Aachen: Erster Mai

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 28.4.2019


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Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise zum 1. Mai in Aachen vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Nachdem 1971 eine erste linke Kundgebung stattfand und die Freunde der KPD 1972 noch nach Dortmund mobilisierten, fand 1973 zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder eine 1. Mai-Demonstration des DGB in Aachen statt, auf der, trotz massivem Polizeiaufgebot und allgemeinem Demonstrationsverbot gegen K-Gruppen, die Freunde der KPD und der GIM, aber auch der neu gegründeten Kommunistischen Gruppe Aachen einen oppositionellen Block bildeten.

Die 1. Mai-Demonstration 1974 wurde frühzeitig in der GEW vorbereitet (vgl. 29.10.1973), zum Leidwesen des DGB (vgl. 20.3.1974), während die KPD wiederum ein Maikomitee (MK) oppositioneller Gewerkschafter gründete (vgl. 7.4.1974, 22.4.1974), wobei es sowohl zwischen der GEW und der GIM (vgl. 22.4.1974) als auch zwischen der GIM und der KPD (vgl. 30.4.1974) zum Konflikt kam, aber offenbar nicht zwischen den Demonstranten und der Polizei.

Dies war dann 1975 wieder der Fall, wobei die Anhänger der KPD betroffen waren (vgl. 12.5.1975). Nachdem es 1976 noch zu einer großen Demonstration mit Polizeieinsatz kam, fanden in den späteren Jahren offenbar kaum noch linke Aktionen zum 1. Mai statt.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

01.05.1971:
In Aachen beteiligt sich die KPD/ML-ZK, nach eigenen Angaben, an einer Maidemonstration oder -veranstaltung.
Quelle: Roter Morgen Nr. 5, Hamburg Mai 1971, S. 5

02.06.1971:
In Aachen erscheint die Nr. 1 der 'Aachener Studentenzeitung' - Zeitung des sozialistischen AStA der RWTH Aachen (ASZ - vgl. 21.6.1971) mit dem Artikel "1. Mai - Hauptrede der Kundgebung".
Q: Aachener Studentenzeitung Nr. 1, Aachen 2.6.1971, S. 1f

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01.05.1972:
Die KPD (vgl. 3.5.1972) sowie in Folge fast identisch auch die KPD-Zelle Hoesch Westfalenhütte Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 31.5.1972) berichten:"
1. MAI IN DORTMUND …

Unter dem Beifall der bereits versammelten Genossen und Kollegen trafen am Dortmunder Nordmarkt Arbeiter- und Lehrlingsgruppen, oppositionelle Gewerkschafter und Sympathisantengruppen aus … Aachen, … ein."
Q: Rote Fahne Nr. 40, 41, 42und 43,Dortmund 7.4.1972, 19.4.1972, 3.5.1972 bzw. 17.5.1972, S. 1, S. 1, S. 1 und 3 bzw. S. 3; Rote Presse Korrespondenz Nr. 166, Berlin 5.5.1972, S. 2;Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Westfalenhütte Nr. 13, Dortmund 31.5.1972, S. 6f

April 1973:
Die Sozialistische Betriebsprojektgruppe (SBPG) Aachen gibt, laut Kommunistischer Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.7.1973), vermutlich im April ihren 'Metallarbeiter' Nr.19 (vgl. März 1973, Mai 1973) heraus, in dem es u.a. heisse: "Der SPD geht es in erster Linie um eine Ausdehnung des Staatshaushaltes."

Die KG Aachen berichtet auch:"
Obwohl im Metallarbeiter 19 gezeigt wird, daß die seit 1951 in der Montanindustrie bestehende paritätische Mitbestimmung nur den Interessen der Kapitalisten diente, und den Arbeitern nichts als Nachteile brachte, heißt es weiter: 'Die Enttäuschung über DIESE Mitbestimmung ist groß.' Und an einer anderen Stelle im Metallarbeiter 19 wird gesagt, bei der Mitbestimmung sei es 'sehr unklar (!), wieweit ihrem (der Arbeiter) Interesse damit wirklich gedient ist' und kritisiert, daß die Mitbestimmungsforderung (am 1. Mai) von der Gewerkschaftsführung als 'isolierte Forderung' aufgestellt wurde."
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 10f

