Köln

Materialien zur Studentenbewegung und Hochschulpolitik bis Ende 1972

Von Jürgen Schröder (†), Berlin, Mai 2004


Materiallage

Aus Köln sind im APO-Archiv zahlreiche Materialien vorhanden, die die Fraktionierung des SDS ab 1970 und die Hochschulpolitik bis ca. 1972 dokumentieren. Es handelt sich hierbei allerdings meist lediglich um Zeitungen, nicht um Flugblätter oder interne Dokumente. Von der 'apo press' und der 'Theorie und Praxis' lagen jeweils reichhaltige aber nicht vollständige Sammlungen vor. Dazu kommen einzelne Zeitschriften und die Zeitungen der DKP-Hochschulgruppe.


Zum Inhalt der Materialien

Dargestellt wird die Herausbildung der verschiedenen Richtungen innerhalb des Kölner SDS (vgl. Jan. 1970). Die örtliche Gruppe führt zwar auch nach der Auflösung des SDS Bundesvorstandes im März 1970 noch den Namen SDS Köln, wie im Dokumententeil deutlich wird, findet aber eine fortschreitende Fraktionierung statt. Als erste treten die 'Traditionalisten', d.h. die DKP-Anhänger aus dem SDS aus und bilden die AMS Spartakus, der Rest-SDS aber scheint noch einflussreicher, wie die AStA-Wahlen (vgl. Feb. 1970) und die Kontroverse um die AStA-Bildung (vgl. 16.2.1970, 1.5.1970) belegen.

Im SDS aber bilden sich die verschiedenen Basisgruppen heraus und fraktionieren sich noch intern (vgl. März 1970, Apr. 1970).

Ab Ende 1970 wird die AMS noch um die DKP-Hochschulgruppe ergänzt (vgl. Sept. 1970). Gegen Ende des Jahres gibt die GIM/RKJ eine interne Überblicksdarstellung über die Kölner Gruppen und die eigene noch ganz junge Hochschularbeit, obwohl die Gruppe seit langem in Köln tätig ist. Aktiv ist die RKJ an der PH, wo wir auch die SOBA (vgl. 10.5.1971, Juli 1971) und das SOKO (vgl. Juni 1972) dokumentieren.

Am 21.2.1971 spaltet sich der SDS erneut, die Minderheit behält den Namen und wird später unter dem Namen Kommunistische Gruppe Köln zu einer tragenden Gruppen des KBW, und bildet eine eigene Kommunistische Hochschulgruppe (KHG – Vgl. Apr. 1972). Die Mehrheit schließt sich dem KSV der KPD an. Dessen Aktivitäten werden schließlich zum vorläufigen Ende dieser Darstellung mit einer Welle der Repression überzogen, die im Zusammenhang mit dem GUPS/GUPA-Verbot (vgl. 4.10.1972) bzw. den Protesten dagegen (vgl. 5.10.1972, 6.11.1972) steht.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

1921:
Die Uni-Spitze Heidelberg (vgl. Juni 1970) berichtet vom politischen Mandat:"
Der Kölner Historiker Prof. Spahn erklärte 1921 in seiner REKTORATSREDE: 'Auch eine Niederlage vermag nichts daran zu ändern, daß diese Ströme heiligen, unversehrten und unverbrauchten jugendlichen Blutes die deutsche Erde mit frischen Kräften erfüllen, durch die sie unsere Anstrengung wird tragen und aufs höchste steigern können, wenn uns die Stunde der neuen Erhebung und dann des Greifens unmittelbar ans Ziel schlägt.'"
Quelle: AStA Uni Frankfurt: AStA-Materialien zum Politischen Mandat, Frankfurt, o.J. (Juni 1971), S.2

1960:
Die Uni-Spitze Heidelberg (vgl. Juni 1970) berichtet vom politischen Mandat:"
Der AStA der Universität Köln erhielt 1960 vom Rektor einen Verweis, weil er eine Demonstration gegen die Rassentrennungspolitik der südafrikanischen Regierung (Azania,d.Vf.) organisiert hatte."
Q: AStA Uni Frankfurt: AStA-Materialien zum Politischen Mandat, Frankfurt, o.J. (Juni 1971),S.3

Januar 1970:
Der SDS Köln berichtet über sich selbst (vgl. Apr. 1970), von spätestens Anfang 1970, daß parallel zur Auflösung des Bundesvorstandes (BV) (vgl. 21.3.1970) auch die Kölner Gruppe auseinandergefallen sei. Es bilden sich die Betriebsgruppe (BG), die eine 'Rote Ford-Arbeiterzeitung' (vgl. **.**.1969, **.*.1970) herausgibt und eine Gruppe, die sich später Internationalismus und Spätkapitalismusanalyse Kollektiv (ISKAK) nennt, die Rezeption der Klassiker betreibt, eine Palästinakampagne und den M-Day (vgl. **.**.19**) durchführt. Die dritte Gruppe, die Hochschulpraxisgruppe (HPG) beteiligt sich z.T. am Aufbau Sozialistischer Kollektive (vgl. Aug. 1970).
Q: Theorie und Praxis, Nr. 4/5, Köln 1971

Januar 1970:
In Köln erscheint die Nr.1/70 der 'apo press' Informationsdienst für die Außerparlamentarische Opposition in Köln (vgl. Feb. 1970).
Christoph Strawe, der sich selbst als Mitglied von AMS Spartakus und VDS-Kontrollrat (vgl. 16.11.1969) bezeichnet, äußert sich zur Übernahme des VDS-Bundesvorstandes durch den SDS u.a. so:"
Die Tätigkeit dieser Gruppe beschränkte sich darauf, den VDS 'auszuschlachten' (Michael Wolf)."
Q: Apo press, Nr. 1, Köln, Jan. 1970

