vorläufige sein, da nur wenige systematische Untersuchungen über die Stadtteile und Betriebe, ihre Sozialstruktur und die kommende Entwicklung vorliegen. Diese Untersuchungen müssen im Verlauf der Aufnahme der praktischen Arbeit in diesen bestimmten Gebieten angefertigt werden.

Grundsätzlich ging man davon aus, daß wir nur zwei Schwerpunkte unserer AGITPROP unter den werktätigen Massen aufbauen können, daß wir gegenwärtig eine besondere Jugendarbeit (z.B. in Berufsschule oder Lehrwerkstätten) nicht entwickeln können und daß angesichts der Vielzahl der studentischen Genossen und Sympathisanten unseres Zirkels im Rahmen der Schwerpunkte der AGIT-PROP-Arbeit unter der werktätigen Bevölkerung auch unter den fortschrittlichen Studenten eine kontinuierliche AGITPROP-Arbeit entwickelt werden sollte.

Ein weiteres Kriterium für die Festlegung der vorläufigen Schwerpunkte der AgitProparbeit war die krisenhafte Entwicklung der Branchen, die in Dortmund hauptsächlich das Geschehen bestimmen. Diese Branchen sind Kohle und Stahl (IGBE- bzw. IGM-Bereich,d.Vf.). Stahl durch die Konzentrations- und Rationalisierungsvorhaben von Hoesch und die Kohle durch die Konkurrenz auf dem Energiesektor, die Einheitsgesellschaft (RAG,d.Vf.), die bei Konflikten direkt mit dem Klassencharakter dieser Verstaatlichung konfrontiert. Deshalb sollte sich die Festlegung von zwei Stadtteilen/Betrieben auf Kohle und Stahl erstrecken. Vorgeschlagen wurde hierzu als erster Bereich Nordmarkt/Hoesch und Huckarde/Zeche Hansa, für die Hochschulen sollte mit dem Schwerpunkt PH an Uni und PH die Arbeit aufgenommen werden.

An den vier genannten Orten sollten sofort Voruntersuchungen mit dem Ziel begonnen werden, herauszufinden, mit welchen Kräften man dort die Auseinandersetzung beginnen muß um zur Gründung vorläufiger Komitees zum Kampf gegen das Ausländergesetz und die politische Unterdrückung zu kommen.

2.
Die politische Grundlage und das politische Instrument für den Aufbau vorläufiger Komitees an den genannten vier Orten ist die 'Erweiterte Plattform für den Kampf gegen das Ausländergesetz und die politische Unterdrückung'. Herauszustellen ist hier der exemplarische Charakter der Maßnahmen gegen fortschrittliche und kommunistische Ausländer und ihre Organisationen für die fortschrittliche und kommunistische Bewegung in Westdeutschland und Westberlin. Die Plattform sollte, verbunden mit einem weiteren Propagandatext, der diesen exemplarischen Charakter für die verschiedenen Bereiche herausstreicht, massenhaft verteilt werden in Form eines Aufrufs zur Gründung vorl. Komitees.

Zur konkreten Propaganda und Agitation zur Verschärfung der politischen Unterdrückung werden zur Zeit Materialien hergestellt.

Die Erfordernisse des Aufbaus der Komitees werden in den verschiedenen Bereichen je besonders sein. Nur der gleichzeitige Aufbau von vorläufigen Grundkollektiven in den verschiedenen Bereichen über ein Grundschulungsprogramm versetzt uns in die Lage, diesen besonderen Anforderungen entsprechend zu handeln.

Neben den minimalen politischen Grundlagen, die die Plattform für die Arbeit unter den Werktätigen und unter den Studenten nennt, nämlich den Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz, seinen exemplarischen Charakter für den Kampf gegen die gesamte kommunistische Bewegung und den Kampf gegen die revisionistischen und reformistischen Theorien vom 'kleineren Übel der SPD', müssen wir eine Klarheit darin erreichen, auf welche maximalen Ziele dieser Kampf hin orientiert werden muß.

Nach unserer bisherigen Einschätzung des Standes des Arbeiterbewegung und der jungen kommunistischen Bewegung in WD, muß das Ziel jeder Agitation und Propaganda sein, gegen die revisionistischen und reformistischen Theorien in der Arbeiterklasse, insbesondere gegen den offenen Revisionismus der DKP die Generallinie der Kommunisten, ihren konkreten Unterschied zu den modernen Revisionisten, d.h. ihr Gesicht erst einmal herauszuarbeiten. Keineswegs kann die Notwendigkeit des Aufbaus einer neuen marxistisch-leninistischen Partei einfach gegenüber der Arbeiterbewegung postuliert werden. Die Einsicht in diese Notwendigkeit durch beständige Arbeit in der fortschrittlichen Bewegung herzustellen und damit ein konkretes Verhältnis zwischen Arbeiterklasse und Kommunisten zu begründen, das muß das Hauptziel unserer AgitProp sein. Genausowenig wie der Kampf gegen den Imperialismus heute vom Kampf gegen den modernen Revisionismus zu trennen ist, können die Revis woanders entlarvt und zurückgewiesen werden, als im konkreten Kampf gegen die politische Unterdrückung und um die Tagesinteressen der Arbeiterklasse zur Verbesserung ihrer Lage. Unser Ziel muß hier sein, dazu beizutragen, die Zersplitterung der Kommunistischen Bewegung und den revisionistisch und reformistisch befangenen Charakter der Arbeiterbewegung durch eine gemeinsame Kampffront gegen imperialistische Unterdrückung und revisionistischen Verrat zu überwinden.

Wir müssen uns davon leiten lassen, daß die wichtigste Voraussetzung zur Schmiedung dieser Kampffront in der Herausarbeitung eines kommunistischen Programms liegt, das sich auf die historische und materialistische Analyse der westdeutschen Verhältnisse selbst gründet. Denn erst ein solches Programm, das unumstößlich am Ziel der proletarischen Revolution und den konkreten (Wort auf Matrize gelöscht,d.Vf.) der materialistischen Einschätzung der konkreten Verhältnisse selbst (ausgehend von der revolutionären Theorie, die die Erfahrungen der bisherigen kommunistischen Bewegung zusammenfaßt) festhält, kann den konkreten Weg zum Sturz des Imperialismus aufzeigen und zur scharfen Waffe gegen den modernen Revisionismus werden."

Auf dieses Papier wurde bereits in einem weiteren vom selben Mitglied gezeichneten Papier (vgl. 10.8.1972) hingewiesen.

Diskutiert wird vermutlich über dieses Papier u.a. im Hochschulgrundkollektiv der ML Dortmund (vgl. 18.8.1972).
=N.N. (ML Dortmund-X.):Sitzung vom 18.8.1972,o.O. (Dortmund) o.J. 18.8.1972, S.1;
ML Dortmund-X.:Vorschlag zum Aufbau der Komitees: Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung,o.O. (Dortmund) 16.8.1972;
ML Dortmund-X.:Diskussionspapier zur Organisation unserer weiteren Arbeit,o.O. (Dortmund) 10.8.1972,S.3


27.08.1972:
Die DKP-Betriebsgruppe Hansa Dortmund will um 10 Uhr im Lokal Ritterkrug, gegenüber Hansa, mit einer Mitgliederversammlung beginnen, zu der schriftlich eingeladen wurde (vgl. 15.8.1972).
=DKP-Betriebsgruppe Hansa:Lieber Genosse!,Dortmund 15.8.1972,S.1

04.09.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 12.10.1972) berichten vermutlich aus dieser Woche über "die Vorbereitenden Komitees gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung, die schon vor fünf Wochen in Huckarde bei der Zeche (Hansa - IGBE-Bereich,d.Vf.) und in der Nordstadt bei den Hoeschbetrieben (IGM-Bereich,d.Vf.) und an den Dortmunder Hochschulen gegründet wurden".
=Die Rote Front Nr.1,Dortmund Okt. 1972,S.4

04.09.1972:
Vermutlich Anfang dieser Woche gibt in Dortmund das Vorbereitende Komitee Huckarde Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung - Mitglied des Dortmunder Komitees 'Kampf dem reaktionären Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung' das folgende Flugblatt mit vier Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Reinhart Wagner, Postfach 89, Dortmund-Marten, heraus:"
AUFRUF ZUM KAMPF GEGEN DAS REAKTIONÄRE AUSLÄNDERGESETZ

IN ALLER STILLE EINSCHNEIDENDE GRUNDGESETZÄNDERUNGEN VORBEREITET!

Während alle Welt gebannt nach München blickt, während man sich in Bonn um Ostpolitik, Wahlkampfthemen und Rentenreform zankt, werden in aller Stille die Vorbereitungen für die Offensive gegen die Arbeiterklasse getroffen. Mit den Gesetzen zur 'inneren Sicherheit' (vgl. 22.6.1972,d.Vf.) schafft sich die herrschende Klasse Westdeutschlands neue Instrumente, die es ihr ermöglichen, alle Hemmungen gegenüber ihren sogenannten 'Grundrechten' fallen zu lassen, wenn es sich um die Niederhaltung demokratischer oder revolutionärer Bewegungen handelt. Dabei versucht sie heute, den wahren Charakter dieser Gesetze soweit wie möglich vor dem Volk zu verbergen.

Und sie haben auch allen Grund dazu: Wenn sie, in trauter Einheit von FDP/SPD und CDU/CSU, neue und verschärfte Unterdrückungsmaßnahmen vorbereiten und gleichzeitig ein Wahlkampf vor der Tür zu stehen hat, dann können sie dem Volk nicht sagen, was sie wirklich meinen. Nur wenn sie unter sich sind, lassen sie die Katze aus dem Sack. So zum Beispiel Herr Genscher (FDP,d.Vf.), Bundesinnenminister, der am 7.6.1972 in einer Bundestagssitzung unter anderem erklärte: 'Wir haben uns in den letzten Jahren in zunehmendem Maße auch mit den Sicherheitsproblemen auseinandergesetzt, die durch die Tätigkeit radikaler und zum Teil terroristischer Ausländerorganisationen im Bundesgebiet entstehen.' Worin jedoch, so muß man sich fragen, besteht die Radikalität und der Terrorismus, den Herr Genscher anprangert? Ist es radikal, wenn spanische Kollegen dagegen protestieren, daß sie mit fünf Menschen in einem kleinen Loch hausen müssen, wie es im Wohnheim der Opel-Werke in Bochum Laer der Fall ist? Der Kollege Jose Cumplido war einer derjenigen, die aufzeigten, daß nur die solidarische Kampffront aller Kollegen ihren Widerstand gegen diese unmenschlichen Existenzbedingungen Erfolg verleihen kann. Ohne Begründung wurde er daraufhin von Bochumer Polizeischergen auf der Straße verhaftet (IGM-Bereich - vgl. 26.4.1972,d.Vf.). Was ist mit ihm geschehen, wurde er den spanischen faschistischen Völkerknechten zugeschoben? Oder ist es vielleicht terroristisch, wenn spanische Arbeiter in ihrer Heimat für das Recht kämpfen, freie Gewerkschaften zu bilden, bzw. für einen Lohn demonstrieren, der ihnen gerade das Existenzminimum sichert? Bei solchen Gelegenheiten schießt die spanische Polizei einfach in die Menge hinein, wie z.B. am 1.Mai 1972 in Barcelona, wo sie acht Arbeiter tötete.

Als radikale und terroristische Minderheiten bezeichnet die sozialdemokratische Regierung also Organisationen, in denen hunderttausende von portugiesischen, spanischen, griechischen oder türkischen Antifaschisten arbeiten. Sie führen in ihren Heimatländern den Kampf für nationale Unabhängigkeit und Demokratie gegen die von den USA gestützten faschistischen Militärregime und in Westdeutschland kämpfen sie für menschenwürdige Existenzbedingungen und gleiche demokratische Grundrechte, gegen die Extraausbeutung durch die westdeutsche Kapitalistenklasse und gegen die Bespitzelung und Verfolgung durch deutsche Polizisten und Verfassungsschutzler.

Nach dem äußerst reaktionären Entwurf des Ausländergesetzes sollen ausländische Demokraten und fortschrittliche Arbeiter jederzeit bei sogenannter 'Gefährdung der auswärtigen Belange der Bundesrepublik' ausgewiesen werden. Wie das praktisch aussehen soll, hat der 'Friedenskanzler' Brandt bereits bei seiner Persienreise im März dieses Jahres (vgl. Iran - 5.3.1972,d.Vf.) sehr deutlich gezeigt. Als Gegenleistung für Öl an den westdeutschen Imperialismus hat Brandt die radikale Unterdrückung aller persischen oppositionellen Studenten in Westdeutschland und Westberlin angeboten.

Jede öffentliche Versammlung von Ausländern, an der mehr als drei Personen teilnehmen, soll genehmigungspflichtig werden und jederzeit auflösbar sein. Davon sollen in Zukunft auch deutsche Versammlungen nicht ausgeschlossen werden, wenn Ausländer anwesend sind und sei dies auch nur zufällig. Da liegen bereits die ersten Ansatzpunkte zur Ausdehnung des Gesetzes auf deutsche oppositionelle Organisationen.

Diese verschärften Unterdrückungsmaßnahmen stehen in einer Reihe mit den Notstandsgesetzen (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.), dem Westberliner Handgranatengesetz (vgl. 11.6.1970,d.Vf.), dem Bundesgrenzschutzgesetz (BGS - vgl. 22.6.1972,d.Vf.), der gesamten Aufrüstung von Polizei und Bundeswehr, dem reaktionären Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 19.1.1972,d.Vf.), und dem Berufsverbot (BV - vgl. 27.1.1972,d.Vf.) von Kommunisten und Demokraten im öffentlichen Dienst, die sich gegen die gegenwärtigen Maßnahmen des Staatsapparates wenden. Diese Gesetze dienen der Unterdrückung der kommunistischen und demokratischen Bewegung, die den Kampf gegen staatliche Unterdrückung führen und dient nicht zuletzt der erneuten Anwendung des KPD-Verbots.

VERSCHLIESSEN WIR NICHT DIE AUGEN VOR DER WIRKLICHKEIT!

Verschließen wir nicht die Augen vor der Wirklichkeit. Die aufgeführten, verabschiedeten Gesetze zeigen, daß das herrschende Finanzkapital nicht nur Vorbereitung zur Unterdrückung der ausländischen Kollegen trifft, sondern auch Maßnahmen ergreift, um ebenso gegen uns vorgehen zu können. Das wiedererstarkte Selbstbewußtsein der deutschen Arbeiterklasse und die immer stärker werdende Unzufriedenheit des Volkes mit dem politischen Geschehen zwingt die herrschende Klasse, Vorbereitungen zu treffen für die zwangsläufige Verschärfung der kommenden Klassenkämpfe. Die ständigen Preissteigerungen, die sich wiederholenden Absatzkrisen und die damit verbundene Kurzarbeit und Entlassungen haben gezeigt, daß die Zeit des Wirtschaftswunders vorbei ist. Daß der kapitalistische Krisenkurs, wie wir ihn bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts kennen, auch die Entwicklung der westdeutschen Wirtschaft immer stärker kennzeichnet.

Die Unzufriedenheit wächst aber auch aus der Erkenntnis, daß dieser Staat nicht den Interessen der Volksmassen dient, sondern ein Instrument des herrschenden Finanzkapitals zur Organisierung seiner Herrschaft und der Unterdrückung alles gegen diese Herrschaft gerichteten Widerstands ist. Neben den verabschiedeten volksfeindlichen Gesetzmaßnahmen wurde dies besonders deutlich durch die offensichtlich gewordenen Korruptionen, wie dem Abgeordnetenhandel zur Durchsetzung von Industrieinteressen oder zuletzt dem Skandal um Dorn, und Raffert und Co.

Gerade Kommunisten sind diejenigen, die den Zusammenhang von politischer Korruption und politischer Unterdrückung unermüdlich entlarven und dem Volke offenbaren.

Gerade deshalb richtet sich der gegenwärtig verschärfte Terror der Bourgeoisie und ihres Staatsapparates gegen die anwachsende kommunistische Bewegung. Aus eigener Erfahrung weiß die Bourgeoisie sehr gut, daß die Verschmelzung der kommunistischen mit der Arbeiterbewegung, erst die revolutionäre Idee in den Köpfen der Massen eine ernsthafte Gefahr für ihre Herrschaft darstellt. Daher geht es ihr heute darum, diese Verbindung von
kommunistischer und Arbeiterbewegung im Keime zu ersticken. So werden Betriebe, Gewerkschaften und Staatsapparat, Schulen und Hochschulen radikal von fortschrittlichen Menschen und Kommunisten gesäubert und das erneute Verbot der kommunistischen Organisationen beschleunigt vorbereitet. Trotz des offensichtlich reaktionären Charakters der Gesetze, trotz der ungeheuren Gefahr, die diese Maßnahmen der Verschärfung der politischen Unterdrückung für alle fortschrittlichen und demokratischen Kräfte in Westdeutschland bedeuten, ist sich der größte Teil der westdeutschen Arbeiterklasse gar nicht oder nur in sehr geringem Maße dieser Gefahr bewußt. So konnte und kann die SPD-Regierung diese Gesetze verabschieden lassen und weitere Maßnahmen vorbereiten, ohne auf einen nennenswerten Widerstand zu stoßen.

SCHLUSS MIT DER LÜGE VOM KLEINEREN ÜBEL DER SPD!

Ein wichtiger Grund für diesen Zustand liegt in der Tatsache, daß ein großer Teil der westdeutschen Arbeiterklasse und viele fortschrittliche Menschen die SPD als kleineres Übel ansehen gegenüber der CDU/CSU, wenn nicht gar als fortschrittliche Alternative. Klärt man sie über den Charakter und die weitreichenden Konsequenzen dieser Gesetze auf, stimmen viele spontan der Verurteilung dieser Unterdrückungsmaßnahmen zu. Nicht selten entgegnen sie jedoch genauso spontan, daß diese Gesetze im Grunde nur auf den äußeren Druck von Barzel, Strauß und Springer und Co. auf die SPD zustande gekommen sind, eben als Zugeständnisse an die Rechtskräfte, und daß die SPD selbst die Gesetze nie anwenden würde. Ursache dieses Dilemmas seien vielmehr die knappen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag und die kleine Koalition. Bei einer SPD-Alleinregierung sähe die ganze Sache schon viel besser aus.

Die Tatsachen sprechen jedoch eine andere Sprache. War es doch gerade der SPD-Innensenator Ruhnau, der in langwieriger Kleinarbeit die Innenministerkonferenz zum zentralen Instrument zur politischen Unterdrückung aufgebaut hat (Ende Januar 1972 (vgl. 28.1.1972,d.Vf.): bundeseinheitliches Fahndungskonzept der Elektronischen Datenverarbeitung; 28.4.1972: Erster Teil des einheitlichen Sicherheitsprogramms für die Bundesrepublik; 22.5.1972: Konzept zur Fahndung nach Terroristen; 8.6.1972: Programm der Verhinderung und Bekämpfung anarchistischer Gewaltverbrechen; 17.6.1972: endgültiges Sicherheitsprogramm für die Bundesrepublik, Vorlage der Gesetzesentwürfe der im Bundestag verabschiedeten vier Gesetze zur 'inneren Sicherheit'). Dies sind nur einige Beispiele sozialdemokratischer Praxis, nur einige Beispiele zum Verständnis der SPD-Führer nach 'mehr Demokratie' und 'demokratischem Sozialismus'. Daß es sich bei diesen Gesetzen eben nicht nur um Zugeständnisse oder bloße Absicht handelt, zeigt wohl deutlich die blutige Jagd nach Mitgliedern der Baader-Meinhof Gruppe (RAF,d.Vf.), in deren direktem oder indirektem Zusammenhang mehr als zehn Menschen von der Polizei ermordet wurden, sowie eine große Zahl von Festnahmen fortschrittlicher und revolutionärer Menschen, zum Zwecke der 'Erkennungsdienstlichen Behandlung' ((ED,d.Vf.) für Ruhnaus Verbrechercomputer). Daß es der SPD bis jetzt trotzdem immer wieder gelingt, ihre reaktionäre Politik zu verschleiern, liegt nicht zuletzt in der Rolle begründet, die die SPD in der deutschen Arbeiterbewegung einmal spielte und die es ihr immer noch ermöglicht, den Anschein einer Partei zu erwecken, die in erster Linie die Interessen der Arbeiter vertritt.

Nicht erst ihre Politik in der großen Koalition machte deutlich, welche Interessen sie vertritt. Bereits 1956 unterstützte sie das KPD-Verbot (vgl. 17.8.1956,d.Vf.). Unter ihrer Regie wurde die Konzertierte Aktion und ihr Einfluß in den Gewerkschaften dazu benutzt, die ökonomischen Kämpfe der Arbeiterklasse zu unterdrücken, um sich damit der westdeutschen Bourgeoisie als die Kraft anzubieten, die die Krise des westdeutschen Kapitalismus auf Kosten der Werktätigen überwindet. Es bedeutete, daß aufgrund des großen Einflusses der SPD in breiten Teilen der Bevölkerung, die sie trotz ihrer reaktionären Politik immer noch für besser halten als die CDU/CSU, gerade der Kampf gegen die geführt werden muß, die selbst vorgeben, gegen die politische Unterdrückung und das reaktionäre Ausländergesetz zu kämpfen, dies jedoch mit den 'linken' SPD-Führern, mit einer 'realistischen Fraktion' gemeinsam tun wollen. Sie unterstützen damit direkt die Demagogie der SPD-Führer und verhindern, daß viele fortschrittliche Menschen den wahren Charakter der SPD erkennen.

DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER: EINE KAMPFFRONT!

Ob Brandt, ob Barzel - der Stiefel, der uns tritt, ist der gleiche, er dient denselben Herren. Sie sagen 'einige ausländische Radikale und Terroristen', - sie meinen uns, sie meinen die gesamte Arbeiterklasse. Denn das Ausländergesetz ist die Generalprobe für die Unterdrückung der Arbeiterklasse, des ganzen werktätigen Volkes in Westdeutschland.

Diese Politik der westdeutschen Bourgeoisie ist Antwort auf die anwachsenden Befreiungsbewegungen der Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, auf die immer schärfer werdende Krise des gesamten imperialistischen Systems; sie ist Vorsorge gegenüber dem Wiedererwachen der westdeutschen Arbeiterklasse, dem erneuten Aufflammen des offenen Klassenkampfes in unserem Land; sie bildet den Beitrag der westdeutschen Konzernherren zur Rettung des verfaulenden imperialistischen Systems. Sie reiht sich damit ein in die internationale Organisierung der herrschenden Klassen. In allen Ländern der Erde, in denen noch nicht die breiten Volksmassen unter der Führung der Arbeiterklasse die Macht ergriffen haben, sind es ähnliche, meist noch grausamere Maßnahmen, mit denen die herrschende Klasse ihren unvermeidlichen Untergang herauszuzögern versucht: Sei es die Ermordung von demonstrierenden Studenten in den USA (vgl. 4.5.1972,d.Vf.), seien es die Foltermethoden in brasilianischen Gefängnissen, die Verhaftung tausender Patrioten in Spanien, die Todesurteile gegen revolutionäre Jugendliche in der Türkei, die in einer Reihe stehen mit der Verschärfung der politischen Unterdrückung bei uns in Westdeutschland, dem 10-Jahre-Urteil gegen Werner Hoppe (vgl. S4.**.197*,d.Vf.), der Ermordung von Petra Schelm (vgl. Hamburg - 15.7.1971,d.Vf.) und anderen.

Dieser Politik kann und muß die ganze Arbeiterklasse, muß das ganze werktätige Volk entschlossen gegenübertreten, müssen sie ihre eigenen Abwehrmaßnahmen treffen.

Wie kann das geschehen? Es ist unbedingt notwendig, daß alle Organisationen und Gruppen, die sich für die Interessen der Arbeiterklasse und der Volksmassen einsetzen, ungeachtet ihrer verschiedenen Taktiken eine Einheitsfront gegen die Ausländergesetze und die verschärfte politische Unterdrückung planen und organisieren. Wir werden hierzu die ersten Schritte vorbereiten und die Auseinandersetzungen zur Herstellung dieser Einheitsfront in Angriff nehmen.

Diesem Flugblatt werden eine Reihe von weiteren folgen, sowie Auszüge aus Gesetzestexten mit Kommentaren, aktuelle Informationen über Fälle von politischer Unterdrückung und den Widerstand dagegen. Wir werden dabei tiefer und in Einzelheiten den reaktionären Charakter der Gesetze erläutern, die Schritte zur Abwehr aufzeigen und den jeweiligen Stand unserer eigenen Bewegung darstellen.

An alle Arbeiter, Werktätige, Studenten, Schüler und Hausfrauen richtet sich dieser Aufruf. Setzt euch mit den Verteilern der Flugblätter in Verbindung.
Diskutiert mit ihnen! Berichtet ihnen von euren eigenen Erfahrungen von politischer Unterdrückung! Zeigt die katastrophalen Verhältnisse, unter denen unsere ausländischen Kollegen hier existieren müssen auf. Macht eure eigenen Vorschläge, werdet aktiv! Beteiligt Euch an der Initiative zur Gründung der Komitees - nur der gemeinsame Kampf schafft eine wirkliche Abwehrfront. Es nützt niemandem, wenn er heute dieser Sache aus dem Weg geht.

DEM ANGRIFF DER HERRSCHENDEN KLASSE MUSS DIE GESCHLOSSENHEIT DES VOLKES ENTGEGENSTEHEN!
ES LEBE DIE EINHEITSFRONT ALLER WERKTÄTIGEN!
ES LEBE DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT DER ARBEITERKLASSE!

Der nächste Verteilertermin ist genau eine Woche später um die gleiche Uhrzeit."

In einem Kasten erscheinen die Parolen:"
NIEDER MIT DEM WESTDEUTSCHEN IMPERIALISMUS!
TOD DEM FASCHISMUS IN DER TÜRKEI, GRIECHENLAND, SPANIEN, PERSIEN UND IM IRAK!
ES LEBE DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!"
=Vorbereitendes Komitee Huckarde:Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung:Aufruf zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz,Dortmund o.J. (Sept. 1972)

24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll. Die IGBE dokumentiert in ihrer 'Einheit' u.a. folgende Anträge:"
82. Ortsgruppen ... Huckarde-Mailoh ...
Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich beim Gesetzgeber dafür einzusetzen, daß die Bergmannsprämie auch während des Tarifurlaubs gezahlt wird.

Begründung:
Man sollte im Urlaub nicht schlechter gestellt sein als an den Arbeitstagen."

123. Bezirkskonferenz Ruhr-Mitte; Ortsgruppen Altenessen-Karlplatz; Altenessen-Nord; Werne-Vollmond; Kray-Bonifacius; Kray-Leithe; Kray-Leimgardt; Kray-Süd I; Winz-Baak; Bochum-Laer; Altendorf I; Linden-Mitte; Linden-Süd; Linden-Ostholz; Oberdahlhausen; Unterdahlhausen; Derne; Lanstrop; Lünen-Süd; Lütgendortmund-Süd-Ost; Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen; Lünen-Victoria; Jungferntal; Kirchlinde-Süd; Schalke I; Erle 2/3; Setterich; Kohlscheid; Neukirchen-Vluyn-Mitte; -West; Tönisberg; Kraftwerk STEAG; Neukirchen-Nord; Kapellen; Wanne 2 und 9; Rheinberg.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, in Verhandlungen mit dem Tarifpartner dafür Sorge zu tragen, daß für alle im Bergbau Beschäftigten die zwischen Wohnung und Arbeitsstätte anfallenden Fahrtkosten erstattet werden, und zwar in der Höhe, wie sie bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel anfallen.

Begründung:

Auf Grund der Rationalisierung im Ruhrbergbau werden für einen großen Bereich der dort Beschäftigten die Anfahrtswege erheblich verlängert. Dies gilt nicht nur für die von einer Stillegung unmittelbar Betroffenen.

125. Ortsgruppen Jungferntal; Kirchlinde-Süd; Marten-Hangeney; Eving-Ost; Eving-Nord-Ost; Eving-Fredenbaum; Obereving; Brechten; Lindenhorst; Eving-Nord, Dorstfeld-Oberndorf-West; Dorstfeld-Oberndorf-Süd; Dortmund-Süd-West; Versuchsgrube; Derne; Boy; Welheim; Johannestal; Bottrop-Ost; Eigen; Eschweiler-Wetterschacht; Alsdorf-Busch; Dürwiß; Eschweiler-Mitte; Herten 1; Röllinghausen; Eickel 1, 2 und 3; Horst 8/2; Buer 1/2 und 3; Horst 8/2; Buer 1/2; 1/8 und 9; 1/3 und 5; Buer 1/10; 1/4 und 6; Buer 1/7; Resse 3/1, 3/2-3; Atenbögge; Bergkamen-Mitte; Kamen; Wölfersheim; Hemmingstedt/Heide; Ebel/Welheimer Mark.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, daß die Kontengebühren für Lohn- und Gehaltsempfänger vom Unternehmen getragen werden.

Begründung:

Durch die bargeldlose Lohnzahlung haben die Arbeitgeber Kosten eingespart, so daß sie die Kosten der Kontroführung übernehmen sollten.

183. ... Marten-Hangeney, Ang.-Ortsgruppe Kokerei Hansa, ... Ortsgruppe Huckarde-Mailoh ...
Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, Tarifverhandlungen über eine Erhöhung der tariflichen Sozialzulagen aufzunehmen und mit dem Ziel, das Wohnungs- und das tarifliche Kindergeld zu erhöhen.

Begründung:
Die vorgenannten tariflichen Zulagen halten mit den laufenden Preis- und Mieterhöhungen nicht Schritt und müssen deshalb erhöht werden.
...
217. ... Huckarde-Mailoh ... Marten-Hangeney

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftkongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, bei Verhandlungen über den tariflichen Urlaubsanspruch nach Paragraph 114 Abs. 2 dahingehend zu forcieren, daß der Urlaub 30 Arbeitstage beträgt und teilbar ist.

