Ibbenbürener Steinkohlerevier

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 19.11.2016


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Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise auf dem Steinkohlebergbau im Ibbenbbürener Revier im Kreis Steinfurt vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Während einleitend für diese Darstellung die Septemberstreiks 1969 auch in Ibbenbüren durchgeführt werden (vgl. 9.9.1969), tritt umgehend die IGBE auf den Plan und vereinbart neue Tarifverhandlungen.

Aktiv auf den Zechen des Ibbenbürener Reviers war zunächst die DKP, später berichtet auch die KPD/ML wiederholt (vgl. 7.4.1973, 3.11.1973, 12.1.1974), und auch die Gruppen des KBW in Dortmund und Hamm kommentieren verfolgen die im Frühjahr 1973 drohende Stillegung (vgl. 25.3.1973), die aber im Herbst vorerst gebannt scheint (vgl. 1.10.1973), auch wenn daran offenbar umgehend wieder Zweifel wach wurden (vgl. 27.10.1973, 7.11.1973), die allerdings nur teilweise berechtigt waren, da das Bergwerk bis heute in betrieb ist.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

09.09.1969:
In Ibbenbüren streiken heute, laut IMSF, 100 Beschäftigte des Ibbenbürener Zechenkraftwerks für eine Bezahlung der Sonntagsschichten und eine Neuregelung der Arbeitsbedingungen.

Zwischen Betriebsrat und Werksleitung werden Verhandlungen nach Abschluß der Tarifrunde vereinbart, woraufhin die morgige Frühschicht die Arbeit wieder aufnimmt.
Quelle: IMSF: Die Septemberstreiks 1969, Frankfurt Nov. 1969, S. *

10.09.1969:
Die IGBE gibt eine Sonderausgabe ihrer 'Einheit' (vgl. 30.8.1969, 16.9.1969) mit zwei Seiten DIN A 4 heraus:"
3, 50 DM JE SCHICHT
TREUEPRÄMIE: 312 DM!
JETZT VIER WOCHEN MINDESTURLAUB!

Rückwirkend ab 1. September 1969 erhalten alle Arbeiter und Angestellten in den Steinkohlerevieren Ruhr, Saar, Aachen und Ibbenbüren auf ihre bisherigen Effektivlöhne 3, 50 DM je Mann und Schicht. Das sind bei 22 laufenden Schichten im Monat 77 DM mehr in den Lohn- und Gehaltstüten als bisher. Im Dezember dieses Jahres, bei 25 laufenden Schichten sogar 88 DM. Damit ist die Forderung der IG Bergbau und Energie, den 250 000 Bergarbeitern und Bergbauangestellten aller deutschen Steinkohlerevieren eine spürbare und angemessene Einkommenserhöhung zu verschaffen, erfolgreich durchgesetzt. Und zwar vier Monate vor Ablauf der zuletzt gültigen Tarifverträge, die nach dem Willen der Arbeitgeber noch bis Ende des Jahres laufen sollten.

Bereits 1966 konnte die IG Bergbau und Energie den Bergbauunternehmern das grundsätzliche Zugeständnis abringen, in absehbarer Zeit für alle Arbeiter und Angestellten des deutschen Steinkohlebergbaus eine Treueprämie zu zahlen. Diese Treueprämie sollte im Rahmen des 312 DM Gesetzes gezahlt und vermögenswirksam angelegt werden.

In der folgenden Zeit verzichteten jedoch die Bergbauunternehmer mit dem Hinweis auf die Kohlenkrise darauf, die Grundsatzvereinbarungen von 1966 zu realisieren. Sie argumentieren, man könne nicht auf der einen Seite für Entlassungen bei Stillegungen eine Prämie für Abkehrende von bis zu 5 000 DM zahlen und gleichzeitig eine Treueprämie einführen.

