Bad Gandersheim und Kreiensen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

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Hier werden nur wenige Materialien zu diesen beiden Orten im Kreis Northeim vorgestellt. Es wird die Herausbildung der örtlichen Linken beschrieben (vgl. 16.4.1968, 29.4.1968, Sept. 1968), die nicht zuletzt aus Jungdemokraten besteht (vgl. Aug. 1968), die sich gegen die NPD engagieren (vgl. 19.12.1968, 22.3.1969) und an der Herausgabe der 'Roten Provinz' (vgl. 3.11.1969, Dez. 1969, Jan. 1970, März 1970, Apr. 1970, Mai 1970, Juni 1970, Juli 1970) beteiligen, die sich immer wieder der Frage der Kirche bzw. der Religion und auch der Militärseelsorge widmet.

Nach der Trennung von der FDP (vgl. 12.9.1970) erfolgt offenbar die Eingliederung in einen landesweiten Kommunikationszusammenhang (vgl. 15.9.1970, 31.10.1970).

Nachdem anfänglich auch die DKP aus Gandersheim berichtet (vgl. 29.5.1969), wobei nur von ihrer Jugendorganisation SDAJ noch weitere Informationen aus diesen Orten gefunden werden konnten (vgl. Sept. 1971), erscheinen in der 'Roten Provinz' wiederholt Berichte über die Unabhängige Schülergemeinschaft (USG) und deren Basisgruppe am Gymnasium Bad Gandersheim (vgl. Aug. 1969, 14.11.1969, 15.11.1969), die auch den Vietnamprotest mittragen (vgl. 16.11.1969, 15.12.1969).

Die Versuche der überörtlichen Ausdehnung der 'Roten Provinz' bzw. des Aktivistenkollektivs Bad Gandersheim / Kreiensen (vgl. Juli 1970) nach Northeim (vgl. Jan. 1970) und Einbeck (vgl. 3.5.1970, Juni 1970) scheinen nicht wirklich nachhaltig von Erfolg gekrönt.

Zumindest für das Gymnasium Bad Gandersheim aber erscheint bald in schnellem Rhythmus die Schülerzeitung 'Alternative' (vgl. 23.3.1971, 14.4.1971, 30.4.1971, 9.6.1971, 21.7.1971, 14.9.1971, 16.11.1971, 21.1.1972, 3.5.1972), die dem Spektrum der Vorläufer des KBW mehr oder minder nahe zu stehen scheint, auch für den Polibula Göttingen wirbt.

Der KBW meldet sich dann auch sofort nach seiner Gründung in Kreiensen durch den Vertrieb seines Zentralorgans 'KVZ' zu Wort (vgl. 11.7.1973, 12.9.1973, 10.10.1973, 24.10.1973), unterhält später in Gandersheim eine Schülergruppe, die zeitweise mit der Gruppe in Seesen zusammenarbeitet (vgl. 8.1.1974, 8.4.1974), und vermutlich auch ein Chilekomitee, zumindest müssen die örtlichen bzw. regionalen Demonstranten gegen das Pinochetregime auf keinen fahrenden Zug aufspringen, sondern werden bei einem regulären Zwischenstopp von den bereits im Sonderzug anwesenden Leuten, von denen vermutlich nur wenige den Ortsnamen Kreiensen zuvor je gehört hatten, freudig begrüßt.

Aufgrund seiner Goslarer Freunde und der gemeinsamen Kreisorganisierung im DGB erwähnt zum Abschluss dieser wie immer überaus lückenhaften Darstellung auch der AB wiederholt Bad Gandersheim, allerdings zum Teil wiederum über den örtlichen KBW (vgl. 14.6.1975, 19.10.1975).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

16.04.1968:
In Bad Gandersheim findet, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), eine Demonstration gegen das Attentat auf Rudi Dutschke statt.
Quelle: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 1

29.04.1968:
In Kreiensen wird, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), eine Ortsgruppe der Jusos der SPD gegründet.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 1

August 1968:
In Bad Gandersheim und Kreiensen tritt, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), die Ortsgruppe der Jungdemokraten der FDP erstmals öffentlich auf.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 1

September 1968:
In Kreiensen sagt sich, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), die Ortsgruppe der Jusos von der SPD los.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 1

19.12.1968:
In Bad Gandersheim protestieren, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), u.a. die Jungdemokraten der FDP gegen eine NPD-Veranstaltung mit Adolf von Thadden.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 2

