Ford-Werke Köln - Daten von August bis Ende Dezember 1973

August 1973:
Der RJVD des KABD (vgl. Sept. 1973) berichtet aus dem August vom Kampf für Teuerungszulagen (TZL):"
ALLE RÄDER STEHEN STILL… WENN UNSER STARKER ARM ES WILL.

Juni 1973: höchste Teuerungsrate seit Bestehen der BRD, rund 8%. Schon in den beiden vorangegangenen Tarifrunden 1971 und im Januar 1973 waren die Arbeiter billig abgespeist worden. Im August platze Tausenden der Kragen. In Datteln bei Rhein Zink (vgl. 20.8.1973,d.Vf.), dann bei Küppersbusch (vgl. 16.8.1973,d.Vf.) ging es los. Teuerungszulagen von 40 Pfennig pro Stunde bis 400 DM für den Rest des Jahres wurden gefordert und erkämpft. Der Funke sprang auf Opel (Bochum - vgl. 22.8.1973,d.Vf.) über: 19 000 im Streik für 280 DM Zulage. Als sie um 100 DM betrogen werden sollten ( soviel sollte als Vorschuß auf's Weihnachtsgeld angerechnet werden), streikten sie für volle 300 DM weiter. 2 000 waren es bei der Gutehoffnungshütte (Oberhausen - vgl. 23.8.1973,d.Vf.), 1 200 bei Rheinstahl (Duisburg - vgl. 23.8.1973,d.Vf.) und schließlich 17. 000 bei Ford (Köln - vgl. 24.8.1973,d.Vf.). Solidaritätsstreiks und Warnstreiks in Villingen (vgl. Aug. 1973,d.Vf.), Kassel (vgl. Aug. 1973,d.Vf.) und Westberlin schlossen sich an. Erfolge gab es dort, wo kompromißlos und offensiv gekämpft wurde. Die Bosse schickten Werksschutz, Streikbrecher mit Schläger-Aufträgen und schließlich in Neuss (vgl. 13.8.1973,d.Vf.) und bei Ford Polizeiknüppel. Daß diese Szenen offen im Fernsehen gezeigt wurden, schlug teilweise auf die Arbeiterfeinde zurück. Brandt pfiff die Journalisten zurück, sie sollten fortan 'zurückhaltender' berichten. Selten wurde so deutlich, auf welcher Seite diese SPD-Regierung steht. Die Gewerkschaftsspitze verschanzte sich hinter dem Tariffrieden und warf den Bossen vor, daß man schon früher hätte verhandeln müssen, um Kämpfe zu vermeiden. Plötzlich wollten sie alle Verhandlungen, die Regierung, die Gewerkschaftsführung und die Bosse. Eifrig waren die Abwiegler am Werk. SPD-Spitzenfunktionäre und Minister Arendt riet den Bossen 'zunächst einmal Verhandlungen mit der IG-Metall zu beginnen und diese, wenn möglich, so lange hinzuziehen, bis gegen Ende des Jahres ohnehin über einen neuen Tarifvertrag verhandelt werden müsse.' Das ist es also, was die SPD-Regierung will. Merken wir uns das."
Quelle: Rebell Nr. 9, Tübingen Sept. 1973, S. 5

August 1973:
In Nürnberg gibt der AB vermutlich im August die Nr. 1 seines 'Metallarbeiter' (vgl. Mai 1974) - Informationsblatt des AB für die Nürnberger Metallarbeiter heraus. Berichtet wird von Opel Bochum, Ford Köln und AEG Küppersbusch Gelsenkirchen.
Q: Metallarbeiter Nr. 1, Nürnberg o.J. (1973)

06.08.1973:
Bei Mannesmann (MM) Düsseldorf-Lierenfeld befaßt sich der Betriebsrat, laut KPD (vgl. 15.8.1973), heute mit dem Antrag der Geschäftsleitung auf Entlassung des Jugendvertreters Gerd Bail (vgl. 10.8.1973), dem zugestimmt wird.

Die KPD/ML (vgl. 18.8.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche von Mannesmann (MM) Düsseldorf über die Jugendvertreterentlassung, gegen die sich neben KPD/ML und Roter Garde (RG) auch die KPD sowie die Jugendvertretungen von Ford Köln, Mannesmann Düsseldorf-Rath, Mannesmann Solingen und Schering Berlin einsetzen.
Q: Roter Morgen Nr.32,Dortmund 18.8.1973; Rote Fahne Nr. 33, Dortmund 15.8.1973, S. 1

20.08.1973:
Der RJVD des KABD (vgl. Sept. 1973) berichtet u.a. aus dieser Woche:"
DEN BOSSEN DAMPF GEMACHT!

Über 100 000 Metallern war es Mitte August zuviel. Was uns in den letzten Monaten an Arbeitshetze, Teuerung und leeren Versprechungen zugemutet wurde - da mußte ein klares Nein gesprochen werden. Als die Geldentwertung zur Jahresmitte alle Rekorde schlug, knallten die Kollegen die Rechnung für die Lohnraubpolitik der letzten Jahre auf den Tisch.
Wie ein Lauffeuer breiteten sich die Streiks im Westen aus. Überall wurden Teuerungszulagen gefordert und, wo hart gekämpft wurde, auch erreicht.
19. 000 Opel-Arbeiter (in Bochum - vgl. 22.8.1973,d.Vf.), 17. 000 bei Ford (in Köln - vgl. 24.8.1973,d.Vf.) versetzen die Bosse in solche Angst, daß sie auch nicht vor brutalem Polizeieinsatz gegen Streikende zurückschreckten.
Aufgescheucht durch den offensiven Kampf der Kollegen ziehen die Bosse alle Register, um ja keine Profiteinbußen hinnehmen zu müssen und um die Arbeiter zu beschwichtigen.
Ihre SPD-Regierung ließen sie die Platte von der Stabilität vorspielen. Ihre Freunde von der Gewerkschaftsspitze 'bedauerten' den Streik. Trotz aller Anstrengungen der Gewerkschaftsführung, den lieben Frieden wiederherzustellen, bekamen sie noch schlechtere Noten vom Bundeskanzler Brandt: 'Das kommt doch alles wie 1969, was macht ihr eigentlich?'
Die Regierung selber machte schnell klar, auf welcher Seite sie steht. Brandt persönlich beschwor im Fernsehen die 'erprobten Spielregeln …, auf die unser Staat angewiesen ist'. Unser Staat? Seltsam nur, daß dieser Staat, der angeblich der unsrige ist, Polizei auf uns Arbeiter hetzte. Trotz aller Versuche der anderen Seite, den Kampf durch Verleumdungen und Falschmeldungen in den Schmutz zu ziehen, dürfen wir uns nicht irreführen lassen. Lernen wir aus den Streiks, daß wir uns nicht spalten lassen dürfen in Ausländer und Deutsche, Junge und Alte, Kommunisten und Sozialdemokraten, lernen wir unseren Weg klarer erkennen, den Weg des Kampfes in einer einheitlichen Kampffront gegen das Monopolkapital, den Weg der Arbeiteroffensive."
Q: Rebell Nr. 9, Tübingen Sept. 1973, S. 1

20.08.1973:
Bei Ford Köln wird, laut Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973), auf der heutigen Betriebsversammlung (BV) eine Teuerungszulage (TZL) von 60 Pfg. gefordert (vgl. 24.8.1973).
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 16

22.08.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 34 (vgl. 15.8.1973, 29.8.1973) heraus.
Von Ford Köln wird berichtet über die Jugendversammlung, die R-Halle und die Härterei in der Z-Halle.
Q: Rote Fahne Nr. 34, Dortmund 22.8.1973

24.08.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer bald bundesweiten Solidaritätsarbeit (vgl. 28.8.1973) mit den Streiks, die heute in NRW im IGM-Bereich u.a. bei Klöckner VDI Düsseldorf, Ford Köln und Valvo Aachen beginnen:"
Bei Beginn des Streiks am Freitag war klar: die Kollegen brauchten Megaphone für die Agitation und die Führung der Streiks. Die Verpflegung der Streikenden mußte organisiert werden. Klar war auch, daß es Entlassungen und materielle Not geben würde, daß die Organisierung der Rechtshilfe vorbereitet werden mußte. Diese Aufgaben hat die RH entschlossen in Angriff genommen."
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

24.08.1973:
Die Kollegen von Ford Köln legen, laut KFR, die Arbeit nieder und fordern die Wiedereinstellung von 300 entlassenen türkischen Kollegen, Reduzierung der Bandgeschwindigkeiten und 1 DM Teuerungszulage (TZL) mehr für alle (vgl. 25.8.1973).

Vor allem der KPD und ihrer Roten Hilfe (RH) e.V. gelingt es, laut dem KSV der KPD, relativ zu anderen Gruppen gesehen, auf diese Streikaktionen innerhalb und außerhalb des Betriebes Einfluß zu nehmen, u.a. da der Türke Baha Targün (Mitglied der Streikleitung), der als einer der Mitinitiatoren des Streiks gilt, mit der KPD zusammenarbeitet.
Kurze Zeit später wird er mit einer Reihe von weiteren Kollegen, die sich an illegalen Arbeitsniederlegungen beteiligt haben, entlassen. Er schließt sich mit anderen im sogenannten Ford-Solidaritäts-Komitee zusammen, auf das die KPD wesentlichen Einfluß hat.

Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet (vgl. 20.8.1973):"
Auch bei Ford flogen am Freitag alle Hebel raus. 17 000 Kollegen fordern 1 DM mehr für alle und die Rücknahme der Entlassung von 300 türkischen Kollegen.

Angefangen hatte der Kampf, als rund 400 türkische Kollegen durch die Hallen zogen und zur Solidarität mit ihren Landsleuten, die wegen Urlaubsüberziehens entlassen worden waren, aufforderten. Schnell schlossen sich die anderen Kollegen an und schraubten zusätzlich die Forderung von 60 Pfg., die am vergangenen Montag auf der Betriebsversammlung aufgestellt worden war, auf 1 DM hoch. Außerdem fordern sie: Senkung des Arbeitstempos und Verbesserung der Arbeitsbedingungen."

Berichtet wird auch durch den RJVD des KABD (vgl. Sept. 1973).

Für die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet der Arbeiterkampf (AK) Köln über die Türken und die Bänder. der Streik habe in der Endmontage in der Y-Halle begonnen, wo eine Demonstration organisiert wurde, ab 19 Uhr hätten dann alle gestreikt für 60 Pfennig ("Darauf hatten sich sämtliche linken Gruppen , die bei Ford arbeiten, Wochen vorher geeinigt."). Im Streikkomitte habe auch ein deutscher Genosse gesessen. Eingegangen wird im weiteren auf die W-Halle sowie das M-Gebäude und die darin befindlichen Betriebsrats- und Personalratsbüros, den Gesundheitsdienst und die Werksfeuerwehr.
Q: Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973; Rebell Nr. 9, Tübingen Sept. 1973, S. 1 und 5;Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 14 und 16;Dem Volke dienen Nr. 22, Köln 1.10.1973, S. 20ff;Rote Fahne Röchling, Völklingen Sept. 1973;Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973, S. 2;RH e.V.-ZV: 1.Mai 1977, Köln o.J. (1977), S. 5;RH e.V.: Prozeß gegen Baha Targün: Fortschrittliche Türken dürfen nicht kriminalisiert werden!, Köln o.J. (Apr. 1975), S. 1

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25.08.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer Solidaritätsarbeit (vgl. 28.8.1973) mit den Streiks in NRW (vgl. 24.8.1973), die sie auch bei Ford Köln (vgl. 29.8.1973) betreibt:"
Ab Dienstag wurde dann an vielen Orten der BRD und in W-Berlin unser Flugblatt verteilt, das die Aufgaben der Solidaritätsbewegung benannte und zu umfangreichen Geldsammlungen und Spenden aufrief. Noch am selben Tag waren es über 1 000 DM, die zusammenkamen."
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

25.08.1973:
Bei Ford Köln beginnt, laut KPD, ab heute Nachmittag in der Y-Halle (Endmontage) der Streik (vgl. 24.8.1973, 26.8.1973). Laut KPD wird eine Teuerungszulage (TZL) von 1 DM, der Wegfall der unteren Lohngruppen und die Rücknahme von 300 Entlassungen gefordert.

Der KBW habe sich in seiner Betriebszeitung 'Zur Sache' nicht für Streik sondern für eine Unterschriftensammlung ausgesprochen, um Druck auf den Betriebsrat auszuüben. Er habe im weiteren Verlauf zwar bei Felten und Guillaume (F+G) und dem Chemiebetrieb Clouth mit einem einzigen Flugblatt agitiert, sei aber beim Streik nicht anwesend gewesen.

Vertreten sind bei Ford auch die KPD/ML, die DKP, die KP Italiens (KPI bzw. PCI) und die operaistische Gruppe Arbeiterkampf Köln.

Die Zelle Ford Köln der KPD/ML gibt zumindest ein Flugblatt unter Verantwortung von W. Kerzmann heraus.
Für die KPD tritt das Mitglied ihres KJV, Frank Kühne, auf.
Vom Streik berichtet auch der AB bei BMW, dass dieser sich für die Kontrolle der Arbeiter über den Akkord eingesetzt habe.

Für die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet der Arbeiterkampf (AK) Köln, dass heute u.a. in der W-Halle und der FK-Halle bzw. dem Preßwerk gearbeitet wird.
Q: Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973; Rote Fahne Nr. 35 und 40, Dortmund 29.8.1973 bzw. 3.10.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Der Motor Nr. 10, München Sept. 1973, S. 2

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26.08.1973:
Bei Ford Köln wird, laut RFO Saarland, der Betrieb wegen des Streiks (vgl. 25.8.1973, 27.8.1973) geschlossen. Die KPD gibt vermutlich frühestens heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 11.5.1973, 27.8.1973), "Warum selbständige Streikführung?" heraus. Vermutlich ebenfalls heute erscheinen auch Flugblätter der KAP auf Italienisch ("Lavoratori Italiani!") und Türkisch ("Arkadaslar!").
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973; Rote Fahne - Röchling, Völklingen Sept. 1973

27.08.1973:
Bei Opel Bochum endet der Streik vom 22.8.1973, laut ML Bochum und KAJB Mannheim/Heidelberg/Wiesloch mit dem Ergebnis der Zahlung einer Teuerungszulage (TZL) von 280 DM. Vertrauensleutekörper, Betriebsrat und Geschäftsleitung einigen sich, laut PG Ruhrgebietsanalyse, auf die Zahlung einer Teuerungszulage von einmalig 280 DM. Weitere Aktionen, den Streik auf Grund der niedrigen Zahlung weiterzuführen, scheitern.
Auch laut KPD endet heute der Streik bei Opel (vgl. 22.8.1973).
Im weiteren Verlauf erscheint ein weiterer Sonderdruck der 'Kommunistischen Arbeiterpresse', der zur "Solidarität mit den Entlassenen", genannt werden u.a. Marokkaner und Spanier bei Opel, Philips Aachen und Türken bei Ford Köln, aufruft.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973; Rote Fahne Nr. 35, Dortmund 29.8.1973;Kommunistische Jugendzeitung Nr. 8, Mannheim Sept. 1973;ML Bochum: Bericht über den Streik bei Opel, Bochum 1973;PG Ruhrgebietsanalyse Bochum: Opel streikt.,Bochum 1973, S. 11;Rote Fahne - Röchling, Völklingen Sept. 1973;Erwin Bawulski: Die Septemberstreiks 1969 und ihre Folgen unter besonderer Berücksichtigung der Adam Opel AG in Bochum, Dortmund 1974

27.08.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche das Flugblatt der Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD unter Verantwortung von Thomas Luczak, Zimmerstr.19 bezüglich der Streiks für Teuerungszulagen (TZL) mit der landesweiten:"
EINLADUNG ZUR GROSSVERANSTALTUNG DER KPD ZU DEN STREIKKÄMPFEN!

Arbeiter und Werktätige Dortmunds!
70 000 Metallarbeiter haben in den letzten Wochen und Tagen aktiv im Streik gestanden. In der vordersten Reihe standen die 40 000 Automobilarbeiter von Ford und Opel. Gegen den Widerstand der Gewerkschaftsführung und gegen das Monopolkapital forderten die Metaller: höhere Stundenlöhne, Schluß mit der Ausbeutung durch Überstunden und Samstagsschichten, weg mit den Hungerlohngruppen 2 und 3.

'Wer das Stabilitätsprogramm im Stich läßt, läßt sich selbst im Stich'. Dieser Satz aus der Fernsehansprache von Bundeskanzler Brandt ist ein Hohn für alle Metallarbeiter und Werktätige! Brandt zeigt wieder einmal deutlich, für wen seine SPD/FDP-Regierung da ist - für die Ausbeutung und Unterdrückung durch die Monopole.
70 000 streikende Metallarbeiter haben einen ersten Schritt gemacht, um den Kampf gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsführung selbst zu organisieren. In den Betrieben Ford und Philips sind selbständige Streikleitungen gebildet worden. Der Kampf geht weiter. Schon haben die ersten Betriebe der Eisen- und Stahlindustrie gestreikt.

Monopolkapital und Brandtregierung rufen zum offenen Terror gegen die streikenden Arbeiter auf. Polizeieinsätze in Lippstadt, Neuss und jetzt Hundertschaften bei Ford in Köln. Die DGB- und IGM-Führung versucht die deutschen und ausländischen Kollegen zu spalten, um Polizeieinsätze vorzubereiten. Die DKP-Revisionisten bilden wieder einmal den Stoßtrupp der Arbeiterverräter: sie springen für Vetter und Loderer in die Bresche. Die ersten streikenden Arbeiter sind entlassen, Gewerkschaftsausschlüsse (UVB,d.Vf.) folgen, Polizeieinsätze, politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse, das ist das Ergebnis der 'Konzertierten Aktion' von Monopolkapital, Brandtregierung und Gewerkschaftsführung. Gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsführung das ist die Losung.

GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE POLITIK DER BRANDT-REGIERUNG!

Es sprechen Arbeiter der bestreikten Betriebe!
Ford - Opel - Philips - Hella Lippstadt und andere Delegationen aus anderen Betrieben werden anwesend ein, KPD, KJV, ausländische Organisationen!
Dortmund 1.9.1973, Parkhaus Barop 18 Uhr! Zu erreichen mit Straßenbahnlinie 4!
Unterstützt die Streikkassen der Kollegen! Spendet auf das Konto der Roten Hilfe: Rote Hilfe e. V. PschK 308-556-102 W. Berlin.
Für die Kollegen von Philips Aachen: Stadtsparkasse Aachen Girokonto: 7012313 Frau Crnjavic."
Q: KPD-OL Dortmund:Einladung zur Großveranstaltung der KPD zu den Streikkämpfen, Dortmund o. J. (1973)

27.08.1973:
Eine gemeinsame Extraausgabe der Dortmunder Betriebszeitungen 'Roter Hoesch-Arbeiter' (vgl. Aug. 1973, 18.9.1973) und 'Roter Kumpel' (vgl. Juli 1973, 12.9.1973), herausgegeben in einer Auflage von 5 000 von den Kommunistischen Kollektiven Hoesch und Zeche Hansa Dortmund sowie Gewerkschaft Viktor Castrop-Rauxel der KFR erscheint:"
METALLER GEHEN NACH VORN

Für Teuerungszulage, das ist die Forderung für die immer mehr Belegschaften in den Streik treten. Mittlerweile sind es über 50 000 Arbeiter. Opel, Ford und Rheinstahl steht. Eine große Zahl von Klein -und Mittelbetrieben machen mit. Die Opel-Kollegen fordern 300,-DM mehr, die Varta-Kollegen 100 DM pro Monat. Bei Rheinstahl werden 60-80 Pfennig pro Stunde gefordert. Diese Streikbewegung ist die richtige Antwort auf die ungeheuren Preissteigerungen der letzten Monate. Denn für die meisten Kollegen gibt es bei diesen Preisen ohne Überstunden und Panzerschichten, ohne Mitarbeit der Frau kaum noch ein gutes Auskommen. Das ist überall so. Deshalb wird auch überall gestreikt.

Als vor vier Wochen bei Hella (Lippstadt) die Streikbewegung begann, schwiegen sich die Politiker, Presse, Rundfunk und Fernsehen noch aus. Heute vergeht keine Stunde, wo diese Herrschaften nicht versuchen, sich die Sorge der Arbeiter zu eigen zu machen. Interviews, Presseerklärungen usw. eine fürchterlich hektische Diskussion soll uns vortäuschen, daß sich die Politiker unserer Sache angenommen hätten. Doch lassen wir uns nicht täuschen. Diese Herrschaften haben nur eine fürchterliche Angst bekommen, die Metallarbeiter könnten ihren selbständigen Lohnkampf fortsetzen und die Stahl -und Bergbaukollegen könnten sich ein Beispiel nehmen.

Genau das sollten die Kollegen tun. Denn der Kampf der Kollegen von Opel, Rheinstahl und Ford zeigt, was wir gegen die Teuerung tun können; den selbständigen Lohnkampf organisieren.

24.8. … Die Kollegen von Ford legen die Arbeit nieder und fordern: Wiedereinstellung von 300 entlassenen türkischen Kollegen, Reduzierung der Bandgeschwindigkeit und 1 DM mehr für alle."
Q: Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973

27.08.1973:
Für die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet der Arbeiterkampf (AK) Köln von Ford Köln (vgl. 26.8.1973, 30.8.1973), dass heute ab 7 Uhr 30 wieder alle streiken, auch 60 Deutsche haben sich angeschlossen. Eingegangen wird auf die Y-Halle und die Polsterei darin, die Z-Halle und den Werkzeugbau. Der harte Kern des Streiks bestehe aus 600 bis 800 Leuten, vor allem Türken, ca. 15 Deutschen , einem Italiener und einer Handvoll Jugoslawen.

