Düsseldorf-Stadtbezirk 8: Eller-Lierenfeld

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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Aus den Düsseldorfer Stadtteilen Eller und Lierenfeld liegen bisher betriebliche Darstellungen vor für die Düsseldorfer Waggonfabrik (DÜWAG) sowie für die Mannesmann Röhrenwerke in Lierenfeld und Rath.

Diese wie immer äußerst unvollständige Darstellung wird ganz allein von der KPD und ihrem Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld bestritten, welches nicht nur das erste seiner Art für die KPD in NRW war (vgl. 28.11.1971, 31.12.1971), sondern auch für die KPD insgesamt.

Die frühen Stadtteilgruppen der Westberliner KPD/AO waren allein mit dem Aufsaugen der Reste der Außerparlamentarischen Opposition befasst, die späteren Stadtteilkomitees der KPD/AO in Westberlin konnten sich weiter auf zahlreiche verbündete Gruppen stützen und auch massive studentische Hilfe in Anspruch nehmen. Dies sah in Düsseldorf bzw. Eller-Lierenfeld anders aus, auch wenn es in Eller eine Fahchochschule gab (vgl. Okt. 1972) und auch die Gruppe Revolutionärer Künstler die Kampagne gegen die Stadtwohnheime unterstützte.

Hier wurde in enger Verbindung mit den Düsseldorfer Betriebszellen der KPD bei Klöckner - Vereinigte Drahtindustrie (VDI) und vor allem jener bei den Mannesmann Röhrenwerken in Lierenfeld versucht, Kämpfe in der Reproduktions- bzw. Distributionssphäre anzuleiten bzw. zu entfachen, wie etwa den Protest gegen die Fahrpreiserhöhungen (vgl. 3.1.1972) und gegen die NPD (vgl. 21.10.1972), aber auch die Vietnamsolidarität (vgl. 27.5.1972), die in der Gründung eines Vietnamausschusses im Stadtteil mündet (vgl. 17.6.1972, 8.7.1972, 12.7.1972), der denjenigen bei Mannesmann Lierenfeld ergänzt, und nicht zuletzt den Kampf gegen die Mieterhöhungen bei den Rheinischen Wohnstätten, den Werkswohnungen von Mannesmann (vgl. Juni 1972, 5.6.1972, 21.6.1972, 26.6.1972), wobei sich auch hier wieder die Verbindung zum betrieblichen Kampf vorbildlich herstellen lässt.

Die Arbeit unter den Rentnern in den Altenheimen wird ebenfalls aufgenommen (vgl. 26.6.1972), und auch die Düsseldorfer Waggonfabrik (DÜWAG) berücksichtigt (vgl. 6.9.1972), gegenüber der Bevölkerung macht man sich selbst bekannt (vgl. Okt. 1972), während gegen die NPD lautstarker Protest erhoben wird (vgl. 21.10.1972), was evtl. deren Anhänger der KPD wenig später heimzahlen (vgl. 28.2.1973).

Das Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld engagiert sich aber weiterhin vor allem in der Mieterarbeit, dehnt diese dabei gar bis nach Reisholz aus, während es sich in Lierenfeld selbst vor allem auf die Lager bzw. die Stadtwohnungen oder Stadtwohnheime am Kuthsweg konzentriert (vgl. 27.6.1973, 1.8.1973, 24.10.1973, 6.2.1974, 20.2.1974), aber natürlich auch im Verein mit der Netriebszelle der KPD die weiter die betrieblichen Proteste bei Mannesmann Lierenfeld (vgl. 10.8.1973) und auch die Mieter der Werkswohnungen (vgl. 16.1.1974) unterstützt.

