Münster: 'Roter Metall Arbeiter'
Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger, Winkhaus der KPD/ML (1970-1971)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 2.5.2020

Es können hier nur wenige Ausgaben des 'Roten Metall Arbeiters' der KPD/ML-ZB vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Oktober 1970:
In Münster erscheint, vermutlich erstmals, der 'Rote Metall Arbeiter' - Betriebszeitung der KPD/ML-ZB für die Metallbetriebe in Münster, die auch einen Jugendteil des KJVD enthält, der u.a. über eine Betriebsgruppe Hamel / Winkhaus verfügt.
Quellen: Der junge Bolschewik Nr. 5/6, Bochum 15.12.1970; Der Parteiarbeiter Nr. 1, Bochum Jan. 1971

Dezember 1970:
Die KPD/ML-ZB Ortsgruppe Münster gibt vermutlich Ende Dezember oder im Januar eines der ersten Flugblätter für den Metallbetrieb Hamel (vgl. März 1971) heraus. Aufgerufen wird dazu, den Kampf "gegen Lohnraub und Lohndiktat aufzunehmen".
Q: KPD/ML-ZB-OG Münster: *******, Münster o. J. (1970/1971)

März 1971:
Die Nr. 4 des 'Roten Metall Arbeiters' - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus Münster der KPD/ML-ZB erscheint vermutlich im März (vgl. Dez. 1970, 12.4.1971). In dieser, uns leider bisher nicht vorliegenden Ausgabe wird u.a. auf die Leistungsbewertung für Zeitlöhner (vgl. 7.9.1970) eingegangen sowie auf die Auseinandersetzungen in der SPD.
Q: Roter Metall Arbeiter Nr. 6 und 7, Münster o. J. (1971), S. 3 bzw. S. 9

12.04.1971:
Die Nr. 5 des 'Roten Metall Arbeiters' - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus Münster der KPD/ML-ZB (vgl. März 1971, 30.4.1971) erscheint vermutlich in dieser Woche mit einer Einladung der KPD/ML-ZB an DGB und IGM Münster zur Maidemonstration.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 30, Bochum 21.4.1971, S. 4; Roter Metall Arbeiter Nr. 7, Münster o. J. (1971), S. 8

30.04.1971:
Die Nr. 6 des 'Roten Metall Arbeiters' - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus Münster der KPD/ML-ZB (vgl. 12.4.1971, 10.5.1971) erscheint mit 12 Seiten DIN A 5 unter Verantwortung von M. Schulte, Bochum:"
HERAUS ZUM ROTEN 1. Mai
DEMONSTRATION DER KPD/ML IN DORTMUND
Abfahrt des Busses in Münster: 7 Uhr 45, Gummi-Bhf.

DAS 7% LOHNDIKTAT WIRD DURCHGESETZT
1. MAI 1971: KAMPF DEM LOHNDIKTAT!

In den letzten Wochen haben es vor allem die Kollegen von Hamel erfahren müssen: Sehen die Unternehmer ihre Profite in Gefahr, werden wir Arbeiter noch mehr getreten - Kürzung der Akkordzeiten, Verschärfung von Antreiberei und Arbeitshetze.

Bei Winkhaus wurden ältere und sog. 'überflüssige' Kollegen entlassen. Neue Lohnsysteme sollen die Kollegen noch intensiver ausquetschen.

BERGBAU: DER NEUESTE VERRAT!

Die Krisenangriffe im Betrieb sind den Kapitalisten aber nicht genug: Schiller hat sein Lohndiktat im Auftrag der Kapitalistenklasse nun auch im Bergbau (BETR - vgl. 20.4.1971, d.Vf.) durchgesetzt. Wie vorher beim Öffentlichen Dienst (ÖD, d.Vf.) und in der Bauindustrie (BSE-Bereich, d.Vf.). 7, 3% - das ist der neueste Verrat. Das angesichts der steigenden Preise! Nun soll uns auch noch das Recht genommen werden, uns gegen Preiswucher und Lohndiktat mit Lohnkämpfen und Streiks zu wehren. Schiller drohte offen 'Maßnahmen' an: Streiks zur Erzwingung von Lohnerhöhungen, die über die amtlichen 'Leitlinien' hinausgehen, sollen für gesetzwidrig erklärt werden. Durch Zwangsschlichtung soll das Lohndiktat durchgesetzt werden. Die Kapitalistenklasse insgesamt will also auf dem Rücken der ganzen Arbeiterklasse ihre Profite heil durch die Krise bringen, sie womöglich noch vergößern.

Dafür setzt sie ihre ganze Staatsmacht gegen die Arbeiterklasse in Bewegung. Dieser Schlag gegen alle Arbeiter gemeinsam wird im Auftrag der Monopole von der SPD-Regierung geführt. Die kann das zur Zeit am besten machen, da sie durch die rechten Gewerkschaftsführer und ihr ganzes soziales Gerede noch viele Kollegen von uns täuschen und vom Kampf abhalten kann.

Die rechten Gewerkschaftsführer entlarven sich aber von Tag zu Tag mehr als Handlanger bei dieser arbeiterfeindlichen Politik…

Mit dem neuen Leistungsbewertungssystem für Zeitlöhner (siehe Roter Metallarbeiter Nr. 4 (vgl. März 1971, d.Vf.)) haben sie den Kapitalisten ein Mittel in die Hand gegeben, die 11% Lohnerhöhung vom Herbst durch größere Arbeitshetze wieder aus uns rauszuschlagen. Jetzt setzen sie auf breiter Front Schillers Lohndiktat durch!!

Die KPD/ML hat immer betont: Wir können egeint und organisiert die übelsten Auswirkungen der Krise auf unsere Lage bekämpfen! Doch immer wieder wird die Kapitalistenklasse versuchen, uns mit Lohnraub, Entlassungen und Verschärfung der Arbeitshetze zu drohen und ihre Staatsmacht gegen uns einzusetzen. Darum können wir konsequent unsere Lage nur verändern, wenn wir die kapitalistische Staatsmacht zerschlagen und einen Staat der Arbeiter und Bauern aufbauen.

Auch reicht es nicht, wenn wir über die Angriffe im Betrieb von Kollege zu Kollege unsere Meinung sagen. Damit allein ändern wir die Situation nicht.

Ihr wißt: Die KPD/ML und ihre Betriebsgruppen bei Hamel, Jäger und Winkhaus sind noch jung. Darum:

STÄRKT DIE KPD/ML!
ORGANISIERT EUCH IN DEN BETRIEBSGRUPPEN HAMEL, JÄGER, WINKHAUS DER KPD/ML!

Demonstrieren wir am 1. Mai in Dortmund für die gemeinsamen Interessen aller Arbeiter - gegen Lohnraub und Lohndiktat!!"