Begründung:
Durch ständige Mechanisierung sind die Anforderungen an die Arbeitnehmer gestiegen. Die hohen physischen und psychischen Belastungen der im Bergbau Beschäftigten erfordern eine Verlängerung des Urlaubs, um Gesundheitsschäden vorzubeugen. Für die Forderung nach 2 Urlaubsperioden im Jahr sind die medizinischen und arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse heranzuziehen.
...
242. ... Huckarde-Mailoh, Marten-Hangeney, ... Jungferntal; Kirchlinde-Süd, Huckarde/Rahm ...
Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, Verhandlungen mit dem Unternehmerverband aufzunehmen und eine entsprechende Entschädigung in Geld für Hausbrand zu vereinbaren, wenn ein Hausbrandbezieher eine Wohnung bewohnt, die mit einer anderen Energie beheizt wird.

Begründung:
Zahlreiche Bergarbeiter oder Invaliden wohnen in Wohngebieten, die von einer Fernheizung mit Wärme versorgt werden. Sie haben jedoch nicht die Möglichkeit, wenn das Heizwerk mit anderer Energie gespeist wird, den Hausbrand an das Kraftwerk bzw. an den Energiebetrieb abzugeben.
...
251. Ortsgruppe Huckarde-Mailoh.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, daß der Beginn des Kohlejahres vom Oktober auf Mai verlegt wird. Außerdem sollte die Begrenzung der Kohlelieferung von etwa 3/5 im Winterhalbjahr endgültig wegfallen.

Begründung:
Viele Kollegen, besonders diejenigen, die ein Eigenheim oder eine Wohnung mit Zentralheizung bewohnen, kommen mit der begrenzten Menge von 3 Tonnen für das Winterhalbjahr nicht aus.

Würde der Beginn des Kohlejahres auf den Monat Mai vorverlegt werden, löst sich das Problem von selbst."
...
271. Ortsgruppen Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen; Kirchderne; Obereving; Huckarde-Mailoh; Eving-Ost; Eving-Nord-Ost; Fredenbaum; Brechten; Lindenhorst; Eving-Nord; Jungferntal; Kirchlinde-Süd.
Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, in Verhandlungen mit dem Unternehmerverband durchzusetzen, daß folgender Absatz in den ArbMTV eingefügt wird:
'Aus dringenden oder persönlichen familiären Gründen soll eine Beurlaubung in erforderlichem Umfange bis zu einigen Tagen erfolgen. Diese Beurlaubung wird nicht auf den Erholungsurlaub angerechnet.'

Begründung:
Es ist nicht einzusehen, daß der Arbeiter, dem überall Mündigkeit und Verantwortungsbewußtsein bescheinigt wird, nicht in der Lage sein soll (z.B. Umzüge, Hochzeit, plötzliches Erkranken der Ehefrau u.a.m.), sich der Arbeit fernzuhalten, ohne daß er Einkommensverluste hinnehmen muß. Bei anderen gesellschaftlichen Gruppen und in anderen Bereichen unserer Wirtschaft gehören derartige Regelungen längst zur Selbstverständlichkeit.

272. Ortsgruppen ... Huckarde-Mailoh ... .

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, dafür zu sorgen, daß die durch die BVOST vorgeschriebenen Silikoseuntersuchungen während der Arbeitszeit durchgeführt werden oder die dafür erforderliche Zeit wie Arbeitszeit, vergütet wird.

Begründung:
Die Anfahrtszeiten im Bergbau, insbesondere unter Tage, sind heute rund um die Uhr verteilt. Daher ist es kaum möglich, die Untersuchungen vor oder nach der Arbeitszeit vorzunehmen.

Die Folge davon ist, daß die Leute außerhalb ihrer Schichtzeit zur Untersuchung bestellt werden. Durch Stillegungen und damit verbundene Verlegungen müssen zahlreiche Leute umfangreiche Zeitaufwendungen aufbringen.
...
321. Ortsgruppen ... Huckarde-Mailoh.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand sollte sich dafür einsetzen, daß alle von der Bundesknappschaft zugelassenen Ärzte während ihres eigenen Urlaubs grundsätzlich von einem anderen Arzt in ihrer Praxis vertreten werden.

Begründung:
Die Wartezimmer der Knappschaftsärzte sind sehr überfüllt und würden im Vertretungsfall noch zusätzlich die Patienten des zu vertretenden Arztes fassen müssen. Weite Wege und sehr lange Wartezeiten wären die Folge. Würde dagegen die Vertretung in der Praxis des Hausarztes stattfinden, ginge alles seinen gewohnten Gang.

327. Ortsgruppen Huckarde-Rahm; ... .

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, Verhandlungen einzuleiten, mit dem Ziel, bei der Berechnung des Krankengeldes Tariflohnerhöhungen steigernd mitzuberechnen.

Begründung:
Immer wieder wird aus den Kreisen unserer Mitglieder die berechtigte Klage erhoben, daß es ungerecht ist, wenn Lohnerhöhungen, die auf Grund der Initiative und Verhandlungen der IGBE erzielt werden, erst nach Beendigung der Arbeitsunfähigkeit für sie wirksam werden. So kann es vorkommen, daß durch eine schicksalshafte Erkrankung, die ein Ausfeiern bis zum Ende der Berechtigungszeit erforderlich macht, der Versicherte ein um 15 bis 20% geringeren Einkommen hat als sein im Erwerbsleben stehender Kollege, der in der Zwischenzeit zwei oder drei Lohnerhöhungen zu verzeichnen hatte.

Da das Krankengeld als Lohnersatz anzusehen ist, ist es recht und billig, daß die RVO abgeändert und eine Bestimmung aufgenommen wird, Lohnerhöhungen zum Zeitpunkt ihres Wirksamwerdens prozentual auf das zu zahlende Krankengeld
aufzuschlagen.
...
348. Ortsgruppen Huckarde-Rahm; Westerfilde-Bodelschwingh.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, Verhandlungen mit dem Ziel einzuleiten, daß erkrankte versicherungspflichtige Beschäftigte, die - durch die Art ihrer Erkrankung bedingt - über die 78wöchige Berechtigungszeit hinaus arbeitsunfähig sind, die Rente wegen Erwerbsunfähigkeit bis zur Wiedererlangung der Erwerbstätigkeit erhalten.

Begründung:
Eine schicksalhafte Erkrankung ist in ihren Auwirkungen auf den Versicherten und seine Familie eine durch Unfall bedingten Arbeitsunfähigkeit gleichzusetzen.

Durch die Bestimmungen der RVO wird in jedem Fall unfallbedingter Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit nach Ablauf der 78 Wochen die Vollrente gewährt. Bei einer durch Krankheit verursachten Arbeitsunfähigkeit ist der Versicherte nach Ablauf der 78wöchigen Krankengeldberechtigungszeit auf die Leistungen nach dem Sozialhilfegesetz angewiesen.

Der Unterschied zwischen dieser Leistung und dem Krankengeld ist derart gravierend, daß der Betroffene und seine Familie sich wie von der Gesellschaft ausgestoßen vorkommen.

Diese Regelung ist für den Arbeitnehmer, der jahrelang seine Pflicht getan hat, unzumutbar und entspricht in keiner Weise den Vorstellungen, die man sich von einem sozialen Rechtsstaat macht.

360. ... Huckarde-Mailoh; Jungferntal; Kirchlinde-Süd ...

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, daß die im Zuge der mittelfristigen Finanzplanung im Jahre 1967 beschlossene Abschmelzung der Steigerungsbeträge in der knappschaftlichen Rentenversicherung wieder
rückgängig gemacht wird.

Begründung:
Die höheren Steigerungsbeträge, die bis Ende 1967 galten, waren beitragsgerecht; denn die knappschaftlich Versicherten haben zu allen Zeiten wesentlich höhere Beiträge gezahlt als die Versicherten der anderen Zweige der Rentenversicherung.

Sie waren auch sozialpolitisch gerechtfertigt, weil sie dem großen Berufs- und Gesundheitsrisiko des Bergmanns entsprachen.

375. Ortsgruppen Marten-Hangeney; Jungferntal; Kirchlinde-Süd.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, daß bei Rentenanträgen die Laufzeit bis zur Feststellung verkürzt wird.

Begründung:
Um eine wirtschaftliche Notlage zu vermeiden."

389. ... Huckarde-Mailoh, ... Kirchlinde-Süd, ...
Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, in Verbindung mit dem DGB einen gesetzlichen bezahlten Bildungsurlaub für alle Arbeitnehmer zu verwirklichen."

Innerhalb der DKP wird in einem Papier berichtet. Dokumentiert werden dabei u.a. folgende Anträge:"
181 Ortsgruppen ..., Huckarde-Rahm
ANTRAG:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, das tarifliche Wohnungsgeld den gestiegenen Mieten anzupassen. In Zukunft sollte das tarifliche Wohnungsgeld kontinuierlich den Lohnbewegungen angepaßt werden. Das Wohnungsgeld müßte 10% des höchsten Gedingerichtsatzes betragen.

BEGRÜNDUNG:
Als das Wohnungsgeld erstmalig eingeführt wurde, betrug es 2 DM je Schicht, und es ist in dieser Höhe stehengeblieben, obwohl sich seitdem die Mieten um mehr als verdoppelt haben. Wir halten eine erhebliche Anhebung des Wohnungsgeldes für dringend erforderlich.'"
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff;
N.N. (DKP):Der 10. IGBE-Kongreß in Hannover, 24./28.8.1972,o.O. o.J. (1972), S.1ff


25.09.1972:
Vermutlich in dieser Woche erscheint ein zweiseitiges Flugblatt der Vorbereitenden Komitees im Ruhrgebiet - Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung unter Verantwortung von Reinhart Wagner, Dortmund:"
KAMPF DEN REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZEN
...
Bauen wir in den Betrieben, Stadtteilen und Schulen gemeinsam mit den ausländischen Kollegen Komitees gegen die Ausländergesetze auf."
Bekannt wurden uns diese vorbereitenden Komitees im Ruhrgebiet bisher lediglich aus Dortmund, wo sie in Huckarde, in der Nordstadt und an den Hochschulen tätig sind.
=Vorbereitende Komitees im Ruhrgebiet Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung:Kampf den reaktionären Ausländergesetzen,Dortmund o.J. (1972)

25.09.1972:
Von den Ortsverbänden Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD herausgegeben erscheint die Broschüre "Freiheit für den Roten Punkt" zum Prozeß gegen Klaus Dillmann wegen der Fahrpreiskämpfe im März 1971 (vgl. 13.9.1972, 29.9.1972). Im Vorwort formulieren die Verfasser:"
Trotz dieser Abwürgungsmaßnahmen haben viele Kollegen von Hoesch, Minister Stein, Hansa und einigen Kleinbetrieben sich an der Blockade beteiligt. Etwa hundert Kollegen haben beispielsweise eines Morgens auf eigene Faust an der Dorstfelder Brücke für mehr als 3 Stunden sämtliche Bahnen gestoppt."
KPD/ML-ZB und KJVD Dortmund:Freiheit für den Roten Punkt,Dortmund 25.9.1972

Oktober 1972:
Die DKP Betriebsgruppe der Zeche Hansa Dortmund gibt vermutlich im Oktober ihre 'Informationen' (vgl. 26.4.1972, 1.11.1972) zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 19.11.1972) mit 8 Seiten DIN A 4 heraus:"
KOMMUNISTEN WIEDER IN DEN BUNDESTAG!!!

Es gibt viele überzeugende Gründe dafür, Kommunisten in den Bundestag zu wählen. Wir machen unsere Politik nicht vom grünen Tisch.

Wie bei keiner anderen Partei wurden Gewerkschaftsfunktionäre und Betriebsräte als Kandidaten aufgestellt.

Die DKP ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Arbeiterpartei.

Arbeiterpartei? Um diesen Namen bemüht sich keine andere Partei sonst. Sie fühlen sich auch nicht den Forderungen und Wünschen der Arbeiter und Angestellten verpflichtet.

KOMMUNISTEN SIND ÜBERZEUGTE DEMOKRATEN.

Etwa 80% unserer Bevölkerung leben von Lohn und Gehalt.

UM DIESE INTERESSEN GEHT ES!

Frieden und Sicherheit sind für uns keine leeren Worte.

RUNTER MIT DER RÜSTUNG!

Das ist eine der wichtigsten Forderungen. Sie wird, bitte prüft das, von KEINER anderen Partei erhoben.

Jeder Bergmann weiß: Man kann jede Mark nur einmal ausgeben. Jetzt wandert jede dritte D-Mark in die Rüstung!

Förderer der CDU/CSU sagen:

'Wir lösen die Probleme der Militärs. Wir spielen Krieg.'

Westdeutschlands Unternehmer produzieren erneut und ohne Scheu für den Ernstfall.

Deshalb mit der DKP:

KONTRA GROSSKAPITAL, FÜR SICHERHEIT, DEMOKRATIE UND SOZIALEN FORTSCHRITT!"

Der Student Hans Kluthe, 22 Jahre, Bundestagskandidat der DKP im Wahlkreis 115 äußert sich so:"
ARBEITER VON HEUTE SIND RENTNER VON MORGEN

LIEBE KOLLEGEN!

Kurz vor Auflösung des Parlaments gab es ein Thema, das die Bundestagsdebatte beherrschte, nämlich die Verabschiedung der Rentenreform (vgl. **.**.1972,d.Vf.). Jede Partei nahm dabei für sich in Anspruch, das meiste für die Rentner tun zu wollen.

Abgesehen davon, daß die beschlossenen Gesetze unzureichend sind, wurde ein Problem überhaupt nicht erwähnt:

DAS PROBLEM DER RENTENABSCHMELZUNG IM BERGBAU!

Im Jahr 1967 brachte die Regierung der großen Koalition durch das Finanzänderungsgesetz (vgl. **.**.1967,d.Vf.) rund 370 000 Altersrentnern der Bundesknappschaft eine enorme Verschlechterung ihrer Renten. Es wurde beschlossen, daß bei Berechnung der Renten für Bergarbeiter die persönliche Bemessungsgrundlage nicht mehr mit dem Steigerungssatz von 2,5%, sondern nur noch mit 2% je Versicherungsjahr vervielfältigt wird. Zynisch wurde damals behauptet, damit sollten die Renten der Bergarbeiter den anderen Renten angeglichen werden.

Was bedeutet das?

Während die allgemeine Rentenerhöhung von 1967 bis 1971 zwischen 5,5 und 8,3% lag, betrug sie bei Knappschaftsrentnern teilweise nur 0,43%. Sie lag immer erheblich unter der allgemeinen Rentenerhöhung. Daß diese Manipulation mit unseren Rentnern ungerechtfertigt ist, hat das Sozialgericht Dortmund in einem Urteil (vgl. **.**.19**,d.Vf.) festgelegt:

Da die Knappschaftsbeiträge erheblich über denen der übrigen Sozialversicherungen liegen, verstoße die sogenannte Abschmelzung der Renten gegen den Gleichheitsgrundsatz, Artikel 3 des Grundgesetzes (GG,d.Vf.). Da die Bergarbeiter sehr hohe Beiträge zahlen, haben sie auch einen Rechtsanspruch auf ihre Rente. Inzwischen ist der Rechtsstreit dem Bundesverfassungsgericht (BVG,d.Vf.) zugeleitet worden.

WIR KOMMUNISTEN STELLEN DAZU FEST:

Die CDU/CSU und der damalige Arbeits- und Sozialminister Hans Katzer haben die Knappschaftsrentner betrogen!

Der heutige Arbeitsminister und frühere IGBE-Vorsitzende Arendt hat nichts gegen dieses CDU/CSU-Gesetz unternommen.

Wir meinen, daß diese Ungerechtigkeit nicht geduldet werden darf!

ALLE KOLLEGEN SOLLTEN HIER AKTIV WERDEN, DENN DIE ARBEITER VON HEUTE SIND DIE RENTNER VON MORGEN!

Kollegen, fragt die Kandidaten der anderen Parteien konkret, was sie zu diesem Problem zu sagen haben. Wir Kommunisten stehen auf der Seite der Bergarbeiter und der Knappschaftsrentner. Wir meinen, damit die Probleme der Bevölkerung im Bundestag auf den Tisch kommen, deshalb müssen Kommunisten wieder in den Bundestag.

Glück auf!"

Aus der 'UZ' der DKP wird der Artikel "Skandal! Maulkorb für Arbeiter!" (vgl. **.**.1972) übernommen.

Neben den Bilder von Ludwig Erhard (CDU) und Karl Schiller (SPD) heißt es:"
MEIN NAME IST HASE... ...UND ICH WEISS AUCH NICHTS

Wir beide waren schon anno nazimal einer Meinung. Damals - als ich, Prof. Erhard - dem NS-Gauleiter Sauckel in Wirtschaftsfragen zu Diensten stand, und ich - Prof. Schiller, der SA und NSDAP beitrat, um Wirtschaftsfragen im Sinne der Nazis zu regeln.

Was uns eigentlich Unterschied, als wir nach dem Krieg der CDU einerseits und der SPD andererseits beitraten, schließlich dann zu verschiedenen Zeiten als Minister regierten, darüber ist viel gerätselt worden.

Des Rätsels Lösung ist, daß wir in zwei Parteien stets die gleiche Politik betrieben."

Auf zwei Seiten werden mit Bildern Kandidaten des DKP-Bezirks Ruhr-Westfalen vorgestellt:"
Sie bewähren sich Tag für Tag

Als Betriebsräte haben sie das Vertrauen ihrer Belegschaften !!

Sie kandidieren für die DKP

Interessenvertreter der Arbeiter!

Auf diese Männer ist Verlaß!!!

Kommunisten sind unbestechlich!

Im Betriebsrat wie im Bundestag"

Aus Dortmund sind dabei der Betriebsratsvorsitzende W. Schlierenkämper und der Betriebsrat Otto Meyerling.

In einem weiteren Artikel heißt es:"
WER DEN KONZERNEN NICHTS NIMMT, KANN DEN ARBEITERN NICHTS GEBEN!

'Die Ruhrkohle AG (RAG,d.Vf.) ist ein ganz armer Kumpel! Seine Taschen sind leer', weint Springers Presse.

Tatsache ist: Millionen wurden bei Stillegungen sinn- und planlos verpulvert.

GEWERKSCHAFTS-FORDERUNGEN

Bergarbeiter sollen nach 20jähriger Zugehörigkeit nicht mehr kündbar sein. Die Viertagewoche soll angepeilt werden.

Der Bergbau und die Energiewirtschaft sollen in Gemeineigentum überführt werden.

Arbeitszeitverkürzung soll es bei vollem Lohnausgleich geben. So sagten es die Delegierten des Gewerkschaftstages des IG Bergbau und Energie (IGBE - vgl. 24.9.1972,d.Vf.).

MIT WEM SOLLEN DIESE FORDERUNGEN DENN ERREICHT WERDEN?

Mit der CDU/CSU, der Partei der großen Konzerne?

Mit der FDP, die - wie kann es anders sein - Unternehmerpartei ist?

Mit der SPD, die die bestehende Ordnung als heilige Kuh betrachtet und aus- wie nachdrücklich auf die Änderung der Eigentumsstruktur verzichtet?

OHNE KOMMUNISTEN IM BUNDESTAG WERDEN DIESE FORDERUNGEN DER BERGARBEITER NICHT EINMAL ZUR SPRACHE KOMMEN!

Wer da anderes behaupten will soll sich fragen, warum das in allen Jahren zuvor nicht nur nicht geschah, nein die Gewerkschaftsforderungen wurden abgelehnt und hartnäckig bekämpft. Das ändert sich nicht von selbst.

Es kommt auf jeden Arbeiter an, seine Vertretung zu sichern.

Dazu besteht jetzt eine Möglichkeit.

STRAUSS - CDU/CSU UND NEONAZIS

Wer ein Kreuz hinter diese Kumpanei macht, wählt in der Tat gegen Frieden und Demokratie. Arbeiter bringen ihre Wünsche da nicht unter, wo der Neonazismus Blüten treibt.

Wir geben an dieser Stelle wieder, was Straussens Freunde in Köln schon vor zwei Jahren (vgl. **.**.1970,d.Vf.) schrieben:

'DIE MACHT ERZWINGEN, SO ODER SO...

Franz J. Strauß ist der kommende Mann. Er löst Adolf Hitler nicht ab, er ersetzt ihn auch nicht, er hat aber Führungsqualitäten... Die Bundeswehr soll eine national ausgerichtete Streitmacht werden. Das Offizierskorps wartet auf den starken Mann: F. J. Strauß! Die deutsche Jugend braucht sichere straffe Führung - mit Strauß an der Macht wird sie entsprechend hart national erzogen... Wir gehen in den aktiven Widerstand mit allen verfügbaren Mitteln, auch der Wirtschaft.

Strauß muß an die Macht. Wir müssen die Macht erzwingen, so oder so. Auch dann, wenn die Wahl nicht nach unseren Vorstellungen ausfällt.'

Deshalb: Stoppt Strauß und Barzel wählt DKP!

MIT DER DKP

Für Preis- und Mietstop!
Für Sicherung der Arbeitsplätze!
Für Mitbestimmung und demokratische Kontrolle!
Für demokratische Bildungsreform!
Für die Gleichberechtigung der Jugend und der Frauen!
Für steuerliche Entlastung des arbeitenden Volkes!
Runter mit den Rüstungskosten!
Mehr Rechte für die Werktätigen!

Deshalb sagen wir:
Wer die DKP stärkt,
wer sie unterstützt,
wer sie am 19. November wählt,

NÜTZT SICH SELBST UND UNSEREM LAND!"

Enthalten ist noch ein zentraler Text "DKP: Jugendarbeitsschutz verbessern!" (vgl. **.**.1972) sowie eine Seite mit drei kurzen Artikeln:"
EINE WAHL DER JUGEND?

Diese Bundestagswahl könnte eine Wahl der Jugend werden.

Zum erstenmal wird vom 18.Lebensjahr an gewählt. Im Vergleich zu 1969 gehen sechs neue Jahrgänge an die Wahlurne.

Johannes KLUTHE, Kandidat der DKP in unserem Wahlkreis, ist ein Kandidat der Jugend. Er selbst ist 22 Jahre jung.

Gemeinsam mit erfahrenen Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären bietet die DKP Kandidaten an, die sich in der Vertretung der Arbeiterinteressen bewährt haben.

Keine unsicheren Kantonisten in den Bundestag. WÄHLT KOMMUNISTEN, sie sind weder käuflich noch bestechlich!

GEWÄHLT VOR DER WAHL

Die Vertreter der großen Konzerne sind auf sicheren Listenplätzen der CDU/CSU untergebracht.

Sie gelten schon als gewählt, bevor die Wahl stattgefunden hat.

Schon die jetzige Fraktion der CDU/CSU war reichlich gespickt mit Konzernvertretern.

Die Anzahl ist jetzt bedeutend erhöht worden. Für die Finanzierung durch Millionen der Millionäre ist das natürlich kein Wunder.

Multimillionär und Überläufer von der FDP, von Kühlmann-Stumm, hat schon wieder einen sicheren Listenplatz bei der CDU.

Kühlmann-Stumm, das ist der Mann des Stumm-Konzerns, zu dem auch die Schachtanlagen Minister Achenbach (in Lünen,d.Vf.) gehörten!

DKP

Dein Kandidat
HANS KLUTHE
Er wohnt in Huckarde, er ist Dein Nachbar und der Mann, der Dein Vertrauen verdient!

ACHTUNG JUNGWÄHLER!
Wer zum erstenmal wählt, will seine Stimme nicht verschenken.

Wir sagen: Jede Stimme für die Partei der Bosse und der Aufrüstung, jede Stimme für die Feinde der Entspannung, der CDU/CSU ist verloren.

Nur wer den Konzernen etwas nimmt, kann den arbeitenden Menschen, kann der Jugend etwas geben."
=DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen Kommunisten wieder in den Bundestag!!!,Dortmund o.J. (1972)

Oktober 1972:
Auf der Zeche Hansa Dortmund gibt die KPD/ML-ZK vermutlich im Oktober eine Ausgabe ihrer 'Schlag zu' (vgl. Aug. 1972) heraus, die uns leider noch nicht vorlag.
In der Folge werden auf der Zeche Hansa mindestens zweimal Ausgaben der 'Stählernen Faust' für Hoesch (IGM-Bereich) verteilt, die sich mit dem Antifaschismus beschäftigen (vgl. 27.10.1972).
=Schlag zu Extrablatt,Dortmund 1972,S.1

01.10.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 3.10.1972) berichten:"
Am Sonntag, dem 1.10.1972 erschienen zur Sitzung des 'VORBEREITENDEN KOMITEES DORTMUND: Kampf dem reaktionären Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung', Vertreter der KPD/ML-Roter Morgen (KPD/ML-ZK,d.Vf.). Sie versuchten die Sitzung, in der Vertreter der Vorbereitenden Komitees HOESCHBETRIEBE/NORDSTADT, ZECHE HANSA/HUCKARDE, DORTMUNDER HOCHSCHULEN gemeinsam mit Vertretern der KPD/ML-Rote Fahne (KPD/ML-ZB,d.Vf.) und einigen fortschrittlichen Menschen ihre Erfahrungen der bisherigen Komiteearbeit zusammenfassen und sich auf die zentrale Demonstration vorbereiten wollten, in ein Tribunal gegen die ML DO zu verwandeln und damit die Komiteesitzung zu sprengen.

Unserem Angebot, die Polemik zwischen der KPD/ML-Roter Morgen und den ML DO zu einem anderen Termin und in einer anderen Form zu führen, wichen sie aus. Sie begannen damit, die von den ML DO und der PGH und dem AStA PH seit fünf Wochen an den Hochschulen, Betrieben und Stadtteilen aufgebaute Komiteearbeit als 'Spaltung der nationalen Aktionseinheit und Hausmachtpolitik der ML DO' zu diffamieren. Sie erklärten sich einfach ohne jede Klärung der gemeinsamen politischen Grundlage zum Mitglied des örtlichen Komitees und beantragten, den Ausschluß der ML DO aus dem Dortmunder Komitee."
=ML Dortmund:Erklärung der ML DO zum Vorgehen der KPD/ML-Roter Morgen im örtlichen Komitee Dortmund,Dortmund 3.10.1972,S.1

08.10.1972:
Die Dortmunder Demonstration gegen die Ausländergesetze wird, laut KJVD der KPD/ML-ZB von über 14 000 Personen aus der ganzen BRD besucht.
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund berichten (vgl. 12.10.1972):"
10 000 DEMONSTRIERTEN IN DER NORDSTADT GEGEN DIE REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZE
...
Das Dortmunder Komitee, das besonders die Kollegen der Zeche Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.) und der Hoesch-Betriebe in den letzten 4 Wochen durch zahlreiche Informationen und Aufrufe schon kennengelernt haben, marschierte gemeinsam mit den Komitees, die es in NRW gibt unter dem Transparent: KAMPF DEN REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZEN UND DER POLITISCHEN UNTERDRÜCKUNG!"
=Rote Fahne Nr.20 und 21,Bochum 4.10.1972 bzw. 20.10.1972,S.2f bzw. S.10ff;
Die Rote Front Nr.1, 2 und 4,Dortmund Okt. 1972, Okt. 1972 bzw. Dez. 1972,S. 1ff, S.5 bzw. S.3


12.10.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 12.10.1972) rufen auf:"
UNTERSTÜTZT DIE ARBEIT DER VORBEREITENDEN KOMITEES IN HUCKARDE UND IN DER NORDSTADT!

Nach dem machtvollen Auftakt der zentralen Demonstration zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (vgl. 8.10.1972,d.Vf.) lautet nun die Frage vieler Kollegen und Genossen, die an der Demonstration begeistert teilgenommen oder von ihr gehört haben: Wie geht der Kampf weiter?

Die Demonstration gibt uns eine wichtige Lehre dafür. Nur die Kampfeinheit aller fortschrittlichen Menschen richtet etwas aus gegen die reaktionären Maßnahmen der Bourgeoisie! Deshalb ist unbedingt nötig, daß die Vorbereitenden Komitees gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung, die schon vor fünf Wochen (vgl. 4.9.1972) in Huckarde bei der Zeche (Hansa - IGBE-Bereich,d.Vf.) und in der Nordstadt bei den Hoeschbetrieben (IGM-Bereich,d.Vf.) und an den Dortmunder Hochschulen gegründet wurden, noch mehr über die Maßnahmen gegen die ausländischen Kollegen berichtet und eine gemeinsame Kampffront gegen die Bourgeoisie aufbauen.

Bisher haben sich in diesen Komitees schon Genossen der Marxisten-Leninisten Dortmunds, der PGH (ESG-Projektbereich Gesamthochschule,d.Vf.), Mitglieder der GEW/AG, AStA PH Dortmund, Vertreter der KPD/ML Rote Fahne (KPD/ML-ZB,d.Vf.) und des KJVD mit etlichen ausländischen Arbeitern und Studenten zusammengeschlossen. Doch kann man keineswegs sagen, daß der Kampf schon breit geführt würde. Für viele ist die Notwendigkeit, den bedrohten ausländischen Kollegen beizustehen und mit ihnen gemeinsam etwas gegen die reaktionären Ausländergesetze zu tun, noch lange keine klare Sache.

Kollegen unterstützt die Arbeit der Vorbereitenden Komitees gegen die reaktionären Ausländergesetze! Schreibt ihnen über die Schweinereien, die mit den Ausländern immer wieder gemacht werden. Schreibt z.B. darüber, wenn 'illegale' ausländische Kollegen ohne Aufenthaltsgenehmigung von Subunternehmern dazu gepreßt werden, für die niedrigsten Löhne die schlimmste Sklavenarbeit zu verrichten.