Die DKP bei Eickhoff Bochum (vgl. 28.8.1973) berichtet aus Köln:"
Die Belegschaft der Ford-Werke tritt geschlossen in den Ausstand. Die Ford-Direktion antwortet mit Aussperrungen.
Die Kollegen kämpfen für eine Teuerungszulage von 1,-- DM pro Stunde."
Q: Der Bohrer Teuerungszulagen für alle - die Unternehmer müssen zahlen!, Bochum o. J. (1973), S. 2; Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973

27.08.1973:
Bei Ford Köln gibt die KPD heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 26.8.1973, 30.8.1973) heraus, der sich u.a. mit den Lehrlingen befaßt.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973

28.08.1973:
Der AB im Nürnberger IGM-Bereich (vgl. 3.9.1973) berichtet vermutlich von heute über ein Treffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und den Arbeitgebern, das zur morgigen Aussperrung bei Ford Köln (IGM-Bereich) führt.

Weiter heißt es vermutlich über heute:"
Am Dienstagabend vergangener Woche brüstete sich Brandt, der Geburtshelfer neuer Gespräche zwischen der IGM und dem Arbeitgeberverband zu sein."
Q: Metallarbeiter Nr.1,Nürnberg o.J. (1973),S.1

28.08.1973:
Die Kommunistische Gruppe (KG) Hamburg des KBW gibt ihre 'Informationen für die Kollegen der Chemischen Industrie Hamburgs' (vgl. 1.11.1973) heraus. Streikberichte kommen auch von Ford Köln.
Q: KG Hamburg: Informationen für die Kollegen der Chemischen Industrie Hamburgs, Hamburg 28.8.1973, S. 4

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28.08.1973:
Das Branchenkollektiv Metall der Kommunistischen Gruppe Hamburg die 'Informationen für die Kollegen der Metallindustrie Hamburgs' (vgl. 3.7.1973, 31.8.1973) heraus. Streikberichte kommen auch von Ford Köln.
Q: Kommunistische Gruppe Hamburg: Informationen für die Kollegen der Metallindustrie Hamburgs Für bessere Lebensbedingungen betteln wir nicht, sondern kämpfen wir!, Hamburg 28. Aug. 1973, S. 2

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28.08.1973:
Vermutlich heute wird in Düsseldorf, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

28.08.1973:
Vermutlich heute wird in Bonn, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

28.08.1973:
Vermutlich heute wird in Köln, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.5

29.08.1973:
Die Ortsgruppe Heidelberg der KHG Heidelberg / Mannheim / Karlsruhe gibt ein Extra ihrer 'Kommunistischen Hochschulzeitung' (KHZ - vgl. 13.7.1973, 29.8.1973) heraus mit dem Leitartikel "Der Streik bei Ford / Köln".
Q: Kommunistische Hochschulzeitung Extra Der Streik bei Ford / Köln, Heidelberg 29.8.1973

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29.08.1973:
Die Kommunistische Gruppe Hamburg des KBW gibt ihre 'Informationen für die Kollegen von Texaco' (vgl. 22.8.1973, 24.9.1973) heraus mit Artikel "Für bessere Lebensbedingungen betteln wir nicht, sondern kämpfen wir!" zu den Streiks für Teuerungszulagen (TZL) mit Berichten auch von Ford Köln.
Q: Informationen für die Kollegen von Texaco Keine Tarifverhandlung über unsere Köpfe hinweg!, Hamburg 29.8.1973, S. 3f

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29.08.1973:
Laut dem AB im Nürnberger IGM-Bereich (vgl. 3.9.1973) ist die heutige Aussperrung bei Ford Köln das Ergebnis der gestrigen Generalstabsplanung von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und den Kapitalisten.
Q: Metallarbeiter Nr. 1, Nürnberg o.J. (1973), S. 1

29.08.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer Solidaritätsarbeit (vgl. 28.8.1973, 30.8.1973) mit dem Streik bei Ford Köln:"
Mittwoch dann die erste Verpflegungsaktion der RH vor dem Haupttor von Ford. Sie war deshalb äußerst dringend, weil die Werksleitung das Kantinenesse schon am Vortag weggeschüttet hatte und hunderte von Kollegen seit Tagen ununterbrochen das Werk besetzt gehalten hatten. An diesem Tag herrschte große Kampfstimmung unter den Kollegen. Alle waren empört über die zum Teil faschistische Pressehetze gegen die türkischen Arbeiter, über den einheitlichen Versuch fast aller Zeitungen, deutsche und ausländische Kollegen mit allen Mitteln zu spalten und über die verlogene Ankündigung der Geschäftsleitung, 90% der Ford-Kollegen seien arbeitsbereit. Die Quittung war: eine Demonstration zu Beginn der Spätschicht, an der sich mehrere Tausend Kollegen beteiligten! Unter diesen Umständen gelang es uns erst nach einiger Zeit, Verbindung zur Streikleitung herzustellen. Aber schließlich konnten 1 Karton voll Schokolade, Kartons mit Brot und Käse sowie Zigaretten, Cola und Pulverkaffee an die Streikleitung übergeben werden. Das Essen wurde in erster Linie für diejenigen bestimmt, die seit Tagen ununterbrochen im Kampf standen. Wie uns die Kollegen aus der Streikleitung berichtet haben, ist das Essen gruppenweise aufgeteilt worden, damit die Kollegen in diesen Gruppen gleichzeitig die politische Diskussion über ihren Kampf führen konnten. Für uns war dies ein großer Ansporn, für den nächsten Tag noch mehr Kollegen verpflegen zu können."
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.5

29.08.1973:
Bei Ford Köln gibt die DKP, laut KPD, eine Ausgabe von 'Der Prüfstand' heraus, die sich unter Verantwortung von F. Rollar mit den Ausländern, dem Westgelände und dem M-Gebäude befaßt.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7,Dortmund Sept. 1973

30.08.1973:
Bei Ford Köln wird der Streik (vgl. 27.8.1973) durch eine Massenschlägerei zerschlagen.

Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von Ford Köln:"
Am Donnerstag, den 30.8. wurde die Demonstration, die zu Beginn der Frühschicht von 6 000 Arbeitern bei FORD durchgeführt wurde, von einem 300 Mann starken Trupp von Provokateuren angegriffen. Dieser Trupp, der aus Meistern, Obermeistern, Gewerkschaftsfunktionären und Zivilpolizisten bestand, sollte den Anlaß für das Eingreifen der seit dem Vortag bereitstehenden über 1 000 Polizisten schaffen. Er war mit Pistolen, Knüppeln, Eisenstangen und Flaschen bewaffnet. Nachdem die erste Provokation mißlang, obwohl ihre Schläger das Transparent der Streikenden angegriffen und zerrissen hatten, marschierten sie erneut auf die Demonstration zu und griffen nun einzelne Kollegen an. In diesem Moment stürzte sich die Polizeihorde auf die Streikenden, trieb sie auseinander und schlug die Arbeiter einzeln zusammen. Die bereitstehenden (!) Krankenwagen mußten über 10 Kollegen ins Krankenhaus transportieren. Über 15 Arbeiter, darunter die Kollegen aus der Streikleitung, wurden verhaftet."

Von ihrer Verpflegungsaktion (vgl. 29.8.1973) und weiteren Solidaritätsarbeit (vgl. 3.9.1973) berichtet die RH e.V.:"
Für Donnerstag wurde die doppelte Verpflegungsmenge von 800 DM veranschlagt. Doch es kam nicht mehr dazu. Die Banditen aus Geschäftsleitung, Polizei- und Gewerkschaftsapparat und Betriebsrat hatten konzentriert mit blanker Gewalt den Streik niedergeschlagen.
Justiz- und Polizeiapparat als verlängerter Arm von Geschäftsleitung und Innenministerium traten nun auf den Plan. Die im Werk festgenommenen Kollegen wurden auf dem Polizeipräsidium in Einzelzellen gesperrt. Vielen von ihnen drohte die Abschiebehaft. In dieser Situation haben sich Juristen, die von der RH organisiert worden waren, um die sofortige Freilassung der Inhaftierten bemüht. Sie hatten Erfolg, weil gleichzeitig hunderte von Kollegen die Freilassung forderten und weil zu gleicher Zeit eine Demonstration in der Innenstadt stattfand. Aus Angst vor der Kampfentschlossenheit der Kollegen ließ die Polizei alle noch am selben Tag frei, als ersten Baha Targün. Die Genossen Juristen haben die türkischen Kollegen zu ihrem Konsul begleitet, um ihn zu schützen. Auch damit hatten sie Erfolg, weil im Konsulat türkische Kollegen die sofortige Freilassung des Genossen Targün sofort sehen wollten. Unter diesem Druck konnten schließlich alle gemeinsam mit Baha das Konsulat verlassen. Juristen waren in dieser Situation wichtig, entscheidend aber war die Kampfbereitschaft und das mutige Auftreten der türkischen Kollegen. Sie haben diesen Erfolg errungen! … Genossen, die noch am Donnerstag versucht hatten, sofort die Arbeit in den Ford-Wohnheimen aufzunehmen, wurden durch vom Hauswirt herbeigerufene Polizei festgenommen."

Der KBW berichtet morgen intern:"
BERICHT ÜBER DIE VORGÄNGE BEIM ZUSAMMENBRUCH DES STREIKS BEI FORD:

Vor der Frühschicht zog eine Demonstration von etwa 3 000 Mann, fast ausschließlich Türken, von der Halle Y zum Haupttor, um für die Fortsetzung des Streiks einzutreten. Kurz vor dem Haupttor kam ihnen ein etwa 120 Mann starker Zug entgegen. An der Spitze 30 betriebsfremde Schläger unter der Losung 'Wir wollen arbeiten'. Dahinter ein Krankenwagen und hinter dem Krankenwagen etwa 90 Mann, darunter Meister und höhere Angestellte. Dieser Provokateurszug bahnte sich einen Weg mitten durch die 3 000 Türken. Es kam zu kleineren Rempeleien. Die Türken ließen sich aber bewußt auf Provokationen nicht ein. Sie versammelten sich zunächst hinter der Halle G vor dem Betriebsratsgebäude und setzten ihre Versammlung wegen Regens in der Halle G fort. Als sie die Halle wieder verlassen wollten waren die Türen von dem inzwischen auf etwa 300 Mann angewachsenen Provokateurstrupp verbarrikadiert. Als sie auch noch in die Halle drängten setzten sich die Türken zur Wehr. Es kam zu einer Schlägerei. Die Provokateure alarmierten sofort die Polizei, die mit Greiftrupps losmarschierte und sieben Türken und vier Deutsche verhaftete. Die Verhafteten wurden von der Polizei durch ein Spalier von Provokateuren geführt, welche die Gelegenheit wahrnahmen und die Verhafteten schlugen. Ein nicht verhafteter türkischer Kollege, der während des Streiks eine wesentliche Rolle gespielt hatte, wurde von den Provokateuren schwer zusammengeschlagen und von der Polizei in 'Schutzhaft' genommen. Direktor Banzaff von der Geschäftsleitung erklärte, daß Geschäftsleitung und Betriebsrat der Polizei gemeinsam die zu verhaftenden 'Rädelsführer' mitgeteilt hätten. Kuckelkorn vom Betriebsrat wollte sich dazu nicht äußern. Die Polizei zog sich gegen 9 Uhr 45 zurück. Rollkommandos von Schlägern jagten aber weiterhin Streikende aus dem Betrieb und hetzten sie übers Gelände. Ihre Sprüche dabei: Erst mal müssen wir bei Ford Ordnung schaffen. Dann kommt Bonn dran, wo auch die Sozialisten verschwinden müssen. Es handelte sich offenbar zum Teil um NPD-Trupps, die von rechtsradikalen Werkschutzangehörigen herangeholt worden waren.

Am gestrigen Nachmittag waren von den elf Verhafteten zehn wieder frei. Einer wird wegen Mordversuchs festgehalten werden. Er soll versucht haben, mit einer Eisenstange zu schlagen.

Der in Schutzhaft genommene Türke soll angeblich schon ausgewiesen sein. Deutsche Arbeiter der Spätschicht, die am Streik beteiligt waren, wurden beim Betreten des Werkes von Schlägertrupps angegriffen und vom Werkschutz in 'Schutzhaft' genommen, um dann den Meistern und im Personalbüro vorgestellt zu werden. Eine ganze Reihe von Leuten sind schon entlassen, darunter Vertrauensleute. Die genaue Zahl war noch nicht klar.

Die Spätschicht um 15 Uhr hat wieder gearbeitet, allerdings waren viele Arbeitsplätze, insbesondere von Türken, noch leer.

Was gegenwärtig noch nicht zu übersehen ist, ist die Frage, wie es nach der am Freitag und Montag zunächst einheitlichen Kampfführung zu einer so totalen Spaltung zwischen Deutschen und Ausländern kommen konnte, daß die Geschäftsleitung es sich schließlich leisten konnte, ihre Schlägertrupps operieren zu lassen. In einem Bericht für die KVZ wollen die Kölner Genossen versuchen dieser Frage nachzugehen."

Für die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet der Arbeiterkampf (AK) Köln von Ford Köln (vgl. 27.8.1973), dass heute 6 000 bis 8 000 demonstrierten, über die Wohnheime der Türken und Jugoslawen sowie über die Zerschlagung des Streiks. 130 seien entlassen worden, ca. 500 hätten selber gekündigt.

Berichtet wird auch in:
- Hessen durch die Kommunistische Gruppe Eschwege (vgl. Sept. 1973).
- Niedersachsen in Göttingen durch den KBW (vgl. 11.91973).
- NRW in Bonn durch SpB, KSG und KBW-SyG (vgl. 23.10.1974) und das Bonner Komitee "Schluß mit den Polizeiübergriffen" (vgl. 16.9.1974), in Dortmund durch die Ortsleitung (OL) des KOV der KPD (vgl. 13.11.1974), die OL der KPD (vgl. 28.3.1975), den Rechtsausschuß der KHG und der OG der KFR des KBW (vgl. Okt. 1973) sowie die RH der KPD/ML (vgl. 16.11.1973), in Duisburg durch die OL der KPD (vgl. 16.2.1976) und in Köln durch die RH e.V. der KPD (vgl. 7.7.1975, März 1977);
- im Saarland durch die RFO bei Röchling Völklingen (IGM-Bereich - vgl. *.9.1973).
- Schleswig-Holstein durch den KB in Kiel (vgl. Okt. 1973).
Q: Metaller Nr. 5, Kiel Okt. 1973, S. 2ff; KOV-OL Dortmund: Holger Meins im Gefängnis ermordet!, Dortmund o. J. (13.11.1974), S. 2;Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973;KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 31.8.1973, S. 2f;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Rote Fahne Röchling, Völklingen Sept. 1973;RH e.V.: Freiheit für die fünf Patrioten aus der Türkei!, Köln o. J. (1975), S. 2;RH e.V.: Die Polizei bei Karstadt, Köln o. J. (1977), S. 3;KPD-OL Dortmund: Die antifaschistischen Kämpfer sind unvergessen!, Dortmund o. J. (März 1975), S. 2;KPD-OL Duisburg: Löwenthal gestört - angeklagt wegen Beschimpfung der Bundesrepublik, Duisburg o. J. (Feb. 1976), S. 2;Rechtsausschuß der KHG und Ortsgruppe der KFR (Dortmund): Die gemeinsame Front aller Demokraten und Kommunisten gegen die politischen Prozesse in Dortmund aufbauen, Dortmund Okt. 1973, S. 1;RH Dortmund: Aufruf der Roten Hilfe Dortmund an alle Freunde, Kollegen und Genossen in Westdeutschland: Verteidigt die revolutionäre Organisations- und Meinungsfreiheit, Dortmund 16.11.1973, S. 1;SpB, KSG, KBW-SyG Bonn: Steckhan muß Farbe bekennen!, Bonn o. J. (23.10.1974), S. 2;Komitee Schluß mit den Polizeiübergriffen: Dokumentation Schluß mit den Polizeiübergriffen!, Bonn o. J. (Sept. 1974), S. 16;Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o. J. (1973), S. 5f;Der Metallarbeiter Nr. 11, Göttingen 11.9.1973, S. 2ff;Eschweger Kommentare Nr. 4, Eschwege Sept. 1973, S. 11f

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30.08.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von Ford Köln:"
Am Donnerstag, den 30.8. wurde die Demonstration, die zu Beginn der Frühschicht von 6 000 Arbeitern bei FORD durchgeführt wurde, von einem 300 Mann starken Trupp von Provokateuren angegriffen. Dieser Trupp, der aus Meistern, Obermeistern, Gewerkschaftsfunktionären und Zivilpolizisten bestand, sollte den Anlaß für das Eingreifen der seit dem Vortag bereitstehenden über 1 000 Polizisten schaffen. Er war mit Pistolen, Knüppeln, Eisenstangen und Flaschen bewaffnet. Nachdem die erste Provokation mißlang, obwohl ihre Schläger das Transparent der Streikenden angegriffen und zerrissen hatten, marschierten sie erneut auf die Demonstration zu und griffen nun einzelne Kollegen an. In diesem Moment stürzte sich die Polizeihorde auf die Streikenden, trieb sie auseinander und schlug die Arbeiter einzeln zusammen. Die bereitstehenden (!) Krankenwagen mußten über 10 Kollegen ins Krankenhaus transportieren. Über 15 Arbeiter, darunter die Kollegen aus der Streikleitung, wurden verhaftet."

Von ihrer Verpflegungsaktion (vgl. 29.8.1973) und weiteren Solidaritätsarbeit (vgl. 3.9.1973) berichtet die RH e.V.:"
Für Donnerstag wurde die doppelte Verpflegungsmenge von 800 DM veranschlagt. Doch es kam nicht mehr dazu. Die Banditen aus Geschäftsleitung, Polizei- und Gewerkschaftsapparat und Betriebsrat hatten konzentriert mit blanker Gewalt den Streik niedergeschlagen.
Justiz- und Polizeiapparat als verlängerter Arm von Geschäftsleitung und Innenministerium traten nun auf den Plan. Die im Werk festgenommenen Kollegen wurden auf dem Polizeipräsidium in Einzelzellen gesperrt. Vielen von ihnen drohte die Abschiebehaft. In dieser Situation haben sich Juristen, die von der RH organisiert worden waren, um die sofortige Freilassung der Inhaftierten bemüht. Sie hatten Erfolg, weil gleichzeitig hunderte von Kollegen die Freilassung forderten und weil zu gleicher Zeit eine Demonstration in der Innenstadt stattfand. Aus Angst vor der Kampfentschlossenheit der Kollegen ließ die Polizei alle noch am selben Tag frei, als ersten Baha Targün. Die Genossen Juristen haben die türkischen Kollegen zu ihrem Konsul begleitet, um ihn zu schützen. Auch damit hatten sie Erfolg, weil im Konsulat türkische Kollegen die sofortige Freilassung des Genossen Targün sofort sehen wollten. Unter diesem Druck konnten schließlich alle gemeinsam mit Baha das Konsulat verlassen. Juristen waren in dieser Situation wichtig, entscheidend aber war die Kampfbereitschaft und das mutige Auftreten der türkischen Kollegen. Sie haben diesen Erfolg errungen! … Genossen, die noch am Donnerstag versucht hatten, sofort die Arbeit in den Ford-Wohnheimen aufzunehmen, wurden durch vom Hauswirt herbeigerufene Polizei festgenommen."
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.4f

30.08.1973:
Bei Ford Köln gibt die KPD heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 27.8.1973, 8.10.1973) heraus, der sich u.a. mit den Lehrlingen, der Polizei und den Türken befaßt.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7, Dortmund Sept. 1973

31.08.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW richtet einen "Rundbrief an die Ortsgruppen (befreundeten Organisationen zur Kenntnis)" (vgl. 24.8.1973, 11.9.1973):"
Genossen, die Einschätzung der Lage in den wirtschaftlichen Kämpfen, wie sie in den Thesen des ZK vom Juli (vgl. 7.7.1973,d.Vf.) gegeben wurde, hat sich im Wesentlichen bestätigt. Allerdings hat sich bei der Ausweitung der Streikbewegung in Gebiete, wo unsere Organisation noch nicht arbeitet, sehr schnell gezeigt, daß wir unsere Möglichkeiten 'den zersplitterten Charakter der Kämpfe zu überwinden' überschätzt hatten. Über die Streiks in Lippstadt, Neuss, Bochum und bei Ford in Köln wissen wir bis heute immer noch unzulänglich Bescheid. Der KBW hat in keinen dieser Kämpfe eingreifen können.