22.03.1969:
In Bad Gandersheim findet, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), der NPD-Landesparteitag statt, gegen den u.a. die örtlichen Jungdemokraten der FDP protestieren.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 2

29.05.1969:
Die DKP bringt die Nr. 9 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 22.5.1969, 5.6.1969). Eingegangen wird auch auf Bad Gandersheim.
Q: Unsere Zeit NRW Nr. 9, Essen 29.5.1969

August 1969:
Am Gymnasium Bad Gandersheim wird, laut Aktivistenkollektiv (vgl. 15.9.1970), die Unabhängige Schülergemeinschaft (USG) gegründet.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10 - Aktivistenbeilage, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 3

12.09.1969:
Bundesminister a. D. Paul Lücke verurteilt, laut Projektgruppe Information (vgl. 3.11.1969), auf einer Veranstaltung der CDU Bad Gandersheim die Demokratisierung.
Q: Rote Provinz Nr. 1, Bad Gandersheim 3.11.1969

03.11.1969:
Erstmals erscheint die 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Dez. 1969), von der Projektgruppe Information Bad Gandersheim, unter Verantwortung von Werner W. Hillebrecht in Kreiensen.
In "Alptraum des Herrn Direktor" wird berichtet vom Gymnasium Bad Gandersheim, wo der Direktor den SDS für die Gründung der Unabhängigen Schülergemeinschaft (USG – vgl. Aug. 1969) verantwortlich machte. Berichtet wird von der antidemokratischen CDU Bad Gandersheim (vgl. 12.9.1969).

Angeboten wird Beratung zur Kriegsdienstverweigerung (KDV), berichtet von den Bundeswehrdeserteuren Werner Henseler, Manfred Grashof der in Lübeck und Heinz Zirk der in Würzburg in U-Haft sitzt. Aus Düsseldorf wird die APO-Tagung Anfang Dezember angekündigt, von der DKP der Austritt aus der ADF, aus Hannover wird berichtet von der Praktizierung der Vorbeugehaft, aus Essen vom Popfestival in der Grugahalle (vgl. 9.10.1969).

Vom AUSS Freiburg wird das "Modell einer Ganztagsschule" vorgestellt, aus der Berliner 'RPK' eine Einschätzung der Bundestagswahlen übernommen, wobei deren Einschätzung des Standes der Klassenkämpfe um eigene Ausführungen zur "Situation in der Provinz" ergänzt wird.
Q: Rote Provinz Nr. 1, Bad Gandersheim 3.11.1969

14.11.1969:
Am Gymnasium Bad Gandersheim wird heute, laut der Projektgruppe Information (vgl. Dez. 1969), im Rahmen des Vietnamprotests am Moratoriumstag neben dem Lehrerzimmer ein Plakat gegen den Vietnamkrieg aufgehängt, welches kurz danach entfernt wird, aber zwei Mitgliedern der Unabhängigen Schülergemeinschaft (USG) nach einem kurzen Gespräch mit Oberstudiendirektor Vogt zurückgegeben wird (vgl. 15.11.1969).
Q: Rote Provinz Nr. 2, Bad Gandersheim Dez. 1969

15.11.1969:
Am Gymnasium Bad Gandersheim verteilt heute, laut der Projektgruppe Information (vgl. Dez. 1969), die Unabhängige Schülergemeinschaft (USG) ein Flugblatt, in dem das gestrige Gespräch mit Oberstudiendirektor Vogt falsch wiedergegeben wird. Es kommt dafür zu zwei schriftlichen Verweisen und sieben mündlichen Tadeln gegen Mitglieder der USG-Basisgruppe am Gymnasium Bad Gandersheim.
Q: Rote Provinz Nr. 2, Bad Gandersheim Dez. 1969

16.11.1969:
Am heutigen Volkstrauertag ist in Bad Gandersheim, laut der Projektgruppe Information (vgl. Dez. 1969), am Ehren- und Mahnmal die Aufschrift "Kampf den Nazis, Vietnam, es macht Spaß für den Kapitalismus zu sterben" angebracht. Oberstudiendirektor Vogt vom Gymnasium Bad Gandersheim hält eine Rede, eine Abordnung der Bundeswehr ist anwesend.
Q: Rote Provinz Nr. 2, Bad Gandersheim Dez. 1969