Später berichtet auch die Kommunistische Gruppe Düsseldorf des KBW wiederholt aus Eller (vgl. 13.12.1973, 29.1.1976, 12.2.1976, 22.4.1976).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

28.11.1971:
In Düsseldorf wird das Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld der KPD gegründet.
Quellen: Kommunistische Arbeiterpresse Klöckner Nr. 5,Düsseldorf Jan. 1972, S. 4; Kommunistische Arbeiterpresse Mannesmann Nr. 7 und 8, Düsseldorf Dez. 1971, S. 5f bzw. S. 6f

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31.12.1971:
Die KPD gibt die Nr. 33 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 17.12.1971, 14.1.1972) heraus. Das Regionalkomitee Rhein/Ruhr der KPD gibt die Gründung des ersten Stadtteilkomitees in Düsseldorf (Eller/Lierenfeld) bekannt, interessiert sich aber auch schon für das Borsigplatzviertel in Dortmund.
Q: Rote Fahne Nr. 33, Berlin 31.12.1971, S. 9

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03.01.1972:
Die KPD (vgl. 14.1.1972) berichtet vermutlich aus dieser Woche aus Düsseldorf-Lierenfeld:"
WERKSKANTINE
ARBEITERRUNDE DER BETRIEBSZELLE MM

VK-LEITUNG UND BETRIEBSRAT VERSAGTEN - KAMPFKOMITEE DER KOLLEGEN FÜR WERKSKANTINE!

Als erster sprach ein Genosse zur Stahltarifrunde (STR, d. Vf.), der forderte, daß die Kollegen nötigenfalls auch gegen die IGM-Führung geschlossen für 120 DM mehr kämpfen müssen. Eine Genossin vom Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld berichtete von den eingeleiteten Kampfaktionen gegen Verkehrstariferhöhungen."
Q: Rote Fahne Nr. 34, Berlin 14.1.1972, S. 7

27.05.1972:
In Düsseldorf führt das Stadtteilkomitee (StK) Eller/Lierenfeld der KPD, nach eigenen Angaben, eine "kleinere" Vietnamdemonstration im benachbarten Oberbilk durch, zu der auch in der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 24.5.1972) aufgerufen worden war, aber auch bei Opel Bochum (vgl. 25.5.1972).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr. 7, Bochum 25.5.1972, S. 3; Rote Fahne Nr. 44 und 45, Dortmund 24.5.1972 bzw. 31.5.1972, S. 1 bzw. S. 6

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Juni 1972:
Die KPD (vgl. 5.7.1972) berichtet vermutlich aus dem Juni (vgl. 5.6.1972, 26.6.1972):"
KORRESPONDENZ AUS DEM STADTTEILKOMITEE

Ich bin Lehrling in einem Textilbetrieb (GTB-Bereich, d.Vf.) und arbeite im Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld in Düsseldorf. Ich möchte hier berichten, wie unser Stadtteilkomitee gegen die Mieterhöhungen bei den Rheinischen Wohnstätten gekämpft hat.

Als wir erfuhren, daß Mieterhöhungen in den Werkswohnungen geplant sind, haben wir uns erst einmal zusammengesetzt und untersucht, was das für 'Begründungen' für die Erhöhungen sind. Wir sahen, wie hoch die Profite sind, die die Wohnstätten-Kapitalisten aus den Wohnungen ziehen und sahen, was für Pöstchen diese Herren alle haben.

Gleichzeitig haben wir ein Flugblatt für die Mieter verfaßt, was zwei Genossen, die Urlaub hatten, morgens in die Briefkästen verteilt hatten. Abends sind wir in Agitationstrupps in die Häuser gegangen, um mit den Mietern zu sprechen und uns mit ihnen zu beraten. Zuerst hatte ich schon etwas Angst, weil ich nicht wußte, wie die Mieter reagieren würden, wenn wir uns als Vertreter des Stadtteilkomitees der KPD vorstellen würden. Im Geheimen habe ich erwartet, daß uns die Wohnungstüren vor den Kopf geknallt würden.

Nun - ich habe mich gewaltig getäuscht. Von den 300 Mietern gab es zwei, höchstens drei, die uns von ihrer Wohnung nur den Außenanstrich der Haustür zeigten. Alle anderen Mieter beantworteten freundlich alle unsere Fragen, zeigten uns von Zimmer zu Zimmer, vom Keller bis zum Speicher den Zustand ihrer Wohnungen. Viele platzierten uns erst einmal auf dem Sofa und diskutierten mit uns über nötige Kampfmaßnahmen.