Februar 1970:
In Köln erscheint die 'apo press' Nr.2 (vgl. Jan. 1970, 13.3.1970). Berichtet wird auch, daß der ehemalige Vorsitzende des SDS Köln, Bernd Hartmann, mittlerweile der persönliche Referent des DKP-Parteivorsitzenden geworden sei. In einem Artikel "Spartakus, SHB und rechte Unabhängige unterstützen sich bei der Wahl zum Kölner Asta" wird über die Vorgänge an der Uni u.a. kundgetan, daß im Studentenparlament SDS und Basisgruppen mit 11, RCDS und KSU (?) mit 20, SHB mit 9 AMS mit 6 und Unabhängige mit 5 Sitzen vertreten seien. Eine Aktionseinheit zwischen SDS und AMS sei gescheitert, woraufhin der SDS sich bei der Astawahl enthalten bzw. ungültig gestimmt habe. Bei der Wahl des Astavorsitzenden habe der Kandidat der Unabhängigen 26, der SDS-Kandidat Rau 11 und der AMS-Kandidat Nurtsch 3 Stimmen erhalten. Dadurch, das SDS und z.T. sowohl RCDS und KSU ungültig gestimmt hätten, sei Nurtsch zum zweiten Astavorsitzenden gewählt worden. Das Finanzreferat sei durch die KSU, das Politikreferat durch Unabhängige besetzt worden. Daraufhin sei Nurtsch zurückgetreten, die AMS wolle aber weiter mit dem Asta zusammenarbeiten.
Q: Apo press, Nr. 2, Köln, Feb. 1970

16.02.1970:
Für die DKP berichtet J. W. vermutlich aus dieser Woche:"
LINKS VON SICH SELBST
SPERRMINORITÄT BLOCKIERT ASTA-ARBEIT AN KÖLNER UNI

An der Bonner Universität konnten die linken politischen Hochschulgruppen bei der AStA-Neuwahl im ersten Durchgang alle Funktionen des Studenten-Ausschusses übernehmen (vgl. 20.2.1970).

An der Universität Köln ist gleiche Chance vorerst vertan. Es gibt zwar im Kölner Studentenparlament eine linke Mehrheit, aber sie fand sich nicht zum einheitlichen Willen und zu einer Wahlgemeinschaft zusammen. Schlimmer noch: Die ultraradikale SDS-Gruppe an der Kölner Universität machte immer dann gemeinsame Sache mit den Rechtsgruppen, wenn es darum ging, den möglichen Einzug von Vertretern des Sozialdemokratischen Hochschulbundes (SHB) oder der SDS-Gruppe Spartakus in den AStA zu verhindern.

Unter diesen Umständen scheiterte bereits vor Wochen der erste Versuch des Studentenparlaments, zumindest die wichtigsten Positionen des AStA zu besetzen. Wochenlang mußte die Kölner Studentenschaft mit einem noch internistisch amtierenden, nicht aus der fälligen Wahl hervorgegangenen, also ungenügend legitimierten und dadurch natürlich mit gebundenen Armen operierenden AStA auskommen.

Was das in Anbetracht eines eher reaktionär als fortschrittlich agierenden Rektorats für böse Folge hatte, wurde mehrfach demonstriert. In diese Zeit fielen z.B. die spektakulären Angriffe des Rektors der Kölner Uni auf fortschrittliche Konzeptionen für eine Universitätsreform in der westdeutschen Rektorenkonferenz (WRK - vgl. **.**.19**,d.Vf.). Die Kölner Studentenschaft aber konnte diese Attacken gegen ihre vitalen Interessen mangels eines handlungsunfähigen AStA nicht in dem gebührenden Maße und mit der möglichen Kraft und Stärke zurückweisen.

Doch selbst diese bittere Erfahrung ließ die Superantiautoritären der links von sich selbst stehenden Kölner SDS-Gruppe kalt und brachte sie nicht davon ab, weiter nur ihre eigene Suppe zu rühren.

Rücksichtslos gegenüber den wesentlichen politischen Interessen der Kölner Studentenschaft nutzten sie ihre Sperrminorität gegen das Zustandekommen einer linken Mehrheit bei den AStA-Wahlen, um nur ja nicht die von ihnen vermaledeite linke 'Konkurrenz' von SHB oder Spartakus im AStA zu haben.

Da taktierten sie schon lieber mit den rechten Leuten vom RCDS. An ihren Früchten könnt ihr sie erkennen! Mit Mühe und Not konnte aufgrund dieser angeblich linken Politik der angeblich linken Ultralinken das 15. Kölner Studentenparlament jetzt nur drei AStA-Notstopfen wählen: Drei politisch unabhängige Studenten, die die anderen Positionen des AStA noch kommisarisch besetzen müssen.

