Kommunistische Arbeiterpresse - Betriebszeitung der Zelle Ford-Köln der KPD, Jg. 1, Nr. 1, 17. März 1972

17.03.1972:
In Köln erscheint die erste 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) der KPD Betriebszelle Ford (vgl. 13.4.1972), von der uns bisher nur ein Faksimile der ersten Seite vorlag, in dem es im Leitartikel zu den BRW (vgl. 20.3.1972) heißt:"
BETRIEBSRATSWAHLEN: WIE MÜSSEN WIR DEN KAMPF WEITERFÜHREN?

Ab Montag wird in unserem Betrieb ein neuer Betriebsrat gewählt. Viele klassenbewußte und fortschrittliche Kollegen fragen sich, welche Liste sie unterstützen sollen. Besonders Liste 1 und Liste 3 bekämpfen sich mit großem Getöse. So sind sich viele im Unklaren, was sich hinter den einzelnen Listen verbirgt.

Sind es wirklich Marxisten-Leninisten, die hinter der Liste der 'Automobilarbeiter' stehen? Und wessen Interessen vertritt die Liste der IG Metall?

Um zu verstehen, welche Interessen sich hinter der Liste 1 verbergen, muß man sich nur einmal ansehen, wie sie zustande gekommen ist. Im Flugblatt 'Tatsachen' (vgl. **.*.1972,d.Vf.) der IG Metall wird behauptet: 'Die Vertrauensleute bestimmen die Kandidaten der IG-Metall für den Betriebsrat'. Doch jeder weiß, daß dies nicht so war. Vielmehr hat die VL-Leitung, die sich sämtlich aus Betriebsräten zusammensetzt, eine fertige Liste ausgearbeitet und sie dem Bereichsvorstand vorgelegt. Änderungsvorschläge von unten waren dabei nicht mehr erwünscht.

Die Betriebsräte haben schon ihre eigenen Nachfolger bestimmt und nicht die Vertrauensleute.

Es ist klar, daß sich gegen solch verrottete innergewerkschaftliche Demokratie Widerspruch erheben mußte! Und von diesem Widerspruch fortschrittlicher Kollegen will die Liste der 'Automobilarbeiter' profitieren. Nur wenige in ihren Reihen sind bisher als fortschrittliche Gewerkschafter hervorgetreten. Die Liste 3 ist keine einheitliche Gruppe, die sich für die Interessen der Kollegen einsetzen könnte. Dafür gibt es viele Beweise. Die 'Automobilarbeiter' Liste gab es schon bei den letzten Wahlen vor vier Jahren. Es wurden auch einige aus dieser Liste gewählt. Doch hat irgendjemand etwas Gutes über die Arbeit dieser Betriebsräte gehört? In ihren Flugblättern berichten sie nicht einmal selbst etwas über ihre Arbeit. Das ist auch kaum möglich, denn von den fünf gewählten Betriebsräten dieser Liste sind zwei während ihrer Amtszeit zurückgetreten und zwei sind zur Gewerkschaftslisten übergelaufen. Bei der letzten Wahl fällt diese Liste sogar schon vor der Wahl auseinander. Acht Kandidaten haben zurückgezogen. Die 'Automobilarbeiter'-Gruppe tritt regelmäßig nur zur Wahl ins Leben, um danach wieder zu verschwinden.

Sehen wir uns einmal ihre Forderungen, ihr Programm an! Es gibt nur einige Forderungen, die richtig sind: Bezahlung der Pausen, der Einsatz von Springern oder Bereitstellen und Waschen der Arbeitskleidung. Der Rest der Forderungen aber weist in die falsche Richtung.

Bei den Forderungen zur Rente z.B. fordern sie als Berechnungsgrundlage das letzte Arbeitsjahr statt den letzten fünf Jahren. Die Kollegen von der Liste 3 müssen aber doch wissen, daß es mit dem Lohn des Arbeiters im Alter kaum mehr bergaufwärts geht, daß sie nur noch mit großer Mühe im Alter das verstärkte Arbeitstempo aushalten können und darum umgesetzt werden. Die richtige Forderung muß hier heißen: Herabsetzung des Rentenalters! Diese Forderung ist im AKTIONSPROGRAMM der KPD aufgestellt.

Ein weiteres Beispiel dafür, daß die Forderungen der Liste 3 in eine falsche Richtung laufen, sind ihre Forderungen". Hier bricht das Faksimile leider ab.

Die KPD (vgl. 7.4.1972) berichtet:"
BETRIEBSZELLE FORD/KÖLN GIBT IHRE ERSTE KOMMUNISTISCHE ARBEITERPRESSE HERAUS!

Bereits in der Metalltarifrunde (MTR,d.Vf.) letzten Jahres war die Untersuchung der Automobilbranche soweit, daß bei Opel/Bochum und Ford/Köln die Propagandaarbeit aufgenommen werden konnte. Die rasche Gewinnung von Sympathisanten unter den Kollegen von Opel ermöglichte die Gründung der Betriebszelle im Oktober 1971.

Nach Gründung der Ortsleitung (vgl. 12.3.1972,d.Vf.) in Köln nimmt jetzt die Betriebszelle Ford die Arbeit auf. Mit ihrer ersten Betriebszeitung greift die Zelle propagandistisch in die Betriebsratswahl bei Ford ein, sie untersucht, was hinter den drei Kandidatenlisten steckt und erklärt, warum die KPD noch keine oppositionelle Liste aufstellt."
Quelle: Rote Fahne Nr. 40, Dortmund 7.4.1972, S. 2


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