Wir hatten nicht erwartet, daß die Wohnungen so schlimm aussehen. Auch wenn die Mieter Tausende Mark reingesteckt hatten, waren die Risse nicht zu verdecken, und auch nicht das laufende Wasser an den Wänden. Ein Kollege erzählte uns, daß beim Einzug Wände und Decken nicht verputzt waren, daß keine Türschlösser drin waren. Als er in der Verwaltung anrief, sagten die ihm nur: 'Eher werfen wir da eine Bombe rein, ehe wir da renovieren.'

Aber zweimal hatte es dieses Jahr schon Mieterhöhungen von jeweils 20 DM gegeben.

An mehreren Tagen, nach Feierabend, veranstalteten wir Straßenkundgebungen. Wir sprachen zu den Mietern, brachten unsere gemalten Transparente an und verkauften die ROTE FAHNE (RF, d.Vf.). Von allen Seiten bekamen wir zu hören: 'Das, was ihr geschrieben habt, das finde ich richtig, das habe ich auch schon zu meiner Frau gesagt.'

Nach all diesen unseren Anstrengungen ist es natürlich schade, daß wir nicht die Mehrheit der Mieter zum Kampf bringen konnten. Aber schon heute sitzen wir mit einer Reihe von Mietern zusammen, die mit dem Stadtteilkomitee weiter arbeiten wollen. Und wenn ich oder andere Genossen heute durch die Straßen gehen, werden wir von allen Seiten freundlich gegrüßt und die Kinder kommen in Scharen und fragen, wann wir wieder Lieder spielen. Ich meine, daß all dies ein Erfolg für unser Stadtteilkomitee und ein Erfolg für die KPD ist."
Q: Rote Fahne Nr. 50, Dortmund 5.7.1972, S. 7

05.06.1972:
Die KPD (vgl. 5.7.1972) berichtet vermutlich aus dieser Woche von Mannesmann (MM) Düsseldorf-Lierenfeld vom Kampf gegen die Mieterhöhungen (vgl. Juni 1972, 26.6.1972):"
In der RF 48 (vgl. 21.6.1972,d.Vf.) haben wir den Offenen Brief abgedruckt, den die Betriebszelle an die Vertrauensleute des Werkes Lierenfeld geschickt hatte. Die Vertrauensleutevollversammlung jedoch lehnte einen Antrag ab, der die Mieterhöhungen als unverschämten Angriff auf die Lebensbedingungen der Arbeiter verurteilte. Dies war möglich, weil die SPD-Betriebsräte mit einer hauchdünnen Mehrheit von fünf Stimmen den Antrag abwürgen konnten. Sie sagten 'man müsse den Antrag noch einmal überarbeiten und beim nächsten Mal (d.h. im November) darüber abstimmen'!"
Q: Rote Fahne Nr. 50, Dortmund 5.7.1972, S. 7

17.06.1972:
Das Nationale Vietnam Komitee (NVK) wird gegründet (vgl. 5.6.1972) und kann sich auf dieser ersten Delegiertenkonferenz (vgl. 7.10.1972) auf 102 bereits existierende Vietnamausschüsse (VA) stützen, u.a. denjenigen in Düsseldorf Eller/Lierenfeld.
Q: NVK:Bulletin Nr. 1 und 5, Bonn 1972; NVK: Resolution der Gründungsversammlung, Bonn 1972

21.06.1972:
Die KPD gibt die Nr. 48 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 14.6.1972, 28.6.1972) heraus, das Düsseldorfer Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld und auch die Betriebszelle Mannesmann Lierenfeld beschäftigen sich mit der Rheinisch Westfälischen Wohnstätten AG.
Q: Rote Fahne Nr. 48, Dortmund 21.6.1972, S. 4f

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26.06.1972:
Die KPD (vgl. 5.7.1972) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
LEHREN DER DÜSSELDORFER MIETKAMPAGNE

Über drei Wochen lang hat die Betriebszelle MM-Lierenfeld (Mannesmann - IGM-Bereich - vgl. 1.6.1972, d.Vf.) zusammen mit dem Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld in Düsseldorf den Kampf gegen die Mieterhöhungen der Rheinischen Wohnstätten AG geführt. …

Trotz erzielter Teilerfolge, waren Betriebszelle und Stadtteilkomitee nicht in der Lage, die Mehrzahl der Mieter in den organisierten Kampf zu führen, mit dem Ziel die Mieterhöhungen zu verhindern. Der Hauptgrund hierfür liegt darin, daß die Kollegen durch Werkswohnungen zu stark diszipliniert werden. Sie können von MM bei politischer Betätigung jederzeit gekündigt werden, d.h. sie verlieren nicht nur den Arbeitsplatz sondern auch ihre Wohnung. Diese Tatsache erwies sich als stärkste Behinderung der Kampfbereitschaft der Mieter.

