Braunschweig:
Fernmeldeamt und Deutsche Postgewerkschaft (DPG)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 12.04.2010

Der Deutsche Postgewerkschaft Ortsjugendausschuß (DPG OJA) Braunschweig ist zu Beginn dieser Darstellung im offenbar oppositionellen DGB-Kreisjugendausschuss vertreten (vgl. 26.4.1973). Der in der DPG aktive KBW Braunschweig hat seine Basis, wie andere linke Gruppen bei der Post meist auch, offenbar nicht im Schalter- oder Zustelldienst, sondern vor allem im Fernmeldebereich, wo er für das Fernmeldeamt eine Betriebszeitung herausgibt (vgl. 18.3.1974, 29.4.1974, 20.5.1974, 7.6.1974), was offenbar zu Unmut des DPG-Ortsvorstandes führt (vgl. 2.5.1974), während die Basis der Braunschweiger Postgewerkschaft sich auch nach Abschluss der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst (vgl. 20.2.1974) weiter für ihre Forderungen stark macht (vgl. 28.3.1974) und auch den Kampf gegen den §218 unterstützt (vgl. 19.5.1975).

Andere Gruppen als der KBW, dessen Zelle Fernmeldeamt Anfang 1975 offenbar drei Mitglieder hatte (vgl. 11.1.1975), berichten nach unserer lückenhaften Quellenauswertung nur selten aus dem Braunschweiger Postbereich oder der DPG Braunschweig (vgl. 16.10.1974, Feb. 1975).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

26.04.1973:
Der DGB KJA Braunschweig/Wolfenbüttel wird, laut Nationalem Komitee Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse sowie KSB Braunschweig, vom DGB Kreisvorstand aufgelöst.

Im KJA vertreten sind, laut KJV der KPD, die Jugendgruppen (JG) Siemens, Olympia, Voigtländer, MIAG, BMA, VW-MAN-Luther und Branche Metall der IGM, der ÖTV-OJA, der DPG-OJA, die HBV JG und die DruPa JG.
Quellen: Nationales Komitee Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse:Arbeiterjugend gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse,Remscheid o.J. (1973); Rote Hochschulzeitung Nr.11,Braunschweig 6.6.1973; Der Kontakt Nr.2,Braunschweig 22.3.1974

20.02.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 6.2.1974, 6.3.1974) Nr.4 heraus. Aus Braunschweig wird auch berichtet von der Post (DPG-Bereich) sowie von OV und OJA der ÖTV.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.4,Mannheim 20.2.1974

18.03.1974:
In Braunschweig gibt die Betriebsaufbauzelle Fernmeldeamt (FMA) des KBW vermutlich in dieser Woche erstmals ihre Betriebszeitung 'Der rote Wecker' (vgl. 29.4.1974) mit acht Seiten DIN A4 heraus. Die Auflage beträgt 800. Der Leitartikel "Trotz Lohnabbau keine Niederlage" berichtet von der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst (ÖDTR) auch aus Hessen, Frankfurt, Mannheim, Wiesbaden und Wolfsburg. Im Artikel "Was will diese Zeitung?" wird berichtet von der Gründung der KBW Ortsgruppe Braunschweig (vgl. 10.2.1974). Aufgerufen wird zur "Solidarität mit dem kambodschanischen Volk" (vgl. 23.3.1973). In "'Wir verzichten dankend' – oder die Spaltungsversuche der Gewerkschaftsführung" wird auf Flugblätter der DPG eingegangen, die sich gegen den KBW wandten. Mit Hilfe der 'KVZ' wird aus der Sowjetunion berichtet von der Ausweisung Solschenizyns (vgl. 13.2.1974).
Q: Der Rote Wecker Nr.1,Braunschweig o.J. (1974)

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28.03.1974:
Auf der Jahreshauptversammlung der DPG Braunschweig wird, laut KBW (vgl. 29.4.1974), erneut ein Urlaubsgeld von 300 DM gefordert.
Q: Der Rote Wecker Nr.2,Braunschweig 29.4.1974,S.3

29.04.1974:
In Braunschweig gibt die Betriebsaufbauzelle Fernmeldeamt (FMA) des KBW die Nr.2 ihrer Betriebszeitung 'Der rote Wecker' (vgl. 18.3.1974, 20.5.1974) mit zehn Seiten DIN A4 heraus. Die Auflage beträgt 600. Beigeheftet ist ein Flugblatt zur Chileveranstaltung (vgl. 5.5.1974).

Der Leitartikel lautet "1. Mai – auch heute Kampftag der Arbeiterklasse" und ruft auf zum 1.Mai sowie zur Maiveranstaltung des KBW am 30.4.1974. Dokumentiert wird der Maiaufruf des ZK des KBW (vgl. 6.4.1974).

In "170,- DM – nicht für alle" wird von der Lohnerhöhung berichtet, die bei den unter 18jährigen aber nur zum Teil ankam. Mit den Lehrlingen befasst sich der Artikel "Frischer Nachwuchs fürs Fernmeldeamt", wobei vor drohenden Nichtübernahmen der Ausgelernten gewarnt wird. Um die Auszubildenden bzw. den DPG OJA und die Tarifrunde geht es auch in "Auszubildende sind empört – Der Abschluß ist unerhört".