Wahrhaftig ein Trauerspiel inszeniert von Leuten, die sich selbst so gerne als die einzig wahren Linken feiern, die aber Geschäfte mit den Rechten machen, wenn es gilt, praktische linke Politik an der Universität zu blockieren. Ein Trauerspiel nicht nur zum Schaden der Kölner Studentenschaft sondern auch einer möglichen progressiven Hochschulentwicklung."
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW, Nr. 9, Essen, 26.2.1970, S. 12

März 1970:
Laut KI Köln spaltet sich die SDS-Betriebsgruppe Köln. U.a. entsteht daraus die Projektgruppe Hochschule und Betrieb/ML.
Q: KI Köln: Kommunismus oder Kleinbürgerei. Vergangenheit und Zukunft unserer Bewegung - Zur Entwicklung der Kommunistischen Initiative, Köln 1974

April 1970:
Der SDS Köln (vgl. Jan. 1970) führt, nach eigenen Angaben, eine Arbeitskonferenz durch. Vertreten sind die Betriebsgruppe (BG) und zwei Fraktionen der Hochschulpraxisgruppe (HPG), darunter die Sozialistische Kollektive (SoKo) Fraktion.

Das Internationalismus und Spätkapitalismusanalyse Kollektiv (ISKAK) meldet einen Führungsanspruch an und beteiligt sich deswegen nicht. Die SoKo-Fraktion der HPG nimmt zwar teil, lehnt aber das Ergebnis der Konferenz, eine verbindliche Organisierung ab, erst müsse die Studentenbewegung analysiert werden.

Der Rest-SDS bildet nach der Konferenz die drei Arbeitsgruppen tendenzieller Fall der Profitrate, Entfremdung und historische Aufarbeitung des Krisenmanagements und Instrumentarium des Staates.
Q: Theorie und Praxis, Nr. 4/5, Köln 1971

01.05.1970:
In Köln erscheint die Nr.5 der 'apo press' (vgl. 13.3.1970, 1.6.1970) u.a. mit dem Artikel "Wer hat in Köln einen linken AStA verhindert?", der von Udo Wisniewski (AMS, BG Pol, Fachschaftsvorstand Politische Wissenschaft) verfaßt ist. Darin kommt u.a. zur Sprache "der sogenannte Sozialimperialismus, der Hauptfeind des Kölner SDS". Der SDS habe 2 Fachschaftsreferenten gefordert, obwohl im Asta nur 6 Posten zu vergeben gewesen seien. Die AMS habe vorgeschlagen je eine der beiden Stellen an AMS und SDS zu verteilen. In Bonn habe man so einen schönen SHB/AMS Asta hinbekommen. Durch die Sturheit des SDS aber sei der Kölner Asta nun nicht links geworden und die AMS werde sich nicht darin engagieren. Eigentlich aber sei die Politik des Kölner SDS gar nicht verwunderlich, habe doch z.B. dessen Mitglied Neugroda gesagt:" Wir stehen nicht hinter der Politik des Buvo (SDS-Bundesvorstand,d.Vf.). Sie war falsch, da es nicht gelungen ist, den VDS auch politisch zu liquidieren."
Q: Apo press, Nr. 4, Köln, 1.5.1970

01.06.1970:
In Köln erscheint die 'apo press' Nr.5 (vgl. 1.5.1970, 1.7.1970). Darin äußert sich J.L. zum SDS, der in der letzten Zeit in einem Flugblatt die USA, Frankreich und die VR China gemeinsam abgehandelt habe, dann noch "Volkskrieg in Indochina" Nr.1 und 2 und ein Flugblatt zur Kambodschademonstration, in dem von SU-Revisionismus die Rede gewesen sei. Dies findet J.L. alles recht falsch. Heinz Schneider vom SDS, antwortet nicht J.L., sondern dem Artikel von Udo Wisniewski in der letzten Nr., wobei er sich u.a. ausläßt über "Bernd Hartmann (ehemals SDS-Vorsitzender in Köln, aus diesem als 'Traditionalist' und Revi rausgeschmissen; heute Mitglied des ZK der DKP und persönlicher Sekretär des DKP-Vorsitzenden Bachmann)".
Q: Apo press, Nr. 5, Köln, 1.6.1970

August 1970:
In Köln bestehen, laut SDS, bis August die von einer Fraktion der SDS-Hochschulpraxisgruppe (HPG) aufgebauten Sozialistischen Kollektive (SoKo) (vgl. Jan. 1970).
Q: Theorie und Praxis, Nr. 4/5, Köln 1971

September 1970:
Die DKP Hochschulgruppe Köln gibt vermutlich im September erstmals ihre 'DKP Alternativen' (vgl. Okt. 1970) heraus, die uns leider noch nicht vorlagen.
Q: DKP: Alternativen, Nr. 2, Köln, o.J. (1970)

Oktober 1970:
Die DKP Hochschulgruppe Köln gibt vermutlich im Oktober ihre 'DKP Alternativen' Nr.2 (vgl. Sept. 1970, Nov. 1970) heraus. Eingegangen wird u.a. auf die Metalltarifrunde (MTR) in Hessen, Niedersachsen sowie in Köln bei Ford und Felten und Guillaume (F+G).
Q: DKP: Alternativen, Nr. 2, Köln, o.J. (1970)

November 1970:
Die DKP Hochschulgruppe Köln gibt vermutlich im November ihre 'DKP Alternativen' Nr.3 (vgl. Okt. 1970, Jan. 1971) heraus. Aufgerufen wird zum VDS-Kongreß (vgl. 16.12.1970).
Q: DKP: Alternativen, Nr. 3, Köln, o.J. (1970)