Dezember 1969:
Es erscheint die Nr. 2 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. 3.11.1969, Jan. 1970). Bekanntgegeben wird, dass nun auch Genossen aus Duderstadt mitarbeiten.
Es erscheint auch ein "Aufriss zur Anti-Bundeswehrkampagne".
Aus Vietnam wird berichtet, mit Hilfe der 'FR', vom Massaker in My Lai, aus Gandersheim vom Vietnamprotest am Gymnasium Bad Gandersheim (vgl. 14.11.1969, 15.11.1969) sowie am Volkstrauertag (vgl. 16.11.1969) und auch von dem Besitzer der örtlichen Loro-X-Werke, Karl-Heinz Vahlbrauk und seinen 300 Beschäftigten, die nicht der IG Metall beitreten dürfen, während der örtliche DGB Ruhe bewahre.

Dargestellt wird die Lage eines entlaufenen Fürsorgezöglings. Berichtet wird auch vom Religionsunterricht an der Realschule Bad Gandersheim. Angekündigt wird der Beatbattle in Seesen, auf dem Protestaktionen zu erwarten sind.
Q: Rote Provinz Nr. 2, Bad Gandersheim Dez. 1969

15.12.1969:
In Bad Gandersheim wird heute, laut der Projektgruppe Information (vgl. Jan. 1970), im Rahmen des Vietnamprotests am zweiten Moratoriumstag eine unangemeldete Spontandemonstration durch Bad Gandersheim mit 30 Teilnehmern durchgeführt. Die erwarteten Genossen aus Seesen kamen nicht.
Q: Rote Provinz Nr. 3, Bad Gandersheim Jan. 1970, S.10f

Januar 1970:
Es erscheint die Nr. 3 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Dez. 1969, März 1970). Bekanntgegeben wird, dass die 'Rote Provinz' nun erstmals sowohl in Bad Gandersheim als auch in Northeim erscheine. Weiter heißt es u.a.:"
Einige Exemplare dieser Ausgabe werden Einbeck, Duderstadt und vielleicht auch Osterode erreichen. Wir bitten die Empfänger: Beteiligt Euch! Dann sind wir wieder ein Stück auf unserem Wege weiter, das Verbindungsblatt progressiver Jugendlicher zwischen Hannover und Göttingen zu werden.
Die Redakteure der ROTEN PROVINZ haben keine einheitliche politische Meinung. Unter ihnen sind Jungdemokraten, Jungsozialisten, Mitglieder von Schülergemeinschaften und nicht organisierte Lehrlinge und Schüler."

Aus Bad Gandersheim wird von der Vietnamdemonstration (vgl. 15.12.1969).
Aus Northeim wird berichtet über das Arbeits-Wert (AW) System für KfZ-Lehrlinge und in einem Artikel "So erging es einem Northeimer Genossen bei der Ausbildung: Wie man das Denken lernt (Vom Schüler zum Gesellen)" wird u.a. von der Gerhart Hauptmann Hauptschule Northeim berichtet.

Aus Braunschweig wird berichtet von einem Happening des Aktionskünstlers Otto Mühl (vgl. 17.12.1969). Von einer Arbeitsgruppe des SDS Tübingen wird der Text "Technologie und Demokratie: Lehre und Forschung im Dienste des Kapitalismus" nachgedruckt. Von der Bundeswehr wird die Anleitung zur Herstellung von Brandflaschen bekanntgegeben, vom WDR die Anleitung zur Berichterstattung über die Radikalen. Nach Redaktionsschluss ging ein Brief zu den Loro-X-Werken ein.
Q: Rote Provinz Nr. 3, Bad Gandersheim Jan. 1970

März 1970:
Es erscheint die Nr. 4 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Jan. 1970, Apr. 1970). Die verspätete Erscheinung liegt an der Erstellung einer Extraausgabe zu Dritter Welt und US-Kapital, die auch für Lehrlinge verständlich sei. Bekanntgegeben wird:"
Durch die Erweiterung des Verteilernetzes auf einige andere Städte Niedersachsens war es nötig, die Auflage um eine beträchtliche Anzahl von Exemplaren zu erhöhen."

Bekanntgegeben wird ebenfalls, dass der Bericht über die Loro-X-Werke Bad Gandersheim in der Nr. 2 die Auflage glatt verdoppelte. Eingegangen wird u.a. auf die Lehrlinge bei Loro sowie auf das Eingreifen des Verfassungsschutz.