Inzwischen hat sich die wirtschaftliche Lage jedoch grundlegend gewandelt. Die IG Bergbau und Energie bestand deshalb bei den Tarifverhandlungen erfolgreich darauf, daß die Treueprämie zusätzlich zur Erhöhung der Löhne und Gehälter um 3, 50 DM je Mann und Schicht gezahlt wird:

Alle Arbeitnehmer, die länger als ein Jahr im deutschen Steinkohlebergbau beschäftigt sind, erhalten ab 1. Januar 1970 eine Treueprämie in Höhe von 312 DM. Die Treueprämie wird nach den Vorschriften des 2. Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer vom 1.Juli 1965 angelegt. Das bedeutet:
Für die Treueprämie brauchen keine Steuern und Sozialabgaben gezahlt zu werden. Außerdem wird sie verzinst und durch staatliche Prämien in Höhe zwischen 64, 90 DM und 97, 35 DM, je nach Familienstand, jährlich begünstigt. Mit dieser Vereinbarung hat die IG Bergbau und Energie einen wichtigen gesellschaftspolitischen Schritt getan. Er soll den Bergarbeitern und Bergbauangestellten zusätzlich über ihr laufendes Einkommen hinaus den Grundstock einer Vermögensbildung schaffen. Es geht darum, den Arbeitnehmern in Zukunft ein Vermögenspolster zu schaffen, das ihren Freiheitsspielraum vergrößert.

Alle Arbeitnehmer des deutschen Steinkohlebergbaus erhalten künftig einen Mindesturlaub von vier Wochen im Kalenderjahr.

Damit hat die IG Bergbau und Energie durch das neue Tarifabkommen einen Zustand beseitigt, der sich in den letzten Jahren immer mehr als unmöglich herausgestellt hat.

So bekommt zum Beispiel ein Jugendlicher nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JuArbSchG, d.Vf.) über Tage 24 Werktage und unter Tage 28 Werktage Mindesturlaub im Jahr. Nachdem der Jugendliche das 18.Lebensjahr erreicht hatte, und dann unter Tage ins Gedinge kam, fiel sein jährlicher Urlaub auf vierzehn Arbeitstage.

Das ist nunmehr beseitigt. Was die IG Bergbau und Energie seit langem forderte: für alle Arbeitnehmer des deutschen Steinkohlebergbaus einen Mindesturlaub von vier Wochen pro Jahr, ist jetzt verwirklicht. Im nächsten Jahr kann jeder Bergarbeiter und jeder Bergbauangestellte mindestens vier Wochen Urlaub machen. Zusätzlich gibt es ab 1.Januar 1970 das erhöhte Urlaubsgeld, das bereits beim Tarifabschluß im Juni 1968 vereinbart wurde:
Statt 180 DM wie in diesem Jahr, werden 1970 für das Urlaubsjahr 240 DM gezahlt.

Erfolg der IG Bergbau und Energie: Mehr Urlaubsgeld und ein für viele Bergleute erhöhter Mindesturlaub.

Der neue Tarifvertrag mit dem Gesamtverband des Deutschen Steinkohlebergbaus hat keine Laufzeit. Er ist zu jeder Zeit mit einer vierwöchigen Frist zum Monatsende zu kündigen."

Die Tarifparteien seien auch übereingekommen, "zum 1.Januar 1970 eine neue Lohnordnung in Kraft zu setzen".

Laut IMSF gibt die IGBE heute eine Sonderausgabe ihrer 'Einheit' heraus, in der Arendt und der Vorstand der IGBE betonen, daß die Streiks weder den Streikenden nützen noch die Verhandlungsposition der Gewerkschaften stärken würden.
Q: Einheit Sonderausgabe, Bochum 10.9.1969; IMSF: Die Septemberstreiks 1969, Frankfurt Nov. 1969, S. 217

15.11.1969:
Die IGBE gibt heute bekannt, daß außer bei der RAG in NRW "die Treueprämie für die Beschäftigten in allen Steinkohlerevieren gilt. Auch im Aachener Revier, in Ibbenbüren und im Saarbergbau werden ab 1. Januar 1970 312 DM gezahlt".
Q: Einheit Nr. 22, Bochum 15.11.1969

11.04.1970:
Die DKP bringt die Nr. 15 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 4.4.1970, 18.4.1970) und berichtet auch vom Bergbau an der Ruhr, im Aachener Revier und Ibbenbüren.
Q: Unsere Zeit Nr. 15, Essen 11.4.1970

10.05.1970:
Am 15.5.1970 berichtet die IGBE:"
TARIFKONFLIKT BEENDET! 40 DM ÜBERGANGSGELD FÜR DEN MAI!

