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Politische Bewegung in Gelsenkirchen
1967-1985

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen


c) Druck

Der Druckbereich dürfte für Gelsenkirchen in MAO eher unterrepräsentiert sein. Im angegebenen Zeitraum fielen eigentlich nur die Tarifrunden der IG Druck- und Papier (DruPA) auf. Zu größeren Aktionen im Druckbereich kam es kaum. Anders als in der Eisen- Stahl- und Metallindustrie, blieb es hier verhältnismäßig ruhig. Es sind auch kaum Druck-Betriebsgruppen linker Gruppen in Gelsenkirchen bekannt. Über den angrenzenden Stadtbereich hinaus fiel eigentlich nur die „Rote Letter“ aus Recklinghausen auf, die 1970 als Druckerkollektiv der KPD/ML-ZB bekannt wurde.

Die wichtigsten politischen Ereignisse im Zeitraum 1967-1985 für den Druckbereich, über die die Datenbank MAO berichten kann, waren:

1970-1976: Bericht in der „Roten Letter“ über den Lehrlingsstreik bei Neuhaus (vgl. Mai 1970), Tagung einer Druck- und Papiertarifrunde in Gelsenkirchen (vgl. Februar 1971), Debatte über die Ratifizierung der Ostverträge in der Zeitschrift „Druck und Papier“ mit einem Leserbrief aus Gelsenkirchen (vgl. Mai 1972), Hinweise auf die Tochter von Schickedanz, Vereinigten Papierwerke in Gelsenkirchen (vgl. Februar 1976), Auswirkungen des Abschluss der Druck- und Papierlohnrunde auf das Lohngefüge bei Schickedanz (vgl. April 1976).

Auszüge aus der Datenbank MAO

Am 19.5.1970 gab das Druckerkollektiv der KPD/ML (später KPD/ML-ZB) und des KJVD die Nr. 3/1970 ihrer „Roten Letter“ heraus. In der Ausgabe wurde u. a. auch über den Lehrlingsstreik bei der Kfz-Firma Neuhaus berichtet. (1)

Zum 17.2.1971 gaben die KPD/ML-ZB und der KJVD die Nr. 13/1971 ihres „KND“ heraus. Berichtet wurde u.a. auch über die Drucktarifrunde (DruPa) und einer Tagung der DruPa in Gelsenkirchen. (2)

In der Nr. 9/1972 der „Druck und Papier“ vom 1.5.1972 wurde eine Debatte über die „Neue Linke“ fortgesetzt durch einen Leserbrief mit der Überschrift „Die Ratifizierung der Ostverträge geht vor!“ von K. Littek aus Gelsenkirchen.

Ausgeführt wurde: „Der Artikel unseres Vorsitzenden Leonhard Mahlein ‚Die sogenannten Neuen Linken’ ist, glaube ich, genügend beantwortet worden. Auf Seite 5 der Ausgabe vom 3. April hat ein Kollege in einem stark umrahmten Artikel: ‚Ideologie und Gewerkschaft’ ebenfalls auf Kollege Mahlein Bezug genommen. Dieser Kollege ‚E. St.’ hat sich an Fragen des Marxismus-Leninismus herangewagt, von denen er aber auch überhaupt nichts versteht. Bestenfalls hat er von Gegnern des Marxismus über diesen etwas gelesen, anders wäre sein Artikel nicht möglich. Soviel Mangel an Logik und anderen Schnitzern ist so einfach nicht zu beantworten, wollte man nicht Seiten füllen. Der Kollege ‚E. St.’ wird es nicht glauben, aber es gibt in unserer IG wirklich Kollegen, die inzwischen begriffen haben, dass ein Kopf, der Marx, Engels und Lenin gelesen hat, besser denken kann als die Köpfe jener Leute, die sich diese ‚Arbeit’ nicht gemacht haben und darum glauben, gerade damit oder dadurch in der Lage zu sein, sich eine ‚eigene unabhängige’ Meinung zu gewerkschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Fragen bilden zu können. - Doch Schluss damit! Vorrang hat die Ratifizierung der Ostverträge.“ (3)

Die KPD gab am 18.2.1976 ihre „Rote Fahne“ Nr. 7/1976 heraus. Berichtet wurde aus Gelsenkirchen u. a. über den Druck-Papier-Bereich, über die Schickedanz-Tochter Vereinigte Papierwerke Gelsenkirchen (ca. 350 Beschäftigte, Papier- und Pappe verarbeitende Industrie), wo u.a. ehemalige Verkäuferinnen und Friseusen u.a. in der hygienischen Abteilung Windeln und Camelia-Binden produzieren. (4)

Die am 14.4.1976 herausgegebene „Rote Fahne“ der KPD, Nr. 15/1976, enthielt auch u.a. auch einen Hinweis auf die kommende Drucktarifrunde, die sich auch auf das Lohngefüge bei Schickedanz in Gelsenkirchen niederschlagen würde. (5)



d) Chemie

Bereits 1935 gründete die Hibernia AG die Hydrierwerk Scholven AG, in deren Hydrierwerk 1936 die vermutlich erste Kohleverflüssigung im Ruhrgebiet gelang. Im Dezember 1936 gründete die Gelsenkirchener Bergwerks AG (6) die Gelsenberg Benzin AG in Gelsenkirchen-Horst, in deren Werk die Kohleverflüssigung 1939 gelang. 1938 stellte das Werk Scholven die Produktion auf Kerosin um. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass das Werk seit Mai 1940 von den Alliierten beschossen und bombardiert worden war. 1944 nahmen die Luftangriffe zu, so dass bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges beide Werke zerstört waren.

Der Neuaufbau lief schleppend voran. Durch das Petersberger Abkommen vom 22. November 1949, dass von der Alliierten Hohen Kommission und der Bundesregierung geschlossen wurde, konnte die Demontage des Werkes verhindert werden, so dass in Horst 1950 die Produktion wieder aufgenommen werden konnte. Jedoch nur auf der Grundlage von Erdöl statt Kohle. 1951 nahm auch das in der Zwischenzeit in Scholven Chemie AG umbenannte Hibernia Werk Scholven die Produktion auf und stellte die Produktion 1952 ebenfalls auf Erdöl um. Die Scholven Chemie (heute in der Nähe von Dorsten gelegen) beteiligte sich 1958 an der Rohölpipeline von Wilhelmshaven ins Ruhrgebiet (Nord-West-Ölleitung).

1959 begann im Scholven-Chemie Werk die Produktion von Polyethylen, 1962 mit Ethylen und Propylen die Petrochemie. Damit wurde eine Epoche eingeläutet, die sich mit der ab 1963 stattfindenden Olefin-Produktion fortsetzen konnte. Das Hydrierwerk in Scholven wurde 1964 stillgelegt. 1967 erwarben Scholven Chemie AG und die Gelsenberg Benzin AG jeweils 28% der Aral AG. Die Scholven Chemie übernahm ein Jahr später das Chemiewerk Ruhröl.

1969 ging die Hibernia AG im VEBA-Konzern auf. Die Scholven-Chemie AG wurde in VEBA-Chemie AG umbenannt. Die Raffinerien Scholven und Horst wurden zu einem Produktionsverbund zusammengeschlossen.

1968 erfolgte die Umbenennung der VEBA Chemie in VEBA Öl AG. Die Chemieaktivitäten wurden den benachbarten Chemischen Werken (Marl) Hüls (CHW) übertragen. Die VEBA Öl Raffinerien Scholven und Horst wurden 1983 in die Ruhr Öl eingebracht, an der die VEBA Öl AG und Petroleos de Venezuela (PdVSA) mit je 50% beteiligt waren. 1999 wurde die Veba Öl Verarbeitungsgesellschaft (VVG) gegründet, 2000 die Veba Oil Refining & Petrochemicals (VORP). Der VEBA-Konzern fusionierte mit der VIAG zur E.ON AG. Am 1. Februar 2002 erwarb die Deutsche BP AG 51% der VEBA Öl AG, in Juli übernahm sie auch die letzten 49% der E. ON AG. Die VVG wurde in BP Gelsenkirchen GmbH und die VORP in BP Refining & Petrochemicals GmbH (BP RP) umbenannt.