Kollegen, wir sind eine Arbeiterklasse! Arbeitet mit in den Komitees unter der Losung: DEUTSCHE ARBEITER, AUSLÄNDISCHE ARBEITER: EINE KAMPFFRONT! Wendet euch an die Verteiler der Komitees in Huckarde bei der Zeche und in der Nordstadt bei der Hütte."
=Die Rote Front Nr.1,Dortmund Okt. 1972,S.4

17.10.1972:
Von einem Mitglied des örtlichen Dortmunder Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' wird der folgende Flugblattentwurf zu Opel Bochum (IGM-Bereich) vorgelegt, der uns als Schreibmaschinendurchschlag von drei Seiten DIN A4 vorlag und nicht angenommen worden zu sein scheint (vgl. 19.10.1972):"
Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum
...
Kommt zu den Veranstaltungen des Vorbereitenden Komitees gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung am
... für die Dortmunder Hochschulen
... für die Nordstadt
... für Huckarde.
Kampf dem reaktionären Ausländergesetz!
Kampf der politischen Unterdrückung!
Deutsche und ausländische Arbeiter und Studenten eine Kampffront!"
=Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung-X.:Entwurf: Flugblatt des örtlichen Komitees 'Kampf den reaktionären Ausländergesetzen und der politischen Unterdrückung' zum Kampf der Opel-Arbeiter in Bochum: Solidarität mit dem Kampf der Opel-Arbeiter,o.O. (Dortmund) 17.10.1972

30.10.1972:
In Dortmund gibt die KPD/ML-ZK vermutlich in dieser Woche ein Extra ihrer 'Stählernen Faust' (vgl. 27.10.1972, 20.11.1972), die normalerweise nur für Hoesch (IGM-Bereich) erscheint, diesmal auch mit für die Zeche Hansa heraus, in der sie von der Antifaaktion am 28.10.172 berichtet. Die Verantwortung für die zwei Seiten DIN A 4 übernimmt Brigitte Szrebin. Aufgerufen wird:"
Kommt zum Arbeitertreff im Haus Schlüter. Jeden Dienstag 19 Uhr Ecke Gronaustr./Heroldstr."
=Stählerne Faust Extra Antifaschisten die Faust geballt - gegen die braune Pest hilft nur Gewalt!,Dortmund o.J. (1972)

November 1972:
Auf der Zeche Hansa Dortmund berichtet die KPD/ML-ZK (vgl. **.12.1972) vermutlich aus dem November:"
NIEDER MIT DER BUNDESWEHR

Es passierte vor wenigen Tagen auf 'Minister Stein'. Die Kumpels trauten ihren Augen nicht. Krochen da plötzlich 24 Unteroffiziere in Schacht IV herum. Was wollten die Grauen auf der Zeche?
Die DAG-Betriebsgruppe hatte sie eingeladen! Und nicht genug damit, bekam Oberfeldwebel Groß auch noch einen Ehrenhäckel überreicht!
Geschenke für die, die unsere Jungs in den Kasernen durch den Dreck schleifen und sie auf den nächsten Krieg drillen!
Aber es glaube keiner, sowas gäbs nur bei der Angestelltengewerkschaft. Wenns drum geht, sich für die 'Verteidigung des Vaterlands' stark zu machen, sind die sauberen IGBE-Bonzen keinen Deut besser.
Karl-Heinz Zydek zum Beispiel, freigestellter Betriebsrat auf Prosper III/IV (in Bottrop,d.Vf.), macht nicht nur Werbung für das Militär, er sitzt sogar selbst im Musterungsausschuß des Kreiswehrersatzamtes! Diese Stiefelknechte sollen bloß nicht glauben, sie könnten mit solchen Sachen uns Arbeitern die Bundeswehr 'näherbringen'. Wir hassen diese Kapitalistenarmee wie eh und je. Und wenn wir eines Tages mit dem Gewehr in der Hand unsere Unterdrücker zum Teufel jagen, dann werden wir mit Sicherheit auch noch eine Kugel für das Bonzenpack bereithaben."
=Schlag zu Extrablatt Schluß mit den unbezahlten Überstunden!,Dortmund 1972, S.3

01.11.1972:
Die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund gibt vermutlich Anfang November eine Ausgabe ihrer 'Informationen' (vgl. Okt. 1972, Dez. 1973) zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 19.11.1972) mit 4 Seiten DIN A 4 und folgendem Leitartikel heraus:"
KUMPEL WÄHLEN KUMPEL - WÄHLEN DKP
DAMIT BERGARBEITER IN DEN BUNDESTAG KOMMEN!

Nur die DKP, keine andere Partei, setzte Bergarbeiter auf ihre Liste zur Wahl! Schon das ist Grund genug darüber nachzudenken, was man in Arbeiterfamilien wählt. Das Karussell der großen Versprechungen dreht sich wieder in hohem Tempo. Gedreht wird es von Demagogen, die wieder zur Futterkrippe drängen. Alles ist ihnen recht, was den Wähler von den ureigensten Interessen ablenken kann. Sicherer Frieden, mehr Demokratie und soziale Sicherheit versprechen jene abermals, die 20 Jahre lang nicht daran dachten, sondern gegenteilig handelt. CDU/CSU, FDP und SPD regierten allein und miteinander. Gemeinsam sind sie groß in Versprechungen, weil überzeugende Taten fehlen.

IM ERSTEN BUNDESTAG KÄMPFTEN KOMMUNISTEN FÜR FRIEDENSPOLITIK

Sie stellten Anträge gegen die Wiederaufrüstung. CDU/CSU, FDP und auch SPD stimmten dagegen. Und wären von 1950 bis jetzt mehr als 360 Milliarden DM für die unproduktive und gefährliche Rüstung erspart geblieben. Diese Milliarden belasten die Währung, diese Milliarden fehlen an allen Ecken und Enden. Allein Kommunisten kämpften gegen diese Politik des kalten Krieges. Sie wurden dafür auf Geheiß der CDU/CSU erneut verfolgt und zu Tausenden eingesperrt. Sie ließen sich nicht kaufen und beugten sich nicht der Gewalt, eben wegen ihres Gewissens, das den arbeitenden Menschen verpflichtet ist."

Eingegangen wird auch auf die:"
PRÜFSTEINE DES DGB FÜR PARTEIEN UND KANDIDATEN

Der DGB fragt: Was tun? und empfiehlt:
'Wahlrecht ist Wahlpflicht. Dazu gehört es auch, die übrigen Wähler über unsere Forderungen aufzuklären.
Deshalb:
Diskutiert am Arbeitsplatz, sprecht mit Euren Kollegen!
Schließt Euch den Wahlforderungen des DGB an!
Besucht die Wahlveranstaltungen!
Organisiert Podiumsdiskussionen mit den Kandidaten aller Parteien!
Sprecht deutsch mit den Kandidaten!'
Die größte Organisation der Arbeiter stellt Fragen von Bedeutung.
Die DKP und ihre Kandidaten stehen ohne WENN und ABER hinter diesen Gewerkschaftsforderungen und treten dafür ein.

PRÜFSTEIN NR.1: Paritätische Mitbestimmung
'Die Demokratie darf nicht länger vor den Werktoren und Verwaltungen enden. Wir werden es nicht länger hinnehmen, daß wenige Millionäre das Schicksal von Millionen Arbeitnehmern bestimmen...'
Nach unseren Vorstellungen ist diese Forderung längst überfällig. Sie ist nicht erfüllt, weil die bisherigen Parteien im Bundestag dazu keine Gesetze schafften. Die Unternehmer bestimmen heute noch, daß selbst Minister dieser Regierung NICHT im Betrieb sprechen dürfen. Minister Walter Arendt, ehemals Vorsitzender der IG Bergbau und Energie (IGBE,d.Vf.) (SPD), braucht sich doch nicht zu wundern. Was tat er als Minister denn für die Durchsetzung des Rechts, das den Unternehmern nicht mehr gestattet, zu bestimmen, was ihnen genehm ist und was nicht? Die Allmacht der Konzerne wird entsprechend den Gewerkschaftsforderungen auf die Tagesordnung gesetzt, wenn es Kommunisten im Bundestag tun können.

GEGEN DIE ALLMACHT DER KONZERNE - WÄHLT KOMMUNISTEN IN DEN BUNDESTAG!

PRÜFSTEIN NR.2: Die Reichen werden immer reicher 1945, so sagt der DGB: 'Die Arbeiter haben die zerstörten Betriebe wieder aufgebaut. Profitiert haben allein die Unternehmer. 1970 - Neunzig Prozent des Aktienkapitals sind im Besitz von nur 0,9 Prozent.'

DKP CONTRA GROSSKAPITAL!
Das war die Losung zur Gründung der DKP. Wir sagen: Wer den Konzernen nichts nimmt, kann den Arbeitern und Angestellten nichts geben. Die Kandidaten der DKP sind für die Erfüllung der DGB-Forderungen."

Im nächsten Artikel heißt es:"
DER GRUNDVERTRAG IST PARAPHIERT (vgl. **.**.197*,d.Vf.) -

NICHT AUF HALBEM WEGE STEHENBLEIBEN

Kommunisten im Bundestag garantieren: Der Grundvertrag zwischen der BRD und DDR wird ratifiziert und und mit Leben erfüllt. Zum Vorteil beider deutscher Staaten. Er wird nicht auf die lange Bank geschoben, nicht verschleppt und gegen seine Feinde, die CDU/CSU und das Rechtskartell in der Bundesrepublik verteidigt.
DER GRUNDVERTRAG - MIT KOMMUNISTEN ABGESCHLOSSEN - WIRD MIT KOMMUNISTEN IN DER BRD VERWIRKLICHT.
In der Präambel des Grundvertrages heißt es:
'...geleitet von dem Wunsch, zum Wohle der Menschen in beiden deutschen Staaten die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik zu schaffen, sind wie folgt übereingekommen...'
CDU/CSU spucken Gift und Galle gegen den Grundvertrag. Wer will daran zweifeln, daß zur Schaffung der genannten Voraussetzungen Kommunisten die bedeutsamste Hilfe im Parlament wären? Gegen eine Politik der Halbheiten, für die Nutzung aller Möglichkeiten wählt man am 19. November DKP!"

Ein weiterer Artikel betont:"
FAIRNESS IM WAHLKAMPF
HEISST GEFAHREN FÜR FRIDEN UND DEMOKRATIE NICHT UNTERSCHLAGEN

CSU-Strauß und der CDU-Kanzler Strauß: 'Jeder hängt von mir ab, der Kanzler werden will. Sie müssen alle fragen: Franz Josef, bist du einverstanden? Dann stelle ich meine Bedingungen für die Politik, die für das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts nötig ist und davon verstehe ich etwas. Wenn die Verflachung der Politik beginnt, kommt aus den bayrischen Bergen die Rettung.' (Aus Westf. Rundschau (WR,d.Vf.) vom 27.10.1970)

Strauß der 'Held des Führers' rühmt sich:
'Ich habe als Soldat durchs Fernrohr Dover gesehen und zwei Jahre später Stalingrad und ich habe nicht die Absicht, einen Fußbreit zu weichen'.
Bis Bonn wich er dann doch aus (die Red.), um von dort aus neue Tiraden loszuwerden, die er als seine Politik ausgibt. Er sagt weiter:
'Wir kämpfen, damit Deutschland nicht nach links umfunktioniert wird. Wir haben zwei Weltkriege verloren, aber nicht das Recht, als Nation anerkannt zu werden.' (Aus: Abendzeitung München vom 17.11.1970)
Er kämpfte schon immer nach 'links', gewann nie und Leute seines Schlages sollten nicht lauthals mehr von den 'Rechten der Nation' sprechen. Diese nachträgliche Rechtfertigung des verlorenen und und angezettelten 2. Weltkrieges wollen mit Strauß die Herren der heutigen Rüstungsindustrie, die auch im letzten Krieg Riesenprofite machten. Im Bündnis mit ihm stehen die Militärs, die damals wie heute auf die Karte der Gewalt setzen.

GEFAHREN KAMEN UND KOMMEN STETS VON RECHTS, gehen von der Großindustrie und ihren Beauftragten in der CDU/CSU aus.

Unbestritten ist, daß die Konzerne der Industrie und der Banken Hitler an die Macht brachten. Unbestritten ist, daß das, was die Konzerne wollten, letzlich zum Kriege führte. Heute sind die Konzerne in der BRD mächtiger als je zuvor. Heute finanzieren sie wieder ganz offen Parteien ihrer Wünsche - die CDU/CSU. Die Sowjetunion (SU,d.Vf.) ausradieren war EINST ihr Plan. Wohin das führte, ist jedem bekannt. Strauß: 'Wir leben in einem technischen Zeitalter, in dem die vereinigte Stärke unserer Bundesgenossen ausreicht, um das Reich der Sowjetunion von der Landkarte streichen zu können.' (Nürnberger Nachrichten vom 13.11.1956)

STRAUSS UND BARZEL, CSU/CDU DÜRFEN NICHT AN DIE MACHT!

Wer das wie wir will, spricht darüber und gewinnt seine Kollegen und deren Familien."

Hans Kluthe, Student und Bundestagskandidat aus Huckarde im Wahlkreis 115 schreibt:"
Wir fordern mit Ihnen MIET- UND PREISSTOP! Erneut planen die Besitzer der Zechenwohnungen Mieterhöhungen fär 68 454 Wohnungen. Dazu gehören die Wohnungen in Huckarde. Wehren Sie Sich mit uns dagegen. Wählt DKP!"

In den beiden letzten - vermutlich selbstverfaßten - Artikeln heißt es:"
ACHTUNG, JUNGWÄHLER!

Die DKP ist eine marxistische Arbeiterpartei. Unsere Partei lernt man in der Praxis kennen. Im Betrieb, in den Jugendvertretungen, bei Aktionen gegen den verbrecherischen Vietnamkrieg, für Frieden und Entspannung. Im Kampf gegen die Kräfte der Konzerne, der CDU/CSU und NPD. In vielen Stadtparlamenten bringen bereits Kommunisten die Interessen der arbeitenden Menschen und der Jugend zur Geltung. So muß es auch in Bonn werden. Darum Kommunisten in den Bundestag. Unser Kandidat Hans Kluthe ist insbesondere ein Kandidat der Jugend. Er ist 22 Jahre jung und verfügt schon über eigene Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit dem heutigen System. Er hat - und wirkt mit erfahrenen Kommunisten zusammen.
JUNGWÄHLER VERSCHENKEN KEINE STIMME. JUNGWÄHLER WÄHLEN HANS KLUTHE - DKP! Jungwähler können sich an ihn wenden und auch Auskunft darüber erhalten, wie man selbst in der DKP mitwirken kann.

GUTE GRÜNDE IN DER DKP MITZUWIRKEN - NACH DEM WAHLTAG!

Um Arbeiterinteressen geht es bei uns immer. Mit der Wahl am 19. November ist längst nicht gelöst, was Arbeiter und Angestellte wollen. Die Forderungen stehen auf der Tagesordnung und wollen durchgesetzt werden.

WERDE MITGLIED DER DKP,
arbeite mit in der Partei, die für Deine Interessen eintritt."
=DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen Kumpel wählen Kumpel,Dortmund o.J. (1972)

16.11.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 4.12.1972) berichten selbst:"
VERANSTALTUNG DER MARXISTEN-LENINISTEN ZUR BUNDESTAGSWAHL
...
Ein weiteres Kurzreferat behandelte die langfristigen Maßnahmen zur politischen Unterdrückung von den Kommunisten und breiten Volksteilen, wie sie in den letzten Monaten durch die verschiedenen Gesetze zur 'inneren Sicherheit' und besonders das Ausländergesetz vorbereitet und in vielen willkürlichen Polizeiaktionen bereits praktiziert wurden. Dagegen wird der Kampf geführt werden durch die Komitees an den Hochschulen, in Huckarde und in der Nordstadt, in denen sich alle fortschrittlichen Menschen organisieren sollen, die einen Beitrag zu diesem Kampf leisten wollen."
=Die Rote Front Nr.3, Extra Gegen Ausbeuterpolitik Für Arbeiterpolitik! und Nr.4,Dortmund Nov. 1972, Nov. 1972 bzw. Dez. 1972,S.6, S.1f bzw. S.4

Dezember 1972:
Ein Extrablatt der 'Schlag zu' - Betriebszeitung der KPD/ML-ZK für die Zeche Hansa Dortmund (vgl. 2.5.1973) erscheint, nachdem die letzte uns bekanntgewordene Ausgabe bei Hansa als Antifaausgabe der 'Stählernen Faust' von Hoesch (IGM-Bereich - vgl. 30.10.1972) erschien. Das Extrablatt erscheint mit sechs Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen:"
SCHLUSS MIT DEN UNBEZAHLTEN ÜBERSTUNDEN! VOLLE BEZAHLUNG DER WARTEZEITEN
LESERBRIEF

An alle Arbeiter und Angestellte, Zeche Hansa, Dortmund-Huckarde!
Wie kommt es, daß die Werksleitung, der Betriebsrat die Kumpels, die um 6 Uhr anfangen müssen, stundenlang bis zur Anfahrt warten lassen? Die Kumpels, die von Aplerbeck oder Sölderholz kommen, sitzen dann diese Stunden in der Kantine, verzehren ihr Geld noch und bekommen für manchmal drei oder vier Stunden Herumsitzen 2 DM. Es ist doch eine Sauerei von seiten der Verwaltung, daß man diesen Menschen die verlorene Zeit nicht wenigstens bezahlt. Und vor allen Dingen haben diese Menschen eine Wut im Bauch, weil sie sich schon vorher umgezogen haben in der Schwarzkaue, dann noch warten mußten und sich in der Weißkaue wieder umziehen mußten. Dies alles ist doch ein Verbrechen am Menschen! Und vor allem warten die Frauen zu Hause, haben das Essen fertig gemacht und die Ehemänner oder Jungs kommen erst drei oder vier Stunden später. Man muß doch den Kumpels die Zeit, die sie auf der Zeche verbringen bezahlen! Die Wartestunden müssen auf den Schichtlohn angerechnet werden. Für jede Wartestunde muß mindestens 6 DM bezahlt werden! Wir richten den Appell an die klassenkämpferischen Kollegen in der Gewerkschaft, an alle anderen Kollegen, sich für diese Forderung einzusetzen! Die unbezahlte Wartezeit muß abgeschafft werden! Das ist der Wille der Kumpels!"

Es folgen einige kurze Beiträge:"
WAHRE WORTE

'Schert euch hier weg, das ist Zechengelände', das bekommen unsere Verteiler immer wieder von den Pförtnern zu hören.

Die Kommunisten sollen weg. - Aber warum dürfen die Verteiler von der IGBE sich direkt vors Pförtnerhaus stellen? 'Weil Betrieb und Gewerkschaft zusammengehören', - so der Pförtner. Das sind wahre Worte. Warum sollen die Zechenherren auch Leute von ihren Toren wegjagen, die ihre Profite besser behüten als der beste Wachhund?"

"DURCHGEFALLEN

Er hat sich den Mund fusselig geredet und ist (mit unseren Steuergeldern) von Versammlung zu Versammlung gereist: Adolf Schmidt, IGBE-Vorsitzender und Bundestagsabgeordneter der SPD. Sein Ziel: ein Direktmandat für die SPD zu gewinnen! Aber Gewerkschaftsführer sind heute keine Wahllokomitven mehr. Kein Wunder. Um zu merken, daß sie das Blaue vom Himmel herunterlügen, genügt ein Blick ins Portemonnaie und die Erinnerung an die letzte Lohnrunde. So hat's auch Adolf nicht geschafft, sein Direktmandat zu bekommen. Aber wenn ihn auch die Arbeiter nicht wollten - das Kapital braucht ihn. Und darum ist er doch drin im Bundestag - über die Landesliste.

MORAL:
Wahlkreuze malen, das hat keinen Zweck! Damit kriegst du die Bonzen nicht weg! Ihnen macht nur eins den Garaus - Deine geballte Arbeiterfaust!"

"NACH DEN WAHLEN HEISST ES ZAHLEN!

'Bloß nicht Strauß und Barzel ranlassen, dann geht's uns an den Kragen', meinten viele und gaben ihre Stimme der SPD. Und kaum waren die Wahllokale dicht, ging's uns tatsächlich an den Kragen - aber nicht von Strauß (FJS - CSU,d.Vf.) und Barzel (CDU,d.Vf.), sondern von Brandt und seinen 'Realpolitikern'.
- Erhöhung der Preise bei der Bundesbahn
- Benzin wieder einen Pfennig teurer
- Bier teurer
- Erhöhung von Steurn oder wieder eine Spende für Krupp und Thyssen (Konjunkturzuschlag)
- Und nicht zuletzt: ein neuer Einfall Kriegsminister Lebers, wie er dem Volk das Geld für seine Kriegskasse aus der Tasche ziehen kann: 1 500 DM soll jetzt jeder zahlen, der nicht zum Militär geht.

Und hinter Leber stehen schon die andern, um wie die Geier über die Steuerbeute herzufallen. Mit ganz vorne die Zechenherren. Eine Milliarde wird ihnen wieder in den Rachen geworfen. DAS ist der 'Sozialismus' von Brandt und seiner Mannschaft: der Arbeiter zahlt - die Reichen kassieren!"
Ein weiterer Artikel lautet:
"KAMPF DEN ZECHENKILLERN

Die Zulieferer und Reparaturwerkstatt von Victor Ickern in Castrop-Rauxel wird dichtgemacht. 140 Arbeiter und Angestellte liegen auf der Straße. Und bald kommen die nächsten dran: 1973 sollen Scharnhorst (in Dortmund,d.Vf.) und Viktoria 1/2 (in Marl,d.Vf*) stillgelegt werden. 'Wir lassen den Bergbau nicht im Stich', hat Wirtschaftsminister Schmidt (SPD,d.Vf.) gesagt. Aber lang lang ist's her - nämlich kurz vor den Wahlen (BTW - vgl. 19.11.1972,d.Vf.) wars. Und Adolf Schmidt hatte groß erzählt: 'Wir haben sein Wort'. Jetzt ist auch er plötzlich still geworden. Genau wie die Verräter in den Betriebsräten. Kein Wort zum Beispiel vom Betriebsratsvorsitzenden Schurian von Gneisenau (in Dortmund,d.Vf.) zu den Stillegungsplänen. Stattdessen der große 'Erfolg': die Berufskleidung von 200 Kumpels wird jetzt auf der Zeche gewaschen. Wenn einer bald keine Berufskleidung mehr hat, weil er geflogen ist, dann hat er halt Pech gehabt.) Und die, die bleiben?
Für die haben die Zechenherren die Antreiberpeitsche parat: 9% mehr Kumpels mußten im letzten Vierteljahr Überschichten machen. Und immer noch ist's nicht genug. Noch schneller soll gearbeitet werden: von 40% auf 70% mehr soll mit den Maschinen gebracht werden.

Kumpels,
die Zechenkiller kennen kein Pardon.

Wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen, was kümmert's sie's. Sie sind da 'härtere' Sachen gewohnt. Aber eins bringt sie zum heulen, so wie damals den Kühn: wenn die Kumpels die Brocken hinschmeißen, und mit den roten Fahnen des Klassenkampfes in den Kampf treten. Nehmen wir den Kampf wieder auf!"

Berichtet wird auch von der Zeche Minister Stein Dortmund (vgl. Nov. 1972).

Aus der "WAZ' vom 22.11.1972 wird zitiert und kommentiert:"
'BEI KOHLE: MEHR BEFÖRDERT ALS GEFÖRDERT

Zum WAZ-Gastkommentar von Dr. Kuhnke (WAZ v. 3.11.1972): Ohne Zweifel befindet sich der westdeutsche Steinkohlenbergbau in einer tiefen Krise und das besonders nach der Gründung der Ruhrkohle-AG. Paten dieser Gesellschaft waren auf der Seite der Altgesellschaften clevere Manager, welche nur den Vorteil für ihren Arbeitgeber suchten, auf der Seite des neugeborenen Kindes 'Ruhrkohle AG' aber nur Bürokraten und Funktionäre von den Wirtschaftsministerien und der Gewerkschaft. Bei soviel Geburtshelfern mußte das Kind natürlich mit Geburts- und Erbschäden zur Welt kommen.

Der westdeutsche Bergbau mit einer Leistung von etwa 4 Tonnen pro Mann und Schicht, hat die höchste Leistung in Europa, hat aber auch die schlechteste Ertragslage. Das muß doch zu denken geben. Vielleicht vergleicht Herr Dr. Kuhnke das Mißverhältnis zwischen produktiven und unproduktiven Arbeitskräften in der von ihm geführten Gesellschaft. Das Ergebnis wird niederschmetternd sein. Es wurden Verwaltungen aufgebaut mit einem Personalaufwand, wie sie weltweite Konzerne nicht besitzen. Auf den Schachtanlagen wurde mehr befördert als gefördert. Direktoren und Inspektoren, ganz zu schweigen von Betriebsführern und Obersteigern, sprossen hervor, wie die Pilze nach einer feuchtwarmen Herbstnacht, ist das etwa Rationalisierung, wenn auf einer Schachtanlage zwei Pförtner (Schwerbeschädigte) eingespart werden, dafür aber der schon vorher überbelegten Betriebsführung ein Betriebsführer und ein Obersteiger neu zugeteilt werden?

Buer P. Wosnitzka'

UNSERE MEINUNG:

Wir haben diesen Brief an die WAZ hier abgedruckt, weil wir meinen, daß der Kollege völlig recht hat: die Zechenbarone brauchen immer mehr Antreiber und immer mehr Aufpasser. Nur ist das natürlich kein Planungsfehler der Herren von der RAG. Sie wissen ganz gut, warum sie soviel 'befördern': Um die Kumpels, die nicht auf die Straße gesetzt werden, noch mehr anzutreiben; um sich selber vor der Wut der Kumpels zu schützen. Das Ganze zeigt aber auch: die Zechenherren rationalisieren nicht, weil sie selber schon am Hungertuch nagen, wie es uns die Führer der D'K'P (DKP,d.Vf.) immer einreden wollen. Sie haben Geld genug, bloß eben nicht für uns Kumpels. Alle, die uns erzählen wollen, Kampf auf dem Pütt hat keinen Sinn, weil man aus leeren Taschen nichts herausholen kann, wollen nur eins: verhindern, daß wir mal in diese 'leeren Taschen' hineingreifen.

UND ZWAR DESHALB:
'GEWERKSCHAFTSFÜHRER GLEICH GROSSVERDIENER

Jahreseinkünfte aus Aufsichtsratsmandaten
W. Hesselbach, Chef der BfG 114 200 DM
Otto Brenner, verst. Chef der IGM 109 900 DM
Heinz Dürrbeck, Vorstandsmitglied der IGM 68 000 DM
Adolf Schmidt, Vors. der IG Bergbau u. Energie 57 000 DM
H. O. Vetter, Vors. des DGB 35 000 DM
Alfons Lappas, Vorstandsmitglied des DGB 30 400 DM
Karl Buschmann, Vors. der IG Textil 25 000 DM
Dabei ist zu bedenken, daß diese Herrschaften mehrere Aufsichtsratsmandate innehaben können.
(Alle Arbeitsdirektoren in diesem Bereich sind DGB-Mitglieder; über 90% der 'Arbeitnehmervertreter' im Aufsichtsrat ebenfalls.)

Jahreseinkünfte von Arbeitsdirektoren
Aug. Thyssen Hütte AG/Duisburg 363 071 DM
Mannesmann AG/Düsseldorf 339 458 DM
Friedrich Krupp Hüttenwerke AG/Bochum 308 280 DM
Ruhrkohle AG/Essen 273 390 DM
Hoesch AG/Dortmund 270 410 DM
Rhein. Braunkohlenwerke AG/Köln 172 115 DM
Saarbergwerke AG/Saarbrücken 162 459 DM
Edelstahlwerke Witten AG/Witten 126 459 DM
(Quellen: Capital Nr.6/72 und Nr.5/71)'

Darum: alle, die sagen, bei der nächsten Tarifrunde (BETR,d.Vf.) muß aber mal Geld auf den Tisch, haben recht. Bereiten wir uns auf einen entschlossenen Kampf in der nächsten Tarifrunde vor! Kämpfen wir entschlossen gegen alle Stillegungspläne!

Kumpels,
diesmal haben wir die Meinung eines Kollegen abgedruckt. Jeder, der etwas zu den Problemen der Kumpels sagen will, kann uns schreiben. Wir drucken selbstverständlich auch Leserbriefe ab, die nicht auf 'unserer Linie' liegen. Machen wir diese Seite zu einer wirklichen Diskussionsseite!

Rotfront
Die Redaktion von 'Schlag zu'
BRIEFE AN:, DORTMUND POSTLAGERKARTE"
Eingeladen wird zum Arbeitertreff, Donnerstags, 19 Uhr im Haus Schlüter Gronaustraße/Heroldstraße.

Berichtet wird:"
BOMBENALARM IN DER SCHARNHORSTER GRUNDSCHULE

Am 4.12. gab es Bombenalarm in der Scharnhorster Grundschule. Zwei 5-Zentner-Bomben bedrohten das Leben der Kinder. Und das nun schon seit über 30 Jahren. Bei diesen Bomben haben die Zeitungen nicht 'Terror' gerufen. Die Leute, die diese Bomben gelegt haben, sind nicht von Polizisten gejagt worden. Dabei hätte man sie ohne jede Schwierigkeit finden können ? diese Bombenleger. Sie sitzen in den Spitzen von Staat und Wirtschaft bei uns, in den USA.