21.04.1973:
Eine Maiveranstaltung der Ortsgruppe Aachen der LgdI der KPD war für heute angekündigt worden.
Q: Rote Fahne Nr. 14, Dortmund 4.4.1973, S. 2

23.04.1973:
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen (vgl. 27.8.1973) berichtet vermutlich spätestens aus dieser Woche über sich bzw. die Sozialistische Betriebsprojektgruppe:"
In unserem ersten Flugblatt (Kampftag 1. Mai) sagten wir, daß sich Kollegen und ehemalige SBPG-Mitglieder zur Kommunistischen Gruppe Aachen (KG Aachen) zusammengeschlossen haben."
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 10

26.04.1973:
Die Unabhängige Sozialistische Arbeitsgemeinschaft (USAG) Alsdorf und die Gruppe Alsdorf der GIM geben die Nr. 14 von 'Der Bergmann' - Informationsblatt der USAG und der GIM für die Kollegen der EBV-Gruben (vgl. 23.1.1973, 9.6.1973) heraus mit dem Leitartikel "1. Mai - Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse". Aufgerufen wird zur Maidemonstration in Aachen am 30.4.1973 und zur 1. Maiveranstaltung des DGB im Casino Anna, Alsdorf.
Q: Der Bergmann Nr. 14, O. O. (Alsdorf) 26.4.1973, S. 1ff

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27.04.1973:
Die GIM Aachen / Alsdorf gibt vermutlich Ende dieser Woche ein Flugblatt 'Was tun in den Aachener Metallbetrieben' (vgl. 6.12.1971, 30.4.1973) heraus unter der Schlagzeile "1. Mai - Demo in Aachen!".
Q: Was tun in den Aachener Metallbetrieben 1. Mai - Demo in Aachen!, Aachen o. J. (1973)

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30.04.1973:
In Aachen bildet, laut KPD, das ihr nahestehende Maikomitee oppositioneller Gewerkschafter einen oppositionellen Block auf der Maidemonstration. Das Maikomitee arbeitet u.a. bei Philips und in der IG Metall (IGM). Es mobilisiert 50 Personen zur KPD-Demonstration nach Dortmund.

Die KPD berichtete am 11.4.1973:"
Das 'Maikomitee' in Aachen ruft alle Gewerkschafter Aachens auf, sich an einem oppositionellen Block am 30.4. zu beteiligen und in der Nähe der DGB-Kundgebung (der DGB verzichtet auf eine 1. Mai-Demonstration) die Gegenkundgebung der Partei zu unterstützen."

Am 25.4.1973 berichtet die KPD: "Die Aachener Genossen malten große Wandzeitungen, die sie an belebten Stellen klebten und die mit großem Interesse studiert wurden."

Am 2.5.1973 berichtet die KPD:"
Die Genossen aus Aachen, wo die Kundgebung der KPD für den Vorabend ebenfalls verboten worden war, waren besonderen Verfolgungen der Weyer-Polizei ausgesetzt - Um 17 Uhr (am 30. April) ziehen mehrere Hundertschaften Polizei, eine Reiterstaffel und zwei Wasserwerfer in der Nähe des DGB-Hauses auf. Ordner und Polizisten 'schützen' Schuler an Schulter das DGB-Haus.
Die Genossen unserer Partei und des Maikomitees verteilen Flugblätter gegen das Demonstrationsverbot. Besonders der als Einschüchterung geplante Polizeiaufmarsch bringt viele Kollegen auf die Seite unserer Genossen. Der DGB sieht seinen Plan fehlschlagen, die Kommunisten sind nicht isoliert. Er gibt daher schnell die Erlaubnis für den oppositionellen Block, der vorher mit soviel Tamtam verboten und verhindert werden sollte.
Nach der Demonstration fahren Aachener Genossen und Freunde mit dem Bus auf die Autobahn. In Remscheid werden sie von mehreren Polizeiwagen aufgehalten. Unter dem unsinnigen Vorwand, der Fahrer sei unausgeschlafen, halten die Polizisten den Bus zwei Stunden fest. Sie beschlagnahmen Transparente, nehmen die Personalien auf und verhören Einzelne. Einen Kollegen versuchen sie, mit vorgehaltener Maschinenpistole einzuschüchtern."