Die wichtigsten politischen Ereignisse im Zeitraum 1967-1985 für den Chemiebereich, über die die Datenbank MAO berichten kann, waren:

1969: Berichte der DKP über Chemiebetriebe in Gelsenkirchen (vgl. Mai 1969-November 1969).

1970: Berichte der DKP und des „KND“ über Chemiebetriebe in Gelsenkirchen (vgl. März 1970 - Juni 1970 (Scholven-Chemie, Seppelfricke), Chemie-Tarifrunde (Juni 1970), Bericht der RKJ der GIM über Marl und umliegende Chemie-Industriebetriebe (vgl. Dezember 1970).

1971: Chemietarifrunde und Tagungen der IG CPK in Gelsenkirchen (vgl. März - April 1971), Streik bei der Scholven Chemie (vgl. Juni und Juli 1971), Schlichtungsverrat bei der Chemie (vgl. Juli), Berichte über den Abschluss im Chemiebereich (vgl. August - September 1971).

1972: Zurückweisung der Spalterforderungen in der Chemietarifrunde 1972 (vgl. März 1972), Chemietarifrunde (vgl. Mai 1972), Berichte über die Chemietarifrunde (Mai - August 1972), Herausgabe der ersten Ausgaben der „Chemiestimme“ der DKP (vgl. August und September 1972).

1973: Bericht des „Roten Morgen“ über den Gewerkschaftstag der IG Chemie (vgl. Februar 1973), Bericht des „Roten Morgen“ über Gelsenberg/VEBA (vgl. Juli 1973),
Streik bei Seppelfricke, wobei das Werk fälschlich der Keramik zugeschlagen wurde (vgl. August 1973).

1974-1984: Chemietarifrunde und Veba-Chemie (vgl. Februar 1974), Bericht der „Roten Fahne“ der KPD vom Bezirk Westfalen der IG Chemie (vgl. April 1974), Herausgabe der „Chemiestimme“ der DKP (vgl. April 1975), Bericht der „Roten Fahne“ der KPD über VEBA (vgl. Juni 1975), Bericht der „Roten Fahne“ der KPD vom VEBA Kraftwerk in Gelsenkirchen (vgl. Januar 1976), Bericht der „Roten Fahne“ der KPD über den Chemiebereich in Westfalen (vgl. April 1976), Herausgabe der „Chemiestimme“ der DKP (vgl. Mai-Juni 1976), Bericht des Arbeiterbundes in der „KAZ“ über die IG Chemie Verwaltungsstelle Gelsenkirchen (vgl. Juni 1976), Herausgabe der „Chemiestimme“ der DKP (vgl. Mai - November 1977), Bericht in der „Zündkerze“ über Solidarität mit der IG Chemie (vgl. März 1984).

Auszüge aus der Datenbank MAO

Die DKP gab am 1.5.1969 die Nr.5/1969 des Regionalteils von „Unsere Zeit“ heraus.
Berichtet wurde u.a. über einen Chemiebetrieb in Gelsenkirchen. (6)

Am 11.9.1969 brachte die DKP ihre Nr. 24/1969 von „Unsere Zeit“ heraus. Berichtet wurde u.a. auch von Labors, Chemielaboranten und einem Chemiewerk in Gelsenkirchen. (7)

Zum 25.9.1969 brachte die DKP die Nr.26/1969 ihrer Zeitung „Unsere Zeit“ heraus. Berichtet wurde u.a. auch über die IG Chemie (Gelsenkirchen). (8)

Die DKP brachte am 13.11.1969 die Nr. 33/1969 von „Unsere Zeit“ als Regionalausgabe NRW heraus. Berichtet wurde u.a. auch von der Verwaltungsstelle der IG Chemie in Gelsenkirchen und aus dem angrenzenden Bereich. (9)

Zum 12.3.1970 brachte die DKP die Nr.11/1969 des Regionalteils ihrer Zeitung
„UZ“ heraus. Berichtet wurde u.a. aus dem Chemiebereich NRW. Und dem IG Chemie Bezirk Westfalen. (10)

Die DKP brachte am 11.4.1970 die Zeitung „Unsere Zeit“ Nr.15/1970 als Regionalausgabe NRW heraus. Aus dem Chemiebereich wurde u.a. berichtet vom Veba-Stickstoff Werk Oer-Erkenschwick und der Scholven-Chemie in Gelsenkirchen-Buer. (11)

Die „UZ“ der DKP Nr.18/1970 erschien am 2.5.1970. Es erschien auch ein Leserbrief aus einem Chemiebetrieb aus NRW. (12)

Die Nr.24/1970 von „Unsere Zeit“ der DKP erschien am 13.6.1970. Berichtet wurde u.a. auch von der Chemietarifrunde der CPK Westfalen, die sich auch auf die Chemiebetriebe in Gelsenkirchen auswirken würde (Gelsenkirchen-Buer). (13)

Am 20.6.1970 brachte die DKP die“ „UZ“ Nr. 25/1970 heraus. Berichtet wurde u. a. auch von Seppelfricke Gelsenkirchen (CPK-Bereich). Die Berichte der DKP und „KND“ über Seppelfricke sind, was den Keramikbereich anbelangt, mit Fragezeichen zu versehen, da es sich bei Seppelfricke um einen Metallbetrieb handelt. (14)

Der KND Nr.9/1970 der KPD/ML-ZB und des KJVD berichtete am 25.6.1970 auch über Seppelfricke Gelsenkirchen (CPK-Bereich). (15)

Die Nr. 26/1970 des Regionalteils von „Unsere Zeit“ vom 27.6. berichtete u.a. auch über den CPK Bezirk Westfalen. (16)

Zu vermuten war, dass die RKJ der GIM in ihren Gruppenbericht vom Dezember 1970 über CWH Marl Hüls und Chemiebetriebe im Großraum von Recklinghausen, auch die Veba-Chemie in Gelsenkirchen im Blickfeld hatte. Die Aussage der „näheren Umgebung“ spricht stark dafür. Allerdings ist z. Zt. nicht bekannt, ob dort die Arbeit aufgenommen wurde.

Im Bericht des „RKJ-Infos“ Nr.9/1970 von Mitte Januar 1971 wurde insgesamt ausgeführt: „Marl ist eine Industriestadt im nördlichen Ruhrgebiet. Beherrschend ist die Chemische Werke Hüls AG (CWH) mit ca. 17 000 Beschäftigten (viertgrößtes Chemieunternehmen Deutschlands). Die Chemieindustrie hat in Westdeutschland wahrscheinlich die besten Sozialleistungen für die Arbeiter. Es existieren außerdem noch 8 Zechen in Marl und der näheren Umgebung und einige Kleinbetriebe. Mittelbetriebe sind fast gar nicht vorhanden. Politisch wird die Stadt von der SPD beherrscht. Ihr Mitglied des Bundestages ist sehr volkstümlich. Die SPD ist bei jedem opportunistischen Kompromiss dabei. Die CDU spielt keine große Rolle. Die DKP ist zwar personell stark, aber nicht aktiv. In Marl soll jetzt erst eine SDAJ aufgebaut werden, aber z. Z. nur auf der Basis von Tanzveranstaltungen etc. Die KPD/ML (KPD/ML-ZB, d. Vf.) ist aktiv. Sie gibt eine Betriebszeitung bei CWH heraus und ihre üblichen Publikationen, ist aber mitgliederschwach. Die Gewerkschaften sind (bei CWH mehr, bei Bergbau weniger) mit der SPD verbunden und streben keinen Kollisionskurs an ...“ (17)

