Bayer Leverkusen: Lehrlinge und Jungarbeiter
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Jürgen Schröder, Berlin, 8.7.2021
Diese Darstellung, der bisher kaum betriebliches Material zugrunde liegt sondern nur zentrale Quellen, beschränkt sich zunächst fast ausschließlich auf Lehrlinge, so wie sich die Aufmerksamkeit linker Gruppen meist ebenfalls auf diese richtete und nur selten auf Jungarbeiter.
Das erste große Thema, welches bundesweite Beachtung seitens verschiedener Arbeiterjugend- und Betriebsgruppen erfährt ist dabei die Teilnahme von Bayer-Lehrlingen an Streikaktionen. Auch wenn die Datierung den meisten Berichtenden durchaus unklar bleibt ist doch die inhaltliche Aussage der Artikel (vgl. 30.9.1971, 13.10.1971, 19.10.1971, Nov. 1971, Apr. 1972) klar, es wurde hier beispielhaft für das Streikrecht für Lehrlinge eingetreten und den Drohungen der Geschäftsleitung getrotzt (vgl. 18.6.1971). Das Arbeitsgericht bestätigt das Streikrecht für Lehrlinge (vgl. 16.9.1971).
Welche linken Organisationen eingegriffen haben geht aus dieser Darstellung allerdings nicht hervor, vermutlich aber die DKP bzw. die ihre befreundete SDAJ.
Erst später (vgl. Okt. 1972) tritt erstmals in den von uns äußerst gründlich ausgewerteten Publikationen der KPD/ML-ZB eine Jugendbetriebsgruppe Bayer des KJVD der KPD/ML-ZB auf, die sich sogleich mit einer politischen Entlassung konfrontiert sieht.
Politische Entlassung bzw. Anstellungsverweigerung von 12 Jugendlichen, u.a. des Jugendvertreters Boeker, der genau die in den Jahren zuvor erfolgten Entlassungen anprangerte, ist auch das große zweite Thema dieser Darstellung (vgl. 30.5.1973), welches zu intensiver Berichterstattung (vgl. Aug. 1973, 15.10.1973) und Protesten (vgl. 12.9.1973, 14.9.1973, 17.9.1973, Okt. 1973, 5.11.1973) führt.
Hier beginnt auch der KJV (später KJVD) der KPD mit seiner intensiven Arbeit bei Bayer (vgl. Juli 1973, Aug. 1973), nachdem er mindestens ab Mitte des Jahres am Ort vertreten ist (vgl. Juni 1973, 6.10.1973). Es wird nun eine KJV-Zelle bei Bayer gegründet (vgl. 7.10.1973), wegen der die 'Bonzen' den gewerkschaftlichen Arbeitskreis spalten bzw. dann gar schließen (vgl. 15.2.1974, 1.3.1974).
Der KJVD von Bayer Leverkusen darf für die KPD gar wichtige Treffen durchführen (vgl. 3.3.1974), bildet er doch zusammen mit den ebenfalls jugendlichen Freunden bei Schering Bergkamen den Kern ihrer Stoßtruppe, mit der sie die Chemieindustrie in NRW erobern will. Die Rote Garde (RG) der KPD/ML, die evtl. aus dem KJVD der KPD/ML-ZB hervorging war vermutlich ebenfalls bei Bayer aktiv (vgl. 27.4.1974).
Anhänger des KJV werden aus der IG Chemie ausgeschlossen 8vgl. 8.1.1975), doch dem nicht genug, die KPD wird überdies wiederholt von der DKP angegriffen (vgl. 25.6.1975, 1.3.1976), wobei auffällt, dass auch die KPD-Kader immer noch in der Gewerkschaftsjugend aktiv sind. Diese allerdings wird u.a. seitens der SDAJ der DKP gelähmt (vgl. 28.2.1977).
Das dritte große Thema ist die Jugendarbeitslosigkeit bzw. die Ausbildung für Jugendliche ohne Hauptschulabschluß, die anhand von Berichten des KBW (vgl. Feb. 1975, 18.3.1976) und einer Broschüre der Zelle Bayer Leverkusen des KJVD der KPD (vgl. Apr. 1977) detailliert dargestellt wird (vgl. 19.7.1976, 19.10.1976). Hier kommen also nun doch auch einmal Jungarbeiter ins Blickfeld (vgl. 24.11.1976), auch seitens der DKP (vgl. 8.11.1976).
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
06.06.1971:
Bei Bayer Leverkusen erhalten, laut 'Konkret', 167 Lehrlinge eine schriftliche Verwarnung mit der Androhung von Entlassung wegen ihrer Teilnahme an einer Kundgebung der IG Chemie, weswegen ein Bayer-Lehrling einen Arbeitsgerichtsprozeß in Solingen erhält (vgl. 16.9.1971).
Quelle: Auf Draht Nr. 8, München Nov. 1971, S. 3
08.06.1971:
Bei Bayer Leverkusen beteiligen sich u.a. Lehrlinge an der heutigen Kundgebung der IG Chemie (CPK) in Köln.
30 streikende Lehrlinge erhalten später, laut KJB Freiburg, folgenden Brief der Firma:"
Sie haben am 8.6. ds. Js. ihren Ausbildungsplatz vorzeitig verlassen mit dem Bemerken, an einer Kundgebung der IG Chemie, Papier, Keramik in Köln teilzunehmen. Nach Mitteilung unseres Betriebsrats und der Jugendvertretung unseres Werks war eine Abordnung der Auszubildenden für diese Veranstaltung bestimmt worden. Sie gehörten nicht zu diesem Personenkreis und haben gegen Willen ihrer Ausbildungsleitung sich von ihrem Ausbildungsplatz entfernt.
Wir belehren sie hiermit noch einmal, daß der Auszubildende nicht in einem Arbeitsverhältnis steht, sondern daß er zur Aus- oder Weiterbildung beschäftigt wird und daß zwischen dem Auszubildenden und dem Ausbilder ein besonderes Treueverhältnis besteht. Das besagt aber auch unmißverständlich, daß der Auszubildende sich an Arbeitskämpfen nicht beteiligen soll.
Ihr Verhalten war ordnungswidrig und tadelnswert. Wir erteilen Ihnen deshalb eine strenge Verwarnung.
Wenn wir auf weitergehende Maßnahmen gegen Sie verzichten, so tun wir das in der Erwartung, daß Sie in Zukunft alles unterlassen, was unsere notwendige Zusammenarbeit beeinträchtigen könnte."
Die RJ/ML des KAB/ML (vgl. Sept. 1971) berichtet:"
Trotz aller Drohungen beteiligten sich z. B. 300 Bayer-Lehrlinge an der Demonstration der älteren Kollegen."
Q: Rebell Nr. 35, Tübingen Sept. 1971, S. 3; Kommunistische Jugendzeitung Nr. 3, Freiburg Sept. 1971, S. 3f
16.06.1971:
An der Großveranstaltung der IG Chemie in Köln beteiligen sich während der Arbeitszeit, laut KPD, auch 300 Lehrlinge von Bayer Leverkusen.
Q: Rote Fahne Nr. 21, Berlin Juli 1971, S. 6
18.06.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich von heute:"
Bei Bayer Leverkusen verbrannten streikende Lehrlinge eine Entlassungsdrohung
der Werksleitung, die sich gegen die Streikbeteiligung der Lehrlinge
richtete. Diese Ereignisse zeigen klar, mit welcher Entschlossenheit die
Chemiearbeiter für die Durchsetzung ihrer Forderungen kämpfen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.1f
August 1971:
Die Nr. 8 des 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Juli 1971, 16.8.1971) des KJVD der KPD/ML-ZB erscheint und berichtet u.a. über Bayer Leverkusen.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 8, Bochum Aug. 1971, S. 5
September 1971:
Die Ortsgruppen Frankfurt und Groß Gerau der RJ/ML des KAB/ML geben die Nr. 6 ihrer Berufsschulzeitung 'Jungarbeiter und Lehrlingspresse' (vgl. 24.5.1971, 4.10.1971) heraus. Aus Leverkusen wird berichtet vom Streik der Bayerlehrlinge.
Q: Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr. 6, Frankfurt/Groß Gerau Sept. 1971, S. 5
16.09.1971:
Das Arbeitsgericht Solingen entscheidet, laut 'Konkret', daß die Teilnahme der Bayer-Lehrlinge an einer Kundgebung der IG Chemie während der Arbeitszeit am 16.6.1971 rechtens war, womit sich das Gericht für ein Streikrecht der Lehrlinge ausspricht.
Q: Konkret Nr. 21, Hamburg 7.10.1971; Klassenkampf Nr. 6, Frankfurt Dez. 1971
30.09.1971:
Die RJ/ML des KAB/ML berichtet anläßlich der heute beginnenden Metalltarifrunde (MTR) u.a.:"
DAS STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE DURCHSETZEN
Wie das gemacht wird, haben uns die Lehrlinge in der Chemie gezeigt. Trotz aller Drohungen beteiligten sich z. B. 300 Bayer-Lehrlinge (vgl. Leverkusen - 8.6.1971,d.Vf.) an der Demonstration der älteren Kollegen. Den Lehrlingen der Farbwerke Hoechst wurde gedroht, wenn sie sich an Streiks beteiligten, könnten sie fristlos entlassen werden. Lehrlinge, die sich an einer Kundgebung der IG-Chemie beteiligt hatten, wurden streng verwarnt. Die Lehrlinge zeigten, was sie von diesem 'Tadel' halten. Sie verbrannten die Briefe mit der Verwarnung öffentlich."
Q: Rebell Nr. 35, Tübingen Sept. 1971
13.10.1971:
Der Kommunistische Jugendbund (KJB) Freiburg des BKA gibt ein zweiseitiges Extrablatt seiner 'Kommunistischen Jugendzeitung' (KJZ) (vgl. Sept. 1971, 13.12.1971) heraus, in dem u.a. heißt:"
ERFOLG BEIM KAMPF UM DAS STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE
Wie ein gemeinsamer Kampf aussehen kann, zeigten uns die 167 Lehrlinge des BAYER-Riesen in Leverkusen: Bei den Chemietarifverhandlungen (CTR,d.Vf.) solidarisierten sich die Lehrlinge trotz Verbots der Geschäftsleitung mit den Arbeitern bei ihrem Kampf gegen die Verschlechterung ihrer Lebenssituation.
DIE LEHRLINGE STREIKTEN MIT
Hinterher wurde ihnen das Streikrecht vom Arbeitsgericht Solingen zuerkannt. Dieser Streik ermöglicht in Zukunft einen gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Lehrlingen. Nur durch einen gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Lehrlingen können wir unsere Forderung nach gleicher Bezahlung für alle Lehrlinge durchsetzen."