Hinzu kommt, daß die Werkswohnungen, die allesamt Mittel des sozialen Wohnungsbaus erhalten, noch relativ billig im Vergleich zu Düsseldorfer Verhältnissen sind. Preise zwischen 400 und 600 DM sind Düsseldorf, hinter Aachen die Stadt mit den höchsten Mietpreisen, normal. Diese Tatsache, eine zwar verkommene, aber immerhin eine Wohnung zwischen 160 - 200 DM zu haben, bedeutet den Mietern natürlich viel.

Ein weiterer Grund ist, daß, im Gegensatz zu zu den meisten Städten im Ruhrgebiet, es die Wohnstätten-Kapitalisten in Düsseldorf verstanden haben, die Arbeiterviertel auseinanderzureißen und ihren Wohnungsbesitz zu streuen.

Die Mehrzahl der Mieter hat gesehen, was für Geschäftemacher die Wohnstätten-Kapitalisten sind, hat gesehen, daß diese Erhöhungen auch noch von der SPD mit Gesetzen unterstützt und abgesichert werden. Und ihre Gehilfen im Betriebsrat kümmerten sich außer Phrasendreschen nicht um die Sorgen der Mieter. Der, der sich wirklich und ohne Phrasen um die Probleme der Mieter kümmerte und die Abwehr gegen Lohnraub und Preistreiberei organisierte, das war und ist die KPD.

Es wurde klar, daß die Kapitalisten und ihr Staat unter Kostenmiete immer auch die Profite, Bezüge, Spesen und Zinsen der Wohnungsbesitzer, der Bauherren und der Banken verstehen.

Die Betriebszelle und das Stadtteilkomitee haben in dieser Kampagne ihre Reihen gestärkt und werden den Kampf weiterführen."
Q: Rote Fahne Nr. 50, Dortmund 5.7.1972, S. 7

26.06.1972:
Die KPD (vgl. 5.7.1972) berichtet vermutlich u.a. aus dieser Woche mit Hilfe einer Korrespondenz:"
DÜSSELDORF: DIE ARBEITERWOHLFAHRT - EIN REFORMISTISCHES PROFITUNTERNEHMEN
ARBEITERKORRESPONDENZ

Ich habe 45 Jahre lang als Kraftfahrer gearbeitet, davon 15 Jahre bei Mannesmann hier in Lierenfeld. Bei der ganzen Schufterei und dem Druck immer mehr und immer schneller zu arbeiten, ist man eigentlich mit 55 Jahren schon kaputt. Aber man ist gezwungen, zu arbeiten bis man 65 ist, wenn man die Rentenhöhe erreichen will, von der man zwar immer noch nicht vernünftig leben kann, die aber für uns die Höchstgrenze darstellt.

Und nun zu dem 'geruhsamen Lebensabend', der uns immer versprochen wird. Das sieht für mich jetzt so aus, daß ich vor 1/2 Jahr versucht habe, einen Platz in einem Altenheim zu bekommen. Ich habe 1/4 Jahr gewartet bis ich angenommen wurde. Von anderen habe ich erfahren, daß sie ein Jahr und länger auf das Zimmer im Heim gewartet haben. Ich bin jetzt also zu jemandem ins Zimmer gekommen, mit dem ich mich überhaupt nicht verstehe, aber es gibt in diesem Heim fast nur 2-Bettzimmer. Diese Zimmer, in denen zwei Leute wohnen, sind ungefähr 12 qm groß. Wieviel Platz man darin hat, wenn zwei Betten, ein Schrank, ein Tisch und zwei Stühle im Zimmer stehen, kann man sich ja wohl vorstellen. Für dieses Zimmer und Essen im Heim bezahle ich pro Tag über 20 DM. Das heißt für mich, daß meine Rente dafür nicht ausreicht. Meine Rente beträgt nämlich nur 450 DM. Ich mußte deshalb einen Antrag ans Sozialamt stellen, damit der Restbetrag vom Amt übernommen wird.

