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Für diese wie immer unvollständige Darstellung wurden allein von der DKP Walsum einige örtliche Dokumente ausgewertet, ansonsten werden hier vor allem Meldungen der bundesweiten 'Einheit' der IGBE wiedergegeben.
Einleitend wütet auch in Walsum der braune Terror, wobei sich die Justiz offenbar wie schon vor 1933 allein der Verfolgung der Opfer widmet (vgl. 21.5.1969, 16.10.1969).
Die Zeche Walsum wird in die Ruhrkohle AG eingegliedert (vgl. 18.7.1969) und die Montanmitbestimmung personell ausgestaltet (vgl. 1.12.1969), aber auch das Kraftwerk Walsum wird von der IGBE berücksichtigt (vgl. 19.12.1969, 1.6.1970) und ihr Gewerkschaftstag (vgl. 24.9.1972) natürlich auch in Walsum vorbereitet.
Das allgemeine Zechensterben betrifft die heute noch aktive Zeche Walsum allein in Form der Vollauslastung bzw. der Verlagerung von Förderung (vgl. 30.6.1971, 1.7.1971), später werden dort auch Bergleute aus Südkorea beschäftigt (vgl. 22.5.1975, 11.6.1975).
In Walsum sind damals neben der DKP (vgl. Okt. 1971, Nov. 1971, Dez. 1971) vermutlich auch linksradikale Gruppen aktiv, allerdings wohl nicht sonderlich stark.
21.05.1969:
In Rheinhausen (heute Duisburg) findet, laut DKP, eine Kundgebung gegen die NPD statt, wegen der es u.a. zur Anklage gegen einen Pfarrer aus Walsum (vgl. 16.10.1969) kommt.
=Unsere Zeit NRW Nr.33,Essen 13.11.1969,S.19
05.06.1969:
Die DKP gibt die Nr.10 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 29.5.1969, 12.6.1969). Berichtet wird u.a. über die IGBE in Walsum.
=Unsere Zeit NRW Nr.10,Essen 5.6.1969
18.07.1969:
Laut IGBE (vgl. 1.8.1969) wird in Essen die Ruhrkohle AG (RAG - vgl. 6.3.1969, 11.8.1969) als Einheitsgesellschaft gegründet:"
Jetzt steht die Ruhrkohle-AG endgültig. Am 18.Juli wurde der Grundvertrag von 20 Zechengesellschaften in Essen unterschrieben. 47 Schachtanlagen, 28 Kokereien und 6 Brikettfabriken mit rd. 175 000 Beschäftigten gehören jetzt zur Ruhrkohle-AG. Die neue Gesellschaft ist in der Lage, rd. 77 Millionen Tonnen Kohle zu fördern und etwa 22 Millionen Tonnen Koks zu produzieren. Außerdem werden fast 2 Millionen Tonnen Briketts hergestellt. Die Leistungen je Mann und Schicht liegen in der Ruhrkohle bei 3,8 Tonnen."
Die IGBE berichtet auch:"
SIE GEHÖREN ZUR RUHRKOHLE AG
Der Ruhrkohle AG sind am 18.Juli 1969 folgende Bergbaugesellschaften durch die Unterschrift zum Grundvertrag beigetreten: ... Bergwerksgesellschaft Walsum AG, ... ".
=Einheit Nr.15,Bochum 1.8.1969,S.1f
16.10.1969:
Die DKP berichtet:"
DR. SÖLLERS BRAUNE OPTIK
Pfarrer Melzer aus Walsum nahm am 21. Mai 1969 an einer großen Kundgebung gegen die NPD in Rheinhausen (heute Duisburg,d.Vf.) teil. Während der Demonstration wurde er von NPD-Ordnern blutig zusammengeschlagen und ihm unter anderem die Oberlippe gespalten.
Nach 5 Monaten erhielt Pfarrer Melzer von der Staatsanwaltschaft Kleve eine Anklageschrift wegen 'Aufruhrs', 'Sachbeschädigung' und 'Zusammenrottung'. Der Staatsanwalt Dr. Söller schrieb ihm am 16.10.1969: 'Sollte innerhalb von zwei Wochen keine Erklärung von Ihnen eingegangen sein, werde ich annehmen, daß Sie sich nicht zur Sache äußern wollen. Ich werde dann ohne Ihre Aussage entscheiden.' Also nicht die NPD, sondern Pfarrer Melzer soll verurteilt werden."