Keine Urabstimmung. Kein Streik. Im deutschen Steinkohlebergbau stimmen die Kohlen. Im Ruhrbergbau, in Ibbenbüren und im Saarbergbau wurde vereinbart, die Einkommen der Bergarbeiter und Bergbauangestellten entscheidend zu verbessern.

In stundenlangen Verhandlungen am 9. und 10. Mai wurden die Prozente auf die 7, 75-Marke hochgeschraubt. Dazu die Erhöhung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Und eine Mai-Zuwendung von 40 DM.
Q: Einheit Nr. 11, Bochum 15.5.1970, S. 1

01.01.1971:
Die IGBE (vgl. 15.12.1970) berichtet von tariflichen Änderungen ab 1.1.1971:"
STEINKOHLE

Das tarifliche Urlaubsgeld für die Arbeiter und Angestellten an der Ruhr, im Aachener Revier, in Ibbenbüren und an der Saar wird von 240 auf 300 DM erhöht. Für die 245 000 Beschäftigten bringt diese Erhöhung um 60 DM insgesamt runde 15 Millionen DM ein."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1970, S. 4

Oktober 1971:
Die IGBE (vgl. 15.12.1971) berichtet aus dem September und Oktober über bessere "Berechnung des Urlaubsentgelts für die Arbeiter im Steinkohlenrevier von Ibbenbüren".
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1971, S. 3

01.01.1972:
Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr. 1 (vgl. 15.12.1971, 15.1.1972) heraus. Auf Seite 3 heißt es:"
ZWÖLF MONATE TARIFARBEIT: MEHR GELD - MEHR FREIZEIT

STEINKOHLE RUHR: 201 577 Beschäftigte; STEINKOHLE AACHEN: 18 764 Beschäftigte; STEINKOHLE IBBENBÜREN: 5 193 Beschäftigte; STEINKOHLE SAAR: 26 817 Beschäftigte; Neuordnung des Entlohnungswesens; 7, 3 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung; Erhöhung des Weihnachtsgeldes von 400 DM auf 500 DM; Verdopplung der Nachtschichtzulage von 2 DM auf 4 DM je Schicht."
Q: Einheit Nr. 1, Bochum 1.1.1972, S. 3

24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll.

Die IGBE dokumentiert in ihrer 'Einheit' (vgl. 1.8.1972) u.a. folgende Anträge:"
246. Ortsgruppen Horst 8/5; Ibbenbüren-Schalberg; Bottrop-Eigen; -Ost; Mark IV; Hochlarmark I; Dortmund-Derne; Dorstfeld-Unterdorf, -Oberdorf West, -Oberdorf-Süd; Dortmund-Süd-West; Versuchsgrube; Bergkamen-Mitte.

Antrag:
Der 10. Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, daß für alle Bergarbeiterinvaliden und deren Witwen die Einkommensrichtsätze für die Bedürftigkeitsprüfung bei der Bewilligung von Hausbrandkohle in gleicher Höhe wie für Angestellteninvaliden und deren Witwen vereinbart werden.

