Braunschweig:
Wehrkundeerlass und Jugendoffiziere der Bundeswehr

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 16.12.2012

Vom Protest gegen den Wehrkundeerlass und die Auftritte von Jugendoffizieren der Bundeswehr - zu der es ansonsten für Braunschweig einen separaten Beitrag gibt -, berichten in dieser, wie immer unvollständigen Darstellung, zunächst die Freunde des 'Roten Pfeil' von der PH (vgl. Okt. 1971), sind diese doch durch ihre Erfahrungen aus Baden-Württemberg bereits mit dem Thema vertraut.

Der Rest dieser Darstellung wird nahezu ausschließlich von den an den Braunschweiger Hochschulen und Oberschulen aktiven Anhängern des späteren Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) bestritten, von denen sich zunächst der Sozialistischen Bund (SB) Braunschweig dem Thema widmet (vgl. 3.7.197, 12.7.1972), mit Hilfe seiner Oberschülerkommission (vgl. Aug. 1972) dann im Verlauf der Wehrkundekampagne die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) gründend.

Der Protest gegen die Wehrkunde führt schnell, vor allem am Wilhelm-Gymnasium auch zur politischen Disziplinierung (vgl. 13.11.11972, 12.3.1973, 30.5.1973).

Aktionseinheiten werden auf örtlicher Ebene, aber auch landesweit in ganz Niedersachsen (vgl. 19.2.1973, 5.3.1973, 13.3.1973, 29.3.1973, 30.3.1973) gebildet, wobei landesweit allein die Freunde der Vorläufer des KBW vertreten sind, in Braunschweig aber auch andere Gruppen wie die Gruppe Internationaler Marxisten (GIM) und die aus der KPD/ML-ZK kommenden Marxisten-Leninisten (ML) Braunschweig (vgl. Mai 1973).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Oktober 1971:
Es erscheint der 'Rote Pfeil' Nr. 18 (vgl. Juli 1971, Nov. 1971) der KSG des KAB/ML mit dem Artikel "Verstärkte Kriegspropaganda in der Ausbildung" wobei berichtet wird von der PH Braunschweig und vom Wehrkundeerlass (WKE) in Baden-Württemberg.
Quelle: Roter Pfeil Nr. 18, Tübingen Okt. 1971, S. 10

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03.07.1972:
In der vermutlich in dieser Woche erscheinenden Nr. 2 seiner 'Roten Universitätszeitung' (vgl. Juni 1972, 12.7.1972) befaßt sich der Sozialistische Bund (SB) Braunschweig u.a. mit dem Wehrkunde-Erlaß (WKE).
Q: Rote Universitätszeitung Nr. 2, Braunschweig Juli 1972, S. 3

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12.07.1972:
Der Sozialistische Bund (SB) Braunschweig gibt seine 'Rote Universitätszeitung' Nr.3 (vgl. 3.7.1972, 18.10.1972) heraus. Von der Kampagne gegen den Wehrkunde-Erlaß (WKE) wird kundgetan, daß sich in diese u.a. die vierköpfige Oberschülerkommission (OSK) des SB, die innerhalb der Schülerbasisgruppe (SBG) Braunschweig arbeitet, u.a. mit einer Zellenzeitung eingemischt hat. Die Marxisten-Leninisten (ML) Braunschweig aber, die ehemalige Ortsgruppe der KPD/ML-ZK (vgl. 27.11.1971), hätten eine abstrakte Diskussion initiiert, weswegen zur Demonstration nur 80 erschienen seien.
Q: Rote Universitätszeitung Nr. 3, Braunschweig 12.7.1972, S. 2f

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August 1972:
In Braunschweig bildet sich, nach eigenen Angaben, Anfang August durch den ideologischen Kampf der Oberschülerkommission (OSK) des Sozialistischen Bundes (SB) Braunschweig innerhalb der Schülerbasisgruppe und die Wehrkunde-Erlaß (WKE) Kampagne der OSK die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig (vgl. Mai 1972, 18.9.1972).
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 1, Braunschweig 18.9.1972