Die KPD/ML-ZB gab am 17.2.1971 ihren „KND“ Nr. 13/1971 heraus. Berichtet wurde u. a. auch über den CKP-Bereich Ruhrchemie. (18)

Im März 1971 erschien die Nr.3/1971 des „Kampf der Arbeiterjugend“ des KJVD der KPD/ML-ZB. Berichtet wurde u. a. auch über die Chemietarifrunde NRW/Gelsenkirchen. (19)

Im „KND“ Nr. 29/1971 vom 17.4. wurde u.a. auch von der Chemietarifrunde NRW berichtet und vom CPK Bereich Nordrhein-Westfalen und Klein(Chemie)Betrieben in Gelsenkirchen. Was darunter zu verstehen war, ist nicht klar. Mutmaßen könnte man, dass Seppelfricke in Gelsenkirchen gemeint war. (20)

Der „KND“ der KPD/ML-ZB berichtete in seiner Ausgabe Nr.45/1971 vom 12.6. über die laufende Tarifrunde im Chemie-Bereich in Nordrhein-Westfalen. Und rief zu Arbeitskämpfen auch für Gelsenkirchen auf. (21)

Die KPD/ML-ZB berichtete am 24.6.1971 in ihrem „KND“ Nr.50/1971 vermutlich von der Chemietarifrunde (CTR) der CPK aus Gelsenkirchen, dass das Scholven Werk in Gelsenkirchen im Rahmen der Chemie-Tarifrunde „bestreikt“ worden sein soll. (22)

Die Nr. 7/1971 der „Roten Fahne“ des KAB/ML berichte im Juli 1971 über die Chemietarifrunde (CTR) der CPK. U.a. auch von Clouth Köln, Gummi Köln-Nippes, Veba Gelsenkirchen, Hoechst, Merck, Degussa und Kalle Wiesbaden. (23)

Die KPD/ML-ZB berichtete zur Chemietarifrunde (CTR) der CPK am 5.7.1971 im „KND“ Nr. 52/1971:

„CHEMIEARBEITER ZUM SCHLICHTUNGSVERRAT.
Nachdem die SPD- und Gewerkschaftsführer in Arbeitsgemeinschaft mit den Chemiemonopolen das Lohndiktat durchgesetzt haben, versuchen sie jetzt in den Betrieben über ihre Handlanger auf den untersten Ebenen ihren Verrat zu vertuschen. So behauptete Hauenschild auf einer Mitgliederversammlung in Gelsenkirchen: ‚Uns lagen Informationen vor, dass die Streikfront in Hessen und Nordrhein vor dem Abbröckeln stand.’ Die Reaktionen der Chemiearbeiter auf den Verrat zeigen deutlich, dass der Einfluss der sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer zurückgegangen ist: Bei der Versammlung in Gelsenkirchen wurde Hauenschild von den Kollegen der Veba Chemie, die mehrere Tage gestreikt hatten. mit einem Pfeifkonzert begrüßt. Auch die Ablenkungsmanöver der IG-Chemie-Führer (‚Unsere gemeinsamen Gegner werden sich über Zwistigkeiten bei uns nur freuen’) konnten die Empörung der Kollegen nicht abblocken.“ (24)

Die KPD/ML-ZB gab am 10.7.1971 die Nr. 52/1972 ihres „KND“ heraus. Aus NRW wurde u.a. berichtet von der CTR der CPK aus Gelsenkirchen. Weiter wurde über den Chemiebereich berichtet:

„DREIEINIGKEIT ERZWINGT LOHNSTOP.
GENERALPROBE FÜR METALLTARIFRUNDE.

Die Tarifrunde der IG Chemie, Papier und Keramik ist abgeschlossen: 7,8% für 10 Monate plus 60 DM Pauschale! Das sind nach Abzug von Steuer, Sozialversicherung und 3 - 5 % Preissteigerung aufs ganze Jahr gerechnet 6,5%!! Vorher hatten die IG Chemie-Bosse groß getönt: ‚Wenn wir diesmal klein beigeben, brauchen wir die nächsten 20 Jahre nicht mehr aufzumucken.’ (Werner, Sekretär der IG-Chemie Und nun? Hat der Gewerkschaftsapparat etwa nicht klein beigegeben? Sollen die Chemiearbeiter nun etwa 20 Jahre nicht mehr aufmucken - und sollen wir Metaller im Herbst auf denselben Betrug reinfallen? Das würde den Herren so passen. Woran sollen wir gewöhnt werden? Dass wir zwar ruhig laut nach mehr Lohn rufen dürfen, dass es aber nicht mehr Lohn gibt, als die DREIEINIGKIET von STAAT, GEWERKSCHAFT und KAPITAL erlaubt: Wir sollen daran gewöhnt werden, dass wir zwar ruhig laut nach mehr Lohn rufen dürfen, dass wir aber in den nächsten 20 Jahren nicht aufzumucken brauchen, weil wir doch nicht mehr erreichen, als die DREIEINIGKIET von STAAT, GEWERKSCHAFT und KAPITAL erlaubt:, d. Vf.)

STAAT

Auf der konzertierten Aktion am 4.März forderte Schiller dazu auf, die ‚fortdauernde Verletzung der Orientierungsdaten der Bundesregierung zu stoppen’.
Am 17.5. trafen sich SPD-Parteivorstand und SPD-Gewerkschaftsrat (in dem der IG Chemie-Schlichter Hauenschild sitzt!) und Brandt verkündet: ‚Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Sozialdemokraten in führender gewerkschaftlicher Verantwortung gibt, die geneigt sein könnten uns im Stich zu lassen...’ Und auch WANNAGAT, der Präsident des Bundessozialgerichts, der den LOHNSTOP bei der Schlichtung durchsetzt, ist bei der SPD.

GEWERKSCHAFT

Zunächst tönten sie kämpferisch: ‚Neue Streiktaktik! 11&, mindestens 120 DM Die Streikkassen sind voll!’ Als aber die Kollegen sie beim Wort nahmen und mit dem Kämpfen anfingen, kam sofort ein Rückzieher: ‚Wir hatten diese Dinge nicht so vorbereitet, überraschend kam alles insofern, als es überall fast zur gleichen Zeit losging’ sagte der Darmstädter IG Chemie Geschäftsführer (vgl. S1.*.1971, d. Vf.). Der wahre Grund ist der: der Gewerkschaftsapparat steckt mit den Kapitalisten unter einer Decke, deshalb ließ er seinen ‚radikalen’ Worten keine konsequenten Taten folgen.

KAPITAL

Die Unternehmer verschickten schon im Frühjahr Briefe an ihre Kunden: vergrößert Eure Lagerbestände, denn wir Chemiebosse werden in der Lohnrunde hart bleiben und uns den Profit voll und ganz retten. Dann hielten sie wie ein Mann zusammen: sie verabredeten wechselnde Auftragsunterstützung. Kann ein Unternehmer wegen eines Streiks einen Liefervertrag nicht einhalten, drücken sie beide Augen zu. Danach brauchten sie sich nicht weiter anzustrengen, da die Zeit, Regierung und Gewerkschaften ihre Interessen durchsetzten.
Wie dies in der Strategie der Gewerkschaften Punkt für Punkt nachweisbar ist, wollen wir zeigen:

IG CHEMIE: LOHNSTOP STATT LOHNKAMPF

Die IG Chemie vereinigte die Kämpfe der Kollegen nicht zu einem mächtigen Strom. Wir haben gesehen, dass sich die Kapitalisten bis ins letzte einig waren. Über ihren Handlanger, den IG-Chemie-Gewerkschaftsapparat wurden sie noch stärker: die IG-Chemie-Bosse zersplitterten bewusst die Streiks der Arbeiter: die IG Chemie ließ keine URABSTIMMUNG durchführen dann inszenierten sie an verschiedenen Klein- und Mittelbetrieben ‚Punktstreiks’, die nur lächerliche drei bis vier Tage dauerten. Solche kleinen Stiche kratzen nicht den Profit der Kapitalisten an. Die entscheidenden Chemiekonzerne BASF, Bayer und Hoechst wurden gar nicht bestreikt. Die Bosse dieser Konzerne müssen durch Streiks angeschlagen sein, bevor die Kapitalisten zum Nachgeben gezwungen sind.