Q: Kommunistische Jugendzeitung Extrablatt, Freiburg 13.10.1971
November 1971:
Die Nr. 37 des 'Rebell' (vgl. Okt. 1971, Dez. 1971) der RJ/ML des KAB/ML erscheint mit dem Artikel "Lehrlinge haben Streikrecht!" zur Chemietarifrunde (CTR) bei Bayer Leverkusen.
Q: Rebell Nr. 37, Tübingen Nov. 1971, S. 2
19.02.1972:
Die Nr. 14 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 16.2.1972, 23.2.1972) erscheint und berichtet u.a. über die Jugendlichen in der Chemietarifrunde (CTR) u.a. bei Bayer Leverkusen.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 14, Bochum 19.2.1972, S. 8
März 1972:
Spartacus Bolschewiki/Leninisten gibt im März seinen 'Spartacus' Nr. 26 (vgl. Jan. 1972, Apr. 1972) als Doppelnummer für Februar und März heraus und berichtet: "Bayer-Leverkusen hat den Bonus der Jahresprämie für 1971 von 30 auf 20% des Monatslohnes gekürzt".
Q: Spartacus Nr. 26, Bonn Feb./März 1972, S. 44
Oktober 1972:
Bei Bayer in Leverkusen erscheint vermutlich im Oktober 'Die rote Analyse' - Zeitung der Jugendbetriebsgruppe BAYER des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland" mit den Artikeln:
- "Politische Entlassungen - die sozialdemokratischen Führer schweigen" zu Bayer;
- "Bilanz von 3 Jahren Volksbetrug: Ausplünderung - Notstand - Aufrüstung und Revanche". Die KPD/ML habe "gegen diese Friedensheuchelei der SPD-Regierung gegen Aufrüstung und Revanche einen entschlossenen Kampf geführt. Am 1. Mai und Wochen später demonstrierten Tausende mit der KPD/ML gegen diesen Kurs";
- "BAYER-Werksschutz - Handlanger der politischen Polizei";
- "Bonuskürzung: Verschärfte Arbeitshetze";
- "Verfolgung der ausländischen Kollegen nach dem Terrorakt in München" zu den Ausländergesetzen;
- "Ausbildung im Sozialismus";
- "Klassenjustiz. Das Recht auf freie Meinungsäußerung";
- "Kapitalismus oder Sozialismus" zur Auflösung des Bundestags
Parolen des KJVD sind u. a.: "Arbeiter, Jungarbeiter, Lehrlinge in eine gemeinsame Kampffront!", "Für den Sozialismus in Deutschland!", "Für die Diktatur des Proletariats!", "Für das Recht auf freie Meinungsäußerung!", "Gegen die politischen Entlassungen!", "Für den Sozialismus!", "Jungarbeiter und Lehrlinge: Organisiert euch in der Jugendbetriebsgruppe des KJVD!"
Aufgerufen wird dazu, die 'Rote Fahne' und den 'Kampf der Arbeiterjugend' zu lesen.
Q: Die rote Analyse Politische Entlassungen - die sozialdemokratischen Führer schweigen, Bochum o. J. (1972)
30.05.1973:
Von der DKP bei den Stahlwerken Bochum (SWB) wurde eingeladen zum Diskussionsabend der Marxistischen Arbeiterbildung e. V. zum Thema "Chile - zwei Jahre nach der Wahl Allendes - ein Augenzeugenbericht" mit dem Referenten H. Lederer, Rechtsanwalt.
Q: Stahlhart Nr. 4, Bochum Mai 1973, S. 4
30.05.1973:
Der Landesvorstand der SMV der allgemeinbildenden Schulen NRW berichtet:"
VON DEN KOLLEGEN GEWÄHLT, VON DEN BOSSEN GEFEUERT!
Seit 1972 sind in der Bundesrepublik ca. 600 Jugendvertreter, Betriebsräte und aktive Gewerkschaftler nach Beendigung der Lehrzeit nicht in ein Arbeitsverhältnis übernommen worden. Bei Bayer Leverkusen wurden jetzt am 30. Mai 12 Kollegen auf diese Weise gefeuert. Unter ihnen Jugendvertreter und Jugendvertrauensleute. Die so vielbesungene 'Partnerschaft' wurde von Bayer ad absurdum geführt.
Schon in der Vergangenheit wurden bei Bayer-Leverkusen junge Gewerkschafter nicht in ein Arbeitsverhältnis übernommen, weil sie sich aktiv für die Interessen der Kollegen eingesetzt haben (z.B. bei den Streikkämpfen 1971).
Das ist praktiziertes Berufsverbot (BV, d. Vf.) für Jugendvertreter, gewerkschaftliche Vertrauensleute und Betriebsräte! Mit diesen Rausschmissen wird die demokratische Wahlentscheidung der Kolleginnen und Kollegen mit Füßen getreten. (Aus einer Resolution des Solidaritätskomitees für die gemaßregelten Bayer-Lehrlinge, die auf der letzten Landesversammlung der SMV von NRW angenommen wurde.)
'Gemäß Paragraph 8 des mit Ihnen abgeschlossenen Ausbildungsvertrages teilen wir Ihnen mit, daß wir Sie nicht in ein Anstellungsverhältnis übernehmen werden.' Am 30. Mai erhielten zwölf Lehrlinge von Bayer-Leverkusen dieses lakonishe Schreiben 'mit freundlichem Gruß'.
Unter den Zwölfen, denen die Bayer-Bosse den Anstellungsvertrag verweigern, sind aktive Gewerkschafter, Vertrauensleute und Jugendvertreter. Die Herren der Personalabteilung, Dr. Neumann und Wollenberg, erklärten bei der Aushändigung der Entlassungsbriefe der Lehrlinge, der Jugendvertreter Norbert Boeker habe sich 'durch seine Öffentlichkeitsarbeit unmöglich gemacht'. Dem Jugendvertrauensmann Georg Allroggen wurde erklärt, er habe sich 'den Aktionen von Boeker angeschlossen und zum Beispiel bei einer Abteilungsverdsammlung auch polemisiert.'
Erst im März hatte Norbert Boeker auf einer Jugendverssammlung die Machenschaften des Bayer-Konzerns angeklagt. 1970 war es ein kritischer Lehrling, der flog. 1971 schon 14. Und 1972 wurden zehn Mann gefeuert, die im Jahr zuvor in der Lohnbewegung aktiv ihren Mann standen. Norbert auf dieser
Jugendversammlung: 'Ich habe eine Frage an den Vertreter der Werksleitung. Herr Behnisch, haben Sie sich eigentlich schon Gedanken gemacht, wen von uns Sie dieses Jahr nach der Tarifrunde rausschmeißen wollen?'
Sofort nach Bekanntwerden des neuen Bayer-Willkürakts lief die Solidarität an. Innerhalb weniger Stunden erhielt die Jugendvertretung über dreißig Solidaritätsschreiben. Jusos (der SPD, d. Vf.), Naturfreundejugend (NFJ, d. Vf.), SDAJ, VK, SMV und junge Gewerkschafter gründeten ein Solidaritäts-Komitee, das Informationsstände und weitere Aktionen durchführen wird.
Immer lauter werden die Forderungen: Die gemaßregelten Lehrlinge müssen eingestellt werden, die gewählten Sprecher und Vertrauensleute müssen ihr demokratisches Mandat ausüben können. Ein wirksames Mittel ist das NEIN des Betriebsrates zu jeder weiteren Neueinstellung, solange bis alle gefeuerten Kollegen einen Anstellungsvertrag haben. Klaus-Jürgen Eichhorst, Vorsitzender der Bayer-Gesamtjugendvertretung zum elan (Zeitschrift der SDAJ der DKP, d. Vf.): 'Durch Betriebsvereinbarungen sowie durch eine klare gesetzliche Regelung müssen wirklicher Kündigungsschutz und Wehrdienstbefreiung für Jugendvertreter und darüber hinaus Weiterbeschäftigungsgarantie für alle Lehrlinge verankert werden.'"
Q: SMV-Ex-Press Nr. 1, Düsseldorf Aug. 1973, S. 4
Juni 1973:
Vermutlich im Juni gibt das Regionalkomitee Rhein/Ruhr des KJV der KPD eine Broschüre "Jugendarbeitsschutz - Schutz der Jugend? Schutz der Ausbeutung!" heraus. Kämpfende Jugend (KJ) Treffs gibt es u.a. in Leverkusen-Wiesdorf, dienstags 18 Uhr in der Friedensklause in der Friedenstraße.
Q: KJV-RK Rhein/Ruhr: Jugendarbeitsschutz - Schutz der Jugend? Schutz der Ausbeutung!, Dortmund 1973
Juli 1973:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr.7 seiner 'Kämpfenden Jugend' (vgl. 28.5.1973, Sept. 1973) für Juli heraus und berichtet u.a. von der Gründung des 'Kämpfende Jugend'-Treffs in Leverkusen-Wiesdorf, der durch die Agitproparbeit von KOV-Sympathisanten bei Bayer entstand.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 7, Dortmund Juli 1973, S. 3
August 1973:
Die Nr. 8 der 'Roten Fahne' des KABD (vgl. Juli 1973, Sept. 1973) berichtet über Jugendvertreterentlassungen u.a. bei Bayer Leverkusen.
Q: Rote Fahne Nr. 8, Tübingen Aug. 1973
12.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 37 (vgl. 5.9.1973, 19.9.1973) heraus. Es wird eine Liste von Betrieben veröffentlicht, in denen es zur Entlassung bzw. Nichtübernahme von Jugendvertretern gekommen ist, u.a. Bayer Leverkusen.
Q: Rote Fahne Nr. 37, Dortmund 12.9.1973
14.09.1973:
Auf Initiative des Düsseldorfer Initiativausschusses "Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse" (vgl. Sept. 1973) treffen sich, nach eigenen Angaben, über 60 Arbeiterjugendliche aus NRW, u.a. von Bayer Leverkusen.
Q: NKAJgpEuGa: Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse, Remscheid 1973; Rote Fahne Nr. 38, Dortmund 19.9.1973, S. 5;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 8, Dortmund Okt. 1973
17.09.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint das 1. Flugblatt des Nationalen Komitees: Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse (NKAjgpEuGA) des KJV der KPD (vgl. 14.9.1973):"
Am 16.9.1973 gründeten über 60 junge Gewerkschafter, Jugendvertreter, Jugendvertrauensleute und Betriebsräte aus über 30 Betrieben u.a. … Bayer Leverkusen, … in der BRD und Westberlin das Nationale Komitee: 'Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse.'"
Q: Nationales Komitee Arbeiterjugend gegen Politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse:1. Flugblatt, Remscheid o.J. (1973)
Oktober 1973:
Nummer 2 der Reihe 'Agitationsheft des Kommunistischen Jugendverbandes' (Jugendorganisation der KPD) (vgl. Okt. 1973, Feb. 1974) erscheint unter dem Titel "Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz!" (BVG). Berichtet wird u.a. über die Jugendvertretung bei Bayer Leverkusen.