Der zweite Artikel berichtet über:"
WUCHEREI BEI 'SOZIAL'-MIETEN!

Viele Kolleginnen und Kollegen mußten es am eigenen Leib erfahren: Vor drei Wochen kündigten verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften in Münster eine drastische Erhöhung der Mieten an! Mietsteigerungen für 'Sozial'- Wohnungen.

WAS STECKT DAHINTER?

Erstens: War für die Gesellschaften die Fünf-Jahresfrist abgelaufen, wo sie sich an einen festgelegten Niedrigwert für 'Sozial'-Mieten halten müssen. Das sind Wohnungen, die aus unseren Steuergeldern finanziert werden.

Zweitens: Haben die Regierungen fast aller Länder Westdeutschlands (außer Bremen) die Mietsobergrenzen im 'sozialen' Wohnungsbau kräftig heraufgetrieben. Bei einer 80 qm Wohnung ergeben sich dadurch 'Sozial'mieten von 216-368 DM im Monat.

SPD-FÜHRER: DIE ÜBELSTEN LOHNRÄUBER!

In NRW wurde die Obergrenze um 30 Pfg. auf 3, 50 DM/qm heraufgeschraubt!

Das sind also die 'inneren Reformen', die uns die Regierung Kühn vor den Wahlen versprochen hat!

Nicht nur, daß uns der SPD-'Sozial'minister Figgen in der letzten Lohnrunde (MTR, d. Vf.) unsere 15% Forderung auf 11% heruntergeschlichtet hat, auch bei den Preisen - vorher bei Milch, Post und Bahn, jetzt bei den Mieten - betätigen sich die rechten SPD-Führer als die übelsten Lohnräuber im Dienste des Kapitals.

WIE STEHT ES MIT DER CDU/CSU?

Doch wie steht es mit der CDU, die sich jetzt als der Anwalt des kleinen Mannes aufspielen will, um aus der arbeiterfeindlichen Politik der SPD-Führer Kapital zu schlagen? Wie steht es mit den 'Sozial'-Mieten in den CDU/CSU-regierten Ländern?

In Bayern wurde die Obergrenze um 60-80 Pfg. erhöht! In Rheinland-Pfalz um 45 Pfg., im Saarland um 70-90 Pfg., in Schleswig-Holstein um 50-80 Pfg. Das sind also die Taten der CDU.

LASSEN WIR UNS VON DER DEMAGOGIE DER CDU-FÜHRER NICHT VERWIRREN!

Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen bei Hamel wie in den anderen Betrieben waren mit Recht sehr entrüstet über den neuen Mietwucher!! Aber was bringt es ein, wenn wir eine Woche lang meckern und uns dann in unser Schicksal fügen?? Nicht meckern und resignieren - sondern kämpfen. - Mit der KPD/ML, die konsequent die Interessen der Arbeiter und Werktätigen vertritt."

Aufgefordert wird:"
Kritisiert unsere Zeitung, damit sie besser wird! Schickt Berichte, damit sie aktueller wird!
Sie soll zu einem Kampfmittel im Betrieb werden!
Kontaktadresse: 44 Münster, Gertrudenstr.22"

Im nächsten Artikel heißt es:"
1. Mai 1930: KAMPFDEMONSTRATION DER MÜNSTERISCHEN ARBEITER

Auch in Münster gab es zum 1. Mai Arbeiterdemonstrationen. Auch in Münster wurden am 1. Mai, wenn die Arbeiter in aller Welt ihre vereinte Stärke und Kampfkraft demonstrierten, die gemeinsamen Forderungen aller Arbeiter dem Unternehmer-Staat entgegengesetzt.

Vom Jahre 1906 an wurde in Münster am 1. Mai gestreikt. Damals war der 1. Mai noch kein gesetzlicher Feiertag. Die münsterischen Arbeiter aber blieben an diesem Tage aus ihren Betrieben weg und hielten stattdessen eine gemeinsame Kundgebung ab. Doch seit dem 1. Weltkrieg waren die SPD- und Gewerkschaftsführer ins Lager der Kapitalisten übergelaufen. Auch in Münster erwiesen sie dem Kapitalismus gute Dienste. Sie taten sich besonders darin hervor, kämpferische Mai-Demonstrationen zu verhindern.

In Berlin ließ der SPD-Innenminister Zörgiebel die Arbeiterdemonstrationen verbieten. Als trotzdem Tausende von Arbeitern auf die Straße gingen, ließ er das Feuer eröffnen. 33 Arbeiter wurden brutal erschossen.

ROTE FAHNEN IN DEN STRASSEN MÜNSTERS…

Es war die Kommunistische Partei, die gegen alle Drohungen die Kampftradition des 1. Mai aufrechterhielt. In Münster veranstaltete die Ortsgruppe der KPD 1930 auf dem Hindenburgplatz eine mächtige Kundgebung: Als in der großen Krise 1930 überall die Löhne gekürzt und Kollegen auf die Straße gesetzt wurden. Dann zog ein geschlossener Demonstrationszug von 1 000 Arbeitern durch die Straßen von Münster zum Gasthof Schleuse. Viele hatten rote Fahnen und Transparente mitgenommen, eine Musikkapelle spielte Arbeiterlieder. Die Internationale, das Kampflied der Arbeiter der ganzen Welt, wurde gesungen.

Gegen alle Versuche der SPD- und Gewerkschaftsführer die einheitliche Front der Arbeiter in Münster aufzuspalten und den 1. Mai an die Kapitalistenklasse zu verraten, hatte sich die gemeinsame Aktion von sozialdemokratischen, christlichen und kommunistischen Kollegen durchgesetzt. Sie war eine großartige Demonstration der münsterischen Arbeiter gegen die Angriffe der reaktionären Brüning-Regierung gegen die Abwälzung der Krise auf die Rücken der Arbeiter, gegen die heraufziehende Gefahr des Faschismus und des Krieges.

KOLLEGEN! STELLEN WIR ZUM 1. Mai 1971 DIE ARBEITERIENHEIT HER GEGEN DIE KRISENANGRIFFE DER SPD-REGIERUNG! GEGEN ALLE VERSUCHE, DIE GESCHLOSSENE FRONT AUFZUSPALTEN!!!

ES LEBE DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!

FAHRT MIT ZUR DEMONSTRATION DER KPD/ML NACH DORTMUND

ABFAHRT DES BUSSES 7 UHR 45
ORT: BREMER PLATZ (GUMMIBHF.)

BEGINN IN DORTMUND: 9 UHR 45
SCHLUSS: 12 UHR"

Der KJVD befaßt sich auf seinen Jugendseiten mit der Maiveranstaltung des DGB (vgl. 30.4.1971) und mit dem antifaschistischen Kampf (vgl. 3.4.1971).