Denn diese Herren von Fabrik und Bank sind es ja, die den letzten Weltkrieg angezettelt haben. Für ihre Profitgier mußten Millionen mit dem Leben bezahlen. Aber für solche Massenmörder gibts in 'unserem' Staat nicht Wasser und Brot,
sondern Sekt und Kaviar. Die Maschinenpistolen der Polizei bedrohen stattdessen die (RAF,d.Vf.), die in ihrer Empörung über solche Verbrechen Bomben auf Hauptquartiere der US-Armee werfen. Ein Leben hinter Zuchthausmauern droht hier jedem, der die gerechte Strafe für die Massenmörder fordert. Angeklagt ist zum Beispiel Ernst Aust, der Vorsitzende der KPD/ML:

Kumpels, Ernst Aust und andere Genossen und Kollegen, die vor Gericht stehen, kämpfen für das Gleiche wie wir auch: für ein menschenwürdiges Leben für die Werktätigen, für Frieden und Freiheit. Die Prozesse, die sie am Hals haben, bedeuten nicht nur Ärger, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz usw., sie kosten auch Unsummen. Helfen wir diesen Genossen und Kollegen

WIR WERDEN HEUTE MITTAG EINE SAMMLUNG FÜR ALLE DIEJENIGEN DURCHFÜHREN, DIE VOM KAPITAL UND SEINER JUSTIZ VERFOLGT WERDEN!
SPENDET ALLE!

DIE SOLIDARITÄT IST DA!

Bei einer Sammlung in der Innenstadt zum gleichen Zweck haben bereits viele gespendet. In nur zwei Stunden kamen 20,55 DM zusammen."
Aus dem 'Roten Morgen' (RM) Nr.** (vgl. S5.**.1972) wird der Artikel "Prozeß eröffnet!" zum Prozeß gegen Ernst Aust (vgl. **.**.1972) nachgedruckt, aus dem 'Roten Morgen' Nr.** (vgl. S6.1*.1972) der Artikel "USA: Gewerkschaftsboss Boyle ist erledigt". Verkauft wird der 'Rote Morgen' jeden Freitag. Als Kontaktadresse wird Wolfgang Barthels, Dortmund, genannt.
=Schlag zu Extrablatt Schluß mit den unbezahlten Überstunden!,Dortmund 1972

31.12.1972:
Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.26 (vgl. 18.12.1972, 14.1.1973) heraus, der u.a. über die Zeche Hansa Dortmund berichtet, wo man selbst die 'Schlag zu' herausgibt.
=Roter Morgen Nr.26,Hamburg 31.12.1972

Januar 1973:
Die IGBE (vgl. 1.1.1973) berichtet von der Stillegung der Zeche Victor-Ickern in Castrop-Rauxel (vgl. Sept. 1972, Okt. 1973), die aufzunehmenden Zechen für die Verlegung sollen sein: Gneisenau, Hansa, Minister Stein (alle Dortmund), Achenbach (Lünen), Waltrop und Haus Aden (Oberaden).
=Einheit Nr.1,Bochum 1.1.1973,S.5

02.01.1973:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund geben vermutlich Anfang dieser Woche die Nr.1 ihrer 'Roten Front' (vgl. 22.12.1972, 6.1.1973) heraus. Aus dem IGBE-Bereich wird berichtet von der RAG:"
RUHRKOHLE-AG:
GRAB DER KUMPEL - GOLDGRUBE DER KONZERNE
...
Man sieht auch, warum die Unternehmer auf das Montan-Modell eingegangen sind: nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil in den Aufsichtsräten angebliche 'Arbeitervertreter' sitzen, die in Wirklichkeit die Interessen des Kapitals unterstützen. Das Verhalten dieser Gewerkschaftsführer ist gut gekennzeichnet durch ein Zitat des ehemaligen IGBE-Vorsitzenden Gutermuth: 'Lieber lassen wir weitere Stillegungen zu, als daß wir eine Radikalisierung der Bergarbeiter zulassen'. Walter Arendt, jetzt Arbeitsminister in Bonn, hat diese arbeiterfeindliche Politik 1967 den Kollegen von Zeche 'Hansa' (vgl. Dortmund - 21.10.1967,d.Vf.) vorgeführt. Als die Kumpel um ihre Forderungen kämpfen wollten, wiegelte er ab, riet zu Verhandlungen und sabotierte so einen möglichen Erfolg. Den Gewerkschaftsführern ist das Hemd der Kapitalisten eben näher als die Haut der Bergarbeiter. Hier hilft nur das Vertrauen auf die eigene Kraft. Die Interessen der Arbeiter können nur von den Arbeitern selbst vertreten werden."
=Die Rote Front Nr.1,Dortmund Jan. 1973

29.01.1973:
Für die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund und die ML Castrop/Rauxel (vgl. 19.3.1973) berichtet Günther K. vermutlich aus dieser Woche über eine Ruhrkohle-Vorstandssitzung Ende Januar, in deren Folge die Diskussion um die Stillegung Dortmunder Zechen, besonders der Zeche Hansa, erneut entbrennt (vgl. 10.3.1973).
=Die Rote Front Nr.6,Dortmund/Castrop Rauxel März 1973,S 5

Februar 1973:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund, die ML Hagen und die ML Castrop-Rauxel geben gemeinsam die Zeitschrift 'Klassenkampf und Programm' (KLAPRO) Nr.2 (vgl. Dez. 1972, Feb. 1973) heraus und betonen:"
Die kommunistischen Kollektive, zu denen wir uns in den nächsten Wochen als Ergebnis unserer ideologischen und politischen Ausrichtung auf die Erfordernisse des Wiederaufbaus der Kommunistischen Partei zusammenschließen, müssen wir in der Perspektive als die Grundform der kommunistischen Organisation verstehen, die in der Lage sind, auf den gemeinsamen Leitsätzen und Beschlüssen zur Taktik selbständig politisch zu handeln. Sie werden in diesem Sinne in den nächsten Wochen von der Gruppe entschiedener Kommunisten im östlichen Ruhrgebiet aufgebaut, die sich zur Klärung der gemeinsamen Grundauffassung von kommunistischer Politik zusammengeschlossen haben.

Die Gruppe hat sich die Aufgabe gestellt, durch die Zirkel hindurch eine breite Auseinandersetzung mit dem Ziel zu führen, solche selbständigen kommunistischen Kollektive zu schaffen und die auf sich selbst bezogenen Zirkelstrukturen aufzulösen. Sie wird ausgehend von ihren gegenwärtigen Kräften folgende kommunistischen Kollektive aufbauen: in Dortmund bei Hoesch Westfalenhütte, Hoesch Phönix, Hoesch Union und Zeche Hansa (IGM- bzw. IGBE-Bereich,d.Vf.), in Castrop-Rauxel Zeche Erin und Victor und bei den Chemiewerken Rütag und Stickstoff (Gewerkschaft Victor (IGBE- bzw. CPK-Bereich,d.Vf.)."
=Klassenkampf und Programm Nr.2,Dortmund Feb. 1973

März 1973:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Bochum geben vermutlich im März die Broschüre "Schlag zu schon geht es los - Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD" heraus, die über den Rote Front Verlag, Vertrieb, Buchhandel der ML Dortmund bestellt werden kann. Auf der Titelseite findet sich ein Leninzitat:"
Lärm, Bruder, Lärm das ist die Losung vieler revolutionär gesinnter Leute, die vom Wirbel der Ereignisse mitgerissen werden und weder theoretische noch soziale Stützen haben."
Die Wörter 'Schlag zu' des Titels werden mit Hilfe des Kopfes der KPD/ML-ZK Betriebszeitung für die Zeche Hansa Dortmund (IGBE-Bereich), 'Schlag zu' gebildet.
=ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD,Bochum o.J. (1973)

12.03.1973:
Für die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund und die ML Castrop/Rauxel (vgl. 19.3.1973) berichtet Günther K. vermutlich aus dieser Woche von der RAG bzw. der Zeche Hansa:
RUHRKOHLE AG: DER KUMPEL ZAHLT DIE ZECHE

Nach der Ruhrkohle-Vorstandssitzung Ende Januar (vgl. 29.1.1973,d.Vf.) und verschiedenen Artikeln in der Dortmunder Tagespresse der letzten Zeit ist die Diskussion um die Stillegung Dortmunder Zechen erneut entbrannt.

Als nächste auf der Abschußliste der Ruhrkohle-Herren scheint in absehbarer Zeit - zumindest im Dortmunder Raum - die Zeche Hansa zu stehen. Hier ist es die Pflicht eines jeden verantwortungsbewußten Kumpel und besonders der aktiven Gewerkschafter, die genau über die Hintergründe dieser Planungen klar zu werden und besonders sich Gedanken über die Zukunft der mehr als 1. 500 Kollegen der Zechen machen. Wieder wird davon geredet, daß eine Zeche unrentabel sei und wahrscheinlich stillgelegt werden müsse. Was aber dann dort vernichtet wird, unter Wasser gesetzt, zugeschüttet, gesprengt wird, was verrottet und verrostet, das sind die Millionen Arbeitsstunden, das ist Eure Arbeit, die Arbeit von einigen Generationen! Aber fragt EUCH jemand, ist die Stillegung wirklich sinnvoll? Ist es nötig, weil die Vorräte erschöpft sind, weil nichts mehr gefördert werden kann? Nein, die Zeche sei nicht mehr PROFITABEL genug, sagen uns die Kapitalisten, es gäbe billigere Kohle auf dem Weltmarkt... so liegen also die Dinge: Der Preis für Kohle wird gedrückt, weil in anderen Ländern die Kapitalisten ihre Arbeiter schärfer ausbeuten und damit Kohle billiger liefern können. Bei uns ist eine Lohnsenkung im Bergbau kaum drin, dazu kommt der Trend zu anderen Energieträgern wie Öl oder Gas, und so sagen sich die Herren, lieber Schluß mit der Kohle und das Geld dahin gesteckt, wo mehr bei rausspringt. So werden nur noch ein paar Zechen erhalten, um die Energieversorgung zu sichern, falls die westdeutschen Kapitalherren mal wieder 'gezwungen' sein sollten, einen Krieg anzuzetteln... Sonst ist es ihen egal, ob Bergleute Arbeit finden oder nicht, ob beim Bergbau Kohle rauskommt oder nicht, und wenn sie dabei Geld verdienen können, stecken sie die Kohle auch wieder in die Erde zurück. Das ist Kapitalismus: Profit, Profit und frag nicht wie - und die, die den Profit schaffen, die haben am allerwenigsten zu bestimmen: die Arbeiter nämlich. Solange in Westdeutschland noch das Kapital regiert, solange gilt auch noch das Gesetz des Profits, und so lange werden 'unrentable' Betriebe stillgelegt werden. Denn der Kapitalist, der freiwillig auf seinen Profit verzichten würde, ist noch nicht geboren. Doch hier heißt es aufpassen! Viele Kumpel haben das nämlich schon gemerkt: Stillegungen kann man vielleicht rausschieben, aber nicht verhindern, und sie meinen dann, daß für sie schon jemand sorgen wird, durch Umschulung, Prämie usw. Aber hier mag Vertrauen schön und gut sein, aber Kontrolle ist hier nicht nur besser, sondern notwendig! Denn wenn die Tore erst einmal dicht sind, dann kann keiner mehr was an seinem Schicksal ändern - wer umgeschult wird, wird umgeschult, wer fliegt, fliegt. Ich meine dazu: die Kumpel von Hansa und anderen Zechen werden ganz schön verarscht werden, wenn sie nicht ihr zukünftiges Schicksal selbst in die Hand nehmen. Jeder soll sich mal vor Augen führen, daß gegenwärtig ca. 1 000 Bergleute allein in Dortmund ausgebildet werden, fast ein Fünftel der Belegschaft aller Dortmunder Zechen zusammen! Da ist bei einer Stillegung mit Abschieben von Kumpel zu anderen Zechen nicht mehr viel drin, denn die jungen Kollegen werden bestimmt eingestellt, dafür werden ältere eher entlassen - denn die unverbrauchte Arbeitskraft der jungen lassen sich die Zechenbosse nicht entgehen! In dieser Frage muß SICHERHEIT FÜR JEDEN geschaffen werden! Ich meine, daß das die vorrangige Aufgabe des gewerkschaftlichen Kampfes in den Zechen sein muß, die von der Stillegung betroffen sein werden. Hier dürfen wir eben nicht auf die Zechenherren vertrauen, oder auf die Gewerkschaftsspitze (wo ist da eigentlich der Unterschied?), denn wer weiß, ob nicht in einem Jahr 'aus konjunkturellen' oder sonst was für Gründen die Umschulungskosten 'nicht mehr getragen werden können' oder ähnliches?

Nein, Sicherheit haben wir nur, wenn wir uns auf unsere eigene Kraft stützen, wenn wir mit den Mitteln der gewerkschaftlichen Organisation, mit den Vertrauensleuten, gestützt auf den festen Willen aller Kumpel, ihre Interessen notfalls auch im geschlossenen Kampf durchsetzen, einen eigenen 'Sozialplan' aufstellen und seine Durchführung erzwingen. Dieser 'Sozialplan' muß für jeden Kollegen ersichtlich machen, was mit ihm bei einer eventuellen Stillegung geschieht, ob er sich zur Ruhe setzen kann, ob er umgeschult wird und wohin oder ob an einer anderen Zeche weitermachen kann. Jetzt, nachdem die Stillegung der Zeche Hansa in den nächsten Jahren wahrscheinlich ist, ist es höchste Zeit, sich Gedanken um einen solchen Sozialplan zu machen - und nicht bei den Gedanken stehenbleiben. Ich meine, daß diese Vorschläge mit den V-Leuten diskutiert werden müssen, denn nur wenn sich die Mehrheit der Belegschaft einig ist, hat ein solcher Plan Chance. Bergleute sind nämlich nicht Almosenempfänger, sondern Arbeiter. Deshalb brauchen sie nicht zu betteln, sondern können fordern."
=Die Rote Front Nr.6,Dortmund/Castrop Rauxel März 1973,S 5

17.03.1973:
Gründungskonferenz der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet (KFR) für den Wiederaufbau der KPD (vgl. 10.3.1973). Für die KFR berichtet P. U. in der 'Roten Front' (vgl. 28.3.1973):"
KOMMUNISTISCHE FRAKTION IM RUHRGEBIET ZUM WIEDERAUFBAU DER KPD GEGRÜNDET!
...
In Dortmund haben an den drei Werken der Hoesch AG (IGM-Bereich,d.Vf.) und an der Zeche Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.) solche kommunistischen Kollektive die Arbeit aufgenommen, in Castrop-Rauxel am Chemiewerk Gewerkschaft Viktor (CPK- Bereich,d.Vf.). Initiativen zum Aufbau weiterer Kollektive gibt es in Hagen, Essen und Velbert."
=Die Rote Front Nr.7,Dortmund/Castrop-Rauxel 1973,S.1 und 4f;
Klassenkampf und Programm Nr.3,Dortmund Apr. 1973,S.1ff


28.03.1973:
Die bisherigen Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund und die ML Castrop-Rauxel geben vermutlich Mitte bis Ende dieser Woche ihre 'Rote Front' Nr. 7 (vgl. 19.3.1973, 6.4.1973), Dortmund heraus. Die Schrift ist nun die Zeitung der Kommunistischen Kollektive Hoesch, Zeche Hansa Dortmund und Gewerkschaft Viktor Castrop-Rauxel. Mitglieder der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei.
=Die Rote Front Nr.7,Dortmund/Castrop-Rauxel 1973.

02.05.1973:
Auf der Zeche Hansa Dortmund gibt die KPD/ML vermutlich noch in dieser Woche eine Ausgabe ihrer 'Schlag zu' (vgl. Dez. 1972, **.**.197*) für Mai heraus, in der sie sich u.a. mit Prosper Bottrop, den Lehrlingen, Schweißern und Ausländern befaßt. Laut 'Roter Morgen' heißt es darin:"
Kollegen, die letzte Tarifrunde im Sommer 72 muß uns eine gründliche Lehre sein. Blitzartig präsentierten uns unsere sogenannten 'treuen Arbeiterver (T)reter' der IGBE (genau einen Tag vor der Urabstimmung!) den schändlichen Verrat von 7%. Die Kumpels haben damals alles andere gefordert, als lumpige 7%. Z. B. sprachen sie sich bei Prosper in Bottrop klar für 7 DM mehr pro Schicht für alle aus. Ja, das war eine Forderung von den Arbeitern selbst, denn sie wollen im Lohnkampf keine Spaltung untereinander, durch irgendwelche Prozentforderungen, und Spaltungen gegenüber der Arbeiterjugend in der Lehre und im Stollen nebenan, denn für die Arbeiter unter Tage heißt es:
GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!
Aber nicht genug mit dem Lohnabschluß 1972. Erinnern wir uns nochmal an die eingebauten Klauseln dieses Tarifvertrages: Da wurden uns still und heimlich die Sozialzulagen gekürzt und das Wohn- und Kindergeld auf eine Pauschale heruntergedrückt, die jeder Kumpel früher mit Leichtigkeit überschritt. Das bedeutet dann für die IGBE-Bonzen, daß sie nach der Parole des 1. Mai 1972 'für eine bessere Welt' eintreten. Eine schöne Welt ist das für den Proleten!
Rechnen wir uns aber nochmal folgendes Beispiel durch:
Ein Schweißer aus Lohngruppe 8 mit 2 Kindern hat bisher 47,-DM verdient. Dazu kamen 2,80 DM Wohnungs- und Kindergeld und 3,90 DM Schweißerzulage, zusammen also 53,70 DM.
Als Wohnungs- und Kindergeld gibt es jetzt 2,20 DM pauschal.
Die Schweißzulage soll laut altem Tarifvertrag um mindestens ein Viertel gekürzt werden, genaueres ist noch nicht raus.
Was bekommt dieser Schweißer nach dem neuen Tarifvertrag?
Rechnen wir zusammen:
47,- DM
3,90 DM (7%) Lohnerhöhung
2,20 DM Wohnungspauschale
2,93 DM die um 1/4 gekürzte Schweißerzulage
55,42 DM.
Der Kollege hat also 1,72 DM in dieser Tarifrunde gewonnen. Dabei sind evtl. höhere Steuern noch nicht berücksichtigt, und daß es für Juni nur 2,-DM brutto anstelle der 7% mehr gibt. Nach all diesen Sachen war es dann auch nicht verwunderlich, wenn so mancher Kollege im Endeffekt weniger in der Tasche hatte als vorher.
ALLE RÄDER STEHEN STILL; WENN DER ARBEITER ES WILL!
Besonders im Bergbau ist es wichtig, daß die Kumpels der verschiedenen Zechen eine geschlossene Kampffront bilden. Angesichts der Stillegungspläne und des Rationalisierungsterrors der RAG-Bosse müssen alle Kumpels fest zusammenhalten. Ältere und junge Kollegen, ausländische und deutsche Kollegen - eine Kampffront. Egal, welche Zeche die Zechenkiller sich als nächste ausgesucht haben - wenn eine Schließung auf der Tagesordnung steht (und das wird voraussichtlich HANSA sein) müssen die Kumpels der umliegenden Zechen sich im Kampf gegenseitig unterstützen. Wir von 'SCHLAG ZU' werden Euch im gemeinsamen Kampf gegen die Zechenherren, die Regierung und die Gewerkschaftsbonzen zur Seite stehen und auch in den anderen Zechen zur Unterstützung aufrufen und bei der Organisierung helfen.
GEGEN LOHNRAUB, TEUERUNG UND POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG!
VEREINIGT EUCH IM REVOLUTIONÄREN KLASSENKAMPF GEGEN DAS KAPITAL UND SEINE HANDLANGER!"
=Roter Morgen Nr.18,Dortmund 12.5.1973, S.4.

Juni 1973:
Die Gewerkschaftsabteilung beim ZK der KPD gibt die Nr.4 ihrer 'Revolutionären Gewerkschaftsopposition' (RGO) (vgl. Mai 1973, Aug. 1973) heraus.
Anläßlich der Bergbautarifrunde (BETR) wird vom wilden Streik 1969 in NRW auf den Zechen Germania, Hansa und Minister Stein in Dortmund berichtet.
=Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.4,Dortmund Juni 1973

04.06.1973:
Vermutlich erscheint Anfang dieser Woche erstmals eine Ausgabe von 'Die Rote Front – aktuell' – Aktuelle Informationen für die Kumpel der Kokerei und der Zeche Hansa (vgl. 9.7.1973) mit zwei Seiten DIN A4, in der es zur Bergbautarifrunde (BETR – vgl. 29.5.1973) heißt:"
KEINE 'STABILITÄT' AUF KOSTEN DER KUMPEL!

Die Tarifforderung der IGBE liegt auf dem Tisch. Kaum waren die 12% genannt, da begannen auch schon die Belehrungen und das Gejammer vom Gesamtverband Steinkohlebergbau und der Presse.

Das meist genannte Argument heißt: Die Forderung ist zu hoch angesichts der wirtschaftlichen Lage. Jedoch, wie sieht diese Lage aus? Bereits 1972 stiegen die Preise nach offiziellen Statistiken zwischen 8 und 10%. Bei diesen Statistiken sind aber auch Luxuswaren mitberechnet worden, die wir uns gar nicht leisten können.

Deren Preise sind nur geringfügig oder gar nicht gestiegen. Deshalb sind die Preissteigerungen für notwendige Lebensmittel, Bekleidung und Mieten viel höher als 8 bis 10% gewesen. Die Statistik des Bundesamts in Wiesbaden weist von Januar bis Februar 1973 folgende Preissteigerung auf: 'Kartoffeln 5%, Gemüse 6%, Obst 4%, Gesundheitspflege 2,5%, Bundesbahn 11%.'

Die Preise für Brot und Fleisch sind seit Anfang 1972 bis jetzt ebenfalls um 20% bis 25% gestiegen. Diese Preissteigerung, so heißt es immer wieder, gefährden die wirtschaftliche Stabilität und nur sehr gemäßigte Tariferhöhungen könnten weitere Preissteigerungen verhindern. Das jedoch stimmt nicht.

Nicht die Löhne und Tariferhöhungen bestimmen die Preise, die die Kapitalisten für ihre Waren festsetzen. Die Höhe des Lohnes macht sich allein daran fest, was die Arbeiter zumindest zum Leben brauchen. Das gilt auch im Bergbau, wo die Kapitalisten immer davon reden, größere Lohnerhöhungen seien mangels Profit nicht drin.

Vor allem ist die Lohnerhöhung abhängig von der Kampfkraft und Geschlossenheit der Kollegen selber. Die Preise setzen die Kapitalisten unabhängig von der Lohnerhöhung so hoch an, daß sie den höchstmöglichen Profit bringen. So ist das auch heute: Im vergangenen Jahr, wie auch den vergangenen Tarifverhandlungen gelang es ihnen, das Existenzniveau der Lohnabhängigen enorm zu verschlechtern. Mittel dazu waren die Konzertierte Aktion und die klassenversöhnlerische Maßhaltepolitik von einem Teil unserer eigenen Gewerkschaftsfunktionäre.

Die Preise stiegen. Warum? In den Zeitungen kann man lesen, daß die Wirtschaft einen ungeheuren Aufschwung verzeichnet. Die Auftragsbücher der Kapitalisten werden immer voller. Mit immer höheren Preisen versuchen die Kapitalisten jetzt noch größeren Profit zu machen. Die Stabilität nicht gefährden, bedeutet, diesen Profit nicht anzugreifen.

WEG MIT DEN STILLHALTEPAROLEN

Deshalb kann die Forderung nach Stabilitätserhalt nicht im Interesse der Kumpel sein, sondern nur von denen vertreten werden, die die Profite der Kapitalisten sichern wollen. Die Forderung er Kumpel muß sich deshalb von der Frage bestimmen: Welche Forderung sichert unsere Existenz?

DIE LAGE IM BERGBAU IST KEIN ARGUMENT GEGEN LOHNERHÖHUNG!

Dabei darf auch das Argument der schlechten Lage des Bergbaus keine Rolle spielen. Schlecht ist hier schließlich nur die Profitlage der Kohlekapitalisten. In den 50er Jahren preßten sie zunächst Riesenprofite aus dem Bergbau heraus und investierten ihr Geld dann in andere Industrien wie der Chemie, wo es mehr Profit gab. Die Zechen machten sie einfach dicht. Gegen die Entlassungspolitik der RAG müssen die Kumpel den gewerkschaftlichen Kampf um einen Sozialplan, der eine ausreichende Umschulung und ein möglichst hohes Ruhegeld für die älteren Kollegen sichert. Der Kampf gegen die Stillegungsentlassungen mit niedrigen Tariferhöhungen zu führen, bedeutet, nur, die Existenz der Kumpel insgesamt zu verschlechtern. Was muß das Kampfziel sein?

UNSER KAMPFZIEL: SICHERUNG DES EXISTENZLOHNS!

Die 12% gleichen nicht den bisherigen und noch erfolgenden Preisanstieg aus. Außerdem entsprechen die 12% sicherlich nicht den Tariferhöhungen in anderen Bereichen, die jetzt noch durch die berechtigten Nachschlagforderungen erzielt sind oder werden. Aber eines muß klar sein. Weniger als 12% darf auf keinen Fall herausspringen. 12% müssen mindestens auf dem Tisch bleiben. Die Aufgabe aller gewerkschaftlich aktiven Kumpel muß sein, bei allen Kollegen die Kampfbereitschaft für die gemeinsame Forderung zu wecken. Weiterhin muß die Frage besprochen werden, welche Möglichkeiten bestehen, eine Forderung aufzustellen, die die bisherige Existenz sichert. Wichtig ist auf jeden Fall: Die geschlossene Front aller Kumpel um eine gemeinsame Forderung! Außerdem müssen die Vertreter in der Tarifkommission aufgefordert werden, regelmäßig über den Verlauf der Verhandlungen Bericht zu erstatten. Nur so kann den Angriffen der Kapitalisten auf unsere Forderung sofort auf breiter Front begegnet werden, nur so wird verhindert, daß Abschlüsse gegen unsere Interessen gemacht werden. Diese Aufgabe der Schmiedung einer breiten und starken Front müssen besonders die Vertrauensleute als die aktivsten Interessenvertreter in die Hand nehmen.

UNSERE WAFFE: DER KLASSENBEWUßTE GEWERKSCHAFTLICHE KAMPF!
FÜR EINEN AKTIVEN KLASSENBEWUßTEN VERTRAUENSLEUTEKÖRPER!"
=Die Rote Front aktuell: Keine 'Stabilität' auf Kosten der Kumpel,Dortmund o. J. (1973)

30.06.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.25 (vgl. 23.6.1973, 7.7.1973) heraus und berichtet u.a. von Hansa Dortmund.
=Roter Morgen Nr.25,Dortmund 30.6.1973

09.07.1973:
Vermutlich heute erscheint eine Ausgabe von 'Die Rote Front – aktuell' – Aktuelle Informationen für die Kumpel der Kokerei und der Zeche Hansa (vgl. 4.6.1973, 23.7.1973) mit vier Seiten DIN A4, in der es zur Bergbautarifrunde (BETR) heißt:"
FÜR LINEARE FORDERUNG - DIE EINHEITLICHE KAMPFFRONT!

Die Kohlekapitalisten haben ihr Angebot in der Tarifrunde vorgelegt. Nach ihren Vorstellungen sollen Löhne und Gehälter um 8% angehoben werden und sollen die vermögenswirksame Leistungen um 158,-DM erhöht werden. Was heißt das? Eine Erhöhung der Löhne um 8% bei den jetzigen Preissteigerungen ist blanker Hohn. Aber so machen es die Kapitalisten bei den Tarifrunden immer, auf das Angebot der Gewerkschaft macht man eins, das nur niedrig genug ist, damit man sich später auf der Mitte treffen kann und dann ist man wieder gut davongekommen, hat den Profit verteidigen können. Dafür winkt man uns jetzt mit der Vermögensverbesserung. Die vermögenswirksamen Leistungen verbessern unsere Situation nicht, da wir sie ja gar nicht ausgezahlt bekommen. Sie werden uns auf dem Konto gutgeschrieben und die Kapitalisten können sie als Kredit vom Geldmarkt zurückerhalten, um sie wieder in Maschinen zur Ausbeutung zu investieren.

LOHNRAUB DURCH PREISSTEIGERUNG

Anfang Juni (vgl. 4.6.1973,d.Vf.) haben wir bereits in einem Flugblatt zur Tarifrunde aufgezeigt, daß die Preise der Lebensmittel um durchschnittlich 11% im letzten Jahr angestiegen sind. Die Preise für manche Lebensmittel, Mieten und Zechenwohnungen und für Kleidung sind noch stärker gestiegen.

LOHNRAUB DURCH STEUERSCHRAUBE

Die Ausplünderung der Arbeiter und Angestellten auf dem Warenmarkt durch die Kapitalisten setzt die Regierung fort, obwohl gerade sie in den Tarifverhandlungen scheinbar neutral an das stabilitätsgerechte Verhalten der Werktätigen appelliert. So sind seit April '72 die Bundesbahntarife um 11,7% und die Postgebühren um 29,1% gestiegen. Seit Sonntag ist durch Erhöhung der Mineralölsteuer der Benzinpreis wieder gestiegen. Von 1964 – 72 hat sich die Steuerbelastung der Löhne und Gehälter verdoppelt.

LOHNRAUB DURCH VERSTÄRKTE ARBEITSHETZE

Rationalisierung, Lohndrückerei und Arbeitshetze haben unsere Situation weiter verschlechtert. Die Förderleistung der Zechen ist trotz vieler Stillegungen insgesamt nur unwesentlich gesunken. Die Tagesförderung pro Kumpel, die zur Zeit bei 4 t. liegt, will die RAG auf 8 t. steigern. Im Frühjahr wurden den Kollegen, die Koks drücken, die Leistungsprämie gesenkt. Sie müssen jetzt noch mehr schaffen. Während früher in der Kokerei 3 Kollegen den gedrückten Koks vom Platz weitertransportierten, muß dies heute ein Kollege allein schaffen. Und die Öfen produzieren nicht langsamer als früher. Wochenendarbeit, Überstunden und zunehmende Arbeitshetze bedeuten, daß wir mehr und besser essen müssen, um unsere Arbeitskraft zu erhalten und auch sonst mehr zum Leben brauchen. Bei den unerschwinglichen Preisen für Fleisch und vitaminreiche Lebensmittel ist das aber nur noch schlecht möglich.