Die KPD berichtet:"
DIE VERBOTSPLÄNE DER SPD/FDP-REGIERUNG

Am Dienstag, dem 24. April, erklärte der nordrhein-westfälische Innenminister Weyer (FDP, d.Vf.): 'In Zukunft werden Demonstrationen dieser Organisation nicht genehmigt werden. Nicht angemeldete Demonstrationen dieser Gruppen werden mit Polizeigewalt aufgelöst.' Für ein Verbot, erklärte Weyer, sei er nicht zuständig, dies müsse müsse vom Innenminister Genscher ausgesprochen werden. Nachdem am Samstag eine von der KPD/ML angemeldete Demonstration verboten und von mehreren Polizeihundertschaften aufgelöst worden war (… (vgl. Griechenlanddemonstration in Düsseldorf am 21.4.1973, d.Vf.)), eine Demonstration, an der unsere Partei sich beteiligt hatte, verbot der Polizeipräsident von Aachen die Kundgebung des Maikomitees oppositioneller Gewerkschafter.

Zur Begründung erklärte er:
'Die die beabsichtigte Versammlung tragenden Gruppen lehnen kompromißlos die politischen und gesellschaftlichen Grundlagen unseres Staates ab. Sie gehen davon aus, daß die Bevölkerung der BRD in einer staatsmonopolistischen Ausbeutergesellschaft lebe, die in ihr letztes Stadium eingetreten sei und durch eine grundlegend neue Ordnung, die durch einen revolutionären Akt geschaffen werden müßte, zu ersetzen sei.

Aus der KAP ergibt sich eindeutig, daß Sie mit den Mitteln der gewaltsamen Auseinandersetzung die gesellschaftliche Ordnung der BRD verändern wollen. 'Wir werden die einzig richtige Antwort erteilen. Wir werden unseren Kampf, unsere Anstrengungen verzehnfachen - verhundertfachen. Der Kampf, der sich den Zusammenschluß aller ausgebeuteten und unterdrückten Teile des Volkes zum Ziel setzt, der Kampf, der den Sturz der Bourgeoisie und den Aufbau des Sozialismus zur Aufgabe macht.' 'Revolutionäre Arbeitereinheit, Revolutionäre Volkseinheit.' Aus all dem ergibt sich, daß sie mit Gewalt versuchen wollen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands zu beseitigen. Es muß daher - auch im Hinblick auf die Ausschreitungen in München und Bonn (vgl. 2.9.1972 bzw. 10.4.1973, d.Vf.), davon ausgegangen werden, daß eine unmittelbare Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung gegeben ist.'

Aus diesen Maßnahmen der SPD/FDP-Regierung von NRW ergibt sich ein einfaches polizeiliches Schema. Die KPD (oder wie einige superschlaue Tintenkulis einschränken - ihr Zentralkomitee) ist eine kriminelle Vereinigung, ein Geheimbund. Wenn aber der angebliche Geheimbund die Massen zur Demonstration auffordert, wird die Demonstration verboten, weil ein Geheimbund ja bekanntlich keine Massenarbeit leistet, keine Massen mobilisiert; vielmehr stets maskiert aus friedlichen Demonstrationen ausbricht und 'Gewalt ausübt'.

Das Verbot des Polizeipräsidenten von Aachen enthält bereits alle Stichworte, die das Verbot unserer Partei nach dem Vereinsgesetz begründen und die Verfolgung ihrer Mitglieder als Angehörige einer Verbrecherbande einleiten sollen. Schon die Begründung, mit der der Antrag unserer Partei auf Teilnahme an den Bundestagswahlen abgelehnt wurde, stellte fest, daß von unserer Partei 'konstruktive Mitarbeit' im Wahlkampf bzw. im Parlament nicht zu erwarten sei. Damit legte der Bundeswahlleiter eine Definition der Verfassungsmäßigkeit fest, die voll auf das bestehende Herrschaftssystem in der BRD und dessen 'konstruktive' Veränderung festgelegt ist. Der Bundeswahlleiter verstieß damit gegen noch geltende Bestimmungen des Grundgesetzes selbst, die die Bejahung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht zum Maßstab der Verfassungsmäßigkeit machen.