Angekündigt wird für heute, Freitag nachmittag, der Verkauf der 'Roten Fahne' (RF) Nr. 8 (vgl. 26.4.1971).
Q: Roter Metall Arbeiter Nr. 6, Münster o. J. (1971)

10.05.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt die Betriebsgruppe Hamel Münster der KPD/ML-ZB ein Extrablatt des 'Roten Metall Arbeiters' Zeitung der Betriebsgruppe Hamel, Jäger und Winkhaus (vgl. 30.4.1971, 31.5.1971) zur Betriebsversammlung bei Hamel (vgl. 6.5.1971) mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Michael Schulte, Bochum, heraus:"
HAMELCHEF: WOLLEN SIE NICHTS MEHR ARBEITEN?

So sprach am Donnerstag der Betriebs-Kapitalist Scherf auf der Betriebsversammlung, und das bei einem Jahresumsatz von rund 2 Mio. DM.

Die hat der Herr Scherf doch wohl nicht selbst geschaffen?

Auch den erwähnten Millionenauftrag in Ostasien, welcher vor der Tür steht, wird nicht von ihm selbst erarbeitet.

Er weinte uns auf der Betriebsversammlung die Ohren voll: Ihr tut nicht genug, steht zu oft herum, könnt noch 39% Akkord verrechnen.

KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, DAS HAUT DOCH WOHL DEM FASS DEN BODEN AUS!

Er klagt, er verdiene nur noch 5% des Umsatz --- 5% VON 2 MIO. GLEICH 100 000 DM IM JAHR PLUS VIER AUTOS, PLUS WOHNUNG, PLUS DIREKTORGEHALT GLEICH ? DM

Und außerdem, was interessieren uns die Kapitalistenprofite, wir haben Frau und Kinder zu ernähren! Ferner teilte er uns mit, unsere Arbeit noch mehr überwachen zu wollen! Er will noch mehr Plätze einsparen - noch mehr Akkorde kürzen. Dafür hat er sich extra einen Antreiber (Betriebsleiter) geschaffen. In der Sprache von Scherf heißt das: Die Leerläufe, Kurz- und Zigarettenpausen, die guten 39%-Akkorde müssen wegfallen, wenn wir uns gegen den Wirtschaftskonkurrenten Japan auf dem Exportmarkt behaupten wollen.

KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN

UND WIR KÖNNEN MALOCHEN, DASS WIR ABENDS AUF DEM ZAHNFLEISCH NACH HAUSE ROBBEN!!

WAS IST BIS HEUTE SCHON PASSIERT?

Laufend werden die Akkordzeiten gekürzt - teilweise bis zu 25%!
(So mancher von uns konnte bislang noch ungekürzte Akkord-Aufträge finden, aber wie lange noch?)

Freiwerdende Arbeitsaufgaben werden andern Arbeitsplätzen zugeordnet.
(Anfangs heißt es: Nur provisorisch. - Doch das Provisorium bleibt bestehn!)

AUF DEM RÜCKEN DER ARBEITERKLASSE…

Kolleginnen und Kollegen!

Mit der beginnenden Krise, in die uns die Kapitalisten hineingeritten haben, geraten ihre dicken Profite in Gefahr.

Was tun nun Scherf und Konsorten?

Verschärfung der Arbeitshetze und Lohndrückerei, das sind die Methoden, mit denen sie ihre Profit-Schwierigkeiten auf unseren Rücken abladen wollen.

Sogenannte Arbeitervertreter vom Schlage unseres Betriebsrats-Vorsitzenden Pietsch sind dabei ihre Bundesgenossen.

War das am Donnerstag etwa eine Versammlung der Arbeiter und Angestellten, oder war es eine Veranstaltung der Betriebsleitung? Was hatte Pietsch zu der zunehmenden Verschärfung der Arbeitshetze, was zu den Akkordkürzungen zu sagen? -

- NICHTS -

Stattdessen labert er uns vor, wie die Unkosten der Kantine sind. Was haben wir denn davon, wenn wir die Apfelsinen um 10 Pfg. billiger kriegen, wenn uns zu gleicher Zeit mit Hilfe des Betriebsrats-Vorsitzenden die Akkorde gekürzt werden?

Er gibt lieber Scherf die Gelegenheit, uns eine Stunde lang Moralpredigten zu halten.

Gegen die Angriffe der Hamelbosse die Forderungen der Betriebsgruppe HAMEL der KPD/ML:

'SCHLUSS MIT DER AKKORDSCHERE!'
'NEUBESETZUNG DER FREIGEWORDENEN ARBEITSPLÄTZE!'

Die Stellenangebote von Hamel sind solange nur bloße Ablenkungsmanöver, wie er nicht bereit ist, solche Löhne zu zahlen, daß auch neue Kollegen kommen.

Gegen die politischen Angriffe der SPD Regierung, die in der Krise - wie 1966/1967 die CDU - den Kapitalisten mit allen Mitteln auf unsere Kosten die Profite sichert:

KAMPF DEM 7% LOHNDIKTAT! KAMPF DEM LOHNRAUB!

Gegen die Verrätereien der SPD Regierung die geschlossene Front der ARBEITERKLASSE!

Organisiert Euch in der Betriebsgruppe HAMEL der KPD/ML!
44 Münster, Gertrudenstr. 22 Tel. 278891"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 43, Bochum 5.6.1971, S. 6; Roter Metall Arbeiter Extrablatt Hamelchef und Nr. 8, Münster o. J. (1971) bzw. o. J. (1971), S. 1f bzw. S. 11

31.05.1971:
Der 'Rote Metall Arbeiter' Nr. 7 - Zeitung der Betriebsgruppe Hamel, Jäger und Winkhaus der KPD/ML-ZB (vgl. 3.5.1971, 5.7.1971) erscheint frühestens Anfang dieser Woche in Münster unter Verantwortung von Michael Schulte, Bochum, heraus, mit einem Leitartikel zu den Vorfällen bei Hamel (vgl. 24.5.1971).

Ebenfalls Hamel widmet sich auch der:"
TREPPENWITZ

Ein Hamelarbeiter träumte, er wäre von seinem Chef gefressen worden. Als er aber im Bauch ankam, saß da schon der 2.Betriebsrats-Vorsitzende und SPD-Stadtrat von Emsdetten, Jenders. 'Nanu', sagte der Arbeiter, 'das hätte ich nicht erwartet. Du hast Dich doch immer so gut mit dem Alten verstanden? Hat er Dich auch gefressen?'

Jenders Antwort: 'Nein, ich bin von hinten reingekommen!"

Enthalten ist auch ein Koupon:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!

Nehmt Kontakt auf über die Adresse:
Münster, Gertrudenstr.22 (Nähe Nordplatz)
Bürostd.: montags, mittw., freit. 17 - 18 Uhr

Auch dann, wenn ihr über Vorfälle im Betrieb berichten wollt, wenn ihr Kritik habt.