Wenn die IG-Chemie-Bosse Streiks aufeinander abstimmten, dann im Unternehmerinteresse. Dazu das folgende Beispiel: in Westfalen wurde zuerst das Werk Scholven (in Gelsenkirchen, d. Vf.) der VEBA Chemie bestreikt. Vier Tage später wird der Streik für die VEBA-Chemie Wanne-Eickel (heute Herne, d. Vf. angesetzt. Da das Werk Scholven Vorprodukte für Wanne-Eickel herstellt, konnte in Wanne-Eickel noch genau so lange gearbeitet werden, wie das Vorproduktenlager reichte: Vier Tage! Ob Streik oder nicht, in Wanne-Eickel hätte so oder so nach vier Tagen nicht mehr gearbeitet werden können. Die IG Chemie war bereit mit jedem Einzelkapitalisten einen Abschluss zu tätigen, statt die Einheit der Chemiearbeiter auszunutzen, um auch für kleinere betriebe günstigere Bedingungen rauszuholen. Das nennen sie dann ‚betriebsnahe Tarifpolitik’. So wurde bei CALTEX, wo die Bosse wegen der größeren Konkurrenz unter Raffinerien doch um ihre Profite bangen mussten, schon bald nachgegeben und ein Werksvertrag abgeschlossen.

In den GROSSBETRIEBEN wiegelten die Gewerkschaften aktiv ab, da sie schon bei der Kampfbereitschaft der kleinen Betriebe sahen: wir können eigentlich die Empörung der Kollegen nicht mehr eindämmen. Zwar redeten die Leute im Gewerkschaftsapparat von der ‚sozialpolitisch wichtigen Forderung nach 120 Mark’, schlossen dann aber wieder einen Prozentvertrag ab, bei dem die, die schon hoch bezahlt sind, noch mehr extra bekommen und die absoluten Lohnunterschiede weiter wachsen. (25)

Die Chemietarifrunde wurde nach dem Abschluss von der KPD/ML-ZB kritisch beleuchtet. Ab dem „KND“ Nr. 50/1971 erschienen weitere Artikel zum Chemiebereich. U.a. gab es Leitartikel in den Ausgaben vom 26.6. 1971 bis zum 7.7.1971. (26)

U.a. berichtete auch die Rote Betriebsgruppe (RBG) Noell-Salzgitter der OG Würzburg der KPD/ML-ZK mit einem, dem „KND“-Text aus der Nr. 52/1971 zum Abschluss in der Chemietarifrunde entlehnten Wortlaut ebenfalls von der Chemietarifrunde. Der gleichlautende Text (vgl. Nr.52/1971) findet sich auf einem Flugblatt vom 12.7.1971. (27)

Nicht uninteressant für den Chemiebereich war die Rede Willy Brandts (Bundeskanzler) vor der Evangelischen Akademie in Tutzing (vermutlich am 14.7.). Zur Rede, die als „Rede der Wahrheit“ angekündigt worden war, meinte der „KND“  Nr.54/1971 vom 17.7.und 55/1971 vom 21.7.1971

„BRANDT: ‚MEHR MITTEL FÜR EINE POLITIK FÜR DEN MENSCHEN’

Auch Kanzler Brandt hielt zur ‚Halbzeit’ der SPD-Regierung eine ‚Rede der Wahrheit’. Natürlich nicht vor den Chemiearbeitern, die in der Tarifrunde (CTR der CPK, d. Vf.) mit dem Lohndiktat der SPD-Führer geknebelt wurden, oder vor den Arbeitern der Delog-Glasfabrik, die in Gelsenkirchen für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze demonstrierten Er hielt seine ‚Rede der Wahrheit’ vor dem ‚Politischen Club der Evangelischen Akademie in Tutzing’. Die ‚Wahrheiten’, die er dort verbreitete, sind die gleichen, die Schmidt vertrat: Er sei sicher, ‚dass unser Volk bereit sein wird, den Preis zu entrichten, den eine Politik für den Menschen ... kostet ... Der Preis einer Politik für den Menschen wird ungleich höher sein, als wir es uns ... vorgestellt haben.’ dafür müssten mehr Mittel aufgebracht werden. ‚Ein einfacheres und billigeres Konzept habe ich nicht anzubieten.’ (WR 14.7.) Auch hier also nichts weiteres als die Ankündigung von Steuererhöhungen. Keine offene Ankündigung - dies soll erst nach der Metalltarifrunde (MTR der IGM, d. Vf.) kommen -, aber die Richtung ist klar.“ (28)

Am 14.7.1971 gaben KPD/ML-ZB und KJVD ihren „KND“ Nr. 53/1971 heraus. U.a. wurde von Gelsenkirchen aus dem CPK-Bereich berichtet. (29)

Der Heidelberger „Kommentar“ der KG (NRF) Mannheim berichtete am 22.7.1971 vom Chemietarifabschluss.  „Chemietarifabschluss ist Lohnstop“. U. a. auch weiter über „einen mehrtägigen Streik bei der Veba Chemie Gelsenkirchen“. (30)

Der „KND“ berichtete in seiner Ausgabe 56/1971 vom 28.7.1971 auch über den CKP-Bereich in Gelsenkirchen. (31)

Der „Parteiarbeiter“, das Funktionärsorgan der KPD/ML-ZB, berichtete in seiner Ausgabe Nr.7/1971 vom September auch über den Abschluss in der Chemietarifrunde. (32)

Die März Ausgabe 1972 des „Kampf der Arbeiterjugend“ des KJVD der KPD/ML-ZB berichtete von der Chemietarifrunde im Artikel „Spalterforderungen müssen zurückgewiesen werden“. In diesem Zusammenhang wurde auch über Gelsenkirchen berichtet. Allerdings war nicht klar, welcher Zusammenhang hergestellt werden sollte. (33)

Für die Bergbaubetriebe im Ruhrgebiet gab die Konzernzellenleitung Ruhrkohle AG (RAG) der KPD einen Sonderdruck ihrer „Kommunistischen Arbeiterpresse“ am 8.5.1972 heraus. Darin wurde neben der „Verratspolitik“ der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE), u. a. auch auf die Streiks in der Chemietarifrunde eingegangen. Vermutlich war auch Gelsenkirchen-Scholven gemeint. (34)

Die „Rote Fahne“ der KPD/ML-ZB Nr.10/1972 vom 15.5 berichtete u.a. auch von der Chemietarifrunde. (35)

Am 17.5.1972 gab die KPD ihre „Rote Fahne“ Nr. 43/1972 heraus. Berichtet wurde u.a. auch über die Chemietarifrunde und Gelsenkirchener Resolutionen (zu vermuten ist, dass der CPK-Bereich gemeint war, d. Vf.). (36)

Die Nr.44/1972 der „Roten Fahne“ der KPD erschien am 24.5. Berichtet wurde über die Chemietarifrunde und Gelsenkirchen-Scholven/Hassel und Buer. (37)