Mit Hilfe der 'KVZ' wird berichtet aus der DPG Braunschweig (vgl. 28.3.1974), aber auch von der Post in Frankfurt. Gefordert wird zur Kantine: "Sofortige Rücknahme der Essenspreiserhöhung!". Aufgerufen wird: "Das Volk von Oman muss unterstützt werden!". Zur DDR und Sowjetunion wird erklärt: "Was heisst Sozialismus?"
Q: Der Rote Wecker Nr.2,Braunschweig 29.4.1974; Das Rote Signal Braunschweigt zeigt…,Braunschweig o. J. (1974)

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02.05.1974:
Der DPG Ortsvorstand Braunschweig beschließt auf seiner heutigen Sitzung, laut KBW (vgl. 20.5.1974), einstimmig Linksextreme aufgrund der Unvereinbarkeitsbeschlüsse (UVB) auszuschließen.
Q: Der Rote Wecker Nr.3,Braunschweig 20.5.1974,S.2

20.05.1974:
In Braunschweig gibt die Betriebsaufbauzelle Fernmeldeamt (FMA) des KBW die Nr.3 ihrer Betriebszeitung 'Der rote Wecker' (vgl. 29.4.1974, 7.6.1974) mit acht Seiten DIN A4 heraus. Die Auflage beträgt 600. Der Leitartikel berichtet: "Über 80 Rationalisierungsvorhaben geplant bzw. bereits durchgeführt". Zu den UVB, die der DPG Ortsvorstand unterstützt (vgl. 2.5.1974) bzw. zur DGB-KJK heißt es: "Unvereinbarkeitsbeschlüsse von Kreisjugenddelegiertenkonferenz abgelehnt".

Festgestellt wird: "Immer noch keine Klarheit über Urlaubsgeld!". Gefragt wird "Sichere Arbeitsplätze für Auszubildende?".

Ein Artikel schildert zum Niedersächsischen Schulgesetz "Das NSG und die Interessen des Volkes", ein weiterer die "Orientierungsstufe in Braunschweiger Schulen". Angekündigt werden die Vorführung des Films 'Rote-Fahne-Kanal' an der PH (vgl. 24.5.1974) und die nächste Landtagswahl (LTW), wozu der Artikel "Wahl in Sicht. Die Leistung der Landesregierung" erscheint.

Beigeheftet ist ein Flugblatt des KBW zum Grundgesetz (vgl. 17.5.1974, 21.5.1974).
Q: Der Rote Wecker Nr.3,Braunschweig 20.5.1974; KBW-OG Braunschweig: 25 Jahre Grundgesetz,Braunschweig 17.5.1974

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07.06.1974:
In Braunschweig gibt die Betriebsaufbauzelle Fernmeldeamt (FMA) des KBW ein Extra ihrer Betriebszeitung 'Der rote Wecker' (vgl. 20.5.1974) mit vier Seiten DIN A4 heraus. Die Auflage beträgt 500. Der Leitartikel "SPD, DKP, F.D.P., NPD, CDU. Diesen Parteien kein Vertrauen!" behandelt die Landtagswahl (LTW). Aufgerufen wird zur KBW-Veranstaltung (vgl. 18.6.1974), bekundet wird: "Fahrpreiserhöhung – mit uns nicht!"

Beigeheftet ist ein Flugblatt des KBW zu Neset Danis (vgl. 7.6.1974).
Q: Der Rote Wecker Extra,Braunschweig 7.6.1974; KBW-OG Braunschweig: Polizei deckt politischen Mord an einem türkischen Arbeiter,Braunschweig 7.6.1974

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16.10.1974:
In der Nr.42 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 9.10.1974, 23.10.1974) berichtet die KPD u.a. vom Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) Braunschweig über die über die Stillegung der Oberpostdirektion (OPD - DPG-Bereich).
Q: Rote Fahne Nr.42,Dortmund 16.10.1974

11.01.1975:
Innerhalb des KOB Braunschweig erscheint das Zirkular Nr. 19 (vgl. 2.4.1975).
Beigeheftet ist auch ein "Plan für die Aufteilung der Zellen auf die verschiedenen KVZ-Verkaufsbereiche", wobei u.a. folgende Verkaufsbereiche eingerichtet und Genossen eingeplant werden:
- Innenstadt (1 Bezirk, 1 Beauftragter), u.a. die Zelle Fernmeldeamt (FMA, DPG-Bereich) mit 3 Genossen.
Man äußert sich auch:"
ZUR AUFTEILUNG DER ZELLEN: In der Regel wurden die Betriebszellen, KOB-Schulzellen, KSB-Hochschulzellen im Bezirk, in dem ihr Arbeitsfeld (Betrieb, Schule, Hochschule) liegt, eingesetzt. Die Druckzelle im Bereich Westermann, Siemens Streitberg usw."
Q: KOB Braunschweig: Zirkular Nr.19,Braunschweig 11.1.1975

Februar 1975:
In Berlin erscheint die 'Betrieb und Gewerkschaft' – Zeitung für die Arbeiter und Angestellten der chemischen Industrie – Nr. 22 (vgl. Okt. 1974, März 1975). Von der DPG wird auch berichtet über deren Bezirk Braunschweig.
Q: Betrieb und Gewerkschaft Nr.22,Berlin Feb. 1975

19.05.1975:
Der KBW (vgl. 29.5.1975) berichtet vermutlich aus dieser Woche von einer Sitzung der DPG Braunschweig, auf der ein Volksentscheid gegen den Paragraphen 218 gefordert wird.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.21,Mannheim 29.5.1975

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