Oder steckt den Abschnitt unserem Verteiler zu: Besucht mich zu Hause zu einem Gespräch. Meine Anschrift ist: Name… Ort, Straße… Gewünschter Tag… Uhrzeit… (Adresse wird natürlich vertraulich behandelt)"

ZUR MTR heißt es:"
IGM: TARIFBEWEGUNG 1971

Wer kann sich noch an den Herbst 1970 erinnern? Damals wollten die rechten IGM-Funktionäre, welche ja auch in den meisten Fällen SPD-Funktionäre sind, mit dem Arbeiterverräter Schiller auf einer Linie gehen. Sie schloßen die Tarifverhandlungen mit 11% ab. Entgegen dem Willen der IGM-Bosse hatten aber Hunderttausende von Kollegen für die vollen 15% gestreikt. Die rechten SPD-Funktionäre peitschten die 11%, wie es Schiller und Co. wollten.

Bald ist es wieder so weit. Im Herbst laufen die Tarifverträge aus und seit geraumer Zeit machen die Kapitalisten durch ihre Handlanger, die SPD-Bosse im Wirtschaftsministerium, Reklame für 7 - 8%. Man will uns wieder an die Zügel nehmen, damit die Herren Krupp, Thyssen, Oetker, Flick und wie die ganzen Finanzhyänen heißen, ihre Profite weiter scheffeln können. Diese Sklaventreiber reden dann mit Worten wie: 'Soziale Verantwortung', 'Wirtschaftsstabilität' usw.

Und das trotzdem die Arbeitshetze immer schärfer wird.

Und das trotzdem die Wohnungs- und Lebensmittelpreise in schwindelerregende Höhen klettern.

Kolleginnen und Kollegen!!

Schon 1970 hat die KPD/ML schonungslos den Verrat dieser IGM-SPD-Funktionäre aufgedeckt. Sie setzt für die Interessen der Arbeiterklasse ein; denn die SPD-Regierung will durch ihre Handlanger in den Gewerkschaftsbüros und Verhandlungskommissionen die Zeit vorbereiten und die Gewerkschaft zu dem machen, was sie im Nazi-Deutschland war (DAF, d.Vf.), zu einem Staatsapparat mit von der Regierung festgesetzten Löhnen. Auch diesmal wieder, will eine Regierung, welche die Interessen der Kapitalisten vertritt, die Löhne diktieren. Sie versucht durch ihr Lohndiktat die beginnende Krise auf dem Rücken der Arbeiterklasse auszutragen, um die Geldbeutel der Kapitalisten zu schonen. Sie läßt durchblicken, daß man, wenn dieses Lohndiktat nicht eingehalten wird, von den Notstandsgesetzen (NSG, d.Vf.) Gebrauch machen kann und dem Arbeiter das Streiken für höhere Forderungen verbieten könnte (so von IG Druck und Papier-Vorsitzenden Leonhard Mahlein in einer DPA-Meldung zitiert). Es stand unter anderem im Hamburger Abendblatt vom 19.3.1971 unter der Überschrift 'Streikverbot möglich?' (vgl. DGB - 18.3.1971, d.Vf.)

BRENNER: TARIFAUTONOMIE JA - ABER…

Brenner verkündete Anfang März (vgl. 1.3.1971, d.Vf.) in einem Interview, die Gewerkschaft lehne Lohnleitlinien entschieden ab und werde die Tarifautonomie 'gegen jedermann und mit allen Mitteln verteidigen'. Jetzt (vgl. Mai 1971, d.Vf.) schreibt er in METALL: 'Es gibt jedoch gar keinen Anlaß, so zu tun, als ob die lohnpolitischen Auseinandersetzungen von Seiten der Gewerkschaft auf die Spitze getrieben würden. Im Gegenteil: INFOLGE DES NACHLASSENDEN WACHSTUMS WERDEN DIE STEIGERUNGSRATEN DER LÖHNE UND GEHÄLTER IN DIESEM JAHR SOWIESO GERINGER AUSFALLEN'!

Das aber bedeutet nichts anderes als die Verwirklichung des Lohndiktats durch die Hintertür, nämlich mit dem Argument: es sind die wirtschaftlichen Verhältnisse!

GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER RECHTEN GEWERKSCHAFTSFÜHRER DIE GESCHLOSSENE FRONT DER ARBEITERKLASSE!
UNS HILFT NUR DAS VERTRAUEN AUF UNSERE EIGENE KRAFT!"

Es folgt vom 27.5.1971 aus Dortmund eine:"
LETZTE NACHRICHT: Die Vertrauensleute der Kollegen bei MFD (Dortmund, Hoesch) haben für die Tarifrunde einstimmig die Forderung aufgestellt: VOLLE 15%!"

Aus Dortmund wird berichtet von der zentralen Maidemonstration.

Aus Münster wird berichtet vom 1. Mai und der DGB-Veranstaltung (vgl. 30.4.1971) und aus der SPD (vgl. Mai 1971).

Streikberichte behandeln aus dem Ausland Renault Paris in Frankreich (vgl. 7.5.1971), FIAT (vgl. 12.4.1971) und Montedison (vgl. Mai 1971) in Italien, aus Baden-Württemberg Rhodia Freiburg (CPK-Bereich - vgl. Apr. 1971), aus Niedersachsen Conti Hannover (CPK-Bereich - vgl. 7.5.1971), aus NRW HOAG Oberhausen (IGM-Bereich - vgl. 21.5.1971) und Textilbetriebe (vgl. 3.5.1971) sowie aus Schleswig-Holstein das Ketten-KFZ-Werk Flensburg (IGM-Bereich - vgl. 26.4.1971).

Auf der "Jugendseite" führt der KJVD auf drei Seiten zur MTR aus:"
LOHNDIKTAT AUCH IM METALLBEREICH!

Die Tarifverhandlungen im Metallbereich sollen in diesem Jahr früher sein als im letzten, weil im Herbst (vgl. 27.9.1971, d.Vf.) der Gewerkschaftstag der IGM stattfindet. Bis dahin sollen die Arbeiter den Gewerkschaftsführern verziehen haben, daß auch die IGM sich an das Lohndiktat halten wird. Schiller hatte gefordert, daß die Lohnerhöhungen 1971 nur 7 - 8 % betragen sollten. Und alle Gewerkschaftsführer haben sich bis jetzt daran gehalten: Druckindustrie (DTR der DruPa, d. Vf.) 9%, Baugewerbe (BSE-TR der IG BSE, d. Vf.) 7, 9%, Bergbau (BETR der IGBE - vgl. S12*.1971, d. Vf.) 7, 3%, Öffentlicher Dienst (ÖDTR der ÖTV, d. Vf.) 7%, Textil (TEX-TR der GTB, d. Vf.) 8, 5%. Daß auch die IGM sich daran halten wird, ist jetzt schon klar. Bei den letzten Verhandlungen hatten sie schon alle Tricks angewandt, um das Ergebnis zu senken und die Kollegen vom Kampf abzuhalten, am deutlichsten merkte man dies bei der 'Urabstimmung'. Mehr als 50% der Kollegen hatten zwar gegen das Ergebnis (11%) gestimmt, aber durch einen Trick hatten die IGM-Führer dafür gesorgt, daß sie diese Ablehnung übergehen konnten.