Die Chemietarifrunde begleitete auch die „Rote Fahne“ der KPD Nr.45/1972 vom 31.5. Berichtet wurde in diesem Zusammenhang auch aus Gelsenkirchen. (38)

Im August 1972 gab die DKP Gelsenkirchen vermutlich die erste Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ der DKP-Betriebsgruppe bei der VEBA-Chemie heraus. (39)

Die Nr.8/1972 des „KDAJ“ vom September 1972 beschäftigte sich neben Berichten über die RGO, der Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen, auch mit der KPD/ML-ZB Betriebsgruppe bei CWH Marl, „die sich auch mit der Ortsverwaltung der IG Chemie (CPK) Gelsenkirchen befasst“. (40)

Im September 1972 gab die DKP Betriebsgruppe VEBA-Chemie in Gelsenkirchen die Nr.2/1972 ihrer Zeitung „Chemiestimme“ heraus. (41)

Die KPD/ML-ZK gab am 24.2.1973 die Nr. 7/1973 ihres „Roten Morgen“ heraus. Berichtet wurde u.a. auch über den Gewerkschaftstag der IG Chemie. (42)

Die KPD/ML-ZK gab am 14.7.1973 ihren „Roten Morgen“ Nr.27/1973 heraus. Berichtet wurde u.a. auch aus dem CPK-Bereich, von Gelsenberg (VEBA-Gelsenkirchen, d. Vf.) berichtet. (43)

Zu Beginn der dritten Juli-Woche (vermutlich am 23.7.1973, d. Vf.) erschien die Nr.1/1973 des „Roten Hansa-Kumpel“ (Zeitung des kommunistischen Kollektivs Zeche und Kokerei Hansa) der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet zum Wiederaufbau der KPD. Neben der IGBE wurde auch über den Chemiebereich im Ruhrgebiet (Gelsenkirchen) berichtet. (44)

Im August 1973 soll es nach Angaben der „Revolutionäre Gewerkschaftsopposition“ der KPD Nr.6/7 vom September 1973 bei den Keramikwerken Seppelfricke in Gelsenkirchen „zu einem Streik für eine Teuerungszulage (TZL)“ gekommen sein. (45)

Im Februar 1974 gab für die VEBA-Chemie Gelsenkirchen die dortige DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (46)

Die Nr. 6/1974 der „Roten Fahne“ der KPD, die vermutlich am 6.2.1974 erschien, beschäftigte sich u.a. auch mit dem Bezirk Westfalen (Gelsenkirchen) der IG Chemie. (47)

Die „Rote Fahne“ der KPD Nr. 17/1974 vom 24.4. beschäftigte sich u.a. auch mit einer Reihe von Chemiebetrieben und der Chemietarifrunde. Aus NRW wurde berichtet von der Chemietarifrunde (CTR) in Niederrhein, bei Bayer, u.a. in Leverkusen, Henkel Düsseldorf, VEBA Chemie Gelsenkirchen. (48)

Im April 1975 gab die DKP Betriebsgruppe der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (49)

Der trotzkistische „Voran“ Nr.10/1975 vom Juni 1975 berichtete u.a. auch von der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen Scholven. (50)

Die Nr. 23/1975 der „Roten Fahne“ der KPD berichtete am 11.6.1975 u.a. aus dem CPK-Bereich von Bayer Leverkusen, Veba Gelsenkirchen-Scholven und der Veba Tochter Gelsenberg in Gelsenkirchen und Bottrop. (51)

Im September 1975 gab die DKP Betriebsgruppe der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ zum UZ-Pressefest heraus. (52)

Der Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD gab zum 30.11.1975 die Nr. 75/1975 ihrer „Kommunistischen Arbeiterzeitung“ (AZ) heraus. Eingegangen wurde u.a. auch auf den Chemiebereich in Westfalen und die IG Chemie. (53)

Im Dezember 1975 gab die DKP Betriebsgruppe der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (54)

Die KPD gab am 16.12.1975 ihren „Roten Fahne Pressedienst“ (RFPD) Nr.6/1975 heraus. Aus NRW wurde u.a. berichtet von den Veba Raffinerien (CPK-Bereich) in Gelsenkirchen Horst und Scholven. (55)

Die KPD gab am 21.1.1976 ihre „Rote Fahne“ Nr.3/1976 heraus. Aus Gelsenkirchen wurde u.a. berichtet vom Veba-Kraftwerk und die Betriebe im CPK-Bereich wie Veba-Chemie und Glas und Spiegel Gelsenkirchen. (56)

Die „Rote Fahne“ Nr.15/1976 der KPD vom 14.4. berichtete u.a. auch von der Chemietarifrunde in Westfalen. (57)

Bei der VEBA-Chemie Gelsenkirchen gab die DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ im Mai 1976 heraus. Anlässlich des Druckerstreiks werden die ‚Chaoten’ angegriffen. (58)

Im Juni 1976 gab bei der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen die DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (59)

Der Arbeiterbund gab am 27.6.1976 die „KAZ“ Nr. 90/1976 heraus. Berichtet wurde u.a. auch über den Chemiebereich in Westfalen und den Verwaltungsstellen der IG Chemie in Wuppertal und Gelsenkirchen. (60)

Im Mai 1977 gab bei der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen die DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (61)

Im Juni 1977 gab bei der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen die DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ für Juni/Juli heraus. (62)

Im Oktober 1977 gab bei der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen die DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (63)

Im November 1977 gab bei der VEBA-Chemie in Gelsenkirchen die DKP Betriebsgruppe eine Ausgabe ihrer „Chemiestimme“ heraus. (64)

Im März 1984 berichtete die KPD in ihrer „Zündkerze“ von der „Solidarität mit der IG Chemie“.

„SOLIDARITÄT VON DER IG CHEMIE.

Gelsenkirchen, März 1984

Mit folgendem Schreiben wendet sich der IG Chemie-Vertrauenskörper der Gelsenkirchener Flachglas AG an die Kolleginnen und Kollegen der Metallindustrie (IGM-Bereich, d. Vf.).

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Vertrauensleute der Flachglas AG, Werk und Verwaltung Gelsenkirchen, möchten Euch in Euren Auseinandersetzungen um die 35-Stundenwoche viel Erfolg wünschen und unsere volle Solidarität bekunden. Ihr wisst, dass sich die IG Chemie-Papier-Keramik in ihren Tarifauseinandersetzungen auf die Lebensarbeitszeit orientiert. Trotzdem sind wir der Meinung, dass Euer Erfolg wichtig für die Gewerkschaftsbewegung ist. Wichtig auch für unsere Tarifforderung.

Unsere Manteltarifkommission hat den Punkt Arbeitszeit aus unseren jetzt anstehenden Verhandlungen herausgenommen, solange Eure Auseinandersetzungen dauern. Wir möchten uns aber nicht vornehm zurückhalten, sondern möchten Euren Kampf auch durch praktische Solidarität unterstützen.

Wir würden es begrüßen, wenn der DGB in Gelsenkirchen die Vertrauensleute aller Betriebe, gleich welcher Branche, einlädt, um eine Unterstützung für Euren Kampf zu organisieren.

Mit solidarischen Grüßen
Vertrauensleutekörper der Flachglas AG Gelsenkirchen.“ (65)



e) Papier, Glas, Textil, Keramik

Der nachfolgende Abschnitt wird sich vor allem mit der Glasfabrik DELOG in Gelsenkirchen-Rotthausen beschäftigten. Die Glasindustrie in Gelsenkirchen erhielt 1925 durch die Gründung des Werkes der DELOG (heute Pilkington) einen wesentlichen Auftrieb. (66) Die Flachglasproduktion begann dort 1927. Neben der „Glas- und Spiegel Manufaktur AG“ in Schalke, deren Gründung 1873 auf den Firmengründer Friedrich Grillo zurückging, und die 1986 die Produktion eingestellt haben dürfte (der Abriss der Gebäude erfolgte 1987), war die DELOG führend in der Glasherstellung.