PROZENTFORDERUNGEN SPALTEN DIE ARBEITRKLASSE

Die IGBE-Führung hat die Forderung von 12% mehr Lohn und höheres Urlaubs- und Weihnachtsgeld aufgestellt und will verhandeln. Das heißt, daß höchstens 10% herausspringen werden. Diese Forderung ist schlecht, weil sie nicht die Interessen der Kumpels vertritt.
1. Ist die Forderung zu niedrig, weil sie der Verschlechterung unserer Existenz nicht entgegenwirkt.
2. Vor allem aber dient sie nicht dazu, die einheitliche Front aller Kollegen für den Kampf zur Erhaltung des Existenzniveaus herzustellen.

Wie sieht das konkret aus?

Bei 12% bekäme der Hauer in der Vorrichtung (Lohngruppe 11 ca. 7, 32 DM mehr), der Elektriker und Schlosser (Lohngruppe 8), ca. 5, 23 DM mehr, der Bandreiniger, Kauenwärter und Wäschearbeiter (Lohngruppe 3), ca. 5, 32 DM mehr, der 15 Jahre alte Arbeiter in der Lehrwerkstatt (Lohngruppe 2 weniger 45%), ca. 2, 76 DM mehr, der Handwerkslehrling im 2. Lehrjahr über Tage 36,-DM mehr. Prozentforderungen bringen unterschiedliche Lohnerhöhungen, obwohl für alle die Preise gleich steigen. Im den letzten Jahren gelang es den Kapitalisten erfolgreich, Kämpfe der Bergarbeiter für ihre berechtigten Forderungen zu verhindern. Dabei spielte ihr ständig wiederholtes Einschüchterungsargument von der schlechten Lage im Bergbau weniger eine Rolle, als die Spaltung der Kollegen durch Prozentforderungen.

Durch Prozentforderungen werden die Lohnunterschiede immer größer, werden wir Arbeiter immer mehr gespalten und uneiniger. Denn für einen Teil von uns reicht die Forderung so gerade aus, für die anderen ist es zuwenig. Das erschwert unser gemeinsames Handeln. Mit der Aufstellung der Forderung in Prozenten vertritt die sozialdemokratische IGBE-Führung also nichts anderes als ie Interessen der Kapitalisten. Denn alle haben vor nichts mehr Angst, als vor einer einigen geschlossenen Arbeiterklasse, die um ihre Forderungen kämpft.

Das Ziel, uns Arbeiter aus der Tarifrunde soweit wie möglich herauszuhalten, verfolgt die sozialdemokratische Geewrkschaftsführung schon lange. Erinnern wir uns an die Tarifrunde 1971. Bevor überhaupt eine Forderung öffentlich aufgestellt wurde, gab es einen Nacht- und Nebel-Abschluß. Letztes Jahr wurden die Verhandlungen hinausgezögert, schwere Kämpfe am Verhandlungstisch vorgetäuscht und die Urabstimmung angekündigt. Schlichtungsverhandlungen wurden angesetzt, und da man aber 'schlechterdings nicht unter den Belastungen einer laufenden Urabstimmung schlichten kann...' (Einheit, Sonderausgabe vom 23. 6. 1972) wurde die Urabstimmung sofort abgesetzt.

Im Klartext heißt das, daß es für die sozialdemokratische IGBE-Führung eine Belastung bedeutet, wenn die Kumpel den Kampf für ihre Lohnerhöhung selbst führen. Diese Helden der Verhandlungstische werden auch dieses Jahr versuchen, das Ergebnis hinter verschlossenen Türen auszumauscheln.

LOHNERHÖHUNG IN MARK UND PFENNIG FÜR ALLE!

In einigen Ortsgruppen der IGBE ist die Forderung von 15% mehr Lohn erhoben worden. So bei der Ortsgruppe Scharnhorst und MSA-Siedlung, der Ortsgruppe Dudweiler-Nord, Jägersfreude, sowie Wiebelskirchen, außerdem fordern die Vertrauensleute und Betriebsräte Zeche Holland in Wattenscheid 15% mehr Lohn und Gehalt. Wie sind diese Forderungen einzuschätzen? An diesen Orten haben die aktivsten Kollegen erkannt, daß eine von den Kumpel besprochene und gemeinsam beschlossene Forderung nur die Grundlage für den erfolgreichen Kampf um die Lebensbedingungen darstellt. Nur eine für alle Kollegen gleiche und selbständig als Ziel gesetze Forderung wird die starke Kampffront schaffen, die zu ihrer Durchsetzung gegen den Lohnraub der Kapitalisten und aller Abwiegeleien notwendig ist.

Eine solche gemeinsame Forderung kann aber nur eine in 'Mark und Pfennig' sein. Den Kampf um die Existenzsicherung selbst in die Hand zu nehmen, sich gemeinsam das Ziel zu setzen, ist richtig und beispielhaft. Eine 15%-Forderung spaltet jedoch wie wir oben aufgezeigt haben auch die Kollegen und ist deshalb keine Alternative zu den 12%. Ebensowenig wie die 12% wird sie die Bereitschaft der großen Mehrheit der Kumpel wecken, gemeinsam für ihre Durchsetzung einzutreten. Die Kollegen im Stahl- und Metallbereich haben uns ein praktisches Beispiel gegeben. Bei Klöckner in Bremen, Mecano in Heidelberg, AEG und John Deere in Mannheim und bei Hoesch in Dortmund haben die Kollegen gezeigt, wie es allein geht um unsere Interessen durchzusetzen. Sie führten den selbständigen Arbeitskampf für klare Forderungen z. B. 60 Pfennig für alle! Um diese Forderung scharte sich die einheitliche Front der Kollegen. Von diesem Beispiel der Metaller müssen die Kumpel lernen. Der jetzige und auch die spontanen Kämpfe werden nur erfolgreich sein, wenn lineare Forderungen zum Ziel gesetzt werden und die Kumpel nicht auf die Verhandlungstaktik der IGBE-Führer vertrauen und harren, sondern den Kampf selbständig unter Führung der klassenkämpferischen Betriebsräte und Vertrauensleute in die Hand nehmen.

GEGEN SPALTERISCHE PROZENTFORDERUNGEN - FÜR EINE AUSREICHENDE EINHEITLICHE LOHNERHÖHUNG IN MARK UND PFENNIG!

KOLLEGEN, KAUFT UND LEST DIE KOMMUNISTISCHE VOLKSZEITUNG!

Auch an eurem Tor werden in den nächsten Tagen die Genossen der 'Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei', die bisher hier verteilt haben, die KOMMUNISTISCHE VOLKSZEITUNG verkaufen. Die ROTE FRONT wird damit ihr Erscheinen als eigene politische Zeitung in Dortmund und Castrop-Rauxel einstellen. Die 'Kommunistische Volkszeitung' ist das Zentralorgan des KOMMUNISTISCHEN BUNDES WESTDEUTSCHLAND, der vor wenigen Wochen von sechs bis dahin organisatorisch unabhängig voneinander arbeitenden kommunistischen Gruppen gegründet wurde. Ihm werden sich noch in diesem Jahr die Genossen von mindestens sechzehn weiteren örtlichen kommunistischen Gruppen anschließen, unter anderem auch der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der KP. Die in den letzten Wochen und Monaten ständig anschwellende Streikbewegung vor allem der Kollegen im Metall- und Stahlbereich hat uns eine alte Erfahrung der Arbeiterbewegung wieder drastisch vor Augen geführt: der Kampf der Arbeiterklasse kann nur begrenzten Erfolg haben solange er in einzelnen Betrieben zersplittert geführt wird. Solange einzelne Belegschaften isoliert voneinander kämpfen, können die Kapitalisten die Arbeiter untereinander ausspielen, können sie die immer wieder aufflammenden Kämpfe einzeln ersticken.

Solange können sie unsere berechtigten Forderungen ablehnen und durch ihren Staat unsere politischen Rechte weiter beschneiden lassen. Solange die Arbeiter zersplittert sind, können die Kapitalisten die Ausbeutung und die politische Unterdrückung aufrechterhalten. Nur die Einigkeit der Arbeiter, die solidarische Geschlossenheit der gesamten Arbeiterklasse kann die Kapitalisten in die Knie zwingen. Das ist eine alte Erfahrung der Arbeiterbewegung. Das gilt für den Kampf um mehr Lohn, um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ebenso, wie für den Kampf gegen die politische Entrechtung der Arbeiter, z. B. gegen das reaktionäre Betr. Verf. G., das durch Friedens- und Schweigepflicht die Arbeiter und insbesondere ihre aktiven Vertreter politisch knebeln soll. Solche Gesetze können nicht von einer Belegschaft allein, sondern nur von der gesamten Arbeiterklasse zurückgewiesen werden.

Die Einheit der Arbeiterklasse ist aber vor allem notwendig im Kampf für die Abschaffung der Lohnsklaverei überhaupt, im Kampf für den sozialistischen Staat der Arbeiterklasse und des Volkes. Dies kann nur geschehen gegen den starken Widerstand des bürgerlichen Staates, der ja die Aufgabe hat, die Arbeiter und die Volksmassen aus den politischen Entscheidungen herauszuhalten und die Interessen der Kapitalisten bürokratisch zu verwalten und mit Gewalt zu verteidigen. Diesen reaktionären bürgerlichen Staat zu zerschlagen, ist die Aufgabe der gesamten westdeutschen Arbeiterklasse.

Der entscheidende Schritt, um die materielle Lebenslage der Arbeiter zu verbessern, ist also, die zersplitterten, in einzelnen Betrieben und Orten isoliert voneinander geführten Kämpfe für mehr Lohn und gegen politische Entrechtung zum einheitlichen, revolutionären Klassenkampf der ganzen westdeutschen Arbeiterklasse zusammenzufassen. Das ist die Aufgabe der Kommunistischen Partei der westdeutschen Arbeiterklasse, deren Wiederaufbau voranzutreiben, zu der sich der KOMMUNISTISCHE BUND WESTDEUTSCHLAND verpflichtet hat.

WARUM BRAUCHEN WIR EINE EINHEITLICHE KOMMUNISTISCHE ZEITUNG FÜR DAS GANZE BUNDESGEBIET?

Um diese Aufgabe zu erfüllen, ist eine kommunistische Zeitung für das ganze Bundesgebiet unerläßlich. Viel Platz muß diese Zeitung den Berichten aus den Betrieben widmen. in Arbeiterkorrespondenzen müssen die Erfahrungen, die die bei den wirtschaftlichen und politischen Kämpfen gemacht worden sind, ausgetauscht werden. Jeder Arbeiter muß wissen, wie und für was die Arbeiter anderer Betriebe und anderer Orte kämpfen. Das ist eine Voraussetzung für den gemeinsamen Kampf aller Arbeiter. In dieser Zeitung müssen die richtigen Forderungen und Losungen und die richtigen Kampfmaßnahmen diskutiert werden; nur so kann ein einheitliches Vorgehen erreicht werden. Diese Zeitung muß über die wichtigen Vorfälle des gesellschaftlichen Lebens berichten, die politische Unterdrückung als Bestandteil der kapitalistischen Gesellschaftsordnung nachweisen und anprangern. Sie muß zu allen politischen Fragen richtige Forderungen aufstellen, um dem Kampf der Arbeiterklasse und der Volksmassen gegen die Reaktion des bürgerlichen Staates zu jeder Zeit eine Perspektive und eine einheitliche Stoßrichtung zu verleihen.

Zu einer solchen Zeitung, die sich an die Arbeiterklasse und die Volksmassen in ganz Westdeutschland richtet, soll die KOMMUNISTISCHE VOLKSZEITUNG werden. Wir werden deshalb in Zukunft die 'Kommunistische Volkszeitung' verkaufen und nicht weiter 'DIE ROTE FRONT' herausgeben.

Die Rote Front war von Anfang an nur als politische Übergangszeitung für Dortmund und Castrop-Rauxel gedacht, die zu keinem Zeitpunkt in der Lage war, die oben genannten Aufgaben einer nationalen kommunistischen Zeitung zu erfüllen.
Die 'Kommunistische Volkszeitung' erscheint erstmals am Mittwoch dieser Woche (vgl. 11.7.1973,d.Vf.). Die zweite Nummer erscheint Mitte September, ab dann erscheint die Zeitung vierzehntägig. Sie wird 50 Pfg. kosten. Die Kommunistischen Kollektive, die bisher DIE ROTE FRONT herausgegeben haben, werden in Zukunft eigene Betriebszeitungen herausgeben, in denen vom kommunistischen Standpunkt her die Stellung zu den betrieblichen Kämpfen zu den Vorfällen und Problemen in den einzelnen Betrieben bezogen werden soll. Denn beides, die konkrete politische Arbeit der Kommunisten an und in den einzelnen Betrieben und die einheitliche Ausrichtung dieser politischen Arbeit durch die Kommunistische Zeitung für das ganze Bundesgebiet muß zusammentreffen, um auch in Westdeutschland wieder einen geschlossenen Kampf der Arbeiter gegen die Kapitalisten und ihren Staat zu organisieren.
Was steht in der ersten Nummer der Kommunistischen Volkszeitung?
- Gegen die Preistreiberei den Lohnkampf organisieren.
- Streikberichte:
Bremen Vulkan: 5. 000 Kollegen eine Woche im Streik,
John Deere, Entlassungen bis auf zwei zurückgenommen
Klöckner Bremen: Streik zerschlagen
AEG Oldenburg Vor Ergebnis abgewürgt.
- Kommunistischer Bund Westdeutschland gegründet. Berichte von der Gründungskonferenz.
- Zur Kampagne 'Hände weg von der KPD'. Den Kampf gegen die Bourgeoisie auf der richtigen Linie führen.
- Breschnew in Washington und verschiedene andere Artikel auf 16 Seiten.

Wir verkaufen die Kommunistische Volkszeitung erstmals am Mittwoch. Sie kostet 50 Pfg. Alle Veröffentlichungen des KOMMUNSTISCHEN BUND WESTDEUTSCHLAND könnt ihr in der ROTEN FRONT - Buchhandlung, Dortmund, Uhlandstraße. 82 oder bei den Zeitungsverkäufern erhalten. Ihr könnt sie auch per Telefon in der Buchhandlung bestellen: Dortmund 831313. Bisher sind die 'Ergebnisse der Gründungskonferenz des Kommunistischen Bundes Westdeutschland' erschienen. Inhalt:
Gründungserklärung, Programm, Statut, Resolution zur Entwicklung des Klassenkampfes und zu den Aufgaben der westdeutschen Kommunisten, sowie Leitsätze zur Arbeit in den Gewerkschaften. Preis: 2, 00 DM.

KOLLEGEN, HALTET 50 PFG. BEREIT!"
=Die Rote Front aktuell Für lineare Forderung - die einheitliche Kampffront,Dortmund/Castrop-Rauxel o. J. (1973).

11.07.1973:
Laut 'Die rote Front aktuell' (vgl. 9.7.1973) soll heute erstmals vor der Zeche und Kokerei Hansa die 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) des KBW verkauft werden.
=Die Rote Front aktuell Für lineare Forderung - die einheitliche Kampffront,Dortmund/Castrop-Rauxel o. J. (1973), S.4

23.07.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn der dritten Juli-Woche die Nr.1 des 'Roten Hansa-Kumpel' - Zeitung des kommunistischen Kollektivs Zeche und Kokerei Hansa mit 4 Seiten DIN A 4. Vermutlich handelt es sich um die erste Ausgabe überhaupt. Sie führt die beiden Ausgaben der 'Rote Front – aktuell' (vgl. 9.7.1973) fort. Weitere Ausaben heißen 'Roter Kumpel' (vgl. 27.8.1973). Für die Zeitung der 'Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet zum Wiederaufbau der KPD' zeichnet im Sinne des Presserechts verantwortlich: Reinhart Wagner, 46 Dortmund, Uhlandstraße 82, Postfach 1506. Gleichzeitig ist er auch die Kontaktadresse.

Die Bildung von kommunistischen Kollektiven geht auf eine Konferenz verschiedener Gruppen des östlichen Ruhrgebiets zurück (vgl. 17.3.1973), auf der man bereits davon berichtet wurde, daß an drei Werken der Hoesch AG und der Zeche und Kokerei Hansa (Dortmund) kommunistische Kollektive der KFR die Arbeit aufgenommen haben.

Berichtet wird von der Hoesch Westfalenhütte Dortmund (vgl. 15.6.1973).

Die Ausgabe erscheint mit einem einzigen Artikel:"
LOHNRAUBABSCHLUß '73

Für 12 Monate sollen nach dem Wunsch der Kapitalisten und unseres Hauptvorstandes die Lohntarife feststehen. Tarife, die bedeuten, daß wir uns heute für den Arbeitslohn weniger kaufen können als nach der Lohnrunde im vorigen Jahr.

SCHMIDT UND GELHORNS 'ERFOLGE'.

In der Extraausgabe der 'Einheit' (vgl. 16.7.1973,d.Vf.) stellt die GBE den Abschluß als Erfolg dar. Woran mißt sie den 'Erfolg'?

1. An der Laufzeit von 12 Monaten: die Frage, ob die vereinbarte Laufzeit einen Erfolg darstellt, haben die Kollegen aus den anderen Bereichen IG Metall, ÖTV, IG Chemie, längst beantwortet.

Ihnen ist bereits klar geworden, daß die zuletzt vereinbarte Laufzeit von einem Jahr und länger den Kollegen erheblich schadet. Nur den Kapitalisten dienen lange Laufzeiten, da sie glauben, bei den ständig steigenden Preisen ihrer Profite vergrößern zu können.

In diesen Branchen stellten die Kollegen bei betrieblichen und gewerkschaftlichen Versammlungen die Forderung auf: vorfristige Kündigung der Tarifverträge!

Und in der Metallbranche, wo in mehreren Betrieben die Arbeiter gemeinsame Konsequenzen gezogen und selbstständig den Kampf geführt haben, gelang es teilweise sogar, Tariferhöhungen zu erkämpfen gegen das Geschwätz von Vertragsverpflichtungen und juristischen Bedenken, und zwar weit vor Ende der Laufzeit, denn steigende Preise vergrößern den Lohnraub!

Wenn aufgrund ihrer Erfahrungen mit einer Laufzeit von 12 Monaten Kollegen die Forderung nach vorfristiger Kündigung der Tarifverträge gestellt haben - Gelhorn und Schmidt uns aber die 12 Monate als Erfolg verkaufen wollen - so ist das glatter Hohn! 2. Als Erfolg werden die neue Urlaubsregelung, das Weihnachtsgeld und die MTV-Verbesserungen aufgezählt:

der Tag Urlaub mehr, den die 'Viereziger' in zwei Stufen erhalten, ist notwendig und gut; aber bei der bestehenden Arbeitshetze, dem Lärm und Schmutz reicht es gar nicht aus, um sich wirklich besser zu erholen. Und vor allem: von der Regelung werden nur 65% der Kollegen betroffen, 35% gehen leer aus. Ein solcher Erfolg spaltet die Kampffront der Kollegen ebensosehr wie Prozentforderungen. Schließlich wird die Arbeitskraft der jungen Kollegen durch Ausbeutung genauso zerstört. Das Weihnachtsgeld beträgt 14,58 DM monatlich und wird durch die Preissteigerung noch weniger. Die bezahlten Schichten bei Umzug und Hochzeit sind in Branchen wie IG DruPa, ÖTV und IGM längst durchgesetzt und stellen nur eine längst notwendige Angleichung dar. Diese weiteren Vereinbarungen, neben den 9,6% sind klar Verbesserungen. Doch Kollegen, sie müssen auch klar eingeschätzt werden, als das, was sie sind; als geringe Verbesserung, die uns die Zustimmung zum Lohnraubabschluß erleichtern soll. Eine existenzsichernde Lohnerhöhung für alle, war notwendig zu erreichen, daran ist auch der Abschluß zu messen.

Denn wenn nicht soviel im Portemonnaie ist, daß wir soviel kaufen können wie vorher, dann ist der längste Urlaub, sind bezahlte Schichten witzlos."

STATT GEWERKSCHAFTLICHEM KAMPF - STABILITÄT FÜR DIE GEWINNE DER KAPITALISTEN

Weshalb konnte aber ein solcher Abschluß ohne breiten Widerstand durchgesetzt werden? die Kapitalisten wissen, daß sie der Arbeiterklasse ohne Gegenwehr alles diktieren können, solange diese noch schwach und uneinig ist. Die klassenversöhnlerische Politik eines großen Teils der Funktionäre unserer Gewerkschaft ist eine Bedingung für unsere Schwäche. Diese Politik haben wir in Form des Lohnraubabschlusses konkret erfahren. Von der Belegschaft der Zeche 'Hugo' (Gelsenkirchen) hieß die Parole für Schmidt noch: 'Die gestiegenen Preise müssen ebenso wie die höhere Leistung Berücksichtigung finden, darum muß die Anhebung des Monats -und Schichteinkommens spürbar sein.' Nach Meinung Schmidts sollten die neuen Tarife 'über die Preiserhöhungen hinaus zu einer realen Verbesserung des Einkommens führen.'

In der Sonderausgabe der 'Einheit' sagte er dann nach dem Abschluß, woran sich die Lohnerhöhung wirklich orientieren müsse: nämlich eben nicht an den gestiegenen Preisen und einer Reallohnverbesserung. Hier hebt er hervor, daß der Tarifabschluß ein Beitrag zur Stabilität sei, der Stabilitätserhalt war also sein wesentliches Ziel. Das Bestreben der sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer, die Stabilitäts -und Lohnleitlinienpolitik der SPD/FDP-Regierung im Interesse der Kapitalisten durchzusetzen, haben die Kollegen in den bisherigen Tarifrunden '73 zur Genüge kennengelernt. Ob Loderer, Klunker oder Hauenschildt, sie alle priesen, daß mit den niedrigen Abschlüssen der Stabilität der Wirtschaft gedient wäre. Stabilität der Wirtschaft, das heißt im Klartext: Die Stabilität der steigenden Profite und der sinkenden Löhne. Um diese Politik des Verrats an den berechtigten Forderungen der Kumpel durchsetzen zu können, bedienten sich die IGBE-Führer der Taktik, die Kollegn und ihre gewerkschaftlichen Vertreter aus dem Kampf herauszuhalten. Es wurde von der Tarifkommission keine Berichte über den Stand der Auseinandersetzungen gegeben, Versammlungen der Kollegen, auf denen das Vergehen im Tarifkampf hätte geplant werden müssen, fanden gar nicht statt. Die IGBE-Führer taten, als wäre alles wie normal, als ginge es nicht darum, mit einer starken Kampffront gegenüber den Kapitalisten die eigenen Forderungen durchzusetzen und hierzu die umfangreiche Arbeit zur Organisierung der Kampffront anzupacken. Während der Zeit des Tarifkampfes wurde dieser in der Einheit überhaupt nicht erwähnt. Mit keinem Wort wurde zu den Aufgaben, die sich im Tarifkampf ergeben, Stellung genommen, wurde versucht, die klassenkämpferische Einheit der Kumpel für ihre gemeinsamen Forderungen herzustellen. Wenn am 16. Juli, also erst einen Tag nach Tarifabschluß, die Nr. 1. der Sonderausgabe der 'Einheit' zur Tarifbewegung '73 herauskommt, dann kann man nicht mehr von einer traurigen Sache sprechen. Kollegen, so etwas ist eine bodenlose Schweinerei, ist ein Beispiel des klaren Verrats der (3) gewählten Führer an unseren Interessen. Denn wofür haben wir eine gemeinsame gewerkschaftliche Zeitung, die 'Einheit'.

Die Einheit als zentrale Zeitung aller Organisierten hat vor allem jedoch die Aufgabe, die gemeinsamen Ziele der Kumpel, die Stoßrichtung des Vorgehens hierzu, allen Kollegen aufzuzeigen; also zentral die Probleme des Kampfes zusammenzufassen, damit in allen Betrieben die Kollegen die gleichen wesentlichen Probleme sehen und ein gemeinsames Vorgehen erreicht wird. Wenn die Einheit nicht über Forderungen und Beschlüsse der betrieblichen und gewerkschaftlichen Versammlungen berichtet, nicht diese zum gemeinsamen Ziel zusammenfaßt, dann ist sie nicht die Zeitung, die die klassenkämpferische Einheit der Kollegen für ihre berechtigten Forderungen herstellt. Aber unsere Schwäche war nicht allein in der klassenversöhnlerischen Stabilitätspolitik der IGBE-Führer begründet. Gerade die Betriebsräte und Vertrauensleute, deren Aufgabe es gewesen wäre, diesem Interessenverrat gegenüber die einheitliche Front der Kumpel im Betrieb zu organisieren, die Kampfbereitschaft herzustellen, sie haben sich nicht gerührt. Sie als direkt gewählte gewerkschaftliche Interessenvertreter müssen diese Schmiedung der Kampffront bei allen Auseinandersetzungen als ihre wesentliche Aufgabe ansehen.

So ging die Möglichkeit, den Kampf um die berechtigten Forderungen angesichts der Stabilitätspolitik der IGBE-Führer selbst zu organisieren, verloren. Um eine Wiederholung dieses wichtigen Fehlers zu vermeiden, müssen die Betriebsräte und Vertrauensleute in den Abteilungen befragt werden, weshalb sie nicht ständig in einberufenen Versammlungen über den Stand der Auseinandersetezung berichtet und mit den Kumpel die notwendigen Kampfmaßnahmen beraten haben. Wenn sie jetzt Fehler gemacht haben, so müssen sie daraus lernen. Diejenigen aber, die bei den nächsten Auseinandersetzungen sich wiederum 'tot stellen', die müssen durch aktive klassenkämpferische Gewerkschafter ersetzt werden. Ein wichtiger Punkt, der die Einheit der Kumpel verhinderte, war die prozentuale Forderung. In der letzten 'Roten Front' haben wir aufgezeigt, welch unterschiedliche Lohnerhöhungen sich bei den Prozenten ergeben. Für die Kollegen der unteren Lohngruppen steht schon von vornherein fest, daß sich ihr Reallohn vermindern wird. Es ist deshalb sehr wichtig, daß immer eine einheitliche Forderung in Mark und Pfennig aufgestellt wird, die das gemeinsame Ziel aller Kollegen darstellt. Die erfolgreichen Kämpfe der Metallarbeiter in den letzten Wochen haben gezeigt, welche Bedeutung die gemeinsame lineare Forderung zur Herstellung der Einheit der Kollegen hat. Und diese kämpferische Einheit macht sie stark.

GEGEN LOHNRAUBABSCHLUß UND PREISSTEIGERUNGEN MUß DER SELBSTÄNDIGE GEWERKSCHAFTLICHE KAMPF ORGANISIERT WERDEN

Die 9,6% gleichen für die meisten Lohngruppen die Preissteigerungen von durchschnittlich 11% nicht aus. Dabei gehen von den 9,6% noch 2-2,5% durch Steuerprogression und Sozialabgaben verloren. 13 Monate, von Juli 1973 bis August 1974, sollen die Löhne nun feststehen. Und eines ist sicher: die Preise und Profite werden weiterhin munter hochgetrieben von den Kapitalisten. Die Situation ist jetzt bereits nach diesem Abschluß schlecht und wird sich durch die Preissteigerungen in den nächsten Monaten weiter verschlechtern. Gegen die besonders hohen Lebensmittelpreise hilft auch kein Fleisch -,Milch -und Eierboykott, denn wovon sollen wir schließlich unsere Arbeitskraft wiederherstellen, wenn kein nahrhaftes und kräftiges Essen auf den Tisch kommt. Die Arbeiter können nicht auf einen Teil ihrer Existenzmittel verzichten, sie müssen, um ihr Leben ausreichend zu sichern, ständig um ihren Existenzlohn kämpfen. Deshalb darf die durch den Lohnraubabschluß erlittene Niederlage auch nicht einfach resignierend hingenommen werden. Es gilt konsequent die Vorbereitung für günstige Kampfbedingungen zu treffen, um die Reallohnminderung beseitigen zu können. Die Metallarbeiter bei Krupp, Kloeckner, Hoesch, Mannesmann, Vulkan-Werft, John-Deere, und in anderen Betrieben haben ein Beispiel gegeben. Sie haben aus dem Stabilitätsabschluß im Frühjahr gelernt, haben auf Betriebs -und Vertrauensleuteversammlungen Forderungen aufgestellt und zu ihrer Durchsetzung den selbständigen gewerkschaftlichen Kampf ergriffen.

Dort, wo die aufgestellten Ziele noch nicht voll erreicht werden konnten, werden bereits neue Vorbereitungen für Kampfmaßnahmen im Herbst getroffen.

Auch im Bergbau besteht für die Betriebsräte, Vertrauensleute und aktive Gewerkschafter die Aufgabe, die Vorbereitungen für die Aufnahme des Kampfes zu treffen. Allen Kollegen muß die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes für eine einheitliche lineare Forderung eingehend erklärt werden. Das Ziel und die Maßnahmen zur Durchsetzung des Kampfziels müssen gemeinsam beschlossen und ihre Durchführung geplant werden. Nur so wird erreicht, daß jeder Kollege das gemeinsame Ziel kampfbewußt eintritt. Vor allem muß dabei auch die vergangene Tarifrunde besprochen und muß aus den Fehlern gelernt werden. Die Kapitalisten können viele Kollegen noch mit dem Argument einschüchtern, bei weiteren Lohnerhöhungen müsse angesichts der schlechten Lage im Bergbau der Zechenbetrieb dichtgemacht werden. Und einige Kollegen argumentieren auch, daß Streiks den Kapitalisten nichts ausmachen würden, da sowieso nur knapp am Verlust vorbei gearbeitet würde.