Informiert wird über Haschisch und dessen Gebrauch. Erneut erscheint ein Bericht aus den Erziehungsheimen über einen vollverwaisten Jugendlichen aus Seesen, der u.a. in Braunschweig und danach in Augustdorf untergebracht wurde.

Kritisiert wird die christliche Zeitschrift 'Entscheidung' von Billy Graham.
Q: Rote Provinz Nr. 4, Bad Gandersheim März 1970

April 1970:
Es erscheint die Nr. 5 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. März 1970, Mai 1970), die sich anläßlich der bundesweiten evangelischen Militärseelsorgetagung in Bad Gandersheim (vgl. 6.4.1970) ganz der Militärseelsorge sowie der Bundeswehr widmet.
Q: Rote Provinz Nr. 5, Bad Gandersheim Apr. 1970

06.04.1970:
Die heute beginnende bundesweite evangelische Militärseelsorgetagung in Bad Gandersheim soll bis zum 10. April dauern.
Q: Rote Provinz Nr. 5, Bad Gandersheim Apr. 1970, S. 2

Mai 1970:
Es erscheint die Nr. 6 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Apr. 1970, Juni 1970). Hingewiesen wird darauf, dass sich neben der Projektgruppe Information mittlerweile mehrere Schüler- und Lehrlingskollektive gebildet haben.

Aus Einbeck wird berichtet vom "Polizeiterror" (vgl. 3.5.1970), aus Berlin von den Schüssen auf der Kambodschademonstration (vgl. 9.5.1970) sowie aus dem Märkischen Viertel (vgl. 24.4.1970, 1.5.1970). Die Frage, ob es Ausbeutung gibt, wird mit Hilfe der 'UZ' der DKP geklärt. Mit Hilfe des 'ED' wird von der Plakatgruppe bei Daimler-Benz Stuttgart eine Bilanzanalyse vorgelegt. Eine Kritik am Christentum scheint aus eigener Feder zu stammen.

Veröffentlicht wird zur Fürsorgeerziehung ein Brief von einem Mädchen, welches in verschiedenen Erziehungsheimen lebte, u.a. in Pinneberg-Waldenau, Hamburg-Volksdorf, Hamburg-Feuerbergstraße, Kinderheim Hamburg-Ochsenzoll, in Hamburg-Averhoffstraße, in Schaumburg und im Immenhof bei Hützel.
Q: Rote Provinz Nr. 6, Bad Gandersheim Mai 1970

Juni 1970:
Es erscheint die Nr. 7 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Mai 1970, Juli 1970). Der Leitartikel "Die Klassenschule und unsere Forderungen" befasst sich anläßlich der Streiks in Berlin mit Haupt- und Realschulen, aber auch den Gymnasien. Gymnasiasten sollten die Forderungen der Haupt- und Realschüler unterstützen. Ein Artikel behandelt den "Kirchenaustritt – Wie, wo und warum". Fortgesetzt wird die Kritik des Christentums.

Aus Einbeck wird berichtet von Vertriebsproblemen, aus Bad Gandersheim von nicht politisch inspiriertem Vandalismus der Abiturienten des Gymnasiums sowie der Aufführung des Theaterstücks 'Mutter Courage' von Bert Brecht am 2. Juni 1970, aus Göttingen vom Schulstreik gegen den Lehrer Schinke, aus Seesen von der Jungen Union (JU) der CDU (vgl. 11.5.1970).

Eingegangen wird auch auf den 17. Juni 1953 und die Vermögensbildung, sowie mit Hilfe des 'Berliner Extradienst' Auf die Klassenstrukturen in der Bundesrepublik. Fortgesetzt wird der Haschisch-Report, wobei auf die Regeln für die Black Panther Partei (BPP USA) verwiesen wird.
Q: Rote Provinz Nr. 7, Bad Gandersheim Juni 1970

Juli 1970:
Es erscheint die Nr. 8 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Juni 1970, 15.9.1970). Vorgestellt wird das Schulungsprogramm des Aktivistenkollektivs Bad Gandersheim / Kreiensen sowie dessen vorläufige Plattform, auf der "die weitere Organisation revolutionärer Arbeit in diesem Gebiet aufbauen kann."