Q: KJV: Agitationsheft Nr. 2, Dortmund Okt. 1973, S. 9
06.10.1973:
Heute wird das Regionalkomitee (RK) Rhein/Ruhr (NRW) des KJV der KPD gegründet, u.a. mit der Ortsleitung Köln und u.a. den Jugendbetriebszellen (JBZ) Bayer Leverkusen.
Q: Rote Fahne Nr. 42, Dortmund 17.10.1973
15.10.1973:
Die Gewerkschaftsabteilung des ZK der KPD gibt vermutlich in dieser Woche ihre auf Oktober datierte 'Revolutionäre Gewerkschaftsopposition' Nr.8 (vgl. 10.9.1973, Feb. 1974) heraus. Über Jugendvertreterentlassungen wird u.a. berichtet von Bayer Leverkusen.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 8, Dortmund Okt. 1973
05.11.1973:
Die GIM Leverkusen gibt vermutlich in dieser Woche eine 'Was tun im Betrieb' heraus unter der Schlagzeile "Kampf den Rausschmissen bei Mannesmann Huckingen!". Aufgerufen wird zur Demonstration am 10.11.1973 in Duisburg u. a. unter der Parole "Mannesmann-Kollegen und Bayer-Jugendvertreter - ein Kampf!".
Q: Was tun im Betrieb Kampf den Rausschmissen bei Mannesmann Huckingen!, Leverkusen o. J. (1973)
06.02.1974:
In der Nr. 6 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 30.1.1974, 13.2.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit Bayer Leverkusen u.a. den Lehrlingen.
Q: Rote Fahne Nr. 6, Dortmund 6.2.1974, S. 4
03.03.1974:
In Frankfurt organisiert die Gewerkschaftsabteilung beim ZK der KPD ein Treffen zwischen der Zelle Hoechst Frankfurt der KPD und der Zelle Bayer Leverkusen des KJV, auf dem u.a. auf die SPD-Betriebsgruppe bei Bayer eingegangen wird.
Q: Rote Fahne Nr. 10, Dortmund 6.3.1974, S. 5
10.07.1974:
In der Nr. 28 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 3.7.1974, 17.7.1974) berichtet die KPD aus Leverkusen von Bayer u.a. über die Praktikanten und Lehrlinge im Ausbildungszentrum in Köln-Flittard.
Q: Rote Fahne Nr. 28, Dortmund 10.7.1974, S. 5
Februar 1975:
Der KBW gibt vermutlich im Februar die Broschüre "Die Zukunft der arbeitenden Jugend liegt im Kampf für den Sozialismus" heraus, die berichtet von der Nichtübernahme zahlreicher Lehrlinge bei Bayer Leverkusen.
Q: KBW: Die Zukunft der arbeitenden Jugend liegt im Kampf für den Sozialismus, Mannheim o. J. (1975), S. 16
14.05.1975:
In der Nr. 19 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 7.5.1975, 21.5.1975) berichtet die KPD u.a. von Bayer Leverkusen über die Jugendvertretung, den Arbeitskreis junger Gewerkschafter und die CPK-Verwaltungsstelle.
Q: Rote Fahne Nr. 19, Köln 14.5.1975
25.06.1975:
In Leverkusen findet, laut KPD, eine Ortsjugendmitgliederversammlung der IG Chemie (CPK) statt, an der u.a. Lehrlinge von Bayer teilnehmen. Der aus der IG Chemie ausgeschlossene KPD-Betriebsrat von Bayer sei durch DKPler rausgeworfen worden.
Q: Rote Fahne Nr. 27, Köln 9.7.1975, S. 4
01.03.1976:
Bei Bayer Leverkusen berichtet die Zelle der KPD, laut KPD, vermutlich in dieser Woche in ihrer Betriebszeitung von einem Versuch Egon Redereit und Bernd Beste aus dem Arbeitskreis junger Gewerkschafter der IG Chemie (CPK) aufgrund der UVB auszuschließen, wohinter u.a. die DKP stecke.
Q: Rote Fahne Nr. 10, Köln 10.3.1976, S. 5
18.03.1976:
Die Ortsgruppe Leverkusen des KBW gibt zur heutigen 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 11 (vgl. 4.3.1976, 25.3.1976) eine Ortsbeilage Leverkusen (vgl. 4.3.1976, 25.3.1976) heraus mit dem Artikel "'Sind Schulabgänger sozialer Sprengstoff?'" zum Lehrstellenmangel bzw. zur Jugendarbeitslosigkeit und zu Bayer.
Q: Ortsbeilage Leverkusen zur Kommunistischen Volkszeitung Nr. 11, Leverkusen o. J. (1976), S. 2f
13.05.1976:
Die Ortsgruppe Leverkusen des KBW gibt zur heutigen 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 19 (vgl. 6.5.1976, 20.5.1976) eine Ortsbeilage Leverkusen (vgl. 29.4.1976, 20.5.1976) heraus mit dem Artikel "Bayer: Mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz gegen die Lehrlinge" zum JuArSchG, aus der Stadtteilzelle Manfort.
Q: Ortsbeilage Leverkusen zur Kommunistischen Volkszeitung Nr. 19, Leverkusen o. J. (1976), S. 1
19.07.1976:
Die Zelle Bayer Leverkusen des KJVD der KPD (CPK-Bereich - vgl. Apr. 1977) zitiert aus dem heutigen 'Darmstädter Echo' die folgende Anzeige:"
Gut beraten. Arbeitsamt
NEULINGE IN ARBEIT UND BERUF
Nicht jeder Arbeitsplatz braucht eine vollausgebildete, gestandene Fachkraft. Oft tut es auch in Anfänger.
Ihr Arbeitsamt sucht Stellen für Jugendliche, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen. Teilweise haben sie berufspraktische Grundlehrgänge absolviert.
Arbeitgeber, die diesen Jugendlichen eine Chance geben, können Zuschüsse zum Arbeitsentgelt und Beihilfen erhalten.
Die Bewerber sind geeignet für:
HILFSARBEITEN ALLER ART, HAUSWIRTSCHAFTL. ARBEITEN
Fragen Sie die Arbeitsberater und Arbeitsvermittler in Ihrem Arbeitsamt!"
Q: KJVD-Zelle Bayer Leverkusen: KJVD enthüllt. Neue 'Ausbildungs'Programme - Bayers Geschäft mit der Arbeitslosigkeit, Leverkusen Apr. 1977, S. 22
19.10.1976:
Die Zelle Bayer Leverkusen des KJVD der KPD (CPK-Bereich - vgl. Apr. 1977) dokumentiert von den Personalabteilungen von Bayer Leverkusen das heute genehmigte:"
Ausbildungsprogramm für Jugendliche ohne Hauptschulabschluß
1. Ziel
Jugendliche ohne Hauptschulabschluß sollen durch ein gezieltes dreijähriges Programm so eingesetzt und gefördert werden, daß sie die Kenntnisse und Fertigeiten eines qualifizierten Chemiearbeiters im Sinne des Tarifvertrages der chemischen Industrie von Nordrhein erlangen.
2. Personenkreis
Das Programm wendet sich an Jugendliche, die aus Gründen, die in ihrer soziokulturellen Umwelt liegen, nicht den Hauptschulabschluß erreichen konnten. Die Aufnahme in das Einsatz- und Förderprogram schließt sich unmittelbar an die Schulentlassung an. In der Regel wird es sich beim Eintritt in die Maßnahme um ca. 15jährige Jugendliche handeln.
3. Anzahl der Teilnehmer
Während der Erprobungszeit des Programms sollen an der Maßnahme 25 - 30 Jugendliche pro Einsatzschritt teilnehmen. Dies entspricht in etwa der Schülerzahl einer Berufsschulklasse.
4. Einsatzschritte
1. Während des ersten Einsatzjahres erfolgt der Einsatz in den Werkstätten des Werkes Leverkusen. es sollen in etwa die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten des ersten Ausbildungsjahres des Betriebsschlossers erworben
werden.
2. Während des zweiten Einsatzjahres erfolgt der Einsatz in den Betriebslabors ausgewählter Produktionsbetriebe. Es sollen in etwa die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten des ersten Ausbildungsjahres des Chemielaborjungwerkers erworben werden.
3. Während des dritten Einsatzjahres erfolgt der Einsatz in ausgewählten Produktionsbetrieben. Es müssen die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten des ersten Ausbildungsjahres des Chemiebetriebsjungwerkers erworben werden.
5. Bescheinigung über den Einsatz
Über das Ergebnis der Einsatzschritte und über das Ergebnis der Gesamtmaßnahme erstellt die Personalabteilung auf der Basis der Äußerungen des Betriebsleiters und des Betreuers ein Zeugnis.
6. Durchlässigkeit der Maßnahme
Ergibt sich im Rahmen der persönlichen Entwicklung des Jugendlichen die Möglichkeit, ein Berufsausbildungsverhältnis einzugehen, so soll der Abschluß eines Berufsausbildungsvertrages von allen beteiligten Seiten möglichst gefördert werden.
7. Entgeldfestsetzung
1. Entsprechend dem Charakter der Maßnahme wird während der Durchführung des Einsatz- und Förderungsprogramms eine Vergütung gezahlt, die sich an der Ausbildungsvergütung des jeweiligen Ausbildungsjahres des Tarifvertrages orientiert.
2. nach Beendigung des Einsatzprogramms soll eine Qualifikation für Arbeitsplätze der Lohngruppe III vorliegen. Die Personalabteilung trägt für einen entsprechenden Einsatz Sorge.
8. Betreuung
1. Die fachliche und persönliche Betreuung erfolgt am Arbeitsplatz durch einen qualifizierten Mitarbeiter. Dieser wird vom Betrieb namentlich benannt. Er ist in allen Fragen, die den Jugendlichen betreffen, zu hören.
2. Die sozialpädagogische Betreuung erfolgt im Rahmen einer wöchentlichen Gruppenstunde und eines viertägigen Seminars.
3. Die schulische Betreuung erfolgt in jeweils für diese Maßnahme einzurichtenden Jahrgangsklassen an der Bayer-Berufsschule.
4. Die sicherheitstechnische Unterweisung erfolgt halbjährlich durch einen Beauftragten des Betriebs in Anwesenheit eines Vertreters des Arbeitsschutzes.
9. Didaktik und Methodik
Das vorliegende Programm knüpft an die vorwiegend praktische Begabung dieser Jugendlichen an. Das Lernen soll weitgehend über die Methode 'Vormachen, Nachmachen, Einüben' erfolgen. Begleitende Erklärungen sollen das Verstehen des betrieblichen Handelns ermöglichen. Von theoretischen Erklärungen ohne konkreten Bezug zum betrieblichen Handeln ist abzusehen. Die Didaktik orientiert sich am ersten Ausbildungsjahr der unter 4 genannten Berufsbilder.