IGM- UND SPD-FÜHRER VERKAUFEN UNS

Gleichzeitig schwingen sie wie die SPD-Führer große Reden vom harten Kampf gegen die Unternehmer, um sich das Vertrauen der Arbeiter zu sichern. Dies Vertrauen benutzen sie aber nur, um dann die Kollegen an die Kapitalisten zu verkaufen. So sorgte vor zwei Jahren die SPD dafür, daß der Stufenplan ins Berufsbildungsgesetz (BBiG, d. Vf.) kam. Damit leistete sie einen wertvollen Beitrag zur Lohndrückerei, denn nach diesem Plan wird nur noch ein kleiner Teil der Lehrlinge zu Facharbeitern ausgebildet, der Rest wird Hilfsarbeiter. Gewerkschaftsführer und Jusos (der SPD, d. Vf.) protestierten zunächst zwar lautstark, dagegen getan haben sie aber nichts, und tun auch heute nichts dagegen, daß langsam in immer mehr Betrieben dieser Stufenplan durchgeführt wird. Die Gewerkschaftsführer stellten zusammen mit den Kapitalisten leistungstreibende Lohnordnungen auf, z.B. im Bergbau und bei Metall. Hier klügelten die IGM-Führer einen Tarifvertrag zur Leistungsbewertung für Zeitlöhner aus. Diese Leistungsbewertung soll bei Winkhaus auch für Lehrlinge eingeführt werden, die sog. 'Persönlichkeitsbewertung'. Sie dient allein dazu die Arbeiter zu spalten und die Arbeitshetze noch zu verstärken: Den Arbeitern soll vorgemacht werden, daß jeder die Chance hat viel zu verdienen, wenn er nur tüchtig genug ist. Seit je haben sich Arbeiter aber nur durch gemeinsamen Kampf höheren Lohn erkämpft, nicht durch Fleiß, Bravsein und Schnauze halten. Diesen Kampf wollen die Kapitalisten natürlich verhindern. Außerdem lachen sie sich ins Fäustchen, daß die Kollegen für ein paar Pfennig mehr doppelt so schnell ranklotzen. So spart man Löhne!

DIE KAPITALISTEN SICHERN DIE PROFITE

Die Kapitalisten unternehmen alles, um ihre Profite zu sichern. Wenn in der Krise die Lage der Arbeiterklasse sich verschlechtert, bleibt auch die Arbeiterjugend nicht verschont. Bei der Facharbeiterprüfung in Oberhausen sind bei GHH von 21 Prüflingen 19 durchgefallen. Die Werksleitung spricht von der miserablen Volksschulbildung der Lehrlinge, um jede Empörung abzublocken. Die Lehrlinge aber leisten weiterhin wertvolle Produktionsarbeit für einen Hungerlohn. Der Vorfall ist ein Mittel, um in aller Ruhe den Stufenplan einzuführen ('Die sind ja viel zu doof für den Facharbeiter!'). Ein Beispiel aus einem Kölner Betrieb zeigt, daß die Kapitalisten mit ihrer immer stärkeren Arbeitshetze auch bei den Lehrlingen nicht halt machen. Sie zogen einen Zaun quer durch die Lehrwerkstatt, damit die Lehrlinge nicht so viel rumlaufen und sich unterhalten können. In manchen Betrieben werfen die Kapitalisten Arbeiter raus und stellen Lehrlinge an deren Platz, wie bei Aero-Quick in Mainz. Dort haben die Kapitalisten 30 Facharbeiter und Jungarbeiter rausgeworfen. Ihre Arbeit machen jetzt die Lehrlinge.

Ein junger Winkhaus-Arbeiter sagte uns: 'Warum soll ein Facharbeiter mit anderen zusammenkämpfen, er kriegt doch sowieso mehr!' Die Beispiele oben haben aber gezeigt: Alle Kollegen sind auf den solidarischen Kampf aller Arbeiter angewiesen, wenn die Kapitalisten die Krisenauswirkungen von sich abwälzen.

FACHARBEITER, UNGELERNTE ARBEITER UND LEHRLINGE MÜSSEN ZUSAMMEN KÄMPFEN, SONST SIND SIE ZU SCHWACH UM IHRE FORDERUNGEN GEGEN DIE KAPITALISTEN DURCHZUSETZEN!

Die Beispiele haben aber auch gezeigt, daß die Gewerkschafts- und SPD-Führer den Kampf der Arbeiter abblocken, wo sie nur können. Wir, KPD/ML und KJVD, haben in unseren Betriebszeitungen und Zentralorganen 'Rote Fahne' (RF, d. Vf.) und 'Kampf der Arbeiterjugend' (KdAJ, d. Vf.) ständig diese Verrätereien aufgedeckt. KPD/ML und KJVD sind die einzigen Organisationen, die den Arbeitern zeigen, daß sie heute Erfolge nur GEGEN die SPD- und Gewerkschaftsführer erringen können.

Deshalb: STÄRKT DEN KJVD!
ORGANISIERT EUCH IN DEN JUGENDBETRIEBSGRUPPEN DES KJVD!"

Für den nächsten Tag wird der Verkauf der 'Roten Fahne' (RF) Nr. 10 vom 24.5.1971 angekündigt.
Q: Roter Metall Arbeiter Nr. 7, Münster o. J. (1971)

05.07.1971:
Der 'Rote Metall Arbeiter' Nr. 8 - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus Münster der KPD/ML-ZB (vgl. 31.5.1971) erscheint vermutlich in dieser Woche unter Verantwortung von Michael Schulte in Bochum.
Von der Metalltarifrunde (MTR) der IGM wird berichtet von Hoesch MFD Dortmund (vgl. 27.5.1971) und fortgefahren:"
UND WAS TUN DIE IGM-FÜHRER HIER?

Die IGM-Führer von Münster schweigen zur Tarifrunde. Sie tun nichts, um die Kollegen auf die Auseinandersetzung vorzubereiten. Wie Erlenhofer (in Dortmund, d.Vf.) liegen sie auf der Linie der IGM-Spitze, die versucht, uns unvorbereitet in den Urlaubsmonaten zu überrumpeln.