Auch die DELOG hatte eine wechselhafte Geschichte. 1970 gab es eine Umfirmierung in Flachglas AG DELOG-DETAG. Die DETAG (Deutsche Tafelglas AG) wurde 1899 gegründet. Noch im gleichen Jahr gab es eine Umfirmierung in Tafel-, Salin und Spiegelglasfabrik AG (Fürth, Bayern). Nach mehreren weiteren Umbenennungen und Übernahmen anderer Glasfabriken und Aktienmehrheiten, kam 1949 zu den drei Werken in Führt, Weiden und Witten aus dem Besitz der Sigla GmbH Wernberg eine Fabrik für Sicherheitsglas hinzu. Die ehemalige Bergwerksgesellschaft Dahlbusch (Dahlbusch Verwaltungs- AG) in Gelsenkirchen erwarb die Aktienmehrheit. An Dahlbusch seinerseits die britische Pilkington Brothers Ltd. die Majorität. 1970 Übernahme der Deutsche Libbey-Owens-Gesellschaft für maschinelle Glasherstellung AG (DELOG) in Gelsenkirchen und Umfirmierung in Flachglas AG DELOG-DETAG. Die Pilkington-Flachglas-Gruppe war nun mit über 40.000 Beschäftigten der Welt größter Glasproduzent. 2000 Umfirmierung in Pilkington Deutschland AG und Sitzverlegung nach Gelsenkirchen.

Die Schließung von Eurovia (Strumpf) in Gelsenkirchen-Resse ist in MAO nur knapp dokumentiert. Das Unternehmen gab 1976/1977 den Produktionsstandort Gelsenkirchen auf. Anlässlich drohenden „Aus“, kam es zu einigen Aktionen der Beschäftigten. Eigene Betriebsgruppen hatten ML-Gruppen, unserer Kenntnis nach, weder bei DELOG noch Eurovia. Ebenfalls gibt es nur wenige Informationen über das Unternehmen nurkostüme in Gelsenkirchen (Konkurs: 1974). Zum Bekleidungs- und Modehaus Boecker in Gelsenkirchen, in dem es zu Anfang der 1970er Jahre wohl zu einigen Aktionen der Beschäftigten kam, und das 2002 nach 67-jähriger Geschichte, seine Pforten schloss, lagen in MAO keinerlei Daten vor.

Die wichtigsten politischen Ereignisse im Zeitraum 1967-1985 für den Bereich Papier, Glas, Textil/Keramik, über die die Datenbank MAO berichten kann, waren:

1970-1977: Umfirmierung von DELOG (vgl. April 1970), Demonstrationen gegen eine mögliche Schließung von DELOG (vgl. Juli-August 1971), Informationen der DKP in ihrer Betriebszeitung „Betriebsecho“ über die Flachglas AG (vgl. Februar 1974-April 1975), Warnstreik bei der Bekleidungsfirma Henning und Eckert im Rahmen der Tarifrunde (vgl. Mai 1975), Streiks und Demonstrationen der Belegschaft von Eurovia für die Erhaltung des Standortes Gelsenkirchen (vgl. Oktober-November 1976), Berichte des „Voran“, „KAZ“ und der „Roten Fahne“ der KPD über Eurovia (vgl. November 1976-Februar 1977).

Auszüge aus der Datenbank MAO

Die DKP brachte am 12.2.1970 ihre Zeitung „Unsere Zeit“ Nr. 7/1970 als Regionalteil NRW heraus. Berichtet wurde u.a. über das Lehrlingskomitee (ULK) bei der DELOG/Gelsenkirchen berichtet. (67)

Am 25.4.1970 gab die DKP die Nr.17/1970 des Regionalteils NRW von „Unsere Zeit“ heraus. Berichtet wurde u.a. von der Deutschen Libby Owens Gesellschaft (DELOG - CPK-Bereich). (68)

Laut KPD/ML-ZB demonstrierten am 13.7.1971 in Gelsenkirchen „ca. 4 000 gegen die Schließung der DELOG/DETAG Flachglasfabrik“.

Die KPD berichtete:

„DELOG-GELSENKIRCHEN. TAUZIEHEN ZWISCHEN GRUNDBESITZ UND DELOG-BOSSEN.

Am 13.Juli demonstrierten 5 000 Glaswerker der Delog/Detag Flachglas AG und Bewohner des Stadtteils Rotthausen in Gelsenkirchen gegen die Bedrohung von 9. 000 Arbeitplätzen in Gelsenkirchen, Witten und Wesel. Delog/Detag, größter Bauglashersteller in der BRD, muss, um konkurrenzfähig zu bleiben, umfassende Rationalisierungsmaßnahmen einleiten. Seit langem bestand der Plan, die veralteten Produktionsanlagen in Gelsenkirchen-Rotthausen durch eine moderne Floatglasanlage zu ersetzen.

Inzwischen wurde der Bau einer solchen Anlage im Stadtteil Feldmark begonnen. Am 2.Juli beschloss das Verwaltungsgericht einen einstweiligen Baustop. Angeblich hätten Bürger des Stadtteils Feldmark gegen die drohende Luftverschmutzung geklagt. Inzwischen haben sich große Teile der bürgerlichen Presse des Konflikts angenommen: FAZ, FR, 'Spiegel' usw. Auch die Wochenzeitung 'UZ' der DKP schreibt über den 'Glaskrimi in Gelsenkirchen':
Die Tatsache, dass unter den Demonstranten viele Werktätige von Rotthausen waren, ist ein Beleg dafür, dass durch eine Stillegung oder Verlagerung der Delog nicht nur die Arbeiter, sondern der ganze Stadtteil Rotthausen betroffen ist. Der letzte Großbetrieb in Rotthausen, einem ehemaligen Bergarbeiterviertel, ist die Existenzgrundlage für viele Kleinhändler, Zulieferer und Zwischenhändler. Schon die Stillegung der Zeche Dahlbaum 1966/1967 traf den ganzen Stadtteil. Viele Existenzen wurden vernichtet. Heute sind die Arbeitsplätze von 600 ehemaligen Dahlbaum-Kumpeln, die jetzt bei Delog arbeiten, erneut bedroht.

DIE FORDERUNGEN DER GLASARBEITER.

Anlass der Demonstration in Gelsenkirchen war der Beschluss des Verwaltungsgerichtes Gelsenkirchen, die Baugenehmigung für eine Floatglasanlage des Konzerns Delog/Detag im Stadtteil Feldmark aufzuheben. Der Aufsichtsrat der Flachglas AG erklärte: 'Wenn in spätestens vier Wochen keine Entscheidung getroffen ist, dann sind 9 000 Arbeitsplätze in Gelsenkirchen, Witten und Wesel gefährdet... Floatglas ist 30% billiger herzustellen und außerdem qualitativ besser.' Aus Konkurrenzgründen müsse die Anlage gebaut werden - wenn nicht in Gelsenkirchen dann im Ausland, notfalls in Belgien.

Der vom Verwaltungsgericht erwirkte Baustop erfolgte zu einem Zeitpunkt, als bereits 20 Millionen DM verbaut waren - ein Schornstein von 60 m Höhe bereits in Feldmark steht. Der Neubau steht auf einem 485 000 Quadratmeter großen Gelände, das der Delog/Detag-Konzern billig von der Stadt gekauft hatte, nachdem diese das Gelände von der Ruhrkohle AG (RAG - IGBE-Bereich, d. Vf.) und Hoesch erworben hatte, den größten Bodenbesitzern in Gelsenkirchen und dem ganzen Revier.