10. Genehmigung der Gewerbeaufsicht
Das staatliche Gewerbeaufsichtsamt Köln hat durch Bescheid vom 19.10.1976 das vorgelegte Programm genehmigt.
PA I-Beschaffung und Einsatz"
Ungefähr aus dem selben Zeitraum stammt auch der:"
Ausbildungsplan für Mädchen im Haushaltsjahr bei Bayer
FACHLICHE AUSBILDUNG AUSBILDUNGSZEIT
1. RESTAURANTS 9 Monate, 28 Stunden pro Woche
OFFICE: Allgemeine Vorbereitungsarbeiten, z.B. holen bzw. Woche putzen von Porzellan, Gläsern, Silbertabletts, Menagen, Tischwäsche In den ersten 6 Monaten
SERVICE: Eindecken, Frühstücksservice, Mittagsservice Einweisung in die 3 Bereiche,
BUFFET: mis es place, Getränkeausgabe, Bierkeller danach
Vertiefung der WÄSCHEKAMMER: Weißnähen, Wäsche sortieren und zählen, vermittelten Wäscheausgabe Kenntnisse nach Eignung und FACHUNTERRICHT: Umgang mit Gästen, Getränke und Speisekunde, Neigung in Arbeitsmaterial, Servicekunde einem der 3 Bereiche
2. RESTAURATIONSKÜCHE
WARME KÜCHE: Vorbereiten und Ansetzen von Suppen, Saucen, Fleisch, Gemüse
KALTE KÜCHE: Vorbereitung des Abendessens, Anrichten von Salaten, Schnittchen, Canapees
PATISSERIE: Mitwirkung bei der Herstellung von Teigen, Cremes, Eis und Halbgefrorenem, Salaten, Kuchen
KAFFEEKÜCHE: Herstellung von Kaffee, Tee, Kakao, Eierspeisen, Cerials, Frühstück insgesamt, belegte Brote
FACHUNTERRICHT: Warenkunde, Zusammenstellung von Menues, Laherhaltung, Kennenlernen von Maschinen und Geräten im Küchenbereich
REINIGUNG DES ARBEITSPLATZES
3. WERKSKÜCHENBEREICH
KALTE KÜCHE: Zubereitung von belegten Brötchen, Koteletts, Frikadellen, Kartoffelsalat usw. Frühstücksausgabe
WARME KÜCHE: Vorbereitungsarbeiten wie Gemüse putzen, Salat putzen, Kartoffeln verlesen, Speiseausgabe (Band), bedienen der Gargeräte, Vorbereitung und Produktion von Schonkost und Diät
KONDITOREI: Herstellung von Teigen und Massen, Vorbereitung von Früchten und Füllungen, Warenverteilung an die Außenstellen
LAGER: Mithilfe bei Warenein- und Ausgang
REINIGUNG DES ARBEITSPLATZES
BEGLEITENDE AUSBILDUNG AUSBILDUNGSZEIT
9 Monate
4 Std. pro Woche
1. AKTUELLES GESCHEHEN 20 - 30 Min. pro Woche
Zu Beginn eines jeden Betreuungsnachmittags Besprechung aktueller Ereignisse aus Politik, Wirtschaft, Sport sowie aus dem Arbeitsleben der Mädchen
2. SPORT 2 Std. pro Woche
3. ARBEITSSCHUTZ zwei Vorträge: Themen:
1. Zielsetzung des Arbeitsschutzes, Allgemeine Arbeitsschutzmaßnahmen
2. Arbeitsschutz in den Wirtschaftsbetrieben
4. ERARBEITUNG FOLGENDER THEMENKREISE MIT SOZIALPÄDAGOGISCHEN MITTELN UND METHODEN 1 1/2 Std. pro Woche
Hierbei entscheiden die Jugendlichen mit, welche Schwerpunkte gesetzt werden und in welcher Reihenfolge die Themen besprochen werden
Themenkreise:
1. Beruf und Arbeitswelt
- mein Arbeitsplatz. Wer kann, wer darf mir im Betrieb etwas sagen?, Die Gruppe am Arbeitsplatz, Gestaltung des Arbeitsplatzes
- Arbeitsordnung. Sinn und Zweck der Arbeitsordnung, Wie kommt sie zustande?, was ist in ihr geregelt?
- Berufsschule. Aus- und Weiterbildung
- Betriebsrat, Jugendvertretung
- Wie funktioniert ein Industriebetrieb? Unternehmensform, Organisation und Gliederung eines Unternehmens, Aufgaben einzelner Bereiche und Abteilungen
2. Wie und wo können Feierabend und Wochenenden verbracht werden?
- Urlaub
3. Soziale Umwelt
- Beziehungen Erwachsene - Jugendliche
- Kontakte zu Gleichaltrigen
- Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Gesellschaft
- Wie können Streitigkeiten gelöst werden?
4. Recht
- Rechte und Pflichten im Arbeitsleben, in der Schule, zu Hause und sonst
- Sozial-, Kranken-, Unfallversicherung
5. Gesundheit
- Was kann für die Gesundheit getan werden?
- Tabak, Alkohol, Rauschgift
BERUFSSCHULUNTERRICHT 9 Monate 8 Std. pro Woche"
Q: KJVD-Zelle Bayer Leverkusen: KJVD enthüllt. Neue 'Ausbildungs'Programme - Bayers Geschäft mit der Arbeitslosigkeit, Leverkusen Apr. 1977, S. 16ff
08.11.1976:
Die Zelle Bayer Leverkusen des KJVD der KPD (CPK-Bereich - vgl. Apr. 1977) zitiert aus der frühestens in dieser Woche erscheinenden Novemberausgabe der 'Pille', Betriebszeitung der DKP bei Bayer (vgl. **.**.1976, **.**.197*):"
TRICK 17: WIE WIRKT MAN AM SOZIALSTEN
Am 5.11.1976 erschien im Leverkusener Stadtanzeiger ein Artikel über BAYER und seine sozialen Leistungen.
BAYER soll im Rahmen der 'Maßnahmen zur Linderung der Jugendarbeitslosigkeit' zusätzlich jugendliche Arbeitslose eingestellt haben. das hört sich sehr lobenswert an und wäre es auch, würde man nicht die Situationen und Begebenheiten etwas besser kennen. Im Artikel wird von 200 'zusätzlich' eingestellten Jugendlichen gesprochen. Sie werden bei BAYER als Jungarbeiter beschäftigt. Bemerkenswert ist hierbei, daß BAYER schon seit Jahren im September neben Auszubildenden auch Jungarbeiter einstellt, und zwar bis auf 1975 meistens um die 200 Kollegen und Kolleginnen. Man kann also nur sagen, daß Bayer die frühere Praxis erfreulicherweise beibehielt, von außerordentlichen Leistungen kann keine Rede sein.
Allerdings sind im Laufe des Jahres noch 57 sogenannte 'schwervermittelbare' Jugendliche aufgenommen worden. Hier weiß man auch nicht, wie viele von ihnen die Probezeit überstanden haben. Jedenfalls ist bekannt, daß nicht alle nach der Probezeit übernommen wurden.
Man versucht also mit 'ollen Kamellen' und aus betriebsüblicher Praxis den Anschein zu erwecken, als wäre das Geschehene eine zusätzliche Tat. BAYER hat jahrelang, auch zu Zeiten der", hier bricht das vom KJVD verbreitete Faksimile ab.
An anderer Stelle berichtet der KJVD, vermutlich über diese 'Pille', dort stehe:"
Es ist zu begrüßen, daß Bayer auch in diesem Jahr Jungarbeiter einstellt. Aber von einer besonderen sozialen Maßnahme kann keine Rede sein".
Q: KJVD-Zelle Bayer Leverkusen: KJVD enthüllt. Neue 'Ausbildungs'Programme - Bayers Geschäft mit der Arbeitslosigkeit, Leverkusen Apr. 1977, S. 14 und 21
24.11.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr. 43 (vgl. 17.11.1976, 1.12.1976) heraus und berichtet u.a. aus Leverkusen von Bayer (CPK-Bereich) über die Zellen von KPD und KJVD sowie die 200 Plätze für dauernd arbeitslose Jugendliche und Hauptschulabgänger ohne Abschluß, die dort u.a. als Büroboten tätig sind.
Q: Rote Fahne Nr. 47, Köln 24.11.1976, S. 7
28.02.1977:
Die Zelle Bayer Leverkusen des KJVD der KPD (CPK-Bereich - vgl. Apr. 1977) berichtet spätestens von heute:"
Ende Februar 1977 wurde der Jugendarbeitskreis der IG-Chemie geschlossen".
Über die SDAJ der DKP heißt es:"
Es waren die Teamer der 'S'DAJ, die seit Wochen auf den Schulungen gegen die angebliche 'Untätigkeit' des Jugendarbeitskreises hetzten, bloß weil sie dort keine neuen Mitglieder gewinnen konnten!"
Q: KJVD-Zelle Bayer Leverkusen: KJVD enthüllt. Neue 'Ausbildungs'Programme - Bayers Geschäft mit der Arbeitslosigkeit, Leverkusen Apr. 1977, S. 12 und 14
10.03.1977:
Der KBW gibt vermutlich heute für Bayer Leverkusen ein Extra "Die Angriffe des Bayer-Kapitals auf die jugendliche Arbeitskraft bekämpfen" seiner 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) zur Abteilungsversammlung für Auszubildende heraus.
Berichtet wird aus Opladen vom Schülerkomitee gegen das SVG, dem Schüler von 4 Schulen angehören (vgl. 27.2.1977). In Köln hat die Bezirkskonferenz der SMV eine Großveranstaltung gegen das SVG beschlossen. Auch die SV der Bayer-Werksberufsschule habe sich gegen das SVG ausgesprochen.
Eingeladen wird zur Vollversammlung für ein selbstverwaltetes Jugendhaus am 15.3.1977.
Q: Kommunistische Volkszeitung Extra Die Angriffe des Bayer-Kapitals auf die jugendliche Arbeitskraft bekämpfen, Köln o. J. (1977)
April 1977:
Die Jugendbetriebszelle Bayer Leverkusen des KJVD der KPD gibt die Dokumentation "KJVD enthüllt. Neue 'Ausbildungs'Programme - Bayers Geschäft mit der Arbeitslosigkeit" mit 24 Seiten DIN A 5 unter Verantwortung von Stephan Siebenkäs, Dortmund, Münsterstr., zum Preis von 30 Pfennig mit folgendem Vorwort heraus:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!