Enthalten ist auch ein Artikel von Karl Heinz Roth zur technokratischen Reform der Lehrlingsausbildung.
Q: Rote Provinz Nr. 8, Bad Gandersheim Juli 1970

12.09.1970:
Die niedersächsischen Deutschen Jungdemokraten führen ihren Landesjugendtag durch, was dem FDP-Landesverband, laut KPD/ML-ZB, den Anlaß bietet sie wegen ihrer 'radikal-marxistischen' Zielsetzung aus der FDP auszuschließen (vgl. 31.10.1970).

Auf dem heute beginnenden zweitägigen Landesjugendtag Niedersachsen der Jungdemokraten werden, laut Projektgruppe Information Bad Gandersheim (vgl. 15.9.1970) progressive Beschlüsse gefasst, so dass die FDP ihre Beziehungen zu den DJD Niedersachsen abbricht.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970, S. 14; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 48, Bochum 7.11.1970, S. 5;Zündkerze Nr. 4, Bochum Sept. 1970, S. 8

15.09.1970:
Frühestens in dieser Woche erscheint die Nr. 9/10 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Juli 1970) für August und September. Berichtet wird von den Jungdemokraten (Judos bzw. DJD) der FDP Niedersachsen, die nun nicht mehr zur FDP gehören (vgl. 12.9.1970), von der Lohnsteuervorauszahlung, über die Arbeitsweise des Verfassungsschutz, über einen geplanten Truppenübungsplatz bei Langelsheim, gegen den auch die DKP protestiert, aus Hilkerode bei Duderstadt im Eichsfeld bzw. im Landkreis Göttingen wird berichtet aus dem Kleinbetrieb Meß- und Fernmeldetechnik GmbH und dessen griechische Arbeiter, für die sich die IG Metall einsetzt.

Berichtet wird auch anläßlich des Suharto-Besuchs (vgl. 4.9.1970) über Indonesien sowie in einer Übersicht über internationale Klassenkämpfe in Schweden, Belgien (vgl. 5.1.1970), Nordirland und Großbritannien, u.a. vom Hafenarbeiterstreik (vgl. 15.7.1970).

In einer Aktivistenbeilage wird die Geschichte der radikalen Linken in Kreiensen und Gandersheim geschildert.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970

23.03.1971:
In Kreiensen erscheint erstmals die 'Alternative' (vgl. 14.4.1971). Der Leitartikel befasst sich mit den Prozessen gegen Angela Davis und Bobby Seale von der Black Panther Partei (BPP USA). Man befasst sich in "Pop – das große Geschäft" mit den Popfestivals. Eingegangen wird auch auf den 100. Jahrestag der Pariser Kommune und berichtet mit Hilfe des Informationsbulletins der türkischen ATIF.
Q: Alternative Nr. 1, Kreiensen 23.3.1971

14.04.1971:
In Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 2 (vgl. 23.3.1971, 30.4.1971) mit einem Leitartikel "Über das Herstellen von Untertanen". Eingegangen wird auch auf die Novellierung des Ersatzdienstgesetzes bzw. den Streik der EDL dagegen.
Q: Alternative Nr. 2, Kreiensen 14.4.1971

26.04.1971:
In Berlin geben die Sozialistischen Betriebsgruppen Tempelhof von NCR, SEL, Daimler und Gillette (SBG) die Nr. 9 ihrer Zeitung 'Die Sache der Arbeiter' datiert auf April (vgl. 19.4.1971, vermutlich zu Anfang dieser Woche heraus. Berichtet wird u.a. aus dem BSE-Bereich über die Zeitverträge bei der Firma Adolf Alexander in Berlin und Gandersheim.
Q: Die Sache der Arbeiter Nr. 9, Berlin Apr. 1971, S.6

30.04.1971:
In Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 3 (vgl. 14.4.1971, 9.6.1971) mit einem Leitartikel zum 1. Mai. Eingegangen wird auch auf die Klassengesellschaft sowie auf den 8. Mai 1945.
Q: Alternative Nr. 3, Kreiensen 30.4.1971

09.06.1971:
In Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 4 (vgl. 30.4.1971, 21.7.1971). Eingegangen wird auf den 'Tintenklex', die Schülerzeitung des Gymnasiums Bad Gandersheim, der in seiner ersten Ausgabe auf die 'Alternative' einging, die DKP falsch kritisierte, und auch in der Juniausgabe sei "Ein gefährlicher Artikel…" erschienen, dessen Geist den Drohungen Fritz Bergs während der Septemberstreiks 1969 entspräche.

