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Die hier dokumentierte Broschüre der Ortsgruppe Bremen des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) zu den Bürgerschaftswahlen am 28.9.1975 unterzieht den Bereich von Betrieb und Gewerkschaft einer umfassenden Kritik, wobei zahlreiche betriebliche Beispiele und Berichte die Argumentation unterstützen.
Juli 1975:
Der KBW Ortsgruppe Bremen gibt zu den Bürgerschaftswahlen die Broschüre "Das kapitalistische System beruht auf der Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten. Nieder mit dem Lohnsystem!" zum Preis von 1,- DM in einer Auflage von 5 000 Stück heraus.
Enthalten sind die Abschnitte:
- "I. Die Arbeiter schaffen den Reichtum - die Kapitalisten eignen ihn sich an" mit einem Bild von Kaffee Jacobs und einem Bericht vor allem vom Vulkan, aber auch zu Klöckner, in dem es auch heißt:"
Die Werftherren werden bei der Jagd nach Profit vom Staat großzügig unterstützt. Der Bremer Senat verschaffte der Rickmers Werft in Bremerhaven einen 25-Millionen-DM-Kredit, um sie vor der Pleite zu bewahren. Im Rahmen des 7. Werfthilfeprogramms ermöglichte der Bund mit ERP-Mitteln und durch Haushaltszuschüsse extrem günstige Kreditbedingungen für die Werftkapitalisten. Der Bremer Senat stand nicht abseits und bewilligte Zinszuschüsse zur Verbilligung von Kapitalmarktdarlehen in Höhe von 38 Millionen DM für die Werftherren des Landes Bremen.";
- "Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker, vereinigt euch, besiegt den Imperialismus!" der berichtet von den Klöckner-Investitionen und Zimbabwe, aber auch:"
Über die Bremer Häfen unternimmt die westdeutsche Bourgeoisie Militärtransporte in alle Welt. Als Beispiele: Von Bremerhaven wurden im Verlaufe des Oktoberkrieges 1973 zwischen Israel und den arabischen Staaten amerikanische Waffenlieferungen und Panzer in den Nahen Osten verfrachtet.
Auf der Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder wurden drei Korvetten für Portugal gebaut und von dort aus an Portugal ausgeliefert. Im April 1974 wurde der Frachter 'Najade Willemstadt' (Neptun Reederei) unter anderem mit turbinenartigen Teilen (etwa zwanzig mit einer Größe von zwei mal drei Metern) der Firma Krupp nach Cabora Bassa via Beira (Mozambique) verladen. Cabora Bassa ist einer der größten Staudämme der Welt, dessen Errichtung von den Portugiesen geplant war, um mehr Europäer anzusiedeln und das Land dem Volk von Mozambique vorzuenthalten.";
- "II. Die Arbeiterklasse kann die Produktion in die eigenen Hände nehmen";
- "Gegen die Verlängerung des Arbeitstages - Verbot der Überstundenarbeit! Beschränkung des Arbeitstages auf 7 Stunden an 5 Wochentagen", wobei vom Vulkan berichtet wird;
- "Gegen die Arbeitshetze - Verbot des Akkordsystems", wobei eingegangen wird auf den Programmlohn auf der AG Weser, auf die Vulkan-Werft und auf Siemens;
- "Verbot der Nacht- und Schichtarbeit" zu Klöckner;
- "Kontrolle der Arbeitssicherheit und des Betriebsgesundheitswesens durch die Betriebs- und Personalräte" zu Klöckner und zum Vulkan;
- "Die Arbeit der Frauen und ausländischen Arbeiter: Immer größer wird die Zahl der Proletarier, die Lage der großen Mehrheit gleicht sich mehr und mehr der des Proletariats an!", in dem es auch heißt:"
Die Tauwerk-Kapitalisten, Besitzer einer der drei größten Frauenbetriebe in Bremen-Nord, haben die Belegschaft um die Hälfte, auf ca. 600, vermindert.
Von Mitte 1974 bis Anfang 1975 wurden am 15. jeden Monats bis zu 50 Frauen entlassen. Gleichzeitig wurden laufend die Akkordsätze erhöht. Eine Kollegin berichtet:
'Keiner weiß, wer nächstes Mal dran ist. Der Betriebsrat tut nichts, er kommt höchstens mal in die Abteilung und sagt: 'Tut mir leid, daß Du nun auch dabei bist.' Wir haben keine Vertrauensleute und so kommt auch kein Widerstand auf. Die Entlassungen sind schon zur Gewohnheit geworden. Keiner mag mehr was sagen, auch nicht gegen den Akkord, weil alle Angst haben.'
Bei den Steingut-Werken in Bremen-Nord wurden im Herbst 1974 300 Kolleginnen entlassen, fast die ganze Nachmittagsschicht. Da diese schicht eine Halbtagsarbeit von vier Stunden war, bekommen die entlassenen Frauen nicht einmal Arbeitslosenunterstützung vom Arbeitsamt.";
- "Deutsche und ausländische Arbeiter - eine Kampffront!", in dem es auch heißt: "7,6 % betrug Ende März die Arbeitslosenquote bei den ausländischen Arbeitern in Bremen-Nord (4,2 % bei deutschen Arbeitern). Von etwa 3 500 waren 263 arbeitslos.". Erste Abschiebungen finden statt;
- "Die Arbeiter, Angestellten und kleinen Beamten im öffentlichen Dienst haben den gleichen Feind wie die Arbeiter!" zum ÖD;
- "III. Die Krise zeigt: Der Kapitalismus ist unfähig, die Produktion planvoll entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen zu entwickeln", wobei berichtet wird von Klöckner und den Bremer Nachrichten / Weserkurier (BN / WK);
- "Arbeitsämter in Arbeiterhand!" mit einem Bild von der Demonstration gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Hannover (vgl. 14.6.1975), wobei es auch heißt, es sei "die Mitgliederzahl der IG Metall im Bezirk Nord in den letzten drei Jahren um 10 000 Arbeiter gewachsen.";
- "Die Einheit in den Gewerkschaften auf dem Boden des Klassenkampfes herstellen";
- "IV. Die bürgerlichen Parteien verteidigen die Ausbeutung der Arbeiterklasse";
- "SPD - Stütze der Kapitalisten", wobei es auch heißt: "Eingestrichen haben die Kapitalisten die Bundes- und Landesgelder gern. Und sie haben sie auch genutzt, wie das Beispiel Klöckner zeigt:
Aufgrund der bis zu einhundertprozentigen Lohnkostenzuschüsse stellen sie laufend Kollegen ein, besonders Elektriker und Schlosser, denen dann gesagt wird: 'Eigentlich können wir Sie gar nicht gebrauchen, aber fangen Sie man erst einmal an.' Sie suchen sich die Besten aus und schmeißen die verbrauchten und unbequemen Arbeitskräfte auf die Straße, nach der Methode: zehn Neue einstellen, den Besten raussuchen und neun wieder rausschmeißen."
Quelle: KBW: Das kapitalistische System beruht auf der Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten. Nieder mit dem Lohnsystem!, Bremen Juli 1975
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