Begründung:
Der bisherige Unterschied in den Einkommensrichtsätzen der Bergarbeiter gegenüber den Bergbauangestellten ist eine Diskriminierung der Bergarbeiter und entspricht nicht den heutigen gesellschaftspolitischen Vorstellungen unserer Gewerkschaft."
Q: Einheit Nr. 15, Bochum 1.8.1972

06.03.1973:
Die IGBE (vgl. 15.4.1973) berichtet von Preussag Ibbenbüren (vgl. 20.3.1973) die Werksdirektion habe die Betriebsräte darüber informiert, "daß Maßnahmen im Rahmen der Kohleanpassung notwendig seien und Entlassungen nicht ausbleiben würden."
Q: Einheit Nr. 8, Bochum 15.4.1973, S. 5

20.03.1973:
Die IGBE (vgl. 15.4.1973) berichtet von Preussag Ibbenbüren (vgl. 6.3.1973, 25.3.1973):"
Die volle Wahrheit erfuhren die Betriebsräte erst 14 Tage später. Am 20. März, nachmittags um 16 Uhr, legten die Preußag-Vorstandsherren Körfgen und Theilen die Karten auf den Tisch."
Q: Einheit Nr. 8, Bochum 15.4.1973, S. 5

25.03.1973:
Für die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei (KFR - vgl. 6.4.1973) berichtet H. R. u.a. von der heutigen BV:"
IBBENBÜREN: KOHLENKRISE FORDERT OPFER!

Die Ibbenbürener Zeche, die zum Preussag-Konzern gehört, will bis zum Jahresende von den über 5. 000 Belegschaftsmitgliedern 1097 Kollegen entlassen. Schneller und breitwilliger als üblich versprach der Kohlebeauftragte der Bundesregierung den betroffenen Kollegen bereits Rentenanschlußzahlungen bzw. Anpassungshilfen und Abfindungen.

Offensichtlich läßt der Umfang der Entlassungen die Kapitalisten und ihre staatlichen Vertreter Kampfmaßnahmen der Kollegen befürchten. Als Grund versuchte die Konzernleitung den Kumpels auf einer Belegschaftsversammlung am 25. 3. 'die schlechte Absatzlage, bedingt durch die DM-Aufwertung und das warme Wetter' aufzutischen. Würde es sich tatsächlich so verhalten, hätten sich die Preussag-Herren damit selbst Unfähigkeit bescheinigt, da sie nicht in der Lage waren, einen Produktionsrückgang von 2, 7 auf 2, 3 Miil. Jahrestonnen infolge warmen Wetters einzukalkulieren. Die wirklichen Gründe liegen aber anders!

Die Verdrängung der Kohle durch die anderen Energieträger hat die Kohlekrise in den fünfziger Jahren im wesentlichen in Gang gebracht. Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Hinzukommt in den letzten Jahren jedoch noch das Vordringen billigerer amerikanischer und südafrikanischer Kohle. Diese Tendenz wird gerade von den Besitzern der Zechen, insbesondere den Anteilseignern der Ruhrkohle AG, den Stahlkonzernen, gefördert. Sie verschärfen die Lage des westdeutschen Steinkohlebergbaus ganz besonders, sie sind verantwortlich für das Schicksal der entlassenen Kumpels.

Im Kampf gegen sie müssen die Kumpels angemessene Sozialpläne erwirken, die ihren bisherigen Lebensstandard sichern und ihnen gute Möglichkeiten in einem neuen Beruf geben."

Die IGBE (vgl. 15.4.1973) berichtet von Preussag Ibbenbüren (vgl. 20.3.1973, 2.4.1973):"
Vier Tage später erfuhr die Belegschaft in zwei Betriebsversammlungen, was ihr bevorsteht.

Von den 4 317 Arbeitern und 675 Angestellten auf den Anlagen Ostfeld und Westfeld sowie in der Verwaltung erhalten bis zum Jahresende 670 Arbeiter und 122 Angestellte die Kündigung.

Außerdem wird man sich von rund 300 Beschäftigten der Unternehmerfirma Frölich und Klüpfel trennen.