Durch Stillschweigen und weiteren Abbau der gewerkschaftlichen Demokratie glauben Merz und Jansen, auch in Münster schließlich das verschärfte Lohndiktat von 6% gegen uns durchsetzen zu können.

Diese Taktik glauben sie sich in Münster leisten zu können: die Metaller in Münster haben bisher kaum Kampferfahrung (im Gegensatz zu den Kollegen im Ruhrgebiet), der gewerkschaftliche Organisierungsgrad ist (leider) gering, in den Betrieben gibt es keine von den Kollegen gewählten Vertrauensleute, die unter Umständen die Forderungen auf den Tisch legen und Maßnahmen in Gang setzen könnten. Darauf vertrauen die IGM-Führer in Münster.

Das ist ihre besondere Note für Münster.

DAGEGEN MÜSSEN WIR SETZEN:
VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT!

UNTERSTÜTZT DIE KLARE FORDERUNG DER HOESCH- UND KRUPP-KOLLEGEN

Als die Krupp-Kollegen in Essen (vgl. 23.5.1971, d.Vf.) 15% forderten, äußerte sich der IGM-Bevollmächtigte Völker deutlicher: 'Wie stehen die Kollegen von der Tarifkommission da, wenn sie 7 - 8% rausholen und ihr habt 15% gefordert.' In der IGM-Zeitung bringen die IGM-Führer kein Wort von den Forderungen der Hoesch- und Krupp-Kollegen. Stattdessen schreiben sie z.B. am 8.Juni über das ökumenische Pfingsttreffen in Augsburg, die Schulaufsätze des englischen Kinderstars Martin Woodman, die Brutpflege der Lachmöwe, daß es in der Pfalz stinkt… usw.

KOMPLOTT VON KAPITALISTEN, SPD-REGIERUNG UND GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG

Mit ihren Manövern (mehr in der ROTEN FAHNE (RF, d.Vf.)) wollen die IGM-Führer kurz und bündig das Lohndiktat der SPD-Regierung gegen uns durchsetzen. Durch Ämter und die Hoffnung auf Karriere sind sie eng an SPD-Führer und Kapitalisten gebunden. Dabei gilt der Angriff nicht nur unseren wirtschaftlichen Interessen (wir holen bei 6 - 7% doch nicht einmal unsere Verluste wieder raus!).

LOHNDIKTAT: VERSTAATLICHUNG DER GEWERKSCHAFTEN

Das Lohndiktat ist mehr: in erster Linie ein weiterer Schritt zur Verstaatlichung der Gewerkschaften; der Staat als Organ der Kapitalistenklasse diktiert der Arbeiterklasse die Lohnerhöhungen. Dieser Schritt zum Faschismus (wo die Gewerkschaften völlig verstaatlicht sind) soll die wirtschaftlichen Kämpfe der Arbeiterklasse in der beginnenden Krise knebeln, um die Machtpläne der Monopole in West- und Osteuropa wirtschaftlich abzusichern (SPD-Ex-Staatssekretär Arndt: 'Neue außenpolitische Offensive…, deshalb 'Ruhe an der Heimatfront'.')

KAMPF DEM LOHNDIKTAT!

Das Lohndiktat steht zur Zeit im Mittelpunkt aller Angriffe auf die Arbeiterklasse. Wir können es nur abwehren durch einen geschlossenen Kampf gegen die SPD-Regierung und ihre Handlanger in der IGM-Führung und zum Teil in den Betriebsräten.

Von Ablenkungsmanövern wie 'Vermögensbildung' und 'Steuerreform' (dazu letzte ROTE FAHNE (vgl. 21.6.1971, d.Vf.)) dürfen wir uns nicht verwirren lassen. Damit will man uns die Einwilligung ins Lohndiktat abkaufen und die verstärkte Aufrüstung finanzieren. Mit diesen 'Angeboten' (die 'Vermögensbildungs'pläne machen auf den Lohn umgerechnet ca. 1, 8% aus) will man unsere Forderungen drücken, um uns dann einen Bruchteil davon als 'Vermögen' zu vermachen, das wir nicht mal ausbezahlt kriegen. Das ist nichts anderes als Zwangssparen!

GEGEN DIE RECHTEN FÜHRER DER SOZIALDEMOKRATIE UND DIE RECHTEN FÜHRER DER GEWERKSCHAFTEN, GEGEN ALLE SPALTER DER ARBEITERKLASSE!

ORGANISIERT EUCH IN DEN BETRIEBSGRUPPEN DER KPD/ML

HAMEL - JÄGER - WINKHAUS"

Aufgerufen wird:"
LEST: ROTE FAHNE

Die bürgerliche Presse gehört kapitalistischen Verlegern: Sie ist die Stimme der Kapitalisten.

ROTE FAHNE, das Zentralorgan der KPD/ML, ist die Stimme der Arbeiterklasse.

- Sie berichtet ständig über die Metall-Tarifrunde.
- Sie entlarvt jedes neue verräterische Manöver der rechten IGM-Führer zum Lohndiktat der SPD-Regierung.
- Serie über den erfolgreichen Aufbau des Sozialismus in China."

Zu eben dem Sozialismus in China bzw. dem 50.Jahrestag der Gründung der KPCh (vgl. 1.7.1971) heißt es:"
DAS SOZIALISTISCHE CHINA AUF DEM VORMARSCH

Entlassungen älterer Kollegen und Experimente mit dem neuen spalterischen Punktesystem bei Winkhaus, Akkordkürzungen, verstärkte Antreiberei und schwarze Listen bei Hamel. - Diese innerbetrieblichen Angriffe der letzten Monate liefen alle auf eines hinaus: Durch die Verschärfung der Arbeitshetze sollen wir in der beginnenden Krise den Kapitalisten die Profite hochhalten.

Bei der antikommunistischen Hetze in der Unternehmerpresse ist es verständlich, wenn viele Kollegen auf die Enthüllungen der KPD/ML sagten: 'Was ihr über die Zustände im Betrieb und in der Politik sagt, ist ja ganz richtig; aber ist es denn in China oder in Albanien, wo ihr soviel von haltet, besser?'

Wir bringen hier darum Ausschnitte aus einem Bericht, den eine französische Delegation aus Arbeitern, Bauern, Lehrern und Technikern über einen Besuch in einer chinesischen Werkzeugfabrik gab.

BERICHT AUS EINER WERKZEUGMASCHINENFABRIK IN SHANGHAI

'In den Werkshallen gibt es keine überflüssige Ausstattung, aber ein Höchstmaß an Sauberkeit und SICHERHEIT. Rollende Brücken erleichtern überall die Beförderung von schweren Stücken; …neben den Maschinen stehen Stühle, auf die man sich setzen kann. Ventilatoren schaffen sehr erträgliche Bedingungen, denn es ist im August in Schanghai sehr warm. Kühle Getränke, Thermosflaschen und Tee stehen den Arbeitern zur Verfügung.