Jedoch, die Kapitalisten halten die Zechen nicht aus Mitleid mit den Kumpeln aufrecht. Sie machen im Bergbau immer noch schöne Profite und immer noch benötigen sie die zu Tage geschaffene Kohle; denn sonst hätten sie schon längst alle Betriebe stillgelegt und würden nur noch die Halden abbauen. Deshalb greifen auch gemeinsame Kampfmaßnahmen aller Kumpel die Interessen der Kapitalisten an und können auch zu Erfolgen führen. Streiks in einzelnen Zechen werden kaum ins Gewicht fallen, jedoch die einheitliche Kampffront aller Kunpel wird die Bergarbeiter zeigen.

Erinnern wir uns nur daran, wie die Kapitalisten 1967 bei unserem Marsch gezittert haben. Gerade im Bergbau ist deshalb ein einheitliches Vorgehen aller Kumpel von Ruhr und Saar besonders notwendig. Zum anderen können die Kumpel für eine Weiterbeschäftigung auf der Zeche keine ständige Lohnminderung als Zugeständnis geben. Wenn den Kapitalisten die Profite nicht mehr ausreichen, wenn sie die Betriebe dichtmachen wollen, ist es falsch, sie mit Hungerlöhnen erweichen zu wollen, doch weiterzumachen. Der Kampf muß dann um eine ausreichende Altersversorgung und eine ausreichende Umschulungsfinanzierung geführt werden.

GEWERKSCHAFTSBÜCHER HINSCHMEIßEN - KEIN AUSWEG

Wir Kommunisten verstehen die Reaktion einiger Kollegen, die voller Wut sagen: 'Ich schmeiß mein Buch in die Ecke'. Wir sagen aber allen Kollegen: Wenn wir die Bücher in die Ecke schmeißen, so entwaffnen wir uns letzten Endes sebst! Denn die Kapitalisten und die Gewerkschaftsführer sind froh, wenn sie ihre arbeiterfeindlichen Maßnahmen ohne Schwierigkeiten mit fortschrittlichen Kollegen durchsetzen können.

Deshalb müssen alle Kollegen, die die Verrätereien der derzeitigen Gewerkschaftsführer erkannt haben, den Kampf aktiv innerhalb der Gewerkschaften aufnehmen! Innerhalb der Gewerkschaften aktiv kämpfen, heißt einen konsequenten Standpunkt als Vertrauensmann einehmen, heißt jeden Schritt, der gegen die Interessen der Arbeiter gerichtet ist, schonungslos aufzudecken. Nur so können wir es erreichen, daß in den entscheidenden Gremien Kollegen sitzen, die die Interessen der Arbeiter vertreten, die das Vertrauen aller Kollegen haben und die von ihnen kontrolliert werden. Kollegen, deshalb ist der Austritt aus den Gewerkschaften nicht der richtige Schritt. Welcher Kollege schmeißt schon z. B. gleich seinen Wagen auf den Schrotthaufen, wenn er einen Defekt hat. Jeder wird doch erst einmal schauen, wo der Fehler liegt. Wenn er ihn dann gefunden hat, wird er das Teil auswechseln. Das dies natürlich harte Arbeit erfordert und nicht im Handumdrehen gelingt, ist jedem klar. Wenn er aber hartnäckig und zäh dabei ist,m wird er die Kiste schon wieder flott kriegen.

Kollegen, aktive Politik in der Gewerkschaft betreiben, heißt bei uns, den Kampf aufzunehmen gegen die Verräter in den eigenen Reihen, wie z. B. Schmidt, Gelhorn, Niggemeyer und Co., aktiv gegen die sozialdemokratische Politik, die uns an Lohnleitlinien, konzertierte Aktion, Stabilitätspürogrammen usw. bindet, Stellung zu beziehen. So wird es uns gelingen, die Gewerkschaften zu dem zu machen, was sie sein sollen:
KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!

MACHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!"
=Roter Hansa Kumpel Nr.1,Dortmund Juli 1973

27.08.1973:
Eine gemeinsame Extraausgabe der Dortmunder Betriebszeitungen 'Roter Hoesch-Arbeiter' (vgl. Aug. 1973, 18.9.1973) und 'Roter Kumpel' (ex 'Roter Hansa Kumpel' - vgl. 23.7.1973, 12.9.1973), herausgegeben in einer Auflage von 5 000 von den Kommunistischen Kollektiven Hoesch und Zeche Hansa Dortmund sowie Gewerkschaft Viktor Castrop-Rauxel der KFR erscheint mit 2 Seiten größer DIN A4 unter Verantwortung von R. Wagner, Dortmund:"
METALLER GEHEN NACH VORN

Weder die massiven Drohungen der Kapitalisten, noch die Ablenkungsmannöver der sozialdemokratischen IGM-Führung (Loderer: 'In der nächsten Tarifrunde werden wir zweistellige Lohnerhöhungen durchsetzen') konnten die kampfentschlossenen Metaller bremsen. Der selbständige, betriebliche Lohnkampf, als Reaktion und Notlösung nach der 'Konzertierten-Lohnabbau-Aktion' von Kapital, Bundesregierung und IGM-Spitze bei der letzten Tarifrunde, ist zu einer breiten Massenbewegung angeschwollen. Nachdem Fernsehen und Presse erst versucht hatten, diese Lohnkämpfe totzuschweigen und zu diffamieren ('randalierende Gastarbeiter') sind jetzt bürgerliche Politiker und Journalisten aller Schattierungen in ein großes Lamento über die 'unvernünftigen' Metallarbeiter ausgebrochen. Diese Herren, die sich sonst ein Dreck um die Bedürfnisse und Interessen der Werktätigen kümmern, fühlen sich plötzlich dazu berufen, den 'dummen Malochern' zu erklären, daß sie mit diesen Streiks sich selbst schaden, weil dadurch angeblich Preisstabilität, Arbeitsplätze und Tarifautonomie der Gewerkschaft gefährdet würden. Doch bekanntlich wird aus Lügen nicht Wahrheit, auch wenn man sie tausendmal auftischt.

KEINEN ZEITAUFSCHUB FÜR DIE TAKTIK DR KAPITALISTEN - DIE WACHSENDE KAMPFFRONT ALLER METALLER SCHAFFT GÜNSTIGE BEDINGUNGEN FÜR EINEN ERFOLG IM LOHNKAMPF

Ein der meistgenannten Argumente in Radio und Fernsehen gegen die Lohnkämpfe der Kollegen ist: Es wird gegen das Tarifgesetz verstoßen. Weil die Kollegen mit ihren Forderungen eingentlich Recht haben, sollenn sie bis zum Ende der Tarifzeit warten und dann nur ruhig hohe Forderungen stellen. Weshalb ist das falsch und gefährlich?

Die Kapitalisten wollen Zeit schinden. Sie wissen,
- daß die Kollegen jetzt einig sind in ihren gemeinsamen Forderungen und der Absicht, diese jetzt konsequent durchzusetzen;
- daß die Auftragslage jetzt hoch und die Profite riesig sind. Solange wie möglich wollen sie die Arbeiterklasse mächtig ausplündern.
- daß die steigende inflationäre Tendenz und die zunehmenden Konkurse die bevorstehende Krise ankündigen. Sie hoffen, daß in einem halben Jahr die Arbeiter aus Angst vor der Krise dann keine für sie ausreichenden Lohnforderungen mewhr stellen werden.
- daß die selbständig kämpfendeb Arbeiter eine mächtige und erfolgreiche Kraft sind. Sie hoffen, daß die Tarifkommission mit ihren sozialdemokratischen Stabilitätsaposteln wie im Januar zur Profitsicherung funktionieren und die Arbeiter wieder übers Ohr hauen wird.

Nur wenn die Verbesserung der Lage der Arbeiter verhindern will, versucht viele Argumente gegen die Bereitschaft zum Lohnkampf zu finden. Jedes weitere Abwarten wird sich nur gegen die breite Bereitschaft zur Durchsetzung der Forderungen richten.

GEFÄHRDUNG DER ARBEITSPLÄTZE DURCH STREIK?

Stingl, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit kündigte in den Samstagabend-Nachrichten und der Bild am Sonntag an: Die wilden Streiks haben möglicherweise Einfluß auf den Arbeitsmarkt. Es sei nicht auszuschließen, daß Arbeitgeber unter Umständen ja nach der Situation des Betriebes mit Entlassungen antworten. Damit kündigte er an, daß nach den Streiks mit Repressionen und wirtschaftlichen Entlassungen zu rechnen sei. Diese Drohung soll uns einschüchtern. Bei jedem Streik ist mit Kündigungen zu rechnen. Auch Hoesch wollte nach dem Streik im Frühjahr aktiven Kollegen kündigen. Wegen der Solidarität der anderen Kollegen mußten die Kündigungen zurückgezogen werden.

HABEN LOHNFORDERUNGEN SINN, WENN SIE DOCH NUR ANSCHLIEßEND AUF DIE PREISE ABGEWÄLZT WERDEN?

Diese Argumentation, die manche Kollegen gegen Lohnforderungen bringen, ist faul.

Sie geht von der Lohn-Preis-Spirale aus. Haben wir aber nicht selbst nach dem 8,5% Abschluß der letzten Tarifrunde gemerkt, daß die Unternehmer sich gar nicht nach den Lohnsteigerungen richten, wenn sie die Preise erhöhen?

Denn die Preise sind seitdem im Schnitt um 8-10% gestiegen. Die Unternehmer erhöhen die Preise, um einen höheren Profit rauszuschlagen, Lohnerhöhungen dienen ihnen allenfalls als plumpe Rechtfertigung dafür. Weitere Preissteigerungen werden also auf jeden Fall kommen, ob wir nun um höhere Löhne kämpfen oder nicht, weil jeder Kapitalist in Konkurrenz zum anderen versucht, den höchsten Profit herauszuschlagen.

Den Arbeitern bleibt gar nichts anderes übrig, als immer wieder um einen ausreichen Lohn zu kämpfen.

WER JETZT NACH DEM STAAT RUFT, WEIß WARUM!

Seitdem die selbständigen, betrieblichen Lohnkämpfe zu einer starken Massenbewegung angeschwollen sind, rufen Unternehmerverbände und ihre offenen Interessenvertreter in Parteien und Pressen immer lauter nach dem Staat. Von der Bundesregierung erwarten sie, daß sie die streikenden Arbeiter an die Kandarre nimmt. Und sie haben berechtigte Hoffnungen, daß die Bonner Regierung entsprechend handeln wird. Erinnern wir uns: erst Lohnleitlinien von 8-9% vor der letzten Tarifrunde, dann Drohung mit Konjunktzurzuschlag, falls wir mehr erkämpfen und schließlich ein Stabilitätsprogramm, das die Kapitalisten mühelos auf die Verbraucherpreise abwälzen konnten. Die Kapitalisten haben wirklich gute Gründe nach dem Staat zu rufen, und wir alle Grund nichts von staatlichen Maßnahmen zu erhoffen und allein auf unsere Kraft zu velassen, wenn wir unsere Lebensbedingungen verteidigen und verbessern wollen.

LINKSRADIKALE WIEGELN METALLARBEITER ZU WILDEN STREIKS AUF!

Mit solchen Behauptungen versuchen die Kapitalisten, bürgerliche Politker und Journalisten die Tatsachen zu verdrehen. In Wirklichkeit sind verschärfte Arbeitshetze, mehr Überstunden und gleichzeitiger Reallohnabbau - also die tatsächlichen Arbeits- und Lebensbedingungen - was die Kollegen aufwiegelt. Das Körnchen Wahrheit an dem 'Radikalen-Märchen' der Kapitalistenfreunde ist allerdings, daß die Kommunisten die einzige politische Kraft sind, die uneingeschränkt und nach besten Möglichkeiten die berechtigten Lohnkämpfe unterstützen und fördern.

Und das tun wir nicht, weil wir so gerne Rabbatz haben, sondern weil der Klassenkampf -also die Profitgier des Kapitals, die arbeiterfeindlichen Maßnahmen des Staates und die Lohnverzichtspolitik der DGB-Führung -Bedingungen geschaffen haben, die der Arbeiterklasse keinen anderen Ausweg lassen, als ihr Lebensniveau in selbständigen, betrieblichen Streiks zu sichern. Und genau darum, nämlich auf der Grundlage des Klassenkampfes, heißt unser politisches Ziel: sozialistische Revolution, Errichtung der Arbeitermacht; denn erst, wenn die Arbeiterklasse die Macht im Staate hat, gibt es gesicherte Arbeitsplätze und immer bessere Lebensbedingungen für alle Werktätigen.

DEN GEWERKSCHAFTLICHEN KAMPF ORGANISIEREN

Die Metallkollegen haben den selbständigen Lohnkampf gegen die Teuerung in die Hand genommen. Das ist die beste Vorbereitung auf die nächste Tarifrunde. Die Belegschaften lernen, daß im einheitlichen Lohnkampf ihre Stärke liegt. Den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern wird gezeigt, daß sie nicht mehr ohne Widerstand der Arbeiter ihre arbeiterfeindliche 'Stabilitätspolitik' fortsetzen können. Den Unternehmern wird klargemacht, daß die Arbeiter den weiteren Lohnabbau durch Preissteigerungen nicht mehr hinnehmen. Die Gewerkschaftsführer haben sich gegen die Streikbewegung ausgesprochen, versucht ihn abzuwürgen und zu verleumden. Einige Kollegen meinen deshalb, man müßte den Lohnkampf ohne und gegen die Gewerkschaften führen.

Das ist nicht richtig. Denn die Gewerkschaften, das sind nicht die Herren Loderer, Vetter, Hau-Schmidt und Co., sondern das sind die gewerkschaftlich organisierten Vertrauensleute, Betriebsräte und Kollgen, die heute in den Betrieben den Lohnkampf organisieren. Wenn man bedenkt, wie die Kapitalisten mit ihren verzweigten Konzernen sich regional und national organisiert haben, wäre es ein großer Fehler zu meinen, wir könnten wirksam den Lohnkampf allein in den einzelnen Betrieben führen, Hier wird es den Kapitalisten immer wieder gelingen, die Arbeiter abzuspeisen und zu verhindern, daß sie eine einheitliche Kampffront bilden. Wenn heute in den Metallbetrieben der selbständige Lohnkampf beginnt, muß er fortgeführt werden als gewerkschaftlicher Kampf für die Bezirke und das ganze Land. Es müssen Forderungen wie z.B. die 300 DM bis Jahresende der Opelarbeiter oder dei 100 DM pro Monat der Varta Kollegen oder die 50 Pfennig pro Stunde von Rheinstahl Brackwede vereinheitlicht werden, damit sich alle Arbeiter hinter sie stellen können und die Gewerkschaftsführung gezwungen werden, den Kampf zur Durchsetzung dieser Forderungen zu organisieren. Auch Frauen, die arbeiten müssen, weil's zu Hause nicht reicht, streiken für Teuerungszuschläge und kämpfen erfolgreich unter den Leitsätzen:

MÄNNER UND FRAUEN - GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!

Für Teuerungszulage, das ist die Forderung für die immer mehr Belegschaften in den Streik treten. Mittlerweile sind es über 50 000 Arbeiter. Opel, Ford und Rheintahl steht. Eine große Zahl von Klein -und Mittelbetrieben machen mit. Die Opel-Kollegen fordern 300,-DM mehr, die Varta-Kollegen 100 DM pro Monat. Bei Rheinstahl wreden 60-80 Pfennig pro Stunde gefordert. Diese Streikbewegung ist die richtige Antwort auf die ungeheuren Preissteigerungen der letzten Monate. Denn für die meisten Kollegen gibt es bei diesen Preisen ohne Überstunden und Panzerschichten, ohne Mitarbeit der Frau kaum noch ein gutes Auskommen. Das ist überall so. Deshalb wird auch überall gestreikt.

Als vor vier Wochen bei Hella (Lippstadt) die Streikbewegung begann, schwiegen sich die Politiker, Presse, Rundfunk und Fernsehen noch aus. Heute vergeht keine Stunde, wo diese Herrschaften nicht versuchen, sich die Sorge der Arbeiter zu eigen zu machen. Interviews, Presseerklärungen usw. eine fürchterlich hektische Diskussion soll uns vortäuschen, daß sich die Politiker unserer Sache angenommen hätten. Doch lassen wir uns nicht täuschen. Diese Herrschaften haben nur eine fürchterliche Angst bekommen, die Metallarbeiter könnten ihren selbständigen Lohnkampf fortsetzen und die Stahl -und Bergbaukollegen könnten sich ein Beispiel nehmen.

Genau das sollten die Kollegen tun. Denn der Kampf der Kollegen von Opel, Rheinstahl und Ford zeigt, was wir gegen die Teuerung tun können; den selbständigen Lohnkampf organisieren.
29.5. 2 500 Kollegen streiken mehrere Stunden bei Felten und Guillaume. Sie forderten 70 Pfennig mehr für alle.
4.6. Bis zum 4.6. hatten die Arbeiter in 29 Betrieben der Mannheimer Metallindustrie Lohnerhöhungen zum Teuerungsausgleich in Höhe von 10-30 Pfg. für 43 000 Metaller erkämpft.
15.6. Die V-Leute Vollversammlung der Westfalenhütte fordert die IG Metall auf sofort in Verhandlungen für Tariferhöhungen zu treten. Gefordert wurden: 40 Pfg./Std. oder 70 DM monatlich.
Mehrere Stunden legten 1 000 Kollegen bei Krupp, Essen die Arbeit nieder. Zuvor war in verschiedenen Abteilungen die Forderung nach 70 DM Lohnerhöhung erhoben worden. Auf das Angebot der Kapitalisten 30 DM zu zahlen, machten die Kollegen eine Demonstration zur Hauptverwaltung und forderten weiter 70 DM.
Juli (vgl. 16.7.1973,d.Vf.). 11 000 deutsche und ausländische Arbeiter streiken 4 Tage lang bei den Hella-Werken in Lippstadt und Paderborn und erreichten trotz Polizeiterror 40 Pfennig mehr.
8.8. Die Kollegen von Holstein und Kappert forderten 250 DM Zulage. 1 1/2 Tage legten sie in Witten und Dortmund die Arbeit nieder und erreichten ihr Ziel.
13.8. Bei Pierburg in Heuß legten 2 000 Arbeiter die Arbeit nieder und erhoben die Forderung 1 Dollar (?) mehr für alle - Wegfall der Lohngruppe 2!
16.8. Mit der Forderung 40 Pfg. für alle begannen 2 500 Kollegen bei Küppersbusch ihren Streik um eine Teuerungszulage.
20.8. Kollegen der Ruhrzink-GmbH Datteln erkämpfen 71 Pfg. mehr für alle. 200 Kollegen bei Olbrich in Bocholt kämpfen für ihre Forderung 70 DM.
21.8. Nach mehrtägigem Streik haben die Kollegen in Herne Erfolg: Dorn zahlt 5% mehr Weihnachtsgeld und 12 Pfg. Schmutzulage; Flottmann zahlt 225 DM Zulage.
Bei Kestermann Bochum streiken 130 Kollegen mehrere Stunden und erhalten 30-50 Pfg.
22.8. Bei Opel Bochum legen 19. 000 Kollegen die Arbeit nieder. Ihre Forderung lautet: 300 DM Zulage, 2. 000 Kollegen im Werk 2 fordern zusätzliche bezahlte Pause bei jeder Schicht. Der erste Großbetrieb hat sich in die Kampffront der bereits streikenden Arbeiter eingereiht.
Die Arbeiter bei Krombach in Hildenbach-Dahlbruch fordern ebenfalls eine Teuerungszulage.
Die Kollegen einer Gesenkschmiede in Gevelsberg erhalten nach mehrstündigem Streik 200 DM Teuerungszulage.
In Herne, Optal-Werk legen 30 Kollegen die Arbeit nieder.
Rheinstahl-Duisburg schließt sich dem Streik der Kollegen in Bielefeld an und fordert ebenfalls 80 Pfennig.
Bei Klöckner-Castrop erkämpfen 800 Arbeiter nach mehreren Stunden 150 DM Zulage.
In Brackwede legen 1 600 Kollegen die Arbeit nieder um ihre Forderung nach 80 Pfennig mehr für alle durchzusetzen.
23.8. Die Kollegen der Berzelius-Metallhütte Duisburg fordern ebenfalls 71 Pfg. und legen die Arbeit nieder.
2 000 Kollegen streiken für mehrere Stunden bei der Gutehoffnungshütte in Oberhausen.
24.8. Die Arbeiter bei Rheinstahl-Wagner in Dortmund legen für mehrere Stunden die Arbeit nieder und fordern eine Teuerungszulage.
300 Frauen streiken bei VDO-Dortmund für Teuerungszulage.
300 bei Varta Hagen streiken für 100 DM mehr pro Monat.
Bei Philips in Aachen und Krefeld fordern die Kollegen: Teuerungszulage von 200 DM und 60 Pfennig pro Stunde mehr.
Erstmals reihen sich die Kollegen außerhalb von NRW in die Front ein. Seit Freitag streikt Buderus in Lollar Hessen für eine Teuerungszulage.
Die Kollegen von Ford legen die Arbeit nieder und fordern: Wiedereinstellung von 300 entlassenen türkischen Kollegen, Reduzierung der Bandgeschwindigkeit und 1 DM mehr für alle."
=Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra,Dortmund 27.8.1973

12.09.1973:
Der Regionale KVZ-Vertrieb Ruhrgebiet der KFR des KBW berichtet vom Verkauf der heutigen 'KZV' Nr.2 durch das Ortskollektiv Dortmund der KFR:"
Ausgeliefert: 390 Ex.
Verkauft:
Im Betrieb 7
Vor Betrieben 29 (Davon 10 bei Zeche und Kokerei Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.), Rest bei Hoesch (IGM-Bereich,d.Vf.) und anderswo)"
=KFR-Regionaler KVZ-Vertrieb:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.2,Dortmund 2.10.1973

12.09.1973:
In Dortmund erscheint ein 'Roter Kumpel' (vgl. 27.8.1973, 3.10.1973) durch die KFR und das Kommunistische Kollektiv Zeche Hansa. Der Umfang beträgt zwei Seiten DIN A 4, die Verantwortung trägt Reinhart Wagner, Dortmund Uhlandstraße 82 Der Leitartikel lautet:"
ENERGIEPROGRAMM - KEINE HILFE FÜR DIE KUMPEL!
Bundeswirtschaftsminister Friedrichs hat sein 'Energiekonzept' (vgl. **.*.1973,d.Vf.) veröffentlicht. Von Kohlesanierung ist da die Rede. Der Bergbau soll gesunden und die 'schwierigen Energieprobleme' würden nun endlich gelöst. Natürlich soll die Sache etwas kosten.

Was steckt hinter diesem 'neuen Energiekonzept'? Muß der Kumpel nun weniger um seinen Arbeitsplatz bangen? Ganz im Gegenteil! Beschäftigt man sich etwas mit der Sache, sieht man ziemlich schnell, wohin der Hase läuft. Und es wundert einen dann nicht mehr, wenn man hört, daß im Rahmen dieses Energiekonzeptes wieder ein paar Zechen und Kokereien geschlossen werden sollen.

Die Regierung sagt, daß dies eben 'notwendige Opfer zur Gesundung des Steinkohlebergbaus' sind.

Doch solche Sprüche sind schlicht gelogen! In den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen kann man nachlesen, worum es geht! Bevor da von Kohle die Rede ist, wird erstmal über Pläne berichtet, die größten Energiekonzerne in Westdeutschland, RWE, Gelsenberg und Veba zu einem riesigen Erdöltrust zusammenzuschließen. Um den Bergbau zu sanieren geschieht das nicht! Es geht um 'mehr Konkurrenzfähigkeit auf dem Rohstoffmarkt'. Zu deutsch heißt das: Die Konzerne wollen einen größeren Teil der Erdölgewinnung in ihre Finger bekommen. Sie wollen nun in das internationale Geschäft mit den Rohstoffanteilen einsteigen. Das steigert mit Sicherheit den Gewinn der Konzerne. Auf Kosten der Kumpel und ihrer Arbeitsplätze.

Mehr, immer mehr Profit, das ist das Ziel dieser Konzepte und Sanierungen. Um das Wohl der Arbeiter geht es da nicht. Klar, wenn die Erdöleinfuhr erhöht wird, muß die Kohleproduktion sinken. Nach den Plänen der Bundesregierung soll die Kohleproduktion in den nächsten 5 Jahren um 20% gesenkt werden, von 102 Mio. Tonnen auf 83 Mio. Tonnen Jahresleistung. Das geht nicht ohne weitere Stillegungen ab.

Wenn Stillegungen drohen und wir um unsere Arbeitsplätze fürchten müssen, müssen wir dann auf den Lohnkampf verzichten? Bei Hansa wurde ein neuer Schildausbau begonnen, um so eine Tagesförderung der Zeche von 2 000 To. zu sichern. Es wird schwer gearbeitet und die Fleisch- und Milchpreise steigen für den Kumpel genau so wie für alle anderen Arbeiterhaushalte. Nicht die Profitlage der Kapitalisten und ihres Staates, sondern unser eigenes Portemonnaie muß uns sagen, wann der Lohnkampf geführt werden muß. Wir müssen unsere Gewerkschaft auf Vordermann bringen, daß sie sich dafür einsetzt, vernünftige Sozialpläne aufzustellen, die unseren bisherigen Erwerb sichern und das Umschulen erleichtern. Wir müssen den Kampf aber dagegen aufnehmen, daß der Kumpel zweimal verkauft wird: daß erstens durch die falsche Energiekonzeption die sich allein an den Profitinteressen der Konzerne orientiert, noch mehr Kumpel ihren Arbeitsplatz verlieren und zweitens, daß durch die ständigen Drohungen neuer Stillegungen die Kumpel daran gehindert werden, die berechtigten Lohnforderungen zu stellen."

Im zweiten Artikel heißt es:"
VON DEN SELBSTÄNDIGEN STREIKS DER METALLER KÖNNEN WIR LERNEN

In den letzten Wochen konnten wir verfolgen, wie im Metallbereich die Kollegen den Kapitalisten die richtige Antwort auf die ungeheure Teuerungswelle gegeben haben. Sie ließen sich nicht mit Sprüchen von 'stabilitätsgerechtem Verhalten' abspeisen. Sie führten den selbständigen Lohnkampf gegen Reallohnabbau und hatten in den meisten Betrieben Erfolg.

Die Kämpfe der Metaller haben gezeigt, daß das gemeinsame Eintreten der Belegschaften für ihre Interessen die Kapitalisten zu Verhandlungen und auch zu Lohnerhöhungen zwingen kann.

Die Streiks haben auch solche Kollegen widerlegt, die auf die ausländischen Arbeiter herabgeschaut haben. Die Ausländer standen immer in vorderster Reihe.

Das abwartende Verhalten der Gewerkschaftsführung, die sich teilweise sogar gegen die Streiks aussprach, führte dazu, daß die betrieblichen Kämpfe nicht über die einzelnen Betriebe hinaus gingen und keine gemeinsame Lohnforderung aufgestellt wurde.

DIE KUMPEL MÜSSEN SICH IN DEN KAMPF GEGEN DEN REALLOHNABBAU EINREIHEN.

Die Kollegen im Druck-, Stahl- und Metallbereich haben im Laufe des Sommers Teuerungszulagen (TZL,d.Vf.) erkämpft. Im öffentlichen Dienst sind in den vergangenen Monaten Forderungen nach vorzeitiger Tariferhöhung aufgestellt worden. Die Kumpel mußten wie die anderen Branchen einen Lohnleitlinienabschluß hinnehmen. Zwar brachte der Manteltarif vor allem für die älteren Kumpel Verbesserungen. Das Ziel, den Reallohnabbau durch Inflation und Teuerung in der Tarifrunde auszugleichen, wurde aber nicht erreicht. Wenn jetzt die Metaller ihren Kampf erfolgreich aufgenommen haben, können die Kumpel nicht diejenigen sein, die auf ihre Existenzsicherung verzichten. Deshalb muß auf der bevorstehenden Betriebsversammlung (BV - vgl. **.*.1973,d.Vf.) und auf allen gewerkschaftlichen Sitzungen die Frage des Lohnkampfes und seiner gewerkschaftlichen Organisierung besprochen werden. Die Forderung nach einer vorzeitigen Kündigung der Tarifverträge muß diskutiert werden und es muß Klarheit über eine einheitliche Forderung in Mark und Pfennig geschaffen werden.

Auch für den Kumpel sind die Preise gestiegen.

Die Tarifverträge müssen vorzeitig gekündigt werden. Bei der anhaltenden Teuerungswelle kommt ein Hinausschieben der Tarifverhandlungen gar nicht in Frage!"

Erstmals wird darauf verwiesen, daß vor den Toren der Zeche und Kokerei Hansa heute Mittag und morgen die 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) des KBW verkauft wird, und zwar die Nr.2 vom 12.9.1973. Dazu heißt es:"
Die Zeitung berichtet unter anderem über
- die Streikkämpfe der Metallarbeiter,
- die Bedeutung der Manteltarife,
- den Aufbau der Volksmacht in Chile und
- das Beispiel der Lip-Arbeiter in Frankreich.

In der Kommunistischen Volkszeitung könnt ihr euch informieren über den Kampf in anderen Betrieben. Die Machenschaften der bürgerlichen Politiker werden enthüllt und es wird aufgezeigt, was tatsächlich in unserem Staate los ist.

Die Kommunistische Volkszeitung wird vom Kommunistischen Bund Westdeutschland herausgegeben.

Kumpel, haltet 50 Pfennig für die Zeitung bereit!