Betriebsratsvorsitzender Heitling, selbst Mitglied des Aufsichtsrates, bekannte vor Pressevertretern: 'Mit Zahlen in diesem Ausmaß hatten wir nicht gerechnet.'"
Q: Die Rote Front Nr. 8, Dortmund/Castrop-Rauxel 1973, S. 7; Einheit Nr. 8, Bochum 15.4.1973, S. 5

02.04.1973:
Die IGBE (vgl. 15.4.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche von der Preussag Ibbenbüren (vgl. 25.3.1973):"
SOZIALPLAN HART UMKÄMPFT
BETRIEBSRÄTE UND IGBE VERHANDELTEN GEMEINSAM

Entlassungen, Teilstillegung und Einschränkungen der Förderung hat die Preußag AG für ihre Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren angekündigt. Bis zum 1. Januar 1974 soll 1 092 Beschäftigten gekündigt und die Förderung um 400 000 Tonnen auf 2, 3 Millionen Jahrestonnen reduziert werden. Werksdirektion und Konzernleitung begründeten die plötzlichen Maßnahmen mit 'negativer Ergebnisentwicklung' und 'unerwarteten zusätzlichen Belastungen'.

Obwohl alle Beteiligten von diesen Nachrichten überrascht wurden, haben Betriebsrat sowie IG Bergbau und Energie sofort Verhandlungen über einen Sozialplan aufgenommen. Es waren harte Verhandlungen. Erst nach langwierigen Auseinandersetzungen mit mehreren Unterbrechungen lag das vom Betriebsrat und der IGBE gemeinsam erkämpfte Ergebnis auf dem Tisch.

Nach dem Grundsatz, die Betroffenen in Ibbenbüren dürfen nicht schlechter gestellt sein als ihre Kollegen an der Ruhr, wurde vereinbart, daß sowohl der Rahmensozialplan der Ruhrkohle AG (RAG, d.Vf.) wie auch der gesetzliche Gesamtsozialplan Maßstab für die soziale Absicherung der Kollegen in Ibbenbüren sein sollen. Darüber hinaus wurde ein betrieblicher Härtefonds für besondere Notfälle gebildet.

Trotz dieses beachtlichen Ergebnisses, das allen entlassenen Kollegen in Ibbenbüren die soziale Absicherung garantiert, bleibt der Unmut über die eigenwillige Unternehmenspolitik."
Q: Einheit Nr. 8, Bochum 15.4.1973, S. 1

07.04.1973:
Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' Nr. 13 (vgl. 31.3.1973, 11.4.1973) heraus, in der sie berichtet von den Preußag Zechen in Ibbenbüren und Mettingen (IGBE-Bereich).
Q: Roter Morgen Nr. 13, Hamburg 7.4.1973, S. 3

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01.10.1973:
Die IGBE (vgl. 15.10.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
PREUSSAG-BERGWERK

Die drohende Gefahr einer Stillegung für die zur Preußag gehörenden Ibbenbürener Kohlenbergwerke ist zunächst gebannt. Bei einem Spitzengespräch in Bonn zwischen Bundeswirtschaftsministerium, IGBE und Preußag-Vorstand wurde vereinbart, bis zum 1.Dezember ein Konzept zur Lösung zu erarbeiten. In einer kurzfristig einberufenen Belegschaftsversammlung wurden die Bonner Gespräche ausgiebig diskutiert."
Q: Einheit Nr. 20, Bochum 15.10.1973, S. 1

25.10.1973:
Die IGBE gibt ein 'Einheit-Telegramm' (vgl. 15.10.1973, 11.11.1973) als 'IGBE-Schnellinformation für die Beschäftigten in den Kohlenrevieren Ruhr, Aachen und Ibbenbüren' heraus, in dem es u.a. heißt:"
DURCH WILDE STREIKAKTIONEN SIND ARBEITSPLÄTZE GEFÄHRDET
ADOLF SCHMIDT APPELLIERT AN ALLE SAARBERGLEUTE"

Das KPD-RK NRW (vgl. 3.11.1975) veröffentlicht den Text als Faksimile.
Q: KPD-RK NRW: Feierschichten im Bergbau!, Dortmund o.J. (Nov. 1975), S. 2