Berichtet wird aus Göttingen vom Fahrpreiskampf, aus Goslar von der Teilstillegung der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke der Preussag bzw. den dortigen 500 Entlassungen.
Q: Alternative Nr. 4, Kreiensen 9.6.1971

21.07.1971:
In Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 5 (vgl. 9.6.1971, 14.9.1971) mit einem Leitartikel zur neuen Hausordnung am Gymnasium Bad Gandersheim. Der Artikel "Geschichtsfälschung" kritisiert Schulbücher, berichtet wird auch von der Chemietarifrunde (CTR) 1971 sowie aus den USA von den Pentagon-Papieren und über die deutsche Waffenhilfe für die Kolonialmacht Portugal.
Q: Alternative Nr. 5, Kreiensen 21.7.1971

September 1971:
Die Gebietsgruppe Einbeck - Alfeld - Gandersheim der SDAJ der DKP gibt die Nr. 2 ihrer Lehrlings- und Jungarbeiterzeitung 'Der Schraubstock' heraus.
Q: Der Schraubstock Nr. 2, Kreiensen Sept. 1971

14.09.1971:
In Bad Gandersheim bzw. Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 6 (vgl. 21.7.1971, 16.11.1971). Eingegangen wird auf "Die allgemeine Krise des Imperialismus", wobei ein Artikel zur "Dollarkrise" der 'Arbeiterpolitik' vom Juli entnommen wurde, aber auch auf das Programm des US-Präsidenten Nixon und den Wehrkundeerlaß (WKE) sowie auf die Erschießung von Petra Schelm in Hamburg (vgl. 15.7.1971). Enthalten ist auch eine Schulbuchanalyse.
Q: Alternative Nr. 6, Kreiensen 14.9.1971

16.11.1971:
In Bad Gandersheim bzw. Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 7/8 (vgl. 14.9.1971, 21.1.1972). Berichtet wird von der Schülersprecherwahl am Gymnasium Bad Gandersheim, wozu eine Analyse der SMV vorgenommen wird.

Berichtet wird über den "Bundesgrenzschutz eine Bürgerkriegsarmee", angegriffen der Wehrkundeerlaß (WKE) gegen den auch die GEW Fachgruppe Gymnasien Niedersachen protestierte. Erwähnt wird auch der faschistische Terror in der Türkei.
Q: Alternative Nr. 7/8, Kreiensen 16.11.1971

21.01.1972:
In Bad Gandersheim bzw. Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 9 (vgl. 16.11.1971, 3.5.1972). Berichtet wird aus Bangla Desh, über die westdeutsche Wiederaufrüstung, über den "Mord an Georg von Rauch" (vgl. 4.12.1971), über die Göttinger Gewerbeschüler bzw. den dortigen Schulkampf sowie über die am Gymnasium Bad Gandersheim existierende Arbeitsgemeinschaft zum Militarismus.
Q: Alternative Nr. 9, Kreiensen 21.1.1972

03.05.1972:
In Bad Gandersheim bzw. Kreiensen erscheint die 'Alternative' - Schülerzeitung - Nr. 10 (vgl. 21.1.1972), wobei es sich um die letzte uns vorliegende Ausgabe handelt.

Berichtet wird von einer angeblichen tätlichen Auseinandersetzung zwischen einem Lehrer und einem Fünftklässler bzw. von einem prügelnden Lehrer. aufgerufen wird "Kampf dem Berufsverbot für fortschrittliche Lehrer!", eingeladen zum Antimilitaristischen Arbeitskreis der SMV und fortgeführt der Artikel zur "Militarisierung der BRD". Geworben wird für den Polibula Göttingen.
Q: Alternative Nr. 10, Kreiensen 21.1.1972

11.07.1973:
Von der ab heute erscheinenden 'KVZ' Nr. 1 verkauft die OG Göttingen des KBW an "Kommunisten in Kreiensen" nach einem Bericht 20, nach einem zweiten Bericht 25 Exemplare.
Q: KBW-OG Göttingen-APA: Rundschreiben, Göttingen 27.7.1973, S. 2; KBW-OG Göttingen-APA: Rundschreiben zum Verkauf der KVZ Nr. 2, Göttingen 23.9.1973, S. 2