Wir befragen die Arbeiterinnen und Arbeiter über ihre Arbeitsbedingungen. Wir haben bemerkt, daß neben den Drehbänken jeweils eine kleine Tafel mit Zeiteinteilungen angebracht ist. Wir fragen einen Dreher: 'Ist euch die Zeit vorgeschrieben?' Er antwortet uns: 'Überhaupt nicht. Wir setzen sie für uns selbst fest. Es hat breite Diskussionen darüber gegeben. Es sind die Kollegen selbst, die die Zeit für die Herstellung der jeweiligen Stücke festsetzen.' So erfahren wir:

DIE ARBEITER BESTIMMEN DEN RHYTHMUS IHRER ARBEIT SELBST.

Wir erfahren auch, wie der Betrieb geleitet wird. Ein Fräser an seiner Maschine sagt dazu: 'Natürlich gibt es hier einen Abteilungsleiter, der die Arbeit unter uns aufteilt, aber sobald diese Aufteilung gemacht ist, geht er selbst an die Arbeit an seine Maschine. Wir sind es, die einen Abteilungsleiter bestimmen. Es kommt vor, daß es da breite Diskussionen unter den Massen gibt über diese Ernennung zum Abteilungsleiter. Er kann nämlich auch von uns abberufen werden, wenn er seine Aufgabe nicht gut erfüllt.'

DIE KAPITALISTISCHE TRENNUNG VON HANDARBEIT UND KOPF- UND LEITUNGSARBEIT WIRD IM SOZIALISMUS BESEITIGT

Wir wollen nun mehr über diesen Betrieb erfahren. 'Wer fertigt die Konstruktionszeichnungen an?' 'Die Zeichnungen sind Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen von Arbeitern, Zeichnern und Technikern, die übrigens zum größten Teil aus den Reihen der Arbeiter stammen.' Einer von uns fragte: 'Ist denn eine Fabrik von der Größe für die Herstellung von Werkzeugmaschinen überhaupt rentabel?' Der Verantwortliche des Revolutionskomitees (Betriebsführung, die aus einem Vertreter der revolutionären Arbeiter, einem Mitglied der KPCh und einem Vertreter der Volksbefreiungsarmee (VBA, d.Vf.) besteht) antwortete uns: 'Alles, was wir machen, dient dem sozialistischen Aufbau in unserem Lande. Im Augenblick werden noch nicht alle industriellen Bedürfnisse befriedigt und wir müssen auf unsere eigenen Kräfte vertrauen. Wir versuchen ständig, die Herstellungskosten zu senken. Selbst, wenn ein Betrieb teuer ist, das was er herstellt, erlaubt uns eben, besser voranzukommen. Das wichtigste dabei ist, daß es die ARBEITER sind, die besser gewappnet werden, für die industrielle Entwicklung.'

Unsere Besuchergruppe ist tief beeindruckt von diesen Ausführungen. Wir beginnen die Kraft und Dynamik der Mao Tse-tung-Ideen zu begreifen, durch die in wenigen Jahren (in der großen proletarischen Kulturrevolution), eine Fabrik, in der nur Nägel hergestellt wurden, in eine Werkzeugmaschinenfabrik umgewandelt wurde, WO WIRKLICH DIE ARBEITERKLASSE SELBST DIE FÜHRUNG INNEHAT.'

Am 1. Juli hat die Kommunistische Partei Chinas ihren 50.Jahrestag gefeiert. Vor 50 Jahren bestand die KPCh aus nur einigen Dutzend revolutionärer Arbeiter und Intellektueller. Heute kann die KPCh und das chinesische Volk auf einen erfolgreichen sozialistischen Aufbau zurückblicken. Aus einem Land, das zu den unterentwickeltesten der Erde zählte, haben sie ein Land gemacht, das sich rapide entwickelt.

Die KPCh mit Mao Tse-tung an der Spitze haben den Sozialismus und den Marxismus-Leninismus als führende Kraft gegen die Angriffe der Verräter am Kommunismus, mit Chruschtschow und Breschnew (von der KPdSU, d.Vf.) an der Spitze, erfolgreich verteidigt.

ES LEBE DIE RUHMREICHE KP CHINAS!
GEGEN DEN KAPITALISMUS - FÜR DEN ARBEITER- UND BAUERNSTAAT!
STÄRKT DIE KPD/ML!"

Für den Freitag wird der Verkauf der KPD/ML-ZB Broschüren "Vorwärts im Geiste des 1. Mai!" (vgl. 14.6.1971) und "Es lebe die ruhmreiche Kommunistische Partei Chinas" (vgl. 1.7.1971) angekündigt.

Auf fast vier Seiten ist die "Jugendseite" des KJVD ausgedehnt:"
Von zwei Lehrlingen aus Münster bekamen wir folgenden Leserbrief:

'Des öfteren sieht man einige junge Leute mit Zeitschriften und Flugblättern vor Winkhaus, Hamel und Jäger stehen, manchmal auch in der Stadt. Man sagt von ihnen, sie seien Kommunisten! Aber was weiß man von Kommunisten?… Es wäre doch ganz interessant und aufklärend, mal die genaue Linie zu erfahren, oder hat der, oder haben die Herausgeber von der 'Roten Fahne', 'Roter Metallarbeiter' und anderen Blättern etwa Angst davor, sich konkret auf eine Linie festzulegen?

Fast lächerlich erscheinen für einige die fettgedruckten Parolen, womit man mal früher, oder bei einigen der im Ruhrgebiet Arbeitenden heute noch Erfolg hatte. Diese Parolen sind fast so dick und fett gedruckt wie die Schlagzeilen der 'sachlichen Bildzeitung'!

Die Artikelschreiber verstehen es nicht, den Arbeiter von heute anzusprechen. Sie verwechseln ihn anscheinend mit dem Arbeiter von 1880, der kaum Schulbildung hatte und deshalb nur so dicke Parolen verstand.'

Wir wollen auf zwei Fragen eingehen: Nach der politischen Linie und nach dem Stil unserer Betriebszeitung.

DIE FRAGE NACH UNSERER POLITISCHEN LINIE

In einer Betriebszeitung können wir natürlich nur sehr kurz und knapp unsere politische Linie darstellen, sonst müßten wir dicke Bücher verteilen.