Das hört sich jetzt noch gut an, aber in Wirklichkeit ist es doch so, daß ich ein ganzes Leben lang gearbeitet habe und jetzt reicht das Geld doch zu nichts. Da ich meine ganze Rente einzahlen muß und sonst nichts an eigenem Geld habe, bekomme ich vom Sozialamt 'Taschengeld'. Das sind 50 DM im Monat. Davon soll man sich was zum Essen kaufen, wenn das Essen im Heim mal nicht geschmeckt hat, man soll Seife und den Friseur davon bezahlen, man muß sich den Kaffee kaufen, den man nachmittags gerne mal trinkt, und ab und zu braucht man auch was zum Anziehen. Wie man das machen soll von 50 DM im Monat, das soll mir mal erst einer von denen vormachen, die immer sagen 'uns geht es doch so gut'."

Die KPD schreibt dazu:"
Die Korrespondenz eines alten Kollegen aus einem Altersheim der 'Arbeiterwohlfahrt' (AWO) zeigt, wie treffend der Satz aus der Jubiläumsbroschüre der AWO ist, daß sie nämlich 'niemals eine ausschließlich dem Arbeiter dienliche Gemeinschaft war'. Wie sollte sie das auch - wurde sie doch 1919 (vgl. 1919,d.Vf.) von der SPD bewußt als 'Konkurrenzunternehmen' zur ROTEN HILFE (RH, d.Vf.) gegründet, um 'den Kommunisten nicht das Feld zu überlassen'. War die ROTE HILFE Hilfsorganisation der Arbeiterklasse unter den Bedingungen des Klassenkampfs, so stand hinter der AWO die ganze reformistische Ideologie, trat die AWO auf mit den sozialdemokratischen Lügen über die Verbesserungsfähigkeit des Kapitalismus. An die Stelle von solidarischer Hilfe der ganzen Arbeiterklasse für die unter dem menschenfeindlichen kapitalistischen System und im Kampf dagegen alt gewordenen Menschen setzt die AWO 'karitative Betreuung'.

An dem klassenverräterischen Charakter der AWO hat sich nichts geändert, im Gegenteil, sie hat sich zu einem kapitalistischen Unternehmen ausgewachsen, das das Wort 'Arbeiter' in seinem Firmenschild nur führt, um den Eindruck zu erwecken, daß es zumindest gleichberechtigte Versorgungsbedingungen für alte Arbeiter bietet.

Die Wirklichkeit sieht anders aus:
- die Heimkosten der AWO z.B. in Düsseldorf sind die höchsten unter den dortigen Altersheimen, in den letzten beiden Jahren wurden die Kostensätze um 20 Prozent auf 700 DM monatlich erhöht.
- das Gerede von SPD-Vertretern von der Abschaffung der für alte Menschen unzumutbaren Doppelzimmer ist nur die Kehrseite der Tatsache, daß die SPD-Geschäftsführer der AWO für Doppelzimmer sind, weil sonst 'ein Drittel der Einnahmen wegfallen' würde, 'weil, man weniger Heimbewohner aufnehmen könne'. Neben dem Großteil der Doppelzimmer werden die wenigen Einzelzimmer von 'Sozialzahlern' belegt, die sich auch einen Platz in einem privaten Heim leisten könnten.
- Wer als Rentner krank ist, muß in diesem Wohlfahrtsbetrieb der Sozialdemokratie als 'erhöht pflegebedürftig' 1 100 DM zahlen.

Diese Praktiken müssen in Verbindung mit den Arbeitsbedingungen für das Personal der Heime gesehen werden: Auch hier gilt der Grundsatz kapitalistischer Rationalisierung: Mehr Arbeit von weniger Arbeitskräften. Lohnkostensparende staatliche Hilfe für dieses Unternehmen ist die Abkommandierung von Kriegsdienstverweigerern (KDV, d.Vf.) zum Pflege- und Hilfsdienst bei der AWO, billigste Arbeitskräfte sind Praktikanten.