Mit dieser Broschüre enthüllt die Jugendbetriebszelle Bayer-Leverkusen des KJVD, wie die Bayer-Kapitalisten die hohe Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit ausnutzen, um die Ausbeutung der Jugendlichen ins Unermeßliche zu steigern. Angesichts von 1, 6 Millionen Arbeitslosen in der BRD, darunter über 250 000 Jugendliche, angesichts von 9 133 Arbeitslosen alleine in Leverkusen, darunter 806 Jugendliche, schwätzt einer der größten Monpolkonzerne der BRD von sozialen Maßnahmen zur 'Linderung der Jugendarbeitslosigkeit'.
Unter hochtrabenden Titeln wie 'Ausbildung durch 'Lernen und Tun'' und: 'Ausbildung im 'Haushaltsjahr' für Mädchen' werden in Wahrheit neue Arbeitsmaßnahmen zur schlimmesten Ausbeutung von 14- und 15-jährigen Schulabgängern eingeführt.
Den meisten Arbeitern, Jungarbeitern und lehrlingen sind diese sogenannten 'sozialen Maßnahmen' noch unbekannt, denn die entsprechenden Pläne werden von den Bayer-Kapitalisten und dem Betriebsrat wohlweislich verheimlicht.
Das Vorgehen der Bayer-Kapitalisten zeigt:
Es ist notwendig und dringlich, gerade im Kampf gegen die elende Lage der jugendlichen Arbeitslosen, besonders auch der Mädchen und die rapide Verschlechterung der Ausbildung, die Aktionseinheit unter allen fortschrittlichen Jugendlichen und Jugendorganisationen herzustellen - über weltanschauliche Differenzen hinweg!
Die Broschüre der Jugendbetriebszelle Bayer-Leverkusen des KJVD ist ein Beitrag dazu."
Im ersten Kapitel heißt es:"
LERNEN DURCH TUN:
AUSBILDUNG ODER AUSBEUTUNG?
1.
Bayer hat ein sogenanntes 'Ausbildungsprogramm für Jugendliche ohne Hauptschulabschluß' entwickelt. Was steckt hinter diesem Programm?
'Jugendliche ohne Hauptschulabschluß sollen durch ein gezieltes dreijähriges Programm so eingesetzt und gefördert werden, daß sie die Kenntnisse und Fertigkeiten eines qualifizierten Chemiearbeiters im Sinne des Tarifvertrages der chemischen Industrie von Nordrhein erlangen…'
Das hört sich nach Ausbildung an. Doch in Wirklichkeit ist ein qualifizierter Chemiearbeiter im Sinne des Tarifvertrages nichts anderes als ein Arbeiter, der fähig ist, in der Chemie zu arbeiten. Jeder, der das 1 1/2 Jahre lang macht, ist - zumindest nach der Tarifregelung - qualifizierter Chemiearbeiter!
2.
Was soll der Jungarbeiter nach Bayers Vorstellung lernen?
'Kennenlernen und Pflegen von Werkzeugen - Kennenlernen des Werkes durch Botengänge - Anwendungsorinetierter Umgang mit Rohrleitungsteilen - Helfen beim Beschicken und Entleeren von Reaktionsbehältern - Helfen beim Aufbereiten von Produkten - Transport von Feststoffen, Flüssigkeiten und Gasen…'
Das heißt:
Die 'Auszubildenden' sind Botenjungen und Handlanger in der Produktion. Der 'anwendungsorientierte Umgang mit Rohrleitungsteilen' sieht dann in der Praxis so aus, daß man angeraunzt wird: 'He, hol mal das Rohr aus dem Kabuff!'
Und aus 'Transport von Feststoffen, Flüssigkeiten und Gasen' wird dann das Wegschieben von schweren Wagen und das Wegbringen von irgendwelchen Fässern.
'Ausbildung' wird das ganze nur genannt, weil das neue Jugendarbeitsschutzgesetz (JuArschG, d.Vf.) ausdrücklich jede Dreckarbeit gestattet, 'wenn es der Ausbildung dient'. Bayer zeigt, wie das gemeint ist!
3.
'Während des ersten Einsatzjahres erfolgt der Einsatz in den Werkstätten des Werkes Leverkusen. es sollen in etwa die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten des ersten Ausbildungsjahres des Betriebsschlossers erworben werden…'
Im zweiten Jahr:
'Während des zweiten Einsatzjahres erfolgt der Einsatz in den Betriebslabors ausgewählter Produktionsbetriebe…'
'Während des dritten Einsatzjahress erfolgt der Einsatz in ausgewählten Produktionsbetrieben…'
Jeder ungelernte Kollege wird bereits nach 1 1/2 Jahren in Lohngruppe III eingestuft. Die Bayerkapitalisten sparen also: Bei ca. 300 Jugendlichen spart Bayer in einem Jahr ca. 2 1/2 Millionen DM an Geldern für Hilfskräfte ein. Das könnte der Konzern nicht, würde er das ganze nicht 'Ausbildung' nennen. So aber streicht er außerdem noch von der SPD-Landesregierung Unterstützungsgelder für die 'Beschaffung von Ausbildungsplätzen' ein. Der 'Stadtanzeiger' vom 25.3.1977 berichtet: 'Um den Anteil der jugendlichen Hilfsarbeiter zu verringern, sollen Arbeitgeber 250 DM monatlich erhalten, wenn sie mit einem Jugendlichen einen Betreuungsvertrag für längstens ein Jahr abschließen.' Für die Ausbeutung von Jugendlichen vom 15.Lebensjahr an erhält Bayer bei 300 Jungarbeitern im Jahr ca. 800 DM vom Staat! Zusammen mit dem gesparten Geld für die Hilfskräfte macht das ca. 3, 3 Millionen DM! (…)
4.
'Über das Ergebnis der Einsatzschritte und über das Ergebnis der Gesamtmaßnahme erstellt die Personalabteilung auf der Basis der Äußerungen des Betriebsleiters und des Betreuers ein Zeugnis…'
Dieses Zeugnis ist für die Jugendlichen einen Dreck wert. Der Ausbildungsgang ist Bayer-intern und nirgends anerkannt. Und weiter: Die Zeugnisse werden auf der Grundlage von Personalbeurteilungsbögen hergestellt, die nach dem Prinzip ausgefeilt wurden, ob sich die Jugendlichen willenlos der kapitalistischen Arbeitsdisziplin unterordnen.
Da der Konzern mit diesen Bögen bezeichnenderweise nicht rausrückt, haben wir einen Beurteilungsbogen aus dem Siemenskonzern abgedruckt, der sich von dem bei Bayer nicht wesentlich unterscheidet.
5.
'Ergibt sich im Rahmen der persönlichen Entwicklung des Jugendlichen die Möglichkeit, ein Berufsausbildungsverhältnis einzugehen, so soll der Abschluß eines Berufsausbildungsvertrages von allen beteiligten Stellen möglichst gefördert werden…'
Das heißt auf gut deutsch: die Jugendlichen sollen kuschen und ja keinen Widerstand leisten. Aber selbst wenn ein Kollege noch so 'brav' ist, wird Bayer nur wenige ins Lehrverhältnis übernehmen. Der Konzern hat entgegen seinen offiziellen Bekanntmachungen die Lehrstellen 1976 von 3 000 auf 2 800 gekürzt. Im Betriebsratsbericht schreibt BR-Vorsitzender Weber, daß die Nichtübernahmen zunehmen werden. Das Versprechen auf eine Lehre ist ein hohles Geschwätz, mit dem die Kollegen unter Druck gesetzt werden, nach dem Motto: 'Wenn Du Dich nicht anpaßt, bekommst Du auch keine Lehrstelle!'
6.
'Die schulische Betreuung erfolgt in jeweils für diese Maßnahme einzurichtenden Jahrgangsklassen an der Bayer-Berufsschule…'
Die Gruppenstunden gab es bisher schon für Jungarbeiter, die eine Lehre machen wollen und für Lehrlinge mit schlechten Noten. Dort sollen 'demokratische' Verhaltensweisen 'eingeübt' werden. Praktisch sieht das aber so aus, daß jede Äußerung der Opposition oder des Unwillens bis hin zur politischen Haltung von den Sozialarbeitern festgehalten wird und bei den Personalunterlagen zur 'Beurteilung' landet!
7.
'Die sicherheitstechnische Unterweisung erfolgt halbjährlich durch einen Beauftragten des Betriebes in Anwesenheit eines Vertreters des Arbeitsschutzes…'
Damit wird unverhohlen zugegeben, daß die Jugendlichen in der Ausbildung in der Produktion eingesetzt werden und mit gesundheitsgefährdenden Stoffen hantieren müssen, obwohl das angeblich laut Jugendarbeitsschutzgesetz verboten ist. Um des Profits für die Bayer-Kapitalisten willen, werden die jungen Kollegen der Gefahr ausgesetzt, sich gesundheitliche Schäden zu holen, wie das ja auch jetzt schon häufig bei den erwachsenen Kollegen der Fall ist.
8.
'Das vorliegende Programm knüpft an die vorwiegend praktische Begabung dieser Jugendlichen an. Das Lernen soll weitgehend über die Methode 'Vormachen, Nachmachen, Einüben' erfolgen. …Von theoretischen Erklärungen ohne konkreten Bezug zum betrieblichen Handeln ist abzusehen…'
Das Programm folgt der 'Lernmethode': 'Vormachen, Nachmachen, Einüben!'
Das soll für die Jugendlichen 'mit vorwiegend praktischer Begabung' gut sein. Anders herum ausgedrückt heißt das: Die Jugendlichen des Kurses werden für leicht schwachsinnig gehalten und können nur praktische Tätigkeiten ausüben. Und hinter dem wissenschaftlichen Wort 'Lernmethode' steckt nichts anderes als das Vormachen von den miesesten und dreckigsten Arbeiten.
Wenn jemand einen Lehrling einen Eimer Wasser umschmeißen läßt, nachdem er es selber auch gemacht hat, ist das im Prinzip auch die 'Lernmethode': 'Vormachen, Nachmachen, Einüben'!
Brutale Ausbeutung unter dem Deckmantel des 'Ausbildungsprinzips'. Das steckt hinter dieser 'Lernmethode'!
FAZIT:
Auf schamlose Weise nutzt der Bayer-Konzern die gegenwärtige Arbeitslosigkeit aus. Jugendliche werden für ein Taschengeld in die Produktion gesteckt und haben dort Arbeiten zu verrichten, die sonst ein Arbeiter machen würde. Auf diese Weise werden die Löhne der Hilfsarbeiter gedrückt, weil ein 'Auszubildender' ja billiger ist.
Darüber hinaus werden unsere Steuergelder vom Staat den Bayer-Kapitalisten in den Rachen geschmissen. Das nennt die SPD-Landesregierung dann 'Ausbildungsplatzförderung'. In Wirklichkeit aber wird die Verschärfung der Ausbeutung, die weitere Verelendung der Arbeiterklasse gefördert.