18.09.1972:
In Braunschweig gibt die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig (vgl. Aug. 1972) erstmals ihr Organ 'Rote Oberschüler Front' (ROF) heraus (vgl. Okt. 1972). Berichtet wird u.a. über die 4 Verweise am Wilhelm Gymnasium durch die Wehrkundeerlaß (WKE) Kampagne.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 1, Braunschweig 18.9.1972

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13.11.1972:
In Braunschweig gibt die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihre 'Rote Oberschüler Front' (ROF) Nr.3 (vgl. Okt. 1972, 11.12.1972) heraus, vom Wilhelmgymnasium (WG) wird berichtet über Disziplinierungen.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 3, Braunschweig 13.11.1972

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19.02.1973:
Der KB Braunschweig gibt die Nr.5/6 seiner 'Roten Arbeiter Zeitung' (vgl. 21.12.1972, 15.3.1973) heraus. Ein Aufruf gegen den Wehrkunde-Erlaß (WKE) ist unterzeichnet von der Initiativgruppe/Kommunistischer Oberschülerbund (IG/KOB) Braunschweig, der Initiativgruppe Sozialistischer Schüler (IGSS) Wolfenbüttel, von KB Braunschweig, KSB Braunschweig, ML Braunschweig und der GIM Braunschweig.
Q: Rote Arbeiter Zeitung Nr. 5/6, Braunschweig 19.2.1973, S. 6ff

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19.02.1973:
In Braunschweig gibt die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihre 'Rote Oberschüler Front' (ROF) Nr.6 (vgl. 11.1.1973, 5.3.1973) heraus, die zum Wehrkunde-Erlaß (WKE) eine längere Aufruferliste als die heutige 'RAZ' des KB Braunschweig veröffentlicht.
Bei der IG/KOB finden sich noch die Unterschriften von KB Göttingen, KSB Göttingen, Kommunistischer Schülerfront (KSF) Göttingen, KAJB Göttingen, KB Osnabrück, KAJB Osnabrück, KOB Osnabrück, KHG Oldenburg und vom Initiativkomitee/Kommunistische Schülergruppe (IK/KSG) Oldenburg.
Vom WKE wird außer vom WG dann auch vom Hoffmann von Fallersleben (HvF) Gymnasium berichtet, wo ein Jugendoffizier der Bundeswehr tätig wurde. Weitere WKE Berichte kommen aus der Lutherschule in Langschede/West bzw. der Hellwegkaserne in Unna in NRW und aus Wilhelmshaven. Abgedruckt wird auch der Bericht eines Braunschweiger Bundeswehrsoldaten der Panzerbrigade 2, die auch noch in Hildesheim liegt, u.a. über den Übungsplatz Bergen-Hohne.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 6, Braunschweig 19.2.1973

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05.03.1973:
In Braunschweig gibt die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihre 'Rote Oberschüler Front' (ROF) Nr.7 (vgl. 19.2.1973, 29.3.1973) heraus. Ein Aufruf gegen den WKE ist unterzeichnet aus Göttingen von KB, KSB, KAJB und KSF, aus Osnabrück von KB, KAJB, und KOB, aus Oldenburg von KHG und IK/KSG, aus Braunschweig von KB und IG/KOB sowie aus Hannover vom KB/Aufbaukomitee (KB/AK).
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 7, Braunschweig 5.3.1973, S. 15ff

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12.03.1973:
In Braunschweig gibt die Zelle Wilhelm-Gymnasium (WG) der Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihr Organ 'Roter Wilhelm' Nr.2 (vgl. 21.2.1973) heraus. Die Zelle äußert sich auch zur Wehrkunde (WKE) am WG.
Q: Roter Wilhelm Nr. 2, Braunschweig 12.3.1973, S. 6f