In fast allen Streiks haben die ausländischen Arbeiter eine herausragende Rolle gespielt. Sie haben fast überall wesentlichen Anteil am Zustandekommen der Streiks gehabt und auch für ihre deutschen Kollegen mit die Zuschläge erkämpft. In unserer Agitation muß auf diese Erfahrungen unbedingt eingegangen werden. Es muß die außerordentlich schlechte materielle Lage der Ausländer den deutschen Kollegen immer wieder vor Augen geführt werden. Wo in den Streiks Niederlagen erlitten wurden, waren sie wesentlich Ergebnis der Tatsache, daß die Kapitalisten eine Spaltung zwischen Deutschen und Ausländern nutzen konnten. Deutlichstes Beispiel dafür sind die Vorgänge bei Ford."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 31.8.1973

31.08.1973:
Die Kommunistische Gruppe Hamburg gibt eine gemeinsame Ausgabe ihrer 'Informationen für die Kollegen der Metall-, Druck- und chemischen Industrie Hamburgs' (vgl. Chemie: 28.8.1973, Druck: 27.8.1973, Metall: 28.8.1973; 4.9.1973) unter der Schlagzeile "Ford-Köln. Streik durch Polizeieinsatz zerschlagen" in einer Auflage von 15 000 Stück heraus.
Q: Informationen für die Kollegen der Metall-, Druck- und chemischen Industrie Hamburgs Ford-Köln. Streik durch Polizeieinsatz zerschlagen, Hamburg 31.8.1973

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September 1973:
Die Marxistisch-leninistische Studentenorganisation (MLS) Wien gibt ihre 'Kommunistische Hochschulzeitung' (KHZ - vgl. Juni 1973, Nov. 1973) Nr. 5 vermutlich im September heraus mit dem Artikel "Ford Köln vier Tage lang von streikenden Arbeitern besetzt" aus der 'KVZ'.
Q: Kommunistische Hochschulzeitung Nr. 6, Wien 1973, S. 20ff

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September 1973:
Vermutlich im September erscheint die 'Rote Hilfe' Zeitung Nr. 21 (vgl. Juni 1973, Nov. 1973). Aus Köln wird berichtet vom Streik bei Ford. Dazu erscheint ein "Spendenaufruf der 'Kölner Fordarbeiter'".
Q: Rote Hilfe Nr. 21, Berlin o. J., S. 6f

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September 1973:
Der Kommunistische Oberschülerverband (KOV) der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr. 9 (vgl. Juli 1973, Okt. 1973) mit dem Leitartikel "Streikende Metaller lehrten Bosse und Bonzen das Fürchten" zur Streikwelle für Teuerungszulagen (TZL) heraus, wobei vor allem auf Ford Köln eingegangen wird. Berichtet wird auch: "Schadowschule Westberlin - SV sammelt für streikende Arbeiter!", wobei Vertreter der FDJW der SEW die Spenden an den Betriebsrat von Ford Köln schicken wollten und nicht an die Streikenden.
Q: Schulkampf Nr. 9, Dortmund Sept. 1973, S. 1 und 8f

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September 1973:
Es erscheint die 'Befreiung' - anarchistische Zeitung (vgl. Juli 1973, 22.10.1973) mit einem Titelbild und zugehörigem Leitartikel "Streik bei Ford" sowie dem Artikel "Hetze gegen Streikende" in der Presse gegen die Streiks bei "Ford, Opel, AEG, Rheinstrahl, Buderus, VDO und noch ca. 30 anderen Werken".
Q: Befreiung, Mülheim Sept. 1973, S. 1ff

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September 1973:
Die KJO Spartacus gibt die Nr. 42 ihres 'Spartacus' (vgl. Aug. 1973, 26.11.1973) heraus mit dem Artikel "Spontane Streiks: Bürokraten unter Druck" zu den wilden Streiks für Teuerungszulagen (TZL) mit Bildern von Ford Köln
Q: Spartacus Nr. 42, Berlin Sept. 1973, S. 7f

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September 1973:
Die KSV-Hochschulleitung Stuttgart gibt vermutlich im September die Broschüre "Solidarität mit dem Kampf der Arbeiterklasse!" zum Preis von 50 Pfennig heraus mit einem Titelbild von Ford Köln und den Abschnitten:
- "Die Lebenshaltungskosten";
- "Die Ereignisse bei Ford in Köln";
- "Die Reaktion der Bourgeoisie - Eskalation des staatlichen Terrors";
- "Der Streik der 120.000 - ein Werk von 'Chaoten'?";
- "Was haben wir Studenten mit den Streiks der Arbeiterklasse zu tun?" mit dem Aufruf zur Spendensammlung.
Q: KSV-HL: Solidarität mit dem Kampf der Arbeiterklasse!, Stuttgart o. J. (1973)

September 1973:
Vermutlich im September erscheint in Berlin bei der Reichsbahn die anarchistische Arbeiterzeitung 'Der Drachen' (vgl. Mai 1973, 1.3.1974) mit dem Artikel "Ist doch kein Verlass auf die Politiker" zur Welle wilder Streiks für Teuerungszulagen (TZL) mit Bildern u. a. von Ford Köln.
Q: Der Drachen Unternehmer heulen sich nach den wilden Streiks die Augen aus, Berlin o. J. (1973), S. 8ff

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September 1973:
Die AG Weser Betriebszelle des Kommunistischen Bundes Westdeutschland Ortsgruppe Bremen gibt die Nr. 17 ihres 'Brenner' (vgl. Apr. 1973, Okt. 1973) heraus mit den Artikeln "Selbständige Streiks führten zum Erfolg!" und "Ford Köln: Polizei und Schlägertrupps gegen Streikende".
Q: Der Brenner Nr. 17, Bremen Sept. 1973, S. 4ff

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September 1973:
Der Kommunistische Arbeiterjugendbund (KAJB) Göttingen gibt die Nr. 17 seines 'Proletarischen Kurs' (PK - vgl. 25.6.1973, Okt. 1973) heraus mit dem Artikel "Streikwelle" u.a. bei Ford Köln, von wo ein Flugblatt dokumentiert wird.
Q: Proletarischer Kurs Nr. 17, Göttingen Sept. 1973, S. 7

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September 1973:
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB gibt die Nr. 4 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ - vgl. 2.8.1973, 29.10.1973) heraus mit dem Artikel "Was war wirklich los bei FORD-Köln?".
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 4, Aachen Sept. 1973, S. 6ff

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01.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.34 (vgl. 25.8.1973, 8.9.1973) heraus und berichtet von den Streiks u.a. bei Ford Köln.
Q: Roter Morgen Nr. 34, Dortmund 1.9.1973, S. 1 und 4

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01.09.1973:
Vermutlich Anfang September wird in Tübingen, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

01.09.1973:
Vermutlich Anfang September wird in München, laut Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, auf einer Veranstaltung des Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) der KPD eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.5

01.09.1973:
Vermutlich Anfang September wird in Hof, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.5

01.09.1973:
Vermutlich Anfang September werden in Berlin, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, Geldsammlungen für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o. J. (1973), S. 5

01.09.1973:
Vermutlich Anfang September wird in Frankfurt, laut Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, gemeinsam von KSV, LgdI und den Vietnamausschüssen des NVK der KPD durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

01.09.1973:
Vermutlich Anfang September wird in Dortmund, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

01.09.1973:
In Köln erscheint, laut KPD, eine Ausgabe von "DKP aktuell" - Informationen der DKP Köln, die sich u.a. mit dem Streik bei Ford befaßt.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973

03.09.1973:
Der AB gibt im Nürnberger IGM-Bereich vermutlich Anfang dieser Woche seinen 'Metallarbeiter' - Informationsblatt des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD (ehemals Arbeiter-Basis-Gruppen) für die Nürnberger Metallarbeiter - Nr.1 (vgl. 29.4.1974) heraus:"
EIN ERFOLG DER LOHNVERHANDLUNGEN HÄNGT VON UNS AB!

In den Mittelbetrieben fingen die Kollegen zuerst zum Streiken an. Die Kapitalisten mit ihren dicken Auftragspolstern gaben schnellstens den Forderungen der Kollegen nach. TEUERUNGSZULAGE (TZL,d.Vf.)! MEHR URLAUB!

Der Funke sprang auf die Kollegen in den Großkonzernen Opel (vgl. Bochum 22.8.1973, d.Vf.), Ford (vgl. Köln 24.8.1973, d.Vf.), AEG (Küppersbusch (vgl. Gelsenkirchen 16.8.1973, d.Vf.))! Diese Konzerne hatten in den vergangenen Monaten mehr denn je aus den Arbeitern herausgepreßt. Die Arbeitshetze war immer mehr gestiegen. Und als die Kollegen pleite vom Urlaub kamen wußten sie, wo sie sich das Geld holen müssen.

Als die mächtigsten Monopolherren sich um ihre gerade besonders prallen Geldsäcke zu fürchten begannen, trat die Bundesregierung voll in Aktion.

Als erstes rannte Brandt zu Loderer, um zu fragen, wie 'ernst die Situation' schon sei und auf welche Art und Weise die Streiks am besten niedergemacht werden könnten. Denn schließlich ist die enge Kumpanei der rechtssozialdemokratischen Gewerkschaftsführung mit ihren großen Brüdern in der Regierung der große Vorteil für die Monopolherren, weswegen Abs ja vor der letzten Bundestagswahl (BTW - vgl. 19.11.1972,d.Vf.) auch die Devise noch ausgegeben hatte: 'Die SPD taugt im Moment noch besser als die CDU/CSU…'

Nach dem Treffen mit den Gewerkschaftsführern eilte Brandt zu den Unternehmern. Das erste Ergebnis der Generalstabsplanung gegen die streikenden Arbeiter erlebten am nächsten Morgen 30 000 Ford-Arbeiter: Aussperrung (vgl. 29.8.1973,d.Vf.). Die scharfe Maßnahme der Unternehmer sollte die Arbeiter in die Knie zwingen. Die Unternehmer kalkulierten, daß die Arbeiter so pleite sind, daß sie den Streik nicht einige Wochen durchhalten. Eine systematische Hetzkampagne wurde in den bürgerlichen Zeitungen, voran in der Bildzeitung, gegen die Arbeiter gestartet. Mit Halbwahrheiten und Gerüchten wurde Rassismus und Antikommunismus betrieben."
Q: Metallarbeiter Nr. 1, Nürnberg o. J. (1973)

03.09.1973:
Bei KWU Berlin gibt die KPD einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 21.8.1973) zum Polizeiterror gegen die Streiks der letzten Zeit heraus, wobei man Bezug nimmt auf Opel, Ford, Philips und Lippstadt. Hingewiesen wird auch auf die Existenz des Rote Hilfe Komitees (RHK).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe KWU Sonderdruck, Berlin 3.9.1973; Rote Fahne Nr. 36, Dortmund 5.9.1973

03.09.1973:
Die Gruppe Lehrer der SSG Hamburg gibt das Flugblatt "Massenstreiks gegen Lohnraub" zur Streikwelle für Teuerungszulagen (TZL) heraus. Eingegangen wird auch auf einen Artikel "Fordarbeiter verprügeln Streikführer" in der 'Hamburger Morgenpost' zu Ford Köln.
Q: SSG Hamburg-Gruppe Lehrer: Massenstreiks gegen Lohnraub, Hamburg 3.9.1973, S. 2

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03.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet vermutlich aus dieser Woche von ihrer Solidaritätsarbeit (vgl. 30.8.1973, 12.9.1973) mit dem Streik bei Ford Köln:"
In den ersten Tagen nach der Niederschlagung des Streiks war es ungeheuer schwer, Kontakt zu den vielen betroffenen Kollegen herzustellen. Einerseits war dies natürlich eine Frage unserer eigenen beschränkten Kräfte, andererseits hatten wir viele Hindernisse zu überwinden, um z.B. zu erkunden, in welchen Krankenhäusern die verletzten Kollegen lagen. … So entstanden erst langsam mehr und mehr Kontakte. Dabei war ein gutes Mittel die Diskussion auf dem Arbeitsamt, wo die entlassenen Kollegen neue Arbeit suchten."
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

04.09.1973:
Die Ortsgruppen Heidelberg und Wiesloch des KBW geben ein Extra ihrer 'Arbeiter-Zeitung' (vgl. 27.8.1973, 12.9.1973) heraus mit dem Artikel "Der Streik bei Ford" in Köln.
Q: Arbeiter-Zeitung Extra Metallspitzenverhandlungen gehen heute weiter. jetzt Forderungen aufstellen!, Heidelberg 4.9.1973, S. 2ff

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04.09.1973:
Bei Ford Köln richtet die Geschäftsleitung, laut KPD, einen Brief an die Belegschaft.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973

04.09.1973:
In Münster geben die Liga gegen den Imperialismus (LgdI) und das Komitee 'Kampf der Unterdrückung und politischen Entrechtung ausländischer Kollegen' eine Broschüre "Deutsche und ausländische Arbeiter - eine Kampffront!" zu den wilden Streiks in der Metallindustrie heraus, in der u.a. von Ford Köln berichtet und zur bundesweiten Demonstration in Köln (vgl. 15.9.1973) aufgerufen wird.
Q: Liga gegen den Imperialismus, Komitee Kampf der Unterdrückung und politischen Entrechtung ausländischer Kollegen: Deutsche und ausländische Arbeiter - eine Kampffront!, Köln 4.9.1973, S. 1ff, 10ff und 19f

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05.09.1973:
Die Kommunistische Lehrergruppe (KLG) Frankfurt/Offenbach des KBW gibt ihr Organ 'Der Föhn' - Zeitung für proletarische Schulpolitik und Pädagogik Nr. 3 (vgl. 15.6.1973, 17.10.1973) heraus mit dem Artikel "Was war wirklich los bei Ford-Köln?".
Q: Der Föhn Nr. 3, Frankfurt 5.9.1973, S. 3

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06.09.1973:
In der GIM erscheint die Nr. 26 des 'Organisationsinformationsbrief' (OIB - vgl. 21.7.1973, 5.10.1973) mit einem Flugblatt der KPD-Ortsleitung Köln: "Brutaler Überfall auf die streikenden Ford-Kollegen!", einem Brief der Ford-Werke AG an die Mitarbeiter vom 30.8.1973 und Presseausschnitten zum Streik bei Ford Köln.
Q: GIM: Organisationsinformationsbrief Nr. 26, O. O. 6.9.1973, S. 15ff; KPD-OL: Brutaler Überfall auf die streikenden Ford-Kollegen!, Köln o. J. (1973)

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06.09.1973:
Die Initiative zur Kommunistischen Gruppe Westberlin (IzKGW) gibt ihre Branchenzeitung 'Der Metallarbeiter' (vgl. 27.9.1973) heraus mit dem Artikel "Ford Köln: Die Vorgänge beim Zusammenbruch des Streiks".
Q: Der Metallarbeiter, Berlin 6.9.1973, S. 12

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06.09.1973:
Der KB/Gruppe Hamburg gibt die Nr. 10 seines 'Metallarbeiters' (vgl. 26.7.1973, 26.7.1973) heraus unter der Schlagzeile "Streiks" mit einem Bild von Ford Köln, wozu auch der Artikel "Der Streik bei Ford" erscheint.
Q: Der Metallarbeiter Nr. 10, Hamburg 6.9.1973, S. 1ff

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06.09.1973:
In Bonn will der KSV der KPD ein Meeting zu den Streiks in NRW durchführen, wird aber von der Polizei aus der Uni vertrieben, so daß die Veranstaltung auf einer Wiese vor der Uni stattfinden muß.

Von einem Überfall auf das Teach In des KSV zu den Streiks bei Ford berichtet auch vermutlich das Bonner Vorbereitungskomitee für den Japan-Prozeß (vgl. 12.7.1974).

Der Polizeipräsident Bonn (vgl. Jan. 1974) berichtet:"
Am 6. September erschien die Polizei, um ein nicht genehmigtes 'Meeting' des KSV aufzulösen. Die etwa 30 Teilnehmer räumten beim Erscheinen von etwa 30 Beamten widerspruchslos das Sprachlabor."
Q: Der Polizeipräsident Bonn: Polizei Bonn 73. Jahresbericht 1973 der Kreispolizeibehörde Bonn, Bonn o. J. (1974), S. 11; N.N.-N.N.: Plan für eine Agitationsbroschüre zum Bonner Tennoprozess, O. O. (Bonn) o. J. (1974), S. 2;Rote Fahne Nr. 37, Dortmund 12.9.1973, S. 4

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07.09.1973:
Der Kommunistische Arbeiterjugendbund (KAJB) Bremen gibt frühestens Ende dieser Woche seine 'Kämpfende Jugend' Nr. 8/9 (vgl. 29.6.1973, Okt. 1973) für August / September heraus mit dem Artikel "Der Streik bei Ford" in Köln.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 8/9, Bremen Aug. / Sept. 1973, S. 4

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08.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 35 (vgl. 1.9.1973, 15.9.1973) heraus und berichtet u.a. von Ford Köln über Ausländer und Türken.
Q: Roter Morgen Nr. 35, Dortmund 8.9.1973, S. 1f

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10.09.1973:
Die Nr. 6/7 der 'Revolutionären Gewerkschaftsopposition' der KPD (vgl. Aug. 1973, 15.10.1973) erscheint vermutlich in dieser Woche als Sondernummer. Angegriffen werden u.a. die KPD/ML bzw. ihre Rote Garde bei Ford Köln und der KBW, der in Köln nicht bei den Streiks anwesend gewesen sei.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7,Dortmund Sept. 1973, Titelseite, S. 2 und 57ff

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10.09.1973:
Der AB im Nürnberger IGM-Bereich (vgl. 3.9.1973) kündigte vermutlich für diese Woche den Verkauf der 'KAZ' des AB Nr.39 (vgl. 3.9.1973) an:"
DIE NÄCHSTE KOMMUNISTISCHE ARBEITERZEITUNG BRINGT AUSFÜHRLICHE STREIKBERICHTE VON KOLLEGEN BEI RHEINSTAHL, FORD, HELLA UND PIERBURG IN NEUSS.

Die Kommunistische Arbeiterzeitung wird nächste Woche wieder an Eurem Betrieb verkauft."
Q: Metallarbeiter Nr. 1, Nürnberg o.J. (1973), S. 2

10.09.1973:
Die Kommunistische Gruppe Hamburg (KGH) des KBW gibt ihre 'Hamburger Arbeiterzeitung' (HAZ) Nr.5 (vgl. 26.7.1973) heraus mit dem Artikel "Der Streik bei Ford" in Köln.
Q: Hamburger Arbeiterzeitung Nr.5,Hamburg 10.9.1973, S. 1 und 4

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11.09.1973:
Bei DTW Berlin gibt die KPD die Nr.11 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. Aug. 1973, 9.10.1973) heraus, die für die Erkämpfung einer Teuerungszulage (TZL) eintritt, wobei man sich ein Beispiel an den Kollegen von Ford Köln, Philips Aachen und Helle Lippstadt nehmen solle.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe DeTeWe Nr.11,Berlin 11.9.1973

12.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer Solidaritätsarbeit mit dem Streik bei Ford Köln u.a. mit einem Bild aus einer russischen Zeitung, auf dem Sandwichträgerinnen der RH zu sehen sind:"
Diese Bild wurde in der 'Prawda' ('Wahrheit') - Zentralorgan der KPdSU - vom 12.9.1973 abgedruckt. Der Text lautet: 'Die Werktätigen der BRD führen einen hartnäckigen Kampf gegen die Willkür der Monopole, gegen die unaufhörliche Preissteigerung im Lande und für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die Streikbewegung der Werktätigen findet die volle Unterstützung seitens der fortschrittlichen Organisationen das Landes. Auf dem Bild: Streikposten bei der Unterstützung der Streikenden.' Das Bild zeigt Genossen und Freunde der ROTEN HILFE bei der Verpflegungsaktion für die kämpfenden Ford-Kollegen in Köln. Den Führern der KPdSU sollte über ihre Agenturen DKP und SEW bekannt sein, daß die ROTE HILFE mit den Führern dieser Parteien nicht zusammenarbeitet. Warum, haben gerade diese Streiks gezeigt".

Zitiert wird aus der Presserklärung der DKP - Bezirksvorstand Ruhr-Westfalen vom 23.8.1973 von "Nicht die DKP schürt die Streiks." bis "die Kampfkraft der Gewerkschaften zu stärken ist." Weiter heißt es:"
Nicht nur, daß die DKP hier klar bekennt, daß sie am Vorantreiben der Streiks, an der Festigung der Streikfront nicht interessiert ist. Sie tut auch so, als ob Streiks in erster Linie dadurch entstehen, daß 'die Bosse provozieren' und sie es sind, die die Kollegen zu verzweifelten Selbsthilfeaktionen trieben, wo die doch lieber mit Eugen Loderer und der DKP die Gewerkschaften stärken sollten.

Die Bosse, Herrschaften von der DKP, provozieren die Kollegen IMMER! Seit Monaten durch die Teuerung, durch hunderte von politischen Entlassungen, seit Jahren durch die steigende Arbeitshetze! Die Streiks waren nicht deshalb so mächtig, weil die Kollegen sich jetzt besonders provoziert fühlten, sondern weil sie gesehen haben, daß die letzten Lohnerhöhungen, angeblich im harten Kampf zwischen IGM-Führung und Kapitalisten (errungen,d.Vf.), keine reale Lohnerhöhung gebracht haben. Der DKP ist auch entgangen, daß eben nicht nur Forderungen nach Teuerungszulagen (TZL,d.Vf.), sondern auch nach Verminderung der Bandgeschwindigkeit und Aufhebung der besonderen Unterdrückung der ausländischen Arbeiter auf dem Tisch lagen. Und wenn die DKP - was heute den meisten Kollegen klar ist - die verräterische Politik der Gewerkschaftsführung verschweigt, und die Arbeiter an die Seite des Gewerkschaftsbonzen Loderer und seiner Clique ruft, dann ist das ein Schlag gegen alle kämpfenden Arbeiter! Selbständige Streikleitungen sind gerade deshalb gewählt worden, weil der Verrat der Gewerkschaftsführer und ihres Apparates durchschaut ist.

Stärkung der Gewerkschaftsarbeit ist heute nur gegen diese Verräter möglich. Auf der Grundlage der arbeiterfeindlichen Linie der DKP haben weder die DKP als Organisation noch die DKP-Betriebsräte in den bestreikten Betrieben die Streikleitungen unterstützt. Sie haben nicht 'konsequent an der Seite der kämpfenden Arbeiter und Angestellten gestanden', sondern gegen den Willen tausender Arbeiter mit allen Mitteln versucht, die Streikfront zu schwächen!