Durch das Programm werden Jugendliche vom 15.Lebensjahr an gesundheitsgefährdende Produktionsabläufe gesetzt, was für Jugendliche in diesem Alter sehr gefährlich sein kann. Sie sollen als billige Hilfskräfte an die Stelle älterer Kollegen treten und durch die zahlenden Niedrigstlöhne mehr Profit für den Konzern erbringen."
Der zweite Abschnitt berichtet über:"
DAS 'HAUSHALTSJAHR'
DIENSTMAGD FÜR BAYER!
Im sogenannten 'Haushaltsjahr' bei Bayer werden bis zum Juni 1977 12 Mädchen beschäftigt. Diese angebliche 'Maßnahme zur Linderung der Jugendarbeitslosigkeit' wird vom Arbeitsamt finanziert als 'Ausbildung'. Sehen wir uns die Bayer-Pläne an:
Zur Arbeit im Restaurant heißt es: 'Allgemeine Vorbereitungsarbeiten, z.B. holen bzw. putzen von Porzellan, Gläsern, Silbertabletts (!), Menagen, Tischwäsche, …, Wäsche sortieren und zählen, …, Umgang mit Gästen…'
Zur Arbeit in der Restaurationsküche wird gesagt: 'Mitwirkung bei der Herstellung von Teigen, Cremes, Ei- und Halbgefrorenem, Salaten, Kuchen, …, Herstellung von Kaffee, Tee, Kakao, …, belegten Broten…'
Im Werksküchenbereich 'dürfen' die Mädchen: 'Vorbereitungsarbeiten wie Gemüse putzen, Salat putzen, Kartoffeln verlesen, Speiseausgabe (Band), bedienen der Gasgeräte, …, Reinigung des Arbeitsplatzes, …' verrichten.
'Zu Beginn eines jedes Betreuungsnachmittages Besprechung aktueller Ereignisse aus Politik, Wirtschaft, Sport sowie aus dem Arbeitsleben der Mädchen…'
'Mein Arbeitsplatz: Wer kann, wer darf mir im Betrieb etwas sagen?…'
'Sinn und Zweck der Arbeitsordnung…'
'Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Gesellschaft…'
'Wie können Streitigkeiten gelöst werden?…'
'Rechte und Pflichten im Arbeitsleben…'
'Was kann für die Gesundheit getan werden - Tabak, Alkohol, Rauschgift.' (wohlgemerkt: im Chemieriesen Bayer, wo Giftstoffe nur so konzentriert rumfliegen!)
Mit hochgeschraubten Worten wie 'Menagen' (deutsch: Platzanweisung, Bedienung) und 'mis en place' (deutsch: Beköstigung, Servieren) soll der Eindruck einer 'Ausbildung' vermittelt werden. In Wirklichkeit ist den Bayer-Kapitalisten nichts dreckig genug, was nicht noch als Ausbildung deklariert wird. Selbst das, was der 'Ausbildungsplan' vorsieht: 'Suppen, Soßen, Fleisch ansetzen', haben die Kolleginnen in der Praxis noch nicht einmal getan.
In der Werksküche putzen sie seit einem halben Jahr Gemüse und schälen Kartoffeln.
Die Mädchen sind für Bayer billigste Arbeitskräfte, sie ersetzen erwachsenes Hilfspersonal, dem Bayer vollen Lohn bezahlen müßte. Stattdessen kassiert Bayer pro 'Kursteilnehmer' vom Arbeitsamt 500 DM 'Ausbildungskosten' und die Mädchen werden vom Arbeitsamt nach Ausbildungsförderung bezahlt, die sich am Einkommen der Eltern bemißt und im Schnitt 150 DM pro Monat ausmacht! Gehen wir davon aus, daß eine Küchenhilfe bei Bayer im Schnitt 800 DM netto erhält, dann spart Bayer durch diese Mädchen 134 000 DM Lohnkosten für 9 Monate und zusätzlich 40 000 DM Sozialversicherungsbeiträge. Zusätzlich erhält der Konzern noch ca. 4 000 DM Ausbildungsplatzprämien.
Während bei Bayer die Giftstoffe nur so in der Luft liegen, wird den Mädchen von Rauschgift was erzählt!
Das ist ein unglaublicher Zynismus!
Diese 'soziale' Maßnahme der Bayer-Kapitalisten wirft ein bezeichnendes Licht auf die Lage der Frauen und Mädchen im Kapitalismus:
Zu Niedrigstlöhnen beschäftigt, als erste in der Krise entlassen, von breiten Bereichen der Berufsausbildung völlig ausgeschlossen sind sie besonders entrechtet und unterdrückt.
Die Mädchen im 'Haushaltsjahr' werden von Bayer brutal ausgebeutet! Völlig entrechtet hin- und hergeschoben zwischen Bayer und Arbeitsamt - ohne Aussicht auf eine sichere Arbeitsstelle, geschweige denn einen Ausbildungsplatz, verrichten sie die anfallenden Drecksarbeiten!"
Das dritte Kapitel schildert:"
ZWEI SEITEN EINER MEDAILLE…
Die 3 bis 3 1/2-jährige Lehre wurde auch bei Bayer abgebaut und die Ausbildung systematisch verschlechtert.
'Bei Bayer werden hochqualifizierte Facharbeiter ausgebildet. Bayer ist ein Ausbildungsmusterbetrieb. Bayer stellt unabhängig von der jeweiligen konjunkturellen Lage Jahr für Jahr mehr Auszubildende ein.' So tönen Geschäftsleitung und Betriebsrat. Gerade jetzt versuchen sie so, die Einheit von Lehrlingen und Jungarbeitern zu verhindern. Sehen wir uns die Taten der letzten Jahre an:
ELEKTROBEREICH:
- Für jede Stufe wurde ein eigener Beruf konstruiert. Nach der ersten Stufe ist man Elektroanlageninstallateur, nach der 2.Stufe
Energieanlagenelektroniker. Pro Stufe blieben in den letzten Jahren ca. 20 Kollegen auf der Strecke, wurden nicht übernommen in die nächste Ausbildungsstufe.
- Die Arbeit an Werkzeugmaschinen (drehen, hobeln, fräsen) wurde aus der Lehrwerkstatt ausgegliedert und reduziert auf bayerspezifische Einweisungen im Betrieb.
Der Grundlehrgang 'Metall' wurde um sechs Monate gekürzt. Dagegen ist die unnötige Länge der Feilarbeit geblieben, denn dies fördert ja bekanntlich die Disziplin!
- Ausbildungsgänge wie das Errichten von elektrischen Anlagen, Motorreparaturen usw. wurden auf ein Minimum reduziert.
MESS- UND REGELMECHANIKER
- 1970 wurde die Ausbildung gekürzt auf drei Jahre und geteilt in die Ausbildung zum 'Meß- und Regelschlosser' und zum 'Meß- und Regelmechaniker'.
- Bohren und Meißeln wurde auf drei Monate gekürzt. Feilen blieb in aller Länge von sechs Monaten erhalten.
- Grundkenntnisse der Schlosser- und Elektrikertätigkeit wurden eingespart, ein Berufswechsel ist dadurch weitgehend unmöglich gemacht worden.
- Die Ausbildung in der Lehrwerkstatt wurde insgesamt gekürzt. Vor 1970 war der Ausbildungsablauf: 1 Jahr Grundlagenausbildung - 1/2 Jahr Grundlagen des Elektrobereichs - 1/2 Jahr Grundlagen im pneumatischen Bereich - 4 Monate Betrieb und zum Schluß technisches Praktikum. Heute: Reduzierung der Ausbildung in der Lehrwerkstatt auf insgesamt 12 Monate - die restlichen zwei Jahre Arbeit und Ausbildung in der Produktion.
- Insgesamt soll dieser Ausbildungsberuf aufgeteilt werden in:
Maschinenzusammensetzer (nach 1 1/2 Jahren), Teilezurichter (nach 2 Jahren), Gerätezusammensetzer (ebenfalls nach 1 1/2 Jahren).
- Nach Webers Bericht vom März 1977 sollen im Sommer zwölf Lehrlinge nicht übernommen werden in ein Arbeitsverhältnis.
CHEMIEBEREICH
- Die einheitliche Ausbildung zum Chemielaboranten (3 1/2 Jahre) wurde geteilt in die Ausbildungsabschnitte 'Chemiewerker oder Chemiejungwerker' (zwei Jahre) und Chemielaborant (3 ODER 3 1/2 Jahre).
- Auch hier wurde die Zeit der Ausbildung in der Lehrwerkstatt und die Aneignung von Grundkenntnissen verwandter Bereiche eingeschränkt.
FAZIT:
Was haben die Kapitalisten nicht alles versprochen, als sie den Stufenplan mit aktiver Unterstützung der Gewerkschaftsführer einführten:
'Konzentrierung der Ausbildung, Abschaffung der ausbildungsfremden Arbeiten, Förderung der individuellen Leistungsfähigkeit, höhere Qualität der Ausbildung insgesamt.' Was aber ist herausgekommen, zum Beispiel bei der Bayer-AG?
- Der Stufenplan hat keine Qualifizierung der Ausbildung gebracht, sondern er hat gerade die qualifizierte Ausbildung verringert. Ständig wächst der Druck, die Ausbildung nach zwei Jahren abzuschließen und ist man nicht willig, so gibt es ja noch Zwischenprüfungen. Mit dem Stufenplan hat begonnen, was jetzt bei 'Lernen durch tun' angelangt ist: Abbau einer qualifizierten Berufsausbildung für die Masse der Arbeiterjugend zugunsten einer 'Anlehre' und direktem Einsatz in der Produktion.
- Der Stufenplan hat die ausbildungsfremden Arbeiten nicht abgeschafft. Dafür aber wurde die Arbeit in der Produktion gesteigert.
- Das Abschaffen von 'Leerläufen' wurde zur Ausrichtung der Ausbildung auf die bayerspezifischen Produktionsanlagen und dem Abbau qualifizierter allgemeiner Berufskenntnisse und Sachkenntnisse, die einen Arbeitsstellenwechsel ermöglichen und eine wesentliche Garantie dafür, im Kampf für einen Existenzlohn sich behaupten zu können, waren.
- Der Stufenplan hat auch keine besseren individuellen Lernbedingungen geschaffen. Im Gegenteil: Leistungsdruck, Disziplinierungsmaßnahmen und die Spaltung sind gestiegen. So wurden Kollegen mit schlechten Berufsschulnoten zu Weber (!) zitiert, wo sie in Einzelgesprächen eingeschüchtert wurden.
- Die Einführung von Beurteilungsbögen macht die Bespitzelung durch die Vorgesetzten offiziell. Wer nicht kuscht, hat schon verschissen - dieser Eindruck soll sich uns Tag für Tag einhämmern bis er in Fleisch und Blut übergegangen ist.