18.12.1970:
Frühestens heute wird ein "Gruppenbericht der RKJ Köln" verfaßt. Darin heißt es u.a.:"
b. Die Arbeit der RKJ an der Universität/PH
In der Uni Köln findet zur Zeit eine charakteristische Veränderung statt: Der alte SDS verliert eine Basisgruppe nach der anderen an die Revisionisten, was unter anderem bedingt ist durch die Spannungen innerhalb des SDS. Die Hochschulgruppe um die Redaktion des SDS-Organs 'tup' (theorie und praxis) liegt ungefähr auf der KPD/AO-Linie. Zur Zeit hat sie das Basisgruppenkonzept in Frage gestellt und meidet alle außergewöhnlichen Aktivitäten an der Uni. Bei der anderen Fraktion im SDS handelt es sich um die Betriebsgruppe (PL/PI-Linie), die seit ca. zwei Jahren ohne greifbaren Erfolg in einigen Kölner Großbetrieben (Ford, Felten und Guillaume) arbeitet. Dieser Differenzierungsprozeß lähmt insbesondere die Hochschulgruppe. Daraus beginnen AMS/Spartakus und SHB Erfolge zu ziehen (Sozialwissenschaft, Jura, Medizin); sie sind gehorsame Befehlsausführer des VDS. Die RKJ arbeitet bisher erst mit 2 Genossen an der Uni, und zwar in der Basisgruppe Geschichte. Dies ist zunächst historisch bedingt, d.h. schon vor dem Bestehen der RKJ arbeitete 1 Genosse in der Basisgruppe. Der zweite Grund ist die Möglichkeit einer baldigen Rekrutierung einiger bisher organisatorisch noch nicht festgelegter Basisgruppenmitglieder, die sich aus der augenblicklichen Umbruchsituation ergibt. Zum weiteren ist die Basisgruppe Geschichte die bisher erste an der Kölner Uni, die sich eine eigene theoretische Konzeption gibt und daraus ihre praktische Aufgabenstellung abzuleiten versucht. Insofern kommt ihr eine Avantgarde-Funktion zu. Das bedeutet, daß der dortigen Arbeit gegen Stalinisten und Ultralinke eine besondere Bedeutung zukommt. Um unsere Position zu stärken, werden wir wahrscheinlich im Januar ein Rekrutierungsseminar mit unseren Kontakten und Sympathisanten veranstalten, aus dem wir hoffen, einige wichtige Kader akkumulieren zu können. Unser erstes Ziel ist ein größerer Einfluß auf die Basisgruppe Geschichte, bevor wir es versuchen können, uns in den anderen Basisgruppen der Universität zu verankern. Unsere Arbeit muß zur Zeit notwendigerweise noch handwerklerisch sein. Besonders die Nachteile der bisher nicht vorhandenen nationalen Koordination treten deutlich hervor, z.B. muß unser Verhalten gegenüber dem VDS auf nationaler Ebene ausgearbeitet und festgelegt werden - diese Perspektive kann man nicht aus der Arbeit einer Gruppe entwickeln. Aus diesem Grunde halten wir ein nationales Seminar aller im Studentenmilieu arbeitenden Genossen der RKJ für unbedingt notwendig - und zwar in nächster Zukunft (möglichst bis Feb. 1971).

PH:
An linken Gruppen bestehen an der PH zunächst eine Basisgruppe 'Kritische Pädagogik' (geleitet von einem ehemaligen SDS- und späterem ISKA-Mitglied) (Internationalismus und Spätkapitalismusanalyse Kollektiv - ISKAK,d.Vf.). Diese Basisgruppe macht zur Zeit nur Schulungsarbeit, arbeitet aber 'konspirativ' und ist allenfalls zu Aktionseinheiten mit anderen Gruppen bereit. Außerdem gibt es eine SHB-Gruppe, deren Arbeit aber - wenn überhaupt - revisionistisch ist. Im SHB sind aber zahlreiche Genossen, die zu dem mit absoluter Mehrheit gewählten RCDS keine andere Alternative sehen. In dem oben bereits erwähnten Studentenrekrutierungsseminar, das wir im Januar abhalten werden, wollen wir das Selbstverständnis und besonders die Hochschulkonzeption der RKJ darlegen. Zu diesem Seminar werden auch unsere Sympathisanten von der PH erscheinen. In der RKJ haben wir noch nicht diskutiert, ob wir danach an der PH eine RKJ/Zelle (Subgruppe PH) oder eine weitergefaßte Gruppe machen sollen."
Q: RKJ-Info, Nr. 9, Mannheim, Mitte Januar 1971, S. 1ff.

Januar 1971:
Die DKP Hochschulgruppe Köln gibt vermutlich im Januar die Nr.4 ihrer bisherigen 'DKP Alternativen' (vgl. Nov. 1970) nun unter dem Titel 'Arbeiter und Studenten' (vgl. Juli 1971) heraus.
Q: Arbeiter und Studenten, Nr. 4, Köln, o.J. (1971)

Februar 1971:
Der SDS Köln gibt vermutlich im Februar die Nr.4/5 seines Organes 'Theorie und Praxis' (TUP) (vgl. Mai 1971) mit 130 Seiten DIN A 4, einem Preis von 1 DM und unter Verantwortung von Robert Marzell, Manfred Neugroda, Hanns Pfriem, Klaus Roth und Heinz Schneider heraus. Gedruckt wird bei Revoprint Köln. Man befaßt sich mit der Geschichte der KP Venezuelas, Klassenkämpfen in Indien und in "Entwicklung und Programmatik des SDS" mit der eigenen Geschichte (vgl. Apr. 1970).
Q: Theorie und Praxis, Nr. 4/5, Köln 1971

21.02.1971:
Der SDS Köln spaltet sich, laut der Minderheit, die sich weiter SDS und später Kommunistische Gruppe Köln (KGK) nennt, auf seiner heutigen Mitgliederversammlung (MV).