=Unsere Zeit NRW Nr.33,Essen 13.11.1969,S.13
13.11.1969:
Die DKP gibt die Nr.33 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 6.11.1969, 20.11.1969). Berichtet wird u.a. über Walsum, u.a. vom Anti-NPD-Protest Walsum (vgl. 16.10.1969).
=Unsere Zeit NRW Nr.33,Essen 13.11.1969
01.12.1969:
Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt, u.a. in der GRUPPE I Bergbau AG Niederrhein für Walsum: Max Schneider.
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969
19.12.1969:
Die IGBE berichtet aus dem RAG-Kraftwerksbereich:"
NEUE TARIFVERTRÄGE FÜR DIE BERGBAUWIRTSCHAFT
Im Zuge der Neuordnung des Steinkohlebergbaus an der Ruhr kamen die reinen Zechenkraftwerke mit ihren Belegschaften durch die Übertragung des Bergbauvermögens zur Ruhrkohle AG, dagegen verblieben die großen Bergbaukraftwerke mit den Belegschaften bei den Muttergesellschaften. Diese Abtrennung vom Bergbau war mit vielen Fragen und Problemen verknüpft, die durch Initiativen der IG Bergbau und Energie gelöst werden konnten.
Bereits Mitte des Jahres 1969 (vgl. **.*.1969,d.Vf.) hatten die Gesetzgeber im Zuge der Errichtung der Bundesknappschaft u.a. die Forderung der IGBE erfüllt, die Beschäftigten bei den Muttergesellschaften weiterhin knappschaftlich zu versichern.
Aus der weiteren tarifpolitischen Zuständigkeit der IG Bergbau und Energie für die Beschäftigten in den Großkraftwerken der Muttergesellschaften ergab sich weiter die Notwendigkeit, neue Tarifverträge für die Arbeiter und Angestellten in der Bergbauwirtschaft abzuschließen.
Am 19. Dezember 1969 wurde zwischen der IG Bergbau und Energie und der Gelsenberg AG (Energiebereich), Hibernia AG (Energiebereich), Steinkohlen-Elektrizitäts AG, Bergwerksgesellschaft Walsum AG, vertraglich vereinbart, daß ab 1.Januar 1970 für die Mitglieder der IG Bergbau und Energie in den genannten Gesellschaften an Stelle der Bergbautarife neue tarifvertragliche Bestimmungen gelten.
Da die vorgenannten Gesellschaften ihre Mitgliedschaft beim Arbeitgeberverband von Gas-, Wasser- und Elektrizitätsunternehmungen e.V. (GWE) beantragt haben bzw. schon Mitglieder in diesem Verband sind, wurde am 19.Dezember 1969 die Geltung der Tarifverträge aus dem GEW-Bereich vereinbart.
Es handelt sich um
Manteltarifvertrag Nr.5 für Arbeiter,
Manteltarifvertrag Nr.3 für Angestellte,
Lohntarifvertrag Nr.11 für Arbeiter,
Gehaltsvereinbarung Nr.10 für Angestellte.
Die Umstellung auf völlig neue Tarifbestimmungen wird in der Übergangsphase bei den Kraftwerksbelegschaften ein gewisses Umdenken erfordern. Als eine der Veränderungen sei erwähnt, daß z.B. an Stelle des jahrzehntelang gewohnten Schichtlohnes nunmehr der Stundenlohn tritt.
Die Bezirksleitungen an der Ruhr sowie die zuständigen Betriebsräte haben die neuen Vertragstexte vorliegen und können Auskunft über die ab 1.Januar 1970 geltenden Bestimmungen geben.
Die einzelnen Betriebsräte verhandeln zur Zeit noch mit den Betriebsleitungen über die Einstufungen der Beschäftigten nach neuem Tarifvertrag. Die IG Bergbau und Energie befindet sich in Verhandlungen mit den Unternehmen, um weitere wichtige Fragen der Übergangsphase zu klären.
