Kommunistischer Bund Bremen (KBB): Wahrheit – Kommunistische Arbeiter-Korrespondenz, Jg. 1, Nr. 5/6, Juni/Juli 1972

01.07.1972:
Vermutlich Anfang Juli gibt der KB Bremen die auf Juni/Juli datierte Nr. 5/6 seiner 'Wahrheit' (vgl. 16.5.1972, 1.9.1972) heraus. Berichtet wird im Leitartikel "Kampf dem Abbau demokratischer Rechte" von den Ausländergesetzaktionen (vgl. 28.6.1972).

Im Artikel "Vorwärts zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei!" heißt es u.a.:"
Ohne umfassende revolutionäre Erfahrung und häufig noch ohne gründliche Kenntnis des wissenschaftlichen Sozialismus und der Geschichte der Arbeiterbewegung unterliegen diese lokalen und regionalen Organisationen ständig Schwankungen, machen immer erneut schwerwiegende Fehler und haben große Schwierigkeiten, eine klare Linie herauszubilden. …

Dieser Mangel rührt daher, daß die westdeutsche kommunistische Bewegung ein einheitliches Programm, auf dessen Basis ein auf den Sozialismus hinführende Politik positiv dargestellt und propagiert werden könnte, bisher noch nicht erarbeitet hat. …

Es muß eindeutig die Erringung der proletarischen Diktatur als nächstes strategisches Ziel der westdeutschen Arbeiterklasse proklamieren, weil die objektiven Bedingungen des Sozialismus schon längst herangereift sind und in Westdeutschland keine andere Klasse als die Bourgeoisie die politische Diktatur ausübt. In dieser Festlegung der Diktatur des Proletariats als nächstes Etappenziel der Arbeiterklasse herrscht unter den westdeutschen Kommunisten Einigkeit. Die Anerkennung der proletarischen Diktatur ist jedoch als Basis gemeinsamen Handelns keineswegs ausreichend. Das Programm muß vielmehr diejenigen Widersprüche in der Entwicklung des westdeutschen Imperialismus und des Weltimperialismus aufzeigen, welche die Erkämpfung der proletarischen Diktatur für die westdeutsche Arbeiterklasse notwendig machen. Dabei ist nicht gemeint, 'moralisch notwendig machen' oder 'kraft höherer Einsicht notwendig machen', sondern PRAKTISCH für die Arbeiterklasse notwendig machen aufgrund der ENTWICKLUNG der Gesellschaft und der sich aus ihr ergebenden Folgen. Darstellen muß das Programm weiterhin, welche Folgen sich aufgrund dieser Entwicklung für die werktätigen Klassen außerhalb der Arbeiterklasse ergeben und welche Beziehungen zwischen den verschiedenen Klassen sich durchsetzen werden, um daraus zu bestimmen, welche von ihnen für die proletarische Diktatur gewonnen werden können.

In Antwort auf die Folgen, welche die Entwicklung des westdeutschen Imperialismus für die Arbeiterklasse haben wird, muß das Programm Teilforderungen aufstellen, die diesen Folgen begegnen und an den Kampf um den Sozialismus heranführen."
Mit diesem Artikel befaßt sich auch der KB (vgl. Dez. 1972).

Enthalten ist dazu auch das Bremer Kommunique zum Parteiaufbau (vgl. 27.5.1972). Dessen Unterzeichner schreiben auch bereits Arbeiterkorrespondenzen. Die Zelle VW des KB Wolfsburg berichtet von VW, wo die DKP jüngst ihren 'Roten Käfer' Nr. 3 herausgab, über den "Kampf um die Erfolgsprämie".
Der KAJB Göttingen berichtet über die Firma Tauer in Hannoversch-Münden. Eingegangen wird auch auf Hanomag Hannover (vgl. 12.6.1972).

Berichtet wird von der eigenen Delegiertenkonferenz (vgl. 10.6.1972), der Lehrlingsmetalltarifrunde (vgl. 8.5.1972, 6.6.1972) und der Vietnamkampagne (gl. 17.5.1972, 18.5.1972), wegen der ein Jugendvertreter bei Nordmende (vgl. 14.5.1972, 22.6.1972) entlassen wurde. Von Nordmende, wo es jetzt auch ein neues Werk (ex-AEG) in Verden gibt, wird auch berichtet über die Betriebsversammlung. Aus Bremen kommen auch Berichte von Siemens, wo Joachim Töws arbeitet und vom Bundesbahn-Ausbesserungswerk (DB-AW).

Bei den Betriebsratswahlen wurden in Bremer Großbetrieben 8 KBB-Mitglieder gewählt. Bei Klöckner habe die Vertrauensleutekörper-Liste aus vielen DKPlern und einigen Leuten von der Gruppe Arbeiterpolitik bestanden.
Bei Opel Bochum kandidierte die Liste oppositioneller Gewerkschafter, die offenbar von KPD/ML-ZB und KPD unterstützt werde. Berichtet wird auch von Daimler Stuttgart sowie über "eine Sonderliste der Betriebsratsfürsten bei VW in Kassel".

Ein Artikel, bei dem es sich um das Aktionsprogramm der KG (NRF) Mannheim / Heidelberg handelt, tritt ein "Für kampfstarke Gewerkschaften!". Dazu äußert sich der Artikel "Zur Frage eines gewerkschaftlichen Aktionsprogramms".

Aufgerufen wird zur Hilfe für die IRA mittels des Westdeutschen Irland Solidaritätskomitee (WISK) Weißkirchen. Geschildert wird der "US-Neokolonialismus in Vietnam". Berichtet wird aus Vietnam auch in "Unaufhaltsamer Vormarsch der Volksbefreiungsstreitkräfte".

In "Der Kampf der Arbeiter und Bauern in der Türkei" werden auch Berichte auch aus dem 'Aydinlik' der Proletarischen Revolutionäre der Türkei übernommen. Geschildert werden die "Kriminalität in Polen" sowie der Nixonbesuch in Moskau (vgl. 22.5.1972).

In "Rote-Armee-Fraktion und der Kampf der Arbeiterklasse" wird individueller Terror abgelehnt. Dokumentiert werden die Erklärungen der RAF zu Springer Hamburg (vgl. 19.5.1972) und Stuttgart (vgl. 2.6.1972).
Q: Wahrheit Nr. 5/6,Bremen Juni/Juli 1972; Arbeiterkampf Nr. 24 und 25,Hamburg Dez. 1972 bzw. Jan. 1973,S.19f bzw. S.8f

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