27.10.1973:
Von der Belegschaftsversammlung (BV) auf der Zeche Minister Stein in Dortmund berichtet die Branchenzelle Bergbau der Ortsaufbaugruppe (OAG) des KBW (vgl. 29.10.1973) u.a.:"
Zuerst hielt MdB Hans Urbaniak ein Referat über das Energieprogramm der Bundesregierung. Ich will darauf nicht weiter eingehen: wir haben darüber schon sehr viel geschrieben. Nur soviel: die Bundesregierung erkennt die Leistungen der Bergarbeiter an. Offensichtlich nur, solange die Anerkennung nichts kostet. Oder hatten etwa die Kumpel an der Saar etwas von dieser 'Anerkennung'?! Als nächstes soll das Ibbenbürener Revier dichtgemacht werden, während die RAG weiterbestehen soll. Ob Urbaniak das den Ibbenbürener Kumpels genauso offen erzählen würde, wie uns?

Oder handelt es sich hier um die berühmte Salamitaktik. Hier ein Scheibchen, dort ein Scheibchen, und am Ende sind alle auf der Straße! Die Frage der Sozialpläne, also unserer elementaren Existenzsicherung wurde wieder nicht angesprochen."
Q: Roter Kumpel Lange war der Bergmann still, jetzt zeigt er, daß er kämpfen will, Dortmund o.J. (1973)

03.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 43 (vgl. 27.10.1973, 10.11.1973) heraus und berichtet von der Preußag Ibbenbüren über den Nordschacht Mettingen.
Q: Roter Morgen Nr. 43, Dortmund 3.11.1973, S. 4

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07.11.1973:
Der KBW gibt die Nr. 6 seiner 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ - 24.10.1973, 22.11.1973) heraus. Gefragt wird: "Wird Ibbenbüren stillgelegt?".
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 6, Mannheim 7.11.1973, S. 7

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07.11.1973:
Die OAG Hamm des KBW verkauft von der heutigen 'KVZ' Nr. 6 bei der Zeche Radbod 37 Exemplare. dazu heißt es in einer Anmerkung:"
Dadurch, daß in der Nr. 6 einige Artikel über den Bergbau standen, konnten wir den Verkauf dort erheblich steigern."

Gleichzeitig wird jedoch kritisiert:"
ZU DEN ARTIKELN AUS DEM BERGBAU:

Die drei Artikel '50 000 auf die Straße setzen', 'Zeche Minister Stein' und 'Wird Ibbenbüren stillgelegt?' haben alle eins gemeinsam: sie bieten dem Kumpel nichts Neues, denn die Informationen hat er auch aus den bürgerlichen Blättern bekommen. Es werden in allen drei Artikeln keine Aussagen darüber gemacht, welche Politik der KBW zu den Stillegungen betreibt."
Q: KBW-OAG Hamm: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 4-6, Hamm 13.11.1973

Dezember 1973:
Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 3.1.1974) berichtet von der BETR:"
TARIFRUNDE VORBEREITEN

Im Laufe des Monats Dezember stimmte der Gesamtverband der Bergbauunternehmen dem Vorschlag der IGBE zu, die Tarifverhandlungen vorzuziehen. Er forderte gleichzeitig seine Mitglieder, RAG - Saarbergbau - Ibbenbüren auf, den Vorschlag aufzunehmen. Damit ist der Weg frei für neue Tarifverhandlungen.

Und daß diese Tarifverhandlungen tatsächlich ein Erfolg werden, müßten wir in den einzelnen Ortsteilgruppen, im nächsten Monat über Forderungen für die nächste Tarifrunde diskutieren und diese aufstellen. Ortsteilgruppen sind nicht nur dafür da, daß man sich einen Referenten anhört, etwas darüber diskutiert und dann nach Hause geht, sondern man kann und man muß hier Forderungen aufstellen, die der Tarifkommission als Richtschnur dienen, an die sie sich zu halten hat. Man muß auch die Forderung nach einer Urabstimmung aufstellen; denn es ist gar nicht so sicher, daß die Tarifkommission unsere Forderungen berücksichtigt, wie dies in den letzten Jahren immer wieder geschah."
Q: Roter Kumpel: 1974 - Immer tiefer in die Krise, Dortmund o.J. (1974), S. 2