Es ist noch darauf aufmerksam zu machen, daß die von der IG Bergbau und Energie neu abgeschlossenen Tarifbestimmungen auch für Arbeiter und Angestellte gelten werden, die in Kraftwerken beschäftigt sind, welche von Muttergesellschaften an die Steinkohlen-Elektrizitäts AG verkauft oder durch die Ruhrkohle AG in der nächsten Zeit auf die STEAG übertragen werden. In der nächsten 'Einheit' wird die Berichterstattung aus der Bergbauwirtschaft fortgesetzt."
=Einheit Nr.2,Bochum 15.1.1970,S.2
01.06.1970:
Die IGBE berichtet zunächst vermutlich aus dieser Woche:"
BERGBAUKRAFTWIRTSCHAFT KURZ VOR TARIFABSCHLUSS
ZUSATZVEREINBARUNGEN SIND ZU ERWARTEN
In der Bergbauwirtschaft hat es weitere Veränderungen gegeben. Wie bekannt, gehören seit dem 1.Januar 1970 die Beschäftigten der Kraftwerke Sterkrade, Osterfeld und Franz Haniel (alle Oberhausen,d.Vf.) zur Steinkohle-Elektrizitäts AG (STEAG). Darüber hinaus ist auch das Kraftwerk Walsum im Besitz der STEAG."
Später berichtet die IGBE:"
TARIFVERTRAG IST ABGESCHLOSSEN
In der 'Einheit' Nr.11 vom 1.Juni 1970 hatten wir berichtet, daß in Kürze in der Bergbaukraftwirtschaft an der Ruhr mit dem Abschluß von Tarifverträgen zu rechnen sei. Bereits kurz nach Redaktionszuschluß teilten uns die Kollegen der Hauptabteilung Tarife mit, daß der Tarifvertrag und die Zusatzvereinbarung zwischen dem Arbeitgeberverband von Gas-, Wasser- und Elektrizitätsunternehmungen e.V. (GWE) und der IG Bergbau und Energie unterzeichnet sind.
Die neuen Verträge gelten mit Wirkung ab 1.Januar 1970 für Mitglieder der IG Bergbau und Energie in den Unternehmen Gelsenberg AG (Kraftwerke Springorum und Gustav Knepper), Hibernia AG (Stand 1.Januar 1970), Bergwerksgesellschaft Walsum AG und Steinkohlen-Elektrizitäts AG (Bergbaukraftwerke) und ersetzen den mit den vorgenannten Unternehmern abgeschlossenen Vertrag vom 19.Dezember 1969 ('Einheit' Nr.1 vom Januar 1970 (vgl. 2.1.1970,d.Vf.)).
Neben dem
- Manteltarifvertrag Nr.5 für Arbeiter
- Lohntarifvertrag Nr.11 für die Arbeiter
- Manteltarifvertrag Nr.3 für Angestellte
- Gehaltsvereinbarung Nr.10 für Angestellte
konnte eine tarifliche Zusatzvereinbarung für Arbeiter und Angestellte abgeschlossen werden. In dieser Vereinbarung wurden verschiedene soziale Besitzstände geregelt, und zwar für alle Arbeitnehmer, die am 30.November 1969 in den angeführten Unternehmen beschäftigt waren."
=Einheit Nr.11 und 12,Bochum 1.6.1970 bzw. 15.6.1970,S.4 bzw. S.4
30.06.1971:
Die KPD/ML-ZB (vgl. 3.7.1971) berichtet:"
NEUES ZECHENSTERBEN BEI DER RAG
Der seit der Gründung der Ruhrkohle AG angekündigte Stillegungsplan, genannt 'Gesamtstillegungsplan' ist raus: 25 000 BERGARBEITER werden in den nächsten vier Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren! Acht Zechen werden stillgelegt, neun Anlagen werden zu Verbundwerken zusammengeschlossen, sieben Anlagen sollen 'voll ausgelastet' werden.
...