Überprüft man den Wortlaut des Verbots des Aachener Polizeipräsidenten, so wird unser Bekenntnis zur proletarischen Revolution als 'Bekenntnis zur Gewalt' gekennzeichnet. Als ob es nicht die herrschende Klasse, die Monopolbourgeoisie war und ist, die bislang jeden Versuch der Befreiung der Arbeiterklasse im Blut erstickte. Die faschistische Machtergreifung als Antwort auf das vorwärtsstürmende deutsche Proletariat, die gewaltsame Unterdrückung der Volkskämpfe nach 1945 sind für Deutschland die letzten Beispiele. Vom Standpunkt des Proletariats aus - schrieben die chinesischen Genossen - wäre es natürlich wünschenswert, wenn die Arbeiterklasse die Macht eroberte, ohne daß ein Mensch ums Leben käme. Die historischen Erfahrungen beweisen uns aber, daß dies nicht der Fall war und sein wird. Es ist deshalb unsere Pflicht, die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen auf den bewaffneten Widerstand der Bourgeoisie vorzubereiten. Die 'freiheitlich-demokratische Grundordnung', von der der Aachener Polizeipräsident faselt, war selbst zum Zeitpunkt ihrer Inkraftsetzung, 1949, ein Zerrbild, eine Spottgeburt einer bürgerlich-demokratischen Verfassung.

Die wenigen Freiheitsrechte, die dort niedergelegt wurden, wurden von den Notstandsgesetzen (NSG - vgl. **.5.1968, d.Vf.) bis zu den vier verfassungsändernden Gesetzen des Jahres 1972 (vgl. 22.6.1972, d.Vf.) teils eingeengt, teils außer Kraft gesetzt.

Selbst ein konsequenter bürgerlicher Demokrat, der die Frage der Durchsetzung der Menschenrechte, ihr Funktionieren im Interesse der Bourgeoisie gar nicht aufwirft, könnte das gegenwärtige Grundgesetz einfach nicht als demokratisch bezeichnen. Die 'freiheitlich-demokratische Grundordnung' des Grundgesetzes ist eben diejenige Ordnung, in der die Monopolbourgeoisie herrscht, und wenn sie will, kann sie sogar mit Hilfe dieser 'Ordnung' zum offenen Terror übergehen.

Noch ist die Regierung sich unschlüssig, ob sie gegen uns als Geheimbund vorgehen, uns als verfassungswidrigen Verein verbieten oder sich mit gezielten Unterdrückungsmaßnahmen begnügen will. Eins ist jetzt schon sicher: Den vom Grundgesetz vorgeschriebenen Weg, unser Verbot vor dem Bundesverfassungsgericht (BVG, d.Vf.) zu beantragen, wird sie nicht gehen. Zu Recht fürchtet sie, daß wir dieses Gericht (eine Einrichtung, die die herrschende Klasse als zuverlässige Notbremse dem Parlament vor die Nase gesetzt hat) als Tribüne für die Propagierung des Kommunismus nutzen werden.

On Geheimbund, ob verfassungswidriger Verein, unsere Tätigkeit als revolutionäre Partei ist durch unseren ununterbrochenen dreijährigen Kampf belegt. es wird daher der Bourgeoisie so oder so nicht möglich sein, unsere Stimme zum Schweigen zu bringen.

Noch zögert die SPD/FDP-Regierung. Sie steht unter dem starken Druck der reaktionären Gewerkschaftsapparate, die mit panischem Schrecken das Anwachsen des kommunistischen Einflusses in den Betrieben sehen, die Tag für Tag erfahren, daß die DKP-Revisionisten die ihnen zugedachte Rolle als Schwamm für die oppositionelle Strömung in Gewerkschaften und Arbeiterklasse nicht spielen können. Andererseits argumentieren Jusos und SPD-'Linke', daß ein Verbot eine Welle der Solidarisierung in jenem antikapitalistischen, antiimperialistischen Lager der BRD auslösen könnte, das sie seit längerem auf den Kurs der systemüberwindenden Reformen führen wollen. Der Verfassungsschutz schließlich, der zur Pressekampagne gegen uns nur eine Handvoll schwachsinniger Lügen auftischen konnte, macht die Schwierigkeit der Überwachung geltend. Ob ein Verbot gegen uns, gegen unsere Massenorganisationen, gegen die LIGA oder gegen das Nationale Vietnamkomitee (LgdI bzw. NVK, d.Vf.) ausgesprochen wird, wird uns Antwort auf die Frage geben, welche Manövrierfähigkeit sich der sozialdemokratische Staatsapparat noch selbst zutraut, wie weit er den offenen Terror unter der Maske des Rechtsstaates schon jetzt praktizieren muß. Dies ist nicht für uns, sondern für alle fortschrittlichen Menschen in der BRD alles andere als eine akademische Frage. Unsere Partei kennt sehr wohl die Schwierigkeiten, die eine Illegalisierung für sie bringen wird. Sie weiß, daß jeder Tag der Legalität zur Erfüllung ihrer Generallinie 'Heran an die sozialdemokratischen Massen' nutzen wird. Sie ist auf die Illegalisierung vorbereitet.