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13.03.1973:
In Braunschweig will u.a. die IG/KOB (vgl. 5.3.1973, 29.3.1973) auf einer Sitzung im AStA der TU ein Komitee gegen den Wehrkunde-Erlaß (WKE) gründen.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 7, Braunschweig 5.3.1973

29.03.1973:
In Braunschweig gibt die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihre 'Rote Oberschüler Front' (ROF) Nr.8 (vgl. 5.3.1973, 21.6.1973) heraus. Berichtet wird u.a. von der Wehrkunde-Erlaß (WKE) Kampagne (vgl. 13.3.1973, 30.3.1973). Die IG/KOB habe ihren Aufruf an allen Oberschulen in Braunschweig und Wolfenbüttel verbreitet und daraufhin ein Gespräch mit der IGSS Wolfenbüttel sowie GIM und ML Braunschweig geführt. Die ML hätten den Aufruf unterstützt und gerne noch um Ablehnung der Kriegsdienstverweigerung (KDV) als Alternative sowie die Forderung nach freier politischer Betätigung für fortschrittliche Menschen ergänzt. Bei der politischen Betätigung habe man einen Kompromiß geschlossen, die KDV solle in den Schulkomitees diskutiert werden. Hiervon gibt es an einer Stelle 4, an einer anderen Stelle mehr als 4 Stück. An der Berufsschule arbeiten sowohl KB als auch ML Braunschweig mit.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 8, Braunschweig 29.3.1973

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30.03.1973:
In Braunschweig soll ein Teach In gegen den Wehrkunde-Erlaß (WKE) im Freizeit- und Bildungszentrum stattfinden. Ein erneuter Aufruf in Braunschweig ist von GIM, ML Braunschweig und KB Braunschweig nebst IG/KOB und KSB unterzeichnet. Die IG/KOB ruft u.a. in ihrer gestrigen Zeitung auf.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 8, Braunschweig 29.3.1973

Mai 1973:
In Braunschweig erscheint erstmals die 'Rote Wühlmaus – Revolutionäre Zeitung für Lehrlinge und Schüler', die von den Marxisten-Leninisten/Braunschweig initiiert wurde. Berichtet wird auch über die Wehrkunde.
Q: Rote Wühlmaus Nr. 1, Braunschweig Mai 1973, S. 15ff

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30.05.1973:
In Braunschweig gibt die Zelle Wilhelm-Gymnasium (WG) der Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihr Organ 'Roter Wilhelm!' Nr.3 (vgl. 12.3.1973, Feb. 1974) heraus. Die Zelle äußert sich auch "Zur weiteren Arbeit im Wehrkundekomitee WG" (WKE).
Q: Roter Wilhelm! Nr. 3, Braunschweig 30.5.1973, S. 3f

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21.06.1973:
In Braunschweig gibt die Initiativgruppe zum Aufbau eines Kommunistischen Oberschülerbundes (IG/KOB) Braunschweig ihre 'Rote Oberschüler Front' (ROF) Nr.9 (vgl. 29.3.1973, 22.12.1973) heraus. Berichtet wird u.a. von der Bundeswehr vom Tag der Braunschweiger Infanterie am 6. Mai und von der Wehrkunde-Erlaß (WKE) Kampagne (vgl. 30.3.1973), in der Komitees an den Gymnasien Ina Seidel, Ricarda Huch und Hoffmann von Fallersleben aufgebaut wurden.
Q: Rote Oberschüler Front Nr. 9, Braunschweig 21.6.1973

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Oktober 1973:
Der KHB/ML des AB gibt erst im Oktober seine 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ) Nr.17 für September/Oktober (vgl. Juli 1973, Nov. 1973) mit dem Leitartikel zu den BWHS "Bundeswehrhochschulen - Ein Schritt weiter in der Militarisierung" heraus, der sich auch mit dem Wehrkundeerlass (WKE - vgl. 19.11.1970) befasst, von diesem auch aus Braunschweig berichtend.
Q: Kommunistische Studentenzeitung Nr. 17, München Sept./Okt. 1973, S. 1f

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