03.12.1973:
Die IGBE (vgl. 15.12.1973) dokumentiert vermutlich aus dieser Woche von ihrem Hauptvorstand (HV):"
BRIEF DES IGBE-VORSTANDES AN DEN GESAMTVERBAND DES BERGBAUS
LAUFZEIT BIS MAI VERKÜRZEN
NEUE LOHN- UND GEHALTSTARIFE AB MAI 1974 ANGESTREBT

Die Laufzeit der zur Zeit gültigen Lohn- und Gehaltstarife in den Steinkohlenrevieren Ruhr, Saar, Aachen und Ibbenbüren soll verkürzt werden. Um drei Monate! Zum 30. April 1974! Das hat der IGBE-Vorstand in einem Schreiben an den Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus (GVS) vorgeschlagen.

Damit hat die IG Bergbau und Energie die Konsequenz aus der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung gezogen. Jetzt haben die Bergbauunternehmer das Wort. Sie müssen erklären, ob sie mit dieser Fristverkürzung einverstanden sind.

Die tarifpolitische Lage im Steinkohlenbergbau ist die:
- Erst vor vier Monaten - zum 1.August 1973 - hat die IGBE neue Lohn- und Gehaltstarife abgeschlossen: 9, 6 Prozent Erhöhung, 105 DM Ausgleichszahlung für den Monat Juli, 175 DM mehr Weihnachtsgeld und Neuregelung des Urlaubs.

- Die Laufzeit dieser Verträge wurde für 12 Monate vereinbart, so daß frühestens zum 1.August 1974 neue Lohn- und Gehaltstarifverträge hätten ausgehandelt werden können.

Die internationale Entwicklung auf dem Preis- und Energiesektor macht jedoch schon jetzt deutlich, daß die Bergarbeiter und Bergbauangestellten nicht bis August 1974 auf die nächsten Tarifverbesserungen warten können. Deshalb soll früher verhandelt werden. Eine durchaus vertretbare Forderung, denn sie trägt den wirtschaftlichen Veränderungen auf den internationalen und nationalen Märkten sowie den sozialen Notwendigkeiten Rechnung."

Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 12.12.1973) berichtet:"
VORGEZOGENE TARIFVERHANDLUNGEN

Seit einigen Wochen fordert die IBGE vorgezogene Tarifverhandlungen für Mai nächsten Jahres. Damit geht sie endlich auf die Forderung vieler Kumpel nach kürzeren Laufzeiten für die Tarifverträge ein.

In ihrem Flugblatt 'Einheit-Telegramm' führt sie aus, daß die IGBE erst im August neue Verträge mit einer Laufzeit von 12 Monaten habe, daß aber die neuen Entwicklungen auf dem Preis- und Energiesektor uns Kumpeln das Warten bis August 1974 unmöglich machen würde. Einmal, weil die Preise gestiegen sind. Zum anderen erforderte die neue Lage auf dem Energiesektor, daß die Arbeitsplätze im Bergbau attraktiver würden, damit genügend Bergleute bei dem neuen Aufschwung zur Verfügung stehen.

Die Führung der IGBE folgt damit viel zu spät den Forderungen der Saarbergleute, deren Sreik Schmidt selbst gebrochen hat. Sie folgt endlich den Forderungen der V-Leute von Hardenberg und anderen. Sie erfüllt eine lange bewußt vernachlässigte Pflicht. Anstatt als Gewerkschaft im Kampf der Bergleute um höhere Löhne voranzugehen, trottet sie hinterher.

Das zweite Argument, den Bergbau attraktiver zu machen, ist einfach ein äußerst übles Argument. Denn damit spielt die Gewerkschaft Lohnbüro und Werber für die RAG. Und das auf Grund einer Vermutung; denn daß es mit dem Bergbau aufwärts geht, ist noch keineswegs sicher. Die Attraktivität des Bergbaus soll die IGBE ruhig den Ruhrkohle-Kapitalisten überlassen, ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß die Arbeitsplätze im Bergbau gesichert werden, und die Löhne so erhöht werden, daß wir es nicht mehr nötig haben, Überschichten auf Deubel komm raus zu fahren.