Die Mehrheitsfraktion lehne sich ideologisch an die PL/PI Berlin an. Die Abspaltung der Spontaneisten und 'akademischen Aushilfsproleten', d.h. der vermutlich der Betriebsgruppe (BG) und der Sozialistische Kollektive (SoKo) Fraktion der Hochschulpraxisgruppe (HPG) "stellte eine schwere personelle und technische Schwächung dar". Über die BG heißt es, dies sei "eine Betriebsgruppe, die bei Ford unregelmäßig eine Zeitung herausbrachte und unfähig war, in die Kämpfe der Arbeiterklasse einzugreifen (Metalltarifrunden)" (MTR).
Q: Theorie und Praxis, Nr. 8, Köln, Nov. 1971

Mai 1971:
Der SDS Köln gibt vermutlich im Mai die Nr.6 seines Organes 'Theorie und Praxis' (TUP) (vgl. Feb. 1971, Juni 1971) mit 30 Seiten DIN A 4 und einem Preis von 50 Pfg. zum Thema "Die proletarische Linie an der Hochschule" heraus, die uns bisher leider nicht vorlag. Begonnen wird mit dieser TUP mit dem Aufbau von Massenorganisationen (Basisgruppen) an der Hochschule.
Q: Theorie und Praxis, Nr. 7 und 8, Köln, Juni 1971 bzw. Nov. 1971

10.05.1971:
In Köln erscheint die Nr. 2 des: 'Informationsorgan s.o.b.a. für Lehrerstudenten'. s.o.b.a. steht hier für die Herausgebergruppe Sozialistische Organisation im Bereich der Ausbildung (SOBA Köln).
Q: SOBA Köln: Informationsorgan für Lehrerstudenten, Nr. 2, Köln, Mai 1971

Juni 1971:
Der SDS Köln gibt die Nr. 7 seines Organes 'Theorie und Praxis' (TUP) (vgl. Mai 1971, 22.11.1971) mit 67 Seiten DIN A 4, einem Preis von 1 DM und unter Verantwortung von Manfred Neugroda, Albert Wiedenhöfer und Albrecht Windler heraus. Gedruckt wird bei May-Offset. Geklagt wird über den Mangel an einer eigenen Druckerei, vermutlich aufgrund der Spaltung des SDS (vgl. 21.3.1971). Trotzdem sei die letzte TUP erschienen! Man befaßt sich u.a. mit Il Manifesto in Italien und mit der "Umstrukturierung der SDS-Arbeit nach der Abspaltung einer Gruppe von Genossen", die u.a. im Ansatz Sozialistische Arbeit im Ausbildungssektor liegt. Hierzu gibt es in Köln dann die Sozialistische Organisation im Bereich der Ausbildung (SOBA).
Q: Theorie und Praxis, Nr. 7, Köln, Juni 1971

14.06.1971:
Die Nr.3/4 1971 des 'Informationsorgan s.o.b.a. für Lehrerstudenten' herausgegeben von der Sozialistischen Organisation im Bereich der Ausbildung - Abteilung PH Köln erscheint.
Q: Informationsorgan s.o.b.a. für Lehrerstudenten, Nr. 3/4, Köln, 14.6.1971

Juli 1971:
Die DKP Hochschulgruppe Köln gibt vermutlich im Juli ihre 'Arbeiter und Studenten' (vgl. Jan. 1971) heraus.

Eingegangen wird u.a. auf den 8. Parteitag der SED in der DDR (vgl. Juni 1971) und auf die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere in den USA (vgl. 13.6.1971) ein.
Q: Arbeiter und Studenten, Köln, o.J. (1971)

Juli 1971:
Erstmals erscheint in Köln 'Ausbildung und Klassenkampf' als theoretisches Organ der Sozialistischen Organisation im Bereich der Ausbildung (SOBA) an der PH. U.a. wird festgestellt:"
Die s.o.b.a. hat sich als sozialistische Organisation im Bereich der Ausbildung und Erziehung konsolidiert. … Die s.o.b.a. sieht ihre Aufgabe in allen Sektoren der Ausbildung und Erziehung. Sie treibt dort die Auseinandersetzung voran, versucht Organisierung zu initiieren und versteht sich als vereinheitlichende Organisation. Die s.o.b.a. gliedert sich, gemäß den verschiedenen Sektoren im Ausbildungsbereich, in Abteilungen. Die jeweilige Abteilung hat ihr Informationsorgan, die gesamte Organisation (s.o.b.a.) gibt ein theoretisches Organ heraus. Das Informationsorgan hat primär die Aufgabe der Berichterstattung und Agitation. Aufgabe des theoretischen Organs ist die Aufarbeitung des Marxismus-Leninismus und die Theoriebildung bezogen auf die konkrete Situation im Spätkapitalismus im Ausbildungsbereich. … Daneben sind ständige Aufgaben der s.o.b.a.:

a) die Vermittlung des Marxismus-Leninismus durch Schulungen.
b) politische Auseinandersetzungen in allen Sektoren des Ausbildungsbereichs zu führen, um eine Vereinheitlichung der nicht-revisionistischen Linken zu ermöglichen.
c) die Lehrinhalte auf ihre Relevanz für das kapitalistische System zu überprüfen und vom sozialistischen Standpunkt aus zu kritisieren.
d) eine sozialistische Berufsperspektive zu entwickeln."
Q: Ausbildung und Klassenkampf, Nr. 1, Köln, Juli 1971

22.11.1971:
In Köln gibt die Kommunistische Gruppe Köln (KGK), früher SDS Köln frühestens in dieser Woche die auf Nov. datierte Nr.8 ihres Organes 'Theorie und Praxis' (TUP) (vgl. Juni 1971, Dez. 1971) mit einem Preis von 1 DM im Eigendruck unter Verantwortung von Manfred Neugroda heraus. Berichtet wird von der Spaltung des SDS Köln (vgl. 21.3.1971). Versprochen wird:"

An der Hochschule, … dem einzigen Praxisbereich des SDS, wird die Kommunistische Gruppe … den … Aufbau einer Massenorganisation gewährleisten."