Zuwenig Pflegepersonal zusammen mit ungeschulten Arbeitskräften sind der Grund der unzureichenden medizinischen Betreuung. Besonders am Wochenende - so berichten Pfleger - wird sie zur Farce, wenn an 'etwas unruhige' alte Menschen verstärkt Beruhigungsmittel ausgegeben werden.

Was von den selbstgefälligem Geschwätz von SPD-Vertretern im Fernsehen über die 'verantwortungsvolle medizinische Pflege' zu halten ist, zeigt beispielsweise die 'moderne Beschäftigungstherapie' in Düsseldorf: viele Rentner, die bei auch nur minimaler regelmäßiger Hilfeleistung wieder gehen lernen könnten, bleiben bettlägerig, weil es an Personal fehlt.

Die Kollegen, die bei der AWO arbeiten und diese Mißstände sehen, die dagegen kämpfen wollen, sind bei der Durchsetzung ihrer Interessen, die mit denen der Heimbewohner in vielen Punkten deckungsgleich sind, gehindert, weil die AWO mit der ÖTV getrennte Tarifverträge abschließt, das heißt zwei bis drei Monate später als in anderen öffentlichen Betrieben. Auf diese Weise hat sich die AWO bisher vor Streiks schützen können."
Q: Rote Fahne Nr. 50, Dortmund 5.7.1972, S. 4

08.07.1972:
Demonstration des Nationalen Vietnamkomitees (NVK) in Bonn.
Nach eigenen Angaben ca. 2 000 bis über 2 000 Teilnehmer. Hauptparole: "Alles für den Sieg des kämpfenden vietnamesischen Volkes". In einem Aufruf des NVK, "Alles für den Sieg des kämpfenden vietnamesischen Volkes" wird u.a. aus Düsseldorf berichtet von den VAs Mannesmann Lierenfeld (10 Mitglieder) und Eller-Lierenfeld.
Q: NVK: Alles für den Sieg des kämpfenden vietnamesischen Volkes,Bonn o.J. (1972)

12.07.1972:
In der Nr. 51 der 'Roten Fahne' der KPD (vgl. 5.7.1972, 19.7.1972) wird berichtet vom Nationalen Vietnamkomitee (NVK). Die Zahl der VA, die in der letzten Woche noch bei fast 180 lag, wird jetzt mit fast 200 angegeben. Erwähnt werden auch die VA Mannesmann Düsseldorf und Eller/Lierenfeld Düsseldorf.
Q: Rote Fahne Nr. 51, Dortmund 12.7.1972

06.09.1972:
Die Nr. 59 der 'Roten Fahne' (vgl. 30.8.1972, 13.9.1972) der KPD berichtet u.a. durch das Düsseldorfer Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld von der DÜWAG und den Mannesmann Werkswohnungen.
Q: Rote Fahne Nr. 59, Dortmund 6.9.1972, S. 5

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Oktober 1972:
In Düsseldorf gibt das Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld der KPD vermutlich im Herbst ein Flugblatt "An die werktätige Bevölkerung von Eller-Lierenfeld" heraus, in dem auch die Verkaufspunkte der 'Roten Fahne' freitags 16 - 18 Uhr an der schlesischen Straße Ecke Reisholzerstr., samstags 10 - 12 Uhr am Gertrudisplatz sowie im Kiosk Zeppelinstraße Ecke Hackenbruch bekanntgegeben werden.
Q: KPD-Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld: An die werktätige Bevölkerung von Eller-Lierenfeld, Düsseldorf o. J.

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Oktober 1972:
Die GIM und die RKJ Düsseldorf geben vermutlich im Oktober ein Flugblatt "Was tun zum Fall Beuys" heraus, das auch von der FHS Eller berichtet und zum Streik an der Kunstakademie aufruft.
Q: Was tun zum Fall Beuys, Düsseldorf o. J. (1972)

21.10.1972:
In Düsseldorf organisiert die Ortsleitung der KPD, nach eigenen Angaben, auf dem Gertrudisplatz in Eller eine achtzigköpfige Demonstration und Kundgebung gegen den NPD Bundesparteitag, gegen den letztes Jahr noch 2 000 protestiert hätten. Diese aber sind heute eventuell auch bei den Kundgebungen von DKP und KPD/ML-ZB in der Innenstadt. Man selbst bzw. die LgdI wurde auch noch von einer Razzia betroffen. Zur Demonstration der KPD rief diese mit einem 'Rote Fahne' Sonderdruck "Faschisten raus aus Düsseldorf!" auf.