Als weitere Rationalisierungsmaßnahmen wurden angekündigt: Steigerung der Förderung durch Vollauslastung vorhandener Kapazitäten auf den Anlagen Walsum (Walsum), Jacobi Haniel (Bottrop), Osterfeld (Oberhausen) und Fürst Leopold (Dorsten). 'Vollauslastung' bedeutet, daß die Anlagen für einige Jahre noch einmal voll ausgefahren werden, um sie nachher umso schneller stillegen zu können.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.5ff
01.07.1971:
Laut IGBE (vgl. 1.7.1971) findet eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) der RAG statt, auf der auch Fragen "des sogenannten Anpassungsprogramms beraten werden" sollen. Die IGBE berichtet auch:"
RUHRKOHLE AG LEGT SIEBEN ZECHEN STILL
2 MILLIARDEN FÜR INVESTITIONEN NOTWENDIG
Die vom Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG beschlossenen Konzentrations- und Anpassungsmaßnahmen sehen vor:
1. Verlagerung von 7,5 bis 9,5 Millionen t. Jahresförderung bis 1975/1976 auf die ertragsstärksten Zechen. Es sind dies die Schachtanlagen Walsum (Dinslaken), Osterfeld, Jacobi/Haniel (beide Oberhausen,d.Vf.), Fürst Leopold (Dorsten,d.Vf.), Lohberg (Dinslaken,d.Vf.), Prosper 3/4 (Bottrop,d.Vf.), Nordstern (Gelsenkirchen,d.Vf.), Radbod (Hamm,d.Vf.), Werne und Heinrich Robert (Hamm,d.Vf.)."
=Einheit Nr.13 und 14,Bochum 1.7.1971 bzw. 15.7.1971,S.1 bzw. S.1ff
Oktober 1971:
Die DKP Walsum (heute Duisburg) gibt vermutlich im Oktober erstmals ihre Stadtzeitung 'Walsumer Echo' (vgl. Nov. 1971) heraus.
=Walsumer Echo,Walsum o.J. (1971)
November 1971:
Die DKP Walsum (heute Duisburg) gibt vermutlich im November ihre Stadtzeitung 'Walsumer Echo' (vgl. Okt. 1971, Dez. 1971) heraus.
=Walsumer Echo,Walsum o.J. (1971)
Dezember 1971:
Die DKP Walsum (heute Duisburg) gibt vermutlich im Dezember ihre Stadtzeitung 'Walsumer Echo' (vgl. Nov. 1971) heraus.
=Walsumer Echo,Walsum o.J. (1971)
14.02.1972:
In NRW erscheint vermutlich Mitte Februar ein Flugblatt "AUFRUF ZUR 'FRÜHJAHRSKAMPAGNE 1972 FÜR ABRÜSTUNG, SICHERHEIT UND INTERNATIONALE SOLIDARITÄT'" –unterschrieben u.a. aus Walsum von Gerhard Melzer, Pfarrer.
=KfDA-Büro NRW:Aufruf zur 'Frühjahrskampagne 1972 für Abrüstung, Sicherheit und internationale Solidarität',o.O. (Essen) o.J. (1972)
24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll und auch in Walsum, u.a. in der Ortsgruppe Ausländerheim, sowie in Wehofen aktiv vorbereitet wurde.
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff
09.01.1974:
In der Nr.2 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 3.1.1974, 16.1.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit der Ruhrgebietsneuordnung, wobei u.a. die Ortsgruppe Walsum/Overbruch der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) erwähnt und besonders auf Thyssen (ATH) Duisburg eingegangen wird.
=Rote Fahne Nr.2,Dortmund 9.1.1974
22.05.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.20 (vgl. 15.5.1975, 29.52.1975) heraus. Berichtet wird von aus Duisburg aus dem BE-Bereich von Südkoreanern auf der Zeche Walsum.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.20,Mannheim 22.5.1975
11.06.1975:
In der Nr.23 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 4.6.1975, 18.6.1975) berichtet die KPD u.a. von Koreanern auf der Zeche Walsum (IGBE-Bereich - heute Duisburg).
=Rote Fahne Nr.23,Köln 11.6.1975
15.06.1975:
Der AB gibt die Nr.63 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 1.6.1975, 29.6.1975) heraus und berichtet u.a. von der Bundesbahn in Duisburg-Walsum.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.63,München 15.6.1975
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