U.a. ist in der Zeitung die "Grundsatzerklärung der Kommunistischen Gruppe Köln" enthalten. Es wird ausgeführt, daß "das Zirkelwesen … als notwendige Phase begriffen werden muß. … Zirkel und Zirkelwesen sind kein Selbstzweck, sondern eben notwendiges Durchgangsstadium beim Aufbau der nationalen Partei des Proletariats." Die KGK entwickelt in folgenden Punkten programmatische Vorstellungen:

1. Würde es darum gehen, gestützt auf den Marxismus-Leninismus, in die spontanen Kämpfe der Arbeiterklasse einzugreifen.
2. Muß eine Propagierung des wissenschaftlichen Sozialismus erfolgen, der die bewußtesten Arbeiter gewinnen soll.
3. Beides muß im Wechselverhältnis stehen, da nur so eine revolutionäre Theorie Gestalt annehmen kann.
Die KGK erklärt, daß sie an folgenden theoretischen Schwerpunkten arbeitet:
- Ökonomie des Imperialismus,
- Antiimperialistisches Bündnis,
- Moderner Revisionismus,
- Entwicklung des BRD-Imperialismus,
- Gewerkschaftsfrage,
- Organisation an der Hochschule.

In der Kritik anderer Gruppen habe man das Material der KPD/ML-ZB und der KPD/ML-ZK noch nicht bearbeiten können, eingegangen wird deshalb zunächst auf KPD, KG (NRF) Mannheim/Heidelberg und aus Berlin auf die "letzten Reste der PL/PI in Form des HOCHSCHULKAMPFS".
Enthalten ist auch die Resolution der Göttinger Konferenz kommunistischer Hochschulgruppen (vgl. 20.11.1971). Bis zum Juli 1972 erscheinen von dieser Nummer zumindest drei Auflagen. Eingegangen wird auf diese Ausgabe auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
Q: Klassenkampf und Programm, Nr. 1, Dortmund, Dez. 1972, S. 50; Theorie und Praxis, Nr. 8 und 12, Köln, Nov. 1971 bzw. Juli 1972

April 1972:
Die Kommunistische Hochschulgruppe (KHG) Köln der KGK gibt erstmals ihre 'Hochschulfront' (vgl. Mai 1972) heraus. U. a. wird ein "Aktionsprogramm der KHG" abgedruckt.
Q: Hochschulfront, Nr. 1, Köln, Apr. 1972; Theorie und Praxis, Nr. 12, Köln, Juli 1972, S. 17

April 1972:
In Köln gibt die Kommunistische Gruppe Köln (KGK) die Nr.11 ihres Organes 'Theorie und Praxis' (TUP) (vgl. Dez. 1971, Juli 1972) heraus. Berichtet wird von der Gründung der eigenen Kommunistischen Hochschulgruppe (KHG) Köln von der "organisatorischen Selbstständigkeit und der politischen Unterordnung der KHG unter die KGK."

Zum KSV der KPD heißt es, "der 'KSV' hat sich als das Auffangbecken aller Arten von linken Sektierern an der Hochschule erwiesen: Leute, die noch vor 2 Monaten … meinten, der Leninismus sie auf die BRD nicht mehr anwendbar, …, sind in kürzester Zeit zum 'KSV' umgekippt."
Q: Theorie und Praxis, Nr. 11 und 12, Köln, Apr. 1972 bzw. Juli 1972

19.04.1972:
Die KPD berichtet heute über die Maiaktionen ihres KSV und seiner Freunde, es "werden Lehrerstudenten an der PH Rheinland und Medizinstudenten an der Uni Köln … zur Demonstration in Dortmund aufrufen".
Q: Rote Fahne Nr.41,Dortmund 19.4.1972,S.5

Mai 1972:
In Köln gibt die Kommunistische Hochschulgruppe (KHG) der KGK vermutlich im Mai ihre 'Hochschulfront' Nr.2 (vgl. Apr. 1972, Juni 1972) heraus.
Q: Theorie und Praxis, Nr. 12, Köln, Juli 1972

Juni 1972:
In Köln gibt die Kommunistische Hochschulgruppe (KHG) der KGK vermutlich im Juni ihre 'Hochschulfront' Nr.3 (vgl. Mai 1972) für 30 Pfg. unter Verantwortung von Manfred Neugroda heraus.
Q: Theorie und Praxis, Nr. 12, Köln, Juli 1972