UNSER ZIEL: DER KOMMUNISMUS

Zunächst sagt schon der Name unserer Organisation, daß unser Ziel der Kommunismus, also die klassenlose Gesellschaft, ist, ohne Staat, ohne Unterdrückung und Ausbeutung. Aber davon sind wir noch weit entfernt: Selbst wenn die Kapitalisten geschlagen sind, wenn die Arbeiter und Bauern die Macht haben, gibt es immer noch Klassen und Klassenkampf, gibt es immer noch einen Staat, mit dem das Proletariat die Kapitalistenklasse unterdrückt, die Diktatur des Proletariats. Aber im Gegensatz zu heute sind dann die Arbeiter und andere Werktätige die herrschende Klasse, also die große Mehrheit der Bevölkerung. Diktatur des Proletariats heißt also: Breite Demokratie für die Arbeiter und Werktätigen, Diktatur gegen die Kapitalisten und andere Ausbeuter.

Diese Diktatur des Proletariats ist von den Führern der sowjetischen KP längst verraten worden: Dort wird nicht mehr die Ausbeuterschicht, sondern die Mehrheit des Volkes unterdrückt und ausgebeutet. Natürlich unterstützten diese Verräter auch nicht die Revolution in anderen Ländern, sondern unternehmen alles, die anderen Völker von der Revolution abzuhalten.

In der BRD besorgt dies die D'K'P (DKP, d.Vf.) für die Führer der KPdSU: Mit 'linkem' Geschwätz halten sie die Arbeiter vom Kampf gegen die rechten SPD- und Gewerkschaftsführer ab und fesseln so die Arbeiter an die Verräter (z.B. als in der letzten Metalltarifrunde (MTR, d.Vf.) der Verrat der Gewerkschaftsführer schon längst klar war, rief die D'K'P zu Warnstreiks auf, 'um der Gewerkschaft den Rücken zu stärken'!)

Deshalb mußte die KPD/ML neu gegründet werden, wenn in der BRD ein konsequenter Kampf für den Sozialismus geführt werden sollte. Wie wollen wir das erreichen?

UNSER HAUPTKAMPF: GEGEN DIE VERRÄTERISCHEN SPD- UND GEWERKSCHAFTSFÜHRER

Die Mehrheit der Arbeiter hängt immer noch an der SPD, auch wenn sie deren Politik nicht billigen. Es kommt darauf an, diese Arbeiter für den Kommunismus zu gewinnen. Unser Kampf gegen die SPD-Führer ist der Kampf um diese Arbeitermassen.

WARUM IST DIESER KAMPF SO WICHTIG?

Gerade weil die SPD großen Einfluß in der Arbeiterklasse hat, ist sie in der Lage, die Arbeiter vom Kampf gegen die Kapitalisten abzuhalten: Über zehn Jahre versuchte die CDU vergeblich, die Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968, d.Vf.) zu verabschieden. Erst als sie die SPD an der Regierung beteiligte, erst als die SPD die Arbeiter beruhigte: 'So schlimm ist es ja gar nicht, dafür sorgen wir schon', da wurden sie durchgesetzt. Genau dasselbe zeigt sich bei dem neuen Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.), der Steuerreform usw.

Selbst vom Kampf um kleinere Interessen halten die SPD-Führer die Arbeiter ab: Als in Dortmund die Hoescharbeiter gegen die Fahrpreiserhöhung des SPD-Stadtrats streiken wollten, wurde die gesamte SPD-Betriebsgruppe durch das Werk geschickt, um die Arbeiter vom Streik abzuhalten (vgl. 22.3.1971, d.Vf.).

So ist die SPD nicht besser, sondern schlechter als die CDU: Ihre Gesetze sind nicht besser als die der CDU, aber die SPD setzt sie leichter durch, weil sie die Arbeiter besser betrügen kann. Diese Betrugsmanöver werden immer schärfer, je schärfer der Klassenkampf wird. Für den Fall, daß der Betrug nicht mehr ausreicht, bereiten sie den Faschismus vor: Notstandsgesetze (NSG, d.Vf.), Ausbau von Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes (BGS, d.Vf.), Handgranatengesetz (vgl. Berlin - 11.6.1970, d.Vf.), auch das Betriebsverfassungsgesetz.

DIE SPD HEMMT DEN KAMPF UM DIE TAGESINTERESSEN DER ARBEITER, HEMMT DEN KAMPF UM DIE BEFREIUNG DER ARBEITER VON DER AUSBEUTUNG, SIE IST DIE WICHTIGSTE STÜTZE DER KAPITALISTEN BEI DER AUSBEUTUNG DER MASSEN. DESHALB RICHTET SICH UNSER KAMPF VOR ALLEM GEGEN SIE.

Die Millionenmassen der Arbeiter können aber nur für den Kommunismus gewonnen werden, wenn es eine starke kommunistische Partei gibt, die alle Kämpfe der Arbeiter führt, die auch für die anderen ausgebeuteten Schichten kämpfen kann. Deshalb ist es im Augenblick die wichtigste Aufgabe, diese Partei und deren Jugendverband aufzubauen.

DIE FRAGE ZUM STIL UNSERER BETRIEBSZEITUNG

Ob Kampfparolen lächerlich erscheinen, liegt nicht daran, wann man lebt. Entscheidend dafür ist, ob die Arbeiter in den Betriebszeitungen ihre eigene Erfahrung wiedererkennen, z.B. bei dem Hamel-Flugblatt zur Betriebsversammlung (vgl. 3.5.1971, d.Vf.), das fand keiner lächerlich.

Mit den Krisenangriffen der Kapitalisten wird auch der Klassenkampf heftiger. Und wer den Kampf gegen die Kapitalisten kennt, findet auch Kampfparolen nicht mehr so lächerlich. Unsere größte Schwierigkeit: Wir können unsere Linie nur an konkreten Beispielen, die Ihr auch kennt, verständlich machen. Wenn aber nichts im Betrieb passiert, oder wir erfahren nichts davon? Dann können wir nur von den Erfahrungen ANDERER Arbeiter berichten.

Wie kann man das ändern? Nur indem Ihr uns benachrichtigt, wenn im Betrieb Schweinereien passieren (auch kleine), wenn Ihr Fragen habt, usw. was habt Ihr davon?

Der KJVD ist die einzige Organisation, die sich konsequent für die Interessen der Arbeiterjugend einsetzt; in Münster arbeitet gar keine andere Organisation regelmäßig an den Betrieben . Wir können mit und für Euch aber erst dann Erfolge erringen, wenn wir stark sind.

Deshalb: FÜR DIE TÄGLICHEN INTERESSEN DER ARBEITERJUGEND: STÄRKT DEN KJVD!

Diese täglichen Interessen sind aber nur Verteidigungsmaßnahmen gegen Kapitalisten und deren Handlanger. Darum kämpfen wir für die Abschaffung des Kapitalismus, für den Sozialismus.

Deshalb: FÜR DIE ARBEITER- UND BAUERNMACHT: STÄRKT DEN KJVD!"
Q: Roter Metall Arbeiter Nr. 8, Münster o. J. (1971)

Letzte Änderung: 02.05.2020