12.09.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 2 verkauft die OG Göttingen des KBW in Kreiensen 30 Exemplare.
Q: KBW-OG Göttingen-APA: Rundschreiben zum Verkauf der KVZ Nr. 2, Göttingen 23.9.1973, S. 2

26.09.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 3 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen, "eine im Oberschüler- und Lehrlingsbereich arbeitende Gruppe", in Kreiensen 25 Exemplare, vorwiegend an Oberschüler.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 3-5, o.O. o.J. (1973)

10.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 3 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen in Kreiensen 25 Exemplare.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 3-5, o.O. o.J. (1973)

24.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 5 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen in Kreiensen 25 Exemplare.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 3-5, o.O. o.J. (1973)

08.01.1974:
Am Gymnasium Seesen und am Roswitha-Gymnasium Bad Gandersheim gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen / Gandersheim die Nr. 2 ihrer 'Kommunistischen Schülerzeitung' (KSZ - vgl. 5.2.1973, Apr. 1974) mit einem Leitartikel "Verfassungsschutz am Seesener Gymnasium" heraus. Drei Siebtklässler vom Gymnasium Seesen berichten über ihre Umfrage zum Weihnachtfest, wozu es auch einen Artikel von Lenin, "Sozialismus und Religion" gibt.

Bekanntgegeben wird "In eigener Sache" die Senkung der Auflage auf 400 Exemplare. Eingegangen wird auf die Energiekrise sowie auf Chile, Griechenland, Israel, Kambodscha und den NC.

Vom Roswitha-Gymnasium Bad Gandersheim wird nichts berichtet.
Q: Kommunistische Schülerzeitung Nr. 2, Kreiensen 8.1.1974

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08.04.1974:
Der KBW (vgl. 17.4.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß die Kommunistische Schülergruppe Seesen / Gandersheim (KSG) mit einem Teil der Ortsaufbaugruppe (OAG) Clausthal-Zellerfeld/Seesen des KBW eine Solidaritätsaktion mit F. Güde gegen dessen Berufsverbot (BV) durchführt. Dazu heißt es:"
In diesem Zusammenhang diskutierten wir den 'Güde-Artikel' aus der KVZ Nr. 4 in den Klassen während des Unterrichts und einen Teil der demokratischen Forderungen aus dem Programm des KBW. Weiterhin sammelten wir 87 Unterschriften in der Schule und im Bekanntenbereich. Die Lehrer am Gymnasium Seesen wurden aufgefordert, Stellung zu beziehen und einige erklärten sich bereit, in der GEW-Ortsgruppe den Fall Güde zu diskutieren und an die Redaktion der KVZ eine Stellungnahme zu schicken."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 8, Mannheim 17.4.1974, S. 1O

14.09.1974:
Zum Abschluß der bundesweiten Chile-Woche ab 7.9.1974 findet heute in Frankfurt eine bundesweite Demonstration zum Jahrestags des Putsches statt.

Laut KBW, der schon am 24.7.1974 aufrief, kommen mehr als 25 000 Demonstranten zusammen. Aufgerufen hatten eine Reihe von Chile-Komitees und der KBW.

Die Chile-Komitees organisieren, laut KBW (vgl. 4.9.1974), zur Anfahrt u.a. drei Sonderzüge. Der dritte fährt von Kiel u.a. über Hildesheim, Kreiensen, Göttingen. Karten gab es über die Chilekomitees oder den KBW.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 15, 18 und 21, Mannheim 24.7.1974, 4.9.1974 bzw. 16.10.1974, S. 16, S.* bzw. S. 14f

14.06.1975:
Vom DGB KV Goslar/Bad Gandersheim fahren heute, laut AB, 100 zur Demonstration gegen Jugendarbeitslosigkeit nach Hannover, u.a. auch ein Soldat in Uniform. Da KBW-Mitglieder nicht auf Gewerkschaftskosten mitfahren dürfen müssen 3 als KBWler bekannte Personen wieder aus den Bussen aussteigen.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 64, München 29.6.1975

19.10.1975:
Der AB gibt die Nr. 72 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 5.10.1975, 2.11.1975) heraus. Die Kämpfende Jugend (KJ) berichtet u.a. von der DGB Kreisjugendkonferenz (KJK) Goslar/Bad Gandersheim.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 72, München 19.10.1975

Letzte Änderungen: 21.5.2014

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