Gerade weil dies so war, rutschte das Bild von der Solidaritätsaktion der ROTEN HILFE in die 'Prawda'. DKP-Mitglieder haben weder Streikposten gestanden noch die streikenden Kollegen unterstützt - die Bruderpartei der KPdSU war auf Fotos nicht zu finden.

Für alle Mitglieder der DKP, die auf der Seite der Arbeiterklasse stehen, gilt umso mehr: Hinein in die ROTE HILFE!
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 6

12.09.1973:
Der KBW gibt die Nr. 2 seiner 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ vgl. 11.7.1973, 26.9.1973) heraus.

Berichtet wird von der wilden Streikwelle, u.a. bei Ford Köln.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 2, Mannheim 12.9.1973, S. 1ff

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12.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 37 (vgl. 5.9.1973, 19.9.1973) heraus und berichtet von Ford Köln über die Y-Halle, die Heime und die Ausländer. Es wird erstmals ein Solidaritätskomitee für die (aufgrund des Streiks) entlassenen Ford-Arbeiter erwähnt (vgl. 12.9.1973).
Q: Rote Fahne Nr. 37, Dortmund 12.9.1973, S. 1 und 3f

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12.09.1973:
Frühestens heute gibt die SAG die auf September datierte Nr.27 ihres 'Klassenkampf' (vgl. Juli 1973, Okt. 1973) heraus, in der erneut auf die Streikwelle in der Metallindustrie und dem ÖD eingegangen wird, u.a. bei Ford Köln.
Q: Klassenkampf Nr. 27, Frankfurt Sept. 1973

12.09.1973:
Der Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) Hof der KPD führt, laut KPD, vermutlich in dieser Woche eine Solidaritätsveranstaltung mit den bei Ford Köln entlassenen Türken durch, zu der mit dem ersten Flugblatt des RFFK auf Türkisch mobilisiert wurde. Es kommen 70 bis 80 Personen.
Q: Rote Fahne Nr. 38, Dortmund 19.9.1973, S. 1 und 4

12.09.1973:
Die Betriebszelle Klöckner des KBW Osnabrück gibt die Nr. 19 ihres 'Metallarbeiter' (vgl. 13.7.1973, 10.10.1973) heraus mit dem Artikel "Streik bei Ford" in Köln.
Q: Metallarbeiter Nr. 19, Osnabrück 12.9.1973, S. 5f

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12.09.1973:
In Köln findet die erste Sitzung des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter statt, an der sich u.a., laut KPD, rund 60 Türken und eine ungenannte Anzahl Anderer beteiligen. Das Komitee gibt u.a. ein Flugblatt zu den "Entlassungen bei Ford" heraus, die u.a. Italiener, Jugoslawen und Türken treffen.

Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer Solidaritätsarbeit (vgl. 3.9.1973, 14.9.1973) mit dem Streik bei Ford Köln:"
Der entscheidende Impuls für die Organisierung des gesamten Schutzes ging dann von den Ford-Kollegen selbst aus; das Ford-Solidaritätskomitee wurde gegründet. Diese Komitee hat die RH sofort und ohne jeden Vorbehalt unterstützt."
Ganz im Gegensatz zur DKP, die in der SU blamiert wurde (vgl. 12.9.1973).
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.6; Rote Fahne Nr.38,Dortmund 19.9.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7,Dortmund Sept. 1973

12.09.1973:
Die OG Köln des KBW berichtet vom Verkauf der heutigen 'KVZ' Nr. 2 in Nippes:"
Verkauft 55. Das bedeutet eine Steigerung um 15 Stück, was aber wohl auch daran liegt, daß zu diesem Zeitpunkt die Ford-Demo der AO (KPD) stattfand und wohl auch von denen einige die KVZ gekauft haben, allerdings wurden die Genossen auch durch AO, ML (KPD/ML, d.Vf.) und DKP ständig behindert. Ob das Ergebnis unter normalen Verhältnissen zu halten ist, wird sich zeigen. Ein wichtiger Kontakt: ein Kollege von F+G-Nippes."
Q: KBW-OG Köln: Verkaufsbericht KVZ 2 Köln und Umgebung, O. O. (Köln) o. J. (Sept. 1973)

14.09.1973:
Auf Initiative des Düsseldorfer Initiativausschusses "Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse" (vgl. Sept. 1973) treffen sich, nach eigenen Angaben, über 60 Arbeiterjugendliche, u.a. von Ford Köln.
Q: NKAJgpEuGa:Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse,Remscheid 1973; Rote Fahne Nr.38,Dortmund 19.9.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.8,Dortmund Okt. 1973

14.09.1973:
In Hamburg führt die KPD, laut Rote Hilfe (RH) Hamburg, eine Solidaritätskundgebung für die Kölner Fordarbeiter durch. Es kommt zum Konflikt mit der RH Hamburg.
Q: Roter Morgen Nr. 41, Dortmund 20.10.1973, S. 7

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14.09.1973:
Das Regionalkomitee Wasserkante des KSV gibt in Hamburg vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Aufruf zur Gründung eines Solidaritätskomitees gegen die politischen Entlassungen" u.a. bei Ford Köln heraus mit dem Aufruf zur Gründungsveranstaltung am 17.9.1973 im Rechtshaus.
Q: KSV-RK WK: Aufruf zur Gründung eines Solidaritätskomitees gegen die politischen Entlassungen, O. O. (Hamburg) o. J. (1973)

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14.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet vermutlich von heute vom Ford-Solidaritätskomitee (vgl. 12.9.1973, 15.9.1973):"
Das Ford-Solidaritätskomitee hat auf seiner dritten Sitzung mit etwa 60 Kollegen unter der Führung der Genossen, die auch den Streik selbst angeführt haben, seine Leitung gewählt."
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.6

15.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 36 (vgl. 8.9.1973, 22.9.1973) heraus und berichtet u.a. von Ford Köln u.a. über Ausländer, Türken, die Y-Halle, den Versand und die Bänder im Getriebewerk.

Vermutlich mit dieser Nummer und auch einzeln wird ein Extra September: "Trotz Polizeiknüppel - Streikwelle rollt!" vertrieben.
Q: Roter Morgen Nr. 36 und Extra Trotz Polizeiknüppel - Streikwelle rollt!, Dortmund 15.9.1973 bzw. Sept. 1973

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15.09.1973:
An einer nationalen Demonstration für die entlassenen Ford-Arbeiter in Köln nehmen, laut KPD, anfangs 2 000 später über 3 000 teil. Eine Veranstaltung in der Flora zum gleichen Anlaß wird, nach KPD-Zahlen, von über 1 200 Personen besucht. Dort treten u.a. auf KEN/ML Niederlande, OSO Spanien, EKKE Griechenland und AMADA Belgien.

Aufgerufen wird von der KPD u.a. bei Philips/Valvo Aachen und durch ein Flugblatt ihrer Roten Hilfe e.V.
Der Landesverband NRW der LgdI gab ein zweiseitiges Flugblatt "Deutsche und ausländische Arbeiter - eine Kampffront!" heraus. Laut Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 14.9.1973, 16.9.1973) demonstrieren 3 000.

Die OG Köln des KBW (vgl. 1.10.1973) berichtet u.a. über die Demonstration:"
SOLIDARITÄTSTHEATER
ZUR ARBEIT DER GRUPPE ROTE FAHNE (KPD) IM FORD-SOLIDARITÄTSKOMITEE

Nach der Zerschlagung des Streiks bei Ford Köln hatte sich ein Solidaritätskomitee gegründet, das im wesentlichen von der Gruppe 'Kölner Fordarbeiter' getragen wurde. Die Gruppe 'Kölner Fordarbeiter' ist ein Zusammenschluß verschiedener revolutionärer Organisationen und Strömungen, die bei Ford eine gemeinsame Politik zu Fragen des praktischen Kampfes zu organisieren versuchen.

DIE SPALTUNG DER SOLIDARITÄTSBEWEGUNG

Die Gruppe Rote Fahne ignorierte die Initiative der 'Kölner Fordarbeiter' und gründete ein eigenes Komitee, das von vornherein darauf angelegt war, die breite solidarische Kampffront zur Unterstützung der entlassenen Kollegen zu sabotieren. Andere Organisationen und fortschrittliche Menschen durften quasi als Befehlsempfänger die Aktionen des Solidaritätskomitees 'unterstützen'. Statt um die ernsthafte Organisierung der Solidarität ging es um die bedingungslose Durchsetzung der Linie der Gruppe Rote Fahne. Und die hieß: Wiederaufnahme des Streiks um jeden Preis und Organisierung der RGO!

Mit ihren Manövern gelang es der Gruppe Rote Fahne, einen Anfangserfolg zu erzielen: Aus Furcht, die Arbeiterklasse und die Bevölkerung durch das Auftreten zweier Komitees zu verwirren, gaben die 'Kölner Fordarbeiter' ihr Komitee auf. Wegen ihrer mangelhaften Verbindung zu Ford und der daraus resultierenden Unsicherheit über ihre eigene Rolle gelang es der Ortsgruppe Köln des KBW nicht, diesen Schritt zu verhindern.

DIE 'NATIONALE DEMONSTRATION FÜR DIE ENTLASSENEN METALLER' DER GRUPPE ROTE FAHNE

Statt einer ernsthaften Unterstützungsarbeit für die entlassenen Kollegen, Sammlungen, Aufklärungen, Rechtsschutz, trat die Gruppe Rote Fahne gleich mit ihrem ersten 'Großprojekt' einer nationalen Demonstration auf den Plan. An der Demonstration nahmen etwa 2 000 Menschen teil. Laut eigenen Angaben der Gruppe Rote Fahne bestand sie fast ausschließlich aus studentischen Mitgliedern der Liga gegen den Imperialismus und ihres Studentenverbandes (KSV), die aus allen Teilen der BRD kamen. An der Spitze marschierten Teile der ehemaligen Streikleitung und vier Reihen meist türkischer Kollegen. Die meisten beteiligten Organisationen verließen die Demonstration oder zogen ihre Beiträge zurück, da die Aufmachung dieses Aufmarsches eher geeignet war, die von der bürgerlichen Presse über den Fordstreik hergestellten Vorurteile und Lügen zu bestätigen."

Aufgerufen wurde auch in Münster (vgl. 4.9.1973).

Der KAJB Bremen (vgl. Okt. 1973) berichtet:"
Solidarität mit türk. Kollegen

2 000 Menschen beteiligten sich am 15.9. an einer Demonstration durch die Kölner Innenstadt. Sie forderten die sofortige Wiedereinstellung des türkischen Kollegen Baha Targün, der als sogenannter 'Rädelsführer' beim Ford-Streik entlassen wurde. Mehrere Delegationen, darunter die von Ford-Belgien, Opel-Bochum und Hella-Lippstadt sowie fortschrittliche Organisationen aus Griechenland, Italien und der Türkei, erklärten sich mit der Demonstration solidarisch."
Q: Kämpfende Jugend Nr. 10, Bremen Okt. 1973, S. 4; Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 14;Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o. J. (1973), S. 8;Rote Pressekorrespondenz Nr. 34, Dortmund ***1973, S. 6;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Rote Fahne Nr. 38 und 40, Dortmund 19.9.1973 bzw. 3.10.1973;Liga gegen den Imperialismus, Komitee Kampf der Unterdrückung und politischen Entrechtung ausländischer Kollegen: Deutsche und ausländische Arbeiter - eine Kampffront!, Köln 4.9.1973

15.09.1973:
In der Proletarischen Front - Gruppe Westdeutscher Kommunisten (PF-GWK) erscheint das 'Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs' Nr. 21 (vgl. 12.9.1973, 14.11.1973) zum Thema "Auguststreiks '73" mit der "Einschätzung der Streiks (RK)" vor allem bei Opel Bochum und Ford Köln, worin es heißt: "Die linken Gruppen selbst aber haben keinen Grund zum Jubeln. Denn bis auf ganz wenige Ausnahmen haben sie mit den Kämpfen der Arbeiter noch nichts zu tun." und einem "Flugblatt während des Ford-Streiks für die Kölner Betriebe".
Q: Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs Nr. 21, O. O. (Hamburg) 15.9.1973, S. 6f und 11

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16.09.1973:
In Köln findet laut KPD eine Veranstaltung der KPD-Roten Hilfe und der 38 Komitees "Hände weg von der KPD" statt. Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet vom Ford-Solidaritätkomitee (vgl.
15.9.1973, 19.9.1973):"
Das Komitee hat auf einer begeisternden Veranstaltung in Köln, zu der etwa 1 000 Menschen kamen, einen großen Schritt in der Stärkung der Kampf- und Solidaritätsfront voran getan."
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 6; Rote Fahne Nr. 38, Dortmund 19.9.1973

17.09.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint das 1. Flugblatt des Nationalen Komitees: Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüße (NKAjgpEuGA) des KJV der KPD (vgl. 14.9.1973):"
Am 16.9.1973 gründeten über 60 junge Gewerkschafter, Jugendvertreter, Jugendvertrauensleute und Betriebsräte aus über 30 Betrieben u.a. … Ford Köln, …, in der BRD und Westberlin das Nationale Komitee: 'Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse.' Es war erforderlich, auf dieser Konferenz ein nationales Komitee zu bilden, da die Entlassungswelle der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) zentral in der ganzen BRD und Westberlin stattfindet."
Q: Nationales Komitee Arbeiterjugend gegen Politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse:1. Flugblatt, Remscheid o.J. (1973)

17.09.1973:
Der Kommunistische Jugendbund (KJB) Freiburg / Waldkirch des BKA gibt die Nr. 16 seiner 'Kommunistischen Jugendzeitung' (KJZ - vgl. 23.6.1973, 11.2.1974) heraus mit dem Artikel "Die Polizei dein 'Freund und Helfer'" mit Bildberichten auch von Ford Köln.
Q: Kommunistische Jugendzeitung Nr. 16, Freiburg 17.9.1973, S. 7

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17.09.1973:
Vermutlich in dieser Woche wird in Stuttgart, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

17.09.1973:
Vermutlich in dieser Woche wird in Dortmund, laut und mit Roter Hilfe (RH) e.V. der KPD, erneut eine Geldsammlung für die Streiks, u.a. bei Ford Köln, durchgeführt.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

18.09.1973:
Der KB/Gruppe Flensburg gibt die Nr. 26 seines 'Metallarbeiters' (vgl. 3.9.1973, 20.9.1973) heraus mit dem Leitartikel "Aus dem verlauf der Streiks Lehren ziehen!", der über die Streiks u.a. bei Ford Köln informiert.
Q: Der Metallarbeiter Nr. 26, Flensburg 18.9.1973, S. 1ff

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19.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 38 (vgl. 12.9.1973, 26.9.1973) heraus. Veröffentlicht wird das Statut der parteieigenen Roten Hilfe (später Rote Hilfe e.V.). Berichtet wird auch vom Nationalen Komitee "Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse" (vgl. 14.9.1973).

Gegen die politischen Entlassungen im Zusammenhang mit der Streikwelle werden Demonstrationen und Veranstaltungen angekündigt für Berlin, Hamburg, Köln in NRW und Augsburg, Hof und München in Bayern. Aufgerufen wird zu einer zentralen Demonstration und Veranstaltung gegen Lohnraub, Arbeitshetze und Teuerung (vgl. 3.11.1973).

Ford-Spenden gingen ein vom Landesverband Nord der LgdI, von Krone Berlin, aus Baden-Württemberg von der Jugendvertretung WMF Geislingen und aus NRW von der GOG Hella Lippstadt, von Valvo Aachen und Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld.
Q: Rote Fahne Nr. 38, Dortmund 19.9.1973, S. 1 und 4

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19.09.1973:
Bei KWU Berlin gibt die KPD die Nr. 29 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 3.9.1973, 28.9.1973) heraus mit dem Artikel "Schafft Rote Hilfe!" zur Spendensammlung für die Entlassenen bei Ford Köln, Philips Aachen und Opel Bochum, denen die Rote Hilfe e.V. bereits 172 DM überwiesen habe, während bisher insgesamt 210 DM bei KWU gesammelt worden seien.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe KWU Nr. 29, Berlin 19.9.1973, S. 6

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19.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer Solidaritätsarbeit (vgl. 16.9.1973, 20.9.1973) mit dem Streik bei Ford Köln, daß sie dem Ford-Solidaritätskomitee heute 1 000 DM übergeben habe.
Insgesamt gingen 9 095,95 DM ein, aus:
- Baden-Württemberg aus Stuttgart (vgl. 17.9.1973) und Tübingen (vgl. 1.9.1973);
- Bayern aus München (vgl. 1.9.1973) und Hof (vgl. 1.9.1973);
- Berlin u.a. von Lehrern;
- Hessen aus Frankfurt (vgl. 1.9.1973) und Marburg;
- NRW aus Bonn (vgl. 28.8.1973), Dortmund (vgl. 1.9.1973, 17.9.1973), Düsseldorf (vgl. 28.8.1973), Köln (vgl. 28.8.1973) und der OG Köln-Kalk der LgdI der KPD;
- Rheinland-Pfalz von der OG Neuwied der LgdI.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 5

20.09.1973:
Es erscheint die Göttinger Betriebszeitung (GBZ) Nr. 46 (vgl. 17.9.1973, 11.10.1973). Im Artikel "Entlassungswelle fortschrittlicher Kollegen" heißt es auch:"
Während und nach den spontanen Streiks der letzten Monate wurden viele aktive Kollegen fristlos entlassen. So waren es bei Ford Köln laut Zeitungsberichten, die fast alle unterschiedliche Zahlen nannten, etwa 100 Kollegen, darunter auch Vertrauensleute. Auf die Entlassungsliste konnte man schon kommen, wenn man ein Mitglied der Streikleitung gut kannte!

Noch schlimmer trifft es ausländische Kollegen, die ja gerade in der letzten Streikwelle vielfach mit den deutschen Kollegen solidarisch eine Kampffront bildeten. Außer der Entlassung aus dem Betrieb droht ihnen aufgrund der reaktionären Ausländergesetze bei Teilnahme an 'wilden Streiks' oder unliebsamen politischen Aktionen die Ausweisung. Jene 13 türkischen Kollegen von Ford, die als Vorleute der Streikbewegung aufgefallen waren, müssen mit ihrer Ausweisung rechnen.

Deshalb haben viele Belegschaften in den Streiks auch die Forderung aufgestellt: KEINE REPRESSALIEN GEGEN DIE STREIKENDEN UND DIE STREIKLEITUNG!"

Enthalten ist auch der Artikel - "'Hastet hier jemand? rennt hier jemand?'" zum Streik bzw. den Bandgeschwindigkeiten bei Ford Köln.
Q: Göttinger Betriebszeitung Nr. 46, Göttingen 20.9.1973, S. 3f und 10

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20.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet von ihrer Solidaritätsarbeit (vgl. 19.9.1973, 25.9.1973) mit dem Streik bei Ford Köln:"
Wir haben es insbesondere unternommen, den Rechtsschutz für die entlassenen Kollegen zu organisieren. Mittels mehrsprachiger Fragebögen, die bei der Wohnheimagitation und auf den Veranstaltungen und Sitzungen des Komitees verteilt wurden, haben wir Auskunft darüber erhalten, mit welchen gemeinen Tricks, aber auch mit welchen arbeiterfeindlichen Gesetzen die Kollegen nun von der Geschäftsleitung und den Behörden unterdrückt werden.

Von etwa 700 - 800 Entlassungen sind Hunderte sog. Selbstkündigungen. Zustandegekommen sind sie, weil die Kollegen von Geschäftsleitung und Betriebsrat dazu erpreßt wurden. Und wo diese verbrecherischen Manöver keine Aussicht auf Erfolg hatten, wurden Kollegen betrügerisch überrumpelt: ausländischen Kollegen, die zum Teil seit 8 Jahren bei Ford arbeiten, wurde ein Kündigungsformular vorgelegt mit der Bemerkung: wenn Du das unterschreibst, erhältst Du keine Kündigung. Kann man sich etwas Infameres vorstellen als diese Ausnutzung der sprachlichen Unkenntnisse der Kollegen? Wir versichern den Ford-Banditen: welche Erpressungen sie auch immer unternehmen, welche Hinterhältigkeiten auch immer sie benutzen - es wird ihnen immer weniger gelingen, einzelne Kollegen aus der Kampffront herauszubrechen. Was sie erreichen, ist Empörung, ist Wut, ist eine unerschütterliche Solidarität mit allen betroffenen Kollegen.

Gerade nach dem Streik ist klargeworden, welch gute Vorarbeit für die Kapitalisten unsere sog. Volksvertreter im Parlament geleistet haben. Sie haben Gesetze geschaffen, mit denen die totale Entrechtung der ausländischen Kollegen legalisiert wurde; ihr Werk ist das reaktionäre Ausländergesetz. Nach diesem Gesetz kann 'die politische Betätigung von Ausländern eingeschränkt oder untersagt werden, wenn die Abwehr von Störungen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung oder von Beeinträchtigungen der politischen Willensbildung in der BRD oder sonstige erhebliche Belange der BRD dies erfordern'. Ein Ausländer kann ausgewiesen werden, wenn er die freiheitlich-demokratische Grundordnung (FDGO,d.Vf.) der BRD gefährdet oder seine Anwesenheit erhebliche Belange der BRD aus anderen Gründen beeinträchtigt. Ein Ausländer ist abzuschieben, wenn seine freiwillige Ausreise nicht gesichert oder aus Gründen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung eine Überwachung der Ausreise erforderlich erscheint. Das ist die nüchterne bürokratische Sprache der bürgerlichen Klassengesetze, auf deren Grundlage nun bereits 7 Kollegen in ihre faschistischen Heimatländer abgeschoben wurden.