- Die theoretische Ausbildung sollte durch den Stufenplan ebenfalls besser werden. Doch die Einführung des Blockunterrichts hat die Trennung von Theorie und Praxis der Ausbildung bis zur Absurdität gesteigert. Die Regelung, am zweiten Berufsschultag noch arbeiten zu müssen, zeigt überdies, wie ernst den Bayer-Kapitalisten unsere theoretische Ausbildung ist.
- Ab 1977 sind alle Hauptschüler verpflichtet, in einem Jahr die Berufsschule zu besuchen. Anschließend sind sie von der Berufsschulpflicht 'entbunden' und können die ganze Woche für die Kapitalisten schuften.
Mit dieser Regelung hat die SPD-Regierung dann endlich die leidige
Geschichte, daß die Kapitalisten uns von der Ausbeutung 'freistellen' mußten für die Berufsschule, zu den Akten gelegt.
Stufenausbildung - das ist: ABBAU DER QUALIFIZIERTEN AUSBILDUNG UND DADURCH WENIGER LOHN UND WENIGER MÖGLICHKEITEN, DEN ARBEITSPLATZ WECHSELN ZU KÖNNEN!
Stufenausbildung - das ist: VERSCHÄRFTER EISTUNGSDRUCK, POLITISCHE ENTRECHTUNG UND VERTIEFUNG DER SPALTUNG!
Stufenplan - das ist: PROFITSTEIGERUNG AUF UNSERE KOSTEN!"
Gefragt wird:"
WOFÜR KÄMPFT DER KJVD?
Die Maßnahmen des Bayer-Konzerns zur verschärften Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterjugend beweisen, was Lenin als Ergebnis seiner Analyse der Entwicklung des Kapitalismus zum Monopolkapitalismus sagte:
'Der Imperialismus bedeutet Reaktion auf der ganzen Linie!' Brutal wird die elende Lage der arbeitslosen Jugend ausgenutzt, um billigste Arbeitskräfte zu beschaffen!
Die Verschlechterung der Ausbildung, die politische Entrechtung betrifft die gesamte Arbeiterjugend, ja die ganze Arbeiterklasse - es sollen die Bedingungen verschlechtert werden, unter denen wir unsere Arbeitskraft verkaufen können! Lohnraub, Arbeitslosigkeit, Verschlechterung der Ausbildung und verschärfte politische Entrechtung und Unterdrückung - diese Entwicklung ist ein gesetzmäßiges Übel des kapitalistischen Systems, in dem der Profit - die 'Investitionslust' einiger Kapitalisten - im Mittelpunkt steht!
Keine Demagogie ist zynisch und abgeschmackt genug, als daß die Kapitalisten sie nicht noch einsetzten zur Verschleierung der Tatsachen!
Die Konkurrenz zwingt die Kapitalisten, die Ausbeutung der Arbeiterklasse ständig zu steigern. Dabei sind Monopolkonzerne wie die Bayer AG aufgrund ihrer Kapitalkonzentration die Schrittmacher und Nutznießer.
Der einzige Ausweg aus dem System von Arbeitslosigkeit, Krisenwirtschaft und politischer Unterdrückung ist der Kampf für die proletarische Revolution, für ein UNABHÄNGIGES, VEREINTES UND SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!
Denn erst wenn die Arbeiterklasse die Macht in den Händen hält, wird es das Elend der Arbeitslosigkeit und der stumpfsinnigen Hilfsarbeiten und der ständig steigenden Arbeitshetze nicht mehr geben. Dann wird die Steigerung der Produktion für die Arbeiterklasse und die Arbeiterjugend nicht mehr gleichbedeutend sein mit verschärfter Ausbeutung und Unterdrückung, sondern Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen und der Ausbildung bedeuten! Denn im Sozialismus steht der Mensch im Mittelpunkt aller gemeinsamen Anstrengungen!
DAFÜR KÄMPFEN KPD UND KJVD!
AKTIONSEINHEIT!
FÜR DIE AKTIONSEINHEIT GEGEN JUGENDARBEITSLOSIGKEIT UND VERSCHLECHTERUNG DER AUSBILDUNG!
Eine Arbeiterjugend, die unfähig ist zu kämpfen, weil gespalten und zermürbt im Wettlauf um eine Arbeits- und Lehrstelle, in der Konkurrenz jeder gegen jeden, um vielleicht doch noch die 2. oder 3.Ausbildungsstufe zu erreichen…
Arbeiterjugendliche, die als billigste Hilfskräfte für die Kapitalisten in der ständigen Angst leben, bei der nächsten Krise auf die Straße zu fliegen, ohne Hoffnung, jemals eine Berufsausbildung zu erhalten…
Eine Arbeiterjugend, die sich deshalb mit jeder Entrechtung und Unterdrückung abfindet…
…DAS WOLLEN DIE BAYER-KAPITALISTEN - DAS WILL DIE KAPITALISTENKLASSE!
DOCH WO UNTERDRÜCKUNG IST, DA IST AUCH WIDERSTAND!
Zahlreiche arbeitslose Jungen und Mädchen weigerten sich, sich in die Bayer-Maßnahmen vermitteln zu lassen. Nur mit Hilfe des Kölner Arbeitsamtes kamen zwölf Kolleginnen für das 'Haushaltsjahr' zusammen!
Immer lauter wird der Protest gegen die Berufsschulregelung, die uns zwingt, am 2.Berufsschultag anschließend noch zu arbeiten!
Der massive Druck bei den Zwischenprüfungen im vergangenen Jahr hat auch Kolleginnen und Kollegen gezeigt, die bisher noch der Meinung waren, 'Ruhe und Gefügigkeit' garantierten ihre Ausbildung, daß 'Ruhe und Ordnung' der beste Dienst ist, den die Bayer-Kapitalisten sich zur Durchsetzung ihrer Maßnahmen wünschen können!
Oder waren die ca. 1 500 Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten beiden Jahren wegrationalisiert wurden, alles 'Unruhestifter' - ganz zu schweigen von den zahllosen Umsetzungen?
WAS BEWEIST SCHLAGENDER, DASS ES ZWISCHEN UNS UND DEN KAPITALISTEN KEINE GEMEINSAMEN INTERESSEN, KEINEN 'GEMEINSAMEN WEG AUS DER KRISE' GIBT?
Ein Beispiel für den Weg, den WIR einschlagen müssen, gaben die Lehrlinge des Chemiekonzerns BASF (in Ludwigshafen - vgl. S11.**.197*, S11.**.197*, d.Vf.). Im Kampf gegen drohende Nichtübernahmen sprachen sich über 1 000 Lehrlinge für aktiven Widerstand aus und demonstrierten zweimal auf dem Werksgelände!
In Köln streiken seit über vier Wochen arbeitsose Jugendliche der
'Jugendwerkstatt - Ehrenfeld', einer sogenannten 'Berufsfördermaßnahme' der Stadt, gegen einen Hungerlohn von 5 DM täglich und solch 'sinnvolle' Arbeiten wie die Reparatur des Tretautos vom Sohn des zuständigen Sozialdezernenten Körner oder die Reparatur von Schrottautos, die anschließend wieder zu Schrott gefahren wurden, um sie erneut zu 'reparieren'. Seit Einrichtung der Maßnahme wurde noch kein einziger Jugendlicher in eine Lehrstelle vermittelt!
Auch wir müssen - LEHRLINGE UND JUNGARBEITER GEMEINSAM - unseren Protest organisieren!
Der KJVD tritt ein für die Aktionseinheit aller, die gegen die Verschlechterung der Ausbildung, gegen Jugendarbeitslosigkeit und ihre Ausnutzung zur Einstellung billigster Arbeitskräfte, gegen verschärfte politische Unterdrückung und Entrechtung kämpfen wollen.
Wir fordern alle Lehrlinge und Jungarbeiter, Jungen und Mädchen, und die erwachsenen Kolleginnen und Kollegen auf: Diskutiert die folgenden Forderungen:
- EINE DREIJÄHRIGE LEHRE FÜR JEDEN JUGENDLICHEN!
- WEG MIT DEM 'LERNEN DURCH TUN'-PROGRAMM - ÜBERNAHME ALLER JUGENDLICHEN IN EIN LEHRVERHÄLTNIS!
- DIE JUGENDLICHEN OHNE HAUPTSCHULABSCHLUSS MÜSSEN DIE MÖGLICHKEIT ERHALTEN, DIESEN NACHZUHOLEN! Z.B. DURCH EINEN ZUSÄTZLICHEN SCHULTAG PRO WOCHE…
- KEIN EINSATZ IN GESUNDHEITSGEFÄHRDENDEN PRODUKTIONSBEREICHEN!
- WEG MIT DER STUFENAUSBILDUNG!
- SCHLUSS MIT ZWISCHENPRÜFUNGEN UND TEILABSCHLÜSSEN - ALLE LEHRLINGE MÜSSEN DREIJÄHRIG AUSGEBILDET WERDEN!
- GEGEN POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG UND GEGEN ALLE SPALTUNGSMANÖVER!
- ÜBERNAHME ALLER LEHRLINGE NACH DER AUSBILDUNG IN EIN ARBEITSVERHÄLTNIS!
- KAMPF DEN NICHTÜBERNAHMEPLÄNEN BEI DEN MESS- UND REGELMECHANIKERN!
- FREISTELLUNG VON DER ARBEIT ALLER JUGENDLICHEN AN ALLEN SCHULTAGEN!
- UMWANDLUNG ALLER 'BERUFSFÖRDERMASSNAHMEN' UND 'BERUFSFINDUNGSKURSE' IN DREIJÄHRIGE LERHSTELLEN!
- WEG MIT DEM 'HAUSHALTSJAHR' - LEHRSTELLEN FÜR ALLE BETROFFENEN MÄDCHEN!
- EXISTENZLOHN FÜR LEHRLINGE, HEUTE 700 DM!
- SOFORTIGE AUSZAHLUNG DES ARBEITSLOSENGELDES OHNE ALLE SPERRFRISTEN FÜR ALLE ARBEITSLOSEN JUGENDLICHEN IN HÖHE DES EXISTENZLOHNES, HEUTE 700 DM!"
Bekanntgegeben wird:"
DIE GEWERKSCHAFTSFÜHRER STEHEN AUF DER SEITE DES KAPITALS!
Glaubt man diesen 'Interessensvertretern der Arbeitnehmer', so ist mit 'mehr Hilfsprogrammen', 'gezielter Investitionslenkung' und 'Mitbestimmung' die nächste Krise schon vergessen. Ihr beständiger Tenor ist: 'Gemeinsam mit der Regierung müssen wir die Schwierigkeiten meistern.'
Was anderes als 'gezielte Investitionslenkung' war die Verwendung von mehr als 40 Milliarden Steuergeldern zur rationalisierung in den Großbetrieben denn?
'Mehr Hilfsmaßnahmen' - wir sollen wohl noch mehr Millionen aus der Arbeitslosenversicherungskasse widerstandslos den Kapitalisten zur Verfügung stellen?