In den letzten Wochen des Trommelfeuers der bürgerlichen Presse hat unsere Partei, haben unsere Massenorganisationen die Erfahrung gemacht, daß die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen die bürgerliche Hetze nicht mitmachten. Selbst bei denen, die unsere politische Linie noch nicht teilen, war das Interesse an der politischen Linie unserer Partei außerordentlich groß. Wir haben besonders am Ort unserer Zentrale, in Dortmund, zahlreiche Beweise der Sympathie und Unterstützung empfangen. Überall waren unsere täglichen Propagandatrupps erfolgreich, überall stieg der Verkauf der 'Roten Fahne' (RF, d.Vf.). Alle Freunde und Genossen, die mit uns kämpften, standen wie ein Mann zur Partei. Daraus folgt: Unsere Antwort auf Verbotsmaßnahmen, auf die Behinderung oder das Verbot unserer Demonstrationen wird in der Verzehnfachung unserer Massenarbeit bestehen! So wie es die Aachener Genossen schrieben. Wir werden unser Recht auf Demonstrationsfreiheit nicht preisgeben!

Auf der zentralen Großveranstaltung der Partei in Dortmund (vgl. NRW - 29.4.1973, d.Vf.) ertönte es vielhundertfach: 1. Mai - Straße frei"

Von dem Verbot berichtet auch das Regionale Komitee gegen das Demonstrationsverbot im Ruhrgebiet.

Eine Maiveranstaltung der KPD war für heute in Aachen angekündigt worden, fand aber vermutlich heute nicht statt.

Der Südwestdeutsche Referendarverband (vgl. 9.7.1973) berichtet vom Verbot der linken 1. Mai-Demonstrationen in Dortmund:"
Daneben kam es am 1. Mai auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens zu massiven Angriffen auf die Demonstrationsfreiheit. In Düsseldorf und besonders in Aachen griff die Polizei, ähnlich wie in Dortmund, die von der Gruppe Rote Fahne organisierten Blöcke an, die sich dort an den offiziellen DGB-Umzügen beteiligten."

Die GIM Speyer berichtet:"
In Aachen, wo es auf Druck des KJA und der GEW erstmals seit 15 Jahren wieder zu einer Mai-Demonstration kam, zog es die Bürokratie vor, für alle Fälle mehrere Hundertschaften Polizei in Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Den Block hinter ihren Parolen sammelte sie in einem von der Polizei abgeschirmten Hof. Außerdem hatte sie angeordnet, daß der Block hinter den DGB-Parolen mit einem Transparent 'Ende der DGB-Demonstration' klar zu kennzeichnen ist. Auch dieser Versuch, durch Einschüchterung der Kollegen die revolutionäre Linke zu isolieren, scheiterte: Hunderte marschierten trotzdem hinter klassenkämpferischen Parolen."

Intern berichtet die GIM Gruppe Aachen / Alsdorf, dass sich Hunderte ihrem Block angeschlossen hätten.
Q: Rote Fahne Nr. 14, 15, 17 und 18, Dortmund 4.4.1973, 11.4.1973, 25.4.1973 bzw. 2.5.1973, S. 2, S. 7, S. 5 bzw. S. 1 und 3f; Rote Robe Nr. 3/1973, Heidelberg 9.Juli 1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 4, Dortmund Juni 1973;Speyerer Betriebsreport Nr. 17, Speyer 6.6.1973, S. 4;GIM-X.: Liebe Genossen, Aachen / Alsdorf 4.5.1973;Weg mit den Demonstrationsverboten! Uneingeschränkte Demonstrationsfreiheit für Demokraten und Kommunisten!, Dortmund O. J. (Mai 1973), S. 1

