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Die verschiedenen Anti-NATO-Gruppen dürften sich mit dem NATO-Doppelbeschluss im Dezember 1979 zur Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Westeuropa entwickelt und herausgebildet haben. Ihre Wurzeln lagen in der Friedens- und Antikriegsbewegung. Die Anti-Kriegs-Bewegung selbst war zum Teil militant.
Einer der Auslöser des Widerstands gegen die NATO war die öffentliche Rekrutenvereinigung am 6. Mai 1980 in Bremen. Weitere Stationen waren etwa:
Von der Bremer Anti-NATO-Gruppe liegt die „NATO-Broschüre. Scheiß NATO. Krieg dem imperialistischen Krieg“ vor, deren Herausgabe vermutlich auf den 8.11.1980 zu datieren ist.
Wir danken dem Archiv Schwarzer Stern in Dortmund für die freundliche Unterstützung.
06.05.1980:
Laut der „NATO-Broschüre“ findet an diesem Tag im Bremer Weserstadion die öffentliche Rekrutenvereidigung statt. Gegen das Gelöbnis demonstrieren, teilweise militant, ca. 10.000 Menschen. Die „NATO-Broschüre“ spricht von 12.000. Ein erheblicher Teil von ihnen hat sich in einem „Aktionsbündnis“ zusammengeschlossen. Es finden zwei Demonstrationen zu unterschiedlichen Zeiten statt.
Quelle: Anti-Nato-Gruppe Bremen (Hrsg.): NATO-Broschüre. Scheiß Nato. Krieg dem imperialistischen Krieg, Bremen, November 1980, S. 53ff.
06.05.1980:
Laut KB kommt es im Rahmen der bundesweiten Friedenswoche gegen den 25. Jahrestag des Eintritts der Bundeswehr in die NATO in Bremen zu „schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und einem Teil der 15.000 Demonstranten, die gegen die dort im Weserstadion stattfindende öffentliche Rekrutenvereidigung protestieren“. An den Demonstrationen beteiligen sich auch Mitglieder von KB, KPD/ML und KBW. Ca. 150 Ermittlungsverfahren werden eingeleitet. Innerhalb der sich entwickelnden Friedensbewegung kommt es im Anschluss an die Demonstration zu Auseinandersetzungen um die sog. ‚Bremer Krawalle‘.
Q: Arbeiterkampf, Nr. 177 und 246, Hamburg, 19.5.1980 bzw. 7.5.1984, S. 17 bzw. S. 14.
19.05.1980:
Der KB gibt seinen „Arbeiterkampf“ (AK) Nr.177 heraus. Aus Bremen wird berichtet von der Rekrutenvereidigung.
Q: Arbeiterkampf, Nr. 177, Hamburg, 19.5.1980.
08.11.1980:
Von der „Anti-NATO-Gruppe Bremen“ herausgegeben, erscheint die „NATO-Broschüre. Scheiß NATO. Krieg dem imperialistischen Krieg“.
Einleitend wird ausgeführt: „Nicht erst seit dem 6. Mai (öffentliche Rekrutenverteidigung in Bremen, d. Verf.) ist uns die NATO ein Dorn im Auge, aber seit dem 6. Mai haben wir begonnen uns mehr mit ihr auseinanderzusetzen. Das Ergebnis ist vorläufig diese Broschüre, die keineswegs einen vollständigen Überblick geben kann, da wir uns erstmal mit Sachen beschäftigt haben, die einzelne von uns oder alle interessiert haben. Die Broschüre soll jetzt zu Beginn der anlaufenden 6.Mai Prozesse zumindest ein wenig Hintergrundinformation verbreiten.“
Inhalt der Broschüre ist u. a.:
- NATO allgemein
- Geschichte und Entwicklung
- Befriedung im Inneren
- Vergessene Interventionen
- Trilaterale Kommission
- Rüstungsindustrie
- NATOland Türkei
- Kommt der 3. Weltkrieg?
- Widerstand
- 6. Mai in Bremen.
Q: Anti-Nato-Gruppe Bremen (Hrsg.): NATO-Broschüre. Scheiß Nato. Krieg dem imperialistischen Krieg, Bremen, November 1980.
24.11.1980:
Laut der „NATO-Broschüre“ soll an diesem Tag ein erster Prozess wegen der Störung der Gelöbnisfeier in Bremen stattfinden.
Q: Anti-Nato-Gruppe Bremen (Hrsg.): NATO-Broschüre. Scheiß Nato. Krieg dem imperialistischen Krieg, Bremen, November 1980, S. 2.
12.11.1980:
Laut KB soll in Schleswig eine Demonstration gegen ein „feierliches Gelöbnis” von 1.000 Rekruten stattfinden. Ein Bündnis aus BI's, Stadtzeitungen, Volksfront, BWK, KB, Z und Grünen aus Schleswig, Flensburg, Leck, Niebüll und eine Uni-Fachschaft in Kiel rufen zu einer Demonstration auf. Die Grüne Liste Nordfriesland (GLNF) hat ebenfalls protestiert, die Nordelbische Kirche, Bischoff Stoll, will einen ‘Friedensgottesdienst’ abhalten.
Q: Arbeiterkampf, Nr. 188, Hamburg, 3.11.1980, S. 3.
13.11.1980:
Laut KB ist in Lüneburg für heute anlässlich eines Rekrutengelöbnisses von 850 Rekruten eine Gegendemonstration geplant. Der KB berichtete am 3.11.: „Dank besonderer Anstrengungen des KB bei nahezu allen Lüneburger Organisationen und Gruppen konnte der Wille zum Widerstand geweckt werden: Die 2. Sitzung des ‘Aktionsbündnisses für den Frieden’ wurde zur größten Aktionseinheit seit Jahren. SDAJ, ADS (Arbeitskreis demokratischer Soldaten), MSB, DKP, VVN, die Fochler-Abspaltung des KBW (Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK, d. Verf.), KB, ein Beobachter der Grünen, SOdZDL, Nicaragua-Komitee, BI gegen Atomenergie (AKW-Gegner, d. Verf.). Ohne Gegenstimme wurde ein Beschluss gefasst, am Tage des Gelöbnisses eine friedliche Demonstration des ‘Aktionsbündnisses’ durchzuführen mit einer Abschlusskundgebung am Goetheplatz … Auf erhebliche Schwierigkeiten hingegen stieß der Versuch, einen gemeinsamen Aufruf zu vereinheitlichen… Während die DKP zu Beginn der Debatte noch Bereitschaft demonstrierte, einen gemeinsamen Aufruf Fertig zustellen, ging sie bald dazu über, ihrerseits einen UVB gegenüber dem BWK (KBW) zu formulieren.”
Q: Arbeiterkampf, Nr. 188, Hamburg, 3.11.1980, S. 3.
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