Es wurde auch ein gemeinsamer Aufruf des KOV, des Zentralrates (ZR) der Düsseldorfer Oberschüler und der Kommunistischen Schülergruppe (KSG) Neuss erlassen.

Gegen die NPD protestiert auch die DKP.

KABD, Kommunistischer Jugendverband (Revolutionärer Weg) und MLSG, riefen mit einem Flugblatt "Nazis raus aus Düsseldorf" auf zur Aktionseinheit.
Q: Rote Fahne Nr. 66, Dortmund 25.10.1972, S. 8; Rote Fahne Sonderdruck Faschisten raus aus Düsseldorf!, Dortmund o. J.;Schulkampf Nr. 2, Berlin Nov. 1972, S. 11;Morgen! Nr. 5 und o.Nr. , Düsseldorf o.J. (1972);Kommunist, Düsseldorf o.J. (1972);KABD, KJV (RW), MLSG: Nazis raus aus Düsseldorf, Düsseldorf o. J. (1972)

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31.01.1973:
Die KPD veröffentlicht in der Nr. 5 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 24.1.1973, 7.2.1973) eine Arbeiterkorrespondenz kommt von der Baufirma Schmitz KG in Düsseldorf-Reisholz, wo auch die Ortsleitung und das Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld Mieterarbeit aufnahmen (vgl. 25.1.1973).
Q: Rote Fahne Nr. 5, Dortmund 31.1.1973, S. 7

14.02.1973:
Die KPD gibt die Nr. 7 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 7.2.1973, 21.2.1973) heraus, in der auch berichtet wird vom eigenen Düsseldorfer Stadtteilkomitee Eller-Lierenfeld.
Q: Rote Fahne Nr. 7, Dortmund 14.2.1973, S. 7

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28.02.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 9 (vgl. 21.2.1973, 7.3.1973) heraus. U.a. wird von den Steinwürfen in das Parteibüro in Düsseldorf-Lierenfeld anläßlich des 40. Jahrestag der NS-Machtübernahme berichtet.
Q: Rote Fahne Nr. 9, Dortmund 28.2.1973, S. 2

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27.06.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.26 (vgl. 20.6.1973, 4.7.1973) heraus. Es wird erstmals berichtet über das Kampfkomitee Weg mit den Lagern am Kuthsweg in Düsseldorf mit 12 Mitgliedern (welches allerdings nur noch einmal in der Roten Fahne erwähnt wird) u.a. aus dem Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld der KPD.
Q: Rote Fahne Nr. 26, Dortmund 27.6.1973, S. 5

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01.08.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.31 (vgl. 25.7.1973, 8.8.1973) heraus, das Düsseldorfer Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld berichtet von den Stadtwohnheimen am Kuthsweg.
Q: Rote Fahne Nr. 31, Dortmund 1.8.1973, S. 5

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10.08.1973:
In Düsseldorf-Lierenfeld demonstrieren, laut und mit KPD, 120 bzw. 150 gegen die Entlassung des Jugendvertreters Gerd Bail bei Mannesmann Lierenfeld (vgl. 6.8.1973, 13.8.1973). Das Nationale Komitee "Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse" des KJV der KPD vermeldet gar 200 Leute.

An dem Marsch ab Mannesmann Tor in der Ronsdorfer Straße durch Eller und Lierenfeld beteiligen sich, laut KPD, u.a. Beschäftigte von Mannesmann Lierenfeld und Rath, von Stahl und Röhren Reisholz, von VKW und Demag sowie die Jugendbetriebszelle des KJV der KPD. Aufgerufen wurde u.a. mit einem 'Kämpfende Jugend' Sonderdruck des KJV-RK Rhein/Ruhr.