Wie müssen wir uns auf Mai vorbereiten?

Eine der wichtigsten Sachen ist dabei, die Diskussion in den einzelnen Gewerkschaftsgruppen zu führen und die Gewerkschaftsausschüsse mal etwas zu aktivieren. Und die Forderung, die wir stellen werden, muß gut überlegt sein. Der Rote Kumpel wird die Forderung, die uns bekannt werden, veröffentlichen und kommentieren und so die Diskussion um die richtige Forderung unterstützen.

Wir meinen, daß es bei der Forderung auf zwei Dinge ankommt:

ERSTENS müssen wir die unteren drei Lohngruppen wegfallen. Denn von dem Lohn der Lohngruppen 1 bis 3 kann man einfach nicht vernünftig leben.

ZWEITENS muß die Höhe der Forderung festgelegt werden. Grundsätzlich muß es EINE FORDERUNG IN MARK UND PFENNIG sein und keine Prozentforderung. Denn ein Brot kostet für die unterste Lohngruppe soviel mehr wie für die Lohngruppe 11. Und unser Kampf wird durch Prozentforderungen gespalten.

Denn für einen in der oberen Lohngruppe lohnt sich z.B. ein Tarifabschluß schon bei 5%, während man in einer unteren Lohngruppe erst bei 10 oder 15% überhaupt was von der Lohnerhöhung merkt.

Die Kumpel an der Saar haben auch erkannt, daß Prozentforderungen die Kampffront spalten und haben Forderungen in Mark und Pfennig für alle aufgestellt.

Die Höhe der Forderung muß so bemessen sein, DAß UNTERM STRICH EINE ERHÖHUNG bei rauskommt, also auch dann, wenn man die Preissteigerungen einrechnet. Das heißt, daß die Forderung über die Preissteigerung bei Lebensmitteln usw. ganz bestimmt hinausgehen muß.

Die beschissene Lage beim Bergbau darf nicht wie bei der letzten Tarifrunde ein Argument gegen ausreichende Lohnerhöhungen sein.

Unserer Meinung nach wäre eine Forderung von 12, - DM pro Schicht angemessen. Damit wäre die Preissteigerung nicht nur gerade ausgeglichen, sondern es bleibt auch unterm Strich moch eine angemessene Erhöhung über."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1973, S. 1; Roter Kumpel Vorgezogene Tarifverhandlungen, Dortmund o.J. (1973), S. 1 und 4

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12.01.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 2 (vgl. 5.1.1974, 19.1.1974) heraus. Berichtet wird aus dem Kreis Steinfurt aus Metelen über Arbeitslose, Bauern und die Seidenspinnerei (GTB-Bereich - vgl. 31.12.1973), aber auch über die Zeche Ibbenbüren (IGBE-Bereich).
Q: Roter Morgen Nr. 2, Dortmund 12.1.1974, S. 4

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14.04.1975:
Der Spartacusbund (SpB) gibt sein 'Spartacus' Nr. 15 (vgl. März 1975, 1.5.1975) heraus. Berichtet wird von der IGBE, die noch auf 6 Zechen im Saarland sowie in NRW auf 35 Zechen im Ruhrgebiet, 4 in Aachen und 2 in Ibbenbüren tätig sei.
Q: Spartacus Nr. 15, Essen 14.4.1975

04.02.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr. 5 (vgl. 28.1.1976, 11.2.1976) heraus und berichtet aus Ibbenbüren vom Ostfeld (3 500 Besch.) und dem Westfeld (1 150 Besch.).
Q: Rote Fahne Nr. 5, Köln 4.2.1976, S. 5

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27.04.1977:
Die SAG gibt ihre 'Sozialistische Arbeiterzeitung' Nr. 22 (vgl. 13.4.1977, 1.5.1977) heraus und berichtet vom Bergbau (4 600 Besch.) in Ibbenbüren.
Q: Sozialistische Arbeiterzeitung Nr. 22, Frankfurt 27.4.1977

Letzte Änderung: 04.11.2019