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29.10.1973:
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen gibt vermutlich Anfang dieser Woche die Nr. 5 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ - vgl. Sept. 1973) für Oktober / November heraus mit dem Artikel "Kampftag 1. Mai" zur Forderung der GEW Aachen nach einer Demonstration.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 5, Aachen Okt. / Nov. 1973, S. 5

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20.03.1974:
Die GIM gibt ihre 'Was tun im Betrieb' - Zeitung für die Kollegen der Aachener Metallbetriebe Nr. 8 (vgl. 6.3.1974) heraus mit dem Leitartikel "1. Mai …und die Bürokraten".
Q: Was tun im Betrieb Nr. 8, Aachen 20.3.1974, S. 1f

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07.04.1974:
In Aachen wird, laut und mit KPD, ein Maikomitee (MK) oppositioneller Gewerkschafter (vgl. 29.4.1974) durch die Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GOG) Philips gegründet, an dem auch Mitglieder der IGM, der NGG, der DruPa, der ÖTV, der GEW, der HBV, der IG BSE, der DPG sowie ausländische Kollegen beteiligt sind, während der DGB KJA von der SDAJ der DKP beherrscht werde.
Q: Rote Fahne Nr. 15, Dortmund 10.4.1974, S. 2; Gewerkschaftliches Maikomitee Aachen: Maizeitung, Aachen 1974, S. 5

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22.04.1974:
In Aachen erscheint vermutlich in dieser Woche die uns nur als Fragment vorliegende Zeitung des Arbeitskreises 1. Mai des GEW Stadtverbandes in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Industriegewerkschaften unter dem Titel "1. Mai internationaler Kampftag der Arbeiterklasse" mit dem Inhalt:
- "Der 1. Mai in der Geschichte der Arbeiterbewegung";
- "Elfa - Vossen - Pongs: Die Profitstrategie multinationaler Konzern. Ein Diskussionsbeitrag zur Mitbestimmung" zur Stillegung der Bosch-Tochter Elfa (ex Garbe-Lahmeyer), der geplanten Stillegung der BASF-Tochter Farbenfabrik Vossen und den Entlassungen bei Pongs;
- "Chile" vom Chilekomitee;
- "Erklärung des Arbeitskreises 1. Mai" mit einer Distanzierung von der GIM, einer "studentischen Gruppe", die am 2.3.1974 ein Flugblatt vor den Betrieben verteilte, in dem die Resolution des Arbeitskreises veröffentlicht wurde;
- "Aufruf" zu Demonstration und Kundgebung des DGB.
Q: GEW-AK 1. Mai: 1. Mai internationaler Kampftag der Arbeiterklasse, Aachen o. J. (1974) [Fragment]

22.04.1974:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die Mai-Zeitung "Heraus zum 1. Mai" des Gewerkschaftlichen Maikomitees Aachen der KPD zum Preis von 20 Pfennig mit einem Titelbild von Philips Aachen und dem Inhalt:
- "Kollegen berichten: So sieht es in den Aachener Betrieben wirklich aus!";
- "Warum am 1. Mai demonstrieren?" zur Geschichte des 1. Mai;
- "Plattform des Gewerkschaftlichen Maikomitees";
- ein Flugblatt des DGB Kreis Aachen mit dem Aufruf zur Demonstration;
- "Post: Ruhige Kugel schieben? 28.000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden - und der Bonze Vonten (DPG) schaut zu!";
- "Krantz: 'Kein Geld für die Kantine' - Aber seit wann fallen Mercedes vom Himmel, Herr Scharner?!";
- "Versicherung: Grossraumbüros und gleitende Arbeitszeit - Verschlechterung auch für Angestellte!" u. a. zur GLAZ;
- "Arbeitsamt: Der Betrug mit dem Arbeitslosengeld…";
- "IG-Metall: Ausschluss von Martin Thomas! Die Logik der Bonzen: Wer die Verräter beim Namen nennt, fliegt raus!" mit einer Erklärung von M. Thomas;
- "Zentis: 3,33 DM für Knochenarbeit" im NGG-Bereich, wo vor allem Ausländer und Frauen zu Niedrigstlöhnen arbeiten;
- "GEW: Fortschrittliche Lehrer sollen ducken - Kampf den Berufsverboten im öffentlichen Dienst!";
- "Uniroyal: Vom Traubenzucker verschwinden keine giftigen Dämpfe!", denen die dort arbeitenden Ausländer und Frauen ausgesetzt sind.