Behörden und Kapitalisten haben auf Grund dieses Gesetzes und anderer ausländerfeindlicher Vorschriften vortrefflich zusammengearbeitet. Nicht nur, daß bei den Kollegen die Aufenthaltserlaubnis an einen beliebigen Arbeitsplatz gebunden wäre. Viele Kollegen haben Aufenthaltserlaubnisse, die daran gebunden sind, daß sie bei FORD arbeiten. Andere dürfen sich ohne Erlaubnis des Arbeitsamtes keinen anderen Arbeitsplatz suchen. Schließlich haben die Ford-Kapitalisten auch in den Mietverträgen mit den Kollegen das Recht des Stärkeren ausgenutzt und hineingeschrieben, daß mit dem Verlust des Arbeitsplatzes auch der Wohnheimplatz innerhalb von 2 Stunden verloren geht. Die Kapitalisten und ihre Vertreter in Parlament und Staatsverwaltung haben hier ihre Logik niedergelegt: wer streikt, fliegt aus dem Betrieb, wer aus dem Betrieb fliegt, wird aus dem Wohnheim rausgeschmissen, wer keinen Arbeitsplatz und keine Wohnung hat, wird ausgewiesen und abgeschoben, oder ihm wird dies als Drohung vor Augen gehalten, um ihn zu bedingungslosem Wohlverhalten zu erpressen.

Entrechtung der ausländischen Kollegen heißt, daß auch die Rechtshilfe, die wir u.a. in täglichen Sprechstunden umfassend organisiert haben, nur minimalsten und vor allem bei Ausweisungen nur vorübergehenden Schutz bietet. Zwar ist es gelungen, die Aufenthaltsgenehmigung für Baha Targün um einige Tage zu verlängern, aber auch dies war vor allem ein Sieg der Ford-Kollegen; die Solidaritätsfront war zu stark, die Behörden wagten die Abschiebung nicht.

Halten wir uns auch vor Augen, daß viele Kollegen auch materiell in Not geraten sind. Die meisten der entlassenen Kollegen haben bisher keine Arbeit gefunden. Spätestens dann, wenn sie sagen, daß sie von Ford kommen, wird die Einstellung abgelehnt oder abgebogen: So fuhr z.B. ein Kollege nachdem ihn eine Firma 8,30 DM Stundenlohn telefonisch zugesagt hatte, ins Personalbüro. Als er dort sagte, daß er vorher bei Ford gearbeitet hat, wurden ihm nur noch 6,50 DM angeboten. Vor allem aber weigert sich das Arbeitsamt, in den ersten vier Wochen nach den Entlassungen Arbeitslosenunterstützung zu zahlen. Diese Kollegen wird die ROTE HILFE nach Kräften unterstützen. …

Die Hauptwaffe gegen alle Anschläge ist der Kampf der Ford-Kollegen selbst, den wir mit einer breiten Solidaritätsbewegung unterstützen. … Umso bedauerlicher finden wir es, daß mit einigen Organisationen und Gruppen keine Einheit in der Frage der Solidarität erzielt werden konnte. So hat die örtliche Initiative für eine ROTE HILFE (RH, d.Vf.) Köln statt der Unterstützung des Ford-Solidaritätskomitees gemeinsam mit anderen Organisationen ein anderes Komitee gegründet, das neben einer oppositionellen Gewerkschaftsgruppe im Betrieb die Solidarität außerhalb des Betriebes organisieren soll. Halten wir schon die Gründung eines Komitees, das in erster Linie von verschiedenen Organisationen gegründet wird, für falsch, so wenden wir uns umso mehr gegen eine Solidaritätsbewegung, die zwischen der Solidaritätsfront im und außerhalb des Betriebes eine Trennung macht und nicht die Streikleitung von Ford als einheitliches und führendes Zentrum auch der Solidaritätsbewegung anerkennt.

Das Ford-Solidaritätskomitee hat seine Arbeit unter folgende Parolen gestellt:
SOLIDARITÄT MIT BAHA TARGÜN UND ALLEN ANDEREN KOLLEGEN!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!
WEG MIT DEN REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZEN!
SCHLUSS MIT DER ABSCHIEBUNG AUSLÄNDISCHER ARBEITER!
HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!
SOFORTIGE NEUWAHL DES BETRIEBSRATES BEI FORD KÖLN!
KAMPF DEM POLIZEITERROR DER BRANDT-REGIERUNG GEGEN STREIKENDE ARBEITER!"

Seitdem hat die ROTE HILFE weitere Anstrengungen unternommen, um die entlassenen Kollegen zu unterstützen. Von über 20 Kollegen, die sich bisher an uns wandten, haben 10 Arbeitsgerichtsklagen gegen die Kündigung angestrengt. Viele Selbstkündigungen sind angefochten worden. Unsere Genossen in Köln haben bei der Wohnungs- und Arbeitssuche geholfen, sie haben Schlafplätze und Möbelstücke besorgt. Nach wie vor findet täglich eine Sprechstunde gemeinsam mit dem Solidaritätskomitee statt. Die IGM hat nur sehr wenigen Kollegen Rechtsschutz zugesagt. Aus Schriftsätzen und Berichten ergibt sich bereits jetzt, welches Konzept die IGM vor Gericht verfolgt: Die Kollegen sollen alles leugnen. Nach Auffassung der IGM hat ja gar kein Streik stattgefunden.

Alle unsere Kräfte werden nun auf den entscheidenden Punkt konzentriert: die Abschiebung von Baha Targün (vgl. 25.9.1973,d.Vf.) muß verhindert werden!"
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 6f

22.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 37 (vgl. 15.9.1973, 29.9.1973) heraus, in der sie sich u.a. mit der Haltung der KPD zu den Streiks u.a. bei Ford Köln befaßt.
Q: Roter Morgen Nr. 37, Dortmund 22.9.1973, S. 6

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22.09.1973:
Die Gruppe Arbeiterstimme gibt ihre 'Arbeiterstimme' (ARSTI - vgl. 10.7.1973, 3.12.1973) Nr. 4 heraus und berichtet u.a. von Ford Köln.
Q: Arbeiterstimme Nr. 4, Nürnberg 22.9.1973

24.09.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Dortmund ein Flugblatt des Sympathisantenkollektivs Aufbaugymnasium des KOV der KPD:"
SOLIDARITÄT MIT DEN ENTLASSENEN METALLARBEITERN!

In der vergangenen Woche streikten 70 000 Metallarbeiter in NRW. Ihre Forderungen waren:
ERHÖHUNG DER LÖHNE! TEUERUNGSZULAGEN, SENKUNG DER ARBEITSHETZE.
Diese Forderungen sollten den Verlust an Reallohn, den die Metallarbeiter seit dem 8,5% Lohnabschluß vom Januar, bei über 10% Preissteigerung (10% offiziell, 11% bei Lebensmitteln) gespürt hatten, ausgleichen. Außerdem sollte die Arbeitshetze, durch die jährlich mehr Betriebsunfälle und Frührentner verursacht werden, verringert werden. Wie verhielten sich die SPD-Regierung und Gewerkschaftsfunktionäre zu diesen Streiks, in denen die Arbeiter für ihre Interessen kämpften? Überall, wo ein IGM-Bonze auftrat, oder wo 'Friedenswilly' schwatzte, ertönte die Mahnung, daß die Streiks 'illegal' seien und gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstießen. Stets wurde der Klagegesang um das Stabilitätsprogramm angestimmt, das durch die 'wilden' Streiks der Metallarbeiter gefährdet sei. Die Gewerkschaftsführer taten alles, um die Streiks abzuwiegeln, und wenn das nicht genügte, abzuwürgen. Sie scheuten sich auch nicht offen mit Geschäftsleitungen und politischer Polizei zusammenzuarbeiten. Gegen diesen Verrat organisierten die Arbeiter ihre Streiks selber, nicht nur ohne, sondern im Endeffekt sogar gegen die Gewerkschaftsbonzen, die sich offenkundig auf die Seite der Kapitalisten gestellt hatten.

Diese selbständige Streikleitung - durch die, von den Arbeitern gewählten Streikleitungen organisiert - war nicht zufällig in solchen Betrieben am besten organisiert, wo Genossen der KPD in Betriebszellen arbeiten oder in die Streikleitungen gewählt wurden. In diesen Betrieben (z.B. Ford Köln) mußte die SPD-Regierung zum offenen Terror gegen die Arbeiter greifen, um die Interessen ihrer Auftraggeber wahren zu können. Bei Ford in Köln wurde der Streik von 1 000 Polizisten buchstäblich niedergeknüppelt. Der Streik wurde nur dadurch beendet, weil die besten Kämpfer der Arbeiter, die Mitglieder der Streikleitungen, verhaftet oder krankenhausreif geschlagen wurden. Hier zeigte die SPD erneut ihr wahres Gesicht, ihren volksfeindlichen Charakter. Ihre Politik ist, mit allen Mitteln die Interessen der Bourgeoisie durchzusetzen. Ob nun bei der Zerschlagung von Streiks oder durch den Rausschmiß von Schülern, die die Interessen ihrer Mitschüler vertreten und sich politisch engagieren - die SPD-Regierung tut immer ihr Bestes um 'politische Störenfriede' auszuschalten und den Ausbeutungsfrieden zu sichern.

Die Mitglieder der Streikleitungen und andere kämpferische Arbeiter sind entlassen worden und müssen nun die Kosten für Arbeitsprozesse tragen. Die ausländischen Arbeiter sind entlassen worden in ihre zum Teil faschistischen Heimatländern bedroht (?,d.Vf.), wie der Türke Baha Targün, ein Mitglied der Streikleitung bei Ford. Wenn er nicht innerhalb von 4 Wochen die BRD verlassen hat, wird er den faschistischen türkischen Behörden übergeben. Gegen diesen Terror, der gegen die kämpferischsten Arbeiter durchgeführt wird, um abschreckende Beispiele zu schaffen, müssen wir uns auch als Oberschüler an der Seite der Arbeiterklasse wehren, müssen auch wir Solidarität mit den Entlassenen üben. Der Terror, der sich gegen sie richtet, richtet sich gegen alle Menschen, die bereit sind, gegen dieses Gesellschaftssystem aufzumucken. Die Rote Hilfe (RH,d.Vf.) e.V. organisiert die materielle und juristische Hilfe für die Entlassenen.

UNTERSTÜTZT DURCH DIE ROTE HILFE DIE ENTLASSENEN METALLER!
SOLIDARITÄT MIT DEN ENTLASSENEN METALLERN!
KOMMT ZUR VERANSTALTUNG DES SYMPATHISANTENKOLLEKTIVS AUFBAUGYMNASIUM DES KOV!
Montag, 1.10., 17 Uhr, Räume des KOV, Dortmund, Dürenerstraße 43 (Nähe Borsigplatz)".
Q: KOV-Sympathisantenkollektiv Aufbaugymnasium Dortmund: Solidarität mit den entlassenen Metallarbeitern, Dortmund o.J. (1973)

25.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD berichtet:"
BAHA TARGÜN SOLL ABGESCHOBEN WERDEN: ERKÄMPFEN WIR DIE AUFENTHALTSGENEHMIGUNG!

Am 25. September hat die Ausländerbehörde der Stadt Köln entschieden, daß Baha Targün durch seine Anwesenheit in Köln Belange der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigt und deshalb das Bundesgebiet unverzüglich, spätestens aber bis zum 26. Oktober, verlassen soll. Für den Fall, daß Baha Targün bis zu diesem Tag nicht ausreist, ist die Abschiebung in die Türkei angedroht.

Allen, die die spontanen Streiks vor wenigen Wochen verfolgt haben, ist Baha Targün bekannt: Er war einer der Führer des Streiks bei Ford Köln und gewähltes Mitglied der Streikleitung. An der Spitze von tausenden, vor allem türkischer Kollegen, hat er für eine Lohnerhöhung von 1 DM mehr für alle und für die Verminderung der Bandgeschwindigkeit gekämpft. Deshalb gehörte er auch zu denjenigen, die bei dem brutalen Polizeieinsatz von bezahlten Schlägern angegriffen und von der Polizei verhaftet wurden. Seit dieser Zeit arbeitet Baha Targün im Ford-Solidaritätskomitee (vgl. 12.9.1973,d.Vf.). An seiner vorbildlichen revolutionären Haltung sind alle Versuche der türkischen Faschisten und ihrer deutschen Helfer, ihn zu bestechen, gescheitert. Alle Kraft setzt er dafür ein, gegen die Massenentlassungen und Abschiebungen seiner Kollegen zu kämpfen. Baha Targün ist eine Gefahr für die Geschäftsleitung von Ford, weil er die Empörung über Ausbeutung und Arbeitshetze bei Ford organisierte. Er ist eine Gefahr für jede Geschäftsleitung, weil er vielen seiner türkischen Kollegen in der ganzen BRD zum Vorbild geworden ist. Deshalb ist Baha Targün ausgewiesen worden, deshalb soll auf jeden Fall seine Abschiebung betrieben werden.

Die Ausländerbehörde der Stadt Köln brauchte nicht lange an Ausweisungsgründen zu grübeln. Eine 'Beeinträchtigung der Belange der BRD' kann mit den windigsten Floskeln begründet werden. Denn das Ausländerrecht ist Ausländerentrechtung. Die Möglichkeiten des juristischen Schutzes sind minimal. Trotzdem ist gegen die Ausweisung Widerspruch eingelegt worden. Außerdem ein Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs.

Der Kampf um eine Aufenthaltsgenehmigung für Baha Targün muß ein Massenkampf werden. Tausende müssen gegen seine Ausweisung protestieren. Dafür setzt sich die ROTE HILFE mit aller Kraft ein. Ein Erfolg an diesem Punkt - das wäre ein erster Schritt, um gegen das reaktionäre Ausländergesetz anzugehen.

Wie wird die ROTE HILFE diesen Kampf führen? Wir können darauf aufbauen, daß in der Zeit nach dem Streik unter Führung des FORD-Solidaritätskomitees die Solidaritätsfront gewachsen ist und stabilisiert werden konnte. Unsere Hauptaufgabe wird es sein, die Kollegen anderer Betriebe in diese Front einzureihen. Dazu wird eine Unterschriftensammlung vor vielen Betrieben der BRD und Westberlins durchgeführt. Diese Solidaritätserklärungen werden wir aber auch allen bekannten fortschrittlichen Persönlichkeiten, Betriebsräten, Vertrauensleuten und Jugendvertretern vorlegen. Aber auch in den Stadtteilen unter den Hausfrauen, Rentern und Intellektuellen werden wir sammeln. Baha Targün wird in allen Regionen der BRD auf Veranstaltungen sprechen (vgl. Hamburg 16.10., Berlin 17.10., Frankfurt 18.10., Köln 19.10., München 23.10., Stuttgart 24.10., Bochum 25.10.,d.Vf.). Damit wird der Bourgeoisie die Möglichkeit der Totschweigetaktik aus der Hand geschlagen. Baha Targün wird für die Sache der entlassenen Arbeiter und für den Kampf um seine Aufenthaltserlaubnis viele neue Freunde und Kämpfer finden.

Am vorgesehenen Tage der Abschiebung wird in Köln eine Demonstration stattfinden, mit der alldiejenigen, die gegen die Ausweisung von Baha Targün eintreten, klarmachen werden, daß sie seine Abschiebung nicht dulden, daß sofort die Aufenthaltserlaubnis für Baha Targün ausgestellt werden muß.

SOFORTIGE AUSSTELLUNG EINER AUFENTHALTSERLAUBNIS FÜR BAHA TARGÜN!
KEINE ABSCHIEBUNG VON AUSLÄNDISCHEN ARBEITERN!
KAMPF DEN REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZEN!
KAMPF DEN POLITISCHEN ENTLASSUNGEN!"

In der Solidaritätserklärung heißt es:"
AUFRUF ZUR SOLIDARITÄT MIT BAHA TARGÜN UND ALLEN ANDEREN ENTLASSENEN FORD-ARBEITERN

Wir, die entlassenen Arbeiter von Ford, Köln, rufen Euch auf, Eure Unterschrift zu geben, mit der Ihr die Entlassungen und drohenden Ausweisungen verurteilt.

Kollege Baha Targün bekommt die Aufenthaltserlaubnis nicht mehr verlängert, weil er beim Ford-Streik für seine Kollegen als Führer gegen die Ford-Kapitalisten und die Gewerkschaftsführer gekämpft hat. Gerade deshalb ist es für ihn nicht möglich, in sein Heimatland zurückzufahren (die Türkei), da dort eine faschistische Militärdiktatur herrscht, die mit den deutschen Kapitalisten Hand in Hand zusammenarbeitet.

Solidarisiert Euch mit uns und beweist mit Eurer Unterschrift, daß Ihr uns unterstützt und gegen die Ausweisungen und die Entlassungen von streikenden Kollegen seid. Bekämpft die reaktionären Ausländergesetze, die es dem Staatsapparat ermöglichen, die für ihre Rechte kämpfenden ausländischen Arbeiter zu unterdrücken, sie jederzeit zu verfolgen und auszuweisen."
Q: Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.7f; RH e.V.:Prozeß gegen Baha Targün: Fortschrittliche Türken dürfen nicht kriminalisiert werden!,Köln o.J. (Apr. 1975), S. 1

26.09.1973:
In der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr.3 (vgl. 12.9.1973, 10.10.1973) des KBW befasst sich ein Kollege von John Deere Mannheim mit dem Streik im eigenen Werk und bei Ford Köln.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 3

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29.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 38 (vgl. 22.9.1973, 6.10.1973) heraus. Berichtet wird u.a. von Ford Köln.
Q: Roter Morgen Nr. 38, Dortmund 29.9.1973, S. 3

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29.09.1973:
Bei Opel Bochum gibt die KPD die 'Kommunistische Arbeiterpresse' )KAP - vgl. 12.9.1973, 10.10.1973) heraus mit den Artikeln "Aufruf zur Solidarität mit Baha Targün und allen anderen entlassenen Fordarbeitern", über Ford Köln und Targün und "Verhindern wir die Abschiebung von Baha Targün".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Opel, Dortmund 29.9. 1973, S. 2

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30.09.1973:
In Köln findet eine regionale Konferenz oppositioneller Gewerkschafter für NRW statt, an der, laut KPD, Vertreter der GOG Hella Lippstadt, von Opel Bochum und Mitglieder der Streikleitungen von Ford Köln und Philips Aachen, wo mittlerweile eine GOG gegründet worden ist (vgl. 24.9.1973), teilnehmen. Anwesend sind auch Beschäftigte von AEG, aus der Stahlindustrie sowie von DEMAG und GHH, vermutlich aus Düsseldorf.
Q: Rote Fahne Nr.40,Dortmund 3.10.1973, S. 3; Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe DeTeWe Nr. 12, Berlin 9.10.1973

Oktober 1973:
Die Nr. 1 (vgl. Okt. 1973) der Reihe 'Agitationsheft des Kommunistischen Jugendverbandes' (Jugendverband der KPD) erscheint unter dem Titel "Weg mit den Bundeswehrhochschulen!". Berichtet wird u.a. von den Streiks u.a. bei Ford Köln.
Q: Rote Pressekorrespondenz Nr. 31, Dortmund 1973, S. 20; KJV: Agitationsheft Nr. 1, Dortmund Okt. 1973, S. 15

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Oktober 1973:
Die Nummer 2 der Reihe 'Agitationsheft des Kommunistischen Jugendverbandes' (Jugendorganisation der KPD - vgl. Okt. 1973, Feb. 1974) erscheint, in der es auch heißt: "Bereits heute hat die Arbeiterklasse in den Kämpfen bei Ford in Köln oder bei Philips in Aachen die Knebelgesetze des Betriebsverfassungsgesetzes durchbrochen".
Q: KJV: Agitationsheft Nr. 2, Dortmund Okt. 1973, S. 2

Oktober 1973:
Der Kommunistische Oberschülerverband (KOV) der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr. 10 (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) mit dem Leitartikel "Schafft Rote Hilfe!" heraus, wobei auf Ford Köln, die RAF und die Kampagne 'Hände weg von der KPD' Bezug genommen wird. Aus Berlin wird auch berichtet in "208,- DM an die Rote Hilfe!" von der Sammlung für Ford Köln an der Peter A. Silbermannschule.
Q: Schulkampf Nr. 10, Dortmund Okt. 1973, S. 1f

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Oktober 1973:
Die KB-Schülergruppen geben vermutlich im Oktober die Nr. 20/21 ihres 'Sozialistischen Schülerforums' (vgl. 19.9.1973, 18.2.1974) heraus mit dem Artikel "Gemeinsamer Feind - gemeinsamer Kampf!" zur Hetze gegen die ausländischen Streikenden vor allem bei Ford Köln.
Q: Sozialistisches Schülerforum Nr. 20/21, Hamburg Okt. 1973, S. 25ff

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Oktober 1973:
Der MSB Spartakus gibt seine 'Rote Blätter' Nr. 13 (vgl. 25.6.1973, Okt. 1973) heraus mit dem Artikel "Die Drahtzieher der Streiks: Unternehmer und Regierung: Die Millionen erhalten nur das, was sie von den Millionären erkämpfen" zu den Kämpfen für Teuerungszulagen (TZL) u.a. bei Pierburg Neuss, von wo ein Bild stammt, und bei Ford Köln.
Q: Rote Blätter Nr. 13, Bonn Okt. 1973, S. 20ff