In der Begründung des Gerichts heißt es: 'soziale Bedürfnisse' seien schutzwürdiger als 'kommunales Interesse an Industrieansiedlung'. Dieselbe Interpretation erscheint dann auch in der bürgerlichen Presse. Auch das DKP-Organ 'UZ' schließt sich in der Auslegung des Konflikts dieser Argumentation an. Ähnlich wie der 'Spiegel' konstruiert die 'UZ' das Schema 'Bürger kontra Monopole': 'Die DKP Ruhr-Westfalen solidarisiert sich mit den 4 000 Glasarbeitern der Delog/Detag AG, die um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen und mit den Bewohnern der Feldmark, die durch ihr Auftreten bewiesen, dass die Bäume der Bosse nicht in den Himmel wachsen.'

Selbstverständlich ist, dass das auch die erste Forderung der KPD ist: Erhalt der Arbeitsplätze, klar ist auch, dass wir Kommunisten alles dafür tun, der arbeitenden Bevölkerung Wohn- und Erholungsmöglichkeiten im Grünen zu erkämpfen. Was steckt aber in diesem Fall hinter dem Auftritt der Kläger? Ganz bestimmt nicht das berechtigte Interesse der Bewohner der Feldmark an staub- und giftfreien Wohngegenden, wie die bürgerliche und revisionistische Presse versucht weiszumachen. Vertreter der fünf Kläger, alle Grund- und Bodenbesitzer, ist der ehemalige Nazi-Anwalt und Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzerverbandes Dr. Rudolf Stoßberg. Hinter dem Haus- und Grundbesitzerverband von Gelsenkirchen stehen eindeutig die Interessen des größten Grundeigentümers, der Ruhrkohle AG. Allgemeine Konkurrenzmotive gegenüber dem Delog/Detag-Konzern und umfangreiche Wohnungsbauvorhaben zwingen ihn zu seinem Vorgehen.

Wie das Geschäft mit dem Mietwucher in Gelsenkirchen blüht, beweisen die Maßnahmen der Dahlbaum-Zeche in Rotthausen. Ehemalige Bergarbeiterwohnungen, die früher 70 FM Miete im Monat kosteten, werden nach der 'Renovierung' für Preise bis zu 400 DM vermietet. Das skrupellose Vorgehen der Ruhrkohle AG passt nahtlos in die bisherige Politik der Ruhrmonopole. In den letzten zehn Jahren gingen durch Zechenstillegungen und Rationalisierungen in der Stahlindustrie allein im Raum Gelsenkirchen über 40 000 Arbeitsplätze verloren. Alle diese Maßnahmen führten zur Profitsanierung der betreffenden Konzerne, insbesondere der Ruhrkohle AG, die für jede nicht geförderte Tonne Kohle 15 DM einstrich. Und schon wieder sind 20 000 Arbeitsplätze durch neue Stillegungen bedroht. Die weit verbreitete Angst der Arbeiterklasse des Ruhrgebietes vor Betriebsstillegungen und Arbeitslosigkeit wird von den Konzernen zu gewissenlosem Schacher benutzt.

Der Gerichtsbeschluss und die ohnmächtigen Proteste der Stadtverwaltung zeigen, dass wie in allen anderen Fällen auch hier bürgerliche Justiz und Verwaltung die Interessen des Großkapitals vertreten. Die Gleichgültigkeit, mit der der Delog/Detag-Konzern auf den Gerichtsbeschluss reagiert, bestätigt schon lange kursierende Gerüchte: Die getätigten Investitionen sind Fehlplanungen. Der Ausweg besteht in Stillegung und Verlagerung. Vermutungen also, dass der 'erzwungene' Baustop ein günstiger Anlass für geplante Verlagerungen nach Belgien ist, sind nicht unberechtigt. Die KPD unterstützt entschieden die Forderungen der Delog/Detag Arbeiter nach Erhalt der Arbeitsplätze. Im Gegensatz zu den gekauften 'Bürger-Klägern' setzt sie sich ein für stab- und giftfreie Luft in Wohnsiedlungen.

Die KPD fordert:

KEINE VERLAGERUNGEN ODER STILLEGUNGEN BEI DELOG/DETAG! ERHALT DER ARBEITSPLÄTZE!
BAU DER FLOATGLASANLAGE AUF JEDEN FALL IN GELSENKIRCHEN!
AUSREICHENDER GESUNDHEITSSCHUTZ AM ARBEITSPLATZ!
STRENGE SICHERHEITSVORKEHRUNGEN GEGEN UMWELTSCHÄDEN!
KAMPF DEM KOMPLOTT VON KONZERNBOSSEN UND GRUNDSTÜCKSMAKLERN AUF KOSTEN DER ARBEITERKLASSE!
KAMPF GEGEN BODENSPEKULATION UND MIETWUCHER!"

Die KPD veröffentlicht auch die folgende ARBEITERKORRESPONDENZ

„DEMONSTRATIONSBERICHT. Schon um 10 Uhr versammelten sich die Menschen vor dem Werksgelände der Delog AG. Es waren vor allem Frauen und Kinder der Arbeiter des Glaskonzerns und Bewohner des Stadtteils Rotthausen. Kurz darauf kamen die ersten Kollegen aus den Fabrikhallen - bald war der Fabrikhof gefüllt. Einige Kollegen gingen zum Pförtner und veranlassten, dass der Schlagbaum geöffnet wurde, um die Demonstranten von der Straße hereinzulassen. Überall wurden Flugblätter verteilt mit der Resolution, die später verlesen wurde. Lehrlinge und Jungarbeiter verteilten Transparente und schwarze Fahnen. Fast alle Transparente waren von der Jugendvertretung gemalt.

Nachdem alle Demonstranten im Hof versammelt waren, hielt der Betriebsratsvorsitzende Burdinski eine Eröffnungsrede. Er sagte, dass die Demonstration 'eine Mahnung sein solle' und 'gegen niemanden gerichtet sei'. 'Man solle sich ordentlich verhalten.' Dann verlas er die Resolution. Eigentlich sollte die Resolution am Ende der Demonstration auf dem Neumarkt im Stadtkern verlesen werden. Polizei und Stadtverwaltung hatten das jedoch verboten. Viele empörte Kollegen wollten erfahren, was man dagegen unternommen habe, doch Kollege Burdinski blieb die Antwort schuldig. Er schloss seine Rede mit dem Hinweis; dass man den Verkehr so wenig wie möglich stören solle - deshalb Dreierreihen. Jetzt formierte sich der Demonstrationszug. Zum ersten Mal konnte man die Transparente entziffern:

'HEUTE FACHARBEITER - MORGEN HILFSARBEITER'
'9 000 ARBEITSPLÄTZE BEDROHT'
'DELOGS TOD: ELEND UND NOT'
'WER SORGT FÜR FRAU UND KIND, WENN WIR ARBEITSLOS SIND?'

Der Zug war über einen km lang. Etwa 5 000 Menschen hatten sich angeschlossen. In der Zeit von 10 Uhr 30 bis 13 Uhr 30 ruhte die gesamte Glasproduktion bei Delog. Auch die Handwerker von anderen Firmen, die bei Delog eingesetzt waren, demonstrierten solidarisch mit uns. Ebenso beteiligten sich die ausländischen Kollegen zahlreich – hauptsächlich Spanier. Der Zug verlief insgesamt sehr ruhig. Es ging am Neumarkt vorbei, durch die Einkaufspassage und im Bogen zurück zu Delog. Sprechchöre waren nur vereinzelt zu hören. Wenn Kollegen Sprechchöre anstimmten, erschienen sofort die Ordner (unter ihnen BR-Mitglieder) und versuchten zu beschwichtigen: 'Das verstößt gegen die Abmachungen'.