Eingeladen wird zur eigenen Maifeier mit Tanz am 30.4. und zum eigenen Block auf der DGB-Demonstration am 1. Mai um 10 Uhr ab DGB-Haus.
Q: Gewerkschaftliches Maikomitee Aachen: Heraus zum 1. Mai, Aachen o. J. (1974)

30.04.1974:
In Aachen war für heute vom Gewerkschaftlichen Maikomitee der KPD (vgl. 29.4.1973) eingeladen worden zur Maifeier mit Tanz im Hotel zur alten Post, Am Bergdriesch 38. Vertreter der GIM werden nach einer Abstimmung des Saals verwiesen.
Q: Gewerkschaftliches Maikomitee Aachen: Maizeitung, Aachen 1974, S. 20; Was tun im Betrieb Nr. 11, Aachen 24.5.1974, S. 2

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01.05.1974:
In Aachen beteiligen sich, laut und mit KPD, rund 800 Arbeiter und Studenten an der Maidemonstration des DGB. Das Maikomitee (MK) oppositioneller Gewerkschafter habe einen Block von 200 Leuten gebildet, der "Rederecht für den entlassenen Streikführer Martin Thomas" von Valvo forderte, und 600 Broschüren (vgl. 29.4.1974) verkauft. Auch laut GIM, die ebenfalls zu dem klassenkämpferischen Block aufgerufen hatte, beteiligten sich 200 an ihm.

Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen führt, laut und mit dem Maiaufruf des AB, eine Maiveranstaltung durch.

Die Sympathisanten des KBW reihen sich, nach eigenen Angaben (vgl. 15.5.1974), in die DGB-Demonstration ein.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 10, Mannheim 15.5.1974; Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 47, München Mai 1974;Rote Fahne Nr. 18, Dortmund 2.5.1974, S. 3;Kämpfende Jugend Nr. 9, Dortmund 8.5.1974, S. 3;Gewerkschaftliches Maikomitee Aachen: Maizeitung, Aachen 1974, S. 20;Was tun im Betrieb Nr. 11, Aachen 24.5.1974, S. 5f

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30.04.1975:
In Aachen beteiligen sich, laut Kommunistische Gruppe Aachen bzw. AB, ca. 600 an der Demonstration und 1 000 an der Kundgebung des DGB, der gegen die Oppositionellen (u.a. 30 bis 40 Studenten der KPD) nach der Polizei ruft.

Laut KPD beteiligen sich an der heutigen Maidemonstration des DGB u.a. Mitglieder der GEW von Sonderschulen sowie IGM-Mitglieder von Philips/Valvo.

Nach einem Polizeiüberfall, bei dem KBW und KPD/ML den Festnahmen Oppositioneller einfach zugesehen hätten, hätten auf einer spontanen Versammlung 150 Personen eine Resolution dagegen nur gegen den Widerstand des KBW beschließen können.
Q: Rote Fahne Nr. 18, Dortmund 7.5.1975; Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 60 und 82, München 4.5.1975 bzw. 7.3.1976, S. 7 bzw. S. 3

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01.05.1975:
In Aachen führt die Kommunistische Gruppe Aachen - Sympathisantengruppe des AB ihre Maiveranstaltung in der Gaststätte Degraa am Hansemannplatz durch.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 59, München Apr. 1975

12.05.1975:
In Aachen gibt u.a. das Komitee gegen das Berufsverbot für Albert Sparla vermutlich in dieser Woche die Broschüre "1. Mai: Polizeiterror in Aachen - Dokumentation und Hintergründe", von der uns die Seiten 11 und 14 nicht vorlagen, heraus mit den Abschnitten:
- "Zur Herausgabe dieser Dokumentation";
- "Polizeiterror" am 30.4.1975 uf der DGB-Demonstration;
- "Augenzeugen berichten";
- "DGB-Ordner Hinze bei der Arbeit";
- "Der Polizeiüberfall war geplant!";
- "Albert Sparla - Solche Lehrer brauchen wir!";
- "Wie unterstützt die Gewerkschaft A. Sparla?" zur GEW;
- "Der Fall Ingo Clemens" Ersatzbetriebsrat und Jugendvertreter beim Philips Glühlampenwerk, der am 5.5.1975 entlassen wurde, u.a. wegen der 'Kommunistischen Arbeiterpresse' Nr. 40 vom 24.4.1975;
- "Stichwort: 'Unvereinbarkeitsbeschlüsse'" zu den UVB;
- "Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse müssen fallen!"; sowie
- "Plattform des Komitees gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote".