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Oktober 1973:
Es erscheint die Nr. 23 der 'Sozialistischen Arbeiterpolitik' (SAP - vgl. Juni 1973, 28.1.1974) - Organ für Arbeiterpolitik in der SPD. Für SPD-Alleinregierung. Berichtet wird u.a. von Ford Köln.
Q: Sozialistische Arbeiterpolitik Nr.23,Bochum Okt. 1973

Oktober 1973:
Spartacus Bolschewiki/Leninisten gibt seinen 'Spartacus' Nr. 8 (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) heraus mit dem Artikel "Warum Niederlage bei Ford?" in Köln.
Q: Spartacus Nr. 8, Mainz Okt. 1973, S. 1, 4f und 13

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Oktober 1973:
Die Nr. 10 der 'Roten Fahne' des KABD (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) beschäftigt sich erneut mit der Streikwelle für Teuerungszulagen (TZL). Dazu heißt es auf Seite 3:
TROTZ GENSCHERS DROHUNGEN: MÜLLARBEITER STREIKEN

Wahrscheinlich hätte Genscher die Streikenden lieber mit seiner Polizei niederknüppeln lassen - so wie das vorher schon bei Ford, Opel, Rheinstahl und in anderen Betrieben praktiziert wurde."
Q: Rote Fahne Nr. 10, Tübingen Okt. 1973

Oktober 1973:
Die SAG gibt die Nr.28 ihres 'Klassenkampf' (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) heraus, in der man sich mit der Nachlese zur Streikwelle in der Metallindustrie befaßt, die u.a. als Aufstand der ungelernten bzw. angelernten ArbeiterInnen verstanden wird, wobei näher eingegangen wird u.a. auf die Türken bei Ford Köln.
Q: Klassenkampf Nr.28,Frankfurt Okt. 1973

Oktober 1973:
Der KHB/ML des AB gibt erst im Oktober seine 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ) Nr. 17 für September/Oktober (vgl. Juli 1973, Nov. 1973) heraus. Berichtet wird in "SPD läßt Federn" von den Streiks für Teuerungszulagen (TZL) sowie von diesen mit Hilfe der 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ) von Ford Köln.
Q: Kommunistische Studentenzeitung Nr. 17, München Sept./Okt. 1973, S. 13f

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Oktober 1973:
Die Redaktion der Zeitschrift 'Der lange Marsch' gibt vermutlich im Oktober eine Broschüre zu Chile heraus. Aufgerufen wird zu Spenden für die Kölner Fordarbeiter.
Q: Der lange Marsch - Chile-Broschüre, Kopenhagen 1973, S. 41

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Oktober 1973:
Vom Rechtsausschuss der KHG Dortmund und der Ortsgruppe der KFR herausgegeben erscheint ein:"
An die Mitglieder der Ortsgruppe der KFR, der KHG und befreundeten Organisationen zur Kenntnisnahme:

DIE GEMEINSAME FRONT ALLER DEMOKRATEN UND KOMMUNISTEN GEGEN DIE POLITISCHEN PROZESSE IN DORTMUND AUFBAUEN

1. Die Ereignisse am 1.Mai und besonders die Protestbewegung gegen die Demonstrationsverbote danach, ziehen nun eine Welle von Prozessen polizeilichen Vernehmungen, Vorführungen und verschiedenster Einschüchterungsversuche nach sich.

Zahlreiche Menschen, die sich am 18.Mai in den spontanen Protest gegen die Demonstrationsverbote eingereiht hatten, sehen sich nun Strafbefehlen gegenüber. Häufig weiß man nicht, wie man gegen diese Dinge vorgehen kann. Es fehlt ein Erfahrungsaustausch und es fehlt eine gemeinsame Rechtshilfe.

2. Die Polizeimanöver im Mai in Dortmund waren Vorboten einer reaktionären Entwicklung in unserem Staat, die sich heute immer deutlicher in fast allen gesellschaftlichen Bereichen abzeichnet.

Systematisch wurde die Polizei auf den Eingriff in kommende Streikkämpfe der Arbeiter vorbereitet. Ob sich diese Hochrüstung der Polizei und des Bundesgrenzschutzes (BGS,d.Vf.) zur jederzeit einsetzbaren Bürgerkriegstruppe in der Ausbildung von Spezialkommandos zur Bekämpfung des 'politischen Terrorismus' oder in der Anschaffung von Großraumhubschraubern zum Schnelleinsatz bei Streiks zeigte, immer versuchte die bürgerliche Presse diesen Prozeß hinzustellen als notwendige 'Verteidigung der wehrhaften Demokratie'. Doch was sich hinter dieser Phrase verbirgt, wurde in den Polizeieinsätzen bei der selbstständigen Streikbewegung der Metallarbeiter (IGM-Bereich,d.Vf.) im August/September nur allzu deutlich: die Polizei wurde bei Hella in Lippstadt (vgl. 18.7.1973,d.Vf.), bei Rheinstahl in Brackwede (heute Bielefeld - vgl. 3.9.1973,d.Vf.) und auch bei Ford Köln (vgl. 30.8.1973,d.Vf.) gegen die streikenden Arbeiter eingesetzt.

Viele Arbeiter haben in diesen Auseinandersetzungen Erfahrungen gemacht, die ihnen helfen, zu erkennen, auf welcher Seite die SPD/FDP-Regierung und die Polizei stehen und wessen Instrument sie sind: der Unternehmer!
Q: Rechtsausschuß der KHG und Ortsgruppe der KFR (Dortmund): Die gemeinsame Front aller Demokraten und Kommunisten gegen die politischen Prozesse in Dortmund aufbauen, Dortmund Okt. 1973

01.10.1973:
Der KBW berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
RÜCKTRITT AUS SPD-ARBEITNEHMERAUSSCHUSS

Mit der Aktivierung der Arbeitnehmerausschüsse versucht die SPD, ihren verlorenen Einfluß in den Betrieben wiederzugewinnen. Doch die Ablehnung der SPD-Politik wird immer breiter, wie das folgende Dokument zeigt:

Liebe Genossinnen, liebe Genossen!
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

Hiermit erkläre ich meinen Rücktritt als Vorsitzender des Arbeitsausschusses für Arbeitnehmerfragen im Unterbezirk Göttingen der SPD. Ich bin Mitglied der IG Chemie Papier Keramik (CPK,d.Vf.) seit 1957 und seit 1967 Betriebsratsvorsitzender in einem Industriebetrieb mittlerer Größe.

BEGRÜNDUNG: Seit über zehn Jahren bin ich Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Ich bin derzeit in die Partei eingetreten, weil ich der Meinung war, daß die SPD Arbeiterinteressen vertritt. Die Parteipolitik gab mir und meinen Kollegen in letzter Zeit häufigen Anlaß zur Kritik. Ich habe mich zum Vorsitzenden in der Hoffnung wählen lassen, mit Hilfe dieses Amtes Arbeiterpolitik in der SPD zu machen. Diesen Schritt hatte ich aber nicht mit mit meinen Kollegen im Betrieb und in der Gewerkschaft besprochen. Nach erfolgter Wahl entspann sich eine rege Diskussion mit meinen Kollegen, die mich zu meinem Rücktritt veranlaßt hat. Im einzelnen ergab die Diskussion folgende Gründe für meinen Rücktritt: Die offizielle Konzeption für die Arbeit der AfA (Richtlinien) bedeutet, SPD-Politik im Betrieb und in der Gewerkschaft durchzusetzen. das würde für mich bedeuten, nicht in erster Linie die Interessen der Kollegen, sondern die der Partei zu vertreten. Dazu bin ich nicht bereit, weil die SPD-Politik in vielen Punkten den Interessen zuwiderläuft. In der Diskussion wurde dies besonders an folgenden Punkten deutlich:

- In einer internen Präsidialsitzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) appellierte unser Parteigenosse Helmut Schmidt 'an die Wirtschaft, mit Rücksicht auf die kritische öffentliche Stimmung, um zurückhaltende Gewinnveröffentlichungen bemüht zu sein'! (Spiegel Nr.34, 20.8.) Dieser Mitteilung wurde bisher nicht widersprochen. Der Appell bedeutet einen Aufruf zur Irreführung der Arbeiterschaft! - Der Parteivorstand hat sich offiziell von den spontanen Streiks distanziert. Meine Kollegen vertreten wie ich die Meinung, daß diese spontanen Streiks wegen der Preistreiberei der Unternehmer notwendig und gerecht sind, um den Lebensstandard der Arbeiter zu erhalten. Wir sind auch empört über die Polizeieinsätze bei verschiedenen Streiks (Ford, Hella usw.), die führende Parteigenossen verantwortet bzw. gebilligt haben. - Die ständigen Mahnungen, mit den Lohnforderungen zurückhaltend zu sein, widersprechen den Interessen der Arbeiter. - 1952 hat die SPD das Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) - gerade auch wegen der Friedenspflicht - abgelehnt. 1972 hat die Partei das neue Betriebsverfassungsgesetz durchgesetzt, das immer noch die Friedenspflicht enthält! - Durch progressive Besteuerung der LÖHNE werden die Reallöhne weiter in erheblichem Maß gemindert. Auch das hat die Partei zu verantworten.

Diese Punkte haben mir gezeigt, wie die offizielle SPD-Politik den Arbeiterinteressen entgegenläuft. Wir haben diskutiert, ob man Hilfe des AfA dieser Politik eine Arbeiterpolitik mit Aussicht auf Erfolg entgegensetzen kann. Besonders zwei Tatsachen haben mir gezeigt, daß diese Möglichkeit nicht besteht: 1. Auf dem Parteitag in Hannover (vgl. 11.4.1973,d.Vf.) wurde klar, daß die Parteipolitik von Parteitag, sondern von der Regierung und der Bundestagsfraktion der SPD festgelegt wird. das zeigt, daß die Mitgliedschaft keinen entscheidenden Einfluß auf die Parteipolitik nehmen kann. 2. Im August und September entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die spontanen Streiks auch in der Partei. Diese Diskussion und besonders die Kritik an den offiziellen Stellungnahmen der Partei wurde vom Vorstand abgewürgt. Das zeigt, daß die Parteiführung alle Genossen, die für eine Arbeiterpolitik eintreten, unterdrückt.

Die Argumente meiner Kollegen gegen die Ausübung einer Funktion als Vorsitzender der AfA haben mich überzeugt. Deshalb trete ich als Vorsitzender des AfA im Unterbezirk Göttingen zurück. - gez. Alwin Brückner."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 2

01.10.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint von der Roten Hilfe (RH) Dortmund der KPD/ML das Flugblatt:"
NIEDER MIT DEN STRAFBEFEHLEN ZUR BRESCHNEW-DEMONSTRATION

Es gibt bald keinen Streik mehr, wo die Mannschaftswagen der Polizei nicht vor den Werkstoren stehen. Je mehr die Kämpfe der Arbeiter an Stärke zunehmen und damit das Vertrauen auf die eigene Kraft größer wird, umso mehr läßt der bürgerliche Staat seine demokratische Maske fallen und antwortet mit Polizeistaatsmethoden. Bei Ford in Köln traten deutsche und ausländische Arbeiter gemeinsam in den Streik für die Teuerungszulage (TZL,d.Vf.), Herabsetzung der Bandgeschwindigkeiten und Wiedereinstellung der 300 entlassenen Türken. Als die Arbeiter mit Nachdruck auf ihren Forderungen bestanden und die Gewerkschaftsführer mit ihren Appellen nicht durchkamen, rief die Betriebsleitung die Polizei. Hundertschaften von Polizisten knüppelten nun auf die Arbeiter ein und griffen dabei gezielt angebliche Rädelsführer heraus. Ca. 200 Fordarbeiter wurden fristlos entlassen. Viele türkische Arbeiter müssen mit ihrer Ausweisung rechnen. Das kann für einige in der faschistischen Türkei das Todesurteil bedeuten. Wie in Köln, so knüppelten die Polizisten auch bei den Hella-Werken in Lippstadt und bei Pierburg in Neuß. Aus diesen Beispielen des 19.Mai, Nordhorn und der spontanen Streiks wird deutlich, daß der bürgerliche Staat und seine Organe, Polizei und Justiz, Instrumente des Kapitals sind. Sie sollen dazu dienen, das bestehende System mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten. Freiheit und Gerechtigkeit gibt es in diesem System nur für die Minderheit der Besitzenden."
Q: RH Dortmund: Nieder mit den Strafbefehlen zur Breschnew-Demonstration!, Dortmund o.J. (Okt. 1973)

01.10.1973:
Die KBW OG Köln berichtet vermutlich u.a. aus dieser Woche über die Ford-Solidaritätsarbeit der KPD nach der bundesweiten Demonstration am 15.9.1973 und vor der nächsten (vgl. 26.10.1973):"
DIE ABENTEURERPOLITIK DER GRUPPE ROTE FAHNE

Nach der Demonstration war von Solidarität im Komitee nur noch selten die Rede. Die Gruppe Rote Fahne schob diese Aufgabe der Roten Hilfe (RH e.V.,d.Vf.) zu, um mit Macht an die Organisierung eines neuen Streiks heranzugehen. Die Ausgangsbedingungen waren, schlicht gesagt, katastrophal: Zusätzlich der oben beschriebenen Situation im Betrieb (Ergebnis der Pressehetze,d.Vf.) waren der Gruppe Rote Fahne ihre immer schon sehr dünnen Fäden in den Betrieb abgerissen, den anderen Organisationen und den entlassenen Kollegen ging es nicht viel besser. Niemand war in der Lage, die Strömung im Betrieb annähernd richtig zu beschreiben und einzuschätzen. Entsprechend abenteuerlich waren die Pläne der Gruppe Rote Fahne. Das ging vom Zusammenfassen und Losschlagen der entschlossensten Kollegen im Betrieb (zu denen sie überhaupt keine Verbindung hatte und hat) bis hin zu dem Vorschlag, einen Trupp von KSV-lern zusammenzustellen, in den Betrieb einzudringen und so den Streik wieder in Gang zu bringen (diese Absicht hatte die Gruppe Rote Fahne auch schon WÄHREND des Streiks, als sie befürchtete, die Kollegen bei Ford hätten nicht Mut genug, den Streik am Montag nach Streikbeginn fortzusetzen).

Alle, die nicht bereit waren, diese Abenteuer mitzumachen, flogen unter fadenscheinigen Begründungen aus dem Komitee raus. Davon blieben auch Kollegen nicht verschont, die an hervorragender Stelle den Streik mitgeführt hatten. Sie wurden wüst beschimpft als Feiglinge und Arbeiterverräter.

Zudem trieb die Gruppe Rote Fahne gefährliches Schindluder mit den türkischen Kollegen, die zu Anfang das Komitee zahlreich unterstützten (bis zu 50). Ein türkischer Genosse bezeichnete denn auch die Politik der Gruppe Rote Fahne als opportunistische Sammelei und als 'Agententum' für die türkischen Faschisten. Die Ortsgruppe Köln des KBW stellte ihre Unterstützung des Komitees nach einer offenen Auseinandersetzung über die falsche Linie der Sektierer ein. Ein großer Teil der Organisierung der Solidarität spielte sich danach außerhalb des 'Ford-Solidaritätskomitees' ab. Die 'Kölner Fordarbeiter' bzw. die daran beteiligten Organisationen nahmen wieder, wenn auch nicht öffentlich als Komitee, verstärkt ihre Arbeit auf, unterstützt von der türkischen Patriotischen Einheitsfront (PEF,d.Vf.) und der Kölner Ortsgruppe des KBW. Das Komitee der Gruppe Rote Fahne versumpfte in der Bedeutungslosigkeit."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 14f

03.10.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 40 (vgl. 26.9.1973, 10.10.1973) heraus. Von Ford Köln wird ein Interview mit Baha Targün veröffentlicht. Eingegangen wird auch auf den Streik (vgl. 25.8.1973), die türkische Gruppe Halkin Sesi und die letzte Demonstration (vgl. 15.9.1973). Aufgerufen wird zur nächsten Demonstration (vgl. 26.10.1973).
Q: Rote Fahne Nr. 40, Dortmund 3.10.1973, S. 1ff

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06.10.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 39 (vgl. 29.9.1973, 13.10.1973) mit dem Leitartikel "Kampffront gegen Arbeitshetze wächst: Akkord ist Mord!" heraus, der auch von Ford Köln berichtet.
Q: Roter Morgen Nr. 39, Dortmund 6.10.1973

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07.10.1973:
In Köln besuchen heute rund 450 Leute das Rote-Hilfe-Fest von Rote Hilfe / Schwarzkreuz Köln in der Mülheimer Stadthalle. Es werden damit 583 DM für die Gefangenen gesammelt. "Es traten unter anderem auf: Ralph A., der revolutionäre Lieder sang, die Gruppe Mosaik, das Industrietheater, das ein Stück über den Ford-Streik spielte, darauf berichtete ein Mitglied des Streikkomitees/Ford, was sich während des Streiks ereignet hatte und welche Konsequenzen daraus zu ziehen seien."
Q: Befreiung, Mülheim Okt. / Nov. 1973, S. 17

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08.10.1973:
In Düsseldorf erscheint die 'Kommunistische Arbeiterpresse' der KPD für Vereinigte Drahtindustrie (Klöckner - vgl. 9.7.1973, 19.11.1973) vermutlich in dieser Woche mit dem Artikel "Solidarität mit Baha Targün und allen entlassenen Ford-Kollegen" zu Köln.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse VDI Ein Gespenst geht um bei Klöckner: Rationalisierungen - Entlassungen, Düsseldorf o. J. (1973), S. 4f

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08.10.1973:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt vermutlich in dieser Woche eine 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 30.8.1973, Jan. 1975) mit acht Seiten DIN A 4 unter dem Titel "Niederlagen in Siege verwandeln!" heraus, in der vom Streik berichtet und zur Veranstaltung des Ford-Solidaritätskomitees am 19.10.1973 und zur Demonstration am 26.10.1973 aufgerufen wird. Berichtet wird auch vom Prozeß gegen Uli Kranzusch (vgl. 15.10.1973). Es erscheinen eine Korrespondenz eines türkischen Kollegen: "Ford hat mir meine Gesundheit genommen!" und auch ein "Bericht eines türkischen Kollegen über die Lage in der Türkei".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Niederlagen in Siege verwandeln!, Köln o. J. (1973)

09.10.1973:
Die Zelle Hoesch Dortmund der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet (KFR des KBW - vgl. 17.10.1973) berichtet von den MTV der IGM aus dieser Woche:
DER KAMPF FÜR BESSERE ARBEITSBEDINGUNGEN BEGINNT

Im Tarifbezirk Nordwürttemberg/Nordbaden streiken seit Dienstag die Kollegen für bessere Arbeitsbedingungen, d.h. für einen günstigeren Manteltarifvertrag.

In der Urabstimmung letzte Woche entschieden sich 88,8% der Stimmberechtigten für dieses wirksame Kampfmittel. Schon dieses Ergebnis zeigt die Geschlossenheit und Kampfentschlossenheit, mit der die Metaller in Nordwürttemberg/Nordbaden (NW/NB) den Kampf aufnehmen.

Es zeigt sich auch, daß die Arbeiterklasse vorwärtsschreitet und in ihren wirtschaftlichen Kämpfen Fortschritte machen. Schon beim Ford-Streik in Köln im August stellten die Fordarbeiter nicht nur Lohnforderungen auf, sondern auch Forderungen nach Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen, insbesondere nach geringen Bandzeiten. Diese Tendenz setzt sich nun in NW/BW fort, es ist die Reaktion der Arbeiterklasse auf die steigende Auspressung der Arbeitskraft, auf die immer größeren Produktionsleistungen pro Arbeiter. Diese schlägt sich nieder in höheren Unfallziffern, größeren Verschleißerscheinungen und nicht zuletzt in der steigenden Sterblichkeitsziffer.
Q: Roter Hoesch Arbeiter Nr. 4, Dortmund 17.10.1973, S. 4

10.10.1973:
Der KBW gibt seine KVZ Nr .4 (vgl. 26.9.1973, 24.10.1973) heraus. Berichtet wird auch aus Köln von der Solidarität mit den entlassenen Fordarbeitern.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 4, Mannheim 10.10.1973, S. 7

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12.10.1973:
Das Regionalkomitee Wasserkante des KSV gibt in Hamburg vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Grossveranstaltung: 'Die Streiks im Ruhrgebiet'" am 16.10.1973 im Audimax mit Baha Targün von Ford Köln heraus.
Q: KSV-RK WK: Grossveranstaltung: 'Die Streiks im Ruhrgebiet', O. O. (Hamburg) o. J. (1973)

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13.10.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 40 (vgl. 6.10.1973, 20.10.1973) heraus. Berichtet wird u.a. aus dem Metallbereich in Köln, u.a. von Ford.
Q: Roter Morgen Nr. 40, Dortmund 13.10.1973, S. 2f

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13.10.1973:
Es beginnt die zweitägige 4.Sitzung des ZK des KBW (vgl. 15.9.1973, 10.11.1973).
Vorgelegt wird auch, anläßlich der Ausweisung von Baha Targün von Ford Köln (IGM-Bereich), der folgende Text:"
Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Ausländer

Das ZK des Kommunistischen Bundes Westdeutschland verurteilt aufs entschiedenste den Versuch der westdeutschen Behörden, den türkischen Arbieter und Revolutionär Baha Targün aus der Bundesrepublik auszuweisen. Baha Targün war Mitglied der Streikleitung bei Ford und einer ihrer Sprecher gewesen. Der Ausweisungsbeschluß, ebenso wie die Entlassung Baha Targüns und anderer Kollegen durch die Ford-Kapitalisten bedeuten den Versuch der Kapitalistenklasse und ihres Staates, aus einer vorübergehenden Niederlage der Fordarbeiter den größtmöglichen Nutzen zu ziehen und die Fordarbeiter und die ausländischen Arbeiter generell einzuschüchtern, um sie weiter in Rechtlosigkeit und brutaler Unterdrückung zu halten. Der Ausweisungsbescheid ist eine weitere Maßnahmen im Rahmen der umfassenden Versuche, die Arbeiterklasse in jene Abhängigkeit zurückzudrängen, aus der sie durch die selbständigen Streiks ausbrach. Auch in anderen Betrieben haben die Kapitalisten klassenbewußte deutsche und ausländische Arbeiter entlassen und auch anderswo hat der kapitalistische Staat ausländische Arbeiter ausgewiesen. Gegen solche Verfolgungsmaßnahmen der Kapitalisten und ihres Staates gilt es eine breite Einheitsfront zu schaffen, die deutsche und ausländische Arbeiter und alle fortschrittlichen Kräfte umfaßt. Die Schaffung einer solchen Einheitsfront ist unser Ziel und auf dem Weg zur Herstellung dieser Einheitsfront sind wir bereit mit allen Organisationen Aktionseinheiten zu schließen, die mit uns gemeinsam den Kampf gegen die besondere Unterdrückung der ausländischen Arbeiter führen wollen. Umso schädlicher empfinden wir es aber, wie im Falle Baha Targüns aufs neue die Gruppe Rote Fahne, unter dem Deckmantel des Rufes nach Einheit, in Wirklichkeit die Spaltung der Einheit betreibt, weil sie fälschlicherweise meint, dies diene den Interessen ihrer Organisation. Mit der Behauptung, Baha Targün im Kampf gegen die Ausweisung zu unterstützen, versucht die GRF (KPD) wieder einmal den ernsten Kampf in sein Gegenteil zu verzerren und damit zu sabotieren.