Die Kommunistische Volkszeitung ist auch im Buchladen rote Front, Uhlandstraße 82 erhältlich. Dort trefft ihr auch Genossen, die mehr über die Kommunistische Volkszeitung und den Kommunistischen Bund Westdeutschland sagen können. Ihr könnt da auch anrufen: Telef.: 831313."
=Roter Kumpel,Dortmund 12.9.1973

13.09.1973:
Vor der Zeche Hansa Dortmund will die KFR heute die 'KVZ' des KBW Nr.2 (vgl. 12.9.1973) verkaufen.
=Roter Kumpel,Dortmund 12.9.1973,S.2

24.09.1973:
In Dortmund berichtet die KFR des KBW bei Kokerei und Zeche Hansa (vgl. 3.10.1973) vermutlich aus dieser Woche:"
FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM

Seit längerer Zeit gibt es in Mengede ein Komitee, das sich für Selbstverwaltung im kath. Jugendheim Mengede einsetzt. Das Jugendheim wird vom Kirchenrat in Mengede verwaltet. In der letzten Woche hat sich die Situation dort so zugespitzt, daß es geschlossen wurde und nur noch Gruppen hineindürfen. Aber nicht mehr Jugendliche, die ihren Abend anders als in Pinten verbringen wollen. Der Grund: In dem diesjährigen Haushaltsplan ist eine Lücke von ca. 2. 000 DM entstanden. Der kirchliche Träger, das Erzbistum Paderborn will das Geld nicht mehr aufbringen. In dem Jugendheim würde nicht genug Religion betrieben. Der Kirchenvorstand will das Jugendheim schließen. Ab 1. Januar sollen die Mengeder Jugendlichen, die das Jugendheim bisher benutzten, vor verschlossenen Türen stehen.

Die Schikaniererei beginnt schon jetzt. Seit einer Woche ist das Heim wegen angeblicher Renovierungsarbeiten geschlossen. Doch die Mengeder Jugendlichen sind nicht bereit, sich einfach ihr HOT (Haus der offenen Tür) nehmen zu lassen. Sie haben ein Solidaritätskomitee geschaffen, das sich an alle Jugendlichen, aber auch an die Eltern wendet, sich mit ihnen solidarisch zu erklären und gemeinsam etwas gegen die Schließung des HOT zu tun. Die Jugendlichen wollen in Mengede ein Jugendzentrum, das nicht von der Schließung bedroht ist und in dem sie ihre Sachen in Selbstverwaltung regeln können.

Das Solidaritätskomitee wird die Mengeder Bevölkerung informieren über die Willkürmaßnahmen der Kirche und aufrufen, daß alles unternommen wird, das Jugenheim für die Jugendlichen zu erhalten. Ein großer Teil der Kumpel von Hansa wohnt in Mengede. Es ist ihre Aufgabe, diesen Kampf ihrer Söhne und Töchter für ein Jugendzentrum, das sie selbst verwalten können, zu unterstützen. Schließlich müssen die Jugendlichen nach Feierabend wissen, wo sie hingehen können und schließlich sollte die Kirche, wenn sie schon solche Jugendheime betreiben darf, nicht alles machen können, was sie will."
=Roter Kumpel: Gewerkschaftstag der IGBE: Sanierung für wen? Dortmund, o. J. (1973)

29.09.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW (vgl. 15.10.1973) berichtet:"
50 ARBEITSUNFÄLLE PRO SCHICHT

Am 29. September versammelten sich im Stadtrestaurant 360 Betriebsräte, Arbeitsdirektoren, Sicherheitsbeauftragte und Vertreter der Bergbaubehörde, um gemeinsam festzustellen, daß diese Unfallbilanz erschütternd sei. Was in ihren Augen bei der Statistik so erschütternd ist, erläuterte Dr. Schrumpf (Bergbau AG): 'Eine hohe Produktion ist nicht rentabel, wenn sie auf Kosten der Sicherheit geht.' Die vielen Unfälle kratzen die Kapitalisten also nur, weil dadurch die Profite sinken, ob die Arbeiter zu Krüppeln werden, oder die Frau Witwe und die Kinder plötzlich Waisen sind, ist den Herren wohl egal.

So wurde denn auch auf der Konferenz herumdiskutiert, daß es ein ausreichendes Arbeitsschutzrecht gäbe, das würde nur nicht immer verwirklicht, und vor allem würden es ja gerade die Arbeiter oft umgehen.

Schaut man sich die Wirklichkeit an, so sieht die Sache allerdings schon ganz anders aus. Entscheidender Grund für die Zunahme der Unfallzahlen ist die steigende Arbeitshetze. Die Profitgier treibt die Kapitalisten dazu, immer kompliziertere Maschinen einzusetzen und immer höhere Schichtleistungen zu verlangen. Ob in der Förderung oder in der Reparaturkolonne, die Meister treiben zu ständig höheren Leistungen an. Und die Preistreiberei der Kapitalisten auf dem Weltmarkt zwang viele Kumpel bei Hansa im letzten Sommer bis zu 38 Schichten pro Monat zu schieben, damit sie den notwendigen Lohn erhielten.

Akkord, Nachtarbeit, Panzerschichten und Überstunden - daß sind die entscheidenden Ursachen für viele Arbeitsunfälle. Wenn der Kumpel Akkord und Überstunden schieben muß, hat er kaum noch Zeit, um die alle Unfallverhütungsvorschriften zu beachten. Dann bringt er nicht genug Profit, so wird der Kumpel abgebaut. Aber das sind nicht alle Gründe. Immer wieder passieren Unfälle, weil die Kapitalisten die Produktionsanlagen nicht genügend sichern. Der tödliche Unfall auf Minister Stein (wir berichteten im letzten 'Roten Kumpel') ist nur ein Beispiel dafür. Viele Unfälle sind in den vergangenen Jahren durch Gasbildung und Wassereinbrüche passiert.

Aber die Ergebnisse der aufwendigen Untersuchung über die Grubensicherheit werden meist viel zu spät in die Praxis umgesetzt. Ob im Saargebiet in Lengerich, auf Gneisenau oder zuletzt in Hamm - die Gründe des Unglücks wurden nie genau genannt. Denn dann wäre sicher offenkundig geworden, daß zuvor an den Sicherheitsvorkehrungen gespart wurde, um nicht den hohen Profit zu gefährden.

Diese Fragen aber sind bei der Konferenz am 29. natürlich nicht besprochen worden; deshalb traf man sich auch in 'geschlossener Gesellschaft'. Für den Unfallschutz der Arbeiter ist dabei praktisch nichts herausgekommen. Einen besseren Unfallschutz können die Arbeiter nicht von Sitzungen erwarten, auf denen sich die Vertreter der Kapitalisten aus Firmenverwaltung und Staatsapparat treffen. Auch die Anwesenheit von einigen Betriebsräten konnte am Charakter der Konferenz nichts ändern. Die Arbeiter müssen den Unfallschutz selbst erkämpfen; allein der selbständige Kampf der Kumpel wird über alles Gefasel von angeblichen Schutzbestimmungen hinweg entscheidende Änderungen erreichen. Der Kommunistische Bund Westdeutschlands hat zur Sicherung der Arbeitskraft und zum Unfallschutz folgende Forderungen in seinem Programm aufgestellt:
- Beschränkung des Arbeitstages auf 7 Stunden an 5 Wochentagen, Völliges Verbot der Überstundenarbeit,
- Verbot der Akkordarbeit und aller akkordähnlichen Lohnsysteme,
- Verbot der Nacht -und Schichtarbeit in allen Betrieben der Volkswirtschaft, mit Ausnahme jener, in denen aus technischen, von den Gewerkschaftsorganisationen gebilligten Gründen notwendig sind, jedoch unter der Bedingung, daß die Nachtarbeit 4 Stunden nicht übersteigt.
- 8 Wochen bezahlter Urlaub im Jahr.
- Übergabe der Kontrolle über die Sicherheit der Belegschaft und über das betriebliche Gesundheitswesen an den Betriebsrat.
Überbetriebliche Überwachung des Arbeitsschutzes durch die Gewerkschaften und die selbstverwalteten Sozialversicherungen.
Auswahl und Einstellung des gesamten Sicherheits- und Sanitätspersonals ausschließlich durch den Betriebsrat.
Bestreitung der Kosten durch die Kapitalisten.
Nur wenn die Kumpel diese Forderung in ihren Kämpfen gemeinsam durchsetzen, werden grundsätzliche Verbesserungen für den Unfallschutz erzielt.
WEG MIT AKKORD, NACHTARBEIT UND ÜBERSTUNDEN!
KONTROLLE DES ARBEITSSCHUTZES DURCH DEN BETRIEBSRAT!"
=Roter Kumpel: 50 Arbeitsunfälle pro Schicht, Dortmund o.J. (1973), S.1f

03.10.1973:
Vermutlich heute erscheint der 'Rote Kumpel' (vgl.12.9.1973, 15.10.973) herausgegeben von der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet (KFR des KBW), Kommunistisches Kollektiv Zeche Hansa. Verantwortlich ist Reinhart Wagner, 46 Dortmund, Uhlandstraße 82. Die 4seitige DIN A4-Ausgabe hat zum Inhalt:
-Gewerkschaftstag der IGBE: Sanierung für wen? (vgl. 14.9.1973)
- Guinea-Bissau ist unabhängig (vgl. 24.9.1973)
- Briten proben für Einsatz in Nordirland (vgl. 24.9.1973),
- Konzertierte Aktion: Austritt vertagt (vgl. CPK - 7.9.1973),
- Rätselhafte Zunahme der Sterblichkeit (vgl. 25.6.1973),
- Tödlicher Arbeitsunfall auf Minister (vgl. 24.9.1973)
- Für ein freies Jugendzentrum (vgl. 24.9.1973).

Geworben wird:"
LEST DIE KOMMUNISTISCHE VOLKSZEITUNG

Die 'Kommunistische Volkszeitung' erscheint alle 14 Tage mittwochs. Wir verkaufen die Zeitung am Mittwoch oder am Donnerstag vor Eurem Tor. Ihr könnt die Zeitung sowie weitere sozialistische Literatur auch im Buchladen 'rote front', Dortmund, Uhlandstraße 82 erhalten. Die 'Kommunistische Volkszeitung' kostet 50 Pfg."

Aufgefordert wird:"
KUMPEL, SCHREIBT UNS EURE MEINUNG ÜBER DEN ROTEN KUMPEL!
SCHREIBT ÜBER VORFÄLLE IM BETRIEB, SCHREIBT EURE KRITIK UND EURE FORDERUNGEN. DER ROTE KUMPEL WIRD ALLES VERÖFENTLICHEN UND VOM STANDPUNKT DER GESAMTEN ARBEITERKLASSE AUS KOMMENTIEREN. WENDET EUCH AN UNSERE VERTEILER ODER RUFT AN: TELEF. DORTMUND 831313."
=Roter Kumpel: Gewerkschaftstag der IGBE: Sanierung für wen? Dortmund, o. J. (1973)

13.10.1973:
Der KBW berichtet über die Beschlüsse seiner heutigen ZK-Sitzung:"
Als Ortsaufbaugruppe wurden die Dortmunder Genossen der ehemaligen Kommunistischen Fraktion Ruhrgebiet (KFR) aufgenommen. Die Genossen haben sich von Anfang an an der Programmdebatte beteiligt und seit der Gründung des KBW dessen Arbeit aktiv unterstützt. Die Ortsaufbaugruppe betreibt eine regelmäßige Agitation vor den Dortmunder Hoesch-Betrieben (IGM-Bereich,d.Vf.) und vor der Zeche Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.). Sie leitet eine örtliche Hochschulorganisation (KHG,d.Vf.) an."
=Kommunistische Volkszeitung Nr.5,Mannheim 24.10.1973,S.14

15.10.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Dortmund ein 'Roter Kumpel' (vgl. 3.10.1973, 25.10.1973), der nun nicht mehr für Kokerei und Zeche Hansa erscheint sondern als Branchenzeitung für die Kumpel der Bergbau AG Dortmund.

Herausgeber ist nun die Branchenzelle Bergbau der Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW. Verantwortlich ist Reinhart Wagner, 46 Dortmund-Uhlandstraße 82, Telef.: 831313.

Berichtet wird auf den 6 Seiten DIN A4 von der RAG (vgl. Sept. 1973), Bergbau AG Dortmund (vgl. 29.9.1973), aus Gelsenkirchen von der Zeche Graf Bismarck (vgl. 1.10.1973), über den Nahostkrieg (vgl. 6.10.1973, 13.10.1973) und Israel (vgl. 6.10.1973) und aus Frankreich von Lip (vgl. Sept. 1973).

Aufgerufen wird nach Köln zur NRW-weiten Demonstration gegen Jugendvertreterentlassungen (vgl. 27.10.1973) und zur Dortmunder Guinea-Bissao Veranstaltung (vgl. 23.10.1973).
=Roter Kumpel: 50 Arbeitsunfälle pro Schicht, Dortmund o.J. (1973)

20.10.1973:
Zur heutigen Mitgliederversammlung der Ortsaufbaugruppe (OAG) Dortmund des KBW, ehemals OG Dortmund der KFR (vgl. 13.10.1973) wurde der folgende Textentwurf, datiert auf Oktober, verbreitet:"
POLITISCHER BERICHT
...
Für das vergangene Jahr läßt sich feststellen, daß die betriebliche Untersuchungsarbeit und die regelmäßige Propagandaarbeit vor den Hoeschbetrieben und der Zeche Hansa (IGM- bzw. IGBE-Bereich,d.Vf.) uns zwar eine gewisse Bekanntheit verschafften, eine wesentliche Änderung unserer relativen Isoliertheit von der Bewegung unter den Arbeitern, wurde aber nicht erreicht.
...
III. Was sind unsere Vorstellungen für die weitere Arbeit?

Bei der Bestimmung unserer nächsten Aufgaben stehen wir vor folgendem Problem:
Der Aufbau einer Kommunistischen Betriebs- und Gewerkschaftspolitik in den Bereichen Stahl und Kohle verlangt nach der Konzentrierung unserer besten Kräfte und den Aufbau und die Stärkung der Hoeschzelle und der Bergbauzelle. Andererseits werden wir aber auch nur hier Fortschritte erzielen können, wenn wir gleichzeitig an anderen Stellen, wo bessere Möglichkeiten bestehen, die Arbeit aufnehmen um wiederum die Betriebszellen so stärken zu können (diese Passage wird am 14.12.1973 durch die Ortsleitung ein wenig anders zitiert und als ökonomistisch kritisiert,d.Vf.).

Es handelt sich dabei um folgende Aufgaben:
1. Anleitung der kommunistischen Arbeit im ÖTV-Bereich und Aufbau einer Zelle auf Stadtteilebene
2. Organisierung von einer Sympathisantengruppe in Scharnhorst
3. Anleitung einer Jugendgruppe in Mengede

Der Aufbau von Gruppen in den beiden Stadtteilen unterstützt den Aufbau einer Zelle insofern, als über diese Gruppen Arbeiter und deren Familien von Hoesch (in Scharnhorst, wo ca. 50% auf der Westfalenhütte arbeiten) und Zeche Hansa (in Mengede, wo ein großer Teil der Bevölkerung auf Hansa oder einer anderen Zeche arbeitet) angesprochen werden können.
...
Arbeitsplan Bergbauzelle

BERGBAUZELLE

1. Wesentliches Merkmal unserer Untersuchungs- und Agitproparbeit im Bergbaubereich war, daß wir uns die grundlegende Bedeutung kommunistischer Massenarbeit im Betrieb und Gewerkschaft für die Entfaltung der kommunistischen Politik auf der Grundlage von Betriebszellen erst erarbeiten mußten.

Im Rahmen der Auseinandersetzung unserer gesamten Organisation mit dem Programm und der politischen Linie des KBW konnte die ideologische Verworrenheit beseitigt werden, ein fester Kern für die Zellenarbeit geschaffen und die Untersuchungs- und Agitproparbeit im Betrieb und in der Gewerkschaft praktisch aufgenommen werden.

Auch weiterhin müssen Programm und die Ausführung zur Taktik im Mittelpunkt für den ideologischen und politischen Aufbau unserer Zelle stehen.

2. Wichtigste Aufgabe der Bergbauzelle im nächsten Halbjahr ist die Verbesserung und der Ausbau unserer Untersuchungs- und Agitproparbeit bei der Zeche Hansa, der Kokerei Hansa und Minister Stein.

Dort arbeitet die Zelle als Branchenzelle, weil die verschiedenen Zechen und Kokereien in der Bergbau AG zusammengefaßt sind, über die verschiedene Stillegungen und Rationalisierungsmaßnahmen die Belegschaften stark miteinander zusammenhängen und die Entfaltetheit unserer Arbeit selbst keinen anderen Ansatz zuläßt.

Wir verfolgen bei dieser Arbeit das Ziel, die politischen und sozialen Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß ein bewußtes kommunistisches Zentrum für die Bewegung unter den Bergarbeitern geschaffen wird, das in der Lage ist, diese Bewegung mit dem Kampf für den Sozialismus zu verbinden.

3. Unsere Untersuchungs-, Propaganda- und Agitationsarbeit umfasst:

3.1. Auseinandersetzung mit der Bergbausituation allgemein, Energieproblem

Hier müssen wir die Frage studieren, wie sich der Bergbau historisch entwickelt hat (Verbund von Kohle und Stahl), welche Rolle die Bergarbeiter hier gespielt haben und welche Forderungen die Arbeiterklasse für die weitere Zukunft des Bergbaus hat (Agitation gegen kapitalistische Rationalisierung und die Vernichtung eines ganzen Berufszweiges, Propaganda des Sozialismus. Eintreten für die Lösung des Kohle- und Energieproblems, die im Interesse der Bergarbeiter liegt).

3.2. Untersuchung der Sozialpläne

Hier müssen wir die praktizierten und die geplanten Sozialpläne untersuchen um die Forderung der Kumpel nach Erwerbssicherung bei Stillegungen und Rationalisierungen praktisch vertreten zu können.

3.3. Betriebliche Situation in der Zeche Hansa, der Kokerei und Minister Stein.

Hier liegen die Dinge z.Zt. noch so, daß wir bei Minister Stein mit einem Zellenmitglied im Betrieb sind. Die geringen Möglichkeiten über Sympathisanten und Kontakte direkt über die Vorgänge im Betrieb informiert zu werden, müssen deshalb sehr sorgfältig behandelt werden. (Möglichkeit: Lehrlinge von Hansa aus Mengeder Jugendgruppe, interessierter Jugendvertrauensmann von Hansa, DKP-Mitglied und Überprüfung der KJVD-Adressen.)
...
3.5. Situation in der IGBE

Besuch aller Ortssitzungen Nord und Huckarde, wie aller Veranstaltungen gemeinsam mit sympathisierenden Kollegen.

Der Besuch dieser Veranstaltungen ist, soweit dies möglich ist, für alle Zellenmitglieder verpflichtend. Die Entfaltung der Arbeit in der IGBE liegt gegenwärtig noch allein auf den Schultern des Genossen X. Die Diskussion seiner Erfahrungen und Aufgaben nimmt deshalb einen wichtigen Platz in der Zellenarbeit ein.

3.6. Auseinandersetzung mit anderen politischen Gruppen im Betrieb und Stadtteil

Hier gibt es ein Angebot eines DKP-Genossen, Rentner, ehemals Minister Stein. Er hat uns mehrmals zu Gewerkschaftssitzungen eingeladen und uns die Einheit vorbeigebracht, will uns für seine Organisation gewinnen. Unsere Aufgabe ist es, auf dieses Angebot mit dem Ziel einzugehen, unsere Kritik am Programm und der Politik der DKP diesem und insbesondere anderen DKPisten von der Zeche klarzumachen.

Daneben müssen wir die Auseinandersetzung mit den Huckarder Jugendlichen, insbesondere den Jusosympathisanten (der SPD,d.Vf.) aufnehmen (Programm und Politik der Jusos).

Im Rahmen der Gruppe junger Gewerkschaftler sind wir mit Leuten des Sozialistischen Büros (SBü,d.Vf.) konfrontiert. Auch hier müssen wir größere Klarheit in der Abgrenzung gewinnen.

Mit unserer Untersuchungs-, Agitations- und Propagandaarbeit verfolgen wir das Ziel, die sozialen Konflikte aufzudecken und die Forderungen aufzustellen, die es uns ermöglichen, die Kampfkraft der Kumpel gegen ihre verschärfte Ausbeutung durch Arbeitsplatzunsicherheit und Reallohnabbau zu stärken und ihnen die Perspektive des Kampfes für den Sozialismus aufzuzeigen.

4. Schulung und Ausbildung im wissenschaftlichen Sozialismus

Die Diskussion der Zelle muß sich davon leiten lassen, die Prinzipien unseres Programms anzuwenden und die beschlossene Ausrichtung der Taktik unserer Organisation zu beherzigen.

Die Zelle wird die von der Ortsleitung vorbereitete Schulungsbewegung aufnehmen und in besonderen Sitzungen gemeinsam mit einzelnen Sympathisanten die Schulungsaufgaben durchführen.

5. Zentralorgan und Betriebszeitung

Das Zentralorgan wird vor den Betrieben Zeche Hansa, Kokerei, Zeche Minister Stein und in den Siedlungen Huckarde und Mengede verkauft. Außerdem besuchen wir eine Reihe von Kollegen und bringen ihnen die Zeitung vorbei.

Als Branchenzeitung für die Zechen Hansa und Minister Stein gibt die Zelle den Roten Kumpel heraus. Der Rote Kumpel erscheint mindestens alle 14 Tage.

Die Branchenzeitung hat die Aufgabe, unsere Auffassungen unter den Kumpel bekannt zu machen, in die Diskussion in Betrieb und Gewerkschaft einzugreifen und sie vom kommunistischen Standpunkt aus zu beeinflussen.

Der Rote Kumpel muß gleichzeitig unser Untersuchungsinstrument sein. Unsere Aufgabe im nächsten halben Jahr muß sein, die Forderungen der Bergarbeiter im Roten Kumpel in einer Weise aufzugreifen, daß die Zeitung als Sprachrohr der Kommunisten ihren Einfluß unter den Bergarbeitern vergrößern und im Betrieb ein wichtiger Faktor werden kann.

6. Unser Ziel bei der Lösung der genannten Aufgaben ist es, fortschrittliche Arbeiter für das kommunistische Kampfprogramm zu gewinnen und in der Bergbauzelle zu organisieren.

Ein wichtiger Schritt hier voran zu kommen, muß unser ständiges Bemühen sein, interessierte Arbeiter und Sympathisanten für eine kontinuierliche Auseinandersetzung zu gewinnen und an den Aktivitäten der Zelle zu beteiligen.

Arbeiterrunden und ähnliche Versuche, eine größere Zahl von Sympathisanten zu organisieren, müssen immer als Mittel verstanden werden, solche Arbeiter als Genossen unserer Zelle zu gewinnen!

7. Nachtrag:

Im Bergbau herrschen gegenüber anderen Branchen andere Voraussetzungen und Bedingungen.

So ist das Bewußtsein der Bergarbeiter stark von dem Abbau großer Teile ihres ganzen Berufsstandes bestimmt. Ein Teil der Arbeiterklasse, der im Nachkriegsdeutschland im Kampfniveau und im Einkommen an der Spitze stand, ist nahezu völlig in die Resignation gedrängt. Die Bergleute waren in viel stärkerem Maße als andere Arbeiter mit ihrem besonderen Beruf verbunden. Sie haben mit der Kohle in Bergwerkssiedlungen über Generation hinweg gelebt und stehen nun in einer Situation, wo ihnen diese Grundlage genommen wird. Die Belegschaften sind aufgeteilt auf zahlreiche Zechen. Ständig lebt der Kumpel in der Angst, daß auch sein Betrieb zumacht. Viele schulen um. Ein sehr großer Teil ist schon frühzeitig Rentner.

1967 war die letzte große gemeinsame Aktion der Dortmunder Bergleute. Die Zeche Hansa sollte damals zugemacht werden. Aus Protest dagegen zogen alle Bergarbeiter unter roten und schwarzen Fahnen auf den Huckarder Markt (vgl. S18*.1967,d.Vf.). Diese Aktion ist noch bei vielen in Erinnerung.

Im Bergbaubereich arbeitet (nach unserer Kenntnis) keine politische Gruppe. Die Gewerkschaft ist völlig in der Hand von SPD-Leuten und wird vielfach nur noch als Verein der Passiven (auf Ortsgruppenebene) verstanden. Jedenfalls sieht man dort nur selten einen aktiven Kumpel."
=KBW-OAG Dortmund:Politischer Bericht der provisorischen Ortsleitung an die Mitgliederversammlung am 20.10.1973,Dortmund Okt. 1973;
KBW-OAG Dortmund-OL:Rundbrief Nr.4,Dortmund 14.12.1973,S.2


07.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Zechenstillegungen (vgl. 24.11.1973):"
WAS AUF DEN ANDEREN ZECHEN LOS IST

Außer der Zeche Hansa sollen noch weitere Zechen von der RAG dichtgemacht werden. Auf Monopol in Kamen sind davon 3 200 Kumpel betroffen, 1 900 in Werne und 2 700 auf Fr. Thyssen 2/5 in Duisburg, das sind insgesamt 11 000 Kumpel."

Berichtet wird auch durch die KPD (vgl. 14.11.1973) und durch die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund (vgl. Dez. 1973).
=Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973,S.2;
Rote Fahne Nr.46,Dortmund 14.11.1973;
DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen Stillegungsbeschluß zurücknehmen!,Dortmund Dez. 1973,S.1


07.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) verbreitet gegen die heute bekanntgewordene Stillegung der Zeche Hansa vor dieser in den folgenden Tagen die folgende:"
PROTESTRESOLUTION GEGEN DIE SCHLIEßUNG DER ZECHE HANSA

Wir protestieren gegen den Stillegungsplan der Ruhrkohle-AG, die Zeche Hansa im Jahr 1975 zu schließen.
Denn die Schließung der Zeche Hansa bedeutet Abbau für fast 3. 000 Bergarbeiter. Sie bedeutet für die 200 Lehrlinge, daß sie sich einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen. Viele Kumpel müssen teilweise zum vierten Mal wegen einer Stillegung ihren Arbeitsplatz wechseln. Die Kumpel, die über 50 Jahre alt sind, werden nach der Stillegung ohne Arbeit und mit einer geringen Rente dahinvegetieren müssen.

Wir sind der Meinung, daß auf Zeche Hansa noch weitere Kohle gefördert werden kann. Selbst wenn auf Hansa alle Vorräte erschöpft sind, können im nördlichen Revier neue Zechen abgeteuft werden.

Wir sind weiter der Meinung, daß die Ruhrkohle AG die Zeche nicht stillegen will, weil sie Absatzschwierigkeiten hat, sondern weil ihr der Profit nicht reicht. So ist auch die Begründung für die weiteren Zechenstillegungen, daß die Förderung zu teuer ist.
Wir protestieren gegen den Energieplan der Bundesregierung, der eine Drosselung der Kohleförderung um 21% vorsieht, da die westdeutschen Konzerne sich damit auf Erdöllieferungen verlassen, die anderen Völkern billig abgepresst werden. Wir treten dagegen ein für die Aufrechterhaltung oder auch Steigerung der Kohleförderung und damit auch die Sicherung der Arbeitsplätze der Bergarbeiter.

Nur wenn wir eine gemeinsame Front gegen die Zechenstillegung bilden, werden wir sie verhindern können.

GEGEN DIE STILLEGUNG DER ZECHE HANSA!

FÜR DIE SICHERUNG DER 3. 000 ARBEITSPLÄTZE AUF HANSA!

Ich erkläre mich mit dieser Protestresolution einverstanden...!

Kollegen diskutiert diese Resolution überall da, wo Ihr über die Stillegung redet! Bildet Initiativen, unterschreibt gemeinsam die Resolution! Denn wir dürfen uns nicht unterbuttern lassen, von Leuten, denen es um ihren Profit oder um Ruhe im Betrieb geht.

Diskutiert mit unseren Verteilern, gebt ihnen oder euren Vertrauensleuten die unterschriebene Resolution!"
=Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973,S.4

14.11.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.46 (vgl. 7.11.1973, 20.11.1973) heraus. Von angekündigten Zechenstillegungen (vgl. 7.11.1973) wird u.a. berichtet aus Dortmund-Huckarde von der Zeche Hansa (2 879 Besch.). Im Bereich der Bergbau AG (BAG) Dortmund seien seit 1971 die Zechen Germania (vgl. 14.5.1971), Emscher Lippe und Victor Ickern geschlossen worden.
=Rote Fahne Nr.46,Dortmund 14.11.1973

16.11.1973:
Der 'Rote Kumpel' - Branchenzeitung des KBW für die Kumpel der Bergbau AG Dortmund (vgl. 29.10.1973, 28.11.1973) erscheint mit 4 Seiten DIN A4 und ruft zur Demonstration gegen die Zechenstillegung in Kamen (vgl. 7.11.1973, 18.11.1973) auf und berichtet auch von weiteren Stillegungen in Dortmund (vgl. 7.11.1973), Werne (vgl. 7.11.1973) und Duisburg (vgl. 7.11.1973).

Aus Dortmund wird auch berichtet vom durch den AKJZ besetzten Erich-Dobhardt-Haus (vgl. 9.11.1973, 12.11.1973).

Der Leitartikel ruft zum Protest gegen die Stillegung der Zeche Hansa auf:"
DIE STILLEGUNG NICHT KAMPFLOS HINNEHMEN

Vor wenigen Monaten hieß es noch in der Presse: Bergbau-AG dementiert Stillegungsgerüchte; mit dem modernen Schildausbau sollte der Abbau auf 2000 t. Förderleistung pro Tag gesteigert werden. Zwei Monate später hat die Bergbau-AG beschlossen, die Zeche Hansa stillzulegen.