Aufgerufen wird zum Kongress der Komitees gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse, Berufsverbote am 7.6.1975 in Hamburg.
Q: Komitee gegen das Berufsverbot für Albert Sparla: 1. Mai: Polizeiterror in Aachen - Dokumentation und Hintergründe, Aachen o. J. (1975)

07.03.1976:
Der AB gibt die Nr. 82 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 22.2.1976, 21.3.1976) heraus und berichtet mit Hilfe der eigenen 'Aachener Arbeiterzeitung' vom dortigen letzten 1. Mai sowie der Vorbereitung des diesjährigen.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 82, München 7.3.1976, S. 3

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01.05.1976:
1. Mai Demonstration in Aachen.
Laut KB und KBW nehmen auch 150 KBWler an einer DGB-Demonstration von 7 000 Leuten teil.
Der AB rief auf zur DGB-Kundgebung auf dem Katschhof und berichtet am 2.5.1976:"
Aachen: Junge Gewerkschafter vorne

Nur 600 Kollegen versammelten sich zur DGB-Kundgebung. Daß eine DGB-Demonstration wie im vorigen Jahr durchgeführt wurde, konnten die Gewerkschaftsführer dieses mal verhindern (…). Aber die Gewerkschaftsjugend ließ sich das Demonstrieren nicht verbieten: die IG-Metall Jugend marschierte mit Kollegen von der GEW zum Gewerkschaftshaus.

Unter den 35 Teilnehmern der Veranstaltung des Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD waren zahlreiche aktive Gewerkschafter. Einige Vertreter der Organisationen KABD und KBW waren ebenfalls anwesend. Die Vertreter des KBW stellten klar unter Beweis, daß ihre Organisation nichts mit der Arbeiterbewegung aber viel mit kleinbürgerlichen Wunschvorstellungen zu tun hat.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, welche Aufgaben heute vor den revolutionären Kräften stehen, um auf dem schnellsten Weg die KPD wiederaufzubauen."

Laut KPD kommt es zu brutalen Polizeiüberfällen und Festnahmen.
Quellen: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 85 und 86, München 18.4.1976 bzw. 2.5.1976, Beilage S. 3 bzw. 8; Kommunistische Volkszeitung Nr. 18, Mannheim 6.5.1976, S. 2;Rote Fahne Nr. 18, Köln 5.5.1976, S. 3 und 7;Arbeiterkampf Nr. 80, Hamburg 14.5.1976, Beilage;AB: 1. Mai Kampftag der Arbeiterklasse, München o. J. (1976), S. 3

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21.04.1978:
Vermutlich spätestens in dieser Woche erscheint der "Aufruf des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD zum 1. Mai 1978" unter der Schlagzeile "Arbeit und Demokratie!". Aufgerufen wird zu den DGB-Aktionen sowie zu eigenen Veranstaltungen auch in Aachen.
Q: AB: Aufruf des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD zum 1. Mai 1978, München 1978

Mai 1981:
Die GIM Ortsgruppe Aachen gibt das 'Rundschreiben für sozialistische Politik' Nr. 10 (vgl. Apr. 1981, Juni 1981) heraus mit dem Artikel "Der 1. Mai in Aachen".
Q: Rundschreiben für sozialistische Politik Nr. 10, Aachen Mai 1981, S. 5

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April 1982:
Die GIM Ortsgruppe Aachen gibt das 'Rundschreiben für sozialistische Politik' Nr. 16 (vgl. 19.3.1982, 20.3.1983) heraus mit dem Artikel "Der 1. Mai in Aachen: ein Volksfest?".
Q: Rundschreiben für sozialistische Politik Nr. 16, Aachen Apr. 1982, S. 3f

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Letzte Änderung: 01.03.2023