Statt im Kampf gegen die Verfolgung Baha Targüns alle Kräfte zusammenzufassen, nimmt sie diese Verfolgung zum Anlaß sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Damit wendet sie sich gegen jene Kräfte, die ehrlich den Kampf gegen die Verfolgungsmaßnahmen führen, aber nicht zum Anhängsel der Gruppe Rote Fahne (KPD) werden wollen.

In Köln selbst hat die GRF den Kampf zur Unterstützung der entlassenen Fordarbeiter gespalten. In Bochum hat sie dasselbe getan und den Kampf zur Unterstützung der entlassenen Opelarbeiter gespalten. Wenn sie sich jetzt mit einem Aufurf des Fordsolidaritätskomitees und der Roten Hilfe (RH,d.Vf.) e.V. an alle wendet, dann hat sie wiederum nichts anderes vor, als die Solidaritätsgefühle für ihre finsteren und organisationsopportunistischen Ziele und in bekannter Manier die Verfolgung Baha Targüns zu einem Werberummel für die Gruppe Rote Fahne (KPD) auszunutzen.

Aber die Form der Baha Targün-Kampagne der Gruppe Rote Fahne ändert nichts daran, daß gegen die Entlassung und Ausweisung Baha Targüns, wie gegen ähnliche Verfolgungsmaßnahmen gegen andere Arbeiter entschieden gekämpft werden muß, mit dem Ziel die besondere Rechtlosigkeit der ausländischen Arbeiter zu beseitigen und die Einheitsfront der deutschen und ausländischen Arbeiter im Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse und für den Sieg des Sozialismus herzustellen.

Wir fordern all unsere Ortsgruppen und Zellen auf, in ihrer Agitation gegen die Ausweisung Baha Targüns zu protestieren und alles daran zu setzen, um die Einheit der deutschen und ausländischen Arbeiter zu stärken."
Q: KBW-ZK: Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Ausländer, o.O. o.J. (1973)

14.10.1973:
In Köln findet im Rahmen der Solidaritätsaktionen für Baha Targün und andere entlassene Ford-Arbeiter eine Veranstaltung statt, an der auch KPD und KPD/ML teilnehmen. U.a. wirft die KPD der KPD/ML vor, sie könne "auf Eure Unterstützung im Kampf gegen den Entlassungsterror der Ford-Kapitalisten nicht rechnen."
An der Veranstaltung nimmt auch die Initiative für eine Rote Hilfe in Köln (KPD-nahe, später Rote Hilfe e.V. - RH) teil.
Q: Rote Pressekorrespondenz Nr. 34, Dortmund 1973, S. 6

15.10.1973:
Die Gewerkschaftsabteilung des ZK der KPD gibt vermutlich in dieser Woche ihre auf Oktober datierte 'Revolutionäre Gewerkschaftsopposition' Nr. 8 (vgl. 10.9.1973, Feb. 1974) heraus.
Über politische Entlassungen in NRW wird berichtet u.a. von Ford Köln sowie von der Haltung von KBW und DKP.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 8, Dortmund Okt. 1973, S. 18

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15.10.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche ein Flugblatt der Sympathisantengruppe Dortmund des KOV der KPD mit einem Aufruf zur bundesweiten Demonstration am 20.10.:"
GEGEN POLITISCHE ENTLASSUNGEN UND GEWERKSCHAFTSAUSSCHLÜSSE!

In den letzten Wochen wurden über 600 Jugendvertreter und junge Gewerkschafter von den Unternehmern gefeuert, bzw. nach Beendigung ihrer Lehre nicht übernommen. In den letzten 4 Wochen wurden alleine:
- bei den Ford-Werken in Köln 430 Arbeiter entlassen, weil sie sich an dem Streik beteiligt hatten, …
Wo Entlassungsterror und Gewerkschaftsausschlüsse noch nicht ausreichen, da greift die SPD-Regierung mit offenem staatlichen Terror ein. Zur Zerschlagung der Streiks wurden z.B. bei Hella/Lippstadt und bei Ford-Köln hunderte von prügelnden Polizisten eingesetzt. Wie weit der staatliche Terror schon reicht, zeigt das Beispiel Baden-Württemberg, wo die Polizei systematische 'Nachforschungen' nach 'wilden Streiks' und 'Rädelsführern' anstellt (Meldung der Frankfurter Rundschau vom 8.10.1973).
Q: KOV-Sympathisantengruppe Dortmund:Gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse,Dortmund o.J. (1973)

16.10.1973:
Heute findet in Hamburg, laut und mit KPD, ein Solidaritätsmeeting ihrer Roten Hilfe e.V. (RH) und des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter (Köln) für Baha Targün (entlassenes Mitglied der Streikleitung) um 19 Uhr im Audimax der Uni mit 1 200 Personen statt. Anwesend sind auch Beschäftigte der Vulkanwerft Bremen und Mitglieder des KBW bzw. der SSG Hamburg (vgl. 6.11.1973). Aufgerufen wurde auch durch die RH e.V. (vgl. 10.10.1973).
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 8; Rote Fahne Nr. 41 und 43, Dortmund 10.10.1973 bzw. 24.10.1973;Rote Presse Nr. 9, Hamburg 6.11.1973, S. 11ff

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17.10.1973:
Heute findet in Berlin, laut und mit KPD, ein Solidaritätsmeeting ihrer Roten Hilfe e.V. und des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter (Köln) für Baha Targün (entlassenes Mitglied der Streikleitung) in der Hasenheide um 19 Uhr mit über 1 500 Personen statt. Dies ist die erste Veranstaltung des neugegründeten Rote Hilfe e.V. (RH) Landesverbandes. Es treten u.a. ATöF Türkei sowie die griechischen Gruppen AASPE, EKKE und ETA in Erscheinung.
Aufgerufen wird auch vom KJV der KPD und der RH selbst (vgl. 10.10.1973).
Q: Rote Fahne Nr. 41 und 43, Dortmund 10.10.1973 bzw. 24.10.1973; Kämpfende Jugend Sonderdruck Berlin Lehrlingsmetalltarifrunde: Tarifschiedsgericht erklärt Tarifvertrag für ungültig!, Berlin Okt. 1973;Kommunistische Arbeiterpresse DeTeWe Nr. 12, Berlin 9.10.1973;Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973),S.8

18.10.1973:
Heute findet in Frankfurt, laut und mit KPD, ein Solidaritätsmeeting ihrer Roten Hilfe e.V. und des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter (Köln) für Baha Targün (entlassenes Mitglied der Streikleitung) im Unifestsaal statt, das von über 600 Personen u.a. von FRAP Spanien, MCE Spanien, PEF Türkei, KBW und Türkischer Studentenverein besucht wird. Aufgerufen wurde auch durch die RH e.V. (vgl. 10.10.1973).
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 8; Rote Fahne Nr. 41 und 43, Dortmund 10.10.1973 bzw. 24.10.1973

19.10.1973:
Heute findet in Köln, laut und mit KPD, ein Solidaritätsmeeting ihrer Roten Hilfe e.V. und des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter (Köln) für Baha Targün (entlassenes Mitglied der Streikleitung) in der Stadthalle Mülheim um 19 Uhr mit ca. 200 Personen statt. U.a. treten FILE Italien und die KP Italiens/ML (KPI/ML bzw. PCI/ML) auf.

Aufgerufen wurde auch durch die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 10.10.1973) sowie durch die KPD bei Ford (vgl. 8.10.1973).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Niederlagen in Siege verwandeln!,Köln o. J. (1973),S.4 und 8; Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 8;Rote Fahne Nr. 41 und 43, Dortmund 10.10.1973 bzw. 24.10.1973

22.10.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die 'Befreiung' - anarchistische Zeitung (vgl. Sept. 1973, Dez. 1973) für Oktober / November mit dem Artikel "Ford" zu den Folgen des Streiks. Aufgerufen wird zum Internationalen Arbeiterfest (vgl. 17.11.1973).
Q: Befreiung, Mülheim Okt. / Nov. 1973, S. 15f, 20

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22.10.1973:
Der Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) Kassel/Hofgeismar der KPD führt vermutlich in dieser Woche, laut KPD, Solidaritätsaktionen für Baha Targün (Ford Köln) gemeinsam mit der KOV-Sympathisantengruppe, der FRAP sowie Spaniern, Jugoslawen und Türken durch. Ein dreisprachiges Flugblatt wird in der Innenstadt sowie vor Henschel und VW Baunatal verteilt, 300 Unterschriften werden gesammelt. Eine Veranstaltung besuchen 50 Personen, u.a. Türken.
Q: Rote Fahne Nr. 44, Dortmund 31.10.1973

22.10.1973:
Die Kommunistische Studentenorganisation (KSO) Bremen des KSV der KPD führt vermutlich in dieser Woche eine Kundgebung mit 250 Personen zur Solidarität mit Baha Targün (Ford Köln) durch. Agitiert wird u.a. bei Klöckner und im Hafen.
Q: Rote Fahne Nr. 44, Dortmund 31.10.1973, S. 2

22.10.1973:
Die Ortsgruppe Hamburg der Rote Hilfe (RH) e. V. der KPD gibt vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Verhindern wir die Abschiebung von Baha Targün, dem Streikführer von Ford/Köln" heraus. Aufgerufen wird zur Kundgebung (vgl. 25.10.1973). Berichtet wird auch vom Berufverbot gegen Johanna Mayr.
Q: RH e.V.: Verhindern wir die Abschiebung von Baha Targün, dem Streikführer von Ford/Köln, Hamburg o. J. (1973)

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22.10.1973:
Die Nr. 8 der 'Solidarität' - Informationsblatt der GIM erscheint bei Stahlbetrieben in Bochum, Dortmund und Hagen (vgl. 24.9.1973, 2.11.1973) mit dem Leitartikel "Bei den spontanen Streiks: Polizeieinsätze gegen streikende Arbeiter. Provokation der Arbeiterklasse!", in dem u.a. ausgeführt wird:"
In verschiedenen Betrieben wurde dazu übergegangen beim Streik nicht das Werk zu verlassen, sondern die Produktionsanlagen besetzt zu halten oder Demonstrationen durchzuführen. In einigen Fällen wurden auch Streikleitungen gewählt (wie z.B. bei Hella, Lippstadt), welche Streikposten und Kurierdienste einrichteten und teilweise direkt mit den Betriebsleitungen verhandelten. Durch diese neuen Formen der Selbstorganisation der Arbeiter war es verschiedene Male möglich, beträchtliche Erfolge zu erringen. Neu ist aber auch die Reaktion der Unternehmer und des Staates auf die spontanen Anstrengungen der Arbeiter, ihren Lebensstandard auch ohne Unterstützung und teilweise sogar gegen den Widerstand der Gewerkschaftsbürokraten zu verteidigen. In NRW wurde erstmals Polizei in den bestreikten Betrieben: Hella-Werke, Lippstadt und Fordwerke, Köln eingesetzt. Bei Ford wurden sogar Schlägertrupps des Werksschutzes gegen die Streikenden gehetzt. Diese Erfahrungen zeigen: Deutsche und ausländische Arbeiter sind in gleicher Weise von den Versuchen der Unternehmer betroffen, ihre Profite auf Kosten des Lebensstandards der Arbeiterschaft zu sichern. Dabei versuchen sie das Lohnniveau dadurch zu drücken, daß sie die untertariflich bezahlten Arbeitskräfte aus dem Ausland holen, denen durch das deutsche Ausländerrecht fast jede Möglichkeit genommen wird für ihre Interessen einzutreten. Die ausländischen Arbeitskräfte (ca. 10% der lohnabhängigen Bevölkerung) sollen dadurch als Streikbrecher im Falle eines Arbeitskampfes eingesetzt werden. Aber die ausländischen Kollegen haben sich in diesem Sommer mit ihrer Kampferfahrung auch nicht unterkriegen lassen (der letzte Satz ist nur sinngemäß wiedergegeben, da er wegen schlechtem Druck kaum zu lesen war,d.Vf.). Die Arbeiter, ob Ausländer oder Deutsche haben gemeinsame Interessen!
AUSLÄNDISCHE UND DEUTSCHE ARBEITER EINE KAMPFFRONT!
FÜR DIE VOLLEN GEWERKSCHAFTLICHEN UND POLITISCHEN RECHTE DER AUSLÄNDISCHEN KOLLEGEN!
WEG MIT DEM AUSLÄNDERGESETZ!"
Q: Solidarität Nr. 8, Dortmund 22.10.1973

23.10.1973:
In München soll, laut Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 10.10.1973), ein Solidaritätsmeeting mit Baha Targün von Ford Köln (vgl. 25.9.1973) stattfinden.
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 8

24.10.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 43 (vgl. 17.10.1973, 31.10.1973) heraus. Eingegangen wird auch auf Ford Köln bzw. Baha Targün.
Q: Rote Fahne Nr. 43, Dortmund 24.10.1973, S. 1 und 3

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24.10.1973:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) Nr. 5 (vgl. 10.10.1973, 7.11.1973) heraus. Sie enthält u.a. eine "Erklärung des ZK des KBW gegen die Ausweisung Baha Targüns", in es u.a. heißt:"
Das ZK des Kommunistischen Bundes Westdeutschland verurteilt aufs entschiedendste den Versuch der westdeutschen Behörden, Baha Targün aus der Bundesrepublik auszuweisen."
Baha Targün war u.a. Mitglied der Streikleitung bei Ford in Köln.
Der KBW bezieht gleichzeitig gegen die KPD Stellung:"
Mit der Behauptung, Baha Targün im Kampf gegen die Ausweisung zu unterstützen, versucht die Gruppe Rote Fahne (KPD) wieder einmal, einen ernsten Kampf in sein Gegenteil zu verzerren und damit zu sabotieren. … In Köln selbst hat die Gruppe Rote Fahne den Kampf zur Unterstützung der entlassenen Fordarbeiter gespalten, in Bochum hat sie dasselbe getan. Wenn sie sich jetzt mit einem Aufruf des Ford-Solidaritätskomitees und der Roten Hilfe e.V. an alle wendet, dann hat sie wieder nichts anderes vor, als die Solidaritätsgefühle … für ihre finsteren und organisationsopportunistischen Ziele einzusetzen und in bekannter Manier … Baha Targün zu einem Werberummel für die Gruppe Rote Fahne (KPD) auszunutzen."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 14f

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24.10.1973:
Heute soll in Stuttgart, laut und mit KPD, ein Solidaritätsmeeting ihrer Roten Hilfe e.V. und des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter (Köln) für Baha Targün (entlassenes Mitglied der Streikleitung) stattfinden. Aufgerufen wurde auch durch die RH e.V. (vgl. 10.10.1973).
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 8; Rote Fahne Nr. 41, Dortmund 10.10.1973

25.10.1973:
Der RFFK München der KPD rief mit einem Flugblatt "Keine Abschiebung von Baha Targün!" auf zur Demonstration um 17 Uhr ab Goetheplatz.
Q: RFFK: Keine Abschiebung von Baha Targün!, München o. J. (1973)

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25.10.1973:
Die Ortsgruppe Hamburg der Rote Hilfe (RH) e. V. der KPD (vgl. 22.10.1973) rief auf zur Kundgebung gegen die Abschiebung von Baha Targün, dem Streikführer von Ford/Köln um 16 Uhr 30 am Mönckebrunnen.
Q: RH e.V.: Verhindern wir die Abschiebung von Baha Targün, dem Streikführer von Ford/Köln, Hamburg o. J. (1973), S. 2

25.10.1973:
In Bochum besuchen, laut und mit KPD, 300 die Baha Targün Veranstaltung des Solidaritätskomitees für die entlassenen Ford-Arbeiter (Köln) und der Roten Hilfe (RH) e.V., wobei die ESG, einige 'Zirkel' und die Rote Hilfe Bochum ihre Solidarität verweigern, die 15 Gruppen und Zirkel sowie die Jusos der SPD bekunden. Die Veranstaltung findet statt im Haus Spitz in der Kemnader Str.138 in Bochum-Weitmar.

Aufgerufen wurde auch durch die RH e.V. (vgl. 10.10.1973).
Q: Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund o.J. (1973), S. 8; Rote Fahne Nr. 41, 43 und 44, Dortmund 10.10.1973, 24.10.1973 bzw. 31.10.1973

25.10.1973:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KBW (vgl. 31.10.1973) berichtet:"
POLIZEIBESPITZELUNG IM BETRIEB

Schon vor einigen Monaten (vgl. S1.*.1973,d.Vf.) wurde von der SPD/FDP-Landesregierung - und die Opposition hatte sicher nichts dagegen - 17 Millionen Mark für den Ausbau der Polizei in NRW genehmigt: Begründung: Der Kampf gegen Radikale und Kriminelle. Was damit gemeint war, plauderte die Kapitalistenzeitschrift 'Wirtschaftswoche' (vgl. S1.*.1973,d.Vf.) dann in einer Meldung aus. Die Überschrift lautete: Polizei rüstet für den Lohnkampf. Dann wurde ausgeführt, das sich die Polizei auf das Eingreifen bei Streiks vorbereitet und dafür entsprechende Ausrüstung benötigt. Die Radikalen, die gemeint waren, sind niemand anders als Arbeiter, die um ihre berechtigten Interessen kämpfen. Und bei Hella in Lippstadt, bei Opel in Bochum und zuletzt bei Ford in Köln war die Polizei dann da! Spitzel wurden in die Betriebe geschickt und auf Grund ihrer Hinweise wurden fortschrittliche Kollegen z. B. aus der Streikleitung sogar verhaftet und abgeführt. Die Polizei scheute sich nicht auf streikende Kollegen einzuprügeln um ihren Widerstand zu brechen."
Q: Roter Hoesch Arbeiter, Dortmund 31.10.1973, S. 1f

26.10.1973:
In Köln soll, laut Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 10.10.1972), eine Solidaritätsdemonstration mit dem heute von Abschiebung bedrohten Baha Targün von Ford Köln (vgl. 25.9.1973) um 17 Uhr ab Wilhelmplatz stattfinden. Eine Veranstaltung soll um 19 Uhr 30 in der Flora beginnen.

Die OG Köln des KBW (vgl. 1.10.1973) berichtete vorher:"
EIN NEUER STREICH: DIE DEMONSTRATION FÜR BAHA TARGÜN

Die Sektierer der Gruppe Rote Fahne versuchen jetzt verzweifelt, mit einem zweiten Schaustück in Sachen Ford - der Demonstration für Targün - die Initiative wieder in die Hand zu kriegen. Doch dieser Versuch ist schon im Ansatz gescheitert. Keine Organisation, kein fortschrittlicher Mensch in Köln hat diese Initiative unterstützt. Auch die türkischen Kollegen haben den Sektierern weitgehend die Mitarbeit aufgekündigt. Und es ging dabei niemandem darum, Baha Targün die Solidarität zu verweigern, sondern den widerlichen und schändlichen Machenschaften der Gruppe Rote Fahne eine klare Absage zu erteilen. Vielen ist klargeworden, was die Politik dieser Gruppe ausmacht: Die große Phrase und Theaterdonner. Mit der ernsthaften Aufgabe der Kommunisten, führend in die Kämpfe der Massen einzugreifen, sie in jeder Situation des Klassenkampfes richtig vorzubereiten und anzuleiten, hat diese 'Partei' nichts zu tun. Sie beschwört und inszeniert Bewegungen und ignoriert zugleich die wirkliche Entwicklung der Klassenkämpfe. Diese Leute haben kein Vertrauen in die Kraft der Massen. Sie halten sich selbst für die einzigen Revolutionäre und huldigen der 'Mentalität umherschweifender Rebellenhaufen', und das ist, wie Genosse Mao Tse-tung sagt, nicht die Art der proletarischen Vorhut, sondern die einer Sekte von Kleinbürgern."