Ähnlich war es bei der Zeche Monopol in Kamen: Erst wurden die Kumpel vertröstet, die Zeche bliebe erhalten, nun wird auch Monopol stillgelegt. Die Kamener Bergarbeiter haben gegen die Stillegung ihrer Zeche Aktionen vorbereitet. Sie wollen die Pläne der Ruhrkohle-Herren nicht tatenlos hinnehmen. Sie planen eine Demonstration.

Wir meinen, auch die Kumpel von Hansa dürfen die Stillegung nicht tatenlos hinnehmen. Sie planen eine Demonstration. Wir meinen, auch die Kumpel von Hansa dürfen die Stillegung nicht tatenslos hinnehmen. Wir haben vor Hansa eine Protestresolution gegen die Stillegung verteilt, die wir in diesem
Roten Kumpel noch einmal abdrucken (vgl. 7.11.1973,d.Vf.). Diese Resolution sollte der Kumpel unterschreiben und damit zu unseren gewerkschaftlichen Vertretern gehen und sie auffordern, schnell Versammlungen zu organisieren, auf denen alle sagen sollen, was sie von der Stillegung halten und was gemeinsam dagegen getan werden kann. Ganz besonders muß der Betriebsrat eine außerordentliche Betriebsversammlung einberufen, das ist das mindeste!

Warum sind wir gegen die Stillegung?

Es wird immer gesagt, die Kohleförderung sei nicht mehr rentabel, Erdöl sie viel billiger. Deshalb sei es einfach notwendig, Zechen zu schließen.

Rentabel ist aber eine Zeche dann, wenn sie genügend Profit bringt und die Herren deshalb ihr Kapital nicht besser woanders anlegen. Aber der Profit ist nicht unsere Sache, davon sehen wir keinen Pfennig. Eine Stillegung aus Profitgründen liegt deshalb auch nicht in unserem Interesse; denn wir verlieren unseren Arbeitsplatz, damit die Kapitalisten ihren Profit nicht verlieren.

100 Jahre lang brachte die Kohle Profit bei der Stahlerzeugung und als allgemeine Energiebasis. Und die Bergleute standen mit ihrem Beruf und ihrer harten Arbeit vorn. Heute verdienen die Zechenherren daran, uns abzubauen.

Wenn die Erdölpreise weiter steigen, werden vielleicht in einigen Jahren die stillgelegten Schächte wieder eröffnet; diesen unsinnigen Kreislauf haben wir ja gerade mit der Zeche Graf Bismarck erlebt. Und das wird dann als 'vernünftig' und 'notwendig' hingestellt. Vernünftig im Interesse der arbeitenden Bevölkerung wäre die Erhaltung und Weiterentwicklung der Schachtanlagen, um damit den Rohstoff -und Energiebedarf des ganzen Volkes zu decken.

Das wird nur möglich sein, wenn die Arbeiterklasse die Leitung der Gruben den Zechenherren aus der Hand nimmt und die Produktion unter eigener Kontrolle entfaltet.

Heute geht es um den Kampf gegen die Stillegung von Hansa. Der Kampf ist notwendig, wenn wir uns nicht wie Schafe zur Schlachtbank führen lassen wollen.

Ziel unseres Kampfes ist es, die Stillegung der Zeche zu verhindern. Viele Kumpel sind empört! Wenn wir zusammenstehen und gemeinsam gegen die Stillegung protestieren, können wir Erfolg haben. Beweisen wir, daß man uns nicht einfach mit ein paar Trostworten abspeisen kann.

BETROFFENE STÄDTE PROTESTIEREN

Durch die Stillegung der vier Zechen sind nicht nur die Kumpel betroffen, sondern die ganze Umgebung. So sind die drei Orte Kamen, Bergkamen und Werne ihrer wichtigsten Industrie und Einnahmequelle beraubt. Zum Beispiel ist vorauszusehen, daß ein Teil des Einzelhandels mit der Schließung pleite gehen wird.

Deswegen protestieren auch die Bürgermeister der drei Städte gegen die Stillegung; es ist aber nicht so sicher, ob es ihnen nicht mehr um die Gewerbesteuereinnahmen geht als um die Kumpel... Der Bürgermeister von Kamen meinte:
'Es ist geradezu makaber, wenn die RAG davon spricht, daß die Stillegung ohne regionalwirtschaftliche Schwierigkeiten abgewickelt werden kann.'"
=Roter Kumpel,Dortmund 16.11.1973

17.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 28.11.1973) berichtet aus der IGBE:"

Am 17.11. war im Goldsaal der Westfalenhalle die alljährliche Funktionärskonferenz des Bezirks Ruhr-Ost. Wie immer hielt Adolf Schmidt das Hauptreferat, diesmal: 'Energiepolitik ohne Illusionen'.

Als erstes gab er seiner Freude Ausdruck, daß er die Möglichkeit erhalten habe, die Ereignisse des vergangenen Jahres noch einmal zusammenzufassen. Was er aber dort brachte, war allerdings keine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse dieses Jahres, sondern Wiederholung der Reden, die er schon sehr oft gehalten hatte.

Als erstes stellte er dar, wie der Energieplan entstanden sei. Wie er sich in mühevollen Verhandlungen dafür eingesetzt hätte, daß die geplante Fördermenge um soundsoviel Mill. t. erhöht würde. Wie sie bewiesen hätten, daß die IGBE mit sich reden ließe, zwar erst ab einer bestimmten Fördermenge, aber immerhin.

Anstatt die Fehler, die gemacht wurden, aufzudecken, lobte er die soo geschickte Verhandlungstaktik. Natürlich sagte er nichts darüber, was man hätte erreichen können, wenn man die ganze Kraft der Organisation eingesetzt hätte, nämlich Erfolge; er ging nur kurz darauf ein, indem er meinte, man müsse eine Energiepolitik ohne Illusionen machen und sehen, was sich durch Verhandlungen ereichen lasse.

Später spöttelte er dann noch etwas rum, daß es da doch glatt Leute gäbe, die meinten, wenn man ein paar Leitungen zusammenschweißt, brauche man nur noch vorne Kohle reinzutun und hinten käme Öl raus. Adolf Schmidt machte sich zum Sprecher für den kapitalistischen Energieplan, anstatt aufzuzeigen, wohin der Energieplan den Kumpel bringt, die Folgen der Rationalisierung zu erläutern und zu sagen, was man gegen den Plan machen kann. Schmidt rief zum Stillhalten auf.

Nach dem Referat meldeten sich drei Kollegen zu Wort. Als erster Wulff, Betriebsrat auf Hansa. Er erzählte nochmal, wie erstaunt er über den plötzlichen Stillegungsbeschluß war. Und lud Schmidt ein, den Energieplan doch mal auf einer Belegschaftsversammlung auf Hansa zu erläutern. Natürlich war Schmidt damit einverstanden- 'wenn sein Terminkalender das zuläßt'.

Ein anderer Kollege erklärte, er käme sich langsam vor wie ein Zigeuner, er wäre erst drei Monate auf Hansa. Vor kurzem hätte es noch geheißen 'Hinein in die goldenen 70er Jahre!' Golden seien aber offensichtlich die 70er Jahre nur für den Profit der Kapitalisten, nur nicht für den Kumpel.

Der dritte Redner ging darauf ein, daß der Profit der Ölkonzerne ungeheuer gestiegen ist.

In seinem Schlußwort ging Schmidt dann noch auf die geplante Stillegung ein. Er meinte, die Zechen würden auch dann geschlossen, wenn die Förderleistung erhöht würde. Warum sagte er nicht.

Wenn man sich mal betrachtet, was Schmidt auf der Konferenz ausgeführt hat und was er ansonsten macht, muß man sich fragen, ob er noch unsere Interessen vertritt, oder nicht schon vielmehr die Interessen der RAG-Kapitalisten und der Bundesregierung.

Vor kurzem hatte er offen gegen den Streik der Saarkumpel, (Wort fehlt - vermutlich 'gehetzt',d.Vf.) und das mit Argumenten, die auch von der Ruhrkohle oder von der Bundesregierung kommen könnten. Im Sommer schloß er einen Tarifvertrag ab, obwohl die Kumpels kampfbereit waren. Und schließlich unterstützt er einen Energieplan, der für die Bergarbeiter den Verlust von fast der Hälfte aller Arbeitsplätze bedeutet! (Eingeschlossen die Arbeitsplätze, die durch Rationalisierung verschwinden).

Wenn man sich die Taten des Adolf Schmidt anschaut und sich fragt, ist das die Politik eines Gewerkschafters oder ist das die Politik von Leuten, denen Aufsichtsrat -und Regierungsposten eben mehr bedeuten als ihre Aufgaben als Gewerkschafter, dann kommt heute die Antwort fast von selbst: Schmidt steht nicht auf unserer Seite. Er betreibt eine Politik der RAG-Kapitalisten und der SPD-Regierung, und deren Interessen sind unvereinbar mit den unseren.

Wenn wir nichts gegen Leute wie Schmidt und Konsorten unternehmen, wird sich unsere Gewerkschaft immer mehr zu einem gelben Verband entwickeln. Nur wenn wir tatsächlich in der Gewerkschaft arbeiten, können wir alle solchen Leute wie Schmidt das Handwerk legen.

Machen wir die IGBE wieder zur Kampforganisation der Kumpel, setzen wir gemeinsam durch, daß die Gewerkschaft wieder Arbeiterinteressen vertritt und nicht der Zechenbesitzer!"
=Roter Kumpel,Dortmund 28.11.1973,S.3

18.11.1973:
In Kamen demonstrieren, laut KABD, 3 000 gegen die Schließung der Zeche Monopol (vgl. 7.111973). Laut der KBW OAG Dortmund, die selbst aufrief und teilnimmt, demonstrieren lediglich 2 000. Das meint auch die ebenfalls anwesende KPD.

Später (vgl. 28.11.1973) berichtet die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund:"
MONOPOL KAMEN: 2. 000 GEGEN STILLEGUNG
...
Am 18. November demonstrierten in Kamen mehr als 2. 000 Menschen gegen die Stillegung von vier Zechen im Ruhrgebiet.
...
Auf der Zeche Monopol angekommen hielt ein Betriebsratsmitglied noch eine kurze Rede. Er bedankte sich für die breite Solidarität mit den bedrohten Kumpel und forderte, daß sie noch größer werden müsse. Vor allem müsse dieser Kampf aber von allen bedrohten Zechen gemeinsam geführt werden, eine Zeche könne nicht stellvertretend kämpfen. Er forderte deshalb die gewerkschaftlichen Vertreter der anderen Zechen auf, auch dort den Kampf gegen die Stillegung zu organisieren.

Und diesen Widerstand müssen wir schon deshalb selbst organisieren, weil die IGBE-Führung inzwischen klar gezeigt hat, daß ihr Verständnis nicht unserer Sache gilt, sie aber um so mehr Verständnis für die Sicherung der Kapitalprofite hat.

Fragen wir also unsere Vertreter auf Hansa, was sie bisher gegen die Stillegungsabsichten getan haben. Und wir müssen ihnen auch klar sagen, nur wenn die breite Front der Kumpel errichtet wird, können wir einen Sieg erringen und die Stillegung verhindern. Sie müssen sich jetzt als die aktive organisierende Kraft im Kampf um unsere Arbeitsplätze beweisen."
=Kommunistische Volkszeitung Nr.8,Mannheim 5.12.1973;
Rote Fahne Nr.12,Tübingen Dez. 1973;
Rote Fahne Nr.47 und 3,Dortmund 20.11.1973 bzw. 16.1.1974;
Roter Kumpel,Dortmund 16.11.1973 bzw. 28.11.1973,S.1 bzw. S.3f


Dezember 1973:
Die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund gibt ihre 'Informationen' (vgl. 1.11.1972, Jan. 1974) mit 4 Seiten DIN A 4 und folgendem Leitartikel heraus:"
STILLEGUNGSBESCHLUSS ZURÜCKNEHMEN!

Was jeder vernünftige Mensch erwartet hat, ist nicht eingetroffen. Trotz der Tatsache, daß das Problem der allgemeinen Energieknappheit noch nie so deutlich wurde wie in diesen Tagen bleibt der Vorstand der RAG dabei: Der Beschluß, die vier Schachtanlagen - darunter 'Hansa' stillzulegen (vgl. 7.11.1973,d.Vf.), bleibt aufrechterhalten!

Damit ist erneut bewiesen, den RAG-Bossen geht es weder um sichere Energie für die 'Wirtschaft', noch um die Belange der Bergarbeiter. Es geht ihnen einzig und allein um Höchstgewinne. Die Bundesregierung und die Landesregierung von NRW helfen dabei kräftig mit.

Der sogenannte Energieplan der Bundesregierung (vgl. **.**.19**,d.Vf.) sieht vor, daß die Förderkapazität bis 1978 auf 83 Mio. Tonnen heruntergedrückt wird. Das wird u.a. zur Folge haben, daß weitere 25 000 bis 30 000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Da die RAG das Ziel hat, die Förderung pro Mann und Schicht zu verdoppeln, kann sich jeder leicht ausrechnen, wieviel Arbeitsplätze dadurch zusätzlich 'aufgegeben' werden. Ganz abgesehen von dieser energiepolitischen Verrücktheit, sollten sich alle Kumpel darüber klar sein, daß von Sicherheit der Arbeitsplätze nicht die Rede sein kann. Während für die Belegschaft 'eine ausführliche Information über die Belegschaftsplanung und über die Leistungen des Sozialplanes' zu 'gegebener Zeit' vorgesehen ist, sind den RAG-Bossen bereits durch die Bundesregierung und Landesregierung garantierte Gewinne in Form von Stillegungsprämien, Schrumpfungskosten und anderer Subventionen und Beihilfen sicher. Der Energieplan der Bundesregierung zeigt also einmal mehr, daß es sich bei der RAG um einen kapitalistischen Betrieb mit staatlich garantiertem Gewinn handelt. Und der Hauptvorstand der IGBE stellt diesem 'Energieplan' keine eigene Konzeption entgegen. Mehr noch, er stellt sich voll hinter diesen Plan, mit dem Argument, es sei (so A. Schmidt auf dem Gewerkschaftstag in Duisburg) (vgl. **.4.1970,d.Vf.) 'zur Zeit nichts anderes machbar'. Doch, doch, Kollege Schmidt, es ist anderes machbar. Allerdings ist dazu eine Entscheidung notwendig - nämlich die, die Energiepolitik nicht mehr an den Profitinteressen der Konzerne auszurichten, sondern an den Interessen der dort Beschäftigten und den nationalen Interessen an der auf lange Zeit nicht zu ersetzenden Steinkohle. Deshalb muß nach unsere Meinung der Bergbau, die Energiewirtschaft - entsprechend der Satzung der IGBE - in Gemeineigentum überführt werden. Eine Forderung übrigens, die - was den Bergbau angeht - sogar in Artikel 27 der Verfassung von NRW verankert ist und mit dem Grundgesetz (GG,d.Vf.) Art. 14 und 15 übereinstimmt. Und bei der Erfüllung der Verfassung von NRW und dem Grundgesetz wird doch auch der Koalitionspartner FDP mithelfen - denn sonst wären doch z.B. deren Minister Friderichs, Riemer und Weyer Verfassungsfeinde."

An zentralen Texten werden "CDU-Modell: Contra Mitbestimmung" und "Sicherung der Energieversorgung 10-Punkte-Vorschlag der DKP" abgedruckt, auch von den Mieterhöhungen der RAG (vgl. Dez. 1974) wird berichtet.

Über die Lehrlinge heißt es:"
WAS GEHEN DEN BOCK DIE LÄMMER AN!
Nach diesem Motto scheint die Berufsausbildung im Bergbau behandelt zu werden. Denn weder im Energieplan der Bundesregierung, noch in den
Stillegungsbeschlüssen der RAG werden Maßnahmen festgelegt, die sicher stellen, daß den jungen Kollegen eine solche Berufsausbildung garantiert wird, mit der sie auch im Jahre 1980 noch bestehen können. Ganz zu schweigen davon, daß für für die jungen Kollegen keine Sicherheit besteht, ob sie nach Abschluß ihrer Ausbildung überhaupt einen entsprechenden Arbeitsplatz bekommen. Im Schreiben der Bergbau AG Dortmund an die 'lieben Mitarbeiter, liebe Mitarbeiterinnen' werden den Auszubildenden die zwei folgenden Zeilen gewidmet: 'Es ist ferner sichergestellt, daß alle Auszubildenden ihre begonnene Berufsausbildung bei der Bergbau AG Dortmund beenden können.' Hier wäre die Frage zu stellen, wie, unter welchen Umständen und was wird danach? 'Unser Zweck ist es, Kohlen zu fördern und nicht, Ausbildung um der Ausbildung willen zu betreiben.' Das hört sich schon etwas deutlicher an und wurde ausgesprochen vom Pressesprecher der Bergbau AG Dortmund, Herrn Beermann. Entsprechend diesem Grundsatz erfolgt auch die Ausbildung der Lehrlinge. Die Lehrwerkstat von Victor Ickern (in Castrop-Rauxel,d.Vf.) wurde geschlossen. Die Lehrlinge auf andere Lehrwerkstätten verteilt, was eine Arbeitstagsverlängerung bis zu 2 Stunden zur Folge hat. Die Ausbildungsbedingungen der Lehrlinge werden schlechter, die Anzahl der Ausbilder geringer. Die Lehrmeister können ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Das hat z.B. zur Folge, daß der Lehrmeister Schneider Sprechzeiten für die Lehrlinge eingeführt hat, um einigermaßen durchzukommen. Es wäre dringend notwendig, daß die IGBE gemeinsam mit Betriebsrat, Jugendvertretung und Belegschaft dafür sorgt, daß nicht die Kohlen – und damit der Profit für die RAG -, sondern die Ausbildung der jungen Kollegen vorrangig behandelt wird."

Geworben wird für die 'UZ' und im letzten Artikel heißt es:"
MITBESTIMMUNG - LEBENSQUALITÄT - HUMANISIERUNG DER ARBEIT

So mancher Politiker macht mit diesen Schlagworten Reklame und schwätzt laut durch die Gegend. Die Wirklichkeit sieht anders aus, nämlich so:

MITBESTIMMUNG

Durch Anschlag wurde die Untertagebelegschaft aufgefordert, am 30.11.1973 beim Lohnbüro die Urlaubstermine für 1974 in Empfang zu nehmen. Im Arbeiter-Mantelatrifvertrag - gültig ab 1. Sept. 1973 (nach langen und zähen Verhandlungen erstritten) - heißt es im Paragraphen 111, Abs. 1: 'Die Verteilung des Urlaubs ist unter Berücksichtigung der betrieblichen Verhältnisse und der Urlaubswünsche der Arbeiter zwischen Werksleitung und Betriebsrat zu regeln.' Nun, geregelt wurde die Verteilung des Urlaubs, aber so, daß manchem Kumpel Erinnerungen an den Barras kamen. 'Schütze Arsch vortreten, Urlaubsschein in Empfang nehmen'. Nach Urlaubswünschen wurde damals nicht gefragt und - zumindest für viele Kollegen - auch bei der Urlaubsaufteilung für 1974 bei 'Hansa' nicht. Hier wäre ein energisches Eingreifen des Betriebsrates im Interesse der Kollegen und der Durchsetzung des Manteltarifvertrages erforderlich.

LEBENSQUALITÄT

Die Schwarzkaue wird morgens ab 6 Uhr gereinigt. Muß ja. Aber wie! Nämlich so, daß Du auch in der Schwarzkaue Staublunge kriegen kannst. Wie besessen fegen Kollegen 'Teilzeitbeschäftigte' für 5 DM die Stunde den Staub so richtig so schön hoch. Moderne Industriestaubsauger könnten das in einer viel besseren Qualität besorgen. Nur wäre das wahrscheinlich teurer. Und um die 'Lebensqualität' des Unternehmers nicht zu mindern, der die Teilzeitbeschäftigten für 5 DM pro Stunde beschäftigt, wird auf einen Qualitätsstaubsauger verzichtet und ein Qualitätsbesen genommen. Es geht eben nichts über das Lebensqualitäts-Geschäft.

HUMANISIERUNG

der Arbeit ist sicher nicht gleichzusetzen mit dem Zustand von Klos. Jedenfalls ist uns nicht bekannt, daß irgendein Humanisierer schon über humanses oder inhumanses Scheißen geschrieben hat. Aber unwürdig finden wir, daß die Toiletten neben dem Brauseraum in der Kaue immer noch keine Türen haben, obwohl der Betriebsrat das schon vor langer Zeit moniert hat. Wie wir hörten, soll ein Direktor geäußert haben, daß die Humanisierung der Arbeitswelt im christlich-demokratischen-unionistischen Sinne zwar im Prinzip nicht ohne Klotüren denkbar sei, aber wegn der ständigen roten Zahlen bei der RAG zu prüfen sei, ob das Geld für die Klotüren nicht besser zur weiteren Rationalisierung im Bergbau zu verwenden wäre. Es war die Rede von Schwarzpulver für die Sprengung des Schachtgerüstes.

FALSCHMELDUNG!

Es stimmt nicht, daß der ADAC angeregt hat, in Zukunft auf den Parkplätzen Testfahrten zur Prüfung der Stoßdämpfer durchzuführen. Es stimmt aber auch nicht, daß sich die Direktion auf Vorschlag des Betriebsrates bereit erklärt hat, die Parkplätze anstatt dauernd mit Asche auszubessern nun mit einer festen Decke versehen will."
=DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen Stillegungsbeschluß zurücknehmen!,Dortmund Dez. 1973

08.12.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 12.12.1973) berichtet:"
HANSA-BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG: DIE EMPÖRUNG LÄßT SICH NICHT WEGREDEN!

Die berechtigte Empörung der Kumpel von Hansa läßt sich weder mit schönen Worten noch mit einem Schwall ausgeklüngeleter Zahlen zudecken - das ist das wichtigste Ergebnis der Belegschaftsversammlung von Samstag. 'Laßt uns noch einmal wie 67 ein Signal setzen!' -dieser Aufruf eines Kumpels drückt aus, was sicher viele dachten. Aber denken allein genügt nicht. Denn auch im Bergbau gilt: Von den Kapitalisten bekommen wir Arbeiter nichts geschenkt, was wir brauchen müssen wir uns holen!

Der dickste Hammer aber wurde nachgeliefert: Zeche Recklinghausen soll 74 zur Stillegung angemeldet werden, das wurde am Montag abend bekannt. Da sieht mal einer an!

Wir alle haben die schönen Reden noch im Ohr: 'Keine weiteren Zechenstillegungen! Nur die beschlossenen Stillegungen werden durchgeführt!'

Und noch am Samstag tönte Ricken auf der BV. 'Die übrigen Zechen sind sicher!' Und ganze ZWEI TAGE später kommt die Meldung von der nächsten Stillegung! Haben wir es denn mit berufsmäßigen Lügnern bei der RAG zu tun?

Was jetzt ganz falsch wäre, das ist Vertrauen auf Sozialplan und Arbeitsdirektor. Solange die Zeche noch fördert, 'kriegt jeder ein Verlegungsangebot', aber wenn sie mal dicht macht, dann können die Herren mit uns machen, was sie wollen, dann kann die Sache ganz anders aussehen! Die neue Stillegung von Recklinghausen zeigt ja deutlich: auf schöne Worte von oben ist absolut kein Verlaß. Nicht Sozialpläne und Verlegung auf andere Zechen muß deshalb unser Ziel sein; denn so werden wir nur von einem Abstellgleis auf's nächste geschoben, sondern: Erhaltung unseres eigenen Pütts! Rücknahme aller Schließungen! Denn es ist tatsächlich so:
'Der beste Sozialplan ist die Erhaltung von Hansa!'"

Berichtet wird auch innerhalb der OAG Dortmund des KBW (vgl. 14.12.1973).
=KBW-OAG Dortmund-OL:Rundbrief Nr.4,Dortmund 14.12.1973,S.3;
Roter Kumpel Vorgezogene Tarifverhandlungen,Dortmund o.J. (1973),S.1f


10.12.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 12.12.1973) berichtet:"
ZECHE RECKLINGHAUSEN SOLL 1974 ZUR STILLEGUNG ANGEMELDET WERDEN

Am Montag Abend wurde in der Nachrichtensendung 'hier und heute' gemeldet, daß der Vorstand der Ruhrkohle AG beschlossen habe, im Sommer 1974 die Zeche 'Recklinghausen' zur Stillegung anzumelden. Betroffen sind davon 2. 800 Bergleute. Zum Teil sollen die Kumpel von der benachbarten Zeche Ewald übernommen werden, von der aus auch ein Teil der Vorkommen auf 'Recklinghausen' abgebaut werden sollen. Die Nachricht über die erneute Stillegung wurde nur eine knappe Woche nach der Feststellung der RAG bekannt, daß keine weiteren Zechen stillegelegt würden. Noch am Samstag hatte der technische Direktor der BAG Dortmund, Ricken, auf einer Belegschaftsversammlung der Zeche Hansa erklärt, daß nach den vier bis dahin geplanten Stillegungen die 'anderen Zechen sicher' seien."
=Roter Kumpel Vorgezogene Tarifverhandlungen,Dortmund o.J. (1973),S.1

Januar 1974:
Die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund gibt vermutlich im Januar ihre 'Informationen' (vgl. Dez. 1973) heraus.
=DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen GRÖBAZ,Dortmund o.J. (1974)

16.01.1974:
In der Nr.3 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 9.1.1974, 23.1.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit der Bergbautarifrunde u.a. bei der Zeche Hansa Dortmund.
=Rote Fahne Nr.3,Dortmund 16.1.1974

30.03.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.13 (vgl. 23.3.1974, Apr. 1974) heraus. Solidaritätsunterschriften mit Sascha Haschemi aus dem Iran (RG München) wurden bisher insgesamt 9756 gesammelt, davon 13 auf der Zeche Hansa Dortmund.
=Roter Morgen Nr.13,Dortmund 30.3.1974

27.04.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.17 (vgl. 20.4.1974, 4.5.1974) heraus. Nachgedruckt werden die Titelköpfe einer Reihe von Zeitungen der KPD/ML und ihrer Roten Garde bzw. dem KSB/ML. Es handelt sich hierbei u.a. aus Dortmund um die 'Schlag zu' für die Zeche Hansa.
=Roter Morgen Nr.17,Dortmund 27.4.1974

30.12.1974:
Der KBW (v gl. 9.1.1975) berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß sich die KBW Zelle Minister Stein in Dortmund in einem Flugblatt gegen Stillegungsbeschlüsse der Zechen Werne, Thyssen in Duisburg, Hansa in Dortmund und Monopol in Kamen wendet.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.1,Mannheim 9.1.1975,S.4

29.01.1975:
In der Nr.4 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 22.1.1975, 5.2.1975) berichtet die KPD u.a. von der Zeche Hansa (IGBE-Bereich) Dortmund.
=Rote Fahne Nr.4,Dortmund 29.1.1975

26.02.1975:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.8 (vgl. 19.2.1975, 5.3.1975) heraus. Berichtet wird u.a. von der Zeche Hansa (IGBE-Bereich) Dortmund.
=Rote Fahne Nr.8,Köln 26.2.1975

01.01.1977:
Die Ruhrkohle AG (RAG) wird, laut KPD (vgl. 19.1.1977), von bisher sechs in nunmehr drei Bergbau AGs (Niederrhein, Lippe und Westfalen) gegliedert.

Eingegangen wird in diesem Zusammenhang u.a. auf die Zeche Hansa Dortmund.
=Rote Fahne Nr.3,Köln 19.1.1977

April 1977:
Das KPD-RK NRW gibt vermutlich im April das folgende Flugblatt von vier Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Marianne Brentzel, Dortmund, zur Kurzarbeit im Ruhrbergbau (vgl. Apr. 1977) heraus:"
10 TAGE KURZARBEIT FÜR 140 000 BERGLEUTE DER RUHRKOHLE AG
...
Schon 1969 (vgl. Dortmund - 9.9.1969,d.Vf.) forderten die selbständigen Streikleitungen von Hansa, Hardenberg und Minister Stein im Auftrag ihrer Kollegen: 'Einheitlicher Mindestlohn für alle ohne Überstunden!'

Das muß auch heute wieder die Parole aller Bergarbeiter werden."
=KPD-RK NRW:10 Tage Kurzarbeit für 140 000 Bergleute der Ruhrkohle AG, Dortmund o.J. (1977)

Oktober 1977:
Der DKP Kreisvorstand Dortmund gibt vermutlich im Oktober eine Broschüre heraus:"
HOESCH - NICHT NUR EIN NAME FÜR STAHL
HOESCH-ANALYSE
von Arbeitern, Angestellten und Wissenschaftlern
...
1966 wurde als Folge der Wirtschaftskrise dann die Hoesch Werke AG mit der Dortmunder-Hörder-Hütten-Union AG fusioniert, die im Krieg zur Vereinigten Stahlwerke AG gehört hatte. Dadurch wurden dem Hoesch Konzern gleichzeitig solche Beteiligungen wie - Hansa Bergbau AG, Dortmund ... und andere Unternehmen zugeführt. ...

Weitere personelle Beziehungen:
Willi Reinke Bürgermeister, AR-Mitglied Hoesch-Hüttenwerke Rolf Schäfer SPD-Fraktionsvorsitzender, Prokurist bei Hoesch sowie fünf weitere SPD-Fraktionsmitglieder, die Hoesch-Betriebsräte und -Meister sind, sowie K.-H. Middendorf (CDU), ehemaliger BR bei Hoesch. Zu den weiteren personellen Delikatessen gehört die Tatsache, daß Ludwig Gerstein, CDU, Bergwerksdirektor auf der Zeche Hansa, Ruhrkohle AG (Hoesch hat hier einen Anteil von 7,8%) Vorsitzender des Wirtschaftsförderungsausschusses war, dessen Aufgabe faktisch darin besteht, Subventionen für die heimische Industrie zu mobilisieren."
=DKP-KV Dortmund:Hoesch - Nicht nur ein Name für Stahl,Dortmund o.J. (1977)


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