Nach Abschluss der Demonstration gab es noch lange Diskussionen. Dass die Kläger, vertreten durch einen ehemaligen Nazi-Anwalt im Interesse der Feldmarker Bürger handelten, glaubte niemand der Kollegen. Die Tatsache, dass noch vor kurzem von Delog investiert wurde, gab keinem der Kollegen die Sicherheit, dass der Konzern weiter an der Produktion in Gelsenkirchen interessiert ist. Noch zu gut sind die Zechenstillegungen von 1966/1967 in Erinnerung. Auch sie erfolgten kurz nachdem noch riesige Summen investiert worden waren. Vielen Kollegen war klar: der 13.Juli ist nur der Anfang. Gegen das Komplott von Konzernbossen und Grundstücksmaklern hilft nur die geschlossene Kampffront der Arbeiter.“ (69)

Am 28.7.1971 gab die KPD/ML-ZB ihren „KND“ Nr.56/1971 heraus. Aus NRW Wurde aus dem CPK-Bereich von der DELOG Gelsenkirchen berichtet. (70)

Die KPD berichtete in ihrer „Roten Fahne” Nr.23/1971 vom 13.8.1971 von DELOG/DETAG Gelsenkirchen und über „die geplante Floatglasanlage im Stadtteil Feldmark“. (71)

Im Februar 1974 gab die DKP vermutlich in Gelsenkirchen und Gladbeck eine Ausgabe ihres „Betriebsechos' - DKP Betriebszeitung für die Flachglas-Belegschaft“ heraus. (72)

Vermutlich im April 1975 gab die DKP in Gelsenkirchen und Gladbeck ein „Extra“ ihres „Betriebsechos' - DKP Betriebszeitung für die Flachglas-Belegschaft“ heraus. (73)

Am 12.5.1975 führt die Gewerkschaft Textil und Bekleidung, die sich 1998 der IG Metall anschloss, laut „Rote Fahne“ der KPD Nr.20/1975 vom 21.5.1975 bei der Bekleidungsfirma Henning und Eckert (Herrenbekleidung) einen Warnstreik im Rahmen der Tarifrunde durch. (74)

Am 21.5.1975 berichtete die „Rote Fahne“ Nr.20/1975 der KPD auch vom Warnstreik bei der Bekleidungsfirma Henning und Eckert in Gelsenkirchen. (75)

Laut „Rote Fahne” der KPD Nr. 15/1976 vom 14.4., streikten am 7.4. “200 Beschäftigte des Gelsenkirchener Schlachthofs eine halbe Stunde lang”. (76)

Zum 25.10.1976 wurde bekannt, so die KPD in ihrer „Roten Fahne“ Nr.45/1976 vom 10.11., dass Beschäftigte bei dem schließungsbedrohten Textilbetrieb Eurovia (Tochter von Schulte und Dieckhoff) in Gelsenkirchen-Resse streikten. Laut AB, 300 von 600 Beschäftigten 35 Minuten lang. (77)

Am 5.11.1976 demonstrierten laut Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD „450 bzw. 500 vor der Westdeutschen Landesbank in Gelsenkirchen gegen die Schließung von Eurovia Textil (600 Beschäftigte) in Gelsenkirchen-Resse. (78)

Die Ausgabe Nr.45/1976 der „Roten Fahne” der KPD vom November 1976 berichtete u. a. von Gelsenkirchen und Eurovia Textil GmbH. (79)

Der AB für den Wiederaufbau der KPD gab am 14.11.1976 seine „KAZ“ Nr.100/1976 heraus. Berichtet wurde u.a. auch von Eurovia Gelsenkirchen. (80)

Der trotzkistische „Voran“ berichtete in seiner Nr. 17/1976 vom Dezember 1976 u.a. auch von Eurovia (Strumpf) in Gelsenkirchen. (81)

In der Ausgabe Nr. 5/1977 der „Roten Fahne“ der KPD vom 2.2.1977 wurde u.a. auch von Eurovia (Gelsenkirchen-Resse) berichtet. (82)

Am 20.3.1977 berichtete der AB in seiner Ausgabe 108/1977 der „KAZ“ vom 20.3. auch von DELOG/DETAG Gelsenkirchen. (83)

Im Mai 1977 berichtete das interne Organ „Lernen und Kämpfen“ des KABD, Nr. 5/1977, auch über Eurovia in Gelsenkirchen. (84)

Die „Zündkerze“ der KPD vom 7.5.1984, die bei Opel in Bochum erschien, veröffentlichte u.a. auch eine Resolution von Flachglas Gelsenkirchen (CPK-Bereich). (85)


Exkurs: Stationen der IG Chemie-Papier-Keramik

Die Ursprünge der IG Chemie-Papier-Keramik gehen auf das Jahr 1890 zurück. Im Juni dieses Jahres kommen in Hannover Vertreter der ungelernten Arbeiter aus 28 Orten des Deutschen Reiches zum Kongress aller nichtgewerblichen Arbeiter Deutschlands zusammen und gründen den Verband der Fabrik-, Land- und gewerblichen Hilfsarbeiter Deutschlands. Diese Organisation versteht sich zunächst als Berufsverband aller ungelernten Arbeiter. Schon bald - mit dem Fortschreiten der Industrialisierung und der Herausbildung spezifischer Berufsbilder in den Fabriken - wandelt sich jedoch der Charakter der Organisation. Der Verband benennt sich in „Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands“ um und steht als Verband der Industriearbeiter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der chemischen Industrie, Papier- und Baustoffindustrie sowie der Nahrungsmittelbranche offen. 1997 schloss sich die IG Chemie, Papier, Keramik mit der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder zur neuen IG Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) zusammen.


Exkurs: Stationen von DELOG-DETAG in Gelsenkirchen

1925/26: Die DELOG wird vom belgischen Solvay-Konzern gegründet. Damit begann die Glasproduktion in Gelsenkirchen-Rotthausen. Auf dem Gelände der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch erfolgte am 1. März 1926 der erste Spatenstich.

1945: Nach einem Luftangriff kam die Glasproduktion in Gelsenkirchen völlig zum Erliegen. Zuvor war das belgische Unternehmen unter die Kontrolle des Reichskommissars gestellt worden.

1950er Jahre: 1951 wurde die bis dahin größte Jahresproduktion erzielt. 15 Millionen Kubikmeter Tafelglas.

1960er Jahre: 1963 wurde ein größerer Isolierglasbetrieb für Thermopane, 1968 für beschichtete Gläser aufgebaut.

1970er Jahre: Gründung der Flachglas AG. DELOG und DETAG unterzeichnen einen Verschmelzungsvertrag. Absicht: Rückgewinnung von Marktanteilen. Bau einer Glas-Produktionsstätte in der Feldmark scheitert per Gerichtsbeschluss. Bau der Anlage in Gladbeck durch die DELOG/DETAG, langsames Aus der Glasproduktion in Rotthausen. Spezialisierung auf Spezialgläser.

1980er Jahre: Pilkington erwirbt die Mehrheit an der Flachglas AG. Ausbau der Veredelungsaktivitäten. Bau der Produktionsstätte für Brandschutzglas.

2003: Letzte große Entlassungswelle.

2005: Die Solar World übernimmt vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörde 100 Prozent der kristallinen Solaraktivitäten der Shell-Gruppe.

Sommer 2006: Übernahme der Pilkington-Gruppe durch den japanischen Glasproduzenten NSG. Die NSG beschäftigt 36.000 Mitarbeiter.

2006: Die Fertigung von Isolier- und Einscheibensicherheitsglas wurde stillgelegt. Aufbau des Rechenzentrums für die Pilkington-Gruppe.

(Quellen: WAZ, Gelsenkirchener Stadtteilausgabe, Dezember 2006, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG)

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