Juni 1972:
Das Sozialistische Kollektiv an der PH Köln (SoKo) legt die Nr.1 seines theoretischen Organs 'SoKo' vor, die u.a. die "Grundzüge der Programmatik des Sozialistischen Kollektivs" enthält:" Das SoKo ist eine organisatorisch selbständige Initiativgruppe mit dem Ziel, im Bereich der PH den Aufbau einer nationalen kommunistischen Studentenorganisation anzugehen und voranzutreiben. Ziel des politischen Kampfes des SoKo ist es, das Bündnis von studierender Intelligenz an der PH … mit der Arbeiterklasse im Kampf für den Sozialismus herzustellen. Somit kann das SoKo an der PH nur Träger einer Teilstrategie innerhalb der revolutionären Gesamtstrategie sein."
Q: SoKo, Nr. 1, Köln, Juni 1972

Juni 1972:
Die Nr. 2 der "SOKO Presse" (PH-Zeitung des Sozialistischen Kollektivs)
erscheint in Köln.
Q: SoKo, Nr. 1, Köln, Juni 1972, S. 44

Oktober 1972:
Die DKP Hochschulgruppe Köln gibt vermutlich im Oktober ihre 'Arbeiter und Studenten' Nr.1 für das Wintersemester (vgl. Juli 1971) heraus. Eingegangen wird u.a. auf die Bombardierung der deiche in Nordvietnam durch die USA, den Nahostkrieg und die Bundestagswahlen (BTW) (vgl. 19.11.1972), zu denen in Köln u.a. Anne Nigbur (ehemaliges SDS-Mitglied) für die DKP kandidiert.
Q: Arbeiter und Studenten, WS 72/73, Nr. 1, Köln 1972

04.10.1972:
In Köln führen, laut KPD, 200 Personen (u.a. ausländische Studenten) eine spontane Kundgebung gegen das GUPS/GUPA Palästina Verbot (vgl. 3.10.1972) durch (vgl. 5.10.1972).
Das Vorbereitende Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung (vgl. 5.10.1972) berichtet:" In Köln versuchte die Polizei eine spontane Demonstration auseinanderzuprügeln."
Q: Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Unerhörte Terrorwelle gegen ausländische Arbeiter und Studenten!, Dortmund o.J. (Okt. 1972), S. 2; Rote Fahne, Nr. 64, Dortmund, 11.10.1972

04.10.1972:
Das Vorbereitende Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung (vgl. 5.10.1972) berichtet aus der Nacht von heute auf morgen vom GUPS/GUPA Palästina-Verbot (vgl. 3.10.1972): "In Köln umstellten und durchsuchten Rollkommandos der Polizei zwei Studentenwohnheime."
Q: Vorbereitendes Komitee Dortmund Kampf dem Ausländergesetz und der politischen Unterdrückung: Unerhörte Terrorwelle gegen ausländische Arbeiter und Studenten!, Dortmund o.J. (Okt. 1972), S. 1

05.10.1972:
Der AStA der FHS Köln, Mitglied im Aktionskomitee zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz, gibt ein Flugblatt heraus, von dem uns leider bisher nur die Vorderseite vorlag:"
Gestern wurde in der BRD eine zentral geleitete und zeitlich abgestimmte Aktion gegen arabische Arbeiter und unsere arabischen Kommillitonen durchgeführt. Kurz vorher wurde durch den Polizeiminister GENSCHER das Verbot der arabischen Organisationen GUPA und GUPS (Generalunion palästinensischer Arbeiter / Studenten) verfügt. Diesen Organisationen wird seit langem vom Verfassungsschutz unterstellt, sie seien direkte Unterorganisationen der EL FATAH bzw. direkt identisch mit der Terrororganisation SCHWARZER SEPTEMBER. Diese Behauptungen sind selbst nach Ansicht westlicher NAHOST-Experten und deutscher Diplomaten unhaltbar und stellen sich somit als glstte Verleumdung heraus. Diese unwahren Darstellungen dienen unter anderem dazu, der Öffentlichkeit scheinbar erklärliche Ausweisungsgründe zu liefern. Die bisherigen Ausweisungsgründe (z.B. Blutspende für eine nationale ROT-KREUZ-Organisation, Kleiderspenden für Palästina-Flüchtlinge usw.) wurden häufig von den Haftrichtern nicht anerkannt.

DESHALB GRIFF DIE SPD/FDP-REGIERUNG ZUM VERBOT DER GUPS UND GUPA, die sich schon Mitte September von dem Attentat in München distanziert hatten.

AUCH IN KÖLN DREI VERHAFTUNGEN!

Gestern nachmittag wurde bekannt, daß eine zentrale Razzia gegen Araber durchgeführt werden würde. Deshalb hat das KÖLNER INITIATIVKOMITEE Kollegen und Kommillitonen gewarnt und von ihnen Prozeßvollmachten ausstellen lassen, die unbedingt notwendig sind, damit die Ausländer überhaupt ihr Recht auf Einlegung von Rechtsmitteln wahrnehmen können. Trotzdem wurden von der Polizei in Köln zwei Studenten, in Frechen ein Medizinalassistent verhaftet (Bericht von Verhaftungen in anderen Städten siehe Rückseite).