Die KPD/ML (vgl. 18.8.1973) beteiligt sich mit der Roten Garde (RG) sieht aber nur ca. 120 Teilnehmer.
Q: Kämpfende Jugend Sonderdruck Rhein/Ruhr Mannesmann-Lierenfeld: …, Dortmund o. J. (1973); Roter Morgen Nr. 32, Dortmund 18.8.1973, S. 4;Rote Fahne Nr. 32 und 33, Dortmund 8.8.1973 bzw. 15.8.1973, S. 4 bzw. S. 1 und 5;NK AjgpEuGa: Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse, Remscheid 1973

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26.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 39 (vgl. 19.9.1973, 3.10.1973) heraus. Die Ortsleitung Düsseldorf berichtet auch aus Eller.
Q: Rote Fahne Nr. 39, Dortmund 26.9.1973, S. 2

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24.10.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 43 (vgl. 17.10.1973, 31.10.1973) heraus und berichtet erneut über die Gründung eines Komitees "Weg mit den Lagern am Kuthsweg" in Düsseldorf, nachdem schon die 'Rote Fahne' vom 27.6.1973 um eine derartige Kampfkomitee-Gründung wußte, die damals bereits vom Stadtteilkomitee Eller/Lierenfeld der KPD unterstützt wurde. Nun sind auch die Gruppe Ruhrkampf von der Kunstakademie sowie die ESG mit von der Partie.
Q: Rote Fahne Nr. 43, Dortmund 24.10.1973, S. 7

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16.01.1974:
In der Nr. 3 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 9.1.1974, 23.1.1974) der KPD berichtet aus Düsseldorf auch die Zelle Mannesmann-Lierenfeld über die Werkswohnungen (Rheinische Wohnstätten AG).
Q: Rote Fahne Nr. 3, Dortmund 16.1.1974, S. 5

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06.02.1974:
In der Nr. 6 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 30.1.1974, 13.2.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit den Düsseldorfer Stadtwohnungen am Schwarzen Weg und den Lagern am Kuthsweg, wo auch die ESG und die Gruppe Ruhrkampf tätig sind.
Q: Rote Fahne Nr. 6, Dortmund 6.2.1974, S. 7

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20.02.1974:
In der Nr. 8 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 13.2.1974, 27.2.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit den Düsseldorfer Stadtwohnheimen und dem Kuthsweg.
Q: Rote Fahne Nr. 8, Dortmund 20.2.1974, S. 5

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13.12.1975:
Die Kommunistische Gruppe Düsseldorf des KBW kündigte Plakatklebe-Aktionen gegen den § 130a an für die Stadtteile Gerresheim, Derendorf, Stadtmitte, Lierenfeld und Holthausen.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Düsseldorf Nr. 49, Düsseldorf o. J. (11.12.1975), S. 1 und 12

Duesseldorf_KBW012


29.01.1976:
Die Kommunistische Gruppe Düsseldorf gibt ihre Ortsbeilage (vgl. 22.1.1976, 5.2.1976) zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 4 heraus mit dem Artikel "6 Schulen sollen in Düsseldorf geschlossen werden!", nämlich die Schulen an der Beckbuschstr., Lörickerstr., Kempgensweg, Essenerstr., Hagenerstr. und am Suitbertus -Stiftsplatz in Kaiserswerth, so dass es in Eller nur noch eine und in Derendorf noch zwei Hauptschulen geben wird.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Düsseldorf Nr. 4, Düsseldorf 1976, S. 3

Duesseldorf_KBW039


12.02.1976:
Die Kommunistische Gruppe Düsseldorf gibt ihre Ortsbeilage (vgl. 5.2.1976, 19.2.1976) zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 6 heraus mit dem Artikel "Kindergarten wird geschlossen!" in der Stralsunderstraße in Garath, wobei auch berichtet wird über die geplanten Schulbustransporte von Kindergartenkindern aus Eller nach Unterbach-Vennhausen und vom Pestalozzihaus an der Dorotheeenstraße.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Düsseldorf Nr. 6, Düsseldorf 1976, S. 2

Duesseldorf_KBW052


22.04.1976:
Die Kommunistische Gruppe Düsseldorf gibt ihre Ortsbeilage (vgl. 8.4.1976, 29.4.1976) zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 16 heraus mit dem Artikel "Die Ärzte sind nicht an der Gesundheit des Volkes interessiert!" zur Forderung nach einem Ärztezentrum in Eller.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Düsseldorf Nr. 16, Düsseldorf 1976, S. 2

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Letzte Änderung: 04.11.2019