Die konzentriertesten Massenentlassungen in der BRD, wo fanden sie denn statt - im 'mitbestimmten' Bergbau (IGBE-Bereich, d.Vf.)!
Kein Geringerer als Weber ('Berufsbetriebsratsvorsitzender') stellt sich in seinem Bericht an die Versammlungen im März voll und ganz hinter die Maßnahmen der Bayer-Kapitalisten zur 'Linderung der Jugendarbeitslosigkeit'! Uns will er mit Lügen wie 'das Ganze ist ja noch nicht verabschiedet' vom Kampf abhalten, während schon der zweite Schub Jugendlicher vom Arbeitsamt
vermittelt wurde!
Seit Jahren sorgen die Gewerkschaftsführer in den Tarifrunde dafür, daß die Kapitalisten auf unsere Kosten ihre Profite sanieren. Lohnraubabschlüsse werden in Gesprächen hinter verschlossenen Türen 'hart erkämpft', deren Höhe schon Monate vorher in den Sitzungen der 'Konzertierten Aktion' von Kapitalisten, Regierung und Gewerkschaftsführung beschlossen wurden!
Immer dann, wenn es den Gewerkschaftsführern nicht gelingt, uns auf Klassenversöhnung, sprich 'Sozialpartnerschaft' festzulegen, schreiten sie zur offenen politischen Unterdrückung:
Ende Februar 1977 wurde der Jugendarbeitskreis der IG-Chemie geschlossen (vgl. 28.2.1977, d.Vf.), noch während der Betriebsratswahlen 1975 (BRW - vgl. 26.5.1975, d.Vf.) wurde die gesamte Liste 2 klassenbewußter Kandidaten aus der IG Chemie ausgeschlossen (UVB, d.Vf.)!
Die Politik der Gewerkschaftsführung zeigt:
WIR MÜSSEN DEN SELBSTÄNDIGEN KAMPF AUFNEHMEN - OHNE UND GEGEN DIE
GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG!
Wir müssen die Forderung erheben:
GEGEN POLITISCHE ENTLASSUNGEN, GEWERKSCHAFTSAUSSCHLÜSSE UND BERUFSVERBOTE (BV, d.vf.)!
REDE- UND VERSAMMLUNGSFREIHEIT DER ARBEITER UND IHRER ORGANISATIONEN IM BETRIEB, AUF DER STRASSE UND IM ARBEITSAMT!
Um die Einheit von Arbeitenden und Arbeitslosen zu sabotieren, verhindern die reaktionären Gewerkschaftsführer die gewerkschaftliche Organisierung all derer, die noch nicht gearbeitet haben:
UNEINGESCHRÄNKTES RECHT ALLER ARBEITSLOSEN AUF GEWERKSCHAFTLICHE ORGANISIERUNG UND UNTERSTÜTZUNG!"
Gewarnt wird vor DKP und SDAJ:"
D'K'P/'S'DAJ - FALSCHE 'FREUNDE'!
Wenn wir den selbständigen Kampf organisieren wollen, müssen wir uns vor allem aber auch mit falschen Freunden und selbsternannten 'Verbündeten' auseinandersetzen - der D'K'P und 'S'DAJ!
Gerade in letzter Zeit versuchen sich die D'K'P/'S'DAJ als 'Vorkämpfer' gegen Jugendarbeitslosigkeit und Verschlechterung der Ausbildung zu profilieren!
Vor dem BDI-Gebäude in Köln (Bund deutscher Industrieller) streiken 'S'DAJ'ler einen Tag 'Hunger' um ein Gespräch mit Schleyer zu 'erzwingen' (vgl. 21.3.1977, d.Vf.)!
Nachdem sie den Massenentlassungen bei Felten und Guillaume (IGM-Bereich, d.Vf.) in Köln zugesehen hatten, versuchen sie jetzt eine 'Bürgerinitiative gegen Arbeitslosigkeit' auf die schon bei F+G breit propagierte Forderung der Durchsetzung des 'Rechts auf Arbeit' zu verpflichten und preisen den 'Osthandel' als Krisenallheilmittel an (vgl. März 1977, d.Vf.).
Ein Recht auf Arbeit gibt es im Kapitalismus nicht. Die Anarchie der Produktion, der Zwang billiger zu produzieren als der Konkurrent bedeutet immer: Steigerung der Arbeitshetze, Einsparung von Arbeitsplätzen und Verschlechterung der Ausbildung - verschärfte Ausbeutung!
DIE GESETZMÄSSIGEN KRISEN AUF UNSEREN RÜCKEN ABWÄLZEN, IST JA DAS MITTEL DER KAPITALISTEN, IHRE PROFITE ZU SANIEREN!
Und der 'Osthandel', was hat er den Mannesmannarbeitern (MM, IGM-Bereich, d.Vf.) in Düsseldorf Anderes gebracht als Rationalisierung und Steigerung der Arbeitshetze, damit die Kapitalisten den Röhrenauftrag der Sowjetunion (SU, d.Vf.) erfüllen konnten?
Mit der Parole nach der Durchsetzung des 'Rechts auf Arbeit' und der Einhaltung des 'Grundgesetzes' (GG, d.Vf.) streuen die D'K'P/'S'DAJ-Führer bewußte Falschmeldungen unter die Leute. 'Der kapitalistische Staat ist für die Arbeiterklasse nutzbar, dienstbar zu machen - wenn erst DKPler in den entsprechenden Gremien, im Bundestag sitzen.' Wir sollen diese 'Genossen an die Schalthebel der Macht, an die Schalthebel der Macht über uns, an denen die Kapitalisten und Gewerkschaftsführer schon sitzen, tragen.
Doch ihr marxistisches Mäntelchen kann nicht verbergen: Der kapitalistische Staatsapparat offenbart tagtäglich, wie das Arbeitsamt Manfort, das er ein Instrument der Kapitalistenklasse ist! Die 'Einheit der Gewerkschaften', die sie immer wieder beschwören - es ist die Einheit der D'K'P/'S'DAJ-Führer mit den Gewerkschaftsführern.
Es waren die Teamer der 'S'DAJ, die seit Wochen auf den Schulungen gegen die angebliche 'Untätigkeit' des Jugendarbeitskreises hetzten, bloß weil sie dort keine neuen Mitglieder gewinnen konnten!
In der 'Pille', der D'K'P-Betriebszeitung (vgl. 8.11.1976, d.Vf.) steht: 'Es ist zu begrüßen, daß Bayer auch in diesem Jahr Jungarbeiter einstellt. Aber von einer besonderen sozialen Maßnahme kann keine Rede sein….' Sie sind für die 'Lernen durch Tun-Maßnahmen'! Ihre 'Sorge' beim 'Haushaltsjahr' ist: 'Wer kontrolliert die Ausbildung?' (…)
Kein Trick ist ihnen zu billig, um über ihre wahren Absichten hinwegzutäuschen! Als 'Reaktion einer empörten Bürgerin' schreibt Edeltraut Busalt auf die 'Hungerstreikaktion' ihrer 'S'DAJ einen Leserbrief an den Kölner Stadtanzeiger (KStA, d.Vf.):
'HUNGERSTREIK
WEIT GEKOMMEN
Soweit sind wir also mit der Sozialen Marktwirtschaft gekommen: Ein Hungerstreik ist notwendig, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen auf die Schwierigkeiten, die Jugendliche haben, einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz zu bekommen (Ausg. v. 22.3.1977).
Es ist an der Zeit, daß die Öffentlichkeit verstärkt die Forderungen der Gewerkschaften nach Ausbildungsplätzen für alle Jugendlichen und Abbau der Arbeitslosigkeit aufgreift.
Edeltraut Busalt und sechs weitere Unterschriften, Leverkusen'
MIT DER D'K'P/'S'DAJ KANN ES KEINE EINHEIT, KEINE GEMEINSAMEN AKTIVITÄTEN GEGEN JUGENDARBEITSLOSIGKEIT UND DEQUALIFIZIERUNG GEBEN!
Der KJVD tritt ein für: VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT!
EINHEIT VON LEHRLINGEN UND JUNGARBEITERN, VON JUGENDLICHEN UND ERWACHSENEN, VON ARBEITENDEN UND ARBEITSLOSEN!
Nutzt die Möglichkeiten der Berufsschule, um gemeinsam - Lehrlinge und Jungarbeiter - Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit und Dequalifizierung zu beraten. Überwindet die Isolation der 'Lernen durch tun'-Teilnehmer in den Sonderklassen an der Berufsschule!
Macht den erwachsenen Kolleginnen und Kollegen die Bayer-Maßnahmen bekannt!
SOFORTIGE VERÖFFENTLICHUNG ALLER PLÄNE DER BAYER-KAPITALISTEN und der entsprechenden Absprachen mit dem Betriebsrat!!!"
Es folgen Dokumente, zunächst ein Beurteilungsbogen von Siemens (IGM-Bereich), sodann von Bayer das Ausbildungsprogramm für Jugendliche ohne Hauptschulabschluß (vgl. 19.10.1976) und der Ausbildungsplan für Mädchen im Haushaltsjahr bei Bayer (vgl. 19.10.1976), ein Auszug aus der 'Pille' der DKP bei Bayer (vgl. 8.11.1976), Auszüge aus der 'Kämpfenden Jugend' (KJ) des KJVD vom Nov. 1976 zu den Rahmenrichtlinien in NRW und aus dem Maiaufruf der KPD sowie eine Anzeige des Arbeitsamtes Darmstadt (vgl. 19.7.1976).
Q: KJVD-Zelle Bayer Leverkusen: KJVD enthüllt. Neue 'Ausbildungs'Programme - Bayers Geschäft mit der Arbeitslosigkeit, Leverkusen Apr. 1977
01.05.1978:
Der KBW Bezirk Köln / Rhein-Sieg gibt eine Bezirksausgabe (vgl. 17.4.1978, 15.5.1978) zur heutigen Nr. 18 der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ - vgl. 24.4.1978, 8.5.1978) heraus mit dem Artikel "Jugendmitgliederversammlung der IG-Chemie" bei Bayer Leverkusen.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Bezirksausgabe Köln / Rhein-Sieg Nr. 18, O. O. Frankfurt 1.5.1978, S. 17
05.11.1979:
In Frankfurt gibt die Zelle Hoechst des KBW ihre 'Kommunistische Volkszeitung für die Belegschaft der Hoechst AG' (vgl. 22.10.1979, 19.11.1979) heraus mit dem Artikel "Bayer Leverkusen: Abteilungsversammlung Jugend - 'Lernen durch Tun' über alles".
Q: Kommunistische Volkszeitung für die Belegschaft der Hoechst AG, Frankfurt 5.11.1979, S. 2
Letzte Änderung: 01.03.2023