DABEI GING DIE POLIZEI MIT BRUTALEN MITTELN VOR. Die Verlobte eines Verhafteten schilderte uns aufgeregt, die Polizei (an der Aktion waren insgesamt neuen Zivile und acht Uniformierte beteiligt) sei in die Wohnung eingedrungen, habe sie durchsucht, ohne einen Durchsuchungsbefehl vorzulegen und das vorgesehene Durchsuchungsprotokoll anzufertigen (Auf diese Weise wurde Verhafteten schon oft 'Belastungsmaterial' von der Polizei untergeschoben). Er wurde in Handschellen, ohne sich weiter anziehen zu dürfen, barfuß ins Auto gezwängt. Die Verlobte wurde rechtswidrig daran gehindert, sich eine Prozeßvollmacht für einen Rechtsanwalt ausstellen zu lassen. Auf der Polizeiwache weigerten sich die Beamten, die Unterschrift des Kommillitonen für die Prozeßvollmacht zu holen. Erst, nachdem sich die verlobte und ein Vertreter vom INITIATIVKOMITEE mehrmals in das Büro des",hier bricht unsere Vorlage leider ab.
Q: AStA FH Köln: Flugblatt: Gestern wurde in der BRD …, Köln o.J. (5.10.1972)

06.11.1972:
Der Kommunistische Studentenverband (KSV - vgl. 22.11.1972) der KPD berichtet aus Köln vermutlich aus dieser Woche über die Vorbereitung des von ihm organisierten Kongresses gegen die Ausländergesetze (vgl. 15.11.1972):"
AUFFORDERUNG ZUR GEWALT
Mit dem Argument, dieses Plakat fordere öffentlich zur Gewalt auf, ließ die
Unibürokratie in Köln an vielen Stellen das tags zuvor geklebte Plakat wieder abreißen. Unsere Genossen legten daraufhin eine Solidaritätsresolution vor, in der die ungehinderte Möglichkeit zur Plakatierung gefordert wurde. Auf einem Absprachetermin, wo konkrete Kampfmaßnahmen beschlossen werden sollten, erschien auch der MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.). Seine Weigerung, sich an Aktionen gegen das Plakatierungsverbot zu beteiligen, begründete er auf zweierlei Art:
- das Plakat fordere tatsächlich zur Gewaltanwendung auf, daher sei die Reaktion der Universitätsverwaltung vollkommen berechtigt.
- Er könne keine Organisationen unterstützen, die wie der KSV mit 'Terrorgruppen wie dem Schwarzen September' sympathisierten."
Der inkriminierte Teil des Plakates dürfte die Darstellung zweier vermutlich palästinensischer mit 'Palästinensertüchern' vermummter Guerillakämpfer mit Gewehren sein.
Q: Dem Volke dienen, Nr. 3, Dortmund, 22.11.1972, S. 4

13.11.1972:
Der Kommunistische Studentenverband (KSV - vgl. 22.11.1972) der KPD berichtete über diverse Verbote an der Uni Bonn (vgl. 6.11.1972, 13.11.1972) sowie vermutlich spätestens aus dieser Woche von der Uni Köln:"
Wurde schon im letzten Semester versucht, die Vietnam-Aktivitäten der Mediziner in Köln durch Raumverbot zu behindern (Begründung: das sei nicht fachspezifisch), so wurde jetzt sozusagen sogar ein generelles Raumverbot für alle Veranstaltungen politischer Gruppen ausgesprochen. Ebenfall an der Kölner Uni konnte der Versuch, den Bücherverkauf zu verbieten, nur durch den konsequenten Widerstand der Sozialistischen Basisgruppe (SBG,d.Vf.) abgewehrt werden.

In Köln wie in Münster versucht man, die Arbeit des KSV zu behindern, indem ihm Räum für Veranstaltungen mit dem Hinweis verweigert werden, daß er - anders als etwa schlagende Verbindungen - keine angemeldete studentische Organisation sei."
Q: Dem Volke dienen, Nr. 3, Dortmund, 22.11.1972, S. 9

15.11.1972:
Der Kommunistische Studentenverband (KSV - vgl. 22.11.1972) der KPD berichtet aus Köln über den heute oder morgen von ihm organisierten Kongreß gegen die Ausländergesetze (vgl. 6.11.1972).
Q: Dem Volke dienen, Nr. 3, Dortmund, 22.11.1972, S. 4

15.11.1972:
Der Kommunistische Studentenverband (KSV - vgl. 22.11.1972) der KPD berichtet vermutlich von heute aus Köln über ca. 3 000 gegen die Abschaffung des politischen Mandates demonstrierende Studenten.
Q: Dem Volke dienen, Nr. 3, Dortmund, 22.11.1972, S. 8

28.11.1972:
An der PH Köln will der KSV der KPD um 12 Uhr ein Tribunal gegen die politischen Disziplinierungen anläßlich des Berufsverbotes (BV) gegen Hannes Heer in Bonn (vgl. 17.11.1972) durchführen, auf dem Heer selbst, die in Bonn "vom Ausschluß aus der Inneren Fakultät bedrohte Genossin" Doris Hommer und ein oppositioneller Gewerkschafter sprechen sollen.
Q: KSV-RK NRW: Kommt zu den Tribunalen gegen die politische Disziplinierung, o. O., o. J. (Nov. 1972); KSV-RK NRW: Androhung des Berufsverbots für Hannes Heer, o. O., o. J. (Nov. 1972)

28.11.1972:
An der Uni Köln will der KSV der KPD um 16 Uhr ein Tribunal gegen die politischen Disziplinierungen anläßlich des Berufsverbotes (BV) gegen Hannes Heer in Bonn (vgl. 17.11.1972) durchführen, auf dem Heer selbst, die in Bonn "vom Ausschluß aus der Inneren Fakultät bedrohte Genossin" Doris Hommer und ein oppositioneller Gewerkschafter sprechen sollen.
Q: KSV-RK NRW: Kommt zu den Tribunalen gegen die politische Disziplinierung, o. O., o. J. (Nov. 1972); KSV-RK NRW: Androhung des Berufsverbots für Hannes Heer, o. O., o. J. (Nov. 1972)


Letzte Änderung: 05.09.2023