Aufgerufen wurde auch durch die KPD bei Ford (vgl. 8.10.1973).

Laut LgdI (vgl. Nov. 1973) demonstrieren 1.000 Menschen in Köln für eine Aufenthaltsgenehmigung für Baha Targün und "aller nach dem Streik entlassenen Ford-Kollegen".
Q: Internationale Solidarität Nr. 19, Köln Nov. 1973, S. 16; Kommunistische Arbeiterpresse Ford Niederlagen in Siege verwandeln!, Köln O. J. (1973), S. 8;Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 15;Rote Pressekorrespondenz Nr. 34, Dortmund 1973, S. 6;Rote Fahne Nr. 40 und 41, Dortmund 3.10.1973 bzw. 10.10.1973;Rote Hilfe Nr. 1, Dortmund O. J. (1973), S. 8

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27.10.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 42 (vgl. 20.10.1973, 3.11.1973) heraus und berichtet u.a. von Ford Köln über Türken, Italiener, Jugoslawen und die KPD. Gefordert wird: "Keine Ausweisung von Baha Targün!".
Q: Roter Morgen Nr. 42, Dortmund 27.10.1973, S. 7

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27.10.1973:
Die Schülerkommission der Ortsgruppe Waiblingen des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) die Nr. 1 ihres 'Schulkampf' (vgl. Nov. 1973) heraus. Von den "Streiks der Metallarbeiter" wird u.a. berichtet von Ford Köln.
Q: Schulkampf Nr. 1, Waiblingen 27.10.1973

29.10.1973:
Vermutlich erscheint in Dortmund in dieser Woche das Flugblatt der Ortsleitung des KJV der KPD "Vorwärts im Kampf für ein freies Jugendzentrum". Danach muß sich auch der Kampf für ein freies Jugendzentrum (JZ) "gegen die SPD-Regierung, deren verlängerter Arm das Dortmunder Jugendamt ist, richten, gegen die SPD-Regierung, die zwar bei der Finanzierung des polizeilichen Unterdrückungsapparates nicht spart, was sich auch bei den Maßnahmen gegen den Aktionskreis gezeigt hat (Flugblattverteiler wurden festgenommen), uns aber weismachen will, daß für ein freies Jugendzentrum kein Geld vorhanden ist. Der KJV unterstützt den Kampf für ein freies Jugendzentrum mit den Forderungen:
Sofortige Einrichtung eines freien Jugendzentrums!
Kampf der Ausbeutung im Betrieb und in der Freizeit!
Kampf den staatlichen Terror der SPD-Regierung!

Der Kampf für ein freies Jugendzentrum reiht sich ein in die Kampffront der letzten Monate, wo die Arbeiter zur Waffe des Streiks griffen, auch gegen die Gewerkschaftsführer, wo Berliner Werktätige für eine Kinder-Poliklinik demonstriert haben, wo Uli Kranzusch mit Freunden und Genossen seinen Prozeß zu einem Tribunal gegen die Klassenjustiz gemacht hat und aus der Untersuchungshaft entlassen werden mußte und wo das Ford-Solidaritätskomitee gemeinsam mit der KPD die Abschiebung von Baha Targün am 26.10. verhinderte. Zusammen mit der KPD haben wir den Kampf gegen Lohnraub, Arbeitshetze, Teuerung und politische Unterdrückung geführt. Gegen die arbeiterfeindlichen Maßnahmen der Brandt-Regierung, für die Verbesserung der Lebenslage aller Menschen, der Mehrheit des Volkes, gegen die Ausbeuterordnung, für Volksdemokratie".
Aufgerufen wird zu einer Veranstaltung des Aktionskreises Jugendzentrum am 2.11.1973 und zur Demonstration der KPD am 3.11.1973 gegen u.a. Lohnraub und politische Unterdrückung.
Q: KJV-OL Dortmund: Vorwärts im Kampf für ein freies Jugendzentrum, Dortmund o.J. (1973)

30.10.1973:
Der KBW berichtet von der Universität Freiburg:"
Hohe Geldstrafen für AStA Freiburg

Freiburg. Im August verbot das Verwaltungsgericht Freiburg dem Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) unter Androhung einer Geldstrafe von 1 000 DM, 'Erklärungen allgemeinpolitischen Inhalts abzugeben'. Der AStA wurde daraufhin mit mehreren tausend DM Strafe belegt, als er die Studenten über den Ford-Streik informierte.
Am 30. Oktober rief der AStA zu einer Demonstration auf, 1 300 forderten uneingeschränktes Recht auf politische Stellungnahmen durch den AStA, die Beseitigung der einstweiligen Anordnung und freie politische Betätigung und Freiheit der Diskussion."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 6, Mannheim 7.11.1973, S. 11

31.10.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 44 (vgl. 24.10.1973, 7.11.1973) heraus. Das Ford-Solidaritätskomitee richtet einen Offenen Brief an die KPD/ML.
Q: Rote Fahne Nr. 44, Dortmund 31.10.1973, S. 2 und 7

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November 1973:
Vermutlich im November erscheint die 'Rote Hilfe' Zeitung Nr. 22 (vgl. Sept. 1973, März 1974) mit dem Artikel "Wütender Terror von Kapitalisten, Gewerkschaftsführern und Polizei gegen die Ford-Kollegen" zu Köln.
Q: Rote Hilfe Nr.22, Hamburg o. J.

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November 1973:
An der FU Berlin gibt die KSV-Zelle Germanistik ihre 'Kommunistische Studentenpresse' (vgl. 15.10.1973, 19.11.1973) als Sonderdruck "Aktionsprogramm der KSV-Zelle Germanistik zur Arbeit unter den ausländischen Studenten" heraus mit dem Abschnitt "Keine Abschiebung von Baha Targün" von Ford Köln.
Q: Kommunistische Studentenpresse - Germanistik Sonderdruck Aktionsprogramm der KSV-Zelle Germanistik zur Arbeit unter den ausländischen Studenten, Berlin Nov. 1973, S. 2

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November 1973:
Die KPD/ML gibt bei Hoechst Frankfurt die Nr. 3 ihrer 'Rot Front' (vgl. Sept. 1971, 25.2.1974) heraus mit dem Artikel "Kampf der Verfolgung fortschrittlicher und kommunistischer Arbeiter. Übt Solidarität!" u.a. zu Baha Targün bei Ford Köln.
Q: Rotfront Nr. 3, Frankfurt Nov. 1973, S. 2f

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02.11.1973:
In Duisburg-Huckingen findet, laut SAG, bei Mannesmann (MM) ein Solidaritätsstreik der Transportbetriebe mit den entlassenen Stahlwerkern (vgl. 29.10.1973, 10.11.1973) statt. Laut KPD blockieren Beschäftigte des Bahnbetriebes den Hochofenbetrieb um gegen die Entlassungen (vgl. 30.10.1973) zu protestieren. Die KPD führt vermutlich heute eine Kundgebung u.a. zur Solidarität mit Baha Targün (Ford Köln) durch.

Der KABD (vgl. 1.5.1974) berichtet:"
Duisburg, 2. November 1973:
Die Eisenbahner von Mannesmann-Huckingen bringen die Räder zum Stehen. Sie protestieren gegen die Entlassung von 121 Kollegen nach einem vorhergehenden Streik um Teuerungszulagen. Im Kampf gegen die Entlassungen und für die Verteidigung des Streiksrechts wird eine Demonstration organisiert."
Q: Rote Fahne Extrablatt, Tübingen 1. Mai 1974, S. 2; Rote Fahne Nr. 45, Dortmund 7.11.1973;Klassenkampf Nr. 30, Frankfurt Dez. 1973

03.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 43 (vgl. 27.10.1973, 10.11.1973) heraus und berichtet von Ford Köln über die KPD.
Q: Roter Morgen Nr. 43, Dortmund 3.11.1973, S. 1und 3

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04.11.1973:
An einer bundesweiten Metallarbeiterkonferenz in Dortmund beteiligen sich, laut und mit KPD, neben Arbeitern aus 56 Betrieben auch MCE Spanien und FILE Italien.
Unter den mehreren hundert Teilnehmern befinden sich, laut KPD, u.a. Beschäftigte von Ford Köln.
Q: KPD-Gewerkschaftsabteilung: Gegen Lohnraub und Arbeitshetze, Dortmund 1974; Rote Fahne Nr. 45, Dortmund 7.11.1973

14.11.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 46 (vgl. 7.11.1973, 20.11.1973) heraus. Die KPD setzt sich auch mit der Haltung des KBW zum Solidaritätskomitee für die entlassenen Ford-Arbeiter auseinander.
Q: Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973

11.11.1973:
Bei Nordmende Bremen gibt der KBW seine 'Antenne' Nr. 26 (vgl. 4.11.1973, 6.1.1974) heraus mit dem Artikel "Kampf der Ausländerverfolgung" zu Baha Targün von Ford Köln.
Q: Die Antenne Nr. 26, Bremen 11.11.1973, S. 8f

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14.11.1973:
In der Proletarischen Front - Gruppe Westdeutscher Kommunisten (PF-GWK) erscheint das 'Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs' Nr. 22 (vgl. 15.9.1973, 4.12.1973) mit dem Text "'Es war wie 1933': Die Arbeiterkämpfe der letzten Monate und einige neue Fragestellungen" zu John Deere Mannheim, Klöckner Bremen, Hella Lippstadt und Ford Köln.
Q: Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs Nr. 22, O. O. (Hamburg) 14.11.1973, S. 1ff

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15.11.1973:
In Nürnberg kommt es, laut ID, zu einem Sammlungsverbot gegen die Gruppe Solidarität, die für die Kölner Fordarbeiter sammeln wollte.
Q: Hannoversche Fresse Nr. 5, Hannover Nov. / Dez. 1973, S. 17

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17.11.1973:
Es beginnt ein Treffen der WWA-Gruppen und anderer Gruppen in Essen zum Thema 'Auguststreiks '73', an dem Arbeitersache München (ASM), RK Frankfurt, Arbeiterkampf Köln, Kölner Fordarbeiter, GOG Opel Bochum, Betriebsgruppe Krone Westberlin, Arbeitergruppe Borsig Westberlin, Klöckner Gruppe Bremen, LC Italien, Spanische Vertreter des Multinationalen Komitees Hella Lippstadt, PF Hamburg / Bochum, PO Italien, Klassenkampf Schweiz und die GIM von VDO Frankfurt teilnahmen. Berichtet wird von Ford Köln, Opel Bochum, Krone Berlin, Hella Lippstadt und durch den RK Frankfurt. Die Klöcknergruppe Bremen, die dort seit Juli 1973 im Betrieb arbeitet, legt ein Papier vor.
Q: Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs Nr. 25 Teil B, O. O. (Hamburg) 4.12.1973, S. 2ff

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17.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 45 (vgl. 10.11.1973, 24.11.1973) heraus und berichtet von Ford Köln u.a. über Kurzarbeit in Y-Halle (Endmontage), FK-Halle (Preßwerk) und X-Halle, über die Polsterei und einen kurzen Streik in der Osthalle (Trimmband).
Q: Roter Morgen Nr. 45, Dortmund 17.11.1973, S. 3

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17.11.1973:
Das Anarchosyndikat Köln (vgl. 22.10.1973) lud ein in die Stadthalle Köln-Mülheim zum Internationalen Arbeiterfest.
Q: Befreiung, Mülheim Okt. / Nov. 1973, S. 24

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21.11.1973:
Die Gewerkschaftsabteilung der KPD organisiert, nach eigenen Angaben, eine Konferenz oppositioneller Gewerkschafter der Autoindustrie mit Teilnehmern u.a. aus Baden-Württemberg von Daimler-Benz Stuttgart, aus Berlin von Daimler-Benz, aus Bayern von MAN Nürnberg, aus Hessen von VW Kassel und aus NRW von Opel Bochum und Ford Köln.
Q: KPD-Gewerkschaftsabteilung: Gegen Lohnraub und Arbeitshetze, Dortmund 1974

22.11.1973:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 7.11.1973, 5.12.1973) Nr. 7 heraus und berichtet aus Köln über Kurzarbeit bei Ford.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 7, Mannheim 22.11.1973, S. 5

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24.11.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 28.11.1973) berichtet:"
OELSCHWINDEL

Und im Windschatten der sogenannten Ölkrise sollen neue Lohnraubabschlüsse im Metallbereich und im öffentlichen Dienst abgeschlossen werden. Außerdem drohen die Kapitalisten mit Kurzarbeit und Entlassungen wegen Energiemangels (wie z. B. bei Opel und Ford). Damit soll aber nur über die Ursache der sich verschlechternden Lebensbedingungen der Arbeiterklasse hinweggetäuscht werden."
Q: Roter Kumpel, Dortmund 28.11.1973, S. 1f

24.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 46 (vgl. 17.11.1973, 1.12.1973) heraus. Spenden für Ford (derzeit insgesamt 5 005, 62 DM) kamen u.a. vom RMLK Kiel, aus Münster, Böblingen und Bamberg.
Es wird in "Meinungsmache für's Kapital" u.a. berichtet von Ford Köln, u.a. über Türken.
Q: Roter Morgen Nr. 46, Dortmund 24.11.1973, S. 3 und 8

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30.11.1973:
Die Zelle Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD gibt eine 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 11.5.1973, 20.6.1974) heraus. Im letzten Artikel, dem auch ein kleiner Absatz auf Türkisch sowie ein Unterschriftencoupon auf Türkisch beigefügt ist, wird gefordert:"
KEINE ABSCHIEBUNG VON BAHA TARGÜN!

Im August (vgl. 24.8.1973,d.Vf.) haben bei Ford Tausende von deutschen und türkischen Arbeitern gestreikt für eine Lohnerhöhung und für Herabsetzung der Bandgeschwindigkeiten. Die Kollegen wählten sich eine eigenständige Streikleitung, die den Streik organisierte, Versammlungen einberief und, anders als die VK-Leitung bei Hoesch, entschieden und konsequent den Streik anführte. Nach dem Streik wurde von den Kapitalisten die gesamte Streikleitung entlassen, dem türkischen Kollegen Baha Targün wurde mit Abschiebung gedroht. Wir fordern alle Hoesch-Kollegen auf, gegen diese Abschiebungsversuche zu protestieren. Warum? Viele Kollegen sagen, was geht uns ein türkischer Arbeiter an? Die sollen doch zu Hause bleiben und uns nicht die Arbeitsplätze wegnehmen. Diesen Kollegen antworten wir: Die türkischen Arbeiter, die spanischen, jugoslawischen und griechischen Arbeiter können deshalb nicht in ihrem Heimatland bleiben, weil dort der US-Imperialismus und der BRD-Imperialismus die einheimische Wirtschaft zerstört haben, die einheimische Industrie ruiniert haben, um selber dort Profit machen zu können. So finden die ausländischen Arbeiter in ihrem Heimatland keine Arbeit mehr und fallen den Sklavenhändlern der BRD in die Hände, die die ausländischen Arbeiter zu miserabelsten Bedingungen an die deutschen Firmen vermitteln. Die Kapitalisten beuten also die ausländischen Arbeiter doppelt aus: Sie zerstören ihre Arbeitsplätze im Heimatland, bringen die einheimische Wirtschaft unter die Kontrolle der ausländischen Imperialisten und beuten dann die arbeitslos gewordenen türkischen Arbeiter und Bauern in den deutschen Fabriken aus.

Genauso aber wirkt sich die Profitgier der Imperialisten auch auf die deutschen Arbeiter aus: Die in der Türkei, in Spanien und Griechenland billig hergestellten Waren werden uns hier teuer wieder verkauft, wir haben nichts davon, allein die Monopole verdienen daran. Und gleichzeitig werden die ausländischen Arbeiter hier als Lohndrücker eingesetzt, als Einschüchterungsmittel gegen Kollegen, die nicht in jeder Sekunde nach der Pfeife der Kapitalisten tanzen wollen.

Kollegen, treten wir diesen Spaltungsmanövern der Kapitalisten entschieden entgegen!

Kämpfen wir gemeinsam gegen die Abschiebung des Kollegen Baha Targün.
Deutsche und ausländische Arbeiter - eine Kampffront gegen das imperialistische Ausbeutersystem!
Kampf den reaktionären Ausländergesetzen!"
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Westfalenhütte, Dortmund 30.11.1973

Dezember 1973:
Der RJVD des KABD (vgl. Jan. 1974) berichtet vermutlich aus dem Dezember:"
PRESSEFREIHEIT IN DER BRD?

Was bedeutet das? Der ultrarechte Großkapitalist Springer, einer dieser Konzernbosse, verkauft 35,7 Prozent aller Tages- und Sonntagszeitungen und erreicht mit der von ihm herausgegebenen 'Bild'-Zeitung 20 Millionen Menschen. Die 'Bild'-Zeitung hetzte letztes Jahr gegen die streikenden Kollegen von Ford und Opel, von Hoesch und Mannesmann. Spaltung der deutschen und ausländischen Arbeiter war seine Devise."
Q: Rebell Nr. 1, Tübingen Jan. 1974, S. 6

Dezember 1973:
Vermutlich diesen Monat wird im Regionalkomitee (RK) Rhein/Ruhr der KPD von Alexander Tilkowski ein Bericht über die Arbeit des RK verfaßt.
Man arbeite in der Metallindustrie (IGM-Bereich), u.a. bei Ford Köln, könne sich u.a. stützen auf die Ortsgruppen Dortmund und Köln der Roten Hilfe (RH) e.V., habe Ortsleitungen (OL) u.a. in Köln.
Q: Rote Fahne Nr. 1, Dortmund 3.1.1974

12.12.1973:
Die KPD gibt ihre Rote Fahne Nr. 50 (vgl. 5.12.1973, 19.12.1973) heraus. Von Ford Köln wird u.a. berichtet über die DKP, die Jugendvertretung und die IG Metall (IGM) Verwaltungsstelle. Von Opel Bochum wird berichtet über die GOG (vgl. 1.12.1973).
Q: Rote Fahne Nr. 50, Dortmund 12.12.1973

13.12.1973:
Das Regionalkomitee (RK) Rhein/Ruhr des KJV der KPD gibt ein Flugblatt heraus:"
Westberliner Abgeordnetenhaus fordert bundesweites Verbot des KSV:
WEG MIT DEM VERBOTSANTRAG!'

Doch gerade die letzten Monate haben auch gezeigt, daß es dem Staatsapparat nicht darauf ankommt, ein 'kleines Häufchen gewalttätiger Radikaler' auszuschalten, sondern daß die Schläge gegen und Kommunisten verhindern sollen, daß die Kämpfe der Werktätigen und der anderen Teile des Volkes sich immer mehr gegen die Brandt-Regierung wenden.

- Als die Arbeiter von Ford in Köln unter Führung einer revolutionären Streikleitung für höhere Löhne kämpften, schickte die SPD ihre Polizei auf das Werksgelände, um den Streik niederzuknüppeln (vgl. **.8.1973,d.Vf.)."
Q: KJV RK Rhein/Ruhr: Weg mit dem Verbotsantrag!, Dortmund 13.12.1973

17.12.1973:
Die Zelle VW des KBW Ortsgruppe Wolfsburg/Gifhorn berichtet:"
'ÖLKRISE': VORWAND FÜR LOHNDRÜCKEREI - VW-WERK WOLFSBURG: BETRIEBSVERSAMMLUNG

Das dürfte fast allen Kolleginnen und Kollegen des VW-Werkes Wolfsburg auf der Betriebsversammlung (BV) am 17.12.1973 klargeworden sein. Der Betriebsrat (BR,d.Vf.) und der Vorstand des VW-Werkes ergänzten sich gegenseitig in ihren Berichten zur Situation des Werkes und für die Zukunft.

Es wurde ihnen ein zweistimmiger Gesang über die miserable Lage des Werkes und die sorgenvolle Zukunft, verursacht durch die 'Ölkrise' vorgetragen. Die Interpreten waren der Betriebsratsvorsitzende Ehlers und der Vorstandvorsitzende der VW AG, Leiding.

Wie wenig Ehlers um die Einheit der Arbeiterklasse bemüht ist, zeigt auch seine Freude darüber, welch guten Vorstand das VW-Werk hat. Dank kluger Modellpolitik steht VW besser da als Opel und Ford. Aber als Arbeiter können wir uns nicht hinstellen und über die gelackmeierten Kollegen bei Opel und Ford lachen, sondern müssen die Gesamtsituation im Auge haben. Morgen kann es das VW-Werk genauso treffen. Krisen im Kapitalismus sind zwangsläufig und unkontrollierbar."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 1, Mannheim 9.1.1974, S. 7

18.12.1973:
Die Zelle Hoesch der Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW gibt ihren 'Roten Hoesch Arbeiter' (vgl. 5.12.1973, 4.1.1974) heraus.
Im Leitartikel heißt es:"
DIE KAPITALISTEN IN DER KRISE - NICHT AUF UNSERE KOSTEN!

Täglich gibt es neue Meldungen über Kurzarbeit und Entlassungen in der Bau -und Textilindustrie. In der Automobilindustrie (bei Ford und Opel) und ihren Zulieferbetrieben wird teilweise bereits ebenfalls kurzgearbeitet bzw. ist Kurzarbeit angemeldet worden. In der gesamten BRD nähert sich die Zahl der Arbeitslosen der 400 000er Grenze."
Q: Roter Hoesch Arbeiter, Dortmund 18.12.1973

19.12.1973:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 5.12.1973, 9.1.1974) Nr. 9 heraus. Berichtet wird auch aus Köln über Kurzarbeit bei Ford.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 5

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Letzte Änderung: 01.03.2023